100% Sorglospunks! von abranka ================================================================================ Kapitel 48: Liebling, ich habe die Sorglospunks geschrumpft! ------------------------------------------------------------ „Boah, guck dir das an!“ Easy stand mit großen Augen vor einer seltsamen Maschine. Sie besaß eine Art Laserkanone an ihrem vorderen Teil, danach folgte viel Technik und danach ein Knopf, mit dem man sie einschalten konnte. „Wozu das wohl gut ist?“ „Finger weg!“, fauchte Jack, ehe Easy das Gerät auch nur anfassen konnte. Die beiden Schwestern waren gemeinsam mit Chris gerade in dem Labor eines Erfinders unterwegs, der sie für seine Gartenparty gebucht hatte. Das war ein netter, unaufregender Job, weswegen Jack diesen sehr gutgeheißen hatte. Dass sie wieder einmal auf Ebay ersteigert worden waren, hatte die Bandmanagerin Nifen ihren Schützlingen allerdings wohlweislich verschwiegen. Schließlich hatte es in der Vergangenheit dabei einige Zwischenfällen mit beziehungsweise bei ihren Auftraggebern gegeben, sodass besonders Jack, die Drummerin und der inoffizielle Bandverstand, dieser ganzen Sache äußerst ablehnend gegenüberstand. Doch so wusste Jack nichts davon und entsprechend war sie zufrieden und alle anderen waren zufrieden, weil sie diesen Job hatten. Und während Jack Easy noch eine Standpauke hielt und Chris ihr neugierig zuhörte, um für alle Fälle etwas dazuzulernen, erschien neben dem Einschaltknopf der Maschine ein Gott aus dem Nichts und betrachtete das Geschehen. Die geflügelten Sandalen waren ein deutlicher Hinweis, um wen es sich hier handelte. Dieser Gott war niemand Geringeres als Hermes, Götterbote, Gott des Diebstahls, der Reisenden, Schutzgott des Verkehrs – was bedeutete, dass er heutzutage ziemlich viel zu tun hatte – und noch einiger anderer Dinge mehr. Und Hermes war der geborene Schelm, sozusagen der Urschelm, und er hatte noch eine Rechnung mit den Sorglospunks offen. Lächelnd drückte er auf den Knopf, sah, wie violettes Licht das Ende des Lasers verließ, die Sorglospunks darin einhüllte und mit einem kleinen „Poff“ verschwinden ließ. Oder nein, nicht ganz verschwinden. Hermes gute Augen sahen natürlich sofort, dass sie nur geschrumpft worden waren. Auf Ameisengröße. Er lächelte. Ein Fingerschnippen später löste sich ein kleines Zahnrad in der Mitte der Maschine und fiel auf den metallischen Boden. Man wollte es ja schließlich niemandem zu leicht machen. Dann verschwand er wieder und es war, als wenn er niemals in diesem Raum gewesen wäre. Die drei geschrumpften Sorglospunks sahen sich um. „Was ist das für ein Gummiboden?“ Easy hopste versuchsweise auf und ab und ließ sich von den elastischen Fasern des Teppichbodens wie auf einem Trampolin auf- und abkatapultieren. „Was ist das große Ding da?“ Chris zeigte vollkommen fasziniert auf eine einsame Schraube. „Warum zum Teufel sind wir so klein???“, fluchte Jack, die als einzige direkt begriffen hatte, was geschehen war. „Wir brauchen Hilfe! Wir brauchen Abranka! Und Easy, dich mache ich fertig, sobald wir wieder groß sind! Du hast diese verdammte Maschine doch angefasst!“ „Habe ich gar nicht!“, protestierte diese sofort empört. „Hast du wohl!“ „Hab ich nicht!“ „Hast du wohl!“ „Äh, Mädels… Ich will euch ja nur ungern stören, doch wir bekommen gerade Besuch…“ Chris huschte hinter die Schwestern. Neugierig drehten sich die beiden um und sahen ein Monster auf sie zukommen. Schwarze Antennen ragten von einem gruseligen Kopf mit gigantischen Augen und scharfen Mandibeln, die nur darauf zu warten schienen, sie in mundgerechte Stücke zu schneiden und in eine Zwischenmahlzeit zu verwandeln. „Aaaaaaaaah!“ Easy schrie auf und wollte davonstürmen, besann sich jedoch eines Besseren, als Jack einfach ungerührt stehen blieb und das Tier fixierte. „Renn niemals vor wilden Tieren davon, denn das weckt ihren Jagdtrieb. Sei kein Opfer, dann sehen sie auch keins in dir.“ Jack funkelte das schwarze Monster mit den Insektenaugen an. Chris und Easy erinnerten sich in diesem Augenblick daran, was mit dem ausgebrochenen Löwen im Tierpark passiert war (nach einer Begegnung mit Jack war er freiwillig wieder in seinen Käfig zurückgegangen, auch wenn alle Welt behauptete, dass das etwas mit der Fütterungszeit zu tun hatte), und beschlossen, sich an Jack zu halten. Außerdem konnten sie immer noch abhauen, während Jack die erste Zwischenmahlzeit wurde. Natürlich würden sie normalerweise niemals so vorgehen, doch das hier war eine Ausnahmesituation und in Ausnahmesituationen reagierten Menschen bekanntlich nicht mehr so wie normalerweise. „Lass uns in Ruhe!“, forderte die Bandleaderin energisch und stemmte die Fäuste entschlossen in die Hüften. Die Bestie verhielt vor ihr. Die Antennen tanzten vor ihr auf und ab und der Kopf neigte sich ein wenig nach rechts und links, wie um sie noch etwas genauer zu betrachten. Einen Augenblick lang tat das Tier gar nichts, doch dann gab es ein raues Krächzen von sich. Jack zuckte unwillkürlich zusammen. „Hey, du sollst uns nicht ankrächzen, sondern uns in Ruhe lassen!“ „Ich wünsche euch auch einen guten Tag“, kam es nun wohlartikuliert von dem Geschöpf. „Ich bin 203.481 von den Schwarzen Ameisen und wer seid ihr?“ „Du, du, du…“, brachte Easy erschrocken hervor. „…kannst sprechen?“, ergänzte Chris hilfreich. „…bist eine Ameise?“, kam es von Jack. „Ich hatte mir euch kleiner…“ Sie stockte. Oh, da lag der Denkfehler. Sie erinnerte sich auch noch daran, dass es stets ein gewisses Maß an Höflichkeit erforderte, den ersten Kontakt zu einem fremden Volk herzustellen – und damit hatten die Sorglospunks ja nun schon eine gewisse Erfahrung. „Dir auch einen schönen guten Tag. Mein Name ist Jack, das da ist Easy“ – sie zeigte auf ihre Zwillingsschwester – „und das daneben ist Chris. Wir sind Menschen und unser Trio nennt sich Sorglospunks. Wir machen Musik.“ „Musik…“ Die Ameise artikulierte das Wort, als wenn sie es noch nie zuvor gehört hätte. „Ich würde gerne mehr darüber erfahren, doch derzeit sollten wir lieber das Weite suchen. Wenn man sich zulange auf dem vibrierenden Boden aufhält, kommt irgendwann die große grüne Wolke und zerstört alles Leben.“ „Äh, was?“ Easy starrte 203.481 perplex an. „Insektenspray“, schlussfolgerte Chris als erster. „Vermutlich.“ Jack nickte. Und das bedeutete, dass sie 203.481 folgen sollten. Die Haushälterin des Professors machte nämlich tatsächlich einen äußerst reinlichen und arbeitswütigen Eindruck und sie wollte nicht in einer stinkenden Wolke Insektenspray sterben. Und Überleben war der Tatsache hierzubleiben, um schneller gefunden zu werden, eindeutig vorzuziehen. Schnell folgten die Sorglospunks der vorauseilenden Ameise. Das war keine Sekunde zu früh. Denn sobald sie den Raum durch den Türspalt Richtung Küche und diese durch ein winziges Loch in der Hintertür verlassen hatten, versprühte die Haushälterin eine großzügige Dosis Insektenspray im Labor. Die kleinen schwarzen Insekten waren ihren aufmerksamen Augen natürlich nicht entgangen. „Beeilt euch!“, trieb 203.481 ihre drei Gäste an und diese ließen sich das nicht zweimal sagen. Schutzlos mitten auf einer schier endlosen Ebene – erst der Küchenboden, jetzt die Steinplatten vor der Hintertür – zu stehen, war unglaublich gruselig. Besonders, wenn man sich bewusst war, wie klein man auf einmal war und was einem auf einmal alles für Gefahren drohten. Nur ein unvorsichtiger Fuß und die vielversprechendste Karriere der Punkmusik wäre auf einen einzigen Schlag vorbei! Und so folgten die drei Sorglospunks ihrer – noch immer etwas unheimlich wirkenden – Führerin in Richtung Ameisenbau. Zwischen zwei Steinen gab es ein kleines Loch, in das sie hinabstieg und ihnen rief, ihr zu folgen. Mit einem kurzen Schulterzucken taten es die drei ihr nach. Im Moment hatten sie ja kaum etwas zu verlieren und sowieso steckten sie schon viel zu tief in dieser Sache drin, als dass sie mal eben so wieder herauskommen würden. „Sie sind weg!!!“ Vollkommen außer Atem, obwohl sie mit ihrer fliegenden Wolke unterwegs und nicht gerannt war, erreichte die Bandmuse Abranka die Managerin. „Was meinst du?“ Nifen blickte von ihrem Hell-o-Berry auf – ein Geschenk des Teufels Chibichi, damit sie auch immer auf dem Laufenden war und unterwegs ihre E-Mails checken konnte – und ahnte sofort, dass die Lage ernst sein musste, denn Abranka war selten so aus der Ruhe zu bringen. „Dass unsere drei Flöhe den Sack verlassen haben! Sie sind weg!“ „Kannst du nicht deren Nähe spüren?“ Nifen runzelte die Stirn. Das klang nach tatsächlichen Schwierigkeiten. In noch nicht einmal einer dreiviertel Stunde sollten die Sorglospunks hier auftreten! „Klar.“ Das Spüren der Nähe seiner Schützlinge war bei einer Muse sozusagen mit eingebaut. „Das Problem ist nur: Ich spüre sie, allerdings ich sehe sie nirgends!“ „Das ist tatsächlich ein Problem.“ Auch wenn Nifen kurz überlegte, eine unsichtbare Band auftreten zu lassen. Das dürfte sicher noch einmal extra Presse einbringen. Doch dafür musste die Band dennoch erst mal gefunden werden. „Und du hast sie auch gerufen?“ „Natürlich.“ Abranka blähte empört die Backen auf. „Okay… Dann lass uns mal nachsehen, wo sie als letztes waren. Vielleicht finden wir einen Anhaltspunkt.“ Nifen steckte ihr technisches Spielzeug weg. „Sie waren im Labor…“ Ein schiefes Lächeln glitt über Abrankas Gesicht. „Das klingt weniger gut.“ Die Managerin marschierte vorneweg, die Muse folgte ihr und schnell hatten sie den Raum erreicht, in dem die Schrumpfmaschine stand. Die Blicke der beiden verharrten auf der Maschine. „Denkst du das, was ich denke?“ Sie sahen einander an. „Also, wenn es jemand schafft, sich versehentlich schrumpfen zu lassen, dann die drei.“ Nifen seufzte leise. „Okay… Suche du die drei Deppen und ich hole den Professor her.“ Als Muse konnte Abranka natürlich auch ihre Größe beliebig verändern. Sie war schließlich kein einfacher Mensch, sondern eine Entität. Und außerdem verlangten Musenaufgaben immer wieder eine gewisse Flexibilität. Damit konzentrierte sich Abranka auf ihre Sinne und zischte davon, während Nifen sich wiederum auf die Jagd nach dem Professor machte. Derweil hatten die drei Sorglospunks nach einer kurzen Geruchsdusche durch 203.481, die notwendig gewesen war, um Zutritt zu dem Ameisenbau zu erlangen, indem diese sie als Freunde des Ameisenvolkes auswies, das unterirdische Nest betreten. Anfangs fiel noch etwas Licht durch die Eingangslöcher hinein, danach wurde es immer düsterer. Es war unheimlich in diesem Halbdunkel weiterzulaufen, vor allem, wenn ihnen ständig neue Ameisen entgegenkamen, die kurzen Fühlerkontakt mit 203.481 suchten und dann weitereilten. Ihre Führerin erklärte ihnen knapp, dass sie ihnen per Geruchskommunikation kurz erklärte, was es mit ihnen dreien auf sich hatte. Das war eine kurze, schnelle Kommunikation und erinnerte die Sorglospunks daran, dass ihre verbale Art der Verständigung hier unten etwas Exotisches war. Gott sei Dank wurde es irgendwann, kurz bevor die Dunkelheit allmächtig wurde, wieder heller. „Hier sind die Pilzkulturen“, erklärte 203.481. Und diese Pilzkulturen waren es, die ein gewisses Licht absonderten. „Wohin bringst du uns eigentlich?“, erkundigte sich Jack schließlich, während sie hier eine kurze Pause einlegten. „Zu unserer Königin. Sie muss entscheiden, was mit euch geschieht.“ „Okay… Und wir legen sofort Einspruch dagegen ein, Ameisenfutter zu werden!“, entfuhr es Easy. „Ich will nicht gefressen werden!“ „Das ist verständlich.“ So etwas wie ein amüsiertes Funkeln stand in den Augen von 203.481. „Äh… Können wir ein paar von diesen Pilzen mitnehmen zur Königin? Dann sehen wir nämlich wenigstens noch etwas… Wir können nicht im Dunkeln sehen.“ Chris schauderte und blickte sich suchend um. „Natürlich. Wir sehen auch nicht im Dunkeln, doch wir können das kompensieren.“ Die Ameise neigte leicht den Kopf, um ihre Zustimmung auszudrücken. „Ihr habt’s schon gut…“, seufzte Easy, pflückte dann etwas von diesem Pilzgewebe ab und wickelte es mangels anderer Möglichkeiten um ihren Ärmel. Damit hatte sie jetzt ihre persönliche Fackel. Chris und Jack taten ihr das schnell nach. Wenig später ging es weiter hinab in das größte Heiligtum eines Ameisenbaues: die Höhle der Königin. Vorsichtig bewegte sich Abranka voran. Die Sorglospunks mussten unter der Erde sein und das einzige, was dort hinunter führte, waren die Tunnel eines Ameisenbaus… Die Muse schauderte. Ameisen… Diese Tiere waren ihr immer etwas unheimlich, da sie als Kollektiv doch ziemlich intelligent waren und mit Sicherheit die heimlichen Herrscher dieses Planeten darstellten. Außerdem hatte sie es mal mit einer äußerst expansionswütigen Ameisenkönigin zu tun gehabt. Seither zog sie es vor, sich nicht mehr auf diese Ebene hinabzubegeben. Wenn jedoch die Sorglospunks in einem Ameisenbau steckten, dann würde sie dort hinein gehen. Sie hoffte nur, dass die drei noch nicht zu Ameisenfutter geworden waren. Dem war bisher tatsächlich noch nicht so. Auch wenn es Easy, Jack und Chris äußerst unheimlich fanden, vor diesem – aus dieser Perspektive – äußerst großem Insekt mit dem gigantischen Hinterleib zu stehen, aus dem ständig neue Eier herausgepresst wurden. Zwischenzeitlich tauchte einmal eine Dienerin auf und erklärte der Königin, welche Ameisenkaste wieder Nachschub brauchte und entsprechend wurden die nächsten Eier gelegt. Unterirdische Ameisenproduktion am Fließband. So wurde diese Höhle am besten beschrieben. „Das sind unsere Besucher 203.481?“, sprach schließlich die Königin. „Ja, Königin Kla-pu-tnik.“ Kla-pu-tnik bedeutete in der Ameisensprache Herrin unter den Steinen. 203.481 neigte den Kopf und trat dann vor, um ein kurzes Gespräch in der Duftsprache zu führen. Das Resultat fasste sie hinterher so zusammen: Kla-pu-tnik sah vorläufig davon ab, diese fremdartigen Geschöpfe zu fressen, verlangte von diesen jedoch a) den Einsatz gegen Insektenschutzmittel in diesem Haushalt und b) Unterstützung im Kampf gegen die Roten Ameisen.“ „Wieso gegen die Roten Ameisen?“ Easy zog verwirrt die Stirn kraus. „Mögt ihr die nicht, weil sie rot sind?“ Jack gab ihr eine wenig liebevolle Kopfnuss. „Hast du noch nie davon gehört, dass sich Ameisenvölker bekriegen? Die Schwarzen Ameisen sind hier heimisch und die Roten dringen in ihren Lebensraum ein. Ergo: Krieg. Die Schwarzen Ameisen kämpfen um ihre Existenz.“ „So ist es.“ 203.481 stimmte Jack zu. „Toll. Und wie sollen wir da helfen?“, moserte Easy. „Wir sind eine Band und keine Weltretter!“ „Ach, das fällt dir jetzt auf? Sonst hast du doch nie etwas dagegen, wenn wieder einmal sonstwer vor unserer Tür steht und unsere Hilfe braucht! Doch die Ameisen diskriminierst du jetzt, oder was?“ „Quatsch, so war das gar nicht gemeint!“ Und während die beiden Schwestern stritten, saß Chris da und dachte nach. „Sag mal, 203.481…“, fing er schließlich an. „Ameisen arbeiten doch auch zusammen und vereinigen sich zu großen Förderationen, nicht wahr?“ „Ja, wir waren dereinst auch Teil einer Förderation, ehe das Insektengift und sehr dezimiert hat.“ „Mhm…“ Chris neigte leicht den Kopf. „Ich habe da eine Idee, wie wir beide Wünsche eurer Königin zu einem vereinigen können. Ihr schickt einen Unterhändler zu den Roten Ameisen und schlagt eine Allianz vor, und behauptet als Zeichen eurer Macht, dass ihr diesen Garten sicher machen könnt, indem ihr das Insektengift vertreibt. Und das ist die Sache, die wir drei übernehmen werden. Damit habt ihr ein gutes Unterhändlerpfand in der Hand, um ein Bündnis zu schließen.“ „Wow, und da bist du allein draufgekommen?“ Easy staunte nicht schlecht. Dann schaute sie über Chris’ Schulter und erblickte die Bandmuse. „Abranka!“ „Mir scheint, ihr kommt auch gut ohne mich klar.“ Die Muse grinste. „Der Plan klingt wirklich gut. Jedoch sollten wir diesen gleich in Angriff nehmen.“ 203.481 neigte ihren Insektenkopf. „So sei es. Allerdings…“ „…wird dieses Individuum dort“ – die Ameisenkönigin deutete mit ihren Mandibeln unmissverständlich auf Easy – „als Geisel hier bleiben. Wir möchten schließlich sichergehen, dass ihr euer Versprechen erfüllt.“ Abranka nickte. „Das ist nachvollziehbar.“ „Äh, Moment!“ Easy erhob wild mit beiden Armen winkend Einspruch. „Ich bin dagegen! Wo steht geschrieben, dass ich die Geisel sein muss? Ich bin keine gute Geisel! Und ich schmecke Ameisen nicht!!!“ „Moment.“ Jack packte ihre Zwillingsschwester am Arm, nahm sie bei Seite und redete kurz und heftig auf sie ein. Abranka gesellte sich dazu und nur einen Augenblick später war alles in Ordnung. „Okay, ich bleib hier“, maulte Easy. „Allerdings nur, weil…“ „Abranka verspricht, dass sie euch Ameisen das Leben zur Hölle machen wird, wenn Easy auch nur ein Haar gekrümmt wird. Und glaubt mir, ich meine das ernst.“ Die Muse ließ ein diabolisches Grinsen sehen, das sie sich im Laufe der Zeit von Chibichi – dem Teufel höchstpersönlich – abgeguckt hatte. Kla-pu-tnik nickte nur. Ob sie Abranka tatsächlich ernst nahm, war ihrem ausdruckslosen Gesicht nicht zu anzusehen. Somit brachen dann zwei Sorglospunks und eine Muse auf, um die Sorglospunks wieder auf Normalgröße zu bringen, während Easy bei 203.481 und der Ameisenkönigin zurückblieb. Und während die anderen durch den unterirdischen Ameisenbau eilten, plapperte Easy auf die beiden Ameisen ein, sodass diese überlegten, ob die Wahl ihrer Geisel wirklich die richtige war. „Wir sind da!“ Abranka sauste unter der Türspalte empor, wurde dabei gleichzeitig wieder groß und fasste noch im Wachsen nach unten, um die beiden Sorglospunks sachte auf ihrer Handfläche zu platzieren, damit diese nicht noch versehentlich zerquetscht oder mit Insektenspray vergiftet wurden. „Und wir haben dafür ein Problem.“ Nifen stand neben dem Professor, der sich seine spärliche und dennoch wild vom Kopf abstehende Haarpracht raufte. „Der Schrumpfstrahl ist kaputt und deswegen funktioniert die Umkehrung nicht.“ „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“ Die Muse schaute den Professor fassungslos an. „Wir können die drei doch nicht so lassen!“ „Na ja… Dann sind sie die kleinste Band der Welt und bei Tour ist das doch ganz praktisch…“, überlegten Nifen laut, was Jack und Chris zu einem wahren Empörungstanz auf Abrankas Handfläche veranlasste. „Nifen, Easy ist noch im Ameisenbau und wird als Geisel dafür gehalten, dass hier kein Insektengift mehr verwendet wird. Das wollen die schwarzen Ameisen nutzen, um eine Allianz mit den feindlichen roten Ameisen zu schließen… Und wenn das Gift nicht verschwindet, greifen die roten Ameisen an – doch bevor die schwarzen Ameisen untergehen, werden die Easy umbringen…“, sprudelte es aus Abranka hervor. Nifens Augen wurden schlagartig schmal. Das war der Blick, vor dem all diejenige sich zu fürchten gelernt hatten, die den Sorglospunks im Wege standen – oder die jemals mit der Bandmanagerin verhandelt hatten. Das war pure Neopets- und Snape-Erfahrung. „Okay, ich kümmere mich darum. Sorg du dafür, dass der gute Mann eine Idee hat, wie dieses blöde Ding wieder funktioniert!“ Damit trabte Nifen davon. Und Abranka servierte dem Professor ein Ideengewitter, das sich gewaschen hatte. Eigentlich war das eher für Notfallkonzerteinsätze gedacht, doch das hier war ein viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel größerer Notfall. Das Ideengewitter zeigte eine durchschlagende Wirkung. Nur leider war die Unterstützung einer Muse immer nur die Zündung einer großen Gedankenexplosion. Es ließ sich nie vorhersagen, was genau an Ideen dabei herauskam. Ein Umstand, den Abranka bei jeglichen Songtexten aus Easys Feder immer wieder betonte. „Konzentrier dich verdammt noch mal auf dien Schrumpfstrahl und reparier den!“, explodierte die Muse. „Von mir aus kriegst du nachher noch eine Bonus-Inspirationsrunde, jedoch erst, wenn du das hier hinbekommen hast!“ Und während sie den Professor rigoros an die Arbeit trieb, achtete sie darauf, sich stets zwischen ihm und dem Zeichenbrett zu befinden, nach dem er immer wieder äußerst sehnsüchtig schielte. Und während der Professor fleißig mit der drohenden Muse im Nacken an der Maschine arbeitete, kam Nifen mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder zurück. „Mission erfolgreich“, berichtete sie und schilderte dann, dass ein wenig Insektenkunde und Erinnerung an die Umwelt und das Schildern möglicher Spätfolgen durch das beständige Einatmen von Insektengift doch wahre Wunder gewirkt hatte. Die Haushälterin würde vermutlich niemals wieder auch nur eine Fliegenklatsche anrühren, um einem nervigen Brummen den Garaus zu machen. So langsam trug die Arbeit des Professors auch endlich Früchte. Er hatte schlussendlich doch das verlorene Zahnrad gefunden und es wieder eingebaut. Nur wenig später standen Jack und Chris wieder in normaler Größe vor ihnen. „Ihr haut schon mal auf die Bühne und improvisiert!“, wies Nifen die beiden an, während diese noch heftig jubelten. Abranka zischte derweil in den Ameisenbau zurück, um Easy aus ihrer Geiselhaft zu befreien. Dort lernten die Ameisen gerade den frisch improvisierten unterirdischen Easy-Tanz und waren gar nicht so unglücklich darüber, dass ihre Tanzlehrerin nun wieder gesehen sollte. Wobei… einige junge Ameisen tanzten fröhlich weiter und Abranka war sich sicher, dass Easy hier doch vielleicht eine dauerhafte Idee hinterlassen hatte. „Wir haben mit den Roten eine Vereinbarung getroffen. Wenn heute kein Gift versprüht wird, schließen wir eine Allianz.“ Die Ameisenkönigin fixierte die Sängerin und die Muse aufmerksam. „Solange können wir allerdings nicht mehr warten. Wir haben auch etwas zu tun“, erwiderte Abranka. „Du wirst dich auf unser Wort verlassen müssen.“ „Warum sollte ich das tun?“ „Weil dir das jemand sagt, der schon einmal eine Ameisenkönigin begleitet hat. Und weil ich nicht lüge.“ Abranka funkelte Kla-pu-tnik zornig an. „Bringt uns Zucker“, forderte diese nur und neigte wieder den Kopf. „Sonst verlässt deine Freundin unseren Bau nicht lebend.“ Abranka seufzte nur und sauste wieder zurück, um dafür zu sorgen, dass eine Tüte Zucker vor den Ameisenbau gekippt wurde. Und während sich die Ameisen im Zuckerrausch befanden, brachte die Muse Easy sicher nach oben, wo sie vergrößert und gleich auf die Bühne gejagt wurde. Denn so langsam hatten die Besucher die instrumentalen Interpretationen von Jack und Chris satt. Und selbstverständlich war an diesem Tag auch ein neuer Song fällig. Einer, der dem Professor, der sich demnächst auch Ameisenstudien widmen wollte, sehr gefiel, sowie gleichzeitig der Haushälterin ein wenig zu schaffen machte… „Ooooooh… Tritt nicht auf mich! Oooooooh… Tritt nicht auf mich! Denn ich, ich bin nichts als ne Ameise! (Ameise, Ameise!) Yeah, yeah, Ameise Denn ich bin nichts als ne Ameise (Ameise, Ameise!) Denk daran: Wir sind doch auch nur winzig klein in diesem großen Universum! Ja, denk daran: Wir sind auch keine Riesen in diesem großen Universum! Denn wir sind doch nichts als Ameisen! (Ameisen, Ameisen!) Yeah, yeah, Ameisen Denn wir sind nichts als Ameisen (Ameisen, Ameisen!)“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)