100% Sorglospunks! von abranka ================================================================================ Kapitel 65: Springen, Laufen, Werfen ------------------------------------ Niemand hatte je gesagt, dass das Dasein als aufstrebende junge Band leicht war. Manchmal gab es akute Durststrecken und manchmal hangelte man sich von einem langweiligen Routineauftritt zum nächsten, nur um auf den nächsten großen Knaller zu hoffen. Gott sei Dank gab es bei den Sorglospunks nie langweilige Routineauftritte. Nein, stattdessen boten sie immer die Abwechslung von der Abwechslung. Schließlich hatten sie nicht umsonst Kontakte in Himmel, Hölle und Olymp. Allerdings fiel es auch unter diesen Umständen der Bandmanagerin Nifen manchmal schwer, gute Auftrittsmöglichkeiten für die angehende beste Band der Welt aufzutreiben. In diesem Fall bedeutete es, dass sich Easy – Frontfrau, Sängerin und gezwungenermaßen Songwriterin –, Jack – Mulitpercussionstalent, Bandvernunft und Schlagzeugerin – sowie Chris – Bass- und Gitarrenliebhaber mit Leidenschaft sowie Komponist – verpflichtet sahen, bei den Bundesjugendspielen ihrer Heimatstadt aufzutreten. „Uh, geil, sporteln!“, war Easys Reaktion. Da konnte man schließlich ein, zwei Kilo verlieren, die man sich über den langen Winter mit viel zu viel Schokolade angefuttert hatte. „Mhm, meine Fußballerjungs sind dafür zu alt, was?“, überlegte dagegen Jack. Und Chris wiederum rief nur aus: „Oh Gott, Kinder und Teenager!“ Nifen blieb auf jeden Fall hart und schleppte die Band gnadenlos auf den Sportplatz, der bereits vor eifrigen Kindern und Jugendlichen nur so wimmelte. Ehrensache, dass die Bandmuse Abranka die Sorglospunks auf ihrer unsichtbaren fliegenden Wolke begleitete. Ihre Inspiration war mit Sicherheit spätestens beim ersten Improvisationssong gefragt. Der Direktor der örtlichen Schule – Herr Meier-Schmidt – begrüßte sie auch sofort mit Begeisterung. „Nifen, wie schön, dass Sie da sind. Und das ist die Band? Schön, schön.“ Er strahlte die Sorglospunks an. „Natürlich sind wir die Band“, schmollte Jack. Sie war den Tag über schon in eher schlechter Laune und die Tatsache, dass der lokale Schuldirektor die berühmtesten Kinder des Dorfs nicht kannte, traf gerade den falschen Nerv. „Der Herr Direktor meint das nicht so, Jack“, sagte Chris in dem Moment auch schon und tätschelte der Bandkollegin sanft die Schulter. Hilfesuchend blickte der Schuldirektor Nifen an. „Schlechte Laune. Künstler“, meinte diese mit einem Schulterzucken. „Also, sollen wir zwischendurch schon ein bisschen spielen, um die Kids anzufeuern oder erst später?“ „Na ja, momentan haben wir wohl definitiv ein Motivationsproblem...“ Herr Meier-Schmidt seufzte tief und deutete auf die Kinder, die sich leidlich bewegten und sich lieber unterhielten und Unsinn machten, anstatt auf ihre Lehrer zu hören. „Mhm, ich wüsste da was.“ Nifen grinste breit und tauschte einen wissenden Blick mit der Bandmuse. Keine zehn Minuten später waren die drei Sorglospunks in Sportklamotten gestopft worden und wurden von Herrn Meier-Schmidt den Schülern vorgestellt. „Liebe Schülerinnen und Schüler! Heute wartet auf euch nicht nur die Herausforderung, euch eure Sporturkunden zu verdienen. Nein! Die drei besten Sportler in allen Disziplinen werden ebenfalls mit Medaillen ausgezeichnet. Und damit ihr nicht allein um Medaillen kämpft, werden die Sorglospunks – Easy, Jack und Chris – mit euch kämpfen!“ Er applaudierte und auf den Gesichtern der Kinder machte sich mittlerweile zumindest so etwas wie Interesse breit. Als erstes stand der 100-Meter-Lauf an. Easy starrte die Strecke an. „So lang sind 100 Meter? Haben die sich nicht vermessen? Das sind doch wenigstens 250 Meter!“ „Darf ich ab der Hälfte gehen?“, fragte Chris mit großen Augen. Jack fixierte die Laufbahn nur schweigend, als wenn es sich dabei um ihren größten Feind handeln würde. In Gedanken wälzte sie bereits die Frage, wie sie sich bei Nifen für diese Zwangsbewegung rächen konnte. Sie würde mindestens die Ace of Base-CD-Sammlung verstecken und alle MP3s der Band von den Computern löschen! Zwei Minuten später kam der Pfiff der zuständigen Sportlehrerin und die drei Sorglospunks stürmten los. Nun, das Rennen beschrieb man besten so: Usain Bolt rannte (selbstverständlich) schneller und hätte die Sorglospunks vermutlich noch rückwärts und auf einem Bein hüpfend geschlagen. Aber das bedeutete für die Schulkinder auch, dass die Sorglospunks schlagbar waren – und somit gingen sie mit viel Ehrgeiz und Elan an den Lauf heran. Als nächstes war das Werfen an der Reihe. „Juhu, darin bin ich gut!“, jubelte Easy, schnappte sich den Ball und donnerte ihn nach fünf Metern auf den Boden. Chris schüttelte den Kopf. „Du wirfst wie ein Mädchen...“ „Ich bin ein Mädchen!“, fauchte Easy zurück und stemmte empört die Hände in die Hüften. „Aber du darfst doch nicht von oben herab werfen... Du musst nach oben werfen.“ In diesem Augenblick schnappte sich Jack ihren Ball und stellte sich vor, dass das Nifens aktuelles Lieblingsbuch war, dass sie mit Energie wegschleuderte. Der Ball zimmerte nur so an allen vorbei. „Wow!“ Chris machte große Augen. Jack dagegen grinste nur. Weitspringen... Abranka schaute dem ganzen Treiben mit Amüsement zu. Sie selbst hatte ja bei den olympischen Kinderspielen beim Weitspringen einmal den absoluten Negativrekord aufgestellt. Und sie fand es äußerst beruhigend zu sehen, dass Chris ihr hier in nichts nachstand. Dafür hopste Easy wie ein Flummi in den Sand. Jack dagegen hielt sich im guten Mittelfeld. Das mochte aber auch daran liegen, dass sie Nifen zwischenzeitlich böse anfunkelte. Offenbar hielt sich die schlechte Laune der Bandvernunft sehr hartnäckig. Die Siegerehrung war wenig überraschend: Es war tatsächlich in allen drei Disziplinen einigen Schülern gelungen, die Sorglospunks zu schlagen, sodass diese gar keine Medaillen bekamen. Easy zog beleidigt eine Schnute. „Da zwingst du uns schon, so was zu machen und dann kriegen wir noch nicht einmal eine Medaille“, wandte sie sich beleidigt an Nifen. „Genau.“ Jack legte ihrer Zwillingsschwester tröstend den Arm um die Schultern. „Als wenn wir je eine Chance gehabt hätten.“ „Na ja, ihr seid eben besser, wenn euch irgendwelchen höllischen Kreaturen jagen“, warf Abranka trocken ein. Bekanntlich konnten die Sorglospunks dann sehr schnell rennen und das sogar sehr lange und sehr ausdauernd. Aber da ging es dann auch wirklich um etwas – und zwar immer um deutlich mehr als eine dusselige Medaille, nämlich üblicherweise um ihr Leben oder die ganze Welt. „Und deswegen bekommen wir nichts?“, fragte Chris. Sogar auf seiner Miene war deutliche Enttäuschung zu sehen. „Wartet ab, was Herr Meier-Schmidt noch sagt“, wies Nifen die drei zurecht und grinste. Das wiederum weckte bei den Sorglospunks ein wenig Hoffnung. „...und nun für die Sorglospunks Easy, Jack und Chris noch Ehrenmedaillen, weil sie heute hier mit euch teilgenommen haben, obwohl sie eigentlich nur hier sind um zu singen“, sagte der Schuldirektor und bat die drei Sorglospunks zu sich, um ihnen goldene Medaillen um den Hals zu hängen. Easy, Jack und Chris strahlten. „Und nun freuen wir uns darauf, euch singen zu hören!“, rief Herr Meier-Schmidt aus und flüchtete von der Bühne. „Heyho, heyho!“, rief Easy ins Mikro. Dann hielt sie ihre Medaille hoch und gab ihr einen dicken Kuss. „Ihr seid toll! Und alle Sieger! Medaille hin oder her! Und deswegen ist dieser Song hier jetzt ganz allein für euch!“ Sie nickte Jack und Chris zu. Die Bandmuse Abranka grinste und schwang ihre Ideenblitze. „Rennen, Laufen, Werfen! Ja, Rennen, Laufen, Werfen! Alles hier und heute, alles nur für diesen einen Zweck: Wer ist der schnellste, wer ist der Beste, wer ist der Größte, wer ist der Sieger, wer ist unschlagbar? Ohohohoo Medaillenjagd! Und ich bin der Beste! Ohohohoo Medaillenjagd! Und ich stehe auf dem Treppchen ganz oooooben! Und wir alle, wir alle, wir sind Sieger, ja Sieger! Und wir alle, wir alle sind die Sieger! Wir sind die Besten, wir sind unschlagbar, hier und heute, nur für diesen Tag!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)