100% Sorglospunks! von abranka ================================================================================ Kapitel 63: Wunsch frei! ------------------------ 11. August 2012, im tiefsten Schwabenländle jenseits des Rio Spätzle in einem kleinen äußerst urschwäbischen Dorf. Die Perseiden waren angekündigt worden und als waschechte Idealisten und Träumer ließen es sich die Sorglospunks – die da aus Chris und den Zwillingsschwestern Easy und Jack bestanden – nicht nehmen, gemeinsam mit ihrer Bandmanagerin Nifen und ihrer Bandmuse Abranka mitten in der Nacht auf dem Dach der Sorglospunks-Residenz zu sitzen und nach Sternschnuppen Ausschau zu halten. Es war eine laue, sternenklare Nacht, die den perfekten Blick auf das Himmelsschauspiel versprach. „Und, was wollt ihr euch wünschen?“, fragte Easy hibbelig und blickte aus braunen Knopfaugen aufgeregt in die Runde. Das war ihre erste Sternschnuppenacht und natürlich konnte die quirlige Frontfrau der Sorglospunks ihre Begeisterung kaum zügeln. Jack verpasste ihrer Zwillingsschwester eine kurze Kopfnuss. „Dummkopf! Du weißt doch, dass man die Wünsche nicht verraten darf, weil sie sonst nicht Wirklichkeit werden.“ Schmollend hielt sich Easy den Hinterkopf und wuschelte durch ihre braunen Haare. „Aber das ist doch doof, wenn wir das nicht voneinander wissen…“ „Nee, gar nicht.“ Chris schüttelte energisch den Kopf. Mit Grausen dachte er an die letzte Odyssee, die Easys und Jacks Wir-tun-Abranka-etwas-Gute-damit-sie-schnell-wieder-gesund-wird-Aktion nach sich gezogen hatte. Oh nein, eindeutig wollte er nicht, dass sie irgendetwas von seinen Wünschen wussten! Insbesondere, da auch bei Bandvernunft Jack besagte namensgebende Vernunft manchmal durchaus einen Aussetzer hatte. „Genau. Ein paar Geheimnisse müssen sein.“ Abranka zwinkerte fröhlich in die Runde und reichte die Dose mit den Schokokeksen weiter. Schokolade musste bei solch einem Event schließlich sein. Mit ihrer Wolke hatte sie es hier auf dem Dach am bequemsten und bunkerte entsprechend die Verpflegung. Damit bestand einfach die geringste Absturzgefahr für so schöne Dinge wie die Kaffeekanne und die Keksdose. Schmollend schob sich Easy einen Keks zwischen die Lippen. „Eben. Manche Dinge möchte man vielleicht gar nicht voneinander wissen…“, sagte Nifen zweideutig. „So? Was wollen wir von dir denn nicht wissen?“ Jack griff den verbalen Ball nur zu gerne auf. „Wie meine Socken nach einem langen Tag riechen zum Beispiel.“ Die Bandmanagerin bedachte Jack mit einem bedeutungsvollen und sehr, sehr ernsten Blick. „Iiiiiiiieeeeek!“ Jack verzog das Gesicht. „Siehste!“ Schlagartig war es mit der Ernsthaftigkeit vorbei und Nifen musste lauthals lachen. Nur einen Sekundenbruchteil später stimmten Abranka, Chris und schließlich auch Easy und Jack sein. Ja, manches sollte man wirklich besser nicht wissen… „Hey, ihr, hey, hey, hey, ihr! Hey, ihr Perseiden! Ich hab hier nen Wunsch, ich hab hier nen Wunsch!“, begann Easy leise zu summen. Jack trommelte rhythmisch auf dem Deckel der Keksdose und Chris machte die Beatbox. Seine Gitarre wäre ihm lieber gewesen, aber dafür hätte er ja wieder reingehen müssen und bei seinem Glück garantiert den Beginn des Sternschnuppenspektakels verpasst. „Ohohohoho! Hey, ihr Perseiden! Kommt doch endlich runter! Ich hab hier nen Wunsch, ich hab hier nen Wunsch!“ Abranka und Nifen wechselten kurz einen Blick und grinsten kurz. Die Bandmuse hob dabei entschuldigend die Schultern –sie war an diesem Inspirationsanfall gerade nicht schuld, waren ihre Inspirationsblitze sowie alle anderen Notfallinspirationsutensilien gut in der Musenwolke verstaut. „Kommt schon, kommt schon! Ohohohoho! Wunsch frei! Wunsch frei! Wuhuuuuuunsch freeeeeeiiiii!“ Easy blickte herausfordernd zum Himmel empor; irgendetwas musste ihr leidenschaftlicher Gesang schließlich bewirkt haben – und tatsächlich erschienen dort die ersten Sternschnuppen. „Wow…“, murmelte Jack leise und ließ den Keksdosendeckel sinken. Das war doch wirklich einmal gigantisch. Schweigend saßen die fünf Freunde auf dem Dach und schauten andächtig dem Fall der Perseiden zu. Mal weiß, mal gelblich und mal grünlich schimmernde Lichtpfeile schossen über den Himmel und verschwanden nach einer viel zu kurzen Zeitspanne wieder im dunklen Nichts. Jeder für sich schickte leise Wunsch für Wunsch auf die Reise. „Und?“, fragte Nifen schließlich mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht. „Fühlt sich das gut an?“ „Jaaaaaaa!“, rief Easy aus. „Ich habe mir gewünscht, dass…“, sprudelte sie wieder ab, doch ihre Zwillingsschwester verpasste ihr einen kräftigen Klaps auf den Hinterkopf, ehe sie weitersprechen konnte. „Schon vergessen? Du darfst deinen Wunsch nicht verraten!“ Jack schüttelte den Kopf ob der akuten Dämlichkeit ihrer Schwester. Manchmal wunderten sie sich sehr, dass sie wirklich den gleichen Genpool teilten. „Menno!“ Schmollend rieb sich Easy den Kopf. „Aber ich will doch drüber reden.“ „Quasselstrippe“, kam es von Chris. Nifen ergänzte ähnlich liebevoll: „Labertasche.“ „Pöh!“ Empört blähte die Sängerin die Wangen auf. „Sing lieber noch was.“ Abranka zwinkerte Jack zu, während sie ihre Worte an Easy richtete. Und Jack begriff sofort und fing an, wieder einen leichten Beat auf den Keksdosendeckel zu trommeln. Chris beatboxte gehorsam – diesmal war es die Faulheit, die ihn daran hinderte, die Gitarre zu holen; fürs nächste Mal Sternschnuppengucken hatte er sich gedanklich aber schon eine Notiz gemacht – und kurz darauf klang Easys Stimme wieder durch die Nacht: „Und ihr zieht vorüber, und ihr zieht vorüber, ihr Perseiden! Und ihr nehmt ihn mit meinen Wunsch, meinen Wunsch! Und ihr zieht vorüber, zieht vorüber, ihr Perseiden! Und macht ihn wahr, meinen Wunsch, meinen Wunsch!“ „Das ist doch mal ein Wort“, murmelte Abranka und verschränkte zufrieden die Arme hinter dem Kopf. „In der Tat.“ Nifen warf der Muse einen Seitenblick zu. „Chancen, dass dein Wunsch wahr wird?“ „Wer weiß.“ Abranka zuckte mit den Schultern. „Deiner?“ „Wer weiß.“ Die beiden grinsten sich an. „Oh, hey, Toradyn von meinem früheren Musenseminar hat sich gemeldet. Der ist jetzt Profilermuse in den USA und wollte mit mir ein paar tolle Interpretationsideen für Spuren und so bequatschen. Aber Krimi ist nicht so meins.“ Die Muse schnitt eine Grimasse. Durch die Kriminalprüfung war sie schon in der Musengrundschule mit Harfe und Füllhorn durchgefallen. Das war absolut nicht ihr Ding. „Aber du als CSI-Fan…“ „Sicher.“ Nifen nickte. „Das könnte spannend werden.“ „Und nett ist er auch noch“, warf Abranka ein. „Ansonsten hätte ich’s dir gar nicht vorgeschlagen.“ „Das weiß ich durchaus zu schätzen.“ Ein Grinsen machte sich auf Nifens Gesicht breit. Dann lauschten die beiden wieder der Spontanmusik ihrer Schützlinge – und ließen den Abend vorüberziehen, um sich dann dem neuen Tag zu stellen. „Und ihr zieht vorüber, zieht vorüber, ihr Perseiden! Und macht ihn wahr, meinen Wunsch, meinen Wunsch!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)