Animos - Die Kinder der Götter von abgemeldet (Die Rettung von Teraden) ================================================================================ Kapitel 2: Das Zusammentreffen ------------------------------ Durch das dichte Blätterdach schienen die ersten Sonnenstrahlen. Aber es war noch immer kühl und der Nebel hatte sich noch nicht verzogen. Der Morgen begann gerade erst. Jetzt war die beste Zeit zum Jagen, das wussten die Wölfe. Sie schlichen sich von allen Seiten an die Gruppe Hirsche ran. Noch hatten sie nichts bemerkt. Sie waren seelenruhig am Fressen. Das Alpha-Männchen war schon ganz nah dran. Da hob einer der Hirsche den Kopf. Sofort erstarrten alle Wölfe und rührten sich nicht mehr von der Stelle. Der Hirsch schaute sich misstrauisch nach allen Seiten um. Doch dann frass er weiter, wie alle anderen. Das Alpha-Männchen blieb noch eine Weile regungslos und lies sein Blick über die Hirsche schweifen. Da entdeckte er einer, der etwas abseits am Boden sass. Er dachte schon an eine leichte Beute, als ihm auffiel, dass dieser Hirsch zwar sehr wohl ein Geweih hatte, aber ansonsten viel mehr ein Mensch war. Der Wolf erschrak. Damit hatte er nicht gerechnet. Ich, eben dieser seltsame Hirsch, genannt Alower, hob in dem Moment auch den Kopf. Er hatte schon die ganze Zeit das Gefühl, beobachtet zu werden. Er legte den Büschel Gras, an dem er gerade gekaut hatte weg und richtete sich auf. Er spitzte seine scharfen Hirschohren und schnupperte in der frischen Luft. Aber er bemerkte nichts Ungewöhnliches. Er wollte schon weiter fressen, als er ein leises Knacken aus dem Gestrüpp vernahm. Und nun roch er es auch. Wölfe! Alower wollte die anderen warnen, aber in dem Moment sprangen die Wölfe aus ihren Verstecken. Die Hirsche rannten sofort alle davon. Auch Alower wollte wegrennen. Meist konnte er einigermassen mit seinen Gefährten mithalten. Er rannte und blickte sich um nach seinen Verfolgern. In dem Moment, als er nicht auf den Weg achtete, stolperte er über eine Wurzel. Er fiel mit Gesicht hart auf den harten Waldboden. Sofort hatten die Wölfe ihn eingekreist. Einer stand ihm mit den Vorderpfoten auf den Rücken und so konnte er sich nicht aufrichten und sah nur Bruchteile von dem, was um ihn herum geschah. Die Wölfe sprachen miteinander, aber Alower verstand ihre Sprache nicht. Er hatte schon Mühe, die Rehe oder Elche zu verstehen, aber die Wölfe sprachen ganz anders. Mittlerweile waren alle Wölfe zusammen gekommen und hatten sich in einem Kreis um die Beute und das Alpha-Männchen versammelt. Ich war die Letzte. Ich hatte nicht viel mitbekommen, was passiert war. Bei der Jagd hielt ich mich immer im Hintergrund. Ich war zu langsam und zu schwach. Deshalb hatte ich auch noch nicht mitgekriegt, dass das hier gar kein echter Hirsch war. Jetzt begann Malaar, das Alpha-Männchen, zu sprechen: „Wir haben den Halbmenschen erwischt. Was wollen wir mit ihm machen?“ Gemurmel ging durch die Menge, aber niemand antwortete. Ich war verwirrt. Halbmensch? So nannte Malaar mich manchmal. Ich mochte das nicht. Ich mochte es nicht, dass ich anders war als Malaar und die anderen Wölfe. Ich mochte meine Menschengestalt nicht. Aber jetzt gab es wohl noch jemand anderes, der wie ich war. Ich drängte mich nach Vorne und blickte dem Halbhirschen direkt in die Augen. ..wie ich.. ..Halbmenschen.. ..auch Menschen.. In dem Moment fühlte ich mich seltsam getröstet und doch schrecklich allein. Die Wölfe schienen sich nicht einigen zu können, was sie mit mir anstellen wollten. Ich war verzweifelt. Wenn ich sie doch nur verstehen könnte… Da plötzlich gab es eine Bewegung im Rudel, einer der Wölfe drängte sich nach vorne. Mir stockte der Atem. Das war gar kein Wolf. Es war eine Frau. Also sie hatte den Körper einer Frau. Aber oberhalb der Nase hatte sie ein Wolfsgesicht. Und sie hatte einen buschigen Wolfsschwanz. Als ich in ihre grünen Augen sah, begann ich zu zittern. Nie hatte ich so etwas Schönes wie sie gesehen. Ihr langes dunkelbraunes Haar bewegte sich leicht in der frischen Morgenbrise. Ihr Gang war anmutig, nicht so kraftvoll wie der der anderen Wölfe, aber viel eleganter. ..so schön.. ..unerreichbar.. ..Sehnsucht.. Die Stimmen der Wölfe rissen mich aus meiner Trance. „Djucha, kennst du diesen Jungen?“ Der Bann löste sich. Ich schreckte hoch und sah zu Malaar. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich spürte, dass uns etwas Gewaltiges verband, aber dennoch sah ich ihn zum ersten Mal. Langsam sprach ich: „Lasst ihn gehen. Er ist keine Gefahr für euch und fressen könnt ihr ihn auch nicht. Was wollt ihr mit ihm?“ Malaar sah mich skeptisch an. Irgendeiner der Wölfe rief plötzlich: „Wieso seid ihr anders?“ Es war wie ein Startzeichen. Plötzlich riefen alle durcheinander: „Was seid ihr?“ „Dämonen!!“ „Töten wir die zwei!!“ Ich stand verzweifelt dazwischen und wusste mir nicht zu helfen. Da schrie Malaar dazwischen. „Ruhe, sofort Ruhe!“, befahl er, „wir alle kennen Djucha seid ihrer Geburt. Sie ist bei uns aufgewachsen. Sie gehört zu uns, sie ist eine von uns. Ihr alle wisst das. Wer dieser Bursche ist, weiss ich nicht. Aber wir werden ihm einen Tag lang Gastfreundschaft gewähren. Nehmt ihm die Waffen ab. Einen Tag, dann muss er gehen.“ Alle stimmten in zustimmendes Geheul ein. Das Wolfsgeheul jagte mir einen Schauer über den Rücken. Aber nun liess der Wolf, der wohl irgendwie der Anführer war, endlich von mir ab. Zwei andere Wölfe kamen zu mir. Einer nahm mir meinen Bogen und meinen Köcher vom Rücken, der andere zog mein Messer aus meinem Gürtel. Aber dann gingen sie wieder und liessen mich einfach am Boden liegen. Sie liessen mich gehen? Es sah ganz so aus. Ich zog mich ein bisschen aus dem Getümmel zurück. Aber gehen wollte ich noch nicht. Zuerst wollte ich mit Ihr sprechen. Ich sah mich um, und da sah ich sie, sie kam direkt auf mich zu. Sie lächelte scheu. Ich lächelte zurück. Dann war sie endlich da. Ich wusste nicht so recht, was sagen, also sagte ich einfach nur: „Danke!“ Ich sagte es in der Sprache der Menschen, ohne gross nachzudenken hatte ich in ihr gesprochen. Es war schon seltsam. Aber sie verstand mich. „Du musst nicht mir danken. Danke Malaar. Ohne ihn wären wir jetzt wohl beide tot.“ Ich nickte. Ich beschloss, mich wirklich bei ihm bedanken zu gehen. Aber zu erst musste ich wohl ein paar andere Dinge klären. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sagte die Wolfsfrau: „Du kannst einen Tag lang hier bleiben. Dann werden sie dir deine Waffen wieder geben und dann musst du gehen. Wieder nickte ich. Ich brachte irgendwie einfach keinen Ton raus. Ich war ihr so unendlich dankbar. „Ich bin Alower!“, sagte ich schliesslich. Wieder dieses bezaubernde Lächeln. „Ich bin Djucha!“ Dann war es lange still zwischen uns. Aber es war okay. Es reichte mir schon, sie nur anzusehen. ..so schön.. Es gab so vieles, dass ich ihn fragen wollte. Seine Ankunft hatte mich total aus der Bahn geworfen. Bis jetzt hatte es mich wenig interessiert, dass ich eine Menschengestalt hatte. Ich hatte mich dennoch voll und ganz als Wolf gefühlt. Aber jetzt… ..wer bin ich?.. irgendwie hatte ich das Gefühl, er wisse mehr als ich, was ja auch stimmte. Aber ich wusste einfach nicht, wo ich anfangen sollte, zu fragen. Was sind wir? Wieso sind wir so? Wie viele sind wir? Kennst du die anderen? Irgendwie schien er zu wissen, was ich dachte, denn er sagte: „Komm, wir gehen ein bisschen spazieren. Ich schätze, wir haben viel zu reden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)