A Link to the Link von Akimon (The Legend of Zelda) ================================================================================ Kapitel 16: Ghostbusters ------------------------ Schwer wie ein Stein lag der Ordoner im Bett. Die lähmende Schwärze der Müdigkeit sackte langsam aus seinem Kopf. Die Augen weiterhin geschlossen, tauchte Link langsam aus dem See seiner Traumwelt auf in die strahlende Realität. Die Sinne des einheimischen Hylianers schärften sich zunehmend, als sich die Dunkelheit vor seinen Augen verzog. Die Sonne geht auf… Eigentlich war das das Zeichen, woraufhin der Kettenhemdträger Morgen für Morgen seinen Tag begann. Doch diesmal konnte dieser natürliche Wecker den Helden nicht aus dem Bett ziehen. Er öffnete noch nicht einmal die Augen, als er mit einem ansatzweisen Lächeln für sich beschloss, noch etwas liegen zu bleiben. Es gab zwar keinen besonderen Grund dafür und der dunkelblonde Kämpfer wusste auch nicht wieso, aber ihm war danach einfach noch ein wenig länger in den weichen Federn seines Bettes zu versinken. hmmm…moment mal…in meinem Bett? Wieso liege ich in meinem Bett?! Plötzlich war Link hellwach. Schlagartig öffnete der Hylianer die Augen. Er blickte geradewegs an den Deckenbalken über sich durch den sanften Sonnenstrahl hindurch, der seinen Einlass durch das blattförmige Fenster fand. Dadurch bemerkte der ältere Krieger erst, dass er auf dem Rücken lag. Anhand seiner Sichtweise war es nun glasklar, dass er sich wirklich in seinem Bett befand. Aber warum? Denn in der ganzen vergangenen Woche hatte er doch seine Nächte immer in der Hängematte verbracht. Der Ziegentreiber wusste auch ganz genau weshalb. Wo sollte sein jüngeres Ebenbild schlafen, wenn er sein Bett benutzte? Genau, Link schläft immer in meinem Bett., dachte der einheimische Hylianer sachlich. Doch die alles entscheidende Frage stellte sich dem dunkelblonden Kämpfer erst nach einigen Sekunden, bis sein Kopf die Widersprüche realisierte. Die himmelblauen Augen des Älteren weiteten sich vor Entsetzen und sein Magen wurde schwer wie Blei. Was habe ich dann hier zu suchen?, fragte er sich - bemühend um Selbstkontrolle - gedanklich selbst. Erst einen Moment später fühlte er eine zärtliche Wärme an seiner Seite. Überrascht drehte Link den Kopf nach rechts und schaute geradewegs in das friedlich schlafende Gesicht seines Gefährten. Der hellblonde Kämpfer lag auf der Seite, ganz nah an dem Anderen und umklammerte mit einer seiner Hände den Ärmel seines Pendants. Dabei wärmte sein Lufthauch bei jedem Ausatmen die Schulter seiner Reinkarnation auf. In dieser Zeitsekunde, die kaum länger als ein Herzschlag dauerte, zauberte die unschuldige Friedlichkeit des legendären Helden ein sanftes Lächeln auf das Gesicht des Ordoners. Doch während der hellblaue Lapis Lazuli noch auf der ruhigen Miene verweilte, durchzuckten seine Gedanken Erinnerungsblitze des gestrigen Abends. Den Anfang bildete ihr Kuss in der Gerudowüste. Einen Pulsschlag später schon stand der einheimische Hylianer mit dem kleineren Kämpfer vor dem Bett. Im nächsten Moment hörte er erneut dessen ungebremstes Keuchen in seinem Ohr. Schlagartig setzte sich Link auf. Mit absolut senkrechtem Rückgrat starrte er mit geweiteten Augen wie zur Salzsäule verhärtet an die gegenüberliegende Wand. Er war noch zu sehr von sich selbst erschrocken. Niemals hätte der Ordoner es für möglich gehalten, dass er in eine Situation kommen würde, die ihm jegliche Selbstkontrolle stahl und ihm im Endeffekt sehr peinlich wäre. Doch irgendwie kamen dem dunkelblonden Krieger diese Gedankengänge bekannt vor. Einen Moment später wusste er auch warum. So ähnlich waren sie ihm schon am Vorabend durch den Kopf gegeistert. Schließlich vollendeten sich die Erinnerungen des Älteren zu einem Ganzen. Er hörte sich selbst noch unruhig stammeln, sah die überraschten, saphirblauen Augen und spürte ganz genau die Nervosität, die seinen Puls gestern zum Rasen brachte. Und dann fühlte er die warmen, liebevollen Worte die sein Herz umschlossen. ...ich fühle genauso wie du. Erst in diesem Augenblick wurde dem einheimischen Kämpfer die Bedeutung dieser Worte vollends bewusst. Gleichzeitig rieselte die Starre seines Körpers wie Salz an ihm herab. Langsam drehte er seine Brust zur Seite und blickte zu dem schlafenden, legendären Helden in seinem Bett hinab. Immer noch friedlich atmend, der Mund leicht geöffnet und der Gesichtsausdruck von kindlicher Unschuld beseelt. Dieser Anblick zog den Ordoner unwillkürlich wieder in seinen Bann. Währenddessen purzelten noch ein paar Erinnerungen in seinen Kopf. Sie erzählten ihm nochmal, was nach ihrem gegenseitigen Geständnis passiert war. Wir hatten noch gar nichts gegessen… Damit fing es an… Der Magen des Helden der Zeit knurrte und schüttelte somit die jungen Männer aus ihrem liebevollen Blickkontakt heraus. Als Link merkte, dass dieses laute, ziehende Geräusch von seinem Körper verursacht wurde, stieg ihm direkt wieder die Schamesröte ins Gesicht. Verlegen wie wortlos schaute er nach unten und legte automatisch die Hand auf seinen Bauch. Nach der ersten Sekunde der Verwunderung, formten die Mundwinkel des Ordoners wie von selbst ein verständnisvolles Lächeln. „Entschuldige, ich mach uns schnell noch was.“ Ohne dass der legendäre Kämpfer etwas darauf erwidern konnte, stand seine Reinkarnation auf und kletterte die Leitern hinunter. Erst als der strohblonde Hylianer schon unten am Tisch saß und leicht verlegen den ersten Bissen tätigte, murmelte er ein leises „Danke.“ Nachdem sich die Augen des größeren Kriegers vorsichtig seinem Freund zuwandten, lächelte er schwach. Der restliche Gang des Abendmahls verlief sehr ruhig. Keiner von beiden fühlte sich mutig genug das Wort zu ergreifen und über ganz alltägliche Dinge zu plaudern. So, als ob nichts geschehen wäre. Vereinzelt wurde vorsichtig ein Blick erhoben, der aber sofort wieder abdriftete, wenn ihm zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Vollkommen unspektakulär sowie noch ungewöhnlich zügig ging diese Prozedur vorüber. Link schien es, als ob sein dunkelblondes Ebenbild schon wenige Minuten nach Beginn wieder den Tisch abräumte. Genauso unwirklich kam ihm der darauffolgende, abendliche Waschgang vor dem Schlafengehen vor. Irgendwie war alles so anders wie bisher. Erst als der Held der Zeit an der Leiter stand, im Inbegriff diese gerade hinaufzusteigen, und das freundliche „Gute Nacht.“ seines Pendants hörte, erwachte er aus seiner Trance. Seine Reinkarnation machte sich auf den Weg zur Hängematte. Überrascht drehte sich der Jüngere um, erhaschte noch gerade den liebevollen Blick der himmlischen Augen, bevor sie sich abwandten. Wie aus Reflex griff der legendäre Kämpfer nach der anderen Hand, die nur einen halben Meter von ihm entfernt war. Verwundert drehte sich der hellblaue Lapis Lazuli wieder zu ihm um. Fragend wie erwartungsvoll schaute der Ältere seinen Kameraden an. „Was ist los?“ Dem Anderen wurde erst wieder nach einigen Momenten seine Handlung bewusst. Automatisch glitten die saphirblauen Augen nach unten, wobei der Kontakt ihrer Hände nicht abbrach. Währenddessen pochte sein Herz nervös und die Worte seines Bauchgefühls blieben ihm im Hals stecken. Nach einigen Augenblicken jedoch, gelang es Link eine drucksende Antwort von sich zu geben. „…I-im Bett ist doch bestimmt auch Platz für zwei…oder?“ Der einheimische Kämpfer wusste noch, wie sehr ihn diese Frage überrascht, zugleich aber auch glücklich gemacht hatte. Ich glaube, so schnell wie an diesem Abend bin ich noch nie eingeschlafen… Es war zwar für den goldblonden Helden eine gänzlich unbekannte Situation gewesen, aber er bereute es in keinster Weise. Im Gegenteil, Link beschloss, ab jetzt immer bei seinem Gefährten im Bett zu schlafen. Vollkommen regungslos ruhten die himmelblauen Augen weiter auf der Gestalt unter ihm. Langsam hob er seine Hand ein wenig an, führte sie sachte zum Gesicht des hellblonden Kriegers und strich ganz vorsichtig mit der Außenkante seiner Finger an dessen Wange entlang. Der Held der Zeit nahm das nur am Rande wahr, murmelte lediglich ein leises Seufzen. Es zauberte ein glückliches Lächeln auf das Gesicht des Ordoners. Er genoss diesen Augenblick noch einen Moment länger, ehe er sich vorsichtig aus dem Bett manövrierte und schließlich schleichend die Leiter hinunterging. Unten angekommen fixierten seine Augen die Küche. Ein vergnügtes Grinsen umspielte dessen Mundwinkel, als er sich voller Tatendrang die Hände rieb. Jetzt mache ich erst mal Frühstück. Eine zarte Berührung an seiner Wange, nicht mehr als ein sanfter Lufthauch. Link war im ersten Moment seiner erwachenden Wahrnehmung der Meinung gewesen, er hätte sich das nur eingebildet. Allem Anschein nach wurde er auch bestätigt, als er verschlafen die Augen öffnete und niemanden um sich herum erblickte. Leise seufzend rollte sein Kopf wieder zur Seite. Gerade wollte er sich erneut in das Reich seines Unterbewusstseins führen lassen, als ihn eine grelle Erinnerung vor seinem inneren Auge mit einem Paukenschlag erwachen ließ. Ähnlich wie sein einheimischer Kamerad schreckte der legendäre Held auf. Er starrte ungläubig die Wand an. Als ihm schließlich der gesamte Abend wieder in den Sinn purzelte, lief sein Gesicht glühend rot an. Doch seltsamerweise war etwas anders. Link schaute sich im Bett um. Er…er liegt gar nicht mehr bei mir… Verwundert sowie mit dem Hauch eines leichten Zweifels lag der Blick des legendären Helden auf dem weißen Laken neben sich. Seine Erinnerung trog ihn nicht, er war sich über die gestrigen Ereignisse sicher und doch waren sie zu unwirklich, um sie zu glauben. War das alles … etwa nur ein Traum? Just in diesem Augenblick vernahm der strohblonde Krieger leise Geräusche, die vereinzelt von unten zu ihm hinaufflogen. Verdutzt lehnte er sich über den Rand des Bettes hinaus, um in die Küche schauen zu können. Dort sah er den Ordoner, der – größtenteils mit dem Rücken zu ihm gewandt - mit geschickten wie gewohnten Handgriffen rumhantierte. Allem Anschein nach bereitete er das Frühstück vor. …so wie immer… Nachdenklich ruhten die blauen Saphire weiter auf der Gestalt des älteren Helden in der Küche. Währenddessen überlegte er, was wirklich vergangene Nacht geschehen war. Dass sein Blut ihm dabei wieder zu Kopfe stieg, hielt Link nicht davon ab weiter darüber zu grübeln. Ihm war das alles schon sehr realistisch vorgekommen, aber so wie er sich kannte musste das nichts heißen. Sein Gedächtnis konnte ihm genauso gut einen Streich spielen. Direkt nach diesem Gedankengang rauschte ein starkes, warmes Gefühl in den Magen des Helden der Zeit. Überrascht von dieser plötzlichen Emotion legte der strohblonde Kämpfer unwillkürlich die Hand auf sein pochendes Herz. Nein… Das konnte kein Traum gewesen sein. Die Reaktion seines Körpers war einfach zu stark, als das es nicht die Wirklichkeit hätte sein können. Als ob Link eine Bestätigung für seine Annahme suchte, schaute er erneut über das Geländer hinunter zu seinem Pendant. Dessen Tätigkeiten hatten sich in den wenigen Minuten nicht viel verändert, weshalb in den Blick des legendären Helden schon wieder leichte Zweifel traten. Er war sich unsicher. Waren all diese wundervollen Dinge in der gestrigen Nacht wirklich passiert? Bildete sich Link nur etwas ein? Wie fühlte sich wohl jetzt der Ordoner? So wie er? Fragen über Fragen. Der hellblonde Krieger wusste keine Antwort darauf. Doch eines war ihm klar. Er konnte es nur herausfinden, wenn er sich der Situation stellte. Der Jüngere sammelte seinen Mut, schwang die Beine über die Bettkante, klatschte sich drei Mal mit den Handflächen auf die Wangen und stand schließlich auf. Obwohl er entschlossen war, kletterte er ganz vorsichtig die Leitern hinunter. Er musste ja keinen unnötigen Lärm machen. Doch der ältere Hylianer war so in seinem Tun vertieft, dass er vorerst sein Ebenbild gar nicht bemerkte. Erst als er ein schüchternes „Guten Morgen.“ aus Richtung der Leitern vernahm, drehte sich der Kettenhemdträger verwundert um. Nachdem sich die himmelblauen Augen auf ihn hefteten fiel es dem kleineren Kämpfer schwer diesen standzuhalten. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. Aber nur einen Atemzug später wich die Überraschung aus dem Gesicht des gegenwärtigen Helden der augenblicklichen Freude, die in ihm aufstieg. „Guten Morgen. Setz dich doch schon hin, ich bin gleich fertig.“, sprach er gut gelaunt. Der Held vergangener Zeiten war im ersten Moment wie vor den Kopf gestoßen. Sein verwirrter Blick lag noch ein wenig länger auf dem Rücken seines Pendants, der sich nach seinem Satz schon wieder fröhlich summend seiner Arbeit widmete. Schließlich setzten sich die Füße des Jüngeren sachte in Bewegung, wobei seine dunkelblauen Augen immer noch – vollkommen entgeistert über dessen Verhalten – an der Hinterseite seiner Reinkarnation klebten. Link ließ sich auf den Stuhl plumpsen, legte den Arm auf den Tisch und stützte seinen Kopf mit der Hand ab. „Du bist aber gut drauf…“, stellte er murmelnd fest. Der Ordoner drehte sich daraufhin abermals verwundert um, erwiderte für einige Momente den verdutzten Blick, ehe er mit einem vorsichtigen Lächeln erwiderte: „Ich habe sehr gut geschlafen neben dir.“ Der Magen des legendären Helden machte einen Hüpfer. Als ob sich ihm ein Stempel auf die Stirn gepresst hätte, war es jetzt sozusagen amtlich. Die ganzen Erinnerungen der letzten Nacht waren also wirklich keine Hirngespinste seiner Phantasie. Der strohblonde Hylianer fing sich noch gerade, als sein Ebenbild mit den Frühstücksvorbereitungen fertig wurde und mit vollen Händen zum Tisch kam. Schweigend, doch mit einem ansatzweisen Lächeln auf den Lippen stellte der Kettenhemdträger alles an seinen Platz. Erst nachdem das Morgenmahl seinen gewohnten Gang nahm, unterbrach der einheimische Kämpfer die Stille. „Link, ich muss mit dir den weiteren Verlauf besprechen.“, sagte der dunkelblonde Krieger mit ernster Stimme. Seinem Gefährten stockte just in diesem Moment der Atem. Was kam denn jetzt?! „Ich muss heute den ganzen Tag ins Dorf. Die Ziegen haben letzte Nacht ziemliches Chaos angerichtet und ich muss helfen, wieder klar Schiff zu machen. Deshalb bist du die ganze Zeit allein hier.“ Der Ältere hob daraufhin gespannt wie ein wenig schuldbewusst den Blick, die Reaktion seines Kameraden abwartend. Dieser erstarrte in seiner Bewegung und sah sein Ebenbild nur vollkommen erstaunt an. Es war nicht das, womit der er gerechnet hätte. Andererseits, mit was hätte Link denn gerechnet? „Ist das okay für dich?“, fragte seine Reinkarnation vorsichtig. Schnell schluckte der legendäre Held, um seinem Pendant zu antworten: „J-ja klar, das ist überhaupt kein Thema. Ich…ich kümmere mich um den Haushalt!“ Ungläubig wie überrascht fixierten die himmelblauen Augen das Gesicht seines Gegenübers. Dem Jüngeren wurde klar, dass er mal wieder vorschnell etwas an seinen ursprünglichen Wortlaut drangehangen hatte. „Der Haushalt?“, fragte der Ordoner perplex. Sein Kampfgefährte lächelte unsicher, erwiderte aber in vollem Ernst: „N-natürlich! Ich will hier nicht auf freie Kost leben.“ „Du musst aber nicht unbedingt putzen. Wenn du möchtest kannst du auch ausreiten oder so.“ Der Klang in der Stimme des einheimischen Kämpfers verriet seinem Ebenbild ein weiteres Mal, dass er ihn ungerne mit Hausarbeit beschäftigen würde. Eine seiner weiteren Höflichkeitsmacken, wie Link empfand. „Keine Sorge, du kümmerst dich um das Vermächtnis der Ziegen und ich erledige alles was hier so anfällt. Ich könnte natürlich auch mitkommen und helfen, wenn du magst.“ Diese Möglichkeit hatte der Kettenhemdträger noch überhaupt nicht in Betracht gezogen, doch es bedurfte keiner langen Überlegungen um zu wissen, dass das wohl nicht in Frage kam. Offenbar standen dem Älteren seine Zweifel ins Gesicht geschrieben, denn sein jüngerer Kamerad fragte vorsichtig: „Besser nicht?“ Daraufhin lächelte der Ordoner sein Gegenüber sanft an. „Das hat nichts mit dir zu tun. Ich kenne meine Leute ziemlich gut und ich kann dir sagen, sie sind unglaublich neugierig. Sie sind nicht so bewandert über das Land und deren Magie. Nur wenige wissen, dass ich gegen Ganondorf gekämpft habe. Deswegen glaube ich nicht, dass sie die Geschichte verstehen würden. Vielleicht ist es besser wenn du noch eine Weile hierbleibst.“ Der Held der Zeit verstand das. „Ja, okay. Aber ich werde mich trotzdem um den Haushalt kümmern! Daran kommst du nicht vorbei.“ Ein resigniertes Seufzen verbunden mit einem liebevollen Lächeln umspielte die Mundwinkel des dunkelblonden Hylianers. „Okay ich gebe mich geschlagen.“ Danach hüllte sich die Stimmung in angenehmes Schweigen, bis die beiden jungen Männer fertig waren. Als der einheimische Kämpfer schon aus Gewohnheit die Teller anfing zu stapeln, warf ihm sein Pendant einen scharfen Blick zu. Der Kettenhemdträger musste nicht lange überlegen, um zu wissen warum. „Ja schon gut, ich lasse alles stehen.“ „Das würde ich dir auch raten.“, erwiderte der strohblonde Hylianer neckisch. „Ich geh mich dann mal umziehen.“ Der Ordoner tat wie gesagt und nachdem sein Ebenbild vollständig den Tisch abgeräumt hatte, erschien er wieder vor ihm in voller Dorftracht, einen Korb gefüllt mit Werkzeug in der Hand. „Wie siehst du denn aus?!“ Verwundert drehte der Angesprochene den Kopf. „Wieso? Das ist unsere normale Kleidung hier.“ Vollkommen verdattert schaute der legendäre Held sprachlos an der Gestalt seiner Reinkarnation mehrmals herab. „Sehe ich so anders aus?“ Dieser Satz riss Link aus seinem stummen Starren heraus. Etwas peinlich berührt schaute er in die himmelblauen Augen, ehe er verlegen nuschelte: „Na ja, so habe ich dich halt noch nie gesehen.“ „Vielleicht hätte ich dich vorwarnen sollen, na ja ich muss jetzt los.“ Damit drehte sich der Einheimische um und ging zur Tür. „Bis später! Viel Spaß beim Aufräumen.“ Der dunkelblonde Hylianer legte eine Hand an die Klinke, ehe er sich grinsend nach hinten drehte. „Den werde ich bestimmt haben, bis später.“ Link machte die Tür auf. Noch bevor er auch nur einen Schritt nach draußen machte, hielt er inne. Plötzlich war ihm etwas in den Sinn gekommen. Bevor sich der Jüngere über das Stocken seines Gefährten wundern konnte, machte dieser auf dem Absatz kehrt und ging mit gesenkter Miene wieder zu seinem Ebenbild zurück. Doch vor diesem angekommen, verkrümelte sich gerade die vorherige Entschlossenheit des Älteren. Übrig blieb nur ein winziger Rest. Unschlüssig schaute der Ordoner einige Augenblicke lang in die dunkelblauen Augen seines Gegenübers. Der wunderte sich nun doch langsam über dieses seltsame Verhalten. Da der legendäre Held aus dem Gesichtsausdruck seiner Reinkarnation nicht schlau wurde, setzte er einen fragenden Blick auf. Es dauerte kaum länger als einen Herzschlag, da fasste der Ältere vorsichtig an den Oberarm seines Gegenübers, drückte seine Lippen für einen Atemzug an die Wange seines Freundes. Als er den Kopf wieder zurückzog schauten sich die jungen Männer für einen kurzen Augenblick an, ehe der größere Hylianer ein „Bis später.“ murmelte, auf dem Absatz kehrt machte und regelrecht aus der Haustür stürmte. Zurück ließ er sein mehr als perplexes hellblondes Pendant, der bei dieser Aktion wie zur Salzsäule erstarrt war. Sprachlos sah er seiner Reinkarnation hinterher, selbst als dieser schon aus der Tür verschwunden war. Erst einige Sekunden später schlich sich eine leichte Röte auf seine Wangen und er spürte wie sein Magen Purzelbäume schlug. Mit einem verlegenen jedoch auch zufriedenen Grinsen krempelte sich Link die Ärmel hoch. „Dann mal an die Arbeit!“ Den Blick verlegen auf den Boden geheftet sowie mit leicht geröteten Wangen ging der Ordoner zügig den Weg hinunter ins Dorf. Irgendwie war ihm diese Aktion seinerseits schon etwas peinlich. Auf der anderen Seite hatte er es gern getan. Die Mundwinkel des einheimischen Hylianers verzogen sich eine Spur nach oben, als sein Herz beim Gedanken daran einen kleinen Hüpfer vollführte. Guter Dinge schlenderte der ältere Kämpfer durch die wenigen Häuser hindurch. Währenddessen begegnete ihm der ein oder andere Dorfkollege, die ihm stets ein herzliches „Guten Morgen!“ zuriefen. Der junge Held grüßte genauso zurück, bis er bei dem Haus des Bürgermeisters von eben diesem aufgehalten wurde. „Aha! Sieht man dich auch mal wieder hier?“ Verwundert blickte Link zur Seite und sah auf den Treppen ihr stattliches Dorfoberhaupt stehen. Nachdem auch ein freundliches „Hallo Boro.“ aus dem Mund des dunkelblonden Kriegers gestolpert war, ging der Bürgermeister grinsend die Stufen herab. „Du hast mich gestern mit deinem Erscheinen wirklich überrascht. Ich wusste gar nicht, dass du wieder hier bist. Die letzten Wochen warst du doch ununterbrochen auf Reisen oder nicht?“ „Ja,“, gab der Ziegenhirte zu, „in letzter Zeit hat es mich einfach über die Lande gezogen.“ Boro ließ ein schallendes Lachen ertönen, ehe er dem Kleineren von ihnen beiden verständnisvoll auf die Schulter klopfte. „So ist das ja auch richtig! Die jungen Burschen müssen die Welt erkunden und sich in ihrer großen Weite austoben. Du hast bestimmt viele interessante Leute kennen gelernt.“ Der gegenwärtige Held konnte daraufhin nur ein verlegenes „Ja … könnte man so sagen.“ erwidern. „Hallo Link!“, vernahm der Angesprochene eine tiefe Stimme hinter sich, „Schön dich mal wieder zu sehen!“ Zeitgleich spürte der Hylianer eine kräftige Hand, welche ihm freundschaftlich auf den Rücken klopfte. Als er den Kopf zur Seite wandte, erblickten die hellblauen Augen die Gestalt von Moe. Er war ein Mann mittleren Alters, mit kurzen ebenso blonden Haaren und mit einem freundlichen Gesicht. Auch er trug seine übliche Ordoner-Kluft. Erfreut darüber seinen ehemaligen Mentor nach so langer Zeit wiederzutreffen, zogen sich die Augenbrauen des einheimischen Kriegers unwillkürlich nach oben und lächelnd antwortete er: „Hallo Moe! Hilfst du uns etwa heute beim Zaun reparieren?“ „Na klar! Phrad meinte wir sollten schon mal vorgehen, er würde gleich nachkommen.“ Nun klinkte sich Boro wieder mit in das Gespräch ein. „Ja kümmert ihr euch um den Zaun, das hat oberste Priorität. Mit dem restlichen Chaos im Dorf werden wir schon fertig.“ „Okay dann bis später.“, verabschiedete sich Moe und ging mit Link im Schlepptau den Weg hinauf zur Weide. Es dauerte nicht lange, da erkundigte sich der Hylianer nach den anderen. „Wie geht es dir und Ulina? War irgendwas los in den letzten Wochen? Ist mit dem Baby alles in Ordnung?“ Den ältesten Schwertkämpfer des Dorfes überraschte diese Neugier. „Das sind viele Fragen auf einmal, aber du warst ja auch schon lange nicht mehr hier.“ Unwillkürlich zwickte den jüngeren Ordoner in diesem Moment das schlechte Gewissen. Es stimmte, er hatte sich wirklich schon seit knapp drei Monaten nicht mehr richtig im Ort blicken lassen und damit auch seine Pflichten vernachlässigt, denen er hier ja immer noch nachging. „Es tut mir leid. Ich muss zugeben, dass ich andere Sachen im Kopf hatte.“ Vor allen Dingen in der letzten Woche. fügte Link noch gedanklich hinzu. Moe entging natürlich nicht der bedrückte Unterton in der Stimme seines Kameraden, der durch dessen gesenkten Blick nur noch verstärkt wurde. „Hey, jetzt guck doch nicht so. Es ist vollkommen in Ordnung wenn du mal für eine längere Zeit nicht da bist. Das Dorf kommt auch ohne dich gut zurecht.“ Überrascht schaute der Hylianer auf in das grinsende Gesicht seines ehemaligen Mentors. „Ulina und dem Kind geht’s prima. Es ist sehr anstrengend, aber wir sind alle vier sehr glücklich. Im Dorf gibt es sonst nichts Neues. Du weißt ja, hier ändert sich so schnell nichts.“ Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen erwiderte der junge Mann zustimmend: „Ja das ist wahr. Ich freue mich für euch, dass es euch gut geht. Wie sieht es bei Colin aus? Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.“ „Colin hat jetzt einen großen Traum seit dem Vorfall damals in Kakariko.“ „Wirklich? Was denn?“ Moe warf seinem Dorfkollegen noch einen vielsagenden Blick zu, ehe er antwortete. „Na kannst du dir das nicht denken? Er möchte jetzt ein genauso großer Schwertkämpfer und Krieger werden wie du.“ Link war darüber ganz verblüfft. Das hätte er dem kleinen zierlichen Jungen gar nicht zugetraut. „Das kann ich gar nicht glauben. Früher mochte er das Kämpfen doch gar nicht.“ „Da hast du Recht, aber seine Meinung hat sich geändert. Seitdem du ihm damals das Leben gerettet hast, bewundert er dich noch mehr als je zuvor. Er möchte genauso stark und mutig werden, damit er das Dorf beschützen kann.“ Nun waren die beiden Ordoner beim großen Gatter zur Weide angelangt, doch der Jüngere von ihnen hielt nachdenklich inne. „Das ist schön zu hören. Es scheint, als hätte er etwas mehr Selbstvertrauen erhalten.“ „Er kommt vielleicht später auch noch vorbei, dann kannst du dir selbst ein Bild von ihm machen.“ Nach diesen Worten ließ der ältere Schwertkämpfer seinen Blick prüfend über das Tor zur Weide streifen. Das Holz war an manchen Stellen an- oder teilweise ganz durchgebrochen. „Da haben die Ziegen aber ganz schön gewütet, was? Warum sind die Viecher nur so ausgeflippt?“ Link seufzte. „Das wüsste ich selbst gerne.“ „Hey!“ Verwundert drehten sich die blonden Männer um und erblickten Phrad, der gerade mit ein paar Holzleisten den Weg hochhechtete. Phrad war neben Link der einzige Junggeselle im Dorf. Er war etwas älter als der Hylianer. Die braunen Haare kurz rasiert, eine eckige, markante Kopfkontur, das plumpe Gesicht sowie seine unendliche Liebe zu den Ziegen waren seine Markenzeichen. Er war von großer Statur und seine Arme waren im Verhältnis zu seiner Körpergröße genauso lang wie bei einem Affen. Vollkommen außer Atem vor den anderen beiden angekommen japste er: „Hie-hier bin ich. Wir können anfangen.“ „Jetzt nimm erst mal Luft!“, scherzte Moe, „Keine Sorge, der Schaden am Gatter ist zwar ziemlich schlimm, aber das wird nicht den ganzen Tag dauern.“ „Es ist ja nicht nur das Tor.“ Verwundert schauten die beiden blonden Männer zu Phrad, der sich inzwischen wieder einigermaßen gefangen hatte. „Den Stall haben sie auch komplett auseinander genommen.“ „Auch das noch…“, seufzte Moe. Link hätte am liebsten mitgeseufzt. Eigentlich machte ihm viel Arbeit überhaupt nichts aus, aber jetzt wünschte er sich seine Zeit anders einsetzen zu können, denn immerhin war jemand daheim der auf ihn wartete. „Was solls, machen wir uns an die Arbeit.“, sprach er bemühend um Motivation, „Je eher wir anfangen, desto eher sind wir fertig.“ „Das ist ein wahres Wort, also fangen wir mit dem Gatter an oder Phrad?“ Der Angesprochene nickte und damit begann ein arbeitswütiger Morgen. Die drei Ordoner nahmen das große Weidentor fast ganz auseinander. Tauschten die beschädigten Holzbretter gegen neue aus, schraubten, hämmerten und quatschten dabei natürlich fast die ganze Zeit. „Ich habe die unversehrten Bretter nochmal verstärkt. Die müssten jetzt unzerstörbar sein, für Ziegen zumindest.“ „Das war eine gute Idee Link und nochmal danke für gestern Abend. Ich wäre nicht mit allen fertig geworden. Vor dir und Epona haben sie im Zweifel als einziges Respekt.“ Der Hylianer winkte verständnisvoll lächelnd ab. „Ist doch kein Problem. Ich war sowieso noch wach.“ Link wollte nicht auf seinen Dorfkollegen sauer sein, denn er konnte ja nichts dafür, dass die Ziegen gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt seines Lebens ausgebrochen waren. Moe fuhr sich gerade mit dem Handrücken über die Stirn, als er zufrieden mitteilte: „Ich bin jetzt auch hiermit fertig.“ Damit schwang er sachte das Gatter zu, welches leicht ratternd ins Schloss fiel. „Das ging ja schneller als erwartet. Dann treibe ich jetzt mal die Ziegen aus dem Stall, damit wir uns um den kümmern können.“, sagte Phrad, machte das Tor auf und ging hindurch. Die blonden Ordoner folgten ihm, wobei Moe darauf achtete, dass nun auch das Gatter richtig zu war. Nachdem das Stalltor offen stand stürmten die Tiere auch schon vorfreudig nach draußen, fingen an friedlich zu grasen, als ob die Schandtaten letzte Nacht nur ein Märchen gewesen waren. Als sie den Stall gänzlich geräumt hatten, blieb den beiden Schwertkämpfern fast der Mund offen stehen. Der große Heuspender an der gegenüberliegenden Seite hing gänzlich aus den Angeln, der Zaun um den Vorrat sowie den Gebrauchsgegenständen war an zwei Stellen einfach niedergedrückt worden und das Tor zu einem abgetrennten Bereich des Stalls, der für frischgebackene Ziegenmütter gedacht war, lag in kleinen Bruchstücken verteilt auf dem Boden. „Sag mal Phrad, bist du dir sicher, dass du den Viechern keine Aufputschmittel gegeben hast?“, fragte Moe ungläubig. „Natürlich nicht!“, brummelte dieser aufgebracht, „Ich weiß selbst nicht was die gebissen hat.“ Link seufzte. „Wie auch immer, am Besten fangen wir mit dem Zaun an, sonst musst du morgen wieder neues Heu hochschaffen.“ Damit machten sich die Männer erneut ans Werk. Nachdem der Abtrennungszaun wiederhergestellt worden war, kümmerten sie sich um den großen Heuspender. Während Moe und Link wieder hämmerten, mistete Phrad zwischenzeitlich den Stall aus. Die Sonne stand bereits im Zenit, als jemand dem schweißtreibenden Werkeln ein Ende setzte. „Hallo Jungs!“, trällerte eine zuckersüße Stimme durch den Raum. Die Ordoner blickten verwundert auf und erblickten Ilya, die breit lächelnd mit einem Korb voller Essen im Arm in der Stalltür stand. Das einzige junge Mädchen im Dorf war von zierlicher Statur, hatte kurze, weiche, blonde Haare, eine Stupsnase sowie ein freundliches Gesicht. „Ich habe hier eure Brotzeit! Ihr müsst doch bestimmt ganz schön Hunger haben oder?“ Erst in diesem Moment hörte Link das ungeduldige Rumoren seines Magens. Während der ganzen Schufterei ist ihm das gar nicht aufgefallen. Es dauerte nicht lange, da saßen sie schon zu viert auf der Wiese, wobei die Männer ordentlich zulangten. „Da kamst du zur rechten Zeit Ilya. Hat dich Boro geschickt oder wolltest du mal selbst nach dem Rechten sehen?“, fragte Moe. „Na ja ich dachte, dass ihr was zu Essen vertragen könntet. Wie ich von Papa gehört habe seid ihr schon seit heute Morgen am arbeiten.“ „Ich bin auch schon total fertig.“, beklagte sich Phrad. „Ach komm, wir haben nur noch das kleine Tor im Stall vor uns, dann sind wir schon fertig.“, versuchte Link seinen Freund zu beschwichtigen. Ilya staunte nicht schlecht. „So weit seid ihr schon? Papa hat mir erzählt, dass es doch so viel war, was die Ziegen hier oben kaputt gemacht hätten.“ „Ich weiß, für mich ging das auch alles schneller als gedacht.“, erklärte Link, „Wie sieht es denn im Dorf aus? Ist dort auch soweit wieder alles in Ordnung?“ Das Mädchen nickte und lächelte den Hylianer strahlend an, als sie anfing zu erzählen. „Ja unten ist alles klar. Gront und Bakka haben ihre Felder wieder gerichtet, Zeira und Coro haben den Laden repariert und ich habe zusammen mit Papa ein bisschen aufgeräumt.“ „Ihr seid also schon mit allem fertig?“, fragte Moe. „Ja so ziemlich. Die Ziegen konnten nicht so viel anrichten, weil Link ja so schnell zur Stelle war.“ Nach diesen Worten schenkte sie dem dunkelblonden Schwertkämpfer ein süßes Zuckerlächeln und strahlte ihn gleichzeitig mit ihren grünen Augen an. „Na ja,“, Link blieb derweil lieber bei der Wahrheit, „hätte Phrad mir nicht Bescheid gesagt, hätte ich das wahrscheinlich gar nicht mitbekommen.“ Doch Ilya ließ die Bescheidenheit seitens des Hylianers gar nicht zu. „Es hat aber nicht lange gedauert, bis du sie wieder auf die Weide getrieben hattest.“ „Eigentlich warst du ja ziemlich unkonzentriert oder?“, warf Phrad überraschenderweise ein. Jeder drehte verwundert sein Gesicht zu ihm um, ehe das Mädchen abermals Partei ergriff. „Sag sowas nicht! Link hat sich sehr viel Mühe gegeben und er hat das Ziegenproblem ja auch wieder ganz alleine in den Griff bekommen. Ohne ihn hättest du das nicht geschafft.“ Phrad war anzusehen, dass ihn der letzte Satz sichtlich kränkte. Er presste seine Lippen zu einem schmollenden Bogen zusammen und schaute brummelnd zur Seite. „Er hat aber Recht.“ Ilya schaute entgeistert zurück zu dem Hylianer. „Ich war gestern wirklich etwas abgelenkt.“ „Was war denn mit dir los?“ Link wollte diese Frage eigentlich vermeiden und hätte sich in Gedanken ohrfeigen können, dass er das Thema hat aufkommen lassen. Der Schwertkämpfer schwieg einige Momente. Dabei starrte er auf das Wiesenfleckchen unter sich und suchte vergeblich nach einer Ausrede, obwohl er das hasste. Er wollte keinen seiner Dorfleute anlügen. Am Besten sage ich es so, wie es ist. „Eigentlich möchte ich nicht darüber reden.“ „Warum das denn?“ Es war abzusehen, dass Ilya diese Aussage aufregte und schon im nächsten Moment wünschte sich Link, ihr doch irgendeine Lüge aufgetischt zu haben. Der Held warf einen kurzen Blick in ihr Gesicht, hielt ihren jadegrünen Augen aber nicht lange stand. Was sollte er denn in aller Göttinnen Namen erzählen? „Lass ihn doch Ilya.“, fuhr nun Moe ruhig aber entschieden dazwischen, „Wenn er es nicht erzählen möchte, musst du das respektieren. Manche Dinge möchtest du doch auch lieber für dich behalten oder?“ Der blonde Ordoner schaute sie mit einem tiefen, durchdringenden Blick an, den das Mädchen auch zum Schweigen brachte. Während sie mürrisch auf den Boden starrte, warf Link dem älteren Kämpfer einen dankbaren Blick zu. Dieser lächelte ihm aufmunternd zu, ehe er einen Moment später an seinem jüngeren Schwertkampfkollegen vorbeischaute und sich seine Miene erhellte. „Hallo Colin!“ Vollkommen überrascht drehte Link sich um. Tatsächlich, dort stand nur einen Meter hinter ihm der blonde, schüchterne Sohn von Moe. „Ähm, hallo.“ „Colin!“, fing der Held ganz begeistert an, „Schön dich zu sehen, setz dich doch.“ Nach diesen Worten bot der Hylianer dem Jungen mit einem warmen Lächeln einen Platz zwischen sich und Ilya an, deren Miene sich dabei noch eine Spur verfinsterte. „D-danke.“, stammelte Colin – offenbar ganz verwundert über diese herzliche Begrüßung seines Vorbildes – und setzte sich rasch hin. „Wie geht es dir?“, legte der dunkelblonde Krieger gleich los. „N-na ja, alles okay soweit. Ich lerne jetzt mit Mama jeden Tag lesen, schreiben und rechnen. Sie meint, dass das für meine Zukunft wichtig ist und sonst, na ja…wie läuft es denn bei dir?“ „Blendend!“ „Oh, das ist schön.“ Als Link weitersprach, beschloss er den etwas enttäuschten Unterton in Colins Stimme zu überhören. Anscheinend hatte er ihn wirklich ziemlich vermisst. Stattdessen lenkte er ihn ab. „Ich habe gerade von deinem Vater erfahren, dass du auch ein Schwertkämpfer werden willst.“ Nun leuchteten die blauen Augen des Jungen auf. „Ja das stimmt!“, antwortete er voller Stolz, „Ich übe mit Papa sogar jetzt jeden Tag mit dem Schwert. Es ist zwar ziemlich anstrengend, aber ich will nicht aufhören.“ Der Hylianer lächelte den Jungen aufmunternd wie anerkennend an. „Das ist ja großartig Colin! Wenn ich ehrlich bin, hätte ich dir das gar nicht zugetraut. Wenn du groß genug bist, hole ich dich mal irgendwann mit nach Hyrule.“ Der blonde Junge schaute verlegen zur Seite. Die Tatsache, dass er irgendwann mit seinem Vorbild auf Reisen ging, ehrte ihn doch sehr. Währenddessen lachte Moe schallend auf. „Da müssen aber noch ein paar Jahre ins Land ziehen, bis du soweit bist Sohnemann. Aber wenn du Link an deiner Seite hast, mache ich mir da keine Gedanken.“ „Musst du ja auch nicht Papa.“, antwortete der Jüngste verdrießlich. „Link!“ Verwundert blickte die Truppe auf in Richtung des Weidentores. Da kamen doch tatsächlich die restlichen Kinder bestehend aus Taro, Maro und Betty ganz aufgeregt zu ihnen gelaufen. Vollkommen außer Atem blieb die Rasselbande vor der Runde stehen. „Link – wir müssen – dir unbedingt – was erzählen!“, japste Taro ganz aufgeregt. „Jetzt nimm erst mal Luft und beruhige dich.“, sagte der Hylianer beschwichtigend, doch das blieb von Taro anscheinend ungehört, denn er setzte schon wieder an. „Link, in deinem Haus spukt es!“ Der Held der Zeit hatte nicht direkt mit Spülen angefangen. Stattdessen ließ er die Teller ordentlich gestapelt auf der Spüle stehen und schnappte sich zuallererst einen Eimer plus Putzlappen. Obwohl Link wirklich fast gar nicht wusste, wie das mit dem Putzen so richtig ging – denn in seiner Heimat in Kokiri hatte er nur ab und an mal den Boden seines winzigen Häuschens kehren müssen -, war er fest davon überzeugt, dass das ja so schwer nicht sein konnte. Als er schließlich startbereit mit dem Lappen in der Hand im Raum stand, atmete der legendäre Held nochmals tief durch und begann voller Tatendrang sowie mit einem fröhlichen Grinsen auf den Lippen seine Knochenarbeit. Nachdem er die anfänglichen Tücken, die das Boden putzen so mit sich brachte, kennen gelernt hatte, besserte sich Link. Gleichzeitig entwickelte er seine ganz eigene Technik, die seiner Meinung nach die leichteste Methode war. Also stützte er sich mit dem Lappen unter den Händen auf dem Boden ab und gab mit seinen Beinen Gas. Dabei rutschte er mehrere Male durch das ganze Haus, bis er sich das erste Mal den Kopf am Tisch schlug. Da merkte der junge Mann, dass er doch lieber gehobenen Hauptes über die Holzlatten flitzen oder er einfach alle potenziellen Gefahrgegenstände aus dem Weg räumen sollte. Link entschied sich für die zweite Variante. Nachdem also der Tisch zur Seite gerückt und die Teppiche hinter dem Haus über der hölzernen Wäschestange hingen, legte der hellblonde Krieger erst richtig los. Als der Boden nach einiger Zeit wieder glänzte und die Dinge wieder ihren gewohnten Platz einnahmen, machte sich der Hylianer zuerst am Tisch, später an den beiden oberen Plattformen zu schaffen. Dabei war er so gründlich, dass es schon seine Zeit brauchte, bis er jedes Staubkorn mit seinem Lappen gefangen genommen hatte. Als er diesen schließlich nach draußen über die Wäschestange hing, stand die Sonne schon senkrecht am Himmel. Der Held seufzte, betrachtete aber zufrieden sein Werk. Jetzt fehlte nur noch das dreckige Geschirr. Wenn Link ehrlich war, hatte er sich davor einfach nur gedrückt. Beim Putzen war die Gefahr wesentlich geringer etwas kaputt zu machen, als beim Spülen von Porzellan. Der junge Mann stellte sich vor das Becken. Er schaute die harmlosen Teller an, als wären sie seine Feinde. Schnaubend wie hochkonzentriert kippte der Hylianer Wasser in das Becken, ließ dabei jedoch in keiner Sekunde den Spülhaufen aus den Augen. Schließlich fing er mit dieser gefährlichen Arbeit an. Anfangs konzentrierte er sich noch auf jedes einzelne Geschirrstück, doch auch das arbeitete sich langsam in seinen Routineplan ein. So geschah es, dass der legendäre Held nach einiger Zeit unwillkürlich mit seinen Gedanken abdriftete. Er erinnerte sich an den flüchtigen, aber liebevollen Hauch eines Kusses am Morgen. Seine Reinkarnation war dabei nicht so selbstsicher wie sonst gewesen, soviel konnte Link zwischenzeitlich aus der Miene seines Ebenbildes herauslesen. Aber im Vergleich zu ihm selbst, war der Ordoner noch souverän. Den Beweis dafür lieferte die Erinnerung an das heutige Frühstück sowie der darauffolgende Abschied. Der Schwertkämpfer schüttelte kurz verlegen den Kopf. Er hätte sich sowas nicht getraut, soviel stand fest. Doch gleichzeitig keimte in dem Hylianer der Wille auf es auch zu tun. Immerhin wollte er seinem Pendant genauso zeigen, dass er ihn sehr gern hatte. Das nächste Mal, mache ich auch was… Immerhin war diese Zärtlichkeit am Morgen zu schön gewesen und Link musste sich eingestehen, dass er sowas gerne öfter haben wollte. Ein kleiner Seufzer entfuhr ihm über die Lippen. Zeitgleich stellte er abwesend einen weiteren Teller auf die Ablage. Dieser dachte jedoch nicht daran auf seinem Platz liegen zu bleiben, sondern sich fröhlich über die Kante in den Tod zu stürzen. Ein lautes Krachen ließ den jungen Mann aufschrecken. Verdutzt schaute er neben sich auf den Boden, betrachtete einige Momente lang regungslos die Trümmer. „Ich habs gewusst.“, knirschte der hellblonde Krieger daraufhin mit zusammengebissenen Zähnen. Sofort kniete er sich hin und sammelte die Bruchstücke mit den Fingern auf. Die größeren Scherben waren kein Problem, doch als Link auch die kleinen Splitter aufheben wollte, unterschätzte er dessen Schneidekraft. Der Kämpfer merkte im ersten Moment gar nicht, dass er sich am Finger verletzt hatte, erst als er voller Entgeisterung seine blutverschmierte Hand erblickte sah er den Schnitt. Seine Lippen pressten sich aufeinander und bildeten einen verdrießlichen Strich, als er das zerbrochene Porzellan auf den Tisch legte. Genervt steckte er sich die verletzte Kuppe in den Mund. Dabei ging er durch das Haus, um nach einem Handfeger Ausschau zu halten. Link fand nach kurzer Suche auch einen. Schließlich flutschte sein Finger wieder aus dem Mund und er machte sich erneut an die Arbeit die restlichen, gefährlichen Splitter aufzufegen. Nachdem der Kämpfer die Schippe auf dem Tisch abstellte, ging er wieder zur Spüle, nahm den Lappen und ließ seine gesunde Hand im Wasser versinken. Doch die Suche nach dem restlichen Besteck endete schmerzhaft, denn Link hatte gerade nach etwas gegriffen, als ihn schon ein leichtes Stechen in die Hand fuhr. Reflexartig hob er sie hoch, da erblickte er schon die nächste Blutbahn, die sich sein Handgelenk hinunter wand. Augenscheinlich muss dies das Werk des scharfen Käsemessers gewesen sein. „So ein Mist.“, fluchte der Hylianer vor sich hin. Link ärgerte sich über seine eigene Ungeschicktheit. Er konnte gegen Horden von Monster kämpfen ohne sich den geringsten Kratzer zu holen, aber bei einem Mal spülen verletzte er sich mehr, als in einem Kampf auf Leben und Tod. Verdrießlich fuhr der Held der Zeit fort. Erst als er das Wasser draußen auskippte, verband er sich notdürftig seine Hände, die vom Putzen auch schon total verkratzt waren. Beim Abtrocknen ließ noch ein Teller sein Leben, ehe der Krieger mit allem fertig war. Da Link sehr darauf bedacht war, in der Sympathie-Leiste seines Freundes nicht zu sinken – nicht zuletzt, weil es ihm auch ziemlich peinlich war – räumte er die ganzen Scherben auf einen Haufen, ging hinter das Haus, grub ein kleines Loch in die weiche Erde und ließ alles darin verschwinden. Nachdem er seine Schande fein säuberlich wieder zugeschaufelt hatte, klopfte sich der hellblonde Hylianer die Hände und ging die Treppe hinauf ins Haus. Auf das es ewig mein Geheimnis bleiben wird. Dabei verriet ihm der Sonnenstand, dass es schon später war. Etwas nachdenklich hefteten sich seine Augen an den blauen Himmel. Hoffentlich kommt Link bald zurück. Der Ordoner befand sich derweil auf dem Heimweg. Er dachte über das nach, was die Kinder ihm erzählt hatten. „Link, in deinem Haus spukt es!“ Der dunkelblonde Hylianer konnte gar nicht glauben was er da hörte, genauso wenig wie seine restlichen Dorfkollegen. „Wie meinst du das Taro?“ „Na wir haben vorhin bei deinem Haus mit dem Schwert gespielt,“, erklärte Taro ungeduldig, „da haben wir gehört, wie was auf den Boden gefallen ist! Es hat ganz laut gescheppert! Zuerst dachten wir, es war nur Einbildung, aber kurze Zeit später hat es nochmal geknallt und jemand hat geflucht!“ Im ersten Augenblick erstarrten alle zur Salzsäule, doch das Gehirn des Schwertkämpfers brauchte nicht lange, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dann musste er es tunlichst vermeiden seine innerliche Belustigung kund zu tun, weshalb er krampfhaft seine Lippen zusammenpresste, damit ihnen ja kein Laut entfuhr. „Was für ein Blödsinn,“, erwiderte Ilya in der Zwischenzeit, „ihr habt eure eigenen Schwerthiebe gehört sonst nichts. Wer soll denn schon in Links Haus sein?“ Es vergingen nur zwei Sekunden, da wurde dem Mädchen erst ihr eigener Satz bewusst und sofort zog auch ihr Kopf stumm seine eigenen Schlüsse. Natürlich ließen die Kinder das nicht auf sich sitzen. „Wir haben aber jemanden gehört! Das war ganz bestimmt ein Geist. Deshalb sind wir auch direkt hierhin gekommen, um es dir zu sagen!“ Der Held landete wieder in der Gegenwart und fixierte nachdenklich den Weg vor sich. Für ihn war die Sache eigentlich eindeutig. Seinem jüngeren Kameraden musste wohl was zu Bruch gegangen sein und dem Lärm nach zu urteilen war es sicherlich etwas von dem Porzellan gewesen. Der Ordoner lachte drucksend in sich hinein bei der Vorstellung, wie sein Gefährte fluchend die Scherben auflas. Der dunkelblonde Hylianer erblickte schon sein Haus und war nur noch wenige Meter von der Leiter entfernt, da hielt ihn erneut eine Stimme zurück. „Link, warte bitte!“ Abermals drehte sich der Krieger verwundert um und sah, wie Colin zu ihm hinsprintete, doch war er nicht so außer Atem, wie seine anderen Freunde vorher. „Was ist Colin?“ Der Junge schwieg im ersten Augenblick, doch dann sammelte er seinen Mut. „Link, ich wollte dich fragen, ob du nicht die nächsten Tage ein wenig Zeit hast, mit mir zu trainieren.“ Verblüfft lagen die himmelblauen Augen auf dem bittenden Gesicht des blonden Jungen. Eigentlich musste sich der Ältere nicht wundern, mit solch einer Frage hätte er rechnen müssen. Direkt überlegte der einheimische Kämpfer, wann er noch ein bisschen Zeit für Colin einplanen konnte, denn für die nächsten Tage hatte ihn Phrad schon wieder ziemlich für die Ziegen eingespannt. Link verdrehte bei dem Gedanken an Phrad die Augen. Diesem Tollpatsch war es doch tatsächlich gerade eben noch gelungen – mit ein paar Holzlatten beladen – auf dem Weg zum Dorf über einen Stein zu stolpern und in voller Länge zu stürzen. Das ihm dabei das Glück nicht hold war – ebenso wenig wie Link – bestätigte sich nur einen Augenblick später, als er schreiend verkündete, er habe sich den Fuß gebrochen. Ein Seufzer glitt über die Lippen des jungen Mannes. Dies bedeutete für ihn natürlich doppelt so viel Arbeit, denn wer sollte sich sonst um die Ziegen kümmern wenn nicht er? Da Colin sein Vorbild immer noch geduldig wie erwartungsvoll anschaute, beschloss Link ihm die Antwort nicht länger schuldig zu bleiben. „Hmm, also ich habe leider nicht so viel Zeit, aber…wie wäre es mit Morgen? Ginge es da bei dir?“ Ganz überrascht von einer so schnellen Zusage nickte der Dorfjunge strahlend. „Ja, das wäre total klasse!“ Mit einem sanften Lächeln erwiderte Link: „Okay, dann ist es abgemacht. Morgen komme ich vorbei.“ „Alles klar!“ Ein lautes Scheppern ließ die beiden Dorfbewohner zusammenzucken. Allem Anschein nach kam dies aus dem Haus des Helden. „Die anderen hatten Recht.“, bemerkte Colin, „In deinem Haus spukt es wirklich!“ Dem Hylianer schlich sich unwillkürlich ein breites Grinsen auf das Gesicht, ehe er antwortete: „Na ja, dann gehe ich jetzt mal den bösen Geist vertreiben.“ „Warte ich komme mit!“, sprach Colin entschieden, „Vielleicht ist jemand bei dir eingebrochen!“ Der Jüngling erstarrte, winkte aber augenblicklich ab. „Ach was, das sind nur…die Eichhörnchen.“ Damit erntete der dunkelblonde Kämpfer nur einen verdutzten Blick. „Eichhörnchen?“, fragte Colin perplex. „Ja Eichhörnchen…“, stammelte Link, „Du weißt ja mein Dachfenster ist immer auf. Da verirrt sich manchmal ein Tier in mein Haus und stößt irgendwas um. Kein Grund zur Beunruhigung.“ Offenbar schien Colin diese Ausrede glaubwürdig genug. „Wenn du meinst…dann bis morgen und pass auf dich auf!“ Link winkte lächelnd ab. „Ach was mir passiert schon nichts. Bis morgen!“ Als sein neuer Schüler schließlich hinter der Biegung zum Dorf verschwunden war, schaute der gegenwärtige Held noch einmal hinauf, ehe er die Leitern hochkletterte. Ohne nochmals vor der Tür inne zu halten legte der Ordoner die Hand auf den Griff und trat in sein Haus ein. Das Erste was ihm ins Auge fiel war der bereits gedeckte Tisch, während von seinem Pendant noch jede Spur fehlte. Sachte ließ er die Tür ins Schloss fallen und sah sich aufmerksam um. Der dunkelblonde Hylianer trat ein paar Schritte in den Raum hinein. „Link?“ „Hier bin ich!“, rief der legendäre Held atemlos und erschien in der offenen Hintertür, „Tut mir leid, aber ich wusste nicht genau wann du kommst, deshalb habe ich auch noch nicht mit dem Kochen angefangen.“ Während der einheimische Kämpfer sein Werkzeug verstaute, schlug er in seiner Antwort einen ernsten Ton an. „Davon war ja auch nie die Rede. Ich möchte dich nicht zu irgendwelchen Haushaltsarbeiten verdonnern. Du sollst dich hier wohlfühlen, das ist für mich das Wichtigste.“ Dabei legten sich die himmelblauen Edelsteine sanft, jedoch bestimmend auf das Gesicht seines jüngeren Kameraden. Aber Link ließ sich dadurch anscheinend wenig beeindrucken, denn schon schlich sich wieder ein Grinsen auf dessen Lippen, als er antwortete. „Na und? Verhindern kannst du es sowieso nicht. Das ist das Mindeste was ich für dich tun kann.“ „Du musst nichts für mich tun.“ „Ich will aber.“ Der letzte Satz des legendären Helden purzelte unkontrolliert wie lauter als geplant aus seinem Mund, weshalb er im nächsten Augenblick schon stockte. Erst als sich in seine meeresblauen Edelsteine ein entschlossener Ausdruck breit machte sprach er mit ruhiger, besänftigender Stimme weiter. „Du tust so viel für mich, also möchte ich dir auch irgendwie zur Hand gehen. Das wäre nur fair, findest du nicht auch?“ Der Kämpfer schenkte seiner Reinkarnation daraufhin ein liebevolles Lächeln, ehe er fortfuhr. „Außerdem fühle ich mich hier pudelwohl, egal was ich tue.“ Der Ältere gab sich langsam geschlagen, sodass sich seine Mundwinkel auch etwas nach oben verzogen. Nach einem kurzen Nicken sowie einem weiteren liebevollen Blick ließ sich der Ordoner schließlich seufzend auf einen Stuhl am Tisch fallen. „Wie war eigentlich dein Tag?“, fragte der Held der Zeit nun neugierig und setzte sich seinem Pendant gegenüber, wobei er es jedoch tunlichst vermied seine notdürftig verbundenen Hände auf den Tisch zu legen. „Anstrengend.“, begann der dunkelblonde Hylianer, „Die Ziegen haben ganze Arbeit geleistet. Der Stall war vollkommen hinüber und das Tor zur Weide auch.“ Link erzählte seinem hellblonden Gefährten alles über seine heutigen Erlebnisse, während dieser gespannt lauschte. Es war für die beiden Helden eine vollkommen neue Situation, doch wie schon in der Woche zuvor redeten und lachten sie gemeinsam über die verschiedenen Ereignisse im Dorfe Ordon, als hätte sich nichts geändert. Der Größere von ihnen empfand dabei eine gleichzeitige Erleichterung und Freude darüber, sich jemandem über seine alltäglichen Dinge mitteilen zu können. Dazu kam noch, dass sein Ebenbild großes Interesse wie Verständnis für seine Situationen aufbrachte, welches Link einfach noch nicht so gewohnt war. Rundherum war der einheimische Kämpfer einfach nur glücklich, wenn sich nicht auch ein paar wenige Zweifel in ihm auftaten. „Langweile ich dich nicht mit meinen unspektakulären Dorf-Erzählungen?“ Doch die Sorge war vollkommen unbegründet, denn kurz darauf schüttelte der Held vergangener Zeiten heftig den Kopf. „Überhaupt nicht! Ich finde alles interessant was du mir erzählst.“ Nur das freudige Grinsen des Jüngeren überzeugte den einheimischen Hylianer, der beruhigt lächelnd erwiderte: „Na gut, wenn es für dich okay ist … aber erzähl doch mal, wie war denn dein Tag?“ Der legendäre Held versuchte sich die Verlegenheit über seine Putzpannen nicht anmerken zu lassen, weshalb er unsicher lächelnd mit seiner Geschichte des Tages anfing. „Na ja, ich habe erst mal ordentlich überall den Boden geschrubbt. Sogar oben auf den beiden Plattformen. Dabei hab ich noch überall gewischt, jetzt ist wieder alles blitzblank!“ Der anfliegende Stolz auf sich selbst war in der Stimme des jüngeren Kämpfers kaum zu überhören. Dem Ordoner war diese ganze Putzaktion zwar noch etwas unangenehm, aber er beschloss die Sache auf sich beruhen zu lassen. Eine Diskussion darüber zu führen wäre in jeder Hinsicht überflüssig. Stattdessen zogen sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen leicht nach oben. „Dann habe ich die Küche sauber gemacht und gespült.“ Seltsamerweise verwandelte sich der stolze Ton nun in Unsicherheit, doch Link traute sich noch nicht die Sache mit dem Porzellan zu beichten. „Hast du dabei irgendetwas fallen lassen?“ Dieser Satz seitens des einheimischen Hylianers klang nicht nach einer Frage, sondern eher nach einer Feststellung. Das entging natürlich auch nicht dem legendären Helden, welcher im ersten Moment total davon überfahren wurde. Jedoch wich nur wenige Sekunden später die Überraschung der aufkeimenden Panik. Wie in aller Göttinnen Namen konnte er das nur wissen?! Der Moment der Panik hielt nicht lange an, denn schon schoss Link die Röte ins Gesicht. Verlegen wandte er ertappt die saphirblauen Augen nach unten auf den Tisch. „Ähm … ja … ein paar Teller …“ Eine erdrückende Stille kehrte ein, bei der der hellblonde Kämpfer nicht wagte aufzuschauen. Innerlich bereitete er sich schon auf eine Standpauke seines Ebenbildes vor. „Tut mir leid …“, wandte er noch rasch hinzu, was jedoch nichts an der Schweigsamkeit seiner Reinkarnation änderte. Da das für den Helden der Zeit nach wenigen Augenblicken unerträglich wurde, fragte er leise mit beschämter Stimme: „Bist du jetzt sauer auf mich?“ Dabei riskierte er einen zaghaften Blick von unten herauf in das Gesicht des Ordoners. Zu seiner Überraschung hielt sich seine Reinkarnation eine Faust vor den Mund, doch als sich ihre blauen Edelsteine begegneten konnte sich der dunkelblonde Hylianer nicht mehr halten. Ein seltenes, lautes Lachen ertönte, während sich der Dorfbewohner den Bauch hielt. Der Held der Zeit starrte seinen amüsierten Gegenüber nur ungläubig an. Hatte er irgendetwas verpasst? Es dauerte noch ein paar Sekunden, ehe sich der Ältere wieder einigermaßen gefangen hatte. Natürlich fiel ihm auch direkt dieser verständnislose Gesichtsausdruck seines Kameraden auf. „Natürlich bin ich nicht sauer auf dich, wie könnte ich denn?“ Doch wirklich überzeugen konnte er damit den hellblonden Kämpfer kaum. Skeptisch wurde er weiter von den dunkelblauen Augen fixiert. „Wirklich nicht?“ Der einheimische Krieger schüttelte den Kopf. „Wirklich nicht. Die haben mir sowieso nicht gefallen.“ „Dann bin ich ja beruhigt.“, seufzte Link erleichtert und stützte unwillkürlich den Kopf mit seinen Händen ab. Natürlich sprangen dem Ordoner die Bandagen sofort ins Auge. „Was hast du denn da gemacht?“, fragte er direkt und griff vorsichtig an eine Hand. „Ach das …“, murmelte der legendäre Held verlegen, „das ist nicht weiter schlimm. Ich hab mich nur ein wenig an den Scherben geschnitten.“ Ohne überhaupt auf die Antwort seines Ebenbildes zu achten, entfernte der ältere Hylianer die letzten weißen Fetzen. Behutsam drehte er die Handfläche mit seinen Fingern, begutachtete stumm mit gesenktem Blick die Schrammen. Nach einigen Augenblicken nahm sich der dunkelblonde Krieger die zweite Hand seines Kameraden vor und führte auch hier eine genaue Untersuchung durch. Die Wangen des Helden der Zeit glühten weiter vor sich hin, während die saphirblauen Augen abwechselnd von der ruhigen, jedoch unergründlichen Miene seines Gegenübers zu dem sanften Händespiel auf dem Tisch huschten. Brav hielt er still, als die vorsichtigen Finger seiner Reinkarnation über seine Haut strichen. Dabei fing seine Haut von der Wärme an leicht zu kitzeln. Dennoch wartete der legendäre Held gespannt wie unruhig das Resultat seines Gefährten ab. Der Ordoner schloss die Augen, atmete tief durch und öffnete sie wieder seufzend. „Du bist ein richtiger kleiner Tollpatsch.“ Bevor der kleinere Hylianer empört erwidern konnte, wurde er von den himmlischen Edelsteinen gebannt, welche ihn liebevoll ansahen. Mit einem verständnisvollen Lächeln erhob sich der dunkelblonde Kämpfer. „Warte einen Moment, ich hole den Medizinkasten.“ Mit diesen Worten flitzte Link die Leitern hinauf, griff unter das Bett und saß im Nu wieder unten am Tisch. Die dunkelblauen Saphire des hellblonden Kämpfers hefteten sich schon die ganze Zeit über verdrießlich auf einen unsichtbaren Punkt unter sich. Er konnte gar nichts dagegen sagen, denn sein Ebenbild hatte ja Recht. Wieder nahm sich der Einheimische eine der Hände seines Kameraden und fing an diese zärtlich zu verarzten. Während er die verletzte Haut vorsichtig mit einer Heilsalbe einrieb, sprach der junge Dorfbewohner im ruhigen Ton weiter: „Du musst besser auf dich aufpassen, sonst mache ich mir Sorgen.“ Dabei schenkte der Größere von beiden seinem Freund ein warmes Lächeln. Nachdem dieser wieder verlegen den Blick abwandte, erwiderte der Held vergangener Zeiten murmelnd: „Das musst du nicht. Ich passe schon auf mich auf, aber … trotzdem danke.“ „Das ist doch kein Problem.“, antwortete sein Pendant sanft, „Ich tue das gerne für dich.“ Die ganze Prozedur dauerte nur noch ein paar Minuten, bis sich der legendäre Held seine verbundenen Finger vor Augen hielt. „Na toll, jetzt sehe ich aus wie eine halbe Mumie.“ Die Reinkarnation lachte kurz auf, während er das Verbandszeug wieder einpackte. „Dafür fehlt dir aber noch ein bisschen. Bis alles wieder ordentlich verheilt ist, erteile ich dir hiermit Putz- und Spülverbot, aber du hast bestimmt sowieso vorerst genug davon oder?“ Murrend blickte der Angesprochene in eine andere Richtung. „Vielleicht.“ Mit einem vergnügten Lächeln wandte sich der Ordoner nun der Küche zu. „Okay, dann fang ich jetzt mal an zu kochen.“ Das Abendessen verlief lange nicht so ruhig wie am gestrigen Tag. Wie schon in der Zeit zuvor hatten die beiden Hylianer die anfängliche Verlegenheit über die vorangegangenen Ereignisse überwunden und plauderten wieder ganz normal über alle möglichen Dinge. Die heitere Stimmung hielt auch im weiteren Verlauf des Abends an. Erst als die jungen Männer erneut auf dem Rücken nebeneinander im Bett lagen, verstummten sie. Die anscheinend verflogene Schüchternheit kehrte mit einem Mal zurück. Keiner von beiden wusste etwas zu sagen, obwohl in beiden der Wunsch nach körperlicher Nähe keimte. Beide Hylianer überlegten fieberhaft wie sie noch ein Gespräch anfangen konnten, denn so wollten sie den Abend nicht enden lassen. Es war schließlich der Held der Zeit, der den nötigen Schneid aufbrachte. „Wann kommst du morgen?“ Ohne den Anderen dabei anzusehen antwortete der einheimische Hylianer sachlich: „Morgen Früh muss ich die Ziegen auf eine andere Wiese treiben, also bin ich relativ schnell wieder hier. Ich muss sie dann nur abends nochmal in den Stall bringen. Das dürfte aber auch nicht allzu lange dauern.“ „Aha.“ Erneut herrschte gebanntes Schweigen, bis dem Älteren eine Tatsache siedend heiß einfiel. „Oh, mir ist gerade eingefallen, dass ich für morgen Vormittag Colin eine Trainingsstunde versprochen habe.“ Verwundert blickte der hellblonde Kämpfer zur Seite. „Wer ist Colin?“ Auch der Ordoner wandte sich ihm nun zu. „Colin ist der älteste Junge im Dorf. Er möchte unbedingt den Schwertkampf lernen und hat mich aus diesem Grund nach ein paar Trainingsstunden gefragt. Ich mag ihn wirklich sehr, deshalb wollte ich morgen direkt nach den Ziegen mit ihm ein bisschen üben.“ Auf einmal bekam der dunkelblonde Krieger ein schlechtes Gewissen gegenüber seinem Freund, als er ihm weiter in die dunkelblauen Augen sah. Er wollte nicht, dass sich dieser vernachlässigt vorkam. Natürlich war es momentan Links größtes Bedürfnis seine Zeit mit dem legendären Helden zu verbringen, aber er wollte auch Colin nicht enttäuschen, der ihn doch so verehrte. „Ist das in Ordnung für dich?“ Der Jüngere war im ersten Moment etwas verwundert, doch schon nach dem nächsten Herzschlag verzogen sich seine Mundwinkel zu einem verständnisvollen Lächeln. „Natürlich ist das in Ordnung, da musst du mich doch nicht fragen.“ Damit verstummte Link für den Augenblick. Gleichzeitig fiel dem einheimischen Hylianer ein Stein vom Herzen, doch er merkte, dass sein Ebenbild noch nicht fertig war, weshalb er ihm weiterhin in die meeresblauen Edelsteine schaute. Der Held vergangener Zeiten war wirklich noch nicht fertig, wobei er sich schon fast für das schämte was er jetzt sagen wollte. Damit würde er unwillentlich sein Pendant aller Wahrscheinlichkeit nach manipulieren und das wollte Link nicht. Deshalb überlegte er noch einige Sekunden und drehte sich dabei auf die Seite, ehe er schließlich weitersprach. „Ich habe dich ziemlich vermisst, aber…“, der kleinere Schwertkämpfer stockte kurz, „… ich möchte dir damit kein schlechtes Gewissen einreden oder so. Ich finde es gut, dass du dich um deine Freunde kümmerst. Das ist richtig so…trotzdem bin ich jetzt froh, dass du bei mir bist.“ Der letzte Satz verließ nur noch flüsternd den Mund des hellblonden Hylianers, wobei seine Wangen wieder anfingen zu glühen, doch er brach den Blickkontakt nicht ab. Der Ordoner war überrascht wie gleichermaßen erleichtert. Sein Pendant war – trotz seiner kindlichen, verspielten Seite – so erwachsen, dass sich in dem blauen Himmel ein vollkommen liebender wie dankbarer Ausdruck spiegelte. Auch der Einheimische drehte sich auf die Seite, als er mit sanfter Stimme antwortete: „Ich habe dich auch vermisst. Die ganze Zeit dachte ich daran, wann wir wohl fertig sein würden.“ Nach diesen Worten hob der Ältere langsam seine Hand, strich sanft mit den Fingern über die Schulter seines Gefährten. Dieser schloss bei der zärtlichen Berührung kurz die Augen, öffnete sie jedoch schon wenige Atemzüge später wieder mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen. Die jungen Hylianer versanken in den unendlichen, blauen Weiten ihres Gegenübers. Es herrschte für einige Minuten eine angenehme, warme Stille, bis der einheimische Kämpfer noch etwas gestand. „Weißt du, ich bin noch nie so schnell eingeschlafen wie letzte Nacht. Ich glaube so gut geschlafen habe ich noch nie.“ Der Ordoner legte nun seine ganze Handfläche auf die Schulter seines Kameraden. Dabei schenkte er ihm einen innigen, zärtlichen Blick. „Ich will nichts mehr, als mit dir zusammen zu sein.“ Sofort rauschte ein warmes, tanzendes Gefühl in die Magengegend des Helden der Zeit, welches sein Herz höher schlagen ließ. Zufrieden lächelnd suchten die Finger des Jüngeren die freie Hand seiner Reinkarnation. Nachdem sie sich gefunden hatten, umgriff Link sie und drückte die Hand seines älteren Kameraden an sein Herz. „Ich auch.“, flüsterte er unter einem schüchternen Blick. Dem einheimischen Krieger wallte das Blut durch die Adern, während es ihm so vorkam, als würden tausend Schmetterlinge in seinem Bauch herumfliegen. Schließlich rückte er noch ein wenig näher an den Körper des Anderen, ließ seine Hand weiter nach hinten wandern und drückte seinen Mund sanft wie vorsichtig kurzzeitig an den des legendären Helden. Während sich ihre Lippen berührten, erfüllten flammende Wellen die Herzen der jungen Helden. Ein sanftes Prickeln zog sich über deren Haut, ließ ihren Atem für eine Sekunde still stehen. Dann zog der Ordoner seinen Kopf wieder etwas zurück und erneut verfielen die Hylianer in eine traute Zweisamkeit. „Gute Nacht.“, hauchte der einheimische Hylianer liebevoll. Sein Pendant nickte und flüsterte ebenfalls ein „Gute Nacht.“, ehe er die Augen schloss und mit seinem Kopf näher an seine Reinkarnation rutschte. Dieser verhüllte nach einigen Momenten ebenfalls mit einem Lächeln seine himmelblauen Edelsteine. Nach wenigen Augenblicken hörte man von den jungen Männern nur noch den ruhigen, regelmäßigen Atem. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)