Die Magie der Musik 2 von abgemeldet (Die Fürsorge eines Bruders) ================================================================================ Kapitel 31: ------------ Kapitel 31 Daniel warf sich seinen Schal um und schnappte sich seine Gitarre. So gern er auch spielte, aber jeden Tag bei diesem verdammt kalten Wetter war es nach einiger Zeit dann doch eher Qual als Freude. Grummelnd hatte er gerade die Hand an der Türklinke, als sein Handy klingelte. Dustin. „Hey, was ist los?“, fragte er. „Daniel!“, rief der Blonde aufgebracht und schüttelte ungläubig den Kopf. „Wir müssen was tun. Du musst herkommen oder diesen Blonden umbringen. Serdall hat sich sicher gestern mit dem rumgebissen!“, meinte er empört und linste noch einmal ins Wohnzimmer, wo Serdall schon wieder geigte. Der Hals war übersät mit Knutschflecken, was Dustin einfach nur aus der Bahn warf. „Scheiße, das kann er dir doch nicht antun!“ Stöhnend ließ sich Daniel wieder auf sein Bett sinken. Musste er Dustin jetzt etwas alles erklären? Er seufzte frustriert. „Nun, diesen Blonden, namentlich Luka, umzubringen, habe ich schon übernommen. Zumindest habe ich ihm die Nase blutig geschlagen und dadurch meinen Job verloren“, berichtete er neutral. „Na und? Serdall hat Knutschflecke! Scheiße, die können doch nur von diesem Luka sein, von wem denn sonst? Schließlich waren die gestern in so einem Restaurant, um zu spielen. Man Daniel, interessiert dich das denn gar nicht?“ „Es würde mich interessieren, wenn die Dinger nicht von mir sind. Unter den gegebenen Umständen kann ich allerdings sagen, dass es mir so ziemlich egal ist“, meinte Daniel sarkastisch. Dustin schien einen Moment zu überlegen und Daniels Worte zu durchdenken, so wie er es als anständiger Lehrer auch bei seinen Schülern tat, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Als ihn die Erkenntnis traf, keuchte er überrascht. „Wie kommst du dazu, dich mit Serdall rumzubeißen?“, fragte er scharf. „Ich habe keine Ahnung, was da verdammt nochmal in mich gefahren ist“, zischte Daniel zurück. „Serdall hat mich gestern nach Hause gefahren nachdem ich meinen Job los war, weil Luka Serdall aufs Übelste beleidigt hat und ich ihm als Dank dafür eine reingehauen habe und dann standen wir auf dem Parkplatz der Jugendherberge und da ist es passiert. Ende der Geschichte.“ „Ihr habt im Auto gevögelt?“, quietschte Dustin glücklich und jauchzte im nächsten Moment auf, sodass sogar Serdall kurz in seinem Geigenspiel inne hielt. Sich zurückhaltend lief Dustin zur Treppe und ging nach oben. „Aber das ist doch toll! So weißt du wenigstens, dass du immer noch bei ihm ankommst! Und was hat er gesagt? Wann trefft ihr euch wieder?“ „Er hat gar nichts gesagt und wir werden uns nicht treffen“, grummelte Daniel. „Das war bedeutungsloser Sex und auch wenn es zwischen uns aus ist, kann man nun mal nicht verleugnen, dass es zumindest körperlich noch zu funken scheint. Das hatte keinerlei Bedeutung. Zumindest für ihn nicht.“ Daniel seufzte frustriert. „Das glaubst du wohl selber nicht!“, rief Dustin wieder viel zu laut und sah Yoshiko entschuldigend an, die gerade überrascht die Treppe herunterkam. ‚Daniel‘, formte er lautlos mit den Lippen und deutete auf sein Handy. Yoshiko lächelte glücklich und nickte, ehe sie mit der Wäsche, die sie in einem Korb trug, nach unten ging. „Man, versuch es doch bitte noch einmal. Scheiße, das kann doch jetzt erst Recht nicht einfach auseinander gehen.“ „Dustin“, grummelte Daniel ungeduldig, „ich weiß ja nicht, ob du es schon gemerkt hast, aber es ist schon vor einigen Wochen auseinander gegangen. Serdall hatte einen guten Grund Schluss zu machen und ich habe ihn in diesem Vorhaben unterstützt, um ihm nicht weiterhin wehzutun. In der letzten Zeit hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und meine zu wissen, wo meine Fehler lagen, doch wenn Serdall mich nicht zurückhaben will, muss ich das akzeptieren, auch wenn ich ihn noch immer mehr als alles Andere liebe und alles dafür geben würde, ihn wieder zurückzubekommen. Scheiße.“ Wütend auf sich selbst wischte Daniel sich die Tränen aus dem Gesicht und starrte mit zusammengebissenen Zähnen an die gegenüberliegende Wand. „Serdall hatte diese Trennung sicher nicht gewollt, egal wie sehr du ihn verletzt hast. Er hat dich auch nur geliebt, dich und eben all deine Fehler“, knurrte Dustin wütend. „Im Grunde hast du ihn verlassen! Er wollte doch nur die Bestätigung, dass du ihn liebst, aber nein, da hatte er auf einmal zu viel Geld, war zu großzügig dir gegenüber. Ich möchte nicht wissen, was du ihm noch alles vor Augen gehalten hast, wie schlecht er eigentlich ist, aber glaubst du nicht, dass es mal an der Zeit für dich ist, ihn so zu akzeptieren? Du hättest das Armband nicht zurückgeben sollen, nur weil es aus Platin ist, aber du hast es, wegen der Meinung anderer. Und weißt du was?“, rief Dustin wütend und trat gegen die Bodenleiste an der Wand. „Jetzt bist du verdammt nochmal an der Reihe, auf Serdall zuzugehen und dir das Armband zurückzuholen. Nur dass du diesmal die Augen offen hältst und dir deine Worte überlegst. Wenn Serdall dann immer noch auf diese Trennung besteht, dann fresse ich meine eigenen Haare.“ Daniel schloss erledigt die Augen. Dustin hatte wohl im Prinzip recht mit dem, was er sagte. Er hatte Serdall in letzter Zeit wirklich nur kritisiert. Angefangen damit, dass der Sex mit ihm zu langweilig war, wenn man es mal krass ausdrückte, bis zum letzten Streit über die immer wieder auftauchende Geldfrage. Kein Wunder, dass es ihm in diesem Augenblick zu viel geworden war. Wahrscheinlich hatte Serdall seine Worte zu dem Zeitpunkt gar nicht so ernst gemeint. Vielleicht wollte er sich tatsächlich nicht von ihm trennen und Daniel hatte eben mit seinem Brief alles beendet. Leise stöhnend rieb er sich über den Nasenrücken. Wer wusste schon, wie Serdall es interpretierte, dass Daniel ihm das Armband zurückgegeben hatte? Daniel hatte es in der Situation nur getan, weil Serdall so ernst danach verlangt hatte. Vielleicht hatte Serdall es als Aus ihrer Beziehung gesehen, als Symbol dafür. „Warum ist nur immer alles so kompliziert?“, fragte er erschöpft und ließ sich in die Kissen fallen. „Weil ihr beide sture Dummköpfe seid, manchmal“, zischte Dustin immer noch ziemlich aufgebracht. „Wie wäre es, wenn du gleich vorbeikommst? Taki ist nicht da und Serdall“, kurz lauschte Dustin von seinem Zimmer aus auf die Treppen, „der geht gerade auf sein Zimmer.“ Dustin ließ sich auf sein Bett fallen und starrte an die Decke. „Am besten du nimmst dir ein Taxi ich warte auf dich und mache dir dann die Tür auf.“ „Ich habe Angst“, gestand Daniel, vergrub den Kopf einmal kurz im Bettzeug und richtete sich dann doch recht entschlossen auf. „Aber ich komme trotzdem. Zumindest, um dich zu besuchen. Ich denke, dass ich in gut zwanzig Minuten da sein werde.“ „Gut und mach dich hübsch. Das erleichtert vielleicht manches. Und wenn wir erst mal nur reden, ist das auch in Ordnung. Dann bist du halt mein Gast“, meinte Dustin entschieden. Er wollte einfach nur, dass Serdall und Daniel wieder zusammenkamen und einsahen, dass sie füreinander bestimmt waren. Dustin wünschte es sich einfach, für sie und für sich selbst. Schließlich wollte er Serdall wirklich nicht verlassen müssen und ihn ganz sich selbst überlassen, nur weil die beiden sich selbst geißelten. „Bis gleich.“ Wie abgesprochen rief sich Daniel ein Taxi und ließ sich zu Dustin fahren. Hübsch gemacht hatte er sich nicht wirklich. Er war schon fertig und auf dem Weg nach draußen gewesen, bevor Dustin angerufen hatte. Noch einmal tief durchatmend klingelte Daniel. Himmel, er hatte total Bammel, in dieses Haus zu gehen da er befürchtete, dass ihn die Erinnerungen erschlagen würden. Dustin riss auch sogleich die Tür auf und zog Daniel in den Flur. Bevor Daniel auch nur zu Wort kommen konnte, hatte Dustin die Arme um ihn geschlungen und ihn fest an sich gedrückt. „Na endlich! Ich dachte schon, dass du unterwegs einen Rückzieher gemacht hast“, meinte er und ließ wieder von Daniel ab. „So, denkst du, dass du bereit bist für Serdall?“ „Nein“, erwiderte Daniel und stieß zischend die Luft aus. „Aber lässt du mir eine Wahl?“ Schief grinste er Dustin an. „Niemals“, deklarierte Dustin grinsend und zog Daniel schneller die Jacke von den Armen, als der gucken konnte. „Ich meine, was hast du zu verlieren? Serdall und du seid schon getrennt. Wenn dann tut es jetzt eben noch einmal weh oder ihr kommt wieder zusammen. Aber ich bin optimistisch. Wird schon schief gehen“, erwiderte er noch lächelnd und strich Daniel durch die Haare. Sofort zog er geschockt seine Unterlippe nach unten und richtete Daniels Haare wieder. „Himmel, ich fühl mich wie ein Vater, der seinen Sohn auf sein erstes Date schickt“, meinte Dustin nun leise lachend. „Das hier ist schlimmer als ein erstes Date“, seufzte Daniel und fuhr sich selbst noch einmal durch die Haare. „Da ist man sich wenigstens einhundert prozentig sicher, dass beide dasselbe wollen. Hier bin ich eher skeptisch.“ Daniel folgte Dustins Druck an seinem Rücken und ging in Richtung Treppe. Er stockte vor den letzten Stufen. „Weißt du, vielleicht sollte ich einfach mit ihm telefonieren. Oder noch besser ich schreibe ihm einen Brief. Damit hat alles geendet, damit fängt es wieder an. Ja, die Idee ist wirklich gar nicht mal so schlecht.“ „Auf keinen Fall“, knurrte Dustin und schob Daniel weiter vor Serdalls Tür. „Ihr werdet miteinander reden. Von Angesicht zu Angesicht. Dann siehst du wenigstens, ob du das Richtige sagst“, murrte Dustin und grinste im nächsten Moment diabolisch. „Du kleiner Feigling wirst jetzt reinen Tisch machen“, flüsterte er und klopfte nun laut an Serdalls Tür. Sofort hastete er die Treppen runter und ließ Daniel verwirrt stehen. „Dustin, du kleiner, fieser, abgebrühter…“ Daniel stoppte in seinem Fluchen und drehte sich geschockt um, als die Tür aufging und er sich mit Serdall konfrontiert sah. Mit großen Augen starrte Daniel ihn an. „Äh, hallo“, stotterte er durcheinander. Serdall musste den Impuls unterdrücken die Tür vor Daniels Nase zuzuschlagen. Was machte der überhaupt hier? Vor allem, was machte er hier vor seiner Tür? „Was willst du hier?“, fragte Serdall auch sogleich. „Falls du wegen gestern hier bist, muss ich dich enttäuschen. Wegen dem Sex kommen wir sicher nicht wieder zusammen“, sagte er kühl und gratulierte sich selbst dazu, dass er so gefasst dabei war. Er hatte das gestern einfach nur als Fehltritt abgetan. Wie man sah, war es wirklich ein enormer Fehler gewesen. Er hatte mit Daniel abgeschlossen. Zumindest bis gestern. Dieser Ausrutscher würde ihm jetzt nicht noch einmal passieren. Schnaubend stieß Daniel Serdall ein Stück zur Seite und betrat unaufgefordert das Zimmer. Im ersten Moment blieb er erstarrt mitten auf der Stelle stehen. Es zu befürchten und es tatsächlich in allen Ausmaßen zu sehen, waren zwei ganz unterschiedliche Dinge. Man hätte anhand dieses Raumes nicht sagen können, dass sie überhaupt einmal zusammen gewesen waren, dass hier zwei Menschen gelebt hatten. Alles, was irgendwie mit ihm zusammenhing, war verschwunden. Die Bilder, kleinere Geschenke, die Bettwäsche. Daniel räusperte und sammelte sich. „Wie du bestimmt auch bemerkt hast, war der Sex bedeutungslos“, murrte Daniel und machte es sich auf dem Stuhl in der Ecke bequem. „Das hatte nichts mit Beziehung oder so zu tun, sondern einfach mit Frust- und Lustabbau. Trotzdem hat das gezeigt, dass zumindest auf einer Ebene zwischen und noch nicht alles eingefroren ist.“ Gelassen schloss Serdall die Tür und wandte sich dann zu Daniel. Er blieb in einer angemessenen Entfernung stehen und musterte ihn. „Und welche wäre das? Die Ebene in unserer Schwanzregion?“, fragte Serdall wütend und verschränkte die Arme. „Falls du es nicht mitbekommen hast, wir sind geschiedene Leute und ich glaube nicht, dass du dem gestern zu viel beimessen solltest. Wir hätten uns beide beherrschen müssen“, zischte er wütend. „Ich bitte dich zu gehen, falls du nur hergekommen bist, um das von gestern zu wiederholen. Ich für meinen Teil glaube mit dir durch zu sein.“ Jetzt schon mit den Nerven am Ende für sich Daniel durch das Gesicht. „Es war scheiße, dass ich die ganze Sache so angefangen habe“, seufzte er. „Vielleicht würde es mein Anliegen verdeutlichen, wenn ich sagen würde, dass ich eigentlich nie wirklich eine Trennung wollte, dass ich mich nur von dir getrennt habe, damit ich dir nicht noch mehr wehtue, dass ich gemerkt habe, dass ich ohne dich nicht kann, weil ich dich einfach viel zu sehr vermisse und die Sache gestern es nicht unbedingt leichter gemacht hat, dich doch mal irgendwann in zehn Jahren vielleicht vergessen zu können, was ich aber eigentlich gar nicht will.“ Serdall schüttelte den Kopf. „Daniel, du weißt selbst, dass das zwischen uns nie gutgehen wird. Wir sind schlichtweg zu verschieden. Ich kann dich nicht verstehen und du mich nicht. Es ist nicht umsonst zu einer Trennung gekommen.“ Serdalls Finger bohrten sich in seine Oberarme, als er die Arme vor seiner Brust verschränkte. „Glaubst du echt, dass wir einfach wieder zusammenkommen können und eben auf den nächsten Krach warten? Du musst einfach einsehen, dass wir nicht füreinander gemacht sind. Jetzt nicht und auch nicht in der Zukunft. Du liebst eben nicht alles an mir und das wird immer ein Problem bleiben. Und ewig nur Kompromisse machen geht auch nicht, wie du gesehen hast.“ Daniel gab einen erstickten Laut von sich. Wie sollte er Serdall alles erklären und ihn überzeugen? „Die Streits sind hauptsächlich durch meine Schuld entstanden“, fing er einfach irgendwo an. „Ich liebe dich, aber ich muss doch nicht alles gut finden, was du tust, oder? Nur habe ich in letzter Zeit einfach viel zu schnell und viel zu viel kritisiert, wobei ich eigentlich der Erste hätte sein müssen, der bei sowas ruhig ist. Schließlich habe ich genug Mist gebaut. Das habe ich eingesehen. Kernpunkt in den Streits war beispielsweise die Sache mit deinem Geld. Es ist okay, wenn deine Geschenke etwas größer ausfallen. Wenn ich das Geld hätte, würde ich dir bestimmt auch nur das Beste kaufen. Es war wohl nur mein Stolz, der mich daran gehindert hat, das anzunehmen. Ich meine, ein Geschenk, das deinem Geldbeutel nicht wehtut ist mehr, als ich auf meinem Sparbuch habe. Aber ich weiß, dass man eben alles aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten muss.“ Daniel seufzte und stand auf. Er ging auf Serdall zu, der starr an seinem Platz stehen blieb. Mit einer schnellen Bewegung griff Daniel das rechte Handgelenk und hielt es eisern fest. „Warum trägst du eigentlich noch Armband und Ring, wenn du angeblich über mich hinweg bist?“, fragte er. Schnell entzog Serdall seine Hand und vergrub sie in seiner Hosentasche. „Fass mich nicht an“, zischte er wütend und ging einen Schritt zurück, um Distanz zwischen sie zu bringen. „Du hast mir in der letzten Zeit wohl oft genug gezeigt, dass ich eben nicht deiner Liebe wert bin, okay?“, fauchte er nun wirr und wandte konsequent den Blick ab. „Jetzt, wo ich nicht daran vergehe von dir getrennt zu sein, da kommst du wieder an. Nachdem du mir das Armband einfach zurückgegeben hast, weil es einfach zu kostbar für dich war“, zischte Serdall wütend und blickte wieder kalt in Daniels Augen. „Und jetzt sagst du mir, dass es ja alles ein Fehler war, dass es dir Leid tut? Du hast nie alles gut gefunden, was ich getan habe und du hast es mir auch gesagt, aber so extrem wie in den letzten Tagen unserer Beziehung war es nie gewesen. Und ich bin immer fair geblieben, habe dir das mit Kai nicht dafür vorgehalten, den wohl größten Fehler deines Lebens. Warum bist du jetzt so unfair und kommst zu mir? Warum, wenn du in Gedanken doch nur glaubst, dass es wieder in die Brüche geht?“ „Meinst du, wenn ich denken würde, dass alles wieder in die Brüche geht, würde ich mir das hier antun?“, schrie Daniel wütend. „Ganz bestimmt nicht. Aber da der größte Fehler dieser Beziehung wohl mein Verhalten war und ich positiv gestimmt bin, dass ich es in den letzten drei Wochen, in denen ich viel Zeit zum Nachdenken hatte, doch ziemlich geändert habe, sehe ich keinen Grund, dass irgendwas die Harmonie wieder gefährden sollte. Nur du musst wieder alles mies machen und scheinst lieber mal wieder dein Leben lang Single bleiben zu wollen. Super.“ Serdall schüttelte den Kopf. „Du brauchst mich nicht anzuschreien“, knurrte er vernehmlich und trat noch einen Schritt zurück, von Daniel weg. „Ich glaube ich bin lieber Single, wenn du nur ‚positiv gestimmt‘ bist dich geändert zu haben.“ Sich gegen die Wand in seinem Rücken lehnend versuchte Serdall Halt zu bekommen, da seine Beine langsam ziemlich weich wurden. Daniel wollte ihn jetzt wieder umstimmen, nach all dem wollte er einfach wieder mit ihm zusammen sein, nur weil sie gestern Sex gehabt hatten? Serdall wollte gerade einfach nur weg von Daniel, weil er ihn viel zu sehr in die Mangel nahm, zu aufbrausend war in diesem Moment, was Serdall dicht machen ließ. „Außerdem geht es nicht darum, dass du dich änderst. Es geht ums Verstehen, verdammt. Wir verstehen uns eben nicht mehr. Das solltest du einsehen.“ Eine Zeit lang vergrub Daniel sein Gesicht in den Händen und blieb still im Sessel sitzen, zu dem er nach Serdalls Worten wieder zurückgegangen war. Irgendwann sah er wieder zu Serdall auf. Ernst. Erschöpft. Einfach vollkommen mit den Nerven am Ende. „Ich glaube einfach nicht daran, dass es noch einmal so schlimm werden wird. Diese drei Wochen haben mir dann doch einiges gebracht, vor allem bei meiner mir selbst auferlegten Fehlersuche. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich es ohne dich keinen Tag länger aushalte.“ Langsam ging er wieder auf Serdall zu und lehnte sich einfach nur müde gegen ihn. Daniel umarmte ihn nicht, verlangte von Serdall auch nichts in die Richtung. Er brauchte gerade einfach nur etwas Halt. Serdall verspannte sich dabei jedoch augenblicklich. Er ballte die Hände zu Fäusten. So konnte er nicht mit Daniel nicht reden. Jener war viel zu nah und Serdalls Mauer zerfiel, wie ein Gebilde aus Sand im Regen. „Daniel…“ Serdall verstummte als Daniel federleicht eine Hand an seine Wange legte und ihn kurz küsste. Augenblicklich schob Serdall Daniel ein Stück von sich, beließ seine Hände aber auf Daniels Schultern. Wenn Daniel so weiter machte, würde Serdall ihm alles glauben. Es war fast wie zu Anfang, wo Daniel eben instinktiv machte, was Serdall aus der Bahn warf. „Bitte, ich will das nicht wieder überstürzen. Lass es uns langsam angehen. Ich denke, dass du erst mal wieder hier einziehst? Trotzdem kann ich nicht einfach sagen, dass wir wieder zusammen sind“, stammelte Serdall etwas unbeholfen und biss sich auf die Lippe. Er nahm seine Hände von Daniel und rang nach seiner Fassung. Daniel lächelte leicht und legte den Kopf schief. Seine Hände hatten währenddessen den Weg über Serdalls Arme zu seinem Rücken aufgenommen, wo sie jetzt hauchzart auf und ab strichen. „Danke“, murmelte Daniel leise und küsste Serdall wieder vorsichtig, bevor er ihn glücklich umarmte. Überfordert ließ Serdall es geschehen und lächelte schief. So konnte er Daniel weder böse sein, noch ihm nicht glauben. Aber noch waren sie eben erst am Anfang. Bis sie sich wirklich wieder zusammengerauft hatten, würde es wohl ein wenig dauern. „Du schläfst dann in deinem Zimmer?“, fragte Serdall nun nach. Das verstand Serdall nämlich darunter, es langsam angehen zu lassen. Seufzend löste Daniel sich wieder ein Stück von Serdall. „Ist okay“, meinte er. „Besser als gar nichts, denke ich.“ Unentschlossen trat er etwas auf der Stelle herum. Irgendwie wurde er gerade etwas aus der Bahn geworfen. „Und jetzt?“, wollte er wissen. „Irgendwelche besonderen Vorschläge?“ „Wie wäre es, wenn wir erst einmal deine Sachen wieder herschaffen?“, murmelte Serdall und fasste nach Daniels Hand, um sie mit seiner zu verschränken. Völlig voneinander abzulassen war Blödsinn, aber Serdall wollte lieber langsam wieder dazu übergehen mit Daniel wieder zusammen zu sein. Er lächelte Daniel ehrlich an. In ihm begann es sanft zu kribbeln, allein durch diese kleine Berührung ihrer Hände. „Ich fahre dich, okay?“ Daniel lachte leise. „Das letzte Mal, als du das gesagt hast, hast du mich mehr als nur gefahren. Wobei ich ehrlich gesagt nichts gegen eine Wiederholung hätte. Dieses Mal allerdings auf anderem Niveau.“ Grinsend zog er Serdall mit sich die Treppe hinunter. Dustin streckte seinen Kopf neugierig aus der Küche hinaus und Daniel ging zu ihm. Glücklich schlang er seine Arme um Dustin und gab ihm einen feuchten Schmatzer, bevor er sich wieder grinsend von ihm löste und zu Serdall zurücktrottete. „Danke“, meinte er ehrlich. Dustin grinste überdimensional, als Serdall etwas eifersüchtig zu ihm blickte und Daniel wieder bei der Hand nahm. Etwas angeekelt wischte er Daniels Speichel von seiner Wange. „Das wäre auch weniger nass gegangen“, meinte er lachend und streckte Daniel die Zunge heraus. „Wir fahren kurz Daniels Sachen holen“, meinte Serdall nun zu seinem Schwager und jener nickte glücklich. „Hach, unsere Turteltäubchen sind wieder in Aktion“, rief Dustin euphorisch und Serdall verdrehte die Augen, musste aber lächeln, als er einen Arm um Daniels Schultern schlang. Er zog ihn mit sich zur Garderobe und wenig später saßen sie schon in Serdalls Wagen und fuhren in Richtung Jugendherberge. Daniel ging mit Serdall in sein Zimmer und packte seine Sachen zusammen. Seufzend zog er noch sein Bett ab und fegte einmal durch, während Serdall es sich auf einem der Stühle am Tisch bequem gemacht hatte. „Füße hoch“, befahl Daniel, als er mit dem Besen in Serdalls Reichweite kam und beseitigte den ganzen Dreck dann schließlich im Mülleimer. Er sah sich noch ein letztes Mal prüfend um, ob er auch nichts vergessen hatte und machte sich dann wieder auf den Weg zur Rezeption. Wortlos sah Serdall dabei zu, wie Daniel bezahlte. Seufzend nahm er Daniels Tasche, als der noch irgendetwas unterschreiben musste und machte sich auf zu seinem Wagen. Er verstaute die Tasche im Kofferraum und lehnte sich, auf Daniel wartend, an die Fahrertür. Nachdenklich richtete Serdall seinen Blick gen Himmel. Schneeflocken fielen träge auf die Erde und verfingen sich zum Teil in seinen Haaren. Er beobachtete wie sein Atem kondensierte und sich dann verflüchtigte. Im Moment fühlte er sich mit Daniel wieder irgendwie in einer Schwebe. Er war sich nicht sicher, ob es das Richtige war, was er tat und er wusste auch nicht, ob es gutgehen würde, aber das Risiko musste er wohl eingehen. Er hoffte wirklich, dass sie wieder glücklich wurden, dass er selbst nicht mehr zweifeln musste und Daniel endlich zufrieden war mit dem, was sie hatten. Leise trat Daniel auf Serdall zu und umarmte ihn von hinten. Er stellte sich auf Zehenspitzen, damit er sein Kinn auf Serdalls Schulter ablegen konnte. Schnell schob er seine kalten Finger durch einen der Schlitze zwischen den Knöpfen von Serdalls Mantel und seufzte zufrieden. „Hast du Lust Schlittschuh zu laufen“, wollte er grinsend wissen. „Nur wir beide?“, fragte Serdall und lächelte etwas gezwungen. Er sah sich wirklich schon auf dem Eis mit einer plattgedrückten Nase, weil er aufs Gesicht gefallen war. Serdall schnappte sich Daniels Hände aus seinem Mantel, drehte sich zu ihm um und vergrub Daniels und seine Hände in seinen Manteltaschen, während er seine Nase an Daniels stupste. „Aber nur für eine Stunde in einer Eishalle“, bestimmte Serdall und küsste Daniel kurz auf die kalten Lippen. Je weniger Zeit sie auf dem Eis verbrachten, umso geringer war hoffentlich auch die Unfallgefahr. Lächelnd ließ Serdall von Daniel ab und ging um den Wagen herum, um sich hineinzusetzen. Die Heizung aufdrehend wartete Serdall kurz, dass Daniel einstieg und fuhr dann an. Es war ein ganz schöner Weg von der Jugendherberge zur Eishalle und sie brauchten so, da die Straßen in manchen Teilen der Stadt ziemlich glatt und nicht gestreut waren, relativ lange. Euphorisch zog Daniel Serdall zum Schlittschuhverleih und anschließend auf eine Bank am Rand der Eisfläche. Schnell hatte er die Schnürsenkel zugebunden und stakste schon auf das Eis zu, während Serdall sich noch in seine Schuhe kämpfte. Grinsend lief Daniel die ersten Schritte und genoss das Gefühl des mühelosen vor sich hin Gleitens. Länger als nötig verbrachte Serdall damit, die Schuhe anzuziehen und linste dabei immer wieder zu Daniel, der ihm schon grinsend zusah. Doch irgendwann musste Serdall zugeben, dass seine Schnürsenkel fest verzurrt waren und er eigentlich bereit dafür war, um sich aufs Eis zu Wagen. Daniel einen mürrischen Blick zuwerfend machte er sich nun auch auf den Weg zum Eis, wo er sich dort angekommen immer mit einer Hand an der Berandung festhielt. Daniel hielt neben ihm und sah Serdall mit schiefgelegtem Kopf an. „Also wenn du absolut nicht hättest laufen wollen, hättest du auch einfach nein sagen können“, meinte er überlegend und zuckte dann mit den Schultern. „Allerdings bist du jetzt schon mal hier, da kannst du auch gleich ein paar Runden drehen. Du kannst doch Schlittschuhlaufen, oder?“ Serdall verdrehte die Augen. „Ich kann, aber man kann sich da auch verletzen und ganz besonders die Hand brechen“, erwiderte Serdall stur und stieß sich, nach einem forschen Blick über die Eisfläche die halbwegs gut besucht war, von der Seite ab und lief dann langsam und bedacht neben Daniel her. „Außerdem hatte ich diese Rechnung ja noch bei dir offen“, murrte er leise. „Nun, das ist richtig“, erwiderte Daniel abwägend. „Allerdings hatte ich schon damals nicht daran gedacht, was dabei alles passieren kann. Aber ein unglücklicher Sturz und der schlimmste Fall könnte eintreten. Ich werde mich dann allerdings vor dich schmeißen und dich abfangen, also immer schön nahe bei mir bleiben.“ Lächelnd nahm Daniel Serdalls Hand. Serdall zuckte bei dieser Berührung ein wenig zusammen und brachte Daniel leicht ins Trudeln. Erschrocken wandte er den Blick etwas um sich herum, doch biss er sich dann hart auf die Lippe. Was war er denn für ein Feigling? Schief lächelte er Daniel an und strich leicht mit dem Daumen über Daniels Handrücken, ehe er weiter mit ihm Hand in Hand lief, sich dabei zwang ruhig zu bleiben. Er war es immer noch nicht gewöhnt, dass man sich nach ihm umwandte, nur weil er mit Daniel zusammen war. Manchmal kam auch ein böses Wort oder Beschimpfungen und das hatte er einfach noch nicht wirklich verarbeitet. „Sorry“, murmelte er nur halblaut während sie weiter ihre Runden zogen. Lächelnd schüttelte Daniel den Kopf. „Ist schon in Ordnung. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass du nicht ganz zurückgeschreckt bist. Ich kann verstehen, wenn du nicht mit der abwertenden Meinung anderer konfrontiert sein möchtest, bin allerdings glücklich, wenn du dich dem stellst. Aber es ist letztendlich deine Entscheidung.“ Serdall nickte nur. Es war eben einfach nicht normal, für andere Leute. Er selbst hatte es zu Anfang ja auch für nicht normal gehalten. Seufzend hielt er mit Daniel an. Er wollte nicht, dass das ewig so weiterging, dass er zu feige für dieses ganze Leben war. Entschlossen schlang er einen Arm um Daniels Hüfte, sah ihm lächelnd in die Augen, bevor er sanft seine Lippen auf Daniels legte. Hier kannte ihn doch keiner und es war ein unbeschreibliches Gefühl, Daniel hier zu küssen. Daniel keuchte kurz überrascht. Er hätte nie damit gerechnet, dass Serdall sich ihm von selbst so nähern würde. Allerdings hatte er damit ehrlich gesagt auch kein Problem und es war unbeschreiblich schön, dass Serdall für ihn über seinen eigenen Schatten sprang. Besser gesagt für sie. Für ihre Beziehung, die scheinbar tatsächlich wieder intakt war. Zumindest langsam und allmählich. Aufseufzend legte Daniel seine Hände in Serdalls Nacken und erwiderte den Kuss. Serdall löste sich von Daniel und räusperte sich leicht. „Wir müssen ja nichts provozieren, nicht wahr?“, murmelte er leise und registrierte mit roten Wangen die etwas skeptischen Blicke, die ihnen zugeworfen wurden. Er wollte sich nicht zu sehr darüber aufregen, aber ganz konnte er es eben nicht ignorieren. „Lass uns noch ein wenig herumlaufen“, meinte er leiser und nahm nun Daniel bei der Hand. „In Ordnung“, gab Daniel sein Einverständnis und sie zogen noch ein paar langsame Runden, bevor sie ihre Schlittschuhe wieder abgaben und in Richtung Auto gingen. „Das war schön“, meinte Daniel lächelnd und lehnte sich etwas an Serdall. Hier auf dem Parkplatz war fast niemand und er war sich ziemlich sicher, dass Serdall ihn dann, nachdem er Daniel in der Eishallte sogar geküsst hatte, nicht von sich wegstoßen würde. „Ja“, bestätigte Serdall lächelnd, schnappte sich Daniel und drückte ihn küssend gegen die Wagentür. Schließlich hatten sie in dieser Hinsicht noch drei Wochen Pause wieder aufzuholen. Zumindest das Küssen würde Serdall jetzt nicht mehr zurückhalten, mit dem Sex würden sie sich noch ein wenig Zeit lassen müssen. Serdall hatte Angst, dass es genau so wie am gestrigen Abend laufen würde. Einfach schnell und ohne Gefühl. Nachdem er sich seufzend von Daniel gelöst hatte, schob er Daniel zur Beifahrerseite, als jener seine Finger schon wieder in tiefere Regionen gleiten lassen wollte. Daniels Ungeduld hatte sich wohl in den letzten Wochen kein Deut gebessert. Tief seufzend fuhr Serdall vom Parkplatz und machte leise das Radio an. Daniel seufzte ebenfalls, allerdingst aus Frust. Er war nach dieser langen enthaltsamen Zeit ziemlich heiß auf körperliche Nähe, aber Serdall wollte es einerseits langsam angehen lassen und andererseits waren sie nicht wie gestern mitten in der Nacht auf einem verlassenen Parkplatz, sondern am Tag vor einer belebten Eishalle. Keine gute Idee, hier und jetzt etwas zu versuchen. Er ruckelte sich etwas bequemer in seinem Sitz zurecht und hielt seine kalten Finger direkt vor die Heizung. Serdall sah es Daniel an, dass ihm diese Abweisung nicht wirklich passte und er wohl lieber wieder hemmungslos von null auf hundert gegangen wäre, aber Serdall konnte eben nicht so schnell umschalten. An einer roten Ampel glaubte Serdall kaum, was Daniel tat. Plötzlich beugte sich sein Freund in seinen Schoß und öffnete Serdalls Hose. „Spinnst du?“, rief er perplex und zog Daniel an den Haaren von dieser Region weg. Daniel wollte doch nicht echt…? Zischend rieb sich Daniel seine malträtierte Kopfhaut und sah ziemlich schuldbewusst drein. Er hatte wenigstens einen Versuch starten wollen, auch wenn er sich schon gedacht hatte, dass Serdall ihn abweisen würde. Scheinbar war die Devise wirklich, dass sie es langsam angehen würden. Obwohl, auch unter normalen Umständen wäre ein Blowjob im Auto an einer roten Ampel wohl kaum etwas gewesen, das Serdall mit Freuden angenommen hätte. Seufzend schüttelte Daniel über sich den Kopf. Warum handelte er mal wieder so komplett hirnlos. „Entschuldige“, murmelte er leise. Serdall beließ es dabei. Er wusste zwar nicht, was Daniel sich dabei gedacht hatte, aber er kannte seinen Freund und seine schreckliche Ungeduld. Ein wenig war Daniel ja auch experimentierfreudig, aber sowas würde Serdall sicherlich nicht mitmachen, dass sie es hier am helllichten Tage soweit treiben mussten. Nachsichtig lächelnd strich Serdall Daniel über den Oberschenkel, als schon die Ampel auf grün schaltete und er weiterfuhr. Daheim in der Zikadillenstraße half Serdall Daniel seine Sachen wieder nach oben zu bringen. Einräumen ließ er ihn selbst. Etwas unbehaglich sah Serdall auf die halbleeren Wände, an denen sonst die Bilder von ihnen gehangen hatten, besonders die von Daniel. Kurz küsste er Daniel in den Nacken, als der die ersten Shirts in den Schrank räumte, bevor er schnell zur Abstellkammer ging und die Kiste mit den Photos zu holen. Daniel sah Serdall neugierig hinterher, zuckte dann allerdings mit den Schultern und leerte seine Tasche nach und nach vollständig. Als Serdall schließlich wiederkam und Daniel sah, was sein Freund in den Händen trug, konnte er sich sein glückliches Lächeln nicht verkneifen. Er warf einen Blick in die Kiste und holte einige Sachen heraus. „Ganz meine Meinung“, meinte Daniel freudig grinsend. „Ich finde auch, dass es ohne diese Sachen ziemlich leer wirkt. Mein Anblick hellt doch gleich jedes Zimmer etwas auf.“ Serdall kniff Daniel in die Nase. „Einbildung“, meinte er leise lachend und begann die Bilder wieder sorgfältig an ihren angestammten Platz zurück zu hängen. Nachdenklich betrachtete er jedes Einzelne und ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus und ließ ihn sich glücklich fühlen. Daniel und zum Teil auch sie gemeinsam lächelten freudig in die Kamera. Und Daniel lächelte jedes Mal überbreit, bis auf dem Bild, das zu seinem zwanzigsten Geburtstag gemacht wurde, wo er gerade vor dem neuen Wagen stand. Da waren ihm die Gesichtszüge total entgleist. Lächelnd hängte Serdall das letzte Bild an die Wand und ging dann zu Daniel, der wieder dabei war seine Sachen einzuordnen. „Hast du dich eigentlich mit Kai getroffen, in den letzten drei Wochen?“, fragte Serdall plötzlich. Irgendwie kam ihm das gerade in den Sinn. Hatte sich Daniel mit Kai getröstet? Serdall konnte sich nicht vorstellen, dass Daniel die Nächte allein in diesem kahlen Zimmer in der Jugendherberge verbracht hatte. Etwas unbehaglich sah Daniel Serdall an. Er fand es seltsam, dass sie jetzt über dieses Thema sprachen, nachdem Serdall das letzte Mal doch überdeutlich gemacht hatte, dass er darüber nicht mehr nachdenken wollte. Allerdings war die Frage nicht eifersüchtig gestellt, sondern eher neutral und Daniel musste in der Hinsicht ohnehin kein schlechtes Gewissen haben. „Nein, ich habe ihn nicht gesehen“, erwiderte er. „Irgendwann kam mal eine sms, dass er aus dem Krankenhaus raus ist, aber das ist auch alles, was es zu dem Thema zu sagen gibt.“ Serdall sah Daniel eine Spur zu überrascht an. Er hätte wirklich gedacht, dass Daniels erstes Ziel nach ihrer Trennung Kai gewesen wäre. Zumal es dieses Mal auch wirklich ernst gewesen war. Ungläubig setzte sich Serdall aufs Bett und sah nachdenklich auf den Boden. „Hast du dann jemand anderes gehabt?“, fragte Serdall nüchtern und legte leicht den Kopf schief. „Entschuldige, eigentlich geht es mich auch nichts an“, meinte Serdall schnell, als er Daniels skeptischen Blick sah, „aber es würde mich schon interessieren.“ Im ersten Moment baute sich in Daniel das Verlangen auf, stinksauer zu werden. Dann allerdings seufzte er und ließ sich schwer ebenfalls auf das Bett plumpsen. Serdall hatte eigentlich jedes Recht, so von ihm zu denken. Er hatte während ihrer Beziehung in der Hinsicht bei Zeiten voller Probleme diverse Ausreißer gehabt. Sei es David, Dustin oder Kai. Kein Wunder also, dass Serdalls Gedanken in diese Richtung schweiften. „Ist schon okay“, meinte er und ließ sich ganz zurücksinken. „Ich habe mich bislang nicht unbedingt so benommen, dass du anders von mir denken könntest. Allerdings hatte ich niemand anderen. Erstens war ich dafür zu beschäftigt und zweitens habe ich die ganze Zeit gehofft, eben doch noch zu dir zurückkommen zu können.“ Serdall biss sich auf die Lippe. Er fühlte sich irgendwie schlecht, da er Daniel so falsch eingeschätzt hatte. Aber es beruhigte ihn ungemein, dass Daniel sich nicht gleich wieder in fremden Betten Trost gesucht hatte. Das bedeutete Serdall so viel, dass er nur glücklich lächeln konnte. Sein Herz machte freudige Hüpfer, als er sich zu Daniel drehte und nach seiner Hand griff. Erleichtert sah er Daniel in die Augen. Er wusste nicht was er sagen sollte, was überhaupt angebracht wäre. Serdall lehnte sich einfach vor und küsste Daniel, um ihn an seiner Freude teilhaben zu lassen. Sie ließen sich in die Kissen fallen und Serdall zog Daniel eng gegen sich, während seine Finger sich unter Daniels Pulli stahlen und die warme Haut in der Rückenmitte bestrichen. Die Augen halb geöffnet, versuchte sich Serdall zu versichern, dass dies hier kein Traum war, dass er wirklich wieder mit Daniel zusammen war. Er hatte in den letzten Tagen nicht wirklich daran geglaubt, dass sie jemals wieder zusammenkamen, doch jetzt war es einfach nur unfassbar. Sanft ließ Serdall seine Zunge zwischen Daniels Lippen gleiten. Kurz nur fuhr er über Daniels gerade Zähne, ehe er die andere Zunge bestrich und sie dazu animierte mitzumachen. Zufrieden seufzend schloss Daniel die Augen und erwiderte den sanften Kuss. Seine Hände machten sich auf Wanderschaft über Serdalls Körper. Einige Zeit lagen sie so da, den Anderen einfach küssend und leicht berührend. Allerdings ließ auch das Daniel nach der langen Zeit ohne Serdall nicht kalt und er schob seinen Freund schweren Herzens ein Stück von sich weg. „Wenn du es langsam angehen willst, sollten wir hier lieber abbrechen“, erklärte er etwas peinlich berührt, als er Serdalls verdatterten und fragenden Blick sah. Serdall seufzte. Daniels Beherrschung war wie immer kaum vorhanden. „Okay“, murmelte Serdall und richtete sich wieder auf, wobei er sich die Haare wieder zurückstrich, die nun wieder ein kleines Chaos waren. „Wenn du deine Sachen einsortiert hast, können wir nach unten gehen. Yoshiko hat bestimmt gleich das Abendbrot fertig und Taki ist auch gleich von Kevin wieder da.“ Er zog Daniel vom Bett hoch und küsste ihn noch einmal auf die Lippen. Es wäre zwar schön, wenn sie sich einfach wieder hemmungslos in den Laken wälzen würden, aber diese drei Wochen hatten bei Serdall Spuren hinterlassen und er wollte es eben wirklich nicht wie beim letzen Mal überstürzen. Jetzt würden sie sich Zeit lassen und auch ruhig zu ihrem normalen Alltag zurückkehren. So würde hoffentlich alles wieder in Ordnung kommen und sie wieder glücklich miteinander sein und nicht einfach die Probleme beiseite schieben und übereinander herfallen. Daniel nickte und packte weiter seine Kleidung in den Schrank. Er würde jetzt ein paar Minuten brauchen, um wieder runterzukommen. Es tat ihm leid, dass er ihre Zweisamkeit hatte unterbrechen müssen, aber er war so schnell von null auf hundertachtzig, dass es ihm ab und an selbst unheimlich war. Allerdings ging ihm das hauptsächlich nur bei Serdall so, es sei denn, Daniel hatte es wirklich nötig. „Gut, wir können“, verkündete er, als auch die letzte Hose ordentlich auf ihrem Bügel hang und der Schrank endlich geschlossen war. Taki, der Yoshiko schon beim Tischdecken half, war wirklich glücklich, dass Daniel wieder da war und er beanspruchte ihn das ganze Abendbrot über und auch danach noch. Serdall wurde dabei leicht außen vor gelassen, weil Taki vorrangig mit Daniel Videospiele spielte und erzählte, wie es mit seinen Freunden lief. Serdall nutzte die Zeit nach dem Abendbrot, um wieder zu geigen. Dustin und Ethan waren nach dem Abendessen auf ihre Etage verschwunden. Serdall hatte für sich bestimmt, dass er sich wegen den beiden etwas einfallen lassen musste, als Entschuldigung dafür, dass er so unerträglich zu ihnen gewesen war. Jetzt im Rückblick tat es ihm schon leid, was er ihnen zugemutet hatte. Ende Kapitel 31 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)