Hidden Flowers II von june-flower (Die Prüfung) ================================================================================ Kapitel 17: Herz ---------------- Kapitel 17 - Herz Yuka konnte einen einzigen Schrei nicht unterdrücken, als die Macht der Finsternis sie umfing. Die Kraft war kalt und bedrohlich, furchteinflößend, fordernd, unbarmherzig und beängstigend, dunkel und uralt... Und hungrig. Erwacht aus einem jahrelangen, wenn nicht sogar jahrhundertelangem Schlaf, war der Meister des Spiegels sehr, sehr wütend. Jemand hatte ihn geweckt, hatte es gewagt, ihn zu rufen und aus den Träumen zu reißen, die ihn umfangen hatten. Träume kalter Grausamkeit und des Hasses... Und nun wollte er den Ausgleich dafür, dass er zur Verfügung stand. An die Wut schloss sich Hunger an, Hunger nach Kraft, nach purer Energie... Nach einer menschlichen Seele. Wenn nicht sogar nach mehreren. Setzte ein Mensch einmal eine dunkle und verbotene Kunst ein, dann brauchte er Seelen und deren Energie, um nicht am abrupten Energieverlust zu sterben. Das Dumme war nur, dass man, sobald man eine Seele gekostet hatte, süchtig nach mehr wurde... Nach mehr der unglaublichen Macht, welche die dunkle Kunst verlieh, süchtig nach der Kraft, welche die Seelen boten. Unschuldige Menschen, zu dunklen Zwecken geopfert, säumten den Weg des Finsteren Meisters. Und nun... Nun war er selbst ein solcher Dämon, den er früher gerufen hatte, dürstete nach Seelen und Kraft und stellte im Gegenzug seine Macht zur Verfügung. In der Dunkelheit verloren, war er ein Gefangener seiner eigenen Gier, seiner eigenen Kunst, aber der Finstere Meister dachte kaum noch menschlich. Es kümmerte ihn nicht, was er war oder welchen Beschränkungen er unterlag. Es kümmerte ihn nur, was er nun alles tun konnte – und dass er Seelen bekam. Alles andere war unwichtig. Die junge Frau konnte spüren, wie die Schwärze an ihr zog. Fordernd zupfte sie an ihrem Bewusstsein und verlangte Einlass, Gefolgschaft und Gehorsam. Sie war nicht verlockend und süß, wie manche Menschen Macht beschrieben. Sondern drohend und zwingend, einnehmend. Sie versprach Vergessen und Freiheit, aber Yuka wusste, dies war eine Lüge. Voll Angst versuchte sie ihren Blick von der wogenden Oberfläche zu nehmen, in ihre eigene Realität zurückzukehren, aber sie wurde unerbittlich festgehalten. Gefangen in einem Strudel aus Dunkelheit versuchte Yuka verbittert, sich zu sammeln, all ihre Kraft zusammenzunehmen und sich zu befreien, aber jedes Mal, wenn sie es beinahe schaffte, wurde sie zurückgezogen. Weiße Nebelfetzen umfingen sie, griffen nach ihr wie mit gierigen Krallen und zerrten an ihren Haaren und an ihrer Kleidung, kratzten über ihre Hände und ihr Gesicht und hinterließen Blutspuren, als sie alte Wunden erneut aufrissen und neue Wunden schlugen. Sie kämpfte dagegen an, sowohl körperlich als auch seelisch. Yuka war bereit gewesen, hierherzukommen, damit Shi und Kiju und Shikaru die Gelegenheit hatten zu entkommen.... Zeit, sie musste Zeit gewinnen. Zeit... Zeit... Zeit... Kämpfe. Schinde Zeit... Lass nicht locker... Die Dunkelheit wird dich nicht überwinden... Du kannst sie besiegen... Du hast keine Angst vor der Finsternis... Dunkelheit. Sie liess sich nur von Licht besiegen. Die Anderen mussten versuchen zu entkommen, sie mussten Konoha erreichen und den Hokage warnen, es gab keine andere Möglichkeit. Sie musste Zeit gewinnen, in der Dunkelheit noch länger ausharren und ihr widerstehen, bis sie genug Zeit gekauft hatte... Macht schon, flehte ein Winkel ihres Verstandes stumm ihre Freunde an, Macht endlich, verschwindet von hier, Kaika und James sind gerade abgelenkt! Geht endlich, findet einen Weg, verschwindet von hier, kümmert euch nicht um mich... Mit dem Rest ihrer Gedanken konzentrierte sie sich auf Licht. Auf die hellen, wunderschönen Momente ihres Lebens. Auf Gedanken, die Freude brachten, die Dunkelheit vertreiben konnten, ihr Kraft gaben, noch ein wenig länger zu widerstehen, sich nicht brechen zu lassen... Die Fünfte Hokage, eine wunderschöne, kluge, weise und liebevolle Frau, die manchmal mit ihr gespielt hatte und immer ein offenes Ohr für sie hatte... Das Training mit Kiba-Sensei, Akamaru, Shi und Kiju im Wald, bei dem sie so viel gelernt hatte... Ihre Wanderungen durch Konoha, immer Nachts, wenn alles still und friedlich war, immer mit ihrem Vater zusammen, dessen blondes Strubbelhaar im Laternenschein leuchtete und sein Gesicht von unten nicht mehr als eine Silhouette war, die sie betrachten konnte und die ihr allen Frieden und Glück geben konnte, das sie sich je gewünscht hatte... Nachmittage im großen Haus der Hyuugas, wenn Kiju und Shi sie zum Tee mitnahmen, ihre liebevolle Mutter, die sie behandelte wie ihre eigene Tochter, und die Spiele mit Henara, Kijus und Shis älterer Schwester... Die Sonnenaufgänge über dem Wald, genauso wie die Sonnenuntergänge, so wie der letzte, den sie mit Shikaru dort beobachtet hatte, und die eine wunderbare Ruhe in ihr Herz pflanzten... Zeit... Gereizt zog sich der Herr der Finsternis weiter zurück, als er das Licht verspürte, welches sie ausstrahlte, weil sie sich in Ruhe und Glück und Erinnerungen zurückzog, und zischte laut. Er war der Herr der Schwärze... Niemand wagte es, ihm zu trotzen und sich ihm zu widersetzen. Niemand. Er würde diese kleine Seele verschlingen, sie mit Freude vertilgen, bis nichts von diesem Licht mehr übrig geblieben war. Er würde sie in Dunkelheit hüllen, bis nichts mehr von dem Leuchten zu sehen war und das Herz dieser Person so dunkel war wie nie zuvor... In Erwartung des Spaßes zischte er auf. Die Seele dieser Frau war kraftvoll, ohne Frage, voll von Licht und Freundschaft. Aber da waren auch dunkle Stellen, klein und in die Ecken vertrieben worden, dennoch sagten sie ihm alles, was er wissen musste. Diese Frau fürchtete sich vor der Dunkelheit. Auch wenn sie es nicht zugab. Sie hatte Angst. Das Licht konnte ohne weiteres durch die eigene Dunkelheit in ihr ersetzt werden, das würde sie schon sehen... Aufzischend vor Lachen streckte er seine Tentakel wieder aus und griff erneut nach Yuka. Zeit gewinnen. Kaika und James schlossen vor Anstrengung die Augen. Heute war es schwer, den Dämon zu kontrollieren, der im Inneren des Spiegels hauste. Er war wütend, erregt und zugleich amüsiert, dürstete nach der Seele der Frau vor ihm. Und das war auch das Ziel der beiden Schwarzmagier... Also hielten sie das Siegel weiterhin offen, die Pforte zur Dämonenwelt geöffnet. An Chakra mangelte es ihnen nicht – an Zeit ebenfalls nicht. Sie würden sich lediglich ein wenig anstrengen müssen. Haut ab. Lasst mich zurück. Flieht. Shishiro warf seinem Halbbruder Kiju einen ausdruckslosen Blick zu. Unmerklich nickte der, als er verstand, was Shi wollte: Die Schwarzmagier waren abgelenkt. Sie hatten nun die Chance, auf die sie gewartet hatten, Yuka bot sie ihnen. Sie waren es ihr schuldig, dass sie entkamen und das Dorf retteten, welches sie so liebte... So geliebt hatte. Es schmerzte, von ihr in der Vergangenheit reden zu müssen. Aber sie war verloren, und ihr Opfer durfte nicht umsonst gewesen sein! Sie mussten nur eine Möglichkeit finden, diese Chance auch zu nutzen. Ich werde nicht umsonst sterben. Entsetzt musste Shikaru beobachten, wie die junge Frau mit den rotgoldenen Haaren dort, wo sie eben noch gehockt hatte, zusammenbrach, die Marionetten liessen ihre Handgelenke los, als sie aufschlug. Es war nicht mehr nötig, sie festzuhalten. Ihre Haare breiteten sich in Wellen auf dem kalten Steinboden aus. Ihre Arme waren angewinkelt, halb nach vorne, halb zu sich, Shikaru hatte noch nie einen Menschen so liegen sehen. Ihre Beine noch unter ihr, da sie gekniet hatte, eine merkwürdige Verrenkung, die behoben wurde, als sie mit dem Kopf auf die Steine aufschlug und eine Puppe ihr einen Tritt in die Seite verpasste, um zu prüfen, ob sie wirklich tot war. Ihr Körper schien sich in die Luft zu heben, von einem einzigen Stiefel getragen – so leicht war sie also – und landete mit einem dumpfen Geräusch wieder auf dem Boden, diesmal in einer anderen, nichtsdestotrotz merkwürdigen Lage. Ihre Haare fielen noch, als sie schon lange lag, oder kam ihm die Zeit nur merkwürdig vor? Golden und rot, wie Feuer leuchtete es im Schein der Laternen und Kerzen an den Wänden. Ihre Brust hob und senkte sich nicht. Und dann begann sie zu leuchten. War dies nun ein gutes oder schlechtes Zeichen? Er wusste es nicht. Sie atmete nicht! Er wollte sie rufen, aber seine Kehle schien wie ausgetrocknet. Das Licht um ihren Körper schien die Dunkelheit zurückzudrängen, in Schach zu halten. Sie erlaubte nicht, dass sie sich wieder zusammenballte und weiter vordrang. Hatte sie doch gewusst, was sie zu tun hatte? Bedeutete dies, dass sie noch am Leben war? Wo war sie? Was tat sie? Das Licht wurde heller, schien die Schwärze endgültig zurückzudrängen, zu besiegen, verschwinden zu lassen, und für einen Moment schöpfte der Shinobi Hoffnung... Und als die Dunkelheit in einer einzigen großen Welle über ihr zusammenschlug und alles Licht erstickte, hätte er vor Verzweiflung beinahe aufgeschrien. Sie verlor. Sie starb. Sie war bereits tot... Shikaru ballte die Fäuste. Der Gedanke, dass sie sich geopfert hatte, damit er sich hätte retten können, und er es nicht geschafft hatte, einen Plan auszudenken, trieb ihn zur Weißglut und bohrte sich in sein Herz wie ein weißglühender Dorn. Er konnte nicht... Er hatte sie doch gerade erst gefunden. Warum konnte er nur keinen Weg finden, um sie zu retten? Warum nur? Ich... Dunkelheit und Kälte erstickten jeden weiteren Gedanken und jede weitere schöner Erinnerung in Yuka. Sie überkamen sie mit einer unglaublichen Wucht, schwemmten über sie hinweg wie eine Flutwelle, unaufhaltsam, unbesiegbar, und trugen sie mit sich fort. Fort von allen schönen Erinnerungen an Licht und Geborgenheit, fort von Glück und Hoffnung... Wie nackt lag sie da, unfähig, sich zu rühren, unfähig, auch nur einen Gedanken zu fassen... Alles war schwarz. Die Kälte kroch näher wie ein Reptil, schlängelte sich an sie heran und schmiegte sich an sie, und das Wesen im Spiegel lachte spöttisch und siegessicher. „Das war beeindruckend, kleines Mädchen... Aber nun sieh hin, was sich unter deinem Licht noch so alles fand. Man soll doch jedes Dilemma von beiden Seiten betrachten, nicht wahr?“ „Shikaru gehört mit, Yukatsuki! Du bekommst ihn niemals – du Hexe! Mörderin! Wie du nur hier geduldest wirst, ist mir ein Rätsel! Wahrscheinlich hast du alle Leute verhext!“ Riku. „Habt ihr sie gesehen?“ „Ja, das ist die Kleine... Ihre Eltern waren Akatsuki!“ „Wie die Hokage ihr nur erlauben kann, hier zu bleiben? Sie hätte gleich nach ihrer Ankunft eliminiert werden sollen!“ Die Menschen in Konoha. „Sie ist Chuu-Nin geworden, und das zwei Jahre früher als normale Shinobi...“ „Pah... So gut ist sie auch wieder nicht. Liegt bestimmt daran, dass sie den Sechsten um den Finger gewickelt hat.“ Anklagende Blicke. „Wie kannst du es wagen, hierherzukommen?“ Vorwürfe „Nach allem, was deine Familie dem Dorf und den Clans angetan hat!“ Schmerzen... „Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Verschwinde!“ Yuka riss die Augen weit auf. „Warte! Shikaru...“ „Du bist nicht mehr meine Tochter – du bist es nie gewesen. Versteh es, Yukatsuki. DU bist hier nicht erwünscht.“ „Nein! Papa! Geh nicht! Bitte verlass mich nicht!“ Stille antwortete. Nur Dunkelheit blieb. Yuka gab auf. Schwärze umgab sie, und das Gefühl des Schweben kehrte zurück. Es war nicht angenehm, es kam keinem Gefühl gleich, das sie schon einmal verspürt hatte. Es war schlicht und ergreifend furchterregend, aber das spielte keine Rolle mehr. Mit ausdruckslosem Gesicht schwebte sie empor, verließ ihren Körper endgültig und unwiderruflich. Unten, am Boden der Arena, konnte die ihren Körper erkennen, und die Anderen. Schwach und klein. Verräter... Das Lachen des Spiegels, vermischt mit Kaikas Kichern und James lautlosem Grinsen, hallten in ihrer Seele wider. „So einfach geht das...“, hauchte eine unglaublich böse Stimme. Unten am Boden konnte sie sehen, wie Shikaru sie erstarrt betrachtete. Eine Träne rann wie eine Perle ihre Wange hinunter. Zu spät... Lachend hob Kaika die Arme. „Jetzt ist es soweit!“ In ihrer rechten Hand sammelte sich rotes Licht, pure, bösartige, dämonische Kraft. Ihr eigenes Chakra. „Meister der Dunkelheit! Öffne ihren Körper!“ Ein flammend roter, glühend heißer Blitz fegte aus ihrer Hand und direkt auf Yukas toten Körper zu. Distanziert beobachtete diese das Geschehen aus der Höhe. Dieses Feuer sollte wohl ihre körpereigene Abwehr schwächen und ihn auf Kaikas Eintritt vorbereiten... Es würde sie nicht verwunden. Wenn es das war, was sie sich dachte, dann würde es lediglich Körpern schaden, die noch eine Seele besaßen. Kein Problem mehr für sie... Sie konnte nicht mehr. Sie hatte aufgegeben. Was wohl nun noch kam? Heiß und flammend schoss der rote Blitzstrahl auf die am Boden liegende Frau zu. Waren diese Schmerzen, die Schmerzen, die sie spüren würde, wenn ihr Körper von einer Anderen gelenkt würde, das, wovon Kaika gesprochen hatte, als sie ihr ein Leben voller Qual prophezeit hatte? Die Frau zuckte nur mit den Schultern. Das war nichts. Damit würde sie leben können... Glühende Hitze schlug ihr entgegen, als sie getroffen wurde. „NEIN!“ Fortsetzung folgt... Anmerkung Selbst die stärksten Menschen können schwach sein. Vielleicht sind es gerade die Menschen, die stark erscheinen, die eigentlich schwach sind - nicht im geistigen oder körperlichen Sinne, sondern in dem Sinn, dass gerade sie Menschen brauchen, die für sie da sind, die sie stützen und ihnen helfen und sie lieben. Kein Mensch kann allein sein, Einsamkeit ist schlimmer als der Tod. Selbst wenn ein Mensch sich vorwiegend an die guten Situationen, die schönen Erlebnisse erinnert, die düsteren Erinnerungen bleiben in ihm, versteckt und tief verborgen, bis irgendetwas sie ans Licht bringt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)