HOLLOW von Creep (A Vampire Story) ================================================================================ Kapitel 17: The Transformation ------------------------------ und hier ist das neuste chap. vorerst das letzte für 2 wochen, wie schon gesagt. ich hoffe es gefällt euch. änderungen sind unter umständen vorbehalten, denn ich hab das chap in windeseile mitten in der nacht getippt « gut möglich, dass sich (trotz beta) noch ein paar rechtschreibfehler verstecken. ich bitte dies zu entschuldigen u_u enjoy♥ *-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*- Toshiyas POV Weinend taumelte ich die regennasse Straße entlang. Ich hatte die Tränen bereits nicht mehr zurück halten können, als ich in mein Zimmer gestürmt war um meine wenigen Habseligkeiten zusammen zu packen. Ich machte mir nicht die Mühe, sie weg zu wischen, es würden sowieso neue folgen und begann zu rennen, wollte nur noch weg. Weg von ihm. Weg von dem Mann, der mir soeben das Herz gebrochen hatte. Und so verging der Tag und ich lief solange, bis meine Lungen brannten und ich keine Tränen mehr übrig hatte, die ich hätte vergießen können. Es wurde langsam dunkel, meine Füße schmerzten und ich hatte Seitenstechen. Ziellos irrte ich umher, wusste nicht mal mehr, in welchem Teil der Stadt ich mich überhaupt befand. Alles war mir vollkommen fremd. Nach einer Weile fand ich eine Unterführung. Erschöpft ließ ich mich dort auf den kalten Betonboden fallen. Immerhin hatte ich ein Dach über dem Kopf. Ich durchwühlte meine Tasche und zog die durchlöcherte Wolldecke heraus, die ich seit Jahren mit mir herumtrug. Eingewickelt in diese Decke saß ich nun, hungrig und frierend auf dem nasskalten Boden. Wieder kreisten meine Gedanken nur um Zero. Und wieder war der bloße Gedanke an ihn mit einem heftigen Schmerz verbunden. Etwas in meinem Inneren war zerbrochen und spitze Scherben schnitten direkt in mein Herz. Ich hatte mir Hoffnungen gemacht. Ehrliche Hoffnungen. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis ich verstanden, mir vor allem eingestanden hatte, dass ich mich tatsächlich in Zero verliebt hatte. In seiner Nähe war ich glücklich gewesen, hatte mich zu Hause gefühlt. Ich mochte seine kühle, ruhige Art, etwas an seinem Verhalten hatte mir Sicherheit vermittelt. Es hatte mir Freude bereitet, ihn Lächeln zu sehen. Mitzuerleben, wie er von Tag zu Tag ein wenig mehr lächelte. Noch am vorigen Abend hatte ich mein Glück kaum fassen können, doch jetzt schmerzte der Gedanke an unsere erste und einzige gemeinsame Nacht. Wieder musste ich daran denken, wie glücklich ich gewesen war, als ich in dieser Nacht in seinen Armen einschlief. Nun schlang ich meine eigenen Arme um den Bauch, um meinen Körper daran zu hindern, vollkommen zu unterkühlen. Ich schloss die Augen. Sie brannten. Ich hatte definitiv zu viel geweint. Noch etwas, das ich an mir nicht leiden konnte. Ich war eine Heulsuse. Mit zitternden Fingern umklammerte ich die Decke und zog sie enger um meine Schultern. Zufällig streifte ich dabei mein rechtes Schlüsselbein, das ein gutes Stück aus meiner Schulter hervorragte. Kein Wunder, dass er mich nicht wollte. Ich war nichts weiter, als ein dürrer, heimatloser Stricher. Und anscheinend auch noch Halbvampir. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Weder Mensch, noch Vampir. Wieder etwas, das mir zeigte, dass ich scheinbar nirgendwo wirklich hingehörte. In gewisser Weise konnte ich verstehen, dass Zero mich nicht lieben konnte. Er hatte etwas Besseres verdient. Trotzdem tat es weh zu wissen, dass er auch nicht besser war als all die anderen vor ihm. Ich hatte mich in ihn verliebt, weil ich dachte, er sei anders. Ich hatte, naiv wie ich war, geglaubt, dass ich in seinen Augen nicht nur ein wertloses Stück Fleisch war. Lachhaft. Ausgerechnet bei ihm! Er war ein Vampir. Wenn ich für jemanden Fleisch war, dann doch wohl für einen Vampir, oder? Trotz allem hatte ich anfangs nie das Gefühl gehabt, dass er auf mich herabblickte. Im Gegenteil. In der viel zu kurzen Zeit bei Zero hatte ich begonnen, etwas zu entwickeln, dass in ferner Zukunft vielleicht einmal ein Selbstwertgefühl hätte werden können. Doch der heutige Morgen hatte all meine Fortschritte zunichte gemacht und jetzt fühlte ich mich schlechter als je zuvor. Noch während ich mich fragte, ob er mich wenigstens ein bisschen vermissen würde, überfiel mich eine lähmende Müdigkeit und erst als mir das Kinn auf die Brust sackte, kam ich wieder zu mir. Ich konnte es mir nicht erlauben hier einfach so einzuschlafen. Es war gefährlich. Ich war allein, wusste nicht, wo ich mich überhaupt befand und zu allem Übel war es mittlerweile stockfinster geworden. Nur eine Lampe am Eingang der Unterführung warf spärliches Licht auf die beschmierten Betonwände. Ich gähnte und zog die Decke fester um meinen frierenden Körper. Draußen begann es zu regnen. Es war still, nur das ferne Rauschen der Autos, die auf irgendwelchen Straßen herumfuhren, war zu hören. Wieder schweiften meine Gedanken ab. Diesmal erinnerte ich mich zurück, an jene vergangene Nacht, in der ich, ähnlich wie jetzt, in der Kälte gesessen hatte, die gleiche Wolldecke um die Schultern geschlungen. In dieser Nacht war es Zero gewesen, der mich vor einem üblen Schicksal bewahrt hatte. Doch ein zweites Mal, würde mir das sicherlich nicht mehr passieren. Ich bedeutete ihm nichts und diese Erkenntnis schmerzte mehr als alles andere. Ein Geräusch ließ mich zusammenzucken. Ich wandte den Kopf in Richtung Ausgang. Bildete ich mir das ein, oder waren da tatsächlich Stimmen zu hören? Ich drückte mich mit dem Rücken näher gegen die eiskalte Wand und wartete. Schon wieder. Das bildete ich mir nicht ein, irgendjemand sprach da. Es mussten mehrere Leute sein und die Stimmen kamen näher. Meine Augen fixierten die Richtung, aus der die Stimmen kamen, doch im Halbdunkeln des Tunnels konnte ich nichts erkennen. Nun gesellte sich der Klang von Schritten zum Stimmengewirr hinzu und wenige Sekunden später, konnte ich einige schemenhafte Gestalten wahrnehmen. Offensichtlich sah nicht nur ich sie, sie sahen auch mich, denn einer von ihnen verstummte und deutete mit dem Finger in meine Richtung. Meine Kehle war trocken und ängstlich starrte ich auf die Personen, die sich nun langsam auf mich zu bewegten. Als sie näher kamen, sah ich, dass es sich um drei Männer handelte, alle wahrscheinlich nicht viel älter als ich selbst, die keinen wirklich freundlichen Endruck machten. In geringer Distanz kamen sie schlussendlich zum Stehen und sahen grinsend auf mich herab. „Was haben wir denn hier?“, fragte einer von ihnen, ein großer Kerl mit einer Zigarette im Mundwinkel, mit gespieltem Erstaunen. Ich antwortete nicht. Eine kurze Pause entstand. „Bist du schwerhörig, oder was? Was suchst du hier?“ Diesmal klang keine aufgesetzte Freundlichkeit in seiner Stimme, doch ich schwieg weiterhin, auch wenn ich wusste, dass ich ihn damit nur noch mehr provozierte. Der Raucher sprach gedämpft mit einem seiner Freunde, dann wandte er sich wieder meiner Wenigkeit zu. „Du weißt schon, dass wir hier keinen Platz haben, für Penner wie dich, oder?“ Er verschränkte die Arme und stieß mein Bein mit der Fußspitze an. Wie ein Stück Müll, das man gelangweilt über den Gehweg kickt. Wieder blieb ich stumm. Ich wollte jetzt nicht reden, mit niemandem. Es machte keinen Unterschied, ob ich nun reden würde, oder nicht. Prügel beziehen würde ich an diesem Abend so oder so. „Vielleicht kann er ja nicht reden.“, feixte einer der anderen. „Vielleicht ist er stumm.“ Der Raucher schnaubte verächtlich. „Stimmt. Das könnte sein. Soll ich dir mal zeigen, wie man das ganz einfach feststellen kann?“ Die anderen Männer lachten. Noch ehe ich mir Gedanken darüber machen konnte, was er mit diese Worten überhaupt meinte, traf mich ein Tritt in die Seite. Überrascht keuchte ich auf und krümmte mich reflexartig zusammen. Sekundenbruchteile später packte mich eine Hand am Kragen und zog mich auf die Beine. „Du solltest nachts nicht alleine an solchen Orten bleiben, Kleiner.“ Während er sprach, holte er aus und schlug mir mit der geballten Faust ins Gesicht. „Es könnte nämlich sein, dass du jemandem in die Hände fällst, der es nicht so gut mit dir meint, wie wir.“ Ein zweiter Schlag. Ich schmeckte Blut und ein leises Wimmern entkam mir. „Ach, sieh an! Hat er da etwa tatsächlich einen Ton von sich gegeben?“ Mein Angreifer grinste hämisch. „Also ich hab nichts gehört.“, rief einer der anderen und ich konnte hören, dass auch er ein Grinsen im Gesicht hatte. Mit einem Ruck knallte mein Rücken gegen die Betonwand und ein zweiter Tritt traf mich. Diesmal in den Bauch. Der Schmerz war unerträglich und ich musste würgen. In meiner Mundhöhle vermischte sich der metallene Blutgeschmack mit bitterem Magensaft. Irgendwo in der Ferne hörte ich Gelächter. Am Rande bekam ich mit, dass mich weitere Schläge trafen, in die Seiten, in den Magen, ins Gesicht. Irgendwann war es vorbei und benebelt merkte ich, wie ich fallen gelassen wurde. Mein Kopf schlug auf dem harten Steinboden auf, etwas Warmes rann meine Schläfen hinab. Dann wurde meine Welt schwarz... Drei Tage später, Sagas Schlafzimmer, ca 7.30 Uhr ... Saga saß kerzengerade im Bett. Ein klirrendes Geräusch und Tsukasas leises Fluchen aus der Küche hatten ihn aufgeweckt. Was zur Hölle suchte der Kerl um diese Uhrzeit in der Küche? Es war Samstag! Ein ungutes Gefühl beschlich Saga und er lauschte auf weitere Geräusche seines Bruders. Eine Weile blieb es still, dann ging die Haustür. Augenblicklich sprang Saga auf und stürmte ins Wohnzimmer. Er war allein, Tsukasa hatte die Wohnung verlassen. Der Braunhaarige machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in seinem Zimmer. Er krallte sich die erstbesten Klamotten und zog sich um. Keine fünf Minuten später fiel die Wohnungstür erneut krachend ins Schloss und Saga lief durch die Morgenkälte. Im Westen durchzogen rosa schimmernde Wolkenfetzen den dunkelblauen Himmel. Ringsumher war es dunkel, bis auf das elektrische Licht der vollgeschmierten Laternen, die auf der anderen Straßenseite standen. Suchend blickte Saga sich um. Es gab genau zwei Richtungen, die sein Bruder eingeschlagen haben konnte. Rechts, oder geradeaus. Saga entschied sich für Letzteres. Er begann zu rennen. Irgendeine innere Stimme sagte ihm, dass hier etwas verdammt falsch lief. Es war nicht normal, dass Tsukasa das Haus um diese Uhrzeit verließ ohne wenigstens einen Zettel da zu lassen. //Es sei denn, er will nicht, dass ich weiß, dass er das Haus verlassen hat.//, dachte Saga und plötzlich dämmerte es ihm. Er machte auf der Stelle kehrt und lief den Weg, den er gekommen war zurück, bis zur Kreuzung. Wenn man zu Hizumi wollte, musste man die Straße entlang gehen, die rechts vom Wohngebäude abzweigte. Entschlossen schlug Saga nun den anderen Weg ein, wieder rannte er. Einige hundert Meter später erkannte er die Silhouette einer schwarz gekleideten Person, die den Gehweg entlang trottete. Unverkennbar Tsukasa. Saga verlangsamte sein Tempo. Er war verunsichert. Sollte er seinem Bruder unauffällig folgen, um zu sehen wo er eigentlich hin wollte, oder sollte er ihn direkt zur Rede stellen? Er entschied sich dafür, mit der Ausfragerei zu warten. Darum bemüht, keine lauten Geräusche zu verursachen, folgte er Tsukasa. Plötzlich bog der Ältere in eine Seitengasse ab, war somit aus Sagas Blickfeld verschwunden. //Scheiße!// Ohne Vorwarnung begann die, mittlerweile verheilte, Bisswunde an Sagas Unterarm schmerzhaft zu pochen. Erstaunt warf er einen Blick auf seinen Arm und langsam verstand er, was der Schmerz zu bedeuten hatte. Eine Welle der Übelkeit stieg in ihm auf, doch Saga unterdrückte das Gefühl und zwang sich dazu, klar zu denken. Hektisch beschleunigte er sein Tempo. Rennen fiel flach, der Lärm, den seine Schritte dabei verursachen würden, würde Tsukasas Aufmerksamkeit auf sich lenken. Schließlich gelangte er an der Einmündung an und spähte vorsichtig um die Ecke des Hauses, neben dem die enge Gasse lag. Es war stockfinster zwischen den Gebäuden, doch auch wenn seine Augen nicht sehen konnten ob sich jemand in der Gasse aufhielt, seine Ohren bestätigten es ihm schon nach wenigen Sekunden. Jemand sprach. Tsukasa. Saga verstand herzlich wenig, doch plötzlich mischte sich eine zweite Stimme dazu. In Sagas Gehirn arbeitete es. Diese Stimme kannte er. Wieder sagte Tsukasa etwas Unverständliches, dann ertönte ein leises Lachen. Karyu! Dieses Lachen gehörte eindeutig Karyu. Geschockt ließ Saga sich auf den Boden sinken. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten? Sein Bruder traf sich mit diesem Vampir. Und das auch noch am frühen Morgen. An einem Samstag! Er musste wissen, was hier vor sich ging! Langsam begann Saga auf allen Vieren weiter in die Gasse hinein zu krabbeln. Keine fünf Meter entfernt stand ein verrosteter Müllcontainer. Wenn er es bis dort hin schaffen würde, ohne dass sie ihn entdeckten, dann war es sicherlich möglich zu verstehen über was genau geredet wurde. Mit klopfendem Herzen robbte der Braunhaarige über den verdreckten Boden. Es stank. Diese ganze verdammte Gasse stank zum Himmel. Der Müllcontainer kam näher, Tsukasa und Karyu redeten immernoch. Plötzlich klapperte etwas lautstark hinter Saga. Erschrocken fuhr er herum und bemerkte, dass sein Fuß gegen eine löchrige Blechdose gestoßen war, die nun in aller Seelenruhe in die Mitte der Gasse rollte. Die Stimmen verstummten und Saga konnte förmlich spüren, wie beide Männer in seine Richtung starrten. Von ihrem Platz aus würden sie ihn nicht sehen können, immerhin hockte er hier im Schatten des Containers. Er hörte Schritte. Panisch sah Saga sich nach einem Fluchtweg um, doch ohne entdeckt zu werden würde er hier nicht mehr wegkommen. Plötzlich packte ihn eine kalte Hand im Nacken und zog ihn ruckartig auf die Beine. „Sieh an, was haben wir denn hier?“ Karyu hob erstaunt die Augenbrauen. „Tsukasa? Kann es sein, dass das hier zu dir gehört?“, fragte Karyu lächelnd und zerrte Saga aus dem Schatten des Müllcontainers hervor. Der wusste gar nicht wie ihm geschah und kam vor lauter Verwirrung und Nervosität nicht einmal darauf sich zu wehren. Hastig kam Tsukasa auf den Vampir und sein Fundstück zugelaufen. „Saga?“ Entsetzt starrte Tsukasa seinen jüngeren Bruder an. „Was um Himmels Willen tust du hier?“ „Ich- Ich hab gehört wie du raus gegangen bist. Ich hatte ein ungutes Gefühl und bin dir gefolgt.“, murmelte Saga schuldbewusst, Karyus Hand immernoch im Nacken. „Offensichtlich hatte ich ja Recht mit meiner Vermutung.“, fügte er hinzu und warf Tsukasa einen bösen Blick zu. „Was bitte macht ihr hier?!“ „Das würde mich allerdings auch mal interessieren!“, rief plötzlich eine vierte Stimme vom anderen Ende der Gasse her. Drei Gesichter wandten sich gleichzeitig in Richtung Straße. Eine kleine Gestalt stand auf dem Gehweg und setzte sich nun in Bewegung. „Hizumi?“, murmelte Saga ungläubig. Er hörte, wie Karyu entnervt seufzte. „Was wird das denn hier, wenn's fertig ist?“ Mittlerweile war der junge Vampir nur noch wenige Meter von der ungleichen Gruppe entfernt. Vor Karyu kam er zum Stehen. „Eigentlich wollten Tsukasa und ich unseren kleinen Streit hier endgültig austragen, aber wir wurden gestört.“, sagte Karyu und verfestigte den Griff um Sagas Hals. Der warf Hizumi einen hilfesuchenden Blick zu. Die Schmerzen, die nun von der Wunde ausgingen, hatten sich um ein Vielfaches verstärkt und Saga biss die Zähne zusammen, um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. „Aber dein Liebchen hier ist seinem Bruder anscheinend nachgelaufen.“, säuselte Karyu in Richtung Hizumi. „Du solltest deinen Bruder wirklich besser erziehen.“, fügte er, an Tsukasa gewandt, tadelnd hinzu. Tsukasa schwieg, es war Hizumi der das Wort ergriff. „Karyu, lass ihn los! Bitte!“ Der Jungvampir machte einen Schritt auf Karyu zu. „Halt ihn da raus!“ Karyu begann zu lachen. „Ach weißt du, Hizumi. Wir wollten ihn ja da raushalten. Was glaubst du, warum ich sonst am frühen Morgen in einer nach Pisse stinkenden Gasse rumstehe? Tsukasa und ich wollten eigentlich eben anfangen und uns, um es einmal banal auszudrücken, auf die Fresse geben. Wenn du verstehst, was ich meine. Aber scheinbar, muss der kleine Bruder sich ja auch noch in diese Angelegenheit einmischen.“ Eine gefährliche Stille machte sich breit. „Saga, mach das du verschwindest!“, sagte Tsukasa ruhig. Alle Augen waren nun auf den Vampirjäger gerichtet, der, die Arme verschränkt, schräg hinter Hizumi stand. Wieder durchschnitt Karyus leises Lachen die Stille. „Oh, wer sagt denn, dass ich ihn gehen lasse?“ „Karyu, wir hatten eine Abmachung!“, warf Tsukasa ein und klang nun gar nicht mehr so ruhig. „Stimmt, die hatten wir. Wir haben abgemacht, dass ich Saga nichts tue, mich von ihm fernhalte. In dieser Abmachung war allerdings nie davon die Rede, dass der Kleine freiwillig in meine Arme rennen könnte. Demnach ist die Abmachung in diesem Falle null und nichtig.“, erklärte Karyu sachlich und zog Saga mit einem Ruck zu sich. „Karyu verdammt! Du lässt ihn los! Du hast mir was versprochen!“, rief Hizumi und seine Stimme überschlug sich. Das Vampiroberhaupt lächelte kalt. „Hast du mir eben nicht zugehört?“ Nun ergriff Tsukasa das Wort: „Karyu, ich warne dich. Lass ihn los, oder ich bringe das zu Ende, was ich vor kurzem begonnen habe!“ Blitzschnell hatte er Hizumi in den Schwitzkasten genommen und hielt ihm den kleinen Silberdolch gegen die linke Brust. Karyu begann zu lachen. „Du willst mir drohen?“ „Lass ihn los! Lass ihn-“ „Halt den Mund, Hizumi!“, blaffte Karyu unwirsch, ohne den Blick von Tsukasa zu wenden. „Du glaubst also wirklich, dass ich es einfach so hinnehme, dass du Hizumi jetzt schon das zweite Mal durch die Mangel nimmst, obwohl er nicht das Geringste getan hat?“ „Natürlich hat er etwas getan!“, verteidigte sich der Vampirjäger. „So? Was denn bitteschön?“ „Er hat eine komplette Familie umgebracht!“ Wieder ertönte Karyus leises, melodisches Lachen. „Oh ja. Vor fünfzehn Jahren. Das hatte ich schon ganz vergessen. Im Gegensatz zu dir, hat er damals allerdings getötet, weil er nicht anders konnte. Du geilst dich doch daran auf, du kleiner Freak!“ Der Vampir festigte den Griff um sein Opfer. „Und jetzt glaubst du, ich lasse dich einfach so davon kommen, ohne dir eine Lektion zu erteilen? Oh nein mein Lieber. Das kannst du vergessen!“ Mit diesem Worten rammte Karyu seine Zähne in Sagas Halsschlagader. Ein markerschütternder Schrei hallte von den schmutzigen Wänden der Gasse wieder. Doch unerwarteterweise war es nicht Saga der schrie. Die Stimme gehörte Hizumi, der sich mit einem Ruck aus Tsukasas Griff befreit hatte und nun Anstalten machte, auf Karyu los zu gehen. Der ließ sich jedoch nicht in seinem Tun beirren und schleuderte den jüngeren Vampir mit einer bloßen Handbewegung an die gegenüberliegende Wand. Hizumi fiel zu Boden und blieb regungslos liegen. Fassungslos starrte der Vampirjäger auf seinen kleinen Bruder, der mit schmerzverzerrten Gesicht in Karyus Armen hing, während dieser dabei war, ihm das Blut aus den Adern zu saugen. Ein Ruck ging durch Tsukasas Körper und er hechtete nach vorn, den Dolch auf Karyu gerichtet. Doch bevor er den Vampir erreichen konnte, erhob sich dieser und ließ Saga fallen. Um den Hals des Braunhaarigen bildete sich langsam eine Blutlache und seine Muskeln zuckten in unregelmäßigen Abständen. „Du hast die Wahl, Tsukasa. Noch lebt er. Einer von uns hätte die Fähigkeit, ihn endgültig zum Vampir zu machen.“ Er wandte den Blick zu Hizumi, der langsam wieder zu sich kam. „Falls du allerdings nicht möchtest, dass dein Bruder auch zu einem deiner Monster mutiert, dann wird er sterben. Entscheide dich, er hat nicht mehr viel Zeit.“ Als er geendet hatte, drehte Karyu sich um und verschwand lautlos. Sofort fiel Tsukasa neben seinem Bruder auf die Knie und rüttelte den sterbenden Körper. Ohne es zu merken, hatte er begonnen zu weinen. „Saga! Saga du musst durchhalten, verstehst du mich?“, wisperte er mit tränenerstickter Stimme. „Du packst das!“ „Nein, das wird er nicht.“, entgegnete plötzlich eine zweite Stimme leise hinter Tsukasas Rücken. Der drehte sich um und sah in Hizumis blasses Gesicht. „Er wird sterben.“ Entsetzt starrte der Jäger in die hellen Augen seines Gegenübers. „Das kann nicht dein Ernst sein.“, hauchte er fassungslos. „Glaub mir, ich wünschte, es wäre gelogen.“, sagte der Vampir traurig. Eine Weile herrschte Stille, nur Sagas unregelmäßger Atmen war zu hören. „Scheiße! Du kannst ihn retten, oder?“, rief Tsukasa aufgewühlt und schluchzte leise. Hizumi nickte. „Ja, kann ich. Aber dann wird er einer von uns.“ „Jetzt mach endlich! Sonst stirbt er!“ Hizumi nickte und taumelte einige Schritte nach vorn, dann ließ er sich langsam neben Saga in die Knie sinken. Während Hizumi Saga vorsichtig in seine Arme zog, um ihn in eine halbwegs aufrechte Position zu bringen, fiel Tsukasas Blick auf seinen Rücken. Hizumis helles Oberteil hatte sich zwischen Schulterblättern und Steißbein, entlang der Wirbelsäule, dunkel gefärbt, der Stoff war blutdurchtränkt. Der Jäger bemerkte, dass Hizumi leise begann, mit Saga zu sprechen und ihm vorsichtig über die Wange strich. Dann beugte er sich vor und biss zu. Nur wenige Zentimeter über die schon vorhandene Wunde. Saga gab einen schwachen Schmerzenslaut von sich und seine Hände verkrallten sich krampfhaft in Hizumis Oberteil. Entsetzt blickte Tsukasa auf das Bild, das sich ihm bot. Es dauerte nicht lange und Saga lag völlig regungslos in Hizumis Armen. Der Vampir ließ von seinem Opfer ab und wischte sich fahrig über den blutverschmierten Mund. „Er... wird jetzt eine Weile Ruhe brauchen. So eine Verwandlung bringt viele Schmerzen mit sich.“, sagte Hizumi, ohne den Blick zu heben. Tsukasa nickte mechanisch. „Ich werde ihn mit zu mir nehmen müssen. Es ist gefährlich, wenn er direkt nach der Verwandlung unter Menschen kommt.“ Er hob zögernd den Blick und sah in Tsukasas Gesicht, in dem sich Fassungslosigkeit, Trauer und Wut spiegelten. „Es tut mir Leid. Ich wollte nicht, dass es so kommt. Ich wollte, dass er lebt.“ Betreten sah Hizumi in Sagas blasses Gesicht. Anstatt etwas zu erwidern erhob sich Tsukasa langsam. „Sag Karyu, dass er gewonnen hat.“, murmelte er tonlos und ließ Hizumi und Saga allein in der Dämmerung zurück... Am selben Abend, Hizumis Wohnung, ca 8.30 Uhr ... Sagas POV Ein merkwürdiger Traum weckte mich auf. Irgendetwas mit Vampiren. Wirres Zeug. Ich blinzelte verschlafen, schloss die Augen jedoch schnell wieder, denn sie brannten. Eine Weile dämmerte ich so vor mich hin, dann wurde mir bewusst, dass mein Hals schmerzte. Ich wollte die Hand heben, um zu ertasten, was genau mir weh tat, doch etwas hielt meine rechte Hand zurück. Und so öffnete ich, trotz Brennen, die Augen und blickte auf die Stelle an der besagtes Körperteil lag. Ein brauner, zerzauster Haarschopf ruhte auf der Bettkante und meine Hand ließ sich nur aus dem Grund nicht bewegen, weil sie bereits durch eine andere Hand beschlagnahmt worden war. Erst jetzt stellte ich fest, dass ich hier nicht in meinem eigenen Bett lag. Ich sah mich um. Ich befand mich unverkennbar in Hizumis Wohnung. War nur logisch, denn es war immerhin auch Hizumi, der hier in einer sehr unbequem aussehenden Haltung auf der Bettkante hing und zu schlafen schien. Wieder fiel mir etwas auf. Hizumis Hand war warm. Wie war das möglich? Er war tot! Wieso fühlte sich seine Haut plötzlich so warm an? Und wie war ich überhaupt hier her gekommen? Und warum hatte ich kein Herzklopfen? Immerhin lag der Traum meiner schlaflosen Nächte hier mehr oder weniger neben mir. Ruckartig setzte ich mich auf. Der Traum. Tsukasa. Mir wurde schlecht. Meine Bewegung hatte Hizumi offenbar aufgeweckt, denn er sah mich verwirrt und aus kleinen Augen an. „Du bist schon wach?“, fragte er leise. Ich nickte. „Was ist hier los? Warum liege ich in deinem Bett?“ Er seufzte schwer. „Saga, die Sache ist die...“ Somit begann er zu erzählen, was sich vor wenigen Stunden ereignet hatte. Also war es kein Traum gewesen. Das wirre Zeug, das mir durch den Kopf geschossen war, war die pure Realität. „Das... heißt also, dass ich jetzt tot bin?“, fragte ich zur Sicherheit noch einmal nach. Er nickte stumm und starrte auf seine Hände, die er mittlerweile auf die Knie gelegt hatte. „Ich wollte nie, dass es so weit kommt. Das musst du mir glauben, bitte.“, murmelte er gedämpft. Erschöpft ließ ich mich zurückfallen und stieß einen Seufzer aus. Mein Körper fühlte sich kraftlos an, irgendwie fremd. „Sicher glaub ich dir. Du konntest am wenigsten dafür.“ „Saga, du weißt, dass das nicht stimmt! Wenn ich mich damals-“ „Fang bitte nicht schon wieder so an. Das haben wir schon hundert mal diskutiert.“ Ich legte eine Hand übers Gesicht und schloss die Augen. Ich fühlte mich erschlagen. Im übertragenen Sinne. Hizumi schwieg eine Weile, dann sagte er kleinlaut. „Trotzdem.“ Bevor ich etwas erwiedern konnte, durchschoss mich unvermittelt eine heftige Schmerzwelle. Ich stieß einen überraschten Laut aus und krümmte mich zusammen. Sofort griff Hizumi erneut nach meiner Hand und begann, beruhigend auf mich einzureden. „Ganz ruhig. Das ist normal. Solche Krämpfe wirst du in den nächsten paar Tagen öfter haben. Ich weiß wie schlimm es ist. Irgendwann geht es wieder vorbei.“ Am Rand der Schmerzen spürte ich, wie er sanft über meinen Handrücken streichelte. Nach einer knappen Minute war der Schmerz so schnell vorbei wie er gekommen war. Schwer atmend lag ich in den zerwühlten Kissen und starrte die weiße Decke an. Eine Weile verharrte ich vollkommen reglos und versuchte, meinen Verstand wiederzufinden. Plötzlich fiel mir etwas ein. Wieso zur Hölle hielt Hizumi eigentlich meine Hand? War das nur eine nett gemeinte Geste, oder steckte da mehr dahinter? Wobei, laut eigener Aussage, hatte Hizumi ja keine Gefühle für mich. Zumindest nichts, was über rein platonische Liebe hinausging. Ich traute mich nicht zu fragen. Einerseits hoffte ich natürlich, dass er sich vielleicht umentschieden hatte, andererseits hätte ich eine zweite Abfuhr in meinem jetzigen Zustand definitiv nicht auch noch verkraftet. Also blieb ich stumm und versuchte mich auf die ungewohnt warme Hand zu konzentrieren, die meine eigene umfasst hielt. Nun dämmerte mir, wieso er sich nicht mehr so kühl anfühle, wie gewöhnlich. Er war nicht wärmer geworden. Nein, mein Körper war mittlerweile lediglich so kalt wie Hizumis es war. Ich schloss die Augen und eine Zeit lang saßen wir beide schweigend da. Ich konnte deutlich spüren, dass er mich ansah, doch ich traute mich nicht, die Augen zu öffnen, aus Angst etwas Unbedachtes sagen zu können. Nach einer Weile verschwand die Hand und ich hörte, wie ein Stuhl leise nach hinten gerückt wurde. Daraufhin folgte das Geräusch von Schritten, die leise die Treppe hinunter gingen. Offenbar befand er sich gerade in der Küche, denn eine Schublade wurde aufgezogen, etwas rumpelte blechern und mit einem “Klack“ wurde die Schublade wieder geschlossen. Dann erneut Schritte, diesmal die Treppe hinauf, zurück zu mir. Als ich sicher war, dass Hizumi wieder neben dem Bett saß, öffnete ich die Augen und blickte ihn an. Das erste mal seit meinem Erwachen sah ich ihm bewusst ins Gesicht. Er sah krank aus. Blasser als sonst und seine Augen waren gerötet. Hatte er geweint? Viel zu spät bemerkte ich das blitzende Messer in seiner Hand. „Was zum-“, setzte ich an, doch meine Frage beantwortete sich von selbst, als Hizumi die Klinge an den Pulsadern seiner rechten Hand ansetzte und mit einer fließenden Bewegung die dünne Haut durchtrennte. Entsetzt starrte ich ihn an. „Was soll das?“, fragte ich, während ich beobachtete, wie dunkles Blut Hizumis Unterarm herunter lief. „Trink.“ Ich starrte ihn verblüfft an. „Was?“ „Du musst das trinken, dann geht’s dir besser.“ Er hielt mir seinen Arm unter die Nase. Ich glotzte fassungslos auf das dünne Handgelenk und den tiefen Schnitt, der darauf zu sehen war. Und dann passierte etwas, das ich nie für möglich gehalten hatte: In der Sekunde, in der meine Nase den Blutgeruch aufnahm, wurde ich hungrig. Ein furchtbares Hungergefühl übermannte mich und ehe ich mich versah, hatten sich meine Lippen auf die Wunde gelegt und ich trank. Wie ein Verdurstender presste ich die Lippen auf die blutende Stelle und begann zu saugen. Es tat gut. Zu meiner Überraschung schmeckte es auch noch! Nach einer viel zu kurzen Zeit zog Hizumi seinen Arm zurück und rieb sich das Handgelenk. „Das reicht fürs erste, sonst kipp ich hier gleich um.“ Er lächelte schief. Jetzt erst begriff ich, was ich gerade getan hatte. „Scheiße.“, murmelte ich und wischte mir über dem Mund. „Daran wirst du dich gewöhnen müssen.“ Hizumi rieb sich den Arm. „Das wird ab jetzt dein Grundnahrungsmittel sein. Wobei du all dein Blut eigentlich aus Blutkonserven beziehen wirst. Das hier war eine Ausnahme.“ „Wieso?“ „Was „Wieso“?“, fragte er verwirrt. „Wieso hast du mich dieses Mal von deinem Blut trinken lassen?“ Er senkte den Blick. „Naja, weil...“, nuschelte Hizumi verlegen. „Mit der Person, deren Blut man als erstes direkt nach der Verwandlung trinkt, ist man den Rest seines Daseins auf eine ganz spezielle Art verbunden.“ Ich blinzelte erstaunt. „Wie meinst du das?“, fragte ich. „Wenn du in Gefahr bist, werde ich es spüren können, wenn es dir schlecht geht, oder du Angst hast, werde ich es merken. Umgekehrt ist es genauso. Es ist so eine Art Seelenverwandtschaft, verstehst du?“ Ich nickte und irgendwie gefiel mir der Gedanke, mit Hizumi auf diese Art verbunden zu sein. Es hörte sich schön an. Ich hob den Blick und sah direkt in ein helles Augenpaar. Mit einem Mal fühlte ich, wie eine bleierne Müdigkeit sich auf mich legte und ich schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, bis ich in einen tiefen Schlaf gesunken war... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)