Behind Blue Eyes von NaokiKaito ([Zoros Part]) ================================================================================ Kapitel 1: Suspicion of Murder ------------------------------ "Jetzt komm endlich in die Hufe!" Zoro seufzte abgrundtief und fuhr sich durch die Haare. Bereits trocken. Ein Vorteil an einer Frisur, die laut Nami so gar keine war. Wenigstens brauchte er nicht zwei Stunden im Bad. Gut, die zwei Stunden verbrachte er schlafend im Bett, und kam so auch nicht vorwärts, wenn er seiner Ehefrau glauben schenkte. Aber wer glaubte schon einem weiblichen Biest, welches für ihr Leben gern an allem herummäkelte und meckerte? "Paps!", kam es ungeduldig hinter ihm und er sah zu seinem Sohnemann, welcher ungeduldig in der Tür stand und seinen Vater betrachtete. Der Kleine hatte sich viel zu viel von der Ungeduld seiner Mutter mitgenommen, als er vor vier Jahren aus ihr rausgeflutscht war. Und leider Gottes war das bei Nami nicht weniger geworden, im Gegenteil. Seit sie mit zwei "Kindern" - wie sie gerne behauptete - unter einem Dach lebte, schien es eher noch schlimmer geworden zu sein. "Guten Morgen Aki!", meinte er und nahm den kleinen Jungen hoch, der ihn sofort kurz drückte. Sein Vater war zwar ein Idiot - die Meinung hatte er ohne Zweifel von Nami eingeimpft bekommen - aber hin und wieder war er doch der Held schlechthin. Und das sollte was heißen. Schließlich war die Mama immer wesentlich attraktiver, und er hatte zu Anfang wirklich das Gefühl gehabt, das Aki ein kleiner Ödipus war. Wenn der Kleine mit seiner Mutter im Bett gelegen hatte und Zoro auch nur den Gedanken gehegt hatte, sich dazu zu gesellen, war der Kleine in ein Mordsgeschrei ausgebrochen. Auch ein Zug, den er von Nami haben musste. Zoro war doch um so vieles unkomplizierter. Durch die orangefarbenen Sturmfrisur seines Sohnes streichend – abgesehen von der Farbe war die allein auf seinem Mist gewachsen, und da war er auch verflucht stolz drauf – trafen seine grünen Augen die Akis. Gut, auch das hatte er von ihm. Wäre dem nicht so, hätte er sich wohl wirklich gefragt, ob der Kleine ohne sein Zutun in Nami herangereift war. Vor allem wegen dieses Ödipuskomplexes. Wenn der Kleine bei ihnen geschlafen hatte, hatte er seinen Vater immer aus dem Bett geschoben, wenn er auch nur den Hauch eines Versuches gestartet hatte, einen Arm um seine Frau zu legen, oder irgendetwas dergleichen. Seinem Freund Ace hatte er damals seine Ängste geklagt. Und hatte ihm auch gesagt, dass der Kleine, wenn er soweit war, sein Taschengeld vergessen konnte. So wie der sich in der Zeit gebärdet hatte, hatte Zoro schon harte Geschütze auffahren müssen, um nicht ständig dem Gefühl zu erliegen, dass ihn sein Kleiner, sobald er soweit war, umbringen würde. Wie Ödipus eben. Ihn hätte es wirklich nicht gewundert. Gut, Ace hatte auch gesagt: Bei der Verbindung durfte einen absolut nichts wundern. „Ich komm gleich runter, okay?“, meinte Zoro zu ihm und grinste ihn leicht an. Wenigstens brachte den Kleinen jetzt schon eine simple Geste zu einem eigenen Grinsen, was den vierjährigen Jungen ungemein niedlich machte. Aber er würde sich hüten, seinem Sohn so etwas auf die Nase zu binden. Denn was den Stolz betraf, stand er selbst als Vierjähriger weder ihm noch Nami in irgendeiner Form nach. „Okay, Mum hat schon Frühstück gemacht!“, informierte ihn Aki und Zoro nickte. „Dacht ich mir!“, meinte er und ließ seinen Sohn wieder runter, damit er selbst sich zumindest schon mal über seine Cornflakes hermachen konnte, während Zoro wieder einen Kampf mit seiner Krawatte ausfocht, so wie jeden Morgen. Und wie jeden Morgen scheiterte er kläglich. Manchmal waren die Sachen, die seinem Sohn Freude bereitete, definitiv die einfacheren. Wenn er attraktiver als Mama hatte sein wollen, hatte er sich nur so ein dämliches Shirt von Ace’ kleinem Bruder Ruffy anziehen müssen, mit dem er einmal Heim gekommen war, nachdem er sich bei den beiden Chaoten sein Hemd versaut hatte, und welches der damals nicht ganz zweijährige Aki voller Begeisterung zur Kenntnis genommen hatte. In dem Moment war sogar die über Alles geliebte Mutter vergessen, welche sich bei seinem Anblick nicht mehr hatte halten können, vor lauter Lachen. Ein Shirt mit lauter Tieren vom Bauernhof. Ihm war es sagenhaft peinlich gewesen. Aber was tat man nicht alles, um ein klein wenig Aufmerksamkeit von den Menschen zu bekommen, die einem die Welt bedeuteten? Zumal er wirklich alles andere als viel Zeit hatte. Zoro seufzte wieder und tapste runter, wo Nami ihn schon empfing um ihm seine Krawatte zu binden. Wie jeden Morgen. „Du wärst verloren ohne mich!“ Und wie jeden Morgen musste sie auch diese Feststellung der Welt mitteilen. Aber nichts desto trotz gab Zoro ihr mit einem missmutigen Brummeln insgeheim recht, auch wenn er ihr das niemals zeigen würde. Das fehlte noch. Darauf bildete sie sich doch glatt etwas ein... Sie grinste leicht, zog seine Krawatte ein wenig fester zu, als sie musste, noch immer ein liebenswürdiges Lächeln zur Schau tragend, welches Zoro ihr nicht einem Moment lang abkaufte, den Drang zu husten oder nach Luft zu röcheln unterdrückte und die Krawatte wieder lockerte, als er sich von ihr abwandte und nach der Kaffeetasse auf dem Küchentisch griff. Heidrun, hatte Nami liebevoll – eher um Zoro zu quälen, wenn man ihn fragte – die Tasse genannt, und sie auch nur deshalb angeschafft, weil sie so herrlich rosa war. Das wusste er einfach. Schließlich hasste er rosa, für Nami ein Grund, ihm genau so etwas aufzubürden. Er war nur glücklich gewesen, als er ihr die rosa Gardinen im Schlafzimmer hatte ausreden können. Gut, jetzt war das ganze in einem Bordeauxrot gehalten, das einen erstens aufdringlich ansprang, und das ganze zweitens wie einen Miniaturpuff wirken ließen. Zumindest befand er das als solchen. Nami befand dies als ’romantisches Liebesnest’. Wie gesagt, Nami hatte einen Schaden, aber wäre dies nicht der Fall, hätten sie sicher auch nicht geheiratet. Um ehrlich zu sein, waren sie ohnehin das seltsamste Paar, was ihm selbst je untergekommen war. Nicht, das ihn das störte. Im Gegenteil. Es war immer gut, etwas Außergewöhnliches zu sein. Und Nami war in der Tat Außergewöhnlich, und er liebte sie dafür, dass sie war, was sie war. Meistens. Im Moment...nun ja, sie hatten beide zu tun, und Nami steckte kopfüber in ihren Unterlagen, versuchte gleichzeitig noch ihrem Sohn ein paar Manieren einzubläuen und Zoro ein schlechtes Gewissen zu machen, da die sture Seite des Jungen ohne Frage von Zoros Genen resultierte. Nur leider funktionierte das so gut wie gar nicht, er trank einfach seinen Kaffee, frühstückte ein Brot mit Wurst und las nebenher die Überschriften der Zeitungen. Was Neues stand da zumeist eh nicht drin, und wenn man die Überschriften las, wusste man auch, was drinnen stand. Hatte sich bewährt, diese Methode, und er blieb nur an wenigen Artikeln wirklich hängen. Zum Beispiel an einem über Kendo, genauer gesagt über eine Meisterschaft, welche vor ein paar Tagen stattgefunden hatte. Er hatte sie sich zwar mit seinem Sohn angesehen, aber lesen konnte man es ja doch noch, ein wenig Zeit hatte er ja morgens... Nami schmiss ihn eben doch viel zu früh raus. „Bringst du Aki nachher in den Kindergarten?“, fragte seine Frau und Zoro sah kurz auf, nickte, und trank seinen Kaffee aus. „Klar!“, meinte er schließlich und erhob sich. „Heut noch Gericht?“, fragte er Nami dann, und diese nickte. „Und du?“ „Auch, aber wird schnell gehen, denk ich. Ist recht einfach, den Jungen rauszuhauen...“, er zuckte mit den Schultern und stellte seine Tasse und sein Brett in die Spülmaschine. Soviel Ordnung musste sein, man musste es ihrer Haushaltshilfe ja auch nicht schwerer machen, als es so schon war. „Wieder Mord?“ Zoro nickte wieder. „Japp, aber deutet alles auf jemand andren hin, ist recht einfach, und die Staatsanwaltschaft hab ich ja im Vorfeld auch schön verwirrt!“, grinste er dann und Nami verzog das Gesicht. „Ich weiß, auf die Taktik stehst du ja!“ Grinsend zuckte Zoro die Schultern und beugte sich zu ihr runter, drückte ihr einen kurzen Kuss auf. „Soll ich dich heute Abend abholen?“, fragte er dann, und Nami nickte. „Mach das.“ Dann wandte sie sich an Aki, verabschiedete diesen gebührend, bevor sie ihn an Zoro übergab, der ihr Kind in den Kindergarten brachte, und schließlich zur Arbeit in sein Büro fuhr. Ein riesiger Stapel Akten empfing ihn, und ein bereits fertig bestücktes Wägelchen für die Verhandlung, die nachher noch anstand. Seufzend machte er sich an die Arbeit, mit Hilfe seiner Assistent Managerin – früher noch Sekretärin genannt, was jetzt keiner mehr hören wollte – Vivi Nefeltari. Erstens kochte sie erstklassigen Kaffee, und zum zweiten hatte sie das Talent, auch Termine und wichtige Dokumentenarbeit alleine abzuwickeln, ohne ständig bei ihm auf der Matte zu stehen und nach seiner Meinung zu fragen. Sie wusste einfach, wie sie es zu machen hatte, damit auch er einverstanden war, und sie wusste auch, wie sie ihm ungefragt bei der Vorbereitung für den Gerichtssaal helfen konnte, in dem sie einfach schon vorher sichtete und sortierte, was er auf jeden Fall gebrauchen konnte, und was einfach nur unwichtiger Schrott war. Sie war auf jeden Fall ein hilfreicher Engel, auch wenn er ihr das nie sagen würde. Sie wusste auch so, das er sie schätzte und brauchen konnte. Immerhin hatte er sie ja auch schon zu sich nach Hause zum Essen eingeladen, und sie hatte sich mit seiner Frau angefreundet. Was ja auch schon mal was war, irgendwie. Solange niemand von den beiden auf irgendwelche dummen Ideen kam, bei Frauen konnte man sich da nie so wirklich sicher sein. Dennoch war sie es, die ihm abends sagte, dass ihr Sohn bereits von ihrem zeitweiligen Kindermädchen abgeholt worden war, und dass er zu Nami fahren musste, wenn sie pünktlich zu Abend essen wollte. Selbst einen Tisch in einem Nobelrestaurant hatte sie bestellt, und Zoro dankte ihr mit einem Grinsen, bevor er losfuhr und seine Frau aus der Staatsanwaltschaftskanzlei abholte. Pünktlich kamen sie auch am Baraté, wo sie vorhatten zu essen, an, doch irgendwie schien es nicht der Abend zu werden, den sich beide vorstellten. Absolut nicht. Die Straße davor war gesperrt, und es standen wahnsinnig viele Polizeibeamte davor, riegelten alles ab und versperrten den Menschenmassen den Weg, vor allem aber den Massen an Reportern. Zoro runzelte die Stirn und besah sich das Chaos. Was zum Henker war hier geschehen? Wuschig umher rennende Polizisten. Einer stand nahe der Absperrung und übergab sich grade, ein Bild, was mit der Kamera eines eifrigen Reporters festgehalten wurde, bevor der Kerl von einem Kollegen weggezerrt wurde. Zoro konnte es verstehen. Er hatte einmal eine Art Praktikum bei der Mordkommission absolviert, war allerdings eher dazu bestimmt worden, dem Leiter der damaligen Ermittlung seinen Kaffee zu holen, wenn dieser einen Tatort untersuchte. Dennoch hatte er ein paar Dinge gesehen, und durch seine Mandanten auch viele brutale Schilderungen und Photos. Nichts von dem, was passieren konnte, war wirklich schön anzusehen, und dennoch war das einfach nur unprofessionell. Hätte er abgeschirmt von den Kameras gekotzt, wäre es in Ordnung gewesen, aber so war es einfach nur eine Sauerei sondergleichen. Perfides Interesse nistete sich in seinen Gedanken ein, auch wenn es nicht von der gleichen Banalität zeugte, wie das der umstehenden Menschenmenge, die allein durch ihre Neugier getrieben waren, und der Befriedigung dieser. Menschliche Kreaturen waren so sagenhaft banal und berechenbar, die meisten zumindest. Durch Zoros Gedankengänge schob sich etwas anderes, als nur die Frage danach, was hier geschehen war. Er fragte sich gleichzeitig, wer dafür verantwortlich war, was den Täter getrieben hatte und vor allem: Wie man ihm zu einem Freispruch verhelfen konnte, sollte es möglich sein. Nicht, das er sämtliche Mörder auf freiem Fuß wissen wollte, im Gegenteil. Doch er liebte Herausforderungen, und auch wenn er einen sehr stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte, so hatte er es doch bisher immer geschafft, seine Mandanten rauszuhauen. Und bei den Leuten, von dessen Schuld er überzeugt war, hatte er meistens etwas anderes gefunden, was er der Polizei zugespielt hatte, und für die diese, nachdem die geschäftliche Verbindung zu ihm vorbei war, meistens auch eine Weile eingesessen hatten. Auch wenn es nur ein Haufen unbezahlter Strafzettel waren, an die niemand mehr gedacht hatte. Sein Blick fiel auf jemanden, der aus dem Gebäude – auch wenn man das Schiff nicht so nennen konnte – gezogen wurde. Ein junger blonder Mann, blutverschmiert. Ein Detail, das man sogar auf die Entfernung hin sehen konnte. Namis Handy klingelte, doch Zoros Blick blieb auf ihm haften, verfolgte die steifen, niedergeschlagenen Bewegungen. Betrachtete einen von Trauer, Schmerz und Wut gebeutelten Mann. Mit straffen Bewegungen wurde er zu einem Polizeiwagen geleitet, doch kurz vorher riss er sich los, stürmte zurück. Verzweiflung sprach aus jeder seiner Bewegungen, und auch als er schrie. „JEFF!!!“ Laut hallte die Stimme des personifizierten Elends durch die sich langsam auf die Szenerie senkende Dunkelheit. Und als wäre es so bestimmt, als würde die Welt mit dem jungen Mann leiden, setzte plötzlich ein Regenschauer ein. Als wolle der Himmel mit einem Geschöpf trauern, welches von der Statur her den seinigen glich, zumindest was das betraf, was er sehen konnte. Es war noch einiges an Platz dazwischen, doch sein Blick war auch dafür geschult, das wesentliche auf den ersten Blick zu erfassen. Und irgendetwas in ihm sagte ihm, dass es nicht der Blonde war, der abgeführt werden sollte. In seiner Hilflosigkeit und den nach Norm auf dem Rücken mit Handschellen gefesselten Händen strauchelte der Blonde, als der Boden unter ihm mit dem plötzlich einsetzenden Regenfall glitschig wurde und er keinen Halt mehr fand. Er fiel zu Boden und blieb liegen. Weinend, soweit er das sehen konnte. Zoro hob seine Hand ans Gesicht und wischte sich ein paar Regentropfen aus den Augen, um die Szenerie besser betrachten zu können. Der Blonde krümmte sich, als würde er von unsichtbaren Händen geschlagen werden. Zoro konnte ihn verstehen. Innerlicher Schmerz war der schlimmste Feind den man haben konnte, Trauer fügte weitaus klaffendere Wunden zu, als es ein Messer vermochte und Hilflosigkeit vermengt mit all diesem, war das Schlimmste, was einem Menschen widerfahren konnte. Nicht einmal die grausamste physische Tat konnte so sehr verletzten, wie es die psychische Vergewaltigung der Dinge vermochte, die einem die Welt bedeuteten. Ruppig wurde der schmächtige Körper von den Polizeibeamten, die ihn eingekesselt hatten, auf die Füße gezerrt. „JEFF?????“, schrie er und stemmte sich gegen die Hände, die ihn hielten, stemmte sich innerlich wohl auch gegen das Gefühl der Machtlosigkeit. In dem Punkt konnte Zoro nur spekulieren. Ein wenig hatte sich die Schar der Schaulustigen mit dem Einsetzen des Regens dezimiert, alle anderen hingen wie er selbst gebannt an der Szenerie. Doch nicht so gebannt, das er nicht mehr mitbekam, wie sich Nami an seiner Seite vorbeidrängte, das Handy noch am Ohr. „Staatsanwaltschaft!“, fuhr sie einen Polizisten an, der das Gelände abriegelte. „Ich will den Verantwortlichen sprechen!“ Der noch relativ junge Mann blickte sie fast schon ängstlich an, zumal Zoro ihr folgte und sich hinter ihr aufbaute. Er wollte wissen, was los war. Man konnte förmlich sehen, wie es in dem Hirn – oder die paar Falten, die in der matschigen Masse waren und sein Denkvermögen unzureichend bestritten – arbeitete. Mit erschreckendem Ergebnis, auch das zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Zoro wusste um seinen Ruf, ebenso wusste er um den Namis. Sie beide hatten sich in unglaublich kurzer Zeit hochgearbeitet, waren beide auf dem ihrigem Gebiet als Bluthunde bekannt, die nicht locker ließen, bis sie einen Fall gewannen. Und bisher hatten sie beide noch jeden Fall gewonnen, und waren dementsprechend bekannt. Und gefürchtet, wie konnte es anders sein? Der junge Mann schien zu dem Ergebnis gekommen zu sein, dass es auf keinen Fall etwas Gutes zu heißen hatte, wenn nun beide Bluthunde hier auftauchten und vor ihm standen. „Ich...ich kann sie hier nicht durchlassen!“, meinte der Mann und sank ein wenig in sich zusammen. „Ihnen ist bewusst, dass man Sie dafür vor Gericht stellen kann, wenn sie die Arbeit von Sachverständigen beeinträchtigen?“, kam es grollend von Zoro und seine Frau wandte ihren Kopf zu ihm, mit gehobener Augenbraue, und das Handy noch immer am Ohr. Zoro schätzte, das der Bezirksstaatsanwalt dran war, immerhin schien sie ja irgendwer von der Leine gelassen zu haben. „Seit wann bist du Sachverständiger in dem Fall?“ Zoro grinste schmal. „Seit er da“, er deutete auf den Wagen, in den der junge blonde Mann verfrachtet wurde, „mein Mandant ist!“ Er sagte es leichthin, und auf Namis Stirn bildete sich eine tiefe Falte. „Hast du ne Unterschrift dabei?“ „Kriegst du nachgereicht, Schatz!“, meinte er und wandte sich wieder an den Typen in Polizeiuniform. „Ist Smoker verantwortlich?“, fragte er ihn, wieder einen ganz anderen Tonfall anschlagend. Einen, unter dem der viel zu junge Polizist noch ein Stück weiter zusammensank. Er war definitiv nicht für diesen Job geboren. Außerdem war seine Stimme dermaßen unsicher und leise, dass sich der hochgewachsene Grünhaarige ein Stückchen zu ihm herunterbeugen musste, um ihn zu verstehen. „Ja, er und Miss Nico...“, murmelte er und Zoro nickte. „Schön, dann holen Sie entweder sofort einen der Beiden her oder lassen Sie uns durch!“ „Wer hat gesagt, dass du hier das Kommando hast, hä?!“, blaffte ihn Nami an und Zoro verdrehte die Augen. Das sie auch immer in aller Öffentlichkeit seine Autorität zu untergraben suchte. Das war ja schon fast zwanghaft. Er würde sie mal zu einem Psychiater schicken müssen... „Niemand, aber so geht’s ja auch nicht weiter!“, murrte er zurück und verschränkte die Arme. Außerdem wollte er aus diesem verschissenen Regen raus, er musste wohl ähnlich aussehen, wie seine Frau: Wie ein begossener Pudel. „Das hier ist mein Fall, Zoro!“, kam es erbost von ihr, bevor sie ein „Sorry“ in den Hörer murmelte. Scheinbar hatte sie ihrem Boss volles Rohr ins Ohr gekeift. „Na und? Du wolltest doch schon immer wissen, wer besser ist, jetzt haben wir die Möglichkeit, es rauszufinden!“, grinste Zoro zurück, und verschlug nicht nur Nami, sondern auch dem jungen Polizisten die Sprache, in dessen Gesicht recht deutlich geschrieben stand, was er davon hielt, das zwei Anwälte ein Kräftemessen aus einem Mordfall machten. Doch auch Nami schien das Gesicht herzlich wenig zu stören, denn auf das ihrige legte sich ebenfalls ein Grinsen. „Gekauft, Roronoa Zoro! Du wirst dein blaues Wunder erleben!“, kündigte sie ihm an und wandte sich wieder dem Polizisten. „Sie haben sich ja immer noch nicht bewegt, war er zu undeutlich, oder was?“, blaffte sie ihn mit geballter Frauenpower, von der auch Zoro gerne mal ein ganzes Eck abbekam und ihm den Typen fast schon bedauern ließ, entgegen, während sie mit einer Hand in einer wedelnden Bewegung auf ihren Mann deutete. Schon klar, jetzt war er nur noch „er“, fast schon so etwas wie „es“, ein Neutrum, dass es nicht wert war, angesprochen zu werden. Wenn sie die Schiene immer fuhr, konnte Zoro gut verstehen, wieso etliche Anwälte nach ihrer Niederlage aussahen wie auf ewig gebrochene Menschen. Zumal er sich bei dieser Schiene wohl noch auf einiges gefasst machen konnte... „Ja, Entschuldigung...“, murmelte der Mann, der mittlerweile locker in eine Streichholzschachtel gepasst hätte und entfernte ein wenig von dem Absperrband, um sie durchzulassen. „Ich... funk den Boss an...“ „Wenn Sie mal die Augen aufmachen würden, würden Sie sehen, dass das nicht notwendig ist!“, blaffte Nami. Sie sagte zwar nicht „Sie Vollidiot“, aber irgendwie hörte man es mehr als nur ein bisschen raus, als sie in Richtung eines nassen, weißhaarigen Mann deutete, der grade dem Wagen bedeutete zu starten. Dem Wagen mit Zoros Klienten, der zwar noch nichts von seinem Glück wusste, aber den es nichts desto trotz in dieser misslichen Lage schlechter hätte treffen können. Zoro hatte zwar noch keinen Überblick über die Lage, aber er schien nun mal der Hauptverdächtige zu sein. Auch wenn er keine Ahnung von der Verbindung des Kerls und des Baratiés hatte. Nami stiefelte auf den missmutig dreinschauenden, kräftig gebauten Kerl zu, der grade mit allen Mitteln versuchte, seine Zigarre wieder in Gang zu kriegen. Vor der Nässe musste allerdings sogar er kapitulieren. Zoro grinste und zog sein Handy heraus, wählte per Kurzwahl Vivi an, die schon längst Feierabend hatte, aber was sein musste, musste eben sein, und wartete auf ihre Antwort, während er langsam auf Nami und Smoker zusteuerte, wobei erstere auf letzteren wild gestikulierend einredete. „Ja?“, fragte eine etwas atemlose Stimme an seinem Ohr. „Vivi? Ich hoffe ich störe nicht, aber es ist wichtig. Im Baratié ist grad die Hölle los, und ich würde dich bitten, mal rauszufinden, wer dort gearbeitet hat, einen ge...“, weiter kam er nicht. „Boss... ich weiß schon, dass ich rund um die Uhr zur Verfügung stehen soll und auch gerne tue... aber... muss das jetzt sein?“ Zoro runzelte die Stirn, und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass eigentlich auch er und Nami schon beim Dessert hätten sein können. „Scheiße...tut mir leid, Viv!“, meinte er mit einem Mal ehrlich zerknirscht. So ein Dreck auch. Man konnte ja wirklich nicht sagen, dass Vivi für ihren Job nicht mehr gab, als sie musste. Denn das tat sie ohne Frage. Sie beide teilten dabei ein Leben. „Tut mir wirklich Leid. Grüß Corsa und genieß deinen freien Abend!“, meinte er noch und legte ohne ein weiteres Wort auf. Gut, dann erst mal ohne weitere Zwischeninfos und Vorwissen. Würde er sich eben erst einmal so einen Überblick verschaffen. „’Nabend Smoker!“ Er trat an die Beiden heran. Noch immer im Regen. Weiter waren sie wirklich noch nicht. Aber gut, es gab schlimmeres. Zum Beispiel, dass sein potentieller Klient grad in ein Untersuchungsgefängnis gebracht wurde, und er nicht wusste, in welches. „Sag mir jetzt nicht, dass du schon festgelegt hast, dass du einen Mordverdächtigen verteidigen willst!“, brummte es ihm entgegen und der weißhaarige Mann warf angepisst seine Zigarre, die partout nicht angehen wollte, in den Schlamm. „Und du sag mir nicht, dass diese umwerfende Begrüßung alles ist, was du mir zur Zeit sagen kannst!“, gab Zoro zurück und Smoker hob eine Augenbraue, blickte ihn an. „Du weißt ja: Ich bin nicht befugt mit Anfängern zu reden!“ „Fällt dir nichts Besseres ein?“ „Ich kann dir nich’ mehr sagen, als der aufdringlichen Staatsanwältin, die sich deine Frau schimpft...“, murrte Smoker missmutig und ignorierte Namis Protestausruf. „War’n ziemliches Gemetzel da drin, und der Tatort wird noch untersucht. Sieht aber nach mehreren Leuten aus, und einer der Tatverdächtigen wird grad zum Verhör gebracht...“ „Das du und Nico führen werden, richtig?“ Smoker nickte bloß. „Mein Mandant wird keine Aussage ohne mich tätigen!“, kam es von Zoro und der andere verdrehte kollektiv mit seiner Frau zusammen die Augen. „Hast du Unterschriften?“ „Kriegst du nachgereicht!“, kam es wieder einmal von Zoro und er verschränkte die Arme. „Wird er ins U-Haft-Gebäude gebracht oder aufs Revier?“ „U-Haft...“, murrte Smoker wieder verstimmt. „Alles klar...mach mir Abzüge, wenn die Bilder hübsch werden!“, erwiderte Zoro und wandte sich zum Gehen. Ohne Unterschrift durfte er den Tatort eh nicht betreten, schon gar nicht, solange die Spurensicherung noch arbeitete. Also konnte er sich jetzt zumindest schon mal um seinen Klienten kümmern, nicht das ihm den noch jemand anderes wegschnappte. Denn wenn er den Ausdruck in Smokers Augen richtig gedeutet hatte, war der blonde Kerl – wieso hatte er vergessen nach dem Namen zu fragen? – mehr als nur ein Tatverdächtiger, der mit relativer Sicherheit wieder freikommen konnte. Murrend suchte Zoro sein Auto. Er war sich sicher, dass er es erst vor kurzem hier abgestellt hatte...doch da war nichts. Er war sich nicht einmal mehr sicher, ob er diese Gasse, in der er grad stand, überhaupt noch als Straße bezeichnen sollte. Leise vor sich hinfluchend kratzte sich Zoro am Kopf. Er hatte doch so verflucht genau darauf geachtet, wohin er ging...und war irgendwie doch falsch. „Mister Roronoa!“, rief auf einmal eine Stimme hinter ihm, dort, wo eine Straßenlaterne einsam begann zu leuchten. Erst da fiel ihm auf, wie düster es in der von hohen Hausmauern umschlossenen Gasse es eigentlich war, und doch stand dort eine Person – nun, eigentlich saß sie Momentan auf dem Boden, was bei ihrer Schusseligkeit aber auch nicht weiter verwunderlich war – im Licht und winkte wild. Er verdrehte die Augen. Smoker hasste ihn definitiv mehr als er zugeben wollte, wenn er ihm immer diese unfähige Person nachjagte. „Was ist, Tashigi?“, murrte er und ging in ihre Richtung. Notgedrungen. Hinter ihm befanden sich nur drei Hausmauern, die zusammengenommen eine hübsche Sackgasse bildeten. Und er Idiot hatte nicht gewusst, wie es von da aus weiter gehen sollte. Der Gedanke ans Zurückgehen war ihm gar nicht gekommen...vielleicht, redete er sich ein, war dies aber auch so, weil Zurückgehen prinzipiell inakzeptabel war. Rückschritt war einfach nicht duldbar. Indiskutabel, auch wenn seine Frau ihn damit immer wieder aufzog. Sie sagte, dass selbst wenn er schon seit drei Tagen in einem Kreisel fahren würde, und ihm so langsam aber sicher mehr als nur ein wenig schlecht wurde, er nie und nimmer auf die Idee käme, jemanden zu fragen. Nicht einmal auf dem Innenstadtkreisverkehr, wo tagtäglich mehrere hundert Fußgänger, Radfahrer und vor allem Autos lang kamen. Die Blöße hätte er sich aber auch wirklich mit einhundertprozentiger Sicherheit nicht gegeben. „Smoker sagte, ich solle Sie zu ihrem Auto bringen!“, japste die Blauhaarige Atemlos und erhob sich, dabei den Dreck abputzen wollend. Nur leider vergaß sie dabei, dass kein Staub auf ihrer Uniform war, sondern purer Schlamm, den sie jetzt in unschöne Bahnen nur noch tiefer in den Stoff rieb. Wenig kleidsam, befand er. Nami hätte sicher noch einen Namen für dieses neukreierte Stoffmuster gehabt, aber ihn interessierte das erstens nicht die Bohne und zum zweiten sah es einfach nur hirnverbrannt aus. Passend zu der damit gekleideten Person. Nicht, das er Tashigi hasste...er konnte sie nur nicht ausstehen. Sie erinnerte ihn viel zu sehr an eine Person, die ihm wichtig gewesen war. Und genaugenommen war sie ihm noch immer wichtig. Nur wegen ihr strengte er sich mit allem so verbissen an. Nun... und wegen Nami. Nami war auch eine unglaublich wichtige Person in seinem Leben, die ihn dazu brachte, das Beste aus sich herauszuholen. Denn auch ihr gegenüber war eine gute Leistung nicht wirklich etwas wert. Nur das Streben nach perfektionistischer Vollendung und vor allem das Streben nach einem guten und gesicherten Einkommen, war für sie die Quelle des Glückes. Und im Grunde genommen mussten sie also auch glücklich sein. Die meiste Zeit zumindest. Er für seinen Teil war es, auch wenn ihm manchmal ein Stück Wärme und Liebe auf einer anderen Ebene fehlte, die er bewusst nicht einmal benennen konnte. Nur erschien es ihm manchmal so, das eine Kleinigkeit in seiner perfekt konstruierten Welt fehlte. In ihrer Welt. „Ich find mein Auto allein...“, murrte Zoro patzig zurück, als er vor ihr zum stehen kam. „Aber Sie sind doch schon vorbei gelaufen!“, stellte Tashigi mit großen Augen fest, und in diesem Moment war Zoro froh um den Regen, der sein Gesicht so kühlte, dass es sich nicht genug erhitzen konnte, um sichtbar rot zu werden. Doch scheinbar war sie sich auch so darüber bewusst, dass sie einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. Also beschloss sie, nicht weiter darauf rumzureiten, und wandte sich in einer schwungvollen Bewegung um, nur um direkt noch einmal im Matsch zu landen. Mit einer unschlagbaren Treffsicherheit hatte sie eine Pfütze erwischt, und spritzte so auch noch Zoros schwarze Hosen voll. Nun...sein Anzug ließ ihn, so nass wie dieser an seinem Körper klebte, eh nicht sonderlich professionell wirken. Heiß und erotisch vielleicht, aber das brachte ihm auch nicht allzu viel, wenn er sich mit seinem Mandanten – das dieser noch nicht eingewilligt hatte, war dabei ja auch vollkommen egal – unterhielt. „Hör auf mit den Albernheiten und komm!“, murrte Zoro, dabei gekonnt ignorierend, das er selbst reichlich Zeit damit verplempert hatte, sein Auto zu suchen und leider Gottes nicht zu finden. Aber Smoker hatte ihm einen Sündenbock geschickt, jemanden, den er für Verzögerungen verantwortlich machen konnte. Also musste das auch ausgenutzt werden, fand er. Schnellstens erhob Tashigi sich wieder, wenn auch strauchelnd, und lief schwankend wie ein betrunkener Seekadett in eine Richtung, die Zoro gänzlich unbekannt war, auch wenn er diesen Weg heute schon zum vierten oder fünften Mal entlanglief. Zumindest glaubte er den einen schlecht verputzten Ziegel in der Hauswand wieder zu erkennen, aber sicher war er sich keineswegs. Dafür hatte das schwankende Stück Mensch, welches vor ihm lief, einen entscheidenden Vorteil: Orientierungssinn. Es dauerte keine Minute, und er stand vor seinem Porsche Boxster, mit 295 Pferdestärken angetrieben, war das definitiv eines der heißesten Autos, das er hatte kriegen können. Nun... und es hatte ein Navigationssystem von Werk aus eingebaut... das war für Nami das wichtigste gewesen. Sie hatten der wassergekühlte 6-Zylinder-Boxermotor, die 3387 ccm Hubraum, die Beschleunigung von Null auf Hundert in 5,4 Sekunden und die 272 Stundenkilometer als Höchstleistung rein gar nicht interessiert. Frauen. Wirklich zu nichts zu gebrauchen, wenn es um die wichtigen Details im Leben ging. Und das hier war ohne Frage mehr als nur wichtig. Wichtiger als so ein beklopptes Navigationsgerät. Okay...es war hilfreich. Aber das waren 295 PS auch! Damit konnte man so ziemlich jeden Möchtegernautofahrer, der meinte, sich in einem Kombi wie der King of the Road fühlen zu müssen, weit hinter sich lassen. Und das funktionierte an jeder Ampel wieder. Per Fernentriegelung öffnete er den Wagen, und wollte grade die Türe aufschlagen, um klatschnass ins Wageninnere zu flüchten, als er doch noch einmal inne hielt. „Smoker sagt, ich solle Ihnen sagen, dass er im Imper Down ist...!“, kam es von der Blauhaarigen und Zoro nickte. „Danke...“, murmelte er widerwillig und flüchtete wirklich nach drinnen auf seine Lederbezogenen Sitze, während Tashigi wieder zum Tatort zurücklief. Kurz drauf riss er die Türe wieder auf und brüllte ihr nach: „WIE HEISST DER TYP EIGENTLICH?“ Er hatte doch gewusst, dass er irgendetwas vergessen hatte. Die Blauhaarige wandte sich noch einmal herum, die Arme um den schmalen Körper geschlungen. Sie kühlte scheinbar so langsam aus. „SATSUGAI SANJI!“, rief sie ebenso zurück, und Zoro winkte kurz, schloss die Tür wieder und machte es sich bequem. Er warf seine Höllenmaschine an, und trat im Leerlauf einmal das Gaspedal bis zum Bodenblech, hörte und spürte die 295 PS ungeduldig vibrieren und Röhren. Ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er sich dem Navigationsgerät zuwandte und das Imper Down als Ziel anwählte. Während die Route berechnet wurde, schaltete er die Sitzheizung seines Schatzes an und strich liebvoll über das Lenkrad. „Hast du mich vermisst, Darling?“, fragte er seinen Wagen, und fühlte sich im nächsten Moment, als wäre er in die Vergangenheit oder in eine ungewissen Zukunft befördert worden. Auf jeden Fall in eine Zeit, in der er das Wasser nicht hatte halten können. Denn genau so fühlte sich die wohlig warme Nässe unter seinem Hinterteil an. Zoro fluchte. Welcher Depp hatte bitte die Sitzheizung angeschaltet? Sofort schaltete er sie auf und schüttelte den Kopf. Wenn man klatschnass war, hatte die Sitzheizung nicht an zu sein, das war doch vollkommen klar! Murrend legte er den ersten Gang ein und fuhr Vollgas gebend los. Geschmeidig beschleunigte der Wagen in rasantem Tempo, während Zoro vollkommen ruhig jeden der sechs Gänge bis zum letzten Ausfuhr. Dieses Auto war Hochgenuss, auch wenn die Hinterräder beim Starten laut quietschend auf dem nassen Untergrund durchgedreht waren. Und er schaffte einen Rekord. Die berechnete Zeit betrug 13 Minuten, er brauchte 47, und das Navigationsgerät hatte ihn auch nur fünf Mal angeschrien, das er gefälligst zu wenden hatte. Manchmal hatte er das dumpfe Gefühl, als verlor sein Navigationsgerät die Geduld mit ihm. Doch wie Smoker irgendwann einmal festgestellt hatte: Bei ihm würde eine Observation ins Wasser fallen. Allzu lange würde jemand, der zumindest einen Ansatz an Orientierung zeigte, seinen Zickzackkurs durch die Stadt nicht durchhalten. Zoro fand, dass er übertrieb. Aber wer den Schaden hatte... Missmutig stellte er sein Baby auf dem Parkplatz ab, so dicht wie möglich am „Besuchereingang“, oder wie auch immer man das nennen wollte. Und doch hatte er mit Sicherheit dreißig Meter zu laufen. Er beglückwünschte sich, die Augen verdrehend, selbst zu der goldenen Arschkarte, die er heute wieder gezogen hatte, da der Regen mittlerweile aufgehört hatte, Regen zu sein. Das konnte man wirklich nicht mehr Regen nennen, denn es schüttete, als hätte der alte, bärtige Mann da oben beschlossen, eine neuerliche Sintflut über die Erde zu schicken und alles reinzuwaschen, was nicht mehr in seinem Masterplan stand. Seufzend stieg er aus, schlug liebevoll kräftig die Tür hinter sich zu und rannte los, im Laufen das Schloss verriegelnd, bevor er sich innerlich in den Arsch trat und wieder zurück rannte, seine Aktentasche aus dem schmalen Fach nahm, das sich Kofferraum schimpfte und dann wieder rannte. Wenigstens diesen Weg fand er, auch wenn es ihn selbst erstaunte. Manchmal war auf seine paar Nervenknoten doch Verlass. Kurz darauf betrat er den kleinen Glaskastenvorbau und meldete sich bei dem Wärter am Empfang, oder wie immer man das nennen wollte, an, sagte ihm, wen er sprechen wollte, und warum. Der Typ schien wenig glücklich zu sein und rief in der Chefetage an. Und auch Zoro konnte sich denken, dass Mihawk sich nicht wirklich freuen würde, dass er hier war. Aber zu ändern war es nicht. Und nach ein paar Anweisungen von oben kam er auch durch. Wenigstens in dem Punkt war auf Falkenauge verlass. Er wurde durch die verlebten Gänge geführt, denen man zu deutlich ansah, wie wenig Freiheit hier herrschte, wie wenig Privatsphäre. Auch von hier hatte er schon ein paar Menschen weggebracht, und das, obwohl es hieß, dass alle, die einmal hier waren, nie wieder weg kamen. Es waren vielleicht drei oder vier Leute, bei denen er das geschafft hatte, doch es war ein Anfang. Und er würde diese Triumphfolge fortsetzen, nahm er sich fest vor. Seufzend ließ er sich in einem Verhörraum bringen, den man lieber nicht allzu genau musterte. Bei manchen Flecken konnte man sich nicht sicher sein, woher sie rührten. Und sie waren wohl auch schon so alt, wie das Gefängnis selbst. TBC Denkt dran: In zwei Tagen findet ihr Sanjis Part, Kapitel 1 ^^ Liebe Grüße, LP-Freak Kapitel 2: Mr. Kill ------------------- Ganz alleine für Kana. ;) ~~**~~ Sich auf eine ungewisse Wartezeit einrichtend, packte Zoro einen Block, ein Aufnahmegerät und etwas zu schreiben auf den stabilen Metalltisch, der die Umgebung noch mehr verschandelte. Diese Zeiten hasste er am meisten, zumal ihm ein schneller Blick auf sein Handy bewies, dass er in seiner Wartezeit nicht einmal arbeiten konnte. Woran auch? Seine Unterlagen lagen im Büro oder in seinem Arbeitszimmer zuhause. Eigentlich hatte dieser Abend ja auch nicht zur Arbeit dienlich sein sollen, aber unvorhersehbare Dinge hießen nun mal so, weil sie einfach urplötzlich eintraten, mit dem netten Willkommensgruß: So, hier bin ich, nenn mich Problem und werd mit mir fertig. Ätsch! Zoro schüttelte den Kopf und rief sich die Geschehnisse ins Gedächtnis, nur um sie auf sein Aufnahmegerät aufzusprechen. Wenigstens ein bisschen Zeit musste er doch nutzen, und die stockigen Flecke an der Wand anzustarren, erschien ihm wenig ansprechend. Seufzend drückte er auf einen Knopf. Aufnahme. Ein schneller Blick auf die Uhr. „Kurz vor zehn. Neuer Fall: Satsugai Sanji. Mehrfachmord im Baratié. Satsugai als Hauptverdächtiger.“ Er runzelte die Stirn. Viel mehr wusste er an sich nicht... „Kam aus dem Gebäude, geschätzt gegen viertel neun. Blutverschmiert. Laut weinend. Vivi muss das Band vom Fernsehen organisieren. Tatortfotos, Berichte, das Übliche.“ Er stellte das Band ab und seufzte. Toll. Er hätte sich vielleicht doch informieren sollen, als er die Chance gehabt hatte, auch wenn Smoker noch so sehr nichts sagen wollte. „Unterschriften nachreichen!“, sprach er auf das Band und stellte es dann vor sich auf den Tisch, trommelte unentwegt auf seinem Block mit dem Stift herum, grübelnd. Der Dreck am Warten war einfach, dass es erstens zu lange dauerte und dass man zweitens nur dämlichen Gedanken nachhing, ohne einen guten Einfall zu haben. Auf jeden Fall brauchte er etwas, um Nami hinzuhalten, einen Köder, den sie anderweitig verfolgen musste. Wie genau der aussehen sollte, wusste er noch nicht, aber er würde sich etwas einfallen lassen. Irgendetwas mit mehr Menschen, die die Köche und Mitarbeiter umgebracht hatten, da für einen alleine diese vermutlich zuviel waren. Immerhin war das Baratié gut besetzt, soweit er das wusste. Ihm war so. Nur da er keinen Empfang hatte, konnte er auch nicht Vivi anrufen. Davon ab, dass die jetzt wohl eh nicht gestört werden wollte. Sie wollte ja auch so gerne Nachwuchs, und wenn dieser in Arbeit war, sollte er der Höflichkeit halber dabei wirklich nicht nerven. Sie würde schon selbst sehen, was sie sich damit für einen Stein ans Bein band. Gut, Aki war nicht das Schlechteste gewesen...zumindest jetzt nicht mehr. Kleine Kinder waren generell schrecklich, und wenn sie von Nami kamen, noch mehr. Die Orangehaarige vereinigte eben die Schöne und das Biest in einer Person. Die Rache Gottes. Er schmunzelte leicht. Manchmal konnte man nicht umhin, so zu denken, wenn sie einen wieder mal zur Sau machte, was ja nicht mal selten vorkam. Nur gut, dass sie beide mittlerweile genug Geld verdienten, um sich eine Haushaltshilfe zu leisten. Früher war es noch schlimmer gewesen. Und doch liebte er sie. Die Tür ging auf, laut knarrend. Eigentlich erstaunlich, dass es keiner schaffte, hier auszubrechen, so baufällig wie das ganze Gefängnis erschien. „Ihr Mandant, Roronoa!“, schnarrte eine Stimme und Zoro hob eine Augenbraue, sah zu dem länglichen Orangending und dem sich dahinter befindlichen Wärter. Cirkies, das wusste er noch. „Danke, Cirkies...“, erwiderte er in einer nicht minder abfälligen Tonlage und musterte wieder den schmächtigen Jungen in dem orangefarbenen Overall, der jeden lächerlich wirken ließ, wären die Umstände andere. Er musterte das fein geschnittene Gesicht und den dazugehörigen skeptischen Gesichtsausdruck seines frischgebackenen Mandanten, während dieser auf einen Stuhl ihm gegen über gedrückt wurde, unsanfter, als es notwendig war. Er wirkte so aus der Nähe noch viel zerbrechlicher als nicht allzu lang zuvor weinend im Regen. Beschützenswert in jeglicher Hinsicht. Einen kleinen Moment nur hatte er das Gefühl, seinen Sohn in dem jungen Mann zu sehen. Ihn wollte er auch beschützen, wenn vielleicht auch auf andere Art und Weise. Bei Satsugai ging es vielleicht eher um das da sein, um den Halt, dem er dem schmächtigen Jungen zuteil werden lassen wollte. Seltsam, was dieser mit einem Blick aus den unschuldig aussehenden, meerblauen Augen vermochte. Sie gehörten nicht hierher. Diese Augen verkörperten eine Freiheit, die er hier drin nicht leben konnte, sie zeigten, dass er ohne sie nicht lebensfähig war. Und Zoro würde alles daran setzen, den jungen Mann nicht hier seiner Flügel zu berauben. Er wartete ab, bis Cirkies den Raum verlassen hatte und die Schwere Eisentür wieder hinter ihm zugeworfen wurde. Ein Laut, der etwas Endgültiges an sich hatte, etwas, das Zoro in dieser Form nicht zulassen würde. Er räusperte sich leise, bewusst, wie unprofessionell er wirken musste, klatschnass und mit dreckigen Hosenbeinen. „Mein Name ist Roronoa Zoro, ich bin Anwalt“, fing er an, den Blonden dabei genau aus seinen klaren grünen Augen musternd. „Ich bin hier, um für Sie zu arbeiten, wenn Sie das möchten“, fuhr er dann nach einem kurzen Augenblick der Stille fort. Und wie er für den Blonden arbeiten würde. Er machte sicher nicht eine Odyssee durch den Regen durch, nur um sich dann abwimmeln zu lassen. Er war nun mal das Beste, was man hierzulande kriegen konnte. Und doch schien es der Blonde darauf anzulegen, erst einmal einen Abwehrkurs zu fahren, anstatt ihm einfach zu vertrauen. Gut, er selbst wäre da vermutlich auch nicht anders gewesen. Vertrau schon einem fremden Mann. Wurde heutzutage nicht allen Kindern eingebläut, dass sie sich vor Kerlen, wie er ohne Frage einen verkörperte, in Acht zu nehmen hatten? Und sein Anzug repräsentierte nun wirklich nicht das Können, das in ihm steckte. „Und deshalb machen sie extra eine Odyssee durch den Regen?“ Argwohn und Misstrauen schlugen ihm entgegen, wie Zoro innerlich leicht belustigt feststellte. Auch dies war etwas, worüber sich Nami immer lustig machte. Kein Wunder. Sie hatte es leicht, immerhin war sie eine wunderschöne, zierliche Frau, die mit ihren Reizen zu kokettieren wusste und alle um den Finger wickeln konnte, wenn sie denn wollte. Er selbst war eher eine Respektsperson, in den besten Fällen zumindest. Oft genug hatten Menschen auch einfach nur Angst vor seinem imposanten Auftreten. Wie Smoker des Öfteren erwähnt hatte: Er wäre an sich der geborene Cop. „Was versprechen Sie sich davon, ihren teuren Designeranzug zu ruinieren?“ Clever war das Bürschchen also auch noch. Solche Mandanten waren ihm wirklich am Liebsten. Sie verstanden, worauf es ankam. „Mit Glück ein paar neue!“, grinste er darauf, etwas, was er sich einfach nicht verkneifen konnte. Und doch schaffte er die Kurve, wurde schlagartig wieder Ernst. „Um ehrlich zu sein, verspreche ich mir einen weiteren Erfolg davon und Ihnen die Aussicht auf ein Leben in Freiheit, statt in diesem Gefängnis. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich persönlich finde das Imper Down als Heimat nicht sonderlich ansprechend“, antwortete er so ehrlich wie ihm möglich war. Der junge Mann schien es doch darauf anzulegen, dass man ehrlich zu ihm war, dass man Tacheles redete. Und genau das hatte er hiermit getan. Und Scheiße, er brauchte seine Unterschriften! Auch wenn es im Moment nicht wirklich danach aussah, dass er diese auch bekommen würde. Der Blonde beugte sich nämlich vor und funkelte ihn wütend aus den klaren blauen Augen an. Gut, vielleicht war der Witz nicht so angekommen, wie er sollte. Und auch alles andere nicht. Vielleicht war seine vertrauenerweckende Ausstrahlung doch nicht so vertrauenerweckend wie er gehofft hatte. Und grade mit einem blonden Sensibelchen musste man vorsichtig umgehen. „Hätten Sie sich den ersten Spruch gespart, hätte ich Ihnen den zweiten vielleicht abgekauft!“, knurrte er sauer und Zoro verdrehte innerlich die Augen. Er hasste solche Leute, die jedes seiner Worte auf die Goldwaage legten. So wie es den Eindruck machte, war der Kleine schlimmer als seine Frau! Sich zurücklehnend schimpfte der Blonde weiter wie ein Rohrspatz: „Ich weiß ja nicht, ob Ihnen das aufgefallen ist, aber ich bin arm wie ’ne Kirchenmaus und kann Ihnen ihren teuren Hintern sicher nicht in ’nen trockenen Zwirn stecken, Sie Vollpfosten!“ Bitte was? Vollpfosten? Verdammt, so ließ er sich auch nicht von einem orangefarbenen Klappergerüst titulieren, das bis zum Hals in unschönen Exkrementen steckte, um es gelinde auszudrücken und anrüchige Kraftausdrücke zu vermeiden. Er wollte hier nicht wirklich ausrasten, auch wenn er die Wut in seinen Adern zirkulieren spürte. „Tut mir ja aufrichtig leid, wenn Sie sich ihren Anzug umsonst ruiniert haben!“, fügte der Blonde an, mit missratenem Spott in der Stimme. Es klang traurig und irgendwie ausgebrannt. An sich kein Wunder. Und doch war Zoro das in diesem Moment einfach nur Scheißegal. Dieser Scheißer nahm sich das Recht heraus aufzustehen und zur Tür zu stratzen, ohne dass er dem Grünhaarigen die Chance ließ, noch etwas zu sagen. So nicht. TBC Ach ja, bei diesem Part ist es sehr wichtig, auch Ayssas zu lesen, denn Sanji erlebt einiges, was Zoro nicht mitbekommt. Und es ist wichtig für das Gesamtverständnis. Ich empfehle mich. Mit freundlichem Gruß Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)