Redemption von Inuyasha22 (- Buße kann so schwer zu finden sein... -) ================================================================================ Kapitel 1: Awakening -------------------- Revenge - Blutrache - ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- An dieser Stelle das übliche Geschwafel ^^ Mir gehört keiner der erwähnten Charaktere und ich verdiene damit auch kein Geld. Hm, ja.. Und diese FF ist meinem ersten Fan, der es gestanden hat, und dem, der immer so nett mein Feuer entfacht, gewidmet. Außerdem allen guten Freunden, die immer zu mir halten. Genug der Vorrede, viel Spaß beim Lesen ^^ ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 1: Awakening Kaoru sah auf seinen reglosen Körper. Auf den blutbedeckten Boden. Auf diese rote Flüssigkeit, die sich immer weiter ausbreitete. Auf das Haar, auch ohne das Blut rot wie die untergehende Sonne. Die Narbe, kreuzförmig, auf der linken Wange. Und sie sah ihn. Diesen sogenannten Polizisten. Ein Anfänger ohne Zweifel. Noch immer stand er da wie angewurzelt, starrte mit den zitternden Händen am Abzug seiner Waffe auf sein Werk. Er hatte auf sie gezielt, im Glauben, sie sei die gesuchte Serienmörderin. Als sähe sie danach aus, deshalb hatte er geschossen. Bevor es zu spät wäre. Kaoru sah wieder mit leerem Blick auf den, den die Kugel statt ihr getroffen hatte. Der sich in letzter, ja wirklich allerletzter Sekunde vor sie geworfen hatte, sie mit seinem eigenen Leben beschützt hatte. Ihr noch gesagt hatte, sie solle fliehen. Doch sie war nicht geflohen, sie konnte und wollte nicht flüchten. Nicht ohne ihn. Da vorne kam Sanosuke, hinter ihm Yahiko, vor ihm Megumi. Doch, zuverlässig war er und Megumi auch. Megumi beugte sich über den Verletzten, sagte, sie brauche heißes Wasser und ein Messer. Und einen sauberen Verband. Ja, sie verstand wirklich ihre Arbeit. Jemand nahm dem Polizisten die Waffe ab und brachte ihn fort, ohne Zweifel und an der rauhen Stimme zu erkennen, Sanosuke. Kaoru stand nur teilnahmslos dabei, hörte Megumis Anweisungen, bitte schonmal nach Hause zu gehen, nur wie aus weiter Entfernung, blieb wie zur Salzsäule erstarrt dort stehen. Unfähig sich zu bewegen. Gelähmt. Vor Angst... Das war nun schon zwei Wochen her. Megumi fand, Kenshin hatte Glück gehabt. Der Blutverlust habe ihn zwar sehr geschwächt, aber er sei außer Lebensgefahr. Das hatte sie Kaoru gesagt.. Und doch, die Art, wie sein bleicher Körper ohne jedes Bewusstsein auf dem Futon am Boden jenes Zimmers lag, welches sein eigenes war, machte ihr Angst. Wie er wie tot da lag, wie jeder viel zu flache Atemzug versuchte, Sauerstoff in das verbliebene Blut zu bekommen. Und etwas Temperatur hatte er auch.. Kaoru legte den Lappen wieder in kühles Wasser, wrang ihn aus und platzierte ihn wieder auf Kenshins Stirn. Es würde wahrscheinlich noch lange dauern, bis er soweit wiederhergestellt war.. Warum machte er auch solchen Wahnsinn? Ein leises Stöhnen riss Kaoru aus ihren Gedanken. Es stammte von ihm. Ob er Schmerzen hatte? Bestimmt.. Aber sie konnte nichts tun. Sie konnte ihm nicht helfen. Nur bei ihm sitzen und hoffen. Hoffen, dass er wieder in Ordnung käme. Hoffen, dass es bald wäre. Draußen war es dunkel, der Mond, kein voller sondern nur eine dünne Sichel, die den schwarzen Nachthimmel zeichnete. Sterne funkelten. Die typischen Nachtgeräusche der Straßen Tokios. Umkippende Mülltonnen, gelegentlich ein aufheulender Hund oder das Maunzen einer Katze. Der Raum wurde nur von einigen schwach flackernden Kerzen erhellt, war aber dunkel genug, um ruhig zu schlafen. Schlafen... Ja.. schlafen... Der nächste Morgen. Kaoru zuckte zusammen. Irgendwas war heute morgen anders als sonst. Erst fiel ihr nichts Besonderes auf, im Gegenteil, alles war in bester Ordnung. Das Wetter schien schön zu werden, es war ruhig, es roch nach Miso Suppe... Moment. Wieso roch es nach Miso Suppe?? Hatte Sanosuke etwa gekocht? Oder Yahiko? Nein, das konnte Kaoru sich nicht vorstellen. Und Kenshin, der... (sie sah beiläufig dahin, wo eben der hätte liegen sollen). Sie schluckte schwer. Er war nicht da. Ob es ihm besser ging..? So stand Kaoru mit bleischweren Beinen auf und trottete verschlafen durchs Haus, buchstäblich immer der Nase nach. Trottete soweit, dass sie schließlich draußen stand, inmitten des kleinen Gartens. Mit dem Rücken zu ihr gewandt, saß Subjekt ihrer Sorge und rührte seelenruhig in einem kleinen dampfenden Töpfchen rum. Als Kaoru sich ihm leise von hinten näherte, drehte er sich halb um und sah Kaoru mit seinen hübschen, violetten Augen an. Er wirkte nicht etwa abwesend oder abweisend, mehr glaubte Kaoru eine Kälte in seinem Blick zu entdecken, die Kenshin selbst offenbar gar nicht bemerkte. "Guten Morgen, Fräulein Kaoru! Habt Ihr Hunger?" Völlig baff erwiderte sie nichts außer einem Nicken. "Was habt Ihr denn, ist Euch nicht gut?" Diesmal ein leichtes Kopfschütteln, noch immer dieser Blick gepaart mit dieser honigsüßen Stimme, was Kaoru irritierte. "Esst, dann geht's Euch gleich besser!", schlug Kenshin schließlich besorgt vor, füllte eine Schüssel mit der köstlichen Suppe und reichte sie Kaoru. Noch während sie langsam aß, dachte Kaoru scharf nach. War es wirklich in Ordnung, wenn Kenshin hier so munter rumlief? Sollte er nicht lieber im Bett bleiben und sich auskurieren? Ja, das würde sie ihm sagen. Gleich.. Später... nach dem Essen... Sie fand nicht den Mut. Immer wieder, wenn sie ihn ansah und er ihren Blick erwiderte, war ihr, als ob ein kalter Schauer sie einmal komplett durchzuckte. Als ob sich ihre innere Stimme zu Wort meldete. Sie warnen wollte. Der Tag verstrich langsam, langsamer als alle anderen so schien es Kaoru. Auch sah sie Kenshin nicht mehr in die Augen, zu groß war ihre Angst, wieder so angeschaut zu werden. Kenshin, der das merkte, versuchte, seine Augen von Kaoru zu lassen. Er wollte sie nicht bedrängen, obgleich ihm tatsächlich nicht ganz klar war, was mit ihr los war. Doch das wollte er später ergründen. Erst musste er sich auf die mehr oder weniger wichtigeren Aufgaben konzentrieren, den Haushalt. Vielleicht beruhigte Kaoru sich ja wieder, ganz sicher war sie nur etwas durcheinander. Während er so nachdachte, hängte er ein Wäschestück nach dem anderen schön ordentlich auf jene Vorrichtung, die aufgebaut war wie eine heutige Wäscheleine, statt einer Leine aber ein Bambusrohr besaß. Als endlich alles hing, betrachtete er sein Werk. Schön sah es aus, fast so schön wie der Anblick eines toten Feindes.. Moment, WAS?! Kenshin schüttelte heftig den Kopf. Warum dachte er sowas? Gut, solange er es nicht aussprach, war es bestimmt nicht schlimm. Oder vielleicht doch..? Warum waren auf einmal solche Gedanken in ihm? Er beschloss, dem keine weitere Beachtung zu schenken und einfach mit dem nächsten Tagespunkt fortzufahren; einkaufen. Sanosuke, der eigentlich nicht der Typ war, der gerne einkaufen ging, seufzte. Warum hatte er sich nochmal bequatschen lassen? Was hatte Kaoru noch gesagt? Er sollte auf Kenshin aufpassen? Vorhin hatte er noch lachend abgewunken. Der ehemalige Hitokiri konnte auf sich selbst aufpassen. Aber jetzt.. Er musterte seinen Gefährten unauffällig. Seine hagere Gestalt, seine noch recht bleiche Hautfarbe, den Gang und die Haltung, welche tief unter der edlen Oberfläche die Schwäche zeigten. Kein Zweifel, Kaoru hatte Recht. Ein Wunder, dass sie ihn überhaupt nach draußen gelassen hatte.. Klar, erst hatte das Mädchen sich furchtbar gesträubt, war absolut dagegen, ihn gehen zu lassen. Doch schließlich war sie Kenshin's überzeugenden Argumenten zum Opfer gefallen und hatte ihn gehen lassen müssen. Der Größere schmunzelte leicht. Da mochte Kenshin angeschlagen sein, aber im Wortduell war er nicht zu schlagen. So ging das ungleiche Duo die Einkaufsmeile entlang, schauten links und rechts nach den Sachen, die auf ihrer Liste standen, blieben schließlich bei einem Fischhändler stehen. Hier roch es angenehm salzig, ein gutes Zeichen. Die Fische waren bestimmt frisch gefangen, einige schienen sogar jederzeit aus ihrer Aufbarung hüpfen zu wollen! Der Händler selbst war ein etwas älterer, gebrechlich wirkender Mann in Begleitung eines größeren, sehr muskulösen jungen Gefährten. Kein Zweifel, es musste der Sohn des Alten sein, sie hatten ein ähnliches Gesicht.. Als Sanosuke endlich bemerkte, dass Kenshin weitergegangen war, war dieser schon einige Meter entfernt und er konnte ihn nur durch ein paar große Schritte einholen. Auf jeden Fall ging die Tour weiter. Zum Gemüsehändler, zum Gewürzmarkt, hier ein kleines Mitbringsel für Kaoru, da eins für Yahiko und schon war der Geldbeutel leer. "Ich bin völlig pleite!", stellte Kenshin selbstironisch lächelnd fest und blickte auf die gut befüllten Taschen, die eine er selbst und die anderen beiden Sanosuke tragend, fast aus den Nähten platzten. Sanosuke nickte nur geistesabwesend und sah sich um. Irgendwer oder irgendwas war hier, sogar er konnte die angespannte Atmosphäre fühlen.. Doch warum? Ein lauter Einstichlaut riss ihn aus seinen Überlegungen. Kenshin, der mit einem eleganten Ausweichschritt dem Geschoss entkommen war, legte die Tasche an seiner Hand ab, hockte sich hin um den im Boden steckenden Gegenstand zu mustern und entkam dem zweiten damit haarscharf. Zwar hatte er jetzt einen roten Streifen, der ganz leicht gestreift an seinem Hals entlanglief, doch es machte nicht den Anschein, als ob er diesen überhaupt bemerkt hätte. Kenshin betrachtete die Dinge, die ihn verfehlt hatten. Pfeile waren es, sehr alte Pfeile, nicht wie die modernen Pistolenkugeln. Er sah auf, sah sich um. Dort oben, dort auf einem der Dächer, schien jemand zu stehen, doch seine Gestalt wurde vom Licht der Sonne überblendet. Ein gefährliches Blitzen in der Luft ließ Kenshin zurückspringen, was den dritten Pfeil ebenfalls daneben gehen und Kenshin trotz allem sein Gleichgewicht verlieren ließ. Sanosuke fing ihn auf, bevor er gänzlich umkippen konnte, versicherte sich, dass alles in Ordnung war und spähte wieder Richtung Schütze. Wer war das und was sollte das? Zu gerne wollte Sanosuke auf das Dach klettern und diesem Mistkerl (oder Weib? Es war nicht zu erkennen) mal ordentlich die Zähne polieren.. Aber sein Gewissen ließ genau das nicht zu. Erst würde er Kenshin nach Hause zurückbringen und dann, ja dann, würde er zuschlagen. Diesen Verrückten zur Sau machen, aus ihm Katzenspielzeug machen, oder, was auch immer! Zuhause bekamen beide erstmal eine Abfuhr. Kaoru, halb verrückt vor Sorge um Kenshin und umso näher dran, Sanosuke zu verhauen, ging wie ein eingesperrter Tiger auf und ab. Sanosuke schaute nur scheu zu ihr, ihm würde keiner helfen, wenn Kaoru sich doch entschloss, ihrem Temperament freien Lauf zu lassen. Yahiko sowieso nicht, dazu war der gar nicht selbstlos genug, Kenshin ganz sicher auch nicht, denn der saß im selben Boot, vor allem aber neben ihm und nippte seelenruhig an seinem Tee. "DU SOLLTEST DOCH AUFPASSEN, DASS NICHTS PASSIERT!" Kaoru. Ihre Stimme durchdrang die dickste Mauer. "H-hab ich doch.." Sanosuke, ungewöhnlich kleinlaut, vor allem beim Anblick dieses hübschen hölzernen Schwertes in Kaorus Hand. "HAST DU NICHT..!" "Aber es ist doch nichts passiert..!" "Ach nein?!" Kaoru wandte sich Kenshin zu, welcher erschrocken zusammenzuckte und wie zu Stein erstarrt hocken blieb, während Kaoru die Stelle suchte, welche ihr eigentlich gleich als die beiden heimgekommen waren, aufgefallen war. Ah, da war sie.. "Und was ist DAS?!" Sie deutete auf den kleinen Kratzer. "Aber das ist doch nicht der Rede wert...", versuchte Kenshin zu vermitteln, wurde aber durch Kaoru's böse Blicke zum Schweigen gebracht. "Du führst dich ja auf wie meine Mutter..", murmelte Yahiko, der es sich zwischenzeitlich mit etwas Knabberzeug in sicherer Entfernung bequem gemacht hatte. Er konnte die ganze Aufregung nur am Rande nachvollziehen, ob Kaoru wirklich langsam verrückt wurde? Kenshin war nicht der Typ, den man bemuttern musste, im Gegenteil, schließlich hatte er schon mehr überstanden als so eine kleine Schramme.. "DU hälst dahinten die Klappe!", kam ihm direkt nach seinem Ausspruch entgegengeflogen gefolgt von einem undefinierbaren Flug Objekt. Während der verbeulte Junge sich schmollend zurückzog und Kaoru ihm wütend nachsah, verspürte Kenshin auf einmal ein leichtes Stechen im Kopf, welches sich langsam auszubreiten schien. Ein unangenehmes Gefühl, fand er, und massierte sich leicht die Schläfen, was allerdings wenig brachte und Kaoru's Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte. "Alles okay?" "Ja.. Macht Euch keine Gedanken." Letztere Worte waren in Zügen auch an ihre übertriebenen Sorgen wegen dem Kratzer an seinem Hals angelehnt, was Kaoru allerdings nicht zu bemerken schien. Stattdessen stand sie plötzlich auf, zog Kenshin mit sich und ließ Sanosuke allein zurück. Schnellen Schrittes ging sie mit Kenshin in dessen Zimmer, breitete da sein Futon aus und zerrte ihn auf selbiges hinunter. "So. Und diesmal bleibst du liegen!", sagte sie bestimmend und fügte in Gedanken hinzu: ~.. denn ich will dich nicht verlieren..~ "Aber es geht schon wieder..!", wollte Kenshin widersprechen, um Kaoru nicht komplett die Macht zu übergeben. "Trotzdem. Tu mir den Gefallen, bitte.." Da konnte das Rothaar nichts mehr sagen. Still schweigend nickte er, deckte sich zu und drehte sich zur Seite, schlief auch schnell ein und Kaoru verließ zufrieden sein Zimmer, schloss die Schiebetür und kehrte, merkwürdig beruhigt zu Sanosuke zurück. Sie würde noch eine Weile mit ihm reden und sich dann wahrscheinlich auch hinlegen, war ja schließlich schon spät... Kapitel 2: Battousai's Return ----------------------------- Kapitel 2: Battousai's Return Während Kaoru eine mehr oder weniger ruhige Nacht verbrachte, hatte der, um den sie sich zuvor so gesorgt hatte, weniger Glück. Nicht nur, dass er lange brauchte, um überhaupt einschlafen zu können, nein als er endlich schlief, wurde er von wüsten Träumen heimgesucht. Er sprach mit einem Schatten und dieser Schatten meinte, dass die Zeit, wiederzuerwachen bald gekommen war. Dass eine große Veränderung nahe war und dass er nichs dagegen tun konnte. Anschließend kamen Bilder vergangener Zeiten, aus der Bakumatsu Zeit, blutige Schlachtfelder, unpassend dazwischen aufgehängte Wäsche, dann der tote Verlobte seiner ebenfalls toten Ehefrau, Tomoe, dann diese ebenfalls, darauffolgend und den Traum beendend sein altes Schwert, welches er vor Urzeiten auf dem Schlachtfeld zurückgelassen hatte. Als er beschloss, nie wieder zu töten. Als er statt einem tödlichen Schwert eins mit verkehrter Klinge bekam, das Sakabato. Als er loszog und vom Hitokiri zum Vagabunden wurde. Der Traum endete in einem tiefen blutigen Rot, welches sich aber schnell zurückzog und der Schwärze Platz machte. Kenshin schrak schweißgebadet und geschockt auf. Dieser Traum hatte ihn mehr erschreckt, als er selbst sich eigentlich eingestehen wollte. Verdammt.. Aber es war nur ein Traum, nicht wahr? Nichts davon musste stimmen und die Veränderungen würden nicht geschehen. Vielleicht hatte er wieder etwas Fieber gekriegt und träumte deshalb solchen Schwachsinn... Seine eigene kühle Hand auf der ebenso kühlen Stirn bewies ihm allerdings schnell das Gegenteil und ließ ihn schwer schlucken. Und wenn doch etwas dran war? Nein, das wäre ja noch schöner. Und doch.. Wenn er so darüber nachdachte, passte alles zusammen. Kaoru's ängstliche Blicke, wenn er sie ansah, die merkwürdigen Gedanken, jetzt dieser Traum. Er sah aus dem Fenster. Dunkel war es, der Mond stand wieder am Himmel, aber am Horizont zeigten sich die ersten Rottöne. Sofort fühlte er sich an seinen Traum erinnert und riss seinen Blick von diesem nahenden Sonnenaufgang.Wie würde es jetzt weitergehen? Was sollte er tun, wenn tatsächlich eine 'dunkle Wolke' auf dem Weg hierher war? Er wusste, niemand würde Kaoru dann schützen können.. Schützen? Vor was? Feinde trauten sich keine hierher, sein Ruf, Shishio Makoto getötet zu haben, bewahrte ihn davor. Aber von was hatte der Schatten gesprochen? Von der Zeit, 'wiederzuerwachen'? Plötzlich überfiel ihn eine böse Vorahnung, wie eine finstere Erleuchtung. Ihm wurde klar, wer der Schatten gewesen war. WESSEN Schatten er gewesen war. Was 'wiedererwachen' bedeutete. Nein, dem würde er sich entgegenstellen. Er würde sich selbst nicht das Feld überlassen. Da war wieder dieses Dröhnen, dieser stechende Schmerz in seinem Kopf. Er war nicht verschwunden, wie Kenshin feststellen musste. Und er hatte sich wie Nebel über seinen ganzen Kopf ausgebreitet und ließ ihn kaum klar denken. So setzte er sich vorsichtig auf, musste aber feststellen, dass das Pochen keineswegs besser wurde und er kurz davor war, einem Brechreiz nachzugeben. Auch das wollte er nicht zulassen und schließlich siegte seine Willenskraft zumindest über die Übelkeit. Was war bloß los mit ihm? Ob er krank wurde? Schwachsinn, sein Lebtag war er nie wirklich krank gewesen. Hatte selbst die Cholera-Epidemie ihrerzeit kerngesund überlebt, obwohl seine Eltern damals daran gestorben waren.. Als ihm auffiel, dass er nicht mehr einschlafen konnte, beschloss er, etwas nach draußen zu gehen. Klar, zu dieser Jahreszeit wurde es bereits kühl draußen und die Nächte umso frischer, aber vielleicht käme er dann wieder zur Vernunft.. Seinen protestierend pochenden Kopf ignorierend stand er schließlich auf, schnappte sich sein Schwert (man konnte ja nie wissen) und stellte zu seiner Verwunderung fest, dass, kaum da er sein Sakabato in Händen hielt, die Kopfschmerzen von einer Sekunde auf die nächste vollständig verschwanden. Seltsam.. Gerade wollte er sich wieder hinlegen und legte dazu sein Schwert wieder weg, da ging der ganze Spuk von vorne los. "Das kann doch nicht wahr sein..", dachte er verbissen, wollte sich trotzig zur Seite rollen und einfach weiterschlafen, scheiterte aber daran, dass, sobald er auch nur versuchte, sich zu entspannen, von seinem Kopf wieder daran erinnert wurde, dass dem nicht möglich war. Schon ganz benommen griff er instinktiv wieder zu seinem Schwert, eigentlich kaum überrascht, dass der selbe Effekt von zuvor wieder eintrat. Absolute Ruhe im Oberstübchen, kein Pochen, kein Brummen, kein Dröhnen. So kam es, dass Kenshin sein Schwert in dieser Nacht an sich gedrückt hielt und so die letzten Stunden bis zum Aufstehen noch recht tief schlafend verbringen konnte. Der nächste Morgen. Kaoru rieb sich verschlafen die Augen. Was für eine Nacht! Irgendwas hatte sie ständig geweckt, sie nicht richtig schlafen lassen. Über kurze Strecken hatte sie gemeint, jemanden unterdrückt stöhnen gehört zu haben, hatte das aber schon bald auf ihre Müdigkeit geschoben und konnte so ruhig genug schlafen, um nicht so zerschlagen wie Kenshin auszusehen, der ihr gerade entgegenkam. Augenringe hatte er, zerzaust waren seine Haare (eigentlich war das gar nicht so ungewönhnlich wie Kaoru bei genauerer Überlegung feststellte) und er trug (WAS das Ungewöhnliche war) schon am frühen Morgen sein Schwert bei sich. "Guten Morgen, Kenshin!", begrüßte sie ihn, trotz dessen offensichtlicher Abwesenheit, fröhlich und schaute nicht weniger verdutzt, als nur ein heiseres "...Morgen..." zurückkam und der Rothaarige ohne ein weiteres Wort zu verlieren an Kaoru und ins Bad ging. Da Yahiko zu dieser Zeit noch schlief und Sanosuke eigentlich jede Nacht bei sich zu Hause verbrachte, war Kaoru jetzt allein. Daher ging sie seufzend in die Küche, um sich Frühstück zu machen. Ihre Kochkünste waren vielleicht nicht so gut, dass sie an einem Wettbewerb hätte teilnehmen können aber sie wollte Kenshin mal nicht zu sehr nerven, er sah sowieso schon gestresst genug aus. Warum wohl..? Während sie überlegte, fiel ihr kaum auf, dass die Schüssel mit Cornflakes fast vor Milch überlief und schließlich seine weiße Befüllung über den Rand hinweg auf den Boden und Kaorus nackte Füße ergoss. Aus allen Wolken fallend sprang sie zurück, ließ dabei die Schüssel fallen und fluchte in Gedanken über ihre Ungeschicklichkeit. Auf der Suche nach Zeug zum Aufwischen, lief sie dem munter wirkenden Yahiko über den Weg, warnte ihn vor den Scherben am Küchenboden und fand schließlich die Putzutensilien. Während sie so die Scherben beseitigte, die Scherben dieser zuvor so schönen Schüssel, fiel ihr auf, dass es ungewöhnlich still im Haus war. Klar, ihre kleine, dreiköpfige Familie war allein zu Hause, meist kam dann auch nur Stimmung auf, wenn sie und Yahiko wieder wegen irgendwas stritten, doch heute war es einfach zu ruhig. Ob sie sich das nur einbildete? Kaoru ließ die Bruchstücke vom Handfeger in den Müllbeutel gleiten, wo diese klirrend aneinanderprallten. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie dafür deutlich länger gebraucht hatte, als sie meinte, waren es doch fast zwanzig Minuten gewesen! Vielleicht hatte sie ihn nur nicht gesehen, aber Kaoru meinte, dass Kenshin immernoch im Bad sein musste, was eigentlich so gar nicht seine Art war. Ob er in Ordnung war? Es ließ Kaoru keine Ruhe, vor allem nicht, da nach einer weiteren Viertelstunde kein Lebenszeichen aus dem Bad kam. So ging Kaoru schließlich auf Samtpfoten zu diesem hin, klopfte dreimal leicht an die Wand, hörte aber weder eine Antwort von drinnen noch sonst welche Geräusche. Sie war nicht der Typ, der gleich in Panik verfiel, aber nun übernahm ihre sich sorgende Seite und sie öffnete vorsichtig lugend die Tür. Hm, nichts.. Im ersten Moment, das erste Augenblinzeln. Beim zweiten Blick fiel ihr in einer Ecke etwas Rotes auf, beim dritten Blick stürmte sie schon herein und hockte beim vierten bereits über Kenshin gebeugt am Boden, welcher aus einem Kaoru nicht erfindlichen Grund da unten wie leblos lag. Nichts deutete auf einen Angriff hin, auch konnte sie nirgends Blut entdecken. Was war nur los? Nein, Fieber konnte er auch nicht haben, dafür wirkte sein Körper, auf dem ihre Hände lagen, nicht heiß genug. Erstmal wollte sie ihn wecken, vielleicht konnte er es ihr ja erklären. Kaoru packte ihn also beherzt an den Schultern und schüttelte ihn leicht, dann heftiger, schluckte schwer, als keine Reaktion aber ihr die Angst langsam hochkam wie Megumi's Worte, drückte ihn schließlich leise schluchzend an sich. Noch immer keine Reaktion und ihr Schluchzen wurde lauter, bis sie schließlich tränenerstickt weinte. Was war nur passiert? Warum war es passiert? "Fräulein ... Kaoru... ich .. krieg keine Luft...", hörte sie endlich eine leise, brüchige Stimme in ihren Armen und so ließ sie Kenshin überrascht los, welcher erstmal tief Luft holte. "Verdammt, jag mir nicht so einen Schrecken ein!", wollte sie gerade lospoltern, fragte aber stattdessen: "Alles okay..?" Kenshin nickte leicht, obwohl er einen totalen Filmriss hatte. Was war noch gewesen? Warum lag er nochmal hier? Ein Rauschen zischte durch seine Ohren und er verstand Kaorus wie geflüsterte Worte kaum. Dem Rauschen folgte ein Druck wie als ob sein Kopf in der Zange eines Schmiedes festhing. Nur an Kaorus sich änderndem Blick und ihrem Zurückweichen fiel ihm auf, dass etwas anders war. Da war wieder dieses Gefühl, welches jetzt mit jedem Pulsschlag stärker wurde. Gehetzt fühlte er sich, traurig und gequält, kein Zweifel. Er kannte diese Gefühlslage, Jahrelang hatte sie ihn begleitet. Bilder schossen ihm durch den pulsierenden Kopf, Bilder von Weiß und Rot, schließlich nur noch absolute Kälte und das Gefühl war weg. Mit ihm jedoch irgendwie auch jedes andere, wie auch Kaoru. Er sah zur Tür, welche weit offen stand, gerade als habe jemand das Badezimmer in aller Eile verlassen. Geschmeidig stand der Rothaarige auf, stellte fest, dass auch seine Schmerzen sich wie durch Zauberhand wieder verflüchtigt hatten und klopfte sich den Schmutz von der Kleidung. Der Spiegel an der Wand verriet ihm jedoch nicht nur, dass er damit fertig war, sondern auch, wieso Kaoru so panisch davongerast sein musste. Denn aus dem Spiegel blickte ihm nicht mehr sein Selbst, sondern Battousai entgegen, seine eiskalten harzgelben Pupillen, Battousai lächelte. ~Ich hab dir gesagt, du kannst nichts dagegen machen.. Shinta.~, flüsterte eine Stimme, scheinbar vom Spiegel kommend. Kenshin schaute weg. Offenbar wurde er jetzt entgültig wahnsinnig.. Er redete schon mit seinem Spiegelbild. ~Du kannst dich mir nicht widersetzen, Shinta. Ich bin du und deine wahre Natur ist nunmal ein Hitokiri!~ Nein.. Er stritt es ab. Kenshin lehnte seine andere Seite aus tiefstem Herzen ab und würde sich ihr nicht so einfach hingeben. Doch da war es wieder.. die Schwärze, die ihn zwang, wieder zu Boden zu gehen, sich hinzulegen, als ob Battousai ihn erschlagen hätte. Und seine Narbe pochte, pochte wie an jenem Tag, als Tomoe umkam. Wie an jenem Tage, als er ihren Verlobten getötet hatte. Wie, als er ... Hier rissen seine Gedanken ab, er war unfähig, sich weiter zu wehren. Kenshin gab auf. Kapitel 3: Splitted Soul ------------------------ Kapitel 3: Splitted Soul Megumi sah Kaoru streng an. Ja, sie war sauer. Stinksauer. Rasend. Wütend darüber, dass Kaoru ihren Ken-san so einfach hatte da liegen lassen. Und das nur wegen irgendeiner Sinnestäuschung! Sie warf einen schnellen Blick zu Kenshin, dem sie nach einer kurzen Untersuchung ein starkes Schmerzmittel verabreicht und ihm Ruhe verordnet hatte, dann zu Kaoru, welche schuldbewusst neben Megumi an seiner Seite saß. Dank dem Schmerzmittel schien er ruhig zu schlafen, da auf dem Futon. Doch was Kaoru da erzählt hatte, ließ ihr keine Ruhe. Zwar hatte sie ziemlich wirr geredet und Megumi hatte nur knapp die Hälfte verstanden, doch was sie verstanden hatte, gab ihr eben zu denken. Vom Killerblick hatte sie gesprochen, Tötungslust die im Raum zu schweben schien. Letzten Endes war es Yahiko gewesen, der Megumi geholt hatte. Und nun saßen sie hier, versammelt, abgesehen von Sanosuke, den Yahiko in der Eile nicht hatte auffinden können. Er würde ihm bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit Bescheid sagen, sollte der Ältere es nicht schon vorher herausbekommen. "Wir sollten ihn in Ruhe schlafen lassen. Bestimmt geht's ihm nachher wieder besser.", sprach Megumi bei gedämpfter Stimme. "Kommt, vor allem du Kaoru, ich habe etwas mit dir zu besprechen.." "Besprechen? Was denn?" Auch Kaoru sprach leise, warf einen besorgten Blick zu Kenshin, den das leise Murmeln jedoch nicht im Geringsten zu stören schien. "Klären wir draußen.", beendete Megumi das Gespräch, erhob sich sachte und ging aus dem Zimmer, gefolgt von Yahiko und dann Kaoru, welche die Tür hinter sich leise zuschob. Langsam zog die kleine Truppe durch die Flurgänge bis zur Veranda, wo sie sich einer nach dem anderen niederließen. "Worauf ich hinaus wollte..", begann Megumi sogleich, um nicht unnötig Zeit zu vergeuden. "Ich habe eine Vermutung, was dahinterstecken könnte." "Dahinter? Wohinter?", hakte Yahiko, der Megumi nicht ganz folgen konnte, nach und nahm Kaoru damit das Wort aus dem Munde. "Hinter Ken-sans seltsamen Verhalten.. Kaoru, du sagtest doch, er sei schon am Abend vorher anders gewesen, oder?" Kaoru nickte stumm. Megumi seufzte kaum hörbar und fuhr fort. "Kopfschmerzen können ein frühes Symptom einer Nervenkrankheit oder eines psychischen Leidens sein. Das würde auch erklären, wieso diese Veränderung immer dann auftritt, wenn er einem starken Feind gegenübertritt. Denn Adrenalin reizt die Nerven und Kämpfe lassen den Körper Adrenalin ausschütten." "Aber.. hier sind keine Feinde .. oder?", unterbrach Kaoru und kassierte einen scharfen Blick von Megumi, die es hasste, unterbrochen zu werden. "Vielleicht sind hier keine Feinde, aber ich habe den Verdacht, dass der starke Blutverlust und der physische Schock von vor zwei Wochen daran schuld sind, dass er jetzt so ist, wie er ist. Ich befürchte, wir können nichts weiter tun als warten und hoffen, dass er sich wieder erholt. Ansonsten..." Hier brach sie ab und schaute einer Wolke nach. "Ansonsten was..?", fragte Kaoru wieder, als auch nach weiteren Sekunden keine Antwort kam. "Ansonsten müssten wir ihn in eine Nervenklinik bringen, oder, damit ihr es besser versteht; ich müsste ihn einweisen." Sowohl Kaoru als auch Yahiko sahen Megumi mehr oder weniger fassungslos an. Kenshin einweisen? Er hatte nie den Eindruck gemacht, ein Geisteskranker zu sein. Okay, vielleicht etwas komisch, dass ein stadtbekannter Killer zum friedvollen Ronin wird, aber geisteskrank...? Nein, das konnten sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. "Vielleicht sind das aber auch einfach nur die Nachwirkungen von großem Stress.. Viele haben das heutzutage!" "Aber er stand in letzter Zeit kaum unter Stress.. Außer.." Kaoru zögerte, sie hatte ja eigentlich nicht viel von Sanosuke erfahren können zu jenem Vorfall am Markt.. "Außer?" Jetzt wollte Megumi es genau wissen. "Außer... gestern.. Sanosuke meinte, sie wären angegriffen worden.. ich hab ihn noch fertig gemacht, weil Kenshin was abgekriegt hat.." "Den Kratzer an seinem Hals? Wegen sowas regst du dich gleich auf?", zweifelte Megumi und sah Kaoru fragend an, welche prompt einen leichten Rotschimmer um die Nase bekam. "Ja.. ich war wohl etwas voreilig.." "Keineswegs. Ich sage, was immer Ken-san da auch getroffen hat, kann genausogut vergiftet gewesen sein. Auch das wäre eine Erklärung..." "Gift?" Es kam wie aus einem Munde von Yahiko und Kaoru. "Ja.. Es gibt da eins.. Ich kenne dieses Gift sehr gut. Eigentlich ist es bei richtiger Dosierung ein Antidepressivuum, aber bei zuviel... Dann treten bei unterschiedlichen Personen halt unterschiedliche Nebenwirkungen auf. Aber ich möchte anzweifeln, dass Ken-san sich von sowas treffen lässt." Das Gespräch fand ein jähes Ende, denn ein lautes Klopfen am Außentor verriet die Ankunft eines Besuchers. "Jo-chan! Was ist los? Seid ihr nicht da?" Der Stimme nach zu urteilen war es Sanosuke. Yahiko hatte also doch Recht mit seiner Vermutung gehabt, dass Sanosuke noch auftauchen würde. Das Tor wurde von außen leicht aufgeschoben und jemand in weißer Kleidung trat ein. Sein zerzaustes schwarzes Haar und die Bänder seines roten Stirnbandes wehten im Wind, seine Haltung war aufrecht. Ohne Zweifel Sanosuke. Er schritt schnellen Schrittes auf die drei Freunde zu und blieb erst einen knappen Meter vor ihnen stehen. "Ich hab schon gehört, was passiert ist.. Wie gehts ihm?" "Er scheint stabil. Mach dir keine Gedanken." Megumi mochte Sanosuke eigentlich nur am Rande und noch weniger lange Gespräche mit dem ständig aktionsgierigen jungen Mann. So stand sie auf und ließ sowohl Sanosuke, als auch Kaoru und Yahiko hinter sich zurück um wieder zu ihrem Patienten zurückzukehren. Die beiden sahen ihr nach, bis Sanosuke wieder zu sprechen anhub. "Was hat die denn?" "Keine Ahnung.." Yahikos begleitendes Schulternzucken half ihm denkbar wenig weiter. So verbrachten die drei noch eine ganze Weile draußen. Megumi war viel zu standhaft, um zuzulassen, dass auch nur einer von ihnen gegen ihre Anweisung verstieß. Und doch war es merkwürdig still im Hause Kamiya. Verdächtig still. Zu still. Konnte ja keiner Ahnen, welche Ängste Megumi gerade durchstehen musste... Kapitel 4: Bloody Sunday ------------------------ Kapitel 4: Bloody Sunday Megumi schaute auf. Sie saß wie zu Stein erstarrt am Boden und sah ihrem sicheren Untergang entgegen. Dem Paar gelber Augen, der selbstsicheren Stellung ihres Gegenübers, dem gefährlich blitzenden Schwert in dessen rechter Hand. Sie war das Kaninchen, er die Schlange. Sie hatte Todesangst, er konnte es wittern. Megumi sah sich unauffällig um, vielleicht war hier noch irgendetwas, womit sie sich im Notfall verteidigen konnte.. nein. Und selbst wenn da was gewesen wäre, gegen Battousai konnte sie nichts ausrichten. Denn es war nicht Kenshin, der vor ihr stand und sie bedrohte. Nicht Kenshin hielt sein Schwert mit der scharfen Seite auf Megumi gerichtet in der Hand, sondern er. Der Hitokiri. Der Attentäter. Doch wieso griff er nicht an, warum zögerte er? Hatte er erkannt, dass die Ärztin keine Gefahr darstellte, noch ein Gegner war? Oder wollte er sie einfach noch etwas quälen? Sie wusste es nicht. Konnte es nicht wissen, was in ihm vorging. Zweifel, Verwirrung, Angst hatte er mehr als das Weib vor ihm. Halb war er dabei, sich aus dem Staub zu machen und halb sagte dieses verweichlichte Ich in ihm, dass er damit einen folgenschweren Fehler machen würde. Am liebsten würde er dieses Ärgernis von Frauenzimmer erledigen und dann die eingerosteten Schwerttechniken wieder zusammenschwimmen lassen. Wäre da nur nicht dieser verdammte Shinta... Er griff sich an den Kopf, nicht dass dieser schmerzte, dafür stand er zu sehr unter Drogen, nein, da drängte ihn etwas zurück. Ganz ohne Zweifel die andere Hälfte seines Daseins. Megumi beobachtete nervös, wie Battousai in die Knie ging, ganz entgegen seinem eigenen Willen, und dort so verharrte. Bewegungsunfähig. Als er wie ein Tier knurrte, hielt Megumi in ihren Annäherungsversuchen inne. Sie wusste zwar, dass er nicht sie anknurrte sondern das vielleicht nur ganz extreme Nebenwirkungen der Schmerzmittel waren, hoffte sogar inständig darauf, dass dem so war. Trotzdem wartete sie lieber ab und schaute zu, wie der Rothaarige auf einmal wie vom Blitz getroffen einfach zur Seite umkippte. Völlig erschlafft, sogar so plötzlich, dass Megumi eine Sekunde lang dachte, er sei tot. Zu ihrer Erleichterung war dem aber nicht so, denn für einen Toten atmete er zu heftig, keuchte richtig. So zog sie ihn zurück auf sein Futon, deckte ihn zu und legte ihm wieder den feuchten Lappen auf die Stirn. Schon bald wurde sein Atem wieder ruhiger und er schlief mehr oder weniger, immer mal wieder zitternd, friedlich. Megumi seufzte. Das war überstanden. Ob das noch lange so weitergehen würde? Lohnte es sich überhaupt, Kenshin so zu quälen? Sollte er tatsächlich unheilbar krank sein, so war es doch besser, menschlicher, ihn... Nein, sie beendete den Gedanken ganz bewusst. Das konnte und würde sie nicht machen. Ausgeschlossen. Keine Chance. Unmöglich. Nein. Einige besorgte Blicke ihrerseits fielen ungehorsam immer wieder auf ihren Patienten, der aber mit keiner Bewegung eine weitere Katastrophe andeutete. Alles war in Ordnung. Fast alles. Denn noch immer kreisten Megumis Gedanken wirr umher. Was war gerade gewesen? Ihr Instinkt sagte der jungen Ärztin, dass das wieder einer dieser "Anfälle" gewesen sein musste. Wie lange würde das Gift noch anhalten? Vorhin hatte sie zwar wissend getan, doch in Wirklichkeit war sie mit ihren Latein am Ende. Sie wusste ja nichtmal, ob es überhaupt dieses Antidepressivuum war oder nicht vielleicht sogar tatsächlich der Schock. Vielleicht war ihr geliebter Ken-san wirklich letzten Endes verrückt geworden, nur, weshalb..? Sie strich fast mütterlich eine rote Strähne aus seinem Gesicht. Megumis Entschluss stand fest. Vielleicht fruchtete die selbe Methode, mit der man Amnesie heilte, ja auch hier! Jetzt war die Zeit zu handeln. Ein wenig Fummelei in ihrem kleinen Köfferchen, ein geschwindtes Herausziehen und schon hielt sie ein kleines, silbern glänzendes Skalpell in der einen und eine kleine Schüssel in der anderen Hand. Während sie die Schüssel auf den Boden stellte und mit der selben Hand Kenshins linkes Handgelenk packte und es darüber hielt, fuhr sie mit dem Skalpell ganz langsam an den bläulich schimmernden Hauptschlagadern entlang, bis die rote Flüssigkeit langsam zu fließen begann und tröpfchenweise, auch in kleineren Rinnsalen, in die Schüssel lief. Noch hielt sie seine Hand und wartete, bis die Schüssel voll war, da zog sie auch schon ein sauberes Tuch aus ihrem Koffer hervor und wickelte es behände fest um die Wunde. Zwar färbte es sich zunächst tiefrot, aber diese Stelle wurde nicht größer und Megumi atmete aus. Wenn es ihr gelang, ihm einen zweiten Schock zu versetzen, würde er vielleicht wieder normal werden.. oder völlig abdrehen. Aber für Zweifel in ihre eigenen Fähigkeiten war es nun zu spät, deshalb legte sie ihre "Anzapfstelle" wieder hin, neben den Körper, und betrachtete das Blut. Nein, Gift war keines darin. Dazu war die Farbe des Blutes zu kräftig und rein. Absolut rein.. Fast beneidenswert sauber. Wie erwartet trat der Schockeffekt ein, reichte doch die kleine Schüssel Blut, das fehlte, um den Körper wieder aus der Balance zu bringen. Mehr, so wusste Megumi, hätte sie ihm auch nicht abnehmen dürfen, sonst hätte sie ihn in Gefahr gebracht. Ihren eigenen Patienten. Nein, das wäre unverantwortlich gewesen. Eigentlich waren solche Experimente wie diese ja ebenfalls unverantwortlich.. Den Patienten zu schwächen, dafür zu sorgen, dass er ein weiteres Mal Fieber bekam, ein weiteres Mal einen Schritt auf den Tod zuging und ein weiteres Mal litt. Doch wie sollte es enden, wenn es nicht funktionierte? Megumi wusste die Antwort bereits, er würde töten. Viele. Menschen. Und letzten Endes selbst umkommen. In der Guillotine, oder man würde ihn bei der Verfolgung erschießen. Das Leben eines Hitokiris endete immer auf die gleiche Weise. So gut wie nie auf natürliche Weise, immer durch Fremdeinwirkung. Und diesem Schicksal konnte er nur entkommen, indem er gesund wurde. Ob dem so war, würde sich im Laufe des nächsten Tages zeigen... Ob nun gut oder schlecht... Während die Stadtbewohner sich langsam aus den Straßen zurückzogen und es draußen ruhiger wurde, ging ganz langsam aber sicher die Sonne in wunderschönen Rot- und Gold-Tönen unter. Sanosuke war einer der wenigen, die noch draußen unterwegs waren, auf dem Weg zurück nach Hause nämlich, Yahiko schlief schon und Kaoru schaute nochmal bei Kenshin und Megumi vorbei, welche beide fest zu schlafen schienen. Bei Megumi war das auch nicht weiter verwunderlich, schließlich war sie es, die schon seit mehr als 24 Stunden auf den Beinen war und eigentlich ständig Arbeit hatte.. Nicht zu vergessen die Minuten der Todesangst am Abend zuvor... Kein Zweifel, sie hatte sich die Ruhe redlich verdient. Kaoru schloss die Schiebetür vorsichtig und ohne größeren Lärm zu verursachen und ging in ihr Zimmer, um selbst etwas zu schlafen. So kehrte seit langem endlich wieder etwas Stille ein, die höchstens durch den Ruf einer Eule oder das Singen einer Katze unterbrochen wurde und meistens ungehört blieb. Ungehört.. Nur ein Paar Ohren hörte die Rufe der Nachtgeschöpfe. Ihr Gefährte, der, der seine Jugend im Schatten verbracht hatte. Den man als verrückt eingestuft hatte, wie seine Ohren es ihm selbst im Halbschlaf noch mitgeteilt hatten. Man nannte ihn geisteskrank, was zwar nicht gesagt wurde was aber in der Luft zu liegen schien. Jeden seiner Sinne angespannt setzte Battousai sich auf und vertrieb den aufkommenden Schwindel durch ein leichtes Kopfschütteln. Ebenso geschmeidig stand er auf, steckte sein Schwert, dieses seiner Meinung nach wertlose Stück Metall, an seinen Hakama und ging auf leisen Sohlen aus dem Zimmer, sogar ohne Megumi, noch jemand anderen zu wecken. Schon bald stand er im Hofe des Dojos, beschienen vom in seinen müden Augen erst grellen, dann silbernen Vollmond, die langen Haare im Wind wehend und das Licht der großen, runden Scheibe am Nachthimmel reflektierend. Er sah zurück, niemand schien ihm gefolgt zu sein. Gut so, er konnte keine Zeugen gebrauchen, wenn er auf die Jagd ging. Nicht etwa auf Passanten, zu dieser Uhrzeit trieben sich sowieso nur die draußen herum, die sich tagsüber nicht sehen lassen konnten. Leute wie er selbst, vielleicht etwas weniger gefährlich. Er lächelte kühl. Sein Ziel waren also gewiss keine Zivilisten, gar einfache Kriminelle. Er wollte lieber nachsehen, ob von den Miburo noch einige übrig waren. War da nicht dieser eine? Der Anführer der dritten Einheit? Vielleicht war der ja sogar ganz in der Nähe, wer wusste das schon! So machte der rothaarige Hitokiri sich auf, sich seinem Erzfeind zu stellen. Ein weiteres, vielleicht das letzte Mal. Er würde es erleben oder eben nicht. So spielte das Leben, heute hier, morgen unter der Erde. Das würde sich nie ändern... Ob man ihn vermisste, falls er nicht zurückkam? Ihn gewiss nicht.. sie mochten „Kenshin“, nicht „Battousai“, den Vagabunden, nicht den Hitokiri. Etwas in ihm wurde durch diesen Gedanken unsagbar traurig, obwohl er selbst sich nicht im Klaren darüber war, wieso dem so war. Klar, er selbst hatte nie wirklich Freunde gehabt. Iizuka seinerzeit vielleicht, aber der war erstens nicht sein Freund sondern mehr eine Geschäftsbeziehung und zweitens, wie sich ja später rausstellte, ein Verräter gewesen. Ihm verdankte er, dass Tomoe [der Gedanke an sie fiel ihm schwer] tot war, gestorben. Durch seine Hand, die ihres eigenen Ehemannes. Sollte er wirklich schon wieder alles hinwerfen? Wie damals? Einmal hatte er diesen Fehler gemacht. Hatte sich seiner friedlichen Seite hingegeben. Zehn lange Jahre war er unterdrückt worden, zehn Jahre lang hatte er mitansehen müssen, wie Shinta glücklich wurde und er selbst immernoch im Dunkeln verharrte. So konnte das nicht weitergehen. Er würde alledem heute Nacht ein Ende bereiten. Ganz entgegen dem Gefühl, dass er das Falsche tat. Mit diesem Gedanken in seinem verwirrten Kopf, der Dank der Mittelchen dieser Ärztin mehr oder weniger frei von der Stimme des feigen Shintas war, verließ Battousai den Kamiya Dojo und ging schnellen Schrittes die Straße entlang. Ehe er wieder zögerte, wieder nicht den Mut fand zu gehen. Nichts wie auf und davon... Unbemerkt dessen, dass er nicht so ganz allein war, dass ihm jemand gefolgt war, sein Spürsinn dieses Mal versagt hatte. Dass ein kleiner Junge mit zotteligem Haar, einziger und vielleicht letzter Schüler des Kamiya Kasshin Styles, ihm folgte und sogar hinterhersah, als er die Straße entlangging. Yahiko, der in angemessenem Abstand seinem Vorbild folgte, überlegte währenddessen fieberhaft, was Kenshin so spät noch draußen wollte. Er hatte seinen Ohren nicht zu trauen gewagt, als er draußen auf dem Flur Schritte gehört hatte und war sogar bereit gewesen, einen möglichen Einbrecher zu attackieren. Doch Pustekuchen, kein Einbrecher, nur Kenshin, der sich aus dem Staub zu machen schien. Aber das, so war er sich sicher, würde er zu verhindern wissen. Da konnten sie ihn noch so ein Kind nennen, wenn er etwas wollte, bekam er es meistens. Der krasse Vorteil eines Kindes. Noch immer schlich er Kenshin nach, musste sich aber hinter eine Tonne außer Sichtweite bringen, als Objekt seiner Beschattung plötzlich stehen blieb und sich umsah, dann jedoch nochmal kurz den Kopf schüttelte als wollte er unnütze Gedanken loswerden und schließlich weiterging, als sei nichts gewesen. Yahiko wartete wieder einen Moment und folgte ihm dann wieder. Zweifelsohne wäre aus dem Jungen ein guter Ninja geworden, allein seine Schleichkünste waren sicherlich Naturtalent. Doch was war das? Kenshin war wieder stehengeblieben, drehte sich aber nicht um. War da vorne etwas? Oder jemand? Nein... Yahiko fuhr der Schreck durch die Glieder. So wie Kenshin grade drauf war, waren Passanten echt fehl am Platze!! Der Junge sprang auf und erwartete, dass die Mülltonne vor ihm umkippte und Battousai ihn aufschlitzen würde aber nichts dergleichen geschah. Der Attentäter sah nur zielgerichtet auf einen bestimmten Punkt einer in kompletter Dunkelheit liegenden Ecke, woraus im selben Moment zwei andere gelben Augenaufblitzten. Jemand löste sich vom dunklen Hintergrund und trat auf die mondbeschienene Straße, seine Silhuette zeichnete sich schattenförmig an Nachthimmel und Boden ab. Nur seine Umrisse wurden sanft vom Mondlicht umspielt und für einen Moment machte er tatsächlich den Eindruck, ein Wolf zu sein. Der Wolf von Mibu, Saitou Hajime, samt silbern blitzendem Gatotsu-Katana. Battousai schien Yahikos Ansicht nach jedoch nicht mal mit der Wimper zu zucken sondern blieb nur ruhig stehen, Saitoh beobachtend. "Was machst du denn hier draußen? Bist du jetzt völlig verrückt geworden? Oder gar lebensmüde?" Das Wort „verrückt“ pulsierte in Battousais Ohren. Er sah Saitou kühl an. "Ich bin gekommen, um einem Wolf das Fell über die Ohren zu ziehen." Saitou schien ihm zu glauben, nein, vielmehr verstand er offenbar die Metapher denn der Schwarzhaarige lächelte belustigt, vielleicht auch etwas spottend. "Dann pass auf, dass du nicht selbst gefressen wirst." Es war Saitou, der zuletzt sprach. Er würde seinem Feind nicht die Genugtuung lassen, hier schon den ersten Sieg einzusacken. Der, wenn auch sehr kurze, Dialog schien beendet. Statt den Worten prallten nun die Klingen der beiden Krieger aufeinander. Ihren Besitzern folgend tanzten die beiden mondhellen Sicheln durch die Nacht, trafen sich erneut klirrend und trennten sich wieder. Wenn nicht grad Battousai einem Hieb Saitous auswich um kurz darauf selbst zuzuschlagen, so ging Saitou aus der Bahn und erwiderte den Angriff. Dennoch fand der Kampf, wie die meisten dieser Art, ein sehr jähes Ende. Der Getroffene wurde unter ersticktem Aufröcheln vom Schwert seines Gegners durchbohrt, das Blut spritzte aus einer offenen Stichwunde, aus deren hinterem Ende die Spitze der Klinge herausragend glänzte. Dann ein dumpfer Aufprall und das Geräusch, das ein Schwert macht, wenn es mit einem grazilen Schwung vom Blut befreit wird. (Anmerkung: In Fachkreisen nennt man das übrigens „Flip“ ^_^) Der Sieger sah nur triumpfierend auf seinen geschlagenen Feind herab und ging schließlich mit einem genervten 'tse' von dannen. So war es immer gewesen, vor und nach der Revolution. Als der, der unverletzt war, an Yahiko vorbeiging und dem Jungen nicht mal ansatzweise Aufmerksamkeit schenkte, erkannte dieser, dass Saitou offenbar derjenige welche war, der sich seines Gegners entledigt hatte. Entledigt? Yahiko sah ihm geschockt nach, da der keine Anstalten machte, nochmal zurückzukehren. Schon war der Kleinere bei dem Häufchen Elend, das wie ein aufgespießter Wurm am Boden lag und sich wandte. Weitere rote Flüssigkeit ergoss sich in einem heftigen Würgen auf dem Boden. "Kenshin..", begann Yahiko, er spürte, dass es zu spät war, selbst wenn er jetzt losrannte um Hilfe zu holen. Sie würde schlicht zu spät kommen, die Hilfe. "Yahiko...", kam die Antwort, nicht wie Yahiko erwartet hatte, etwa aggressiv oder bedrohlich, sondern sanft wie normalerweise. "Yahiko.." "Ich bin hier.." "Geh.. bitte..." "Nein, ich kann nicht..." "Geh bitte.. zurück zum Dojo.. sag.. Kaoru.. ich komme vielleicht.. sehr spät zurück..." "Kenshin.. ich.." "Keine .. Sorge.. geh vor.. ich.. komme nach.." Alles weitere ging in einem weiteren heftigen Würgen unter. Doch Yahiko nickte nur knapp. Ob Kenshin wirklich durchhalten würde? Im Moment sah es nicht danach aus... Gerade wollte er überlegen, ob er nicht tatsächlich zum Dojo zurückrennen und die anderen wecken wollte, da fiel ihm auf, dass Kenshin ihn mit seinen leicht getrübten, trotz allem harzfarbenen Augen ansah, leicht lächelte, dann aber kurz heftig zusammenzuckte, erneut Blut erbrach und dann vollkommen schlaff und reglos darlag. Yahiko konnte nur zusehen, wollte weinen, oder laut schreien, irgendwas tun, konnte aber nicht. Er war wie gelähmt, was sollte er Kaoru sagen? Sie suchten ihn heim, die Schuldgefühle, er hätte etwas tun müssen, Saitou davon abhalten müssen, das zu tun, was er getan hatte. Aber er war nur ein Kind, diese Erkenntnis konnte er nicht abschlagen. Ein feiges Kind, dass seinen Vater (oder zumindest Adoptiv-vater wie Yahiko später feststellte) nicht hatte schützen können und ihn deshalb verloren hatte. Was wäre wohl gewesen, wenn er Saitou abgelenkt und fortgelockt hätte? Wäre Kenshin dann jetzt noch am Leben? Unwahrscheinlich. Der Junge schaute verstört auf den reglosen Leib am Boden vor ihm. Vielleicht war er ja nur bewusstlos... ob Bewusstlose atmeten..? Er überlegte einen Moment und kam zu dem Entschluss, dass Sanosuke seinerzeit auch geatmet hatte. Verdammt.. alles wäre gut gegangen, hätte dieser Mistkerl damals nicht auf Kaoru geschossen.. Aber konnte irgendjemand ahnen, was passieren würde? Auch nur im Entferntesten einschätzen, dass alles so enden würde? Wenn dem so wäre, sähe es jetzt anders aus. In etwa einer Stunde würde Kenshin aufstehen und als Erster im Haus munter alles Nötige erledigen, Frühstück machen und Kaoru und ihn wecken. Sie würden gemeinsam essen und dem Alltag nachgehen. Wenn...! Aber es war nicht. Er blieb noch eine Weile so am Boden kniend hocken, bis die Sonne wärmend und als wollte sie ihn trösten seinen Rücken beschien. Kenshin hatte in der ganzen Zeit keinen Muskel mehr geregt und Yahiko hatte seine Hoffnung, schließlich aufgegeben. So erhob er sich, ließ ihn zurück, er konnte ihn oder eher seinen toten Körper kaum alleine tragen, das wusste er. Er würde Hilfe benötigen, dafür zumindest. Wie für alles andere... Epilog: Six feet under ---------------------- Epilog ------------------------------------------------------------------------------ Und hiermit schließe ich mein Projekt "Redemption" ab, für das soviele meiner anderen Kenshin-FFs ihr Leben lassen mussten (Anmerkung: Wenn sich gewisse Beschreibungen nachvollziehbar wiederholen, ist das brutal ~~') Viel Spaß und haltet eure Taschentücher bereit! ------------------------------------------------------------------------------- Sie standen an seinem Grab. Die ganze Truppe, einschließlich Tae und Tsubame vom Akabeko, niemand geringerer als Hiko Seijuuro, Saitou Hajime, Sanosuke. Natürlich auch Kaoru und Yahiko, dicht bei einander. Der Kleinere hielt ihre Hand, denn er fühlte sich schuldig. Weil er zu schwach und feige gewesen war, war DAS hier erst passiert. Ob es seinetwegen war, wusste er nicht, wollte er nicht wissen. Was er wusste, war, dass es Kenshin war, der hier lag.Tot war er, Megumi hatte das eigenhändig, unter dicken Tränen, nachgeprüft. Meinte, es sei ein Wunder an sich gewesen, dass er überhaupt noch hatte reden können wie Yahiko es geschildert hatte. Ein Stich genau durchs Herz war normalerweise sofort tödlich, da konnte kommen was wollte. Der nun tote Rurouni hatte sie nochmal kurz vor Ladenschluss überrascht.. Typisch.. Doch gebracht hatte es ihm nichts. Und Kaoru? Die war seitdem furchtbar still und ernst geworden, fast, als sei ihr eigenes Herz durchbohrt oder zumindest eingefroren worden. Wie ernst sie war, fiel schon auf, als Megumi meinte, sie solle jetzt bloß nicht auch durchdrehen und sich mit Saitou kloppen, was letzteren obgleich der gedrückten Stimmung grinsen ließ. Kaoru hatte dazu nichts gesagt, war stumm geblieben und hatte ganz entgegen ihrer Art kein Wort von sich gegeben oder gar eine drohende Bewegung gemacht. Nichts. Sie konnte es nicht fassen, wollte es nicht begreifen, hielt es für einen Traum, dass der, den sie so geliebt hatte und es ihm nie sagte, jetzt nicht mehr bei ihr war. Die erste Schaufel Erde wurde in das offene Grab geschüttet, von Sanosuke, welcher noch ein paar anerkennende Worte sagte. Dass Kenshin ein sehr treuer Freund gewesen war, etwas ulkig aber sein bester Freund. Kaoru sah nur stillschweigend zu. Die zweite Schaufel, diesmal war es Yahiko, der sich äußerte. Dass er jetzt noch bei den Yakuzas wäre und als Taschendieb seine Seele verspielen würde, wenn Kenshin nicht gewesen wäre. Und es stimme. Kaoru dachte unwillig über jenen Tag nach. Die dritte Ladung aus Hiko Seijuuros Hand. Kenshin sei vielleicht ein dummer aber sein einziger Schüler gewesen. Er würde ihn und die Konversationen mit ihm sehr vermissen und einen neuen Schüler ausbilden müssen, doch keiner würde ihm mehr Freude bringen als Kenshin. Kaoru schluckte schwer. Tae und Tsubame gingen gemeinsam an das Grab heran und warfen jeder je eine Schaufel Erde hinein. Tsubame brachte kaum ein Wort heraus und schluchzte nur leise, während Tae von den tollen Zeiten sprach, die sie an Kenshins Seite verbracht hatte. Es waren nicht viele, aber sie blieben in ihrem Herzen verankert. Und Kaoru? Die senkte den Kopf, sah auf den hinter einem feuchten Vorhang verschwimmenden Boden. Als sechster Saitou, eigentlich hatte er nicht hierher kommen wollen, hätte auch kein Recht gehabt. Aber er war nunmal hier und daran würde sich nichts ändern. Seine Rede galt den zahllosen Kämpfen, die er und Battousai geführt hatten. Den letzten hatte der aber leider nicht überstanden. Bevor er sich umdrehte und wieder verschwand, gab auch er die Schaufel Erde ins Grab, ging dann kommentarlos davon. Kaoru sah ihm kurz nach, bevor sie jemand bat, doch auch etwas zu sagen. Sie trat aus der Masse hervor, fand kaum die Kraft für jeden einzelnen Schritt. Und doch kam sie schließlich am Rande des Grabes an, warf einen schnellen Blick hinein um sich zu versichern, dass nicht doch ein Wunder geschehen war. Pustekuchen. In ihr verkrampfte sich etwas und sie begann erst heiser und gebrochen, dann etwas lauter zu sprechen. “Kenshin.. als du zu uns kamst, sagtest du, du würdest eines Tages weiterziehen.. Nun ist es soweit und ich muss zu meinem Wort stehen, egal wie schwer mir das fällt. Ein Wanderer muss irgendwann seiner Wege ziehen, so ist das eben. Aber eins sollst du wissen.. ich.. ich...“ Sie unterbrach sich kurz, holte Luft und versuchte, den dicken Kloß in ihrem Hals zu schlucken. „Ich.. Ich habe dich immer geliebt.. und hoffe, wir sehen uns doch irgendwann wieder..“ Weiter konnte sie nicht reden. Ihr eigenes herzzerreißendes Weinen ließ weitere Worte einfach nicht zu und so ließ sie sich von Yahiko wegführen, während Sanosuke und Seijuuro das Grab endgültig verschlossen. Erdhaufen für Erdhaufen, Schaufel für Schaufel. Um schließlich den Grabstein daraufzusetzen. “Für unser Licht bei Tag und Nacht. Für den, der unser aller Leben erhellte.“ Darunter, in Kanji geschrieben, Kenshin (Shinta) Himura, gestorben mit 28 Jahren. Schließlich zogen alle ihrer Wege, die einen leichteren Schrittes als andere, die ziemlich am Ende waren. Hiko war der letzte, der noch am längsten am Grabe seines Schülers stand. Seine dunklen Augen starrten auf die noch frisch aufgehäufte Erde, als käme da jeden Moment eine Hand heraus, was natürlich nicht passierte. Einen derart frommen Wunsch hätte der Meister der Hiten Mitsurugi Schule sich auch nie erlaubt, er war nie gläubig gewesen. Doch jetzt wünschte er, der soviel älter war als sein viel zu früh gestorbener Schüler, dass es doch sowas wie eine letzte Ruhe gab. Ein Jenseits, wo man seine alten Gefährten wiedertraf. Aber das würde er schon noch früh genug sehen, jetzt blieb ihm erstmal nur die Hoffnung, dass sein dummer Schüler jetzt einen besseren Meister hatte. Er drehte sich um, nicht ohne noch ein letztes, melancholisches „Baka Deshi...“ zu flüstern, und machte sich wieder auf den Weg nach Hause. Er würde wahrscheinlich nie mehr hierher kommen, war er doch im Hofe des Kamiya Dojos begraben worden und der war schließlich Privatgrund... “Eine schlechte Ausrede..“, scholt er sich in Gedanken selber und wusste, er würde wahrscheinlich nicht die Kraft finden, zurückzukommen. Und er kam nicht zurück. Von ihm hörte man nichts mehr, von Yahiko, dass er einige Jahre später zu einem großen Schwertkämpfer geworden war und angeblich wie der Wind seine Gegner niedermähen konnte. Kaoru, die wenige Wochen nach der Beerdigung Haraikiri begangen hatte, weilte wahrscheinlich wieder an der Seite desjenigen, den sie so schmerzlich verloren hatte. Sanosuke machte sich auf nach Shanghai, um dort sein Glück und Ablenkung zu suchen. Saitou wurde wegen Mordes an einem Patrioten und damit einem engen Vertrauten der Regierung zum Tode verurteilt. Auch ihn sah man nie mehr. Zu seiner Beerdigung kamen auch nur sehr wenige Leute, alte Gefährten. Zwei von ihnen. Das Akabeko wurde weitergeführt. Doch es wurde nie wieder so lebhaft wie vorher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)