Heroes - Untold Chapters von abgemeldet (arbeitstitel) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Wer sind wir? In der endlosen Weite des Universums existiert vielleicht eine Antwort auf dieses Streben nach Sinn im menschlichen Denken. Viele Stimmen behaupten auch, die dahinter liegende Erkenntnis findet sich nur in der Tiefe des menschlichen Geistes, in seiner Ähnlichkeit zu Gott, oder in der Hinnahme des Erlebten. Doch möglicherweise liegt die Wahrheit genau zwischen jenen Welten, jenen Horizonten von Wissenschaft und Glaube. Der menschliche Körper ist ein wandelndes Wunder voller Rätsel, die wir nur langsam zu ergründen vermögen. So langsam, dass die Länge unserer Existenz – als Individuum oder als global dominante Spezies – vielleicht zur Klärung nicht ausreicht. Doch so lange wir sind, werden wir uns fragen: Wer bin ich? Ein Schatten kroch durch die Aachener Innenstadt und beobachtete, suchte seine Beute. Jetzt – zwei Stunden nach Mitternacht mitten in der Woche und zu Winteranfang - waren die Straßen wie leer gefegt, nur einige Werbeschilder und die Straßenlaternen tauchten den Boden in ein kaltes Licht. Der Schatten, der vorsichtig vor einem Wohnhaus Stellung bezogen hatte, suchte die Straße nach eventuellen Gefahren ab und näherte sich langsam der Sparkassenfiliale. Nur wenige Minuten nach dem Öffnen der Türe, erschien die völlig schwarz gekleidete Figur wieder im Freien. Diesmal mit einer Handtasche, die offenbar prall gefüllt war. Die Nacht hatte sich bereits gelohnt. „Wer bin ich?“ Das war der letzte Satz, der Jamiel in den Sinn gekommen wäre. Er fühlte sich ausgelaugt und sein Kopf brauchte dringendst eine Pause. Fast sechs Stunden Lernen in bei seiner Kommilitonin Natasha hatten ihn hoffentlich dem Bestehen seiner Klausur näher gekommen. Dennoch warteten noch zwei bisher völlig unbearbeitete Hausaufgaben auf ihn, die er in zwei Tagen würde abgeben müssen. Das Mathematik-Studium überforderte ihn nicht, aber zufrieden mit seiner Leistung war er lange nicht. Dennoch blieb neben den Hausaufgaben praktisch keine Zeit für andere Aktivitäten, die sein Leben aufregender gemacht hätten, und ohne seine Gabe hätte er sich sicher zu Tode gelangweilt ... Natasha sortierte gerade die durchgearbeiteten Blätterstapel und ärgerte sich über Jamiel. Nicht nur, die ständige Ablenkung von den Aufgaben, die für sie nicht viel mehr als Fingerübungen waren, obwohl sie mit Jamiel im gleichen Jahrgang studierte, sondern auch die ständigen Zigarettenpausen konnte sie nicht ausstehen. Sie hätte niemals in eingewilligt mit Jamiel zusammen für die Klausur zu üben, wenn sie nicht so verdammt vernarrt in den Kerl wäre. Wie konnte ihr das bloß passieren. Nicht nur, dass der Kerl seit Monaten eine feste Freundin hatte, und äußerlich unausstehlich war, er rauchte auch noch. Trotzdem starb sie bei jedem Zusammentreffen tausend Tode durch Herzflimmern. Erst nach Wochen hatte sie sich eingestanden, total verknallt zu sein, in den knapp eins achtzig großen, hellblonden Typen mit den Jeans, die fast in den Kniekehlen hingen und den spottenden, leuchtend blauen Augen. Sie hatte zwanzig Wege überlegt, an ihn heran zu kommen, aber dann fragte er sie auch noch, ob sie zusammen für die Algebra-Klausur lernen könnten. Wenn nur die Punk-Freundin nicht wäre, hätte Natasha Jamiel längst in eine der Discos der Stadt geschleppt und wäre nicht mehr unglücklicher Single. Aber sie war geduldig. Sie hatte kein Öffnen oder Schließen der Terassentür gehört, doch plötzlich beugte sich Jamiel über ihre rechte Schulter und beäugte das vor ihr liegende Aufgabenblatt. Ihr Herz konnte sich nicht entscheiden, vor Schreck oder Jamiels Nähe so schnell zu schlagen. „Noch mehr Homomorphismen? Wie lang ist das beschissene Kapitel denn noch?“ „Es hat vor einer halben Seite angefangen.“ Verknallt, aber genervt. „Wir sitzen seit ner halben Stunde daran.“ „Von mir aus können wir aufhören.“ „Morgen, die selbe Zeit?“ „Ok. Heute Nacht schon was vor?“ Vielleicht könnte sie ihn noch irgendwie in der Nähe behalten. Es war zwar mitten in der Nacht, aber immerhin waren schon Ferien – abgesehen von den Klausuren. „Jo. Treffe mich noch mit Jessica am Apollo. Nur noch ein, zwei Stündchen.“ [Mist]. „Dann viel Spaß.“ „Danke für die Mühe. Ich weiß, ich bin unerträglich.“ Augenzwinkern. [Du hast keine Ahnung, Junge!] „Ciao, bis morgen.“ „See You.“ Nachdem Sie ihn an der Wohnungstür verabschiedet hatte, ging Natasha zurück in ihr Zimmer. Es war unglaublich, wie langsam andere Leute Mathe lernten. Für sie waren die Zeichen und Formeln, wie Muster und Farben, die sich in einander fügten und ein wunderschönes Konstrukt bildeten. Die einundzwanzig-jährige glaubte, das Prinzip wäre vergleichbar mit dem bei jenen Menschen, die Töne mit Farben assoziieren und Harmonien und orchestrale Zusammenstellungen als malerische Kunstwerke sahen. Sie hatte nach dem zweiten Semester den kompletten Stoff, den sie für ihre Bachelor-Arbeit brauchen würde, verinnerlicht. Aber sie musste trotzdem den Schein waren. Ein „Wunderkind“ – ihre Eltern hatten den Ausdruck oft genug verwendet – hatte nach ihrer Erfahrung mehr Probleme als Vorteile. Vor allem wollte sie die Freundschaften, die sie in dem einen Jahr an der Uni aufgebaut hatte, um nichts riskieren. Sie sah auf die Uhr. Schon fast zwei Uhr nachts. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)