One-Sided von Lunatik (Was ist schon Liebe?) ================================================================================ Kapitel 4: Old Friends? ----------------------- So, diesmal kommt das Kapitel schneller als die anderen xD~ Anmerkung: Yura ist ein Kosename für Yuriy ^^ In dem Sinne: Viel Spaß! ___ Rei war kurz einkaufen gegangen, nach dem sie den Tee ausgetrunken hatten. Kai hatte auch getrunken und er musste zugeben, dass es seinem Hals wirklich gut getan hatte. Die ganze Zeit über hatten Yuriy und Rei ausgiebig geplaudert, während Kai nur still aus dem Fenster schaute. Wieso war Yura wirklich hier aufgetaucht? Nach so langer Zeit… wollte er ernsthaft auf besorgt machen und den besten Freund markieren? Alleine. Nein, er sollte nicht so denken. Das wusste er, Yura konnte wirklich nichts dafür. Nun saßen sie stillschweigend zu zweit da. Yuriy hatte sich inzwischen auf den Rand seines Betts gesetzt und starrte die Blumen an, die in ein großes, mit Wasser gefülltes Glas von Rei gestellt wurden. Kai hatte keine Vasen da. Kai nahm es stillschweigend hin, dass der Russe sich umgesetzt hatte. Sein Blick ruhte stur auf der Fensterscheibe. „Wieso hast du eigentlich keine einzige Vase da, Kai?“ Angesprochener drehte seinen Kopf nun doch zu dem Rothaarigen und bedachte diesen mit einem skeptischen Blick. Der Kerl war doch nicht hier um über Vasen zu reden. „Hab noch nie eine gebraucht“, murrte er Yuriy entgegen. Dieser lachte kurz auf. Das war typisch Kai. Doch wirklich typisch wurde es für den Graublauhaarigen erst nachdem es passiert war, nachdem man sie gewaltsam getrennt hatte. „Kai… wonach sehnst du dich?“ Diese Frage verwirrte ihn jetzt doch. Diese Verwirrtheit äußerte sich in Form vom Heben einer Augenbraue, gefolgt von einem Stirnrunzeln. „Was soll die Frage?“, fragte er kalt. Yuriy drehte sich zu ihm. Eine noch größere Verwunderung machte sich in Kai breit, als er den Gesichtsausdruck des anderen sah. Es zeigte Traurigkeit. Etwas sehr untypisches für Yuriy. Untypisch für das kleine Sonnenscheinchen, das er in Erinnerungen aus seiner Kindheit noch hatte und genau so untypisch für den kalten Kalkulierer, wie er den Russen bei der letzten Meisterschaft kennen gelernt hatte. Missverstanden. Augenblicke verstreiften bis Kai es schaffte sich zu regen und langsam anfing zu sprechen. „Was willst du das ich dir sage? Ich bin ungemein glücklich mit diesem verdammten Leben und bin vollkommen zufrieden mit mir selbst?!“ Sarkasmus gepaart mit Wut. Das war alles wozu er fähig war. Nichts konnte er gegen diesen Ausdruck tun, den Ausdruck auf dem Gesicht seines besten Freundes. Gab es für Freundschaft Zeit? Yuriy entgegnete dem nichts. Was sollte er auch sagen? Es wäre zwar schön dies von seinem Kindheitsfreund zu hören, doch hatte er es nicht erwartet. Vielleicht gehofft, aber gewiss nicht erwartet. Kai machte es rasend. Diese verdammte Frage, die scheinbar aus Fürsorge gestellt wurde. Oder trog der Schein nicht? Diese verdammte Traurigkeit in Yuras Augen. Bemitleidete er ihn etwa? Oder war es Schmerz? Wieso sagte er dann nichts? Wieso schaute er ihn weiterhin mit diesem Blick an? Wieso? „Soll ich mich jetzt etwa bei dir ausheulen?! Sagen, dass ich mich nach einer Familie, Freunden und Liebe sehne?!“ Was blieb ihm anderes als zu schreien? Der Rotschopf seufzte. „Nein… Doch Kai, ich weiß, dass unsere Freundschaft schon lange in Vergangenheit liegt, doch immer noch… Ich mache mir sorgen.“ Vergangenheit. Bedeutete Zeit so viel? „Und deswegen tauchst du hier nach so vielen Jahren aus heiterem Himmel auf?!“ Ja. Zeit war alles. Es machte einfach keinen Sinn. Was führte dieser Mistkerl nur im Schilde? Schmerz. „Ich bin genau deswegen nie hier aufgetaucht. Weil ich wusste, dass es so laufen würde!“, schrie der Russe, Kai vernichtende Blicke zuwerfend. Ja, er hatte es gewusst. Es war doch klar. Er brauchte einen Anlass um genug Mut zu fassen. Und es gab wirklich einen Anlass, doch… Er konnte Kai es noch nicht sagen. Er wollte es sich gar nicht erst ausmalen, was es für Folgen haben würde. Doch… Kai würde ihm gewiss nicht glauben, dass er einfach so gekommen war. Und auch wenn er es ihr versprochen hatte, so konnte er den Grund für sein Auftauchen nicht nennen. Noch nicht. Seufzend lehnte sich der Graublauhaarige zurück. Auch ihm war es klar. Dass es so laufen würde. Doch wollte er das wirklich? „Du weißt, ich kann nicht anders…“ Waren diese Worte dem Rotschopf etwas wert? Wusste der andere es wirklich? „Ich weiß.“ Ein schwaches Lächeln legte sich auf Yuriys Lippen. Er wusste wirklich, dass Kai nicht anders reagieren konnte. Zumindest bis jetzt nicht. Sonst wäre er nicht Kai. Auch er selbst. So waren sie nämlich geschaffen. Wer hatte sie nur so gemacht? Was hatte sie so gemacht? „Kannst du dich noch daran erinnern, wie du das erste Mal meinen Zufluchtsort entdeckt hattest?“ Diesmal war es der Russe, der die Augenbraue verwundert hob. Ein einfaches Nicken war seine Antwort. „Du hast mich gefragt, was ich denn da mache… Was… habe ich da geantwortet?“ Würde sich Yura überhaupt an so eine kleine unwichtige Sache erinnern, die schon so viele Jahre zurück lag? Nachdenklich betrachtete der Gefragte Kai einige Momente lang, bis er schließlich den Blick wieder auf die Blumen richtete und ihm antwortete: „Träumen. Du hast gesagt, dass du träumst.“ Also war das wirklich seine Antwort gewesen? Die Antwort eines kleinen Kindes ohne Eltern? Zeit spielte ja doch keine Rolle. Die Tür ging auf und ein besorgter chinesischer Kopf blickte ins Zimmer. „Lebt ihr noch?“ „Rei? Wann bist du…“ „Als ihr rum geschrieen habt. Ihr wart wohl so beschäftigt und laut, dass ihr gar nicht mitbekommen habt, wie ich rein gekommen bin.“ Ein entschuldigendes Lächeln zauberte sich schnell auf Yuriys Lippen. Der Schwarzhaarige musterte kurz die beiden und betrat schließlich, zufrieden darüber, dass beide immerhin keine offenen Verletzengungen hatten, das Zimmer. Er war auch sichtlich erleichtert über die Tatsache, dass nichts zerstört am Boden aufzufinden war, sogar die Blumen und die provisorische Vase standen heil an ihrem Platz. Gut, die Jungs hatten ihre Wut nicht am Inventar ausgelassen. Kai, dem prüfenden Blick des Langhaarigen folgend, murrte nur etwas Unverständliches. Er war kurz davor einen seiner überflüssigen, kalten Kommentare anzufügen, doch ein Hustenanfall brachte ihn zum stillschweigen, noch bevor er anfangen konnte. Es schmerzte. Der Hustenanfall war heftiger, als die vom Vortag. Seine ganze Brust schien zu brennen und sein Hals kratze. Er fühlte sich ausgetrocknet und ihm war, als würde ihm die Luft abgeschnürt werden. Der Husten wollte einfach nicht aufhören. Er hörte nicht ein Mal, die erschrockenen Aufschreie der zwei anderen, als sie merkten, dass Kai nicht mehr aufhören konnte zu husten. Er spürte nur, wie eine Hand auf seine Schulter gelegt wurde und sanfte Finger beruhigend durch sein Haar strichen. Der Husten war weg. Nicht schlagartig, nein, langsam, nach und nach. Doch für ihn war es wie von einem Augenblick auf den nächsten, denn er spürte nur noch diese sanften Berührungen. Jemand hielt ihm ein Glas Wasser hin. Es war nicht Reis Hand. Wahrscheinlich war es Yuriys… Sie war so viel größer, als damals. Der Halbrusse trank das Glas mit großen Schlücken aus. Er brauchte Wasser, ganz dringend, sonst drohte er zu vertrocknen. Nur jetzt, wo er wieder in seinen Kissen lag und die beruhigenden Finger Reis nicht mehr sein Haar umspielten, fiel sein Blick auf Yuriy. Auf dessen sehr verblüfften Gesichtsausdruck. Auf dessen Augenbraue, die sehr weit nach oben gewandert war… Kais sehr finsterer Blick sagte nur eins: Wag. Es. Nicht. Zeit spielte keine Rolle. Auch heute, wo sie sich doch so sehr verändert hatten, wo sie sich doch so lange nicht mehr gesehen, geschweige denn gesprochen hatten, verstand sein Kindheitsfreund ihn ohne Worte. Leicht grinsend erhob er sich von Kais Bett und entschwand nur mit einem geflöteten ‚Ich mach uns noch Tee!’ in die Küche. Mistkerl. Genau so wie er selbst… Kein Wunder waren sie gute Freunde gewesen. Gewesen? Waren sie es immer noch? Könnten sie es wieder werden? „Geht’s wieder?“ Ein fürsorglicher Blick ruhte auf dem Blaugrauhaarigem, der zögerlich nickte. Die Fürsorge machte Platz der Sanftmut und der Blick wanderte durchs Zimmer. Er haftete an einem Stuhl und etwas Nachdenkliches legte sich in ihn. Nach einigen Momenten griff Rei nach dem Stuhl und zog ihn zu Kais Bett um ihn daneben abzustellen und sich darauf zu setzen. „Sicher, dass es wieder geht?“ Ein genervtes Augenverdrehen war diesmal die Reaktion auf die besorgte Frage. Was sollte diese übertriebene Mütterlichkeit? „Nein, ich liege hier im Sterben“, fügte der Halbrusse dem Augenrollen sarkastisch hinzu. „Na, das hört sich ganz nach einem gesunden Kai an“, entgegnete Rei grinsend. Ein Knurren war das einzige, was der Chinese darauf bekam. Und danach folgte Schweigen. Kai musterte den anderen. Sogar in dieser alltäglichen Umgebung, ganz normal auf einem einfachen Holzstuhl sitzend, strahlte der Tiger so viel Stärke aus. Tiger war wahrhaftig ein passender Spitzname für den Schwarzhaarigen. Innere Stärke, keine reine Muskelkraft, keine rohe Gewalt. Obwohl die Augen Reis so sanftmütig aus dem Fenster schauten, obwohl er so erfreut grinste, spürte Kai die Stärke. Stärke, die er sich immer selbst wünschte. Und was hatte er bekommen? Eiserne Nerven, Kraft und… ein vereinsamtes Herz? Wie viele Jahre hatte es nun gebraucht bis er es endlich erkennen konnte? Das seine Kraft nicht das war, wonach er wirklich immer gestrebt hatte. „Du und Yuriy, ihr kennt euch gut, nicht wahr?“ Die Frage riss ihn aus seinen Gedanken, brachte zurück, in die Realität. Was sollte er darauf antworten? Kannte er Yura gut? Yura vielleicht ja, aber wie stand es mit Yuriy, dem heutigen Yuriy? Zeit löst Fäden. Er konnte ihn gar nicht mehr so gut kennen. Im Grunde wollte er nicht antworten. Was war, wenn die Stimme Recht hatte? Doch… dieser neugierige, erwartungsvolle Glanz in den goldenen Augen, die ihn so offen anstarrten, warteten... „Ich weiß nicht. Wir waren in unserer Kindheit das, was du als besten Freund bezeichnen würdest…“ Wieso konnte er nicht einfach sagen: Er war mein bester Freund? Er ist mein bester Freund? Wieso musste er es so formulieren? Wieso war es nur so schwer? „Seid ihr es denn nicht mehr?“ Die Frage erwischte ihn. Waren sie es? Oder waren sie es nicht? Sie hatten sich noch nie Krieg erklärt. Sie hatten noch nie gesagt, dass sie es nicht waren. „Aber… das ist doch so lange her…“ „Na und?“ Kai blickte genau in die goldenen Augen. Rei konnte es anscheinend wirklich nicht verstehen. Schwarze Strähnen baumelten etwas in der Luft, als sein Kopf schief gelegt wurde und das verwirrte Blinzeln, das ab und zu den erwartungsvollen Blick versteckte, unterstrich die Ahnungslosigkeit noch mehr. Kai seufzte resigniert und legte seinen Kopf auf das Kissen ab, so dass er die Decke anblicken konnte. „Vielleicht sind wir es immer noch…“ „Tee ist fertig!“ Er hatte eindeutig ein Dejà Vu. Freund? Das er nicht lachte. Störenfried. Mehr nicht. Yuriy wurde mit einem genervten Blick verfolgt. Jede seiner Bewegungen. Das Abstellen des Tabletts, das Einschenken des Tees, wobei ihm Rei zur Hand gegangen war, und das Verteilen der Tassen. Alles wurde mit einem mürrischen Gesichtsaudruck verfolgt. Störenfried. Der Rotschopf hatte schon wieder diese beruhigende Atmosphäre in Stücke gerissen… Sie lag nun in Scherben am Boden, wenn er sich jetzt literarisch auszudrucken vermochte. Kurz und knapp: Der Störenfried störte. Und Kai konnte nicht mal sich selbst wirklich erklären wieso der Russe ihn derartig nervte. Vor allem mit seinem breiten, glücklichen Grinsen. „Was hast du eigentlich so lange gemacht? Der Tee ist schon fast kalt…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)