At Nightfall von ice-queen05 (Bei Anbruch der Nacht- Kapitel 7 komplett) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7 So jetzt ist das Kapitel komplett. Mit ein paar Änderungen! Ich hoffe es gefällt euch. Viel Spaß beim lesen! Icy Kapitel 7 Auch Joeys zweiter Versuch, aus dem Haus zu gehen, wurde durchs Klingeln des Telefons vereitelt. Es war Serenity, die ihm sagte, dass sie in einem Café war und gleich bei ihm vorbeischauen wollte- falls Yami schon fort war. Joey versicherte ihr, dass Yami schon weg war. “Wann ist er denn gegangen?” Joey zögerte. “Er ist gar nicht geblieben.” “Wie bitte?”, fragte Serenity ungläubig. “Er ist nicht geblieben.” “Na toll! Und ich bin in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett gesprungen und zum Babysitten geeilt, nur damit Subaru dein kleines Rendezvous nicht stört.” “Du hast heute Morgen schon auf die Kleinen aufgepasst?” “Und du weißt ja, dass solche Uhrzeiten wahrlich nicht mein Ding sind.” “Ich weiß, und ich bin schwer beeindruckt. Aber was war denn los?” “Izumi hatte Fieber, aber er hat eine Spritze bekommen, und dann konnte ihn Subaru gleich wieder mitnehmen. Doch ich bin los, weil ich dachte, dass du in Sachen Liebe viel zu beschäftigt wärst. Und dabei lief überhaupt nichts zwischen euch”, stöhnte Serenity. “Das musst du mir gleich erklären, wenn ich bei dir bin.” “Serenity…” Es knackte in der Leitung. Serenity war schon unterwegs. Kurz darauf stand sie ungeduldig und angesäuert vor der Tür. “Nichts? Es ist nichts gelaufen?” “Wie bist du denn so schnell hergekommen?” “Das Café war gleich um die Ecke. und jetzt sag schon, was passiert ist. Habt ihr euch gestritten? Warum ist Yami wieder gegangen?” “Er war völlig erledigt und krank. Richtig krank. Er hat sich irgendeinen Virus eingefangen.” Serenity blickte zum Gang in Richtung Tristans Wohnung. “Ob wenigstens unser alter Kumpel Duke Glück gehabt hat?” “Nein.” “Woher willst du das wissen?” “Tristan war schon hier, auf der Suche nach Yami.” “Warum?” “Keine Ahnung. Offenbar denkt er, dass er ihm für seine Arbeit wichtige Informationen aus der Nase ziehen könnte. Aber wenn du schon da bist, kannst du mich zum Revier begleiten. Yami hat Akira gebeten, mehr über die Sache in Nagasaki herauszufinden.” “Ach du meine Güte!”, stöhnte Serenity. “Was soll das? Aber sag ihnen ruhig, dass du wirklich in Gefahr schwebst- du rappelst dich nicht mal auf, mit einem supertollen Cop zu schlafen…” “Serenity, ich hab dir doch gesagt…” “Er hätte bestimmt ein bisschen Trost brauchen können.” “Manchmal sind Leute eben todmüde. Und er wollte in die Badewanne.” “Ist mit deiner Wasserleitung etwas nicht in Ordnung?” “Er wollte das alles stimmte.” “Da stimmt doch was Grundsätzliches nicht, wenn du es nicht schaffst, zur Sache zu kommen.” Serenity schüttelte entrüstet den Kopf und schickte sich zum Gehen an. Joey stand da wie erstarrt und fragte sich, ob seine Schwester recht hatte. Hatte er schon die ganze Zeit dieses Gefühl gehabt, oder… … hatte sich gestern Nacht etwas verändert? Offenbar hatte ich allein Sex, und es war einfach toll, viel besser, als es mit ihm zusammen je sein könnte. Und außerdem hätte ich ihn nicht zum Bleiben bewegen können, sonst hätte er mein verwüstetes Schlafzimmer gesehen. Die ganze Geschichte war einfach schrecklich. Entsetzlich. Er konnte diese Dinge nicht laut aussprechen. Nicht einmal vor seiner Schwester. “Ich dachte du hättest es eilig?”, fragte Serenity ungeduldig. “Ja, ja. Gehen wir.” “Ich kapier immer noch nicht, wie du Yami einfach heimgehen lassen konntest. Du hättest dich um ihn kümmern sollen, ihm ein heißes Bad einlassen oder kaltes Bier einschenken.” “Er hatte keine sauberen Klamotten dabei.” “Für das, was ihr vorhattet, hätte er keine sauberen Klamotten gebraucht. Joey, wenn er wirklich so krank war, dann hätte er dich bestimmt gebraucht. Wenn ihm etwas weh tat, hatte er doch sicher den Wunsch, sich besser zu fühlen.” “Serenity, Yami ist krank, er ist wirklich krank, ihm geht es hundeelend. Sex hilft bei so etwas nicht. Also hör auf, mich zu nerven!” “Na gut, dann lass ich es eben. Ihr zwei könnt eure süße, platonische, sterbenslangweilige Beziehung fortsetzen, ich werde dich nicht mehr quälen.” “Versprochen?” “Nein. Aber jetzt lass uns endlich gehen!” Das Polizeirevier war nicht weit, man konnte es gut zu Fuß erreichen. Joey hatte gewusst, dass er Yami dort nicht antreffen würde. Doch er war froh, als sie erfuhr, dass er angerufen und sich krank gemeldet hatte. Er hatte gemeint, er wolle sich erst mal richtig ausschlafen. “Er hat irgendeinen üblen Grippevirus erwischt”, erklärte der Beamte an der Theke. “Ich weiß. Wenn er sich morgen noch immer so schlecht fühlt, sehe ich zu, dass er zum Arzt geht. Aber jetzt würde ich gerne kurz mit Akira reden. Könnten Sie mal bei ihm anklingeln?” “Na klar.” Akira Nakajima war ein sehr guter Freund von Yami. Yami hatte Joey einmal erzählt, dass Akira ein ausgesprochen guter Ermittler war, denn die Leute vertrauten sich ihm gerne an, auch die Verdächtigen; selbst die zurückhaltendsten Zeugen brachte er zum Reden. Darüber hinaus war er ein richtig netter Kerl und jemand, dem das Wohl der Allgemeinheit aufrichtig am Herzen lag. Nichts von all den Gräueln seiner Arbeit hatte ihn bislang für die Ängste und Sorge seiner Mitmenschen unempfindlich gemacht. Nachdem er Joey und auch Serenity herzlich begrüßt hatte, sah er Joey seufzend an. “Kommt doch rüber zu meinem Schreibtisch”, sagte er. “Ja, es war tatsächlich der Bursche, den du vermutet hattest, Joey. Ich habe gestern um Details gebeten, und man hat mir ein paar Dinge zugefaxt. Aber wenn du einen Blick in irgendeine Zeitung wirfst, kannst du das alles selbst nachlesen. Na, mal sehen… Hier ist das Fax über Shuichiro Oji.” Er reichte Joey ein Blatt. Er überflog die Informationen- Name, Größe, Gewicht, Augen- und Haarfarbe sowie Alter. Offenbar hatte er nach seiner Schottlandreise das College gewechselt und war in eine andere Studentenverbindung eingetreten. Wer in dieser Verbindung eintreten wollte, musste nichts Illegales oder Unmoralisches tun- weder Unmengen Sake vernichten noch sich prügeln, seltsame Dinge verspeisen, das Schulmaskottchen oder Trophäen klauen oder Unterwäsche auf dem Fahnenmast hissen. Aber am letzten Abend vor der endgültigen Aufnahme sollten die Anwärter Geisergeschichten erzählen, und zwar auf einem Friedhof vor der Stadt. Und im Dunkel der Nacht… Genau zu der Zeit waren die Morde passiert. “Um Mitternacht”, sagte Joey tonlos. “Nun Joey…”, meinte Akira beruhigend. “Akira, genau das ist auch in Schottland passiert.” “Joey, wenn es tatsächlich Ähnlichkeiten gibt, meldet man sich bei dir.” Er blickte Akira scharf an. Akira suchte in seinen Unterlagen nach einer Tageszeitung aus einer anderen Präfektur. “Du bist nicht der Einzige, der sich an den Vorfall in Schottland erinnert. Auch dieser Reporter hier erwähnt die Tatsache, dass Shuichiro Oji einen ähnlichen Angriff in Edinburgh überlebt hat und schließlich in Nagasaki gestorben ist.” Joey überflog den Artikel. “Siehst du?”, sagte er zu Serenity. “Nun, ich könnte es vielleicht sehnen, wenn du mir die Zeitung gibst.” Joey reichte sie ihr, und seine Schwester las rasch den Artikel. Dann starrte sie Akira an. “Also, was glaubst du? Sind es dieselben Leute?” “Möglicherweise”, gab Akira zu. “Vielleicht ist hier ja eine neue Sekte am Werk.” Sie hörten die tiefe raue Stimme von Tatsuya Kinomoto, Akiras Partner. Er war soeben an seinen Schreibtisch getreten, der neben Akiras Arbeitsplatz stand. Er hatte eine ziemlich trockene und ruhige Art und hielt sich im Hintergrund, während Akira das Reden übernahm. Die Beamten der Mordkommission arbeiteten in der Regel zu dritt, immer zwei Officer und ein Sergeant. Im Allgemeinen stand Sergeant Yutaka Sasaki den beiden zur Seite, doch momentan war er krank geschrieben, er hatte sich einer Bypass- Operation (1) unterziehen müssen. Da die Abteilung notorisch (2) unterbesetzt war, mussten die zwei eben ohne ihn klarkommen. “Keine Angst, junger Mann”, fuhr Tatsuya Kinomoto fort. “Wir leben hier schließlich in Japan. In Nagasaki gibt es die “besten” Ermittler der ganzen Welt, und die werden diese Psychopathen bestimmt erwischen, dass kannst du mir glauben.” (AdA.: Jaja sicher… kannst meiner Urgroßmutter erzählen…) Joey mochte Tatsuya, konnte sich jedoch die Bemerkung nicht verkneifen: “Bei allem gebührenden Respekt für die Nagasakier Polizei und die “gute” Arbeit japanischer Ermittler- aber die Burschen von Scotland Yard sind auch nicht zu verachten. Und die haben jeden Zentimeter dieses Friedhofs umgegraben und trotzdem nichts gefunden.” “Dennoch- das hier ist Japan.” “Ihr Götter segnet dieses Land!”, meine Serenity halblaut. Joey versetzte ihr einen leichten Tritt ans Schienbein. “Meint ihr, dass ich jemanden anrufen sollte?”, fragte Joey. “Vielleicht könnte ich bei den Ermittlungen helfen.” “Und vielleicht könntest du den Albtraum noch einmal durchleben”, wandte Serenity ein. “Und vielleicht gelangt dein Name ja auch wieder in die Zeitung, und wenn es tatsächlich ein großer Kult ist und jemand hinter dir her ist, dann gefährdest du dich vielleicht gerade dadurch erst recht.” “Ich werde das in aller Stille und Diskretion mit jemandem besprechen”, versprach Akira. “Und ich werde dafür sorgen, dass man sich in aller Stille an dich wendet, falls ein Ermittler mit dir sprechen möchte. Wie wäre es damit?” “Das klingt gut. Danke, Akira.” Tatsuya räusperte sich. “Joey, nach dem, was ich gelesen und von dir gehört habe…” Er verstummte, atmete tief durch, setzte wieder an. “Du hast über einen Mann gesprochen, der anschließend spurlos verschwunden ist, einen, der dich gerettet hat; und darüber, wie die Leute aus den Särgen gekrochen sind und euch angegriffen haben. Nun ja, ich meine… ich hoffe, dass dir klar ist…” “Ja?” “Dass es kranke Menschen sind. Sehr, sehr kranke Menschen.” “Natürlich.” “Ich meine nur”, fuhr er errötend fort, “ich habe gehört, dass du immer wieder davon gesprochen hast, dass es sich dabei um…” “Um Vampire handeln könnte?”, schlug Serenity vor. “Ja”, meinte Tatsuya. “Aber du weißt ja wohl, dass du den Ermittlern nicht mit solchem Unsinn kommen kannst.” “Aber vielleicht sind es ja wirklich Vampire, Tatsuya.” Diese Bemerkung stammte von einem weiteren Beamten, der gerade ins Morddezernat kam, einen großen, dunkelhaarigen, gut aussehenden Mann in Jeans und einer lässigen Kunstlederjacke. Serenity richtete sich sofort auf und strich sich instinktiv das Haar zurück. “Ach kommen Sie, Lieutenant Pegasus, nur wegen dieser alten Morde…” “Tatsuya, entschuldigen Sie mich”, sagte er, ging zu Joey, lächelte und streckte ihm die Hand entgegen. “Maximilian Pegasus. Wie geht es Ihnen? Wenn wir es hier mit einer Sekte zu tun haben, dann vielleicht wirklich mit Leuten, die glauben, dass sie Vampire sind. Die menschliche Psyche bringt alles Mögliche zustande, wenn man sie entsprechend beeinflusst; die übelsten Sachen können passieren, wenn die Psyche es so will. Nicht sehr viele werden Ihnen glauben, dass Sie auf einen echten Vampirkult gestoßen sind. Aber ich verspreche Ihnen, wenn Sie etwas wissen oder auch nur vermuten- wenn Sie sich an etwas erinnern, höre ich Ihnen sehr gern zu.” “Danke. Vielen Dank”, erwiderte Joey. Serenity trat vor. “Das ist Joey Wheeler.” “Ich weiß”, meinte er ruhig. “Woher denn?”, fragte Joey. “Nach den Mordfällen in Schottland letztes Jahr habe ich ein paar Artikel gelesen.” “Ach so”, murmelte sie verlegen. Aber er musterte ihn mit einem steten, aber such freundlichen Blick. Er schien ihn nicht für einen Verrückten oder Drogenabhängigen zu halten. “Und ich bin seine Schwester, Serenity.” Er lächelte ein sympathisches, gedehntes Lächeln. “Serenity, Joey- schön, Sie kennen zu lernen. Wenn diese Komiker hier Sie nicht ernst nehmen, sagen Sie es mir. Ich höre Ihnen zu.” “Ich habe Sie durchaus ernst genommen”, protestierte Tatsuya. “Na gut, dann weiter so”, meinte Maximilian. Er zögerte, dann sah er Joey an. “Mir ist aufgefallen, dass Shuichiro Oji unter den Opfern in Nagasaki war.” “Und sie haben sich von den Artikeln über die Morde in Schottland an seinen Namen erinnert?”, fragte Akira. “Richtig.” “Morde passieren die ganze Zeit und auf der ganzen Welt, und Sie merken sich die Namen von Überlebenden eines Massakers in Schottland?”, fragte Serenity argwöhnisch. “Ich bin Ermittler”, sagte er achselzuckend. Aber er beobachtete Joey, und er merkte, dass er sehr ernst drein sah. “Und er ist ein guter Ermittler”, gab Tatsuya mürrisch zu. “Ist Ihnen der Fall mit dem Jugendlichen übertragen worden?” Maximilian nickte, ohne den Blick von Joey zu wenden. “Es wird eine Sonderkommission gebildet. Joey, Serenity, es war nett, Sie kennen zu lernen. Lassen Sie mich wissen, wenn ich etwas für Sie tun kann.” Sie bedankten sich bei ihm, und er ging hinaus. Joey schoss der merkwürdige Gedanke durch den Kopf, dass er nur gekommen war, um sie zu treffen. Serenity atmete tief aus. “Ein gut aussehendes Testosteronpaket.” “Er ist verheiratet”, bemerkte Tatsuya. “Wie könnte es auch anders sein”. murmelte Serenity und zuckte Schicksals ergeben die Schultern. “Hey, ich bin noch zu haben”, meinte Akira. “Du bist auch ein wahrer Schatz”, versicherte Serenity rasch. “Aber am Freitagabend hast du nie Zeit”, meinte Akira lachend. “Akira, du bist wirklich ein Schatz und überaus nett, und…” “Und du bist umwerfend und vierundzwanzig, und ich… ich bin es nicht”, meinte er grinsend, “Aber was soll´s- wenn du mal richtig verzweifelt bist…” “Da muss ein Mädchen nicht erst verzweifelt sein”, versicherte Serenity ihm unverzüglich. Joey merkte, wie sehr er seine Schwester mochte. Trotz ihrer gradlinigen Art war Serenity fast immer mitfühlend und freundlich. “Um ehrlich zu sein”, fuhr Serenity fort, “hätte ich dich heute ins Kino abgeschleppt, wenn wir dieses Gespräch gestern geführt hätten.” Joey musterte seine Schwester neugierig.” Was ist denn seit gestern passiert?”, fragte er. Serenitys Augen weiteten sich viel sagend und sie grinste breit. “Ich habe jemanden kennen gelernt.” “Heute Morgen?” “Jawohl. Im Café, auf dem Weg zu dir.” “Davon hast du mir noch gar nichts erzählt!” “Nun, ich habe nicht geheiratet oder so, ich habe nur eine vage Verabredung getroffen. Um genau zu sein, nicht mal das. Ich habe nur angedeutet, dass ich heute ins Kino wollte. Aber offenbar geht wirklich ein Grippevirus um, der Typ war auch nicht ganz gesund. Womöglich taucht er heute Abend gar nicht auf.” “Trotzdem hast du mir nicht erzählt, dass du jemanden kennen gelernt hast.” “Tja, ich wollte zu gern erst mal ein paar Details aus deinem Leben erfahren.” Sie grinste Akira und Tatsuya an, die das Gespräch zwischen den Geschwistern interessiert verfolgten. “Sein Leben ist weitaus interessanter als meines, zumindest im Augenblick.” “Wir sollten jetzt gehen und diese Herren arbeiten lassen”, meinte Joey. “Akira, noch mal vielen Dank, und auch dir, Tatsuya!” “War mir ein Vergnügen”, versicherte Akira. “Ich freu mich immer, wenn ich euch helfen kann. Und hört mal: Auch wenn ich sagen muss, dass Maximilian ein guter Cop ist…” Er brach Schulterzuckend ab. “Seid ihr sicher, dass ich momentan nichts mehr für euch tun kann?” “Das war´s schon, danke!” “Gut”, beendete Tatsuya plötzlich das Gespräch und handelte sich dafür einen erstaunten Blick von Akira ein. “Als ich die Beiden sah, habe ich es beinahe vergessen- wir müssen in die Pathologie.” “Was ist denn los?”, fragte Akira. “Es geht um den Jungen und den Unfall neulich Nacht. Der Gerichtsmediziner hat etwas Merkwürdiges herausgefunden. Bist du soweit?” “Na klar. Ich hole nur rasch meine Jacke. Hey, ein fantastischer Oktober, findet ihr nicht auch?” Dabei sah er Joey und Serenity an. “Wunderbar, frisch, angenehm, toll”, pflichtete ihm Serenity bei. “Wir sollten ein paar Kürbisse besorgen und sie aushöhlen, was meinst du, Joey?” “Warum nicht? Also, nochmals vielen Dank, ihr zwei!”, sagte Joey. Zwanzig Minuten später standen sie vor einem Marktstand und betrachteten die Kürbisse. Joey wollte mehr über den Mann erfahren, den Serenity getroffen hatte, doch diese meinte nur ausweichend: “Er war nichts besonderes.” “Aber du hast dich mit ihm verabredet.” “Na ja, mehr oder weniger. Ich wollte mit ihm ins Kino, und das war nur sehr vage ausgemacht.” “Aber es ist trotzdem eine Verabredung.” “Ich wollte mich nicht von ihm abholen oder heimbringen lassen. Wir treffen uns nur, um gemeinsam ins Kino zu gehen.” “Erzähl mir doch ein bisschen mehr von ihm!” “Mehr gibt es da nicht zu erzählen”, beschied ihm Serenity knapp. “Hat er vielleicht einen Namen?” “Marik.” “Na toll. Er hat einen Namen.” “Er ist gebildet, süß, charmant. Mehr weiß ich noch nicht, aber später werde ich dir sicher mehr sagen können.” “Ich sollte dich begleiten.” “Nein. Du solltest daheim bleiben und mit deinem Cop schlafen.” Serenity seufzte und schüttelte ungehalten den Kopf. “Unglaublich, was die hier für diese Dinger verlangen. Man könnte glauben, diese doofen Kürbisse wären aus Gold!” “Wir könnten raus aus der Innenstadt fahren und welche am Straßenrand kaufen. Dort sind sie bestimmt viel billiger.” Serenity runzelte die Stirn. “Nein danke. Ich habe keine Lust, irgendwohin zu fahren.” “Gut, dann nehme ich den hier.” “In Ordnung, und ich nehme den dort drüben.” Sie kauften die Kürbisse und gingen dann zu Joey. Als sie an Tristans Wohnung vorbei kamen, musste Serenity grinsen. “Ich wüsste weiß Gott zu gerne, wie es für den guten alten Duke gestern Nacht gelaufen ist.” “Er ist nicht Tristans Typ. Und Tristan hat kein Problem ihm das zu sagen.” “Aha. Aber wenn er genug Sekt und Kaviar gehabt hätte…” “Hatte er nicht.” “Hätte er aber haben sollen. Der arme Duke hat versucht zu feiern.” “Na, dann läute doch bei ihm und sag ihm, dass er Duke zur Feier des Tages ruhig einen einmaligen Beischlaf hätte gönnen können.” “Warum nicht”, meinte Serenity und machte sich auf den Weg. “Untersteh dich!” Joey zerrte sie zurück. Als sie am Tisch saßen und die Kürbisse aushöhlten, fragte Joey: “Wärst du wirklich so dreist und schamlos gewesen, ihm zu sagen, dass er mit Duke hätte schlafen sollen?” “Dreist und schamlos? Wie kann jemand dreister und schamloser sein als Tristan?”, meinte Serenity lachend. “Ich weiß nicht. Aber Gottlob hast du mich ja zurückgehalten.” Sie sprachen über ihre Pläne für Halloween, das rasch näher rückte. “Wir sollten eine Party geben”, meinte Serenity. “Ganz Domino ist eine einzige Party. In jedem Restaurant und jedem Club wird gefeiert. Und wir haben kleine Halbbrüder, weißt du noch? Wir sollten nach Haus fahren und Mutter und Subaru und die Jungs besuchen. Die zwei werden bestimmt wahnsinnig süß aussehen, Subaru bastelt die tollsten Kostüme.” “Wir könnten ja auch bei ihnen eine Party feiern”, meinte Serenity. “Schließlich war es jahrelang unser Zuhause. Als Papa noch lebte…” Joey wurde nachdenklich. “Aber jetzt ist es nicht mehr unser Zuhause”. meinte er schließlich. “Natürlich ist es das!” “Nein. Es hat sich vieles verändert. Wie ging es dir denn heute Morgen mit Subaru?” “Ganz gut. Ja, eigentlich habe ich mich ihm richtig nahe gefühlt.” “Und dann?”, fragte Joey einigermaßen verwirrt. “Ich weiß nicht. Irgendwas hat nicht gestimmt in dem Haus.” “Na ja, trotzdem- wir sollten darüber nachdenken”, meinte Joey. “Wie wär´s, wenn wir hinfahren, die Jungs besuchen und später wieder zurück um eine Kneipentour zu machen?” “Ja das wäre bestimmt ganz lustig. Ach! Jetzt hab ich den Kürbis die idiotischsten Zähne verpasst, die du je gesehen hast.” Joey betrachtete den Kürbis seiner Schwester. “Die sind ja ganz spitz!” “Ich wollte sie eckig machen. Was soll´s. Gott sei Dank wollte ich nie Kürbiskünstlerin werden. Mir reichts jetzt. Ich bin fertig und muss los. Ich möchte mir die Haare waschen, in teuren Ölen baden, mich einpudern und parfümieren und ein halbes Dutzend Outfits anprobieren. Manche Menschen wissen eben, was sie zu tun haben, um in Sachen Sex erfolgreich zu sein.” “Du willst doch nicht etwa mit einem wildfremden Mann ins Bett hüpfen?”, fragte Joey empört. Serenity grinste. “Nein. Das ist die erste Verabredung, da musst du wunderschön, verführerisch und hinreißend aussehen und göttlich riechen, dann wirst du wahrscheinlich um eine zweite Verabredung gebeten, und dann kannst du dir überlegen, ob du ihn wieder sehen willst oder nicht. Kapiert?” “Ich dachte, es sei keine Verabredung?” “Das ist es auch nicht, aber trotzdem ist es das erste Mal. Und du bist mit deinem Cop meilenweit über das erste Date hinaus. Steig heute Abend in ein schönes Schaumbad…” “Das habe ich gestern schon getan.” “Ja, glaubst du denn, so was hält ewig vor?” “Nein, ich bin nur…” “Du hast ihn doch gestern Nacht schon eingeladen. Heute Nacht taucht er bestimmt auf.” “Vielleicht”, pflichtete ihr Joey bei. Serenity schob den Kürbis zur Seite, stand auf und wusch sich die Hände. “Ich bin jetzt weg.” Sie stand schon an der Tür. “Und was ist mit deinem Kürbis?” “Den kannst du behalten. Ich glaube, ich muss noch mal von vorne anfangen. Ich habe die Zähne verpatzt.” Serenity zog los. Die Tür ging hinter ihr zu, dann ging sie noch einmal auf: “Verpatz du es jetzt nicht mit deinem Yami!” “Nein”, erwiderte Joey. “Und du solltest dich nicht auf weitere Verabredungen einlassen, bevor wir nicht mehr über den Typ wissen und ich ihn eingehend geprüft habe.” “Jawohl, großer Bruder. Und du sperr die Tür zu, wenn ich draußen bin.” “Mach ich.” Kurz darauf läutete da Telefon; es war Yami. Schon an seiner Stimme merkte Joey, dass es ihm noch immer schlecht ging. “Ich werde heute Abend zu gar nichts fähig sein”, erklärte er bedauernd. “Eigentlich sollten wir irgendwo toll Essen gehen…” “Ach, mach dir nichts draus, ich esse die ganze Zeit”, meinte Joey aufmunternd. “Ich habe mich den ganzen tag hundeelend gefühlt.” “Das tut mir leid.” “Ich habe keine Ahnung, wo ich mir das eingefangen habe, aber es ist wirklich schrecklich. Abwechselnd glühe und friere ich- und Wahnvorstellungen habe ich auch schon. Den ganzen Vormittag habe ich gepennt, aber jetzt muss ich noch mal in die Arbeit. Der Junge, der bei diesem grässlichen Unfall umkam…” “Was ist mit ihm?” “Ich muss noch mal in die Gerichtsmedizin. Todd Adams, der ihn obduziert hat, ist ein richtiger Pedant (3). offenbar ist er der Meinung, dass etwas nicht stimmt.” Plötzlich fiel Joey ein, wie Tatsuya Maximilian Pegasus gefragt hatte, ob er den Fall mit dem Jungen übernommen habe. Es würde eine Sonderkommission gebildet, hatte Pegasus gemeint. “Dann geht es also um den Jungen, der den Unfall hatte”, murmelte er. “Moment mal- was weißt du denn darüber?” Er zögerte. “Serenity und ich haben uns heute mit Akira unterhalten.” “Joey”, meinte Yami besorgt, “ich habe dir doch gesagt, dass ich dich begleiten würde!” “Mir geht es gut”, sagte er. “Wirklich! Mach dir keine Sorgen. Ich verliere jetzt nicht den Verstand und falle auch nicht in ein abgrundtiefes loch oder so.” Er zögerte, dann fügte er scherzhaft hinzu: “Ich habe sogar einen Polizisten getroffen, der meinte, dass es möglicherweise Leute gibt, die sich für Vampire halten, und wenn sie das glaubten, dann…” “Maximilian”, fiel Yami ihm ins Wort. “ Maximilian Pegasus.” Einen Moment lang war Joey stumm, dann meinte er: “Ja Maximilian Pegasus.” Yami schien seine nächsten Worte sorgfältig zu wägen. Schließlich meinte er: “Ein guter Polizist.” “Warum sagst du das so zögerlich?” Wieder dauerte es eine Weile, bis er antwortete. “Na ja, auch hier in Domino gab es mal ein paar Probleme…” “Ich erinnere mich daran. Diese grauenhaften Morde.” “Wir hatten schon eine Menge grauenhafte Morde, aber diese waren etwas ganz Besonderes. Maximilian legte sich bei der Aufklärung mächtig ins Zeug, aber es blieben noch Fragen offen.” “Du klingst, als würdest du ihm nicht vertrauen.” “Das ist es nicht. Ich vertraue ihm, aber trotzdem…” “Trotzdem was?” “Ich denke, du solltest dich besser von ihm fernhalten. Er könnte alte Ängste neu schüren und… Na ja, er ist ein guter Kerl. Nur vielleicht… vielleicht im Moment nicht gut für dich.” Joey ging nicht weiter darauf ein, sondern fragte: “Du gehst also noch mal in die Gerichtsmedizin?” “Und danach schleunigst wieder heim. Ich kann mich kaum auf den Beinen halten.” “Das solltest du ihnen sagen. Du solltest nicht arbeiten, wenn du so krank bist!” “Tja, wir können nicht immer darauf Rücksicht nehmen, ob wir uns gegenseitig anstecken oder so- das können wir uns einfach nicht leisten. Wir müssen uns um die Allgemeinheit sorgen, die wir beschützen und der wir dienen. Aber den Jungen kann ich wohl kaum mehr anstecken”, meinte Yami gleichmütig, wenn auch etwas traurig. “Verzeihst du mir?” “Was denn?”, murmelte Joey, verwirrt über den Klang seiner Stimme. “Dass ich so völlig nutzlos bin.” “Du bist überhaupt nicht nutzlos. Da gibt es nichts zu verzeihen.” “Du bist so ungefähr das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist.” “Das Gleiche gilt für dich, Yami”, sagte er leise. “Ruf mich morgen an.” “In Ordnung.” Joey legte den Hörer auf und wunderte sich über das, was in ihm vorging. Nein, ich bin nicht erleichtert, widersprach er sich selbst. Doch das bin ich. Auf einmal bedauerte er, dass er Serenity nicht gefragt hatte, in welches Kino sie wollte. Er hätte dort aufkreuzen und den Mann in Augenschein nehmen können, der offenbar Anstalten machte, in das Leben seiner Schwester zu treten. Doch nun kehrte er an den Esstisch zurück, an dem sie ihre Kürbisse bearbeitet hatten, beseitigte das Chaos und rieb die Kürbisse trocken. Als er damit fertig war, beschloss Joey, Kerzen in die Kürbisse zu stellen, um zu sehen, wie sie wirkten. Seiner war okay, sogar ziemlich gespenstig mit der brennenden Kerze. Serenitys Kürbis sah ausgesprochen böse aus. “Die Zähne hast du aber ganz schön spitz gemacht, kleine Schwester”, stellte er fest. Beim Anblick dieses Kürbisses wurde ihm richtig unbehaglich zumute. Verwundert stellte er fest, dass er ihm sogar Angst machte. Joey blies die Kerzen aus und stellte die beiden Kürbisse auf die Balkonmauer. Als er in die Wohnung zurückging, die er eigentlich sehr gern hatte, merkte er, wie rastlos er war und dass er nicht hier bleiben wollte. Von der Straße drang Musik und Lachen an seine Ohren. Jemand feierte wohl schon eine Halloween- Party. Du bist nicht eingeladen. Aber Domino war seine Stadt. Er brauchte keine Party, um auszugehen. Das Viertel der Einfamilienhäuser war herrlich, er kannte alle Ladenbesitzer in der Gegend, die Kellner in den Cafés, die Barkeeper in den Kneipen. Er wollte nur auf einen schnellen Drink oder einen Kaffee raus. Nachdem er sich die Haare gekämmt, zumindest versucht zu kämmen, hatte und eine Jacke übergestreift hatte, zog er los. Vielleicht brauchte er ja auch nur einen langen Spaziergang. Todd Adams war noch ziemlich jung und arbeitet erst seit Kurzem in der Gerichtsmedizin. Er war vom Chefpathologen eingestellt worden und hatte diesem auch gezeigt, was er gefunden hatte. Daraufhin hatte der ihm gesagt, er solle das Morddezernat benachrichtigen. Todd war eins achtzig groß und dürr. Er hatte sehr viele Sommersprossen und widerspenstiges rotes Haar. Man sieht ihm seine irische Herkunft richtig an! Er hatte sein Studium erst vor wenigen Jahren abgeschlossen. Mit dreißig war er im Vergleich zu den erfahreneren Ärzten hier noch ziemlich jung, aber in seinem Gebiet kannte er sich aus. Während des Studiums hatte er immer zu den Besten gehört. Er hatte bei einem Arzt auf Hokkaido studiert, der die meisten Studenten mit seiner immensen Leidenschaft für seine Arbeit angesteckt hatte. Ein Pathologe war eigentlich die letzte große Hoffnung für ein gewaltsam zu Tode gekommenes Opfer. Er musste den Toten mit dem allergrößten Respekt behandeln und mit dem festen Vorsatz, einen Mörder der Gerechtigkeit zuzuführen oder einen schrecklich Unfall aufzuklären, an die Sache rangehen. Diesmal hatte sich Todd beinahe vor dem blenden lassen, was allzu offensichtlich schien. Überall Glas, große Scherben, kleine Splitter. Gut vorstellbar, dass ein Sturz, durch die Windschutzscheibe solch schwere Verletzungen anrichten konnte. Doch nachdem er den Leichnam untersucht hatte, störte Todd etwas. Etwas, das sich hinter dem Offensichtlichen verbarg. So stand er nun, von skeptischen Polizisten umringt, vor dem Leichnam und nickte Daniel, seinem jüngeren Assistenten, zu, er solle das Tuch wegziehen. Daniel, der ganz grün im Gesicht war, nickte zur Bestätigung. Der Leichnam kam ihm bei jeder weiteren Betrachtung grässlicher vor. Die Polizisten rührten sich nicht und rissen auch keine Witze. Keiner bemerkte, dass Freitagabend war oder dass er es kaum abwarten konnte, zum Essen heimzugehen oder so. sie standen alle nur stil da und starrten auf die sterblichen Überreste des Opfers. Todd berührte das Loch am Hals des Toten mit einem behandschuhten Finger. “Wenn Sie mir kurz zuhören wollen: Ich glaube nicht, dass selbst die Gewalt, mit der der junge Mann durch die Windschutzscheibe geflogen ist, solche Einrisse verursachen könnte”, erklärte Todd. Er blickte hoch. Alle starrten ihn an, auch Maximilian Pegasus und sein Partner Samuel T. Miller der neben ihm stand. Der große schwarzhaarige Cop war ebenfalls da, der dritte in Pegasus Team. Er hieß Mike Marlowe und war neu im Morddezernat, auch wenn er nun schon eine Weile dort arbeitete. Auf der anderen Seite der Bahre standen Akira Nakajima und sein Partner Tatsuya Kinomoto. Der sechste Polizist im Bunde kam nicht vom Morddezernat: Yami Muto war mit Jugendlichen, Drogen und Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt. Er arbeitete mit den Familien. Er hatte diesen Tod den Verwandten des Jungen und der Presse zu erklären. Yami Muto war erkältet. Er unterdrückte immer wieder den Drang zu niesen und war sogar noch grüner im Gesicht als die Anderen. Wahrscheinlich würde er sich bald übergeben müssen. Tatsächlich sah er fast so übel aus wie die Leiche. “Einrisse?”, fragte Pegasus ernst. Todd Adams deutete wieder auf die Stelle. “Natürlich könnte auch eine solche Gewalteinwirkung zu so einer tiefen Wunde führen, aber wenn Sie hier sehen…” Er zögerte, dann deutete er auf die Fleischfetzen. “Zu so etwas kommt es, wenn Glas auf- und abbewegt wird.” Er war frustriert, denn er wusste nicht, ob sie ihn nicht verstanden hatten oder ob sie so still waren, weil sie ihn verstanden hatten. Seufzend erklärte er weiter: “Sehen Sie, so ist es, wenn man Fleisch schneidet, zum Beispiel ein Steak. Diese Rissstellen erhält man, wenn man mit einem Messer oder einem anderen scharfen Objekt hin- und herfährt, raspelt- das Fleisch zerreißt.” “Ja, das kann man sehen”, unterbrach ihn Maximilian rasch. Yami drehte sich um und stolperte nach draußen, um sich zu übergeben. Die anderen Cops blieben stumm. “Tut mir leid”, sagte Todd leise. “Yami hat ein höllisches Fieber, aber ich denke, er hat verstanden, was Sie uns da zeigen wollten”, meinte Pegasus, dann fuhr er rasch fort: “Der Junge war also schon tot, als er durch die Windschutzscheibe flog?” “Ja, richtig. Davon gehe ich aus.” er zögerte. Ob sie seinen Fachkenntnissen wohl vertrauen würden? “Ich habe das alles auch Williams gezeigt”, fügte er hinzu. “Er teilt meine Meinung.” “Aber wie…?”, fing Tatsuya Kinomoto an. “Er wurde getötet und dann ins Auto verfrachtet. Das Auto wurde von einem Anderen an den Baum gefahren oder jedenfalls auf den Kurs gebracht”, meinte Maximilian Pegasus und verschränkte die Arme. “Aber das ergibt doch keinen sinn”, wandte Akira ein. “Tja”, entgegnete Samuel T. Miller, “es würde durchaus einen Sinn ergeben, wenn du ein Mörder wärst, der seine Tat vertuschen will.” “Aber er war schon tot und wurde dann durch die Windschutzscheibe geschleudert, wobei ihn das Glas fast geköpft hat?”, fragte Kinomoto. “Jemand hat das zersprungene Glas als Messer benutzt, um den kopf abzuschneiden”, meinte Pegasus. “war es so, Dr. Adams? Sind Sie dieser Ansicht?” “Ich weiß, es klingt seltsam, aber…” Pegasus sah ihm direkt in die Augen. “Ja”, meinte Todd schließlich unwirsch. “Aber wenn Sie an meinem Können oder an meinen Erkenntnissen zweifeln…” “Überhaupt nicht”, erwiderte Pegasus. Er sah die anderen an. “Nun, Gentleman, wir haben es also mit einem Nord zu tun.” “Und zwar mit einem Mord, der sich bestimmt nicht so leicht aufklären lässt”, sagte tatsuya Kinomoto und schüttelte den Kopf. “Der Junge muss auf alle Fälle eine höllische Angst gehabt haben.” “Ich glaube nicht, dass wir uns vorstellen können, wie verängstigt er war”, murmelte Pegasus. Dann wandte er sich schroff ab und ging. An der Tür drehte er sich noch einmal um. “Ich hab gehört, dass der Junge ein Strafregister hatte, ein Unruhestifter war, viel getrunken, mit Drogen gedealt und auch selbst welche genommen hat. In den Zeitungen wurde immer nur sein Spitzname erwähnt. Haben Sie die Unterlagen schon vorliegen, sodass wir seinen richtigen Namen veröffentlichen können?” “Ja, die Unterlagen sind da.” Todd Adams blickte auf ein Blatt und nannte ihm den Namen. Auf einmal sah Pegasus noch bleicher aus, als Muto. Er senkte den Kopf und ging rasch hinaus. Oktober ist in Domino ein Partymonat. Zwar nicht so wie im Februar, am Faschingsdienstag, da flippt Stadt komplett aus. Aber in Domino findet man immer einen guten Grund für Kostümpartys. Ob bei einem Duel Monster Turnier oder einer Veranstaltung der vielen Discos, die Unterhaltung ist Spitzenmäßig. Daneben gibt es in Domino natürlich auch Attraktion wie in allen anderen Großstädten. Ein betrunkener junger Kerl rempelte Joey an und entschuldigte sich langatmig. Joey versuchte, ihm so rasch wie möglich zu entkommen, denn er befürchtete, allein schon von dessen Bierfahne einen Schwips zu bekommen. Schließlich beschloss er, bei Snake´s vorbeizuschauen, einer kleinen Sportbar, die etwas abseits der Touristenmeile lag. Hero Misaki, der Besitzer, der Freitagabend auch hinter der Bar stand, war ein alter Highschool- Freund. Er hatte eine seiner Freundinnen, Mimi James, geheiratet, und jedes Mal, wenn Joey in die Bar kam, gab es neue Fotos von deren dreijähriger Tochter und dem etwas jüngeren Sohn zu besichtigen. Joey bewunderte die Kinder, und Hero sagte ihm, wie stolz alle seiner alten Freunde auf ihn waren, weil er nicht nur mit seinen Büchern, sondern auch mit seinem eigenen Verlag erfolgreich war. “Hey, Hero!”, begrüßte Joey ihn und setzte sich auf einen Hocker am Ende der Bar. Hero winkte ihm zu, zapfte das Bier fertig, das er gerade in Arbeit hatte, brachte es einem Gast und trat dann zu ihm. “Hey, Joey!” Er war ein großer Mann mit krausem braunen Haar und einem kleinen Bauch. “Hey, du! Hast du ein paar neue Fotos?” “Immer du weißt doch, dass du die gleich zu Gesicht bekommst. Was willst du zu trinken?” “Bring mir einen Swimming Pool.” Hero grinste und dann brachte er ihm den Cocktail und einen Umschlag mit Fotos. Joey nippte an seinem Drink und betrachtete die Fotos, wobei er einen kleinen stich verspürte. Ihm fröstelte. Eigentlich hatte er doch den richtigen Mann gefunden: anständig, liebenswürdig, ordentlicher Job- alles stimmte. Und sein Verlag war auch erfolgreich. Warum gründete er nicht eine Familie? Zwar kann keiner von ihnen Kinder bekommen, aber man könnte doch welche adoptieren. Wenn er nur aufhören könnte, erotische Träume von einem Fremden zu haben, der in einer Nacht des reinen Schreckens in sein leben getreten war und es noch in derselben Nacht wieder verlassen hatte! Hero hatte den Gästen an der Bar nachgeschenkt und kam grinsend zurück. “Wie findest du das Halloween- Kostüm unseres Jüngsten?” “Ein Baby- Werwolf. Perfekt.” “Er ist wirklich zu süß. Tolle Augen. Die Leute nennen ihn immer Wolfy, deshalb fanden wir ein Werwolf-Kostüm genau richtig für ihn.” “Ihr habt wohl dieses Jahr noch keinen neuen Disney- Film gesehen, wie? Fragte Joey höflich. Er grinste. “Ich schon, aber welcher Junge will schon wie ein kleiner Musterknabe sein?” Joey zuckte mit den Schultern. “Wahrscheinlich haben die Bösen wirklich mehr Spaß.” “Hast du Naomi gesehen? Sie wollte Prinzessin werden. Mimi hat das Kostüm selbst gemacht.” “Naomi ist die perfekte kleine Prinzessin. Sag Mimi, dass ich das Kostüm wirklich süß finde. Und eure Kinder sind auch wundervoll.” Hero grinste wieder sein sympathisches Grinsen. “Danke. Vielen dank, Joey. Es ist auch schön dich wieder zu sehen. Aber jetzt muss du mich entschuldigen, ich erwarte eine Gruppe Touristen, Stadtbesichtigung, du weißt schon.” “Ach so? Ich wusste gar nicht, dass du auf den Rundgang stehst.” “Normalerweise nicht, aber um Halloween rum gibt es viele kleine Firmen, die so was anbieten. Es gibt zusätzliche Führungen, um ein paar Yen dazuzuverdienen.” Er ging nach hinten. Joey nippte weiter an seinem Cocktail und betrachtet die Fotos. Die Touristen hatten sich schon in die Bar gedrängt. Joey wusste, dass sich die Hausbesitzerin, in Weltkriegszeiten im ersten Stock erhängt hatte, nachdem jemand in Domino ihre Affäre mit einem US- Soldaten ausgeplaudert hatte. Der Führer erzählte gerade die Geschichte. Anfangs hörte Joey nur seine Stimme und achtete nicht weiter darauf. Doch dann merkte er, dass… … diese Stimme irgendwie bekannt klang. Er wirbelte herum. Die Touristen strömten schon wieder hinaus. Ein paar Nachzügler blockierten den Ausgang. Er sah den Führer, der schon draußen auf der Straße stand. Er trug einen schwarzen Umhang. Joeys Herz begann zu rasen. Viele Führer trugen Dracula- Capes um halloween rum. Aber es gab bestimmt nicht sehr viele Fremdenführer die so einen Akzent hatten. Er war schon ein ganzes Stück weit weg. Wild entschlossen stürmte Joey ihm nach, obwohl er zu Tode erschrocken war. Eine Gruppe kostümierter Partygänger, die wohl von einer vorgezogenen Halloweenparty kamen oder zu einer unterwegs waren, kamen ihm in die Quere. “Entschuldigung!” “Entschuldigung!” “Entschuldigung!” Er wurde von einem weißen Kaninchen zu einem Roboter weitergereicht und dann zu einer Zigarettenschachtel auf Beinen. “Schon in Ordnung. Pardon….” Er hastete weiter. Auf der Hauptstraße wurde die Menge immer dichter. Joey rannte, schubste, drängelte und versuchte Schritt zu halten. Dann landete er vor einem Mann mit schwarzem Umhang. Joey packte ihn am Arm und riss ihn zu sich herum. Sein Gesicht war von tiefen Furchen durchzogen, dass Haar grau, die Augen grüngrau. Joey hatte ihn noch nie gesehen. “Entschuldigung!”, sagte er leise. Er nickte und ging weiter. Joey stand reglos da, mitten auf der Straße. Um ihn herum drängten sich die Menschen, er hörte Lachen und Musik und kam sich vor, als ob alles über ihn hinwegspülte, an ihm abprallte. Auf einmal schien sich die Straße vor ihm zu leeren. Sein Blick fiel auf einen Mann, der direkt vor ihm unter einer Straßenlaterne stand. Der Mann. Joey hatte ihn seit über einem Jahr nicht mehr gesehen. Nur in seinen Träumen. Aber nun stand er leibhaftig vor ihm. So groß, wie Joey ihn in Erinnerung hatte, dunkel, umwerfend gut aussehend. Sein langärmliges Hemd war schwarz, auch seine Hose war schwarz. Er hatte die Hände lässig in die Taschen gesteckt. So, wie er dastand, hätte er irgendein gut aussehender junger Tourist sein können, ein Geschäftsmann vielleicht, der sich die Sehenswürdigkeiten der Stadt anschauen wollte. Oder… - irgendein Tourist. Aber das war er nicht! Joey begann auf ihn zuzulaufen, im Grunde davon überzeugt, dass er sich abwenden würde. Verschwinden würde. Sicher war er es nicht. Er konnte es nicht sein… Aber er stand reglos da und wartete. Er wandte sich nicht ab, und er verschwand auch nicht. Als Joey näher kam, nahm er plötzlich auch wieder den Lärm der Stadt wahr, die redenden und lachenden Menschen, die Musik, die Geräusche seiner Schritte… Obwohl Joey ziemlich groß war, musste er zu ihm aufblicken. Ja, er war es. Das dunkle Haar, die schlanke, doch muskulöse Figur. Die Augen… Wie Saphire. Wie Eis. “Hallo, Joey”, sagte er leise. “Wir müssen reden.” Sie mussten reden? Er war dabei gewesen in jener Nacht, in der er die schlimmsten Ängste seines Lebens durchlitten hatte, in größter Gefahr geschwebt war. Wahrscheinlich hatte er ihm das Leben gerettet. Aber plötzlich war er verschwunden, und die Polizei hatten geglaubt, Joey sei verrückt, ja, sogar er selbst hatte begonnen, an seinem Verstand zu zweifeln. Und dann war er in seinen Träumen getreten, in seinen Schlaf eingedrungen. Er hatte ihm die Seele geraubt. Er hatte ihn berührt- irgendwie. Nein, nicht irgendwie- wirklich! Er hatte Joey die Möglichkeit vereitelt, mit dem perfektesten Mann zusammen zu sein, der ihm jemals begegnet war. Diese Möglichkeit hatte er zerstört. “Joey?” “Mistkerl!” Er holte aus und verpasste ihm einen kräftigen Kinnhaken. *-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-* (1) Bypass- Operation= Umleitung einer Blutbahn; Überbrückung eines krankhaft verengten Gefäßes (2) notorisch= gewohnheitsmäßig, offenkundig, allgemein bekannt (3) Pedant= jemand der etwas sehr genau nimmt; kleinlicher, extrem gründlicher, genauer Mensch So das war’ s mal wieder. Was lange wärt, wird endlich gut! Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir viele Kommis. Natürlich bedanke ich mich auch für die letzten die ich bekam, aber ich bitte darum das es ein wenig mehr werden. Ja? *ganz lieb guck und Schokis verteil* So in dem Sinne wünsch ich euch was und hoffe das ich fürs nächste Kapitel nicht wieder so lang brauche!!! Bis zum nächsten Mal. Eure Ice- Queen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)