Mimiko no Miko von Jarmina (Mimiko die Priesterin) ================================================================================ Kapitel 4: Die erste Prüfung ---------------------------- Mimiko hatte gar nicht gemerkt, dass sie eingeschlafen war. Sie schlug erschrocken die Augen auf und stellte fest, dass es hell war. Das Zweite was ihr auffiel war, dass Seina verschwunden war. An ihrer Stelle leistete ihr der Goriban, den sie am Vortag im Wald getroffen hatte, Gesellschaft. Neben ihrem Bett stand der Beutel mit ihren Sachen, den wohl die Priesterinnen dorthin gestellt hatten. Der haarige kleine Kerl wühlte neugierig darin herum. „Hey, lass meine Sachen in Ruhe!“ rief Mimiko schlecht gelaunt und tat, als würde sie nach ihm schlagen wollen. Das affenähnliche Wesen hüpfte beleidigt kreischend zur Seite und rannte dann aus dem Zelt. „Dummes Vieh!“ grummelte das Mädchen und kroch unter ihrer Decke hervor. Es war kalt geworden über Nacht und es fiel ihr schwer, das Bedürfnis zu unterdrücken, sich schnell zurück unter die Decke zu kuscheln. Sie griff rasch nach ihren Sachen und suchte darin nach frischer Wäsche, wobei sie feststellte, dass ihre Kleidung verschwunden war. Da der Goriban nichts derartig großes mitgenommen haben konnte, nahm sie an, dass die Gazanerinnen sie ihr weggenommen haben mussten. Also behielt sie ihre alten Klamotten an, die voller Staub-, Matsch- und Grasflecken waren und verlies schlecht gelaunt das Zelt, um nach Seina zu suchen. Sie schlug die vordere Zeltwand zur Seite und kletterte ungeschickt durch den kleinen Ausgang. Das Sonnenlicht blendete sie für ein paar Sekunden, sodass sie die über sie gebeugte Priesterin, die ihr beim Aufstehen helfen wollte, erst bemerkte, als sie mit ihr zusammen stieß. Diese war scheinbar noch viel überraschter als Mimiko selbst, als das Mädchen ungewollt ihr Gesicht gegen die Brüste der Priesterin presste und sie fast zu Boden warf. Die Frau stieß einen erschrockenen Schrei aus und stolperte rückwärts. Sie wäre sicher gefallen, hätte Mimiko nicht reflexartig ihre Hand gegriffen und sie zurück gezogen. In dem Moment, als die Haut der Priesterin mit der ihren in Berührung kam, machte Mimiko sich schon auf den üblichen Schock gefasst, doch zu ihrer Erleichterung passierte nichts. Obwohl ihre Hände sich ungeschützt berührten, spürte sie nicht mehr als ein unangenehmes Prickeln. Die erschrockene Priesterin errötete heftig und zog schüchtern ihre Hand fort. Dann trat sie ein paar Schritte zurück, damit Mimiko Platz hatte, um vollständig aus dem Zelt zu kommen. „Entschuldigung, ich hab dich nicht gesehen.“ Sagte Mimiko und lächelte die schüchterne Priesterin entschuldigend an. Diese errötete noch mehr und schüttelte als Antwort nur den Kopf, was wohl bedeuten sollte, dass es nicht Mimikos Schuld war. Dann wurde Mimiko sanft von ihr am Ärmel gegriffen und wortlos durch das Lager der Priesterinnen gezogen, bis sie das Ufer eines riesigen Sees erreichten. Dort verlies die Priesterin sie ohne irgendwelche Erklärungen und verschwand mit lautlosen Schritten im morgendlichen Nebel. Die kaltfeuchte Luft durchdrang Mimikos Kleidung schnell und frierend blickte sie sich nach anderen Gazanerinnen um, die ihr womöglich Anweisungen für eine bevorstehende Prüfung hier geben konnten. Doch keine der blaugewandeten Frauen schien sich in der Nähe zu befinden. Verwirrt wanderte das Mädchen ein Stück am Ufer entlang und überlegte zitternd, ob sie einfach zurück zum Zelt gehen, oder hier warten sollte. Fürs erste entschloss sie sich zu warten, da sie am letzten Abend an Seinas Beispiel gelernt hatte, dass Ungehorsam hier nicht auf die leichte Schulter genommen wurde. Ein wenig entmutigt setzte sie sich auf den feuchten, leicht sandigen Boden unter einen Baum und blickte auf den See, der im Dunst und im Dämmerlicht geradezu gespenstisch wirkte. Im Gegensatz zu der Landschaft, die sie am Tag zuvor durchquert hatten, wirkte die Vegetation in der Nähe des Sees recht üppig. Hinter den Nebelschwaden konnte sie die Silhouetten von Wurzeln und Baumkronen ausmachen und das Wasser war wundervoll klar. Wäre es nicht so kalt gewesen, hätte sie gerne hier gebadet. Aber im Moment plagten sie andere Sorgen. Sie begann sich zu fragen, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, mit Seina zu gehen. Die Verhältnisse hier erinnerten sie ein wenig an die Jahre, die sie als Sklavin verbracht hatte. Beim Wirt hätten sie keine Prüfungen oder Strafen erwartet. Aber hätte sie denn eine Wahl gehabt? Es gab keinen Ort den sie kannte, wo die Gazara-Priesterinnen keinen Einfluss hatten, wo sie sich vor ihnen hätte verstecken können. Außerdem wäre Seina sicher noch härter Bestraft worden, wäre sie ohne Mimiko zurückgekommen. Ein Plätschern neben ihr ließ sie aufschrecken. Überrascht blickte sie hoch und sah Seina vor sich ins Wasser waten. Die Priesterin hatte ihr Gewand abgelegt und ihre blonden Haare hingen ihr bis zum Po über den Rücken. Obwohl Mimiko diesen Anblick bereits kannte, raubte ihr Seinas perfekte Schönheit jedes Mal wieder den Atem. Als sie bis zur Hüfte im Wasser stand, drehte sich Seina zu ihr um und winkte Mimiko zu sich ins Wasser. Das Mädchen zögerte. Sollte sie sich bei dieser Kälte tatsächlich ausziehen und baden? Seina schien zu vergessen, dass Mimiko noch immer ein Mensch mit funktionierendem Kälteempfinden war. „Das ist die erste Prüfung.“ hörte Mimiko eine zitternde Stimme hinter sich. Es war die Priesterin von vorher. „Du musst solange im Wasser bleiben, bis deine Seele von den menschlichen Schwächen reingewaschen ist. Du kannst deine Kleider bei mir lassen. Wenn du fertig bist, bekommst du dein vorläufiges Priesterinnengewand.“ Mimiko nickte und begann nervös sich ihr Hemd aufzuknöpfen. „Wie lange dauert es, bis ich von meinen Schwächen ,reingewaschen’ bin?“ „Das hängt ganz von dir ab, denke ich... Bei mir waren es zwei Tage.“ Mimiko hielt in ihrer Bewegung inne und starrte sie entgeistert an. „Zwei Tage?! Wie hast du das überlebt? Das Wasser ist doch bestimmt eiskalt?“ Die junge Priesterin scharrte verlegen mit dem Fuß in der Erde. „Also...als ich meine Prüfungen begonnen habe war Sommer, deshalb...“ Ein knacken im Gebüsch hinter ihr unterbrach sie. „Wieso ist das Mädchen noch nicht im Wasser?“ „Oh, verzeiht mir Herrin, ich habe ihr noch den Ablauf der Prüfung erklärt.“ „Was gibt’s denn da zu erklären? Sie muss doch nur ins Wasser! Außerdem ist es dir verboten mit ihr zu sprechen, sie ist immer noch ein Mensch!“ Die junge Priesterin schwieg unterwürfig und Mimiko beeilte sich, aus ihren Kleidern zu kommen, ehe die Alte ihre schlechte Laune auch an ihr auslassen konnte. Dann lief sie Seina hinterher ins Wasser, dass noch viel kälter war, als sie erwartet hatte. Die Kälte schien ihr förmlich in die Haut zu beißen und ihre Füße wurden sofort taub vor Schmerz. Mimiko keuchte und schaffte es nur bis ins zur Brust ins Wasser zu waten, so dass ihre Schultern und Haare noch trocken blieben. Es fühlte sich an, als würde das Wasser ihr sämtliches Leben aus dem Körper ziehen und ihr Herz hämmerte bei dem erfolglosen Versuch wieder Wärme in Mimikos Gliedmaßen zu pumpen. „Weiter rein, du bist ja noch halb trocken!“ befahl die alte Gazara-Priesterin vom Ufer aus. Mimiko hasste sie. Aber ihr blieb keine Wahl als zu gehorchen. Neben ihr tauchte Seina auf, und begleitete sie langsam ins tiefere Wasser. Als Mimiko nicht mehr mit den Füßen zum Grund reichen konnte ergriff sie langsam Panik. Unter ihr fiel das Ufer plötzlich steil ab in einen dunklen Unterwassergraben, aus dem Wasserpflanzen mit haarigen Blättern wuchsen. Seina, die wusste, dass Mimiko nicht schwimmen konnte, zeigte ihr unauffällig einen unter Wasser liegenden Felsen, auf den sie sich stellen konnte, so dass es so aussah, als würde sie aus eigener Kraft über Wasser bleiben. Das Wasser, dass sie umgab, war pechschwarz und Mimiko wollte nicht wissen, welche Arten von Fischen in einem solchen Gewässer wohl lebten. Ein paar Mal bildete sie sich ein, dass etwas ihre Beine streifte, aber wenn sie herabsah war kein Fisch in der Nähe und sie redete sich ein, dass es nur die Pflanzen waren. Verängstigt und gepeinigt von der Kälte stand sie zitternd auf ihrem Felsen und ruderte mit den Armen, um warm zu bleiben, während Seina um sie herum ihre Bahnen zog. In ihrer Angst erschien sie dem Mädchen wie ein Haifisch, der seine Beute umkreist. „Wann dürfen wir wieder raus?“ Fragte Mimiko sie mit klappernden Zähnen. „Sicherlich nicht vor heute Abend.“ „Was? Aber ich halte das keine zehn Minuten mehr aus! Wenn ich bis abends hier drin bleibe sterbe ich!“ Seina blickte sie mitleidig an. „Dir wird nichts anderes übrig bleiben, als es auszuhalten. Der Sinn dieser Prüfung besteht darin, dich von deinem körperlichen Bewusstsein zu lösen. Nutze deine Willenskraft um die Kälte zu vergessen. Die Kälte und das Wasser sind nur ein Teil deiner Umwelt, genau wie dein Körper. Was lebt, ist nur deine Seele.“ Mimiko konnte und wollte Seinas Worte nicht verstehen. Wie konnte man sich von seinem Körper trennen ohne zu sterben? Obwohl ihr im Moment ein Leben ohne Körper weit weniger Schmerzen bereiten würde... Sie beschloss versuchsweise auf Seinas Rat einzugehen und konzentrierte sich nur auf ihr Inneres, versuchte ihren Körper zu vergessen. Es war leichter, als sie gedacht hatte. Durch die Kälte waren ihre Nerven ganz taub geworden und ihre Arme und Beine waren schnell vergessen. Nur der Teil mit den Organen, wie Herz und Lunge ließ sich nicht so leicht abschalten. Sie versuchte ihre Gedanken aus ihrem Körper heraus zu lenken, ihre Seele ins Wasser um sie herum fließen zu lassen...und es funktionierte. In ihrem Kopf breitete sich die Kälte des Wassers aus und umfloss ihn vollständig. Es schien ihr, als würde sie Wasser atmen und plötzlich war dieses flüssige Eis nicht mehr ihr Feind, sondern ein angenehm erfrischender Teil von ihr. Mimiko atmete tief ein und ein stechender Schmerz in ihrer Brust holte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie schlug erschrocken die Augen auf und bekam einen Schock: Sie befand sich unter Wasser! Der Fels, auf dem sie gestanden hatte, war verschwunden und überall um sie herum war nur Dunkelheit. Sie erinnerte sich wieder daran, dass sie einen Körper hatte, der Luft zum Atmen brauchte und bekam plötzlich Angst zu ersticken. In Panik suchte sie nach der Oberfläche und drehte sich um sich selbst, aber von nirgends schien Licht zu kommen. Der Druck auf ihren Lungen wurde zu stark und sie atmete aus. Doch nichts schlimmes passierte. Sie hatte erwartet jetzt von dem Wasser, das in ihre Lungen drang getötet zu werden, aber sie konnte normal weiteratmen. Dann wurde ihr plötzlich klar, dass sie das Wasser schon längst in ihrem Körper hatte ;sie hatte es eingeatmet, als sie noch glaubte körperlos zu sein. Zwar verstand sie nicht, weshalb es ihr nicht schadete, doch jetzt wo sie merkte, dass sie hier nicht ertrinken konnte, verlor sie ihre Angst ein wenig. Mit nun klarem Verstand schwamm sie in die Richtung, von der sie glaubte, dass sie zur Oberfläche führte. Die Dunkelheit machte sie noch etwas nervös, doch vor ihr wurde es bereits heller und sie schwamm dem schwachen Leuchten rasch entgegen. Als sie näher kam, merkte sie, dass das Leuchten nicht von der Oberfläche, sondern vom Grund des Sees kam, dessen Boden mit strahlend weißem Sand bedeckt war. Obwohl von oben kein Lichtstrahl durchkam, glitzerte der Boden als wären Diamanten darauf verstreut. Von Neugier getrieben schwamm das Mädchen näher heran, bis sie ihre Füße auf dem Grund absetzen konnte. Alles kam ihr vor wie ein Traum. Die Sandkörner waren von nahem viel größer als es von oben den Anschein hatte. Mimiko hob eines auf und betrachtete es in ihrer Handfläche. Es war eine Perle. Sie behielt sie in der Hand und schritt andächtig über den perlmutternen Teppich der sich vor ihr erstreckte. Sie fand es seltsam, dass sie nicht nach oben trieb, sondern völlig ohne Kraftaufwand normal über den Grund gehen konnte, doch sie vermutete, dass es daran lag, dass sie keine Luft mehr in den Lungen hatte. Weiter weg nahm sie eine Silhouette wahr, die sich auf sie zu bewegte. Angst umklammerte Mimikos Eingeweide wie eine kalte Hand. Was für ein Wesen würde sie hier antreffen? Einen riesigen Fisch? Einen Wassermann? Vor Angst war sie wie gelähmt und blieb starr auf der Stelle stehen. Der Schatten schien größer zu werden als er näher kam, bis Mimiko schließlich die Formen eines menschlichen Körpers erkannte. Seina? Dachte das Mädchen hoffnungsvoll. Der Schatten schwamm nun nicht mehr, sondern setzte ebenfalls seine Füße auf dem Grund ab, um zu gehen. Mimiko stand noch immer still da und wartete angespannt. Es war eindeutig eine Frau mit Seinas Figur. Ja, das musste sie sein! Mimiko stieß sich vom Grund ab und schwamm auf die Silhouette zu. Während sie näher kam, erkannte sie, dass es tatsächlich die Priesterin war. Sie stand wartend am Grund des Sees und lächelte Mimiko zu. Seinas lange Haare tanzten im Wasser und stiegen wie Schlangen um ihren Kopf herum auf. Auf ihnen spiegelte sich der Glanz der Perlen. Mimiko kam es vor, als betrachtete sie ein Wesen aus einer anderen Welt. Als sie bei Seina ankam, deutete diese auf den perlenbedeckten Boden unter ihnen. Mimiko nickte zum Zeichen, dass sie es schon bemerkt hatte und öffnete ihre Hand, um Seina die Perle zu zeigen, die sie mitgenommen hatte. Die schimmernde Kugel lag fast schwerelos auf ihrer Handfläche, so dass das Mädchen die Hand schnell wieder schließen musste, damit sie nicht davon trieb. Seina nickte zufrieden und gab ihr mit der Hand ein Zeichen, dass sie die Perle behalten sollte. Dann deutete sie nach oben. Zusammen schwammen die beiden zurück in Richtung Oberfläche. Doch Mimiko hatte Schwierigkeiten mit dem Tempo der Priesterin mitzuhalten, weil sie mit der um die Perle geschlossenen Faust schlechter schwimmen konnte. Also hielt sie kurz an und steckte sich die Perle in den Mund, um sie besser transportieren zu können. Seina wartete bis Mimiko nachkam und dann tauchten sie gemeinsam weiter aufwärts durch die Dunkelheit. Hätte Mimiko nicht Seina als ihre Führerin gehabt, sie hätte vermutlich wieder die Orientierung verloren. Es war so schwarz um sie herum, dass sie nur schwer Seinas Figur ausmachen konnte, obwohl diese dicht neben ihr schwamm. Als endlich das Licht der Oberfläche in Sicht kam, gab Seina Mimiko wieder ein Zeichen, damit sie nicht sofort auftauchte. Die Priesterin bedeutete der Jüngeren ihr zu folgen und schwamm voraus, bis sie ins seichtere Wasser nahe des Ufers kamen. Als der Boden nah genug war, um nicht mehr schwimmen zu müssen, richtete Seina sich auf und steckte den Kopf aus dem Wasser. Mimiko tat es ihr nach. Im ersten Moment sah sie noch wie Seina hustend vorwärts taumelte und von zwei Priesterinnen, die scheinbar schon auf sie gewartet hatten, ans Ufer befördert wurde. Dann spürte auch Mimiko, was Seina so zu schaffen machte: Sie musste atmen! Doch ihre Lunge war immer noch voll vom Wasser des Sees und der plötzliche Temperaturunterschied zwischen der warmen Luft draußen und dem Eiswasser, in dem sie so lange geschwommen waren, löste eine Art Schock bei ihr aus. Verzweifelt begann ihr Körper seine Lebensfunktionen wieder aufzunehmen und brachte sie dazu, das geschluckte Wasser wieder heraus zu husten. Wasserspeiend und von Krämpfen geschüttelt, musste Mimiko von den anderen Priesterinnen an Land geschleppt werden. Warme Decken schlangen sich um ihre Schultern, während sie noch immer das Gefühl hatte, gleichzeitig zu ersticken und zu erfrieren. Sie hustete weiter, bis sie sich übergab und dachte, sie müsse gleich ohnmächtig werden, doch eine kräftige Hand klopfte ihr auf den Rücken, so dass sie schließlich genug Wasser ausspucken konnte, um zumindest zwischendurch kleine Atemzüge zu nehmen, bis der nächste Hustenkrampf kam. Völlig am Ende wurde Mimiko von einer jungen Priesterin in die Arme genommen. Sie tröstete sie und stand ihr bei, bis das Husten langsam aufhörte und Mimiko erschöpft und heftig zitternd in sich zusammensank. Die Frau wickelte sie in weitere Decken ein und brachte sie mit der Hilfe von zwei anderen Gazanerinnen in ein Zelt, wo sie sich ausruhen konnte. Nachdem die Schmerzen in ihrer Lunge langsam abgeklungen waren, schlief Mimiko vor Erschöpfung sofort ein. Als sie erwachte war es schon Abend. Die Sonne war untergegangen, doch durch die Zeltwände konnte sie den flackernden Schein eines Feuers erkennen. Ihre Lunge schmerzte noch immer bei jedem Atemzug den sie tat und leicht benommen fragte sie sich, wie sie so lange unter Wasser hatte überleben können. Das Mädchen sah sich nach Seina um, welche sie nackt auf dem bloßen Boden liegend neben sich erblickte. Besorgt deckte Mimiko sie mit ihrer Decke zu, damit sie sich nicht erkältete. Auch sie selbst zog sich rasch ein paar warme Klamotten an, die man ihr zurecht gelegt hatte, denn die Kälte des Sees saß ihr noch immer in den Knochen. Während sie in die warm gefütterte Kleidung schlüpfte, bekam sie plötzlich ein ungutes Gefühl im Magen. Hatte die Priesterin ihr nicht gesagt, dass sie nach bestehen der Prüfung ihr erstes Priesterinnengewand erhalten würde? Doch stattdessen hatte sie Wollbekleidung bekommen. Bedeutete das etwa, dass sie die Prüfung nicht bestanden hatte? Auch Seina hatte kein Gewand erhalten, und nicht mal ihr altes hatte man ihr gelassen. Waren sie nicht lang genug im Wasser geblieben? Verzweifelt kniete Mimiko sich neben die Gazanerin und versuchte sie durch leichtes Schütteln zu wecken. Seina hatte die Prüfung doch schon zum zweiten Mal absolviert! Wie war es da möglich, dass sie einen Fehler gemacht hatte? Was würde nun mit ihnen geschehen? Würden sie für ihr Versagen bestraft werden? Panisch schüttelte Mimiko Seina, bis diese endlich die Augen aufschlug. Sie musste jetzt eine Antwort haben! „Seina! Wach auf! Ich glaube, wir haben die Prüfung nicht bestanden!“ Benommen setzte Seina sich auf und die Decke rutschte ihr von den Schultern. „Ist es schon Morgen?“ murmelte sie mit halb geschlossenen Augen. „Nein, aber wir haben kein Gewand bekommen! Heißt das, wir haben die Prüfung nicht bestanden!?“ Seina gähnte und schüttelte den Kopf. „Keine Angst, die Prüfung ist noch nicht beendet, deshalb hast du noch kein Gewand.“ „Noch nicht beendet? Aber was müssen wir denn noch machen?“ Neugierig kroch Mimiko zu Seina herüber und blickte sie erwartungsvoll an. Seina drapierte die Decke bequemer um sich und räusperte sich. „Hast du noch die Perle vom Grund des Sees?“ Mimiko schüttelte den Kopf. „Was!?“ Plötzlich war Seina wieder hellwach. „Warum nicht? Was hast du damit gemacht? Du brauchst sie um die Prüfung zu beenden!“ Vor Schreck weiteten sich Mimikos Augen und sie schlug sich die Hand vor den Mund. „Warum hast du mir das nicht früher gesagt!?“, jammerte Mimiko. „Ich dachte, das wäre klar, nachdem ich dir gezeigt habe, dass du sie mitnehmen musst. Verflixt...“ „Es tut mir so leid! Ich hatte sie mir in den Mund gesteckt, um besser schwimmen zu können. Beim Auftauchen muss ich sie dann mit rausgehustet haben...Was sollen wir jetzt tun?“ Seina seufzte angespannt und strich sich die Haare aus der Stirn. „Wir haben noch Zeit bis zum Morgengrauen. Dann kommen sie uns abholen. Ich werde mich rausschleichen und noch mal runter tauchen und eine neue holen. Du suchst solange das Ufer ab, falls ich es nicht rechtzeitig zurück schaffe. Vielleicht findest du die Perle wieder.“ „O.K....Es tut mir so Leid!“ „Keine Sorge, Kleine, wir schaffen das schon. Komm schon, wir müssen uns beeilen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)