One-Sided von Lunatik (Was ist schon Liebe?) ================================================================================ Kapitel 3: Fiebertraum ---------------------- Ursprünglich hätte der Titel ja 'Katzenfieber' heißen sollen, aber letzendlich habe ich mich doch umentschieden... Bei den ganzen Kapiteln, die geplant sind, würden mir ja schon sehr bald die Katzentitel ausgehen U.u Als Entschuldigung für die lange Wartezeit gibt es auch eine OS meinerseits zu dem Pairing, 'Just you and me' (Unverschämte Werbung :P) Lange Worte, kruzer Sinn: Viel Spaß ^.~ ___ Konnte er es überwinden? Oder musste er es akzeptieren? Würde es ihn weiterhin beherrschen? All diese Fragen… waren unwichtig. Denn er lag gerade im Bett, unfähig sich zu bewegen. Er hatte einfach keine Kraft mehr und er hatte Fieber. Rei hatte Recht, er hatte sich nun erkältet. Und es war gewiss keine leichte Erkältung. Sein Hals kratze, es tat ungemein weh beim Schlucken, er hatte Schnupfen, seine Lieder fühlten sich bleischwer an und sein ganzer Körper war so schwach, wie nicht ein Mal nach einem niederschmetternden Kampf… Und das machten Menschen immer wieder durch? Als er diese Frage Rei stellte lachte dieser nur kurz auf. Ja, es war seine erste Erkältung. Zumindest die erste, die so stark war. Er musste sogar das Training absagen. Eigentlich wäre er sogar noch zum Training gegangen, wenn ihm die Beine abgefallen wären, nur um Tyson bloß keinen Grund zur Freude zu geben und ihn noch mehr zu quälen, doch Rei war strikt dagegen. Ja, Rei hatte ihm befohlen daheim zu bleiben und er hörte auch noch auf den Chinesen. Dafür kümmerte sich dieser um ihn… Man konnte fast schon meinen der Langhaarige würde zeitweilig bei ihm wohnen. Denn er war wirklich immer da, wenn Kai wach war und doch erledigte er noch die Einkäufe und meinte sogar so was wie ein Kurztraining zu machen… Merkwürdig. Rei schien die meisten seiner Gedanken zu beherrschen… Was war es? Bestimmt nur die Grippe… Bestimmt war es nur das Fieber, das ihn so verwirrte. Rei. Er kümmerte sich um ihn. Ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Ohne sichtbaren Grund. Vielleicht fühlte er sich ja schuldig? Er konnte es zwar nicht wirklich verstehen, aber ihm würden mit Sicherheit ein Paar Gründe einfallen, wieso der Schwarzhaarige hätte sich schuldig fühlen sollen, wenn er nicht Fieber hätte… Also was war es, dass den Chinesen dazu gebracht hatte sich so sorgsam um ihn zu kümmern? Er konnte es sich einfach nicht erklären… Was blieb ihm übrig, wenn er durchs Nachdenken nicht weiter kommen konnte? Angriff ist die beste Verteidigung. Offensive statt Defensive. „Wieso kümmerst du dich um mich?“, fragte er den Schwarzhaarigen als dieser gerade mit seiner köstlichen Suppe hereinkam, das einzige wovon sich Kai die letzten zwei Tage ernährt hatte. Verwundert hob Angesprochener die Augenbraue, doch dann erstrahlte ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht. „Weil du mir wichtig bist. Weil wir Freunde sind.“ Freunde? Rei meinte, sie wären Freunde… und das er ihm wichtig war. War das ein… Anfang? Es war ein Ende. Der Wunsch würde nicht erfüllt werden. Denn er hatte es nicht verdient. Er hatte nicht einmal verdient mit Rei ‚Freunde’ zu sein. Es war unnatürlich. Er war falsch. Er war so falsch… „Oder sind wir… keine?“ Schüchtern, besorgt war diese Frage gestellt. Nein. Falsch. „Do..ch… Doch.“ Ein glückliches Lächeln auf den Lippen des Chinesen erhellte Kais düstere Gedanken. Das war seine Antwort. Eine Antwort unabhängig vom es. Und wieder konnte er sich dank Rei widersetzen. Doch wie lange würde es noch anhalten? Sie waren Freunde. Freunde… Was war Freundschaft? Es gab jemanden, den er eine Zeit lang als Freund betrachtete. Es war schon so lange her, doch er konnte sich genau daran erinnern. Yuriy. Es war an einem kalten Wintertag. Er hatte sich wieder in seinem Lieblingsplatz versteckt. Es war eine kleine Kammer, die schon lange von allen vergessen wurde. Kai war seit er sich erinnern konnte immer hierher geflüchtet. Denn niemand wusste von diesem Ort, keiner konnte ihn hier finden. Sowieso wagte sich kaum einer durch die Katakomben. Der einzige Weg hierhin führte durch sie. Hier roch es morsch und war meistens recht kühl, doch er liebte es hier zu sein. Hier war er für kurze Augenblicke frei. Frei aber einsam. Er wusste noch nicht wieso, aber er konnte nie wirklich lange hier verweilen, früher oder später zog es ihn wieder zurück, an die Oberfläche. Dahin, wo es viel kälter war. Dahin, wo er sich dem Willen der Erwachsenen beugen musste. Dahin, wo schon lange keine warmen Arme ihn empfangen würden. Er mochte es hier unten viel mehr als oben und doch kehrte er immer zurück dorthin, von wo er immer wieder versuchte zu flüchten. Er war wieder hier. Starrte gedankenverloren die Decke an. In seiner Vorstellung war er an einem warmen Ort, wo seine Eltern ihn anlächelten und ihm sagten, sie wären stolz auf ihn. Eltern… er wusste nicht mal mehr wirklich wie seine Eltern aussahen. Großvater sagte immer, sie wären bei einem Autounfall ums Leben gekommen und da er seinen Sohn enterbt hatte, gab es hier auch nirgendwo mehr Fotos weder von ihm noch von seiner Frau, Kais Mutter. In seiner Vorstellung hatte seine Mutter langes Haar und ein sanftes Lächeln. Sein Vater klopfte ihm immer auf die Schulter, während seine Mutter ihm durch die Haare strich. Seine Mutter schenkte ihm gerade einen Vogel, einen kleinen Vogel aus Feuer, als ein neugieriges Gesicht sich in seine Traumwelt hineindrängte. Rote Strähnen schwingen genau über ihm hin und her und violette Augen blickten ihn an. Er blinzelte. War das auch eine Vorstellung? Oder… „Wer bist du?“ Dieser Junge war gewiss real, denn er hatte ihn schon einige Male oben gesehen. Er war auch einer von den ‚Talentierten’. Einer der besten von ihnen, so wie er selbst. „Ich bin Yuriy“, stellte der Junge sich vor. „Und du bist Kai.“ Es war keine Frage, nicht ein Mal eine Vermutung. Es war eine reine Feststellung. Wieso war dieser Junge hier? Wieso war er in diese heile Welt eingedrungen? In seine Welt. Eine kalte Angst machte sich in ihm breit, ließ sein Herz für einen Moment gefrieren. Er nickte nur zögerlich. Der Junge betrachtete Kai weiterhin neugierig und ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Wie hatte er diesen Ort gefunden? Sollte er ihn finden? Wurde er geschickt? Oder war es ein Zufall? Würde er dann den Erwachsenen davon erzählen? Irgendjemanden davon erzählen? „Was machst du hier?“ Die Frage überrumpelte den kleinen Kai vollkommen. Ja, wirklich, was machte er hier? „Träumen.“ Diese Antwort… hatte er sie damals wirklich gegeben? War es wirklich das, was er dem anderen gesagt hatte? „Darf ich auch hier bleiben?“ Er hatte wieder nur zögerlich genickt. Yuriy schien nichts Böses tun zu wollen. Vielleicht sehnte er sich auch nach einem ruhigen Ort… Er hatte zwar Angst gehabt bei Yuriys Auftauchen, doch irgendwie machte es ihn… glücklich. Jetzt gab es noch jemanden hier unten. Jemand realen. Seit da waren sie immer zusammen. Sie versteckten sich immer zusammen in ihrem kleinen Zufluchtsort. Sie erforschten zusammen die weitläufigen Katakomben. Sie übten zusammen das Bladen. Nur das Spezialtraining… Nur da waren sie getrennt, denn es war nur für den Besten – für Kai – da. Doch dann erfuhr sein Großvater davon. Und seit da durfte er Yuriy nicht mehr sehen. Auf einen Schlag war alles wieder zerstört. Auf einen Schlag verlor er auch den Rest der Wärme. Er wurde einer anderen Abteilung zugewiesen. Er konnte lediglich einen kurzen Blick auf den rothaarigen Blader erhaschen, als er die Villa besuchte. Was er fast nie tat. Wieso war es dazu gekommen? Wieso wusste sein Großvater davon? Wieso kümmerte es Yuriy scheinbar nicht? Er hatte nicht ein Mal versucht dagegen zu rebellieren. Aber Kai auch nicht. Es hatte es ihm verboten. Das war das erste Mal, dass es gesprochen hatte… Wieso hatte Großvater was dagegen? Er konnte sich nur an Fetzen erinnern… Aber ein Satz hallte bis heute in seinem Kopf wieder. „Ein Soldat darf keine Gefühle haben und ein Anführer darf keine zeigen!“ Was war er? Ein Soldat, oder ein Anführer? Egal wer er war, er hatte bis dahin falsch gelebt… „Du kannst Menschen benutzen, doch niemals darfst du dich an sie binden lassen.“ Seit da lebte er nach diesem Satz. Er glaubte fest daran. Er hatte es nie in Frage gestellt. Bis er auf dieses Team traf… Bis er Rei kennen lernte. Schon seit da fing er an zu bröckeln… Sein Glaube. Dank seinem Großvater war er zu dem geworden, was er heute war. Oder war es gar nicht sein Großvater? Wer war es dann gewesen? Wieso hatte Yuriy nichts dagegen getan? Kai konnte es sich denken. Er hatte seine Strafe auch bekommen… Tausend Schläge mit einer Peitsche. Tausend Stiche mit einer Nadel. Tausend Stunden ohne Schlaf. Was davon war es? Schmerz. Yuriy musste leiden. Wegen ihm. Er war Schuld. Es war so kalt. Es war so schwarz. Nur blutrote Sterne leuchteten manchmal auf um gleich wieder von der Dunkelheit verschlungen zu werden. Schuld. „Kai! Wach auf!“ Er blinzelte verwirrt. Langsam klärte sich das Bild vor seinen Augen. Rei war über ihm gebeugt und redeten auf ihn zu. Er spürte etwas angenehm Kühles auf seiner Stirn. „Schhh. Es war nur ein Traum…“ Er spürte wie eine Hand behutsam durch seine Haare strich. Wie hypnotisiert starrten die Rubine in das goldene Augenpaar und seine aufgewühlte Seele fand wieder ihre Ruhe. Angst. Schon wieder war er da. Genau da, wo man ihn brauchte. Wie machte Rei das nur? Eine Hand strich ihm über die Wange. Ein Finger wischte anscheinend etwas weg. Hatte er geweint…? Geweint? ...Tränen? „Wa…“ Egal was ihm auf der Zunge lag, Kai würde es nun nicht aussprechen können. Denn ein aufdringliches Klingeln zerstörte unwiderruflich die Stimmung. Und vor allem verschlechterte es augenblicklich die Laune des Halbrussen. „Wer. Wagt. Es?!“, knurrte er bedrohlich. „Ich schau mal nach“, sagte der Chinese kichernd und stand auf um Sekunden später aus dem Zimmer zu verschwinden. Er hörte wie Rei an der Tür ankam und diese aufmachte. Er hörte Stimmen, doch konnte er nicht erkennen wessen Stimmen es waren. Eine gehörte wahrscheinlich Rei, aber die andere? Er hatte eine böse Vorahnung. Fieber hin oder her, aber er träumte nicht umsonst von früher… „Was. Willst. Du. Hier?“ Jedes einzelne Wort, wie ein Schuss. Angriffslustig, knurrend, genervt. „Einen Krankenbesuch abstatten?“ Ein Grinsen. So typisch für ihn… Doch nur Kai wusste, dass es typisch war. „Ich habe dich seit drei Jahren, seit der Meisterschaft, nicht mehr gesehen und nun tauchst du aus heiterem Himmel in meiner Wohnung auf und wagst es auch noch Blumen zu bringen?!“ Er war wütend. Es waren Orchideen… „Also wenn du so schreist, dann kann es dir gar nicht so schlecht gehen…“ Die grau-violetten Augen beobachten amüsiert, wie der Kranke immer wütender wurde. Er schaffte es also sogar nach so vielen Jahren immer noch dem Halbrussen sichtbare Gefühlsregungen zu entlocken. „Was weist du denn schon?!“ „Kai, jetzt beruhige dich doch. Ihr habt euch doch so lange nicht mehr gesehen…“ In der Tür stand ein freundlich lächelnder Rei mit einem Tablett, geladen mit drei Tassen Tee und Keksen, in den Händen. Kais Miene verfinsterte sich, jedoch legte er seinen Kopf wortlos auf die Kissen und betrachtete den Rotschopf eine Zeit lang. „Was willst du hier wirklich?“, fragte er diesmal ruhiger. „Nur einen Krankenbesuch abstatten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)