Eisengel von Gepo (Einige Monate später) ================================================================================ Kapitel 20: Resignation ----------------------- Du schwebst auf dem Balken, voll Anmut dein Schritt. Mit den Augen der Falken verfolge ich jeden Tritt. Bin hier, um dich zu fangen, um dich in meine Arme zu schließen und muss doch bangen, dass sie dich erschießen. Während du schwebst, während du fliegst, während du bebst und dich unter mir biegst. „McGonagall tut mir Leid.“, murmelte Ginny leise und drückte sich an Harrys Seite, „Von der Zeitspanne her müsste sie mit Tom Riddle zur Schule gegangen sein, oder? Und dann der erste Krieg, der zweite Krieg und jetzt das... ich wette, sie hat sich ihre letzten Jahre anders vorgestellt.“ „Viele haben etwas anderes erwartet.“, murmelte Draco, der neben ihr Platz genommen hatte, während sie darauf warteten, dass Kingsley sie herein bat. „Ich auf jeden Fall.“, Harry, der seine Arme auf die Rückenlehne gelegt hatte, ließ einen um Ginnys Schultern sinken, „Ich dachte nicht, dass ich das Schuljahr wiederholen muss. Und selbst wenn, dann mit Hermine und Ron. Als das infernale Trio. Nicht als Schülersprecher, Professorin und Quotenidiot. Und danach würde ich Auror werden, um das Böse zu bekämpfen. Ich würde Ginny heiraten und ein kleines Haus auf dem Land kaufen. Oder das Haus meiner Eltern wieder aufbauen. Am Wochenende würde ich Remus und Tonks besuchen, um mit Ted zu spielen. Und jeden Sonntag würden wir beide zum Mittagessen zu deiner Mutter fahren und die Zwillinge, Ron und ich würde über den nächsten Scherz die Köpfe zusammen stecken.“ Ginny weinte stumm in seinem Arm. „Außer der Heirat wird davon gar nichts wahr.“, Dracos Blick fiel zu Boden. „Und dem Auror werden. Obwohl die Möglichkeiten das Böse zu bekämpfen stark limitiert sind.“, warf Kingsley mit erheiterter Stimme ein, doch seufzte, worauf sich tiefe Falten in sein Gesicht schlichen, seine Augenlider hinab sanken und ihn müde aussehen ließen, „Ich würde euch gern nacheinander befragen. Wer möchte zuerst?“ „Ich gehe.“, erwiderte Harry, schloss beide Arme um Ginny und drehte sie dabei, um sie Draco gegen die Schulter zu lehnen, „Bitte achte kurz für mich auf sie.“ „A- aber- Harry!“, der Blonde sah erschrocken auf, „Ich weiß nicht, wie man Frauen tröstet!“, unsicher begann er mit einer Hand ganz vorsichtig über ihr Haar zu streichen. „Einfach nur halten. Ginny kann sehr gut auf sich selbst aufpassen.“, er zwinkerte und folgte Kingsley in ein Klassenzimmer, dass sie für die Befragungen nutzten. „Hät‘ nicht gedacht, dass einer von denen zu bekehren ist.“, Kingsley schüttelte den Kopf und nahm Platz auf einem von ein paar hervor gezogenen Stühlen, „Aber selbst Severus hast du ja manchmal zum Schmunzeln gebracht. Irgendetwas ist an dir.“, er zog einen weiteren Stuhl heran und tippte mit der Hand darauf, „Bitte. Machen wir es schnell.“ „Kein Problem, ich weiß nämlich auch nicht viel.“, Harry ließ sich auf den Stuhl fallen, „Ich befand mich in der Eingangshalle, als plötzlich die Türen aufgesprengt wurden. Eine bombastische Explosion, auf die sofort die Alarmglocken losgingen. Ich wies die oberen Jahrgänge an die Jüngeren in die Gemeinschaftsräume zu bringen und rief die DA-Mitglieder zu mir.“ „Die DA?“, unterbrach Kingsley ihn. „Dumbledores Armee, ein Duellier- und Verteidigungsclub, den wir im fünften Jahr gegründet haben. Sie haben auch alle im Endkampf geholfen.“, Harry schob innerlich die Erinnerung daran von sich, „Dean, Luna und Neville kamen mir sofort zu Hilfe. Wir errichteten Schilde und ich verwies die Angreifer der Schule. Ich weiß gar nicht, ob ich das als Schülersprecher darf, aber ich wollte irgendwie den Kampf verhindern. Allein schon, weil wir weit unterlegen waren in dem Moment.“ „Du hast das gerufen?“ Er nickte nur als Antwort und fuhr fort: „Keine Sekunde später tauchte auch die Schulleiterin auf und verwies die Angreifer noch einmal mit ihrem Amt. Danach eröffneten wir das Feuer. Zwei im Angriff, zwei in Defensive und McGonagall veränderte den Boden und erweckte die Statuen. Wir ließen uns zurück fallen zur großen Halle, die sich die Treppe hoch befand. McGonagall neben uns, Neville und Dean in der hinteren Reihe, Luna und ich vorn. Die Angreifer brachen durch den Wall des veränderten Bodens, worauf Luna sich umdrehte und Wasser über sie beschwor. Ich schützte sie mit meinem Schild und wurde dafür von einem Schocker getroffen. Alle liefen zum Ende der Treppe, ich errichtete ein Schild und wollte hinterher, aber eine weitere Explosion riss mich um und ein Petrificus traf mich am Arm. Also habe ich die Treppe vereist. Der Aufschlag hätte die Starre gelöst und die Angreifer ineinander rutschen lassen. Da wurde ich aber auch schon gepackt und von Draco in seiner Animagusform raus gebracht. Wir sind von dort aus zu Black Manor, da ich verletzt war und ließen Ginny und Ted bringen. Ach ja, genau, ich habe Ginny mit Ted weggeschickt, als die Explosion erklang.“ „Wo war Lord Malfoy zu der Zeit?“, fragte Kingsley nach. „Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er oben an der Treppe stand, als mich der Schocker traf. Er hat irgendetwas geschrieen. Meinen Namen, glaube ich.“, die schwarzen Augenbrauen wurden zusammen gezogen. „Und Lord Malfoys Animagusform ist ein Drache?“ „Ja, er hat mich in seinem Maul raus gebracht. Ich kann ihnen sagen, dass das eine sehr unangenehme Form des Fliegens ist.“, Harry lächelte schief. „Noch eine Frage zum Anfang des Ganzen. Nach der Explosion und dem Alarm, wie hast du die Leute wahrgenommen? Was hast du gedacht?“ „Uhm... nun, sie zeigten auf mich, rannten auf mich zu und feuerten Sprüche in meine Richtung. Ich dachte, sie wollten mich töten oder gefangen nehmen. Ich habe mich ziemlich bedroht gefühlt.“ „Kann ich mir denken. Nun, ich habe keine Lust dich zu quälen. Für mich ist der Fall sehr klar. Also mache ich mal etwas schlampige Arbeit und frage nicht weiter nach. Schickst du mir Ginny rein?“ „Sicher. Aber können sie mir vorher sagen, was sie von Key und den Leuten wissen? Was sollte das Ganze? Warum haben sie uns angegriffen?“, nicht, dass er nicht genügend Vermutungen hatte, aber die Wahrheit wäre wohl das Beste. „Das ist wohl die Frage...“, Kingsley seufzte, „Nun, ich kann sicher so viel sagen, wie auch auf der Konferenz nachher gesagt werden wird. Wir hören, dass man dich ausfindig machen wollte, um mit dir zu reden.“, Harry schnaubte, „Ja, auch mein Gedanke. Töten wollte man dich wohl nicht. Aber bedrängen, bedrohen und beschimpfen, das war wohl der Plan. Leider ist das Ganze sehr diffus und viele Aussagen widersprechen sich.“ „Es gab keinen Plan außer das Schloss zu stürmen und mich ausfindig zu machen?“ „So hört es sich an.“, der Jüngere seufzte und schüttelte den Kopf, „Das sind normale Menschen, Harry, keine Soldaten, Auroren oder Kriegshelden. Akkurate Pläne und strategisches Denken sind keine Voraussetzungen dort.“ „Schweine...“, zischte der Dunkelhaarige, „Wenn es nur um mich ginge... aber sie ziehen meine Familie und Freunde da rein. Das kann ich diesen Menschen nicht vergeben. Was, wenn Ted verletzt worden wäre?“ „Ich weiß, Harry, ich weiß...“, Kingsley seufzte tief, „Schick mir doch Lord Malfoy rein, bitte.“ „Sicher.“, seufzend erhob Harry sich und verließ den Raum. „Was sollen wir tun, Harry?“, Ginny drückte sich an seine Seite, „So kann das nicht weitergehen.“ „Ich weiß, Ginny, ich weiß... nur weiß ich nicht, was wir tun sollen. Hast du eine Idee?“ „Nun...“, sie biss sich auf die Unterlippe und wandte den Kopf ab, „Natürlich würde es sehr helfen, wenn...“, sie sah unsicher auf, was Harry den Kopf schief legen ließ, „Wenn auch Draco sich verlobt...“ „Mit wem?“, fragte er nach, „Welche Frau macht das mit? Allein diese Situation?“ Ganz zu schweigen davon, was das für ihn bedeuten würde. Sollten sie ihre Affäre vor dieser Frau geheim halten? Oder würde sie das mitmachen? Würde sie es verbieten, wenn sie es wusste? Würde sie sie erpressen? Es war gefährlich jemanden einzuweihen, aber es verschweigen konnten sie auch nicht, oder? Außerdem... es loderte auf in Harry. Eine Frau? An Dracos Seite? Natürlich wäre das irgendwann fällig, aber... Draco war sein! Allein sein! Bei Merlin, wie musste es für Draco sein ihn mit Ginny zu sehen? Er sah zu ihrem roten Schopf hinab. Würde er es übers Herz bringen Draco zu sagen, er solle sich verloben? Tat er ihrer Beziehung nicht mit Ginny schon genug an? Würde sie all das nicht irgendwann auseinander treiben? „Lassen sie sich nichts anhaben. Leben sie, als wäre nichts.“, riet ihm McGonagall. „Der Adel lässt sein Leben nicht vom Pöbel diktieren.“, meinte Misses Malfoy mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Diese schrecklichen Menschen! Wir sollten protestieren gegen diese dummen Überzeugungen!“, wetterte Misses Weasley. „Die Nagel werden über sie herfallen und sie bestrafen.“, sagte Luna. „Wenn ich könnte, würde ich dir ein Zitronenbonbon anbieten.“, warf Dumbledores Portrait hilfreich ein. Den einzig hilfreichen Hinweis konnte natürlich Snape ihm geben: „Wenn du eine Gruppe von Menschen verstummen lassen willst, musst du die führenden Personen ausfindig machen und diese verstummen lassen. Die Menge wird automatisch folgen. Im Falle der Todesser waren das Voldemort, Malfoy und Lestrange, in deinem Falle ist es auf jeden Fall dieser Key. Schau, dass du mögliche andere Führer gleichzeitig nieder streckst.“ Nur hatte er keine Ahnung, wer das sein konnte. Er hatte keine Spione im Lager der Protestierenden. Er hatte die Bedrohung nicht ernst genug genommen. Ein möglicher Führer fiel ihm allerdings ein – und der Gedanke war wahrlich kein angenehmer. Key hatte vielleicht kaum politische Macht. Ein Kriegsheld wie er jedoch schon. Sollte Ron auf die Idee kommen ernsthaft etwas gegen ihn zu unternehmen, dann... andererseits, würde er mit Ron reden, könnte er diesen ebenso aufwiegeln. Was, wenn er dessen Abneigung damit nur entfachte? Derzeit hatten sie einen Waffenstillstand, wenn man so wollte. Aber vielleicht war der Frieden nur ein Schein? Es könnte in beide Richtungen gehen, wenn er mit Ron redete... verzwickte Situation. Jedoch sollte er sie nicht weiter ruhen lassen. „Hermine?“, er hatte sich vorne zu ihr gestellt, während sich hinter ihm die Klasse leerte, „Ich würde gern mit Ron über die Sache mit Draco reden. Ist das möglich?“ „Ob... nun...“, sie wandte das Gesicht ab, „Meinst du... ich kann dir leider nicht sagen, wie das laufen wird. Ich... ich spreche gern nochmal mit ihm und... ist es dringend? Sonst bereite ich ihn ein wenig vor.“ „Danke, Hermine. Wär' klasse, wenn du das tust.“ „Gut...“, ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, „Ein paar Fragen habe ich, ja?“ „Sicher.“, er breitete die Arme aus, um zu zeigen, dass er alles ehrlich beantworten würde. „Du liebst Ginny, ja?“ „Auf jeden Fall. Sie ist die beste Frau in meinem Leben.“, er machte eine kurze Pause, „Natürlich nichts gegen dich, aber du bist halt eine Freundin, sie ist... einfach etwas Besonderes.“ „Versteh' ich schon.“, das Lächeln verbreiterte sich, „Und Draco? Liebst du den?“ „Auch.“, antwortete er ehrlich, „Ich weiß, das verwirrt sicher, aber Draco ist halt... er ist Lust und Leidenschaft, während Ginny der Ruhepool in meinem Leben ist. Ich liebe beide, aber auf ganz andere Art und Weise.“ „Hm...“, sie legte den Kopf zur Seite, „Ich... glaube, ich verstehe das. Auch wenn es kompliziert ist. Ron ist für mich beides. Keiner von beiden vereint bei dir beides?“ „Nein.“, er schüttelte den Kopf zur Betonung, „Jeder verkörpert einen Teil. Ich glaube auch nicht, dass es jemanden geben wird, der beides vereint.“ „Bist du dir da sicher?“ „Kann man sich da sicher sein?“, fragte er zurück, „Aber selbst wenn mir so jemand über den Weg rennt, bleibe ich bei Ginny und Draco. Ich bin glücklich mit ihnen. Sie sind meine Familie. Teds Mama und Teds Erzieher. Ich würde sie nicht ersetzen wollen, auch nicht mit Misses oder Mister Perfect.“ „Hm... ja, ich denke, das macht Sinn. Du hast deine Familie zu bedenken. Hach, Harry, auf dir liegt immer noch viel zu viel Last. Nächstes Jahr kehrt Ruhe ein, oder? Sag, was willst du eigentlich nach Hogwarts machen? Immer noch Auror werden?“ „Ich denke nicht. Ich habe genug Tod gesehen.“, er verschränkte die Arme, „Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, was ich machen will. Ich denke, ich werde nach Hogwarts erstmal Pause machen und mir gut überlegen, was ich tun will. Ich schnupper mal in ein paar Berufe rein. Wenn mir gar nichts einfällt, kann ich immer noch Quidditchspieler werden.“ „Ach du!“, sie schlug ihm sanft auf den Arm, „Ein Plan im Leben ist wichtig. Auf was arbeitest du sonst mit deinen NEWTs hin? Mach eine gute Prüfung, sonst verbaust du dir viele Chancen im Leben.“ „Ist gut, Hermine.“, er lächelte und lachelte in sich hinein – das war so typisch Hermine, „Ich werde mein Bestes geben.“ Ruhe. Keine Demonstranten vor der Tür. Konnte man diesem Frieden trauen? Voll Anspannung sah er den Eulen entgegen, die den Tagespropheten brachten. Und? Titelseite? Natürlich Titelseite... er legte die Zeitung zwischen sich und Ginny: Angriff auf Hogwarts von Daniel Whitby Hogwarts. Gestern Morgen, kaum später als die Zeit, in der sie nun diese Zeitung zur Hand nehmen, drangen die Anti-Homosexualitäts-Demonstranten vor Hogwarts, Schule für Hexerei und Zauberei, in das belagerte Gebäude ein. Der Grund war nach Angaben der Auroren die geplante zwanghafte Befragung unseres Helden Harry Potters, der Voldemort niederstreckte. Harry Potter ist zur Zeit Gegendstand eines Skandals, der dem Gerücht einer möglichen Beziehung mit Lord Malfoy, verurteiltem Todesser auf Bewährung, entspringt. Das Eindringen artete in einen Kampf aus, da Harry Potter und mehrere Mitschüler die Demonstranten als Bedrohung wahrnahmen und das Feuer eröffneten. Auch die Schulleiterin griff in diesen Kampf ein und hielt die Eindringlinge bis zum Erscheinen der Auroren zurück. Zweiundvierzig Demonstranten wurden verhaftet, der Rest der Versammlung aufgelöst. Acht dieser Verhafteten sind mit leichteren Wunden wie gebrochenen Knöcheln verletzt. Nach Angaben der Auroren sind alle Schüler und Lehrer Hogwarts mit einem Schock davon gekommen. Nur Harry Potter selbst hat bei der Rettung durch Lord Malfoy mehrere Verletzungen erlitten, wird aber bereits heute wieder am Unterricht teilnehmen können. Er hat persönlichen Schutz durch die Auroren abgelehnt, wie der bei der Pressekonferenz verlesenen Stellungnahme zu entnehmen war. Zu den Anschuldigungen selbst wurden keine Angaben gemacht. „Das ist... ungewöhnlich akkurat und punktuell für den Tagespropheten. Sehr wenig reißerisch.“, stellte Harry überrascht fest. „Whitby hat ja schon den letzten Artikel geschrieben. Er scheint recht neutral zu sein, auch wenn der letzte Artikel mehr gegen uns ging, aber dieser ist objektiv. Ich finde seinen Schreibstil eigentlich ganz angenehm.“, urteilte Ginny. „Du meinst, er ist nicht randvoll mit unheilvollen Spekulationen?“, er seufzte, „Er spricht nicht aus, was alle sowieso denken werden?“ „Ach, Schatz, sei doch nicht so negativ.“, sie zwickte ihn in den Arm, „Wäre dir ein Artikel von Kimmkorn auf Hochtouren lieber?“ „Sicher nicht. Aber die entstandene Stille ist unheimlich.“, er sah sich kurz um, „Was kommt als nächstes? Tausende von Briefen? Nichts mehr? Eine weitere Befragung durch die Auroren?“, er seufzte, „Ich weiß lieber, wer mein Feind ist, damit ich ihn einschätzen kann.“ Unglaublich, aber wahr, es war ruhig. Keine neuen Demonstranten, keine Reporterbelagerung, keine Hassbriefe. Konnte es ehrlich zu Ende sein? Sein Blick fiel auf Ted, den er in seinem Arm wiegte. Hoffentlich war Ruhe... der Kleine hatte endlich sein Entwicklungsdefizit aufgeholt. Er konnte seinen Kopf halten und heben, rollte schon fleißig durch die Gegend und versuchte sich hoch zu stemmen. Ein kleines Energiebündel, das sich kaum mehr mit seinem Tragekorb zufrieden gab. Ein recht oft schreiendes Energiebündel. Die ersten Zähne ließen sich sehen. Babybrei war angesagt, was immer öfter zur Sauerei wurde. Langsam konnte er verstehen, warum viele Menschen es als kompliziert ansahen Kinder noch neben dem Beruf zu handlen – ihm war auf jeden Fall damit klar, was er nach der Schule machen würde. Er würde ein Jahr mit Ted zuhause bleiben. Vielleicht würde er dadurch auch ein wenig in Vergessenheit geraten? Zu hoffen war es. Und Hermine hatte Recht. Mit einem klaren Plan lebte es sich sehr gut. Zu wissen, dass diese ganzen Belastungen mit dem Sommer enden würden, war echt gut zu wissen. Pock, pock. Die Tür? Er legte Ted in seine Wiege, nahm seinen Zauberstab und trat damit zum Eingangsportrait. Wären es Feinde, müsste doch der Alarm gehen, oder? Außerdem wusste kaum einer, wo er denn nun wohnte... aber man könnte es mit Legilimens aus den Schülern extrahieren. Er sollte vorsichtig sein. „Wer ist da?“, rief er und stellte sich neben das Portrait. „Ich bin es.“, erwiderte Draco. „Warum kommst du nicht rein?“, es könnte eine Täuschung sein, Stimmen waren nicht so schwer zu fälschen. „Ich dachte, ich klopfe vorher? Conflagratio.“, das Portrait entsicherte und Draco trat ein, stockte allerdings kurz beim Anblick des Zauberstab in Harrys Händen. Dieser seufzte, wobei die Spannung aus seinem Körper wich und ließ die Waffe sinken, bevor er meinte: „Ich bin vorsichtig geworden.“ „Paranoid. Wir sind hier sicher.“, Draco schloss das Portrait. „Hat man ja durch Key gesehen.“, er steckte den Stab zurück in den Halfter an seinem Oberschenkel und ließ sich auf das Sofa sinken. Draco nahm schweigend neben ihm Platz, legte den Kopf an seine Schulter und eine Hand an die andere. Wie im Reflex ließ Harry den Arm von der Lehne um ihn sinken und legte die Wange auf dessen seidenes Haar. „Ja, ich weiß... ich übertreibe. Aber ich habe verdammt noch mal Angst um euch. So viel Angst, dass ich sie gut und gerne zugeben kann. Ich kann manchmal vor lauter Sorge kaum schlafen. Vielleicht ist jetzt Ruhe, aber was wird der nächste Schlag sein? Ich kann nur reagieren, weil ich nicht in der Lage bin etwas voraus zu sehen.“ „Könntest du das, würdest du dir nur einen noch größeren Kopf drum machen. Lass uns doch einfach die Ruhe genießen. Ich habe in einem Buch ein paar schöne, neue Ideen entdeckt...“ „Draco, ich denke, wir müssen reden.“ Der Blonde fuhr auf, die Augen schreckgeweitet. Er schluckte, erstarrte praktisch, der Blick huschte kaskadenartig über Harrys Gesicht. „Hm?“, der Schwarzhaarige zog die Augenbrauen zusammen, sah über seine Schulter, aus dem Fenster und wandte sich wieder Draco zu, „Was?“ „Um... worum geht es?“, dessen Stimme klang kalt, zittrig, wie ein Blatt im Winter, dürres Laub im Herbst, bibbernd und bangend. „Ich will dich nicht verlieren.“, Harry trat zur Couch hinüber, kniete sich daneben und nahm Dracos Hand, „Ich werde erst gar nicht versuchen die Meinung zu vertreten, dass es besser wäre, wenn wir Abstand halten. Das halten wir beide nicht aus. Aber ich halte es für wichtig, dass wir den Schein bewahren.“ „Weshalb du Ginny heiratest. Ich weiß.“, Draco griff nach ihren vereinten Händen, ließ seinen Blick zwischen diesen und den grünen Augen auf und ab fahren, „Das steht bald an, nicht wahr?“ „Ja.“, Harry zog dessen Hände an sich und setzte einen Kuss darauf, „Aber das wird nicht reichen.“, er konnte den anderen zittern spüren, tiefe Falten zwischen den blonden Augenbrauen und ein glänzender Film auf seinen Augen, „Du hast mir am Anfang des Schuljahres gesagt, dass du dich verloben musst. Dass du nach der Schule heiraten musst.“, er griff nach dessen Oberarm und massierte diesen mit einer Hand, „In deiner- nein, unserer Welt ist das so anerkannt. Es ist die Norm. Und es wäre sehr auffällig, wenn wir davon abweichen würden.“ „Du- a- aber... das kann ich nicht.“, Dracos Gesicht verzog sich, „Ich habe es damals vielleicht zu verdrängen versucht, aber ich bin so schwul, wie man es nur sein kann. Ich könnte sie nicht mal anfassen. Wie soll ich die Hochzeitsnacht überstehen?“ „Stell dir vor, sie sei ich.“, Harrys rechter Mundwinkel hob sich. „Ich soll mich hinlegen und die Beine spreizen?“, der Blonde grinste, obwohl die Verzweiflung noch in seinen Zügen stand, „Meinst du, sie ist bereit einen Strap-On zu tragen?“ „Was für... nein, ich will es gar nicht wissen.“, der Kniende schüttelte den Kopf, ging aus der Hocke und glitt neben Draco auf die Couch, „Vielleicht sollten wir das üben... wir brauchen schließlich jede Menge kleiner, blonder Engel, nicht?“ „Du willst...“, dieser blinzelte. Harry grinste nur, packte ihn am Kragen und zog ihn über sich, während er auf die Couch zurück sank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)