Die Erben des Feuers von abgemeldet (Fortsetzung von "Eine folgenschwere Entscheidung") ================================================================================ Kapitel 65: Tyrannei -------------------- Es hat zwar wieder etwas länger gedauert, aber dafür ist das folgende Chap ein wenig mehr als 4000 Wörtern auch wieder ausführlicher. Ich hoffe es gefällt^^. 65. Tyrannei Um Hitomi herum war es schwarz wie die Nacht und bitterlich kalt. Die einzige Wärme, die sie spürte, war ein heißer Hauch, der ihre Lungen füllte. In Abständen merkte sie, wie ein starker Druck gegen ihre Brust erzeugt wurde. Sie spürte, wie Flüssigkeit ihre Luftröhre hochgespült wurde. Im nächsten Moment spukte sie eine große Menge Wasser aus und kam langsam zu sich. Sie öffnete ihre Augen und nahm ein verschwommenes gelbes Bild wahr. Über ihr beugte Naruto, der sie besorgt ansah. Als sie sich langsam aufsetzte, wurde sie von seinen Armen umschlungen. „Gott sei Dank, Gott sei Dank.“, entkam es ihm schluchzend. Er löste sich kurze Zeit später von ihr und lehnte sich an einen Baum, der den Beiden Schutz vor dem immer noch prasselnden Regen spendete. Er war genauso klitschnass wie sie, aber sie konnte trotzdem etwas für sie Erstaunliches erkennen. „Weinst du etwa?“, fragte sie verdutzt. „Ja.“, gab er zu. „Ich hätte dich nie alleine lassen dürfen. Es war reines Glück, dass ich dich in den Fluten entdeckt habe. Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.“ „Ist dir das Sharingan so wichtig, dass dich die Gefahr des Verlustes sogar zu Tränen rührt?“ „Wen kümmert denn dein Sharingan? Es geht hier um dich!“, sagte er energisch und packte sie bei den Schultern. „Hör zu, Schatz. Ich habe keine Ahnung, was mit dir los ist, aber du bist mir viel wichtiger als deine Fähigkeiten.“ „Dann beantworte mir eine Frage. Warum hast du mich damals so plötzlich adoptiert? Hatte es etwas mit meinem Sharingan zu tun?“ Der Blonde seufzte. „Ich werde dich nicht anlügen. Es war ein Faktor. Es ging aber weniger direkt um dein Sharingan, sondern um die Familie, aus der du entspringst. In dir fließt das Blut des Uchia-Clans, einer Familie, die lange Zeit eine wichtige Rolle in Konoha gespielt hat. Unglücklicherweise hatten viele Uchias die Angewohnheit, vom richtigen Weg abzukommen und in Hass zu leben. Mein bester Freund in meiner Jugend, Sasuke Uchia, schlug ebenfalls diesen Pfad ein und verließ unser Dorf. Ich habe jahrelang verzweifelt versucht, ihn zurückzuholen, aber ich versagte. Schließlich nahm er sich selbst das Leben. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt und du hast mich daran erinnert. Ich wollte mit aller Kraft verhindern, dass du genauso endest. Das war aber nur ein Motiv für meine damalige Entscheidung. Der Hauptgrund war eine tiefe Verbundenheit, die ich dir gegenüber fühlte. Du musst nämlich wissen, dass ich eine ähnliche Kindheit wie du durchlebt habe. Ich kenne teilweise den Schmerz, den du ertragen musstest und wollte dir ein besseres Leben ermöglichen, so wie es andere Menschen bei mir getan haben. Diese Verbundenheit wuchs über die Zeit noch weiter an und entwickelte sich zu etwas noch Stärkeren. Ich habe den Entschluss, dich zu adoptieren, nie bereut, weil du zu einem unersetzbaren Teil meines Lebens geworden bist. Ich liebe dich und es macht für mich auch keinen Unterschied, ob du mein leibliches Kind bist oder nicht. Du bist für mich kein Stück weniger Wert als deine Geschwister.“ Hitomi sah ihren Vater eindringlich an. Sie war verwirrt, denn sie wusste, dass Naruto garantiert die Wahrheit sagte. Das konnte sie in seinen Augen sehen, aber trotzdem gingen ihr noch so viele Fragen durch den Kopf. „Das verstehe ich nicht. Wenn dir so viel an mir liegt, warum hast du dann auf mein anstrengendes Training bestanden, obwohl ich es nicht leiden kann?“ „Zunächst muss ich dir eines sagen: Nur weil ich etwas von dir verlange, was dir eventuell missfällt, heißt das noch lange nicht, dass ich dich nicht mehr lieb habe. Ich tue dies nie grundlos. Das hast du bis jetzt noch nicht so gespürt, weil ich und deine Mama viel Rücksicht genommen haben, aber dein Leben im Uzumaki-Clan bringt auch ein paar Verpflichtungen mit. Eine dieser Verpflichtungen ist das Erlangen der Kontrolle über das Sharingan. Es geht mir dabei natürlich nicht darum, deine Fähigkeiten später zu benutzen. Wenn es dich glücklicher macht, musst du nicht einmal eine Kunoichi werden und kannst stattdessen einen anderen Beruf lernen. Die Kontrolle des Sharingan soll vielmehr deinem Schutz dienen. Ich kenne das Gefühl, eine Macht zu haben, die man nicht kontrollieren kann. Es ist beängstigend. Der Vorfall mit Kai Hyuuga hat dich tagelang traurig gestimmt und ich will, dass sich so etwas nicht wiederholt. Vielleicht habe ich das nicht klar gemacht und war generell durch meine momentane Anspannung zu uneinsichtig. Das tut mir Leid, es hätte nicht soweit kommen dürfen. Kannst du mir nochmal verzeihen, Schatz?“ Die Schwarzhaarige nickte stumm, als Naruto sein einziges noch trockenes Kleidungsstück, seinen langen Mantel, um sie legte. „Bitte entschuldige dich nicht.“, entkam es ihr beschämt. „Es ist meine Schuld. Ich hab das alles falsch verstanden und so viele schlimme Dinge zu dir gesagt. Die Worte deines Freundes haben mich völlig verwirrt und alles in Frage gestellt, was ich zuvor geglaubt habe.“ „Einer meiner Freunde? Von wem sprichst du?“ „Ich weiß nicht mehr wie er hieß, aber es war ein alter Mann mit vielen Verbänden.“ „Danzou.“, entwich es ihm kaum hörbar. „Ja genau, so hieß er.“ „Du wirst diesem Mann nie wieder zu nahe kommen, verstanden?“ „Ich, äh-“ „Hast du mich verstanden, Hitomi?“ „Hai.“, erwiderte sie. Die Stimme des Blonden hatte sich schlagartig geändert. Sie hatte keine Ahnung, warum ihr Vater plötzlich einen so scharfen Ton angeschlagen hatte, aber sie tat gut daran einfach zu gehorchen. Irgendwie verursachte die aufkommende Atmosphäre bei ihr eine Gänsehaut. Deshalb war sie umso erleichterter, als im nächsten Moment um die beiden herum gut ein Dutzend von Shinobi landeten. Es waren alles Ninjas, die Naruto nahestanden und auf der Suche nach der Uzumaki das Dorf durchkämmt hatten. Unter ihnen war natürlich auch Sakura, die sofort auf ihre Tochter und sie in ihre Arme schloss. „Was machst du denn für Sachen, Schatz? Wir sind fast gestorben vor Angst.“ „Tut mir leid, Mama.“ „Schon gut, Hauptsache ist, dass du in Sicherheit bist. Ein Glück, dass du sie gefunden hast, Schatz.“, sagte sie an ihren Mann gewandt und stutzte sogleich, weil er seinen Blick zu Boden richtete und sie durch seine herunterhängenden Haare sein Gesicht nicht erkennen konnte. „Alles in Ordnung?“ „Bring Hitomi nach Hause, Sakura. Ich komme dann später nach.“ „Was? Warum?“ „Tu es einfach!“, presste der Blonde durch seine zusammengebissenen Zähne hervor. Zum ersten Mal baute er Blickkontakt auf und die Rosahaarige wich merklich ein Stück zurück. Den Gesichtsausdruck, den er ihr jetzt zeigte, hatte sie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen. Man konnte Naruto immer leicht ansehen, ob er miesgelaunt oder sauer war, aber dieses Mal ging es über normale Wut weit hinaus. Seine Gesichtszüge hatten sich verzogen und der Ausdruck ähnelte mehr einem Raubtier als einem Menschen. Das Aussehen war aber nicht das Einzige, was sich gewandelt hatte. Auch sein Chakra-Fluss war unregelmäßig geworden und das konnte jeder erwachsene Shinobi spüren. Jede Pore seines Körpers kochte vor Wut. Zu oft hatte er seinen Zorn Danzou gegenüber heruntergeschluckt. Seine nervenden Kommentare hatte er nie an sich herankommen lassen und selbst die Machenschaften um Arashi und Kojiro konnte er irgendwie ertragen, aber dieses Mal wäre seine Tochter auf Grund von Danzous Spielchen fast gestorben. Das war etwas, das der Uzumaki einfach nicht mehr billigen konnte. Er hatte den Greis gewarnt und nun würde er für seine Taten büßen. Sakura hingegen nahm Hitomi auf ihren Arm. „Komm, Schatz. Wir gehen schon einmal vor und ich mache dir was Schönes zu Essen. Das wird dich wieder aufwärmen.“ Die restlichen Shinobi sahen sie erstaunt an. Sie hatten eigentlich damit gerechnet, dass sie die Aufforderung nicht so einfach akzeptieren würde, sondern ihm stattdessen ordentlich Contra gibt. Das wäre normalerweise auch so gewesen, aber das war keine normale Situation, soviel wusste sie. Sie kannte die Hintergründe noch nicht, aber es war mit Sicherheit etwas, das ihre Tochter nicht hören oder sehen sollte. Darum schob sie ihren Stolz beiseite und verschwand zusammen mit der Schwarzhaarigen. Kurz danach erhob sich auch Naruto und schritt wortlos an den Anderen vorbei. Die Konoha-Nin machten fast schon instinktiv Platz, denn sein Gesamteindruck hatte etwas Furchteinflößendes. Lediglich Shikamaru konnte sich durchringen, das Wort zu erheben: „Was ist hier überhaupt vorgefallen?“ „Hitomi wäre beinahe ertrunken. Wie sich herausstellte, steckt Danzou hinter der gesamten Sache. Er hat ihr die unsinnigen Lügen eingeflößt, von denen ich euch vorhin erzählt habe.“ „Dieses Schwein.“, entkam es Ino. Der Kage ließ diese Anmerkung unkommentiert und ging weiter. „Was haben sie jetzt vor, Hokage-Sama?“, fragte der Nara. „Ist das nicht offensichtlich?“, begann der Uzumaki. „Ich bring ihn um.“ Die Augen der Anwesenden weiteten sich. Der Blonde sprach diesen Satz mit einer solchen Ernsthaftigkeit aus, sodass jeder sofort wusste, dass das keine leeren Worte waren. „Das können wir nicht zulassen.“, sagte Shikamaru. Naruto schenkte dem Jounin keine Beachtung und ging weiter. Er kam jedoch nicht weit. Um seinen Körper legten sich dicke Holzbalken, die ihn fesselten. „Heh, es ist euch hoffentlich klar, dass ihr gerade mit eurem Leben spielt.“, sagte er bedrohlich. Er warf einen Blick über seine Schulter und schaute zu Yamato, der ein Fingerzeichen hielt. Der ANBU-Leiter wich zwar dem stechenden Blick aus, aber er hielt dennoch eisern an seiner Technik fest. Der Kage richtete seine Aufmerksamkeit zu Shikamaru der sich vor ihm aufstellte. „Wir verstehen alle ihre Wut, Hokage-Sama, aber sie vernebelt momentan ihre Logik.“ „Geh mir aus dem Weg, Shikamaru!“, knurrte der Uzumaki langsam. „Sie sind dabei, einen großen Fehler zu begehen.“ „ICH SAGTE: AUS DEM-“ Ein lauter Knall durchzog die Luft, der von einer Ohrfeige herrührte. „JETZT REG DICH ENDLICH WIEDER AB, NARUTO!“ Der Nara wollte ihm mit dieser Aktion eigentlich beruhigen, aber er erreichte genau das Gegenteil. Der Blonde riss seinen rechten Arm los und beförderte den Jounin mit einem Kinnhaken zu Boden. Danach setzte er eine große Menge Chakra frei und zerlegte seine hölzernen Fesseln zu Spänen. „Wenn du deine Pläne tatsächlich in die Tat umsetzt, wirst du dir später garantiert enorme Vorwürfe machen.“, keuchte Shikamaru. „Es ist ja toll, dass du dir solche Sorgen um mich machst, aber ich brauche deine Fürsorge nicht.“ „Fürsorge? Ist das ein Witz? Dein Wohlbefinden ist mir gerade verdammt egal. Es geht hier nicht um dich, sondern um Konoha. Die Konsequenzen deiner Aktion für unser Dorf wären nämlich fatal. Selbst mit deinen vielen Fürsprechern würde etwas wie ein Mord an ein Ratsmitglied zum Ende deines Status als Oberhaupt führen.“ „Dann muss das halt jemand anderes übernehmen.“, entgegnete der Blonde. „Jemand anderes? Selbst wenn du dich gerade wie ein Vollidiot aufführst, bist du als Anführer unersetzbar, besonders in der jetzigen Situation. Die Gefahr durch Akatsuki und die Bijuus ist allgegenwärtig und besonders die jungen Shinobi, die hauptsächlich in Frieden gelebt haben, könnten damit eigentlich kaum umgehen. Trotzdem können sie ihre Aufgaben normal erledigen und das aus einem Grund: deine Präsenz. Du bist nicht nur der Stärkste unter uns, sondern vor allem die Personifizierung des Willens des Feuers. Die meisten Konoha-Nin bewundern dich und würden dir überallhin folgen. Du gibst ihnen Sicherheit. Solltest du aber durch interne Streitigkeiten deine Position verlieren, würde das die Moral der Konoha-Nin in sich zusammenfallen lassen und das würde letztlich auch zu unserem Untergang führen. Wolltest du das nicht verhindern und bist deshalb unser Anführer geworden? Wir alle hier haben dir unser uneingeschränktes Vertrauen entgegengebracht und tun es auch noch. Im Gegenzug daran solltest du dich daran erinnern, wer du bist. Du bist der verdammte Rokudaime Hokage, also fange endlich wieder an, dich dementsprechend zu benehmen!“ Naruto antwortete nicht und hielt einen Moment inne. Danach setzte er seinen Weg fort. Der Nara wollte ihm etwas hinterherrufen, aber der Uzumaki kam ihn zuvor. „Du kannst dich wieder beruhigen, Shikamaru. Ich werde Danzou nicht töten.“ Alle Konoha-Nin außer Naruto und Shikamaru atmeten befreit durch. Sie hatten das Wortgefecht zwischen Naruto und Shikamaru nur von der Seitenlinie beobachtet und waren nun erleichtert, dass es so glimpflich ausgegangen war. „Es ist schon seltsam.“, fuhr der Blonde fort. „Ich habe so oft gepredigt, erst zu denken und dann zu handeln. Scheinbar muss ich mir meine eigenen Ratschläge mehr zu Herzen nehmen. Wenigstens habe ich bei der Auswahl meines obersten Beraters und Vertreters Weisheit bewiesen. Ich entschuldige mich für den Schlag, Shikamaru. Dennoch kann ich diese innere Wut nicht so einfach abschütteln. Darum werde ich ein wenig trainieren, um mich abreagieren. Andernfalls geschieht doch noch ein Unglück. Sorge du in der Zwischenzeit dafür, dass Hitomi ständig von mindestens zwei ANBUs bewacht wird, wenn sie sich außerhalb der Uzumaki-Residenz befindet.“ „Hai.“ Kurz nachdem der Kage von dannen gezogen war, beugte sich Ino besorgt zu ihrem Mann herunter, der sich das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe strich. „Bist du schwer verletzt, Schatz?“ „Alles halb so wild.“, meinte er beruhigend. „Sein Mundwerk war härter als seine Faust. Am Ende konnte er sich doch noch zurückhalten. Ansonsten wäre mindestens mein Kiefer gebrochen. Schon irgendwie beruhigend, dass der Hitzkopf selbst in solch einer Rage keinen von uns wirklich was tun könnte.“ Von diesem Moment an vermied es Naruto, mit Danzou alleine an einem Ort zu sein. Zu groß war sein Hass für den Hardliner. Nichtsdestotrotz konnte er in seiner Position keine Schritte gegen ihn vornehmen, weil ihn die nötigen Beweise fehlten. Hitomis Aussage wäre bei Weitem nicht genug gewesen. Es dauerte Tage, bis sich sein Gemüt wieder völlig beruhigt hatte. Einige Wochen später Von dem zurückliegenden Trubel bekamen Arashi und die restlichen ANBUs nichts mit. Sie waren schon seit Wochen im Norden des Feuerreiches unterwegs und suchten nach Anhaltspunkten über die Bijuus. Dabei kam das Team des Uzumakis auch in ein kleines beschauliches Dorf, das in der Grenzregion zum Erdreich lag. Bei ihrem Aufenthalt im Dorf trugen sie keine Ninja-Kleidung, weil sie sich so unauffällig wie möglich umhören wollten. Dabei hatten sie aber nur mäßigen Erfolg, was sich besonders bei dem Besuch einer Taverne zeigte. Neji wurde sofort von gut ein Dutzend Tänzerinnen und Besucherrinnen umgarnt und betatscht. Für die Frauen schien der Hyuuga ein extremer guter Fang zu sein. Bei Shino war es das komplette Gegenteil. In der Ecke, wo er saß, war er doch recht einsam. Das lag wohl in erster Li-nie an seiner „Freizeitkleidung“. Die bestand nämlich aus einen langen dunkelgrauen Trenchcoat und seiner typischen schwarzen Sonnenbrille. Damit ähnelte er mehr einem Kriminellen als einem Reisenden. Arashi und Sai konnten sich hingegen relativ gut unter die Menge mischen. Das funktionierte aber nur, weil Sai seinen Kleidungsstil über die Jahre stark verändert hatte. An-statt eines bauchfreien Tops trug er nun ziemlich normale Kleidung. Die Beiden setzten sich an einen Tisch und beobachteten die Lage. Kurze Zeit später kam eine Kellnerin auf sie zu. „Na, ihr Süßen.“, trällerte sie. „Was möchtet ihr trinken?“ „Zwei Wasser, Bitte.“, orderte der Chuunin. „Ach, kommt schon, Wasser? Das ist doch langweilig. Wie wäre es stattdessen mit einem Sake?“ „Sake? Aber ich bin erst Fünfzehn.“, erwiderte er verdutzt. „Das ist doch nicht so wild. Ein, zwei Schlückchen schaden doch nicht.“ Sie redete weiter auf den Rothaarigen ein, der sich immer unwohler in seiner Haut fühlte. Plötzlich wurde sie aber von jemanden unterbrochen. „Hey, Barschlampe! Schenk mir gefälligst nach!“, brüllte ein betrunkener Gast. „Ich bin gleich da, Schätzchen.“, antwortete sie zuckersüß. Arashi dachte, er hört schlecht. Sie wurde auf das Übelste beleidigt, aber sie verzog keine Mine. Es ging jedoch noch weiter. „Was heißt hier gleich? Ich will den Sake jetzt!“ Mit Schwung schleuderte der Betrunkene eine leere Flasche nach der Kellnerin. Bevor sie aber am Kopf getroffen wurde, fing der Uzumaki das Gefäß spielerisch ab. „Geduld scheint ja nicht gerade deine Tugend zu sein.“, meinte er. „Was willst du denn, Knirps? Misch dich da nicht ein!“ Der Mann torkelte auf ihn zu, doch bevor die Situation eskalieren konnte, ging die Bedienung dazwischen. „Hey ihr Beiden, ihr wollt euch doch nicht etwa eure hübschen Gesichter ruinieren, oder?“, rief sie und wandte sich dann an Arashi. „Sorry, Kleiner, aber du musst jetzt gehen.“ Der Rothaarige wollte noch protestieren, aber da wurde er von ihr schon nach draußen gezerrt. Er signalisierte seinen Kameraden mit Blicken, dass sie ihm nicht folgen sollten. Zu seiner Überraschung führte sie ihn jedoch nicht ins Freie, sondern einen separaten Raum und schloss die Tür. „Es kommt nicht oft vor, dass sich Konoha-Nin in dieses Dorf verirren.“, entkam es ihr. Er wurde von ihr richtig kalt erwischt. Nicht nur von ihrer Feststellung, sondern auch von ihren schlagartig ersteren Ton. „Eh, wovon redest du?“ „Willst du es etwa leugnen? Jeder mit einem halbwegs funktionierenden Gehirn würde das durchschauen. Deine Reflexe vorhin waren viel zu schnell für einen normalen Jungen. Zudem gibt es hier selten Reisende und erst Recht keine Gruppen aus vier Männern. Ich nehme mal an, dass dein Tischnachbar, der Typ mit der Sonnenbrille und der attraktive Kerl mit den langen Haaren ebenfalls Ninjas sind.“ „Du hast eine gute Beobachtungsgabe.“, erkannte er an. „Was willst du von mir?“ „Du scheinst ein netter Junge zu sein. Deswegen gebe ich dir einen Rat: Du und deine Freunde solltet so schnell wie möglich aus dem Dorf verschwinden, bevor Brutus von euch erfährt.“ Noch bevor er etwas sagen konnte, stürzte plötzlich eine zweite Person in den Raum. Arashi ging instinktiv in eine Kampfhaltung über, aber entspannte sich wieder, als er den Neuankömmling ausmachte. Es war ein kleines Mädchen in Hitomis Alter. „Wie kannst du das sagen, Kira?“, fragte sie empört. „Hast du etwa wieder gelauscht, Eri?“, schimpfte die ältere der beiden Mädchen. „Das ist doch egal! Der Junge und seine Freunde können uns bestimmt helfen, unsere Schwester zu retten.“ „Nein! Wir dürfen sie da nicht mit hereinziehen. Es haben schon genug Menschen gelitten. Sie hätten ohnehin keine Chance gegen Brutus.“ Nun meldete sich endlich auch wieder der Uzumaki zu Wort. „Was ist überhaupt passiert und wer ist dieser Brutus?“ „Ich dachte mir schon, dass du ihn nicht kennst. Man riskiert sein Leben, wenn man über ihn mit Ortsfremden redet. Er ist ein Tyrann, der seit Jahren mit seinen Männern nicht nur dieses Dorf, sondern auch die Umliegenden völlig kontrolliert. Dieser Betrunkene in der Taverne war zum Beispiel einer seiner Handlanger. Er verlangt horrende Abgaben, die er als „Schutzgelder“ bezeichnet. Früher waren sie noch bezahlbar, aber seit einigen Wochen scheint er keine Skrupel mehr zu kennen. Wer die Forderungen mit Geld nicht zahlen kann, wird entweder getötet oder muss ein weibliches Familienmitglied an ihn überlassen. Diese werden dann sein Eigentum und müssen ihn dann die verschiedensten Dienste erweisen.“ „Was für Dienste?“ „Du bist zwar noch ziemlich jung, aber eigentlich müsstest du wissen, was für Dienste ich meine.“ Der Chuunin schluckte. „Widerlich. Eure Schwester hat das gleiche Schicksal ereilt?“ „Ja, wir konnten es einfach nicht bezahlen.“ „Das es so etwas tatsächlich noch im Feuerreich gibt ist mir unbegreiflich.“, sagte er nachdenklich. „Jemand, der aus Konoha, dem hochentwickelten Ort dieses Landes, stammt, kann dieses Leben nicht verstehen. Es ist eine andere Welt.“ „Warum habt ihr nie Konoha um Hilfe gebeten?“ „Weil er dann die komplette Familie des Hilfesuchenden getötet hätte. Ich selbst hatte einmal den Traum, mit meiner Familie nach Konoha zu gehen und dort zu leben, aber meine Eltern wollten ihre Heimat nicht zurücklassen. Nun ist es zu spät, weil er meine große Schwester in seinen Fängen hat.“ Arashi war für einen Moment still, doch dann hatte er sich entschieden. „Alles klar, ihr verhaltet euch so, als ob dieses Gespräch nie stattgefunden hat. Somit könnt ihr hoffentlich solange ungefährdet leben, bis ich die Sache erledigt habe.“ „Welche Sache.“ „Na, die Rettung eurer Schwester.“ „Hast du mir nicht zugehört? Brutus wird dich zerquetschen!“ „Ich denke, du unterschätzt die Konoha-Nin. Ist dieser Typ überhaupt ein Shinobi?“ „Soweit ich weiß nicht, aber er hat Dutzende von Männern unter sich. Du hast keine Ahnung, auf was du dich da einlässt.“ „Oh, ich habe da meine Erfahrung mit Kriminellen und bin stärker als es vielleicht den Anschein hat. Außerdem bin ich nicht allein. Meine Kameraden sind Ninjas, die sogar noch weitaus erfahrener und mächtiger als ich sind. Ich kann nicht einfach wegschauen, wenn solch ein Tyrann sein Unheil treibt. Es wird alles gut werden. Ihr könnt euch darauf verlassen. Die Frau seufzte hörbar. Sie sah ein, dass sie es dem Rothaarigen nicht ausreden konnte. „Eines muss man dir auf jeden Fall zugestehen. Du hast Mut, obwohl manche es auch als Dummheit bezeichnen würden. Wie lautet eigentlich dein Name?“ „Arashi, Arashi Uzumaki.” „Uzumaki?”, entwich es ihr überrascht. „So wie in-“ „Ja, er ist mein Vater.“, beantwortete er ihre angefangene Frage lustlos. „Oh, entschuldige. Du hörst diese Frage wohl sehr oft.“ „Mach dir nichts draus. Das passiert halt, wenn man der Sohn einer lebenden Legende ist.“ „Ich würde ihn zu gerne einmal kennen lernen. Er ist als ein fairer und gütiger Mann bekannt, also das genaue Gegenteil von Brutus.“ „Du kannst mich und meine Familie ja besuchen kommen, wenn das alles vorbei ist. Bis dahin verhaltet ihr euch aber so, als ob dieses Gespräch nie stattgefunden hätte. Das ist für euch das Sicherste.“ Kurz bevor er die Tür erreicht hatte, kam das kleine Mädchen noch mal zu ihm. „Du kannst meine Schwester wirklich retten, oder?“ „Na klar! Ihr werdet schon bald wieder vereint sein. Ich verspreche es dir.“ Einige Minuten später erreichte der Chuunin ein kleines Gasthaus außerhalb des Dorfes, das als Treffpunkt für die beiden ANBU-Teams diente. „Wo bist du solange gewesen?“, fragte Neji sofort. „Ich habe mich mit dieser Kellnerin unterhalten und einige Neuigkeiten erfahren.“ Anschließend berichtete er von seinen Erkenntnissen. „Mann, das ist ganz schön derb.“, sagte Kojiro und sprach damit die einheitliche Meinung der Konoha-Nin aus. „Was tun wir jetzt?“ „Das ist doch logisch, oder?“ „Wir tun erst einmal gar nichts.“, warf der Hyuuga ein. „WAS?“, gab Arashi entgeistert von sich. „Zunächst einmal hat das nichts mit unserer tatsächlicher Mission zu tun.“, erklärte der ANBU-Captain. „Wieso nicht? Dieser Brutus könnte durchaus da mit drin hängen.“ „Die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr gering. Dieser Mann treibt schon seit Jahren, also sehr viel länger als die Bijuus überhaupt wieder ein Thema sind, seine Machenschaften mit diesen Dörfern und er ist deinen Informationen nach weder ein Shinobi noch übermäßig stark. Das Gleiche gilt für seine Handlanger. Es spricht alles gegen deine Vermutung. Er ist vermutlich nur ein einflussreicher Krimineller.“ „OK, vielleicht hat es nichts mit den Bijuus zu tun, aber wir müssen ihnen trotzdem helfen.“ „Natürlich werden wir diese Sache nicht einfach ignorieren. Ich werde den Hokage darüber informieren und erwarte, dass er ein oder zwei Chuunin-Teams herschickt, die das übernehmen. Die dürften damit locker fertig werden. Ihnen wird geholfen werden, nur nicht von uns.“ „Die brauchen Tage, bis sie hier sind. Das dauert viel zu lange!“, rief der Rothaarige erzürnt. „Wir hingegen könnten das im Nu erledigen.“ „Es ist wahr, dass wir es erledigen könnten, aber so fix würde das sicher nicht laufen.“ „Wieso nicht? Das wäre nicht das erste Mal, das wir Banditen vertreiben würden.“ „Wir sollen da also einfach herein walzen und die Leute aus ihrer Misere befreien?“, fragte der Hyuuga. „Klar. Das wäre schließlich nicht das erste Mal.“ „Tss, du bist zu naiv, Arashi. Das ist eine sehr prekäre Situation und mit einem Angriff von außen nicht zu vergleichen. Brutus kontrolliert die Menschen mit Angst und würde wahrscheinlich nicht davor zurückschrecken, sie als Schilde zu gebrauchen oder zum Kampf zu zwingen. Zudem geht es hier um mehrere Dörfer, die in der Nähe der Grenze zum Erdreich liegen. Was glaubst du denn, was Iwagakure denken würde, wenn wir mit voller Kraft durch die Dörfer jagen? Bei dieser Mission wäre ein behutsames Vorgehen absolut notwendig. Das würde aber Tage oder eventuell sogar Wochen dauern und genau das ist unser Problem. Wir haben diesen Luxus nicht.“ „Neji hat Recht.“, stimmte Kakashi zu. „Die Erlangung von Informationen über die Bijuus hat für uns höchste Priorität. Dabei steht weit mehr auf dem Spiel als das Schicksal von wenigen kleinen Dörfern. Überlassen wir Brutus unseren Kameraden.“ „Aber ich wollte ihnen direkt helfen.“, entgegnete der Chuunin. „Ich kann deine Frustration nachvollziehen, aber du kannst nicht an jeder Front kämpfen, Arashi. Deine Mission muss über solchen Gefühlen stehen. Du bist kein normaler Shinobi mehr, sondern ein ANBU. Das heißt auch, manchmal schwere Entscheidungen zu treffen. Wir sollten jetzt Konoha kontaktieren.“ Währendem Neji eine Schriftrolle mit den Informationen für Naruto beschrieb, saß Arashi am Fenster und schaute miesgelaunt ins Freie. Man konnte ihn klar ansehen, dass er schwer enttäuscht war. Auf einmal zuckte er jedoch zusammen und sah auf seinen Handrücken. Dort bildete sich das Wappen des Uzumaki-Clans ab. Bevor Arashi damals das Konoha verlassen hatte, hatte sein Vater ein Jutsu auf ihn gelegt. Dadurch wurde dem Rothaarigen signalisiert, wann der Blonde das Jutsu des vertrauten Geistes benutzte und umgekehrt. Er tat es ihm gleich und beschwor wenige Momente später einen kleinen Frosch, der eine Schriftrolle mit dem Siegel des Hokage im Maul trug. „Scheinbar ist uns mein Vater zuvorgekommen.“, sagte der Chuunin und zeigte der Runde das Schriftstück. „Es ist an dich adressiert, Neji.“, entkam es dem Hatake nach näherer Betrachtung. Der Hyuuga ergriff die Schriftrolle, öffnete sie und begann zu lesen. Es schien eine Menge Text zu sein, weil er außerordentlich lange las. Eines konnten die Anderen auf jeden Fall erahnen. Das Papier enthielt nichts Erfreuliches, denn seine Mine verfinsterte sich zusehends. Nach dem er geendet hatte, wandte er sich wieder an die Konoha-Nin: „Wir haben neue Befehle.“ Hosted by Animexx e.V. 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