Spiegelungen von CaptainCalvinCat (Battlestar Galactica - Star Trek) ================================================================================ Kapitel 2: Spiegelbilder ------------------------ Cal kämpfte mit der Übelkeit, aber er überrumpelte seinen eigenen Körper, und rang das Gefühl, sich übergeben zu müssen, nieder. Gut - in dieser Stasiskapsel lag eine Person, die genau wie er aussah, als er zwanzig Jahre alt gewesen war. Sicher, es war mehr als unwahrscheinlich, dass dieser Junge in dieser Kapsel ihm einfach nur aus Zufall ähnelte. Dennoch fühlte er sich von der durch die auf ihn gerichteten Waffen und die damit einhergehende, doch unausgesprochene Anschuldigung, ein Klon zu sein - oder, was noch schlimmer war, ein Zylonenschläfer zu sein, extrem ungerecht. „Athena, du rufst bitte mehrere Raptoren hierher - wer auch immer diese Personen sind, ich will sie von diesem Planeten entfernt wissen.“, befahl Starbuck und hatte die Waffe immer noch auf Cal gerichtet, während Sharon sich auf zur RAPTOR machte. „Kara“, versuchte Cal die Sache ein wenig zu entschärfen und trat mit erhobenen Händen auf sie zu, „glaub mir, ich fühl mich wie ein Mensch!“ Die Entladung der Waffe war in ihrer Lautstärke kaum zu ertragen, das Projektil verfehlte den Kopf des Piloten nur um Milimeter und steckte nun ihm Beton des Gebäudes fest. Cals Kinnlade klappte herunter. „Bleib da stehen, verfrakkter Zylone.“, sagte Kara im besten Soldatenton, den sie zu stande brachte, „Wenn du dich rührst, knall ich dich ab!“ Damit bewegte sie sich auf ein Gerät zu, dass man durchaus als Steuerungseinheit identifizieren konnte - aber wer wusste bei einem Zylonengerät schon, wofür die unterschiedlichen Schalter da waren? Die Pilotin behielt ihren Auszubildenden im Auge, während Sharon von der RAPTOR zurückkehrte. „Ich habe die GALACTICA erreicht und mindestens ein Dutzend Raptoren angefordert.“, sagte sie und Kara schaute zu ihr: „Sag mal, kennst Du dich mit diesen Geräten aus?“ Sharon nickte: „Es ist eine Standardstasiskapsel vom Typ Mag 3.“ „Meinst Du, du kannst sie deaktivieren?“ „Natürlich kann ich das. Nur, wäre es nicht ratsam. Es ist nicht klar, ob dieser junge Mann in der Stasiskapsel nicht vielleicht auch ein Zylon ist.“, sagte Sharon und warf einen zweifelnden Blick zu Cal und dem Mann in der Kapsel, „Obwohl ich dieses Modell nicht kenne, muss es nicht heißen, dass es dieses nicht gibt.“ „Dann warten wir lieber auf kompetentes Entscheidungspersonal.“, gab Cal zu bedenken, was wieder dazu führte, dass Kara knapp an seinem Kopf vorbeischoss und Sharon ihn mißtrauisch anschaute. „RUHE, verfrakkter Toaster, sagte ich!“, kam es von Starbuck. „Danke, denkst du über jeden Zylonen so?“, fragte Sharon, worauf hin Starbuck nickte: „Jeden Zylonen, bis auf dich. Du hast deine Position uns gegenüber eindeutig bewiesen.“ Der Kadett seufzte und trat ein paar Schritte nach hinten, bis er an der Wand angelangt war. „Darf ich mich setzen?“, fragte er und ließ sich nach einem Erlaubenden Nicken von Starbuck nieder. Er konnte zwar fühlen, ein Mensch zu sein, aber so hatte auch Boomer empfunden - so hatte man ihm zumindest erzählt. Erst im Laufe der Zeit war sie hinter ihre eigene Doppelidentität gekommen und hatte versucht, sie zu bekämpfen, was nicht gerade von Erfolg gekrönt worden war. Aber - er hatte noch keine Sabotageaktion versucht, noch nicht versucht irgendwen umzubringen... er fühlte sich einfach im Recht. Er war kein Zylone. Was bedeutete, dass er das Original war. Im Umkehrschluss hieß dies weiterhin, dass dieses Wesen in der Stasiskammer ein Zylone war. Woher bezogen die Toaster eigentlich den genetischen Bauplan des Menschen? Sogar die leicht ergrauten Strähnen, die er mit Zwanzig schon hatte, und die Lachfalten hatten sie hinbekommen. Ob Sharon mit ihnen unter einer Decke steckte? Ob sie in Wirklichkeit mit den Zylonen paktierte? Vor seinem Inneren Auge sah er die Szenerie deutliche Horrorqualitäten annehmen. Sharon hätte die GALACTICA nicht gerufen. Stattdessen hätte sie Kontakt zum nächsten Basisstern aufgenommen und während sie überlegt hätten, was zu tun wäre, wären draußen einige Raider, sowie eines der Schiffe, mit denen Starbuck und Athena auf Caprica geflogen waren, gelandet. Und während sie ahnungslos gewesen wären, hätten die Zylonenzenturionen, begleitet von einer Sharoneinheit, einer Gina-Shelia-Godefrey-Einheit und einer Leobeneinheit, die Forschungseinrichtung beträten und dann zugegriffen. Er hätte die Hitze gespürt, als der Blaster der Sharoneinheit sich in seine Beine entladen hätte, dann die Wärme als die Hände der Asiatin nach seinem Hals gegriffen und die Panik, als sie ihm effektiv die Luftzufuhr unterbrochen hätten. Dann wäre er in eine barmherzige Ohnmacht gefallen. Doch während er darüber nachgrübelte, fiel ihm die Manöverkritik ein, die Starbuck geschrieben hatte, als es um ihren zweiten Kriegsaufenthalt auf Caprica ging. Derartige Kontingentenstärken verwendeten Zylonen nicht für drei Viperpiloten. Stattdessen würde sich ein betäubendes Gas im Komplex freisetzen, was sowohl Kara, als auch ihn, schnell zu Boden schicken würde. Und um Sharon würde sich das System, insofern Sharon nicht in den Plan involviert war, ebenfalls kümmern, und sie mit einem EMP lahmlegen. ‘Was tut dieser verfrakkte Toaster dort?’, dachte sich Starbuck, als sie zu Cal herüberblickte, der sich an die Wand lehnend hingesetzt hatte, und nachdenklich in die Luft zu starren schien. Wenn er denn wirklich starrte und nicht interne Kalkulationen startete, Simulationen, in denen er sich eine Siegchance errechnete, die er in einem offenen Zweikampf gegen sie und Sharon haben würde. Vielleicht überlegte er auch, Sharon auf seine Seite zu ziehen? Schließlich war sie eine Zylonin und vielleicht überlegte er, auf Mitleid zu spielen. In wie weit konnte sie Sharon vertrauen? Diese Frage stellte sich im Grunde nicht, schließlich hatte Sharon inzwischen oft genug bewiesen, auf welcher Seite sie stand. Dennoch war Kara ein klein wenig mißtrauisch. Nicht gerade ein guter Charakterzug, seinen Crewmitgliedern zu mißtrauen, aber, die aktuelle Situation machte es nunmal erforderlich. Sie wäre eine Närrin gewesen, würde sich ihr Mißtrauen nicht in Momenten wie diesen melden. Kara schaute zu Sharon hinüber und bemerkte, wie sie angespannt die Konsole studierte. Was überlegte sie da gerade? „Sharon? Was tust Du dort?“, fragte sie. „Ich überlege, ob es vertretbar ist, diesen Jungen aus der Stasis zu wecken.“ „Du hast selbst gesagt, dass du es für keine gute Idee hältst.“, sagte Starbuck und Sharon nickte: „Du hast recht - aber falls Admiral Adama befielt, dass wir ihn wecken, möchte ich auch ungerne den falschen Knopf drücken.“ Sharon war gar nicht wohl bei der Situation. Sie konnte sich beim besten Willen an kein Modell erinnern, dessen Spezifika auf Cal zutrafen - was nicht bedeutete, dass sie diesen Gedanken von vornherein abschreiben sollte. Welche anderen Möglichkeiten ließen einen doppelten Cal zu? Es könnte sein Zwilling sein, dann wäre der Cal in der Kapsel aber genau so alt, wie der Cal ausserhalb der Kapsel. Und danach wurden die Theorien, die ihr elektronisches Gehirn binnen Nanosekunden aufstellte, immer unglaubwürdiger. Die Chance, dass es per Zufall einen Menschen gab, der genau so aussah, wie Cal vor 20 Jahren ausgesehen hatte, war verschwindend gering, und auch ein prädestinationales Paradoxon, meinend, das Cal eigentlich vor zwanzig Jahren geboren wurde und dann wieder um dieselbe Zeit in die Vergangenheit versetzt worden war, nur um sich selbst hier zu finden, und sich selbst zurückzusenden, war zwar ein Stoff, den Cal als Autor gut verwenden konnte, der aber als Erklärung für die aktuelle Situation extrem weit hergeholt war. Nein, es gab für die aktuelle Situation nur eine logische Erklärung - eine logische, und eine eher unwahrscheinliche. Die logische Erklärung war, das Cal ein Zylon war und dieser Körper einer seiner Klone. Die unwahrscheinliche Theorie stützte sich auf die These des Multiversums, also eines Parallelen Alls und auf die Idee von Zeitreisen und intermultiversalem Verkehr. Und wenn sie so darüber nachdachte, würde sie Cal zwar die unwahrscheinlichere Theorie wünschen, aber es blieb bei der logischen Erklärung. Cal war ein Zylone. Auch Cal hatte sich seine Gedanken gemacht. Der Komplex besaß eine holografische Sharon, warum sollte nicht auch ein holografischer Cal-als-Teenager existieren? Was ihn wieder zu der Theorie führte, das Sharon sie alle hinters Licht führte und vorhatte, sie ihrem Volk zu überstellen um - weiß der Geier was mit ihnen zu tun. Im für ihn Schmeichelhaftesten Fall würde man ihn als Kreuzungspartner einsetzen, im zweitschmeichelhaftesten Fall würde man ihn und Kara betäuben, in eine Art Matrix einklinken und von ihnen sowohl Geheimnisse über die Flotte, als auch Kampfkenntnisse aller Art extrahieren. Der realistischere Fall sähe jedoch ganz nüchtern dergestalt aus, dass man sie, ihn und Kara, töten würde, wie auch immer. Doch, ein Teil in ihm weigerte sich, Sharon, die liebe, nette Sharon, als Verräterin zu sehen und hoffte, dass es noch andere Erklärungen gäbe. Die Logischste jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er wäre ein Zylone, er würde, wie Boomer, irgendwann durchdrehen, auf jemanden schießen, und selbst erschossen werden. Und niemand würde ihm hinterhertrauern. Die Leute, mit denen er sich umgab, seine Freunde - sie alle würden vorgeben, das er nie existiert habe - was er ja in gewisser Weise auch nie hatte. Diesen Gedanken wollte er schnell aus seinem Kopf verbannen - er existierte, was bedeutete, dass dieser Cal in der Stasiskammer eine wie auch immer geartete Fälschung war. Und als er mit diesen Gedanken abgeschlossen hatte, spürte er, wie Sharon eine Hand an seine Wange legte und ihm tief in die Augen schaute. „Sharon, was hast du vor?“, fragten sowohl Cal, als auch Starbuck. „Für Klarheit sorgen.“, antwortete die junge Asiatin und schaute noch angestrengter in die Augen des Mannes. Nach ein paar Minuten wurde es ihm zu dumm: „Wenn Du vorhast, mich zu hypnotisieren, musst Du mindestens jetzt sowas sagen wie ‘Du wirst gaaanz müde.’“ „Halt die Klappe, Cat, ich versuche hier deine Unschuld zu beweisen!“, sagte Sharon. In Cals Blick zeichnete sich Unverständnis ab. „Okay.“, lächelte Sharon und ließ ihn wieder los. Sie wandte sich an Starbuck: „Wenn Du die Meinung eines Zylonen hören willst - er ist keiner.“ „Wie mich das freut.“, sagte Cal leise. Starbuck war nicht sonderlich überzeugt, was man ihr deutlich ansah: „Und wie hast Du das herausbekommen?“ „Seine Augen - sie sind lebhaft, im Gegenteil zu denen eines Zylonen. Unsere Augen neigen dazu, zwischenzeitlich ein wenig ausdruckslos zu werden.“, lächelte Sharon. Cal stand auf und ging zu Sharon: „Stimmt das?“ Man konnte eindeutig hören, das Erleichterung in seiner Stimme mitschwang. Sharon nickte ihm zu, doch sie schien alles andere als Aufrichtig bei der Aussage gewesen zu sein. Für Starbuck reichte es jedoch. „Gut, nachdem sie vorläufig rehabilitiert sind, Mister Cat, können Sie uns vielleicht wirklich sagen, wer dieser Junge ist.“, fragte Kara und deutete auf die Kapsel. Cal trat näher und besah sich das Gesicht, das eigentlich ihm gehörte - er schüttelte den Kopf. „Nun, als Sci-Fi-Autor gefragt, würde ich sagen, dass ich das bin. Die Idee dahinter wäre, dass ich, durch irgendeinen Zufall, in einer Stasiskapsel lande. Irgendein Faktor zwingt mich in dieses Kryohibernationsgerät und sendet mich um zwanzig Jahre zurück, wo ich meine…“ „Die Idee hatte ich auch schon.“, lächelte Sharon, „ich empfand sie aber als unhaltbar. Was mir sonst noch einfiele, wäre, dass es wirklich eine Art Klon deiner Person ist, Cal.“ „Was mich zur Frage bringt, wer sowas tun sollte? Ich meine, das Universum hält EINEN Calvin Cat schon kaum aus, was passiert dann erst, wenn Zwei von der Sorte auftauchen?“, grinste Cal, während Starbuck erschrocken die Luft einsog: „Das passt doch ins Bild!“ Cal und Sharon schauten die Kampfpilotin erschrocken an: „Was passt ins Bild?“ „Naja, erst der Untergang der Kolonien, dann diese Odyssee - und nun wird das große Geheimnis offenbart, der Grund für die Zerstörung des normalen Gefüges ist“, Starbuck machte eine dramatische Kunstpause, ehe sie grinsend weitersprach: „Die Reanimation eines zweiten Calvin Cat. Das verkraftet das Universum auch nicht.“ Cal und Sharon schauten überrascht zu Starbuck, ehe sie anfingen, lauthals loszuprusten. Das Gelächter hallte eine Weile durch die leeren Räume. Nachdem man sich beruhigt hatte, ging man dazu über, sich buchhalterisch zu betätigen, und eine Inventur vorzunehmen. Mit Taschenlampe und Schreibblock, sowie Stift bewaffnet, ging man Reihe für Reihe durch und zählte die Eingefrohrenen. Des weiteren führte man Buch, wes Geschlechtes die Eingefrohrenen waren, sowie andere äußerliche Merkmale. An der Kühleinheit, in der die junge, rothaarige Frau lag, verharrte Cal und konnte nicht umher, von der Schönheit der Frau wie hypnotisiert zu sein. Dann riss er sich zusammen und wartete, zusammen mit Sharon und Kara auf Verstärkung. Die raue Stimme Bill Adamas war deutlich zu hören. Cal, Sharon und Starbuck saßen in Bill Adamas Büro, zusammen mit Laura Roslin und Präsident Doktor Gaius Baltar, und gaben einen Bericht ab. „Und Sie sind sich sicher, dass diese Insassen der Kapseln absolut ungefährlich sind?“, fragte Adama erneut nach und Cal schaute zu Sharon. Die Zylonin nickte: „Ich habe bei keinem der Personen eine Zylonenaura festgestellt.“ „Auch mein Zylonendetektor hat nichts gefunden.“, sagte Baltar. Er spürte, wie sich sein Körper ein wenig versteifte, und seine Traumfrau, Natasi, die Frau, mit der alles angefangen hatte und die sich als Zylonin entpuppte, zärtlich seinen Nacken kraulte. „Du glaubst ihr doch wohl nicht, oder, Liebster?“, hauchte sie ihm ins Ohr und er wusste, dass sie in zu manipulieren versuchte und die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge bei ihr zu verschwimmen neigten. Das war das erste Problem, am ‘Zusammenleben’ mit ihr. Das Zweite war, dass sie eigentlich sofort Antwort auf den von ihr gegebenen Input erwartete, und dies manchmal an ziemlich ungünstigen Stellen und einem grandiosen Fehltiming. Das heißt, eigentlich war das Timing gar nicht schlecht - wenn man darauf aus wahr, ihn, Baltar, lächerlich zu machen. “Und ich glaube Ihnen, Miss Agathon.“, sagte Baltar und beantwortete somit indirekt Natasis Frage. Die hübsche Blonde schüttelte den Kopf: „Du bist manchmal extrem leichtgläubig, Gaius.“ Man brachte die Kapseln und deren Innsassen auf die GALACTICA, wo Doktor Cottle sich um die Reanimation der Personen kümmerte. Nach ein paar Stunden war Cal ebenfalls auf der Krankenstation, zusammen mit Starbuck und Sharon, und betrachtete die Rothaarige erneut. „Cal, wo starren Sie da wieder hin?“, fragte Starbuck. „Er schaut wieder zur Rothaarigen.“, grinste Sharon, „Sie gefällt ihm wohl.“ „Das kann ich nachvollziehen.“, erklang eine weitere Stimme, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Cal hatte, nur ungleich jünger war. Der Kadett blickte hoch und sah in das Gesicht seines jüngeren Ebenbildes. Beide, der Kadett und der Jüngere, erblickten einander und hatten nur zwei Worte zu sagen, die die Situation beschreiben sollten. Laut Cottle, Starbuck und Sharon taten sie es hervorragend. Die Worte lauteten: „Oh Scheiße.“ Der Junge war relativ schnell auf den Beinen, wenngleich nicht gerade mit sonderlich sicherem Stand und sah sich gezwungen, das Defizit durch Festhalten an einer Liege zu kompensieren - wodurch er sicherlich nicht gerade sonderlich vertrauenerweckend wirkte. „Wo bin ich hier?“, fragte der junge Cal und sein älteres Ebenbild sah ihn abwertend an, bevor es sich an Sharon wandte: „Nun, unser Gast ist sehr gut darauf getrimmt, sich neuen Gegebenheiten anzupassen - und dies mit einem Maximum an Unschuld. Siehst Du, wie er versucht, Mitleid zu erwecken?“ Der Jüngere schaute sein älteres Spiegelbild nicht minder abwertend an: „Nun, was auch immer hier vorgeht, eine alte Version von mir bekommt man wunderbar hin. Aber, jetzt will ich wissen, wo meine Crew ist.“ „Deine Crew?“, höhnte der Ältere, „Du hast keine Crew, du bist schließlich nicht echt!“ „ICH bin nicht echt?“, echote die Jungfassung des Piloten, „Ich glaube, ich habe gerade einen Hörfehler? Wenn einer nicht echt ist, dann bist Du das!“ Die Jungfassung drehte sich zu Sharon und Kara um: „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Captain Calvin Cat vom Föderationsraumschiff USS DRAGONFLY. Dürfte ich erfahren, weswegen Sie uns überfallen und hier eingesperrt haben?“ „Wir haben Sie nicht überfallen.“, sagte Sharon und zuckte mit den Schultern: „Wir haben Sie nur gefunden!“ „Gefunden? Wie - gefunden? Wie meinen Sie das?“ „Na, so wie man sich das vorstellt.“, setzte der andere Cal an, verstummte aber, wegen eines nun etwas finsteren Seitenblickes von Kara. „Es wurde ein Signal ausgesendet, das unsere Sensoren geortet haben.“, sagte Starbuck anschließend, „Und dann fanden wir Sie und ihre ‘Crew’ in diesen Stasiskapseln. Können Sie uns vielleicht sagen, an was Sie sich erinnern?“ „Nun, an eine atemberaubend gutaussehende Frau, die gerade die Brücke betreten und auf mich geschossen hatte.“, sagte Cal, dann tastete er an seiner Brust enlang und sagte: „Kein Einschuss. Offenbar eine Partikelwaffe.“ Der andere Cal schüttelte den Kopf: „Sehr nettes Geschichtchen. Ich nehme an, dafür gibt es auch haltbare Beweise?“ „Ich nehme an, diese Kopie hat eine haltbare Begründung für ihre unhaltbare These?“, sagte der junge Cal und schaute sein älteres „Ebenbild“ ein wenig mißtrauisch an. „Was heißt hier ‘Kopie?’“, ereiferte sich der andere, „Du bist hier der Klon und nicht ich! DU bist schließlich jünger als ich - erklär das mal!“ „Schon mal an Zeitreisen gedacht?“, fragte der andere Cal zurück. Sharon lächelte: „Auf die Idee bin ich auch schon gekommen - ich halte sie jedoch für ein wenig… unwahrscheinlich.“ „Naja, das würde ja nur bedeuten, dass der da“, damit deutete der Jüngere auf den Älteren, „Eine miese, billige Kopie ist.“ „Na warte!“, stieß der Viperpilot hervor und stürmte auf sein jüngeres Ebenbild zu - dieser zog jedoch schnell eine seltsam-anmutende Waffe, zielte auf den Älteren und schoss. Dies bewirkte zweierlei. Einerseits prallte der Ältere, wie von einem Fausthieb in den Magen getroffen, zurück und stürzte schwer zu Boden, zum anderen hatten Starbuck und Sharon ihre Waffen gezogen, entsichert und auf den Jüngeren angelegt. „Ganz ruhig.“, sagte der Jüngere und hob beide Hände, „Ich habe ihn lediglich betäubt. Ich mag es nicht, attackiert zu werden.“ „Was genau denken Sie, dass Sie da tun?“, fragte Cal den jungen Mann, der gerade einen Computermonitor beobachtete. Präsident Dr. Gaius Baltar hatte den ‘Captain’, wie sich dieser Cal nannte, zu sich gebeten, um ihn erneut durch den Zylonendetektor zu jagen. „Liebster, das ist Zeitverschwendung. Glaubst Du ehrlich, dass wir uns so leicht ausfindig machen lassen würden?“, hauchte Natasi dem Präsidenten ins Ohr, der flüsterte: „Ich hoffe, dass Du mir hilfst.“ „Mit wem reden Sie da?“, fragte der Captain stirnrunzelnd. „Mit niemandem.“ „So, ich bin also niemand?“, fragte Natasi, gespielt beleidigt, bevor sie sich vom Tisch, an den sie sich erotisch-herausfordernd angelehnt hatte, abstieß und mit schwingenden Hüften zu Cal herüberschritt. Für eine eingebildete Frau, die ihm darüber hinaus auch gute Tipps gab, verstand Natasi es wunderbar, ihn, Baltar, durch sexuelle Manipulationen aus der Fassung zu bringen. Für sie war das alles wie ein Spiel. Natasi betrachtete Cal genauer, schaute ihm in die Augen, die Lippen, die Hände und wandte sich dann zu Gaius. „Das könnte dir Gefallen.“ „Ich bin kein ‘Zylon’, wie sie diese Rasse nennen?“, fragte der junge Cal, der sich durch die Schiffsbibliothek, sowie informative Gespräche zwischen Starbuck, Sharon, Cottle und Lee Adama, auf den neuesten Stand gebracht hatte, und es klang mehr als nur erleichtert. „Nein.“, lächelte Baltar, „Sie sind genau so ein Mensch, wie ich es bin.“ „Dann werden Sie ja wohl nichts dagegen haben, wenn ich meine Crew ebenfalls aufweckte, oder?“ „Das sollten Sie vielleicht mit Admiral Adama besprechen - aber von meiner Seite gibt es da keine Einwände.“, sagte Gaius, ganz der Politiker, der er war. Natasi beugte sich zu ihm, küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund und murmelte gegen seine Lippen: „Du bist ein perfekter Lügner.“ Baltar lächelte. „Nein.“ Nein? Ein Wort, vier Buchstaben - das Schicksal seiner Crew. „Was genau meinen Sie mit ‘Nein’, Admiral Adama?“, fragte er deswegen nach. „Ich meinte, dass ich sie nicht auf ihr Schiff zurückkehren lassen kann. Zumindest jetzt noch nicht. Doktor Cottle hat arge Bedenken, was langfristig Ihre Gesundheit angeht. Ich würde vorschlagen, Sie verbleiben für ein paar Monate auf der GALACTICA.“ Cal nickte: „Aber, was ist mit der DRAGONFLY? Sie haben ja gesagt, dass sie sich im Orbit um den Planeten befindet, auf dem wir gefunden wurden.“ „Nun, wir könnten unseren Chefingenieur darauf ansetzen, dass er die DRAGONFLY FTL-tauglich macht.“, schlug Lee Adama vor. Man befand sich wieder im Büro des alten Mannes und nicht nur William Adama war anwesend, er hatte auch seinen Sohn eingeladen, der Besprechung beizuwohnen. „Und Sie meinen, dass Ihre Bauteile mit den unsrigen kompatibel sind?“, fragte Cal. Lee nickte: „Ja, das dürfte das Geringste der Probleme sein. Ich bin sicher, wir können die DRAGONFLY, zumindest für einen gewissen Zeitraum, in unseren Verband eingliedern.“ „Das könnten wir wohl tun.“ Der ältere Cal erwachte und fühlte sich alles Andere als gut. Er erhob sich von seiner Ruhestätte, einem Bett auf der Krankenstation, und schlenderte dann, eher Lustlos, zu seinem Quartier, wo er es aber auch nicht all zu lange aushielt. Nach ein paar Minuten, die er dazu nutzte, sich nocheinmal die Situation Boomers zu vergegenwärtigen, und die einen noch nicht ganz aus der Welt geschafften Zweifel reaktivierten, erhob sich Cal und ging, etwas zögerlicher dieses mal, zum Quartier von Sharon Agathon. Karl C. „Helo“ Agathon staunte nicht schlecht, als der etwas ältere Mann vor der Tür stand, aber, er erkannte ihn sofort. Das Buch ‘Der Wespenkönig’ stand in Sharons Buchwand, das Buch ‘Projekt DRAGONFLY’ hatte er in seiner Buchwand stehen. „Cat, was gibt es?“, fragte er und Cal räusperte sich mehr als umständlich: „V... Verstehen Sie es nicht falsch, aber - kann ich mal mit Ihrer Frau sprechen? Es hat was mit… der aktuellen Situation zu tun.“ Helo runzelte die Stirn und nickte: „Bitte, kommen Sie rein.“ Er war nicht gerade verwundert, aber, amüsiert, von Cals Auftreten und rief „Schatz? Besuch für Dich!“ „Kann ruhig reinkommen!“, erscholl es aus dem Nebenraum. Cal betrat den Raum und sah sich einer Sharon Agathon gegenüber, die eine Variante des Tai’Chi ausübte. „Sport am Abend, ist erfrischend und labend?“, fragte er und Sharon nickte. Dann erkannte sie den Eindringling: „Was willst Du hier?“ „Ich habe eine Frage.“, murmelte Cal, „Hat mit der Situation zu tun.“ „Ja, was gibt es denn? Und beeil dich bitte, wir wollten noch zu Abend essen.“ „Naja.“, sagte Cal, schaute auf den Boden und schien etwas schüchtern zu werden, „Sie… sie sagten, dass Zylonenaugen etwas zu Leblosigkeit neigten und ich daher nicht in… Frage käme, ein Zy… Zylon zu sein. J… jetzt würde mich interessieren, o… ob das … ge… lo… also, ob Du die Wahrheit, ein wenig be… schö… du weißt schon.“ „Du willst wissen, ob ich gelogen habe, oder ob ich Dir gegenüber die Wahrheit gesagt habe?“, fragte Sharon. Eigentlich wusste sie, was der Mann mit seinem Gestammel sagen wollte, aber sie wollte es nocheinmal von ihm hören. Als Cal nickte, wiegte sie abwägend den Kopf. „Ja … und nein. Ich habe die Wahrheit gesagt, als ich sagte, dass ich es bei Dir für nicht wahrscheinlich halte, dass Du ein Zylon bist. Aber, was die ‘Leblosigkeit’ unserer Augen angeht, da muss ich dich enttäuschen.“ Helo lächelte: „Ich hab mich gerade, wegen dieses anziehenden Funkelns in ihren Augen in sie verliebt.“ Cal schluckte: „A… also kann… kann es sein, dass ich… ihr wisst schon…?“ Sharon nickte. „Es kann sein, ich halte es, wie schon gesagt, für extrem unwahrscheinlich.“, meinte sie, passierte Cal und Helo, um im Bad zu verschwinden. „Woran kann ich denn erkennen, ob ich ein Zylone bin?“, fragte Cal und folgte ihr, blieb jedoch an der Tür zum Bad stehen und betrat den Raum nicht. Dennoch erschien die Asiatin in der Tür, gekleidet in einen Kimono, und bürstete sich die Haare: „Das wirst Du dann schon herausfinden.“ „Ich nehme an, ihr wollt alleine sein?“, fragte Cal und machte sich auf, in Richtung Tür. Kurz vorher drehte er sich nocheinmal um: „Woran erkenne ich, das ich Real bin?“ Sharon schaute ihn an, ernst und nachdenklich und dachte gründlich nach. Dann sagte sie: „Du bist so real, wie Du dich fühlst.“ Cal nickte und verlies den Raum. Helo schaute verblüfft Cal hinterher, und wandte sich dann an Sharon: „Sollten wir das nicht Admiral Adama mitteilen?“ Sharon ließ den Kimono zu Boden gleiten: „Ich bin sicher, dass wir das sollten - aber wir können auch erstmal die Zeit für uns nehmen.“ Helo sah sie verlangend an, ihren nackten Körper, schluckte, wollte etwas sagen, doch Sharon bückte sich und zog sich den Kimono erneut an: „Natürlich, du hast recht. Wir sollten dem Admiral jetzt Bericht erstatten, dass Cal sich für einen Zylonen hält.“ Author saß auf einem Stuhl, während Baltar den Zylonendetektor erneut einschaltete. Vielleicht würden die Ergebnisse, die er bei dem jüngeren Cal gefunden hatte, ja von denen, die er jetzt bei dem Älteren finden würde, divergieren? Er betätigte die Entertaste und wartete. Nach ein paar Minuten stand das Ergebnis fest. Weder die Ergebnisse des alten, noch die des jungen Cals divergierten. Das Ergebnis war somit eindeutig. Der ältere Cal betrat den Hangar der GALACTICA und schaute zu Lieutenant Bruce Mendez, Callsign ‘Jinx’, der gerade seine VIPER polierte. Die Laune des Älteren hatte sich nach der Botschaft, die Baltar ihm brachte, signifikant gehoben. "Hi, Bruce, wie geht’s?“, fragte er und Bruce nickte ihm zu. Cal lächelte - er war wieder da, wo er hingehörte. Kara fuhr aus dem Alptraum hoch. Samuel Anders - der Mann, den sie geliebt hatte - starb. So sah zumindest ihr Traum aus. Samuel wurde von Zylonen gejagt und erschossen, so brutal hatte sich ihr Traum ausgemalt, sie hatte das Blut gerochen, das vergossen worden war, hatte gesehen, wie der Blick Anders von Überraschung in Schmerz wechselte und wie das Leben aus seinem Körper wich. Sie selbst konnte nichts dagegen tun. Sie selbst war bei der Szene zur Untätigkeit verdammt, wollte helfen, war aber nicht in der Lage, sich zu bewegen. Dabei hatte die Szene eigentlich schön angefangen. Ein romantisches Picknick war die Ausgangssituation gewesen - auch eine Frau wie Starbuck hatte solche Klischeegedanken - und während sie auf der Wiese aßen und sich anschließend einander hingaben, verdunkelte sich der Himmel und ein lautes Stapfen war zu hören. Man musste in der aktuellen Zeit kein Genie sein, um das Geräusch zuzuordnen. Zylonen - die Zenturiovariante - mindestens 6 Stück, wenn nicht sogar mehr. Und sie stapften genau in ihre Richtung. Sie wollten aufstehen, doch Karas Körper gehorchte ihr nicht mehr. Und dann sah sie auch schon die glänzenden Metallleiber in der Ferne. „Lauf.“, hatte sie Samuel zurufen wollen, der wie hypnotisiert vor ihr stand, „Lauf und rette dein Leben!“ Doch aus ihrer Kehle entrann kein einziger Laut. Dann hatten sich die Zylonen auf Schussweite genähert - und ein lauter Schuss beendete das Leben Samuel Anders. Zumindest in diesem Traum. Und Kara fuhr hoch - nur um in einem neuen Alptraum zu sein. Das enervierend laute Klaxon und die rötliche Farbe, die sich in die Deckenbeleuchtung der GALACTICA gemischt hatte, ließen für Kara nur zwei Schlüsse zu. Entweder griffen gerade Zylonen an - oder aber sie hatte Probleme mit den Augen und Ohren. Sie beschloss, der ersteren Möglichkeit den Vorzug zu geben, rappelte sich auf und rannte in den Hangar zu ihrer VIPER. Verfrakkte Zylonen. TBC. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)