Sternschnuppe von kittyleinchen (for mah koko) ================================================================================ Kapitel 16: Ein Komet namens Halley ----------------------------------- Ein Komet namens Halley Die nächsten Tage verliefen äusserst friedlich. Wenn man mal von Aura absah. Die schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben, die Wut jeder einzelnen, im Institut lebenden Person, auf sich zu ziehen. Das gelang ihr auch ziemlich gut, mit ihrer frechen und arroganten Art. Bei Kitty hatte sie es ja schon zu Beginn geschafft. Der einzige, den sie irgendwie nicht terrorisierte, war John. Er hatte ihr Bayville gezeigt und verbrachte auch sonst ziemlich viel Zeit mit ihr. Wieso? John hatte wirklich keine Ahnung. Sie war zu allen anderen ätzend. Aber vielleicht lag es daran, dass sie fast genau wie er war. Kitty hatte schon recht. Sie waren beide: Arroganz, nervig, sarkastisch.. da gäbe es noch sehr viel aufzuzählen, was er und Aura gemeinsam hatten. Kitty war ihm ausgewichen. Und das permanent. Wenn er den Raum betrat, in dem sie sich aufhielt, war sie in den nächsten paar Minuten auch schon wieder wie vom Erdboden verschluckt. John wusste nicht einmal, wieso genau sie wütend war. Er konnte eigentlich gar nichts für seine Stiefschwester. Vielleicht wich ihm Kitty auch nur aus, weil er meist mit Aura im Schlepptau unterwegs war. Und Kitty liess ihm nicht einmal die Gelegenheit, sich zu entschuldigen. Für was auch immer. Inzwischen war es Mittwoch geworden. Früher Morgen. Und trotzdem schon ein schöner Tag. John war vor kurzem aufgestanden. Nun schlenderte er langsam wie immer, mit den Händen in den Hosentaschen vergraben in die Küche, um seinen knurrenden Magen zu füttern. Doch er kam nicht einmal bis in die Küche, denn seine Mutter kam ihm entgegen. Also naja, nicht direkt, denn sie schien einfach nur an ihm vorbeigehen zu wollen. Allerdings war merkwürdig, dass sie ganz in schwarz gekleidet war und einen Strauss Blumen in der Hand hielt. John zog eine Augenbraue hoch und hinderte sie am weitergehen, indem er fragte: „Kommt heut dein Verlobter, oder was sollen die Blumen...?“ Die letzten Tage hatten er und seine Mutter ebenfalls kaum miteinander gesprochen, aber sie war auf jeden Fall froh, dass er und Aura sich scheinbar doch etwas verstanden. Zumindest so gut, um sich nicht zu zerfleischen oder ähnliches. Sein zukünftiger Stiefvater würde auch Gefallen daran finden. Sie blieb stehen. Senkte den Blick. Mercedes schien nicht wirklich etwas dazu sagen zu wollen, sie biss sich auf die Unterlippe und meinte: „Nein.. nein.. Ich ähm.. ist nicht so wichtig. Frank kommt erst in einigen Tagen, wie gesagt. Übrigens, es freut mich, dass du dich gut mit Aura verstehst.“ Da war er wahrscheinlich der einzige im Institut, aber Mercedes war wirklich froh darüber. „Habt ihr zwei heute was schönes vor?“ Versuchte sie von Johns eigentlicher Frage, die sie unbeantwortet gelassen hatte „Keine Ahnung, was hast du denn vor?“ Drehte John geschickte den Spiess um. Mercedes ging hastig an ihm vorbei, aber so schnell liess er sich nicht von ihr abschütteln. Der Junge drehte sich ebenfalls um und ging neben ihr her. Sie verlangsamte schliesslich ihr Tempo und blieb erneut stehen. Die zierliche Freu seufzte leise und meinte dann mit trauriger Stimme: „Ich... ich gehe zum Friedhof.“ Jetzt war klar, wieso sie ganz in schwarz gekleidet war. Mercedes schien zu hoffen, dass John mit dieser Antwort zufrieden sein würde und sah ihn kurz eindringlich an, ehe sie sich erneut in Bewegung setzte. „Ey, wegen wem denn?“ Hakte John sofort nach und folgte ihr weiter. Er wusste, dass er noch Verwandte hatte, viele in Australien und sogar noch einige hier in dieser Gegend, wenn sie nicht alle weggezogen waren aus Angst vor dem Mutantenkind in ihrer Familie. Vielleicht war ja sein Cousin Jeffry gestorben. John musste bei diesem Gedanken unweigerlich vor sich hin grinsen. Das wäre doch irgendwie amüsant. Schwarzen Humor hatte John ebenfalls jede Menge. „Naja..“ Mercedes schien das ganz schön unangenehm zu sein. Jetzt fiel John erst auf, dass sie sich eventuell so früh am Morgen aufgemacht hatte, um von keinem bemerkt zu werden. Es war auch nicht seine Art, so früh aufzustehen, aber er hatte die leise Hoffnung gehabt, Kitty in der Küche anzutreffen, und das mal ohne die Begleitung von Aura. „Es ist wegen.. wegen.“ Mercedes Stimme zitterte etwas, drohte sie etwas gerade in Tränen auszubrechen? „Wegen deinem Vater.. Jonathan ist heute seit sieben Jahren tot...“ Sie wurde immer leiser, je länger sie sprach, als hätte sie Angst vor einer Wutanfall Johns, oder anderem. Doch Pyro schwieg. Er war wie vom Blitz getroffen. Zu seinem Glück war sein Mund nicht aufgeklappt. Nur seine Augen hatten sich erschrocken geweitet. Er musste einige Mal schlucken. Doch der Kloss, der sich in seinem Hals gebildet hatte, wollte nicht weggehen. Seine Stimmung war schwer zu beschreiben. Wut war es nicht, auch keine Traurigkeit, weder Enttäuschung noch irgend etwas anderes. Auch gegen aussen wirkte er emotionslos. „Ich wollte es dir eigentlich gar nicht sagen..“ Nuschelte Mercedes. „Ich weiss ja, was du von ihm hältst. Naja..“ Johns Mutter schien selbst nicht genau zu wissen, was sie nun tun konnte. John gab weiterhin keine Regung von sich. „Wenn.. wenn du willst, kannst du mitkommen.. die Blumen auf seinem Grab zertreten oder so, ihn anbrüllen..“ Meinte sie dann leise, da sie von der Situation völlig verunsichert war. Sie konnte nicht einschätzen, was John durch den Kopf ging. Dazu kannte sie ihn zu schlecht, und gerade jetzt wäre das mit dem Gedanken lesen wahrscheinlich nicht einmal für Telepathen einfach geworden. John atmete durch und fuhr sich dann durch die Haare. Er war baff, die Geschichte mit dem Tod seines richtigen Vaters stimmte also wirklich. Er war etwas skeptisch gewesen, immerhin könnte seine Mutter das Märchen ja einfach erzählt haben, um sich bei ihm gut zu stellen. Was sie irgendwie sowieso geschafft hatte. „Allerdings wohl besser nicht Aura.“ Meinte seine Mutter. Katastrophen sollten lieber frühzeitig verhindert werden und Aura und John gemeinsam spazieren zu fahren, das wäre eine wirkliche Katastrophe für die sonst schon etwas angeschlagene, zierliche Frau gewesen. „Kitty..“ Murmelte John. Er hatte von Anfang an nicht vorgehabt, Aura mitzubringen. Er wusste selbst, was vernünftig war und was nicht. Und das Aura kein Blatt vor den Mund nahm, auch nicht, wenn es um einen Toten gab, das war ihm auch klar. Die erste Bemerkung, die sie gemacht hätte wäre wohl ungefähr: Oh, willst du nicht eigentlich meinen Vater heiraten? Und jetzt weinst du schon fast einem Toten hinterher..? gewesen. Und das war irgendwie nicht angebracht. Auch wenn John immer noch nicht wirklich gut auf seine Mutter zu sprechen war, davor wollte er sie unbedingt verschonen. Nicht, dass der Feuerteufel da nicht Hintergedanken gehabt hätte. Mädchen mochten sensible Jungen. Und vielleicht würde die Sache etwas dazu beitragen, dass Kitty ihm, was auch immer, verzeihen würde. Voraus gesetzt, er käme überhaupt dazu, sie anzusprechen, bevor sie abhaute, oder ähnliches. John drehte sich um und eilte sogleich die Treppe nach oben. Ein Wunder, dass er so früh am Morgen schon so fit war. Als erstes wollte er in Kittys Zimmer nachsehen. „Also.. ähm.. ich warte dann einfach.. im Wagen..“ Rief Mercedes ihm hinterher. Selbst war sie aber nicht mehr wirklich sicher, ob er sie hörte oder ihr überhaupt zugehört hatte. Die Braunhaarige ging nun langsamer als zuvor zu ihrem schwarzen Wagen John beeilte sich wirklich und schon nach kurzer Zeit stand er vor Kittys Tür. Wie Anklopfen ging, hatte er ja noch nie gewusst, also wurde die Tür, frech wie er war, einfach aufgedrückt. Noch bevor er Kitty erblickte hörte er sie ein Lied singen. Es klang wirklich süss, dann sah er sie, mit dem Rücken zu ihm, nur ein Tuch um den Körper gewickelt und die nassen Haare hochgesteckt, suchte sie sich die Kleidung für den heutigen Tag aus ihrem Kleiderschrank, während sie das Lied, dass gerade auf ihrem Ipod lief mitsang. Dadurch, dass sie Stöpsel in den Ohren hatte, schien sie ihn gar nicht eintreten gehört zu haben. //Wow, nicht schlecht..// dachte John bei diesem Anblick und beschloss, dass ganze zu geniessen, solange sie ihn noch nicht bemerkt hatte, denn danach würde er sowieso zu Hackfleisch fabriziert werden. Er lehnte sich grinsend an den Türrahmen und verschränkte lässig die Arme vor der Brust. Dann legte er den Kopf schräg und beobachtete sie aufmerksam. Telekinese hätte man beherrschen müssen, dann hätte er nämlich dafür sorgen können, dass das Handtuch von alleine zu Boden fiel. So konnte er nur darauf hoffen, dass er sie so sehr erschreckte, dass sie das Handtuch von selbst fallen liess. Schliesslich war sie ja sowieso schon sauer auf ihn, also schlimmer konnte er es damit auch nicht mehr machen. Das ganze dauerte noch kurze Zeit, dann hatte Kitty endlich etwas passendes gefunden. Summend drehte sie sich damit um und hielt es sich gerade vor den Körper, als sie John erblickte. Ihr Gesicht wechselte von entspannt zu erschrocken und dann zu wütend. Das Handtuch fiel ihr wirklich vom Körper, doch das Problem war, dass sie sich das Oberteil, dass sie gerade aus dem Schrank geholt hatte, vor den Körper hielt und John feststellte, dass es wirklich alles bedeckte. //Oh..mann// Dachte der Feuerteufel, beim Gedanken, an das Donnerwetter, das gleich losgehen würde. In letzter Zeit betrat er ihr Zimmer wirklich öfters, ohne anzuklopfen und erwischte sie auch öfters in solch peinlichen Lagen. Wenn das mal keine Absicht war. Erst kreischte sie wie verrückt los und dann fauchte sie wütend: „Raus hier du Mistkerl!!!“ Pyro hielt es für sicherer die Tür als seine Deckung vor sich zu halten, liess aber einen kleinen Spalt offen, damit sie doch noch reden konnte. Kitty überschüttete ihn mit Fluchwörtern, ein Wunder, dass sie so viel kannte. Die meisten waren aber zusammengesetzt: „Lustmolchiges Arschgesicht, du Spanner!!“ Beendete sie und schnaubte verärgert. „Tut mir Leid, Tut mir leid. Tut mir Leid.“ Das war absolut gelogen, aber er konnte ja schlecht sagen, dass es ihm alles andere als Leid tat. „Du weißt doch, dass ich nie anklopfe, und es is wirklich was dringendes.“ Das war ja toll, er wusste, dass sie ziemlich sauer war, aber er hatte ja immer noch einen Joker: Toter Vater, den man eigentlich hasste – Damit war doch jedes Mädchen nett zu stimmen, er musste nur einen auf armen kleinen Jungen machen. Das hoffte John sogar. „Du Lügner!!“ Keifte Kitty. Sie zog sich gerade so rasch wie möglich an. „Sag nicht, dass es dir Leid tut, ich muss dich nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass es dir nicht Leid tut!!!“ Brüllte sie dann weiter. John wunderte sich, wie laut das Mädel schreien konnte. „Und wenn es etwas in der Art ist, dass Aura sich einen Nagel abgebrochen hat und nun eine Nagelfeile oder ähnliches braucht, dann hau ab!!!“ Sie mochte Aura nicht nur nicht, sie hasste sie schon jetzt. Das hatte nicht nur die arrogante Art bewirkt, nein, Aura war John einfach ähnlich, zu ähnlich. „Heute ist der Todestag meines Vaters. Mum..“ Er hatte sie Mum genannt. John hätte sich selbst eine schlagen können, unterliess das aber, da es vor Kitty nun wirklich peinlich gewesen wäre. „Mercedes..“ Verbesserte er sich. „Geht zum Grab meines Vaters.. Ich habe.. Angst.. alleine hin zu gehen, weshalb ich dich eigentlich nur fragen wollte ob du mitkommen würdest.“ John senkte den Kopf. Mit dieser Masche würde er sie im nu beruhigt haben. Denn nun würde er ihr garantiert Leid tun, auch wenn er dafür zugeben hatte müssen, dass ihm wirklich nicht wohl bei der Sache war. Kittys Gesichtsausdruck schlug so rasch um, wie das Wetter, wenn Storm ihre Finger im Spiel hatte. Nun war sie besorgt, fast beschämt, dass sie ihn so angeschrien hatte. „Oh.. das..das..“ Stotterte sie los. //Oh yeah, Pyro is the best// Lobte John sich in Gedanken schon selbst und grinste innerlich. „Tut mir Leid, natürlich komm ich mit.“ Meinte Kitty dann. Wo war ihre Wut den plötzlich abgeblieben? „Du bist toll.“ Meinte John und um dem ganzen Schauspiel noch eins drauf zu setzen, packte er Kitty und drückte sie an sich. Er wusste, dass sie nicht mal daran etwas auszusetzen haben würde und hielt sie weiterhin fest. Kitty machte keinen Mucks. //Oh.. mann.. der Arme// Dachte sie bei sich und tätschelte ihm sanft den Rücken. //Das Mädel is so naiv.. xD// Dachte John bei sich, wieso sollte er auch wegen seinem Vater so bedrückt sein, eigentlich sollte er den Typen ja hassen. Und doch, auch wenn er es sich gegenüber auch nicht zugab, er hatte sehr wohl ein komisches Gefühl bei der Sache. John grinste weiterhin in sich hinein. //Aber sie is süss..// „Ähm.. John ich sag ja nur ungern etwas..“ Begann Kitty nach einiger Zeit, sie hatte noch nicht einmal versucht, sich seinem Griff zu entwinden. „Aber deine Mutter wartet bestimmt schon auf uns.. Wir sollten also.. ähm los“ Die Braunhaarige drückte John nur ganz sanft von sich weg, da dieser sich immer noch an ihr festhielt. Er nickte stumm und die beiden gingen langsam zu dem bereits wartenden schwarzen Mercedes. ~ Johns Mutter legte vorsichtig die Blumen auf das Grab, jemand kümmerte sich definitiv immer darum, zwar blühten keine Blumen mehr, dafür war es schon lang zu spät, aber es sah trotzdem gepflegt aus. Mercedes war die ganze Zeit schon mit einem Taschentuch bewaffnet um, falls sie eventuell drohte, in Tränen auszubrechen, das sogleich zu stoppen und so zu tun, als ginge es ihr gut. John und sie waren definitiv verwandt, was das betraf. John stand schweigend etwas abseits. Daneben Kitty. Der Wind wehte ein paar Fetzten dessen zu den beiden, was Mercedes zu dem Grab, sprich zu Johns Vater, sagte. Kitty sah zu John und versuchte festzustellen, was in ihm vorging, doch es war unmöglich. Bei ihm war es doch sowieso fast immer unmöglich, aber jetzt schien er einfach nur emotionslos zu sein. Nicht einmal wütend. Kitty wandte ihren Blick wieder zu der Frau in Schwarz, die immer noch vor dem Grab stand. Plötzlich spürte sie, wie John nach ihrer Hand Griff und sie festhielt. Und dieses Mal war es kein Schauspiel um sie zu beruhigen oder die Situation auszunutzen. John war unsicher, zwar zeigte er das nicht durch Mimik, dafür aber durch seine Gestik. Er nahm Kittys Hand, um sich ein Gefühl der Sicherheit zu geben, um sich etwas besser zu fühlen. Kitty sah aus den Augenwinkeln zu ihm, wusste er, was er gerade tat. Wenn man einmal darüber nachdachte, vor vielleicht etwas mehr als einer Woche hatten sie sich gehasst und nun stand sie hier mit ihm am Grabe seines Vaters. Und an das, was dazwischen alles so passiert war, wollte Kitty gar nicht erst denken. Es war zu viel, für diese wenigen Tage, die seit der Nacht auf dem Dach des Instituts vergangen waren. „Die Sternschnuppe, die wir in der Nacht da sehen wollten hiess übrigens Halley, es ist ein Komet. Er kommt ca. alle 68 Jahre an der Erde vorbei. Du hättest ihn sehen müssen..“ Meinte John plötzlich. Kitty erstarrte, konnte er etwa Gedanken lesen? Nein! Das bestimmt nicht. Doch John versuchte sich mit unwichtigen Dingen davon abzulenken. „Ich.. ich bin eben eingeschlafen, ich Dussel.“ Log Kitty etwas kleinlaut und traute sich nicht mehr, zu ihm zu sehen. Mercedes hatte inzwischen geendet und drehte sich um. Sie sah noch einmal zu den beiden und hielt es dann für das beste, John alleine beim Grabe seines Vaters zu lassen. Bald schon konnte man nicht einmal mehr die Absätze ihrer Schuhe auf dem Steinboden hören. Sie waren alleine. „Naja.. dann müssen wir halt 68 Jahre warten.“ John sah zu Kitty und grinste sie an. Kitty musste ihn nun einfach ansehen. Das Grinsen war ansteckend. Sie zog John langsam in Richtung des Grabes, liess ihn dabei allerdings nie aus den Augen. „Oh Gott, heisst das, ich muss dich noch so lange ertragen?“ Fragte sie ihn, immer noch grinsend, theatralisch. Gleichzeitig hielten die beiden an und standen nun direkt vor dem Grab von Johns Vater. John wollte etwas genau so freches erwidern, doch sein Blick schweifte von Kittys Grinsen ab zum Grabstein auf dem Gross geschrieben war. ‘Hier ruht Jonathan Arthur Allerdyce. Mögest du deinen Frieden endlich gefunden haben‘. Kitty konnte fast schon hören, wie John schluckte und drückte seine Hand etwas fester. Das Grinsen war wie von seinem Gesicht gewischt und er reagierte nicht einmal mehr auf die Braunhaarige. Kitty war nicht sicher, was er fühlte. War er wütend und würde die Blumen auf dem Grab abfackeln? Oder war er einfach nur enttäuscht, dass er diesen Mann nicht hatte bestrafen können? Doch nein, es war etwas ganz anderes.. Kitty beobachtete John genau und konnte deutlich erkennen wie langsam eine einsame Träne über sein Gesicht lief. Die Braunhaarige war ziemlich geschockt von dem Anblick. Sie hätte sich nie träumen lassen, den stolzen, ach so tollen, arroganten und leider verdammt gut aussehenden und noch dazu ab und an charmanten – einfach tolle Adjektive einfügen – je so zu sehen. Erst Recht nicht in einem Moment, in dem er eigentlich vor Wut auf seinen Vater hätte toben müssen. Aber nein, er machte sich nicht einmal die Mühe, sich übers Gesicht zu fahren und so zu tun, als ob nichts wäre. Er stand einfach nur da. Der Feuerteufel war eben auch einfach nur ein Mensch, der nicht ewig alle Gefühle in sich hineinfressen konnte. Jetzt war Kitty es, die ihn packte und ihn fest an sich drückte, und nicht mehr losliess. Er unternahm auch keinen Versuch, sich von ihr loszureissen, wieso auch. Es fühlte sich alles so taub an. Hatte sein Vater Selbstmord begangen? Wenn ja.. seinetwegen? Sie hatten versucht, ihn zurückzuholen, doch er hatte sich versteckt. War es jetzt seine Schuld, dass sein Vater tot war? Wollte er überhaupt, dass sein Vater tot war? Hatte er ihn nicht all die Jahre selbst umbringen können? Aber Moment, John, du hast all die Jahre gewusst, wo deine Eltern wohnen, sie waren nie umgezogen, du hättest all die Jahre hingehen können und sie umbringen können.. Wieso hast dus also nicht getan, wenn du dich doch immer rächen wolltest? Tausend dieser Überlegungen, die John eigentlich schon vor Jahren hätte machen sollten durchfluteten nun seinen Kopf. Er hatte immer alles verdrängt. Und stattdessen nur seinen Hass auf seine Eltern geschürt. Der Rest war egal gewesen. Und nun, kam der Rest eben zum Vorschein. Stärker denn je. John legte seinen Kopf mit der Stirn voran auf Kittys Schulter. Die Braunhaarige legte beide Arme um ihn und hielt ihn weiterhin fest an sich gedrückt. Ob er weinte, wusste sie nicht, sein Gesicht sah sie schliesslich nicht mehr. Und er gab trotzdem weiterhin keinen Ton von sich. Und wie, wenn Storm hinter einem Busch versteckt nur auf so einen Moment gewartet hätte, begannen praktisch auf Kommando, weisse Flocken vom Himmel zu fallen. Landeten auf den Blumen, auf dem Grabstein und auch in den Haaren der beiden Schweigenden. Kitty und John wären wohl noch sehr sehr lange dagestanden, hätte John nicht plötzlich angefangen, zu frösteln und weckte Kitty so ungewollt aus dem Schweigezustand. Ahja, ganz vergessen. Er hasste ja Kälte. Kitty liebte sie, vor allem den Schnee. Sie waren einfach das totale Gegenteil vom jeweiligen anderen. Kitty löste die Umarmung, liess Johns Hand allerdings nicht los und schweigend gingen die beiden nebeneinander her und liessen hinter sich das Grab zurück. Kitty wagte es nicht, nachzufragen, worüber John nachdachte. Und dieser würde es ihr von selbst sowieso auch nicht sagen. Keine Tränen waren mehr zu sehen, nicht einmal verschmierte. Kitty wusste, dass es ihm ziemlich peinlich sein musste, dass sie ihn so gesehen hatte. Weshalb sie lieber schwieg. Sie hatte heute den richtigen John gesehen, nicht der, der sich hinter einer Maske aus Arroganz versteckte.. Jetzt dachte Kitty wieder daran, was er über den Kometen gesagt hatte. Hatte John damit etwas bestimmtes andeuten wollen und sie war zu dumm gewesen, um es zu kapieren? Oder war es einfach nur eine Ablenkung von der Tatsache gewesen, dass sie direkt vor dem Grab von Johns Vater standen? Kitty schüttelte den Kopf, was auch immer! ~ Duncan hatte jeden kleinsten Winkel seines Zimmers durchsucht. Keine Spur von seinem Handy. Beim Footballen konnte er es nicht verloren haben. Es war schliesslich überhaupt kein Training während den Ferien. //Fuck!!// Dachte sich der Blondschopf, als er sein Druckmittel gegen den Idioten von Allerdyce verschwinden sah. //Wo is das scheiss Teil bloss// Er versuchte sich zu erinnern, wo er es liegen gelassen hatte. Doch überall, wo er dachte, es sei vielleicht, hatte er bereits nachgesucht. „Maaaahmmm!!“ Rief er aus und sah die Treppe hinunter, die Küchentür war offen, als musste ihn seine ebenfalls blondhaarige Mutter hören können. „Ja, Schatz?“ Kam es zuckersüss von unten. Duncan kniff die Augen zusammen, dass einem Mütter immer so schreckliche Kosenamen geben mussten. Er rollte mit den Augen und wehrte nebenbei eine Attacke seiner Katze ab, die es auf seine nervös auf dem Treppengeländer herum trommelnden Finger abgesehen hatte. „Verschwinde, doofes Mistvieh.“ Knurrte er, so leise, dass seine Mutter es nicht hören konnte und verpasste er einen Tritt. Er heimste sich dafür einen besonders bösen Blick des Tiers ein – Was ihn aber einen feuchten Dreck scherte – ehe es verschwand. „Ich hab dir schon tausend Mal gesagt, du sollst mich nicht so nennen!!“ Brüllte er nun wieder lauter und fuhr fort: „Hast du ne Ahnung, wo mein Handy steckt?“ Hätte einer seiner Kumpels ihn so reden hören, sie hätten sich garantiert kaputt gelacht. Duncan musst grimmig grinsen und lauschte dann der Antwort seiner Mutter: „Vielleicht hat dein Bruder es, Dunny-Schatz, und wenn nicht, weiss ich auch nicht.“ Duncan knurrte erneut genervt auf, als er den nächsten Kosenamen hörte und gab nicht einmal mehr Antwort. Wenn sein Bruder das Handy tatsächlich hatte, dann gab es Tote, soviel war sicher. Eine Zimmerdurchsuchung mit Leibesvisitation später war Duncan sicher. Sein kleiner Bruder hatte sich nicht seines Handys bemächtigt. Einzige Resultate waren eine weinender fünfjähriger und eine böse drein schauende Mutter. Duncan machte sich so schnell wie möglich aus dem Staub und beschloss, diesen Abend mal bei McDonalds zu essen, seine Mutter war bestimmt stocksauer, aber wenigstens liess sie nun die Kosenamen. Wenn man davon absah, dass sie nun stattdessen Fluchwörter verwendete. Duncan hatte allen Grund, so schnell wie möglich zu verschwinden... McDoof ahoi. ~[**Ein Komet namens Halley – End* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)