100% Sorglospunks! von abranka ================================================================================ Kapitel 40: Blutsauger wider Willen ----------------------------------- „Los, steck ihr eine Zwiebel zwischen die Zähne, damit sie niemanden beißen kann!“ „Eine Zwiebel??? Knoblauch!!!“ „Haben wir nicht! Also nimm endlich die verdammte Zwiebel, Chris!“ Mit aller Macht rammte Chris die große Gemüsezwiebel über Easys frische Vampirzähne und wie ein Korken saß diese dort fest. „Puh...“ Jack ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen, das bei dem heftigen Gerangel zwischen den drei Sorglospunks durch das halbe Zimmer gerückt worden war. Kurz fuhr sie sich durch die mittellangen braunen Haare, dann musterte sie ihre Zwillingsschwester besorgt, die mit einem verwirrten Gesichtsausdruck auf der Zwiebel herumkaute und diese – trotz aller Versuche – nicht mit ihren Fingern wieder von den spitzen Zähnen herunterziehen konnte. Chris hockte daneben und hielt Easy den anderen Arm auf den Rücken verdreht. Die andere Hand befand sich außerhalb seiner Reichweite und wäre Jacks Aufgabe gewesen, doch diese nutzte lieber die Gelegenheit, um kräftig durchzuschnaufen. Lebensgefährliches Gerangel mit einem angehenden Vampir hatte nämlich bei ihr für den heutigen Tag nicht auf der Agenda gestanden. Aber immerhin schien Easy bisher keinen Erfolg bei ihren Zwiebelentfernungsversuchen zu haben. Somit gönnte auch der Gitarrist sich einen Augenblick, um schweratmend durchzuschnaufen. „Was macht ihr denn hier für eine Randale?“, fragte in diesem Augenblick die Bandmanagerin Nifen, die von dem Lärm angelockt aus ihrem Zimmer gekommen war und gleich auch die Bandmuse Abranka im Schlepp mitgebracht hatte. „Vampirbekämpfung“, gab Jack trocken zurück und deutete auf Easy. „Vampirbekämpfung??“, wiederholten Nifen und Abranka unisono, erst mit einem zweifelnden Blick auf Easy und dann mit einem vollkommen verwirrten Blickwechsel zwischen einander. „Macht sie das, um sich vor dem Songwriting zu drücken?“, setzte Abranka noch neugierig nach, kannte sie doch die äußerst kreativen Ideen der Songwriterin wider Willen, um dem lästigen Songtexten aus dem Weg zu gehen. „Diesmal leider nicht.“ Chris seufzte und vergaß für einen Moment beinahe, Easy weiter festzuhalten. Diese wehrte sich auch sofort und beinahe gelang es ihr, den Gitarristen wegzuschubsen, doch dann war Jack bei ihr und hielt sie ebenfalls fest. „Oha...“ Nifens Miene wurde nachdenklich. „Wie ist das denn passiert?“ „Sie war draußen und irgendetwas hat sie gebissen. Eine Vampirfledermaus oder so...“ Jack hob die Schultern. „Die Furien“, sagte Nifen spontan. Abranka nickte bejahend. Hinter so etwas konnten nur die Erzfeinde der Sorglospunks stecken, die sich für keinerlei Fiesheiten zu schade waren, um den Sorglospunks eins auszuwischen. Doch die Furien waren gerade nicht das akute Problem, sondern Easy vor einem etwaigen Blutsaugerdasein zu retten. Aber wie das anstellen? „Ich rufe Chi an!“ Jack sprintete zum Telefon und ließ Chris mit Easy allein. Mit großen Augen blickte Chris zu Nifen und Abranka hinüber. „Leute, könntet ihr vielleicht...“ Doch er hatte keine Gelegenheit mehr, diesen Satz zu beenden. Easys Blutdurst siegte, sie stürzte sich auf Chris und... stolperte. Kiwi hatte die Aufregung im Wohnzimmer vernommen und sich zwischen ihre Menschen geschlichen, um die Gelegenheit zu nutzen und ein zweites Mittagessen abzustauben. Doch anstatt das zu erreichen, rettete sie Chris mal eben das Leben und sorgte dafür, dass Easy gegen den Wohnzimmertisch fiel und ihre Fangzähne versehentlich in dem Sofa versenkte. „Wir müssen was tun, ehe wir hinterher überall Löcher haben.“ Nifen zog eine Augenbraue hoch. „Vielleicht hat Chi ja...“ „Chi geht nicht ran! Da läuft nur die Mailbox!“ Jack kam keuchend zurück. „Wir brauchen eine andere Lösung!“ „Die Bibliothek von Alexandria!“, rief Abranka in diesem Moment aus. „Was?“ Konsternierte Blicke der zwei Sorglospunks und ihrer Managerin trafen sie, während sich Easy derweil bemühte, die Schaumstofffüllung des Sofas von ihren Zähnen zu puhlen. „Na, die ist im Olymp und durch die Buchabteilung im WWWB-Markt kommen wir da ganz problemlos hin... Und wenn wir aufpassen, dass Easy bis dahin an irgendetwas anderem außer Blut saugt, dann...“, sprudelte Abranka hervor. Sie wurde dann jedoch abrupt von Jack unterbrochen. „KIWI!!!“ Die anderen wirbelten herum und stürzten dann auf Easy zu, die gerade ihre Fangzähne in das Bandmaskottchen geschlagen hatte. Kiwi wehrte sich zwar nach Leibeskräften und gab ein Fauchen von sich, das man getrost als äußerst bedrohlich und tigerwürdig bezeichnen konnte, hatte dem angehenden Vampir jedoch wenig entgegenzusetzen. „Nifen, wir brauchen was anderes, wo sie reinbeißen kann!“, schrie Chris, während Jack, Abranka und er darum kämpften, Kiwi aus den Fängen der Leadsängerin zu retten. Die Managerin stürzte zum wohlgehüteten Naschschrank, zog den Schokoladenvorrat heraus und in einer mehr glücklichen denn organisierten Aktion gelang es, die Katze mit der Schokolade auszutauschen und dafür zu sorgen, dass Easy an der Kakaomasse lutschte. „Kiwi?“ Jack strich der Katze mit zittrigen Fingern durch das Fell. Langsam öffnete diese ein grünes Auge und blinzelte die Zwillingsschwester des hinterhältigen Attentäters an. „Puh... Wir haben wohl Glück...“ Im nächsten Augenblick schnellte die Katze empor und ließ scharfe Vampirzähne sehen. „AAAAAAAAAHHHHHH!“ Easy fuhr mit einem gellenden Schrei aus ihrem Traum hoch. Keuchend saß sie im Bett und lauschte dem Echo ihres persönlichen Albtraumweckrufes, als Jack kreideblass hereingetaumelt war. „Auch ein Albtraum?“, fragte diese ihre Zwillingsschwester und ließ sich auf die Bettkante plumpsen. „Ja...“ Easy zog eine Augenbraue hoch. „Ich auch...“ Jack schwieg einen Augenblick. „Auch Vampire?“ „Mhm...“ „Ich hasse so etwas.“ „Ich auch.“ „Kaffee?“ „Tolle Idee!“ Easy hopste sofort aus dem Bett und stürmte vor ihrer Schwester in die Küche. Für einen Kaffee, da tat man doch alles! Auch mitten in der Nacht aufstehen! Knapp zehn Minuten später standen die beiden Zwillingsschwestern einträchtig nebeneinander in der Küche, so selig über ihren Kaffee, dass sie selbst den kalten Fliesenboden unter ihren Füßen vergaßen. Die koffeinhaltige, heiße Flüssigkeit rann Easy die Kehle hinab und sie gab einen wohligen Seufzer von sich. Dann stutzte sie. Vorsichtig fuhr sie mit der Zungenspitze über ihre Eckzähne, die waren doch wohl nicht... Sie blickte Jack an. Jack blickte sie an. Beide entblößten sie ihre Zähne. Und dann schrieen sie erneut auf. Kiwi schlich an den beiden panischen Sorglospunks vorbei und schüttelte den Kopf. Offenbar hatten die beiden gar nicht mitbekommen, dass sie immer noch die Plastikeckzähne von der Halloweenparty im Mund hatten... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)