Pokémon Quest [Buch 1] von xRajani (Das Erbe des Giratina) ================================================================================ Kapitel 3: Der Sturm -------------------- Kapitel 3 ist etwas kürzer geraten, als ich vorher geplant hatte. Darum ist es etwas kürzer. Die nächsten werden aber hoffentlich wieder länger! Have Fun! 3. Kapitel Der Sturm Haruka und Shuu genossen die frische, salzige Meeresluft, und der rauschende Wind erfüllte sie mit einem Gefühl des Friedens. Die Oberfläche des Meeres glitzerte wundersam im Licht der Sonne. Das tiefblaue Wasser hatte die Farbe eines anmutigen Saphirs, der in allen Facetten strahlte. Die Yacht durchpflügte das kühle Nass, sodass dieses zu allen Seiten hinweg spritzte. Haruka lehnte sich weit über die Reling und beobachtete mit Begeisterung die Wasserpokémon, die am Bug der Yacht schwammen und sie auf ihren Wegen begleiteten. „Shuu!“, rief das Mädchen. „Sieh mal!“ Der Junge, der soeben noch die Karte Shinous studiert hatte, hob den Kopf und trat neben Haruka. „Was ist?“ Haruka deutete auf die Wasseroberfläche, unter der ein schemenhafter Schatten zu erkennen war, der die Oberfläche durchstieß und die Rückenflosse eines Tohaidos preisgab. Dahinter schwamm ein ganzer Schwarm der haiartigen Pokémon, die ihrem Rudelführer folgten. „Tohaidos!“ Diese Pokémon waren auch als „Tyrann des Meeres“ bekannt, die sogar in der Lage waren Öltanker zu zerbeißen, dank der mächtigen Reißzähne. Doch dieser Schwarm wirkte ruhig und beabsichtigte nicht, dieses Boot anzugreifen. Nun ließ sich Shuu von der Vielfalt der Wasserpokémon ebenfalls faszinieren, die auf ihrer Überfahrt ihnen begegneten. Überrascht war Shuu, wie viel Haruka über diese Wesen des Wassers wusste. Sie muss wohl viel gesehen haben, als sie noch mit Satoshi gereist ist, dachte er sich im Stillen und lächelte sie an. Haruka legte den Kopf in den Nacken, mit geschlossenen Augen, sog das Mädchen die frische Luft ein. Sie fühlte sich so frei, ja, sie liebte das Meer, trotz der wilden Schönheit, die Wasser zu entfesseln vermochte. Shuu schloss ebenfalls die Augen und genoss das Gefühl, als der Wind seine Haare zerzauste. „Heh, sollten wir nicht unseren Pokémon einwenig die frische Luft gönnen?“ Shuu wandte sich dem Mädchen zu bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken. „Ihr seid alle dran!“, lachte Haruka und warf, zeitgleich mit Shuu, ihre Pokébälle in die Höhe. Aus dem Licht der sich öffnenden Pokébälle zeichneten sich nun Nachtara und Psiana ab, die sich kuschelnd aneinander schmiegten. Roselia streckte sich im Sonnenlicht und suchte sich ein gemütliches Plätzchen zum Sonnenbad. Harukas Gallopa allerdings musste im Pokéball bleiben. Das Feuerpferd hätte das Boot glatt zum Kentern gebracht. Haruka und Shuu sahen Psiana und Nachtara zu, wie sie sich gegenseitig ärgerten. Zärtlich bissen sie dem Anderen ins Ohr und gaben dann leicht empörende Laute von sich. Sie spielten miteinander. Nachdem Shuu und Haruka zueinander gefunden hatten, waren nun auch zwei ihrer Pokémon ineinander verliebt. „Ist es nicht schön?“, fragte Shuu, der seine Arme um Haruka gelegt hatte. Haruka errötete. „Wa-Was meinst du?“ Shuu lachte und nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Nicht nur wir sind zusammen, sondern auch sie.“ Er deutete auf Nachtara und Psiana, die sich nun zusammen gerollt hatten und gemeinsam nebeneinander schliefen. Haruka war sich nicht im Klaren, was sie sagen sollte und so schwieg sie, lächelte aber stumm darüber, dass Psiana und Nachtara ebenso glücklich waren, wie sie und Shuu. Im seichten Seegang schwanke die Yacht gemächlich und ihre Insassen dösten entspannt auf dem kleinen Deck. Ihr Kurs war eine kleine Insel, die letzte Anlaufstelle vor den shinou’schen Hafen Fleetburg. Während sie ihrem Ziel immer näher kamen, erklärte Shuu Haruka ihre zukünftige Route, die sie verfolgen würden. Aufmerksam hörte Haruka dem Koordinator zu, der die Karte allem Anschein nach sorgfältig studiert hatte. Doch es war ein angenehmer Zeitvertreib und somit erfuhr sie einiges Wissenswertes über die Shinou-Region. Als sie am vorletzten Hafen anlegten, war das Wetter rasch umgeschlagen. Dicke, schwere Wolken trieben unheilvoll am Firmament, und in der Ferne hörte man wütendes Donnergrollen. In jeder Minute, die verstrich, wurde das Meer unruhiger, aufgewühlter. Haruka und Shuu waren besorgt über das Fortschreiten des schlechten Wetters und entschieden den Kapitän der Yacht anzusprechen. „Kapitän“, sagte Shuu. „Wäre es nicht besser, dass Wetter abzuwarten?“ Im Schatten des Kapitäns, ein Mann von kräftiger und fettleibiger Statur, fühlte sich Shuu klein und schwach, doch Zorn ergriff ihn, als jener Mann amüsiert über seine Frage zu grinsen begann. Unter seinem schallenden Gelächter erbebte der Bauchwulst und der Geruch von Alkohol schlug ihnen entgegen. „Jung’chen“, begann er, rang einen kurzen Augenblick um Atem. „Denkschst du etwa, dass isch vor dem Wetter Angscht habe?“ Wieder erklang das raue Lachen. Shuu und Haruka sahen sich einander an. Widerworte halfen hier nichts. Der Mann würde sich nicht umstimmen lassen. So stiegen die Koordinatoren wieder auf die kleine Yacht, allerdings mit einem sichtlich unbehaglichen Gefühl in der Magengegend. Machten sie ihren größten Fehler? Was, wenn das Wetter schlimmer wird? Mit diesen Gedanken nahmen Haruka und Shuu ihre vorherigen Plätze ein, hofften, dass sie heil an ihrem Ziel ankommen würden. Und als hätte Shuu und Haruka das Unheil erwartet: das Meer tobte erbost, schlug hohe Wellen, die die Yacht in eine schräge Lage versetzen. Der frostige Wind peitschte ihnen den kalten Regen ins Gesicht. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde der Wind bissiger, stürmischer. Wie erwartet, war das Wetter schlagartig umgeschlagen, und die Mutternatur ließ ihrem Zorn freien Lauf. Der Kapitän kämpfte mit aller Kraft gegen diese Gewalt an. Der aufkommende Sturm beanspruchte dessen ganze Kraft, obwohl er wusste, dass er gegen das Meer nicht den Hauch einer Chance hatte. Abermals ergoss sich die schäumende Gischt einer gebrochenen Welle über das Deck und überschwemmte jenes. Jede Sekunde, ja jede Minute, wurde unerträglicher für Haruka und Shuu. „Kapitän!“, schrie Haruka gegen den Sturm an, aber der Wind trug jenes Wort hinfort. Sie schaute ängstlich Shuu an, der an ihrer Seite war. Dank ihm verlor die Koordinatorin nicht die Nerven. Welch schweren Fehler hatten sie aber begannen! Und nun zürnte der Ozean über ihre waghalsige Entscheidung! Ein Knacken ertönte, als die Yacht über einen Felsen hinweg gespült wurde, der aus dem Wasser ragte. Der Kapitän fluchte, versuchte das Ruder herum zu reißen – ohne Erfolg. Das Ruder war zerbrochen! „Verdammt“, schimpfte der fettleibige Kapitän, und seine Blicke wanderten zu Haruka und Shuu. „Reiner Mord ischt das!“ Mit jenen Worten holte er einen Pokéball heraus, dessen Lichtschein einen kurzen Moment die Dunkelheit vertrieb. Rasch verstanden Haruka und Shuu, was der Mann vorhatte: er wollte nicht seine Passagiere retten, sondern bloß sich selbst! Aber bevor sie reagieren konnten, materialisierte sich bereits ein großes Krokodil, ein Impergator, dessen Rücken der Kapitän bestieg. In Shuu schäumte die Wut auf. Er lief an die Reling, an dem der Mann mit seinem Pokémon stand. „Was haben sie vor?“, schrie er. Sich kurz zu Shuu wendend, warf er dem Jungen einen gehässigen Blick zu. „Isch bleibsch net hier! Niemals!“, rief dieser. „Das könnt ihr eusch abschminken.“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, stieß sich das Impergator mit einem kräftigen Sprung vom Boden ab. Die Fluten überspülten sie, kamen aber nach wenigen Herzschlägen wieder an die Oberfläche zurück. Schließlich bewegte sich Impergator mit kräftigen Schwimmstößen vorwärts. Shuu schrie aus voller Kehle, spuckte dem unsympathischen Mann üble Flüche und Verwünschungen hinterher, die aber keine Wirkung herbeiführten. Der Kapitän kehrte nicht zu ihnen zurück, um ihnen zu helfen. Niedergeschlagen schwankte Shuu zu Haruka zurück, die mit jeder Minute nervöser und ängstlicher wurde. „Shuu!“, wisperte das Mädchen furchtsam. „Was…“ Eine Welle brach über die Yacht herein und riss beide von den Beinen. Hart schlugen sie auf dem Boden auf und krümmten sich einen Moment vor Schmerz. „Alles in Ordnung, Haruka?“ Zögernd nickte das Mädchen. „Was sollen wir bloß tun?“, flüsterte sie angsterfüllt. Shuu schwieg und richtete sich wieder auf. Sein Blick heftete an einen dunklen Schatten in weiter Ferne. Binnen weniger Sekunden begriff er und wirbelte panisch herum. „Scheiße!“, fluchte Shuu. Seine Blicke schweiften unruhig umher. Gerade als eine Welle wieder über das Boot hinweg schwappte, schnellte Shuu nach vorn und umfasste ein langes Seil, welches beinahe vom Wasser weggetragen wurde Haruka sah nun ebenfalls die Felswand, die sich einige Meter vor ihnen auftürmte. Ein erschrockener Schrei entfuhr ihrer Kehle. „Shuu! Wir fahren direkt auf die Felsen zu!“ Ihre Stimme hörte sich schwach und zittrig an. Sie schluchzte leise. Es war noch zu früh um zu sterben! Shuu hatte sich währenddessen das dicke Seil um seine Hüfte gebunden und ging nun zu Haruka. Er umfasste ihre Handgelenke. „Vertraust du mir?“ Haruka guckte in seine magisch, grünen Augen. Zögernd bejahte sie die Frage mit einem Nicken. Der Grünhaarige schloss fest seine Arme um sie und gab ihr einen flüchtigen Kuss, bevor er nun auch um Harukas Hüfte den Strick befestigte. „Was hast du vor?“, wollte Haruka wissen. Shuu holte Luft und versuchte seine eigene Nervosität zu verbannen. „Das Seil dient dazu, dass wir uns nicht verlieren“, er hob den Blick. „Klar soweit?“ Abermals nickte Haruka und schaute dem Jungen in die Augen. Sie drückte ihm die Hand. Ja, sie vertraute ihm, aber als eine Erkenntnis ihr in den Sinn kam, wandelte sich das Vertrauen in Entsetzen. „Will-Willst ins Wasser springen?“ Shuu schaute Haruka streng, aber bittend, an. „Willst du lieber an den Felsen zerschellen oder ins Wasser springen?“ Haruka schluckte, schmiegte sich einen kurzen Moment an ihn. Gewiss, er hatte Recht. Entweder würden sie an den Felsen prallen und somit einen schrecklichen Todes sterben oder in den tobenden Fluten. „Shuu“, wisperte Haruka. „Ich habe Angst.“ Shuu wandte sich Haruka zu. „Ich auch.“ Nun gab Shuu seiner Freundin die Hand, damit sie auf die Reling steigen konnte. Der Koordinator tat es ihr nach. „Bist du bereit?“, schrie Shuu gegen den Sturm an und suchte ihre Hand. „Wenn du springst, spring ich auch! Shuu lächelte. Am liebsten hätte er sie jetzt in den Arm genommen und nicht mehr los gelassen, aber eine Welle brach über sie herein und spülte sie ins Meer. Das Seil, ihre Verbindung miteinander, zerriss. Rasch kam Haruka wieder an die Oberfläche zurück, sah sich gehetzt um, aber entdeckte Shuu nicht. „Shuu?!“, rief das Mädchen. „SHUU!!“ Sie versuchte zu schwimmen, wurde aber unter Wasser gedrückt. Sie ruderte mit den Armen, um an die Oberfläche zu kommen. Panik ergriff ihr Herz, wie eine Kralle. Sie konnte nicht! Da spürte Haruka, als Shuu sie an die Oberfläche trug. Ihr Kopf durchstieß das Wasser und schnappte nach Luft. Wieder kam eine Welle und riss Shuu von Haruka los. Er konnte sie nicht mehr sehen! „Haruka! Haruka! Wo bist du?“ Aber der Sturm trug seine Worte fort und verschluckte diese. Voller Panik schaute sich Shuu um. Er hatte Mühe seinen Kopf über Wasser zu halten. Und er hatte Angst. Angst zu Erfrieren. Angst zu Ertrinken. Angst zu Sterben. Doch die einzige Furcht, die wie ein dunkler Schatten über Shuu schwebte, war Haruka zu verlieren. Shuu schloss einen kurzen Moment die Augen, vernahm aber bloß das tobende Meer und das Dröhnen des wütenden Sturmes. Plötzlich aber nahm einen keuchenden Atem war, und Hoffnung durchströmte seinen Körper. Mit kräftigen Schwimmzügen bewegte er sich auf Haruka zu, die schwer atmend an die Oberfläche gekommen war. „Haruka!“, rief der Grünhaarige. „Sag was!“ Doch Haruka war zu schwach um Shuu zu antworten. Ihre Stimme versagte. Ihr Mund formte nur wage Wörter, die Shuu nicht deuten konnte. Dann überschwemmte eine riesige Welle die Jugendliche und wurden in die Tiefen des Meeres gezogen. Mit aller Kraft versuchten sie gegen den Druck, der auf ihnen lastete, anzukämpfen, aber ihre Reaktionen wurden immer schwächer, langsamer, bis die Farben vor ihren Augen verschwammen. Bloß einen wagen Schatten, der auf sie zu schnellte, nahmen Haruka und Shuu noch war, bis ihnen gänzlich schwarz vor Augen wurden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)