Pokémon Quest [Buch 1] von xRajani (Das Erbe des Giratina) ================================================================================ Kapitel 49: Gehorsam und Selbstzweifel -------------------------------------- Endlich ein neues Kapitel, nachdem ich eine kleine Pause gemacht habe. Hope you like it 49. Kapitel Gehorsam und Selbstzweifel Nachdem Nozomi und Kengo bereits aufgebrochen waren, war eine bedrückende Stimmung zwischen den Jugendlichen entstanden. Niemand vermochte das Schweigen zu brechen, nur um die Nähe der Freunde zu genießen. Schließlich aber hob Haruka den Kopf und blickte in die Gesichter ihrer einstigen Gefährten. „Es ist Zeit Abschied zu nehmen, hm?“, stellte Haruka mit einem wehmütigen Lächeln fest. Sie hasste es Abschied zu nehmen. Es tat immer wieder sich von Menschen zu verabschieden, die man sehr schätzte, auch wenn dies nur von kurzer Dauer war. Satoshi nickte zögernd. Ihm war bewusst, dass es Haruka schwer fiel nach ihrem Wiedersehen erneut getrennte Wege zu gehen. Ihr Seufzen versetzte den Jungen in die Erinnerungen an ihre gemeinsame Reise. „Wir sehen uns sicher bald wieder.“, sagte Satoshi schließlich lächelnd. Kentas Blick huschte zu Rika, die an einer Wand gelehnt der Szene beiwohnte. Genervt verdrehte das Mädchen die Augen. Kenta grinste. Takeshi räusperte sich um an Aufmerksamkeit zu erlangen. „Satoshi hat Recht.“, pflichtete der Züchter mit einem Nicken bei. Haruka erwiderte das Lächeln und hob die Hand um dem Pikachu, das stets auf Satoshis Schulter saß, die Wangen zu streicheln. „Pika-pii!“, sagte die gelbe Maus genießend. „Pass gut auf Satoshi auf, dass er keinen Unsinn macht, Pikachu.“, sagte das Mädchen. Pikachu nickte daraufhin. Dann wandte sich die Braunhaarige an Hikari, die ihr freundlich zulächelte. Trotz der Niederlage waren Haruka und Hikari gute Freundinnen geworden. „Passt auch auf euch auf.“, sagte Hikari und umarmte das Mädchen kurz. Shuu nickte. „Natürlich.“, sagte dieser knapp. Rika schaute den Jungen skeptisch an, strich sich dann kurz durch die Haare und grinste. „Keine Sorge, ich werde auf die Streithähne schon aufpassen.“ Rika blickte auf die Uhr ihres Pokétch. „Ihr solltet euch auf den Weg machen.“, meinte diese. „Ihr vertrödelt nur unnötige Zeit.“ Takeshi nickte bloß zustimmend und verabschiedete sich mit kurzen Worten vom dem Trio. Dann kehrten Satoshi, Takeshi und Hikari ihnen den Rücken zu und wanderten in Richtung Route 222, die nach Sonnewilk führte. Rika wandte sich nun an Kenta, der sie musternd ansah. „Wo wirst du hingehen?“, fragte das Mädchen ihren Freund. Der Angesprochene zuckte die Schultern, sagte dann aber: „Ich benötige für mein Team noch etwas Verstärkung. Vielleicht finde ich im Großmoor ein passendes Pokémon.“ Rika nickte bloß. „Warum begleitest du uns nicht bis dahin? Wir sind auf dem Weg nach Weideburg.“, erwiderte die Schwarzhaarige. Kenta freute sich über das Angebot. „Gerne!“, stimmte der Junge ein. „Rika? Was ist das Großmoor?“, kam es von Haruka, die das Mädchen und Kenta irritiert anschaute. Rika lächelte. „Das Großmoor ist eine Safari Zone, in der man einige seltene Pokémon fangen kann.“, erklärte das Mädchen. „Und diese liegt direkt auf unserem Weg.“ „Dann solltet wir uns auf den Weg machen.“, meinte der Grünhaarige und wandte sich zur Passage, die zu Route 213 führte, um das Reservat des Hotelgeländes zu verlassen, gefolgt von Rika, Kenta und Haruka. Während die Gruppe schweigend einem Pfad entlang der Küste folgte, pfiff der kalte Herbstwind ihnen in den Ohren und ließ sie regelrecht erschaudern, wenn dieser sie ergriff. Man spürte immer deutlicher, dass die sommerlichen Temperaturen vorbei waren und nun der Herbst seine stürmisch, kühle Winde mit sich brachte. Wunderschöne Sanddünen lagen zur ihrer Linken und verloren sich in der Weite. Der feine Sand wurde vom Wind aufgeweht und wirbelte herum, ebenso wog der Wind sanft die Pflanzen und ließ diese jedes Mal erzitterte, wenn der Wind an ihnen zehrte. Geschwängert von salziger Meeresluft, verkündete dieser Bote, das das Wasser nicht mehr weit war. Dies veranlasste, dass eine euphorische Freude sich in den Jugendlichen breit machte, auch wenn nicht das Wetter herrschte für einen Badetag im Meer. Schließlich konnte man einfach auf das Meer hinaus blicken und seinen Gedanken nachhängen. Haruka genoss die frische Seeluft, die durch ihre Haare fuhr und eine wohltuende Kühle mit sich brachte. Der Küstenwind war zwar sehr viel kälter und heftiger als im Landesinneren, aber das Mädchen fühlte sich an die frischen Herbsttage in Hoenn zurück erinnert, die sie immer sehr genossen hatte. „Zu schade, dass wir nicht im Sommer hierher gekommen sind, nicht wahr, Rika?“, meinte Kenta, während seine Blicke über die Sanddünen schweiften. Es war ein schöner Ort an denen wohl viele Erinnerungen der Kindheit hingen. Bevor Kenta und Kyouji auf ihre Reise aufgebrochen waren, hatten sie sehr viel Zeit an diesem Strand verbracht. An warmen Sommertagen war dies der beliebteste Aufenthaltsort der Menschen, die in Shinou lebten. Es war der einigste, schöne Strand, den es in der Region gab. Das Mädchen fühlte sich ebenso an die schönen Tage, die sie mit Kenta und Kyouji verbrachte, zurückerinnert. Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht und sie nickte bloß. „Wir können ja trotzdem am Strand Rast machen.“, schlug Rika vor. Begeistert schaute Kenta seine Freundin an. „Toll!“, rief er freudig, zückte seine Pokébälle und warf diese in die Höhe. „Pause, meine Freunde!“ Im grellen Lichtschein der Pokébälle tauchten die vier Pokémon des Jungen auf: Panpyro, Staravia, Absol und Snobilikat. Genüsslich streckte sie ihren Körper und sogen die klare Luft des Meeres in ihre Lungen. Der Grünhaarige umschloss mit den Händen seine Pokébälle. „Kommt raus!“, kam es von Shuu, während dieser seine Pokémon aus ihren Bällen ließ. Rika tat es den Jungen nach und warf ihre Pokébälle in die Höhe, die sich mit einem klickenden Geräusch öffneten und daraus die Pokémon des Mädchens sich formten. Haruka lächelte. „Ihr seid alle dran!“, rief sie erfreut und sah sich ihren Pokémon gegenüber, die sie freudig begrüßten. Bloß Riolu hielt Abstand zu der Gruppe und nahm auch nicht an der Freude der Pokémon teil. Die vier Trainer folgten ihren Pokémon hinab zum Strand. Der dunkle Sand gab bei jedem ihrer Schritte leicht nach und knirschte unter ihren Füßen. Einige Zeit sahen sie ihren Pokémon hinterher, die wie befreit umher tollten. Nachtara und Psiana begannen eine spielerische Rauferei. Sie zwickten und versuchten sich in einem Fangspiel zu erhaschen. Doch das vergnügte Spiel besaß nicht seine übliche Intensität, denn Nachtara behandelte die Lichtkatze mit zärtlicher Vorsicht als ob das Wesen die Veränderung seiner Partnerin spürte. Das Baby-Lugia versuchte in der Zeit Shuus Luxio zu einem Spiel zu animieren, aber dieses kümmerte sich nicht um das sanfte Stupsen des jungen Pokémons. Beleidigt kehrte Lugia ihm den Rücken zu und sah Schillok und Bamelin im Wasser sich vergnügen. Freudig tapste Lugia auf das Wasser zu, wich jedoch vor dem kühlen Nass, was soeben seine Füße benetzt hatte, zurück. Wie nass es doch war und vor allem so kalt! Lugia schüttelte sich heftig. Enttäuscht blickte das Kleine zu Bamelin und Schillok, die versuchten das Baby aufzumuntern – ohne Erfolg. Abermals wandte sich Lugia ab um einen neuen Spielgefährten zu suchen. Dagegen schritt Hundemon ruhig mit anmutiger Würde am Wasser entlang, gefolgt von seinen Teamgefährten Frizelbliz, Chelcarain, Nidoran und Onix. Sie spielten nicht miteinander, genossen bloß die kühle Luft des Meeres. Kenta lächelte. „Den Pokémon scheint der Strand ebenso zu gefallen.“, sagte der Junge. Haruka sah sich um. „Sag mal, Rika… Wo hast du Panzaeron und Sengo?“ Die Angesprochene schaute Haruka eine kurze Zeit an. „Ich habe sie zu Professor Eibe geschickt, damit sie sich ausruhen können. Hundemon hat Sengo schwer zugesetzt und Panzaeron ist sehr erschöpft. Sie brauchen eine Auszeit.“, erwiderte das Mädchen. Haruka nickte. Sie spürte, wie sie ungeduldig wurde. „Warum stehen wir eigentlich hier herum? Sollen wir uns nicht Mal hinsetzen?“, fragte sie. „Meine Füße tun weh!“ Shuu lachte leise. „Okay.“, der Junge stellte seinen Rucksack in den Sand und fischte eine Decke aus dem Inneren. Diese breitete er aus und strich die Falten sorgfältig glatt. Haruka schaute ihn irritiert an. „Ich bin immer wieder überrascht.“ Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen. „Worüber? Diese Decke hat mir deine Mutter mitgegeben, kurz bevor wir in Hoenn aufgebrochen sind.“ Haruka seufzte. „Wie schön, dass ich davon auch etwas weiß.“, meinte das Mädchen. Ihr Freund lachte schallend auf. „Für deine Eltern bin ich doch schon beinahe der Schwiegersohn!“ Harukas Gesicht nahm eine rötliche Farbe, während sie den Blicken ihrer Freunde versuchte auszuweichen. „Pah!“ Grinsend setzte sich Rika auf die Decke nieder, neben Kenta, der aus seiner Tasche Proviant heraussuchte. Jedem gab er ein Reisbällchen in die Hand. „Du kannst es nicht leugnen, Haruka.“, sagte Shuu, der sich neben seine Freundin setzte und ihr einen leichten Kuss gab. Die Braunhaarige seufzte. „Leider.“, gab sie mit einem süffisanten Ton zurück und erwiderte seinen Kuss. Kenta und Rika wandten anstandsmäßig den Blick ab und schauten hinaus auf das glitzernde blaue Meer, welches in kalten Herbsttagen beinahe grau erschien. Als sich Shuu und Haruka voneinander lösten, lag auf den Lippen des Mädchens ein Grinsen. „Hast du Lust auf einen Kampf? Ich schulde dir noch eine Revanche.“, flüsterte das Mädchen und zog den Jungen an sich. Shuu drückte Haruka leicht von sich weg. „Ein anderes Mal, Haruka. Ich bin müde.“ Enttäuschung war auf dem Gesicht des Mädchens zu sehen, doch sie verstand und bedrängte ihn nicht weiter. Haruka seufzte. Rika erhob sich und strich sich die Kleidung mit einer schnellen Bewegung glatt. Ernst schaute sie Haruka an. „Wenn dein lieber Freund zu faul ist, dann würde ich gerne die Herausforderung annehmen.“ Shuu erkannte, dass Haruka zögerte. Das schwarzhaarige Mädchen war eine Trainerin, die ihr Handwerk verstand und diese Tatsache jagte Haruka wohl einen Hauch von Furcht ein. Dennoch war ihre Entscheidung rasch getroffen: „Einverstanden.“ Am nahen Wasser wählten die Mädchen den Platz für ihren Kampf aus. „Wähle du dein Pokémon zuerst, Rika!“, rief Haruka. Diese nickte bloß und sagte mit ruhiger Stimme: „Chelcarain!“ Das träge Pokémon, welches einer Schildkröte ähnelte, trat vor. Einst war dieses Wesen das erste Pokémon, das Rika erhalten hatte und doch kam dieses kaum zum Einsatz. Daher konnte Haruka schlecht seine Stärke abwägen. Harukas Wahl war rasch getroffen. Ihre Augen fielen auf das blaue, kleine Riolu. „Bist du bereit?“ Dieses erwiderte ihren Blick desinteressiert. Die verschränkten Arme vor der Brust unterstrichen die Ablehnung gegen seine Trainerin mehr als Haruka annahm, jedoch war es dem Kampf nicht abgeneigt. Kenta und Shuu musterten beide Mädchen und schätzten die Chancen der Gegnerinnen ab. Doch hatte Haruka einen Hauch von Möglichkeit auf einen Sieg, denn immerhin schien es als ob Riolu sie noch immer nicht akzeptierte? „Chelcarain, Tackle, los!“, befahl die Schwarzhaarige, ohne auf diese Tatsache Rücksicht zu nehmen. Kampf war Kampf und dies bedeutete, dass man seine Entscheidung nicht rückgängig machen konnte. „Schnell! Ausweichen, Riolu und Ruckzuckhieb!“, konterte die Braunhaarige, während Chelcarain auf Riolu zu lief. Doch Riolu rührte sich nicht. Das Pokémon wurde vom Tackle erfasst und zu Boden geworfen. Haruka fluchte. Warum hörte Riolu noch immer nicht auf ihre Befehle? War sie nicht würdig seine Trainerin zu sein? „Chelcarain!“, holte Rikas Stimme das Mädchen aus ihren Gedanken. „Rasierblatt!“ Eine Salve von messerscharfen Blättern raste auf Riolu zu. Leichte Kratzer übersäten seinen schlanken Körper, dennoch erhob sich Riolu rasch wieder. „Nochmals Tackle, Chelcarain!“ Haruka biss sich auf die Unterlippe. „Riolu! Weich mit Ruckzuckhieb aus!“ Doch abermals ignorierte das werwolfsähnliche Pokémon das Mädchen und harrte reglos aus. Eine schwache, rötliche Energie umgab Riolu als Chelcarain auf ihn prallte. Einen Augenblick schienen beide Pokémon sich keinen Zentimeter zu rühren, aber dann wurde Chelcarain zurückgedrängt. „Ausdauer.“, murmelte Rika überlegt, sogleich schlich sich aber ein schmales Grinsen auf ihre Lippen. „Fege es mit Blättersturm von dir weg!“ Blätter umschwirrten die schwerfällige Schildkröte, die grünlich glühten, dann aber braute sich ein heftiger Blättertornado zusammen, der Riolu ins Meer katapultierte. „Riolu!“, schrie Haruka und rannte in die Wellen, dabei achtete sie nicht darauf, dass ihre Schuhe und ihre Hose völlig durchnässten. Riolu aber stützte sich auf und keuchte schwer. Sein Blick wurde hart und verbittert. Die Arme zitterten vor Anstrengung als das Pokémon versuchte sich zu erheben. Er wollte nicht aufgeben. Niemals! Dabei merkte er noch nicht Mal seine Trainerin, die sich besorgt zu ihm hinunter beugte. „Riolu! Geht es dir gut?“, wollte die Braunhaarige wissen, aber Riolu beachtete das Mädchen nicht. Mühsam richtete sich das Pokémon auf und zuckte zusammen als ein stechender Schmerz durch seinen rechten Arm fuhr. „Du bist verletzt!“, sagte Haruka und streckte die Hand nach ihrem Pokémon aus. Doch Riolu stieß die Braunhaarige grob zurück und rannte, nicht seine Schmerzen beachtend, blitzartig auf Chelcarain zu. Die linke Pfote vor seinen Körper gestreckt, stoppte er kurz vor Chelcarain, welches so überrascht war, dass es sich nicht rühren konnte. Unter Riolus Pfote aber erschien grelles Licht, welches Chelcarain kraftvoll zurückstieß und seinen Körper lähmte. Abermals begann Riolu einen weiteren Angriff, ungeachtet seiner Verletzung am Arm. „Verdammt. Chelcarain, Rasierblatt!“, rief Rika ihrem Pokémon zu. Doch Chelcarain agierte zu langsam und wurde von Riolus blitzschnellem Ruckzuckhieb hart getroffen. Als der kleine Werwolf wieder den Boden berührte, drehte er sich geschwind um und lief nochmals auf Chelcarain zu, die Pfote vor seinen schmächtigen Körper gereckt. „Riolu! Es reicht, komm zurück!“, rief Haruka und streckte seinen Pokéball vor. Der rote Lichtstrahl des Pokéballs fing Riolu auf, bevor Unheil geschah. Erst als Haruka auf den rot-weißen Ball sah und ihr klar wurde, dass Riolu im Inneren dieser magischer Kugel war, konnte sie aufatmen. Warum gehorchte Riolu ihr bloß nicht? War sie solch eine schlechte Trainerin? Das Mädchen war so in ihren Gedanken versunken, dass sie Rika, Kenta und auch Shuu neben sich gar nicht realisierte. „Haruka, alles in Ordnung?“, erkundigte sich der Grünhaarige besorgt um ihr Wohlsein. Die Angesprochene hob den Blick. „Shuu?“, Harukas Stimme zitterte vor offenkundiger Unsicherheit, während sie den Jungen ernst ansah. „Bin ich eine gute Trainerin?“ Shuu schwieg überrascht. Sein Schweigen deutete Haruka als Bestätigung ihrer Angst und senkte daraufhin den Kopf zu Boden. „Schweigen ist auch eine Antwort.“, seufzte das Mädchen. „Verdammt noch mal, Haruka!“, fuhr es wütend aus Shuu heraus, sodass das Mädchen furchtsam zusammen zuckte. Grob packte Shuu Haruka an den Schultern und sah ihr streng in die blauen Augen. „Du bist eine gute Trainerin, sogar eine verdammt gute Trainerin und Koordinatorin. Du pflegst deine Pokémon sorgsam und ziehst sie liebevoll auf. Sie würden alles für dich tun, Haruka. Verstehst du?“ Haruka schaute ihn einige Zeit irritiert an, dann aber neigte sie den Blick zur Seite. „Warum befolgt dann Riolu nicht meinen Befehlen?“, fragte sie kleinlaut. Bevor Shuu Worte formen konnte, ergriff Rika das Wort: „Riolu vertraut dir nicht. Dies ist der springende Punkt.“ Shuu nickte zustimmend. „Du bist zwar eine gute und fürsorgliche Trainerin, jedoch könntest du deinen Pokémon mehr Strenge und Folgsamkeit beibringen.“, meinte der Junge als er Haruka los ließ und seine Schultern straffte. Einige Zeit schwiegen Haruka und Shuu sich gegenseitig an und wichen dabei sorgsam den Blicken des Anderes aus. Ja, es verletzte Haruka, das Shuu verlangte, dass sie mehr Strenge im Training ihrer Pokémon zeigen sollte um somit ihre Autorität als Trainerin – als Herrin – klar herauszustellen. Mit diesem Vorwurf bekräftigten sich ihre Sorgen und sie zweifelte mehr an sich als zuvor. Doch es widerstrebte ihr auf solche Methoden zurückzugreifen. War denn ihre offene, freundschaftliche Art nicht genug? Diese Stille ließ Unbehagen in Kenta aufkommen. Streit widerte ihn an. Der Grund für seine tiefe Ablehnung war, dass er dies schon zu oft miterleben musste. In der Vergangenheit hatten seine Eltern oft Auseinandersetzungen, bis seine Mutter ihrem Mann, Goyo war sein Name, vorgeworfen hatte, dass ihm seine Karriere wichtiger war als die Familie. Diese heftige Meinungsverschiedenheit führte dazu bei, dass sich Kentas Eltern geschieden hatte. Seine Mutter zog aus und ließ ihren Sohn im Stich als ob es ihn niemals gegeben hätte. Dann wurde sein Vater befördert und wurde das stärkste Mitglied der Top 4. Und Kenta kam zu seiner Großmutter väterlicherseits, aber auch wenn ihm der Streit seelisch stark zugesetzt hatte, so fand er Trost bei Kyouji und Rika, die ihm in dieser schwierigen Zeit zu Seite gestanden waren. Während dieser Gedanken schlug sein Unbehagen in Ärgernis um. „Könnt ihr euch nicht vertragen?“, kam es unerwartet von ihm. Seine sanfte Stimme zitterte, ob vor Wut oder vor Ärger über diesen belanglosen Streit. Er spürte sodann die verwirrten Blicke von dem jungen Paar und auch von Rika, die als Einzige den wahren Grund für seinen Ärger kannte. Doch sie nickte nur zustimmend. „Kenta hat Recht. Dieses Schweigen bringt nichts.“, bestärkte das Mädchen den ‚Ausbruch’ ihres besten Freundes, der erleichtert aufatmete. Prüfend sah Shuu seine Freundin an, trat näher zu ihr und nahm dabei ihre Hände in Seine. „Es tut mir Leid, Haruka. Ich hätte dich nicht bedrängen dürfen, vor allem weil du strenge Trainingsmethoden ablehnst.“, entschuldigte er sich. Die Lippen des Mädchens verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. „Schon gut.“, erwiderte sie mit belegter Stimme, die Shuu nicht zu überzeugen schien. Daraufhin zog der Junge das Mädchen an seinen Körper und strich eine Strähne aus dem Gesicht. „Wirklich vergeben und vergessen?“, fragte der Grünhaarige behutsam nach. Haruka seufzte. „Du bist ja sowieso nicht locker.“, sagte das Mädchen bissig. „Ich muss ehrlich sagen, du bist mir als mein Rivale lieber als der fürsorgliche Freund.“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, aber er antwortete nicht und legte bloß die Arme um Haruka. Sie duldete dies, auch wenn seine Worte eine schmerzvolle Nachwirkung hinterlassen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)