Heroes - Untold Chapters von abgemeldet (arbeitstitel) ================================================================================ Kapitel 1: How to find out, who you are --------------------------------------- Kapitel 1 – How to find out, who you are Die menschliche DNA ist eine chemische Verbindung, die die gesamten Informationen zur Konstruktion unseres Körpers enthält. Das Human-Genom-Project beschäftigt sich ausschließlich mit dem Herauslesen bestimmter Sequenzen und der Entschlüsselung, also dem Identifizieren der, aus der Sequenz resultierenden, Eigenschaften des Körpers. Der größte Teil der Basenpaare wird nach wie vor als 'Schrott-DNA' bezeichnet. Solche Bereiche der DNA enthalten keine Information, die wir bisher entschlüsseln konnten, oder in denen irgendein Muster erkennbar wäre, dass alle Menschen teilen. Doch heißt das, dass keine Informationen da sind? Wie tief kann unser Verständnis der menschlichen Natur reichen? Selbst wenn es uns gelingt, alle Informationen aus der DNA zu verwerten, wie vorhersagbar kann das Leben dadurch werden? Sind es nicht auch die äußeren Umstände, die uns prägen? Einschneidende Erlebnisse, die unsere Wahrnehmung und unsere Wertvorstellungen für immer verändern? Macht nicht sowohl unsere Biologie, als auch unsere Erfahrung aus, wer wir sind? Jamiel setzte sich auf und entzündete eine neue Zigarette. Er hasste das Rauchen. Aber er wusste auch, dass seine Sucht nicht wie die eines anderen Rauchers war. Das minderte das schlechte Gewissen etwas. Es war gerade halb zwei mittags und er war 'schon' wieder wach. Neben ihm im Bett lag Jessica. Sie waren irgendwann am frühen morgen mit einem der ersten Busse zu seiner Wohnung gefahren und hatten sich dort geliebt. Dann waren sie erschöpft im Arm des jeweils anderen eingeschlafen. Jamiel sah auf seine Freundin herunter, die irgendetwas gegen den Zigarettengestank murmelte und sich umdrehte, um weiter zu schlafen. Ihr schulterlanges knallrotes Haar verdeckte ihr für eine Frau markantes Gesicht, mit den grauen Augen (Jessica liebte diese Kontaktlinsen) . Ihr graziler und kleiner Körper, der nicht so recht zum Gesicht passen wollte und der sonst von schwarzem Leder und punkigen Armbändern und Stacheln umgeben war, wich jetzt in die Wärme der Decke zurück. Jamiel wollte ihr noch einige Minuten Ruhe gönnen und erhob sich. Rasch zog er seine Shorts an, die er nach kurzer Suche unter dem Bett gefunden hatte und trat auf den Balkon seiner kleinen Mietwohnung. Irgendwie war es seltsam. Das Antlitz schien sich nie zu ändern – so oft man auch darauf schaute. Natürlich änderte sich das Wetter (Aachen kannte zwei Jahreszeiten: warmen Regen und kalten Regen) und die wenigen Bäume zwischen den Häusern trugen mal mehr und mal weniger Blätter. Aber die gelassene Stimmung der Stadt blieb immer die gleiche: Menschen, meistens Studenten, kamen und gingen. Man nahm einzelne bewegte Schicksale wahr und es schien als berührten sich die Schicksale von Menschen eine Zeit lang... [wie sich schneidende Kurven in einer Fläche], dachte Jamiel. [Oh mein Gott, ich DENKE schon in Mathe!!!] Aus der Wohnung hörte er ein Murren, das eindeutig nach mehr Aufmerksamkeit verlangte. Jessica. Liebe auf den ersten Blick traf es natürlich nicht. So etwas passierte nur in schlechten Filmen. Sie beide wussten, dass es eine vorübergehende Beziehung war, und niemand verwandte viel Zeit darauf, dem anderen möglichst aufwendige Liebeserklärungen zu machen. Sie würden einfach ihre gemeinsamen Tage (und natürlich Nächte) genießen, solange sie die Nähe des anderen genießen konnten. Dann würden sie getrennte Wege gehen. Natürlich würde er Jessica vermissen (und nicht zuletzt das kleine Muttermal unter ihrer linken Brust, das ihr jedes mal das lustvollste Stöhnen entlockte, wenn er es liebkoste). Aber es würde weiter gehen. Keine Abhängigkeit mehr – die wichtigste Erfahrung, die er aus seiner letzten Beziehung mitgenommen hatte. Jamiel ging wieder nach Innen und lies den Blick auf die mit Tau bedeckten Dächer aus dem fünften Stock hinter sich. Bei einem kurzen 'Frühstück beschlossen sie das Vorgehen für den Rest des Tages: Sie würden zusammen ihren gemeinsamen Kommilitonen Erik besuchen, eine Runde Wii zocken und dann würde Jessica zu ihrer Schwester fahren und Jamiel seine Mathe-Sachen wieder zu Natasha ziehen, um dort den harten Teil des Tages zu verbringen. Heute warteten noch zwei weitere Kapitel Algebra auf ihn... „Glaubst du, Natasha will was von dir?“, fragte Jessica als sie schließlich die Wohnung verließen und in den Aufzug stiegen. Sie war nicht eifersüchtig. Es war reines Interesse. Kurze Stille und ein Grinsen. „Darauf kannst du Gift nehmen. Aber ich bin diesmal vergeben und ich weiß warum.“ Sie blickten sich ernst an. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie Sachen tut, einfach nur um sich selbst zu beweisen, dass die Dinge anders kommen, als sie es erwartet.“ „Du meinst diese Melancholie?“ „Mehr. Es ist, als ob sie weiß, was passieren wird, aber sie will es nicht. Sie will ausbrechen. Das ist gefährlich. Ich kenne das...“ Nachdenklicher Gesichtsausdruck. Sie waren jetzt auf der Straße und direkt hinter der Kreuzung, auf die sie zu liefen, lag die Bushaltestelle, die ihr vorläufiges Ziel war. „Machst du dir jetzt ernsthaft Sorgen um Natasha?“ „Ja“ „Hm. Dann red doch mal mit ihr. Aber was willst du erreichen. Erinnerst du dich daran, wie sie in der Vorlesung mal ausgetickt ist, als Doc...“ Weiter kam Jamiel nicht. Ein Pkw, der offenbar außer Kontrolle geraten war, schlidderte um Millimeter an Jamiel vorbei, aber der Außenspiegel erfasste seinen Rucksack, den er nur über einer Schulter trug. Der Schwung riss Jamiel um, und er landete mit der rechten Seite auf der Bordsteinkante. Jahre zuvor hatte er einmal Kampfsport gemacht und reflexartig Schlug er mit dem rechten Arm auf den Straßenbelag, um die Wucht des Falles abzufangen. Großer Fehler. Direkt hinter dem ausgerissenen Pkw, walzte ein Porsche Cayenne heran. Der BMW-Fahrer bremste, aber der Abstand war viel zu kurz. Der schliddernde Reifen des BMW traf Jamiels Arm knapp unter der Schulter. Das Gewebe in Jamiels Arm und der Michelin-Reifen maßen ihre Kräfte. Michelin gewann. Jamiels Oberarm wurde unter dem Gewicht der Autos zerquetscht und dann, als der Hinterreifen vorbei schaute, riss irgend etwas. Der ganze Vorgang hatte keine drei Sekunden gedauert. Jetzt kreischten gleichzeitig Jessica und zwei Passantinnen, die auf der anderen Straßenseite unterwegs gewesen waren. Jamiel nahm alles nur durch einen grauen Schleier war, seitdem zwei Radkappen knappe 5cm an seinem Gesicht vorbei gerauscht waren. Dann sah er den Rest seines rechten Armes. [Moment. Das gehört mir ... sollte nicht auf der Straße rum liegen. Wer weiß, was da für ein Dreck ist. Ich könnte ne Blutvergiftung kriegen...] Unter Schock denkt man nicht unbedingt rational. Währenddessen schossen Fontänen von Blut aus Jamiels Schulter und bildeten eine einzige große Lache in der Jamiel und sein Unterarm lagen. Ein weiterer Wagen kam jetzt zum Stehen – genau zwischen Jamiel und den beiden Passantinnen auf der andere Straßenseite. Jamiel erfasste immer noch nicht wirklich, was er da neben sich liegen sah. Aber dann geschah das merkwürdige. Als Jessica neben ihm nieder kniete, zerfloss sein Arm, als wäre er plötzlich flüssig geworden. Der flüssige Arm vermischte sich mit dem Blut auf der Straße und dann begann die Flüssigkeit – als hätte sie ein Eigenleben – auf Jamiels Armstumpf zu zu kriechen. Oder zu fließen. Naja. Gezieltes Fließen halt. {Ihr wisst sicher, was ich meine;-)} Als die Blutlache nah genug an Jamiels Arm herangekommen war, wurde sie wieder fest und wie aus dem Nichts erhob sich ein neuer und unversehrter rechter Arm aus der nassen Straße, der sich nahtlos an Jamiels Schulter anfügte und dabei das komplette Blut von der Straße aufnahm. Die Autofahrer zu überzeugen, dass sie Jamiel knapp verfehlt hatten, war einfach. Menschen, die etwas glauben wollen (zum Beispiel um unschuldig zu sein) werden das auch tun. Die beiden Teenies von der anderen Straßenseite waren komplizierter zu überzeugen. Ein abgetrennter Arm löst sich nicht in zehn Sekunden auf. Aber schließlich gaben sie vor Jessica zu, sich wohl einfach verguckt zu haben. Knappe zehn Minuten und für Jamiel ein Dutzend Zigaretten später hatten sie endlich wieder ihre Ruhe. Jessica raunte ihn an: „Ich hatte echt Angst. Was, wenn die anderen gesehen hätten, was mit deinem Arm passiert ist? Die hätten dich gelyncht! Und wie hast du das gemacht, dass es wieder zu dir zurück fließt? Normalerweise bleibst du immer ... naja, in einem Stück.“ „Keine Ahnung. War wohl der Schock.“ „Aber das ist total krass. Vielleicht kannst du ja überhaupt nicht sterben.“ „Ich fands jetzt nicht so krass. Hat nämlich scheiße weh getan. Außerdem will ichs lieber nicht ausprobieren.“ „Schon klar. Tut mir leid. Ehrlich! Aber du musst trotzdem aufpassen. Wenn einer mitkriegt, was wir sind...“ Sie küsste ihn auf die Wange, er nahm ihre Hand in seine und sie warteten auf den Bus. Das neue Gesicht, das in der Szene aufgetaucht war kurz nach Jamiels wundersamer 'Heilung' bemerkten sie nicht. Zwei Straßenecken weiter. Der Karlsplatz ist einer der Orte, wo Nachts am meisten Aktivität herrscht, jedoch nicht im positiven Sinne. Die Kriminalitätsrate und die Anzahl der herumlungernden Geschöpfe ist beachtlich und viele Aachener(innen) meiden im Interesse ihrer Sicherheit den Ort. Ein Mensch unter den hier Herumlungernden und mitleidsträchtigen Kreaturen hatte jedoch eine Gabe. Georg hatte es anfangs gar nicht bemerkt, dann hatte er furchtbare Angst, aber eigentlich kam ihm seine Fähigkeit sehr gelegen. Aber im Moment fror Georg einfach. Er lag in eine alte Wolldecke eingewickelt auf einer der Bänke und wartete auf einen seiner Kumpel, der von ein paar zusammengebettelten Münzen zwei Bier besorgen wollte, den bekanntermaßen wärmte Alkohol ja... Gerade raste ein Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blauelicht vorbei, wahrscheinlich war irgendwo in der Nähe ein Unfall passiert. Die Nacht war die kälteste im ganzen Jahr gewesen und der Tag war der erste, an dem das Eis bis zum Mittag noch nicht getaut war, also war wohl ein Wagen auf der glatten Straße außer Kontrolle geraten. „Georg“ Er drehte sich, um zu sehen, ob irgendjemand in seiner Umgebung war, sah aber niemanden. „Georg“ Es war eine Frauenstimme, sehr bestimmt, aber nicht unfreundlich. „Wer bist du?“ „Komm zu mir, dann wirst du es sehen“ „Wo bist du?“ Er warf die Decke ab und rappelte sich auf. Aber wieder fand er: es war absolut niemand da. Wahrscheinlich wurde er einfach verrückt. Oder es war die Kälte. Ja genau, die Kälte hatte irgendwas in seinem Kopf kaputt gemacht, und jetzt hörte er Stimmen in seinem Kopf. [Die Gasse direkt auf der anderen Seite] Diesmal war er sicher, dass die Stimme nur in seinem Kopf war. Er sah trotzdem in die Richtung, in die er gelotst wurde. [HIER!] Konnte es sein? Konnte da wirklich jemand sein? [GEORG] Die Stimme wurde eindringlicher. Georg fasste eine Entscheidung. Er würde dem nicht Nachgeben. Sein ganzes Leben war nicht gerade ... gut verlaufen, aber er hatte es stets selbst in der Hand gehabt. Niemand hatte ihn je durch die Gegend gescheucht ohne dafür zu bezahlen, und das würde auch so bleiben. Er war frei und würde es immer sein. [Georg, komm her!] Die Stimme wurde nicht lauter, nicht aggressiver, aber mächtiger. Es war wie ein Trieb. Eine Macht jenseits seines Willens, die ihn Zwang, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Eigentlich wollte er ja auch nachsehen. Er wollte wissen, wer da mit ihm Sprach und vielleicht war es ja eine schöne junge Dame. Nachsehen konnte nicht schaden. Und wenn es nur sein unterkühlter Kopf sein sollte, dann konnte etwas Bewegung auch nicht schaden. Georg überquerte die Straße auf dem Zebrastreifen und ging in die düstere, schlecht einsehbare Gasse. Es war nicht dunkel, immerhin war es mitten am Tag, aber dennoch beängstigend. Aber Georg wollte jetzt unbedingt die Frau sehen, der die Stimme gehörte. Er ging weiter, bog um eine kleine Ecke der Gasse und verschwand damit vom Karlsplatz. Für immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)