Perfect Moment von DraySama ================================================================================ Kapitel 1: Regentropfen ----------------------- Mit geschlossenen Augen lag er in dem weichen, bequemen Bett mit der weissen, flauschigen Decke die ihn beinahe mitsamt dem Kopf verhüllte. Den Kopf hatte er auf das Kissen gebettet, auch wenn seine Atemzüge noch vollkommen regelmässig waren, schlief er nicht mehr. Er lauschte dem Geräusch des Regens, der an die Scheibe trommelte. Es weckte in ihm die Sehnsucht, da in seinem Heimatland nun die Regenzeit war. Das bekannte plätschern, wenn die Tropfen das Glas hinab rannen und sich unten zu einem kleinen Rinnsaal trafen. Seufzend kugelte er sich zusammen. Regen. Wie konnte so etwas banales ihm Heimweh bescheren? War er nicht ein Sonnenkind? Ja, er liebte die warmen Tage, die Sonnenstrahlen die einem die Haut wärmten und die Laune der Menschen hob? Sommer oder solche warmen Tage waren einfach gut für das Gemüt. „Chikushou!“ Seine Stimme war noch vom Schlaf heiser, doch ob dem Klang seiner eigenen Stimme war er nicht verwundert, sondern dass ihm jemand antwortete. „Was ist passiert?“ Wie versteinert lag er unter der viel zu grossen Bettdecke, seine Sinne waren zum zerreissen gespannt. Diese Stimme, so tief und melodisch. Langsam richtete er sich auf, seine Augen weiteten sich als er erkannte wer in seinem Hotelzimmer stand. Gackt! „Ohayou gozaimasu, Haido.“ „Was machst du denn hier?“ „Das ist eine nette Begrüssung, kleiner Cherub…“ Hyde verzog das Gesicht, dann hob er seine Hände um sich über jenes zu reiben. Er dachte, dass er träumen musste, wollte die Traumfetzen von seinen Augen reiben. Wollte die Ruhe dann geniessen bis die Hektik wieder losgehen würde. Doch als er seine Augen wieder öffnete, stand der grosse Japaner immer noch stolz und erhaben in seinem Zimmer. Perfekt sah er aus, wie immer und Hyde vom Schlaf zerwuschelt, verschlafen und miesepetrig. Das konnte ja heiter werden. „Gomen nasai, so war es nicht gemeint, du weißt ich freue mich wenn ich dich sehe, schliesslich bist du doch mein Freund. Doch musst du dich so anschleichen?“ „Anschleichen? Sag mal Haido, weißt du denn gar nichts mehr?“ „Wie meinst du das?“ Ihm war nicht entgangen, wie sich ein Schatten über das Gesicht seines Freundes legte. Dieser setze sich dann auf das Bett, strich sich hilflos durch das Haar und sah ihn an. Hyde konnte sich nicht vorstellen was so schlimm war, dass dieser so reagierte. „Ich war doch gestern schon hier Haido…. Wir waren doch in dieser Bar.“ Der ältere Japaner runzelte die Stirn, in ihm herrschte eine gähnende Leere, doch dann nach längerem Nachdenken, blitzte durch die Dunkelheit das ein oder andere Gedankenbild. Sie waren in einer Bar gewesen, hatten Alkohol getrunken, gefeiert hatten sie, dass Ga-chan gekommen war. Und er hatte ihm von seinen ganzen Problemen erzählt. Ja, nun erinnerte er sich daran, dass ihm schlecht geworden und Gackt bei ihm gebelieben war, seinen zitternden Leib gehalten hatte, genauso wie er jedes Mal das Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte, wenn er sich übergeben hatte. „Hai... du bist ein wirklich guter Freund… arigatou gozaimasu.“ „Das ist gern geschehen!“ „Ich vertrage einfach keinen Alkohol, dennoch war mir gestern danach.“ Er umschlang seine Knie, welche er angezogen hatte, legte den Kopf dann auf sie, ihm war einfach ein wenig peinlich, dass Gackt so nett zu ihm war. Und das bei der Tatsache, dass sie sich eigentlich erst seit gut einer Woche kannten. Natürlich hatten sie im Vorfeld viel über Moonchild gesprochen, doch so richtig kennen gelernt hatte er Gackt erst bei den Dreharbeiten. Nun heute würden sie wieder miteinander vor der Kamera stehen und das obwohl Hyde fand, dass er einfach nicht als Schauspieler geboren war. Er zuckte zusammen als er spürte, dass er umarmt wurde, beinahe hätte er Gackt weg geschoben, doch dann drang die Wärme durch seinen Schlafanzug in seinen Körper. Sein Freund war so wunderbar warm, ein Segen für Haido, denn er fror beinahe dauernd. „Du brauchst dich weder zu entschuldigen noch zu rechtfertigen…Jeder hat irgendwann einen schlechten Tag, jeder ist einmal mies drauf.“ Mit geschlossenen Augen lehnte er sich an die Wärmequelle, genoss es so sehr Wärme und Güte zu erfahren. Dann stiegen ihm Tränen in die Augen, sie brannten ihm nicht nur in den Augen, sondern auch als sie die Wangen hinunter rannen. Die Scham fraß sich tief in sein Herz. „Shh weine nicht, du wundervoller Cherub…“ „Ich bin kein Engel, Ga-chan!“ „In meinen Augen bist du ein wundervolles, glanzvolles und wunderschönes Engelswesen, Haido. Das kannst du dementieren so oft du willst, dennoch ist es für mich so.“ Hyde wischte sich die Tränen vom Gesicht und grinste Gackt ein wenig an. Irgendwie konnte er nicht verstehen wie dieser Mann ihm immer wieder die Laune retten konnte. Doch in der Gegenwart des großen Japaners hatte der Ältere Mühe längere Zeit missgestimmt zu sein. Es war so als würden Sorgen und Ängste einfach verblassen. Ja, sie verschwanden einfach und lösten sich in ein warmes und sehr angenehmes Gefühl auf. „Wann müssen wir am Set sein?“ „Du hast noch ein wenig Zeit. Ich warte unten auf dich im Frühstückssaal, ist das in Ordnung für dich?“ „Ja dann kann ich noch duschen, ich fühle mich so, als hätte ich es dringend nötig.“ Hyde bemerkte das sanfte Lächeln, welches Gackt ihm zuwarf. Es ließ den kleineren erschaudern, doch er hatte nicht die leiseste Ahnung warum das so war. „Warum siehst du eigentlich immer so perfekt aus?“ „Betriebsgeheimnis.“ Dies brachte den älteren nun zum Lachen, sein melodisches Gelächter schwebte durch den Raum, so sanft und schön wie die Strahlen des Mondes. Gackt liebte es wenn er den Kleinen so lachen sah, ihm wärmte es das Herz. Doch seit sie angefangen hatten Moonchild zu drehen, war Hyde ein stiller Mensch geworden, der sich immer weiter zurückzog. Gackt war es schon aufgefallen das sich der kleine Japaner aus allem raus hielt, was auch nur nach Spass aussah. Auch dass er stundenlang am telefonieren war, und dann meistens anfing zu weinen war ihm nicht entgangen. Und gestern hatte er ihn überredet, mit in die Bar zu kommen. Es war der erste Abend gewesen, an dem er wieder in der Stadt war, denn er hatte noch ein Konzert in der Nähe gegeben, so konnte Hyde ihm die Bitte nicht abschlagen und war mit ihm in die besagte Bar gegangen. Gackt hatte geahnt, dass es sich um Eheprobleme handelte, doch dass es so schlimm war hätte er niemals in seinem Leben gedacht, für ihn waren Megumi und Haido das absolute Traumpaar. Auch wenn ihn das schmerzte, denn er hatte schnell gespürt, dass der ältere Japaner nicht nur ein Freund für ihn war, doch er hielt sich zurück weil er an die Liebe der beiden glaubte. Doch als ihm der Kleine anfing stockend zu erzählen, dass sie ihn betrogen hatte und er Angst hatte, dass das Baby das sie unter dem Herzen trug, nicht von ihm war, hatte es selbst ihm die Sprache verschlagen. Er hatte nicht gewusst wie er ihn trösten sollte, hatte ihn einfach still und wortlos in seine Arme gezogen, hatte ihn weinen und toben lassen. Mehr hatte er auch nicht tun können. Auch wenn er es noch so gewollt hätte. Vor allem da sich der ältere Japaner selbst die Schuld gab, schließlich war er es, der so gut wie nie zu Hause war. Doch Gackt fragte sich in diesem Moment, ob dies nicht einfach eine Ausrede von Megumi war. Doch als Hyde seine Stimme wieder erhob, und ihn aus der innigen Umarmung riss, zuckte er leicht zusammen, ihm war nicht bewusst gewesen, dass er ihm immer noch so nah gewesen war. „Dann bin ich mal unter der Dusche, damit ich neben dir nicht aussehe wie ein Bettler.“ „Du könntest niemals aussehen wie ein Vagabund, selbst dann nicht wenn du den besten Visagisten bitten würdest dich wie einer zu schminken.“ Hyde musterte den jüngeren Japaner eine Weile, doch anstelle etwas zu erwidern, schüttelte er nur leicht den Kopf und krabbelte aus dem Bett. Ohne Gackt noch eines Blickes zu würdigen, ging er in das grosse, angrenzende Badezimmer. Der grosse Japaner streckte sich kurz, um sich dann zu erheben. Sein Blick streifte das Zimmer von Hyde, irgendwie sah es ganz anders aus als sein eigenes, sein Zimmer sah beinahe unbewohnt aus, nur der Koffer und die Schreibutensilien zeugten davon, dass das Zimmer belegt war. Doch bei Hyde lagen die Klamotten kreuz und quer umher. Gackt entdeckte die Kleidung, die er als Kei trug, diese hing auf einem Bügel, am Fenstergriff. Über dem Schreibtischstuhl hingen das Hemd und die Hose, die er gestern Abend getragen hatte. Er dachte zurück, wie der kleinere Japaner an diesem Abend ausgesehen hatte, wie ein Gott, ein anderer Vergleich fiel dem Grossen nicht ein. Leise seufzte er und verließ das Zimmer, schließlich hatte er gesagt er würde unten warten, er wollte den Älteren nicht in Verlegenheit bringen. Hyde, der erst seinen Schlafanzug auszog, als er die Türe ins Schloss fallen hörte, seufzte leise auf, als das warme Wasser über seinen Körper rann. Es belebte ihn mehr als er geglaubt hätte, doch noch etwas stieg in ihm auf, der Wunsch nach Nähe. Die Wärme die er eben bei Gackt verspürt hatte und nun schon wieder auf das schmerzlichste vermisste, er wollte mehr davon. Doch er schüttelte den Kopf, Gackt war für ihn nur ein guter Freund, außerdem war er nicht schwul. „Genau, ich stehe nicht auf Männer!“ Er musste grinsen, seine Stimme hatte sich wie ein Schuljunge angehört, der dem Lehrer erzählte, dass er keinen Unfug angestellt hatte, obwohl er es gewesen war. Langsam schloss er die Augen und lehnte sich an die kühlen, glatten Fliesen, das Leben könnte so einfach sein, doch für ihn war es momentan nur eines: Schwer! Warum musste er nun an das Ende der Dreharbeiten denken? Warum musste er nun daran denken, dass er Gackt dann nicht mehr so oft sehen würde. Mit dem jüngeren Japaner war das Leben leicht und unbeschwert, wie damals als er noch ein Kind gewesen war. Dort hatte das Leben nur aus Spass bestanden. Als er endlich aus der Dusche stieg, war der Spiegel vollkommen beschlagen, lächelnd malte er einen Smily in die glatte Oberfläche, dann machte er sich an das Zähne putzen und das Stylen der Haare. Als er in den Frühstücksaal hinunter ging, beobachtete er, wie sich ein Zimmermädchen mit einem anderen stritt, doch als er vorbeiging zogen sie sich diskret zurück. Hyde musste schmunzeln, es war doch ein schöner Tag, warum vergeudete man ihn mit Streit? Als er endlich den Saal erreicht hatte, sah er Gackt schon von weitem, keiner konnte so gerade wie dieser an einem Tisch sitzen, und nur Tee vor sich stehen haben. Hyde war viel zu faul um ein zweites Mal zu laufen, so nahm er sich am Büffet ein Brötchen und Marmelade und bestellte sich einen Tee. Damit setze er sich dann zu dem großen Japaner hin. „Hatte ich so lange zum duschen?“ „Wie meinst du das kleiner Cherub?“ „Na dass du schon gegessen hast.“ Gackt lächelte milde, wie sollte der Kleine denn wissen, dass er niemals etwas zum Frühstück aß? Er überlegte wie er diese Frage umgehen konnte, doch es fiel ihm nur eines ein: die Wahrheit. „Ich frühstücke nie.“ Hyde schüttelte den Kopf, holte tief Luft und sprach leise aber ernst: „Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages!" „Das hört sich sehr nach meiner Mutter an.“ „Kann schon sein, das liegt daran, dass Mütter generell gleich sind.“ Beide blickten sich einige Zeit lang an und stimmten dann beide gleichzeitig in ein fröhliches Lachen ein. „Iss endlich, sonst wirst du niemals groß und stark.“ Der ältere Japaner schmunzelte und fing an sein Brötchen zu zerteilen, dann bestrich er es mit Butter und Marmelade. Eine Hälfte hielt er dem verdutzten Gackt unter die Nase. „Da…du bist jünger als ich.“ Gackt wusste, dass er nicht mehr drum herum kam, griff nach dem halben Brötchen und biss hinein, er musste gestehen, wenn es von Hyde gemacht worden war, schmeckte es gleich doppelt so gut. Genüsslich leckte er sich die Marmelade von dem Finger und ließ den älteren Japaner nicht aus den Augen, natürlich entging es Gackt nicht, dass dieser unruhig woanders hin sah. Auch wenn er nicht wusste, ob dies aus Scham geschah oder weil er etwas in dem kleinen Japaner weckte, doch Gackt würde es herausfinden, und wenn es das Letzte war, was er tun würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)