Double Trouble von abgemeldet (Fortsetzung von Dangerous Minds) ================================================================================ Kapitel 4: Ehekrach deluxe -------------------------- Hi Leute! Ach, endlich wieder was spannendes! Ich muss schon sagen, über Streit lässt sich viel leichter schreiben, als über Harmonie. Gibt einfach mehr her. Ich hoffe, es gefällt euch! Und ich sags gleich, für die mit schwachen Nerven: Taschentuch bereithalten. ^^ Und jetzt viel Spaß ;-) ___________________________________________ Kapitel 4 - Ehekrach deluxe Es war kurz vor halb elf als Sho Fuwa von seinem Motorrad stieg um den restlichen Weg zu seinem Ziel zu Fuß zu gehen. Sorgfältig hob er einen hübschen kleinen Strauß orangefarbener Rosen aus dem Sitzfach, die wie durch ein Wunder die gesamte Fahrt heil überstanden hatten. Es war wieder einmal typisch gewesen, dachte er sich, während er die Straße entlang schritt, dass genau heute, wo er eigentlich früher Schluss hatte machen wollen, alles schief gegangen war, was schief gehen konnte. Als hätte sich eine kosmische Macht gegen ihn verschworen und unter allen Umständen davon abhalten wollen, aus dem Studio zu kommen. Sho war zäh, an jedem anderem Tag wäre ihm das egal gewesen, selbst wenn er die Nacht durch arbeiten hätte müssen, aber nicht heute. Denn heute war nicht nur irgendein Tag, heute war der Geburtstag des Mädchens das ihm besonders am Herzen lag. Es war der Geburtstag Kyoko Mogamis, der Frau, die ihn alles um sich herum vergessen ließ und der gänzliche Inhalt jedes noch so kleinen Tagtraumes war. Natürlich wusste er nicht wie sie reagieren würde, wenn er plötzlich mit einem Strauß Blumen vor der Türe stand und ihr Alles Gute wünschen wollte, doch er hatte ein gutes Gefühl. Schließlich hatte sie ihn das letzte Mal, als er ihr in ihrem Garten ein Ständchen gesungen hatte weder beschimpft noch mit irgendetwas beworfen. Das war doch ein gutes Zeichen, nicht? Und so bog er voller Zuversicht um die Ecke… wo er dann allerdings vor Schock fast seine Blümchen fallen ließ. Vor der Tür des Daruma-yas sah er seine allerliebste Kyoko… einen anderen Mann küssend! Und nicht nur irgendeinen Mann: sie küsste Ren Tsuruga! Nein, halt, Tsuruga küsste sie, diese Formulierung gefiel Sho wenigstens ein bisschen besser. Er betrachtete das überglückliche Pärchen mit einer Mischung aus Ausdruckslosigkeit und Verblüffung, bis sie sich voneinander lösten und sich plötzlich ihm zuwandten… Ren war der Erste, der ihn bemerkte. Zunächst dachte er, die schemenhafte Gestalt wäre irgendein Passant, was beunruhigend gewesen wäre und er war schon halb dabei sich selbst für seine mangelnde Vorsicht und seinen Übermut zu verfluchen, als er die Gestalt plötzlich erkannte. >Fuwa…< Er fühlte sich als hätte ihm jemand einen großen Kübel Eiswasser über den Kopf geschüttet und es zog ihm alles zusammen. Was machte Fuwa hier um halb 11 mit einem Strauß Rosen vor dem Haus seiner Verlobten? Quälende Eifersucht kam in ihm hoch, wie viele rationale und logische Erklärungen gab es dafür, wenn er ihr spätabends seine Aufwartung machte? Sein Blick wandte sich vom Sänger ab zu seiner Verlobten, die Fuwa gerade erst bemerkt zu haben schien. Doch statt ihn sofort in seine Schranken zu weisen, wüst zu beschimpfen und davon zu jagen, wie Ren es erwartet bis gehofft hätte - obwohl er das nie zugeben würde - weiteten sich nur ihre Augen vor Überraschung, und mit etwas zittriger Stimme sagte sie plötzlich: „Sho?!“ In Rens Innerem fingen die schrecklichsten Gedanken an zu sprießen. Mit dem Auftauchen Shos brachen drei Probleme gleichzeitig auf Kyoko ein, die sich anbahnende Katastrophe hing beinahe greifbar in der Luft. Problem 1 war theoretisch eigentlich kein Problem: Warum war Sho vorbeigekommen? Der Strauß Blumen ließ zwar Raum für Interpretation, doch Kyoko vermutete, er wollte ihr einfach nur zum Geburtstag gratulieren. Bisher hatte er noch nie von selbst an ihren Geburtstag gedacht, deshalb fand sie es wirklich rührend, wie er sich um ihre Freundschaft bemühte. Nach dem Ständchen damals, als er ihr so schlecht ging, war sie ihm ja auch wieder recht wohl gesonnen, ja sie konnte sich sogar vorstellen ihm eine platonische zweite Chance zu geben. Aber das war nicht der richtige Moment um darüber nach zu denken, der eigentliche Haken an der ganzen Sache war ja, dass sie noch nicht mit Ren darüber gesprochen hatte und dieser somit nicht wusste, wie, warum und überhaupt dass sich ihre Ansichten gegenüber dem Sänger geändert hatten. Kyoko schluckte das Problem schnell hinunter, denn das nächste machte ihr viel größere Sorgen: Sho hatte sie mit Ren gesehen! Ein Außenstehender wusste von ihrer Beziehung! Kurz wagte sie einen Seitenblick zu ihrem Verlobten, der gleich mal Problem 3 darstellte, da seine vor Zorn und Eifersucht zu Schlitzen verengten Augen sich von Sho zu ihr abgewandt hatten und nicht viel netter aussahen… Kein Wunder, dass Kyoko nun erstmal tief ein und ausatmete, und nicht so aussah, als würde sie sich demnächst dem Kummer der beiden Herren annehmen. >Hilfe… wo fang ich denn da bloß an?< Sho war noch immer damit beschäftigt zu verarbeiten, was er gerade gesehen hatte. Dass es ihn so mitnahm wie es ihn mitnahm wäre zwar für jeden anderen logisch erschienen, doch es beunruhigte ihn zutiefst, panisch versuchte er wieder einen klaren Kopf zu bekommen. >Dieser verdammte Tsuruga…< Wieso fielen alle Frauen auf diesen Möchtegern-Schauspieler herein? Was war so toll an dem Kerl? Eifersucht loderte in Sho auf, und Zorn über die zerstörten Hoffnungen. Doch er musste sich zusammen reißen, noch war nicht alles verspielt. Sie könnten Freunde bleiben. Irgendwann würde sie einsehen, was für einen Fehler sie mit diesem Typen machte. Auch wenn er nicht wirklich daran glaubte, gab ihm der Gedanke Mut und hielt ihn davon ab, den Verstand zu verlieren. Und da Kyoko nicht den Anschein machte, als wollte sie in den nächsten zehn Minuten auch nur irgendwas sagen und dieser Tsuruga ihn auch nur böse anstarrte, wenn er nicht gerade Kyoko misstrauische Blicke zuwarf, überwand sich Sho und begann zu sprechen. „Ah… Ich wollte dir zum Geburtstag gratulieren, Kyoko.“ Und fügte, da sein Hirn schnell genug geschaltet hatte, strategisch klug hinzu: „Wenn… ich nicht störe.“ Er wusste, wenn er noch eine Chance hatte, würde sie ihn jetzt nicht einfach so wegschicken können. Wenn noch ein bisschen etwas da war, wenn sie ihm eine 2. Chance gab, würde sich nun alles zu seinen Gunsten entwickeln. „Nein, du störst nicht!“ platzte es aus Kyoko heraus, womöglich etwas unüberlegterweise. Es war so nett von ihm, dass er bei ihr vorbeikam. Schließlich sprach doch nichts dagegen, sich von einem alten Freund gratulieren zu lassen, oder? Nun gut, „alter Freund“ war vielleicht eine etwas unkorrekte Formulierung, und es nagte auch an ihr. Aber sie konnte ihn doch jetzt nicht einfach so wegschicken! Nicht nachdem er sich so um ihre Freundschaft bemüht hatte! Ren würde das doch verstehen, oder nicht? Ren konnte es nicht fassen, er fühlte sich als hätte ihm jemand in den Bauch geboxt. Es wäre ihm sogar lieber, es würde ihm jemand in den Bauch boxen, als das länger aus zu halten. Da bat doch dieser verdammte Sänger sogar von selbst an zu verschwinden und was machte sie?! Er störte nicht?! War es ihr vielleicht sogar recht angenehm, ihn hier zu behalten? Der eine Liebhaber löst den anderen ab, oder was? >Reiß dich zusammen Ren, verdammt noch mal!< schalt er sich selbst, doch es brachte nicht viel. In ihm begann es schlimmer und schlimmer zu rumoren, die Eifersucht begann gewisse Teile des Gehirns zu übernehmen. Kyoko ging einen Schritt auf ihn zu, die wunderschönen bernsteinfarbenen Augen sorgenvoll und mit einer Nuance Angst auf ihn geheftet und begann sich im Flüsterton, sodass Sho sie nicht hören konnte, zu erklären. „Als… als es mir richtig schlecht ging… da hat er mir sehr geholfen… ich möchte, dass wir wieder Freunde werden… ich will mich nicht mal mehr rächen, ist das nicht toll, Ren? Dass ich… mich nicht mehr rächen will?“ Ja, wie toll. Die Freude war ihm direkt anzusehen. Irgendwie lief das Ganze nicht wirklich so, wie Kyoko sich das vorgestellt hatte. „Ah… ich habe die Rache aufgegeben und werde ihm verzeihen… das ist doch… gut,… oder?“ Sie spürte, das Unheil in der Luft lag, und ihr Gefühl sollte sie nicht täuschen. „Ah… Ren?“ Er hatte den Blick abgewandt, doch plötzlich sah er wieder auf, mit dem strahlensten Gentleman-smile, dass sie seit langem gesehen hatte. >Was zum-< „Wie schön, da freu ich mich ja für euch. Wie schön, dass ihr um 11 Uhr nachts darauf kommt, dass ihr eure Freundschaft erneuern wollt, da hättet ihr euch wirklich keine bessere Uhrzeit aussuchen können. Tagsüber kann das ja schließlich jeder, nein, nachts ist das doch viel anregender, was?“ Erschrocken wich Kyoko zurück, denn während er sprach legte er Wort für Wort das falsche Lächeln ab und was darunter zum Vorschein kam war erschaudernder als der Höllenfürst selbst. Doch der Schreck dauerte nur ein paar Sekunden an, dann wandelte er sich in Wut. >Was… Was sollte das denn bitte!? Ist er etwa… eifersüchtig?! Eifersüchtig?! Mein Gott, Ren, ich hab’ dir gesagt, dass ich deine Frau werden will, was muss ich denn noch tun, damit du mir glaubst, dass ich dich liebe?!< Und je grimmiger und eifersüchtiger er sie ansah, desto zorniger wurde sie. >Schön, Mister. Wie du willst!< Mit abgehackten Schritten entfernte sie sich von ihrem Verlobten und befahl mehr als sie bat: „Komm rein, Sho!“ Es traf ihn wie ein Keulenschlag, fassungslos starrte Ren seine Liebste an. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, der Blutstau in seinem Hirn machte ihm das Denken ziemlich schwer. Wutentbrannt folgte der Schauspieler den beiden hinein, wo er völlig sinnloserweise fragte: „Du lässt ihn doch nicht wirklich rein?!“ woraufhin Kyoko zurück fauchte: „Offensichtlich schon!“ und Sho einen weiteren unsanften Schubs nach vorne gab. Völlig außer sich vor Wut und Eifersucht knurrte Ren: „Kyoko… Schmeiß ihn wieder raus!“ Sie glaubte ihren Ohren nicht trauen zu können. Dachte er jetzt etwa, ihr auch noch Befehle erteilen zu können? „Das mach’ ich ganz bestimmt NICHT!“ keifte sie zurück, und nach dem er sie und Sho zornig angefunkelt hatte fügte sie gekränkt hinzu: „Vertraust du mir etwa nicht?“ Die Arme in die Seiten gestemmt musterte sie ihren sonst so hingebungsvollen Verlobten, der aufgebrachte erwiderte: „Dir schon, aber IHM nicht!“ Womit er gar nicht so Unrecht zu haben schien, wenn man die Vergangenheit beleuchtete, doch Kyoko seufzte nur genervt auf und wandte sich von ihm ab. „Du nimmst ihn jetzt doch nicht etwa mit auf dein Zimmer?!“ kam es postwendend von ihrem wie vom Donner gerührten Freund, der ihr abdrehen missverstanden hatte. Eigentlich war Kyoko nichts weniger im Sinn gestanden, doch so zornig wie sie war packte sie natürlich sofort Sho am Kragen und schliff ihn mit die Treppe hoch, dabei hinunter fauchend: „Oh doch, genau das habe ich vor!“, woraufhin Ren, gequält wie ein verwundetes Tier und ebenso zornig erwiderte: „Das machst du nicht!“ Sich von Shos Würgegeräuschen nicht ablenken lassend schliff Kyoko ihn weiter nach oben, dabei unablässig höhnend: „Ja, siehst du wie ich das mache? Ja? Jaaaa?!“, bis Ren sich, so außer sich vor Wut wie selten in seinem Leben, umdrehte und zur Tür hinaus stapfte. Die Okami und der Chef, die unfreiwilligerweise Zeuge der obskuren Situation geworden waren, tauschten verwirrte Blicke aus, während Kyoko Sho in ihr Zimmer trat und danach die Tür zuschmiss, dass das ganze Haus zu wackeln schien. Wenige Minuten später erst wurde Kyoko das ganze Ausmaß dieser Tragödie bewusst. Nicht nur, dass sie gerade einen ziemlich schmutzigen Streit mit ihrem Verlobten hinter sich hatte - und das gut drei Wochen nach ihrer Verlobung, sollte da nicht noch eitel Sonnenschein herrschen? -, nein, sie hatte es geschafft, statt Ren nun Sho in ihrem Zimmer sitzen zu haben, bzw. am Boden kniend und nach Luft ringend. Ihre Wut begann zu verrauchen, während sie daran dachte, wie schön es jetzt wäre völlig unbeschwert und glücklich mit Ren auf ihrem Bett zu sitzen. Stattdessen sah sie ihre Beziehung schon in Trümmern vor sich liegen und bekam Angst. Er war sauer! Richtig sauer! Sie schluckte die Tränen hinunter, während sie immer noch aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen die Tür anstarrte und versuchte wieder böse zu sein, aber es wollte nicht klappen. ‚Du solltest wütend auf Sho sein!’ raunte ihr eines der verstaubten alten Dämonchen zu, woraufhin sich die Reinherzigen äußerst empört zeigten. ‚Aber er kann dich nichts dafür, dass er im falschen Moment am falschen Ort das Falsche gesagt hat! Für sein schlechtes Timing kann er doch nichts! Außerdem wollte sie ihm nicht mehr böse sein!’ Kyoko seufzte, ließ sich aufs Bett sinken und wurde plötzlich wieder wütend. Wieso hatte Sho auch genau jetzt aufkreuzen müssen? Die kleine Stimme der Vernunft, die ihr sagte, dass er doch nichts dafür konnte nervte sie, sie musste wieder an Ren denken und schon war ihr wieder zum Heulen zumute. Der Dämon schüttelte verständnislos den Kopf und begann über den zweiten miesen Kerl im Leben seiner Herrin zu wettern, den Kerl, der ihn beinahe ausradiert hätte - mittlerweile war er sogar vom Aussterben bedroht, aber das ist eine andere Geschichte. ‚Du solltest jetzt eigentlich „Mistkerl!“ schreien und irgendetwas gegen die Wand werfen!’ Kyoko ließ nur ein unverständliches Grummeln von sich hören, was Sho als Stichwort diente, um sich neben sie zu setzen. Aber was sollte er jetzt tun? Er war noch nie gut in so was gewesen, das letzte Mal war ja auch mehr oder minder Zufall gewesen, sagen wir: ein unerwarteter, glücklicher Nebeneffekt. In seinem Kopf lag sie schon heulend in seinen Armen, ließ sich von ihm trösten, küssen… >AH!< Erschrocken verscheuchte er den Gedanken, schließlich war viel wichtiger, dass sie wieder lächelte. Doch noch bevor auch nur irgendetwas seine Kehle hochkommen wollte, sagte sie tonlos: „Sho, es war nett von dir vorbeizukommen, aber es wäre besser, wenn du jetzt gehst.“ Das ‚Aber’ lag ihm schon auf den Lippen, doch ein Blick von ihr reichte und er stand seufzend auf. Sie sah so wunderschön aus, wie sie da in ihrem hübschen Kleid auf dem Bett saß, mit den widerspenstig ins Gesicht fallenden Haarspitzen, den wässrig glänzenden bernsteinfarbenen Augen. Wie gern hätte er sie jetzt in den Arm genommen und ihr all den Kummer einfach von der Seele genommen - primär ging es ihm um die Umarmung, aber bitte, er war nun mal ein Mann. Jedoch tat er was sie wollte, langsam ging er zur Tür, sie fragte noch in herzzerreißendem Ton: „Du wirst doch niemandem davon erzählen?“, und wie könnte er anders als dieser Bitte nach zu kommen? Schwach nickte er, bevor die Tür schließlich wie von selbst hinter ihm ins Schloss fiel. >Idiot! Du hättest noch irgendetwas aufmunterndes sagen sollen!< Doch es war ihm unmöglich gewesen auch nur ein einziges Wort herauszubekommen, als sie ihn so traurig angesehen hatte. >Sie liebt ihn…< Sho hatte es nicht wahrhaben wollen, doch nun konnte er es wirklich nicht mehr verleugnen. Niemand anderes konnte ein junges Mädchen dazu bringen so kummervoll aufzusehen, als ihr Liebster. „Scheiße…“ Und so machte sich der Sänger wieder auf den Weg zu seinem Motorrad, dabei zu spüren glaubend, wie sein Herz nach und nach auseinander riss… Kaum hatte Sho den Raum verlassen kullerten die ersten Tränen über ihr Gesicht. Eine nach der anderen kullerte über ihre Wangen hinunter, ohne dass sie auch nur das Geringste dagegen tun konnte. Er würde sie verlassen. Er würde die Verlobung auflösen und sich eine Andere suchen, die nicht so vom Schicksal verflucht war wie sie. Die Tränen rannen nun wie Sturzbäche ihr Gesicht hinab, gequält aufheulend ließ sich Kyoko kopfüber in die Kissen sinken und weinte still in ihren Kopfpolsterbezug hinein. ‚Du bist weich geworden.’ raunzte ihr kleines Dämonchen kopfschüttelnd. ‚Die Liebe hat dich weich gemacht.’ Grimmig sah Kyoko auf. „Ga-gar nicht wahr! Ich bin nicht weich geworden!“ heulend, doch das veranlasste das kleine Dämonchen nur zu einem amüsierten Auflachen. ‚Ach, und wer heult sich da gerade die Augen aus dem Kopf wegen ihres Mistkerls von Freund? Pardon, wegen ihres Mistkerls von Verlobtem. Die Kyoko Mogami die ich kenne sicher nicht! Was ist aus der Kyoko-san geworden, die ihren Gegnern das Fürchten lehrte, ihren Feinden das Messer an die Brust setzte und einfache Passanten auf der Straße in Angst und Schrecken versetzte? Die Kyoko die ich kenne würde das nicht so hinnehmen!’ Schniefend richtete sich die Schauspielerin auf, schließlich hatte der kleine Dämon auch irgendwo Recht. ER hatte doch Mist gebaut, nicht sie! Was musste er auch immer gleich so eifersüchtig sein! Und überhaupt, er hätte sie gar nicht so anschnauzen brauchen, so ging man nicht mit seiner Verlobten um. Genau, ER hatte Mist gebaut, sie hatte ihn nur ausgebaut. Gewaltig ausgebaut. Gott, was hieß da ‚nur’? Sie schniefte wieder, sah auf ihre Hände hinab und bittersüße Erinnerungen überkamen sie. Wie Phantome huschten seine Hände über ihren Körper, seine Lippen über ihren Hals. Es riss ihr fast das Herz auseinander, sie wünschte sich ihn her, jetzt, sofort. >Wenigstens hattest du drei schöne Wochen…< dachte sie zweckoptimistisch, doch der Gedanke, dass diese Zeit nun vorüber sein könnte ließ sie wieder hemmungslos schluchzend in die Kissen zurück fallen. ‚Hoffnungslos’ seufzte der kleine Dämon, es sollte noch Stunden dauern, bis ihre schmerzlichen Tränen verebben und die lauschende Okami endlich aufatmen würde… Verzweifelt saß Ren, den Kopf in die Hände gestützt, auf seiner Ledercouch im Wohnzimmer seines Appartements, vor ihm auf dem Glastisch stand eine halbleere Whisky-Flasche und ein leeres Glas. Was hatte er bloß getan? Er hatte sie direkt in Fuwas Arme getrieben, mit seiner Eifersucht. Was tat sie gerade? War er noch bei ihr? Kein Foltergerät der Welt könnte seinen Körper so entstellen wie diese Frage seine Seele zermürbte. Gott, er war so blöd. Wieso hatte er sich nicht beherrschen können? Stöhnend griff er nach der Whisky-Flasche und goss sich nach. „Kyoko…“ Was sollte er bloß machen, wenn sie aus seinem Leben verschwinden würde? Mit einem anderen Mann an ihrer Seite? Das würde er nicht überstehen! Krampfhaft zog sich sein Herz zusammen, während er den Whisky im Glas schwenkte wie einen guten Wein, und sich dann einen Schluck genehmigte. Tat das gut, wie er die Seele runter brannte. Sie durfte ihn nicht verlassen. Und wenn er sie auf Knien anflehen müsste zu bleiben, wenn sie ging dann… Er wollte den Gedanken nicht weiterverfolgen und leerte das Glas in einem Zug, als seine Augen plötzlich wässrig wurden. Sich vorzustellen wie sie ihm den Verlobungsring hinknallte, sagte, dass es aus sei, dass sie nicht mit einem Mann alt werden könnte, der ihr nicht vertraut, dass sie eigentlich nie aufgehört hat, Fuwa zu lieben… Er setzte die Flasche an den Mund. Nein, dieser Gedanke war unerträglich. „Kyoko, ich liebe dich…“ wimmerte er, wie man es nie von einem Ren Tsuruga erwartet hätte, nicht glauben könnend, dass es jetzt nach drei Wochen schon wieder vorbei sein sollte. Irgendwie schaffte er es ins Schlafzimmer und ließ sich voll bekleidet ins Bett fallen, noch so lange heiser ihren Namen in seinen Polster hauchend bis sich der Himmel gnädig erwies und ihn in einen mehr oder minder seligen Schlaf gleiten ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)