Final Fantasy X-3 von Leylis (Rebirth of the Spirits) ================================================================================ Kapitel 4: Melody Of Heart -------------------------- Kapitel IV: Melody Of Heart Obwohl es helllichter Tag war, umgab Corax bald nicht viel mehr als ein schwacher Schimmer Tageslicht, der die Treppe hinunterfiel. Stufe für Stufe kam er seinem Ziel näher, bedacht darauf, nur keinen unnötigen Lärm zu verursachen. Vor einer Tür blieb er schließlich stehen. Er atmete einmal tief durch und öffnete sie lautlos. "Corax!" Bevor er auch noch irgendetwas anderes tun konnte umklammerte ihn ein kleines Wesen etwa auf Bauchhöhe. "Wo warst du? Yurina ist sauer." Seufzend befreite Corax sich aus der Umarmung eines in dem nun vom Innern her dämmernden Licht erkennbaren Mädchens, das eine Art rotes Kleid mit einer braunen Hose darunter trug. Sie hatte strohblonde Haare, ein Hinweis darauf, dass sie eine Al Bhed war, und trug diese zu zwei kleinen Zöpfchen nach hinten weggebunden. "Hast du ihr etwa gesagt, dass ich weggegangen bin, Gienne?" "Nein! Ganz bestimmt nicht... Aber du warst so lange weg, da hat sie irgendwann angefangen alles durchzusuchen..." Den Rest konnte sich Corax schon denken. Nach einiger Zeit war sie dann sicherlich zu dem Schluss gekommen, dass er sich nicht da befand, wo er eigentlich hätte sein sollen und das war alles andere als gut! Eigentlich war er aber dankbar dafür, dass sie nicht einfach Gienne fragte, wo er war. Das kleine Mädchen spürte seltsamerweise immer, wenn er sich in dessen Nähe befand. Wie einer der Metalldetektoren, mit denen jetzt große Teile der Wüste abgesucht wurden, um Gegenstände zu finden. "Hab ich irgendetwas falsch gemacht?" Mit ihren großen grünen Augen und deren spiralförmigen Pupillen sah Gienne ihn bedrückt an. "Nein, natürlich nicht! Ich spiele nachher noch mit dir, ja?" Die etwas traurige Miene des Mädchens hellte sich schlagartig auf und mit einem freudigen Nicken verschwand sie hinter einer Tür weiter im Inneren. Corax durchschritt ebenfalls den ziemlich karg eingerichteten Raum und stand kurze Zeit später vor einer anderen Tür. Nach einem weiteren Seufzer öffnete er ruckartig die Tür und ging gleich darauf hinter einem Küchenschrank in Deckung. Keine Sekunde zu spät, denn schon flog eine kleine grün-graue Kugel aus der offenen Tür heraus. "Wo zum Teufel bist du gewesen? Corax riskierte einen Blick über die Schrankkante und erhaschte einen Blick auf eine hübsche, ziemlich wütende junge Frau in einem beigen, leicht verzierten Kleid mit flammend roten zu einem Zopf zusammengefassten Haar und tief blauen Augen. "Yurina, ich hatte nicht geplant, so lange..." Weiter kam er mit seiner Entschuldigung nicht, da er erneut gezwungen war, auf Tauchstation zu gehen. Eine zweite Kugel flog flach über den Schrank hinweg und hinterließ einen kleinen Riss in der Mauer hinter ihm. "Du solltest heute überhaupt nicht rausgehen! Du hattest es mir versprochen! Es fällt zu sehr auf, wenn du so oft in der Stadt bist. Verstehst du das denn nicht? Was soll ich denn machen, wenn sie dich schnappen?!" Es folgten noch einige weitere Kugeln, die zum Teil vom Schrank selbst oder ansonsten von der Wand dahinter aufgehalten wurden. Nachdem er sich einigermaßen sicher war, dass Yurina entweder die Kraft, die Lust oder die Munition ausgegangen war, um ihn noch weiter zu attackieren, kam er langsam hinter seiner schützenden Mauer hervor und ging auf sie zu. "Ich weiß genauso gut wie du, dass es gefährlich war, an drei Tagen nacheinander in die Stadt zu gehen, erst recht, nachdem ich gestern diesem Mädchen begegnet bin, aber genau sie war der Grund weshalb ich gegangen bin..." Corax vergewisserte sich kurz, ob Yurina wieder im Begriff war, irgendetwas zu werfen und fuhr fort, nachdem er sich vom Gegenteil überzeugt hatte: "Ich habe von einem unserer Leute in der Stadt gehört, dass eben dieses Mädchen durch die Stadt spaziert und die Marktstände absucht. Ich bin ein wenig unruhig geworden, wegen des Händlers, an den wir diese Ohrringe weitergeliefert haben. Schließlich war ich mir nicht sicher, wieviel er von uns weiß. Was das angeht, können wir allerdings beruhigt sein, da er nur meinen Namen kannte. Allerdings macht mir dieses Mädchen Sorgen... Sie war mit Gippel und Cids Leuten unterwegs. Also hat sie Kontakt zur obersten Stelle. Das ist alles andere als ungefährlich. Sie suchen mich!" Yurina hatte sich anscheinend wieder beruhigt. Sie wirkte zwar nicht glücklich, aber schließlich brachte er ihr auch keine guten Nachrichten. Ruhig und ernsthaft sah sie ihn an. Das war das Gute an ihr: Sie hörte einem zu und verstand, was man ihr sagen wollte. Obwohl diese Eigenschaft im krassen Gegensatz zu ihrer Vorliebe, mit Gegenständen um sich zu schmeißen stand - Corax wunderte sich, dass die Mauern immer noch hielten - waren doch beide typisch für sie. "Ich weiß genau, was du jetzt vorhast, Corax und ich bin dagegen! Bleib hier!" Das war das Problem an Yurina, sie verstand einen zu gut... "Bitte versteh doch, sie suchen mich! Ihr habt damit nichts zu tun! Noch nicht... solange nicht, wie sie keine Verbindung zu euch sehen. Und ich werde nicht hier bleiben und darauf warten, dass das passiert. Außerdem muss ich wissen, was sie herausgefunden haben. Es läuft alles auf das Gleiche hinaus: Ich kann nicht bleiben!" "Aber... du lieferst dich ihnen aus... wir brauchen dich!" Corax schüttelte den Kopf: "Ich gehe morgen und komme nur wieder, wenn absolut keine Gefahr besteht oder sich die ganze Sache geklärt hat!" "..." Yurina richtete ihren Blick zu Boden, dann wieder auf Corax und schien noch etwas sagen zu wollen, doch da kam Gienne zur Tür herein. "Corax, wollen wir jetzt spielen?" "Sicher!", sagte dieser und wandte sich lächelnd zu dem Mädchen, " Wir bauen jetzt einen kleinen Roboter, der fliegen kann, in Ordnung?" Corax ging mit der begeisterten Gienne in Richtung ihres Zimmers, während er Yurinas traurigen Blick noch im Rücken spürte. *** "Nein! Du wirst es nicht schaffen! Du hast keine Chance, solange du entgegen deines Wunsches handelst!" Yuna kannte die Stimme, die da sprach, aber sie verstand nicht, was sie ihr sagen wollte. Oder war der Ruf gar nicht an sie gerichtet, sondern an jemand anders. Sie blickte nach vorne und sah zwei Personen in einigem Abstand zueinander stehen. Eine tanzte, eine saß auf dem Boden. Illumina umgaben beide. "Besuchst du uns auch mal wieder?" Yuna drehte sich in Richtung der Stimme. Ein kleiner Junge mit Kapuze, den sie vor zwei Jahren zuletzt gesehen hatte, blickte sie direkt an. "Bahamut..." "Yuna? Ist alles in Ordnung?" Sie sah Tidus an, der noch immer neben ihrem Bett saß. Ob er wohl die ganze Zeit über da geblieben war? "Wie lange habe ich geschlafen?", fragte Yuna, während sie sich im Liegen streckte. Es ging ihr um einiges besser, als vor dem Schlafen, auch wenn ihr Traum sie ein wenig beschäftigte. "Nicht sehr lange und jetzt siehst du ziemlich blass aus." "Es geht mir gut, ich habe nur... geträumt." Es kam ihr nicht bloß wie ein Traum vor. Bahamut hatte mit ihr gesprochen und zwar in einer Traumwelt, in der die beiden Frauen gewesen waren, die sie auch schon vorher während des Schlafens gesehen hatte. Auch wenn diese beiden "nur" zum Traumgeschehen gehört hatten, waren sie sicher nicht bedeutungslos, denn wie unwichtig konnte schon ein Traum sein, den sie inzwischen immerhin dreimal mit leichten Entwicklungen gehabt hatte? Zudem hatte sie das Gefühl als sei das Gespräch mit dem kleinen Jungen real gewesen. Tidus hatte damals schließlich auch tatsächlich mit ihm geredet, während er bewusstlos gewesen war. "Was hast du geträumt?" Tidus betrachtete sie skeptisch. Offenbar spürte er, dass der Traum sie beschäftigte. "Bahamut kam darin vor... Und eine Szene, die ich schon mal gesehen habe... Ich weiß nur nicht, was das alles bedeutet und ob es überhaupt eine Bedeutung hat.", gab Yuna als Erklärung von sich. "Tidus! Du solltest mich doch holen, wenn sie wieder wach ist!" Lulu kam durch die Tür herein und brachte gleich eine ganze Kanne mit ihrem Gizarblättertee mit. Yuna verzog das Gesicht. Sie hasste diesen Tee inzwischen. Lulu hatte schon bevor sie sich zum Schlafen hingelegt hatte, offenbar das Bestreben gehabt, ihr pro Stunde etwa 30 Tassen davon einzuflößen. Angesichts der Tatsache, das er wirklich grausig schmeckte, war Yuna froh, dass es ihr noch nicht gelungen war und hoffte, dass ihre Erkältung nicht so lange anhalten würde. Sie hatte es zwar auch schon andersherum probiert und Lulu erzählt, dass ihr Tee nicht helfe, was nicht stimmte, denn ihr Husten war deutlich besser geworden, allerdings war Lulu daraufhin nur kurz verschwunden und dann mit einer Kanne neuen Tees zurückgekommen, der es tatsächlich fertig gebracht hatte, noch furchtbarer zu schmecken, als der vorherige. "Gute Besserung!", wünschte Tidus und reichte seiner Frau die Teetasse. Yuna sah ihn vielsagend an und nahm einen Schluck. Sie stellte erneut fest, dass sie den Tee nicht umsonst hasste. "Wohin sind eigentlich Rikku und die anderen verschwunden? Dass sie Leylis mitgenommen hatten, sagtest du ja, aber wohin genau?" Tidus sah sie nachdenklich an: "Ich glaube sie wollten nach Raes Cuhha, um Cid zu besuchen und Leylis die Stadt zu zeigen." "Raes Cuhha... Da müssen wir demnächst auch noch mal hin! Schließlich hatte sie bei unserem letzten Besuch noch keinen Namen und die Bauarbeiten waren auch noch nicht ganz fertig gestellt." Tidus nickte zustimmend: "Aber das machen wir erst, sobald deine Erkältung vollkommen vorüber ist. Sonst bekommst du in der Wüste vielleicht sogar noch Fieber!" Yuna seufzte leicht. "Jawohl... Sofern Lulu und du mich irgendwann wieder für gesund halten... Wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ihr mich noch Wochen nach einer Erkältung schonen wollt! ... Apropos Lulu! Was ist denn mit ihr los? Sonst kam sie doch immer im Zweiminutentakt hier reingelaufen, um neuen Tee vorbeizubringen..." Tidus zuckte ratlos mit den Schultern. Er stand auf und ging Richtung Ausgang des Hauses, wohl um einen suchenden Blick hinauszuwerfen, als Lulu hereinkam. "Ist etwas passiert?", wurde sie von Yuna empfangen. Lulu richtete ihren ruhigen, immer etwas kühlen Blick auf sie. "Eigentlich nicht... Wakka ist nur mal wieder weg. Er wollte nur einen kleinen Spaziergang machen und gleich zurückkommen. Wahrscheinlich hat er am Strand die Zeit vergessen... Vidiny fragt auch schon nach ihm. Wieso kann er nicht einmal pünktlich sein?!" "Such doch nach ihm!", schlug Yuna vor, "Vielleicht ist er wieder irgendwo eingeschlafen. Mir gehts schon viel besser und wir kommen hier auch allein klar!" Sie zögerte einen Augenblick, dann sagte Lulu jedoch: "In Ordnung. Ist wohl besser, wenn ich ihn nach Hause hole, schließlich braucht Vidiny seinen Vater... aber bitte übernimm dich nicht, Yuna!" Sie nickte Lulu zu und grinste, als diese hinausgegangen war. Sie machte sich Sorgen um Wakka und da sie es nicht zugeben würde, benutzte sie Ausreden... Aber irgendwo war Lulu zu beneiden. Sie blieb nach außen hin völlig ruhig, egal wie beunruhigt sie auch war. Falls Yuna sie nicht so lange kennen würde, hätte sie ihr ihre Show wahrscheinlich sogar abgenommen. Wenn sie allerdings mal sich selber betrachtete, so musste sie eingestehen, dass sie nach außen hin bestimmt wie ein offenes Buch war, dem man ihre Gedanken jederzeit entnehmen konnte... "Worüber denkst du nach?" Yuna sah den fragenden Tidus an und musste prommt loslachen. Vielleicht war zumindest ein Teil ihrer Gedanken einfach so verdreht, dass man sie nicht nachvollziehen konnte, egal wie offen sie lagen. *** "Was... ist das denn?" Leylis betrachtete mehr als nur skeptisch eine Art grüngrauen, dickflüssigen Brei, der wohl ihr Mittagessen darstellen sollte. Dafür war es inzwischen auch höchste Zeit gewesen, denn es hatte noch eine Weile gedauert, bis sie endlich wieder alle im Hauptgebäude Raes Cuhhas angekommen waren. Rikku hatte sie nämlich noch durch die halbe Stadt geführt, bis sie endlich auf dem richtigen Weg gelandet waren und dank ihrer Verspätung dieses Mal ohne Cid aßen. Rikku sah sie erstaunt an. "Kaktusmus, was sonst? Hast du das etwa noch nie gegessen? Schmeckt wirklich lecker, auch wenn es nicht danach aussieht!" Leylis riss sich zusammen. Es war sonst auch nicht ihre Art, etwas nach dem äußeren Anschein zu beurteilen. Vorsichtig nahm sie einen Teil der Masse auf ihren Löffel und probierte... Es schmeckte wirklich nicht übel. Ein bisschen bitter vielleicht, aber gleichzeitig auch wieder fruchtig. "Ist echt nicht übel", teilte sie Rikku mit, "Erntet ihr die Kakteen dafür in der Wüste?" "Nein, sonst wären nach kurzer Zeit keine mehr übrig. Wir züchten sie hier in der Stadt. Die Setzlinge, die wir verwenden, stammen aber schon aus der Wüste, aber wir machen einen Bogen um alle Kaktoren. Wir haben uns schließlich mit deren Anführerin im Tal der Kaktoren verbündet." Während sich Leylis fragte, was zum Teufel wohl ein Kaktor sei, bestellte Rikku beim Küchenchef für sich noch einen Nachschlag, über den sie sich dann kurz darauf hermachte. "Du solltest dir vielleicht mal ein paar Tischmanieren zulegen, saeha meapa Rikku. Es ist nicht unbedingt eine schöne Erfahrung, dir beim Essen zuzusehen..." Rikku blickte Gippel ruhig an. Leylis ahnte, dass sie etwas entgegnen wollte, aber dies wohl erst mit leerem Mund vorhatte und nutzte die Zeit, um Brüderchen anzutippen: "Was heißt -saeha meapa-?" Brüderchen grinste sie an: "-meine liebe- Diese Umgangsfloskel benutzt Gippel mit Vorliebe, um Rikku auf die Palme zu bringen." Diese war offensichtlich wieder im Stande, zu sprechen und setzte sich prommt zur Wehr: "Das musst du gerade sagen! Mein Essen landet immerhin da, wo es hin soll..." Leylis folgte Rikkus schadenfrohem Blick und begriff, was sie gemeint hatte. Gippel schlang sein Essen zwar nicht so hinunter, wie Rikku, allerdings hatte er es geschafft, alles, was sich in der Nähe seines Tellers befand, mit einer ebenmäßigen grünen Schicht zu bedecken, in der hin und wieder Klümpchen zu sehen waren. Die Folge von Rikkus Kommentar war, das die Beiden anschließend ein Blickduell starteten, an dem Brüderchen und Kumpelchen sich sofort mittels Wetteinsätzen beteiligten. Sie kamen allerdings nicht mehr dazu, einen Gewinner festzustellen, denn in dem Moment kam ein ziemlich aufgeregter Al Bhed in den Raum gestürzt. "Tan Cyhtcdins ecd wi cdyng! Tea Yhmyka ryamd helrd sarn myhka!" Das gesamte Möwenpack ließ sofort alles stehen und liegen und rannte Richtung Tür. Leylis war kurz nach ihm aufgesprungen und hatte es nun schon wieder eingeholt. Sie hatte -mal wieder- keine Ahnung, was eigentlich los war, aber anhand der Aufruhe ließ sich problemlos feststellen, dass es etwas Schwerwiegendes sein musste. Kurze Zeit später waren sie aus dem Gebäude raus. Leylis erkannte sofort, worin das Problem bestand. Der Himmel hatte sich verdunkelt und das obwohl es erst Nachmittag war. Ursache dessen schienen nicht etwa Wolken zu sein, die die Sonne bedeckten, es war Sand! Überall in der Luft war Sand und durch ihn schimmerte das Licht nur spärlich hindurch. Bemerkenswert war, wie Leylis schnell feststellte, allerdings, dass kein Sand in die Stadt drang. Nach einigem Starren in den Himmel wurde ihr auch klar, wieso. Raes Cuhha schien von einem Schutzschild umgeben zu sein, der sie vor Schaden bewahrte. Im Moment zumindest, denn er flackerte beachtlich. Leylis folgte den anderen, die inzwischen weiterrannten, zu einer Art Lift, mit dem sie schnell ganz nach unten kamen. Sie drängelten sich durch etliche Leute durch, die auf der Straße standen, bis sie endlich dort angekommen waren, wo sie wohl hin wollten. Hier standen auch Cid und einige seiner Leute. Leylis blickte nach vorne. Sie befanden sich vor dem gewaltigen Südtor. "Dieses Tor war schon beim letzten Mal die Schwachstelle der Sandsturmschutzanlage. Im Moment helfen uns die Kaktoren. Ohne sie, wären wir sicherlich in noch viel größeren Schwierigkeiten...", erklärte Rikku. "Und was genau werden wir jetzt tun?" Leylis fragte sich ernsthaft, wie eine kleine Truppe von Freiwilligen einen Sandsturm aufhalten sollte, denn irgendwie beschlich sie der Verdacht, dass sie genau deswegen hier war. "Das ist bestimmt kein natürlicher Sandsturm!", meinte Gippel. Leylis verstand noch weniger und richtete einen hilflosen Blick an Rikku. "Er meint, dass der Sandsturm von einem Monster verursacht worden sein könnte." Immer noch nicht vollkommen zufrieden gestellt, hatte Leylis allerdings keine Gelegenheit mehr weiter auf die Sache einzugehen, da Cid in dem Moment das Kommando zum Öffnen des Tores gab. Ein dröhnender Lärm wies unmissverständlich darauf hin, dass seine Leute ihre Aufgabe erfüllten. Leylis hielt ihren Blick starr nach vorne gerichtet. Wer wusste schon, was sie hinter den Toren erwartete... Als sie dann aber endlich freie Sicht hatte, bot sich ihr ein Anblick, mit dem sie trotz allem überhaupt nicht gerechnet hatte. Vor ihr krabbelten etliche blaugrüne, eidechsenähnliche, etwa einen Meter große Viecher herum. Hinter ihnen erstreckte sich ein Schutzschild, der allerdings nicht von Raes Cuhha auszugehen schien. "Tornadoechsen!", erklärte Gippel die Situation. "Ist ja wirklich toll", meinte Leylis, "und wie kämpft man gegen die?" Rikkus Augen leuchteten auf. "Richtig! Wir haben ja eine Magiekundige mit uns! Wende mal Eiszauber auf sie an. Die Biester haben zwar die Fähigkeit, einen Sturm heraufzubeschwören, aber eigentlich sind sie ganz normale Wüstenwesen und gehören wie die meisten dieser Art zum Feuerelement." Gut, mit der Aussage konnte Leylis etwas anfangen, allerdings zögerte sie, die Wesen vor ihr auch tatsächlich anzugreifen. Immerhin sahen sie gar nicht so böswillig aus. "Runter!", rief Cid auf ein Mal. Sie konnte sich gerade noch auf den Sand fallen lassen, als ein Feuerzauber wie eine riesige Flutwelle über sie hinwegzog. Ok, die Echsen waren definitiv sehr böswillig! Hätten wir das auch geklärt, dachte Leylis und rappelte sich wieder auf. Direkt vor ihr lag eines der Monster auf der Lauer und starrte sie mit roten Augen an. Sie ließ ihre rechte Hand in einer gleitenden Bewegung nach hinten schweben und konzentrierte sich. "Eis!" Leylis Hand flog wieder nach vorne und mit ihr ein spitzer Eiszapfen, der ihren Feind traf. Kurz darauf verschwand dieser und einige Illumina schwebten davon. Wow, das war einfacher gewesen, als sie gedacht hatte. Eifrig machte Leylis sich daran, auch die nächste Echse ins Jenseits zu befördern. Ein Seitenblick auf ihre Mitstreiter verriet Leylis, das momentan niemand Hilfe benötigte. Die Monster wurden immer weniger und mit ihrer Anzahl nahm auch die Stärke des Sandsturmes ab. Als sie endlich alle herumkrabbelnden Viecher besiegt hatten, trieb der Sturm nur noch leicht vor sich hin. "Und was nun?", fragte Gippel, "Teatime?" Rikku schüttelte nur mit dem Kopf, Kumpelchen ebenso, wenn auch sicherlich aus einem anderen Grund. Leylis blickte erneut in Richtung der Wüste. Der Sandsturm war vollständig verschwunden, doch dafür stand dort jetzt eine riesige, rote Echse, die offenbar ziemlich sauer war. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass die Truppe aus Raes Cuhha wahrscheinlich gerade ihre Untertanen getötet hatten... "Königssturmechse!", rief Brüderchen. "Wirklich sehr aufschlussreich, diese Erklärung...", meinte Gippel. "Du warst vorhin auch nicht hilfreicher!", verteidigte Rikku ihn. Kumpelchen stöhnte und stellte sich refelexmäßig zwischen die beiden: "Verschiebt eure Streitigkeiten auf später! Wir haben Wichtigeres zu tun!" Leylis gab ihm im Stillen Recht, denn die Echse begann seltsam zu leuchten. Was nun wohl kam... Sie beobachtete ihren Gegner genau. Jetzt öffnete er sein Maul... Moment mal, wenn dieses Viech wirklich nur eine große Variante der Vorgänger war, dann... "Vorsicht!", rief sie. *** Rikku robbte auf dem Bauch unter einer Feuerwelle zu Gippel hinüber, der anders als sie selbst nicht sofort auf Leylis Warnruf reagiert hatte. "Alles ok?" "Blöde Frage... eine Sekunde länger und ich wäre dunkler gewesen als dein letzter Gebutstagskuchen für Brüderchen!" "Schon gut, ich frag dich nie wieder!" Rikku hasste es, dass er immer noch darauf herumritt, dass sie sich vor über einem Monat mit ihren spärlichen Backkünsten blamiert hatte. Warum sollte man in der Wüste auch backen lernen? Hier gab's doch sowieso nur Kakteen und mit denen konnte sie auch umgehen... Warum zum Teufel machte sie sich überhaupt Gedanken darum? Sie krabbelte unter dem feurigen Atem einer Tornadoechse umher, weil sie sich um einen Trottel, der jetzt an Kuchen dachte, Sorgen gemacht hatte... und jetzt ließ sie sich auch noch von ihm ärgern! Irgendetwas war da definitiv nicht richtig... Rikku kniff die Augen zusammen und versuchte, zwischen Sand und Rauch irgendjemand neben Gippel auszumachen. Vielleicht entdeckte sie ja Leylis. Die könnte dann mithilfe von Eismagie dafür sorgen, dass sie sich nicht länger eben über dem Boden fortbewegen mussten... Während Rikku noch darüber nachdachte, ging dem Monster offensichtlich der Atem aus, die Hitze ebbte ab. Vorsichtig richtete sie sich auf und schaute sich um. Sie erblickte einen Kaktus, der sich genau vor ihr befand. Als sie sich umdrehte, um auch die anderen Richtungen abzusuchen, kniff Rikku schlagartig die Augen zusammen. Es war wohl Sand hineingeweht und sie waren so gereizt, dass sie sie nicht wieder öffnen konnte. "Rikku?" Das war Gippels Stimme. Rikku dachte gar nicht daran zu antworten. Er würde sie sowieso nur wieder auslachen, weil sie, jemand der die Wüste als sein Zuhause bezeichnete, Sand in die Augen bekommen hatte... Sie versuchte, mithilfe ihrer Hände, wieder freie Sicht zu erlangen, doch es wollte ihr irgendwie nicht gelingen. "Rikku!" Schon wieder... Inzwischen musste er sie doch längst gesehen haben, warum kam er dann nicht einfach her? Ob er wohl auch Schwierigkeiten mit Sand hatte? Noch bevor Rikku ihren Gedanken zuende führen konnte, wurde sie von irgendetwas Hartem gerammt und auf den Boden geschleudert. "Was zum..?" Ein wenig blinzelnd, stellte Rikku erstens fest, dass sie wieder alles erkennen konnte und zweitens, dass die Ursache dessen, dass sie nun schon wieder auf dem Boden lag, keinesfalls das Monster war, wie sie anfangs vermutet hatte, sondern Gippel, der nun nicht allzuweit entfernt hockte und sie mit einem undefinierbarem Ausdruck anblickte. "Was zum Teufel hast du dir dabei denn gedacht?! Ich lag doch nun wirklich schon lang genug auf dem Boden!" Gippel grinste leicht, sagte aber nichts, sondern stellte sich vor der immer noch auf dem Boden liegenden Rikku auf. Kurz darauf wurde ihr auch klar wieso, denn die Königssturmechse schien nun wohl Rache für ihre Gefährten üben zu wollen und kam fauchend in ihre Richtung... Moment mal! Die Echsen hießen nicht umsonst Tornado- und Sturmechsen. Der Grund für ihre Namen war, dass sie neben ihrem Hauptelement, Feuer, auch noch Windmagie beherrschten. Was wenn dieses Viech mit ein wenig Wind den Sand aufgewirbelt hatte, damit sie nichts mehr hatte sehen können... Ruckartig dreht sich Rikku um. In etwa zwei Meter Entfernung standen die Überreste eines ziemlich mitgenommenen Kaktus. Er war verbrannt worden. Rikku erkannte ihn wieder, es war der Kaktus, den sie kurz zuvor angeschaut hatte, nachdem die Echse aufgehört hatte, Feuer zu spucken. Eben jene Echse stürzte sich nun auf Gippel. Dieser wich geschickt zur Seite aus und schlug mit seinem merkwürdigen, selbst zusammengebastelten Stab auf den Kopf des Monsters. Deutlich unzufrieden holte das rote Ungetüm zum Schlag aus, den Gippel wiederum mit seinem Stab abfing. Rikku richtete sich wieder auf. Wenn sie mit ihrer Vermutung richtig lag, dann hatte Gippel sie vermutlich gerettet... aber warum hatte er dann so blöd gegrinst? Das ansich war ja nicht wirklich untypisch, nur wunderte sie sich darüber, dass er keinen doofen Spruch zum besten gegeben hatte... Ein fürchterliches Fauchen riss Rikku aus ihren Gedanken. Die Echse hatte Gippels Stab zu Boden gedrückt und daraufhin war Gippel wohl kurzentschlossen auf die Kralle des Ungetüms gesprungen. Die zog das Monster jetzt jedoch weg, so dass er auf dem Boden landete, aber immerhin wieder zu seiner Waffe kam. Rikku rannte in Richtung des Kampfes. Es sah aus, als könne Gippel jetzt doch ein wenig Hilfe gebrauchen, denn die Echse machte sich bereit, ihre Kralle in ihm zu versenken. Dumm war nur, dass sich die beiden inzwischen ein ganzes Stück von Rikku entfernt hatten und sie im Sand nicht so schnell vorankam, wie sie es gerne würde. Gippel rollte sich zur Seite und die Kralle des Monsters traf nur den Wüstenboden. Inzwischen hatte er sich wieder in Kampfposition gestellt, doch irgendwas schien nicht zu stimmen. Er ließ seine Waffe eben über dem Boden hängen. Ob sie ihm plötzlich zu schwer war? Blödsinn, dachte Rikku, er konnte mit noch viel schwereren Dingen umgehen... Die Königssturmechse schnappte mit ihrem Maul und riss Gippel den Stock aus der Hand. Er landete in einiger Entfernung auf dem Boden. Gippel verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten weg. Währendessen fing das Monster erneut an, zu glühen. Nun bemerkte Rikku, dass Gippels Hemd an seiner rechten Schulter einige schwarz umrandete Löcher aufwies. Die Haut, die darunter zum Vorschein kam, war seltsam gerötet, so als ob sie verbrannt worden wäre... Erst jetzt verstand sie, was vorhin eigentlich wirklich passiert war. Die Echse machte sich bereit, eine neue Flammenwelle auszuspeien und zwar genau in Gippels Richtung. Rikku rannte immer noch durch den Sand. Das rotgeschuppte Monster öffnete langsam sein Maul. Gippel schien nicht in der Lage zu sein, ausweichen zu können... "Du Vollidiot!", schrie Rikku, als eine erneute Hitzewelle sich über die Wüste ergoss. *** Ich und meine große Klappe, dachte Wakka. Kaum war er davon ausgegangen, dass er sich in der denkbar schlimmsten Lage befand, fingen die Monstertausendfüßler an, merkwürdig zu quietschen und kurz darauf breiteten sich einzelne Feuerspuren auf dem Boden aus. Wahrscheinlich bereiteten sich die Viecher gerade darauf vor, einen kollektiven Feuerzauber zu bewirken und Wakka musste nicht lange raten, gegen wen der wohl gerichtet war... Jetzt stellte sich allerdings die Frage, wie er hier wieder weg kam. Schließlich lauerten die Monster von allen Seiten und er hatte immer noch keine Waffe. Wakka hob einen Stein vom Boden auf und warf ihn in Richtung des größten Tausendfüßlers, den er sehen konnte... ohne Erfolg. Das Krabbeltierchen war überraschend flink zur Seite ausgewichen. Aus der Ferne ertönte ein leichtes Platschen. Richtig! Kurz vor der Halle befand sich ja ein Fluss, der sogar in einen See mündete. In den war der Stein wohl hineingefallen... Diese Monster mochten kein Eis... dann war ja wohl anzunehmen, dass sie auch kein Wasser mochten. Wenn er es also bis zum Fluss schaffen würde, hätte er immerhin eine Chance, zu entkommen. Das Problem war nur, dass die inzwischen fast kreischenden Biester den Ausgang blockiert hatten. Als diese ein paar Sekunden später begannen, rötlich zu glühen, beschloss Wakka, dass ihm schlichtweg die Zeit fehlte, um sich einen geeigneten Plan auszudenken. "Eis!", rief er und richtete den Zauber auf die Monster vor dem Durchgang. Mit einer Schwarzmagierin verheiratet zu sein, hatte doch einige Auswirkungen. Lulu hatte versucht, ihm einige grundlegende Zauber beizubringen und war dabei nach etlichen Versuchen gescheitert. Allerdings brachte er zumindest einige kleine Eiskristalle zustande, was genügte, um die Monster zu erschrecken. Sie wichen kurzzeitig zurück und Wakka stürmte aus der Halle hinaus in die Richtung, in der er den Fluss vermutete. Da es nun in der gesammten Höhle wieder stockfinster war, blieb es bei einer Vermutung und er rannte in der Hoffnung das Wasser möglichst schnell zu finden durch den Gang, denn hinter ihm gab es ein riesiges Getümmel von Monster, die ihre Beute wohl nicht entkommen lassen wollten. Wakka lief, so schnell er konnte, bis er über etwas stolperte. Es dauerte einige Zeit, bis ihm klar wurde, das er über seinen Blitzball gefallen war. Höchst erfreut nahm er ihn wieder an sich und stellte dann fest, dass sich vor ihm nahezu eine Mauer aus Tausendfüßlern aufgebaut hatte. Wakka trat ein paar Schritte zurück und fiel dann schon wieder um, weil der Fußboden hinter ihm aufhörte. Wasser spritze zu allen Seiten hinweg, als er in dem kleinen Fluss landete. Tief war er nicht. Wakka musste hindurchwaten. Während er das tat, begleiteten ihn von der Seite böswillige Augenpaare. "Haha! Na, was macht ihr jetzt, ihr wasserscheuen Biester?" Wie zur Antwort raste ein Feuerball genau in Wakka Richtung. Dieser brachte sich dadurch in Sicherheit, dass er sich in den Fluss fallen ließ. Bevor noch mehr dieser aggressiven Viecher auf die Idee kommen konnten, ihn als Zielscheibe zu nutzen, rannte Wakka weiter durch den Fluss, bis er an dem See ankam, in dem ihm schon bei seiner Hintour ein leichtes Glühen aufgefallen war... Die Tausendfüßler waren ihm gefolgt und reihten sich jetzt am Rand des Sees auf, blieben jedoch in sicherer Entfernung zum Wasser. Seelenruhig schwamm Wakka durchs Wasser. Immerhin hatte er jetzt genügend Zeit, um sich einen Plan zu überlegen. Plötzlich begannen die Monster wieder zu quietschen. Das darf doch wohl nicht war sein! Vielleicht sollte ich einfach aufhören, zu denken... Wakka wusste noch sehr genau, wie die Viecher vorhin geglüht hatten. Wenn sie hier mit einem ähnlich starkem Feuerzauber loslegten, würde er sich, selbst wenn er an die äußerste Kante des Sees schwamm, nicht in Sicherheit bringen können... Einen Moment mal... hier war das Wasser offentsichtlich tiefer... Bevor Wakka zum Ende seines Gedankens kam, glühten die Monster auf ein Mal lichterloh und bewirkten eine Feuerwelle, die begann, sich über den See zu legen. Wakka tauchte ab. Er schwamm in Richtung des Leuchtens und stellte fest, dass es irgendwie vom Boden auszugehen schien. Durch das weißliche Licht fiel ihm ein Gang auf, der unter Wasser in den See mündete. Ein kurzer Blick nach oben sagte Wakka, dass die Tausendfüßler offensichtlich noch nicht mit ihrem Zauber fertig waren, denn ein orangeroter Schein lag auf dem obrigem Teil des Gewässers. Kurzentschlossen tauchte Wakka durch den Tunnel. Nach einiger Zeit befand sich in ihm ein Luftloch, so dass Wakka kurz auftauchen konnte. Als er kurz darauf wieder unter Wasser weiterschwamm, bemerkte er, dass sich auf dem Boden des Unterwasserganges immer mehr der leuchtenden Stellen befanden... Wakka schwamm jetzt schneller. Inzwischen zog sich das leuchtende Material wie in verzweigten Fäden durch den Tunnel. Dann kam wieder eine Stelle, an der er auftauchen konnte. Als er eben dies tat, fand er sich in einer kleinen Unterwasserhöhle wieder. Sie war von weißem Licht erleuchtet. Das Netzwerk der hellen Fäden verlief aus dem Wasser hinaus und endete auf dem Steinboden der Höhle in kristallähnlichen Gebilden. Es sah wunderschön aus. Wakka wollte an den Rand des Flusses schwimmen und sich noch etwas länger an dem prächtigen Anblick erfreuen, doch er stellte fest, dass er nur noch schneller durch die Höhle hindurchtrieb. Eine Strömung! Er war wohl nicht nur schneller geschwommen, das Wasser hatte ihn in diese Richtung gezogen. Trotz Entgegenschwimmens war nichts zu machen. Wakka wurde aus der Höhle nahezu hinausgespühlt. Er hielt die Luft an und tauchte wieder unter, da die Strömung ihn unter Wasser zog. Für eine Weile wurde er durch einen sehr geschlungenen Unterwasserpfad getrieben, wodurch er sich seinen Arm an dem nun nicht mehr leuchtendem Boden aufschürfte. Dann ging es auf ein Mal nicht mehr geradeaus, sondern abwärts. Wakka riss die Augen weit auf, als er nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag einen Wasserfall hinunterraste und mit einem lauten Platschen wieder im Wasser landete. "Sag mal... was machst du denn da unten?!" Als er nach oben blickte, schaute Wakka direkt Lulu ins Gesicht, die sich von einer der Brücken zu ihm hinabbeugte, welche in der Nähe von Besaid über die Flüsse, die sich aus den Wasserfällen bildeten, verliefen. Sie sah nicht unbedingt erfreut darüber aus, ihn hier so anzutreffen. "Was ist denn nun schon wieder passiert?" Dank ihrer Frage erinnerte sich Wakka daran, was eigentlich der Auslöser für seinen kleinen Ausflug gewesen war. Triumpfierend hielt er den kleinen orangen Sphäroiden in die Höhe. Eigentlich bemerkenswert, dass er inzwischen nach nicht ganz kaputt war. Aber so wie er im Moment aussah, konnte Shinrah ihn bestimmt reparieren. Was wohl auf ihm zu sehen war? *** Lulu traute ihren Augen nicht. Ihr Ehemann, der verantwortungsbewusste Vater, der nur kurz spazieren gehen wollte, war soeben direkt vor ihren Augen einen Wasserfall hinuntergefallen und grinste sie nun von unten an. Dabei dachte sie, dass er sich ersthaft Gedanken machte und nun spielte er Wasserrutsche... "Erklär mir das sofort!" Wakka stellte sich direkt vor die Brücke, sodass sein Kopf in etwa mit Lulus Füßen auf einer Höhe war. Dann stellte er einen Sphäroiden auf dieser ab. "Eigentlich ist das Ding hier an allem Schuld! Ich habs im Wasserfall leuchten gesehen und dann versucht, es zu erreichen, dabei bin ich in die Höhle gefallen, hab den Späroiden angeknackst und dann waren da verdammt viele Tausendfüßler, ich bin durch den Fluss geschwommen und hab im See getaucht bis ich in einer wunderschönen Höhle gelandet bin, da war allerdings eine Strömung und dann bin ich hier den Wasserfall heruntergefallen... Lulu verstand kein Wort. Das waren ihr irgendwie zuviele Höhlen und Wasserfälle oder es lag daran, dass Wakka sämtliche Informationen im Rekordtempo heruntergerattert hatte. Auf jeden Fall war ihr nicht genau klar, was passiert war, aber sie konnte sich ihren Teil denken. Ab und an wurde ihr Mann von so einer gewissen Abenteuerlust gepackt... Das im Zusammenhang damit, dass er über Probleme nachdachte, hatte dann sicherlich dazu geführt, dass er nun triefend nass vor ihr im Wasser stand und im Grunde genommen wenig Schuld am Ganzen trug. Zudem hatte er ja einen Sphäroiden gefunden, der eventuell sogar wichtige Informationen liefern könnte... "Komm erst mal da raus!", sagte Lulu und reichte Wakka ihre Hand. Mit ihrer Hilfe konnte er sich leicht auf die Brücke ziehen. Anschließend machten sich Beide auf den Weg zurück ins Dorf. Auf halben Weg kamen ihnen Yuna und Tidus entgegen. "Bist du sicher, dass du schon wieder fit genug bist, um draußen herumzulaufen?" Lulu warf einen prüfenden Blick auf Yuna. "Sicher! Ich brauch Bewegung!", erklärte Yuna, "Ich fühle mich, als ob ich vor einiger Zeit steifgefroren war..." "Das ist nicht witzig!", warf Tidus ein. Yuna wandte sich ihrem Mann zu: "Es geht mir gut, wirklich! Mach dir keine Sorgen mehr." An Lulu und Wakka gerichtet, fragte sie: "Wo ward ihr denn?" Wakka öffnete schon den Mund, doch Lulu hatte nun wirklich keine Lust, sich die ganze verständnislose Geschichte noch einmal anzuhören und kam ihm zuvor: "Lasst uns doch ins Dorf zurückgehen, da können wir immer noch reden..." Wakka klappte vielleicht ein wenig beleidigt den Mund wieder zu. Gemeinsam gingen sie den Rest des Weges bis nach Besaid. Dort angekommen versammelten sich alle in Lulus und Wakkas Haus, wo sie sofort eine neue Kanne Gizarblättertee für Yuna aufgoss. Diese mochte sich vielleicht schon wieder gesund fühlen, aber ganz und gar fit konnte sie noch nicht sein... Da war der Tee nur gut für sie. Sie goss ihn ab und gab ihr ihn in einer Tasse. Yuna verzog das Gesicht. Es war Lulu von anfang an nicht entgangen, dass ihr der Tee wohl nicht besonders zusagte, doch das war ihr ziemlich egal, solange Yuna den Tee trank und er ihr half. "Wie es wohl Rikku und den anderen geht?" Yuna sah nachdenklich aus. Lulu konnte sich vorstellen warum. Normalerweise hörte man immer etwas von Rikku, egal wo diese sich gerade befand... man hatte nie seine Ruhe vor ihr... Diesmal jedoch hatte sie sich nicht gemeldet. Weder gleich nach ihrer Ankunft in Raes Cuhha noch später. Für sie war das in der Tat recht ungewöhnlich. "Wir können doch das Sphärofon benutzen!", schlug Wakka vor. Lulu wusste, was er meinte. Das bläuliche Teil, dass Shinrah zusammen mit Yuna und Rikku hier direkt vor dem Haus vor zwei Jahren installiert hatte, war ideal für eine solche Situation. Man konnte mit ihm nämlich mit meilenweit entfernten Leuten reden, wenn sie ebenfalls eines besaßen. Anfangs hatte nur eine Verbindung mit dem Sphärofon in der Celsius bestanden, doch im Laufe der Zeit war das Netz weiter ausgebaut worden und nachdem sie von Berg Gagazeth zurück waren, hatte Rikku eine Verbindung mit ihrem Taschen–Sphärofon hergestellt. "Gute Idee!", rief Yuna und war schlagartig aus dem Haus verschwunden. Ein paar Minuten später kam sie mit einem ernsten Gesicht wieder. "Ist etwas passiert?", fragte Tidus Yuna schüttelte den Kopf: "Ich weiß nicht... Das Sphärofon scheint aus ihrer Tasche gefallen zu sein. Alles, was ich sehen konnte, war Sand. Ich glaube, sie kämpfen mit einem Sandsturm... "Noch irgendwas..?" Wakka schaute sie fragend an. "Rikku hat irgendetwas geschrien... ich weiß nicht was aber sie klang irgendwie ängstlich. Dann flimmerte plötzlich alles und anschließend ist das Sphärofon kaputtgegangen... Sie haben Probleme!" *** Rikku hatte das Gefühl, durch eine Wand zu hechten, als sie sich ihren Weg durch das Flammenmeer bahnte. Das war ihr im Moment aber ziemlich egal. Sie hielt einen Mondschleier vor sich, der den größten Teil der Magie abfing. Ihr Sprung dauerte nur Sekunden, dann fand sie sich auf einmal direkt vor ihrem Ziel wieder. Hastig stellte sich Rikku vor Gippel, um das Feuer mit ihrem Schleier abzufangen. Es war unverstellbar heiß. Sie dachte schon, sie würde verbrennen, aber der Mondschleier leistete ganze Arbeit... Als die Königssturmechse endlich aufhörte, Feuer zu spucken, fühlte Rikku sich zwar etwas ausgetrocknet, aber nicht ernsthaft verletzt. Sie hatte ja einen Schutzschild gehabt! Sofort wandte sie sich dem immer noch am Boden liegendem Gippel zu. "Hey, alles in Ordnung..?" Sie merkte selbst, dass ihre Stimme ein wenig zittrig klang. Warum nur? Sicher gings ihm gut, ...oder? Rikku drehte sich von ihm weg. Was wenn nicht... "Du hast gelogen." "Was..?" Ruckartig richtete Rikku ihre Augen wieder auf Gippel. "Du hast mir vor 'ner knappen halben Stunde gesagt, dass du mich nie wieder nach meinem Befinden fragen würdest." Rikku traute ihren Ohren nicht. Sie hatte ihn gerettet und er bedankte sich noch nicht einmal! Gut, er hatte sie auch gerettet, aber trotzdem... "Blödmann!" Sie kehrte ihm den Rücken zu und schaute sich nach der Echse um. Lange musste sie nicht suchen. Das Ungetüm schien gerade Luft zu holen, um gleich noch einmal loszulegen. Rikku stapfte auf ihren Gegner zu. Sie würde ihn schon aufhalten... Plötzlich berührte sie jemand leicht an der Schulter. "Danke..." Gippel stürmte an ihr vorbei auf das Monster zu und hieb wieder mit seinem Schlagstock auf es ein. Rikku vollkommen perplex rührte sich nicht von der Stelle. Er hatte sich bedankt! Gippel hatte sich bei ihr bedankt... Das passte so gar nicht zu ihm! Sein ganzes Verhalten passte nicht zu ihm! Rikku war vollends verwirrt. Wieso schaffte er es ständig, sie aus der Fassung zu bringen?! Die Echse rammte Gippel mit ihrem Kopf und schleuderte ihn einige Meter Richtung Rikku. Der wurde daraufhin endgültig klar, dass sie auch noch später nachdenken konnte, jetzt mussten sie erst einmal dieses Monster besiegen! Sie reichte Gippel eine Hi-Potion. Nachdem er zweimal beinahe gegrillt und einige Male zurückgeschlagen worden war, konnte er sie sicherlich gebrauchen... Allerdings hatte er bemerkenswert wenig Brandwunden mal abgesehen von der Schulter. Rikku war zwar gerannt so schnell sie konnte, aber trotzdem hatte sie Gippel erst erreicht, nachdem das Monster seine Flammenwelle losgelassen hatte. Gippel musste den ersten Schwung voll abbekommen haben. Dafür sah er aber noch ziemlich fit aus. Gippel schien ihren nachdenklichen Blick bemerkt zu haben und fragte: "Überrascht, dass ich noch stehen kann?" Rikku nickte. "Ich habe es dank meines kleinen Helfers hier..." -Er schwang seine selbst zusammengebastelte Waffe durch die Luft- "...geschafft, nicht zu sehr verbrannt zu werden. Auf ein verständnisloses Gesicht von Rikku hin, richtete er seinen Stock auf den Boden und betätigte einen der tausend Hebel, die zu sehen waren. Rikku hatte das Gefühl, als explodiere eine Handgranate auf der von Gippel anvisierten Stelle, aber ihr war nicht klar, was das mit seinem Schutz zu tun hatte. Gippel stöhnte: "Du bist echt hoffnungslos! Noch 'n Tipp: Manchmal kann man Feuer nur mit Feuer bekämpfen." Dann rannte er wieder zum Monster, um weiter zu kämpfen. Da verstand Rikku, was er gemeint hatte. Dieser leichtsinnige Idiot hatte wahrscheinlich direkt vor sich auf den Boden gefeuert und dort eine Explosion bewirkt, durch die das Feuer der Echse aufgehalten worden war. Sie hatte ihm entgegengewirkt und somit den Zeitpunkt hinausgezögert, an dem die Flammenwelle bei ihm angekommen war. Deshalb hatte er auch nur sehr kurz in der Hitze aushalten müssen, bis sie bei ihm angekommen war. Wirklich ein leichsinniges Unterfangen, aber Rikku musste im Stillen zugeben, dass er sich in seiner schlechten Situation bemerkenswert intelligent verhalten hatte... Sie richtete ihren Blick wieder auf das Monster, welches inzwischen richtig tobte. Warum musste sie eigentlich schon wieder gegen so ein Riesenviech antreten. Erst das auf Gagazeth und nun das hier. Das konnte einem wirklich auf die Nerven gehen. Wo war zum Beispiel Leylis abgeblieben? Sie als Medium hätte gegen diese Monsterechse sicherlich bessere Chancen gehabt... -Rumms- Der geschuppte Widersacher hatte soeben seinen Kopf in den Boden gerammt, nachdem Gippel, sein Ziel, ausgewichen war. Rikku schüttelte den Kopf. Sie war ja schon wieder abgelenkt... Um sich endlich von ihren Gedanken zu lösen, nahm sie ihre Klauen zur Hand und stürmte in Richtung des Monsters. Bei diesem angekommen hieb sie ihm ihre Klingen auf die Schuppen. Mit wenig Erfolg, leider. Das Monster schien eine ziemlich harte Schuppenhaut zu haben, durch die eine Waffe nicht unbedingt hindurch kam. Rikku sprang zurück und konzentrierte sich. "Eis!", rief sie und ein kleiner Eiszapfen zersprang an ihrem Gegner. Dieser schien jedoch nicht wirklich verletzt. Anscheinend war ihr Zauber nicht stark genug, um ihm ernsthaft zu schaden. Gippel klappte unterdessen seine Waffe auseinander und feuerte etwas ab, das für Rikku wie kleine Raketen aussah. Diese schlugen im Umfeld der Echse ein, woraufhin sie zur Seite kippte und für eine Weile auf dem Boden liegen zubleiben schien. Diese Chance nutzte Rikku aus und schlug dem Ungetüm ihre Klauen von der Bauchseite aus in den Körper. Die Riesensturmechse fauchte und rollte sich wieder richtig herum, ohne dass Rikku eine Gelegenheit hatte, ihre Waffen wieder an sich zu nehmen. Zu drastischeren Maßnahmen gezwungen, warf sie eine Handgranate auf das Monster, das daraufhin bedrohlich zu taumeln begann. Gippel rannte auf die Echse zu und schlug seitlich so mit seinem Stock zu, dass sie abermals zur Seite wegkippte. Auf dem Boden kam das Monster jedoch nicht mehr an. Ein Haufen Illumina tummelte sich auf dem Wüstensand, bevor sie in den Himmel weg entschwanden. Rikku sah Gippel an, sie hatten es geschafft. Jetzt sollten sie erst einmal die anderen suchen und dann zurück nach Raes Cuhha gehen. "Wollen wir zurück gehen?", fragte Rikku Gippel. Dieser sah sie verblüfft an: "Wollen schon, aber wie soll das denn gehen? Kennst du etwa den Weg?" Rikku sah sich um und verstand, was Gippel meinte. Sie befanden sich mitten in der Wüste, ringsumher nichts als Sand. Rikku hatte genau wie wahrscheinlich auch Gippel überhaupt nicht darauf geachtet, wohin sie gegangen waren und nun hatte sie keine Ahnung, in welche Richtung sie zurückgehen sollten. "Oh..." Das war alles andere als praktisch! Wo lag jetzt Raes Cuhha und wo zum Teufel waren Leylis und die anderen? *** Leylis hatte zu dem Zeitpunkt ganz andere Probleme. Nachdem sie ihre Gefährten vor der drohenden Feuerwelle gewarnt hatte, war sie selber ebenfalls in Deckung gegangen, bis ihr aufgefallen war, dass Brüderchen sie offensichtlich nicht gehört hatte und genau im Blickwinkel der Echse gewesen war. Daraufhin hatte sie sich kurzfristig umentschieden und mittels Shell dafür gesorgt, dass er nicht gebraten wurde. Anschließend hatte das Monster sich von ihm abgewand und war in eine andere Richtung gekrochen, aus der wenig später schon wieder eine Hitzewelle gekommen war. Bevor Leylis diese allerdings zurückverfolgen konnte, war ein Haufen von kleinen grünen Viechern herangestürmt und hatte sie mit fiepsenden Stimmen aufgefordert, ihnen zu folgen. Sie sahen aus wie Kakteen, konnten aber laufen und offensichtlich auch sprechen! Leylis erinnerte sich daran, dass Rikku vorhin sogenannte Kaktoren erwähnt hatte. Die waren es dann wohl, denen sie begegnet war. Da die Grünlinge keinen bösen Eindruck machten, sich aber sehr aufdringlich verhielten, entschied Leylis, dass es wohl nicht schaden konnte, wenn sie nachsah, was die kleinen Viecher so aus der Fassung brachte... Nach einigen Schritten durch den Wüstensand bereute sie ihre Entscheidung. Es wehte immer noch ein wenig und Leylis bezweifelte, dass sie den Weg zurück allein finden würde. Ihre größte Hoffnung bestand darin, dass die kleinen, ihr immer noch vorantapsenden Wesen sie auch wieder nach Raes Cuhha zurück bringen würden. Dummerweise schienen die aber im Moment nicht einmal an eine Rückkehr zu denken. Munter fiepsend hüpften sie voran. "Entschuldigung..? Wie weit ist es noch?" Einer der Kaktoren drehte sich zu Leylis um und sah sie kurz an, dann piepste er zweimal und bewegte sich weiter vorwärts. Was ein Riesenerfolg!, dachte Leylis. Es schien ganz so, als verstünden ihre Wegweiser auch nicht sehr viel von ihrer Sprache... Seufzend schritt sie hinter den Grünlingen her und versuchte, sich damit aufzuheitern, dass sie nicht ewig in der Wüste herumwandern konnte... wenn sie nur nicht so groß wäre... Dann stoppten die Kaktoren so plötzlich, dass Leylis fast in den letzten hineingelaufen wäre, eine sehr stachelige Vorstellung. "Hey, warum halten wir an?", fragte sie und dachte gleich darauf darüber nach, ob sie nun vollends den Verstand verloren hatte. Schließlich wollte sie, dass sie nicht mehr weiterliefen! Die Kaktoren begannen wieder, wild durcheinander zu fiepsen. Leylis hatte zwar keine Ahnung, was sie ihr mitteilen wollten, aber sie machte sich daran, sich an die Spitze der Grünlingen zu setzen, um den Grund für ihr Anhalten herauszufinden. Das war überraschend einfach. Einen Haufen grüner Viecher hinter sich, blickte Leylis in ein großes schwarzes Loch, eine riesige Höhle, die soweit sie das ausmachen konnte, schräg nach unten, also quasi in den Wüstenboden hinein führte. "Soll ich etwa da reingehen?!" Leylis wandte sich zu ihren piepsenden Begleitern um. Das konnten sie doch nicht wirklich von ihr verlangen! Sie musste zurück nach Raes Cuhha. Rikku und die anderen machten sich sicher schon Sorgen um sie, außerdem war da ja noch diese riesige, feuerspeiende Echse... Andererseits war es verdammt leichtsinnig, auf eigene Faust zu versuchen, den Weg zur Stadt wiederzufinden. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, ob es auch leichtsinniger war, als allein in eine ihr völlig unbekannte Höhle zu gehen, nur weil ein paar grüne Viecher das von ihr zu erwarten schienen... Ein sehr lautes, nun schon beinahe schrilles Fiepsen riss Leylis aus ihren Gedanken. Die Kaktoren machten tatsächlich einen noch größeren Aufstand als vorhin. Neben dem fast unerträglichem Lärm hüpften sie auf und ab. Einer schleuderte sogar einige seiner Stacheln und verfehlte Leylis nur knapp. Dann begannen sie langsam, sich einige Schritte von der Höhle zu entfernen, ohne allerdings den Geräuschpegel herunterzuschrauben. Mit einem ungutem Gefühl richtete Leylis ihren Blick wieder auf die Höhle. Vor der Öffnung befand sich ein blauhaariger Mann, der langsam auf sie zuschritt. Als er nur noch ein paar Schritte entfernt war, blieb er stehen. "Sieh an, was haben wir denn da?" Er war groß, so groß, dass er Leylis deutlich überragte und mit einem leicht arroganten Blick auf sie niedersehen konnte. Er war ihr schlagartig unsympatisch. "Könnte ich auch fragen, oder? Was macht jemand wohl in einer Wüstenhöhle, dass die Kaktoren sich so sehr aufregen?" Seine arrogante Miene verzog sich zu einem leichtem Grinsen. "Glaub mir, das möchtest du nicht wissen..." Sie mochte ihn immer weniger. "Dann hätte ich nicht gefragt!" Jetzt begann er leise zu lachen, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Kurz darauf war seine Arroganz wieder da, untermalt von einem boshaftem Lächeln. "Sie kommen immer wieder, Leute, die einfach nicht wissen, was gut für sie ist. Sie sind sturköpfig und idealistisch und am Ende bereuen sie es... und wenn nicht, dann sorge ich dafür!" Ein Feuerball flog auf Leylis zu. Sie hatte nicht einmal sehen können, woher er gekommen war. Mit einem Sprung zur Seite rettete sie sich, "Eisra!", hörte sie eine ruhige Stimme sagen. "Exeis!", rief sie. Keine Sekunde zu spät. Der Zauber wurde von ihrem abgefangen. Der blauhaarige Mann stand nun direkt vor ihr und sah sie ein wenig überrascht, aber nicht minder böse an. "Oho, da beherrscht jemand aber ein paar nette Spielereien..." Dann verschwand er. Leylis sah nicht, wohin er gegangen war. Das nächste, was sie von ihm mitbekam, war ein Blitzra-Zauber, der sie an der Schulter traf. "Vita!", rief sie und wandte sich dem Angreifer zu, dessen Tarnung dank seines Angriffes aufgeflogen war. Bevor er wieder verschwinden konnte, ließ Leylis kurz ihre beiden Hände in einer Bewegung kreisen, um sie dann vorne einmal zu kreuzen. "Wassra!", schrie sie. Ihr Gegner schien wenig beeindruckt. Er rief selbst etwas und ihr Zauber prallte an ihm ab. "Denkst du etwa, nur du beherrscht sowohl Weiß- als auch Schwarzmagie? Feuga!" Leylis traute ihren Ohren nicht. Ein Ga-Zauber! Entweder dieser Typ war total durchgeknallt oder einfach ein starker Magier... oder beides. "Exfeu!", rief sie. Sein Angriff hinterließ keine Spur bei ihr und sie hatte ihn immer noch im Blick. Gerade wollte sie einen Gegenangriff starten, als der Blauhaarige plötzlich noch eine Spur fieser grinste als bisher. "Flare..." Jetzt hatte sie ein Problem. Flare besaß kein Element. Also gab es nur eines... "Shell!", rief Leylis. Der Angriff warf sie dennoch zu Boden. Als sie hochsah, blickte sie direkt in das Gesicht des Mannes. Er kam ihr noch größer vor, als vor ein paar Minuten. Leylis richtete sich wieder auf und sah ihm starr in die Augen. "Ist das etwa schon alles?" Seine Arroganz war offensichtlich geblieben. Sie trat einen Schritt zurück. Wenn es mit ihrer Magie so nicht klappte, dann eben anders. Leylis begann zu tanzen. Wenn er sehen wollte, zu was sie imstande war... Das konnte er haben! "Hilf mir, Tineris!" Nachdem ihre Bestia vor ihr ihren Platz eingenommen hatte, bemerkte Leylis zum ersten Mal ernsthafte Verwunderung im Gesicht ihres Gegners. "Greif mit Dimensionsloch an!", befahl sie ihrer Bestia. Diese erfüllte ihre Bitte umgehend und hinterließ einen leicht ihn sich zusammengesunkenen Mann auf dem Boden. Er richtete sich jedoch sofort wieder zu seiner vollen Größe auf. "Gut... ich gebe zu, du hast Talent." Was sollte das denn jetzt? Versuchte der Typ nun auch noch ihr Komplimente zu machen!? Das jedoch immer noch auf seinem Gesicht verharrende böse Grinsen, sagte allerdings etwas anderes aus. "Wie dem auch sei... Jetzt reicht es!" Sie sah nicht genau, was geschah. Leylis merkte nur, wie Tineris verschwand und sie selbst in einen Haufen Sand geschleudert wurde. Sie rappelte sich wieder auf. Ihre Bestia war weg, besiegt... mit einem Schlag! Ihr Gegner war sehr viel gefährlicher, als sie vermutet hatte und jetzt kam er genau auf sie zu. Er begann leicht zu leuchten. Wollte er etwa einen Zauber bewirken? In der Tat erschienen einige grell leuchtende Kugeln um ihn herum. Was zum Teufel war das denn für eine Magie? Die Lichtbälle flogen nach oben und vereinten sich. Da begriff Leylis: Es war nicht sein Zauber, er war das Ziel! Lichtstrahlen schlugen von oben auf ihn hinunter. "Sanctus!" *** Leylis richtete ihren Blick zum Himmel. Ein Flugschiff befand sich in nicht allzu großer Höhe. Yuna stand auf dem Außendeck und hielt ihren Stab vor sich gestreckt. Das Flugschiff sank weiter hinunter. "Seymor!" Yuna schrie... Leylis kannte sie zwar noch nicht lange, aber nach dem, was sie mitbekommen hatte, schien sie eigentlich nicht der Typ für so etwas zu sein. Sie wandte sich wieder dem blauhaarigem Mann zu dessen Name wohl Seymor war. Er sah sie jedoch seltsamerweise nicht mehr böse an. "Was für eine unerwartete Überraschung... Es freut mich, dich getroffen zu haben, kleine Magierin. Da aber wohl noch mehr Leute mich zu suchen scheinen, schlage ich vor, die Unterhaltung nach drinnen zu verlegen." Ohne, dass sie etwas unternehmen konnte, verschwand Seymor in der Höhlenöffnung. Leylis wiederstand dem Drang, ihm sofort hinterherzueilen. Es wäre ziemlich dumm gewesen, allein einem wahrscheinlich ihr überlegenem Gegner in eine unbekannte Höhle zu folgen, wo Yuna und die anderen doch sowieso schon fast bei ihr auf dem Boden angelangt waren. Wenige Sekunden später kamen Yuna, Tidus, Wakka, Lulu und zu ihrer Verwunderung auch Brüderchen auf sie zugelaufen. "Leylis! Ist alles in Ordnung?" Yuna war zuerst bei ihr angekommen. Sie wirkte ein wenig besorgt und gleichzeitig wütend. "Mir geht's gut! Vielen Dank für eure Hilfe, aber... was macht ihr hier?" Yuna warf einen kurzen Blick Richtung Höhle. "Ok, die Kurzfassung: Wir haben übers Sphärofon herausgefunden, dass ihr Ärger mit einem Sandsturm habt und sind mit dem Flugschiff eines Freundes nach Raes Cuhha geflogen. Bevor wir allerdings dort ankamen, haben wir Brüderchen getroffen, der allein durch die Wüste tapste. Er hat uns erzählt, dass du von einem Haufen Kaktoren mitgeschleift wurdest. Da hielten wir es für das beste, mal nachzusehen, wo genau sie dich hingebracht haben." "Er ist da drinnen, richtig?" Tidus wirkte ebenfalls alles andere als entspannt. Selbiges galt für Lulu und Wakka. Sie mussten Seymor schon vorher getroffen haben und es schien keine schöne Begegnung gewesen zu sein... "Leylis, ich weiß, dass du dir sicherlich eine Erklärung wünscht, aber können wir das auf später verschieben?" Sie nickte Yuna zu. Ersteinmal war die Verfolgung des Blauhaarigen wichtiger. Tidus wandte sich Wakka zu: "Fliegt ihr weiter zur Stadt? Nach allem was Brüderchen über die Echsen gesagt hat, könnten Rikku und die anderen sicher auch Hilfe gebrauchen..." Wakka sah ihn entsetzt an: "Das ist nicht dein Ernst, oder? Wir werden euch auf gar keinen Fall mit diesem..." "Oh doch, werden wir!", sagte Lulu, "Wenn wir zu viele sind, macht uns das in der Höhle zu einem leichten Ziel. Außerdem dürftest gerade du von Höhlen doch sowieso ersteinmal genug haben!" Ohne eine Widerrede zu dulden, ging Lulu gefolgt von einem kleinlauten Wakka Richtung Flugschiff. Einmal drehte sie sich noch um: "Seid vorsichtig!" Leylis, Yuna, Tidus und Brüderchen wandten sich der Höhle zu und traten vorsichtig einige Schritte hinein. Es war stockfinster. Leylis schnippste kurz mit den Fingern. "Feuer!", flüsterte sie. Irgendwie hatte sie das Gefühl, sich leise verhalten zu müssen... Ein Feuerball erschien auf ihrer Handfläche und blieb dort. Wenn sie sich genügend konzentrierte, sollte er einige Zeit weiterbrennen. Yuna warf ihr einen anerkennenden Blick zu, wurde dann jedoch sofort wieder ernst. Sie wirkte angespannt. Ohne zu reden gingen sie Schritt für Schritt weiter in die Höhle hinein. Sie mussten sich jetzt sozusagen in der Wüste befinden mit einigen Tonnen Sand über ihnen... Leylis ging zügig voran. Ihre Flamme brannte hell und leuchtete ihr den Weg, welcher sich als ein verschlungenes Gangsystem herausstellte. Dann endete er plötzlich... Sie waren in einem mittelgroßen Raum angelangt, von dem kein Gang mehr abzweigte. "Und was nun?", fragte Tidus. Yuna wirkte immer noch nervös. "Wir sehen uns erst einmal um!" Leylis nickte ihr zu. Der Raum war immerhin so groß, dass ihr Feuerball nicht alle Ecken komplett ausleuchtete. Sie machte sich daran, die Wände abzugehen und hielt nach etwas Ungewöhnlichem Aussschau. An einer Stelle stutze sie. "Leute... Was ist denn das?" An dem besagten Punkt hatte die Wand eine leicht andere Farbe. Mehr noch, sie schien von Innen heraus zu glühen. "So etwas habe ich noch nie gesehen..." Yuna legte ihre Hand auf die Stelle. "Hey, sie löst sich auf!" Leylis sah, was Yuna meinte. Die Wand war an der Stelle offensichtlich nicht aus Stein. Es war Sand, den man leicht herauswischen konnte. Zurück blieb ein Loch in der Wand, in dem etwas lag, das wie ein weißer Kristall aussah. "Gratuliere, ihr habt ihn gefunden!" Sämtliche Augen wandten sich vom Loch ab und der Stimme zu. Seymor stand unmittelbar vor ihnen. "Was willst du hier?", rief Yuna, "Diese Welt ist nichts mehr für dich!" Seymor richtete seine Aufmerksamkeit auf Yuna. "Du irrst dich. Diese Welt braucht mich... um das zu retten, was ihr zerstört habt! Wenn du mir dabei helfen möchtest, meine liebe Yuna, dann komm mit mir. Wir können sie zusammen retten!" Tidus griff Yunas Hand und richtete seinen wütenden Blick auf Seymor. "Danke, ich verzichte! Ich weiß nicht genau, was du glaubst, verändern zu müssen und es ist mir auch egal, aber ich möchte nicht länger in der selben Welt leben wie du!" Yuna sah Seymor entschlossen an und erntete einen zornigen Blick, der sich jedoch gleich darauf in ein kühles, böses Lächeln verwandelte. "Ihr habt es nicht anders gewollt..." Seymor verschwand augenblicklich aus ihrer Sichtweite. "Wo ist er hin?", fragte Brüderchen. "Vorsicht!", schrie Tidus. Hastig sah Leylis um sich und bemerkte, was Tidus wohl zu seinem Ruf bewegt hatte. Ein Feuerwirbel raste Richtung Yuna. "Exfeu!", rief Leylis. Die Zauber wurde vollständig aufgehalten. Erleichtert atmete sie durch und spürte kurz darauf, wie etwas gegen sie selbst prallte. Eine riesige Wasserwelle schwemmte sie weg und ließ sie gegen die Wand prallen. "Vernachlässige nie deine eigene Sicherheit!", hörte Leylis es in ihren Gedanken. Ja, ich hab's begriffen! Das war ihr schließlich bei ihrer Mediumprüfung mit auf den Weg gegeben worden... Langsam arbeitete sie sich wieder hoch. Wer hätte auch damit gerechnet, dass dieser Fiesling zwei Leute gleichzeitig angreifen würde. "Alles ok?" Leylis sah eine ziemlich besorgte Yuna vor sich. "Ja, danke! Es war aber schließlich auch meine Schuld..." Yuna schien dem zwar nicht ganz zuzustimmen, allerdings hielt ein erneuter Aufschrei von Tidus sie davon ab, noch weiterzusprechen. Er hatte zusammen mit Brüderchen die Offensive übernommen und einen Blitzra-Zauber abbekommen. "Vitra!", rief Yuna und stellte sich neben ihren Mann. Seymor grinste höhnisch. "Oho, jetzt kämpft das Paar zusammen... das wird euch auch nichts nützen!" Tidus stürzte nach vorne und holte mit seinem Schwert zum Schlag aus, doch genau bevor er Seymor erwischen konnte, verschwand dieser erneut. "Was soll das hier werden? Ein Versteckspiel?!", rief Brüderchen. "Nennt es, wie ihr wollt...", erklang Seymors Stimme aus einer nicht zu definierenden Richtung. Diese Angewohnheit begann so allmählich Leylis ernsthaft zu nerven. Allerdings brachte es in den wenigsten Fällen etwas, die Ruhe zu verlieren... Sie schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Wenn dieser Typ mithilfe eines Zaubers verschwunden war, dann konnte sie das vielleicht spüren. Sie drehte sich hin und her und versuchte irgendeine Veränderung in der Luft auszumachen. "Leylis... was tust du..?" Da, da war etwas... in der Richtung, fühlte sie irgendetwas... Bedrohliches. Langsam ließ sie ihre Hände nach hinten gleiten, um sie dann mit einem Ruck wieder nach vorne fliegen zu lassen. "Eisra!", rief Leylis und riss die Augen wieder auf. Ihr Zauber fegte durch die Luft und prallte mitten in dieser auf sein Ziel. Seymor erschien, Eiszapfen um ihn herum. "Beeindruckend..." Mit einer einzigen Handbewegung von ihm verschwand das gesamte Eis. Doch die Pause hatte Tidus genutzt, um erneut einen Angriff vorzubereiten. Er rannte auf seinen Gegner zu, sprang in die Luft, legte währendessen einen eleganten Salto hin und landete einen Volltreffer bei Seymor. Dieser erholte sich jedoch schnell wieder von der Attacke und konzentrierte sich mit einem kalten Lachen auf einen Zauber. "Flare!" "Shell!", schrien Yuna und Leylis gleichzeitig. Sie schützen sich auch gegenseitig, doch der Angriff war auf keine der beiden gerichtet. Er traf Tidus... Dieser wurde von der Wucht des Zaubers zu Boden geworfen. "Vigra!", rief Yuna. Leylis staunte nicht schlecht. Tidus stand fast sofort wieder auf. Yuna schien in der Weißmagie nahezu genauso sehr bewandert zu sein wie Lenne. Mit funkelnden Augen wandte diese sich wieder Seymor zu. Sie hob ihren Stab nach oben und schloss die Augen. Kurz darauf erschienen die gleichen leuchtenden Kugeln, die Leylis schon vor der Höhle gesehen hatte. Auch der Rest ihres Zaubers verlief genau wie draußen. "Sanctus!" Seymor stand zwar nach dem Angriff noch, sah aber nicht mehr so arrogant, dafür umso boshafter aus. Brüderchen nutzte die Gelegenheit, um noch einmal anzugreifen, doch sein Angriff schien von ihm abzuprallen. Mit einer Handbewegung schleuderte Seymor ihn zur Seite. Dann wandte er sich erneut den anderen Kämpfern zu. "Hast!", rief Tidus und rannte kurz darauf mit beachtlicher Geschwindigkeit auf seinen Gegner zu. Seymor rührte sich nicht von der Stelle, streckte eine Hand aus und schickte erneut einen Zauber los. Diesmal kam er bei Yuna an. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich mittels Shell schützen, sackte allerdings aufgrund seiner Kraft ein wenig in sich zusammen. Gleich darauf spürte Leylis, wie etwas sie zu Boden riss. Yuna, Brüderchen und Tidus, der noch vor seinem Angriff aus der Luft gerissen wurde, fanden sich ebenfalls dort wieder. Feiner Sand rieselte von der Decke. "Was zum Teufel war denn das?", kam es von Brüderchen. "Gravitas...", antwortete Leylis. "Ganz genau! Und wenn ihr mich jetzt entschuldigt... ich habe noch etwas vor... mit meinem neuen Fundstück und vielen Dank für die Hilfe beim Suchen!" Leylis arbeitete sich wieder auf die Beine. Das Letzte, was sie noch von Seymor sah, war ein fieses Grinsen und der weiße Kristall, den er bei sich trug. Dann verschwand er... Nach und nach setzten sich alle wieder auf. "Super und was nun?", meinte Tidus. "Wir sollten hier besser verschwinden!", sagte Leylis mit einem Blick zur Decke, "Der Gravitas-Zauber scheint die Höhle beschädigt zu haben." Mit einem lauten Krachen landete ein Felsbrocken neben ihnen. Daraufhin ergriffen sie augenblicklich die Flucht. Sie rannten zurück durch den verwinkelten Pfad, während immer mehr Sand hinunterregnete und ab und an auch größere Steine hinabfielen. Leylis rannte vor Yuna, Tidus und Brüderchen. Sie hatte sich den Weg auf ihrer ersten Tour gut gemerkt und kam deshalb etwas schneller voran als die anderen. An einer Ecke hielt sie kurz an, um auf sie zu warten. Sie sah ihre Freunde schon den Gang entlang rennen, als sich mit einem dumpfen Grollen ein Großteil der Decke löste und hinunterstürzte. "Nein!", schrie Leylis, während die Gesteinsmassen auf Yuna, Tidus und Brüderchen zufielen. Doch sie kamen nicht bei ihnen an. Es leuchtete kurz in der Höhle auf, dann hielt ein Wesen, das größtenteil braun war und eine lange orangerote Mähne hatte, die Decke auf. Leylis stand da wie erstarrt. "Eine... Bestia?" Erst als ihre Mitstreiter unter der Steinplatte hervor gekrochen kamen, bemerkte sie, dass sie noch lange nicht in Sicherheit waren. Die Höhle fiel weiter in sich zusammen. Brüderchen übernahm inzwischen die Führung. "Schneller, wir haben nicht mehr viel Zeit!" Yuna schien gerade zu ihm rennen zu wollen, als Tidus neben ihr auf den Boden sackte. "Was ist los? Wir müssen uns beeilen!" Sie griff nach seiner Hand, um ihn mitzuziehen, doch sie berührte sie nicht. Ihre Hand glitt durch seine hindurch, als ob sie gar nicht da wäre. Tidus sah sie noch kurz an und kippte dann nach vorne auf den Boden. "Nein..." Yuna sah ihn entsetzt an und rührte sich nicht mehr. "Nicht doch!", rief Leylis. Sie mussten schließlich immer noch aus dieser verdammten Höhle raus. Sand rieselte auf ihre Schultern. Wie sollten sie mit einem warum auch immer bewustlosen Tidus und einer verzweifelten Yuna schnell genug durch die Gänge kommen? Da kam ihr eine Idee. Sie konzentrierte sich und tänzelte kurz auf und ab, wodurch sie sich einen höchst skeptischen Blick von Brüderchen einfing, der offensichtlich überhaupt nicht mehr wusste, was er machen sollte. "Erscheine, Chronis!" Die engelshafte Gestalt erschien augenblicklich und als hätte sie Leylis' Gedanken gelesen, glitt sie sofort zu Tidus und trug ihn Richtung Ausgang. Leylis, Brüderchen und Yuna, die sich wieder aus ihrer Starre gelöst zu haben schien, liefen hinter ihr her. Nach einigen weiteren Metern durch den sich in seine Bestandteile auflösenden Gang, traten sie endlich wieder hinaus ins Licht. Leylis freute sich wie schon lange nicht mehr, die Sonne zu sehen. Chronis lächelte ihr kurz zu, legte Tidus auf dem Sand nieder und verschwand. Daraufhin wandte sich Leylis Yuna zu. "Hast du da drinnen... Das war doch eine Bestia, oder?" Yuna nickte kaum merklich. "Ifrit... aber das war nicht ich.", und mit einem nicht zu deutenden Blick auf Tidus sagte sie: "Ich glaube, er hat sie gerufen..." *** Rikku hasste es, etwas zu tun, was nahezu auswegslos erschien. Missmutig stapfte sie neben Gippel durch den Sand, ohne auch nur eine Ahnung zu haben in welche Richtung sie sich bewegten. "Warum hast du auch nicht auf den Weg geachtet?", fuhr sie Gippel an. "Ah ja... Jetzt bin natürlich wieder ich Schuld an allem, was? Dabei weißt du doch genauso wenig, wo wir sind!" Rikku fixierte ihn mit einem bösen Blick: "Richtig. Aber du bist es schließlich, der mich immer mit meinem schlechten Orientierungssinn aufzieht! Gerade deshalb hättest du doch aufmerksam sein müssen!" Jetzt war es an Gippel, Rikku böse anzusehen. "Entschuldige mal, aber ich war ein wenig abgelenkt, von diesem feuerspeienden Riesenviech, das dich beinahe gegrillt hätte!" "Ach, und ich etwa nicht...", gab Rikku zurück, wurde gleich darauf jedoch nachdenklich. Irgendwo hatte er Recht... Sie war es gewesen, die zuerst von der Echse angegriffen worden war. Gippel hatte ihr bloß helfen wollen und war deshalb mit in den Kampf hineingeraten. "Warum hast du das gemacht?" Gippel sah leicht verwirrt aus. "Was?" "Vorhin, als die Echse mich angreifen wollte. Warum hast du mich zur Seite geschubst? Warum hast du nicht einfach eine Granate oder eine deiner Raketen oder sonst irgendetwas benutzt, um sie anzugreifen? Dann hätte sie ihre Attacke unterbrochen und du wärst ohne Brandblasen davongekommen..." Gippel grinste leicht und sah sie dann unvermittelt an. "Kannst du dir das nicht denken..? Wie hätte ich denn sicher sein können, dass ich noch rechtzeitig eine derartige Aktion durchführen kann oder dass dieses rote Ungeheuer seinen Angriff nicht einfach fortsetzt? Das Risiko war mir einfach zu hoch." Rikkus Wut verflog so rasch, wie sie gekommen war. Er hatte sie tatsächlich gerettet, sie war ihm also immerhin so wichtig, dass er nicht riskieren wollte, dass sie verletzt wurde... "Tut mir Leid, ich werde dir nicht länger die Schuld daran geben, dass wir uns verlaufen haben...", sagte Rikku und mit einem Seitenblick auf Gippels grinsendes Gesicht fügte sie noch hinzu: "wenn du es auch nicht mehr tust." Er grinste noch breiter: "Keine Sorge! Schließlich hast du damit angefangen!" Rikku klappte ihren Mund auf und wieder zu. Sie hasste es, wenn er Recht hatte. Auf ein Mal, hörte sie ein leises Schwirren in der Luft. Sie hielt an und Gippel neben ihr blieb ebenfalls stehen. "Was ist das?", fragte er. "Keine Ahnung!", antwortete Rikku. Wie um ihre Verwirrung zu klären, tauchte kurz darauf ein Flugmobil in ihrem Blickfeld auf. Es kam direkt auf sie zu und landete kurz vor ihnen. Die neuartigen Maschina boten meist Platz für mindestens vier Personen und flogen etwa zwei bis drei Meter über dem Boden. Geflogen wurde die, welche soeben vor ihnen Halt gemacht hatte, von einem jungen Mann, der vorhin auch als einer der Bürger von Raes Cuhha mit gegen die Echsen gekämpft hatte. "Was machst du denn hier?", wurde er von Rikku begrüßt. Lachend rückte er an die eine Kante seines Mobils. "Euch retten, was sonst? Bevor ihr in eurer eigenen Wüste verdurstet... Die halbe Stadt sucht nach euch. Also, steigt ein!" "Herzlichsten Dank!", sagte Rikku und kletterte in die Maschina. Gippel saß kurz darauf neben ihr. Zum Glück hatte jemand sie gefunden. Rikku war der Spaß am Wandern durch die Wüste schon vor einiger Zeit vergangen. Sie konnte diesem Typ da wirklich dankbar sein, allerdings wurde sie das seltsame Gefühl nicht los, ihm schon einmal irgendwo begegnet zu sein... *** "Yuna! Geht's dir gut?" Leylis war die Treppen zu den Quartieren hochgekommen. Sie befanden sich in Rins Flugschiff. Er hatte sie vorhin auch in der Wüste abgesetzt und war mit Lulu und Wakka weiter nach Raes Cuhha geflogen. Vor einer knappen Stunde hatten sie ihn dann per Sphärofunk gebeten, sie wieder abzuholen. "Es ist alles in Ordnung und ich glaube, er muss sich nur ein wenig ausruhen..." Yuna wandte ihren Blick nicht von Tidus, welcher nun in einem der Flugschiffbetten schlief. Rins Schiff war längst nicht so bequem und auch nicht so groß wie die Celsius, aber es erfüllte seinen Zweck. "Na gut, dann lass ich euch mal lieber wieder allein..." Yuna hörte, wie Leylis die Stufen wieder hinunterstieg. Sie war abweisend ihr gegenüber gewesen und das, obwohl sie ihr noch eine Erklärung schuldete... inzwischen vielleicht sogar mehrere, aber sie wollte jetzt einfach nicht darüber reden, nicht über Seymor, nicht über Ifrit, nicht über Tidus... Es reichte schon, dass sie ständig immer wieder über diese drei Dinge nachdachte. Was wollte Seymor nur? Was plante er? Und was wollte er mit diesem weißen Kristall? Dann war da noch die Sache mit den Asthra und Tidus... Welche Verbindung bestand zwischen ihnen? Warum konnte Tidus Bestia beschwören, wo es die doch eigentlich sowieso nicht mehr geben dürfte? Was... Fragen über Fragen... und niemand, der sie ihr beantwortete. Yuna wusste genau, dass es nichts brachte, sich den Kopf darüber zu zerbrechen und dennoch... sie musste immer wieder darüber nachdenken. "Yuna?" Brüderchen stand einige Schritte von ihr entfernt. Sie hatte ihn nicht einmal kommen hören. "Yuna, du wirkst selber schon ganz fertig. Geh doch für eine Weile aufs Außendeck. Frische Luft kann Wunder bewirken... sagt Rikku jedenfalls ständig." Er wollte ihr nur helfen. Das war Yuna schon klar, aber dennoch wollte sie Tidus nicht allein lassen. Brüderchen war jedoch ihrem Blick gefolgt und kam ihrer Antwort zuvor: "Mach dir keine Sorgen um ihn. Ich pass solange auf ihn auf und wenn er aufwachen sollte, hol ich dich sofort!" Yuna war immer noch unsicher, was sie tun sollte, aber sie brauchte schließlich nicht lange fortbleiben, ein wenig Frischluft wäre schon nicht schlecht und letzten Endes... wenn sie jetzt nicht ging, dann war es sicher das Erste, was Tidus ihr auftragen würde, nachdem er wieder zu sich gekommen war. "Ich bin gleich wieder da!" Mit einem letzten Blick auf Tidus ging sie langsam die Treppe hinunter und aus dem Raum hinaus. Auf dem Außendeck angekommen wehte Yuna eine leichte Brise ins Gesicht. Mehr war auch nicht zu erwarten, denn sie flogen nicht sehr schnell und außerdem war ihr Ziel Raes Cuhha, was zur Folge hatte, das sie über die Wüste flogen. Deshalb war die Luft selbst hier oben eher warm und die Luftströmungen hielten sich in Grenzen. Yuna stellte sich in die Mitte des Decks und breitete die Arme zu beiden Seiten aus. Der Wind, auch wenn es nicht viel war, fuhr ihr durch die Haare und streifte ihre Kleidung. "Herrlich, nicht war?" Yuna schreckte zusammen und wandte sich der Stimme zu. Sie gehörte Leylis. Das Mädchen musste nach ihr auf das Außendeck getreten sein. "Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht erschrecken." Sie machte Anstalten, wieder zu gehen. "Nein, warte... ich denke, ich sollte mich entschuldigen. Du verstehst von allem sicher noch weniger als ich im Moment." Leylis blieb stehen und sah Yuna lange an. "Ich habe das Gefühl, dass du nicht unbedingt jetzt mit mir reden möchtest... Es stimmt, dass ich froh wäre, wenn jemand mir wenigstens einen Teil der Geschehnisse hier erklären könnte, aber ich kann sehr geduldig sein... " Yuna schüttelte den Kopf. Sie hatte Leylis schon lange genug warten lassen. Es war ihr gegenüber nicht fair, sie noch länger im Dunkeln zu lassen. Und dann begann Yuna zu erzählen. Anfangs wusste sie nicht ganz, wo sie anfangen sollte, doch dann kamen die richtigen Worte wie von selbst. Sie erzählte Leylis, wer Seymor war, weshalb alle Leute [Sin] kannten, wie sie Tidus kennengelernt hatte und wie er mit den Asthra verschwunden war. Dann auch, dass sie jetzt neben einem Medium auch eine Sängerin war und wie sie Tidus wiedergefunden hatte. Vegnagun, Lenne und Shujin ließ sie hierbei jedoch weg. Schließlich hatte Leylis erwähnt, dass Letztere ihre Freunde waren und immerhin war ihre Geschichte nicht allzu glücklich verlaufen... Leylis sah ihr mit einem tiefgründigen Blick entgegen. "Ich verstehe... längst nicht alles, aber einiges. Du hast Angst, ihn wieder zu verlieren, nicht war?" Yuna nickte leicht. Leylis sprach weiter: "Seymor war schon einmal euer Widersacher, du warst sogar mit ihm verheiratet und ihr habt ihn besegnet, damit er, der nur ein umherwandelnder Geist war, seine Ruhe finden konnte. Kurze Zeit darauf ist Tidus dann verschwunden... richtig?" Auf ein erneutes Nicken von Yuna, fuhr sie weiter fort: "Ich denke, du hast einfach Angst, dass Seymor sich erneut in dein Leben einmischt und dass sich daraus Folgen entwicken, vielleicht sogar, dass Tidus am Ende wieder verschwindet. Das ist wahrscheinlich gerade deshalb so schlimm für dich, weil du die Sache mit Seymor genauso wie die der Asthra, die noch hinzukommen, für abgeschlossen gehalten hast..." Yuna sah Leylis erstaunt an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Jemand, den sie noch gar nicht so lange kannte, sie so verstand. "Ich glaube, dass er selbst oder Rikku, Wakka oder Lulu sowie irgendeinanderer deiner Freunde dich sicher noch viel besser verstehen würde, als ich. Doch du musst mit ihnen reden!" Das hatte sie fast erwartet. Leylis riet ihr genau das, was ihr wahrscheinlich auch jeder andere raten würde. Das wusste sie, weil sie selbst es auch jedem empfehlen würde, der sich in einer ähnlicher Lage befindet. Aber... "Ich kann einfach nicht darüber reden!", rief Yuna, "Solange ich nicht darüber spreche, existiert meine Angst davor nur in meinen Gedanken..." Leylis sah sie ernst an: "Was heißt hier "nur in deinen Gedanken"? Das kann schlimmer sein, als du glaubst. Du musst doch zu dem stehen, was du denkst!" "Was soll ich denn machen? Ich glaub nicht, dass es mir helfen würde, wenn ich andere mit meinen Sorgen quäle..." Nach kurzem Nachdenken, lächelte Leylis. "Sing..." Yuna meinte sich verhört zu haben. "Singen soll ich? Wozu?" "Singen kann sehr befreiend sein, hast du das noch nicht bemerkt? Du erwähntest doch, dass du eine Sängerin bist... Du bist Lenne sehr ähnlich. Sie hat mir den Tipp mit dem Singen gegeben. Sie meinte, wenn man Sorgen hat, dann sollte man mit ganzem Herzen singen..." Yuna blickte sie immer noch leicht irritiert an. "Was soll ich denn singen?" "Das ist gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass du dich mit der Melodie verbunden fühlst, sie von Herzen kommt und deinen Gefühlen entspricht. Alles andere ergibt sich dann von selbst..." Yuna richtete sich mit dem Gesicht zur Wüste hin. "Ok, ich versuche es!" Zunächst summte sie leise vor sich hin. Dann meinte sie eine Melodie gefunden zu haben und begann leise zu singen. Yuna schloss die Augen. Ihre Melodie entwickelte sich ganz anders, als sie es geplant hatte, aber das war vielleicht ja auch Sinn der Sache... Sie hörte ihre Stimme immer lauter und deutlicher, achtete aber nicht darauf, was sie eigentlich sang. Sie fühlte sich wie in einem Traum. Einer, der sie an Schlimmes erinnerte, aber dem sie zugleich nicht sofort entkommen wollte. Yuna sang inzwischen so laut wie sie es auch in einem Konzert machen würde. Dann hatte sie das Gefühl, als würde sich ihr Traum langsam dem Ende zuwenden. Sie ließ ihr Lied in einigen Tönen der Melodie ausklingen und öffnete die Augen. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Vorhin beim Singen war ihr das gar nicht aufgefallen... Jetzt verstand sie, was Leylis damit gemeint hatte, dass sie von ganzem Herzen singen sollte. Sie hatte ihre Gefühle in Töne umgewandelt und dadurch, dass sie sie sich auf diese Art und Weise vor Augen geführt hatte, kamen sie ihr nicht mehr so erdrückend vor. Sie hatte sich von ihnen gelöst... Ihre Gedanken waren nicht verschwunden, aber sie hielten sie auch nicht mehr gefangen. Dankbar drehte sie sich zu Leylis um. Diese lächelte. "Du hast eine sehr schöne Stimme." *** --------------------------------------------------------------------------------- Hallihallo und herzlich willkommen im neuen Jahr! ^^ (auch wenn ihr zu der Sorte Leute gehört, die das inzwischen nicht mehr hören können...) Im Sinne der guten Vorsätze gibts von mir Kapitel 4 meiner Fanfic. Hoffe, es hat euch gefallen. Hier die Übersetzung der einsamen Al Bhed Stelle in der Mitte der zweiten Seite: "Tan Cyhtcdins ecd wi cdyng! Tea Yhmyka ryamd helrd sarn myhka!" - "Der Sandsturm ist zu stark! Die Anlage hält nicht mehr lange!" Wenn ihr etwas zum Fortlauf meiner Geschichte zu sagen habt, dann schreibt doch einen Kommentar. Ich würde mich darüber freuen! Ich hoffe, demnächst etwas häufiger zum Schreiben zu kommen. Dann geht's auch schneller mit Kapitel 5: "Stay With Me ~ The Third Aeon" weiter. LG Leylis Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)