Harte Zeiten von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 2: Merkwürdig --------------------- Dean hatte das Gefühl, als würden sämtliche Blicke auf ihnen ruhen, aber er hütete sich, Sams Hand loszulassen. Ein Seitenblick auf seinen Begleiter überzeugte ihn davon, dass Sam vor Scham beinahe verpuffte und das heiterte ihn derartig auf, dass er sich in seiner neuen Rolle auf einmal unerwartet wohl fühlte. Das war Sams Idee gewesen, Sam war also selbst Schuld und nichts in der Welt würde ihn jetzt davon abhalten, soviel wie möglich aus dieser Situation heraus zu holen. Er ließ Sams Hand los und versenkte seine eigene kurzentschlossen in Sams rechter Gesäßtasche. Sekunden später kam ihm der Gedanke, dass das vielleicht keine so gute Idee gewesen war, aber ein Rückzieher kam nicht in Frage. Außerdem – was machte es schon? Er hatte Sams Hintern im Laufe der Jahre oft genug nackt gesehen, dann machte es jetzt auch nichts, wenn er ihn ein wenig befühlte. Hinzu kam natürlich noch, dass Sams Gesichtsausdruck im Moment einfach unbezahlbar war. Dean nahm sich vor, Bobby ein neues Baseballcap zu besorgen, wenn er ihn das nächste Mal traf. Sie flanierten durch die Einkaufsstraße – Dean gelassen und ein liederliches Grinsen im Auge, Sam mit gesenktem Kopf und roten Wangen. Dean überlegte gerade, ob er Sam möglicherweise in den Hintern zwicken sollte, um zu sehen, wie der auf sowas reagierte, als Sam plötzlich stehen blieb. „Sammy?“ Sam reagierte nicht und Dean zog die Augenbraue in die Höhe. „Sam, was ist los?“ Sam nuschelte irgendetwas und Dean verstand kein Wort. „Wie bitte?“, hakte er nach, schob Sam seinen Kopf entgegen und der flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Wer hat dir zugezwinkert?“ Sam deutete mit dem Kinn nach rechts und Dean erblickte einen Hünen in Lederjacke, der ihm frech ins Gesicht grinste. Das konnte jawohl nicht wahr sein! Er marschierte auf den Typen zu und schob Sam mit seiner Hand in dessen Hose vor sich her. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt, ihn zu zwicken. Dean baute sich vor dem Hünen auf, begegnete dessen Grinsen mit einem Blick, der Stickstoff verflüssigen konnte und deutete mit einem Kopfnicken auf Sammy. „Der gefällt dir?“ Sam japste verschreckt und der Hüne nickte grinsend: „Allerdings.“ „Pech gehabt, das is meiner – also gibt’s da auch nix zu zwinkern!“, grollte Dean drohend und zog Sam mit sich weiter. Sam, zu perplex, um klar denken zu können, ließ sich ziehen und fand sich irgendwann in einem Cafe wieder, in dem Dean ihnen Kaffee bestellte. Dean schob ihn in eine Nische am Fenster, setzte sich zu ihm und legte so selbstverständlich den Arm um ihn, dass Sam es tatsächlich schaffte, sich zu entspannen. Er musste sich einfach nur immer wieder sagen, dass Dean ja schließlich nicht schwul war und ihn somit kaum hinterrücks auf den Toiletten überfallen würde. Hinterrücks – ja genau. Sam biss sich auf die Unterlippe und wusste nicht, ob er lachen oder sich doch lieber gleich erschießen sollte. „Warum hab ich nur das komische Gefühl, dass dir das gefällt?“, raunte er in Deans Ohr und der tat komplett unschuldig. „Weiß ich auch nicht. Möchtest du Milch in deinen Kaffee, Hase?“ Sam wurde rot und nickte und sah Dean dabei zu, wie der Milch in seinen Kaffee gab. Es war seine Idee gewesen, er war selbst Schuld. Manchmal war er wirklich dämlich. Sam nahm die Tasse in beide Hände, pustete und trank einen vorsichtigen Schluck. „Versuchst du jetzt, niedlich auszusehen?“, flüsterte Dean an seinem Ohr und er spürte ihn quasi grinsen. Der blöde Idiot. „Nein…“, knurrte er aus dem rechten Mundwinkel und verschluckte sich dann fast an seinem Kaffee. „Tust du aber.“ Dean war definitiv merkwürdig. Sam ließ sich aufs Bett fallen und schwor sich, Dean in seinem ganzen Leben nie wieder näher als auf fünf Meter an sich heran zu lassen. Der hatte ihn doch tatsächlich in den Hintern gezwickt! Und dann hatte ihr Auftritt als Pärchen noch nichtmal was gebracht! Sam seufzte und hörte, wie Dean im Bad die Dusche abdrehte. Der Idiot hatte ihnen ein Zimmer mit Einzelbett gebucht. Sam war ernsthaft versucht, sich im Kopfkissen zu verbeißen. Nach diesem Tag konnte er auf keinen Fall mit Dean in einem Bett schlafen – nicht dass er dem an einem anderen Tag enthusiastischer entgegen geblickt hätte. Dean war bestimmt der Typ, der einem im Schlaf die Bettdecke klaute. Zumindest hatte er das gemacht, als sie noch Kinder gewesen waren, aber andererseits hatte er als Kind auch Batman als Berufswunsch angegeben. Die Dinge änderten sich. Die Tür zum Bad wurde geöffnet, Dean kam in Shorts und sich die Haare trocknend ins Zimmer und Sam begrüßte ihn mit einem flammenden Blick, der Dean nicht im Geringsten zu tangieren schien. „Du stellst dich an wie die Prinzessin auf der Erbse.“, bemerkte er lediglich gelangweilt und ließ sich neben Sam aufs Bett fallen. Sam wusste, dass er auf verlorenem Posten agierte, also begnügte er sich mit einem weiteren flammenden Blick, der Dean mindestens gegrillt hätte, wenn die Welt gerecht gewesen wäre. Aber das war sie nicht, der Blick trocknete noch nicht einmal Deans verdammte Haare – dabei waren die doch schon so kurz. „Was machen wir jetzt?“, erkundigte Sam sich bei Dean, als der damit fertig war, seine Haare zu frottieren und ihm schwante Böses, als er Dean grinsen sah. „Wir machen so weiter wie bisher, was dachtest du denn?“ Sam seufzte. Er hätte es wissen müssen. „Abgesehen davon, dass es viel zu lustig ist, dich alle fünf Minuten rot werden zu sehen, um jetzt aufzuhören, wüsste ich wirklich nicht, was wir stattdessen tun könnten. Oder hast du irgendeine brillante Idee, die du mir verschwiegen hast?“ Sam schüttelte mürrisch den Kopf und Dean warf das Handtuch von sich und schlüpfte unter die Bettdecke. „Na, dann komm in meine Arme, mein Schatz.“ Sam schnaubte und stand auf, um ins Bad zu verschwinden. Irgendwann würde er Dean ganz bestimmt umbringen. Jetzt wäre sogar der perfekte Zeitpunkt – es wäre kein Brudermord mehr, also nur noch halb so schlimm. Dean war nicht sein Bruder. Der Gedanke fühlte sich noch immer merkwürdig an und hinterließ ein hohles Gefühl in der Magengegend. Dean sprach nicht darüber – natürlich nicht – aber auch ihn schien das keineswegs kalt zu lassen. Sam schnitt seinem Spiegelbild über dem Waschbecken eine Grimasse und begann, sich die Zähne zu putzen. Es ließ sich nicht ändern, sie waren nicht blutsverwandt. Sam fragte sich, was ihr Vater ihnen sonst noch verschwiegen hatte. Aber eigentlich war das vollkommen egal, also brauchte er sich darüber auch nicht seinen Kopf zerbrechen – „sein hübsches Köpfchen“ wie Dean sich ausgedrückt hatte. Der wurde langsam wirklich immer merkwürdiger. Sam putzte sich die Zähne zu ende, begnügte sich mit einer Katzenwäsche und kehrte dann zu Dean ins Schlafzimmer zurück. Der hatte sich natürlich mitten ins Bett gepackt und wenn man den Geräuschen trauen konnte, die er von sich gab, schlief er auch bereits tief und fest. Sam seufzte gottergeben, schlüpfte zu dem Schlafenden unter die Decke und legte sich ganz an den Rand – er hatte keine Lust, Dean näher als nötig an seinen Hintern heran zu lassen. Aber so konnte er natürlich nicht einschlafen und irgendwann – Dean musste im Traum mindestens mit einem Bären ringen, oder ähnliche Heldentaten vollbringen – drehte Dean sich so energisch um, dass er ihn tatsächlich aus dem Bett kickte. Ein dumpfer Laut und Sams Kopf tauchte mit leidlich derangierter Frisur oberhalb der Bettkante auf. Das reichte jetzt. Er kämpfte sich auf die Beine, riss Dean die Bettdecke vom Körper, schob ihn an den Rand des Bettes und legte sich selbst in die Mitte, deckte sich zu und beschloss, jetzt sofort einzuschlafen. Das Problem war nur, dass Dean jetzt kalt zu sein schien. Jedenfalls drehte er sich mit einem charmanten Grunzen zu Sam um und der fand sich in einer Umarmung wieder, aus der sich höchstens ein professioneller Entfesslungskünstler hätte befreien können. An Schlaf war nicht einmal ansatzweise zu denken. „Du siehst scheiße aus.“ Sam fühlte sich zu schwach, auf so eine Bemerkung zu reagieren, er begnügte sich mit einem müden Schnauben. Dean, der keine Ahnung hatte, wie nachdrücklich er in der vergangenen Nacht Sams Nachtruhe gestört hatte, zuckte mit den Schultern und schob sich ein drittes Brötchen in den Mund. Er selbst hatte hervorragend genächtigt und war in ausgezeichneter Stimmung und Sam ahnte, dass ihm ein anstrengender Tag bevor stand. Sie saßen im Frühstückssaal ihres Hotels und Sam mochte sich irren, aber er hatte das Gefühl, dass die anderen Gäste ihnen ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit schenkten. Das konnte natürlich daran liegen, dass Dean es sich nicht nehmen ließ, ihn von Zeit zu Zeit als sein Betthäschen zu titulieren, aber Sam bevorzugte die Idee, dass es irgendetwas mit ihrem Fall zu tun hatte. Er wäre mehr als glücklich, wenn dieser Fall bald abgeschlossen wäre. Es war ihm klar, dass sie keine andere Wahl hatten, als das zu tun, was sie eben taten, aber gefallen musste es ihm deswegen noch lange nicht. Sam tauchte aus seinen philosophischen Betrachtungen auf, als Dean ihm eine Tasse voll dampfenden Kaffees entgegen schob und er war mehr als irritiert, als der ihm auch noch ein geschmiertes Brötchen vor die Nase hielt. „Da. Iss.“ Diese Monosilben entstammten ganz eindeutig Deans Mund, Sam suchte in seinen Gedanken allerdings noch immer nach einem Präzedenzfall für ein derartiges Verhalten. Er öffnete den Mund, um Dean zu fragen, was in ihn gefahren sei und der nutzte die Gelegenheit, um Sam an dem Brötchen zu ersticken. Das Gefühl hatte zumindest Sam. Möglicherweise wollte Dean ihm aber auch einfach nur Nahrung zukommen lassen. Er begann zu kauen und musterte Dean aus dem Augenwinkel. Dean sah aus wie immer – Haarfarbe, -länge und auch Augenfarbe stimmten, ebenso diese Aura frivoler Selbstzufriedenheit, die er sich irgendwann kurz nach seinem Eintritt in die Pubertät angeeignet hatte. Und doch war irgendwas anders, Sam konnte nur nicht ganz festmachen, was es war. Das machte ihn wahnsinnig. Dean konnte doch nach mehr als zwanzig Jahren, in denen er geglaubt hatte, ihn könne nichts mehr an diesem Kerl überraschen, anfangen sich zu verändern! Zumindest nicht ohne ein mehrseitiges Antragsschreiben – mit Durchschlag. Sam schluckte den letzten Bissen des Brötchens hinunter und fand sich sofort mit einem Neuen konfrontiert. Er blinzelte mehrfach, nahm es dann entgegen und warf Dean schließlich doch einen misstrauischen Blick zu. „Willst du mir irgendwas sagen?“, erkundigte er sich, als Dean nicht auf den Blick reagierte und der sah ihm in die Augen und lächelte schwach. „Der Doc hat doch gesagt, du sollst auf deine Ernährung achten.“ Seit wann interessierte es Dean bitte sehr, was die Ärzte sagten? „Dude, du hast doch irgendwas.“, behauptete er und Deans Lächeln verschwand. „Ja, allerdings. Ich hab das zwingende Gefühl, dass es nur mir etwas ausmacht, wenn du beinahe übern Jordan gehst.“ Er hatte es quasi geknurrt und Sam hob beide Augenbrauen. „Was hat das denn jetzt bitte zu bedeuten?“ „Das hat zu bedeuten, dass ich auf dich aufpasse, wie man es von einem großen Bruder erwartet!“ „Du bist aber nicht mein großer Bruder.“ Sam wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte, sobald die Worte laut ausgesprochen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)