Eisengel von Gepo (Einige Monate später) ================================================================================ Kapitel 6: Halloween -------------------- Ach, könnt ich mein Wort an dich richten. Ach, könnt ich die Wahrheit gestehen. Ach, könnt’st du dies Gefühl nur erwidern, ich würde vor Glück vergehen. Wo ist mein Mut nur geblieben? Er scheint mir auf ewig verloren. Doch weiß ich, ich muss ihn finden; denn ich habe dich auserkoren. Zu sein an meiner Seite und allen Gefahren zu trotzen. Lass uns auf ewig zusammen vor Liebe und Glück strotzen. „Hey, Ron. Hast du mein Hemd gesehen?“, der Schwarzhaarige erwartete erst gar keine Antwort, während er durch sein Schlafzimmer wuselte und von Ron die Tür bewachen ließ, während Hermine und Ginny mit Ted im Wohnzimmer saßen. Nicht, dass er irgendeine Bewachung brauchte oder gewollt hätte. Eigentlich hatte sich ihm Ron mehr oder weniger aufgedrängt, nachdem die Mädchen ihn fast furienartig aus seinen Klamotten reißen wollten, um ihn in diese oh-wie-niedlichen oder ach-so-süßen Kleider zu stecken, die sie mitgebracht hatten. Aber im Endeffekt hatte Ron ihm damit wohl auch etwas Gutes getan. Er hatte Ruhe sich umzuziehen, auch wenn er sich ein wenig wie ein Sträfling kurz vor der Verhandlung fühlte. Tja, Ron… seit ihrem Streit hatten sie nicht viele Worte gewechselt. Von Hermine hatte er eine Absage zum gemeinsamen Tee bekommen. Sie schienen beide ein Problem damit zu haben, dass er sich für Malfoy entscheiden würde, wenn sie ihn vor die Wahl stellten. Aber was sollte er mit Freunden, die ihn nur mochten, wenn er sich so verhielt, wie sie es wollten? So hatte das nicht zu laufen. Wie erwartet hatte Ron seine Frage geflissentlich ignoriert. Höchstwahrscheinlich wusste er die Antwort auch nicht. Hatte er das Ding zur Vorsicht in seinen Nachtschrank getan? Nein, da waren nur seine ganzen Erinnerungsstücke. Das Fotoalbum seiner Eltern, der zerbrochene Zwei-Wege-Spiegel, der Schnatz, den er in seinem ersten Kampf gefangen hatte und zu Beginn des Jahres extra suchen gegangen war und seit neuestem: Ein Zeitungsartikel. Bisher hatte es Harry ja nie interessiert irgendwelche Artikel über ihn aufzubewahren. Aber dieser hier war besonders. Er war anders. Er war von der Boulevardseite des Tagespropheten und groß prangte auf ihm: Harry Potter und der Ruhm des Sieges London. Harry Potter ist wohl jedem ein Begriff. Mit seinen nur achtzehn Jahren – ja, dieses eine Mal hatte sie sogar sein richtiges Alter angegeben – hat er Werke vollbracht, von denen andere nur zu träumen wagen. Mehrfache Siege über Ihn-dessen-Name-nicht-genannt-wird und seine Gefolgsleute, Auszeichnungen für seinen Verstand, seinen Mut und sein Talent wie den Orden des Merlin erster Klasse, den Kelch des trimagischen Turniers und zahlreiche Quidditchpokale – dies sind nur Beispiele seiner Erfolgsgeschichte. Doch seit neuestem wagt er mit ganz neuen Trophäen aufzuwarten. Wer sind die mysteriösen Damen an seiner Seite? Gesichtet wurde er mit ihnen letzten Sonntag inmitten der belebten und gut besuchten Winkelgasse, eine an jedem Arm. Eine der Damen, welche durch ihr flammend rotes Haar als Ginevra Weasley identifiziert werden konnte, trug dabei Harry Potters Sohn Teddy Remus Potter bei sich. Dieser war ursprünglich Potters Patensohn und Kind des verstorbenen Ehepaars Remus und Nymphadora Lupin, Letztere Nichte zweiten Grades von Potters berüchtigten Patenonkel Sirius Black. Und nicht, als wäre Ginevra Weasley kein Begriff! Schon in ihrem ersten Schuljahr wurde sie Opfer der Basiliskenanschläge in Hogwarts und wurde von niemand anderem als Harry Potter persönlich in letzter Sekunde befreit. Lange hörte man nichts von ihr, bis sie in ihrem fünften Jahr offiziell Potters Freundin wurde. Und doch erreichte uns vor wenigen Monaten die Nachricht über die Trennung des Traumpaares. Sind sie nun wieder vereint? Doch was bedeutet dann die Anwesenheit der ominösen blonden Schönheit, die Harrys anderen Arm okkupierte? Entwickelt sich unser charismatischer Held zu einem Casanova? Der Tagesprophet und Rita Kimmkorn bleiben für sie am Ball. Dazu ein wundervolles Bild, als wären sie geradewegs auf die Kamera zugegangen. Nur hatte die Sonne durch den Hut den Schatten so geworfen, dass das Gesicht der blonden Person nicht zu erkennen war. Wäre Rita Kimmkorn hier und jetzt anwesend, er hätte sie in den Arm genommen und geküsst. Er hatte Draco seit Monaten nicht mehr hemmungslos lachen hören, aber sie hatte es mit diesem Artikel geschafft die Blockade zu lösen – natürlich erst, als sie allein waren, aber selbst Dracos Schmunzeln, als er den Artikel in der großen Halle zum ersten Mal las, wäre diese Tat wert gewesen. Einfach grandios. Und der Blonde sah in diesen grünen Klamotten, der er gekauft hatte, umwerfend aus. Um es genau zu nehmen… in der Kleidung, die Harry ihm gekauft hatte. Es machte Spaß seine beiden Täubchen – wie er sie derzeit nannte – zu beschenken. Und es passte gut zu Harrys grünen Strähnen. Und ja, er trug sein Haar nun immer so, wie der Friseur sie ihm gemacht hatte. Es sah wirklich gut aus – was nicht seine Einschätzung war, sondern die der weiblichen Bevölkerung, die ihm Fanpost zugesandt hatte. Jeden Morgen stritten sich die Eulen um einen Platz bei ihm. Seamus hatte schon gefragt, ob er nicht eine Sekretärin einstellen wolle. „Harry, träum nicht, mach dich fertig!“, rief Ginny belustigt aus dem Wohnzimmer, „Du musst als Schulsprecher das Fest beginnen. Lass nicht alle warten!“ Oh ja, davor grauste es ihm jetzt schon. Das Halloweenfest. Und er sollte tanzen – schon wieder. Als hätte er nicht schon einmal bewiesen, dass er es nicht konnte. In seiner Eile sprach er den eingeübten Make-up-Spruch fast falsch – zum Glück sah er trotzdem so aus, wie er es gewollt hatte. „Mein lieber Dementor…“, wandte er sich an Ron, „Lass uns ziehen.“ „Für das Kostüm braucht man gewisse Nerven…“, murmelte Draco, der sich neben Harry für den Punsch anstellte. „Wieso?“, erfragte dieser, während er den anderen musterte. Er trug die grünen Sachen, die er ihm geschenkt hatte, darüber eine glänzende Schürze, geschuppte Handschuhe und war so geschminkt, als würde Blut über sein Gesicht laufen. „Nun, schwarze Hose und Umhang, grün in grün gemustertes Oberteil, Silberapplikation – das zeigt mir einen Slytherin. Schwarze Haare, schwarze Augen und weiße Haut sagen entweder Snape oder Riddle.“, er schluckte, „Gemessen daran, dass du Respekt vor Snape hast, vermute ich… Riddle.“ „Du bist der erste, der es durchschaut hat.“, flüsterte der Jüngere und rückte näher an den Größeren, „Alle anderen denken, ich sei Salazar Slytherin.“ „Tz.“, Draco stieß die Luft aus, „Kunst- und Geschichtsbanausen. Ich bin Salazar Slytherin. Der Mann hat kein Schwarz gemocht.“ „Aber Drachenlederhandschuhe? Und was ist mit dem Blut?“, Test aufs Exampel: Er war auch Kunst- und Geschichtsbanause. „Der Legende nach wurden seine Zaubertränke so gut, weil er jedem das Blut von Neugeborenen hinzufügte. Barer Quatsch, aber Furcht erregend für Idioten.“, der leicht Größere schnaubte, „Nun ja, wenigstens hat man mich erkannt. Obwohl ich denke, dass das bei dir auch einige getan haben… du bist wirklich der einzige, der so etwas tragen kann, ohne dabei vollkommen anmaßend zu sein.“ „Ein neuer Vorteil des Harry-Potter-Seins: Man kann sich als Tom Riddle verkleiden.“, der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, „Bald beginnen die Vorteile zu überwiegen, wenn das so weitergeht.“ „Ach, Harry…“, ein angedeutetes Lächeln legte sich auf die Lippen des Älteren und beide sahen sich einige Sekunden in die Augen, „Nun… wo ist eigentlich Ted?“ „Bei Ginny, Hermine oder Luna. Ich habe heute Abend babyfrei.“, was auf Dracos Gesicht angedeutet war, war auf Harrys vollkommen, „Bis Mitternacht kann ich tun und lassen, was ich will.“ „Oha…“, sie ließen sich Punsch geben, „Wie wäre es dann mit einem Spaziergang? Im Innengarten?“ „Sehr gern.“, automatisch nahm der Blonde den Platz rechts von Harry ein – nur den Arm hakte er nicht ein. Dafür waren sie bei weitem im falschen Umfeld. „Der Himmel ist wirklich wunderschön…“, schwärmte der Aristokrat, lehnte sich gegen den Jüngeren und ließ sich einen Arm um die Schulter legen. „Ja.“, bestätigte dieser, „Jede Nacht wird einem solch eine Schönheit geschenkt und wir Menschen missachten sie… selbst das ist doch schon grausam, meinst du nicht?“ „Ich hätte das gern mal wirklich aus Voldemorts Mund gehört.“, gab Draco trocken zurück. „Ich auch.“, erwiderte der Schwarzhaarige anstatt zu lachen, „Heute jährt sich der Todestag meiner Eltern zum sechzehnten Mal.“, seufzend legte er seinen Kopf auf Dracos, „Siebzehn Jahre sind sie schon tot. Ist das vorstellbar?“ Er konnte spüren, wie der Blonde schluckte und sich von Harry löste, um ihm ins Gesicht sehen zu können. „Es tut mir Leid.“ „Dir?“, der Arm um Dracos Schulter sank zu seiner Taille, um ihn mitziehen zu können, „Du hattest doch gar nichts damit zu tun. Dir braucht nichts Leid zu tun.“ „Traditionell übernimmt der Erbe alle Schulden seiner Vorgänger. Die Taten meines Vaters sind als die meinen anzusehen. Und darum entschuldige ich mich auch.“, der Blonde ließ sich ohne Gegenwehr zu einer der Bänke führen, die den Innenhof säumten. „Aber dein Vater hat doch für sie gebüßt…“ „Aber nie bereut.“, warf der junge Mann ein, „Das ist es, was ich zu übernehmen habe. Zu bereuen, zu entschuldigen, die Konsequenzen seines Handelns auf mich zu nehmen. Ich habe den Ruf der Familie wiederherzustellen. Wir sind keine grausamen Monster, wir sind Edelmänner. Wir sind die Elite. Wir repräsentieren die alte Magie, die Sitten und die Moral unserer Ahnen.“ „Klingt, als hätten sie dich einer Gehirnwäsche unterzogen.“, urteilte der Schwarzhaarige trocken. „Das ist die Überzeugung, die ich vertrete. Ich habe ein Ziel. Was hast du?“ „Ich…“, die Stimme Harrys versagte. Verdammt. Was hatte er? Wofür kämpfte er? „Ich… ich möchte Ted eine Familie bieten. Ich möchte die schützen, die mir wichtig sind.“ „Und für dich selbst?“, der Blonde wandte sich vom Sternenhimmel ab und sah zu dem Jüngeren, „Was willst du für dich?“ „Wie meinst du das?“, erkundigte sich Harry. „Na, irgendetwas musst du doch auch für dich selbst wollen. Du kannst doch nicht nur für andere leben. Also, was möchtest du?“ Der Schwarzhaarige lehnte sich zurück und legte den Kopf in den Nacken. Was er für sich selbst wollte… schwer zu sagen. Er wollte Auror werden. Aber das hatte er nur gewollt, weil er im Kampf gegen Voldemort helfen wollte. Weil er seine Eltern rächen wollte. „Ich möchte Ruhe.“, antwortete er schließlich, „Ich möchte, dass die Leute nicht über mich reden, nicht weggehen, weil ich auftauche, sich nicht verstellen, weil ich ich bin, nicht für Autogramme oder Handschütteln oder Mitleidsbekundungen bei mir antanzen… ich will einfach normal sein. Ich möchte nicht besonders und anders und was auch immer alles sein. Ich möchte einfach nur ich sein.“ Dracos Arm legte sich auf seine Brust, die Hand an eine seiner Schultern, der Kopf auf die andere. Er flüsterte ihm leise zu: „Und wer bist du?“ „Harry. Einfach nur Harry. Harry, typisch englischer Vorname, Potter, typisch englischer Nachname. Der Durchschnittstyp. Unspektakuläre Arbeit, unspektakuläres Haus, unspektakuläre Familie. Einfach ein Irgendwer. Der freundliche Herr von nebenan.“ „Hm…“, der Blonde seufzte laut, „Das ist so verdammt unterschiedlich von meiner Vorstellung vom Leben…“ „Möchtest du noch immer hochgejubelt im Rampenlicht stehen?“, der Jüngere hob seine Hand, um sie auf Dracos zu legen. „Nun ja… nicht so radikal… aber…“, sein Blick wandte sich zu dem Mann, an den er sich lehnte, „Eigentlich ja. Ich möchte, dass das, was ich sage, für Menschen wichtig ist. Oder eher das, was andere für mich sagen. Ich möchte im Hintergrund die Fäden ziehen. Ich meine… ich bin als Mensch ziemlich durchschnittlich, wenn nicht sogar schlecht. Alles, was ich habe, ist Geld und ein Name, der beschmutzt ist. Außerdem möchte ich, dass Mutter wieder auf Feiern eingeladen wird, wenn sie Askaban wieder verlässt.“ Sie schwiegen für einen kurzen Moment und betrachten die Sterne. „Mutter liebt Feiern, weißt du? Für sie ist es wichtig angesehen zu sein. Sie hat doch sonst nichts im Leben, jetzt, wo Vater… tot ist.“, der Ältere schluckte, „Es… es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht damit belasten. Ich wollte nicht…“ „Draco?“, unterbrach der Schwarzhaarige ihn, „Hör auf.“ „Es… entschuldige, es-“ „Nein.“, der Blonde biss sich auf die Lippen, „Höre auf dich zu entschuldigen. Wenn das dein Traum ist, dann wirst du dem Namen Malfoy wirklich wieder entsprechen müssen. Und ein Malfoy ist überzeugt von sich, egal, was er tut. Was ein Malfoy sagt, ist richtig, selbst wenn es barer Quatsch ist. Was ein Malfoy will, hat zu geschehen. Wenn du über etwas sprechen willst, dann tust du das, egal, was andere wollen. Malfoys sind egozentrische Wesen, die andere die Konsequenzen spüren lassen, sollten sie nicht das tun, was ein Malfoy von ihnen erwartet.“ Die Augenbrauen Dracos hatten sie zusammengezogen, in seinem Blick lag etwas Flehendes. Oh doch, das war die Wahrheit. So und nicht anders. „Aber… ich wäre eine Witzfigur.“ „Du warst eine Witzfigur, so lange du nicht wusstest, was du dir leisten durftest. Früher hast du mit deiner Macht experimentiert, hast deine Grenzen ausgetestet und selbst Fehltritte waren nicht allzu schlimm, weil über dir immer dein Vater schwebte. Heute musst du deine Grenzen neu testen, aber du darfst keinen Fehltritt mehr machen, weil du keinen Schutz mehr hast. Also sei vorsichtig.“, ihre Blicke trafen sich, „Aber eins darfst du nicht sein: Unsicher. Unsicherheit macht verletzlich. Du darfst dich nicht hassen. Du musst dich lieben. Jede deiner Eigenarten und vielleicht sogar Schwächen, du musst sie lieben. Und das wirst du ab jetzt tun.“ „Aber-“ „Draconis.“, Harry drückte die Hand unter seiner, „Du bist ein Drache, deswegen trägst du diesen Namen. Ich weiß, dass du das sein kannst. Du hast es mir oft genug bewiesen. Du kannst bei mir gerne das sein, was du als schwach bezeichnest, aber wenn du dich selbst hasst, kann nicht einmal ich dir helfen.“ Die Stirn des Älteren lag in tiefen Falten, die Augenbrauen hatten sich zusammen gezogen. Der leicht geöffnete Mund schloss sich, sein Adamsapfel begann zu wandern, während sich seine Lippen hart zusammenpressten. „Ich weiß, dass ist keine einfühlsame Art dir das zu sagen. Und es tut mir Leid, dass ich dir so vor den Kopf gestoßen habe. Aber ich weiß keine andere Art es auszusprechen. Bitte…“, Harry löste die Hand von seiner Schulter, schloss seine eigene vollständig um sie, „Ich möchte dich glücklich sehen. Ich weiß nicht, wie man mit dem glücklich sein kann, was du erstrebst, aber wenn das dein Traum ist, dann möchte ich dir helfen. Darum lass dich bitte nicht fertig machen, erst recht nicht von dir selbst. Das ist so dämlich… entschuldige, das war wieder beleidigend. Ich weiß, wie schön der Tod ist, ich habe ihn erlebt. Aber ich weiß auch, wie schön das Leben sein kann. Nur, wenn man sich selbst hasst, dann verwehrt man sich beides… es liegt kein Sinn darin sich zu hassen. Du hilfst damit niemandem, dir selbst erst recht nicht.“ Das waren sicher die falschen Worte. Irgendeinen Sinn musste der Selbsthass haben. Aber er war ihm so unbegreiflich… sich selbst bis zur Wertlosigkeit zu degradieren, ja, das kannte er von sich selbst. Aber hassen? „Harry?“ Die beiden jungen Männer drehten den Kopf in Richtung der Stimme. Luna? War etwas mit Ted? „Was ist passiert?“, rief der Grünäugige alarmiert und stand auf. „Oh, seid vorsichtig, in diesen Büschen hausen Nargel.“, warnte die Blonde, während sie näher herantrat – anscheinend schien die Nachricht nicht so sehr von Belang zu sein. Oder doch? Wer wusste das schon bei ihr? „Ist etwas mit Ted?“ „Oh ja.“, sie nickte langsam, bevor sie fortfuhr, „Er ist kräftig geworden.“ Der Stehende blinzelte kurz, schüttelte den Kopf und fragte: „Was meinst du damit?“ „Sieh selbst…“, sie streckte den Arm aus in Richtung Balkon, „Er ist bei Professor Granger.“ Harry hastete sofort los. Wer wusste, was jetzt wieder passiert war. Aus Lunas kryptischen Worten würde er ja eh nicht schlau werden. Ein Blick zur Seite bestätigte, dass Draco nur Zentimeter hinter ihm war. Fast atemlos klopfte Harry an die Tür seiner Professorin, während Draco gerade die letzten Treppenstufen nahm und auf ihn zustolperte. Was war mit Ted? War sie wirklich mit ihm zu sich verschwunden? Ginny hatte gesagt, sie wüsste es nicht genau. Sie war doch- „Ja, bitte?“ Harry seufzte erleichtert. Das klang beruhigend genug. „Ich bin’s, Harry. Kann ich reinkommen?“ „Natürlich.“, mit einem Kopfnicken deutete er Draco an mit ihm zu kommen. „Hi.“, meinte er nur, während sie beide eintraten, „Ist etwas mit Ted?“ „Oh, hat Luna di- ah… euch geholt?“, ihr Lächeln erschlaffte merklich beim Anblick Dracos, „Nun…“, sie wandte sich ab und ging hinüber zu dem Babybett, was sie bei ihr aufgestellt hatten, „Er versucht seinen Kopf zu heben. Das ist eigentlich die ganze Neuigkeit.“ Ein Lächeln breitete sich auf Harrys Gesicht aus, während er sich neben sie stellte. Tatsächlich! Dieser kleine Racker. War ja auch wirklich mal Zeit. Oh wie… die Muskeln des Babys spannten sich sichtbar an, während er seinen Kopf für einige Momente vom Kissen hob und ihn fast direkt darauf wieder fallen ließ. „Mein Baby…“, flüsterte der Schwarzhaarige voller Stolz und sah kurz nach links und rechts, „Draco?“, warum stand der den noch in der Türschwelle, „Komm, sieh dir das an!“ Der Blonde warf einen Blick zu Hermine, wartete einen Atemzug, hob schließlich den Kopf und schlenderte selbstsicher wirkend zum Babybett. Genau das – so sollte ein Malfoy sein. Ja nicht unsicher. Die grauen Augen richteten sich auf die ebenfalls blonde Gestalt im Bett. Ein noch breiteres Lächeln legte sich auf Harrys Lippen. Okay, auch Malfoys durften Schwächen haben. Eine Schwäche für kleine, platinblonde Babys auf jeden Fall. Die musste schließlich auch sein. Dracos Ausdruck hatte sich beim Anblick Teds völlig entspannt. Die Lider sanken um einiges herab, seinen Mund umspielte ein Ausdruck von Glückseligkeit und Stolz. „Du hast einen wundervollen Sohn.“, versteckt zwischen ihren Umhängen spürte Harry, wie Draco seine Hand griff und kurz drückte. „Danke, Hermine.“, die Hexe erwiderte sein dankbares Lächeln und winkte ihnen hinterher, „Bis morgen, Professor Granger.“ Der Blonde an seiner Seite nickte ihr nur zu, doch auch ihm winkte sie hinterher, während sie sich mit Ted in Harrys Räumlichkeiten zurückzogen. „Das lief doch gut.“, wandte sich der Schwarzhaarige nach der ersten Ecke an den Größeren neben sich. „Dafür, dass meine Tante sie vor meinen Augen gefoltert hat, ist sie extrem nett...“, seine Hand schnellte zu Harrys und legte sich in seine, während er hörbar schluckte. „Bellatrix trägt nicht den Namen Malfoy. Sie trägt den Namen Black. Ich bin der offizielle Erbe der Blackfamilie, demnach müssten ihre Taten auf meinen Schultern lasten – auch wenn du enger mit ihr verwandt bist. Also wage es nicht dich auch dafür schuldig zu machen.“ „Okay.“, Dracos Mund verzerrte sich zu einem unechten Lächeln, „Ich habe ihr trotzdem nicht geholfen. Ich hätte es tun sollen, das weiß ich heute.“ „Dann geh und entschuldige dich.“, meinte der Schwarzhaarige nur. „Ich kann doch nicht einfach-“ „Natürlich kannst du. Warum solltest du nicht?“, Harry sagte seinem Eingangsportrait das Passwort. „Weil... also...“, der Ältere wurde an der Hand in die Wohnung gezogen, „Ich glaube nicht, dass ich die richtigen Worte finde.“ „Granger, tut mir Leid, dass ich dir damals auf Malfoy Manor nicht geholfen und mich in der Schule so abartig dir gegenüber verhalten habe. Ich hoffe das nun nach und nach ablegen zu können.“, er grinste den verdattert Blinzelnden verwegen an, „Reicht völlig.“ „Irgendwie...“, der Blonde legte den Kopf schief, „...hast du etwas von deinem Paten.“ „Echt?“, Harry schien zu strahlen, „Was denn?“ „Das Raubtiergrinsen.“, irgendein Funkeln war da in seinen Augen... „Und die Direktheit.“ Der Grünäugige spielte ihm ein Schmollen vor, bevor er wieder raubtierartig grinsend erwiderte: „Ist das etwas Schlechtes?“ Wie eine echte Großkatze schlich er auf den Blonden zu und sah von kurz vor seiner Brust zu dem Größeren auf. Draco wich nicht zurück, wie Harry zuerst erwartet hatte. War es also okay, dass er in solcher Nähe zu ihm stand? Interessan- Der Schwarzhaarige erstarrte. Das. Konnte. Nicht. Sein. Warm. Alles, was er wahrnahm, war Wärme. Die heiße, brennende Wärme auf seinen Lippen. Nein... Die Lider der grausilbernen Augen wirkten wie auseinander gerissen, als Draco zurückwich. Einen Moment begegneten sich ihre Blicke, hakten ineinander, lösten sich, indem der Blonde seinen Körper herum riss und beinahe stolpernd auf den Flur stürzte und den Flur herab rannte. Ein... Kuss... Der Schwarzhaarige strich mit den Fingerkuppen über seine Lippen. Draco hatte... das konnte doch nicht... er presste die Hand gegen seinen Mund. Sein Kopf wandte sich von rechts nach links und zurück. Erst danach wurde er dem Schreien des Babys auf seinem Arm gewahr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)