Pokémon Quest [Buch 1] von xRajani (Das Erbe des Giratina) ================================================================================ Kapitel 10: Das Dorf der Blumen ------------------------------- Ein langes Kapitel ist wieder mal im Anmarsch! Ich hoffe es gefällt euch. :) Das nächste Kapitel wird selbstverständlich actionreich. ^^ Und... FROHE WEIHNACHTEN!! =D 10. Kapitel Das Dorf der Blumen Noch immer rieb sich Shuu seine Wange, die leicht gerötet war und ein schwacher Abdruck einer Hand zu erkennen war. Es brannte etwas, aber zugegeben, dass beide, vor allem er mit seinen Provokationen, übertrieben hatten, würde er selbstverständlich niemals tun. Vorsichtig warf der Grünhaarige einen Blick auf Haruka, die ihm den Rücken gekehrt hatte. Doch im selben Moment schielte auch sie über die Schulter. „Was guckst du?“, fauchte sie angriffslustig, wie eine Katze. Shuu erhob sich und trat auf Haruka zu. „Bist du wütend auf mich?“, fragte er. Haruka blickte irritiert auf. Bitte was? Shuu hatte sie mit voller Absicht zur Weißglut gebracht und jetzt fragte er, ob sie sauer auf ihn war? War das jetzt ein Scherz? Kühl drehte Haruka den Kopf weg und zeigte ihm die kalte Schulter. „Ist das nicht offensichtlich?“, erwiderte sie schroff. Shuu kniete sich vor das Mädchen. „Kann es sein, dass der Stolz der jungen Dame angekratzt ist?“ Haruka plusterte die Wangen auf. „Mein Stolz? Du fragst nach meinem Stolz? Möchtest du etwa auch noch einen schönen Abdruck an deiner anderen Wange haben?“ Shuu lachte kurz in sich hinein. „Sicherlich nicht.“ „Ach ja? Warum fragst du dann?“ Sich wieder durch die Haare streichend, schwieg der Angesprochene. „Weil… Weil ich…“ Shuu erhob sich rasch und wandte sich ab. Haruka schaute ihn ratlos an. Was versuchte er ihr zu sagen? Ungefähr eine Minute verstrich, Haruka konnte nicht genau sagen, ob tatsächlich eine Minute verstrichen war, als Shuu ihr wieder in die blauen Augen sah. „Ich möchte mich entschuldigen. Es war nicht fair dich dermaßen in Verlegenheit zu bringen.“ Vor Verblüffung blieb Haruka der Mund offen, so überrascht war in diesem Moment. „Mach den Mund zu. Das steht dir nicht.“ In seinen Augen funkelte ein höhnischer Glanz wider. „Du tust es schon wieder!“, fauchte Haruka. Shuu machte ein unschuldiges Gesicht als ob ihn kein Wässerchen trügen würde. „Was tue ich?“ „Versuchen mich zu provozieren!“, erwiderte das Mädchen empört. „Ich? Ich doch nicht. Das musst du dir einbilden.“ Rasch trat Shuu an sie heran und legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen, bevor sie überhaupt protestieren konnte. „Sag nichts.“, bat Shuu sie mit flüsternder Stimme. Haruka schlug die Augen nieder um nicht in seine magisch anziehenden Augen sehen zu müssen. „Ach Shuu… Du bist so ein Idiot.“ Der Grünhaarige lächelte leicht. „Ich weiß.“ Später setzten Haruka und Shuu die Reise nach Flori fort. Ohne weitere Stichelei und gegenseitiger Provokation natürlich. Je näher sie der Bergwelt kamen, desto trister und steiniger wurde der Weg zur Höhlenpassage, die Flori mit Jubelstadt und umgekehrt verband. Der Pflanzenwuchs nahm ab, dagegen aber erhob sich langsam eine hohe Gesteinwand vor ihnen. Allerdings war diese noch in weiter Ferne. Shuu konnte nicht sagen, wie lange sie noch brauchten, darum zuckte der Junge nur mit den Schultern als Haruka wissen wollte, wie weit es noch war und ob sie heute noch ankamen. Doch die Sonne neigte sich nun langsam und der Abend kündigte sich an. Viel hatten sie am heutigen Tag wohl nicht zurückgelegt, aufgrund ihrer Flirterei. So entschieden sich beide für die Übernachtung im Freien, obwohl Haruka ganz flau im Bauch war. Irgendetwas sagte ihr, dass etwas passieren würde. Nachdem sie sich gemeinsam ans Feuer gesetzt hatten, nachdem und Lugia versorgt war, bemerkte Shuu Harukas Nervosität. Er rückte noch etwas an sie heran und legte zögernd seine Hand auf ihr Knie. „Hey, was ist los? Du bist schon die ganze Zeit so still.“ Haruka blickte ihn seine smaragdgrünen Augen, sie konnte nicht wirklich sagen, was sie bedrückte. Immerhin war es nur ein Gefühl ihres Bauches. „Ni-Nichts. Es ist alles okay.“ Er starrte sie durchdringend an, da Haruka leicht ins Stottern kam. „Du hast doch nicht etwa Angst im Dunkeln?“, versuchte der Grünhaarige sie wieder (mal) zu provozieren. Der Blick der Braunhaarige schnellte zu Shuu. Er grinste sie an, doch im Moment nahm das Mädchen diese Tatsache nicht wahr. „Nein! Hab ich nicht!“, protestierte Haruka vehement. „Ach ja? Wovor denn dann?“ Seinem Blick ausweichend, starrte die Angesprochene umher. Zwar gab es keine Verstecke für die vermeintliche Gefahr, denn von Wald waren sie nicht umgeben. Trotzdem blieb dieses ungewisse Gefühl. „Ich hab so ein komisches Gefühl… Irgendetwas wird heute Nacht passieren.“, erzählte sie schließlich. „Ich weiß es klingt absurd und sicherlich hälst du mich jetzt für eine Idiotin oder so was.“ Shuu schaute sie schweigend an und streichelte ihr nun beruhigend über den Oberschenkel. „Mach dir keine Sorgen.“ Der Grünhaarige beugte sich vor, sodass er mit seinen Lippen nah an ihrem Ohr war. „Egal was passiert, ich beschütze dich.“ Ein schwaches Lächeln zierte Harukas Lippen. Unerwartet schreckte Lugia aus dem Schlaf und reckte den Hals. Unsicher warf es den Kopf hin- und her, dabei blickte er suchend über das niedrige Felslandschaft. Ein dunkler Schwarm war am blauschwarzen Himmel erkennbar. Verstört kreischte Lugia und sprang ruckartig auf um sich zu Verstecken. Nun hob auch Shuu seinen Blick zum Himmel empor. Harukas Magen verkrampfte sich bei diesem Anblick. War ihr ungutes Gefühl nun doch keine Einbildung gewesen? Kurz schloss sie die Augen um die Nerven zu behalten. Währenddessen erklang die Stimme des PokeDex: „Kramurx – Das Finsternis-Pokémon: Wanderer lockt es tief in den Wald und führt sie in die Irre. Sie stehen für das Unglück was sie bescheren sagt man, wenn man sie bei Nacht sieht.“ Ein Schwarm Kramurx also… „Wir sind wohl in ihr Territorium eingedrungen.“, flüsterte Shuu leise zu Haruka, die wie betäubt hinter ihm stand. Die dunklen Vögel näherten sich mit großer Schnelligkeit und rissen kurz vor ihrem Ziel begierig den Schnabel auf. „Haruka?“ „Huh?“, kam es von ihr. „Wir müssen kämpfen!“, sagte Shuu und zwischen den Fingern hielt er drei Pokébälle. „Nachtara, Roselia, Sheinux, ich brauche euch!“ Das übliche Geräusch der sich öffnenden Pokébälle ertönte und die gerufenen Pokémon erschienen im Lichtschein. „Rose-Roselia!“ „Nach-tara tara!“ Sheinux knurrte dagegen nur verwegen. Nun schossen auch die ersten Kramurx aus dem Schwarm auf die Pokémon zu. „Roselia, benutz Zauberblatt, Nachtara Spukball und du Sheinux Funkensprung!“ Egal wie schnell ihre Attacken einsatzbereit waren, die Kramurx waren kluge und besonders flinke Pokémon, die den Angriffen der Gegner leicht ausweichen konnten. Der misslungene Angriff wurde mit einer heftigen dreifachen Verfolgung der Kramurx gebüßt. „Verdammt.“ Shuu drehte sich zu Haruka. „Haruka! Du musst mir helfen.“ Die Braunhaarige blickte erstaunt zu Shuu. „Was? Wie?“ „Die Kramurx! Sie greifen uns an.“ Das Mädchen nickte nur und befreite auch Psiana und Gallopa aus ihren Pokébällen. „Flammenwurf und Psiana Psychokinese!“ Der Flammenwurf Gallopas erfolgte so rasch, dass einige der Kramurx nicht rechtzeitig das Weite suchen konnte. Doch die darauf folgende Psychokinese zeigte keine Wirkung bei den nachtaktiven Vögeln. „Was? Keine Wirkung?“, stellte Haruka etwas geschockt fest. Shuu verdrehte währenddessen die Augen. „Hast du etwa vergessen, dass Psycho Attacken keine Wirkung auf Unlicht Pokémon haben?“, erinnerte er sie an die Typ Vor- und Nachteile. „Stimmt… Dann müssen wir es eben anders machen. Ruckzuckhieb und dann hau ihnen deine Spukbälle um die Ohren!“ Nur die Umrisse Psianas waren zu sehen und die verschreckten Kramurx, die plötzlich verwirrt feststellten, dass der Feind unter ihnen war. Doch nun bekamen sie einen Spukball nach dem Anderen zu spüren. K.O. segelten die Kramurx zu Boden und blieben erschöpft liegen. Leichtfüßig landete die zartfarbene Katze auf dem Boden, wurde aber dann von einem heftigen Flügelschlag zurückgeschleudert. Ein Kramurx hatte die Wehrlosigkeit Psianas bei ihrer Landung ausgenutzt und sie hinterhältig angegriffen. Gott sei Dank reagierte Shuu schnell und rächte dies, indem er Nachtara den Angriff zum Eisenschweif erteilte und dieser folglich das rabenähnliche Pokémon zu Boden gehen ließ. Derweil konnte sich Psiana einigermaßen wieder erholen und war bereit den Kampf fortzusetzen. „Danke Shuu!“, rief Haruka ihrem Freund zu. Dieser nickte ihr nur und wandte sich schließlich den nächsten herabstürzenden Kramurx zu. „Roselia, lenke sie mit Zauberblatt ab und du Nachtara, mach dich bereit für einen Hyperstrahl.“, befahl der Grünhaarige ruhig. Roselia gehorchte ihrem Trainer und beschoss den Schwarm mit scharfkantigen Blättern. Geschickt wichen sie dem Angriff aus, jedoch hatten sie nicht damit gerechnet, dass der Zauberblatt niemals sein Ziel verfehlte. Die übrigen Kramurx schienen nun verunsichert zu sein, ob sie angreifen sollten. Ihre Kameraden waren zu erschöpft um überhaupt zu fliehen. Sollten sie ihre Gefährten rächen? Eines der schwarz gefiederten Vögel wandte sich zu seinen Kameraden herum um sich mit ihnen zu verständigen. „Krah-Kra-murx!“, kam es von dem Pokémon. Schließlich machte der Schwarm den Anschein wieder anzugreifen. Doch plötzlich tauchte ein dunkler Schatten über den Kramurx auf. „Kra-Kramshef!“ Das Pokémon hatte starke Schwingen, die einen leicht bläulichen Ton besaßen. „Kramshef – Das Anführer-Pokémon: Es lässt sich von Kramurx das Essen bringen und fliegt mit ihnen durch die Nacht.“ Harukas PokéDex verstummte. „Es ist der Anführer des Schwarms!“, rief Haruka. Shuu bejahte diese Erkenntnis nur knapp. „Ja, und anscheinend haben wir es wütend gemacht.“ Das hatten sie wirklich. Immerhin hatten Haruka und Shuu über die Hälfte des Schwarms ausgeschaltet. „KRAMSHEF!!“, kreischte das dunkle Pokémon zornig und stürzte sich mit weiß glühenden Flügeln auf Haruka und Shuu. „Verdammt, es ist schnell!“, fluchte Haruka. „Flammenwurf, Gallopa!“ Das Feuerpferd stellte sich vor Shuu und seiner Trainerin und spie einen gewaltigen Flammenwurf auf Kramshef, welches allerdings blitzschnell ausgewichen war. Es ließ keine Sekunde verstreichen und griff direkt wieder an. „Sheinux, Funkensprung.“ Das kleine blaue Elektro Pokémon sprang Kramshef mutig entgehen. Von Blitzen wurde es umhüllt und schockte Kramshef fürchterlich. „Krraaaaahhh!“ Ein dumpfer Aufprall erfolgte als das geflügelte Pokémon auf dem Boden gefallen war und gleich darauf wieder aufstand. Seine Anhängsel, die Kramurx, gaben einen fauchenden Laut von sich und öffneten ihre Flügel um sich auf Shuus Sheinux zu stürzen. Doch Kramshef breitete seine Flügel aus und stoppte die Kramurx, bevor sie überhaupt agieren konnten. Schließlich wandte es sich Shuu und Sheinux zu. „Kra-Kra!“ Shuu blickte das Pokémon ruhig an. „Du forderst mich heraus?“ Kramshef nickte. „Dann sollst du deinen Kampf haben! Sheinux, los geht’s!“ „She-Sheinux!“, machte das Pokémon und trat Kramshef tapfer entgegen. „Shuu! Du willst echt gegen Kramshef kämpfen?“ „Sieht doch so aus, außerdem kommen wir dann endlich zur Ruhe.“ Haruka war nun nicht mehr fähig etwas zu erwidern. Shuu drehte sich von Haruka weg. „Benutz Tackle.“ Sheinux lief auf Kramshef zu, das sich soeben in die Luft erhoben hat und hinderte es an dessen Angriff, indem das Unlicht Pokémon abermals Flügelschlag einsetzte. Sheinux flog durch die Luft und kam hart auf dem Boden auf. Nichtsdestotrotz stand es wieder auf. „Gut gemacht. Jetzt Ladevorgang!“ „Shei!“ Um den Körper Sheinux’ sammelten sich kleine Blitze. Kramshef griff unwissend wieder an und setzte eine Attacke ein, die für Haruka und Shuu völlig unbekannt war – den Nachthieb. Aber Sheinux war furchtlos und nahm kaum Schaden dadurch. „Und jetzt Funkensprung!“ Rasend spurtete Sheinux auf Kramshef und versetzte ihm einen heftigen Stromstoß. Das Unlicht Pokémon strauchelte, und griff dann wieder Sheinux an. „Ausweichen, beiß dich dann fest!“ Mit einem wendigen Sprung wich Sheinux Kramshef aus und biss sich schließlich am linken Flügel hartnäckig fest. Der Anführer der Kramurx versuchte Sheinux abzuschütteln, doch das blaue Pokémon ließ nicht los. Schon nach wenigen Minuten war Kramshef diesem Ausdauerkampf nicht gewachsen und ermüdete rasch. „Beenden wir es noch einmal mit Funkensprung.“ Wieder entlud Sheinux seine geladene Energie und vollendete nun den Kampf. Kramshef ging in Folge dieses Angriffes zu Boden und Sheinux war stolz über den Sieg gegen Kramshef. Shuu stattdessen holte einen leeren Pokéball hervor und warf diesen auf Kramshef, doch es schlug den Pokéball mit dem Flügel zurück zu Shuu. Anscheinend hatte es noch genügend Kraft gehabt um nicht gefangen zu werden. Schließlich erhob sich Kramshef, warf Shuu und Haruka einen letzten Blick zu und flog, mitsamt der Kramurx, fort. Haruka atmete auf und ihre Pokémon ebenfalls. Shuu streichelte Sheinux über das weiche, immer noch statisch aufgeladene Fell. „Das hast du gut gemacht. Du kannst dich ausruhen.“ Über glücklich zog sich Sheinux in seinen Pokéball zurück. „Ihr ward alle gut. Ruht euch aus.“ Mit diesen Worten holte Shuu Roselia und Nachtara in ihre Pokébälle zurück. Anschließend wandte sich Shuu der Braunhaarigen zu. „Tss, und du hast dir Sorgen gemacht.“, meinte dieser. Haruka drehte sich ihren Pokémon zu. Psiana war etwas verletzt, an der Pfote genauer gesagt, dabei wirkte sie sehr erschöpft. „Ich kümmer mich um dich, Psiana. Keine Sorgen. Das wird schon.“ Shuu aber widersprach: „Du siehst müde aus, Haruka. Du solltest dich hinlegen.“ „Und Psiana? Was ist mit ihrer Wunde?“, erwiderte sie empört. „Das kann ich doch auch machen.“, äußerte sich Shuu. „Du hast dich noch nie um meine Pokémon gekümmert, Shuu! Wieso willst du das auf einmal?“ Nun schaute Shuu etwas gekränkt seine Freundin an. „Man darf doch seine Meinung ändern, Dummkopf. Du legst dich jetzt hin.“ Ihr blieb ja auch nichts anderes übrig als sich in ihrem Schlafsack einzurollen und dabei zu sehen, wie Shuu dem Psycho Pokémon eine kühlende Salbe auf die Verletzung schmierte und anschließend einen Verband darum wickelte. Danach fiel auch er müde und ausgelaugt in seinen Schlafsack und schlief endlich ein… Nach der aufregenden Nacht schliefen Shuu und Haruka etwas länger als es vorher geplant war. Geweckt wurden sie nicht durch die Sonnenstrahlen, sondern durch ein silbernes, kleines Monster mit schwarzen Augen. Haruka schlug verschlafen die Augen auf und erschrak als sich Lugia über sie beugte. „Lu-Lugia… Du bist es…“ Den Kopf schief legend, betrachtete das Pokémon Haruka. Shuu wachte nun auch langsam auf und streckte sich. Dann blickte er hinüber zu Haruka und Lugia. „Wo warst du eigentlich schon wieder? Wir hätten dich heute Nacht ganz gut gebrauchen können.“ In ihrer Stimme schwang ein Ton von Vorwurf mit. „Was wirfst du ihm vor, Haruka? Es ist noch jung und hat kaum Erfahrungen beim Kämpfen.“ Haruka blinzelte zu ihm. Die Sonne blendete sie einwenig. „Eben! Es wird Zeit, das er etwas lernt.“ Shuu erwiderte nichts zu ihrem Plan Lugia das Kämpfen beizubringen. In seiner Sicht war es noch zu früh dazu, doch Haruka widersprechen wollte er nicht. Schließlich war der Tag noch lange nicht vorbei und wollte keinen Streit mit Haruka riskieren. Rasch hatten Shuu und Haruka ihr Inventar wieder verstaut und waren schon auf dem Weg nach Flori, der Stadt der Blumen. Doch dazu mussten sie nun erstmal die Höhle durchkehren die vor ihnen lag. „Hoffentlich kommt uns jetzt nichts mehr dazwischen.“, seufzte Haruka. Shuu lachte leise. „Nach der Karte ist der verwüstete Pfad schnell überwunden.“ Wieder seufzte Haruka. „Ich hoffe es. Ich hab tierischen Hunger! Und ich will ein weiches Bett für heute Nacht!“ „Du denkst schon fast, wie Satoshi nur noch ans Essen.“, meinte der Grünhaarige kühl. „Huch? Seit wann vergleichst du mich mit Satoshi. Und überhaupt… Seit wann interessiert dich Satoshi-kun?“ Schulterzuckend antwortete er auf ihre Frage: „Wir werden ihn sicherlich hier in Shinou über den Weg laufen.“ „Aber das ist doch ziemlich unwahrscheinlich, wenn du darüber noch einmal nachdenkst.“ „Na ja, ich hätte nicht damit anfangen sollen. Los geht’s!“ Haruka folgte ihm in die Höhle, welche auch ‚der Verwüstete Pfad’ genannt wurde. Warum er so hieß hätte Haruka gerne gewusst, wenn ihr Hunger und das Bedürfnis nach Schlaf sie nicht plagen würde. Es war relativ dunkeln, aber man konnte durchaus ohne Hilfe eines Pokémon durch finden. Man musste nur auf den Boden achten, denn kleine Felsen waren überall verteilt. Sie sahen leicht brüchig aus und ein Pokémon hätte sie mit einer speziellen Attacke, den Zertrümmerer, leicht zerstören können. Haruka zuckte leicht zusammen als zwei Zubats knapp an ihrem Gesicht vorbei flatterten. „Das waren nur zwei Zubats.“, beruhigte Shuu sie. Haruka grummelte. „Willst du mich als Angsthase bezeichnen?“ „Nicht unbedingt, aber du tust im Moment alles um dir diesen Titel zu verdienen.“, erwiderte er leicht höhnisch. „Pff.“ Beleidigt ging die Braunhaarige an Shuu vorbei. Dieser schüttelte nur leicht den Kopf. Auch wenn sie sich kindisch benahm, hatte Shuu nur Mühe ihr keinen Spruch hinterher zuwerfen. Haruka war so gekränkt, dass sie nicht bemerkte, dass ein Kleinstein im Weg lag. Man konnte diese Gestein Pokémon leicht mit einem Felsen verwechseln. „Haruka! Vorsicht, da ist ein-“ Doch zu spät. Die Braunhaarige fiel tollpatschig über das Kleinstein und schlug hart auf dem Boden auf. „Autsch, autsch, autsch.“, ächzte sie. Das Kleinstein war alles andere als begeistert und setzte zu einem Walzerangriff an. „Haruka!!“ Shuu stieß Haruka zur Seite und wurde von dem Gestein Pokémon gegen die Wand geschleudert. Sich vor Schmerz krümmend, lehnte sich der Grünhaarige an die Steinwand und hielt sich die Schulter. „Oh mein Gott! Shuu!“ Haruka ignorierte ihre eigenen Schmerzen im Augenblick. Wichtiger war es ihr gerade, dass Shuu sich vor sie geworfen hatte und selbst den Zorn des Kleinsteins zu spüren bekommen hatte. „Es geht schon.“, presste Shuu unter zusammengekniffenen Lippen hervor. „Du lügst! Du blutest.“ „Nein, nur ein Kratzer.“, erwiderte Shuu. „Von wegen!“, keifte Haruka. „Bis zum Pokémon Center werde ich es wohl aushalten.“, meinte der junge Trainer. Er wollte nicht vor ihr schwach sein. Auf keinen Fall! Sein Arm pochte und der Schmerz vergiftete seinen Körper. „Zu Fuß brauchen wir noch länger. Du reitest auf Gallopa vor.“, schlug Haruka vor. „Nein!!“, widersprach Shuu. „Auf keinen Fall!“ Irritiert schaute das braunhaarige Mädchen Shuu an. „Huh?“ „Ich lasse dich nicht alleine.“, seine grünen Augen fixierten Haruka starr. „Na gut. Dann beeilen wir uns lieber besser.“ Shuu atmete auf und zwang sich, trotz der Last der Wunde, ein Lächeln auf die Lippen. „Worauf warten wir denn noch? Ich sehe schon einwenig Licht.“ Tatsächlich war das Tageslicht zu sehen am Ende des Tunnels. Angespornt dadurch setzten Haruka und Shuu ihren Weg fort. Nur das Haruka Shuu nun keine Sekunde mehr aus den Augen ließ. Dieser quälte sich mit den Schmerzen. Er wagte nicht den Arm zu bewegen. Haruka ahnte nichts von alldem und das er zu stolz war. Dank Harukas schnellem Schritttempo waren sie schon am Ende des Tunnels angelangt. Das helle Sonnenlicht blendete sie einwenig, obwohl sie noch nicht mal eine Stunde in der Höhle gewesen waren. „Wir haben es bald geschafft, Shuu!“, munterte das Mädchen ihren Gefährten einwenig auf. Stumm bewegte er nur den Kopf. Die Route auf der sie sich nun befanden, war die Fortsetzung der Route 204 und hier war diese sehr pflanzenreich. Überall wuchsen schöne Blumen. Ein aromatischer Duft erfüllte die Luft. „Na komm!“ Haruka setzte ihren Weg weiter fort um schnell zu ihrem Ziel gelangen. Shuu folgte ihr langsam. Sein Arm pochte immer noch wie verrückt und das Blut tränkte nun schon auch leicht seine Jacke. Doch die rötlichen Flecken auf seiner Jacke kümmerte ihn wenig. Sein Gedanke galt gerade dem Wettbewerb. ‚Kann ich jetzt in meiner Verfassung an dem Wettbewerb teilnehmen?’, schoss es ihm durch den Kopf. Haruka drehte sich besorgt zu Shuu. Er sprach seit einer ganzen Weile nicht mehr. „Shuu? Alles in okay?“ Shuu hob den Kopf. Seine Augen hatten jeglichen Glanz verloren. Haruka ging zu ihm und berührte ihn am unverletzten Arm. „Shuu?“ Der Angesprochene blickte ihr in die Augen. Sein Gesicht wurde wütend. „Das hast du doch mit Absicht gemacht!“ „Wa-Was?“ „Du bist mit voller Absicht über Kleinstein gestolpert, damit ich nicht am Wettbewerb teilnehmen kann!“, warf er ihr an den Kopf. Zunächst war Haruka unfähig etwas darauf zu erwidern. „Wieso sollte ich das tun? Damit ich einen Rivalen weniger habe oder wie?“ Shuu drehte sich weg. „Außerdem hättest mich dann nicht beschützen sollen!“ Immer noch schwieg er. „Warum hast du das getan?“ In ihren Augenwinkeln bildeten sich Tränen. „Sag! Warum hast du mich dann beschützt?“ Nun wurde Shuu schlagartig klar, was er soeben Haruka, seiner Freundin, an dem Kopf geworfen hatte. Reue befiel ihn. Er wandte sich ihr zu. Tränen. Ihre Tränen glitzerten auf ihren Wangen. Shuu hätte sich ohrfeigen können. „Haruka… E-Es tut mir Leid.“ Sie schluchzte. „I-Ich we-weiß selber nicht, was in mich gefahren ist.“ Er verstummte kurz und hörte nur noch Harukas Schluchzen. „Verzeihst du mir?“ Am liebsten hätte Haruka ihm eine heftige Ohrfeige gegeben. Doch sie konnte nicht. Seine smaragdgrünen Augen funkelten schwach. Ihre Augen fielen auf seinen verletzten Arm. „De-Deine Ja-Jacke…“, stammelte sie. Shuu blickte herab. Unbekümmert zuckte er nur die Schultern. „Lenk nicht ab.“, erwiderte er. Haruka antwortete ihm nicht. Sie kehrte ihm nur den Rücken zu und ging weiter. Shuu blieb verwirrt zurück. „Kommst du jetzt?“ „Ja.“, brummte der Grünhaarige. Haruka und Shuu erreichten nach kurzer Zeit die Stadtgrenze von Flori. Auf den ganzen Weg vom verwüsteten Pfad bis nach Flori hatten Haruka und Shuu kein Wort miteinander gewechselt. Haruka war sauer und das konnte Shuu auch spüren. Dieser ärgerte sich natürlich, dass er Haruka die Schuld gegeben hatte für diesen ‚Unfall’. Die Stadt Flori war klein und eher als ein Dorf zu bezeichnen. Doch die Umgebung von Flori war wunderschön. Überall wuchsen Blumen vielerlei Farben. Man sagt, dass der Hügel damals kahl und unfruchtbar war. Pflanzen Pokémon änderten dies und daraus entstand dieses wunderschöne Blumenmeer und natürlich das Dorf Flori. Haruka machte Halt und lugte nur über die Schulter zu Shuu. „Wir gehen jetzt sofort zum Pokémon Center. Vielleicht kann Schwester Joy etwas für dich tun.“ Schweigend nickte der Angesprochene und folgte wieder der Braunhaarigen. Das Pokémon Center lag zentral im Dorf. Durch das rote Initiale „P“ war es unschwer zu erkennen und die jungen Koordinatoren steuerten geradewegs darauf zu. Die Schiebetür öffnete sich automatisch als sie im Tastbereich der Tür kamen. Shuu hielt kurz an und sah sich um. Obwohl der Wettbewerb in zwei Tagen war, hielten sich schon einige Trainer innerhalb von Flori auf. Haruka kümmerte sich nicht um ihre vermeintliche Konkurrenz und ging geradewegs auf Schwester Joy am Tresen zu. Shuu machte es ihr nach und lehnte sich ausversehen mit der verletzten Schulter ans Holz. Zwischen zusammengepressten Zähnen ließ er zischend Luft entweichen. Gott sei Dank bemerkte Haruka nichts! „Schwester Joy?“, sprach Haruka die Krankenschwester an. Diese schaute von ihrer Arbeit auf. „Ja?“ „Wir hatten einen Unfall.“ Schwester Joy zog die Augenbrauen hoch. Dabei fiel ihr Blick auf Shuu und dessen blutdurchtränkten Ärmel. „Du blutest ja! Hat es mit dem Unfall zutun?“ Haruka bestätigte folglich. Die Rosahaarige bat beide in ein Behandlungszimmer. Chaneira, die Assistentin von Schwester Joy, war ebenfalls im Raum. Die Krankenschwester drückte Shuu auf eine Liege. Desinteressiert präsentierte er ihr seinen Arm. „Was ist passiert?“ Vorsichtig krempelte Schwester Joy den Ärmel des Shirts hoch. Shuu verzog leicht das Gesicht als die Luft an die Wunde kam. Es brannte leicht. Trotzdem begann er die Geschehnisse zu schildern: „Meine Freundin ist über ein Kleinstein gestolpert im Verwüsteten Pfad und zum Schutz habe ich sie weggestoßen, sonst hätte Kleinstein sie verletzt.“ „Wie heldenhaft.“, lächelte sie. „Du kannst froh sein, solch einen Freund zu haben.“ Die letzten Worte richtete sie an Haruka, die etwas abseits stand. Die Wunde an Shuus Arm war zum Glück nicht tief; sie war eher oberflächig, trotzdem hatte es stark geblutet. „Du hattest Glück, das Kleinstein dich nicht ganz erwischt hat, sonst wäre dein Oberarm gebrochen.“ Shuu atmete insgeheim auf. Wenn dies der Fall gewesen wäre, dann hätte er sicherlich nicht am Wettbewerb teilnehmen können. Schwester Joy legte sich Verband, Kompresse und eine Salbe zurecht. Mit einer angefeuchteten Kompresse säuberte die Pokémon Krankenschwester die Wunde und verband sie letztendlich. „Am Wettbewerb kann ich doch teilnehmen, oder?“, erkundigte sich Shuu. Schwester Joy bestätigte ihm dies mit einem kurzen Nicken. „Ja, es sei denn, die Verletzung entzündet sich bis dahin, aber keine Sorge. Die Wunde sieht gut aus und wird schnell heilen.“ Sichtlich erleichtert war Shuu und so blickte er zu Haruka. Doch die war nicht mehr im Raum. „Haruka?“ „Cha! Chaneira-eira!“ Das rosafarbene Pokémon deutete auf die offene Tür. „Habt ihr Streit?“, fragte die Krankenschwester vorsichtig. Shuu reagierte zunächst nicht, schreckte dann aber letzten Endes doch auf. „Was?“ Irritiert blickte Shuu zu Schwester Joy. „Streit?“ Der Grünhaarige bejahte die Frage mit einem stummen Nicken. „Geh ihr nach.“, meinte Joy. „Na los.“ Shuu tat, wie es Schwester Joy ihm empfahl. „Danke, Joy-san.“, sagte er und rannte dann hinaus auf den Flur. Haruka wollte gerade das Pokémon Center verlassen. „Haruka, warte! Bitte.“, rief Shuu. Die Braunhaarige hielt inne, wandte sich aber noch nicht zu ihm um. Langsam ging er auf seine Freundin zu. „Es tut mir Leid, Haruka. Ich war unfair zu dir. Ich hätte dir das nicht an den Kopf werfen dürfen.“ Shuu hörte, wie Haruka leise lachte. Er war verblüfft. Lachte sie ihn aus? Nahm sie Shuu nicht ernst? „Shuu, du bist ein Idiot.“, erwiderte das Mädchen. „Aber ich liebe dich.“ Mit diesen Worten umarmten sich die Beiden, jedoch nur kurz um keine Aufmerksamkeit zu erregen. „Dann werden wir wohl gegeneinander antreten.“, flüsterte Shuu. „Ich will nicht verlieren, Shuu! Auch nicht gegen dich. Merk dir das.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)