Sternschnuppe von kittyleinchen (for mah koko) ================================================================================ Kapitel 19: Mein allerbester Kindheitsfreund -------------------------------------------- Mein bester Kindheitsfreund Kitty schlug die Augen auf. Sie lag in einem Bett. War das alles nur ein Alptraum gewesen? Das war zurzeit ihr grösster Wunsch. Es alles ungeschehen machen. Doch die Ernüchterung kam sofort, denn Kitty sah sich etwas mehr um und erkannte, dass sie in Lances Zimmer lag. In Lances Bett. Und sie hatte alle ihre Klamotten noch an, die nach Rauch und Alkohol stanken. Wie nach einer Party eben. Kitty hatte sich inzwischen aufgerichtet, um sich besser umsehen zu können. Sie rieb sich über die Augen. Ihre Augen waren gerötet. Das konnte die Braunhaarige zwar nicht sehen, aber sie konnte sehr wohl spüren, dass sich ihre Augen geschwollen anfühlten. //Ich habe nicht geweint.. Nein!!// Versuchte sie sich einzureden. Genauso wie sie sich zuvor hatte einzureden versucht, dass alles nicht passiert war. Diese Nacht war die junge Mutantin von zahlreichen Alpträumen geplagt worden. Im einen hatte sie John unabsichtlich von einer Brücke gestossen. Im anderen hatte sie ihn absichtlich mit einem Messer erstochen. In einem wieder anderen hatte sie sich in einem Käfig wiedergefunden. In einem Käfig mit lauter Spiegeln um sich herum und in jedem Spiegel hatte sie sehen können, wie sie weinte. Und es gab noch einige andere, an die sie sich nicht mehr erinnern wollte und es auch nicht mehr konnte //Ich weine nicht... nicht wegen dir! Nie wieder..!!// Schwor sie sich gedanklich und liess sich ins Kissen zurückfallen. Kitty schloss die Augen. Sie wollte wieder schlafen, einfach nur schlafen. Aber sie hatte Angst, dass dann die Alpträume zurückkehrten, also kämpfte sie mit sich selbst. Die Augen hielt sie dabei allerdings geschlossen. ~ Unten in der Küche waren bereits die ersten, die nach der Party wieder fit waren. Todd, Lance, Pietro der sich gerade einen guten-Morgen-Kuss bei Taby abholte, und natürlich jene, die den Kuss verschenkte selbst. Bei der Bruderschaft hiess das Prinzip: Jeder ist sich selbst der nächste. Das hiess, dass keine so nett war und Frühstück für die andern machte, weil ja eh niemand anders dann das Ämtchen übernommen hätte. Pietro wusselte mit Hyperspeed durch die Küche und schnappte Lance die Toasts, die dieser eben warm machte vor der Nase weg. Empörtes Ausrufen war die Folge. Doch Pietro war wie immer zu schnell. „Ich geh mal rasch einkaufen. Todd, du hilfst beim Tragen.“ Befahl Taby dem krötenähnlichen Jungen, welcher bei der Blondine nie zu widersprechen gewagt hatte. Taby war von allen der junior Bruderschaft noch die sozialste, nebst Lance, aber der gab immer vor, ein böser Junge zu sein. Das mochte vielleicht daran liegen, dass Tabitha Smith früher eine der X-Men gewesen war. Sie hatte sich aber im Institut überhaupt nicht „wohl gefühlt“ und hatte deshalb die Behausung gewechselt. Nun war sie praktisch Mitglied geworden. Die beiden verliessen den Raum und liessen Lance, der gerade ein Tablett mit Frühstück für Kitty vorbereitete – die Toasts, die Pietro sich jetzt einverleibte, waren eigentlich auch dafür vorgesehen gewesen – und Pietro, der es sich am Tisch mit einer Dose Cola bequem gemacht hatte allein. „Lance..!“ Begann der Weisshaarige und spürte auch schon eine Erschütterung. Lances Kräfte mal wieder. Das machte er immer, wenn er auf dem Weg war, wütend zu werden. Daran war Pietro gewohnt, ein alter Hut. Lance fuhr herum – Er hatte gerade wieder neuen Toast in den Toaster gesteckt. „Was?!!!“ Knurrte er. Wenn Pietro so ernst begann, dann konnte nur etwas wirklich dummes kommen. Der Weisshaarige sollte sich bloss in Acht nehmen. „Ich will ja nichts sagen aber“ Pietro nickte in Richtung Tablett. Alles darauf war liebevoll angeordnet und vor allem sorgfältig. „Aber.. kannst du das, weshalb wir hier sind überhaupt noch tun? Oder hat Kitty-Cat dich in ihren Krallen?“ Pietro meinte es diesmal wirklich ernst. Lance hatte erneut den Blick abgewandt und gerade eine Tüte O-Saft aus dem Kühlschrank gefischt. Nun fuhr er erneut zu Pietro herum. Eine weitere Erschütterung. „Was meinst du damit?“ Seine Stimme klang warnend, der Weisshaarige wusste aber, dass das alles nur Scharade war. „Mach mir nichts vor Lance. Als dein bester Freund sollte ich dich doch kennen.“ Fuhr Pietro furchtlos vor und meinte: „Und was ich damit meine, wissen wir doch beide. Sein wir ehrlich. Du könntest weder ihr, noch einem ihrer Freunde mehr etwas antun. Das Kätzchen hat dich gezähmt.“ Pietro zuckte mit den Schultern. „Ich schätze mal, wir müssen dass dann wohl ohne dich durchziehen, mit dir wird’s zu gefährlich.. für uns.“ „Red keinen Scheiss!!“ Knurrte Lance, seine Stimme war lauter geworden. Er stritt es immer ab. Pietro kannte den Braunhaarigen. Ein erneutes Beben. Diesmal stärker und es hielt an. „Soll ich dir beweisen, dass ich doch noch wem was antun kann, huh? John vielleicht? Jederzeit!“ Lance grinste leicht bei dem Gedanken. „Alle ihre Freunde, ausser den fast schon festen Freund, den brauchen wir noch.“ Meinte Pietro, er wusste genau, dass er Lance damit provozierte. Deshalb tat er es ja auch. Der Weisshaarige war jederzeit bereit aufzuspringen und weg zu rennen. Bereits klirrten einige Gläser in den Schränken, die durch das Beben aneinander geschüttelt wurden. Lance ballte beide Fäuste. Das Beben wurde erneut stärker. Doch bevor Lance etwas erwidert hatte meinte Pietro fies grinsend: „Naja, das mit dem fast schon festen Freund kannst du nach gestern knicken. Also komm mal wieder runter.“ Der Weisshaarige zwinkerte seinem besten Freund versöhnlich zu. „Wie? Was hast du getan?“ Fragte Lance und beäugte Pietro misstrauisch. Das Beben begann zu verebben. Pietro grinste nur weiter und nahm einen Schluck aus der Cola Dose. Denn weiter konnten sie sowieso nicht unter sich reden, denn nun betrat Aura die Küche: „Morgen Jungs.. äh Pit und.. weiss auch nich mehr wie du heisst.“ Meinte die Brünette. Gähnte und streckte sich auch gleich. „Irr ich mich vielleicht oder war das vorhin grad ein Erdbeben?“ Erkundigte sie sich. Madam tat ja mal nicht dergleichen, was gestrige Nacht betrifft. Auch besass sie die Unverschämtheit, sich einfach beim Kühlschrank ebenfalls mit einer Cola Dose einzudecken. „Keine Ahnung was du meinst.“ Meinte Lance rasch und Pietro nickte zustimmend und ahnungslos. „Wohl immer noch betrunken, was?“ Der Weisshaarige grinste ihr zu, als sie sich ihm gegenüber setzte. Aura musste erneut gähnen und schüttelte den Kopf: „Nene, mir war nur so, als hät alles gewackelt. Aber egal.“ Sie schüttelte über sich selbst den Kopf und öffnete die Dose Cola. Ein zischendes Geräusch erklang. Aura schien überhaupt nicht im Sinn zu haben, auch nur irgend etwas über letzte Nacht zu erzählen. Sie dachte wohl, keiner würde etwas davon mitbekommen. „Tjaaah und wie wars gestern so..?“ Begann Pietro dann doch von neuem. Ein tödlicher Aura Blick traf ihn doch er bohrte weiter: „Mit John?“ Meinte er nachdrücklich. Aura wollte gerade etwas sagen, doch John unterbrach Pietros SmallTalk anfang schnell: „Ich weiss ja, dass ich eure Nummer eins bin, aber dass ihr schon beim frühstücken nur über mich redet, dass..“ John schluckte absichtlich und machte ein tief berührtes Gesicht. „Das ehrt mich so.. ihr könnt euch das nicht vorstellen.“ Ein dreckiges Lachen folgte und er klaute Pietro den Toast, den dieser vorhin noch Lance geklaut hatte. „Hallo Bruderherz...!“ Begrüsste Aura ihn grinsend und legte dann von hinten die Arme um ihn, als er sich auf einem Stuhl niedergelassen hatte. „Du weißt doch, du bist zurzeit grad sowieso meine Nummer eins. Und die Herren haben sich nur grade dafür interessiert, wie toll du gestern warst.“ Sie hauchte ihm einen Kuss zu und liess ihn dann wieder los, um sich eine weitere Cola aus dem Kühlschrank zu fischen. Pietro schien keine Probleme damit zu haben. Dass die Stiefschwester, gerade den Stiefbruder darüber gelobt hatte, wie gut er gestern Nacht gewesen war. Doch Lance sah einfach baff aus und er meinte nur angeeckelt: „Also bitte..! Selbst wenn ihr betrunken gewesen wart, das ist einfach widerlich und genau dein Niveau, John!“ Dem Braunhaarigen war schnell klar geworden, was passiert sein musste. John drehte sich zu ihm und warf ihm einen kurzen vernichtenden Blick zu. „Ach was? Was is daran widerlich, deine Eltern musstens auch machen, ach wenn das da wohl dann ein gewaltiger Fehler gewesen is.“ John grinste verächtlich und schüttelte leicht den Kopf. „Aber nun ists sowieso zu spät. Kann man nichts machen.“ Lance ballte die eine Hand zur Faust und knurrte. Aura hatte sich an die Theke der Küche gelehnt und beobachtete, genauso amüsiert wie Pietro das, was sich gerade abspielte. „Du bist erbärmlich, Allerdyce.“ Gab er zurück. „Oh, was besseres fällt dir wohl nicht ein. Also erstens Mal, wir sind nicht mit einander verwandt, dazu kommt, dass wir noch nicht einmal Stiefgeschwister sind. Unsere Eltern sind nämlich noch nicht mal verheiratet, du Spasst. Also wo ist da das eklige, perverse, was auch immer. In deinem Vokabular gibt’s wahrscheinlich nicht mehr Wörter dafür.“ John wollte eigentlich ausreden, doch Lance mischte sich ein: „Ach ja? Das Perverse muss doch in deinem Kopf sein. Sie hat dich vorhin gerade Bruderherz genannt. Aber mehr kann man von dir ja nicht erwarten. Wo das Hirn sein sollte herrscht wahrscheinlich einfach nur gähnende Leere. Sogar Duncan hat mehr Verstand als du.“ Ok, der letzte Satz hatte gesessen. John verzog das Gesicht zu einer Grimasse und erwiderte: „Das is doch das geile dabei.. Im Dunkeln, im Keller, zwischen Alkflaschen. Betrunken. Heisses Mädel. Keiner hätte da Gedanken daran verschwendet, dass sie eventuell. Eventuell!! Mal seine Stiefschwester werden könnte.“ Wiederum wurde John unterbrochen: „Im Keller?!“ Rief Lance aus. „Im Keller?!!!!“ John zuckte etwas zusammen, als der Braunhaarige so brüllte. War er jetzt zu weit gegangen. Eigentlich hatte er nur so viel drauf gelegt, um Lance zur Weissglut zu treiben. Aber nun schien dieser ja fast auszurasten. „Ich geh dann mal telefonieren..“ Meinte Pietro plötzlich rasch und schien es sehr eilig zu haben, zu verschwinden. John sah ihn ungläubig an. Es wurde gerade spannend. Es sah dem Weisshaarigen überhaupt nicht ähnlich, plötzlich zu verschwinden, wenn es spannend wurde. Doch Pietro war auch schon verschwunden. „Ihr habts im Keller getrieben?! Dann is mir klar, was mit Kitty los war..!“ Brüllte Lance weiter und ihm fiel schliesslich plötzlich ein, weshalb Pietro sich so schnell aus dem Staub gemacht hatte. Der Speed-Demon war es ja schliesslich gewesen, der Kitty darum gebeten hatte. In den Keller zu gehen. „Pietro!!! Beweg deinen feigen Arsch sofort hier her!!!“ Brüllt Lance. John hingegen sah aus. Als hätte er eben einen Geist gesehen und sah starr vor sich hin. //Kitty..! fuck..// „Wa.. was war denn mit.. mit Kitty?“ Brachte er stotternd hervor. Er jetzt schien ihm eigentlich wieder einzufallen, weshalb er überhaupt so viel getrunken hatte. Gut eigentlich hatte er das nicht vor gehabt, aber nach dem Wetttrinken hatten Pietro und andere ihm immer während neues Zeug gebracht. „Sie hat die ganze Nacht geheult, kein Wunder, wenn sie so etwas mit ansehen musste! Aber ich schätze, das interessiert dich einen Scheissdreck!“ Bekam John sofort eine gebrüllte Antwort. „Naja.. sie hat uns ja auch nur gesehen, als wir kurz davor waren.“ Verteidigte Aura John und öffnete mit einem Zischen die neue Coladose. Lance fuhr zu ihr herum: „Ihr wart kurz davor?!! Na klasse, kurz davor. Tzz!! Mach so nen grossen Unterschied!! Und ich hab mich die ganze Nacht gefragt, was mit ihr los ist!!“ Während Lance sich auf Aura konzentrierte nutzte John die Chance, es Pietro gleich zu tun und sich ebenfalls aus dem Staub zu machen. Allerdings hatte der Feuerteufel ein genaues Ziel. „Tzz..!“ Aura äffte Lance nach und sah ihn dann mit absolut desinteressiertem Blick an: „Wo bitteschön is denn das Problem? Huh?!“ Aura sah das wirklich nicht so ganz. Sie schlug das eine Bein über das andere und meinte dann gleichglültig: „Wieso macht Kitty deswegen überhaupt son Drama?“ Lance stutzte. Nicht einmal für ihn war es ganz klar, warum Kitty das ganze so traf und er wusste nichts, was er darauf erwidern konnte. Der Braunhaarige seufzte tonlos und schüttelte über Aura den Kopf. Er sah sich suchend um. Doch John der Arsch hatte sich aus dem Staub gemacht. ~ John stand vor der Tür zu Lances Zimmer. Irgendwie traute er sich nicht ganz, das Zimmer zu betreten. Zu gross war die Unsicherheit darüber, was ihn da drin wohl so erwartete. Nichts gutes, dass war schon mal sicher. John wollte sich gerade wieder umdrehen und nach unten gehen, als er hastige Schritte auf der Treppe hörte. Das konnte eigentlich nur Pietro sein. Der hatte es aber eilig. John wollte lästigen Fragen wie: Was machst du denn hier oben? Und: Ahjaha.. Bei Kitty-Cat Kommentaren entgehen. Einmal tief Luft geholt und der Braun-Blondhaarige trat mutig in das Zimmer und schloss die Tür so schnell wie möglich hinter sich. „Ich will immer noch nichts essen, Lance.“ Begrüsste Kitty ihn. Sie lag auf dem Bett, hatte die Augen geschlossen und schien vor sich hin zu träumen und nachzudenken. Die Augen waren zwar immer noch gerötet, aber es sah schon sehr viel weniger schlimm aus als zuvor. John schwieg. War völlig ratlos, was er nun tun sollte. Einfach wieder gehen und so tun, als wäre er nie im Zimmer gewesen? Pietro war jetzt bestimmt nicht mehr auf dem Flur, doch irgend etwas hielt den Feuerteufel zurück und er ging zum Bett und setzte sich auf die Bettkante. Kitty hatte die Augen immer noch geschlossen und murmelte irgendwas von: „Lass mich doch einfach..“ Zwar klang es nur sehr halbherzig aber die Braunhaarige drehte trotzdem demonstrativ den Kopf weg. John betrachtete sie. Sie war so süss. Ihre Haare waren ganz verwuschelt, es sah einfach niedlich aus. Zaghaft nahm John ihre Hand, die näher bei ihm lag und drückte sie kurz. Er schwieg lieber noch, damit der Schwindel nicht allzu schnell aufflog, denn dann würde Kitty sicher nicht mehr so nett sein. „Oh Lance.. ich finds ja süss von dir, dass du dich so um mich kümmerst aber ich will einfach nur meine Ruhe..“ Kitty seufzte und fügte dann in etwas wütenderem Ton hinzu: „Scheiss Pyro..!“ Währenddessen versuchte sie, ihre Hand aus dem Griff zu winden. John hielt weiterhin eisern ihre Hand fest und musste über das „Scheiss Pyro“ grinsen. Er betrachtete noch einmal das zierliche und, wie ihm eigentlich erst vor einiger Zeit aufgefallen war, auch hübsche Mädchen, dass vor ihm lag. Der Feuerteufel beugte sich über sie, drehte ihren Kopf zu sich und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Kitty erwiderte. Sie schien ihn also immer noch für Lance zu halten. Nach einiger Zeit lösten sie den Kuss – Kitty hatte inzwischen beide Hände an Johns Brust gelegt – und die Braunhaarige meinte: „Denkst du ich check das nich? Huh?! Pyro?!“ Kitty öffnete die blauen Augen gerade mal so weit, dass sie Johns Gesicht erkennen konnte. Er und Lance küssten vollkommen unterschiedlich. Und wenn Kitty ehrlich war, mochte sie Johns Art sehr viel mehr. John hatte es gerade die Sprache verschlagen. Sie hatte erwidert, obwohl sie es gewusst hatte? Oder hatte sie es auch erst gegen Ende gemerkt? Auf jeden Fall kam nun wohl der Zeitpunkt, bei dem er eine gescheuert bekam. John machte sich schon einmal bereit. Mental. Allerdings hatte er erneut ihre beiden Hände gepackt und war noch immer über sie gebeugt. Hoffentlich riskierte er damit keinen Gehörschaden. „Du verdammter Dreckskerl..“ Das Donnerwetter war in der Starphase. „Wie konntest du nur?!! Sag mal, hast du das getan, weils abgefahren is, oder einfach nur, weil du nicht mehr ganz tickst und nebenbei übelst pervers bist?!!!“ Knurrte die Braunhaarige. Unklar war, ob sie auf den Kuss von vorhin oder auf die Sache gestern Nacht anspielte. John entschied sich für Variante zwei und meinte entschuldigend aber nicht demütig: „Ich war betrunken. Ok? Es tut mir Leid.“ Das war sein absoluter Ernst. John fragte sich, ob sie wirklich mehr für ihn empfand, als sie zugab. Denn ihre Augen waren gerötet, sie musste geweint haben und wie sie sich jetzt aufregte – Das sprach schon sehr dafür. „Heh?“ Wenn Kitty schauspielerte, dann machte sie das ziemlich gut. Verwirrt sah ihn die Braunhaarige an: „Ich meinte eigentlich das vorhin.. Aber gut, dass du gleich von selbst auf das wirklich richtige Thema kommst.“ Fügte sie hinzu und meinte dann: „Wieso tut dir das Leid? Oder wieso sagst du mir das? Das müsstest du doch eigentlich Aura sagen, sie hast du gefickt!“ Kitty war immer noch ziemlich sauer. Jetzt war John ebenfalls verwirrt. Da hatte er wohl falsch gedacht, wenn er geglaubt hatte, dass Kitty seinetwegen so enttäuscht gewesen war. Aber es schien wohl oder übel wegen der Gesamtsituation so zu sein. Und davon war der Feuerteufel wiederum enttäuscht. Kitty schien also doch nicht das gleiche für ihn zu empfinden, wie er für sie. Ja, John gestand sich das selbst langsam ein – Ein richtiger Fortschritt. Doch das bisschen Hoffnung, dass er gerade gehabt hatte, war Kitty gerade dabei zu zerstören. Als John nichts sagte fuhr Kitty unbeirrt und diesmal gnadenlos fort: „Sie ist deine Stiefschwester! Zumindest schon gedanklich, sie nennt dich ja schon Bruderherz. Und was machst du? Du schläfst bei der erst besten Gelegenheit mit ihr. Vielleicht hast du sie dafür ja auch noch absichtlich abgefüllt, im Keller stand ja genug Zeugs rum. Wie pervers is das denn?!“ Kitty ereiferte sich: „Als nächstes is dann wohl deine Mutter dran und am Ende gleich noch dein Stiefvater. Dann hast du dich schön durch die Familie gevögelt.“ Gut, John mit dem Wort schwul in Verbindung zu bringen, war nun definitiv übertrieben. Kitty wusste das auch, aber es hatte so herrlich schön dazu gepasst. Dass sie es einfach hatte sagen müssen. John war immer noch über ihr. Sie konnte nur sehen, wie seine Gesichtszüge kurz verrutschten, als sie ihn weiter anknurrte und er meinte dann immer noch mit der ruhigen, arroganten Stimme: „Ich war betrunken, sie glaub ich auch, keine Ahnung. Aber jedenfalls war ich ganz sicher der, der nicht mehr er selbst war. Und ausserdem. Wir sind noch nicht mal Stiefgeschwister, denn ihr Vater und meine Mum sind ja noch nicht mal verheiratet. Gerade mal verlobt!“ Wehrte sich der Feuerteufel. „Oh bitte, gedanklich seid ihr aber schon Geschwister. John. Es muss dir doch einfach klar sein, dass das einfach total pervers is. Sag bloss nicht, du fandest die Vorstellung, Sex mit deiner Stiefschwester zu haben auch noch geil.“ Kitty wehrte sich immer noch nicht dagegen, dass John ihre Arme fest hielt und über ihr war. „Und ausserdem, die Sache mit dem betrunken sein. Das kann doch nicht dein Ernst sein, Bobby meinte, du trinst nie so viel, dass du wirklich dicht bist! Erzähl mir doch keine halbherzigen Ausreden. Steh doch einfach dazu.“ Kittys Stimme klang langsam aber sicher weinerlich, auch wenn sie dagegen anzukämpfen versuchte und das mit Laute zu kompensieren versuchte. //Nich heulen.. nich heulen!! NICH HEULEN!!!// „Wieso erzählt er dir das?“ Fragte John hastig. Bei Kitty schien sein Image als starker Trinker als schon längst weg zu sein. Aber Bobby und Kitty hatten über ihn geredet. Über ihn. Kitty hatte freiwillig über ihn geredet. Das war doch ein positives Zeichen, oder? „Wieso sollte er nicht..? Und in dem Moment hab ich mich gefragt: Hat John Allerdyce vielleicht doch noch irgendwo da drin ein Fünkchen Verantwortungsbewusstsein? Und wie eigentlich zu erwarten war: John Allerdyce enttäuscht, wie sonst auch immer!“ Kitty schlug theatralisch die Hände über dem Kopf zusammen. „Zieh das nich in den Dreck.. es hat seinen Grund.“ Kitty stutzte. John klang doch tatsächlich beleidigt. „Aber das kannst du ja nich wissen, sowas erzähl ich Bobby nich, weil ich mir ja eigentlich schon denken kann, dass er es mindestens einer Person weitererzählt.“ John senkte den Blick und in diesem Moment bereute Kitty auch schon, was sie gesagt hatte. Und im nächsten Moment, bereute sie, dass sie es bereute, denn diese Masche kannte sie ja inzwischen bereits von ihm. „Aha?“ Die Braunhaarige zog skeptisch eine Augenbraue hoch und kräuselte dabei die Lippen. „Und der wäre?“ Forderte sie ihn auf, es ihr zu erzählen. Anhören konnte man sich das ja noch, würde ja nichts schaden. „Naja.. das is.. persönlich.“ John wich ihrem Blick aus, und auch ihrer Aufforderung. Er spielte währenddessen unbewusst mit Kittys Händen, die er immer noch fest hielt. Denn es war ja kein Feuerzeug mehr vorhanden, dass man auf und zu schnappen lassen konnte. Er vermisste das Teil, und wie. „Na gut, schön du kannst gehen. Wäre sowieso langweilig geworden.“ Kitty war bewusst, dass sie sich gerade wie ein Gefühlstrampel benahm, aber sie konnte bei ihm einfach nicht sicher sein, ob er ihr gerade etwas vor machte, oder ob es wahr war. Sie war ja nicht einmal sicher, ob er am Grabe seines Vaters nicht einfach absichtlich einen auf: Ich-Armer-Kleiner-Weinender-Junge gemacht hatte, nur damit sie nicht mehr sauer auf ihn war. Wie gesagt. Kitty war misstrauischer geworden. John war immer noch über ihr. Was irgendwie nicht einmal gestört hatte doch nun meinte er rasch: „Nein, nein.“ Der Feuerteufel klammerte sich fester an ihre Hände und blieb weiterhin über ihr. „Also.. ich hab ja ein zwei Jahre auf der Strasse gelebt.“ Kitty sah ihn an. Inzwischen hatte sie nicht einmal mehr das Bedürfnis zu weinen, denn je näher er bei ihr war, desto mehr kam das Bedürfnis auf, ihn einfach zu küssen, auch wenn er ein Arsch war und gestern Nacht mit seiner Stiefschwester Sex gehabt hatte. Trotzdem. Er roch so gut, das hatte Kitty früher nie gedacht, aber es war so. Dieses.. hach, es war nicht wirklich zu beschreiben. Kitty klebte an seinen Lippen die sich langsam und stockend bewegte, während er erzählte. Anfangs hörte sie ihm noch gar nicht richtig zu. Aber bitte, der Stolz war zu gross um das zu tun, das konnte er doch glatt vergessen, erst recht, da dass wohl absolut peinlich ausgegangen wäre, da er scheinbar überhaupt nicht das gleiche für sie empfand, wie sie für ihn. Kitty seufzte tonlos und kaum merklich. Hauptsache er blieb so. Genau so. Und dazu musste sie ihn ja nicht einmal zwingen, er machte es einfach, weil er sich bei ihr scheinbar unbedingt rechtfertigen wollte. Kitty wusste nicht, was denken, auf der einen Seite war er einfach nur ein Arschloch, ein wirklich grosses, und auf der anderen Seite war er süss, nett, lieb, zuvorkommend, gut aussehen, blabla, das übliche eben. //Ey Kitten, wenn ihr noch länger so bleibt, bildet er sich sonst was ein.!!!// Sagte Kitty sich nach diesem inneren Monolog selbst und beschloss, so schön es auch gerade war, ihn nun sanft aber bestimmt von sich zu stossen. Da er sowieso erst noch nach den richtigen Worten gesucht hatte und noch nicht wirklich erzählte, war das gut möglich. „Würdest du mal bitte von mir runter, erstens kapier ich nicht, warum du das machst und zweitens krieg ich keine Luft, was dran liegt, dass du auf mir drauf liegst und dass du nach Alk, Rauch und was auch immer stinkst!!!“ So viel Lügen auf einem Haufen. Dass Kitty keine lange Nase bekam war wirklich verwunderlich. John wurde nicht gerade sanft vom Bett gestossen und landete auf dem Boden. „Ich wollt nur, dass du mir zuhörst.“ Er zwinkerte ihr zu. //Oh maan..// Innerlich war das gar nicht der Fall. Der Braun-Blondhaarige zog sich einen Stuhl heran, liess sich lässig darauf nieder und steckte sich dann eine Kippe an. Demonstrativ benutzte er dafür aber ein Zündholz und kein Feuerzeug. „Du hast auf der Strasse gelebt, is mir ja neu..“ Nahm Kitty mit dieser sarkastischen Aussage den Faden wieder auf, der durch die Wegstoss- Aktion verloren gegangen war. //Oh man.. ich bin doof// Jetzt konnte sie John nur noch von weitem und durch eine Rauchwolke verschleiert betrachten. Wie doof musste man sein. Sie rollte mit den Augen. „Hahaha.. witzig.“ Knurrte John und formte einen Ring aus Rauch, der zur Decke stieg. „Und naja.. auf der Strasse gibt es jene Freunde, die nur zu dir kommen, weil du immer Feuer machen kannst. Und jene Freunde, die immer zu dir kommen, weil man dir das Geld recht leicht abzocken kann und es gibt ganz selten auch jene Freunde die bei dir bleiben, weil man mit dir gut reden kann, weil sie wirklich nicht nur für sich sorgen können. Und so wen hab ich mal kennen gelernt...“ Es schien so, als würde ihn das nicht mehr wirklich berühren, als er eine weitere Rauchwolke ausstiess. Kitty dachte nach. War sicher ein Mädchen oder so. Wahrscheinlich unerwiderte Liebe. Darum machte er sich nun an so praktisch jedes weibliche Wesen ran, das noch etwas schön anzusehen war. Seine Stiefschwester eingeschlossen. Kitty musste bei dem Gedanken leise kichern. Doch das war es nicht: „Ich weiss nicht mal seinen vollständigen Namen, ich hab ihn immer nur Jay genannt, nja.. sein Name wird wohl irgendwie mit J angefangen haben.“ John zuckte mit den Schultern. „Wir haben uns auf Anhieb verstanden. Das lag aber grösstenteils auch dran, dass wir uns sehr ähnlich waren. Er war ein Mutant, ich ebenfalls.“ Kitty horchte auf. Also doch keine unerwiderte Liebe. Irgendwie schade, John hatte wohl noch nie unerwiderte Liebe erlebt und war einfach wegen seinem Charakter so ein Arschloch geworden. Gabs ja auch. Wenn John in diesem Moment ihre Gedanken hätte lesen können hätte er hinter die Aussage, dass er noch nie unerwiderte Liebe erlebt hatte ein ganz ganz fettes NEIN schreiben müssen. Denn gerade wurde seine Liebe nicht erwidert. Das Gefühl hatte er zumindest. Denn Kitty gab ihm bei jeder Gelegenheit dieses Gefühl. Und weil es hier wirklich um etwas ging für ihn, bekam er kalte Füsse und traute sich nicht zu, was zu sagen. „Was kann er denn?“ Meinte Kitty, nur damit er nicht das Gefühl bekam, sie hörte ihm nicht zu, weil sie durch ihre Gedankengänge, die sehr wohl mit ihm zu tun hatten wahrscheinlich ziemlich abwesend erschien. „Konnte..“ Meinte John leise und überspielte das im nächsten Augenblick auch schon wieder, indem er einfach fortfuhr: „Wir waren uns auch was die Kräfte betraf ähnlich. Ich konnte Feuer kontrollieren, er konnte es erschaffen, kontrollieren und war noch dazu immun gegen Feuer.“ //Uff, ich an deiner Stelle wäre irgendwie neidisch geworden..// Kommentierte Kitty in Gedanken, irgendwie fand sie, sie müsse etwas taktvoller sein, denn scheinbar würde die Geschichte ein tragisches Ende nehmen. „Was die Kräfte betraf, damit zog er mich auch bei jeder Gelegenheit damit auf.“ John knirschte missmutig mit den Zähnen. „Mit Jay konnte man über alles reden, wirklich alles. Nur nicht über seine Vergangenheit, das war mir aber egal. Doch eigentlich war Jay nie wirklich nüchtern. An guten Tagen war er nur angetrunken, aber meistens ziemlich dauerdicht. Du kannst mir glauben, im Gegensatz zu ihm bin ich mir immer ziemlich vernünftig vorgekommen.“ John musste leise auflachen. Aber es klang etwas bitter. „Deswegen trinkst du nie so viel?“ Zugegeben, das Ende war weitaus weniger tragisch als erwartet, aber naja, irgendwie doch noch passabel. Im Anbetracht der Umstände. „Also ich meine nie zu viel.“ Verbesserte Kitty sich, denn bei John konnte man nicht gerade sagen, dass er wenig Alkohol konsumierte. John schüttelte den Kopf. „Ich fand das nich schlimm, er war auch in besoffenem Zustand immer witzig und joah.. Nur das eine Mal haben wir richtig einen drauf gemacht, so richtig. Weiss du, damals konnte man mich nicht als trinkfest bezeichnen. Ich war ein Frischling, zugegeben.“ John grinste spitzbübisch. „Abgesehen davon war Jay einige Jährchen älter und so..“ Kitty konnte nicht anders, egal wie sehr sie sich dagegen sträubte, sie musste ihm einfach zuhören, auch wenn er log, machte er seine Sache ziemlich gut. Ob er log oder nicht war fraglich.. „Also wir haben einen drauf gemacht und dann beschlossen uns die Beine zu vertreten. Eine bescheuerte Idee, da keiner von uns mehr richtig grade laufen konnte.“ Johns Blick begegnete dem von Kitty. Sie hatten immer aneinander vorbei gelebt, aber seit diesem Sternschnuppen Abend schien das nicht mehr richtig möglich zu sein. „Und frag mich nicht, irgendwie waren wir bei nem Fluss und ich weiss auch nicht mehr genau wie das gelaufen is, teilweise hab ich BlackOuts.. Aber jedenfalls: “Gugg maah.. J.. Joh eh.. jay.. Ich kann flieeeeegen.“ John flatterte mit den Armen und drehte sich dabei wild im Kreis, wollte stoppen und verlor prompt das Gleichgewicht. Unsanft landete der 11-Jährige auf dem Boden und murmelte: „Mir is schlecht.“ John hielt sich die Hand vor den Mund, denn durch die Schüttelaktion von vorhin, drohte sein gesamter Mageninhalt rückwärts die Speiseröhre hochzukommen. „Träum weiter, Vögelchen.“ Lautes Lachen war zu hören. Der Junge der neben John hergegangen war wirkte trotz der Menge Alkohol, die er im Blut haben musste ziemlich cool. Auch wenn er am liebsten auch an Ort und Stelle eingepennt wäre. Er streckte einen Zitternden Finger aus und eine Feuerkugel entstieg seiner Haut: „Soah, jetzt siehst du, wo du hinkotzt.“ Erneut lachte der Junge. „Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass das zu viel für dich is, aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran.“ Was für aufmunternde Worte. „Fick dich doch!“ Brüllte John und übergab sich dann tatsächlich unter lautem Gefluche. Währenddessen veränderte sich die Form des schwebenden Feuerballs. Er wurde richtig wild und wütend. Jay besah sich den Feuerball und meinte dann spöttisch: „Was wird das denn, Kleiner?“ Mit einem einfachen Schnipsen brachte Jay den Feuerball zurück in seine ursprüngliche Form zurück. „Gegen mich hattest du noch nie eine Chance, und du wirst es auch nie haben. Es sei denn, deine Kräfte entwickeln sich weiter. Aber irgendwie seh ich in diese Richtung ziemlich schwarz.“ Fügte er höhnisch hinzu. „Und in dem Moment, egal wie gute Freunde wir waren. Und ja, wir waren beste Freunde, das kann man so sagen, der ganze Kram mit immer für einander da und so stimmte auch, nicht so wie bei besten Schulfreunden, denn wir waren echt immer für einander da, aber in diesem Moment..“ John stockte und schluckte. Es wurde ruhig. Kitty traute sich kaum zu atmen, als John dann leise meinte: „In diesem Moment wollte ich ihm weh tun, ich wollte ihn verletzten, ich wollte ihn verbrennen.. ich.. war betrunken. Ich war nicht ich selbst. Also..“ Der kleine Braunhaarige Junge – Die Haare waren noch nicht blond gefärbt – erhob sich mühseelig und sah den anderen mit seinen dunklen braunen Augen an. Das Feuer liess sie aufflackern, doch in ihrem inneren loderte etwas grösseres. Nicht John. Nein.. Etwas gnadenloses. Jay hatte sich inzwischen umgedreht und lehnte über das Geländer aus Stein. Die beiden Jungen waren an einem Flussufer entlang gegangen. Um sie herum war es stockdunkel. Der ältere schnippste seine Kippe über das Geländer und drehte sich dann lässig zu John um. In dem Moment kam ihm ein gewaltiger Feuerstrahl entgegen. „Ey was wird das..“ Rief Jay überrascht auf. Doch eigentlich beunruhigte ihn das kaum, er war im Gegensatz zu John immun gegen Feuer. John kniff die Augen zusammen, er war immer noch betrunken und packte das, was ihm am nächsten war. Irgend einen Stein. Er hielt ihn fest in der Hand, sodass er sich in seine zarte Haut bohrte. Doch John spürte gerade keinen Schmerz. Jay liess den Feuersturm abebben und meinte dann: „Lass den Scheiss! Ich kann es genauso kontrollieren, wie du, du verletzt dich noch.“ Jay konnte trotz dem vielen Alkohol noch fliessend sprechen. John knurrte irgendwas und brüllte dann: „Fahr zur Hölle!“ In diesem Moment war er kein kleiner Junge, der noch nichts von der Welt verstand. Er war Pyro. Und Pyro wollte diesen arroganten Mutanten töten. Egal wie. Der Feuerteufel schmiss den Stein mit voller Wucht auf Jay. Dieser hatte eigentlich nur mit Feuer gerechnet, und das machte ihm überhaupt nichts aus, aber den Stein sah er in der Dunkelheit die nun erneut herrschte nicht auf sich zukommen. Er konnte nicht ausweichen. Der Stein traf Jay am Kopf. Und alles ging ganz schnell, John musste nicht einmal mehr irgend etwas machen, dann Jay taumelte, verlor – gleich wie John zuvor – das Gleichgewicht und stürzte über das Geländer. „Du kleiner Teufel.. das büsst du!“ Waren die Abschiedsworte von Johns besten Freundes. Und für John selbst war es, als ob er aus einem bösen Traum aufwachen würde. Er blinzelte und taumelte erneut. Die Sicherheit, die vorhin seine Handlungen bestimmt hatte, war wie vom Erdboden verschwunden. Der Braunhaarige begann zu zittern und eilte so schnell er konnte zum Geländer. „Jay..?! Jay!! Wo bist du?“ John starrte auf das Wasser, das unbeirrt weiter floss und seinen Freund mit sich genommen hatte. Es war immer noch stockdunkel, der kleine Junge konnte nicht einmal erkennen, ob Jay irgendwo am Ufer lag. John stützte seine Hände auf das Geländer ab. Seine Arme und nach und nach auch der Rest seines noch ziemlich kleinen und schmalen Körpers begannen zu beben. Tränen kamen in ihm hoch, das war einfach zu viel für einen 11-Jährigen, der auch schon fast seine Eltern auf dem Gewissen hatte. Nun hatte er wen auf dem Gewissen. John weinte. Er sank dem Geländer entlang auf den Boden und weinte. Hemmungslos. Keiner sah ihn und wenn ihn einer sah, kannte ihn keiner. Und keiner würde ihn ansprechen. Um diese Zeit sowieso nicht. Er.. John brach ab. „Und schon wieder, hast du etwas mehr über meine scheiss Vergangenheit erfahren. Bist du nun zufrieden, dass ich dir von meinem ersten richtigen Mord erzählt habe?“ John rieb sich aufgewühlt über die Augen und blinzelte dann etwas. „Oh man.. wie konnt ich nur..“ Kitty meinte erst, dass er das auf den Mord bezog. „Ich hab geweint wie ein Schlosshund.. wenn mich einer so gesehen hätte.“ Er schüttelte den Kopf. Und Kitty schüttelte gleichzeitig auch den Kopf, darüber, dass es ihm vielleicht doch nicht so leid tat, wie er sagte. „Was hast du dann gemacht..?“ Fragte Kitty leise nach. Denn er konnte ja nicht ewig da gesessen haben. Irgendwann waren alle Tränen trocken. Irgendwie eine süsse Vorstellung. Einen 11-jährigen John allgemein, aber wenn er dann auch noch weinte. „Was soll ich schon gemacht haben?“ John stand auf. „Weitergelebt und basta.“ Er ging in raschem Schritt aus dem Zimmer. //Ne, Kitty, den Gefallen, dass ich hier jetzt schon wieder anfange zu heulen, mach ich dir nicht.// Dachte er eisern. BÄNG Tür zu. Wie schaffte dieses dumme Mädchen es nur immer, dass er ihr alles erzählte? John verschwand im Badezimmer, er musste nachdenken. „Weitergelebt und basta.. hallooh?“ Meinte Kitty und sprang auf. „Ey das kann doch nicht dein ernst sein.“ Rief sie und eilte zur Tür. Sie schob sie langsam auf, Kein John war zu sehen. //Der tut ja grad so, als wärs ein Kinderspiel, den besten Freund umzubringen und dann zu tun, als ob nichts weiter wäre..// John war wohl eines der Weltwunder. Nicht lösbar und einfach total kompliziert. Kitty horchte auf, sie hörte eine Stimme. Doch es war nicht Johns Stimme. Es war Pietro. Er schien zu telefonieren, es sei denn er redete mit sich selbst und das war eigentlich eher auszuschliessen. Kitty hatte eigentlich vor, nach John zu suchen, doch sie bekam diese Worte mit: „Ne, sag einfach meinem Vater bescheid, jah?“ Kitty zog eine Augenbraue hoch. Seit wann hatte Pietro Maximoff denn einen Vater. Wollte er sie verarschen oder was? Die Braunhaarige näherte sich der Zimmertür, die um einen Spalt offen stand. Sie stellte sich daneben und lauschte: „Nein, ich sagte doch, ich krieg das allein hin. Er wird machen, was du willst, keine Sorge... Jaja.. Kitty-Cat macht keine Probleme.“ Jetzt wurde Kitty erst Recht misstrauisch. Wieso redete er über sie. Und über wen redete er sonst. Und vor allem, mit Wem redete er. „Duncan is soweit ausgeschaltet.“ Pietro lachte auf. „Der Depp kapiert rein gar nichts. Denkt natürlich John wäre daran Schuld und prügelt dem die Seele ausm Leib. In dem Moment hatter mir echt bisschen Leid getan, aber das passt irgendwie perfekt.“ „Na sieh mal einer an, Kitty-Cat. Mal ganz ohne Lance. Uiii. Kitty Kitty Kitty, komm komm komm.“ Kitty zuckte zusammen und fuhr herum. Hinter ihr stand diese Kröte von Todd. Kittys Herz klopfte wie wild und sie hoffte, dass er nicht mitgekriegt hatte, dass sie gelauscht hatte. Sie ging rückwärts in Richtung Treppe nach unten. Damit Pietro nichts davon mitkriegte. „Verschwinde, Toddy.“ Meinte Kitty, betont gelangweilt. „Geh und spiel weiter mit deinen Puppen, die interessieren sich ja vielleicht für dich.“ Sie schnüffelte. Todds Geruch war einfach unverkennbar. Er stank gegen den Wind. „Oder wasch dich zumindest mal.“ Die Braunhaarige drehte sich um und ging die Treppe nach unten. „Hey ich wasch mich einmal im Monat, das reicht ja wohl.“ Verteidigte Todd sich und hüpfte ihr hinterher. „Und grad is Halbzeit, also wasch ich mich sicher nicht!“ //Dummer Kerl.// Kitty grinste triumphierend. Todd hatte rein gar nichts kapiert. Nur, war hatte das mit Pietro auf sich? Und wieso redete er über sie? Irgendwas ging hier vor, was nicht vorgehen dürfte und der Sache musste unbedingt auf den Grund gegangen werden. Und wenn sie schon mal dabei war, Duncan hatte John schon wieder geschlagen? Wenn Jubilee das erfuhlt, der Blondschopf würde ein zweites Mal sein blaues Wunder erleben. Aber wieso hatte Duncan John geschlagen? Hier waren eindeutig zu viele unbeantwortete Fragen im Raum ~ John wusch sich das Gesicht. Spritze sich das kühle Nass auf die Haut, für einmal war es sogar angenehm. Denn sonst hasste der Feuerteufel Wasser wie die Pest. Wieso erzählte er Kitty so etwas? Sie hielt ihn danach doch sowieso für verrückt. Wer brachte schon seinen besten Freund wegen einer dämlichen Neckerei um? John betrachtete sich im Spiegel. Sein ganzes Gesicht, was trotz zwei drei Jahren auf der Strasse keine Narben und andere Verunstaltungen vorzuweisen hatte. Er fixierte seine eigenen braunen Augen: „Sie hat recht, du warst ein Idiot, du bist ein Idiot und du wirst auch immer einer sein. John Allerdyce.“ Er lehnte seinen Kopf gegen den Spiegel und schloss die Augen. Nach einiger Zeit richtete er sich wieder vollständig auf und betrachtete sich erneut im Spiegel. „Aber Pyro ist kein Idiot!“ In den braunen Augen flackerte etwas und schliesslich schienen die Flammen lichterloh zu brennen. „Ich bin kein Idiot..“ ~[**Mein allerbester Kindheitsfreund - End Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)