100% Sorglospunks! von abranka ================================================================================ Kapitel 67: Chinesische Besessenheit ------------------------------------ „Ich grab mich durch nach China, das find ich total prima! Ich grab mich durch nach China, hey, das ist echt prima!“ Jack starrte aus dem Fenster und sah mit offenem Mund zu, wie ihre Zwillingsschwester Easy im Vorgarten mit einer großen Schaufel hantierte und ein Loch buddelte. Es waren draußen annähernd 30°C im Schatten und ihre sonst eher bewegungsfaule Schwester – außer, wenn sie sportelte, wie sie sagte – grub da draußen lautstark singend ein Loch! „Chriiiiiis! Niiiiiifeeeeeen! Abrankaaaaaaa! Hilfeeeee!“, rief sie nach den anderen drei Mitbewohnern der Sorglospunks-Residenz, dem Wohnort der sorglosesten Band der Welt. Während Jack Percussionswunder und Bandvernunft war und Easy Sängerin sowie Frontfrau, handelte es sich bei Chris um den Gitarristen, bei Nifen um die Bandmanagerin und bei Abranka um die übernatürliche Bandmuse. Die drei waren binnen kürzester Zeit bei Jack. „Was denn?“ „Wo brennt's?“ „Ich hab Kaffee!“ „Da draußen!“ Jack deutete durch das Fenster. Die drei folgten ihrem Finger mit den Augen und rissen eben diese auf. „Woah. Was ist mit Easy los?“, fasste Chris als erstes die Situation in Worte. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ich glaub aber, sie dreht durch“, erwiderte Jack trocken. „Na ja, wäre nicht das erste Mal“, kommentierte Abranka leicht amüsiert, aber ihr Gesichtsausdruck machte deutlich, dass sie sich dennoch Sorgen machte. „Wir sollten sie reinholen. Sonst bekommt sie noch einen Hitzschlag“, sagte die praktisch denkende Nifen. Eine Viertelstunde später war es ihnen endlich gelungen, Easy ins Wohnzimmer zu bugsieren, mit einer Flasche Wasser zu versorgen und sie allmählich davon abzubringen, weiter ihr Vier-Zeilen-Lied zu trällern. „Easy, was ist los?“, fragte Abranka. „Warum willst du nach China?“ „Na, da muss ich hin. Da komm ich doch her“, antwortete diese mit großen Augen. „Äh, Easy, du bist sowas von ein Schwabenlandurgewächs...“, sagte Jack und tätschelte ihrer Zwillingsschwester die Schulter. „Nein, nein. Ich komme aus China.“ Die vier wechselten einige lange Blicke. „Ich ruf Chi an“, murmelte Abranka nur und verschwand in den Nebenraum, während Nifen, Chris und Jack weiterhin versuchten, Easy zu entlocken, warum es sie auf einmal nach China zog. Chibichi, der Teufel höchstpersönlich, schaffte es, sich binnen neuer Rekordzeit aus der aktuellen Höllenkrise loszueisen und schleuderte mit dem Wunderauto Baby vor die Haustür. „Okay, wo ist der Patient?“, fragte sie, während sie ins Wohnzimmer rauschte. „Bitte schön. Kannst du eigentlich auch Exorzismus?“, erkundigte sich Nifen, während sie auf Easy deutete. „Falsche Seite.“ Chibichi grinste. „Aber Dämonen, Geister und so weiter und so fort kann ich trotzdem erkennen und anstatt sie mit Gewalt rauszuwerfen, kann ich ihnen eine Alternative anbieten.“ Ihr Grinsen wurde teuflisch. „Aber wir wissen ja noch nicht, ob sie besessen ist“, warf Jack ein. Sie wusste noch nicht, was ihr lieber war: Eine durchgeknallte Zwillingsschwester – das ließ ja nicht unbedingt Gutes für sie selbst ahnen, da sie den gleichen Genpool teilten – oder eine besessene Zwillingsschwester – denn das wiederum ließ nichts Gutes für das Katastrophenanziehungspotenzial der Band ahnen. „Na, dann lass Chi das doch endlich rausfinden.“ Chris rollte mit den Augen und fasste Jack am Arm, damit sie etwas Abstand zu dem Teufel hielt. Grummelnd ließ Jack ihn gewähren. Chibichi zog ihren Hell-o-Berry aus der Tasche und gleich darauf ein seltsames Ding, das wie eine übergroße Erdbeere-am-Stil aussah. „Was ist das?“, fragte Nifen und zog eine Augenbraue hoch. „Mein Besessenheit-o-Mator. Ein praktisches Add-on zum Hell-o-Berry.“ Chibichi grinste ihr teuflisches Grinsen. „Gebaut von den Glücksbärchis?“, kicherte Abranka. „Volltreffer. Die waren mir noch einen Gefallen schuldig.“ Der Teufel zwinkerte vergnügt in die Runde, wurde dann aber ernst. Sie stöpselte den Besessenheit-o-Mator in das Hell-o-Berry ein und der BoM reagierte mit einem dunkelroten Glühen. Chibichi führte das Gerät in einem Abstand von etwa fünf Zentimetern über Easys Kopf. Nicht nur Abranka fühlte sich in diesem Augenblick an diverse Folgen Star Trek erinnert. „Oh, oh...“ Als Chibichi diesen Laut von sich gab, waren die anderen Vier sofort ganz Ohr. „Ich fürchte, wir haben da doch eine Besessenheit.“ Der Teufel seufzte. „Chinesischer Geist?“, riet Nifen ins Blaue. „Bedauerlicherweise exakt.“ Chibichi schnitt eine Grimasse. „Wissen wir welcher?“, erkundigte sich Abranka. „Huli Jing. Die Fuchsfee.“ „Aha.“ Chibichis Antwort sorgte für Ratlosigkeit unter den nicht-besessenen Sorglospunks und Crew-Mitgliedern. Easy/die Fuchsfee dagegen lachte auf. „Sieh an, sieh an. Nach all der Jahrtausende erkennst du mich nur mit Mühe.“ Sie bedachte den Teufel mit einem höhnischen Grinsen. „Was willst du?“, fragte Chibichi und stemmte die Fäuste in die Hüften. „Nach Hause!“ Easy/die Fuchsfee sprang auf. „Über Jahrhunderte war ich eingesperrt, bis mich dieses Mädchen endlich befreit hat! Verschleppt hat man mich während der Zeit aus meiner Heimat und nun will ich wieder zurück!“ „Befreit?“ Chibichi blickte fragend in die Runde. Jack rollte die Augen. „Easy hat heut Vormittag im Museum in Stuttgart eine komische Vase zertrümmert. Sie ist dagegen gestolpert... Na ja, wir sind hingefahren, weil wir dachten, dass eine Ausstellung über chinesische Kunst und Kultur sie vielleicht inspirieren könnte...“ „Und stattdessen hat sie einen Mitbewohner mitgebracht“, ergänzte Chris trocken. „Immerhin unfreiwillig“, warf Nifen zu Easys Ehrenrettung ein. „Trotzdem.“ Chris verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Flunsch. „Hallo?“ Easy/die Fuchsfee schrie empört auf. „Ich weise euch daraufhin, dass ich anwesend bin und es äußerst unhöflich finde, wenn ihr über mich in der dritten Person redet!“ „Na und?“ Jack bedachte ihre besessene Zwillingsschwester mit einem schwesterlich-abfälligen Blick. „Machen wir doch sonst auch. Hast dir halt den falschen Wirt ausgesucht.“ „So?“ Easy/die Fuchsfee baute sich vor Jack auf, doch ehe sie irgendetwas weiter sagen konnte, legte Chibichi ihr die teuflische Hand auf die Schulter. „Mädchen, du weißt, wer ich bin, nicht wahr?“ „Und?“ Sie erwiderte den Blick des Teufels herausfordernd. „Du steckst gerade in dem Körper einer Freundin von mir. Einer Freundin, die mir sehr wichtig ist. Wag es, irgendetwas anzustellen, was ihr weh tut und du sitzt viel schneller im höllischen Hochsicherheitstrakt, als du höllischer Hochsicherheitstrakt sagen kannst!“ „So?“ Easy/die Fuchsfee trat einen Schritt zurück. Dann holte sie aus, um zuzuschlagen. Chibichi handelte schneller, als ein anderer der Anwesenden reagieren konnte. Sie knallte Easy den BoM vor die Stirn und das HoB gegen die Schläfe. Schnell drückte sie eine Taste an dem HoB und ein kreischendes Geräusch erklang. „Boah, Chi!“, schrie Jack auf und hielt sich die Hände auf die Ohren. Abranka stopfte sich einen Teil ihrer Wolke in die Ohren und bot die Wolkenwatte kommentarlos auch ihren Freunden an. Der Kampf Chibichi mit BoM und HoB gegen Easy/die Fuchsfee dauerte zwei Stunden. Dann endlich hörte das grauenhafte Geräusch auf und Easy sackte bewusstlos zu Boden. Eine fuchsförmige Wolke verließ Easys Körper und suchte nach einem anderen Wirt. Chibichi schickte sie mit grimmiger Miene in den gelb angelaufenen WG-Kaktus. Lebendig war schließlich lebendig. „Endlich...“ Nifen seufzte erleichtert und eilte zu Easy. „Geht es ihr gut?“, fragte Jack besorgt. „Ja, ja, sie bekrabbelt sich wieder.“ Chibichi lächelte. „Und dieses chinesische Fuchsbiest wird sich tatsächlich im höllischen Hochsicherheitstrakt wiederfinden. Ich habe sie ja gewarnt...“ „Hast du.“ Abranka grinste breit und klopfte Chibichi auf die Schulter. „Bleibt eigentlich das komische Muster auf Easys Stirn oder geht das wieder weg?“, erkundigte sich Chris neugierig, während er auf Easy herabsah. Auf ihrer Stirn prangte ein roter erdbeerförmiger Abdruck. „Mhm, das sollte weggehen...“ Chibichis Lächeln wurde verlegen. „Genauso, wie unsere Nachbarn hoffentlich ganz schnell dieses grauenhafte Geräusch wieder vergessen werden...“, murmelte Jack. „Hey...“ Easy schlug die Augen auf und blickte von unten zu ihren fünf besten Freunden empor. Sechs, korrigierte sie sich in Gedanken, denn in diesem Augenblick kam Kiwi um die Ecke gekatzt und schaute nach, was ihre Mitbewohner denn mal wieder angestellt hatten. „Ich hab da ne tolle Idee für einen neuen Song... Ich grab mich durch nach China, das find ich total prima! Ich grab mich durch nach China, hey, das ist echt prima!“ Jack wandte sich händeringend an Chibichi: „Chi, bist du dir sicher, dass sie nicht mehr besessen ist???“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)