A Link to the Link von Akimon (The Legend of Zelda) ================================================================================ Kapitel 26: Halbzeit -------------------- Ein Titel, passend zur Fußball-EM xD (auch wenn ich kein großer Fußballfan bin ^^°) Wie auch immer: Noch vom letzten Gefecht erschöpft erreichen die Helden endlich ihr ursprüngliches Ziel, nämlich Schloss Hyrule. Es gilt die vorgefallenen Geschehnisse mit der Königin zu besprechen, bis ein Konflikt zwischen den Helden auflodert... ~ ~ ~ Tadaa! Hier ist das neue Kapitel! Es ist diesmal noch einen Ticken länger geworden, was aber aufgrund der langen Wartezeit euch bestimmt ganz recht ist x,D Ich bin dieses Jahr wieder auf der Animagic als Ordon-Link unterwegs =) Wer mich sieht, kann mich gerne anquatschen! :3 Ich freu mich immer! =D Viel Spaß beim Lesen wünsche ich euch! =3 ____________________________________________________________________ Der Ordoner beobachtete angespannt, wie ein königlicher Hofmediziner mit zwei Gehilfen als Beobachter die klaffende Wunde am Oberarm seines Gefährten mit sicheren Stichen zusammennähte. Vorher war sie zwar mit einem starken Betäubungsmittel eingerieben worden, deren scharfer Geruch ihm immer noch in der Nase hing, trotzdem sah man dem Jüngeren an, dass er die Zähne zusammengebissen hielt. Danach musste er einen großen Becher des roten Elixiers trinken, laut des Hofmediziners eine von ihm entwickelte, verbesserte Rezeptur. Der Mann war mindestens doppelt so alt wie sie. Graue Schlieren zogen sich durch ansonsten nussbraunes Haar und einen kurz gestutzten Bart. Das von Strenge gezeichnete Gesicht beobachtete aufmerksam die anschließende Arbeit der deutlich jüngeren Schüler, manchmal murmelte er mit tiefer Stimme eine Anweisung. Er hatte ihn skeptisch mit seinen dunklen Augen angesehen, als Link entschieden darum bat, seinen Kameraden zuerst zu versorgen. Als sie das Schloss erreichten und zu Zelda geleitet wurden, betrachtete sie die Hylianer auf dieselbe Weise. Bevor der Ältere Einspruch erheben konnte, ließ sie eine Handvoll Bediensteter rufen, erklärte den Helden unmissverständlich, sie würde zuerst ihre Wunden versorgen lassen. Sonst müsse sie befürchten, nach ihrer Besprechung keinen Arzt, sondern gleich einen Totengräber rufen zu lassen. Auf diese Bemerkung hin erzählte der Held der Zeit lachend von einem gewissen Boris, der sie bestimmt mit Freuden verbuddelt hätte. Es stellte sich heraus, dass zur Versorgung auch ausgiebiges Waschen in den königlichen Badekammern, frische Kleidung aus edlem Leinen und schließlich die Behandlung durch den persönlichen Leibarzt der Königin selbst gehörte. Während dem Ordoner das zuvorkommende, freundliche Gehabe der Diener unangenehm war, war es für seinen Gefährten zwar auch ungewohnt, aber zumindest genoss er diesen Luxus ausgiebig. Nun befanden sie sich in einem großen, rechteckigen Raum. Die gesamte linke Wand wurde von einem massiven, überfüllten Bücherregal eingenommen, direkt gegenüber befand sich ein kunstvoller Kamin aus rotem Marmor mit niedrigen, bequemen Sesseln und einer Liegestätte davor. Drei große Fenster luden reichlich Tageslicht ein, wurden von dichten, bordeauxfarbenen Samtvorhängen eingerahmt, die übrigen Wände zierten bestickte Wandbehänge in warmen Gold- und Rottönen, über dem Kamin thronte ein riesiges Landschaftsgemälde. Dicke Teppiche auf dem Boden verschluckten jedes Geräusch von Schritten, in dunklem Holz und stilvoll gestaltete kleine Schränke und Kommoden verteilten sich, besetzt mit diversen Kunstgegenständen, an den Wänden entlang. Auf dem niedrigen Tisch vor dem Kamin stand ein Krug, flankiert von zwei Weinkelchen und einer flachen Goldschale gefüllt mit getrockneten Feigen. In der Mitte des Raums war eine behelfsmäßige Pritsche aufgestellt worden, auf der sein legendärer Vorgänger behandelt wurde. Er selbst saß etwas abseits auf einem Stuhl, in der Hand ebenfalls einen Becher des roten Elixiers, das er aber noch nicht angerührt hatte. Sein Kamerad hingegen trank stetig, während er sich neugierig in der Kammer umsah. Manchmal zuckte er, wenn die Mediziner die von dunkelblauen Blutergüssen verzierte linke Seite des Bauches mit stark riechenden Salben einrieben, doch dem neugierigen Schweifen seines Blicks tat dies keinen Abbruch. Unwillkürlich blieb er dabei bald an ihm hängen und Link beobachtete verwundert, wie sich die Augenbrauen über dem Königsblau kritisch zusammenzogen. „Hast du überhaupt schon etwas von dem Elixier getrunken?“, fragte er ihn tadelnd. Überrascht hob der Einheimische den Kopf, setzte als Antwort jedoch sogleich schuldbewusst den Becher an die Lippen. Es dauert nur wenige Momente, da klarte sein Kopf auf, die Schmerzen schwanden. Link war überrascht: Der herkömmliche Trank auf dem Markt wirkte in seinen Heilungseigenschaften wesentlich schwächer. Und doch hätte er sich selbst ohrfeigen können, hatte er doch den kostbaren Feentau vergessen, den er daheim im Keller in einer einzigen Flasche aufbewahrte. Erst als sie vor den Toren von Hyrule-Stadt abstiegen, fiel es ihm ein. Hätten sie beide nur einen kleinen Schluck davon genommen, so wären ihre Verletzungen sicher noch um einiges schneller verheilt und sie könnten jetzt schon wieder unterwegs sein. Doch es war wie es war. Zeit um zurückzureiten blieb ihnen nicht, gleichzeitig hätte ihre Anwesenheit abermals eine Gefahr für die Dorfbewohner dargestellt. Dennoch war Link nach dem Kampf unbemerkt zurückgeritten, um sich der Unversehrtheit des Dorfes zu vergewissern. Niemand sah ihn, als er erleichtert wieder von dannen zog. Die Königin hatte auch schon auf seine Bitte hin eine Eskorte geschickt. Ordon war jetzt sicher, diese Sorge konnte er streichen. Der einheimische Hylianer nahm einen ausgiebigen Schluck. Als er wieder aufsah stellte er fest, dass Zeldas Leibarzt Valerius mit verschränkten Armen vor ihm stand und ihn kritisch beäugte. „Und was fehlt euch?“, fragte er mit strenger Stimme. Etwas zögernd strich Link seine dunkelblonden Haare zurück und zeigte ihm die Wunde auf seinem Kopf. „Ich bin nur hier etwas verletzt.“, erklärte er, versuchte dabei überzeugend zu klingen. Im nächsten Moment aber bemerkte er seinen Kameraden, der ihn ungläubig anstarrte. Valerius hingegen zog eine Augenbraue in die Höhe. Bevor der Ordoner seine Aussage untermauern konnte, richtete sein Gefährte schon für ihn das Wort an den Heiler. „Er ist weggeschleudert worden und sein Bauch ist mindestens genauso blau wie meiner.“ Ohne den bohrenden Blick von ihm abzuwenden antwortete der Mediziner: „Ich danke euch, aber es bedarf keines Hinweises, um die Symptome zu erkennen.“ Der Ton seiner Stimme wurde schärfer. „Glaubt nicht junger Mann ihr könntet mich hinters Licht führen, das haben schon ausgefuchstere Bengel wie ihr versucht und sie alle scheiterten kläglich. Euer Gesicht ist weiß wie Milch und euer Blick wirkt entrückt, also liegt eine schwere Erschütterung des Kopfes vor und schlichte Übermüdung vermute ich. Und so verkrampft wie ihr euch auf dem Stuhl haltet nehme ich an, dass eure Rippen genauso geprellt oder gebrochen sind, wie die eures Kameraden.“ Als Valerius das sagte, richtete sich der Ältere sofort auf, unterdrückte mit aller Macht jegliches verräterische Zusammenzucken. Ein recht bescheidener Versuch den scharfsinnigen Heiler Lügen zu strafen. Ungeachtet dessen diagnostizierte er weiter, worin er wohl einen gewissen Gefallen fand. „Zudem fallen Eure Schultern nach vorne, was auf eine Stauchung des Brustkorbs schließen lässt.“ Als Valerius ihm mit diesem Satz den Rest gab, klappten seine Schultern noch mehr zusammen und Link stieß geschlagen die Luft aus. Dabei sah er kurz an der weiß-grünen Robe des Mannes vorbei und bemerkte das selbstzufriedene Grinsen im Gesicht seines Pendants, der bei seinem Siegerschluck ebenfalls zusammenzuckte und sich verdrießlich die Seite hielt. Einen kleinen Moment lang war der Ordoner versucht zu denken, das geschehe ihm Recht. „Habe ich was ausgelassen?“, fragte Valerius und zog die hellblauen Augen damit wieder auf sich. „Ich denke nicht.“, erwiderte Link matt. Leugnen war jetzt wohl zwecklos. „Na also.“, brummte der Leibarzt, dann drehte er sich zu seinen Schülern um, „Iya! Baldus! Entkleidet ihn, damit ich ihn untersuchen kann. Dann holst du Baldus heißes Wasser und frische Tücher. Iya, du bringst mir aus meinem Laborzimmer die Salbe aus Plantaga-Samen und die Kräuterextrakte Arnika, Zorawurzel und Lavendel.“ Danach ließ der Ordoner die akribische Behandlung über sich ergehen, musste ein heißes, abartiges Gebräu gegen die Erschütterung des Kopfes trinken und wurde abgetastet. Valerius war rigoros, als er gegen sein Brustbein und die rechten, unteren Rippen drückte. Link konnte das schmerzhafte Luftschnappen nicht zurückhalten, der Mediziner aber wirkte dabei sehr zufrieden. Erst jetzt sah der Held die Bahnen durch angestautes Blut verdunkelter Haut über die Mitte seiner Brust laufen. Ja, dort wurde er getroffen und ins Unterholz geschleudert. Die Blutergüsse an der rechten Seite unterhalb seiner Rippen schillerten in dunklen Rottönen. Sein Rücken war anscheinend auch von blauen Blessuren und stumpfen Kratzern übersät, denn seine Haut brannte beim Waschen an verschiedenen Stellen. Nachdem er üppig eingesalbt wurde, wurde er genauso üppig verbunden, nur die Kopfverletzung ließ Valerius offen. „Die Wunde ist nur oberflächlich, sie verheilt auch so. Allerdings kann es sein, dass euch ein Schwindel erfassen wird oder ihr Mühe habt, euch zu konzentrieren. Auch Kopfschmerzen sind wahrscheinlich.“, erklärte er, während er sich die Hände wusch, „Das sind die Folgen der Erschütterung, doch ihr hattet Glück, sie ist nicht besonders schwerwiegend. Eine ausgiebige Nachtruhe ist da die beste Medizin.“ Danach richtete er seinen Blick auf den legendären Helden. „Ihr habt vermutlich viel Blut verloren, da die Wunde am Arm eine Arterie verletzt hat. Der Verband muss morgens wie abends erneuert werden und die Naht mit Moderpilztinktur eingerieben werden, damit kein Wundbrand entsteht. Es kann sein, dass euch in nächster Zeit noch bei großer Anstrengung der Atem ausgeht oder euch ebenfalls schwindelig wird, aber das wird sich schnell legen. Ansonsten empfehle ich eine ausgiebige Mahlzeit mit gutem Rindfleisch, den Rest regelt der Körper von selbst.“ Er warf mit barscher Stimme seinen packenden Schülern einige Anweisungen an den Kopf, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder den Hylianern widmete. „Ich lasse euch später noch einen Trank für die inneren Verletzungen bringen. Und ihr…“, er wandte sich dem Ordoner zu, „bekommt zusätzlich noch einmal das Elixier für die Erschütterung.“ Link wollte bei der Aussicht auf das widerwärtige Gebräu das Gesicht verziehen, doch er beherrschte sich. Die Gehilfen und Bediensteten hatten bereits alles weggeräumt, bevor der betagte Mann allerdings auch ging, drehte er sich noch mal zu den Kriegern um und sah vor allen Dingen den älteren von ihnen fest an. „Also, eine ordentliche Mahlzeit und Bettruhe, länger kann ich euch ungestüme Jungspunde sowieso nicht vom Kämpfen abhalten.“ „Zu Befehl!“, erwiderte der legendäre Held mit gespieltem Ernst und salutierte auf seinem Sessel. Valerius schüttelte mit einem ansatzweisen Grinsen den Kopf und trat hinaus. Der Jüngere lehnte sich seufzend zurück, streckte breitbeinig die Füße aus, während sein Kamerad sich zu ihm an den Kamin setzte. „Das tat gut…“, säuselte er mit geschlossenen Augen, „Weißt du was? Dein Rücken sieht genauso aus wie meiner.“ Der Ordoner sagte nichts dazu, starrte nur hinaus in den windgepeitschten Regen. Es war gerade mal Mittag, aber der Himmel war so dunkel wie bei der Abenddämmerung. Man merkte, dass es Herbst wurde. Die Tränke hatten zwar seine Kopfschmerzen gelindert, doch nun schlich sich Erschöpfung wie ein dicker, schwerer Dunst an. Link unterdrückte den Drang zu gähnen. Obwohl ihn die behagliche Wärme, die Weichheit des gepolsterten Sessels und die frische Kleidung einzulullen versuchten, war er innerlich immer noch aufgekratzt. Er musste seine Gedanken für das Gespräch mit der Königin sammeln, die hoffentlich bald kommen würde. Sie hatten schon zu viel Zeit verloren. Erst nach einigen Augenblicken fiel ihm die Stille im Raum auf und er vermutete schon, dass sein Kamerad eingeschlafen war, doch ein Blick in seine Richtung belehrte ihn eines Besseren. Im Gegenteil, die dunkelblauen Augen ruhten wach – Link fragte sich, ob der Trank bei seinem Pendant nicht einschläfernd wirkte – und grübelnd auf ihm. „Was ist?“ Der Jüngere schaute blinzelnd auf. „Na ja, es ist irgendwie erstaunlich. Bis vor kurzem warst du noch ein Wolf, aber das sieht man dir gar nicht mehr an.“ „Darüber bin ich auch heilfroh…“, murmelte der Ordoner unüberlegt und bemerkte erst im nächsten Moment den verdutzten Blick seines Pendants. „Warum denn das?“, hielt er schon dagegen, bevor Link sich erklären konnte, „Das ist doch unheimlich spannend, wenn du dich in ein Tier verwandeln kannst! Und dann auch noch in so etwas Starkes wie einen Wolf!“ Eine Begeisterung schwang in der Stimme seines Gefährten mit, die der Einheimische nicht so recht nachvollziehen konnte. „Du findest das gut?“, fragte er aus diesem Grund zweifelnd nach. „Na klar!“, erwiderte der legendäre Held aufgeregt, „Ich meine, du kannst zwar dein Schwert nicht benutzen, aber wie man gesehen hat, hast du es auch gar nicht gebraucht.“ Der ältere Hylianer sah ihn geschlagen an und hätte ihm gerne erklärt, dass er in Menschengestalt mit Schwert trotzdem stärker war, doch der faszinierte Gesichtsausdruck entwaffnete ihn. Stattdessen musste er noch eine andere Frage loswerden. „Wie hast du mich eigentlich erkannt? …hattest du am Anfang gar keine Bedenken, als ich aufgetaucht bin?“ Sein Gegenüber zuckte daraufhin nur mit den Achseln. „Nein, eigentlich nicht.“, antwortete er ehrlich, „Du hast ja sogar das Vieh davon abgehalten mich zu fressen. Irgendwie…habe ich dir von Anfang an vertraut, auch wenn es mir schon seltsam vorkam.“ Der Ordoner starrte ihn an, verblüfft über die Einfachheit dieser Aussage. „Und du hattest keine Angst?“, hakte er ungläubig nach. Sein Ebenbild aber verzog auf diesen Satz hin nur belustigt das Gesicht. „Angst? Jetzt komm aber! Das ist ja genauso verrückt, als würde ich dich das fragen! Ich meine, in dem Moment wollte mich ein riesiges Schattenmonster als Vorspeise zum Hauptgang verschlingen und da fragst du mich allen Ernstes, ob ich Angst vor dir als Wolf hatte?“ Die ironische Stimmlage und der gespielt ernste und zugleich zweifelnde Blick des Helden der Zeit überraschten den Einheimischen im ersten Moment, doch dann überkam ihn ein Lachen und er befand seine Frage auf einmal genauso lächerlich. Doch sein Gefährte setzte noch einen drauf. „Ich meine, es ist ja nicht so, dass wir beide schon gegen die abartigsten Kreaturen gekämpft haben.“ Und dann fing er an aufzuzählen. „Riesenspinnen, Kampfechsen, Schleimviecher, Feuerdrachen…“ Der Jüngere nahm tief Luft, während es sein Pendant trotz Schmerzen in der Brust schüttelte. „Ich meine, jetzt mal ganz ehrlich, daneben ist ein normaler Wolf ja richtig unspektakulär.“ Danach konnte er sein Lachen auch nicht länger zurückhalten, schon gar nicht, wenn er seinem Abbild zusah. „Du hast ja Recht.“, stimmte ihm der Einheimische zu, nachdem sie sich wieder gefangen hatten. „Aber später hast du gewusst, dass ich es bin.“, sprach er weiter, „Ich hätte mir eigentlich keine Sorgen machen brauchen, du hast dich wahrscheinlich daran erinnert, was ich dir letztens darüber erzählt habe oder?“ Der darauf folgende erstaunte Gesichtsausdruck und die geweiteten Augen des Anderen straften seiner Vermutung Lügen. „Oder doch nicht?“ Der Blick des legendären Helden glitt nachdenklich seitlich nach oben, doch nur einen Moment später riss er seine Augen abermals auf und sah ihn verblüfft an. „Stimmt! Du hast es mir vor einiger Zeit erzählt.“ Der Ältere erwiderte seinen Blick ungläubig. „Aber…wie hast du mich dann erkannt?“, hakte er verwundert nach. Sein Gefährte schaute ihn daraufhin mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an, ehe er abwesend zur Seite glitt. „Ich weiß auch nicht so genau.“, gestand er leise, „Irgendwie habe ich dich gespürt und obwohl du ein Wolf warst, konnte ich dich auf einmal sehen...“ Sein Vorgänger lächelte peinlich berührt. „Ich weiß, das muss ziemlich albern klingen.“ „Nein, tut es nicht…“, entgegnete der Ältere direkt, woraufhin sein Gegenüber ihn verwundert ansah. Link verharrte lange in den königsblauen Augen. Er wollte glauben, dass sein Partner ihn aus dem Grund ihrer Verbindung zueinander erkannt hatte, dass ihre gegenseitigen Empfindungen so stark waren, dieses Hindernis überwunden zu haben. Er wusste nicht was sein Gesicht von diesen Gedanken preisgegeben hatte, doch sein Freund lächelte auf einmal liebevoll. Obwohl er nichts sagte, wurde Link in diesem Moment klar, dass sein Gefühl stimmte und es bewegte ihn zutiefst. Er atmete tief ein, um es einzudämmen, da beugte sich sein Freund vor und tippte mit dem Zeigefinger vorsichtig auf seinen Stirnansatz zwischen den Augen. „Und daran auch.“, ergänzte er leise und zog die Hand wieder zurück, unterstrich seine Worte mit einem langen, intensiven Blick. Der Ordoner brauchte einen Moment, bis er verstand was der Andere meinte. „An meinen Augen?“ Der Jüngere nickte abermals lächelnd als Antwort. Ein kleiner Teil von Link konnte es nicht glauben, ein größerer wusste es bereits besser. Ein tiefes Gefühl von Zuneigung verknüpft mit Dankbarkeit stieg in ihm auf und er hätte es nur zu gerne zugelassen, ihm Ausdruck verliehen, doch sein Verstand kämpfte bitterlich dagegen an. Es gab so viele wichtigere Dinge, auf die sie sich konzentrieren mussten. Er rang noch mit sich, als sein Freund seinen inneren Konflikt mit einer schlichten Frage beendete. „Warum glaubst du eigentlich, ich könnte Angst vor dir als Wolf haben? So furchteinflößend bist du auch wieder nicht.“ Der Ordoner sah sein Ebenbild verdutzt an, bis er merkte, wie nah ihm diese Frage wirklich ging. Er war der bisher einzige Mensch, der seine tierische Gestalt nicht als furchteinflößend empfand. Link war es gewohnt, dass die Leute aufschrien, in Todesangst vor ihm flohen, wenn sie ihn erblickten. Entweder das oder sie griffen ihn an, wie seine eigenen Leute aus dem Dorf. Der plötzlich betretene Ausdruck in den meeresblauen Augen teilte ihm mit, dass man ihm diese unschönen Erinnerungen wohl angesehen haben musste. Der Einheimische sammelte sich. Es fiel ihm nicht leicht darüber zu sprechen, dennoch setzte er an. „Weißt du, das hat nichts mit dir zu tun. Es ist nur-“ Schlagartig wurde der Hylianer durch das Aufschwingen der Tür unterbrochen. Zelda betrat den Raum. „Seid gegrüßt ehrenwerte Helden.“ Sie schritt auf die jungen Männer zu, hob jedoch beschwichtigend die Hand, als ihr ehemaliger Kampfgefährte aufstehen wollte, um sie angemessen zu begrüßen. „Bitte, bleib sitzen. Hier können wir alle höfische Etikette ablegen.“ Während sich die Königin zu dem dritten Sessel am Kamin begab, schloss der dunkelblonde Kämpfer kurz die Augen, um seine Gedanken zu konzentrieren. Er hatte sich zu sehr von ihrem eigentlichen Beweggrund ablenken lassen. Dem besorgten Blick des Anderen begegnete er mit einem Kopfschütteln. Sie durften sich in solchen Situationen nicht von Gefühlen leiten lassen. Danach richtete er sein Augenmerk auf Zelda. Dem einheimischen Hylianer fiel auf, dass sie nicht ihre gewohnte Amtsgarnitur trug, sondern nur ein weißes Kleid. Geschwungene, goldene Stickereien zierten die langen Ärmel, den unteren Saum und offenstehenden Kragen. Goldene, schmale Schnallen mit schneeweißen, polierten Steinen hielten einen hellviolettfarbenen Umhang aus Seide, der in großzügigen Falten bis zur Taille hinabfiel. Einzig ihre Stirnkrone erkannte Link wieder. Mit gewohnt kontrollierten Schritten blieb sie vor der Sitzstätte stehen, zog mit beiden Händen ihr Kleid vor, ehe sie sich niederließ und den Blick hob. „Ich hoffe es geht euch besser? Hat Valerius euch gut behandelt?“ „Ja, dein Leibarzt hat wirklich nichts übersehen.“, erwiderte der legendäre Held munter, „Im Vergleich dazu kommen mir unsere Versuche ziemlich stümperhaft vor.“ Mit einem besiegten Grinsen zuckte er mit den Schultern. „Und sein Trank wirkt wirklich ausgezeichnet, ich fühle mich schon wieder richtig gut.“ Die Königin war froh über diese Nachrichten. Ein schlichtes, freundliches Lächeln verriet es. „Er ist der Beste seines Fachs. Ich wusste, ihm würde nichts entgehen.“ Danach wandte sie sich dem dunkelblonden Hylianer zu. Er sah ungleich seines Gefährten vollkommen ausgelaugt aus. Ein blasses Gesicht, in dem beispielhaft die Sorge geschrieben stand, und die Augenbrauen ernst zusammengezogen. Der Zeitenheld zeigte sich zwar genauso käsig, was seiner Frohnatur allerdings keinen Abbruch tat. Alles verhielt sich so, wie Valerius es ihr kurz zuvor berichtete. „Der aufgeweckte Jungspund erholt sich schnell, sowohl körperlich als auch geistig, was aber auf den Anderen nicht zutrifft. Die Last, die er mit sich herumträgt, schlägt sich nicht nur auf sein Gemüt, sondern auch auf seine körperliche Verfassung nieder. Er verhält sich sehr unvernünftig. Aber sieh selbst und rede mit ihm. Ich weiß, du kennst ihn gut.“ Zelda konnte diesen Worten fast keinen Glauben schenken. Noch nie hatte sie ihren Getreuen – die Logik in Person - unvernünftig erlebt. Gleichwohl sah sie ihm die Ungeduld an und beschloss nach dem Gespräch auf ihn einzuwirken. Sie lehnte sich zurück, faltete die Hände auf dem Schoß und sah in das ernste, hellblaue Augenpaar. „Bitte, erzählt mir was geschehen ist.“ Es schien so, als habe der Ordoner schon zu lange auf diesen Satz gewartet. Ohne zu zögern ergriff er das Wort, erzählte sachlich und detailliert den Kampf in Ordon und dem heiligen Hain. Sein Abbild ließ hier und da seine Erlebnisse mit einfließen und Zelda lauschte geduldig, ohne die Helden einmal zu unterbrechen. Nachdem sie schließlich geendet hatten, kehrte für einen gedehnten Moment Stille ein, in der sie die Geschehnisse auf sich wirken ließ. „Nachdem ihr gestern also nach unserem Gespräch über die Harfe der Zeit von hier aus wieder zurückgeritten seid, wurde Ordon angegriffen. Ihr habt die Schattenkreatur besiegt und heute war abermals eine dunkle Macht am Werk, diesmal im heiligen Hain.“, fasste sie zusammen, „Sie sind hinter einem ‚Schlüssel’ her, der wohl das Master-Schwert von einem von euch darstellt, aber es ist unklar welches. Sie wollen damit wohl irgendein Portal öffnen, wobei wir hier auch nichts Genaueres wissen.“ Der Ordoner nickte bestätigend. „So ist es. Der zweite Kampf im heiligen Hain macht das deutlich. Leider sind wir ja auch hier unserem Gegner blindlings in die Falle getreten. Die Barriere um Links Master-Schwert und auch dass ich verwandelt wurde machen das deutlich.“ „Genauso wie diese Stimme vom Geist des Waldes, die wir gehört haben.“, warf der Held der Zeit verdrießlich ein. Er war es gewesen, der den Worten dieser Stimme uneingeschränkten Glauben geschenkt hatte. „Ja, wir sollten entwaffnet werden.“, fuhr sein älterer Kamerad fort, „Ich nehme an, dass sie sich eines der Schwerter aneignen wollten, sie aber aufgrund ihrer heiligen Macht nicht berühren konnten. Mein Schwert lag außer Reichweite und um das von Link haben sie dann eine Barriere errichtet.“ „Aber es war sonst niemand da außer euch und der Schattenkreatur, nicht wahr?“ Bei dieser Frage verstummten die jungen Männer kurz und wechselten einen nachdenklichen Blick. „Also ich glaube schon, dass noch jemand dort war.“, sprach der Held der Zeit wieder an sie gewandt, „Als ich das Schwert im Zeitfels platzierte, hat mich etwas angegriffen und es war definitiv nicht dieses Vieh, das kam erst später. Erkannt habe ich aber niemanden, auch bei dem Angriff danach nicht.“ „Mir erging es ähnlich.“, ergänzte seine Reinkarnation, „Ich habe nur einen schwarzen Schatten gesehen, der unheimlich schnell war. Und nachdem die Kreatur auftauchte, erschien schon die Barriere, richtig?“ Er drehte das Gesicht fragend seinem Gefährten zu, der mit einem Nicken bestätigte. Zelda stütze die Ellbogen auf den Armlehnen auf, legte die Fingerspitzen aneinander und sah nachdenklich geradeaus. „Es verwundert mich, dass euch dieser Schatten nicht weiter angriff. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen.“ „Ja…“, stimmte der Einheimische zu, „Außerdem war die Bestie sehr viel schwächer, als die beim vorigen Angriff auf das Dorf.“ „Das stimmt. Dieses Vieh war keine Herausforderung, wenn wir natürlich normal bewaffnet gewesen wären.“, bestätigte der legendäre Held. „Ihr Schwachpunkt ist nach wie vor die heilige Macht, die ja auch den Master-Schwertern innewohnt. Link brauchte nur einen Schlag, um das Monster zu töten.“ „Das schon, aber es hatte auch dieses Symbol am Bauch. Deshalb habe ich überhaupt dort angegriffen.“, erinnerte der Jüngere. Sein Ebenbild wie auch Zelda sahen ihn daraufhin fragend an. „Was meinst du?“, hakte der Hylianer nach. „Du hast es nicht gesehen?“ Diese überraschte Gegenfrage glich mehr einer Feststellung und Link fuhr auch direkt fort. „Also es ist mir aufgefallen, als ich zunächst mit Dins Magie angegriffen habe. Es war nämlich dasselbe Symbol wie auf der Barriere und das Monster in Ordon hatte auch so eines, das ist mir eben erst klar geworden.“ Kurz wurde es still. „Dann können wir sicher davon ausgehen, dass jedes Mal derselbe dahintersteckt.“, stellte Zelda fest. „Aber warum zeigt er sich nicht? Nachdem was wir im heiligen Hain gesehen haben, muss dieser Jemand ziemlich stark sein. Wenn wir gegen ihn hätten kämpfen müssen, wäre es ganz schön heikel geworden.“, gab der Ordoner zu. „Ich konnte ihm glaube ich nur knapp ausweichen. Ich habe plötzlich nur noch einen Luftzug am Hals gespürt.“ Der Held der Zeit atmete tief ein. „Mein Instinkt hat mich gerettet, aber ich will nicht wissen, was hätte geschehen können, wenn ich zu langsam gewesen wäre.“ Sein Pendant teilte in Gedanken diese Meinung und war dankbar für die schnellen, hervorragenden Reflexe, mit denen sein Kamerad zweifellos gesegnet war. „Was wir also wissen ist, dass es diesen ‚Meister’ gibt, von dem die Kreatur in Ordon sprach. Er muss ein Bewohner der Schattenwelt sein und er benötigt eines der Master-Schwerter, um noch größere Portale zu schaffen. Aus diesem Grund ist er hinter euch her.“, fasste Zelda zusammen. Dann richtete sie ihren Blick erneut auf den älteren Helden. „Du vermutest einen Anhänger Zantos, der seinen Wahn fortführt und Rache an der Lichtwelt üben will.“ Der Angesprochene nickte. „So ist es. Sie kannten meine Schwächen, was bedeutet, dass sie wissen müssen, dass ich Zanto besiegt habe.“ Seine Miene verfinsterte sich. „Sie wollten mich mit dem Angriff auf das Dorf hervorlocken und von vorneherein ausschalten, damit ich ihre Pläne nicht durchkreuzen kann. Ich vermute auch eher, dass sie mein Schwert benötigen.“ „Aber…“, setzte sein jüngerer Gefährte an, „Warum hat diese Stimme dann gesagt, ich solle das Schwert in den Zeitfels stecken?“ „Du solltest einfach nur entwaffnet werden, mir fällt sonst kein anderer Grund ein. Dann wurde ich verwandelt, damit ich mein Schwert nicht mehr benutzen kann.“, erklärte Link, „Mit dem Zeitfels kann man meines Wissens auch kein Portal zur Schattenwelt öffnen, das diente nur zur Ablenkung. Dein Schwert übt ja keinerlei Auswirkungen auf das Portal in der Zitadelle aus. Erinnerst du dich noch an unseren allerersten Besuch an dem Tag, als du in diesem Hyrule auftauchtest? Die Tür blieb damals verschlossen, weil sie nirgendwo hinführte. Wie gesagt, wir sollten geschwächt und von der Bestie vernichtet werden. Dann hätten sie auch in Ruhe Gelegenheit gehabt, sich mein Schwert anzueignen.“ Die Königin folgte angespannt dem Wortwechsel zwischen den Helden. Einen Moment lang schloss sie die Augen. Was ihr Getreuer sagte, klang durchaus plausibel. „Hm…“, der Jüngere verschränkte die Arme, sah zuerst nachdenklich nach oben, wandte sich dann seinem Abbild zu, „Aber im Endeffekt haben sie dein Schwert nicht angerührt oder?“ Der Hylianer atmete tief ein, versuchte seine Erschöpfung zu verbannen und seine Gedanken klar und geordnet zu halten. Es dauerte einen Moment, bevor er auf die Frage des Anderen einging. Zelda und der legendäre Held wechselten einen ungesehenen Blick. „Sie wollten es wahrscheinlich, aber ich vermute, dass sie es aufgrund der heiligen Macht nicht an sich nehmen konnten.“ Er atmete nochmals tief ein und setzte sich gerade hin. „Ich befürchte nur, dass die Schattenwelt und Midna in Gefahr sind. Es kann durchaus sein, dass sie sie vielleicht sogar schon überwältigt haben.“ „Das muss nicht unbedingt der Fall sein. Sie könnten auch verdeckt agieren. Du weißt, Midna ist sehr stark. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich ein zweites Mal so überraschen lässt.“, entgegnete die Königin. „Ich hoffe es auch.“, stimmte Link zu, „Aber mit Sicherheit können wir es nicht ausschließen.“ Der Hylianer schluckte. „Ich mache mir ehrlich gesagt große Sorgen um sie.“ „Verständlich.“, seufzte die junge Frau, während der Held der Zeit ihn mitfühlend ansah. „Vielleicht…“, fing sie an, „Ich könnte versuchen mit ihr in Kontakt zu treten. Ich kenne das Wesen ihrer Aura, eventuell wäre es möglich sie so zu finden.“ Dennoch schüttelte sie den Kopf. „Aber ich kann dir leider nichts versprechen.“ Trotzdem atmete der Einheimische zum ersten Mal erleichtert aus. „Einen Versuch ist es wert, vielleicht gelingt es dir ja wirklich.“, meinte der Jüngere zuversichtlich. „Es wäre in jedem Fall ein wertvoller Vorteil.“, der Ordoner blieb gewohnt sachlich, „Sie könnte unseren Gegner aufspüren, sollte er wirklich in der Schattenwelt sein.“ Zelda nickte und der legendäre Held erhob abermals die Stimme. „Was ich jetzt nur noch nicht verstehe ist, warum die Barriere um mein Schwert irgendwann verschwunden ist.“ Automatisch glitt sein Blick zu seinem Nebenmann, der nach kurzer Überlegung aber den Kopf schüttelte. „Vielleicht wurde einfach der Energiefluss gestört. Aber ich denke im Endeffekt nicht, dass das für uns von Bedeutung ist.“ „Hm…“ Nach dieser Erwiderung hing der Hylianer trotzdem noch ein wenig diesem Gedanken nach. „Viel wichtiger ist eigentlich die Frage, wie unser Gegner es schafft eine Verbindung zwischen der Licht- und der Schattenwelt herzustellen.“, warf der dunkelblonde Held ein, „Der Schattenspiegel ist definitiv zerstört und eine andere Möglichkeit gibt es eigentlich nicht.“ Zelda ließ sich diesen Umstand durch den Kopf gehen, doch der einheimische Hylianer gab sich einige Momente später schon selbst die Antwort. „Kann es sein, dass das etwas mit dem Ungleichgewicht zu tun hat?“ Er schaute sie direkt an und abermals fiel der jungen Frau der angestrengte Ausdruck in den hellblauen Augen auf. Auch seinem Ebenbild blieb das nicht verborgen und sie sah ihm an, dass er den Hylianer am liebsten in ein Bett gesteckt hätte. Doch dann konzentrierte sie sich wieder auf die Frage und überdachte sie. „Das kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Ich denke, dass es sich eher nicht darauf auswirken dürfte, aber ich kann mit meiner Vermutung auch falsch liegen.“ „Womit wir wieder beim eigentlichen Grundproblem angekommen sind, nämlich warum ich überhaupt hier in dieser Zeit gelandet bin.“, seufzte Link geschlagen. Sein einheimischer Partner schaute ihn daraufhin eine Weile nachdenklich an. „Ich glaube es war Schicksal…“, murmelte er einige stumme Momente später. Sein Vorgänger hob daraufhin verwundert den Blick und sah ihn an. Zelda hingegen vermeinte zu erahnen, was er damit sagen wollte. „Auch du wurdest von Alpträumen heimgesucht, nicht wahr Link?“ Der Ordoner blinzelte, drehte sich ihr zu. Er spürte weiter den verdutzten Blick seines Pendants auf sich ruhen, doch sein Kopf hielt still. „Ja.“ Seine Antwort fiel zu karg aus, das wusste er selbst. Denn gerade als sein Gedächtnis die Erinnerungen auffrischte, verbanden sie sich bereits mit anderen Gegebenheiten, schlussfolgerten sich wie von selbst zu einer Prophezeiung. Link schluckte seine neu gewonnenen Erkenntnisse erst einmal hinunter, erzählte stattdessen von dem immer wiederkehrenden Traum, der ihn vor einiger Zeit noch jede Nacht geplagt hatte. „Das erste Mal habe ich davon geträumt ungefähr einen Monat nach unserem Kampf gegen Ganondorf. Danach immer häufiger, bis er jede Nacht kam und es war immer derselbe.“ Seine Stimme klang plötzlich aufgeregt, seine Augen fixierten gedankenverloren das Feuer im Kamin im Rücken der Königin. „Jedes Mal stehe ich im alten Tempel im heiligen Hain. In der Halle des Master-Schwerts, genau in der Mitte. Dann tauchen schwarze Schatten auf und hüllen mich ein. Ich versuche gegen sie zu kämpfen, doch ich bin vollkommen machtlos. Dann merke ich, dass ich nur mein Ordoner-Schwert bei mir habe, das Master-Schwert steckt immer noch vorne im Zeitfels. Und dann auf einmal bebt die Erde, ein Sturm weht durch den Tempel und er baut sich von selbst wieder auf! Als würde jemand die Zeit zurückdrehen. Aber bevor er wieder ganz ist sehe ich ein grelles Licht, zuerst am Master-Schwert vor mir und dann hinter mir im Tor. Ich höre noch irgendeine weit entfernt klingende Musik, bis alles um mich herum weiß wird und ich aufwache.“ Der Einheimische hielt inne, sammelte seine Gedanken und schaute Zelda wieder direkt an. „Mit diesem Traum habe ich auch angefangen zu spüren, dass das Master-Schwert mich wieder ruft. Je öfter ich träumte, umso stärker wurde diese Zugkraft in mir. Ich wusste, ich muss in den heiligen Hain zurückkehren und das Master-Schwert wieder an mich nehmen. Also ging ich auch und es fühlte sich richtig an. Danach habe ich nie wieder geträumt…und nur wenige Tage später habe ich Link auf der hylianischen Steppe östlich von Hyrule-Stadt getroffen.“ Er verstummte und zeitgleich sprang der Held der Zeit auf. „Du hast gesehen, wie die Zeit zurückgedreht wurde? Und du hast Musik gehört? Was war das für eine Musik?“, löcherte er ihn aufgeregt, stützte sich mit der Hand auf seine Armlehne, jenes ungeduldige Gesicht nah an seinem. Der Ältere sah ihm einen Atemzug lang in die tiefblauen Augen, ehe er antwortete: „Ja. Der Tempel hat sich wie von selbst wieder zusammengesetzt. Und die Musik…“ Jetzt musste Link überlegen. „Es war eher eine Melodie…sie kam mir sogar bekannt vor.“ Er versuchte die Erinnerung abzurufen, doch die Reaktion seines Kameraden lenkte ihn ab. Dieser richtete sich langsam auf und starrte konzentriert nach vorne. Der Ältere sprach die Vermutung aus, die im Kopf des Anderen spukte und die ihm selbst erst in diesem Moment vollends bewusst wurde. „Ich habe von deiner Welt geträumt. Ansonsten ergibt es keinen Sinn, dass die Zeit in meinem Traum zurückgedreht wird.“ Der legendäre Held verharrte nach wie vor reglos. Die Blicke der anderen beiden waren abwartend auf ihn gerichtet. Es dauerte eine Zeit lang, bis er wieder die Stimme erhob, die zutiefst verwirrt und auch erschüttert klang. „Ich verstehe das nicht, warum habe ich nichts geahnt?“ Keiner konnte ihm darauf eine Antwort geben, dennoch, sein Freund versuchte es. „Vielleicht aus dem Grund, weil es nicht deine Zeit direkt betrifft. Wie gesagt…“ Der Held erhob sich langsam und sah seinem Gefährten fest in die Augen. „Ich bin überzeugt davon, dass deine Reise in diese Welt vom Schicksal geleitet wurde, jetzt mehr denn je. Vielleicht brauchen wir dich einfach, um die Gefahr zu bannen. Denk nur an unsere Fragmente: Wenn wir sie vereinen, können wir Kräfte freisetzen, die einer allein zu beschwören niemals vermögen würde.“ Verwundert sah Link in das Antlitz seines Partners, der fest daran glaubte, jenes Schicksal habe sie zusammengeführt. Langsam erkannte er den aufgewühlten Ausdruck darin und in diesem Moment wusste er, worum es ihm wirklich ging. Link atmete ein, seine Züge entspannten sich und er lächelte sanft. „Ja, vielleicht hast du Recht…“ „Ich bin ehrlich gesagt nicht davon überzeugt.“ Der Jüngere schrak unwillkürlich leicht zusammen. Er hatte Zelda vollkommen außer Acht gelassen und augenblicklich färbte sich sein Kopf rot. Hölzern schritt er zu seinem Sessel zurück, setzte sich wieder hin. An seinem Freund, der sich auch wieder niederließ, ging das scheinbar spurlos vorbei, denn er hakte gleich nach, so als sei nichts gewesen. „Warum nicht? Weil es deshalb zu dem Ungleichgewicht gekommen ist?“ „Genau aus diesem Grund.“ Sie sah dem Hylianer fest in die Augen, während der legendäre Held daneben versuchte wieder sachlich zu werden. „Aber im Grunde können wir auch diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten.“, stellte die Königin fest, „Nach allem, was wir nun mit Gewissheit sagen können, sind unsere einzigen Handlungsmöglichkeiten, dass ihr wie geplant euch auf die Suche nach der Harfe begebt. Neben der Öffnung eines möglichen Zeitportals könnte sie womöglich noch andere Kräfte beherbergen, die in einem späteren Kampf durchaus von Bedeutung sein könnten.“ „Was weißt du denn sonst noch über sie?“, hakte der Jüngere nach, „In der Geschichte hieß es ja, das Orakel der Zeit habe sie besessen und das war Nayru in Menschengestalt oder?“ „Ja das ist richtig.“, stimmte sie ihm zu, „Aber ich habe noch andere Aufzeichnungen gefunden, die wesentlich älter sind. Leider kann man nicht mehr alle Schriftzeichen entziffern und sie sind auch in der alten Sprache verfasst, die schwer zu lesen ist. Was die Harfe betrifft habe ich aber nicht viele neue Informationen herausfiltern können. Ursprünglich stammte sie wohl von der Insel im Himmel, genauso wie unser Volk. Damals trug sie noch den Namen 'Lyra der Göttin' und befand sich stets im Besitz der königlichen Familie.“ „Warte mal, die königliche Familie?“, unterbrach sie der jüngere Hylianer, der sich daraufhin mit der Hand gegen die Stirn schlug. Bevor Zelda jedoch verdutzt nachfragen konnte, erklärte er sich schon von selbst. „Es kann sein, dass ich sie kenne! Shiek hatte immer eine Harfe bei sich...“ „Shiek?“, hakte nun der Ordoner vollkommen perplex nach, der diesen Namen nur hinsichtlich der zweiten Identität seines Gefährten kannte. „Ja genau Shiek.“, erzählte Link unbeirrt, „Als ich mich auf der Reise im Kampf gegen Ganondorf befand, musste sich Zelda verstecken und hatte deshalb eine andere Identität angenommen und das war Shiek. In dieser Gestalt hat sie mir mit einer Harfe magische Lieder vorgespielt, die ich brauchte, um die Weisen zu befreien.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich hab allerdings keine Ahnung, ob das die Harfe war, die wir suchen.“ Die Königin überdachte diese neuen Informationen kurz, bevor sie antwortete. „Es ist jedenfalls sehr naheliegend, dass es sich dabei um die Harfe der Zeit oder auch Lyra der Göttin handelt. Es wäre ein Beweis für die Richtigkeit der Aufzeichnungen, denn wie du erzähltest, war sie ja auch magisch. In den alten Dokumenten sprach man ihr magische Kräfte zu, unter anderem die Fähigkeit gewisse Portale zu öffnen. Welche Portale das jedoch genau waren ist ungewiss. Ich habe einmal von sogenannten 'Prüfungen' gelesen, aber ich konnte nicht herausfinden, wobei es sich dabei handelt.“ „Ich denke wir wissen im Moment genug, das Wichtigste für uns jetzt ist sie zu finden.“, schloss der einheimische Hylianer. Zelda nickte. „So ist es. Ich versuche in der Zwischenzeit einen Kontakt mit Midna zu herzustellen. Wenn wir mit ihr in Verbindung stehen, werden sich viele Dinge sicher aufklären lassen.“ Die Kämpfer nickten. „Mehr können wir nicht tun oder?“, stellte der legendäre Held fest. „Ich denke nicht.“, stimmte der Ordoner zu. Die Königin atmete tief ein, bereitete sich gedanklich auf den wohl schwierigsten Teil dieser Besprechung vor. Langsam erhob sie sich, sprach in einem bestimmten Tonfall an die Helden gewandt: „Ich habe euch bereits zwei Gemächer herrichten lassen. Ich schicke einen Pagen, der euch-“ „Danke Zelda, aber das ist nicht vonnöten. Wir sind versorgt und aufbruchsbereit.“ Sie hielt inne, richtete den Blick fest auf den Ordoner. Er erwiderte ihn und sie erkannte gleich, dass er nicht von seinem Standpunkt abrücken würde. Ihre Augen verengten sich leicht. „Link,“, ihre Stimme klang eindringlich, „ihr seid verletzt und braucht dringend Bettruhe. Ihr habt innerhalb nur eines halben Tages zwei schwere Kämpfe bestritten.“ Ihre Worte erreichten ihn nicht, Zelda merkte es sofort am verhärteten Ausdruck seiner Augen. Sie prallten an ihm ab, wie an einer Wand. Kurz glitt ihr Blick zu dem legendären Helden hinüber, der seinen Gefährten geistesabwesend fixierte, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte. „Glaube nicht, nur weil du ein Held bist, seiest du unverwundbar. Tot kannst du das Reich nicht beschützen.“ Sie versuchte ihre kühlen Worte mit einem entsprechenden Blick zu unterstreichen, doch der Hylianer durchschaute sie. Link erhob sich, sah sie eine Spur sanfter, aber immer noch entschieden an. „Ich weiß deine Sorge wirklich zu schätzen, aber ich kann niemanden hier durch meine bloße Anwesenheit dieser Gefahr aussetzen.“ Er pausierte kurz. „Vor allen Dingen nicht dich als Königin des Landes dem ich diene. Gerade weil ich der Held bin, ist es meine Aufgabe dich und jeden Bewohner Hyrules zu beschützen. Das tue ich, indem ich diesen Ort so schnell es geht wieder verlasse.“ Die junge Frau sah den Hylianer machtlos an, seine Worte hatten sie besiegt, sie wusste nichts mehr zu erwidern. „Danke für alles Zelda, aber es ist beschlossene Sache, wir brechen sofort auf.“ Der Kämpfer wandte sich von ihr ab. „Komm Link, wir packen zusammen.“ Er wollte gerade in Richtung Tür losgehen, als er schlagartig innehielt. Der legendäre Held hatte sich ihm in den Weg gestellt und sah ihn abwägend an. „Weißt du, das Schloss ist gut gesichert.“, begann er und überfuhr damit den Einheimischen völlig. Er hatte von Zelda ja Einwände erwartet, aber nicht von seinem Kameraden. „Einen Angriff hier zu wagen wäre viel zu riskant.“, fuhr der Jüngere ohne Umschweife fort, „Und wenn doch, dann sind wir auch noch da und ich bin mir sicher, dass Zelda einen Überfall vorher spüren würde, nicht wahr?“ Der Hylianer sah kurz an seiner Reinkarnation vorbei zur Königin, die entschlossen nickte. „Natürlich würde ich so etwas vorher wahrnehmen.“ Die dunkelblauen Augen glitten zurück zu dem ungläubigen Gesichtsausdruck seines Pendants. Mit den verstreichenden Momenten wurden die Züge immer uneinsichtiger, doch als der Ältere das Wort erhob, klang seine Stimme ungewöhnlich ruhig, nichts desto trotz auch eindringlich. „Link, wir können einen solchen Angriff wie auf Ordon kein zweites Mal riskieren. Wir müssen weiter und je eher wir die Harfe finden, desto besser.“ Der Held der Zeit verzog keine Miene. Er durchschaute seinen Gefährten, erkannte den wahren Grund für diese Sturheit. Trotzdem ließ er sich nicht beirren. „Du weißt selbst gut genug, dass du momentan nicht in der Lage bist durch die Berge zu spazieren.“ Der Ordoner nahm tief Luft und Link merkte, dass ihm der Gegenwind seinerseits überhaupt nicht passte. Doch das war ihm zum ersten Mal seit er ihn kennen gelernt hatte gleich. Sollte er wütend auf ihn sein, er würde es nicht zulassen, dass er sein Leben leichtfertig aufs Spiel setzte. „Mir geht es gut, wirklich. Wir können aufbrechen.“ Der legendäre Held zuckte nicht mit der Wimper. „Nein. Wir bleiben hier und brechen morgen Früh auf.“ Der Jüngere war selbst über den endgültigen Klang in seiner Stimme überrascht, doch er ließ sich nichts anmerken. Er bedachte sein Abbild noch mit einem entschiedenen Blick, ehe er sich Zelda zuwandte. Sie nickte ihm erleichtert zu. „Ich habe bereits zwei Gemächer vorbereiten lassen.“ „Wir brauchen nur eins.“, erwiderte der Hylianer unüberlegt. Die Augen der Königin weiteten sich verwundert und sahen ihn einen langen Moment an. Der Held bemerkte die Bedeutung seiner Wortwahl auch erst nach einigen Sekunden. „Ähm, also einer muss ja auf ihn aufpassen…“, fügte er noch hinzu, während ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Doch Zelda nickte nur. „In Ordnung. Ich lasse gleich jemanden schicken.“ Danach schritt sie an ihnen vorbei und verließ den Raum. Link sah ihr nach, drehte sich wieder seinem Partner zu, als die Tür ins Schloss fiel. Der Einheimische wandte das Gesicht strikt zur Seite und starrte zu Boden. Bei diesem Anblick erweichte der Jüngere und schritt auf ihn zu. Seine Reinkarnation sah ihn nicht an, als er seinen Blick suchte. „Es ist besser so Link. Wer weiß, wann wir wieder in den Kampf ziehen, dafür müssen wir ausgeruht sein.“ Nun hob sein Ebenbild den Kopf, aber der uneinsichtige Ausdruck war nicht gewichen. Der legendäre Held klopfte seinem Gegenüber daraufhin nur freundschaftlich auf die Schulter, lächelte ansatzweise. „Du weißt, dass ich Recht habe.“ Nach diesem Satz atmete der Einheimische geschlagen ein, trotzdem drückten die hellblauen Augen weiterhin Unmut aus. „Du willst nicht wieder die erdrückende Verantwortung im Falle eines Angriffs tragen müssen, so wie in Ordon. Du gibst dir immer noch selbst die Schuld dafür und aus diesem Grund willst du auch sofort aufbrechen, nicht wahr?“ Schlagartig weiteten sich die Gesichtszüge des Einheimischen und er starrte sein Gegenüber fassungslos an. „Woher…?“ Der Jüngere schaute ihn an, zuckte mit den Schultern, während jenes jungenhafte Grinsen seine Mundwinkel in die Höhe zog. „Ich hatte das einfach im Gefühl.“ Nach einer Weile fügte er noch hinzu: „Keine Sorge, wenn wir jetzt überfallen werden ist es meine Schuld. Also lass es gut sein.“ Plötzlich wusste der Ordoner nicht mehr wie ihm geschah, als sein Freund ihn verständnisvoll anlächelte. Er hatte ihm vorhin geradewegs ins Herz geschaut und erkannt, was ihn wirklich beschäftigte. Obwohl es Link selbst gar nicht so bewusst gewesen war. All seiner Worte beraubt, schlichtweg von dem Mitgefühl seines Partners überwältigt, verharrte er nur. So lange, bis ein Page an der Tür klopfte und sie zu ihrem gemeinsamen Zimmer geleitete. Während sie einige Korridore hinabliefen, hielt der Einheimische den Blick krampfhaft auf den Boden vor sich gerichtet, denn die Gemälde und Wandbehänge an den Seiten drohten zu verschwimmen. Das erste und einzige was in ihrem Zimmer in sein Blickfeld geriet, war das riesige Bett, welches sauber zurechtgemacht, mit großen Kissen ausgestattet inmitten des Raumes stand. Der Page verabschiedete sich mit den Worten, dass er ihnen noch eine warme Mahlzeit bringen würde, danach waren sie allein. Link wusste, dass er direkt mit den Reisevorbereitungen beginnen sollte, trotzdem schritt er unwillkürlich auf diese einladend wirkende Schlafstätte zu. Er wunderte sich nicht einmal mehr darüber, dass Zelda ihnen ein Zimmer mit nur einem Bett zugewiesen hatte, anstatt einem mit zwei einzelnen. Sein Partner sah sich in der Zwischenzeit staunend um, begutachtete die teure und zweifellos luxuriöse Einrichtung, ließ manchmal einen dazugehörigen Kommentar fallen. Doch all das spielte sich nur an den unscharfen Rändern seines Bewusstseins ab. Er entschied sich, sich nur einmal kurz hinzusetzen, für einen Augenblick auszuruhen. Danach wäre er auch sicher konzentrierter bei der Sache als jetzt. Der Ältere ließ sich nieder, lehnte sich langsam zurück, bis ihn die weichen Polster im Rücken stoppten. Er saß noch aufrecht, sodass er gleich wieder aufstehen konnte. Nur ganz kurz… Link bemerkte nicht einmal mehr, wie ihn eine unsichtbare Kraft binnen eines Lidschlags wegzog. „Also in solch einem Zimmer war ich auch noch nie, schau dir nur mal die Teppiche an! Auf denen könnte man ja schon bequem schlafen!“ Der legendäre Held schritt staunend durch den Raum, den Blick ständig auf die zugehängten Wände gerichtet. „Schau mal hier, das ist doch-“ Seine Worte brachen schlagartig ab, als er zu seinem Gefährten rübersah, der tief schlafend auf dem Bett zusammengesunken war. Langsam ging er zur anderen Seite, blieb an der Kante stehen und schaute seinen Freund einen langen Moment an. Zum ersten Mal heute wirkte sein Gesichtsausdruck entspannt. Der Hylianer lächelte. Bevor er sich jedoch in die Reisevorbereitungen stürzen konnte, zog er seinem Pendant so vorsichtig wie möglich die schlichten Schuhe aus, die sie vorher nach ihrem Bad erhalten hatten, und legte seine Beine auf die Matratze. Dabei huschte sein nervöser Blick ständig zum Gesicht, doch er schlief unbekümmert weiter. Selbst als er die Decke unter seinem Körper hervorzog erwachte er nicht und das bei seinem sonst so leichten Schlaf. Link nahm diese Tatsache nachdenklich wahr, denn es bestätigte nur, wie zutiefst erschöpft sein Kamerad in Wirklichkeit sein musste. Wenn er ihm nicht so entschieden widersprochen hätte, säßen sie jetzt schon wieder in den Sätteln auf den Rücken ihrer Pferde. Der Hylianer mochte gar nicht daran denken und schüttelte den Kopf. Danach fiel sein Blick wieder auf das ruhende Gesicht. Er sah sie, die leichten Furchen auf der Stirn, die blassen Wangen, die Schatten unter den Augen und den Schatten auf seinem Herzen. Ein Gefühl von Sorge, wie er es zuvor noch nicht bei seinem Freund verspürt hatte, stieg in ihm auf. Seine Reinkarnation war immer stark für ihn gewesen, versprach ihm Treue und Zuversicht, sodass Link in Situationen der Hoffnungslosigkeit, jemals wieder in sein eigenes Land zurückzukehren, niemals den Glauben verlor. Er war wie ein großer Bruder, ein Kriegsgefährte, der ihn auf seinem Weg begleitete und nicht von seiner Seite wich. Doch trotz alldem blieb auch er nur ein Mensch, ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Wie konnte er glauben, sein Gefährte sei unverwundbar? Link schüttelte den Kopf über seine eigenen naiven Vorstellungen. Er war genauso verletzlich wie er, schleppte genauso Zweifel und Lasten mit sich herum. Es war seltsam, ungewohnt ihn so zu sehen und Link wusste, dass das nicht so bleiben konnte. Aber diese Tatsache verschaffte ihm dieses ungekannte Gefühl von Sorge. Er konnte nicht einfach eine Wunde am Arm verbinden, die dann schon wieder heilen würde. Nein, das hier ging tiefer. Es ging darum ihm Hoffnung zu geben, ihm die Bürde aufzuteilen, ihn nach vorne auf das nächste Ziel schauen zu lassen. All das, was er schon so oft bei ihm gemacht hatte. Jetzt war es an der Zeit die richtigen Worte zu finden, sie gekonnt einzusetzen, ihm so den Weg zu erleichtern, aber genau das bereitete ihm solche Schwierigkeiten. Der Hylianer presste verdrießlich die Lippen aufeinander und fuhr sich mit der Hand nervös durch die Haare. Jetzt bot sich ihm die Gelegenheit auch endlich zurückgeben zu können, nach der langen Zeit des Nehmens, und dann wusste er nicht wie. Dabei spürte er ganz deutlich, wie sehr er sich um seinen Gefährten kümmern, ihm die Sorgen abnehmen wollte. Egal was es brauchte, ihm würde schon etwas einfallen, er musste nur lange genug überlegen. Er nickte entschlossen, küsste den älteren Hylianer zart auf die Stirn, ehe er anfing die Reisevorbereitungen zu treffen. All ihre Satteltaschen lagen ordentlich an die Wand gelehnt und Link fiel auf, dass sie nicht sonderlich viel Gepäck mit sich führten. Zu wenig für eine mehrtägige Wanderung durch die Berge. Er kniete sich nieder und fing an alles auszuräumen, um sich einen Überblick zu verschaffen. In Ordon hatte sein Partner nämlich ganz alleine gepackt. Während er sich wie von selbst ihre Verpflegung ansah, sortierte und nebenbei gedanklich die Sachen festhielt, die sie noch brauchen würden, blieb er mit seinen Überlegungen an seinem Freund hängen. Ihm war schon lange bewusst, dass der Ordoner meinte, immer alles alleine regeln, vorbereiten zu müssen. Die Dinge in die Hand zu nehmen, da er sie ihm schlichtweg nicht zutraute. Link wusste das. Sein Freund tat das unbewusst, weil er ihn nicht für erwachsen hielt, was er ihm auch nicht verübeln konnte. Er fühlte sich ja wirklich oft noch wie ein übermütiger Junge und nicht wie ein ernster, verantwortungsvoller Erwachsener. Sein Pendant wurde dieser Beschreibung in jedem Fall eher gerecht, als er. Ihm fehlten diese sieben Jahre seiner Entwicklung, das konnte er nicht ändern. Aus diesem Grund übernahm sein Kamerad die Rolle des Anführers mit allen Pflichten und leider auch aller Verantwortung. Bisher war es Link nicht wichtig gewesen, dass er ihn in dieser Hinsicht für nicht weitsichtig genug hielt, aber jetzt lud er sich zu viel auf. Er würde ihm klar machen müssen, dass er einige Aufgaben an ihn abgeben musste. Er konnte nicht alles alleine schultern. Der Hylianer seufzte, verstaute die Gegenstände wieder in den Satteltaschen und zählte dabei gedanklich nochmal die Dinge auf, die sie brauchten. Danach erhob er sich, schnappte sich einige Karten des Splittergebirges, die ihnen zuvor bereits von einem Bibliothekar im Auftrag von Zelda mit einigen anderen Dokumenten im Zimmer bereitgelegt wurden, und breitete sie auf dem Tisch aus. Er brütete gerade über verschiedene Routen, als es unscheinbar an der Tür klopfte und der Page von vorhin mit vier anderen Dienern leise das Zimmer betrat. Sie deckten das andere Tischende mit üppigen Speisen ein, während der Page zwei kleine Krüge etwas abseits auf eine niedrige Kommode stellte. „Das ist eure Medizin von Lord Valerius, dem Heiler.“ „Danke.“, erwiderte der Hylianer leise, „Aber ich brauche noch einige Sachen für unsere Abreise morgen. Kannst du das für mich besorgen?“ Der Page stellte sich entschlossen vor ihn hin und flüsterte: „Natürlich Herr! Ich erledige alles, was ihr mir auftragt!“ Link grinste. „Gut, also pass auf.“ Leise und sachte erklärte er dem Jungen – der nicht älter sein konnte als zehn Sommer -, was er alles für ihn auftreiben musste. Ob es nun Proviant, spezielle Kräuter oder Feuersteine waren, der Page lauschte aufmerksam. „Wir brechen morgen in der Dämmerung auf. Sieh zu, dass bis dahin alles bei unseren Pferden bereitsteht. Schaffst du das?“ Der Junge nickte eifrig. „Ja Herr! Überlasst das nur mir, ihr könnt auf mich zählen!“ Danach verschwand er genauso rasch und unscheinbar wie die anderen Bediensteten. Abermals warf Link einen Blick zu seinem Abbild rüber und überzeugte sich ein weiteres Mal davon, dass er noch immer schlief. Danach fiel sein Blick auf die einladende Mahlzeit gegenüber von ihm und Link konnte sich nicht zurückhalten. Er griff über den Tisch hinweg nach einem Stück Käse. Genüsslich biss er ein großes Stück ab, kaute darauf herum und betrachtete nachdenklich die Karten. Mit seiner freien linken Hand griff er nach einem Stück Schreibkohle, drehte sie abwesend mit den Fingern. Es dauerte eine Weile, bis er einen ersten Ansatz gefunden hatte. Es war eines seiner ersten Male, dass er sowas alleine machte. Sonst war Navi immer schon vorausgeeilt und wies ihm oftmals den Weg, wenn auch nicht immer den richtigen. Doch diesmal war er auf sich alleine gestellt und auch wenn diese Karten alles andere als leicht zu lesen waren, gab er nicht auf. Aber schnell erhellte sich seine Miene und er fing an zu zeichnen. So lange, bis er an eine knifflige Stelle geriet. Link setzte sich gerade auf und betrachtete die bisherige Linie, die sich über die Karte schlängelte. Er war in einer Sackgasse gelandet, doch auch die vorherigen Abzweigungen brächten ihn nicht weiter. Nachdenklich verschränkte er die Arme, lief mit den Augen nochmal den ganzen gezeichneten Pfad ab, doch er hatte nichts übersehen. Link überlegte eine kurze Weile, ehe er seufzend die Luft ausstieß. Für lange Denkaufgaben fehlte ihm schlichtweg die Geduld. Dennoch riss er sich am Riemen, fixierte abermals die Karte und dachte nach. Was würde Navi jetzt sagen? Sein Blick wanderte über die Sackgasse hinaus, weiter den gedanklichen Pfad entlang, verharrte kurz und starrte auf eine bestimmte Stelle. Plötzlich weiteten sich seine Augen, glitten zurück und wieder vor, ehe ein triumphierendes Lächeln seine Mundwinkel in die Höhe zog. „Na also...“, murmelte er zufrieden, während seine Hand weiterzeichnete und einige Anmerkungen schrieb. Link arbeitete so bis in den frühen Abend hinein, bis er sich irgendwann zurückfallen ließ und sein fertiges Werk betrachtete. Danach rollte er die Karten zusammen, verstaute sie bei dem anderen Gepäck. Wieder fiel sein Blick auf die Gestalt seines Partners, der noch immer ungerührt weiterschlief. Unwillkürlich ging er auf ihn zu, wollte sehen, ob noch alles in Ordnung war, was natürlich nicht viel Sinn machte. Was konnte schon beim seligen Schlafen passieren? Der Hylianer blieb direkt vor ihm stehen. Der Ordoner hatte sich ein wenig zur Seite gedreht, sodass er die Kopfwunde sah, die sich hinter den dunkelblonden Haaren zu verstecken suchte. Vorsichtig strich er mit der Hand durch die Strähnen weiter über den Hinterkopf. Sein Blick verharrte auf den entspannten Zügen, seine Ohren lauschten dem regelmäßigen Atem. Schleichend überkam ihn das Bedürfnis, seinen Freund in die Arme schließen zu wollen, ihn einfach nur festzuhalten, versuchen ihm Geborgenheit zu geben. Link wusste nicht warum, doch ihm wurde bewusst, wie sehr er ihn beschützen wollte und wenn es nur vor sich selbst war. Seine Hand glitt weiter gedankenverloren über die verwirrten Strähnen, bis der Held sich zu einem weiteren Kuss, diesmal auf die Wange, hinreißen ließ. Sein Pendant bewegte sich unter dieser sanften Berührung ein wenig, erwachte jedoch nicht. Immer noch erstaunt über so viel Glück lächelte Link jungenhaft, erhob sich wieder und drehte sich um. Seine Augen erfassten die gepackten Satteltaschen mit den verstauten Karten, bei deren Anblick er zufrieden die Hände in die Hüfte stemmte. Der Ordoner atmete tief durch. Die dichte Watte, die sein Bewusstsein einhüllte wich stetig, sodass er nach einigen Momenten die Augen einen Spalt breit öffnete. Das Zimmer war noch dunkel. Link drehte leicht den Kopf nach rechts und schaute aus den beiden Fenstern hinaus. Ganz weit hinten am Horizont kündigten sich schon die ersten Zeichen der Morgendämmerung an. Link drehte seufzend den Kopf zurück, schloss die Augen. Nach wenigen Momenten öffnete er sie wieder, sah nachdenklich an die Decke. Morgendämmerung…? Mit einem Mal war er hellwach, setzte sich schlagartig auf und wurde direkt von einem leichten Schwindel erfasst. Er stützte sich stöhnend mit der Hand ab und atmete tief durch. Es war bereits Morgen, das hieß, dass er gestern nicht mehr aufgewacht war und dabei den restlichen Tag schlichtweg verschlafen hatte. „Verdammt…“, murmelte er leise, während er versuchte klar im Kopf zu werden. Er nahm abermals tief Luft, öffnete die Augen. Diesmal drehte sich nichts. Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Er konnte es sich gestern wohl nicht mehr allzu genau angeschaut haben, denn es kam ihm völlig fremd vor. Sein Blick sank ab und Link gestand sich ein, doch erschöpfter gewesen zu sein, als er zugeben wollte. Seine Augen glitten nach links, wo sein Ebenbild auf dem Bauch neben ihm lag, die Arme um das Kissen geschlungen, jenes ruhende Antlitz ihm zugewandt. Ein wenig befangen schaute er ihn an, während sich seine Mundwinkel geschlagen nach unten verzogen. Gestern war er zu stur gewesen, doch jetzt erkannte er umso mehr, wie vorausschauend der Jüngere in seiner Entscheidung gehandelt hatte. Er und Zelda hatten von Anfang an Recht gehabt. „Link…?“ Eine murmelnde Stimme ließ ihn aufschauen. Sein Partner richtete sich gähnend auf, rieb sich die Augen und streckte sich. „Wie geht’s dir?“, fragte der jüngere Hylianer, dessen Stimme noch rau klang. „Schon viel besser.“, gab er zu, „Der lange Schlaf hat wirklich geholfen.“ „Na siehst du.“, erwiderte der legendäre Held lächelnd, drückte kameradschaftlich die Faust vorsichtig gegen seine Wange. Link sah eine ganze Weile in die ozeanblauen Augen, wollte etwas sagen, doch es misslang ihm die richtigen Worte zu finden. „Ich weiß,“, setzte sein Kamerad an, „du wolltest nur, dass niemand verletzt wird oder in Gefahr gerät. Denk nicht weiter darüber nach, das ist jetzt Schnee von gestern.“ Abermals streckte sich der legendäre Held gähnend. „Wenn wir jetzt aufstehen, können wir schon bei Sonnenaufgang auf der hylianischen Steppe sein. Wir haben es doch eilig oder?“ Link zwinkerte seiner Reinkarnation verschmitzt zu. „Ja, aber wir müssen vorher noch packen.“, erinnerte ihn der Ordoner, „Ich wollte es gestern eigentlich noch machen, aber…“ „Packen müssen wir nicht mehr.“, antwortete sein Pendant und zeigte mit dem Daumen hinter sich, „Das habe ich gestern schon alles erledigt. Außerdem habe ich diesem Pagen gesagt, welchen Proviant er für die Reise organisieren soll und dass wir heute früh aufbrechen. Es müsste also schon alles bei den Pferden sein. Ich hab hier nur noch die Satteltaschen.“ Der Ältere sah seinen Gefährten mit großen Augen an, ihm fehlten vor Überraschung glatt die Worte. Sein Gegenüber indes erhob sich schwungvoll und warf ihm ein aufforderndes Grinsen zu. „Warum schaust du so verdutzt? Komm steh auf, wir müssen los!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)