Pokémon Quest [Buch 1] von xRajani (Das Erbe des Giratina) ================================================================================ Kapitel 59: Der Stolz eines Drachens ------------------------------------ Lang ist's her. Genauer gesagt sind zwei Monate vergangen, seit dem ich das letzte Kapitel hochgeladen habe. =/ Es tut mir schrecklich Leid, das ihr so lange warten musstest, aber irgendwie kam immer etwas dazwischen. Klausuren, Schreibblockade und PC-Panne genauer gesagt. x_x" Na ja, hier ist es nun - Kapitel 59! Ja, Kapitel 59! xD Und es werden noch viele folgen. *hust* Viel Spaß. >_< 59. Kapitel Der Stolz eines Drachens Stunden waren vergangen, seitdem das Trio aufgebrochen war. Obwohl die Herbstsonne mittlerweile ihren höchsten Stand erreicht hatte, spendete sie bloß wenig Wärme und Licht. Die Kraft der Sonne wurde schwächer, angesichts der Tatsache, dass die Tage allmählich kürzer wurden. Die beschrittenen, verschlungenen Pfade waren von der Zerstörungswut des gestrigen Sturmes verwüstet. Oftmals wurden ihre Wege durch Hindernisse versperrt; Äste, die die Beschaffenheit eines ausgewachsenen Stahlos besaßen, und gar umgestürzte Bäume behinderten das Trio. Der Wind trug kühle, feuchte Luft heran, sodass feiner Dunst von den Mooren aufstieg. Dieses Schaubild versetzte das Unterbewusstsein der Jugendlichen in Unruhe. Auch wenn die Bäume bereits begannen ihre Blätter bunt zu färben, war ihr Blätterwerk dicht. Feiner Sonnenglast tanzte auf der Erde, sobald der Wind mit den Blättern spielte. Doch dieses Bild wich, als sie das Moorgebiet, welches sich um Weideburg erstreckte, verließen und betraten eine wundersame Landschaft, die von den Farben des Herbstes dominiert wurde. Gelb. Orange. Rot. All diese Farben zauberten wundersame Kontraste. Bloß der Spitzturm eines Gebäudes ragte zwischen den hohen Baumwipfeln hervor und mochte das Antlitz dieser Landschaft stören. Nachdem ihre müden Glieder begannen zu schmerzen, entschied sich das Trio zu rasten, in der Nähe eines kleinen Sees, der vom hohen Gras umgeben war. Noch immer überragte der Spitzturm das Gebiet, als wäre jener ein uralter Wächter dieser Landschaft. Haruka erschauderte bei diesem Gedanken und ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm nieder. „Meine Füße tun weh!“, jammerte das Mädchen, schaute Rika und Shuu an, die in den bedeckten Himmel sahen. Wolken trieben am Himmelsfirmament. Nichts erinnerte an das Unwetter, das hier gestern getobt hatte. Hernach glitten Shuus Blicke zu Rika hinab, die sich neben Haruka niedersetze. „Rika.“, begann er. „Kennst du den Turm in der Ferne?“ Überrascht blickte das Mädchen auf. „Natürlich.“, erwiderte die Schwarzhaarige. „Es ist das Landgut eines Adelsmannes aus Shinou.“ Sie schaute nun ebenfalls den Turm in der Ferne an. „Nachdem seine Frau gestorben war, widmete er sich vollends den Pokémon. Er schuf einen großen Garten, den die Bewohner Shinous auch Trophäengarten nennen, aber dieser Mann ist ein Angeber, denn er prahlt gerne mit der Vielfalt an Pokémon in seinem Garten an.“ Abermals schweiften die Augen des Koordinators ab und hielten an dem rot überdachten Turm inne. Welche groteske Vorstellung in dieser Landschaft ein großes Anwesen zu wissen! Die Braunhaarige räkelte sich in der Sonne und seufzte. Es war herrliches Wetter! „Wir sollten unseren Pokémon einwenig Auslauf geben.“, meinte das Mädchen und erhob sich mit diesen Worten. Demnach umfassten mit ihren Finger die sechs Pokébälle am Gürtel und warf jene empor. „Genießt das schöne Wetter!“ Augenblicklich erhellte das gleißende Licht der Pokébälle die Umgebung für einige Momente, bis sich die Körper der Pokémon materialisierten. Rika und Shuu schauten auf Haruka zurück. Zeitgleich warfen der Koordinator und die Schwarzhaarige ihre Pokébälle in die Lüfte, die die Pokémon im Inneren der magischen Kugeln offenbarten. Hernach streckten sich die Pokémon genüsslich im Sonnenlicht. Das milde Wetter war angenehm. Endlich konnten sie ihre Lungen mit frischer Luft füllen! Psiana strich um Harukas Beine umher. Ihre klugen Augen waren auf ihre Trainerin gerichtet, die sie mit einem vertrauten Maunzen aufforderte, sie hochzuheben. Lächelnd kam das Mädchen dieser Forderung nach und hob vorsichtig die werdende Mutter hoch. Ihr Bauch war erheblich runder geworden. Ab und an glaubte Haruka Bewegungen zu spüren. Lange durfte die Geburt nicht mehr auf sich warten lassen. Doch wann war es soweit? Beruhigend streichelte das Mädchen Psiana über den Rücken und entlockte der Lichtkatze ein entspannendes Schnurren. Nein. Sollte die Geburt in Bälde erfolgen, so wäre Psiana nicht so entspannt. Nicht so ruhig. Haruka legte den Kopf in den Nacken, versuchte sich zu erinnern, was ihr Schwester Joy gesagt hatte, nachdem sie erfahren hatte, dass Psiana trächtig war. Was waren die ersten Anzeichen einer Geburt? Sie hatte es vergessen! Unsicher glitten ihre Blicke zu Shuu, der den Pokémon Futter zubereitete. Jedem Pokémon mischte er sein eigenes Futter an; Riolu, Lugia und Psiana bekamen ein spezielles Kraftfutter, das den Körper stärkte. Sein Wissen war vielfältig. Überraschend viel kannte er die Bedürfnisse von Pokémon, wusste, welches Futter die verschiedenen Arten mochten. Haruka war froh mit ihm zu reisen. Shuu war ein guter Koordinator, besser als sie jemals erwartet hätte. Ein Lächeln umspielte ihre Gesichtszüge. Früher hätte sie sich diese Tatsache niemals zugestanden! Ja, die Liebe veränderte die Menschen, machte aus Rivalen Menschen, die sich liebten. Wütende Rufe erregten die Aufmerksamkeit des Trios. Wenige Herzschläge später entkam ein Schnauben aus Faitas Nüstern, während der Hengst die Ohren streng nach hinten legte. Vorsicht war geboten! Ein kurzes Aufbäumen und ein schrilles Wiehern unterstrichen seinen Zorn. Der Boden erzitterte unter den donnernden Hufen. Knapp verfehlten die harten Horngebilde die Köpfe der sich streitenden Pokémon. Töricht war es sich um Nahrung zu zanken! Und noch törichter war es, regungslos zwischen den Hufen eines wütenden Gallopas zu verharren! Doch wer nicht hören wollte, musste fühlen! Rasch war Rika auf die Füße gesprungen und eilte an die Seite des Hengstes. Sie versuchte ihn zu beruhigen, doch ihre Worte vermochten nicht das Feuerpferd zu beschwichtigen. „Faita, es reicht!“, befahl das Mädchen, die sich nun gegen seine Brust stemmte um ihn von jeglicher Tat abzuhalten. Faita ließ sich nicht beruhigen. Vollkommen in ihrer Angst erstarrt, blickten Nidoran und Riolu empor, obwohl Gallopa nervös tänzelte und die Hufe gefährlich nahe kamen. „Macht das ihr hier weg kommt!“, zischte Rika ihnen zu, die daraufhin ihren Worten Folge leisteten und die Flucht ergriffen. Hernach sprach Rika beruhigend auf den Hengst ein. Bloß mühselig ließ sein leicht reizbares Gemüt nach. Schließlich atmete das Mädchen auf, klopfte Faita auf den Hals und wandte sich nun wieder von ihm ab. Während Haruka sich vergewisserte, ob Riolu und Nidoran nichts geschehen war, senkte der blaue Hase beschämt den Kopf. Sie spürte den brennenden, verächtlichen Blick von Rika. „Lass es.“, sagte Rika zu ihrer Freundin. „Ich kümmere mich schon um Nidoran.“ Zweifelnd sah Haruka das Mädchen an. Keinesfalls blieb die Kühle ihrer Stimme ihr verborgen, ebenso das wütende Funkeln ihrer Augen. Ihr Zögern verriet ihre inneren Bedenken, doch Rika schaute die Brünette bloß auffordernd an, die sich nun schweigsam erhob. Nidoran wimmerte leise und legte die Ohren an, traute sich nicht den Blick zu heben. „Ja, genau. Schäm dich, Nidoran. Du hast nicht nur Faita aufgeregt, sondern auch Riolu in tödliche Gefahr gebracht durch deinen Leichtsinn!“, tadelte Rika ihr Pokémon hart. „Und du bist ein nu-“ Plötzlich erfüllte ein scharfes Fauchen die Luft. Psiana hatte ihr Fell gesträubt, knurrte, während der Schwanz umher peitschte. Bloß wenige Herzschläge später erfüllte ein schmerzvoller Schrei die Luft. Aufschreckt sprang Haruka auf die Füße. „Psiana!“ Sorge schwang in ihrer Stimme mit, als sie sofort erkannte, wessen Schrei es war. Sie erstarrte. Ein Pokémon wandte das Haupt den Trainern zu, seine Reißzähne freilegend, und das Maul zu einem überheblichen Grinsen verzogen. Seine schimmernden Schuppen kamen in einem zartem blau daher. Die Gestalt jener Kreatur wirkte schlank, schmächtig und schwach. „Ein diebisches Kindwurm.“, stellte Rika trocken fest. „Das hat mir noch gefehlt.“ Der kleine Drache entblößte drohend seine Fangzähne. Eine Warnung. Nein, eine Herausforderung! Shuu grollte abwertend. „Nicht mehr lange. Nachtara! Ruckzuckhieb!“ Nur zu gerne kam die Schattenkatze seinem Befehl nach. Nachtara hatte die Ohren zurückgelegt, während ein aufgebrachtes Fauchen seine Kehle verließ. Dieses Vergehen würde Nachtara niemals unbestraft lassen! Nachtara rannte auf den Drachen zu, der seinen Kopf ruckartig zu dem schwarzen Pokémon wandte, und durch einen kraftvollen Stoß zurückgeworfen wurde. Kindwurm aber schlug die Krallen in den Boden, um die Wucht des Ruckzuckhiebes zu mindern. Zornig fauchte der kleine Drache, öffnete das Maul, in dem sich nun faustgroße Feuerkugeln bildeten. „Ausweichen!“, war bloß der Befehl Shuus. Geschickt duckte sich Nachtara unter den ersten Gluthagel hinweg, dann brach die Katze nach links aus. Kindwurms Kopf folgte den Bewegungen Nachtaras. So musste sich jenes Pokémon verzweifelt zur anderen Seite werfen, um Glut erneut entkommen zu können. Nachtaras Atmung wurde schwerer. Er durfte nicht verlieren! Kindwurms Angriffs würde Nachtara zu bestrafen wissen! „Greife es nun wieder mit Ruckzuckhieb an, Nachtara!“ Nachtara nickte bloß. Die Schattenkatze beschleunigte dann ihren Lauf. Kindwurm spannte seinen Körper an und sprang seinem Gegner entgegen. Kopf an Kopf prallten die beiden Pokémon zusammen, aber durch den harten Steinschädel Kindwurms wurde Nachtara weggeschleudert. Shuu fluchte. Dieses Pokémon war stärker, als er gedacht hatte! „Eisenschweif, schnell!“ Nur einen kurzen Lidschlag berührten Nachtaras Pfoten, bevor er wieder auf Kindwurm zu schnellte, dessen Maul von bläulichem Licht umtanzt wurde. Der Schweif wurde in metallischen Glanz eingehüllt. Doch plötzlich entsprang Kindwurms Maul ein blauer Flammenstrahl. Nachtara schrie auf. Sodann prallte das Pokémon auf den Boden auf. „Nachtara!“ Shuu rannte zu seiner Schattenkatze und hob das Pokémon behutsam auf den Arm. Der Kopf hing regungslos herab. Nachtara war ohnmächtig geworden. Provokativ bleckte Kindwurm die Zähne und stieß ein triumphierendes Knurren aus. Jener Hochmut verärgerte Rika. Es war ein Rebell, ein Unruhestifter, der zur Rechenschaft gezogen werden musste! Nachdem Kindwurm Psiana und Nachtara verletzt hatte, würde es keinesfalls straflos entkommen mögen! „Nidoran!“ Das Pokémon blickte auf. Ein beißender Unterton schwang in Rikas Stimme mit. Sollte diese Strenge nun die Bestrafung für ihren Ungehorsam sein? Doch Rikas Lippen wurden von einem spöttischen Grinsen umspielt. „Jetzt wirst du beweisen können, wie stark du wirklich bist!“ Nidoran stierte ihre Trainerin im Unglauben an. Wie oft hatte sie sich gewünscht, dass Rika sie anerkannte?! Bloß ein knappes Nicken entgegnete das Weibchen und wandte sich Kindwurm zu, das das Pokémon überheblich anstarrte. Sie durfte um ihrer Ehre willens nicht gegen Kindwurm verlieren! „Mach dich bereit, Kindwurm!“, warnte Rika. Dieses erwiderte ein Knurren, dann öffnete es sein Maul. Sein Rachen glühte rötlich im Feuerschein. Hernach schuf es faustgroße Glutkugeln, die Nidoran drohten zu verletzen. „Ausweichen.“, schalt Rika. „Dann Kratzer.“ Das blaue Pokémon spannte den Körper, sprang zur Seite, um dem Flammenhagel entgehen zu können. Als Kindwurms Glut erlosch, preschte Nidoran vorwärts, richtete sich mit dem Oberkörper auf und spreizte die kurzen, dennoch scharfen, Krallen. Rötliche Striemen zeichneten nun Kindwurms Gesicht, das nun ein erzürntes Fauchen ausstieß. „Biss!“ Eine Rangelei entfachte, als die Pokémon Körper an Körper miteinander kämpften. Nidoram bäumte sich auf, um sich in Kindwurms Schulter zu verbeißen, aber jenes versuchte sich seinen Flammenatem gegen die Häsin zu richten. Doch dies gelang ihm nicht. So duckte sich der Drache zu Boden und gleich darauf traf eine harte Kopfnuss die Gegnerin. Der Schmerz plagte das Pokémon, als es einige Meter zurückgeschleudert wurde. Halt fanden ihre Krallen auf dem aufgeweichten Boden. So leicht würde sie nicht besiegen lassen! Jenen Moment der Schwäche nutzte Kindwurm und rannte auf Nidoran zu. „Mach schon!“, bellte Rika umbarmherzig. „Und stoppe es mit Giftstachel!“ Schwerfällig erhob sich Nidoran, wankte einen kurzen Lidschlag, dann aber fand es zu ihrer Balance zurück und formte ein Hagel von violett schimmernden Stacheln. Sofort hielt Kindwurm inne und schleuderte erneut Feuerkugeln auf das hasenähnliche Pokémon. In der Hitze jener Glut verschmorten die Giftstachel und trafen auf Nidoran, welches einen spitzen, klagenden Schrei ausstieß. Taumelnd versuchte sich Nidoran aufrecht zuhalten, während Kindwurm mit faszinierender Geschwindigkeit sich auf sie zu bewegte. „Reiß dich zusammen!“, schalt ihre Trainerin erneut und erweckte Nidoran aus dem Dämmerzustand. „Doppelkick!“ Vorspringend ergriff nun Nidoran die Gegenwehr. Ein Duo harter Tritte beförderte den Drachen in den Staub. Keuchend starrte der Hase ihren Gegner zu Füßen an. Das Hochgefühl des Sieges schlich sich in die ermüdeten Glieder. Hatte sie gewonnen?! Nein! Langsam sich Kindwurm, stemmte seine Arme gen Boden und richtete sich auf. „Beende es, Nidoran! Kratzfurie!“ Rasch verließen ihre Pfoten den Boden. Bedrohlich fuhr Nidoran die Krallen aus. Plötzlich wurde sie aber von einer zart bläulich durchzogenen Flammenzunge eingehüllt. Einen gellenden Schrei stieß Nidoran aus, bevor es lautlos zu Boden ging und in einen erholsamen Schlaf sank… Flammenfunken stieß Kindwurm aus den Nüstern, die sogleich verglühten. Fluchend blickte Rika auf Nidoran herab. Ihr Hochmut hatte das Pokémon unvorsichtig werden lassen! Ohne weitere Beachtung dem ohnmächtigen Pokémon zu schenken, wandte sich Rika dem Drachen zu, der ihren Blick starr erwiderte, bevor er das Diebesgut zusammen klaubte und dann im Gebüsch verschwand. „Warte, du verdammter Dieb!“, rief Rika wütend, doch Kindwurm hielt nicht inne, sondern kicherte bloß vergnügt über sie! „Das mag Kindwurm wohl nicht aufhalten.“, sprach plötzlich eine fremde, rau klingende Stimme. Jene veranlasste das Trio erschrocken herum zu wirbeln. Ein älterer Mann von gedrungener Gestalt stand vor ihnen. Das Haar war aschgrau und schien gepflegt zu sein. Besänftigend lächelte dieser die Jugendlichen an. „Entschuldigt. Ich wollte euch nicht erschrecken.“ Noch immer angespannt, fragte Haruka: „Wer sind sie?“ Das Lächeln des Mannes war beherzt freundlich. „Mein Name ist Mr. Fukuba, der Besitzer des Landguts und der umliegenden Ländereien.“ Stumm sah sich das Trio aneinander an, entspannten sich jedoch. Solch einen bedeutsamen Mann hatten sie mit Misstrauen empfangen! Haruka räusperte sich. „Wir wussten nicht-“ Beschwichtigend hob der alte Herr die Hände. „Schon gut, schon gut. Ich habe euch überrumpelt. Wie heißt ihr?“ „Mein Name ist Haruka.“, antwortete die Brünette. „Und das ist…“ „Rika.“ „Und ich bin Shuu.“, beendete der Koordinator mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen. „Es freut mich, euch unversehrt anzutreffen.“, sagte Mr. Fukuba erleichtert. „Ich hoffe, dass Kindwurm hat euch nicht allzu große Plagen bereitet hat?“ Verächtlich schnaubte Rika. „Dieses Biest hat drei unserer Pokémon verletzt hat und noch wichtigen Proviant geklaut.“ Bestürzt schaute Mr. Fukuba die jungen Trainer an. Wie konnte er ihnen bloß helfen? „Dass tut mir Leid. Darf ich euch zu einem Essen in meinem bescheidenem Heim einladen?“ Abermals schauten sich Haruka, Shuu und Rika unsicher an. Gewiss waren sie hungrig. Ihre Vorräte waren knapp und würden nur unter strengem Aufteilen bis nach Herzhofen reichen. Doch konnten sie diese großzügige Einladung bedenkenlos annehmen? Oder war es unhöflich dieses Angebot abzulehnen? Sie entschieden sich rasch. „Wir nehmen dankend an.“, sprach Shuu, während Mr. Fukuba zufrieden lächelte. Nachdem sie durch ein Tor gegangen waren, das von steinernen Arkani bewacht wurde, beschritten die Jugendlichen nun zögerlich einen großen Garten. Ihr Weg war von Blumenbeeten gesäumt, die, obwohl der Winter nahte, noch nahezu ihre sommerliche Pracht trugen. Gedämpftes Surren erfüllte die Luft. Liebevoll kümmerten sich Käfer- und Pflanzen-Pokémon um die Herrlichkeit der Blumen. Trotz der fürsorglichen Pflege aber begann die Schönheit der Blumen langsam zu welken. Haruka und Shuu wandten die Blicke ab. Erstaunt hielten sie inne und starrten das große Gebäude an, dessen Gemäuer aus dunkelrotem Ziegelstein war. Ihre Augen betrachteten die schönen Verzierungen der Fassaden. An Stahlseilen rankte sich Efeu entlang, kletterten die Wände empor und umgaben die in Stein geschlagenen Abbilder erhabener Pokémon. Diese Erscheinung ließ das Gebäude nahezu märchenhaft erscheinen. Ohne dem Anwesen eines Blickes zu würdigen, schritt Rika voran. Diese Schönheit ließ das Mädchen kalt. Was bedeutete Reichtum, wenn man in völliger Einsamkeit, abgeschieden von der Zivilisation, lebte? Schließlich folgten Shuu und Haruka der Schwarzhaarigen und passierten eine hölzerne Tür, die überraschenderweise schlicht gehalten war. Diese Einfachheit wurde jedoch vom Prunk der Eingangshalle wettgemacht. In die oberen Etagen führten zwei Treppen, die rechts und links lagen. Die Stufen waren von einem weinroten Teppich bedeckt und die Wände wurden von teuren Gemälden geschmückt. „Willkommen in meinem bescheidenen Heim.“, sagte Mr. Fukuba feierlich. Rika sah sich um und stieß ein gedämpftes „Ts“ aus. Bescheiden nannte er dieses Ambiente? Dieser Mann hatte wohl eine Zuneigung zu Untertreibungen! Shuu ließ ihr einen finsteren Blick zukommen, den das Mädchen fest erwiderte. Dann wandte sich mit einer ruckartigen Bewegung den Kopf ab, als eine junge Frau herbeieilte, die ein schlichtes Kleid trug. „Herr! Ihr seid von Ihrem Spaziergang wieder zurück?“, begrüßte das Dienstmädchen rasch den Hausherrn, der ihr ein freundliches Nicken schenkte. „Shizuka, würdest du unseren Gästen ein Mahl richten lassen?“ Diese bejahte mit einem knappen „Jawohl“, nachdem sie das Trio aufmerksam gemustert hatte. Sie trat zurück und ging vornehmen Schrittes davon. Mr. Fukuba räusperte sich, als er sich wieder zu den Jugendlichen drehte. „Tretet doch ins Wohnzimmer ein. Ihr wollt euch sicherlich ausruhen.“ Haruka, Shuu und Rika sahen sich aneinander an. Gewisslich waren die letzten Stunden ermüdend gewesen. Eine kleine Ruhepause würde ihnen sichtlich gut tun. Einige Stunden waren vergangen, nachdem Mr. Fukuba die Jugendlichen in sein getrautes Heim eingeladen hatte. Während sich Shuu eine Erholung gönnte, kümmerte sich Haruka um Psiana. Rika war nicht bei ihnen. Doch diese Tatsache berührte Haruka nicht. Vielmehr war sie in Sorge um Psiana. Vorsichtig tastete sie den Körper ihres Pokémons ab, erwartete zu jeder Zeit, das Psiana vor Schmerz aufjaulen würde. Doch diese schien bloß einige Schürfwunden durch den Kampf gegen den Drachen erlitten zu haben. Ihr ruhiger, flacher Atem, als würde Psiana schlafen, beunruhigte Haruka. Sie wirkte apathisch und schien ihre Umgebung nicht wirklich wahrzunehmen. Hatte sie vielleicht etwas übersehen? War Psiana vielleicht in Lebensgefahr und sie erkannte diese Tatsache nicht? Haruka erschrak, als Shuu seine Arme um den Hals seiner Freundin legte und ihr einen Kuss auf den Nacken hauchte. „Shuu.“, wisperte sie erschrocken. „Du hast mich erschreckt.“ Obwohl Haruka nicht das Gesicht ihres Freundes sah, wusste sie, dass er lächelte und sie konnte sich einwenig entspannen. Durch seine Gegenwart fühlte sich die Koordinatorin fast wie befreit von ihren Ängsten. Shuu löste seine Umarmung und setzte sich neben Haruka, die ihren Kopf auf seine Schulter legte. „Mach dir keine Sorgen.“, sprach der Koordinator, während er Psiana über das glatte Fell strich. „Ihr wird schon nichts Schlimmes passiert sein. Sie ist nur erschöpft.“ Ja, Psiana war bloß erschöpft, nichts weiter, versuchte sich Haruka einzureden, aber ihre Furcht um ihr Pokémon war trotz allem stärker. Die Brünette hob den Blick. „Wie geht es Nachtara? Ist er stark verletzt?“, wollte sie sorgenvoll wissen. Shuu schüttelte den Kopf. „Nein, nur ein paar bedeutungslose Kratzer.“, erwiderte er, während seine Augen auf sein Pokémon schweiften, welches friedlich auf einem Kissen lag. „Nachtara schläft jetzt fest.“ Erleichtert schloss Haruka die Augen und seufzte. Großes Glück hatten sie gehabt, denn dieser Kampf hätte auch andere Folgen haben können. Immerhin erwartete Psiana Junge! Wohl aus diesem Grund hatte Nachtara Psiana beschützen wollen und war trotzdem verletzt worden. Haruka hob wieder den Kopf und sah ihm in die smaragdgrünen Augen, als sie an diese Tatsache dachte. Sie hatte ihm gar nicht bedankt! „Du? Ich habe mich gar nicht für deine schnelle Reaktion vorhin bedankt.“, meinte das Mädchen. „Meinetwegen ist Nachtara auch verletzt.“ Lächelnd verzogen sich die Mundwinkel des Grünhaarigen. „Bedanke dich nicht bei mir, sondern bei Nachtara. Es war sein eigener Wunsch gewesen Psiana zu beschützen.“ Die Augen der Brünetten glitten zur Nachtkatze, dessen Bauch sich bei jedem Atemzug ruhig und langsam hob und wieder senkte. Haruka lächelte. „Streng dich mehr an, Nidoran!“, trieb Rika ihr Pokémon unablässig an, welches keuchend Hundemon gegenüber stand und kaum mehr stehen konnte vor Erschöpfung. Leichte Blessuren zeichneten den gedrungenen Körper von Nidoran. Der Schattenhund stand reglos da. Sein Körper war unberührt, kein Kratzer minderte die Anmut des Pokémons. Bloß seine Augen fixierten starr den blauen Hasen. Das Zittern des zierlichen Körpers und die Angst, die Hundemon witterte, blieben dem Schattenhund zu keiner Zeit verborgen. Eine Brise wog sanft die Blumen, spielte mit den dunklen Haaren des Mädchens, deren Lippen einen knappen Befehl formten. Die Schnauze war in Falten gelegt, als das Pokémon sein Maul öffnete. Flackerndes, rotes Licht schimmerte in seinem Rachen auf, dann verformte sich dieses unscheinbare Flimmern in eine Flammenkugel. Nidoran stand wie betäubt diesem Angriff gegenüber. Ihre Gedanken überschlugen sich. Doch sie nahm all ihren Mut zusammen und sprang zur Seite. Nur mit knapper Not konnte Nidoran dem glühenden Feueratem Hundemons entgehen, der neben ihr niedergegangen war, und doch wurde die Luft aus ihren Lungen gepresst, als sie sich kopfüber überschlug und gegen einen Baum prallte. Schwerfällig, mit pochenden Schmerzen in den Gliedern, rappelte sich Nidoran auf die Pfoten. „Du musst dich besser koordinieren, Nidoran! Keine kopflosen Aktionen mehr!“, tadelte Rika erneut. Sie ballte ihre Faust, öffnete diese jedoch wieder. Ihre Geduld glich einem seidenen Faden. Diese Niederlage gegen Kindwurm würde sich das Mädchen nicht bieten lassen! „Spukball!“ Eine finstere Aura umschwirrte die schlanke Schnauze Hundemon, als sich ein Energieball aus purer schwarzer Kraft bündelte. Nach wenigen Herzschlägen schleuderte der Schattenhund jenen auf seine Gegnerin. Ein kehliger Schrei entfuhr dem Hasen. Meterweit wurde Nidoran zurück geschleudert und drohte hart auf den Boden zu prallen. Doch geschmeidig wand sich das Wesen in der Luft und landete auf den Pfoten, die leicht unter dem Gewicht nachgaben. Nidoran hechelte erschöpft, verbarg aber diese Schwäche vor ihrer Trainerin. Mit Verachtung strafte Rika ihr Pokémon. Und diese Bestrafung wollte Nidoran nicht hinnehmen. So war der Angriff, der nun folgte, unerwartet und verblüffte Rika in ihrem Sein. Hundemons Kehle entkam gedämpftes Grollen, als Nidoran sich geschwind vom Boden abstieß und schließlich zwischen die Schulterblätter des Schattenhundes sprang. Tief versenkten sich die Schneidezähne im Hals Hundemons, das nun ein knurrendes Jaulen ausstieß und versuchte Nidoran zu Boden zu schleudern. Doch das schmächtige Pokémon ließ sich nicht leichtfertig abschütteln, sondern bohrte die spitzen Krallen ins Fell des Schattenhundes. Die Schwarzhaarige starrte Nidoran schweigend an, während sich dieses noch immer verbissen gegen Hundemon zu behaupten versuchte, rutschte jedoch ab, sodass der Schattenhund ein Hinterlauf zu packen bekam, und den Hasen auf den Boden schleuderte. Dann strauchelte Hundemon. Seine Pupillen wurden zu schmalen Schlitzen und stierten Nidoran an, das wenige Augenblicke reglos liegen blieb, bis die Kampfgeister das Pokémon die nahende Ohnmacht verhinderten. Schwer keuchend erhob sich Nidoran wieder und stieß ein zischendes Fauchen aus. Hundemon sträubte das Nackenfell und erwiderte die Drohgebärden mit grollendem Zähnefletschen. „Hundemon, genug. Das Training ist zu Ende.“, schalt die Trainerin den Schattenhund, der nun seine Haltung lockerte und Nidoran den Rücken kehrte. Erleichtert über das Ende des zehrenden Trainings ließ sich das Nidoranweibchen nieder. Hechelnd rang sie um Luft und leckte die zahlreichen Wunden an ihrem Körper. Verstohlen, gar mit einem Hauch von Neid, betrachtete Nidoran aus den Augenwinkeln, das sich Rika neben ihren treuen Gefährten kniete und die Wunden an den Schultern in Augenschein nahm. Als ihre Finger die tiefen Kratzer behutsam berührten, entblößte der Schattenhund die Fänge unter den Lefzen. Leise sprach Rika lobende Worte zu ihm, bevor sich das Mädchen schließlich erhob. Jene geflüsterten Worte verachtete Nidoran und wandte den Blick mit einem traurigen Flackern ab. Hoffentlich fühlte Hundemon nun jene Schmerzen, die ihren Körper beinahe taub werden ließen! Nidorans Ohren zuckten und neigte den Kopf. Erschrocken stieß sie ein Quietschen aus, während sie zurück wich, die Ohren eng an den Körper gepresst. „Halt still.“, sagte Rika mit gedämpfter Stimme. „Sonst kann ich deine Wunden nicht anschauen.“ Nachdem der Schreck überwunden war, stellten sich langsam die Ohrmuscheln Nidorans wieder auf. Kein Geräusch, keine Bewegung entging ihrer Aufmerksamkeit. Bloß ein angenehmes, wohliges Prickeln durchrann den gedrungenen Körper, als Rikas Finger vorsichtig über ihre glatte Haut tasteten. Ihre Nase blähte sich unter dem Geruch Rikas, der ihr, obwohl sie seit einiger Zeit das Mädchen begleitete, noch so fremd war. Wie sehr Nidoran sich immer diese Nähe gewünscht hatte! Unerwartet riss ein brennender Schmerz das Pokémon aus den Gedanken. Einen spitzen Schrei stieß Nidoran aus. „Ruhig. Es geht vorbei.“ Nidorans Augen glitten herab und betrachteten etwas Feuchtes auf ihrer Wunde am rechten Bein. Obwohl sie noch immer das quälende Pochen fühlte, merkte Nidoran, das der Schmerz allmählich abflaute. Das Mädchen kraulte die Häsin zwischen den Ohren, dann erhob sich Rika. „Du solltest dich-“, begann sie, stockte, als jemand ihren Namen rief. „Rika!“ Die Schwarzhaarige erkannte die Stimme. Haruka. Die Brünette blickte auf Hundemon und Nidoran, die neugierig ihre Köpfe hoben, und das Mädchen musterten. „Du trainierst?“, stellte Haruka fragend fest. Ihre Blicke waren auf Nidoran geheftet, das in den letzten Stunden von Rika grob behandelt worden war. Und obwohl es Verletzungen durch Kindwurm erlitten hatte, trainierte Rika mit ihr?! Ein knappes Nicken erwiderte Rika. „Ja, aber für heute reicht es. Nidoran ist erschöpft und sollte sich ausruhen.“ Haruka blieb stumm. Würde sie Rika nun tadeln, würde die Freundin es nicht schätzen. Rasch verdrängte das Mädchen diese Gedanken. Rika wusste, was sie tat! „Mr. Fukuba hat uns angeboten hier zu übernachten.“, berichtete Haruka rasch auf den fragenden Blick der Schwarzhaarigen. Diese seufzte nun. Es gefiel ihr nicht, dass sie erneut an diesem Ort gefesselt waren. Sie verloren so viel Zeit! Teilnahmslos zuckte Rika die Schultern. Es war ihr gleichgültig, welche Entscheidung sie trafen. „Somit hätten die Pokémon Zeit sich gänzlich auszukurieren.“, merkte sie an. Dass dem Mädchen dieses Angebot nicht fiel, wusste Haruka. Sie erwiderte bloß ein knappes Nicken und verfiel in Gedanken. Gewiss, die Zeit drängte, denn in einigen Monaten begannen das große Festival und die Championsships. Ob sie es wohl noch schafften ihre Bänder und Orden zu erringen, um teilnehmen zu dürfen? Rika schritt in jene Richtung aus der Haruka soeben gekommen war. Gemächlich folgten Hundemon und Nidoran ihrer Trainerin, die inne hielt und zurück blickte. „Kommst du nicht mit, Haruka?“ Die Angesprochene schaute hoch. „Doch, ich war nur in Gedanken.“, antwortete sie rasch. Das Mädchen beschleunigte ihre Schritte um zu Rika aufzuschließen. Diese verzog die Lippen zu einem schwachen Lächeln. „Wie geht es Psiana und Nachtara?“, erkundigte sich Rika, während sie durch die Eingangshalle gingen. „Glücklicherweise wurden sie nicht ernsthaft verletzt. Aber sie sind auf dem Weg zur Besserung.“ Harukas Augen schweiften ab und erblickten Shuu, der am Türrahmen des Speisezimmers lehnte. Anscheinend hatte er auf ihre Rückkehr bereits gewartet. „Da seid ihr ja wieder.“, ertönte die Stimme Shuus. Der Koordinator schaute zu Haruka, die neugierig den Kopf zu ihm wandte, als sie den schwachen, bissigen Unterton seiner Stimme aufschnappte. „Dein Minidrache hat mal wieder den Tisch abgeräumt.“ Ein Stöhnen entkam Haruka. Ihr wurde schlagartig bewusst, aus welchem Grund Shuu sonderlich gereizt war. Der Koordinator schätzte es nicht, wenn sie ihm die Verantwortung über Lugias Tun übergab. Nun aber verspürte sie einen Hauch von Furcht, als sie das Speisezimmer betrat. Was erwartete sie? Pures Chaos? Sogleich fluchte das Mädchen, als sie sich in ihrer Annahme bestätigt fühlte. Der Raum war vollkommen verwüstet. Haruka wollte den Blick beschämt abwenden, doch sie konnte nicht. Ungläubig ließ sie ihre Augen schweifen. Einige Stühle waren umgestürzt. Das edle, braune Holz war gesplittert. Scherben übersäten den durch Flüssigkeit getränkten Boden und blitzten unheilvoll zwischen dem soeben gekochten Essen auf. Belustigt verzogen sich die Lippen Rikas zu einem Grinsen. „Sollten Lugia eigentlich nicht in der Lage sein zu fliegen?“ Jene Bemerkung ignorierte das Mädchen. Langsam glitt Harukas Blick auf Lugia, das zitternd im Zentrum ihres verursachten Chaos saß. Zorn ergriff Haruka, doch als das leise Jaulen ihres Schützlings an ihre Ohren drang, verlor sie sich aber schließlich in beklemmende Sorge. „Lugia!“, keuchte die Brünette mit erstickter Stimme. Die Jungdrachin schien Haruka nicht zu bemerken. Ihr angespannter Körper bebte vor schockierter Furcht. Entsetzt jaulte sie auf, als Haruka sie aus den Trümmern zehrte. Nun war es wieder der Aufgebrachtheit, die Überhand gewann. „Was hast du dir dabei gedacht?“, herrschte Haruka ihr Pokémon an. Ihr Tonfall war schroff, sodass Lugia furchtsam zusammen zuckte. Die Augen der Koordinatorin funkelten zornig und sahen Lugia fest an. Noch immer zitterte das silberne Pokémon, doch nicht aus Angst bebte ihr Körper. Seichte Blutschlieren rannen über den rechten Flügel des jungen Pokémons und tropften unablässig auf den Boden. Ein Glassplitter war in ihre Schulter gerammt. Höllische Schmerzen vergifteten Lugias Körper. „Du bist verletzt!“, stieß Haruka schuldbewusst aus. Ihr schwindelte, als sie den schweren, unangenehmen Blutgeruch einatmete. Sie spürte, dass ihr Magen wütend gegen diesen Anblick rebellierte. Benommen sah sich Haruka um, fühlte aber nur, wie sie am Arm gepackt wurde und weggezogen wurde. Shuu sah sie sorgenvoll an, schätzte ab, ob seine Freundin den Anblick des Blutes noch ertragen konnte. Als ein leises Stöhnen von ihr kam, schlangen sich Shuus Arme um ihre Hüfte und zogen das Mädchen endgültig von ihrem Schützling fort. „Wir müssen die Blutung stoppen.“, hörte die Brünette Rika ruhig sprechen. Kühl richtete sich das Mädchen auf und schnappte kurze Blicke der Bediensteten auf, die scheu die Augen abwandten und wie erstarrt auf die Unordnung stierten. „Was stehen Sie so rum?“, fauchte Rika scharf. „Holen Sie einen Erste Hilfe Kasten!“ Ein wütender Blick Shizukas wurde der Schwarzhaarigen zugeworfen, die den Blick fest erwiderte. Ihre Gesichtszüge waren ausdruckslos und wirkten kühl. Shizuka schnaubte. Was erlaubte sich dieses arrogante Mädchen bloß? Doch es war ihre Pflicht zu gehorchen. So neigte das junge Dienermädchen das Haupt und eilte hinaus. Bloß nach wenigen Augenblicken kehrte Shizuka zurück. Einen kleinen roten Koffer trug sie bei sich, den Rika ohne dankbare Worte an sich nahm. Sie ließ sich auf den Knien vor Lugia nieder, welches noch immer zitterte. „Shuu? Hilfst du mir? Du musst sie etwas beruhigen.“ Knapp nickte der Koordinator, warf einen besorgten Blick Haruka zu, während sich sein Griff lockerte. Vor Entsetzen war ihr Gesicht blass, dann aber wandte er sich Rika zu und schritt zu ihr. „Kannst du so was?“ Lächelnd sah sie ihn an. „Erste Hilfe Kurse im Pokémon Center sind ganz hilfreich, wenn man eine Reise antritt.“, erwiderte sie amüsiert. Behutsam fasste das Mädchen an den Flügel, der blutüberströmt war, während Shuu beruhigende Worte zu dem Pokémon sprach. Leise wimmernd klagte Lugia ihre Schmerzen. Durch Shuus Worte milderte sich ihre Angst. Trotzdem war durch den Blutverlust Eile geboten! Hastig öffnete die Schwarzhaarige die rote Kiste, griff nach den Einmalhandschuhen und zog diese über, bevor sie drei Kompressen-Verpackungen nahm. Diese riss Rika eilig auf und legte diese auf die Wunde. Den Splitter konnte Rika nicht rausziehen. Es war zu gefährlich, dass die Blutung durch einen Druckverband nicht mehr zu stoppen war. Hernach öffnete sie ein kleines Päckchen, das ein dreieckiges Tuch beinhaltete und faltete dieses in eine krawattenähnliche Form. Rika führte das Tuch unter Lugias Flügel hindurch, legte ein restliches Verbandspäckchen dazwischen und verknotete es nun fest. Dabei ignorierte sie Lugias schmerzhaftes Jammern, als Druck durch das Verbandspäckchen auf die Wunde ausgeübt wurde. Dadurch dass verletzte Gefäße zusammengedrückt wurden, sollte die Blutung somit gestillt werden. „Zunächst genügt es, aber wir sollten so schnell wie möglich zum Pokémon Center aufbrechen.“, sprach Rika, nachdem sie sich erhoben hatte. Ernst schaute sie Haruka an, die noch immer, wie gelähmt auf Lugia starrte. Dann aber bemerkte die Koordinatorin den Blick ihrer Freundin. Abwesend nickte sie. Shuu bemerkte die Anwesenheit ihres Gastgebers, der geschockt durch den Raum sah. „Es tut uns Leid für dieses Chaos.“, entschuldigte sich der Koordinator, hoffte aber inständig, dass Mr. Fukuba sie nicht sofort aus seinem Heim schmiss. Jede vernünftige Person würde dies wahrscheinlich tun. Doch der Mann begegnete Shuu mit einem gutmütigen Lächeln. „Lugia ist ein junges, ungezügeltes Pokémon.“, erwiderte der Hausherr gespielt freundlich. Rika neigte ihren Kopf zur Seite. Ihre Blicke trafen Mr. Fukuba und musterten ihn aufmerksam. Sie erkannte das leichte Zittern seiner Hände und ihr wurde bewusst, dass seine Freundlichkeit nur eine Fassade war. Ob Shuu diese Tatsache ebenfalls bemerkte? Gewiss, Shuu senkte demütig das Haupt. Ihm war es unangenehm, dass Lugia stets solche Probleme verursachte. Der Jungdrachin fehlte es an Erziehung und doch behielt der Hausherr Recht: Lugia war jung und ungestüm. Ein ohrenbetäubendes Knallen zerriss die Luft. Das Glas zerbarst und ergoss sich klirrend auf dem Boden. Durch den Lärm aufgeschreckt, wirbelten Mr. Fukuba und die jungen Trainer erschrocken herum. Sie erstarrten, als sich Kindwurm aus den Scherben erhob. Fauchend reckte es seinen Kopf und entblößte dabei seine Fangzähne. Der Schattenhund trat mit gesenktem Haupt vor, die Lefzen hochgezogen und das Nackenfell gesträubt. Zornig bleckte Hundemon die perlweißen Fänge. Ohne auf den Befehl seiner Trainerin zu warten, stieß sich Hundemon kraftvoll vom Boden ab. Kindwurm erwiderte mit einem tiefen Grollen, während es seinen Kopf in den Nacken legte und das Maul öffnete. Bläuliches Licht tanzte in seinem Rachen, bündelte sich zu einer Flammenzunge, die den Zerberus bloß knapp verfehlte. Hundemons Kiefer umschlossen den schmächtigen Leib des kleinen Drachens. Einer willenlosen Puppe gleich wurde Kindwurm durch die Luft geschleudert. Erneut erklang das klirrende Geräusch von berstendem Glas. Benommen schlug Kindwurm mitten in einem Beet von Blumen auf. Rasch stand Hundemon über Kindwurm. Knurrend stemmte das Pokémon die Pfoten auf die Brust des am Boden liegenden Gegners und drückte den Drachen in den Staub. Plötzlich aber traf etwas Blaues auf Hundemons Flanke und brachte den Schattenhund aus dem Gleichgewicht. Er strauchelte, begann zu wanken, wandte sich dann aber grollend um und starrte auf Nidoran, das ebenfalls fauchend vor ihm stand. „Ni-Ni-Nido~ran!“, gab die Häsin von sich. Die angespannte Abwehrhaltung des Pokémons ließ zu keiner Zeit nach, während sie starr dem Zerberus in die roten Augen sah. Dieser bedachte Nidoran mit einem kurzen Blick, dann lockerten sich seine Muskeln und das gesträubte Nackenfell legte sich glatt wieder an den Körper an. „Hundemon! Nidoran! Hört auf!“ Den Kopf neigte Hundemon zur Seite. Es war die Stimme ihrer Trainerin, die ihnen zurechtweisend zurief. Der Schattenhund gehorchte und trat von Kindwurm zurück. Nidoran aber harrte aus, schaute auf den Drachen herab, der sich auf die Beine rappelte und den Mut hatte, um ein drohendes Knurren ausstieß, welches Nidoran mit einem wütenden Fauchen erwiderte. Das Weibchen stieß sich mit den Pfoten vom Boden ab und rammte Kindwurm unerwartet, sodass es einen kurzen Herzschlag die Balance verlor. „Nidoran!“, rief Rika erneut streng, aber das Pokémon beachtete seine Trainerin nicht. Ihre Augen waren auf Kindwurm gerichtet, das seine Oberlippe warnend kräuselte. Harukas Augen schweiften wenige Sekunden zu Nidoran hinüber, dann sah die Brünette Rika an. „Es scheint, als wolle Nidoran kämpfen.“, äußerte Haruka ihre Gedanken. Rika aber schwieg, beobachtete ihr Pokémon, das, obwohl sie durch das Training verletzt war, kämpfen wollte. Sollte sie Nidoran diesen Wunsch gewähren oder das Pokémon in ihrem Stolz kränken? „Nidoran, mach dich bereit!“ Das Mädchen spürte die überraschten Blicke von Shuu und Haruka auf sich, aber sie machte sich keine weiteren Gedanken über diese Tatsache. Vielmehr fokussierte Rika ihre Konzentration auf den bevorstehenden Kampf. Als das Nidoranweibchen die geschundenen Muskeln anspannte, den Hals hochmütig reckte und ein zustimmendes Fauchen gab, legte Kindwurm den Kopf in den Nacken. Sein Rachen wurde in glimmendes Licht getaucht, während sich faustgroße Glutbälle formten. „Weich aus, dann Kratzfurie!“, befahl Rika. Flink stieß sich Nidoran vom Erdboden ab und begab sich in die Lüfte. Bedrohlich fuhr die Häsin die Krallen aus, verletzte die ungeschützte Flanke des kleinen Drachens, der daraufhin ein wütendes Fauchen ausstieß. Einen kurzen Moment taumelte es. Nun war es Kindwurm, das sich kraftvoll vom Boden abstieß. Noch bevor Nidorans Pfoten wieder die Erde berührten, traf der harte Schädel ihren Bauch. Mit dem Rücken knallte das Nidoranweibchen auf, während die Luft gewaltsam aus seinen Lungen herausgepresst wurde. Einige Sekunden rang Nidoran um Atem. „Lass dich nicht unterkriegen, Nidoran!“, munterte Rika ihr Pokémon auf. Keinesfalls duldete Nidoran eine mögliche Niederlage, sondern sie rappelte sich tapfer auf die Beine, obwohl die Beine unter ihrem Gewicht leicht zu zittern begannen. Nicht zu übersehen war, dass es die Blessuren des Trainings, die Nidorans Schwäche verursachten. Kindwurm ließ der Häsin keine Zeit um sich kurz auszuruhen, sondern griff rücksichtslos wieder an. Abermals reckte der Drache den Kopf vor, bereit für eine niederschmetternde Kopfnuss. „Schnell, Giftstachel!“ Als Nidoran rasch zur Seite sprang, spie das Pokémon einen Hagel giftiger Stacheln auf Kindwurm, das in seinem Angriff inne hielt, um mit seinen Ärmchen sein Gesicht zu schützen. Einige verletzten leicht die Haut, andere bohrten sich ins Fleisch, doch Kindwurm zog diese ohne zu zögernd heraus, bevor sie ihre Giftwirkung hätte entfalten können. Nidoran grollte missbilligend über den Fehlschlag ihres Angriffs, wurde jedoch durch einen Befehl ihrer Trainerin wieder aufmerksamer. „Es ist beschäftigt, Nidoran, greife es mit Biss an!“ Nidoran neigte den Kopf zu Rika und nickte ihr zu. Dann sprang das Pokémon. Kindwurm folgte der Bewegung, öffnete das Maul, in dem nun ein glühender Feuerball sich bündelte. Jener spaltete sich in einen Gluthagel, als der kleine Drache die flammende Kugel auf Nidoran schleuderte. Glimmende Feuerfunken streiften die Schultern des Pokémons, das mit einem Aufschrei auf die Erde fiel. Bloß wenige Herzschläge blieb Nidoran regungslos liegen, bis sie, schwer keuchend und vollkommen erschöpft, ihre Beine gegen den Boden stemmte. Jede Faser ihres zierlichen, müden Körpers begehrte rebellierend auf. Der Drache stieß ein Brüllen aus, dann preschte Kindwurm auf Nidoran zu, das durch den steinharten Kopf gegen die Hauswand gerammt wurde. „Rika, ruf Nidoran zurück, es ist am Ende!“, drängte Haruka besorgt. Mit jedem vergangenen Moment wuchs die Angst, das Nidoran nicht ohne schwere Verletzungen diesen Kampf überstehen würde. Schweren Herzens beobachtete Rika all die Bemühungen ihres Pokémons, das wehrlos am Boden lag und von Kindwurm malträtierte wurde. Jeden Schmerz empfing Nidoran mit großer Freude, bloß um Anerkennung bei ihrer Trainerin zu gewinnen. Nachdem sich Kindwurm mit einem triumphierenden Grinsen abwandte, blieb die Häsin bewegungslos liegen. Zahlreiche Wunden zierten ihren schmächtigen Körper. Rika rannte auf ihr Pokémon zu, ignorierte das Glas, das unter ihren Schuhsohlen hässlich quietschte, hielt jedoch inne, als sich Nidoran unerwartet regte. Die Beine zuckten, dann drückten sie sich mühevoll vom Boden ab, während die Blicke des Pokémons hasserfüllt auf Kindwurm gerichtet waren. Eine innere Flamme trieb Nidoran an, flüsterte ihr zu, nicht aufgeben zu dürfen. Eine Niederlage gab es für Nidoran nicht. Nein! Durfte es nicht geben! „Nidoran, hör auf!“ Schwer atmend rappelte sich Nidoran auf, schwankte einen kurzen Moment, beachtete ihre Trainerin aber nicht. Stolz warf Nidoran den Kopf in den Nacken und stieß einen entschlossenen Schrei aus der Kehle. Dann erstrahlte plötzlich ein greller Lichtkranz, umschloss eines Schleiers gleich das Pokémon, dessen Körper sich nun zu wandeln begann; die Ohren wurden größer, in ihrer Form abgerundet, Brust und Beine muskulöser, die Krallen kraftvoller und an der Wirbelsäule zogen sich spitze Stacheln entlang. Als das Licht entschwand, streckte sich das Pokémon erhaben in seiner neuen Gestalt. Alle Wunden, die Kindwurm ihr zugefügt hatte, waren verblasst. Und nun war die zarte blaue Farbe ihrer Haut einem Türkisblau gewichen, während der Bauch in der Farbe der Reinheit blieb. „Rrrina!“ „Nidoran hat sich …“, sprach Rika stockend, um ihre Gedanken zu ordnen. „…in Nidorina entwickelt.“ Verächtlich knurrend neigte Kindwurm den Kopf, das Nidorina mit einem scharfen Fauchen erwiderte. Sie zögerte nicht, sondern hetzte geschwind auf den Drachen zu, der von diesem Angriff überrumpelt zu sein schien. Ein tiefer, schmerzhafter Kratzer zog sich nun über Kindwurms Gesicht. Das Blut, das aus dem Schnitt sickerte, ließ den Blick des Drachens verschwimmen, gar unwirklich erscheinen. Unbeugsam bleckte Kindwurm die Zähne, die von einem Feuerschein aufglimmten. Sogleich züngelte ein bläulicher Flammenatem aus seinem Maul, den Nidorina mit neu gewonnener Flinkheit geschickt ausweichen konnte. Sie wandte den Kopf zu Rika, erwartete den nächsten Befehl seiner Trainerin, den sie mit größter Freude ausführen würde. Diesem aufgeblasenen Drachen würde sie schon die Leviten lesen! Rika blickte Nidorina in die Augen. Sie nickte ihr zu und war überzeugt vom Elan ihres Pokémons. „Nidorina“, sagte Rika mit fester Stimme. „Doppelkick!“ Während sich die Häsin vom Boden abstieß, entkam ein willensstarkes „Rriina!“ ihrer Kehle. Nidorina vollführte einen Salto in der Luft, dann schnellten ihre Hinterbeine auf Kindwurm herab, das durch den ersten kräftigen Tritt einige Schritte nach hinten taumelte. Als Nidorina ihren zweiten Tritt an Kindwurms Brust platzieren wollte, duckte sich der kleine Drache. Seine dolchartigen Krallen winkelte es an den Körper, die nun von einem blutigen Schimmer umspielt wurde. Dann schnellten diese auf Nidorinas Brustkorb zu, trafen auf jene mit solcher Heftigkeit, das die Häsin zu Boden geschleudert wurde. „Nidorina!“, rief das schwarzhaarige Mädchen besorgt, aber Nidorina stand schnell wieder auf. Eine Wunde klaffte an ihrer Brust, die das Pokémon allem Anschein nach nicht sonderlich belastete. Eine Niederlage war ihrer Würde nicht angemessen! Kindwurm klappte das Maul auf. Ein schwacher Schimmer glomm auf, als es in seinem Maul zu brodeln begann und schließlich eine bläuliche Flammenzunge daher kam. Nidorina fauchte beharrlich. Dann wurde plötzlich ihre rechte Pfote in den Farben der Nacht gehüllt, umgeben von einem bedrohlichen Violett. Jene schnellten vor, spalteten den Drachenatem, sodass dieser schadlos an ihren Flanken entlang strich, und traf schließlich den Drachen. Kindwurm brüllte vor Schmerz auf und prallte hart auf dem Boden auf. Rika erkannte die Attacke. Kentas Snobilikat beherrschte jene. „Dunkelklaue?!“, flüsterte das Mädchen. Nidorina hatte eine neue Attacke gelernt! Keuchend erhob sich Kindwurm, strauchelte einen Moment erschöpft, fand aber seine Balance wieder. Nidorina kräuselte warnend die Oberlippe, neigte aber den Kopf zu ihrem Menschenmädchen. „Rriina!“, holte sie ihre Trainerin aus den Gedanken. Spöttisch funkelten ihre Augen. Diese Menschen! Sie waren so leicht zu verblüffen! Rika aber nickte ihrem Pokémon zu. „Beenden wir es! Kratzfurie!“ Auf diesen Befehl hatte sie gewartet! Mit großer Freude warf sich Nidorina auf Kindwurm und schlug ihre Klauen in seine Haut. Die Krallen verursachten auf den rauen Drachenschuppen ein metallisch schleifendes Quietschen, das so scheußlich war, dass sich den Zuschauern die Nackenhaare aufstellen, während Nidorina Kindwurm mit ihren krallenbestückten Pfoten regelrecht bearbeitete. Entsetzt schrie Kindwurm auf, als es die scharfen Krallen spürte, die seine Schuppen aufschlitzten und verletzten. „Biss und dann Doppelkick!“ Nidorinas Kiefer packten den Hals des Drachens und katapultierte diesen in die Lüfte. Dann drückte sich die Häsin vom Boden ab, trat Kindwurm zweimal hintereinander, sodass dieser gegen die Hauswand gestoßen wurde. Erschöpft sank der kleine Drache auf die Knie nieder. Verschwommen war das Bild vor seinen Augen, dann glitt Kindwurm lautlos zu Boden. Hochmütig drückte Nidorina ihren Gegner in den Staub, warf den Kopf in den Nacken und schnaubte triumphierend. Sieg! „Nein, Nidorina. Ich möchte nicht, dass du deinen Gegner demütigst.“, tadelte das Mädchen ihr Pokémon. Die Häsin hielt in ihrer Bewegung inne. Es schien, als würde Nidorina einen Moment nachdenken, zog es aber vor zu gehorchen und kehrte an Rikas Seite zurück. Rika beugte sich zu Nidorina herab, liebkoste ihren Kopf und lächelte. Nidorina genoss das Streicheln und gab einen zufriedenen Laut von sich. „Gut gemacht, Nidorina.“ Ein barsches Knurren ertönte. Rika wandte ihren Kopf in jene Richtung und starrte auf Kindwurm, das sich röchelnd auf die Füße rappelte. Stolz hob es sein Kinn und schien gegen Nidorina und ihrer Trainerin trotzen zu wollen. „Rika, was sollen wir mit Kindwurm tun?“, wollte Shuu wissen. „Wir können es unmöglich in dieser Verfassung sich selbst überlassen.“ Das Mädchen schwieg, starrte auf den Drachen, dessen Ehrgeiz und Tapferkeit die Trainerin bewunderte. Ihr war bewusst, dass Kindwurms Wunden in freier Natur keiner angemessenen Behandlungen zuteil wurden. Sie konnte es nicht zurücklassen! So griff Rika nach einem Hyperball und warf jenen goldenen Ball auf Kindwurm, um sein Schicksal zu besiegeln. Das Pokémon jaulte voller Empörung auf. Nun erzitterte die Kapsel einige Male unter dem Freiheitssinn des Drachens, sodann aber ertönte ein Klicken und der Ball blieb regungslos liegen. Shuus Blicke ruhten auf Rika, die den Hyperball mit einem Gefühl des Ungehagens vom Boden aufhob. Das Mädchen fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken Kindwurm die Freiheit gestohlen zu haben. Sie hatte diesen Wunsch, gar den verletzten Stolz, in den Augen des Pokémons erkannt, als sie den Hyperball nach ihm geworfen hatte. Der Koordinator legte der Schwarzhaarigen die Hand auf die Schulter. „Du hast die richtige Entscheidung getroffen.“, sprach er aufmunternd. Dankbar lächelte Rika. „Shuu? Shuu!“, rief Haruka unerwartet mit zitternder Stimme. Beunruhigt wandten sich Shuu und Rika zu der Brünetten um, die ihre Freunde ängstlich ansah. „Ich… Ich glaube… Psiana bekommt ihre Jungen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)