Die S-Collection von Lichtregen (SasoDei One-Shots) ================================================================================ Kapitel 6: Selbstlos (3/3) -------------------------- So, hier wie versprochen der dritte Teil! Ich hoffe, er gefällt euch und ihr teilt mir eure Meinung dazu mit. ^^ Wahrscheinlich werde ich in nächster Zeit wieder nicht mehr so viel zum Schreiben kommen, weil ich einige wichtige Termine habe sowie mich auch auf Religion vorbereiten muss (was hat mich nur geritten, dieses Fach zu wählen? Ôo). Also sorry schon mal. ^^° Gewidmet ist dieser Teil übrigens Kishimoto Masashi! Jaah, denn auch wenn er das hier niemals lesen wird, so liegt mir dieser OS doch sehr am Herzen und ich wünschte, so würde er es auch im Manga nach Sasoris und Deidaras Tod weitergehen lassen. *seufz* Nur ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, Kishi. ^^ Weiterhin plane ich zusammen mit lunalinn und sora-linn, am 14. Juni 2008 auf den Japan-Tag in Düsseldorf zu gehen, und wollte deshalb mal so in die Runde fragen, wer eventuell Interesse hätte, uns/mich dort zu treffen. Genaue Uhrzeit sowie Treffpunkt würden dann noch ausgemacht werden, aber ihr könnt mir ja schon mal per Kommi, ENS oder GB mitteilen, ob ihr daran interessiert wärt. Ich wäre eh den ganzen Tag dort. ^^ Naja, dies nur mal vorweg und nun viel Spaß beim dritten Teil!! Der „OS“ ist übrigens noch ein Stück länger geworden als geplant… etwas über 13.000 Worte X__x LG Kurosaki-san PS: Und danke für die Kommis bei den vorigen beiden Teilen. ^^ Noch drei… zwei… eine… Völlig außer Atem und nach Luft hechelnd erreichte Deidara nach einer schieren Ewigkeit den obersten Treppenabsatz, wo er sich erst einmal geräuschvoll zu Boden plumpsen ließ, um seinen rasenden Puls wieder etwas unter Kontrolle zu bekommen. Vielleicht hätte er doch nicht gleich so loshetzen sollen, nur um so schnell wie möglich oben anzukommen… Im Endeffekt hatte ihn sein anfänglicher Spurt nur Zeit gekostet, da er dieses Tempo unmöglich die 5000 Treppenstufen hatte durchhalten können, sodass er nun, kraftlos und, trotz der Abkühlung im Fluss, schwitzend wie ein Schwein, erst einmal eine Pause einlegen musste. Wer hätte denn ahnen können, dass diese verfluchte Treppe so lang war? Von unten war dies jedenfalls nicht zu erkennen gewesen… Das Jenseits war von hinterhältigen Tricks anscheinend nur so gespickt, um ihn für die eigentliche Gerichtsverhandlung auch ja mürbe zu machen. Und deshalb musste er nun umso mehr Acht geben, auf was er sich hier einließ. Sein Atem beruhigte sich schließlich langsam und auch sein Herzschlag nahm wieder seinen gewohnten Rhythmus an, woraufhin er zufrieden aufseufzte, seiner Umgebung nun mehr Aufmerksamkeit widmete. Er befand sich inmitten eines weitläufigen, mit weißem Marmor gepflasterten Platzes, welcher von einem hohen Gebäude, in dem sich wohl der Gerichtssaal befinden musste, zu einer Seite hin abgegrenzt wurde. Eine Allee aus rot leuchtenden Ahornen rahmte den Weg dorthin ein und fand ihre Krönung in einem majestätisch erscheinenden Ginkgo, der direkt am Eingang des ebenfalls weißen Gebäudes seine Wurzeln geschlagen hatte. Doch die Schönheit der Natur um ihn herum interessierte den Blonden eher wenig, denn etwas ganz anderes hatte sich in seinem Bewusstsein nach vorne gedrängt: Wenn dies hier doch das Gerichtsgebäude, an dem jeder Verstorbene vorbei müsste, sein sollte, dann müsste es auf diesem Platz doch nur so von Menschen wimmeln! Aber es befand sich nicht eine Menschenseele an diesem gottverlassenen Ort, nur er selbst, immer noch auf dem Boden sitzend. Verwirrt über diese Tatsache stand Deidara auf, schaute sich erneut nach allen Seiten um, um vielleicht doch noch jemanden zu entdecken, der ihm sagen konnte, was er nun zu tun und wohin er genau zu gehen hatte. So töricht, sich freiwillig, also ohne dass er dazu gezwungen wurde, der Bestrafung seiner Sünden zu stellen, indem er einfach so in das Gerichtsgebäude spazieren würde, wäre er nun wirklich nicht. Sein Blick schweifte über die im Sonnenlicht schimmernden Blätter der Bäume, das hell erleuchtete Gestein des Gebäudes, die Wiese, welche sich am Rand des Platzes erstreckte und… Moment! Sonnenlicht, Wiese?! Was war das für eine seltsam abstrakte Welt, welche dem Leben auf der Erde so verblüffend nahe kam? Ach, konnte ihm ja egal sein… Wenn er darüber nachdachte, wäre es auch keineswegs für einen normalen Menschen möglich, sich wie die alte Wächterin in Luft aufzulösen und sich an eine andere Stelle zu teleportieren; ganz zu schweigen von diesem ungewöhnlich schweren Flusswasser oder der Tatsache, dass er noch einen Körper aus Fleisch und Blut besaß. Das Jenseits hatte da wohl in einigem seine eigenen Regeln… Seine Augen erfassten weiterhin jeden Winkel des Platzes, bis er auf einmal etwas wahrnahm, das seinem wachsamen Blick wohl zuvor entgangen sein musste: Direkt unter dem Ginkgo-Baum saß jemand! Erfreut darüber, endlich eine andere Person entdeckt zu haben, schritt er so schnell wie möglich, aber ohne dass er hektisch wirkte, die Allee entlang, näherte sich dem anderen bis auf fünfzig Meter, ehe er abrupt anhielt. Die allem Anschein nach männliche Person schien mit irgendetwas beschäftigt zu sein, war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie nicht aufschaute, den heranstürmenden Blonden anscheinend noch nicht einmal bemerkt hatte. Trotzdem kam ihm der Mann bekannt vor, die Art, wie er arbeitete, das Stück Holz in seiner Hand sorgfältig schleifte und sich dabei seine dunkelroten, verstrubbelten Haare leicht im Wind wiegten. Konnte es tatsächlich sein, dass…? Ungläubig näherte sich Deidara dem Rothaarigen, konnte es gar nicht wirklich fassen, dass er nach all dem Pech vielleicht auch einmal Glück haben sollte. Der andere hatte währenddessen nicht einmal seinen Kopf gehoben, sein Interesse stattdessen vollkommen auf die Puppe in seiner Hand fixiert, sodass der Blonde schließlich, ihn stumm betrachtend, vor diesem zum Stehen kam. Das Herz klopfte dem jungen Akatsuki bis zum Hals; er hoffte, nein, er verzehrte sich mit jeder Faser seines Körpers nach dem Wunsch, dass dies Sasori war, der dort vor ihm saß. Aber er wirkte so… anders, so normal. „Du kommst spät.“ Der eisige Tonfall war unverkennbar, ebenso der gleichgültige Blick aus zwei dunkelbraunen Augen, mit denen der Rotschopf den anderen nun musterte. „Du weißt, ich hasse es, warten zu müssen.“ „Das ist nicht meine Schuld, hm!“, verteidigte sich Deidara, der sich angegriffen fühlte, auf dessen Lippen sich aber gleichzeitig ein breites Lächeln legte. Er hatte ihn gefunden… und das ganz ohne weitere Komplikationen! Ach, auch er musste doch mal Glück haben, oder? „Was grinst du so dämlich, Deidara?“, zischte Sasori, legte die angefangene Puppe schließlich zur Seite. „Findest du es lustig, mich hier so lange warten zu lassen?“ „Natürlich nicht, Danna, wie kommt Ihr denn darauf? Ich würde Euch doch niemals mit gutem Gewissen vernachlässigen, das wisst Ihr doch, hm“, grinste Deidara nun noch breiter. Wie sehr er seine „Gespräche“ mit Sasori vermisst hatte… dieser war zwar so abweisend wie eh und je, aber wenigstens redete er mit ihm. Ein freches Funkeln erschien in seinen azurblauen Iriden, was der Rotschopf misstrauisch zur Kenntnis nahm. „Aber ich finde es ja wirklich ausgesprochen nett von Euch, dass Ihr hier vor dem Gericht extra auf mich gewartet habt, Sasori no danna. So entgegenkommend hatte ich Euch gar nicht in Erinnerung, hm.“ „Ich geb dir gleich entgegenkommend… Was soll dieses freche Grinsen nun schon wieder, mmh?“, gab Sasori genervt zurück, wollte eigentlich einfach nur seine Ruhe haben. Aber er hatte sich hierfür entschieden, also musste er das jetzt auch durchziehen, auch wenn es ihm widerstrebte, bei seiner Arbeit gestört zu werden. Tatsächlich war Deidaras Lachen noch um eine Spur heiterer, jedoch gleichzeitig auch hämischer geworden, als er sich seinen grandiosen Plan, den er auch sogleich aufgreifen wollte, in Erinnerung rief. Dass der Rothaarige seiner indirekten Frage mal wieder aus dem Weg gegangen war, war ja schon vorherzusehen gewesen; wenn Sasori nicht antworten wollte, dann konnte man ihn, wie er aus Erfahrung hatte feststellen müssen, auch nicht dazu zwingen. Naja, gleich würde ihm seine Sturheit schon noch vergehen! Sasoris Augen ruhten währenddessen auf Deidaras Körper oder besser gesagt auf dem, was dieser trug, sodass auch sein Gesicht einen hinterhältigen Ausdruck annahm. „Aber wenn du vorher nochmal mit Datsueba einkaufen warst, wundert mich deine Verspätung nicht im Geringsten“, spottete er und deutete mit einem Schlenker seiner Hand abfällig auf Deidaras Kleidung. „Wirklich sehr hübsch für ein Mädchen.“ „Wa-?!“ Irritiert starrte der Blonde, der durch Sasoris Bemerkung vollkommen überrumpelt und somit fürs Erste von seinem Plan abgebracht worden war, an sich herunter, dann zu seinem Partner, bewegte seine Augen hin und her. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! „Wieso habt Ihr schwarze Klamotten an, Danna?!“, schrie Deidara empört, zeigte anklagend auf den anderen. „Die olle Hexe hat mir gesagt, dass alle männlichen Sünder das hier tragen müssen, hm!“ Er zupfte wütend an seinem Oberteil, bewarf den Rothaarigen dabei mit tödlichen Blicken. „Dann bist du ihr wohl auf den Leim gegangen, Deidara. Hier tragen nur die Frauen rosa“, stellte Sasori nüchtern fest, konnte sich jedoch ein hämisches Zucken seiner Mundwinkel nicht verkneifen. „Das ist ja wohl… Ahh, diese dämliche Mistkröte, hm! Wenn ich die in die Finger kriege, dann-“ Doch Deidaras Beschimpfungen wurden jäh unterbrochen, bevor er seine Ausführungen näher schildern konnte. „Was dann? Willst du sie mit rosa Watte erschlagen oder gar deinen lächerlichen Ton anwenden? So mitgenommen, wie du aussiehst, kannst du ja anscheinend nicht einmal einer Katze die Stirn bieten“, erörterte Sasori mit spöttischer Stimme, welche perfekt mit seinen Augen harmonierte, sodass der Blonde ihn böse anfunkelte. „Ich bin kein Schwächling, hm! Ihr habt doch einfach keine Ahnung von meiner Kunst, Danna, also macht Euch nicht über sie lustig!“, schnappte jener beleidigt zurück, beschwor somit aber nur noch mehr Belustigung auf Seiten seines Partners. „Ach nein?“ Eine fein geschwungene, rote Augenbraue verschwand unter Sasoris Haaren. „Dann kannst du mir ja auch bestimmt erklären, woher du sonst diese ganzen Kratzspuren hast. Na?“ Der Rothaarige hatte ihn in die Enge getrieben… Mist! So war das Ganze sicherlich nicht geplant gewesen… Sasori sollte ihn und seine Explosionen doch endlich anerkennen und nicht noch mehr über sie spotten! Stattdessen war er nun wieder derjenige, der sich herausreden, zwischen peinlicher Wahrheit und im Endeffekt doch entlarvter Lüge entscheiden musste. Aber er musste noch retten, was zu retten war: Wenigstens ein bisschen Ehre! Wie er die Schlagfertigkeit des anderen doch hasste… „Ich… hatte nur eine unangenehme Bekanntschaft mit einem Dornenbusch, sonst nichts, hm“, entschied sich der Blonde schließlich für die Wahrheit, errötete dabei unweigerlich. Sasori schwieg, senkte die Lider. Aber auch wenn es vielleicht danach aussah, machte sich dieser gerade bestimmt keine Gedanken über seinen nächsten Konter; er wollte mit Sicherheit lediglich seinen Triumph über Deidara in Ruhe auskosten, so wie er es immer tat… Dieser egoistische Arsch! Schließlich schaute der Puppenspieler wieder auf, sah jedoch zu Deidaras Leidwesen nicht danach aus, als wollte er diesem etwas Gutes. „Deidara...“ Er seufzte theatralisch. „Wenn ich sagen würde, dass mich so eine Aktion bei dir noch erstaunt, dann wäre das wirklich eine glatte Lüge. Und ich dachte, in dem halben Jahr seit meinem Tod hätte sich irgendetwas verändert… Deine Fähigkeiten sind einfach miserabel wie immer.“ „Das ist nicht wahr, hm!“, verteidigte sich der Beleidigte vehement, wollte er seinem Partner doch endlich beweisen, dass seine Kunst und er selbst genauso viel wert waren wie dessen Werke. Die Antwort auf die erneut aufkommende Frage, wie er für diesen dämlichen, alten, ignoranten Sack überhaupt Zuneigung hatte entwickeln können, war ihm besonders in solchen Situationen nach wie vor schleierhaft… und würde wohl auch niemals geklärt werden, weshalb weiteres Nachdenken ohnehin zu nichts führen würde. „Immerhin habe ich mein Leben mit einem Kunstwerk, einer Explosion beendet, während Eure so gerühmte Ewigkeit nicht einmal gegen Eure Großmutter bestehen konnte, Danna! Selbst Itachis Bruder habe ich mit in den Tod gerissen! Da staunt Ihr, was, hm?“, prahlte Deidara daraufhin stolz, machte dadurch den Sieg seiner Kunst über die des anderen deutlich… Das hoffte er zumindest. Sasori neigte seinen Kopf leicht zur Seite, schaute ihn aus seinen schläfrigen Augen an. „Du denkst also, deine Kunst sei besser als meine, nur weil du dich und den Uchiha in die Luft gejagt hast? Pff, Kunst liegt in der Ewigkeit, in für immer anhaltender Schönheit, und nicht in deiner nervigen Krachmacherei, du Stümper“, erwiderte er daraufhin ruhig, jedoch nicht ohne ein wissendes Lächeln auf den Lippen. „Ach nein!“, gab Deidara sarkastisch zurück. „Das sagt gerade Ihr, Sasori no danna. Dabei seid Ihr nicht einmal mehr eine Puppe, hm.“ Er nickte, sich selbst bestätigend, in Richtung des Puppenspielers. „Mmh, ist doch mal wieder ganz angenehm, einen menschlichen Körper zu haben, oder findest du nicht?“, meinte dieser ruhig. „Hier im Jenseits ist unser Aussehen ohnehin unveränderbar, also ist die Ewigkeit sehr wohl gewahrt.“ Sasori betrachtete seine menschlichen Hände, schien dabei jedoch nicht so zufrieden, wie er es vorgab zu sein. Immerhin war ein menschlicher Körper verletzlich, der einer Puppe hingegen konnte keine Schmerzen empfinden, was in seiner Situation doch deutlich von Vorteil wäre. Aber wie gesagt, er hatte sich bereits entschieden… Das seltsame Verhalten seines Partners blieb auch Deidara nicht verborgen, jedoch konnte er es nicht recht einordnen; und bevor er sich weitere Gedanken zu dieser Merkwürdigkeit machen konnte, hatte der Rotschopf auch schon wieder seine monotone Maske aufgesetzt, spielte seinen größten Trumpf aus. „Außerdem scheinst du dich mal wieder überschätzt zu haben. Uchiha Sasuke ist nämlich nicht tot.“ „WAS?!“ Der Blonde fiel aus allen Wolken, stürzte sich in seiner Wut auf den Überbringer der Schreckensnachricht und zerrte diesen an dessen Kragen auf die Beine. „Was soll das heißen „nicht tot“? Und woher wollt Ihr das wissen, hm?“ Der Rothaarige bewegte nicht einen Muskel, zuckte nicht einmal, als sein Partner ihn so grob packte und schüttelte, bedachte dessen Wutausbruch lediglich mit Desinteresse. „Also „nicht tot“ bedeutet, dass jemand noch lebt, in der Welt der Lebenden wohnt, atmet-“ „Ich weiß, was es bedeutet, hm!“, keifte der Blonde zornig, doch Sasori ließ sich davon nicht beirren. „Dann frag nicht so dumm“, erwiderte er gelangweilt, brachte Deidaras Blut dadurch noch mehr zum Kochen. Da freute er sich erst so auf ein Wiedersehen mit seinem Partner, wollte ihm endlich den Triumph seiner Kunst unter die Nase reiben, diesen von sich überzeugen, dass dieser ihn akzeptierte, vielleicht sogar auch ein paar Gefühle für ihn entwickelte… und nun wurde er einfach seiner Basis, seines Sieges beraubt! Das konnte doch alles nur ein schlechter Scherz sein! Wie konnte dieser erbärmliche Junge die Explosion überhaupt überlebt haben? Das war einfach unmöglich! Mit vor Zorn gerötetem Gesicht verstärkte Deidara den Griff um Sasoris Kragen, zog ihn näher zu sich heran. „Ihr-lügt-mich-an. Ich-weiß-es, hm“, zischte der Explosionskünstler bedrohlich, während seine blauen Iriden vor Wut flackerten. „Warum sollte ich das tun?“, fragte der Angesprochene trocken zurück, sodass Deidara beinahe aufgelacht hätte. Das fragte ausgerechnet er? Wo er doch immer nur auf sein eigenes Wohlergehen aus war und Deidara am liebsten leiden sah? Sein Partner konnte dies doch unmöglich ernst gemeint haben… Zwar war dieser kein Heuchler und hatte ihn noch nie grundlos angelogen, aber seine eigene Belustigung war in diesem Fall wohl Grund genug, dass er seinen Vorsatz doch mal brach. „Deidara, lass mich los.“ „Was?“ Verwirrt von dem plötzlichen Befehl des Rotschopfes, vergaß der Jüngere seine Wut auf den anderen, machte stattdessen irritiert einen Schritt zurück, wobei er den Griff von Sasori löste. „Geht doch“, knurrte dieser, richtete sein Hemd. Dass sein Partner auch immer gleich so aggressiv werden musste… Aber anscheinend hatte sich dieser allmählich beruhigt, denn dessen Gesicht hatte wieder seine normale Farbe angenommen. „Ihr sagt also, der Uchiha-Bengel sei noch am Leben, ja?“ Deidara blickte Sasori misstrauisch in die Augen, woraufhin dieser bestätigend nickte. War das denn so schwer zu verstehen? „Und woher wisst Ihr das, hm?“, bohrte der Blonde weiter nach, seine Skepsis nicht verbergend. „Meinst du, als Toter sitzt man den ganzen Tag rum und dreht Däumchen?“, konterte der Puppenspieler genervt, verdrehte die Augen. Dass Deidara auch anscheinend nicht bemerkt hatte, dass er einem verstorbenen Sasuke spätestens bei Datsueba über den Weg gelaufen wäre, war ja mal wieder typisch für ihn; aber Sasori sagte mal nichts dazu, sondern fuhr fort. „Deshalb müsste es dir doch sicherlich verständlich sein, dass man auch mal nachsieht, was denn so weiterhin in der Welt der Lebenden passiert.“ „Ihr beobachtet mich?! Oha, jetzt wird es aber interessant, Sasori no danna, hm“, erlangte Deidara endlich sein Grinsen zurück. Vielleicht könnte er ja doch noch ein wenig Zuneigung aus seinem erkalteten Partner heraus kitzeln… „Bilde dir ja nichts darauf ein, Balg! Es war reine Langeweile, sonst nichts“, knurrte Sasori verärgert, doch er hatte den Köder bereits geschluckt, und so leicht würde sich der andere nicht mehr von seiner Fährte abbringen lassen, so viel war klar. „Langeweile? Soso, ich dachte, in der Hölle wird man gefoltert, für seine schlimmen Sünden im Leben.“ Mit gespielter Verwirrung fasste sich der Blonde nachdenklich ans Kinn. „Und dann habt Ihr in Eurer Freizeit auch noch die Lust, ausgerechnet mich zu bespannen? Dass Ihr so an mir hängt, hätte ich nun wirklich nicht erwartet, Danna, hm“, neckte er daraufhin, doch da war er bei Sasori an der falschen Adresse, wenn er diesen damit sauer machen oder ihm auf diesem Wege ein Geständnis entlocken wollte. „Von wegen. Du brauchst erst gar nicht anzufangen, deine Wunschvorstellungen auf die Wirklichkeit zu projizieren, Deidara. Das schadet nur deinem ohnehin schon kleinen Verstand“, spöttelte Sasori, doch der Blonde hatte schon den nächsten Trumpf in der Hand, als er sich durch die Erwähnung der Sünden wieder an seine Frage an Datsueba erinnerte. „Ihr könnt mich beleidigen, so viel Ihr wollt, ich weiß ja doch, dass ich Recht habe“, grinste der Explosionskünstler süffisant, was sein Partner nur mit einem Schnauben kommentierte. „Außerdem seid Ihr ebenso ein Sünder wie ich, also macht mehr oder weniger Verstand hier im Jenseits auch keinen großen Unterschied… Ich möchte wetten, die Äste des Baumes hingen bei Eurer Kleidung bis auf den Boden, hm.“ Sein Spiel war zwar recht riskant, da Deidara nicht wusste, inwiefern seinem Partner die Bedeutung der Zweige erklärt worden war, aber wer nicht wagte, konnte auch nicht gewinnen. „Was willst du damit sagen, Balg, mmh?“, knurrte Angesprochener bedrohlich, schien jedoch für eine Zehntelsekunde unangenehm überrascht über die Feststellung des Blonden, was dessen wachsamen Augen natürlich nicht entging. „Nichts, Danna, ist schon in Ordnung, hm“, lenkte er deshalb schnell ein, denn immerhin hatte er die Information, welche er brauchte: Sasori hatte mir hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls eine Schwäche für das männliche Geschlecht. „Mmh“, grummelte der Rothaarige daraufhin nur, interessierte ihn doch eigentlich nicht wirklich, was der andere hinter seinem hinterhältigen Grinsen in seinem Kopf plante. Sie hatten ohnehin nicht mehr allzu viel Zeit, die er nicht auch noch mit sinnlosem Geplapper verschwenden wollte. „Sagt mal, Danna, wie ist es eigentlich so in der Hölle, hm?“, fragte Deidara plötzlich interessiert, sodass Sasori durch den unerwarteten Themenwechsel sein Gegenüber leicht irritiert anschaute. „Wie soll es dort schon sein?“, antwortete er schließlich und zuckte mit den Schultern. „Heiß.“ „Das meine ich nicht, hm“, wiegelte der Blonde ab, fühlte sich mal wieder deutlich missverstanden, und zwar absichtlich. Wieso konnte sein Partner nicht einmal vernünftig mit ihm reden? Okay, dass sie momentan überhaupt eine Konversation miteinander führten, die diese Bezeichnung wohl auch verdienen würde, war ja eigentlich schon Wunder genug. Mehr konnte er von dem egoistischen Puppenspieler, der ihm gegenüber stand, wohl leider nicht erwarten… „Ich will nur wissen, wie es da mit den… Bestrafungen so abläuft, hm“, fügte er noch hinzu, denn obwohl er den Rotschopf, seinen erwarteten Beistand, nun wiedergetroffen hatte, konnte ihm die bis jetzt unterdrückte Angst vor dem Unbekannten nicht genommen werden. „Mmh.“ Sasori zögerte, wusste nicht, wie viel er dem Blonden davon erzählen sollte, von den Torturen, denen die Sünder durch die Höllenwächter ausgesetzt wurden, welche mit nichts vergleichbar waren, was sein Partner oder er selbst jemals erlebt hatten. Es waren körperliche wie seelische Qualen, manche rissen alte, verschlossen geglaubte Wunden auf, manche schufen neue, nie wieder zuheilende Narben; aber allesamt waren sie… einfach nur grausam. „Die Bestrafungen…“, begann der Rothaarige und zwang sich dabei, dem anderen in die Augen zu sehen, um seine Lüge nicht direkt offen zu legen, „… sind nicht so schlimm, wie man immer denkt. Eigentlich ist es ganz angenehm dort, wenn man sich an die Hitze gewöhnt hat.“ „Echt, hm?“ Aus irgendeinem Grund konnte Deidara Sasori seine Ausführungen nicht recht abkaufen. Das Weib am Fluss hatten ihm da schließlich von ganz anderen Sachen berichtet, also warum erzählte sein Partner ihm dann nicht dasselbe… die Wahrheit? Der Blonde schien seine Lüge durchschaut zu haben, doch der Puppenspieler blieb gelassen, ließ sich sein schlechtes Gefühl nicht anmerken, sodass er einfach nur bestätigend nickte. „Mmh, dann will ich Euch mal glauben.“ Dies tat der Jüngere zwar ganz und gar nicht, aber mal wieder schien der andere nicht vorzuhaben, mit der Sprache herauszurücken, sodass ihm nichts anderes übrig blieb als der Rückzug. Warum verhielt sich Sasori nur so komisch, log ihm offen ins Gesicht? Wenn es tatsächlich so schrecklich in der Hölle war, wie Datsueba es ihm hatte unter die Nase reiben müssen, dann wäre sein Partner doch sicherlich der Erste, der ihm damit Angst einjagen oder ihn aufziehen würde. Aber er tat es nicht… Aber eine positive Sache hatte die Zeit in der Hölle ja: Auch wenn Sasori seine Kunst jetzt noch nicht respektieren wollte, so würden sie immerhin dort noch die halbe Ewigkeit – bis sie irgendwann wiedergeboren würden – zusammen verbringen, in der er seinen Partner dann noch überzeugen könnte. Ja, er musste einfach an seinem Vorsatz festhalten; denn die gemeinsame Zeit mit dem Rothaarigen könnte ihm keiner nehmen. Trotz dieses Lichtblickes und aller Anstrengungen, die Absichten des Rotschopfes zu durchschauen, blieb Deidara darin erfolglos, wechselte nur stumme Blicke mit seinem Gegenüber, der ebenfalls seinen Gedanken nachzuhängen schien, bis mit einem Mal schwere Schritte über den gepflasterten Platz hallten, den Explosionskünstler aus seiner Starre aufschrecken ließen, während Sasori sich nur ruhig umwandte, jedoch kurz mit den Mundwinkeln zuckte. Überrascht von diesem plötzlichen Besuch, starrte der Blonde wie in Trance zu den drei Personen, welche sich ihnen näherten. Wer waren diese Kerle und wo waren sie auf einmal so schnell hergekommen, dass es ihm erst aufgefallen war, als er ihre Schritte vernommen hatte? Der Mittlere machte jedenfalls keinen allzu freundlichen Eindruck… Die feine, weiße Robe bedeckte vollständig seinen, den Blonden bestimmt um drei Köpfe überragenden Körper, während eine Kappe mit seitlich abstehenden Ohren sein Haupt bedeckte und ihn somit noch größer machte, seiner Autorität Ausdruck verlieh. Die beiden anderen, kleineren Männer waren derweil in blutroten Stoff gehüllt, schienen, durch den respektvollen Abstand zu ihrem Vordermann, diesem gegenüber eine untergeordnete Rolle zu bekleiden. Weiterhin ungläubig beobachtete der blonde Explosionskünstler den Riesen mit seiner Eskorte, während Sasori diese nur scheinbar uninteressiert zur Kenntnis nahm. Obwohl Deidara ansonsten nicht gerade zimperlich mit Worten umging, entschied er sich dieses Mal zu schweigen, den drei nun bei ihnen eingetroffenen Männern das erste Wort zu überlassen, was der Größte von ihnen auch sogleich ergriff. „Es ist Zeit, Sasori.“ „Ich weiß“, antwortete der Rothaarige nur knapp, begegnete dabei seinem Gegenüber mit gleichgültig blickenden, braunen Tiefen. Deidaras Augen hingegen blickten irritiert von einem zum anderen, versuchten, diese seltsame Situation zu entschlüsseln. Was hatte sein Partner mit diesem Typen zu tun? „Was soll das, Sasori no danna?“ Der Jüngere machte eine allumfassende Geste, sah seinen Partner dabei fragend an. „Und wer ist dieser Typ da, hm?“ Da Sasori immer noch leer vor sich hinstarrte und keine Anstalten machte, auf diese Fragen zu antworten, nahm der Riese ihm diese Aufgabe ab. „Mein Name ist Enma, Oberster Richter und König der Unterwelt. Ich richte über die Sünden der Verstorbenen und entscheide, welchen der „sechs Wege“ sie im Jenseits beschreiten werden“, erklärte der in Weiß Gekleidete, richtete sich dabei zu seiner vollen Größe auf. „Also, ihr wisst, was ihr zu tun habt“, wandte er sich daraufhin an seine beiden Begleiter, welche gehorsam nickten. „Bringt den Blonden weg, ich nehme Sasori.“ „WAS?!“ Der Schock war Deidara ins Gesicht gemeißelt, als ihn plötzlich vier starke Hände packten und mit sanfter Gewalt wegführen wollten, was dieser jedoch nicht mit sich machen ließ, sich in dem Griff der beiden Männer wand und versuchte, ihnen zu entkommen. „Lasst mich los, ihr Mistkerle! Ihr habt kein Recht dazu, hm!“, keifte er seine Bewacher an, riss schließlich mit einem Ruck seine Hände los, wobei er unverwandt in das unbewegte Gesicht seines Partners blickte, dem die ganze Situation scheinbar vollkommen egal war. „Was soll der ganze Mist überhaupt, hm?!“ Wütend funkelte er den Rotschopf an, wollte so eine Reaktion von diesem erreichen, irgendeine… „Seht mich gefälligst an, wenn ich mit Euch rede, Danna!“, brüllte Deidara aufgebracht, sodass der Puppenspieler ihn zumindest direkt anschaute, monotone, braune auf hektische, blaue Augen trafen. Wie konnte seinen Partner die ganze Sache nur so kalt lassen? Überraschte oder verärgerte es ihn denn gar nicht, einfach so von diesem Richter und seinen Schergen weggeschleppt zu werden? Irgendetwas lief hier doch total verkehrt… Er wollte doch mit Sasori zusammen im Jenseits bleiben, die Bestrafungen der Hölle durchstehen, ihn von seiner Kunst überzeugen… dazu bringen, dass er ihm endlich ein paar positive Gefühle entgegenbrachte; und nun sollten sie ohne Grund und vor allem ohne, dass er selbst eine Gerichtsverhandlung bekam, voneinander getrennt werden? Das war einfach nicht fair! „Fasst mich nicht an, hm!“, zischte er die beiden Gehilfen an, welche seine Arme erneut ergriffen hatten, dieses Mal aber auf Deidaras Widerstand vorbereitet waren, sodass dieser scheiterte. Statt seines Partners richtete sich der Blonde nun an Enma, hoffte er doch, wenigstens von diesem eine Begründung für diese Dreistigkeit zu erhalten. „Also könnte ich jetzt endlich mal eine Erklärung bekommen, was hier überhaupt abläuft? Ich lass mich nicht einfach so in die Hölle sperren, vor allem nicht ohne eine faire Verhandlung und überhaupt! Und wenn, dann bekämen Sasori no danna und ich doch sicherlich die gleichen Strafen, hm?!“, äußerte sich Deidara erzürnt, versuchte trotzdem, sich dem Richter gegenüber zurückzuhalten. Doch anstatt den jungen Akatsuki für seine unhöfliche Wortwahl zu schelten, lachte der Riese plötzlich aus vollem Halse, ließ seine tiefe Stimme über den Platz hallen. „Ich glaube, du hast da was falsch verstanden, Bengel. Wir haben nicht vor, dich in die Hölle zu stecken; deine Reise geht in das Reine Land. Sasori hingegen wird diesen Weg einschlagen, ja.“ „W-Was, hm?“ Verblüfft und gleichzeitig skeptisch schaute Deidara sein Gegenüber an, ließ seinen Blick dann zu dem Rothaarigen schweifen, der immer noch nicht einen Finger gerührt hatte. „Aber die alte Hexe am Fluss hat mir gesagt, ich müsste aufgrund meiner Sünden auf jeden Fall in die Hölle. Und warum muss dann Sasori no danna dorthin und ich nicht, hm?“, protestierte der blonde Explosionskünstler lautstark. „Ach ja, ich wusste, ich hatte da noch irgendwas vergessen.“ Enma fasste sich scheinbar nachdenklich ans Kinn. „Ich habe es wohl einfach versäumt, Datsueba darüber zu unterrichten, dass wir bei dir eine Ausnahme machen… Naja, sie scheint ja auch so ihren Spaß mit dir gehabt zu haben“, gestand der Weißgekleidete, bedachte dabei Deidaras rosa Kleidung mit einem belustigten Blick. „Ausnahme, hm?“ Deidara verstand gar nichts mehr, überging auch die unwichtige Anspielung auf sein Äußeres. Was hatte dieser ganze Mist denn überhaupt mit Sasori und ihm zu tun? „Mmh, ja, wir haben bei euch beiden eine Ausnahme gemacht. Dein Partner hat nach seinem Tod komischerweise darauf bestanden, dass du, wenn du sterben würdest, nicht in die Hölle, sondern ins Paradies kommst. Dafür würde Sasori dann für alle Zeiten die härteste Folter der Unterwelt erfahren. Ein wirklich ausgesprochen guter Deal für die Wächter der Hölle, wenn man bedenkt, dass die Sünder sonst alle nach ein paar Jahrzehnten durch die Wiedergeburt ihren manchmal doch recht perversen Spielchen entkommen können…“, nickte der Riese zufrieden mit sich selbst, doch Deidara konnte dieser Neuigkeit keinen positiven Aspekt abgewinnen, bohrte stattdessen, den Schock bekämpfend, den schweigsamen Rotschopf mit verständnislosen und von Wut durchtränkten Blicken auf. Das durfte doch alles nicht wahr sein… „Was habt Ihr Euch bei dieser Abmachung gedacht, Danna, hm?! Diesen Mist könnt Ihr mit jemand anderem machen, aber nicht mit mir!“, brüllte der Blonde in Rage, doch Sasori bedachte ihn nur weiterhin mit diesen ausdruckslosen Augen, als ob ihn die ganze Sache gar nichts anginge, als ob er sie nicht selbst verursacht hätte. „Hört gefälligst mit diesem aufopfernden Gehabe auf, das macht mich echt krank! Ihr habt doch sonst auch nie was von Selbstlosigkeit gehalten, Danna, hm!“ „Eben.“ Sasori sah auf, blickte ihm direkt in seine tiefblauen Augen, welche nun nur noch mehr Verwirrung ausdrückten. Was war denn auf einmal in seinen Partner gefahren, dass dieser, obwohl er den Blonden doch vorhin noch die ganze Zeit über so verspottet hatte und ihn nicht anerkennen wollte, nun anscheinend beabsichtigte, ihn vor der Hölle zu bewahren, indem er sich selbst opferte? Wie passte diese selbstlose Tat mit seinem sonst so egoistischen Wesen zusammen? Deidara konnte einfach keine Erklärung dafür finden, widersprach dieser Akt doch allem, was er je von dem Rotschopf gedacht hatte. Sollte er sich etwa so in seinem eigenbrötlerischen Partner getäuscht haben? Was erlaubte sich der Puppenspieler eigentlich, seinen Plan für eine gemeinsame Zeit im Jenseits über den Haufen zu werfen, indem er sie absichtlich trennen ließ? Pah, von wegen selbstlos, Sasori war absolut egoistisch in seiner Entscheidung gewesen, hatte Deidara nicht einmal nach seiner Meinung in dieser Angelegenheit gefragt und alles über seinen Kopf hinweg ausgemacht. Was hatte der Puppenspieler nur davon? Deidaras Herz machte einen kurzen Hüpfer, der jedoch sofort im Keim erstickt wurde. Vielleicht, ja, vielleicht brachte der Ältere ihm ja sogar auch Gefühle entgegen, wollte jene mit dieser Tat auf eine seltsame Art und Weise zum Ausdruck bringen… Aber auch wenn dem so wäre, hätte der Blonde nun keinerlei Vorteile davon, wenn sie getrennt würden. Erneuter Zorn auf seinen eigensinnigen Partner stieg in dem Jüngeren auf, sodass er es durch eine ruckartige Bewegung und trotz der Wachsamkeit der stillschweigend beobachtenden Aufpasser schaffte, sich von diesen loszureißen. Wie in Zeitlupe stürmte der Blonde auf Sasori und den Richter an dessen Seite zu, hob seine rechte Hand und schmetterte diese mit voller Wucht in das Gesicht seines Partners, welcher durch die enorme Kraft des Schlages nach hinten stolperte, den Jüngeren mit leichter Überraschung in den braunen Iriden betrachtete, wobei er seine stark gerötete Wange hielt. „Was soll-?“ „IHR FRAGT EUCH, WAS DAS SOLLTE, DANNA?! ICH SAGE EUCH, WAS DAS SOLLTE: IHR HABT KEIN RECHT, MIT EURER EGOISTISCHEN ENTSCHEIDUNG ALLES KAPUTT ZU MACHEN!! ICH HABE MICH NÄMLICH NUR AUS EINEM WIRKLICHEN GRUND IN DIE LUFT GESPRENGT: UM EUCH WIEDERZUSEHEN, HM!! ABER DAS IST EUCH JA EGAL, IHR MACHT OHNEHIN NUR, WAS IHR WOLLT!! ICH KÖNNTE KOTZEN BEI EURER GEHEUCHELTEN SELBSTLOSIGKEIT!!“, schrie Deidara, rot vor Wut und mit einem todbringenden Blick in den Augen, welcher ganz allein seinem Partner galt, diesen zur Vernunft bringen sollte. Warum konnte der alte Sack nicht verstehen, dass es Deidara nicht darum ging, ein gutes Leben nach dem Tod zu haben, sondern mit ihm zusammen zu sein?! „Das reicht jetzt“, schaltete sich Enma plötzlich ein, packte Deidara an den Schultern, um ihn von Sasori wegzuschieben und erneut in die Obhut seiner beiden Gehilfen zu geben. „Wir haben lange über diese Ausnahme, kein Gericht für deine Beurteilung einzubeziehen und dich direkt ins Paradies zu schicken, diskutiert, und du wirst diese Entscheidung jetzt respektieren. Es kommt nicht häufig vor, dass der Wunsch eines Verstorbenen erfüllt wird, also sei gefälligst ein wenig dankbar“, schalte der Riese, doch Resignation war keine Option für den Blonden. „Werde ich hier etwa überhaupt nicht nach meiner Meinung gefragt, hm?“, empörte er sich vehement, blickte erneut zu seinem Partner. „Was soll das, Sasori?“ Stumme Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln, die Deidara schnell mit dem Handrücken abwischte, sich jedoch schon in seiner belegt klingenden Stimme niedergeschlagen hatten. Warum musste er denn jetzt auch noch heulen?! Die Welt war so ungerecht… Erst hatte er ein beschissenes Leben, erhoffte sich im Tod Besserung, und nun war alles nur noch schlimmer als vorher. Womit hatte er diesen dämlichen Rotschopf nur verdient, der seine Emotionen durcheinander brachte, ihn abwies, ignorierte, bespöttelte, nur damit er ihm im Endeffekt doch zeigen wollte, dass er ihn mochte?! In seinen wässrigen Tiefen tauchte ein neues Gefühl, welches sich mit der immer noch vorhandenden Zuneigung mischte, auf: Hass. Er hasste seinen Partner für alles, was dieser ihm jemals angetan hatte, aber besonders für diese Ungerechtigkeit, welche er jetzt an ihm beging. Hatte er denn gar kein Recht darauf, glücklich zu sein? Sasori war die ganze Zeit seit dem Schlag über stumm geblieben, hatte lediglich Deidaras Gefühlsausbruch beobachtet. Was könnte er auch anderes tun? Sein Plan war soweit aufgegangen, das Vorhaben, welches er sich schon direkt nach seinem Tod vor einem halben Jahr zurecht gelegt und für welches er sich eingesetzt hatte, sogar die Ewigkeit der höllischen Torturen auf sich nehmen wollte. Er wusste, was auf ihn zukommen würde; er wusste es schon, seitdem seine Sünden durch den Baum gewogen worden waren. Durch seinen Stolz und die Erhaltung seiner Würde hatte er die Wahrheit um seine Emotionen während seines Lebens immer wieder verdrängt und erst die Erklärung Datsuebas, was seine Verbrechen betraf, hatte ihm diese wirklich vor Augen gehalten, war er seitdem schließlich wieder menschlich und keine hölzerne Puppe mehr, als welche er seine Empfindungen einfach eiskalt hatte abtöten können, wann immer er es für nötig gehalten hatte. Doch die schlimmste Sünde war für ihn keineswegs, dass er innerlich eine Neigung zu Männern empfand; es war die Tatsache, wie er damit sein ganzes Leben umgegangen war, sie versteckt, bekämpft hatte, sodass vor allem sein Partner darunter hatte leiden müssen. Ja, er hatte schon lange von Deidaras Zuneigung für ihn geahnt, ihn jedoch deswegen nur noch mehr gedemütigt, ihm keine Akzeptanz und keinen Respekt, weder diesem selbst noch dessen Kunst, gezollt. Und das nur, damit er sein eigenes schlechtes Gewissen beruhigen, seine kalte Maske bewahren konnte. Folglich hatte er den Blonden ihre ganze gemeinsame Zeit über verletzt, wessen sich Sasori sehr wohl bewusst gewesen war, sein Stolz jedoch keine andere Reaktion zugelassen hatte. Er hätte Deidara niemals gestehen oder gar zeigen können, dass er ihn auch nur ansatzweise mochte, denn seine größte Schwäche war es nun einmal, seine eigenen Schwächen nicht zugeben zu können. Und eben eine dieser Schwächen war sein Partner selbst, sodass er sie hinter einer kalten Fassade versteckt gehalten hatte, um genau den gegenteiligen Eindruck bei dem anderen zu erwecken. Sasori war nie ein Mensch großer Gefühle gewesen und auch bezüglich des Blonden war es wohl mehr eine Abhängigkeit, die er diesem gegenüber verspürte, als tatsächliche Zuneigung. Trotzdem hatte der Rothaarige, nach seinem Tod und nachdem ihm sein ungerechtes Verhalten bewusst geworden war, das dringende Bedürfnis verspürt, genau diese Ungerechtigkeit zu beseitigen, seine Schuld gegenüber dem Blonden zu schmälern, indem er dem Obersten Richter sein Angebot unterbreitet hatte. Demzufolge war er bereit, sein eigenes Recht auf Wiedergeburt aufzugeben, stattdessen für immer in der Hölle deren schrecklichsten physischen und psychischen Torturen ausgesetzt zu sein, damit zumindest Deidara den Qualen der Hölle entgehen und einen angenehmen Aufenthalt im Jenseits haben könnte, wo er diesen doch zu Lebzeiten stets durch seine Art daran gehindert hatte, richtig glücklich zu sein… und allein das zählte. Er hätte einfach nicht mit dem Gewissen weiter existieren können, dass der andere seinetwegen in der Welt der Lebenden wie in der der Toten durch ihn leiden musste und müsste, weil er ihm nichts anderes zeigen konnte außer seiner inneren Kälte, seiner abgestorbenen Gefühle, die keine Zuneigung zuließen. Dennoch hatte er auf ein Wiedersehen mit dem Blonden bestanden, dem schließlich auch Enma zugewilligt und seine Bedingung, den Platz vor dem Gerichtsgebäude zu räumen, erfüllt hatte. Noch einmal hatte er sich mit Deidara streiten, ihn aufziehen und dessen Konter hören wollen, bevor er seine richtige Strafe antreten müsste. Natürlich hätte er dem Blonden auch alles gestehen können, seine seltsame Abhängigkeit, seinen Plan, die wahren Qualen der Hölle… doch dies hätte den zwingenden Abschied nur noch schwerer gemacht, für seinen Partner und für ihn selbst, dem Blonden nur unnötige Sorgen bereitet. Aus diesem Grund musste Sasori es jetzt auch weiterhin vermeiden, Gefühle zu zeigen, die seine Entscheidung vielleicht doch noch ins Wanken bringen würden… Auch wenn es dazu schon zu spät war, da er dem Obersten Richter schon im Voraus gesagt hatte, dass unter allen Umständen ein anderer Ausgang außer dem von ihm ursprünglich gedachten, sei er durch Deidara oder ihn selbst verlangt, zu unterbinden wäre. Deshalb durfte er jetzt auch nicht nachgeben, musste ihren endgültigen Abschied und somit Deidaras sowie seinen eigenen Schmerz durch erneut abweisendes Verhalten erleichtern, selbst wenn ihn das hass- und wutverzerrte Gesicht des Blonden an seinem Vorhaben zweifeln ließ. „Hör auf zu heulen, Deidara, das ist ja erbärmlich“, zischte der Rotschopf seinen Partner deshalb genervt an, wollte alles endlich so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Meine Gründe gehen dich übrigens nichts an, genauso wie alles andere. Außerdem habe ich dir nicht erlaubt, mich zu duzen“, setzte er eiskalt hinzu, bedachte den Blonden mit herablassenden Blicken. Verwirrt von der plötzlichen Kälte des anderen, fiel dem Jüngeren nichts Besseres ein, als zu kontern. „Es war meine Idee, dich „Danna“ zu nennen, also kann ich es auch wieder sein lassen, wenn ich will, hm“, sagte Deidara bestimmt, mit einer leichten Spur von Trotz in der Stimme. „Außerdem heule ich nicht.“ „Dann weinst du eben, mir doch egal.“ Sasori wusste, dass er seinen Partner damit nur noch mehr verletzte, aber er konnte sich keine andere Reaktion erlauben. Nicht jetzt, nicht vor ihm. „Du bist so ein Arschloch, Sasori, hm“, funkelte der Blonde zornig, doch sein Partner lächelte daraufhin nur kurz. „Danke für das Kompliment.“ „DU-“ „So, jetzt reicht es aber wirklich mit euch beiden.“ Enma packte Sasori grob am Oberarm, während Deidara ebenfalls von den beiden rot gekleideten Männern gefasst wurde. „Zeit, sich zu verabschieden.“ Deidara wehrte sich nicht, als die Wächter ihn zwischen sich nahmen und Anstalten machten, ihn mitzunehmen. Wenn sein Partner weiterhin so ein arroganter Mistkerl war, konnte der ihm im Moment auch getrost gestohlen bleiben; dafür überwiegte sein Hass die nach dem anderen schreienden und sich verzehrenden Gefühle einfach zu stark. Ein letzter Blick über die Schulter verriet ihm, dass auch Sasori weggebracht wurde, wahrscheinlich direkt in die Hölle. Für einen kurzen Augenblick trafen dabei Deidaras Augen auf Sasoris, welcher ihm mit scheinbar gleichgültiger Miene hinterher schaute. Vielleicht bildete es sich der Blonde auch nur ein, aber für den Bruchteil einer Sekunde meinte er, einen Funken Reue und Schmerz in den braunen Seelenspiegeln des Rothaarigen erkannt zu haben, sodass dem jüngeren Akatsuki mit einem Schlag wieder bewusst wurde, was er soeben tatsächlich für immer verloren hatte: Den einzigen Menschen, für den er je solche tiefen, ehrlichen Gefühle empfunden hatte, dass er für ihn sogar gestorben war… Aber nun war es zu spät und der einzige hoffnungsspendende Gedanke, den ihm der letzte Augenkontakt mit Sasori sowie dessen aufopfernde Tat spendete, war, dass dieser ihm trotz aller negativen Erinnerungen doch noch so viel Akzeptanz, Reue für sein sonstiges Verhalten und vielleicht sogar Zuneigung entgegengebracht hatte, dass er freiwillig auf sein eigenes Wohlergehen verzichtet und sich für Deidaras entschieden hatte. Er wusste, dass Sasori ihm dies wegen seiner Würde und seines Charakters nie hätte offen zeigen können, weshalb er wohl schlussendlich diesen Weg als einzige Möglichkeit gesehen hatte… Schließlich hatte Deidara sein Ziel erreicht; er stand vor dem großen, bronzenen Tor, hinter welchem er den Rest seines Daseins verbringen würde… ohne körperliche Qualen, jedoch mit seelischer Pein. Dennoch trat er mutigen Schrittes in das Paradies ein – denn sein Ziel, sich Sasoris Respekt ihm und vielleicht auch seiner Kunst gegenüber zu sichern, hatte er schließlich auch ohne seinen eigentlichen Plan, aber durch dessen selbstlose Tat erkennbar, erreicht – sodass sich hinter ihm das Portal wieder verschloss, seine Begleiter sich, ohne dass Deidara ihre Worte überhaupt wahrnahm, wieder entfernten. Er war dabei ganz auf den einen Gedanken fixiert, welcher ein Lächeln auf sein Gesicht brachte, gleichzeitig jedoch eine leise Träne seine Wange hinab tropfen ließ: Auch wenn sie sich in ihrer jetzigen Existenzform niemals wiedersehen würden, er für immer im Reinen Land verweilen und der andere in der Hölle leiden müsste, so war er trotz des Schmerzes, den Sasoris Verlust mit sich brachte, doch auf eine gewisse Art und Weise glücklich, seinem Partner auch für dessen Opfer dankbar. Denn allein dass er diese erdrückenden Emotionen verspürte, der Rothaarige sie während seiner Torturen, wenn auch vor einem anderen Hintergrund, mit ihm teilen würde, machte sie beide lebendig, verband sie… für immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)