HOLLOW von Creep (A Vampire Story) ================================================================================ Kapitel 25: Judea ----------------- salut meine lieben. ja, ich weiß, es gab ne verzögerung -.- bedankt euch beim vollen zeitplan meiner betas ^^" aber nun ist es doch geschafft! mehr will ich dazu jetzt gar nicht sagen xD lest einfach selber. heiratsanträge und morddrohungen bitte per ENS! dankeschön :D enjoy ♥ *-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-* Hizumis POV Hizumis Wohnung, ca 19.00 Uhr... Ich saß auf dem Boden und starrte hinaus in die Nacht. Der Himmel war wolkenverhangen und reflektierte das Großstadtlicht, es sah nach Schnee aus. Unzählige Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, doch alles lief auf einen einzigen hinaus: Würden wir Russland heil überstehen?Hinter mir raschelte etwas und Saga setzte sich zu mir auf den Boden. „Hey.“ Er lächelte, doch ich bemerkte sofort, dass er skeptisch war. Er wusste, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Während Karyus Besuch hatte Saga die Dusche blockiert, doch ich bezweifelte stark, dass ihm unser, wenn auch kurzes, Gespräch entgangen war. „Hey.“, sagte ich leise und überwand mich zu einem kleinen Lächeln. Er runzelte die Stirn. „Was ist los?“ Ich seufzte tief. Ich musste es ihm so oder so beichten, immerhin würde er morgen mit mir zusammen im Flieger sitzen. Auch, wenn ich den Orden und seine Methoden nur aus Erzählungen kannte, so war ich mir ziemlich sicher, dass weder Blake, noch jemand anderes damit einverstanden war, wenn Saga und ich den Termin versäumten. Es dauerte einige Zeit, bis ich die richtigen Worte gefunden hatte. Ich tat mich schwer damit, Saga den Sachverhalt zu erklären, immerhin wusste ich selbst nicht, was mich und alle anderen in Moskau erwarten würde. Saga hörte schweigend zu. „Ich weiß nicht, was genau sie von dir wollen. Vielleicht sollst du einfach nur der Vollständigkeit halber mitkommen.“, zog ich hoffnungsvoll in Erwägung. Beim bloßen Gedanken daran, dass es anders sein könnte, drehte sich mir der Magen um. Meine große Liebe nickte bedächtig. „Okay. Das ist eine Sache. Aber warum wollen sie dich? Du hast doch nichts getan.“Seine Worte brachten mich zum lächeln. „Ich habe so einiges getan.“, sagte ich leise und starrte auf meine Hände und war damit beschäftigt, das Hochkochen alter, schmerzhafter Erinnerungen zu verhindern. „Wenn du wüsstest, was ich schon alles getan habe.“ Meine Stimme war kaum mehr ein Flüstern. Ich fühlte mich nicht in der Lage dazu sie laut auszusprechen, aus Angst, alles Geschehene noch einmal erleben zu müssen. Sagas Blick durchbohrte mich. „Wie meinst du das?“ Ein Schauer überlief mich. „Ich möchte nicht darüber reden, okay? Auf jeden Fall wäre es möglich, dass sie mich zur Rechenschaft ziehen wollen.“ Mein Blick klebte irgendwo auf dem Boden fest. Wie sollte ich ihm das denn jetzt am besten erklären? Ich war mir nicht sicher, wie konnte ich auch, aber irgendetwas sagte mir, dass sie in Russland nicht nur mit mir reden wollten. Diese Einsicht machte mir Angst. Saga schwieg und rutschte nervös neben mir herum. Draußen begann es zu schütten und irgendwie deprimierte mich diese Situation nun noch mehr, da ich insgeheim mit Schnee gerechnet hatte. „Worauf willst du hinaus, Hizumi?“, fragte mein Nebenmann plötzlich unvermittelt. „Ich will auf gar nichts hinaus.“, sagte ich etwas patzig. „Ich kann nur Vermutungen anstellen, sonst nichts.“ „Und was vermutest du?“ „Ich vermute, dass sie mich in irgendeiner Form bestrafen wollen.“ Jetzt war es raus. War wahrscheinlich besser so, irgendwann wäre es sowieso zu spät gewesen, das Offensichtliche länger zu verheimlichen. Ich schielte kurz zur Seite und erkannte sofort, dass Saga vollkommen überfordert war. Schon seine Körperhaltung ließ aufkeimende Verzweiflung erkennen. Er saß in sich zusammengesunken da, die Hände ineinander verknotet und starrte geradeaus in den Regen. „Es heißt ja nicht, dass es wirklich so sein wird. Vielleicht bin ich auch nur paranoid.“, versuchte ich ihn zu beruhigen und verfluchte mich für mein loses Maul. //Warum kannst du nicht einmal etwas für dich behalten, Hizumi?//, schalt ich mich selbst in Gedanken. Aber jetzt war es ohnehin zu spät... Nächster Morgen, Zeros Villa, ca 09.00 Uhr... Toshiya wischte sich über den Mund und betrachtete skeptisch Zeros blutendes Handgelenk. „Und was sagtest du, bringt das jetzt?“, fragte er heiser. „Das ist ein Blutband, es verbindet uns mental miteinander. Eine praktische Angelegenheit eigentlich.“, erklärte Zero, der auf Toshiyas Bettkante saß und dabei zusah, wie sich der breite Schnitt in seiner Pulsader binnen weniger Sekunden wieder schloss. Mit großen Augen starrte Toshiya auf das nun wieder vollkommen unversehrte Handgelenk. „Werde ich so was auch irgendwann können?“, fragte er staunend. Der Schwarzhaarige zuckte kurz die Schultern. „Wenn du erst mal so alt bist, bestimmt. Aber bis dahin sind's noch ein paar Jahrhunderte. Wobei es dir wahrscheinlich leichter fallen wird, alles zu lernen. Immerhin bist du zur Hälfte Native.“ „Was heißt das?“ Du bist zur Hälfte geborener Vampir gewesen. Du bist im Endeffekt mächtiger als Vampire, die nur durch bloßes Beißen entstanden sind.“ Toshiya nickte langsam und rieb sich geistesabwesend den Hals. Die Bisswunde war über Nacht geheilt und lediglich zwei hellrote Punkte kurz über seinem Schlüsselbein zeugten noch von der Verwandlung. „Kannst du aufstehen?“ Zero legte den Kopf schräg und schien etwas beunruhigt zu sein. „Ich kann's versuchen.“ Mit diesen Worten schob Toshiya langsam seine Beine aus dem Bett und rappelte sich etwas umständlich auf. Er verzog kurz das Gesicht, ging jedoch dann einige unsichere Schritte vorwärts. „Wenn es nicht geht, dann leg dich wieder hin.“, sagte Zero schon fast etwas ängstlich. Toshiya lächelte breit. „Ach, es geht schon. Mein Rücken tut ein bisschen weh, aber ansonsten geht’s. Lieb, dass du dir Sorgen machst.“ Er warf Zero einen kurzen Blick zu und strahlte ihn an. Der Vampir schien ein wenig überrumpelt und erwiderte das Lächeln. Wenn auch etwas schief. Plötzlich jedoch hielt der Ältere in seiner Bewegung inne. „Toshiya, guck mich mal an.“, sagte er langsam. Der Angesprochene blinzelte verwirrt, tat dann aber wie ihm geheißen wurde und sah Zero tief in die Augen. Zero schluckte. „Ach du heilige Scheiße.“, murmelte er leise. Diese Worte machten Toshiya sichtlich nervös. „Was ist denn?“, fragte er mit einem leicht ängstlichen Unterton in der Stimme. „Deine Augen.“, murmelte Zero nur ungläubig und trat einen Schritt näher an Toshiya heran. „Es ist Ewigkeiten her, dass ich so etwas gesehen habe.“ Toshiya hob eine Augenbraue und senkte automatisch den Blick. „Was ist mit ihnen?“ Zero lachte kurz leise auf. „Guck mal in den Spiegel, dann weißt du es. Der Braunhaarige tapste auf wackeligen Beinen zum Spiegel und sah hinein. Doch als er sein Spiegelbild erblickte, zuckte er erschrocken zurück. „Ach du Scheiße.“, rief er aus und starrte ungläubig in sein eigenes Augenpaar. Toshiyas Pupillen hatten keine, für Vampire so gewöhnliche, hellbraune Färbung. Toshiyas Iris leuchtete in einem hellen, leicht gelblichen Kupferton. Der junge Vampir betrachtete sich eine Weile im Spiegel, dann drehte er sich langsam zu Zero um. „Warum sieht das so anders aus? Wieso habt ihr alle dunklere Augen?“ Er klang ein wenig beunruhigt. Zero legte den Kopf schräg und lächelte. „Genau erklären kann ich es mir auch nicht, aber ich schätze, dass mehr Macht in dir steckt, als du glaubst. Die Augenfarbe eines Vampirs kann oft etwas über seine Kraft aussagen. Und wenn wir danach gehen, dann besitzt du eine Kraft, die verdammt außergewöhnlich ist.“ Ein leises Seufzen verließ Toshiyas Lippen. „Wieso kann ich denn nicht einmal normal sein? Nicht mal als Vampir bin ich normal. Irgendwer hasst mich, glaube ich.“ Er verschränkte die Arme und starrte deprimiert auf den Boden. Zero trat auf ihn zu, schob den Zeigefinger unter Toshiyas Kinn und drückte es sachte ein wenig nach oben. „Toshiya. Mach dich nicht immer selbst fertig. Du bist was Besonderes, ganz einfach. Anders zu sein heißt nicht immer, schlecht zu sein. Und selbst, wenn du normal wärst, für mich wirst du immer etwas besonderes bleiben, verstehst du?“ Der Größere runzelte die Stirn und schien offenbar etwas überfordert mit Zeros plötzlich so liebevollen Worten zu sein, doch dann lächelte er. „Es ist unfair.“ Er senkte den Blick und eine Spur Wehmut schlich sich auf das blasse Gesicht. „Ich will dich nicht schon wieder verlieren.“ Der schwarzhaarige Vampir schwieg und senkte kurz den Blick, diese Sekunde nutzte Toshiya, um einen Wunsch zu äußern, der ihm schon lange auf der Seele brannte. „Zero?“ Auf diese kaum hörbare Frage erhielt Toshiya ein leises „Hm?“, als Antwort. Er nahm einen tiefen Atemzug und sah Zero fest in die Augen. „Darf ich dich küssen? Nur ein einziges Mal. Ich würde gern wissen, wie es ist, dich zu küssen, ohne dass direkt danach etwas Schmerzhaftes passiert.“ Anstatt zu antworten, schwieg Zero nur, er senkte kurz den Blick, wandte sich dann jedoch wieder seinem Gegenüber zu. Ohne ein weiteres Wort legte Zero seine Hand in Toshiyas Nacken und zog ihn zu sich hinunter. Er legte seine Lippen sanft auf die des Größeren, dem sofort die Augen zu fielen. Toshiyas rechte Hand verfing sich in Zeros Locken, die andere ruhte auf seiner Gesichtshälfte. Während die zwei Vampire in ihrem ersten wirklichen und gleichzeitig auch letzten Kuss versunken waren, fielen draußen lautlos vereinzelte Schneeflocken auf die schmutzige Straße... Karyu Der Blonde saß auf der Fensterbank im Wohnzimmer und war dabei, gedanklichen Kontakt zu Hizumi aufzubauen. Von Tsukasas Anwesenheit ließ er sich herzlich wenig stören. Der ehemalige Vampirjäger lag bäuchlings auf dem Sofa und sah aus dem Fenster. Er war ungewöhnlich still und wirkte noch blasser als sonst. Ab und zu warf er Karyu einen skeptischen Blick zu. Nach einiger Zeit regte sich der Größere. „Gut, ich würde sagen in einer Viertelstunde geht’s los. Hizumi und Saga sind fertig, sie werden sich am Flughafen mit uns treffen. Genau wie Zero und Toshiya.“ Karyu gähnte herzhaft. Die Nacht über hatte er kein Auge zugetan, da es seine Aufgabe gewesen war, einige Dinge zu klären, bevor er den Rest des Clans durch seine Abwesenheit erfreuen würde. „Hast du alles gepackt? Blutkonserven, Zahnbürste, Sarg?“, fragte Karyu trocken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ruckartig setzte sich Tsukasa auf. „Sag mal bist du wirklich so bescheuert, oder bilde ich mir das nur ein? Wenn ich richtig informiert bin, kann es sein, dass wir den heutigen Tag nicht überleben. Wie zur Hölle kannst du da noch fähig sein, deine dämlichen Sprüche zu reißen!“, platzte er heraus und durchlöcherte Karyu mit bösen Blicken. Der Vampir zuckte nur unbeeindruckt die Schultern. „Du hast mir eben nicht zugehört. Ich hab dir schon mehrmals erklärt, dass es soweit nicht kommen wird. Keiner wird verletzt werden, geschweige denn sterben, okay? Ist dein hübsches Köpfchen fähig genug, um diese Information aufzunehmen und abzuspeichern?“ Karyu erhob sich und ging in die Küche. Bevor Tsukasa reagieren konnte, prallte ein mit Blut gefüllter Plastikbeutel gegen seine Stirn und landete mit einem leisen Pflapp auf dem Teppichboden. „Und hör auf mich ständig mit diesem Scheiß zu bewerfen!“, fauchte Tsukasa aufgebracht. „Meine Güte. Wenn du 'ne Frau wärst, könnte man meinen, dass du dauerhaft deine Tage hast. Trink was, vielleicht bist du dann umgänglicher. Wobei, warte... Auch, wenn du satt bist, bist du unausstehlich. Wie konnte mir das nur entfallen? Ich Dummerchen!“, säuselte es aus der Küche. Tsukasa gab ein leises Knurren von sich und griff nach der Blutkonserve. Mit einem Ruck riss er sie auf und nahm den kompletten Inhalt auf Ex. „Zehn Minuten noch, Tsukasa. Wenn du irgendwas mitnehmen willst, dann pack's jetzt ein, ich werde nicht auf halben Weg wieder umdrehen, weil du dein Handy vergessen hast, oder aufs Klo musst!“ „Karyu! Kannst du nicht einmal den Mund halten? Nur ein einziges Mal? Nur fünf Minuten!?“ „Lass mich kurz überlegen...“ Karyus Kopf schob sich langsam durch die halbgeöffnete Küchentür. „Nein, tut mir Leid. Kann ich nicht...“ Flughafen Tokyo, Terminal II, 11.25 Uhr... Unruhig scharrte ein paar schwarzer Converse Allstars über den Asphalt. Hizumi stand, die Arme fest verschränkt, vor dem Terminal und starrte auf die überfüllte Zufahrtsstraße des Flughafens. „Sind wir zu früh?“, fragte Saga leise. Der Kleinere schüttelte den Kopf. „Eigentlich sind wir genau pünktlich. Die andern sind mal wieder zu spät.“, nuschelte er und trat nun nervös von einem Bein auf das andere. Eine Zeit lang ließ Saga sich Hizumis hektisches Verhalten gefallen, doch dann fasste er den Braunhaarigen sanft am Arm. „Du machst mich nervös.“ „Oh... Entschuldige.“ Hizumi seufzte tief und gab sich nun damit zufrieden, auf den nassen Asphalt zu starren. Er zuckte leicht zusammen, als sich zwei Arme um seine Taille legten. Hizumi blickte kurz in Sagas angespannt lächelndes Gesicht, legte dann seine Stirn gegen die Schulter des Größeren und schloss für einen Moment die Augen. Eine sanfte Welle der Erleichterung durchströmte ihn. Besagte verflüchtigte sich jedoch augenblicklich, als neben ihnen ein schwarzer Landrover zum stehen kam. Das Schlagen von Autotüren brachte Hizumi endgültig aus der Ruhe und er löste sich von Saga. Zeros leise Schritte gingen vollkommen in hektischen Getümmel des Flughafens unter. Er ging langsam und geschmeidig wie immer und wieder einmal erinnerte er Hizumi eher an ein Raubtier als an etwas menschliches. Toshiya folgte ihm mit einigen Metern Abstand und schien jetzt schon kurz vor dem Nervenzusammenbruch zu stehen. Die Nachhut bildeten Karyu und Tsukasa. Hizumi konnte förmlich spüren, dass Sagas Blick auf Tsukasa haftete, doch keiner der beiden Brüder sprach ein Wort. Es herrschte eine eisige Stille zwischen den Fronten. Zero kam als erster vor den Wartenden zum Stehen und begrüßte Hizumi mit einer kurzen Umarmung. Saga schenkte er nur einen flüchtigen Blick. Noch bevor sich ein Gespräch entwickeln konnte, ging Zero wortlos in Richtung Terminal und die anderen fünf folgten ihm. Keiner sprach ein Wort und erst, als die ungleiche Gruppe, neugierig beäugt von einigen anderen Reisenden, an der Passkontrolle ankam, erhob Zero das Wort. „Wenn einer von euch die Russinnen sieht, dann sagt er Bescheid, okay? Sie wollten hier auf uns warten.“ Einstimmiges Nicken. Noch während sechs Augenpaare suchend umherblickten und die Menschenmassen nach zwei russischen Topmodels abscannten, wurde Saga plötzlich unruhig. Er schlang die Arme um den Bauch und biss sich auf die Unterlippe. „Ist alles okay?“, fragte Hizumi leise und musterte seinen Freund mit besorgter Mine. „Ich weiß nicht genau.“ Saga atmete zittrig ein und sein Blick huschte über die vorbei hastenden Menschen. „Ich... Ich hab Hunger.“ Die pure Verzweiflung lag in Sagas Blick, als er Hizumi hilfesuchend ansah. Der schluckte und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Verdammt nochmal, wo sind diese Schlampen?“, murmelte er aufgebracht und wandte sich wieder Saga zu, der von Sekunde zu Sekunde unruhiger zu werden schien. Prüfend blickte Hizumi ihm in die Augen und bemerkte sofort, dass die Farbe der Iris langsam aber sicher immer heller wurde. „Zero?!“ Der Angesprochene drehte sich langsam um und hob nur fragend eine Augenbrauen. „Wir müssen Saga hier wegbringen. Er bekommt Probleme.“, erklärte Hizumi knapp, sichtlich darum bemüht, die Fassung zu bewahren. Zero verstand die Situation sofort und schürzte die Lippen. Doch bevor er die Möglichkeit hatte, etwas zu sagen, tauchten zwei blonde Frauen aus dem Getümmel auf und gingen zielstrebig in seine Richtung. „Sind sie das?“, fragte Toshiya leise und warf Tsukasa, der zufällig neben ihm stand, einen fragenden Blick zu. Der zuckte nur die Schultern. Immerhin war heute auch für ihn das erste Mal, dass er die beiden Frauen zu Gesicht bekam. „Entschuldigt die Verspätung. Wir hatten da ein paar Stau-Probleme. Noch ein Grund, warum ich Tokyo nicht ab kann.“, flötete Jelena gut gelaunt zur Begrüßung. „Ach kein Problem, wir warten gerne. Besonders mit drei Jungvampiren im Schlepptau, die hier jede Sekunde auf die Idee kommen könnten, ein paar Plätze im Flugzeug unerwartet wieder frei zu machen.“ Karyu hob eine Augenbraue und musterte Jelena abschätzend. „Überlass lieber deiner Schwester das Reden, Jelena. Sie versteht sich besser darauf als du.“ Er streckte eine Hand aus und tätschelte der Blonden kurz die Wange. Die abwertende Note in diesem Verhalten war nicht zu übersehen. „Weißt du Karyu, eigentlich ist es eine Schande, dass sie dich exekutieren wollen.“, meldete sich nun Natalia zu Wort. „Ich kenne keinen Todgeweihten, der es schafft, dauerhaft so charmant zu sein wie du.“ Sie lächelte kühl und verbeugte sich kurz zur Begrüßung. „Und ich kenne niemanden, der so ignorant ist wie ihr! Wenn wir nicht bald hier wegkommen, dann bekommen wir ein großes Problem!“ Ruckartig drehten sich alle Köpfe zu Hizumi, der einen zitternden Saga im Arm hielt. Hizumi blickte hilflos in die Runde und streichelte fahrig über Sagas Rücken. Die Augen des Größeren leuchteten nun in einem gelblichen Hellbraun und starrten apathisch ins Leere. „Was ist mit ihm?“ Tsukasa machte unerwartet einige Schritte auf Saga zu. „Er ist kurz vor'm Durchdrehen. Er ist zu jung, um so viele Menschen um sich herum ertragen zu können!“, mischte sich Karyu ein. „Können wir bitte endlich von hier verschwinden!?“, rief Hizumi aufgebracht. Er zuckte kurz zusammen, als Sagas Lippen ein leises Knurren entkam. „Verdammte Scheiße nochmal!“ „Hizumi hat Recht. Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen.“, sagte Karyu und begab sich ohne weitere Umschweife in Richtung der Gates, wo er ein kurzes Gespräch mit einem Wachmann führte und dann den Rest der Gruppe zu sich heranwinkte. Schweigend liefen die Vampire durch eine unscheinbare weiße Eisentür auf der ein Nur für Personal-Schild prangte. Hizumi stützte Saga so gut er konnte und bemerkte Tsukasas Blicke kaum. Keine fünf Minuten später befand sich die Gruppe auf dem Rollfeld. Ein starker Wind kam auf und trieb dunkle Wolken vor sich her. Natalia deutete auf einen silbernen Privatjet, der etwa zweihundert Meter weiter stand. „Das ist unserer.“, sagte sie. Für einen Moment fixierten ihre hellen Augen Karyu. Der hatte sich jedoch Hizumi zugewandt. „Geht es ihm besser?“, fragte der Blonde und schien tatsächlich, auf seine Art und Weise, ernsthaft besorgt zu sein. Hizumi nickte. „Ja, langsam beruhigt er sich wieder, glaube ich.“ „Du siehst verdammt fertig aus, weißt du das eigentlich?“, Karyu musterte den kleinen Braunhaarigen ernst, doch der zuckte nur die Schultern. „Momentan müssen wir alle Opfer bringen, oder?“ Mit diesen Worten wandte er sich von Karyu ab und dieser erkannte sofort, dass es sinnlos war, einen weiteren Kommunikationsversuch zu starten. Deswegen beschleunigte er seinen Gang und schloss sich den beiden Russinnen an, die die Spitze des ungewöhnlichen Trupps bildeten. In der Mitte schritten Zero und Toshiya schweigend nebeneinander her, Tsukasa bildete das Schlusslicht und schien mit der Gesamtsituation mehr als unzufrieden zu sein. Immer wieder streifte sein Blick seinen kleinen Bruder, der mittlerweile wieder mehr oder weniger eigenständig gehen konnte, sich aber zur Sicherheit trotzdem noch von Hizumi stützen lies. Es begann zu regnen, als Natalia als erste die Gangway des Jets bestieg, gefolgt von Jelena und den anderen. „Setzt euch wohin ihr wollt, wir werden in spätestens zehn Minuten abheben.“, sagte sie und nahm sofort einen Fensterplatz in Beschlag. „Ach du Schande. Kann es sein, dass ihr Russen zu viel Kohle habt?“, stellte Karyu fest, als er sich umsah. „Die erste Klasse ist ein Dreck dagegen.“ Er schnippte kurz mit dem Finger gegen einen der Straußenledersitzbezüge. „Wir reisen nun mal viel. Glaubst du, ich habe Lust, mir auf stinknormalen Lufthansa-Flügen die Sitzreihe mit einer hysterischen Hausfrau zu teilen, die im Akkord Tabletten gegen Flugangst frisst, während einen Sitz vor mir ein Kind Gefallen daran findet, mir die Rückenlehne gegen die Schienbeine zu rammen? Nein danke! Dann doch lieber so.“ Natalia warf die Haare in den Nacken und schlug die Beine übereinander. „Hier hat man wenigstens Beinfreiheit.“, stellte sie lächelnd fest. „Das kannst du laut sagen. Hier könntest du Walzer tanzen, ohne jemanden zu stören.“ Karyu sah sich noch einmal um und wählte dann den Platz direkt neben der hübschen Vampirin. „Wenn Sie gestatten, meine Dame.“ Er grinste breit und warf Natalia einen eindeutigen Blick zu. Tsukasa, der genau in dieser Sekunde den Mittelgang passierte, verdrehte genervt die Augen und ließ sich am hinteren Ende des Flugzeugs in einen der gemütlichen Sitze fallen. Missmutig starrte er hinaus in den Regen. Nun nahmen auch die restlichen vier Platz. Toshiya saß vor Tsukasa, neben ihm Zero, der sich kaltblütig den Fensterplatz unter den Nagel gerissen hatte. Hizumi und Saga teilten sich eine weitere Sitzreihe. Zero seufzte lautlos und schielte kurz zu Toshiya, der, weiß wie eine Wand, da saß und scheinbar das dringende Bedürfnis hatte, auf der Stelle in der Sitzpolsterung zu verschwinden. „Toshiya? Alles ok?“, fragte Zero gedämpft. Als Antwort erhielt er ein mechanisches Nicken. „Du siehst so blass aus.“ „Das liegt daran, dass ich tot bin.“ Zero hob irritiert die rechte Augenbraue. „Seit wann bist du unter die Sarkasten gegangen?“ „Seitdem ich hier in diesem Flugzeug sitze!“ „Wieso? Hast du Flugangst.?“ „Weiß ich nicht. Ich bin vorher noch nie geflogen.“ Toshiya atmete tief ein und schloss kurz die Augen. Er ließ den Hinterkopf erschöpft gegen die Kopflehne fallen und starrte an die Decke. Plötzlich spürte er etwas Warmes auf seinem Handrücken und lächelte leicht, als er erkannte, dass es sich um Zeros Hand handelte. „Ich hab Angst, Zero. Nicht nur vor dem Flug.“, murmelte Toshyia schließlich leise mit gesenktem Blick. „Ich weiß. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keine hätte.“ Zero blickte angestrengt aus dem Fenster und schwieg. Währenddessen verschluckte Saga sich fast an dem Blut, das er von der einzigen anwesenden Stewardess in einem teuren Kristallglas bekommen hatte. „Nicht so hastig.“, sagte Hizumi und grinste kurz. „Ich hab keine Lust, dass du erstickst.“ „Ich auch nicht.“ Saga wischte sich fahrig über den Mund und schloss die Augen. „Ich will nach Hause.“, sagte er matt. Das mittlerweile leere Glas stellte er vor sich auf einen kleinen Tisch. „Frag mich mal...“ Bevor Saga etwas erwidern konnte, hallte eine Durchsage von den metallenen Flugzeugwänden wieder. Hier spricht Ihr Kapitän. Ich freue mich, Sie hier an Bord dieser Maschine begrüßen zu dürfen. Wir werden nun zum Start ansetzen. In ungefähr sechs Stunden werden wir voraussichtlich unseren Zielflughafen in Moskau erreicht haben. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug. Kaum waren die Worte verklungen, startete die Maschine mit einem dumpfen Brummen und überquerte das Rollfeld. „Na dann mal los. Jetzt bin ich mal gespannt, was wirklich hinter diesen Liebesgrüßen aus Moskau steckt.“, sagte Karyu und lehnte sich breit grinsend zurück... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)