The diary of Jane von Jokerbunny ================================================================================ Jane ---- „Jane, oh Jane…Wo magst du jetzt sein? Wohin bist du nur verschwunden?“ Sie dachte nicht. Sie hörte nicht. Sie war gefangen in ihrer eigenen Welt. Manchmal spürte sie noch wie ihr Herz schlug, aber das war das einzige das sie noch wahrnahm. Eine Schwärze umgab sie, die dunkler war, als die tiefsten Abgründe einer menschlichen Seele je sein könnten. Sie hatte längst aufgehört sich dagegen zu wehren. War es denn nicht das, was sie eigentlich wollte? Pille für Pille hatte sie geschluckt. Jede Farbe des Regenbogens und jede erdenkliche Form war dabei gewesen und mit jeder Pille war sie dem Ende näher und näher gekommen. Jetzt würde es bald vorbei sein, oder? Die Kälte des Bodens, auf dem sie lag, spürte sie gar nicht, hatte ihn von Anfang an nicht gespürt. Es war nicht mehr ihr Körper. Es war nur noch ein kalter Stein, den sie bald verlassen würde. Dann würde sie endlich von den Qualen befreit werden. Wieso sie diesen Weg gewählt hatte, wusste niemand. Sie hatte niemanden davon erzählt, oder Tagebuch geführt. Es gab nichts, was ihre Tat rechtfertigte. Doch so war es auch geplant gewesen. Ihr Geheimnis würde sie mit in ihr Grab nehmen, zu dem besseren Ort an den sie sich begeben wollte. Das schwarze Nichts nahm immer mehr Besitz von ihr, bis sie sich fragte, ob es aus war. Es hüllte sie ein, schenkte ihr eine seltsame Wärme und schien sie nie mehr hergeben zu wollen. Sie schloss die Auen und gab sich dem Nichts lächelnd her. „Wochen, Tage, Jahre…All die Zeit hab ich damit verbracht „ES“ zu suchen. Die ganze Zeit warte und hoffe ich schon auf ein Zeichen von außerhalb. Glauben Sie, ich weiß wirklich alles darüber. Einfach alles. Fragen Sie mich, ich werde es wissen. Nennen Sie es ruhig Hirngespinste, oder Fantasien. Es ist mir egal. Sie wissen nicht wie es ist etwas so sehr zu Lieben, das es wie die Luft zum Atmen ist. Selbst jetzt bin ich nur hier weil ich „ES“ suche. Tag und Nacht suche ich. Doch bis jetzt hab ich nichts außer heißer Luft gefunden. Trotzdem gebe ich nicht auf. Meine Familie hat sich von mir abgewandt. „Ist das wirklich nötig? Willst du dich nicht behandeln lassen?“, werde ich dauernd von Ihnen gefragt Ich antworte immer dasselbe, weil die Frage sich auch nie ändert. „Ja. Es ist für mich das, was für euch das normale leben ist.“ „ES“ ist keine Droge, Geld oder so etwas. Denken Sie jetzt bitte nichts Falsches. „ES“ ist ein ganz besonderer Ort. Als kleines Mädchen war ich oft da und so wie Sie aussehen waren Sie auch da, aber Sie haben es vergessen. Damals fand ich den Weg leicht dahin. Selbst wenn ich meine Augen verschloss. Doch ich habe den Weg mit dem älter werden vergessen. Etwas, das mich immer begleitet hat, verschwand einfach. Seitdem suche ich den Ort. Ich war auf der ganzen Welt: Afrika, Amerika, Europa, Russland, Asien Die kleinsten Städte hab ich bereist um „ES“ zu finden. Doch jede Spur endete nur in einer neuen Sackgasse. …Verzeihung ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Jane. Einfach nur Jane. Meinen Nachnamen möchte ich nicht nennen, da ich nicht mit meiner Familie in Kontakt gebracht werden möchte. Das verstehen Sie sicher, nicht wahr? Um wieder zum Thema zu kommen…in den letzten Jahren habe ich „ES“ fast vergessen, so wie jeder Erwachsene „ES“ vergisst. Ich habe nur noch ein Büchlein, das mich an alles erinnert. Es ist mein wertvollster schatz.“ „Wie bitte?“ fragte die Frau am anderen Ende der Leitung aufgebracht. „Tut mir leid, Mrs… Aber ihre Tochter hat sich eine Überdosis verschiedener Medikamente verabreicht. Wir sind uns nicht ganz sicher, gehen jedoch von einem suizidversuch aus.“ Der ältere Mann im weißen Kittel seufzte fast unmerklich bevor er weiter sprach. „Es wäre besser Sie würden so schnell es geht herkommen. Jemand muss mit uns den weiteren Verlauf der Dinge besprechen.“ „Hören Sie mir mal gut zu. Meine Tochter ist eine Lady verstehen Sie? Eine Lady! Sie würde so etwas niemals machen.“ „Ja, aber selbst Ladys sind Menschen“ Nach weiteren zehn Minuten legte der ältere Mann den Hörer auf. Er kratzte sich ratlos am Hinterkopf. Diese Frau war wirklich anmaßend. Sie ließ ihre minderjährige Tochter wer weiß wie lange alleine und regte sich dann am Telefon so auf, obwohl er es nur gut meinte. Bevor er nach Hause fuhr, beschloss er noch mal bei dem Mädchen vorbeizuschauen, schließlich war er ihr Arzt. Als er das Zimmer betrat, versuchte er so leise wie möglich zu sein, obwohl sie niemand in ihren derzeitigen Zustand hätte wecken können. Er setzte sich zu ihr und schaute ihr blasses Gesicht im Mondlicht an. Sie sah aus wie eine Puppe, so zerbrechlich und klein. Ihre Brust hob und senkte sich ganz langsam und ihre Wangen fingen langsam an Farbe zurück zu gewinnen. Der Doktor schätzte sie kaum älter als 16 und fragte sich im Stillen, was in ihren Leben so schief gelaufen war, dass der Tod ihre letzte Hoffnung zu sein schien. Welche Probleme schienen sich hinter diesem schönen, blassen Gesicht zu verstecken? „Jane…“, flüsterte er ihren Namen. „Morgen scheint die Sonne wieder. Es wird ein schöner Tag. Wach bitte auf.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)