The Residents of Evil von Gospel (Höllentrip nach Muus Ispie) ================================================================================ Prolog: Halloween ----------------- Es war einmal vor langer Zeit in einer sehr weit entfernten Galaxis, wo die Technologie sehr fortschrittlich und stark rückständig zur gleichen Zeit war und wo das Wort Pizza einen ganzen Krieg auslösen konnte, wenn es die falsche Person in den Mund nahm. In dieser Galaxis herrschten düstere Zeiten. Fernab auf einem trostlosen Planeten, bedeckt mit Einöden und Wüsten, umstrahlt von mehreren Sonnen, ereignete sich einst eine äußerst tragische Geschichte. Und wie sollte es auch anders sein, wird sich die folgende Erzählung mit eben dieser befassen und ihre Geheimnisse enthüllen... Ich möchte euch zuvor warnen, denn diese Geschichte ist mindestens genauso grotesk, wie sie tragisch ist und schwache Gemüter sollten lieber die Augen schließen und gar nicht erst weiterlesen. Der Horror der sich in dem kleinen Dörfchen namens Muus Ispie abgespielt hat ist kaum vorstellbar und erschreckend grausam. Dieses Ereignis war ein einschneidendes Erlebnis im Leben jedes Bewohners dieses Dorfes und kein Mensch würde es jemals wieder vergessen können. Es erschütterte nicht nur die Bewohner des unbarmherzigen Wüstenplaneten, sondern auch alle anderen Kreaturen in der umliegenden Galaxis. Jeder der davon hörte war schockiert, entsetzt und starr vor Angst. Zumindest bis zum Tag des Greises, als sich die Gemüter wieder beruhigten und erneut Party in Disco Valley angesagt war. Doch das ist eine vollkommen andere Geschichte und hat rein gar nichts mit der folgenden Erzählung zu tun... Wer also keine starken Nerven besitzt und eklige, geisteskranke und vollständig sinnlose Schilderungen nicht ertragen kann, der sei nun gewarnt. Damit wäre auch dies endlich gesagt und wir können beginnen... Muus Ispie. Mitten im Dünenmeer, zwischen Hügeln aus Sand, felsigen Bergkulissen und unter erbarmungsloser Hitze wurde das kleine Dörfchen über trockenem Boden errichtet und bildete Heim und Zufluchtsort einer ganzen Ansammlung an Kreaturen aus allen Bereichen der umliegenden Galaxis, auch wenn der größte Teil von ihnen menschlich war. Es war der perfekte Ort für diejenigen, die nicht gefunden werden wollten, denn hier gab es weder ein Gesetz, noch staatliche Überwachung, Steuern oder geregelten Autoverkehr. In diesem von außen friedlich wirkenden Dorfe herrschte das Chaos und Gewalt stand an der Tagesordnung! Ein Paradies für Verbrecher und Kriminelle, die im ganzen Universum gesucht waren und ihr Haupt vor den gnadenlosen Kopfgeldjägern verstecken wollten. Prostitution und Drogenschmuggel waren hier so umgänglich wie das Grüßen oder Händeschütteln in zivilisierteren Regionen. Aber auch wenn man dieses Dörfchen als wahres Gangster-Kaff bezeichnen konnte, so störte sich niemand an seinem schlechten Ruf. Mord und Raub geschahen zwar nahezu ununterbrochen, aber wenn jemand getötet wurde, so war das alles kein Problem. Seitdem der Samurai die Wiederbelebungsmaschine erfunden hatte, konnte eh jeder so viel töten, wie er wollte. Kaum dass jemand gestorben war, wurde er auch bald wieder lebendig, da die automatisch wirkende Maschine jeden getöteten Dorfbewohner sofort wieder zum Leben erwecken konnte, womit jeder nahezu unsterblich war. Dies war in der Tat recht praktisch und so musste sich niemand vor dem Tod fürchten. Lediglich die qualvollen Schmerzen, die man beim Tötungsprozess erlitt waren gefürchtet, denn die Morde in Muus Ispie basierten meist auf äußerst grausamen Methoden... Wo die Wiederbelebungsmaschine jedoch versteckt wurde, stand natürlich unter strengster Geheimhaltung, denn es gab einige Individuen, die diese Maschine am liebsten zerstört hätten, aus welchen Gründen auch immer. Gerüchten nach sollte der Samurai sie allerdings in seiner Heimat, Samurai Ninja World, gut bewacht verstecken... Dass Schreie von Sterbenden durch die Straßen des Wüstendörfchens hallten war nichts besonderes. Jeden Tag wurden einige Bewohner gleich mehrfach getötet, doch man merkte deutlich wie die Rate der Morde in den letzten Tagen wieder ziemlich angestiegen war. Dies war jedoch nicht weiter verwunderlich, denn immerhin stand Halloween kurz vor der Tür und zu diesem besonderen Anlass fühlten sich die Bewohner immer erst recht motiviert sich gegenseitig an die Gurgel zu springen. Manchmal ging es sogar so weit, dass man die Halloween-Dekoration gar nicht mehr von den richtigen Leichen unterscheiden konnte... Das ganze Dorf war wie jedes Jahr gruselig geschmückt. Verrottete und durch die Hitze verfaulte Kürbisse lagen in den sandigen Straßen, Hexenbilder, Totenköpfe, schwarze Katzen, Skelette, Geister und abgetrennte Gliedmaßen sowie Seen aus getrocknetem Blut erstreckten sich über alle Schaufenster, Haustüren, Einfahrten und Fußwege. Wäre der Himmel nicht jeden Tag strahlendblau und von den vielen Sonnen erleuchtet gewesen, wäre eine wahrhaft gruselige Atmosphäre aufgekommen. Doch so musste man sich mit dem zufrieden geben, was man hatte und schaffte es trotz allem ein gruseliges Fest wie Halloween so zu feiern, dass jeder sich vor dem näherrückenden Tage fürchtete. Jedenfalls waren die Dorfbewohner bereits in sehr gruseliger Stimmung, schmückten ihre Heimat liebevoll und machten die letzten Vorbereitungen für das wunderbare Fest des Grusels und Grauens. Wie jedes Jahr sollte dieser Tag ein bleibendes Erlebnis in den Erinnerungen der Dorfbewohner werden und sie wussten ja leider noch gar nicht, wie Recht sie dieses Mal damit hatten... Weit entfernt von der Stadt, irgendwo im sandigen Meer war eine große, bräunliche Felsstruktur zu erkennen. Heiße Winde wehten um die emporsteigenden Steintürme, die wie Stacheln aus dem Boden ragten. Sie waren nicht nur umgeben von gewaltigen Dünen, sondern auch von unzähligen Kadavern und Skeletten. Einige der Knochengerüste waren groß genug, um durch die Gerippe spazieren zu können und viele gehörten den gewaltigen Kreaturen, die hier draußen in der Einöde lebten. Doch auch Wanderer, die sich für einen langen Marsch durch die Wüste nicht ausreichend versorgt oder gar in einem Sandsturm verlaufen hatten, landeten immer mal wieder zwischen den beeindruckenden Gebeinen. Waren ihre Körper erst einmal ausgetrocknet und verrottet, konnte nicht einmal mehr die Wiederbelebungsmaschine ihnen helfen... Genau hier, innerhalb der felsigen Strukturen hatten sich einige Wüstenpiraten niedergelassen und die Höhlensysteme der Berge zu ihrem Lager gemacht. Diese Bande Piraten war auf ganz Desertia bekannt, dem größten und einzigen Wüstenplaneten in den umliegenden Galaxien. Sie nannten sich die Schwarzen Skorpione und ihr Name war ebenso gefürchtet wie eine Gruppe Kleptomanen im 50 Cent Laden. Angeführt wurden sie von Kapitän Braunbart, einem äußerst grimmigen und unsagbar hässlichen Mann. Er trug eine Augenklappe auf seinem linken, noch funktionsfähigen Auge, während das blinde frei zu sehen war. Er wusste nicht, dass er auf dem linken Auge noch sehen konnte, weil er eben durch einen dummen Zufall die Augenklappe drüber trug und meinte deswegen vollständig blind zu sein. Doch das alles machte ihm nichts aus, da er im Laufe der Jahre seine anderen Sinne gut ausgeprägt hatte. Sein dicker Bauch wabbelte wie Wackelpudding und konnte ihn so vor drohenden Erdbeben warnen, die hier in der Gegend sehr selten vorkamen und sein zerzauster, brauner Vollbart war gut darin auch nur die mikroskopischsten Partikel Sand aufzufangen, auch wenn ihm das nicht viel nutzte. Von der Kleidung her trug er eine schwarze Matrosenuniform mit langem Rock, mehrere Gürtel über der Brust und eine große Kapitänsmütze mit Totenschädel. Man fürchtete ihn nicht wegen seiner Grausamkeit, sondern wegen seiner Hässlichkeit und dem überaus schlechten Modegeschmack. Als zweiter im Bunde war da Leichtmatrose Mimose. Und weil es sich so schön auf seinen Namen reimte, trug Mimose keine Hose, sondern lediglich ’ne goldene Bimmel vor dem... Er war nicht grade der Hellste, aber seine Schnelligkeit konnte nur noch von einer gehbehinderten Oma übertroffen werden. Immerhin darauf war er sehr stolz, genauso wie auf sein rot-weißgestreiftes Unterhemd, das er neben der Bimmel als einziges Kleidungsstück trug. Sein Gesicht war alt und der Stoppelbart rau. Beeindrucken konnte er damit keine Frau. Der dritte Pirat war Bettler. Auch er trug eine Augenklappe, aber wenigstens auf dem Auge, das nichts sehen konnte. Sein Haar war kurz und schwarz, schmierig wie eine Hand voll Mayonnaise und unrasiert war er darüber hinaus auch noch. Seine Kleidung reflektierte seinen Namen und war darum keiner besonderen Erwähnung wert. Es waren einfach alte Lumpen... Der vierte und letzte Wüstenpirat war Melvin. Im Gegensatz zu seinen drei Kameraden war er sehr intelligent, trug eine weiße, bis zu den Knien hochgekrempelte Hose, ein schwarzes, zerrissenes Hemd und ein blaues Kopftuch. Das Funkeln seiner Zähne wurde nur von dem Funkeln seiner goldenen Ohrringe übertroffen und er machte insgesamt einen recht annehmbaren Eindruck und war im Gegensatz zu den anderen eine wahre Schönheit. Die vier Piraten hatten sich in ihrem Höhlenlager versammelt und scharten sich um einen großen Kochtopf unter dem ein loderndes Feuer flämmelte. Sie wuselten aufgeregt umher und lachten so laut, dass ihr Echo durch die gesamten Bergstrukturen hallte. Rings um sie herum lagen Berge von Leichenteilen. Bettler und Mimose hüpften fröhlich auf und ab, nahmen Arme und Beine, manchmal auch einen Kopf und warfen sämtliche Kadaver in den großen Topf (Nein, dieser Reim war unumgänglich). Melvin war derjenige, der mit einem großen Löffel die Pampe im Kessel umrührte. Es stank hier nicht nur bestialisch, sondern gar so übel, dass die vier gelegentlich einige Liter Erbrochenes zu den köchelnden Zutaten hinzureichten. Mit ernster Miene trat Kapitän Braunbart vor, stolperte über einen abgerissenen Arm und fiel beinahe selbst in den Topf, hätte er sich nicht reflexartig an den Beinen einer von der Decke herabhängenden Leiche, deren Blut in den Kochtopf tropfte, festhalten können. „Bald ist es soweit!“, sprach Melvin. „Jep, dat wirt wat jeben!“, fügte Mimose kichernd hinzu. „Na hoffentlitsch.“, sah Bettler skeptisch auf den Topf. „Was ist eigentlitsch unser Plan?“ „Hast du’s schon wieder vergessen, du miese Makrele!?“, grollte Braunbart voller Zorn. „Kann dotsch nitschts dafür!“, zuckte Bettler mit den Achseln. „Wir bereiten hier Halloween-Schmaus vor, du dreckiger Köter!“, antwortete der wütende Kapitän und versuchte sich mithilfe seines Gehstocks zu orientieren. „Jeder Dorfbewohner in Muus Ispie liebt Halloween-Schmaus.“, erklärte Melvin. „Sie fressen es jedes Jahr, bis sie dran ersticken und genauso werden sie’s auch dieses Jahr tun.“ „Also versutschen wir ’ne Menge Kohle damit zu matschen?“ „Nei, du Eumel!“, wandte Mimose kopfschüttelnd ein. „Wir wollan doch de Dorfjewohner losjerden, nit?“ „Uh-huh...“, brummte Bettler, der nur schwer mitkam. „Da die Dorfbewohner jedes Mal wieder auferweckt werden, wenn sie sterben, wegen der Wiederbelebungsmaschine, müssen wir also einen anderen Weg finden, um sie zu erledigen.“, fuhr Melvin weiter fort. „Wir bereiten darum unseren eigenen Schmaus vor, kochen Leichenteile da rein und belegen das Ganze mit einem alten Fluch, den der Kapitän in einem seiner Comicbücher gefunden hat. Der Schmaus wird dadurch zu einer giftigen Pampe, welche die Bewohner töten wird, sobald sie davon gegessen haben und der Fluch sorgt dafür, dass sie auch auf ewig tot bleiben!“ „Kapier itsch nitscht...“, war Bettler das alles zu hoch und er gab einfach auf es zu verstehen. „Egal... Wir werden diesen Landratten schon das Fürchten lehren!“, grinste Kapitän Braunbart voller Ehrgeiz. Ihr Plan war ganz simpel. Sie würden das verzauberte Essen nach Muus Ispie bringen und dort verkaufen. So gierig wie die Dorfbewohner danach waren, würden sie es im Nu verschlungen haben, ohne zu wissen, dass Leichenteile und Flüche eingearbeitet waren. Sie würden daraufhin alle sterben und das gesamte Dorf stünde den Schwarzen Skorpionen offen zum Plündern! Der Plan war tadellos... Unterdessen wurde in Muus Ispie weiterhin elanvoll geschmückt und bald war das gesamte Dorf in halloweenmäßiger Stimmung. Morgen wäre der 31. Oktober gekommen und sie könnten endlich feiern und sich gruseln! Vor allem auf den traditionellen Halloween-Schmaus freuten sich die Bewohner schon besonders. Dieses Jahr sollte er von Toni Maroni, dem örtlichen Pizzabäcker zubereitet werden. „Toni, Toni, Toni, Toni!!”, brüllte ein grauhäutige Gestalt und rannte wie wild durch die sandigen Straßen des Dorfes, ohne Rücksicht auf Verluste durch die Menschenmassen und verfolgte einen etwas pummeligen Mann in weißer Kleidung. Der Verfolgte war Toni Maroni, der Pizzabäcker. Er besaß einen dünnen Vollbart und braunes Haar, war nicht sonderlich attraktiv und trug wie immer sein weißes Kochoutfit mit rotem Halstuch und großer, aufgeplusterter Kochmütze. Er rannte panisch vor seinem Verfolger davon, der kein geringerer als der Sjöleman war. Der Sjöleman war im ganzen Dorf gefürchtet. Er war hässlich, dumm, gewalttätig, pervers, stark und psychisch gestört: eine unsagbar üble Kombination! Sein Äußeres war nicht viel anders als das von gewöhnlichen Menschen. Nur seine Hautfarbe war grau und die Augen leuchteten strahlendrot. Er besaß eine Glatze und trug altes, dreckiges Zeug. Eine weiße, versandete Hose, ein schwarzes Tarnhemd und ebenfalls schwarze Handschuhe. Da er ein Sjölaner war hatte man auch ihm nach der Geburt das Gehirn rausoperiert. Kennzeichen dafür war eine Narbe, die quer über die Stirn verlief. Neugeborenen Sjölanern wurde stets das Hirn entfernt, da sie ansonsten intelligent wären, was zusammen mit ihren anderen Charakteristika eine enorme Katastrophe gegeben und sie zu schlauen Killermaschinen gemacht hätte. Aber nicht nur die Stirn wurde ihnen nach der Operation zugenäht, sondern auch der Mund zu einem Teil. Die Fäden waren grade so lose genäht, dass sie ihren Mund noch zum Sprechen öffnen konnten, aber nicht vollständig, um zum Beispiel anderen Leuten bestimmte Gliedmaßen abzubeißen, wie sie es gerne taten. Schreiend und drohend verfolgte der Sjöleman Toni, wie er es jeden Tag tat. Er würde ganz bestimmt nicht zulassen, dass dieser dicke Koch den Halloween-Schmaus zubereiten würde. Jeder kannte Toni’s Kochkünste... und fürchtete sie. Die Zeit verging und es wurde schließlich Abend. Bald brach die Nacht an und alles legte sich schlafen. Nur Gru, ein Dorfbewohner gekleidet komplett in weiß mit blondem Haar und einem Halstuch, das seinen Mund verbarg, war um diese Zeit noch unterwegs, klopfte an die Fenster und Türen der Leute und jagte jedem, der drauf reinfiel einen tödlichen Schrecken ein. Nichts außergewöhnliches also für eine Nacht in Muus Ispie... Der nächste Tag startete mit dem Aufgehen der ersten drei Sonnen, die den Planeten umkreisten. Schon zur frühen Morgenstunde war es so heiß wie im Backofen bei 250°. Es war der 31. Oktober: Halloween! Der Tag begann wie jeder andere auch und die Dorfbewohner gingen ihren üblichen Beschäftigungen nach. Sie faulenzten, nahmen Drogen zu sich oder bauten Sandburgen. Erst als der Abend anbrach und nur noch vier Sonnen am Himmel erstrahlten wurde es Zeit zu den Feierlichkeiten überzugehen. Traditionell sollten diese mit dem Verzehr des Halloween-Schmaus eingeleitet werden, wonach die Gruselparty beginnen und bis in die tiefe Nacht reichen sollte. Doch dieses Jahr war etwas anders... Der Schmaus fehlte! „Ich sage doch ich habe nichts zubereiten können, da der Sjöleman mich nicht gelassen hat!!“, versuchte sich Toni vor den wütenden Bewohnern zu verteidigen, die sich bewaffnet mit Heugabeln und Schrotflinten vor seiner Pizzeria versammelt hatten und auf ihren Schmaus warteten. Er stand in der Türe und traute sich nicht weiter raus, da er bereits gesehen hatte, dass einige mit Messern bewaffnet waren und auf eine Gelegenheit warteten über ihn herzufallen. „Ich konnte einfach nichts kochen!“ „Das ist uns egal!“, brüllte ein Bewohner. „Wir wollen unseren Schmaus und du solltest ihn zubereiten!“, schrie ein anderer. „Dann lasst eure Wut doch am Sjöleman aus! Er ist dafür verantwortlich!!“, entgegnete Toni. „Von wegen! Der Sjöleman hat uns vor deinem Schweinefraß bewahrt!“ „Genau!“, stimmte wer anders zu. „Hättest du den Schmaus zubereitet, hättest du wieder Sand und Pizza eingebacken, so wie du es mit jedem anderen Gericht auch tust!!“ „Na und? Was ist an einer Prise Sand so schlimm? Und Pizza ist mein Leibgericht, die gehört eben in alles rein, egal ob Eiscreme oder Fischfilet... auch in Halloween-Schmaus muss sie mit rein, um ihm den richtigen Taste zu geben!“ „Urgh, ich kotz schon, wenn ich diesen Scheiß nur höre!“, würgte der Sjöleman. „Ja, so was ist widerlich und wir wollen nichts fressen, was du kochst... Kapier das endlich!!“ „Was regt ihr euch dann auf, dass ich den Schmaus nicht zubereitet habe!?“, brüllte Toni lautstark. „Das ist es doch eh, was ihr wollt!“ „Nein, wir wollen dass du uns unseren Schmaus kochst, auch wenn wir ihn nicht essen werden, weil er dann eklig sein wird!!“, wandte ein anderer Bewohner ein. „Halloween ohne Halloween-Schmaus ist wie Gurken ohne Zwiebeln!“ „Ihr könnt mich doch mal alle am Arsch lecken!!“ Und mit diesen Worten schlug Toni die Tür zu seiner Pizzeria zu. „Okay, brechen wir sie auf und töten den Bastard!“, lud der erste Dorfbewohner sein Gewehr und die anderen machten ihre Waffen ebenfalls feuerbereit. Doch genau in diesem Moment ertönte ein lautes Rauschen, das die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zog. Hoch oben am Himmel erschien ein mit Turbinen ausgestattetes Auto, flog über die Köpfe der Leute hinweg und landete auf dem großen Marktplatz, nahe dem Dorfeingang... Es waren die Wüstenpiraten! „Hört her ihr aufgeregtes Pack!!“, brüllte Kapitän Braunbart durch ein Megaphon, während er vorsichtig aus dem fliegenden Auto stieg. Bettler und Melvin machten sich sofort daran den großen Kofferraum zu öffnen und Mimose schnappte sich ein Schild, das sie auf das Dach des merkwürdigen Vehikels geschnallt hatten. „Ihr wollt Halloween-Schmaus? Den könnt ihr haben!“ Und kaum hatte der Kapitän dies gesagt, stürzten die Dorfbewohner wie besessen los und versammelten sich auf dem Marktplatz, rund um das Auto. Toni hatten sie rasch wieder vergessen, bis auf der Sjöleman, der als einziger zurück blieb und versuchte die Pizzeria zu stürmen... Die Leute sahen aufgeregt umher, ein leises Getuschel begann und jeder blickte mit höchster Anspannung auf den Mittelpunkt des Geschehens, wo Mimose das Schild neben dem Kofferraum platzierte. Auf ihm hatten die Piraten einen Schriftzug versucht zu platzieren, doch man erkannte nur ein schreckliches Gekrakel, das eigentlich „Lecker Schmaus im Sonderangebot“ heißen sollte. „Was redet ihr da von Halloween-Schmaus??“, trat ein zerlumpter Dorfbewohner vor, den Mund voller Speichel und nahezu am Ende seiner Kräfte. Würde er bald keinen Schmaus bekommen, könnte er sich nicht mehr aufrecht halten. „Wir haben extra für euch Halloween-Schmaus vorbereitet!“, lächelte Melvin und enthüllte den Kofferraum, der bis zum Anschlag mit Schmaus gefüllt war. Ein eklig stinkender Geruch von Verwesung stieg empor und wenn man auf das Essen blickte konnte man auf den ersten Blick erkennen, aus was es gefertigt war. Pasteten mit Augen, Fingern und Zähnen konnten ja nur aus lebenden Organismen zubereitet worden sein. Doch in ihrer Gier schienen die Dorfbewohner dies nicht zu bemerken und reihten sich umgehend in einer langen Schlange auf, jeder seinen Geldbeutel hervorkramend. „Wir zahlen, was ihr wollt!!“, brüllte einer in seiner Verzweiflung. „Oh, wenn das so ist werden wir den Preis wohl noch etwas erhöhen.“, grinste der hinterlistige Kapitän, der in der Not der Bewohner seinen Gewinn sah. „Du Vollidiot!“, war das einzige was man noch hörte, ehe derjenige zusammengeschlagen wurde, dem es zu verdanken war, dass der Preis von 5,00$ auf 5,01$ hochgeschraubt wurde. Es dauerte nicht lange und die Piraten hatten all ihren Halloween-Schmaus an die Dorfbewohner verkauft. Die wenigen, die nichts mehr abbekommen hatten scharten sich gemeinsam in einer Ecke um Trübsal zu blasen, nahmen sich das Leben oder rannten zu ihren Häusern, um Waffen zu besorgen, mit denen sie planten jemand anderes zu töten und ihm seines Schmauses zu berauben. Jedenfalls war somit das gesamte Dorf mit Schmaus versorgt und die Piraten hatten genug verdient, um baldigst einen Ausflug ins örtliche Casino zu unternehmen. Wenn sie das Geld schon so einfach verdient hatten, konnten sie es auch ebenso gut schnell wieder verzocken. „Boah, schmeckt das geil!“, konnte ein Dorfbewohner gar nicht fassen, wie toll dieser Schmaus schmeckte und kaute genüsslich auf einem wabbeligen Augapfel rum. „Und wie es erst riecht!“, nahm ein anderer einen tiefen Atemzug des Verwesungshauches ein, ehe er sein Essen runterschlang. „Und diese köstliche Sauce erst!“, schlabberte ein anderer das Blut von seiner Pastete. „Ich muss unbedingt das Rezept haben! Das ist der beste Schmaus aller Zeiten!“ Und so waren die Dorfbewohner vollkommen begeistert von ihrem leckeren Essen und ihr Halloween-Fest schien doch noch ein Erfolg zu werden. Nur leider wussten sie noch nichts von dem bösen Fluch, der langsam begann von ihnen Besitz zu ergreifen... „Okay, verschwinden wir dann?“, wandte sich Melvin an den Kapitän, nachdem er das viele Geld in den Kofferraum gescharrt hatte. „Joa, ik denke wia sollden dann ma de Biege mach’n.“, stimmte Mimose zu. „Der Himmel zieht sich autsch langsam zu...“, blickte Bettler nach oben und beobachtete die dunklen Wolken, die sich allmählich über dem Dorf zu sammeln begannen. „Ach was, ihr feigen Wiesel!“, brummte der Kapitän jedoch. „Wir bleiben gleich hier! Die Bewohner werden vom Fluch dahingerafft und sobald das passiert ist, schnappen wir uns alle Kostbarkeiten hier und plündern wo’s was zu plündern gibt!“ „Aye, Käpt’n!“, salutierten die drei Piraten, lehnten sich gegen ihr Auto und sahen dem beginnenden Spektakel zu. Mit einem Male war der Himmel über Muus Ispie nicht mehr wiederzuerkennen. Schwarze Wolken verfinsterten das kleine Dörfchen, ein kalter Wind zog auf und erstes Donnergrollen war in der Ferne zu vernehmen. Die allsommerliche Wüstenzuflucht wurde in einen schleierhaften Nebel getaucht und war kaum mehr wiederzuerkennen. Von innen wirkte es nicht mal mehr so, als befände sich das Dörfchen in der Mitte einer endlosen Wüste... „Yargh!!“, erklang der erste Schrei und kurz darauf fiel ein Bewohner zappelnd zu Boden. „W-Was geschieht... mit mir??“, keuchte ein anderer und begann ohne Ende Blut zu spucken. Ein weiterer fiel auf die Knie, übergab sich und stürzte kopfüber in sein Erbrochenes. Mit einem Male begannen die Dorfbewohner in Panik zu geraten und einer nach dem anderen begann wild zu zucken und zu zappeln. Sie hatten ihre Körper nicht mehr unter Kontrolle, warfen den Schmaus von sich, doch es war bereits zu spät. Das vergiftete Essen zersetzte von innen ihre Organe und brachte sie langsam, aber zumindest qualvoll um. „Neiiiiiin!!“, schrie ein älterer Mann, dessen rechter Arm plötzlich abfiel. „Was passiert hier??“ „Wir werden alle sterben!“ „Endlich passiert mal was interessantes!“ Und einige wenige Minuten später begannen auch andere Dorfbewohner ihre Gliedmaßen zu verlieren, egal ob Arme, Beine oder gar den Kopf. Andere liefen rot an bis ihre Adern platzten und ein Meer aus Blut breitete sich rasant auf dem Marktplatz aus. Bald lebte kein einziger mehr von ihnen und abgesehen vom Donnern des Himmels kehrte Ruhe ein... Außer den Piraten standen nur noch diejenigen aufrecht, die keinen Schmaus gegessen hatten und sahen sich ängstlich und erschrocken um. „Es hat jeklappt!“, jubelte Mimose übereifrig. „Sieht ganz danatsch aus.“, überblickte Bettler die vielen Leichen. „Dann können wir wohl mit der Arbeit beginnen, huh?“, wandte sich Melvin an den Kapitän. „Jawoll! Los, Männer... Holen wir uns unsere verdiente Beute: Alle Reichtümer dieses Dorfes! Bwuahahahahahaha!!“, brach Braunbart in heftigem Lachen aus, doch schlagartig zuckte er zusammen und verstummte für einen kurzen Moment wieder. Ein stechender Schmerz durchflutete seine Sehnen und als er hinunter zu seinen Füßen schaute, sah er dort einen blutverschmierten Dorfbewohner, der ihm in den Fuß gebissen hatte! „Herrjott, nei!“, sprang Mimose ängstlich zurück und sah voller Entsetzen zu, wie der wilde und vor Wut schäumende Dorfbewohner seine Zähne immer tiefer in das Fleisch des Kapitäns presste. „Argh!“, schrie Braunbart schmerzvoll auf und schlug mit seinem Gehstock nach dem Beißer, was diesem jedoch nicht viel auszumachen schien. Spürte er keine Schmerzen mehr? „D-Da!!“, deutete Bettler nun auf den Marktplatz und Mimose und Melvin konnten kaum glauben, was sie dort sahen... Alle totgeglaubten Dorfbewohner erhoben sich, stöhnten und kreischten aus vollen Kehlen und schlenderten langsam auf die kleine Piratengruppe zu. Allem Anschein nach hatte der Schmaus sie doch nicht getötet... allerdings schienen sie auch nicht mehr wirklich zu leben. Wie konnte man sich sonst erklären, dass selbst Männer mit aufgesprungenem Brustkorb oder ohne Kopf auf sie zukamen? „D-Die s-sind nicht t-tot!!“, zitterte Bettler, nahezu starr vor Angst. „Das sind Zombies!“ Und wie Recht er damit hatte. Der Fluch hatte die Bewohner nicht nur einfach getötet, sondern zu Untoten gemacht. Es waren nun willenlose Zombies, die nichts anderes mehr verspürten als einen einfachen, tiefsitzenden Drang: Menschenfleisch verzehren! „Wir müssen hier weg!“, brüllte Melvin und sprang schnell ins Auto. Auch Bettler und Mimose sahen zu, dass sie verschwanden, denn den Kapitän zu retten lohnte sich eh nicht mehr. Nachdem noch zwei weitere Zombies hinzugekommen und sich an dem Festmahl beteiligt hatten, blieb nicht mehr viel von Braunbart übrig, außer ein zerfetzter Kadaver, der sich kurze Zeit später ebenfalls erhob und blutsprühend auf die drei restlichen Piraten zutorkelte. Die Dorfbewohner, die nicht von dem Schmaus gegessen hatten fanden sich schnell in die Enge getrieben und zahlenmäßig weit unterlegen. Sie versuchten zwar um ihre Leben zu rennen, doch die meisten gerieten in die Fänge der zahlreichen Untoten und wurden bei lebendigem Leibe gefressen. Sie hatten keine Chance zu entkommen! Tiefe, stöhnende Ausrufe und hohe Schreie erfüllten das verwüstete Dörfchen. Innerhalb kürzester Zeit wurde es zu einem gigantischen Friedhof! „Weg hier!“, schrie Bettler, als er auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. „Oh ja!“, nickte Melvin, der auch schon aufs Gas drückte. „W-Wartet uff mik!!“, erklang Mimose’s Stimme, der versuchte eine der hinteren Autotüren zu öffnen, doch irgendwie schien diese zu klemmen. „Tut mir leid, Partner!“, schüttelte Melvin jedoch entschuldigend den Kopf, denn es blieb einfach keine Zeit mehr. Im Nu war das Auto von Zombies umgeben und einige hatten Mimose schon gepackt, der krampfhaft an der Tür festhielt und in Tränen ausbrach. Mit einem lauten Dröhnen starteten die Turbinen und das Auto erhob sich in die Lüfte. Die Zombies sahen ihm wütend nach und schlugen danach, doch das fliegende Vehikel befand sich bereits außerhalb ihrer Reichweite, mehrere Meter über dem Erdboden. „Hilfe!“, schrie Mimose verzweifelt, der die Zombies zwar hatte abschütteln können, aber mit einer Hand immer noch am Türgriff des Autos hing und drohte hinabzustürzen. „Weg hier!“, trat Melvin schließlich aufs Gas und mit einem abrupten Sprung setzte sich das fliegende Auto in Bewegung, um diesen schrecklichen Ort des Todes schnell wieder zu verlassen. Innerhalb weniger Sekunden war es bereits am Horizont verschwunden... „Nargh!“, jammerte Mimose, die Zähne zusammengebissen. Der Ruck des Starts war so kraftvoll gewesen, dass er sich nicht mehr hatte halten können und einige Meter weiter auf den offenen Marktplatz geschleudert worden war. Mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck rieb er sich seinen Rücken, der einen tiefen Abdruck im sandigen Boden hinterlassen hatte. Seine Partner hatten ihn tatsächlich zurückgelassen! „Buarr!“, grölte es von allen Seiten und als Mimose aufsah, sah er sich von den Zombies umzingelt. „Ah!“, begann er zu zittern und blankes Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Der panische Pirat versuchte sich zu erheben, um davonzulaufen, doch allem Anschein nach hatte er sich bei seinem Sturz etwas gebrochen. Ein enormer Schmerz hinderte ihn daran sich aufzurichten. Aber selbst wenn er es auf die Beine geschafft hätte, hätte er nicht mehr entkommen können. Von allen Seiten näherten sich die zerfallenden und bluttriefenden Zombies, zähnefletschend und voller Hunger. Es gab kein Entrinnen mehr! Mimose war aber nicht gewillt aufzugeben. Er griff unter sein schweißdurchnässtes Hemd und zog eine Pistole hervor. Er richtete sie auf die näherkommenden Untoten und feuerte. Feuerte noch mal und noch mal. Es half nichts! Die Zombies ließen sich von den Treffern nichts anmerken. Damit besaß Mimose keine andere Wahl mehr. Wollte er bei lebendigem Leibe gefressen werden? Nein! Mit letzter Kraft hob der schluchzende Pirat seine Pistole und presste den Lauf seitlich gegen seinen Kopf. Er schloss die Augen feste, biss sich auf die Unterlippe und ließ seinen Finger am Abzug zittern. Wenn er sich erschießen würde, müsste er zumindest keine Qualen mehr erleiden... Er drückte ab! Ein leises Klicken ertönte und fassungslos, mit weit aufgerissenen Augen blickte Mimose auf seine Pistole. Keine Munition mehr! Ein lauter, schriller Schrei erfüllte die eisigkalte, vom Tod erfüllte Luft. Der Schrecken hatte gerade erst begonnen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)