Verum Mendacium von abgemeldet (Potions with Results) ================================================================================ Kapitel 1: Potions with Results I --------------------------------- Titel: Verum Mendacium Autor: Yaki Fandom: Harry Potter Disclaimer: Nix mir. Figuren und Umgebung gehören J.K. Rowling. Pairing: HP/DM Warnings: Slash, Shônen-Ai Beta: Terrormopf Plot: Von frühzeitig zerbrechenden Ehen wegen Prüfungen, über schwangere Insekten bis zu explodierenden Kesseln und einem Flirt mit einem Menschen den man(n) am meisten hasst. Note I: Von Anfang an war diese FF eigentlich als One Shot geplant. Da ich vor kurzem aber zu der Erkenntnis gelangt bin, dass ich mich, immer wenn ich es mir vornehme, nicht kurz fassen kann, wird diese FF (wie ich es fast befürchtet hatte) wohl oder übel als Zweiteiler auftreten. <__< Potions with Results I »Ach, halt die Klappe Potter!«, schnaufte Draco wütend, während er einen Wischmopp immer im Takt über den verdreckten, fleckigen, alten Steinboden ihres Zaubertränkeklassenraums wischte und sich die Beschwerden eines ganz bestimmten, inkompetenten, stupiden, mit Helfersyndrom ausgestatteten Gryffindor anhören musste. »Du warst schließlich derjenige, der die Wichtelzähne in den Trank gestoßen hat!«, keifte er und stieß mit seinem Fuß einen Kessel aus dem Weg, um an der Stelle den Dreck wegzuschrubben. »Aber doch nur weil du zu blöd warst hinzugucken, was du mit deinen Ellenbogen machst!«, kam die wütende Antwort von dem Gryffindor, der gerade dabei war alle möglichen Tränke aus den Regalen zu holen und auf einen Tisch zu stellen, um die Holzplatten und die Gläschen danach gründlich zu säubern. Draco knurrte wütend. »Du hättest mit Weaslby eben nicht quatschen dürfen, Potter! Dann wäre das alles gar nicht erst passiert! Eigentlich solltest du das hier alleine machen, ich habe überhaupt nichts damit zu tun!« Demonstrativ hörte Draco mit dem Schrubben auf und knallte den Wischmopp auf den Boden. Das Klappern veranlasste Harry dazu sich umzudrehen. »Verdammt, Malfoy, hör mit diesem blöden Getue auf und putz gefälligst weiter! Umso schneller sind wir hier fertig und müssen uns nicht gegenseitig ertragen.« Die Antwort darauf war nur ein Arme verschränken und eine hochgezogene Augenbraue seitens Draco. Harry verdrehte die Augen. »Soll ich Snape holen?«, drohte der Gryffindor. Der Blonde hob seine andere Augenbraue ebenfalls. »Ich will ja nichts sagen, Potter―« »Dann lass es doch.« »―aber dir ist schon klar, dass Snape dich hasst, mich aber zufälligerweise nicht?« Harry funkelte Draco böse an. »Komisch, dass er dir dann trotzdem diese Strafarbeit aufgebrummt hat, findest du nicht auch, Malfoy?« Der Slytherin knirschte grimmig mit den Zähnen. Harry grinste, zufrieden damit, dass dem Blonden keine Antwort mehr einfiel. Damit drehte er sich um und nahm die nächsten beiden Fläschchen aus dem Schrank. Gut, er hatte zwar mit Ron geredet, aber er konnte nichts dafür, dass Snape ihn dann zu Malfoy gesetzt hatte und auch nichts dafür, dass der Blonde über seine Extremitäten anscheinend keine Kontrolle hatte. ~*~ »Potter! Halten Sie gefälligst Ihren Mund und arbeiten Sie weiter!«, herrschte ein gewisser fetthaariger Professor ihn an. Grummelnd wandte er sich von Ron ab und widmete sich wieder den Kräutern, von denen er keine Ahnung hatte wie sie hießen oder was sie bewirkten. Als Snape weitergegangen war und nun Neville Zehn Punkte abzog, weil er das Messer falsch gehalten hatte, stieß Ron ihn leicht in die Seite. Harry drehte seinen Kopf wieder zu dem Rothaarigen und tat gleichzeitig so als würde er den Verschluss des Reagensglases nicht aufbekommen. »Jedenfalls hat sie dann gemeint, dass wir unsere Beziehung lieber erst mal pausieren sollten und wir uns vorerst besser auf die Schule und auf die Prüfungen konzentrieren müssten, zumindest bis die Prüfungen vorbei sind. Ich meine, was soll das denn? Pausieren? Ich bin doch kein Tier, das man, wenn man keine Zeit dafür hat, einfach mal für eine Weile zu Hagrid bringen kann oder so. Wer weiß wie es nach den Prüfungen für uns aussieht? Sie tut zurzeit ja so als wären wir nur Freunde, und nichts weiter!«, fing sein bester Freund wieder an sich zu beschweren. Harry nickte nur. Allerdings hatte er es durchaus als angenehmer empfunden, als Ron und Hermine einfach nur Freunde gewesen waren. Diese ganze Streitereien und Eifersucht gingen im ganz schön auf die Nerven. Vor allem weil er dann immer Nachrichtenüberbringer spielen durfte, und dafür hatte er zurzeit wirklich keinen Nerv. Denn in dieser Sache hatte Hermine seiner Meinung nach Recht: Es waren bald Prüfungen und er hatte keine Lust diese zu verhauen. »Vielleicht solltet ihr ja einfach―« »Mister Potter! Was habe ich Ihnen eben gesagt?«, säuselte eine Stimme direkt hinter ihm. Harry stöhnte leise. »Das ich meinen Mund halten soll, Sir«, kam die genervte, monotone Antwort von dem Schwarzhaarigen. »Sehr gut. Und was haben Sie gerade getan?«, zischte Snape höhnisch. »Geredet, Sir.« »20 Punkte Abzug von Gryffindor, dafür, dass Sie meine Anweisungen nicht befolgt, anscheinend aber durchaus verstanden haben. Und weitere fünf, weil Sie das Sumpfdotterkraut zu klein geschnitten haben. Und nun gehen Sie rüber zu Mister Malfoy, Sie werden mit ihm den Trank fertig brauen, da habe ich Sie wenigstens im Blickfeld. Miss Parkinson, kommen Sie zu Mister Weasley.« Snape grinste Harry spöttisch an. Der ignorierte es bestmöglich, packte grimmig seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg an Malfoys Tisch in der ersten Reihe. Das war mal wieder typisch. Ron ratterte einen Roman runter und er selber sagte gerade mal fünf Wörter und schon stand Snape auf der Matte. Wütend ließ er sich neben dem Blonden nieder, der ihn nur mit zusammengepressten Lippen anfunkelte. Wenigstens, dachte sich Harry, war es für Malfoy auch gleichzeitig eine Strafe, ohne dass dieser etwas getan hatte. »Ich warne dich vor, Potter. Wenn du den Trank versaust, wirst du dir wünschen nie geboren worden zu sein!« Harry verdrehte die Augen. Das war die altmodischste Drohung die er kannte, so langsam konnte sich der Slytherin wirklich mal etwas Neues einfallen lassen. »Schon klar, Malfoy«, antwortete Harry genervt. Er hatte wirklich keine Lust sich jetzt mit dem Blonden in die Haare zu bekommen, nur um dann noch mal für einen Punkteabzug verantwortlich zu sein. Das Dumme war, dass Harry nicht wirklich eine Ahnung hatte, wie dieser Trank gebraut wurde. Das Gute war, dass Malfoy ein ignoranter Arsch war, der ihm die ganze Stunde lang befahl was er zu tun hatte und was nicht. Natürlich waren das die beschissensten Sachen, wie Schnecken ausdrücken und ihren Schleim abzuwiegen, oder toten Wichteln die Zähne rauszuziehen und in ein Fläschchen zu füllen. Harry seufzte. Wenigstens wusste er dadurch was er machen musste. Als er mit den Wichtelzähnen fertig war, stellte er das volle Fläschchen neben dem Trank ab und wandte seinen Blick auf Malfoy, um den nächsten Befehl entgegen zu nehmen. Der war allerdings damit beschäftigt irgendetwas aus seinen Haaren zu fischen, was Zabini, der in der Reihe direkt hinter ihnen saß, ihm anscheinend dort hineingeschmiert hatte. Bei näherem Hinsehen konnte Harry erkennen, dass es sich um irgendein insektenartiges Tier handelte. »Verdammt, Blaise, ich bring dich um!«, zischte der Blonde und machte mit seinen Armen Verrenkungen, um an das Krabbeltier ranzukommen. Der Dunkelhaarige hinter ihnen kicherte darauf nur. »An deiner Stelle würde ich mich beeilen, Draco. Dieses niedliche Tierchen ist nämlich ein trächtiges Weibchen, das sich in deinen Haaren gerade den perfekten Platz sucht, um ihre Eier abzulegen.« Und dies war der magische Satz, der die ganze Sache ins Rollen brachte. Die Wortkombination "Eier", "ablegen" und "deine Haare", lösten bei Malfoy einen geradezu hysterischen Ausbruch aus, der sich größtenteils aus einem Quieken und einem unaufhörlichen Bewegungsdrang zusammensetzte. Der Slytherin fing an wie verrückt mit den Armen herumzufuchteln, um so schnell wie möglich dieses Vieh aus seinen Haaren zu bekommen, gleichzeitig aber seine Frisur nicht zu ruinieren. Dabei kam natürlich alles, wie es kommen musste: Einer der sich unkontrolliert bewegenden Arme traf Harry mit dem Ellenbogen schmerzhaft in die Seite. Der Schwarzhaarige wich erschrocken und fluchend zurück, stieß dabei mit seiner Hüfte an den Tisch, was ihn veranlasste ein weiteres Mal zu fluchen, und drehte sich dann wütend zu Malfoy, um diesem erst einmal ein paar indignierte Worte ins Gesicht zu schleudern. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Der Tisch fing nach dieser Rempelei natürlich an zu wanken, was einige Fläschchen obendrauf dazu brachte umzukippen. Das Glas mit den Wichtelzähnen, das Harry erst wenige Sekunden zuvor direkt neben dem Kessel abgestellt hatte, landete, wie nicht anders zu erwarten, mit einem hörbaren "blubb" in dem brodelnden Gemisch. Harry und Malfoy, sowie Zabini, der gerade drohte in eine Lachattacke zu verfallen, und Millicent Bulstrode, die mit Zabini an einem Trank arbeitete, hielten in diesem Moment in ihrer Bewegung inne und richteten den Blick argwöhnisch auf den Kessel. Nicht mal eine Sekunde später explodierte dieser mit einem ohrenbetäubendem Lärm und die nun widerlich riechende, bräunliche Masse wurde mit einer unmessbaren Geschwindigkeit aus dem kaputten Behälter geschleudert und verteilte sich im kompletten Klassenraum. Harry, der natürlich direkt neben dem Ding stand, bekam selbstverständlich die größte Ladung ab. Er wunderte sich darüber, dass anscheinend so viel in diesen kleinen Kessel gepasst hatte. »POTTER!« Der Gryffindor zog den Kopf ein. »Sind Sie wahnsinnig, oder einfach nur überaus dumm?«, fauchte ein wütender Professor Snape, der das ganze Spektakel seit Malfoys Gequietsche mit angesehen hatte und nun über und über mit der klebrigen Flüssigkeit bedeckt war. Harry, der nicht viel besser aussah, biss sich auf die Lippen um sich einen gehässigen Kommentar zu verkneifen und wischte sich mit einer unbetroffenen Stelle seines Umhangs das Gesicht sauber. »70 Punkte Abzug von Gryffindor!«, zischte Snape wütend und wischte sich überflüssigerweise mit seiner beschmierten Hand über sein ebenfalls besudeltes Gesicht, um das Gebräu zu entfernen. »Was?! Aber ich kann doch nichts dafür, dass―«, setzte Harry entrüstet an, wurde jedoch unterbrochen. »Sir, Sie haben doch selbst gesehen, dass Malfoy Harry gestoßen hat, also ist das Ganze eigentlich Malfoys Schuld. Er sollte bestraft werden, es ist gegen die Regeln absichtlich jemand Falschen zu bestrafen«, redete Hermine auf den Lehrer ein. Harry wandte, genau wie Professor Snape, den Blick zu seiner Freundin und musste gezwungenermaßen beobachten, wie die ganze Klasse erfolglos versuchte das klebrige Zeug aus den Klamotten und aus den Haaren zu bekommen. Snapes Augen verengten sich zu schlitzen, ebenso wie Malfoys. »Miss Granger, ich bin sehr wohl über die Schulregeln informiert und verbitte mir Ihre neunmalklugen Ausführungen!« Trotz allem, schlussfolgerte Harry, musste Snape zugeben, dass Hermine recht hatte und es vermutlich Schwierigkeiten geben würde, wenn er nicht zumindest alle beide zur Rechenschaft zog. Kochend wandte Snape seinen Blick wieder auf Harry, der versuchte so unschuldig wie möglich auszusehen und wanderte dann zu Malfoy hinüber. Der Gryffindor konnte sehen, wie sehr seinem Lehrer das, was er jetzt gleich tun würde, widerstrebte. »Fünf Punkte Abzug von Slytherin. Der Unterricht ist zwangsläufig beendet, wir werden nächste Stunde den Trank wiederholen. Und Sie«, Snape deutete mit dem Finger auf ihn und Malfoy, »Sie werden den Klassenraum wieder auf Vordermann bringen und wenn Sie die ganze Nacht hier bleiben!« Die Schüler stapften teilweise fluchend zum Ausgang, einige warfen Malfoy oder Harry noch einen bösen Blick zu, bevor sie aus der Tür verschwanden. Snape packte ebenfalls nur seine nötigsten Unterlagen zusammen und rauschte dann mit wehendem Umhang aus dem Klassenraum. Gerade als die Kerkertür kurz davor war ins Schloss zu fallen, stieß Snape sie nochmals zurück. »Und zwar ohne Zauberstab!«, sagte er noch zornig, schlenkerte einmal mit seinem eigenen und schon hatte er Harrys und den des Slytherins beschlagnahmt und war wieder aus dem Zimmer gerauscht. »ZABINI!«, schrie Malfoy wütend und drehte sich zu dem Übeltäter um. Der hatte sich schon hinter Millicent Bulstrode versteckt und lugte vorsichtig mit dem Kopf über ihre Schulter. »Draco? Hi, wie...geht’s denn so?«, stotterte er nervös. »ICH BRING DICH UM!« »Ja... das hattest du vorhin schon erwähnt...«, murmelte der Dunkelhaarige und wurde hinter Bulstrode immer kleiner. »ICH.BRING.DICH.UM!!!«, schrie Malfoy ein weiteres Mal. »Du wiederholst dich, Darling«, schnurrte Parkinson, die gerade von Harrys eigentlichem Platz vorkam und sich neben Bulstrode stellte. Malfoy strafte sie mit einem dämonischen Blick, sagte aber nichts. »Geh'n wir, Milli? Ich muss dieses ekelhafte Zeug aus meinen Klamotten bekommen, das riecht etwas... suspekt«, schloss Parkinson und rümpfte leicht die Nase. »Suspekt? Nenn es doch beim Namen, Pansy, das Zeug stinkt pervers!«, meldete sich Zabini zu Wort, kam einen Schritt hinter Bulstrode vor wischte sich den Trank von den Ärmeln, der darauf auf seinen Fingern kleben blieb. »Ja, es ist echt abartig«, pflichtete diese ihm bei. »UND DARAN BIST DU SCHULD!«, hackte Malfoy wieder auf Zabini ein, der sofort wieder hinter der Slytherin Deckung suchte. »Los, ich muss das auswaschen, wer weiß ob das da je wieder rausgeht, das ist mein Lieblings-Shirt!«, jammerte Parkinson und verschwand daraufhin mit Bulstrode aus dem Raum. Malfoy wandte sich wieder Zabini zu. Der zuckte schon zusammen, als der Blonde nur seinen Blick auf ihn richtete und hetzte den Mädchen hinterher. Malfoy schnaufte wütend. Dann drehte er sich zu Harry um, der das ganze Gequassel entnervt mit angesehen hatte. »Potter!« »Malfoy?« »Potter!!« »... Ja, das hatten wir gerade...« »Du.bist.Schuld!« »Eben war es noch Zabini.« »Du hast die Flasche reingeschmissen!« »Sie ist reingefallen weil der Tisch gewackelt hat!« »Weil du ihn gestoßen hast!« »Aber nur weil du mich angerempelt hast!« »Das ist egal!« »Bitte?« »Du bist an den Tisch gekommen, nicht ich!« »Aber nur weil du―« »Potter! DU bist an den Tisch gekommen, alles Andere zählt nicht. Ich habe nur indirekt Schuld, und indirekt bedeutet... dass ich gar keine Schuld habe!« »Indirekt bedeutet, dass―« »Ich weiß was es bedeutet!« »Na also, dann ist doch wohl―« »Ach, leck mich, Potter!«, keifte der Blonde schließlich und drängelte sich an Harry vorbei, um den Raum zu verlassen. Harry hob die Augenbrauen. So etwas hatte er noch nie aus dem Mund des Slytherins gehört. »Malfoy, wo willst du hin?« »Duschen! Du glaubst doch nicht etwa im Ernst, dass ich mit dieser Frisur rumrenne?«, antwortete der Blonde erbost und deutete hinweisend auf seinen Schopf, der von der Brühe total überdeckt war. Harry seufzte resignierend. »Nach dem Abendessen treffen wir uns hier und machen den Mist weg, verstanden?«, sagte der Gryffindor dann monoton und wandte sich ebenfalls zum Gehen. Als Antwort hörte er nur ein widerwilliges Schnauben. ~*~ Draco hob den Wischmopp wieder vom Boden auf und ging leise auf den Gryffindor zu, der mit dem Rücken zu ihm stand. Dann stieß er den Mopp mit großer Kraft in das Hinterteil seines Erzfeindes und grinste triumphierend, als er den Schreckens― und Schmerzenslaut des Angegriffenen hörte, der soeben Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatte. »Malfoy!!! Für was war das?«, fauchte der Schwarzhaarige. »Dafür, dass wir wegen dir hier feststecken!«, antwortete der Blonde überheblich. »Bei Merlin, Malfoy, wann kapierst du es endlich?«, zischte Harry wütend, rappelte sich auf und stieß dem Anderen mit beiden Händen gegen die Brust, sodass Draco einen kleinen Schritt nach hinten machen musste, um sein Gleichgewicht zu halten. »Hättest du eben nicht deine Spielerchen mit Zabini getrieben!« Malfoy warf den Wischmopp an diesem Tag schon ein zweites Mal aufgebracht auf den Boden. »Was willst du damit andeuten, Potter?«, knurrte Draco indigniert und ging wieder einen Schritt auf Harry zu. »Dass du jetzt besser deinen Arsch wieder an die Arbeit bewegst!«, fauchte der Gryffindor zornig und überwand die letzte Lücke zwischen ihnen, indem er einen letzten Schritt auf den Slytherin zumachte und minderwertig feststellen musste, dass der Blonde um einiges größer war als er. »Ich lass mir doch von einem infantilen, stupiden Gryffindor wie dir nichts sagen!«, zischte der Blonde und Harry konnte dessen Atem auf seinem Gesicht spüren. Böse blitze der Dunkelhaarige dem Slytherin entgegen. »Schön!« Damit drehte er sich um und wandte sich wieder dem Regal zu. Sollte er doch machen was er wollte. Draco formte seine Augen wütend zu Schlitzen. Harry glaubte doch nicht im Ernst, dass er ihm einfach den Rücken zudrehen und ihn ignorieren konnte? Er knurrte. »Was ist denn plötzlich los, Potter? Bekommt der große Held etwa kalte Füße?«, fragte er blasiert. Unerwartet wirbelte der Gryffindor herum und griff nach dem nächstbestem Fläschchen, das vor ihm auf dem Tisch stand, und warf es wütend nach Draco. Erschrocken sprang dieser einige Schritte zurück und das Glas fiel direkt vor ihm auf den Boden und zersplitterte in Einzelteile. »Potter, verdammt, willst du mich umbringen?« Aufgebracht starrte Draco seinem Feind in die Augen. »Soll ich die Frage wirklich beantworten?«, gab der nur zurück. Gerade wollte Draco einen bissigen Kommentar erwidern, als sich ihre Blicke auf einmal wieder auf das zerbrochene Fläschchen hefteten. Die rote Flüssigkeit, die darin gewesen war, weitete sich wie eine kleine Pfütze vor Dracos Füßen aus. Doch das war nicht der Grund, weshalb sie ihren Streit unterbrachen. Aus der Substanz bildete sich plötzlich roter, dickförmiger Rauch, der sich immer mehr aufwölbte und Draco umnebelte. Argwöhnisch trat er einen Schritt zurück und musterte den sich aufstockenden Qualm, der nun einen merkwürdigen Glanz entfaltete. Ängstlich machte er noch ein paar Schritte rückwärts, als der Rauch sich sammelte und die Konturen seines Körpers umfasste. »Was zum―«, murmelte er ungläubig, unterbrach sich jedoch als sich das Gewölk nun wie eine zweite Haut um ihn legte, sodass er merkwürdig rötlich schimmerte. Dann, mit einem eigenartig zischendem Geräusch, tauchte der Dunst durch Dracos Haut, als würde der Blonde ihn aufsaugen, und verschwand. Harry beobachtete das ganze Verfahren mit geweiteten Augen und ungläubigem Blick. »Malfoy?«, fragte er zögernd, doch der antwortete nicht. Stattdessen fing er an heftig zu keuchen. Seine Augen wurden seltsam leer und es schien Harry, als würde er irgendwelche Visionen durchleben. »Malfoy!«, wiederholte er und ging ein paar Schritte auf ihn zu, blieb aber wieder stehen als der Angesprochene sich plötzlich regte. »Nein... nein... das kann nicht... nicht Potter!«, hauchte er, schüttelte den Kopf und blickte mit leeren Augen an dem Dunkelhaarigen vorbei, schien gar nicht wirklich zu sehen was er anblickte. Seine Pupillen wirkten eigenartig hell und bei näherem hinsehen erkannte Harry, dass sie die gleiche Kolorierung wie seine Iris angenommen hatten. Er erschauderte. Damit sah Draco unwillkürlich beängstigend aus. »Nein...Verdammt!«, keuchte der Blonde ungläubig. Dann gaben seine Beine nach und er sank langsam zu Boden. Der verklärte Blick verschwand, das Keuchen dezimierte sich. »Malfoy? Alles in Ordnung?«, fragte Harry absurder Weise. Draco schluckte wütend. »Potter... was für ein Trank war das?«, fragte er und man konnte deutlich hören, wie er Probleme hatte sich ruhig zu halten. »Ähm...« Der Gryffindor wandte sich den Bruchstücken zu, die verstreut am Boden lagen. Nach kurzem Suchen griff er vorsichtig nach zwei Scherben, die von einem aufgeklebten Zettelchen zusammengehalten wurden und blickte auf eben diesen. Die krakelige Schrift war von der Lösung verwischt worden und er brauchte eine Weile, bis er die Buchstaben entziffert hatte. »Ver... Verum Men... Verum Mendacium«, las er vor. Draco stöhnte. »Oh nein... du Idiot!«, murmelte der Slytherin. Der Dunkelhaarige runzelte nur die Stirn. Er konnte mit diesen Worten rein gar nichts anfangen und hatte auch noch nie etwas von diesem Trank gehört. Er schluckte. »Wieso? Was―« »Du verdammter Dilettant, Potter! Warum zum Teufel wirfst du mir einen Trank an den Kopf, von dem du nicht weißt was er bewirkt? Stell dir vor du hättest irgendein tödliches Gift genommen!«, keifte Draco hysterisch. »Im Moment wäre mir das lieber gewesen...«, murmelte Harry leise, allerdings nicht leise genug. »Potter!!!« »Ach komm schon Malfoy, sei nicht so eine Dramaqueen, so schlimm kann er ja nicht sein, wenn du schon wieder deine eloquente Seite raushängen lässt«, sagte Harry genervt. »Denkst du, ja?«, kam die fauchende Antwort. »Dann sag mir doch was er bewirkt, Mister Oberschlau!«, schnaubte Harry. »Schön!« Draco blies sich wütend eine Strähne aus der Stirn und rappelte sich auf. »Schön«, wiederholte er und kam auf ihn zu. »Schon mal etwas von den Worten 'Verum' und 'Mendacium' gehört, Potter?« Harry schüttelte den Kopf. »Na das ist ja wunderbar«, murmelte Draco resignierend, rollte mit den Augen und fasste sich an die Stirn. Der Dunkelhaarige blitze ihn darauf nur böse an. »'Verum' bedeutet soviel wie 'wahr' und Mendacium bedeutet in etwa 'Lüge'«, sagte Draco, als würde dies die ganze Sache erklären. Doch sein Gegenüber blinzelte ihm immer noch ahnungslos entgegen, wartete darauf, dass der Blonde seine Erklärung noch weiter vertiefen würde. Draco seufzte und setzte von neuem an. »Der Trank bedeutet also in etwa 'Wahre Lüge'« »...« »Verstanden?« »Uhm...« »Potter, du bist wirklich unverbesserlich.« »Ich―« »Was?« »Wenn du mich―« »Potter, würdest du mal auf den Punkt kommen?« »Verdammt, Malfoy!« »Gut aufgepasst, Potter, genau so heiße ich.« Harrys Kopf glühte vor Wut. ›Diese verdammte, kleine, schäbige Kakerlake!‹, dachte er rasend. Ohne Vorwarnung drehte sich Draco plötzlich um und griff wieder nach dem Wischmopp. Harrys Augen verengten sich zu schlitzen. »Malfoy!« Der Angesprochene drehte sich affektiert genervt wieder um und blickte Harry an. »Was?« »Erkläre mir jetzt verdammt noch mal was dieser Trank bewirkt!« »Glaube mir, Potter, das wäre zu hoch für dich, dein Zerebrum wäre nicht schnell genug um das zu verarbeiten.« »Malfoy!!!« »Wärst du so nett damit aufzuhören meinen Namen abzunutzen?« Harry atmete tief ein und wieder aus. Draco war wirklich der König der Diskussionen, dagegen kam er nicht an, auch wenn er es ungern zugab. Er beobachtete kapitulierend und verblüfft zugleich, wie der Blonde mit dem Wischmopp die Sauerei, die Harry durch das Werfen des Fläschchens verursacht hatte, beseitigte und die Scherben zusammenkehrte. Mit gerunzelter Stirn sah er, wie der Slytherin sich nachdenklich auf die Lippen biss und ihn beflissen ignorierte. Harry seufzte genervt, drehte Draco den Rücken zu und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand seine Augen. Dann griff er wieder zu den abgefüllten Tränken und nahm die letzten paar aus dem Regal. Als er begann mit dem Waschlappen die Holzplatten abzuwischen, hörte er, wie das Geräusch, welches der Wischmopp auf dem Steinboden verursachte, erstarb. Eine ganze Weile vernahm er keinen Ton hinter sich und einzig die Geräusche, die er selbst verursachte, waren zu hören. Harry runzelte die Stirn. Er wollte gar nicht wissen auf welchen dummen Gedanken der Slytherin jetzt wieder gekommen war. Trotz allem konnte er die verdächtige Stille hinter sich nicht ignorieren und drehte sich dann verwirrt um. Noch verwirrter musste er feststellen, dass Draco sich nachdenklich auf den Stiel des Mopps gestützt hatte und ihn beobachtete, mit einem für Harry nicht definierbaren Blick. »Was?«, fragte der Gryffindor misstrauisch. Der Blonde sagte nichts, verengte lediglich taxierend die Augen und biss sich wiederum nachdenkend auf die Unterlippe, bis das Blut aus ihr wich, ohne die Augen von dem Schwarzhaarigen abzuwenden. Harry wurde es indessen mulmig zumute. Was hatte der Trank für eine Wirkung? Was hatte er mit seinem Rivalen angestellt? Einen Moment lang überlegte Harry, ob es besser wäre zu Madam Pomfrey zu gehen, oder noch besser: zu Snape. Allerdings verwarf er diesen Gedanken wieder, als ihm klar wurde, wie Snape reagieren könnte, wenn dieser erfuhr, dass Harry einen Trank auf seinen Lieblingsschüler geworfen hatte, noch dazu einen anscheinend nicht gerade ungefährlichen. Draco war offenbar so in seinen Gedanken gefangen, dass er die Frage des Gryffindors gar nicht gehört hatte, oder er ignorierte sie einfach nur. Der Dunkelhaarige war sich nicht sicher, was er als besorgniserregender empfand. Plötzlich regte sich der Blonde, schloss kurz die Augen, schüttelte leicht den Kopf und wandte sich von seinem Mitschüler ab. Harry beäugte ihn misstrauisch und überdachte in einer rasenden Geschwindigkeit alle Möglichkeiten, die ihm nun offen standen. Doch keine gefiel dem Gryffindor auch nur Ansatzweise. Er wollte weder zu einer Aufsichtsperson gehen ― gar nicht auszudenken welche Strafen er aufgebrummt bekommen würde, höchstwahrscheinlich bekäme er mehr Hauspunkte abgezogen als Gryffindor überhaupt besaß und Nachsitzen bis an sein Lebensende ― noch Draco den Rücken zudrehen und weiterarbeiten, geschweige denn auf ihn zugehen und ihn ausquetschen was los war. Deshalb blieb er schlichtweg in seiner Position stehen und beobachtet den Anderen skeptisch. In Dracos Kopf rasten derweil die Gedanken kreuz und quer, sodass er Mühe hatte den Überblick zu behalten. Was er gerade gesehen hatte, schien er einfach nicht realisieren zu wollen. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein! Er hasste ihn, das konnte beim besten Willen nicht der Wahrheit entsprechen! Draco kniff die Augen zusammen. Er kannte diesen Trank und er wusste, dass dieser immer die Wahrheit sagte, aber er konnte es nicht glauben. Er wollte es nicht. Innerlich raufte er sich die Haare. Er wünschte, bei Salazar, er wünschte, dieser dämliche Dilettant von einem Gryffindor hätte diesen verdammten Trank nicht geworfen! Er wünschte, er hätte diese verdammte Vision nicht gehabt! Er wünschte, er hätte diesen Jungen niemals kennengelernt! Wie konnte dieser Tag sein ganzes Sein nur so aus dem Ruder werfen? Wie konnte das nur passieren? Wie konnte er sich, ohne es zu bemerken, in einen Gryffindor verlieben? Wie konnte er nur? To be continued … Kapitel 2: Potions with Results II ---------------------------------- So, nach langer Zeit endlich Kapitel 2 <__< Ich bitte um Vergebung x__X Potions with Results II Harry atmete tief durch. Er wollte jetzt verdammt noch mal wissen, was das für ein Trank gewesen war, den er da auf Malfoy geworfen hatte. Und vor allem wollte er wissen, was er für eine Wirkung hatte. In Gedanken versunken griff er nach dem nächsten Kessel und fing an ihn zu schrubben, hielt dann aber in seiner Bewegung inne. Vielleicht war es ja tatsächlich etwas Gefährliches? Nicht, dass er sich beschwert hätte... Aber er bezweifelte stark, dass er ungeschoren davon kommen würde, wenn Snape erst einmal herausfand, dass Harry mal wieder der Schuldige war. Zögern drehte er sich um und blickte zu dem blonden Jungen. »Malfoy, wir sollten vielleicht besser―« »Was? Zum Krankenflügel? Vergiss es, Potter!« Malfoy blickte ihn kurz an, wandte sich dann aber rasch wieder ab. Irgendwie hatte Harry das dumpfe Gefühl, dass sich die Wirkung des Trankes auf ihn bezog. Warum sonst schaute der Slytherin ihn immer so merkwürdig an? Malfoy war mittlerweile dabei die Tische zu schrubben, während Harry eigentlich vorhatte die Kessel zu säubern und wieder in den Schrank einzusortieren, aber irgendwie kam er nicht richtig vorwärts. »Bei diesem Trank wirkt Medizin nicht«, sagte der Slytherin plötzlich. Harry hob abermals den Kopf und schaute den Anderen unsicher an. »Was willst du mir damit sagen, Malfoy?«, fragte der Schwarzhaarige misstrauisch. »Genau das, was ich gesagt habe, Potter.« Harry schnaubte ob dieser vielsagenden Antwort und stellte nun endlich den Kessel in seinen Händen in den Schrank. Je länger er mit dem Slytherin zusammen war, desto eigenartiger fand er ihn. Er war sich nur nicht sicher, ob das an dem Trank lag, oder daran, dass er noch nie so viele Stunden hintereinander mit dem Blonden in einen Raum gesperrt gewesen war. Seufzend griff er nach dem nächsten Kessel und begann ihn zu säubern. ~*~ Erschöpft ausatmend rappelte Harry sich auf, nachdem er den letzten Kessel ordentlich im Schrank verstaut hatte, und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »Sieht so aus als wären wir fertig.« Der Blonde, der gerade den ausgewaschenen Lappen, den er zum Tischabwischen benutzt hatte, ins Regal zurücklegte, nickte zustimmend. Harry seufzte erleichtert. Es wurde auch langsam Zeit. Mittlerweile war es sicherlich nach Zwei Uhr Morgens. Sie hatten wirklich die halbe Nacht gebraucht. Kein Wunder, dachte er sich. Das dickflüssige Zeug hatte nicht nur widerlich gestunken, sondern auch noch geklebt, als wäre es dafür geschaffen worden, sie mit allen Mitteln daran zu hindern den Raum sauber zu bekommen. Aber nun glänzte das Klassenzimmer nur so vor Sauberkeit ― auch wenn Harry davon überzeugt war, dass Snape irgendeinen Makel finden würde. Und wenn es nur die Kessel waren, von denen er behaupten würde, sie wären in falscher Reihenfolge einsortiert worden. Harry warf einen Blick zu Malfoy, der nun ebenso unbeholfen dastand, wie er es tat. Er wandte seinen Blick wieder ab und ein tiefer Seufzer entfloh seinen Lippen. Wenn der Slytherin ihm nicht sagen wollte, ob er nun unter irgendeiner Auswirkung des Trankes litt, dann sollte er es eben lassen. Selber Schuld, dachte der Schwarzhaarige und streckte sich einmal, um die Müdigkeit, die ihn nun zu übermannen drohte, etwas abzuschütteln. Dann setzte er sich in Bewegung und ging auf die Kerkertür zu. »Gute Nacht«, sagte er zu dem Blonden, und wusste nicht, wieso er dies überhaupt tat. Er griff nach der Türklinke, drückte sie hinunter und zog die Tür auf. »Verum Mendacium zeigt die Wahrheit.« Erstaunt drehte Harry sich um. Er hätte nicht erwartet jetzt noch eine Erklärung von dem Anderen zu bekommen. »Was?« Er blickte Malfoy verwirrt an. Der Blonde stand hinter einem der Tische, hatte die Arme verschränkt und richtete seinen Blick gen Boden. »Der Trank zeigt die Wahrheit, Potter. Immer. Das ist die Wirkung.« Harry runzelte die Stirn und ließ die Tür wieder ins Schloss fallen. Die Wörter drangen zu ihm durch, aber er konnte sie irgendwie nicht richtig zusammensetzten. Entweder lag es an seiner Müdigkeit... oder Malfoy hatte nie gelernt sich deutlich auszudrücken. »Er zeigt die Wahrheit? Was für eine Wahrheit?« Malfoy seufzte und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand die Augen. Offensichtlich hatte er nur darauf gewartet, dass Harry irgendeine Frage stellte, weil er nicht verstand, was er ihm sagen wollte. »Jeder hat irgendeinen...«, der Blonde suchte nach dem richtigen Wort. »Irgendeinen Wunsch, den er nicht kennt, da er sehr tief im Unterbewusstsein vergraben ist«, sagte Malfoy und warf einen Blick zu Harry. »Verum Mendacium ist der Trank, der dir diesen Wunsch offenbart.« Harry blinzelte verwirrt. Der Trank hatte ihm den Wunsch offenbart, der tief in seinem Unterbewusstsein vergraben gewesen war? Wenn das wirklich die gesamte Wirkung war, weshalb hatte Malfoy dann so einen Aufstand gemacht? Harry erinnerte sich daran, dass sich Malfoys Augen ganz merkwürdig verändert hatten. Hatte er etwa in diesem Moment die Vision gehabt? Hatte sich in diesem Moment sein Wunsch gezeigt? »Das ist alles? Deswegen hast du dich so aufgeregt?« Wieder warf der Slytherin einen Blick zu dem Schwarzhaarigen und ging dann um den Tisch herum. »Nein, Potter. Das ist nicht alles.« Harry wartete einen Moment, doch offensichtlich wollte Malfoy seine Erklärung nicht fortsetzten. »Also?«, fragte Harry und zog beide Augenbrauen nach oben. Malfoy schwieg einen Moment, dann wandte er sich zu Harry und ging auf ihn zu. Harry wusste nicht, was der Slytherin vorhatte und machte unsicher einen Schritt nach hinten, wurde jedoch von Malfoy an den Armen festgehalten. »Malfoy, was wird das?« Der Blonde schaute ihm einige Sekunden tief in die Augen, dann schloss er sie kurz und murmelte Worte, die für Harry so klangen, als wären sie in einer anderen Sprache. Es erinnerte ihn irgendwie an Parsel, jedoch wusste er, dass Malfoy kein Parsel konnte, und selbst wenn, dann würde er ihn verstehen. Plötzlich spürte er eine unerwartete Kälte, die seine Beine hinaufkroch und ihn erzittern ließ. Sein Blick wurde unscharf, der blonde Haarschopf vor ihm verschwamm, bis er nicht mehr zu sehen war. Harry versuchte etwas zu sagen, aber er konnte seinen Willen nicht mehr kontrollieren und spürte auf eine merkwürdige Weise seinen Körper nicht mehr, so, als wären seine Glieder taub geworden. Er fiel in eine unvorstellbare Schwärze und hatte das Gefühl in kaltes Wasser eingetaucht zu werden, bis sein trüber Blick sich etwas klärte. Aus der Schwärze wurde für einen kurzen Moment ein auffallend leuchtendes Grün, und es schien, als würden seine eigenen Augen ihn einen Moment aus dem Dunkeln heraus anschauen. Dann wurde seine Sicht wieder klar, die Konturen verschärften sich und ergaben ein Bild. Er sah zwei Personen, die in einer Ecke standen und sich anschauten. Er konnte nicht erkennen wer es war, musste noch näher ran. Doch er konnte nicht laufen. Er hatte keinen Körper. Es war, als würde das, was er sah, nur in seinem Kopf existieren. Es gab ihn körperlich gesehen gar nicht in diesem Bild. Angespannt atmete der Gryffindor ein und versuchte sich zu beruhigen. Wenn er nur geistig gesehen in diesem 'Bild' bestand, dann konnte er vielleicht auch nur geistig handeln? Er wollte die Augen schließen, um sich zu konzentrieren, doch es ging nicht. Er hatte keine Augen die er schließen konnte, da war nur dieses Bild, von dem er nicht wegkam. Näher, dachte er dann und fixierte die Personen. Näher ran! Einen Moment lang geschah gar nichts, doch dann wurde das Bild auf einmal noch schärfer. Und es wurde größer, so, als würde er durch eine Kameralinse schauen und das Bild ranzoomen. Harry erkannte eine blonde und eine schwarzhaarige Person, beide in schwarzen Umhängen. Und als das Bild noch genauer wurde, musste er erschrocken feststellen, dass die Personen, die er dort beobachtete, Malfoy und er selbst waren. Sie standen sich beide Gegenüber und blickten sich an. Harrys Herz begann zu schlagen. Was war das hier? Was hatte Malfoy mit ihm gemacht? Was sah er dort? Plötzlich sagte der Malfoy etwas, aber Harry konnte es nicht hören. Wie ein lautloser Film, spielte sich die Szene vor ihm ab. Sein Double grinste darauf nur spöttisch und erwiderte etwas. Harry hörte es nicht. Dann begann auch Malfoy zu grinsen und seine Lippen bewegten sich wieder, formten Worte, die nicht zu hören waren. Ihm fiel auf, dass das Malfoy-Double in der Hand eine leere Phiole hielt, mit der er spielte. Wie es dazu kam, dass sich die Doppelgänger von ihm und Malfoy plötzlich küssten, bekam Harry gar nicht mit. Aber als er das sah, hatte er das Gefühl sein Herz bliebe stehen. Erschrocken sah er zu, wie sein Double die Hand in Malfoys Nacken legte und sich tief in seine Haare grub, während sich der Kuss immer mehr intensivierte. Für einen kurzen Moment überrauschte Harry ein unerwartet durchdringendes Verlangen, selbst an der Stelle seines Doubles zu stehen und an seiner Stelle den Blonden zu küssen. Und er spürte noch andere Gefühle, die plötzlich wie ein Schauer auf ihn niederprasselten. Doch so schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Er japste erschrocken, als er plötzlich das Gefühl hatte, einen Eimer Wasser über den Kopf bekommen zu haben. Das Bild verschwamm, wieder fiel er in das tiefe Schwarz und konnte für einen Augenblick wieder dieses ungewöhnlich leuchtende Grün sehen. Auf einmal spürte er seinen Körper wieder, die Taubheit fiel von ihm ab wie eine schwere Decke und sein Blick klärte sich ein weiteres Mal. Er blinzelte kurz, schnappte nach Luft und spürte einen dumpfen Schmerz in seinem Steißbein. Verwundert stellte er fest, dass er sich auf dem Boden befand, was auch erklärte, warum ihm sein Hintern so wehtat. Verwirrt rappelte er sich auf, blickte sich um. Er war wieder im Zaubertränkeklassenraum und erkannte Malfoy, nur wenige Meter von ihm entfernt. »Malfoy!«, keuchte er. »Was war das? Was sollte das?« Der Slytherin kam einen Schritt auf ihn zu und sein Blick verfinsterte sich etwas. »Mein Wunsch, Potter.« »Was?«, fragte Harry verwirrt. Der Blonde seufzte entnervt und schloss kurz die Augen. »Vorhin, als du in deiner unübertrefflichen Weisheit den Trank auf mich geworfen hast, hatte ich eine Vision, Potter.« Harry blinzelte kurz. Er ließ die Momente Revue passieren und langsam fügte sich ein Bild zusammen. Er runzelte die Stirn, warf dann einen Blick zu Malfoy. »Das war die Vision? Die, die du vorhin hattest?« Der Blonde nickte. »Was... soll das heißen, dass das dein Wunsch ist?«, fragte der Schwarzhaarige erschrocken. Das konnte nicht sein. Das konnte er sich nicht vorstellen! »Nicht nur meiner«, sagte der blonde Junge und grinste wissend. »Was? Wie meinst du das?« Harry verengte argwöhnisch seine Augen. »Potter, manchmal mache ich mir wirklich Sorgen über deine nicht vorhandene geistige Kompetenz!«, sagte Malfoy seufzend. »Verum Mendacium sagt immer die Wahrheit. Das heißt, dass ist nicht nur mein Wunsch, sondern auch deiner.« Harry brauchte einige Zeit, bis die Worte zu ihm durchsickerten. Schockiert machte er einen Schritt zurück und starrte den Blonden an. »Das ist nicht wahr!« »Doch, Potter, ist es. Wenn es nicht dein Wunsch wäre, hätte ich dir diese Vision nicht zeigen können.« »Malfoy, ich bin mir meiner Wünsche bewusst! Und das ist ganz sicher kein―« Malfoy unterbrach ihn mit einem Lachen. »Wie willst du dir deiner Wünsche bewusst sein, die irgendwo in deinem Unterbewusstsein vergraben sind?« Harry schwieg und musterte den Slytherin. Er dachte einen Moment daran sich einfach umzudrehen und zu gehen. Aber irgendetwas hinderte ihn daran. Ob es Malfoy war, oder einfach die Angst vor den Gefühlen, die ihn überrumpeln könnten, wenn er den Blonden hier einfach stehen ließ, wusste er nicht. »Dann ist also unser Wunsch... dass wir uns Küssen?«, frage der Dunkelhaarige unsicher. »Scheint so«, antwortete Malfoy mit einem lasziven Grinsen auf den Lippen. »Und was passiert, wenn wir diesen Wunsch ganz einfach ignorieren?« Harry dachte darüber nach, wie es wäre den Blonden zu küssen. Aber er konnte es sich nicht vorstellen, er wusste nicht, wie es sein könnte, wie es sich anfühlen könnte. Er war sich auch nicht ganz sicher ob er es überhaupt ausprobieren wollte, aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund, der sicher etwas mit der Vision zu tun hatte, war er sich auch nicht mehr sicher, ob er es nicht wollte. Malfoy schnaubte. »Du wolltest doch vorhin wissen, warum ich mich so aufgeregt habe, oder, Potter?«, sagte der Blonde affektiert. »Genau das ist der Grund: Hat man die Vision einmal gehabt, dann wird der Wunsch immer stärker, bis man sich irgendwann nicht mehr gegen ihn wehren kann.« Harrys Augen weiteten sich. »Was? Heißt das, dass wir uns so oder so irgendwann küssen müssen?« »Du hast es erfasst, Potter.« Der Gryffindor schluckte. Nun gut, dachte er, einmal küssen wäre bestimmt nicht so schlimm. Er biss sich auf die Unterlippe und warf dem Blonden einen unsicheren Blick zu. Malfoy lachte wissend. »Sag bloß der Wunsch hat sich bei dir schon so sehr festgesetzt, dass es dir schon jetzt nichts mehr ausmacht?« Harry wusste nicht warum, aber irgendwie musste er ob dieser Offensichtlichkeit grinsen. Sein Blick glitt zu Malfoys Hand, in der er irgendetwas hielt. Harry brauchte eine Weile um zu realisieren, dass es eine leere Phiole war, die vorher auf dem Lehrertisch gestanden hatte, mit der der Slytherin nun spielte. Diese Erkenntnis ließ Harry wieder grinsen. Dann kam Malfoy plötzlich einen Schritt auf ihn zu und überbrückte die letzte Distanz zwischen ihnen. Er beugte sich vor und Harry konnte seinen Atem spüren, der leicht über seine Wangen strich. Dann schloss der Schwarzhaarige seine Augen und ihre Lippen berührten sich. Der Gryffindor war erstaunt, wie unerwartet weich und warm Malfoys Lippen waren. Er keuchte leise, als er die heiße, feuchte Zunge spürte, die sanft über seine Lippen strich. Ein Kribbeln breitete sich in seinem Bauch aus, und unbewusst legte Harry seine Hand in Malfoys Nacken und grub sie dann tief in dessen blonde Haare. Keuchend drückte Malfoy den Schwarzhaarigen von sich und machte einen Schritt zurück. Seine Lippen waren geschwollen und seine Wangen leicht gerötet. Einen Moment lang schauten sie sich nur an und schwiegen. Dann griff der Blonde plötzlich nach seiner Tasche, legte die leere Phiole zurück auf den Lehrertisch zu den anderen und drückte sich an Harry vorbei. Vor der Tür drehte er sich noch einmal um. »Nur damit wir uns verstehen, Potter, das war eine absolut einmalige Sache!«, sagte Malfoy ruhig und schaute den Gryffindor abwartend an. »Ja … sicher, Malfoy«, antwortete Harry und nickte. Der Blonde schaute den Gryffindor noch einen Moment lang an, zögerte kurz, öffnete dann aber doch die Kerkertür und verschwand hinter ihr im dunklen, steinernen Kerkergang. Harry ließ sich stöhnend auf einen Stuhl fallen. Ihm schwirrten plötzlich Gedanken im Kopf rum, von denen er nie gedacht hatte, dass er sie jemals haben würde. Die Stille in dem leeren Klassenzimmer erdrückte ihn fast und er rieb sich müde mit seinen Händen übers Gesicht. War das gerade wirklich passiert? Hatten sie sich wirklich geküsst? Harry stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch vor ihm ab und senkte den Blick. Plötzlich erblickte er ein kleines insektenartiges Krabbeltier, das verloren auf dem Tisch hin und her lief. Er runzelte die Stirn. Dann breitete sich auf seinen Lippen ein Lächeln aus, als er erkannte, dass es sich um das Tier handelte, welches Zabini Malfoy in die Haare getan hatte. Er dachte nochmals über die ganzen Geschehnisse nach. Irgendwie kränkte es ihn, dass Malfoy gesagt hatte, es wäre eine einmalige Sache gewesen. Abermals runzelte er die Stirn. Aber... hatte er nicht mehr in der Vision gespürt? Hatte er nicht mehr gespürt, als nur den Wunsch, Malfoy zu küssen? War da nicht noch mehr gewesen? Der Schwarzhaarige war sich sicher, dass er mehr empfunden hatte. Er hatte sich, als er in seiner Vision dieses Bild in seinem Kopf gehabt hatte, gefühlt, als würde er ein Paar beobachten, das sich küsste. Ein Paar, das zusammen war, das sich liebte. Und sagte Malfoy nicht, er hatte die gleiche Vision gehabt und der Trank würde immer die Wahrheit sagen? Müsste Malfoy dann nicht auch das Gleiche empfinden wie er? Müde stand er auf und griff nach seiner Tasche, die er am Rand abgestellt hatte. Dann ging er zur Tür und öffnete sie. Bevor er hinaustrat warf er noch einen letzten Blick zurück in das Klassenzimmer. Dann trat er, mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen hinaus in den kalten Kerkergang und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, um sich auf den Weg zum Gryffindorturm zu machen. Es war keine einmalige Sache gewesenen, das wusste er. Und Malfoy wusste das auch. -Fin- So, jetzt ist das Werk vollbracht. :] Es tut mir leid, ich habe die Kontrolle über die FF verloren, unsere zwei lieben Protagonisten haben sich plötzlich selbständig gemacht. XD Ich hatte am Anfang einen ganz anderen Verlauf geplant. In meiner Ursprungsidee sollte Harry eigentlich einen abführend wirkenden Trank auf Draco schmeißen (natürlich ohne zu wissen, was das für ein Trank war), von dem Draco furchtbaren Durchfall bekommen sollte. XD Die Frage war nur, wie kommen sie dann am Ende dazu übereinander herzufallen? Vor allem wenn der eine zwangsweise auf der Toilette festklebt? Also habe ich kurzfristig einfach einen anderen Trank erfunden, womit aber der Plot auch etwas anders gekommen ist, als es geplant war. Ich weiß, es ging alles ziemlich schnell, aber ich wollte die FF auch nicht unendlich in die Länge ziehen, um meine anderen nicht noch mehr zu vernachlässigen. Ich bitte um Verständnis ^.– Und ja, ich weiß, mein Schreibstil im ersten Kapitel war besser als im Zweiten. Es lag eine Menge Zeit dazwischen, in der ich nur an anderen FFs geschrieben habe … Man, irgendwie deprimiert mich das jetzt. >_> Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)