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At Nightfall

Bei Anbruch der Nacht- Kapitel 7 komplett
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Kapitel 1

Kapitel 1
 

Danke für die lieben, netten Kommis!!!

Ich hoffe euch gefällt das erste Kapitel, genauso wie der Prolog.

Es geht spannend weiter.

Viel Spaß beim lesen, des neuen Kapitel, wünscht euch…
 

Eure Ice- Queen
 

Kapitel 1:
 

“Ah, Guten Morgen, Bruder Sonnenschein!”

Joey musste nicht aufblicken, um zu wissen, dass Duke Devlin vor seinem Tisch stand. Er kannte seine Stimme ebenso gut wie seine langen schwarzen Hare, sein breites Grinsen und seine schalkhaft blitzenden grünen Augen. Joey kannte keinen, der dem Leben derart fröhlich gegenüberstand wie Duke. Stets hatte er ein Lächeln auf den Lippen, er war nie deprimiert und allzeit bereit, einem Freund einen Gefallen zu tun. Aber was er schrieb, war düster, düsterer als die schauerlichen Abgründe alter Mythen. Er schrieb Geschichten aus der Schattenwelt, beängstigende, eindringliche Geschichten, die Art von Geschichten, die dem Leser Angst machten, nachts auf dunklen Gassen unterwegs zu sein oder allein daheim zu sitzen.

Er legte die Zeitung weg, rückte seine Sonnenbrille zurecht und sah zu ihm hoch. “Guten Morgen, Bruder Sonnenschein? Soll das heißen, dass meine jüngeres Schwesterchen heute Morgen etwas angestellt hat? Hat sie etwa an deinem letzten Kapitel über das Leben der Bösen und der Glücklichen herumgemäkelt?”

Er grinste und setzte sich neben Joey, als ob er geradewegs zu ihm hatte kommen wollen. Allerdings war es kein großes Geheimnis, dass er morgens meist hier im Café la Lune (1) zu finden war. Es war zwar ein beliebter Touristentreff für die Frühaufsteher in Domino City, aber es gab auch herrlichen Kaffee und wundervolle Croissant, und noch dazu wirklich preiswert.

Joeys Freunde wussten immer, wo er zu finden war. Und viele seiner Freunde waren Schriftsteller, wie Duke, obwohl sie ganz unterschiedliche Sachen schrieben: Joey hatte sich auf Reisen und Geschichte spezialisiert; Duke liebte das Makabre; Mai Valentine schrieb witzige Geschichten, kleine Schnipsel aus dem Alltag; Joey Schwester hatte vor kurzem angefangen, Fantasy zu schreiben. Sie nannten sich “Donnerstaggruppe”. Diesen schlichten Namen hatten sie sich gegeben, weil sie einzig aus Liebe zum geschriebenen Wort zusammenkamen; worum es im Einzelnen ging, war gar nicht so wichtig.

“Ich habe dein jüngeres Schwesterchen gestern Abend gesehen. Serenity ist fantastisch, herrlich, süß wie ein Sahnebonbon- und hat eine Figur wie die Sünde. Und sogar zu mir, einem zugegeben wunderlichen Kauz, war sie ausgesprochen nett.”

“Aha. Nun, verzeih mir, aber wenn meine Schwester so verdammt gut klingt, warum bin ich dann auf einmal ein Sonnenschein?”

“Na ja, auch du bist süß und fantastisch und hast eine Figur wie die Sünde, aber heut früh hast du auch noch Talent.”

“Wie bitte?”

Grinsend knallte er einen Stapel Ausdrucke auf den Tisch und fuhr sich durchs Haar. “Du weist ja wie besessen ich bin.”

Duke war kommerziell der Erfolgreichste ihrer Gruppe. Er verdiente einigermaßen und war auch einigermaßen bekannt. Seine Titel kletterten auf den wichtigen Bestenlisten, etwa der Tokyo News oder in der Japan Today, (2) immer weiter nach oben. Aber er war zwanghaft. Jedes Mal, wenn eines seiner Bücher herauskam führte er sich auf wie ein kleines Kind. Er war schier krank vor Sorge und sah ständig im Internet und anderen Quellen nach, wo sein Buch gerade stand.

Vor Joey lagen nun die Ausdrucke der aktuellen Japan Today- Liste. Und zwar nicht nur die ersten fünfzig Titel, die in der Zeitung erschienen, sondern die Liste mit hundertundfünfzig Titeln, die es nur im Internet gab oder wenn man bei der Zeitung direkt anfragte.

Er starrte auf die Seiten und dann auf ihn.

“Hundert”, meinte Duke.

“Hundert?”

“Dein kleines Buch Holy Houses (3) über Kathedralen und Kirchen, dass du im Eigenverlag herausgebracht hast, hat es auf Platz einhundert geschafft. Joey, so etwas ist fast noch nie da gewesen! Ein unglaublicher Coup!”

Joey konnte es kaum glauben. Erst sah er ihn noch einmal prüfend an, dann nahm er das Blatt in die Hand. Die Art von Büchern, die er schrieb, hatte eigentlich nie besonders viel Erfolg, obwohl er einigermaßen über die Runden kam, weil er sie selbst veröffentlichte. Dank des Internets erreichte er Märkte, zu denen er sonst keinen Zugang gefunden hätte. Weil man per Internet auf seinen Verlag zugreifen konnte, lagen seine Bücher auch in Buchhandelsketten aus und in einigen der noch verbliebenen unabhängigen Buchhandlungen, die sich auf Geschichte und Mittelalter spezialisiert hatten.

“Du glaubst mir nicht? Auch gut. Aber sieh selbst!”

Er tat es. Und da war tatsächlich sein Buch und sein Name.

“Und du glaubst nicht, dass das ein Irrtum ist?”, fragte Joey.

Duke lachte. “Du klingst ja wie ich!”

“Nein”, erwiderte er und lächelte ihn an. “Du bist durch und durch neurotisch. Weil du Erfolg hast, glaubst du nicht, dass du Talent hast. Und gleichzeitig hast du ständig Angst, nicht genug Talent zu haben, um erfolgreich zu sein. Wir können dir auf die Schulter klopfen, so oft wir wollen, du bist und bleibst ein Neurotiker.”

Er nickte fröhlich. “Ich weiß. Aber du klingst trotzdem genau wie ich.”

Joey seufzte und starrte wieder auf die Liste. “Ich wundere mich nur, aber natürlich freue ich mich auch.”

“Es ist ein tolles Buch. Fantastische Fotos. Und du hast es ganz allein gemacht.”

“Das meiste. Serenity hat auch ein bisschen geholfen.”

Der Kellner kam an den Tisch und Joey bestellte noch eine Tasse Kaffee, Duke Croissants und Kaffee.

Joey konnte den Blick kaum von der Liste wenden.

“Unglaublich!”, sagte er schließlich.

“Also- wann findet die Party statt?”

“Was für eine Party?”

“Du musst uns selbstverständlich einladen, die Donnerstagsgruppe, und zwar gleich heute Abend.”

“Heut ist Freitag.”

“Das weiß ich. Aber du kaufst jetzt ein paar Kisten Bier und Sekt, kein billiges Zeug, und vielleicht sogar ein bisschen Kaviar.”

“Hast du mir nicht mal erklärt, dass du Kaviar hasst?”

“Das spielt jetzt keine Rolle. Bei einem solchen Anlass braucht man Kaviar. Und wir werden dir alle zuprosten und tolle Sachen sagen und feiern.”

“Ja, vielleicht sollten wir das tun. Aber glaubst du denn, die Zeit reicht, um allen Bescheid zu geben?”

“Joey, Joey, Joey!”, meinte Duke ungeduldig. “Warum glaubst du wohl, dass ich so früh hier bin? Wir machen uns gleich daran, alle anzurufen!”

“Wir?”

“Na ja”, meinte er beiläufig, “Der Schlitzer von Osaka, (3) Hardcover, verfasst von dem jungen Mann direkt neben dir, hat es unter die Ersten zehn geschafft.” Er kramte die Zeitung aus der Arschtasche seiner Jeans und warf sie auf den Tisch.

“Wirklich, Duke?”, fragte er aufgeregt.

Er hatte die Zeitung schon an der richtigen Stelle aufgeschlagen. Sein Buch, die Nummer sechs, war knallrot umrandet, darum herum stand `Yeah! Yeah! Yeah!´

“Herzlichen Glückwunsch!”, meinte Joey.

“Danke!” Er grinste glücklich.

“Aber du bist viel weiter oben als ich. Warum muss ich die Party schmeißen?”

“Weil du die nettere Wohnung hast.”

“Findest du?”

“Eine kleine aber feine Wohnung, im Viertel der Einfamilienhäuser und an der Ecke ein sehr feines und auch preisgünstiges Café. Hm, na ja, lass mich nachdenken. Ich habe ein Winzappartement im zweiten Stock in einem Teil der Stadt, vor dem man Touristen warnt. Ja, ich habe nachgedacht. Du hast die hübschere Wohnung. Bei dir findet die Party statt.“

“Warum ziehst du nicht um? Das könntest du dir leisten!”

“Ist das dein ernst? Ich wohne neben den besten, verrücktesten Voodoo- Leuten, die ich je getroffen habe. Meine Nachbarn sind alle völlig durchgeknallt, ich liebe sie. Sogar den einäugigen Jack Russell Terrier mit nur einem Hoden, der der alten Simon über mir gehört.”

“Der pisst doch ständig auf deine Schuhe.”

“Wie böse kann man schon einem Hund sein, der nur einen Hoden hat?”

“Ich hab nichts gegen den kleinen Kerl, mich hat er noch nie angepinkelt. Und übrigens- ich habe nichts gegen deine Wohnung. Du hast dich beschwert, nicht ich.”

“Richtig beschwert hab ich mich ja nicht. Aber du hast schlicht und ergreifend die passender Wohnung für eine Party.”

“Na gut. Ich freu mich auf die Party und ruf die Anderen gleich an.”

“Du musst nur noch deine Schwester anrufen.” Er wurde rot. “Ich hab schon ein bisschen rumtelefoniert.”

Joey zog eine Braue hoch. Er grinste. “Na ja, du brauchtest nur noch einzuwilligen, begeistert zu sein und wirklich feiern zu wollen.”

Der Kellner kam mit dem Kaffe und den Croissants. Duke schob ihm den Korb hin. “Ganz frisch, sie sind noch warm.”

“Er schob den Korb zurück. “Nein danke, ich bin satt.”

Er drängte nicht weiter und verschlang gierig eines der warmen Teilchen.

“Ich besorg den Kaviar”, erklärte Duke.

“Gut, das solltest du auch. Ich mag das Zeug nämlich genauso wenig wie du, aber wenn du es unbedingt haben willst, dann zieh los und treib es auf.”

“Kümmerst du dich um den Rest?”

“Jawohl.”

Er stopfte sich ein zweites Croissant in den Mund, kaute und schluckte es in Rekordzeit. Dann kippte er seinen Kaffee hinunter und stand auf.

“Du hast es aber eilig”, meinte Joey.

“Ich muss mit meiner Agentin reden. Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Außerdem habe ich Arbeit zu Hause, muss Rechnungen begleichen und Kaviar besorgen.”

“Um wie viel Uhr soll meine Party anfangen?”, fragte er. “Um acht nach dem Abendessen- ich wollte dir die Kocherei (4) ersparen.”

“Wie nett von dir!”

Er grinste und begann, sich einen Weg zwischen den Tischen und Gästen hindurchzubahnen. Joey sah, dass er seine Zeitung vergessen hatte, und rief ihn noch einmal zurück.

“Duke! Deine Japan Today!”

“Schon gut, behalt sie, ich habe zwanzig davon.”

Er schaute noch einmal auf die Liste. Zugegeben, er freute sich. Und natürlich war er stolz auf Duke. Er arbeitete sich in einem harten Geschäft an die Spitze.

An diesem Morgen hatte es Joey nicht eilig. Er nippte an seinem frischen Kaffee und überlegte, ob er Yami einladen sollte, Kommissar Yami Muto. Er kannte alle aus seiner Gruppe, und sie kannten und mochten ihn. Seit drei Monaten ging er nun mit ihm. Er hatte alles, was er sein Leben lang bei Männern gesucht hatte- bislang.

Was zum Teufel war nur mit ihm los?

Yami war wirklich wundervoll: strahlend Amethystfarbene Augen, blond- schwarz- rotes Haar, ein bisschen muskulös. Doch neben diesen Äußerlichkeiten war er vor allem ein wundervoller Mensch; er war angenehm und ausgeglichen und hatte das unkomplizierte Wesen eines selbstbewussten Mannes. Bevor er nach Domino, seinen Geburtsort, zurückgekehrt war, hatte er im Drogendezernat in Kyoto gearbeitet. Eine Weile hatte er dann hier im Morddezernat gearbeitet, doch inzwischen war er wieder im Drogendezernat gelandet. Er machte Öffentlichkeitsarbeit mit Schülern, aber auch Pressearbeit für das Dezernat. Er war höflich, er war freundlich- und er roch stets appetitlich und einladend. Er tanzte, fuhr Blades und mochte sonntägliche Spaziergänge.

Er machte gern Ausflüge aufs Land und Picknicks an kühlen Herbsttagen. Er hatte ein umwerfendes Lächeln und er mochte ihn aufrichtig, er bewunderte seine Arbeit und war stets hilfsbereit, egal, wie müde er war.

Zwar hatte er noch kein Wort darüber verloren, aber bestimmt fragte er sich, warum er nicht mit ihm ins Bett ging. Warum Joey dazu noch immer nicht bereit war.

Und auch Joey fragte sich das.

“Ja, ich lade ihn ein”, murmelte er halblaut.

Eine Frau am Nachbartisch, offenbar eine Touristin aus dem Norden- sie hatte sehr helle Haut und auf der Nase einen leichten Sonnenbrand- bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick.

Joey grinste nur und wandte sich wieder der Zeitung zu. Ja, er würde Yami einladen, und er bei ihm übernachten. Auch wenn er ihn überhaupt nicht bedrängte, wollte er ihn nicht verlieren. Joey hatte ihm erzählt, was in Schottland passiert war. Er war Cop. Er hatte ihn verstanden. Es war alles höchst traumatisch gewesen.

Aber er hatte ihm nichts von den Träumen erzählt.

Er nahm einen großen Schluck Kaffee. Ja, er würde heute bei ihm übernachten. Vielleicht würde das auch etwas an seinen Träumen ändern.

Oder sollte Yami lieber doch nicht bei ihm übernachten? Joey wusste nicht, ob er seine Träume mit jemandem teilen wollte.

Der Kaffee war gut. Noch schön warm.

Er legte das Feuilleton (5) weg und nahm sich die erste Seite der Zeitung vor.

Auf einmal blieb ihm das Herz stehen.

Die Schlagzeile lautete: “Blutbad in Nagasaki. Ritualmorde schockieren Anwohner.”
 

Er beobachtete ihn von der anderen Straßenseite.

Es war nicht weiter schwierig.

Er saß auf der überdachten Freifläche de Cafés, in der Nähe der Straße, in der Nähe der Sonne, der er immer wieder das Gesicht entgegenstreckte.

Er liebte die Sonne, die Helligkeit. Er lächelte, wen die Sonnenstrahlen auf ihn fielen, auf seine zarten Züge, auf sein schönes Gesicht. Er erinnerte sich noch gut an den Duft seines Körpers, seine weiche Haut, sein Aftershave, das er in der Dunkelheit und den Schatten nur schwach wahrgenommen hatte. Ihm war Joey vorgekommen wie ein Leuchtfeuer, er hatte ständig gewusst, wo er sich aufhielt.

Er hatte wunderschöne Augen, die jetzt, dem Tageslicht zugewandt, weit geöffnet waren. Tiefbraune Augen, ganz leicht ins goldene gehend. Götteraugen, dachte er und wurde von einem seltsamen Schauer ergriffen. Er hatte Blonde Haare, die wenn die Sonne drauf strahlte, golden glänzten. So vertraut. So anders und dennoch…

Vielleicht war es die Farbe seiner Augen, die etwas Göttliches an sich hatten.

Joey bewegte sich sachte- und sinnlich- dem Licht entgegen. Offenbar liebte er das Freie, die Wärme der Sonne.

Er saß im Inneren eines kleinen Restaurants, dessen Türen geschlossen waren; die Klimaanlage surrte, und das Licht einer billigen Lampe fiel auf die Speisekarte. Eine dunkle Brille schützte seine Augen, vor dem grellen Tageslicht und vor dem Mann. So konnte er ihn beobachten, ohne dass er ihn sehen konnte.

Er folgte Joey nun bereits seit einigen Tagen.

Die Versuchung, dies zu tun, hatte ihn schon lange geplagt.

Er hatte ihr widerstanden.

Bis jetzt.

Er hatte ihn einmal gefragt, ob er diese Stadt kenne.

Kannte er sie? Ja. Natürlich. Sehr gut sogar. Es war ein Kinderspiel gewesen, ihn zu finden. Er wusste, wo Joey wohnte. Er wusste, wer seine Freunde waren, wohin er ging, was er tat. Er kannte seine Gewohnheiten. Aber wenn er das alles wusste…

Dann wussten es auch andere.

“Möchten Sie noch einen Kaffee?”

Er blickte auf. Die Kellnerin stand vor ihm, ein kleines Lächeln auf dem hübschen Gesicht. Sie hieß Ishizu und war erst vor ein paar Monaten in die Stadt gezogen, um an der hiesigen Universität zu studieren. So viel hatte er durch ihr kleines Gespräch vorhin erfahren.

“Ja, sehr gern. Danke.”

Sie schenkte ihm ein, lächelte und ging.

Er trank seinen Kaffe und starrte wieder auf die andere Straßenseite.

Etwas war passiert. Joey stand gerade auf, hatte seinen Kaffee verschüttet, ohne es zu bemerken. Er starrte auf…

Er musste aufstehen, um zu sehen, worauf. In diesem Moment fuhr ein Laster vorbei und verstellte ihm die Sicht.

Er warf Geld auf den Tisch, viel zu viel, aber er wusste, dass Ishizu es bestimmt gut gebrauchen konnte, und ging hinaus. Eilig überquerte er die Straße.

Joey war weg.

Er ging an den Tisch, an dem er gesessen hatte, und entdeckte die Zeitung mit der Schlagzeile, über die sich der Kaffee ergossen hatte.
 

“Du nimmst das viel zu ernst”, rief Serenity ihrem Bruder zu.

Joey kehrte gerade ins Wohnzimmer zurück, in dem Serenity Servietten für das Büffet faltete. Die leichte Baumwollbluse und die eng anliegenden Jeans standen seiner um nur ein Jahr jüngeren Schwester ausgezeichnet. Sie hatte dunkelblondes fast hellbraunes Haar und große Augen in der selben Farbe wie Joey, aber ohne den leichten Goldschimmer. Als Joey aus dem Elternhaus auszog, um in Tokyo zu studieren, waren beide sehr traurig gewesen- waren sie doch unzertrennlich gewesen- aber mit der Zeit hatten sie sich beide daran gewöhnt. Im darauf folgenden Jahr war Serenity an eine Universität auf Hokkaido gegangen. Nach Abschluss des Studiums waren beide wieder nach Domino City zurückgekehrt. Serenity hatte sich das Studium mit Modelaufträgen verdient und bekam auch jetzt noch Anfragen, doch zu ihrer Überraschung hatte sie herausgefunden, dass sie wie ihr Bruder das Schreiben liebte. Sie hatte sich an Drehbüchern versucht und auch ein paar verkauft, doch dann hatte sie sich Hals über Kopf in Tolkien verliebt und angefangen, Fantasyromane zu schreiben. In Gelddingen war sie hingegen sehr realistisch, hier und da nahm sie gerne einen Modeljob an und zog ihren Bruder hinzu, was Joey ganz recht war; denn auch ihm kam das zusätzliche Einkommen gelegen. Allerdings mussten sie keine Armut fürchten. Ihr Vater war an einer Alkoholvergiftung gestorben, als Joey siebzehn war, doch ihre Mutter lebte noch immer in einem Haus, am anderen Ende der Stadt. Sie verdiente als Herausgeberin einer Tageszeitung nicht schlecht. Sie hatte wieder geheiratet, aber ihren Mädchennamen- wie in der ersten Ehe auch schon- behalten. (Joey und Serenity tragen den Mädchennamen ihrer Mutter als Nachnamen!) Inzwischen hatten Serenity und Joey sogar noch zwei jüngere Brüder bekommen- ein zweijähriges Zwillingspärchen, Izumi und Toshie. Jessie Wheeler liebte ihre beiden größeren Kinder jedoch nach wie vor sehr, und ihr neuer Ehemann, Subaru Yamazaki, tat alles, um allen das Gefühl zu geben, eine große Familie zu sein.

Joey hatte ursprünglich gedacht, dass sein kleiner Verlag seine ganz persönliche Firma sein sollte, doch als Serenity ihre Mitarbeit anbot, hatte er sich sehr gefreut. Abgesehen von dem Verhalten und letztendlichen Tod seines leiblichen Vaters, hatte Joey bislang ein völlig normales Leben voller Liebe geführt und wusste, dass er sich glücklich schätzen konnte.

Glücklich, genau.

Er hatte eine tolle Familie.

Und er hatte ein Massaker überlebt.

“Serenity, hast du eigentlich diesen Artikel gelesen?”

Seine Schwester legte die Serviette beiseite und starrte ihn an. “Na klar. In Nagasaki sind vier Menschen brutal ermordet worden. Joey, weißt du, wie froh die dort wären, wenn in ihrer Stadt weniger Menschen umgebracht würden?”

Joey seufzte. “Leute werden ermordet, ja, das wissen wir. Aber Morde auf einem Friedhof? Leichen, die nackt, zerstückelt und geköpft auf Gräbern liegen?”

“Auf dieser Welt gibt es sehr kranke Menschen, Joey.”

Serenity nahm sich wieder die Serviette vor.

“Da könnte ein Zusammenhang bestehen”, beharrte Joey und ging wieder in die Küche, um die Sektgläser zu holen. Als er zurückkam, hatte Serenity aufgehört, Servietten zu falten. Sie lehnte an der Anrichte und wartete auf Joey.

“Joey, als du aus Schottland kamst, hatte ich richtig Angst um dich. Ich dachte, wir müssen dich den Rest deines Lebens in eine psychiatrische Anstalt stecken. Du warst überzeugt, böse Geschöpfe wären aus den Gräbern aufgestiegen…”

“Moment mal!”, fiel ihr Joey ins Wort und hob die Hand. “Als ich wieder zur Besinnung kam, war ich hysterisch, das weiß ich. Ich war so entsetzt, dass ich nicht mehr wusste, was passiert war. Ich habe viele Dinge gesagt, die ziemlich unglaublich klangen. Aber, Serenity: Ich bin in ein Leichentuch gehüllt auf einem Grab zu mir gekommen. Und die Täter sind nie erwischt worden. Meinst du nicht auch, dass es dieselben gewesen sein Könnten?”

Serenity sah aus, als ob sie nicht antworten wollte. Schließlich meinte sie: “Ich habe gehört, dass es im Nagasakier Morddezernat ausgezeichnete Leute gibt.”

“Aber vielleicht könnte ich ihnen helfen.”

“Wie denn? Indem du die ganze Welt auf dich aufmerksam machst? Indem du sagst: `Hey, hier bin ich, Leute. Beim Letzten Mal habt ihr mich übersehen.´ Joey ich will doch nur…”

“Was?”

Serenity schüttelte den Kopf. “Erinnerst du dich wirklich noch an etwas? Könntest du den Behörden wirklich helfen? Es ist ja nicht so, dass sie jetzt irgendwelche Verdächtigen hätten.” Sie zögerte. “Jawohl, ich habe den Artikel gelesen. Und ich verstehe, warum du so aufgeregt bist. Aber zum Teufel noch mal, ich will nicht, dass du noch einmal in die Sache hineingezogen wirst.”

Joey zuckte mit den Schultern. “Es ist beunruhigend.”

“Stimmt.” Serenity musterte Joey, dann grinste sie. “Also schlaf endlich mit deinem Cop! Bei Gott, ich finde schon lange, dass du völlig verrückt sein musst, diesen netten jungen Burschen nicht an dich ranzulassen. Brüderchen, er ist doch wirklich ausgesprochen appetitlich!”

“Ach ja? Meinst du?”

Serenity seufzte ungeduldig. “Na ja, wissen kann ich es nicht, aber ich geh mal davon aus. Er ist jedenfalls ein feiner Kerl. Er hat einregelmäßiges Einkommen und er ist kein Idiot oder ein Schuft. Das eine kann ich dir sagen: Wenn das meiner wäre, würde ich nicht riskieren, ihn zu verlieren.”

Joey lächelte. “Serenity, die Männer stehen doch Schlange vor deiner Tür. Tolle Männer, reiche Männer!”

“Das mag schon sein, aber bisher waren es leider lauter Idioten. Schlaf mit diesem Cop, dann hast du nachts zumindest Personenschutz, und obendrein noch eine ordentliche Portion Spaß.”

“Und das muss ich mir von meiner kleinen Schwester sagen lassen!”, grinste Joey, über die Worte seiner Schwester. “Aber ich muss zugeben, ich habe daran gedacht.”

“Gut! … Du hast ihn für heute Abend eingeladen, oder?”

“Jawohl.”

Serenity nahm sich wieder die Servietten vor. “Wann kommt die Gruppe?”

“Um acht.”

“Und Duke- ist ihm der Ruhm schon zu Kopf gestiegen?”

Joey lachte. “Nein, er freut sich nur wie ein kleines Kind. Er wollte unbedingt Kaviar besorgen, obwohl er ihn hasst.”

Serenity grinste, dann meinte sie: “Und du? Hey, ich bin froh, dass ich Partnerin der Wheeler Publishing Company bin. Super!”

“Vielen Dank, Ma’ am. Vielen Dank. Und demnächst werden wir ein Buch von dir veröffentlichen, einen Roman!”

Serenity lachte. “Nein danke, das wird wohl noch ein Weilchen dauern. Ich will mir mit meinem Erstling einen Riesenerfolg sichern und Milliarden Leser erreichen. Gleich ganz oben auf den Bestenlisten landen, wie unser Freund.”

“Hm. Manche Leute finden, man sollte lange und hart dafür arbeiten und viel Lehrgeld zahlen.”

“Und andere Leute heben einen Lottoschein vom Boden auf und werden über Nacht Millionär”, entgegnete Serenity. “Lass uns doch eine Flasche Sekt köpfen. Ich bin ganz kribbelig, so richtig in Sektlaune.”

Joey zuckte die Schultern. “Na gut.” Er ging noch einmal in die Küche.

“Hey!”, rief Serenity ihm nach.

“Ja?”

“Heute Abend feiern wir! Und rasten nicht wegen Dinge aus, die in Nagasaki passiert sind.”
 

Er wusste, wo er wohnte.

Er war schon ein paar mal hier gewesen.

Lange stand er da und starrte auf den Balkon. Er spürte einen leisen Hauch auf den Wangen, die Nacht, den sanften Kuss des Mondes.

Die Balkontüren standen offen. Die Vorhänge flatterten in der Briese.

Er könnte dort hinauf. Die Nacht dort droben auf sich wirken lassen. Mehr herausfinden.

Er würde aufpassen, Wache stehen.

Er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er, das er auf den Balkon getreten war. Seltsamerweise hatte er das Gefühl, dass er nach ihm Ausschau hielt.

Er trat zurück in den Schatten.

Joey stützte sich mit den Armen auf die Brüstung, legte das Kinn auf die Hände und starrte auf die Straße hinab. Lass mich rein, dachte er.

Joey hätte es getan.

Nein, halt dich lieber fern.

Es hatte eine Zeit gegeben, in der sein Leid und seine Wut so heftig und seine Macht so groß gewesen war, dass er alles hätte tun können. Doch er hatte sich immer zurückgehalten, er hatte die Fähigkeit bewahrt, seine Welt und sich selbst zu beherrschen. Allerdings hätte er sich damals vielleicht genommen, was er wollte: eine kleine Verlockung, eine kleine Kostprobe, nichts Schlimmes wäre passiert. Und dann rasch wieder weg.

Doch jetzt blieb er im Schatten.

Und beobachte ihn.

Er war gekommen, um… um aufzupassen. Um ihn zu beschützen. Plötzlich…

Er spürte es ganz deutlich. Ein unheilvolles Flirren.

Und dann war er sich sicher. Er schloss die Augen.

Ja. Sie waren in der Stadt. Früher hatte er jede Veränderung, jede Störung gespürt. Er hätte alle von seiner Art herbeirufen, Streit schlichten, Recht sprechen können. Sein Wort hätte ein Ende gesetzt.

Aber jetzt…

Er war frei. Bakura, und sein elender, wenn auch mächtiger Paladin Marik. Sie machten die Welt wieder unsicher. Und sie schafften es, sich vor ihm zu verstecken, trotz des Schadens, den er in jener Nacht in Schottland angerichtet hatte. Er hatte nur einen einzigen Gedanken: Er hat den Talisman gefunden, das Amulett, und ich muss es ihm wieder entreißen.

Joey Wheeler stand auf seinem Balkon und schaute in die Nacht hinaus.

Er musste weg, er musste etwas tun. Das Gefühl, dass ein Unheil drohte, wuchs und wuchs.

Warum waren sie hier, in dieser Stadt?

Er hatte nicht vorgehabt, hierher zurückzukehren, egal, wie sehr er Domino mochte. Die jüngere Vergangenheit schmerzte noch zu vielen Erinnerungen.

Seine Erinnerungen.

Was vorbei war, war vorbei- Schluss, aus. Er hatte damals seine Rolle gespielt und war weiter gezogen. Nur ganz schwach war ihm bewusst gewesen, was für eine Kraft aufs Neue aufgetaucht war. Rücksichtslos, unnachsichtig, mit eiserner Faust, mit eisernem Willen. Er hatte sich verändert und doch wieder nicht. Kein Mann konnte sich vor denen, die ihn umgaben, völlig verschließen. Er hatte viel gelernt, die Welt im Licht und außerhalb des Lichts hatte ihm alles beigebracht, was er zum Überleben brauchte.

Auch er war böse.

Aber bei allen Feuern der Hölle und Verdammnis- es gab ein Übel, dass er nicht länger frei sein Unwesen treiben lassen wollte.

Dort stand er, der japanische Junge. Joey.

Ich wünschte, ich könnte dich berühren, nur berühren, spüren.

Erinnern.

Die Unruhe wuchs, wurde immer stärker. Wenn er die Augen schloss, sich konzentrierte, seine Macht spürte…

… dann konnte er sehen…

… dass seine Feinde aktiv waren.

Die Zeit spielte jetzt eine entscheidende Rolle.

Er wandte sich ab, trat in die Finsternis.

Hin zu dem Bösen, das er nur allzu gut kannte.
 

“Habt ihr das schon gesehen?”

Tristan Taylor, Verfasser der Mister- Edgar- Krimis, der ebenfalls in dem Haus lebte, in dem auch Joey wohnte, war, mit einem Stapel Tokyoer Zeitungen bewaffnet, auf der Party aufgekreuzt. Serenity hatte versucht, ihn an der Tür aufzuhalten, doch Tristan hatte sich an ihr vorbeigedrängt.

Er schrieb “nette” Krimis, in denen ein kleiner, grauhaariger Großvater am Kamin Fälle löste. Die Leserschaft liebte diese Bücher. Tristan war ein großer, sportlicher Mann mit braunen Haaren und braunen Augen. Für sieben, seiner fünfzehn Werke gab es die Option, sie fürs Fernsehen oder sogar fürs Kino zu verfilmen, doch bislang war es noch nicht dazu gekommen. Tristan war frustriert, auch wenn es ihm nicht schlecht ging. So populär sein Romane waren und so sehr sie gerühmt wurden, so hatten sie ihm noch nicht das Vermögen eingebracht, das er für angemessen hielt. Er erklärte Duke oft genug, dass er kranke Bücher für viel zu viel Geld schreibe, während er qualitativ hochwertige, literarisch anspruchsvolle Werke für viel zu wenig Geld schaffte. Doch Duke ließ sich davon nicht beeindrucken. Er freute sich, dass er gutes Geld verdiente und auf Talkshows legte er nicht besonders viel Wert. Allerdings gab er freimütig zu, dass er gern seinen literarischen Ruf hätte, und Tristan sagte ihm im Gegenzug, dass er gern so viel verdienen würde wie er. Im Allgemeinen waren sie großartig darin, sich gegenseitig zu bedauern.

Aber jetzt ärgerte sich Duke. Schließlich sollte heute Abend auch sein Erfolg gefeiert werden, und nun sprachen alle nur über die Morde in Nagasaki- und über die, die Joey in Schottland überlebt hatte.

“Tristan, ich wollte Joey ja gar nicht sehen lassen, was passiert ist “, meinte er. “Als ich die Zeitung auf dem Tisch liegen ließ, hatte ich diese Schlagzeilen völlig vergessen.”

“Ja, ja, du alter Hohlkopf”, murmelte Serenity.

“Wie bitte?”, fragte Duke.

“Ach, egal”, sagte Joey schnell.

“Nein, nein, nein!”, meinte Tristan ungeduldig. Er stand vor ihm, die Hände in die Hüften gestemmt, sehr würdevoll, sehr majestätisch. Seine großen Augen forderten die ihm zustehende Aufmerksamkeit ein. Und Tristan war jetzt entschlossen, Joey kein Wort, das in den Zeitungen über die Morde stand, zu ersparen.

“Es ist wichtig, dass Joey alles darüber erfährt!”, meinte er empört.

“Aber warum denn?”, wollte Serenity wissen.

“Es könnten dieselben kranken Leute gewesen sein.”

“Ach Tristan…”, fing Duke an.

“Ihr lebt doch alle in eurer Fantasiewelt”, unterbrach er ihn unwirsch. “Ich hingegen beschäftigen mich mit richtigen polizeilichen Ermittlungen. Es gibt immer ein Motiv.”

“Schön und gut, aber Satanskulte gibt es auf der ganzen Welt”, gab Mai Valentine zu bedenken. Sie war hübsch und wie Duke fast immer munter und vergnügt. Bevor sie zu schreiben begann, hatte sie fünf Jahre lang als Krankenschwester gearbeitet. Ihre Anekdoten über den Kampf zwischen Familie und Beruf und die Marotten des Alltags verkauften sich ausgezeichnet. Mai konnte nichts verdrießen.

Und jetzt war sie bereit, sich gegen Tristan zu stellen. Sie wollte es nicht zulassen, dass jemand Joeys hart erarbeitete Normalität bedrohte. “Und übrigens, Tristan: Du liest die Zeitungen auch nicht gründlicher als wir. Und du bist weder ein Beamter der Mordkommission noch ein Verhaltensforscher. Jack the Ripper ist schon lange tot, Bundy genauso, aber es wird immer irgendwelche Serienkiller geben. Domino wurde vor gar nicht langer Zeit von einem Monster heimgesucht. Es sind bestimmt nicht dieselben, und sie sind bestimmt auch nicht alle hinter Joey her.”

“Habe ich denn so etwas behauptet?”, fragte Tristan.

“Na ja, mehr oder weniger”, meinte Tea Gardner. Sie hatte schon einige Artikel und Geschichten in Zeitschriften veröffentlicht, aber ihren Roman hatte sie bislang noch nicht verkaufen können.

Sie arbeitete ein paar Stunden die Woche in der Pathologie. Im Moment eine gute Empfehlung.

“Ich habe nichts dergleichen behauptet, Tea Gardner”, entgegnete Tristan fest, blickte sie jedoch freundlich an und lächelte. Sie hatte Tristan schon oft geholfen, und offenbar machte es ihr nichts aus, von ihm ausgenutzt zu werden. Sie mochte ihn und war gern mit ihm zusammen. Warum er gern mit ihr zusammen war, spielte für sie keine Rolle.

“Nun komm schon, Tristan, ehrlich, wir können alle lesen, und wir wissen alle, was passiert ist. Du machst Joey doch nur Angst”, meinte Duke.

“Wissen macht mir keine Angst”, sagte Joey. “Etwas nicht zu wissen, ist viel beängstigender.”

“Aber es besteht doch bestimmt gar keine Notwendigkeit, mehr über Nagasaki in Erfahrung zu bringen”, meinte Valon, Mais Mann, der mit dem gleichen sonnigen Gemüt gesegnet war wie sie. “Joey, du bist hier in deiner Heimatstadt und in deiner Wohnung.”

“Und wir sind bei dir”, fügte Mai hinzu.

“Junge, Junge, wenn er da nicht sicher ist”, meinte Serenity sarkastisch.

“Immer mit der Ruhe!”, versuchte Tristan zu beschwichtigen. “Joey hat recht, und Joey ist vernünftig. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, sag ich immer.”

“Jawohl, das tust du, die ganze zeit und in jedem Buch”, stellte Duke fest.

Tristan bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. “Na gut, aber lasst Joey wenigstens diesen einen Artikel lesen”, beharrte er. “Danach halte ich den Mund. Er kann dann selbst entscheiden, ob er sich Sorgen machen sollte oder nicht. Wisst ihr, ich habe einen Freund mit einer riesigen Bulldogge, einem Pitbull. Ein richtig bösartiges Vieh.”

“Nicht alle Pitbulls sind bösartig”, protestierte Duke.

“Aber der schon. Und der würde wahrscheinlich aus jedem von uns Hackfleisch machen, mein Lieber”, meinte Tristan.

“Tristan, Duke, bösartig oder nicht, ich werde mir keinen Pitbull anschaffen”, warf Joey ein.

“Jou”, bemerkte Valon, “diese kleine mit Käse gefüllten Windbeutelchen sind köstlich. Hast du die gemacht?”

“Nein, sie kommen aus dem Restaurant an der Kreuzung, Richtung Stadtzentrum.”

“Wow!”

Wieder seufzte Tristan tief auf.

“Zur Hölle mit den Windbeutelchen! Joey, ich halte das für ausgesprochen wichtig, lies es!”

Joey zog eine Braue hoch. Die anderen verstummten. Er nahm die Zeitung, auf die Tristan gedeutet hatte.

Dann las er den Artikel. Ein kühler Bericht, überhaupt nicht sensationslüstern, fast schon kalt. Blut und Eingeweide, Horror und Terror- eiskalt. Die Fakten, nur die Fakten. Und dann fiel sein Blick auf das, was ihm Tristan unbedingt hatte zeigen wollen: die Aufzählung der Opfer.

Und der Name Shuichiro Oji. Er schien ihn richtig anzuspringen, laut zu schreien.

“Shuichiro Oji!”, sagte er tonlos. Er erinnerte sich noch gut an ihn, den Jungen mit den extrem breiten Schultern, der sich ziemlich gut in Geschichte ausgekannt hatte. In jener Nacht hatte er kaum den Mund aufgemacht. Joey erinnerte sich an sein Gesicht, seine Augen, seinen Gang.

Er hatte jene Nacht in Schottland überlebt. Auch ihn hatte man damals, in ein Leichentuch gehüllt, zwischen den Gräbern gefunden.

Und wieder hatte man ihn zwischen Gräbern gefunden. In Nagasaki.

Nur diesmal…

… hatte sein Kopf gefehlt.
 

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(1) mir ist kein andere Name eingefallen… egal… hab auch kein Plan ob die Grammatik stimmt!
 

(2) vorläufig der Name der Zeitungen, wird aber noch geändert!!!
 

(3) doofer Titel, ich weiß….
 

(4) Joey kann hier sehr gut kochen!!!
 

(5) Feuilleton= Kulturteil einer Zeitung
 


 

Ich hoffe es hat euch gefallen. Mal sehen wie lang ich am 2. Kapitel schreibe…

Bis bald…
 

Eure Ice- Queen
 

PS: Ich bitte um Kommis! :-)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  moonlily
2007-11-03T21:10:25+00:00 03.11.2007 22:10
Hallo ice-queen05,

Mit „Bruder Sonnenschein“ hast du einen wunderbar passenden Spitznamen für unseren Joey, der Blondschopf ist ja unser aller Sonnenschein.
Duke als Horrorschriftsteller kann ich mir sehr gut vorstellen, das passt gut zu ihm. Und dass er ständig nachsieht, wo seine Bücher gerade in den Bestsellerlisten stehen, kann ich auch verstehen. ^^

Und Joeys ganz trockener Kommentar zur Einladung der Donnerstagsgruppe: „Heut ist Freitag.“ *prust* Als ob Duke das interessieren würde.
Dafür stellt er ihn auch noch vor vollendete Tatsachen … Joey soll nur noch Ja und Amen sagen, dass die Party bei ihm stattfindet. ^_^ Wenn er jetzt nicht zugesagt hätte, hätte Duke aber ein kleines Problem gehabt.

Ah, und Seto beobachtet ihn also … Auch die kurzen Einblicke in ihr Alltagsleben sind sehr interessant, es ist immer gut, diese ganzen Hintergrundinfos zu haben, z. B. dass Joeys leiblicher Vater tot ist.

Serenitys Rolle ist dir auch großartig gelungen, weiter so. ^_^
Das mit Bakura und Marik klingt schon mal sehr geheimnisvoll. Ich bin gespannt, in welche Richtung es sich bei dir entwickeln wird.

Tristan und Duke … na, da haben sich zwei gefunden! Die zwei können sich wirklich schön gegenseitig bedauern. Diese Sache mit den Morden … hmm, sehr mysteriös.


Also, im Großen und Ganzen gesagt: Deine FF gefällt mir immer besser, ich mache mich dann mal ans nächste Kapitel.

Liebe Grüße,

Moonlily



Von:  Ryuichi-Sakuma-
2007-10-15T18:06:34+00:00 15.10.2007 20:06
UUUiii echt klasse FF gefällt mir und so spanent kannst echt klasse schreiben *knuddel* und bin schon sssoooo was von gespannt wie es weiter gehen mag *smilie* freue ich mich jetzt schon drauf wenn es weiter geht kann es kaum noch abwarten bis es weiter geht *knuddel* *kiss*
Mach schön weiter so!!!

Ryuichi-Sakuma-
Von:  Schreiberling
2007-10-15T11:38:22+00:00 15.10.2007 13:38
Hallo.
Bin erste. HIHI
Super Kapi.

Ich bin gespannt, was es mit dem Amulett aufsich hat und was die Vergangenheit mit der Gegenwart zu tun hat.

Setos Rolle ist mir auch nicht so ganz klar geworden und wieso er Joey unbedingt beschützen will.
Schreibst du noch einen Rückblick für die Geschehnisse auf dem Freidhof?
Da wäre echt hilfreich zu begreifen, was los ist.

Kann es kau mehr erwarten, bis das nächste Kapi kommt.
VLG


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