Secret Letters von Akai-chan ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Hey, Tet-chan... Ganz ehrlich...? Du machst mir Angst. Auch, wenn es sicher blöd klingt, seinem besten Freund so etwas zu sagen - oder besser zu schreiben, wobei es eigentlich vollkommen egal ist, denn du wirst es sowieso niemals lesen - aber ich habe tatsächlich ein wenig Angst vor dir bekommen. Nie hätte ich gedacht, dass das möglich sein könnte... Und es macht mich traurig, richtig traurig. Vor allem, wenn ich an gestern denke. Es macht mich nicht nur traurig, es tut schon weh! Ich hatte gedacht, ich könnte dir vertrauen... Ich hatte gedacht, du würdest mich niemals verletzen... Und nun? Ich sehe, wie alles zu zerbrechen droht, alles, was wir uns gemeinsam aufgebaut haben - unsere Freundschaft, das Lachen, das Vertrauen, das Vertrautsein, wenn wir beieinander sind, unsere gemeinsamen Erinnerungen... Einfach alles! Weißt du, ich wünschte, ich könnte all das verhindern. Ich wünschte, ich wäre stark genug, es zu retten. Doch ich fürchte, ich bin dazu nicht in der Lage... Nur machst du es mir auch nicht gerade einfach. Manchmal schaust du mich so komisch an, dass mir ganz mulmig davon wird, du starrst richtig. Schon allein das hat mich in den letzten Wochen ganz schön mitgenommen und nervös gemacht. Dennoch muss ich auch wieder zugeben, dass sich mein Verdacht, den ich vor ein paar Monaten an Weihnachten hatte, irgendwie noch verstärkt hat. Inzwischen bin ich mir fast sicher: Ja, ich liebe dich... Nur macht es genau das nur noch komplizierter und ja, auch schmerzhafter... Warum? warum hast du das gestern getan? Es will mir immer noch nicht in den Kopf gehen... Warum hast du nicht aufgehört? Ich habe doch ganz eindeutig gesagt, dass ich nicht will. Tetsu, ich hatte dich eigentlich immer für einen netten, zuvorkommenden und rücksichtsvollen Menschen gehalten. Hättest du mir diese Meinung über dich nicht lassen können? Auch, wenn sie offensichtlich nur Einbildung ist... Zumindest so lange, bis ich mir meiner Gefühle für dich vollkommen sicher wäre? Ehrlich, das würde es sehr viel einfacher machen, für uns beide... Ich weiß nicht einmal, was genau sich so plötzlich verändert haben soll. Ich meine, es war doch schließlich nicht das erste Mal, dass ich bei dir übernachtet habe oder dass wir gemeinsam in einem Bett geschlafen haben. Dementsprechend gut gelaunt war ich auch, als deine Eltern einmal wieder eine Geschäftsreise unternahmen und du das Haus quasi für dich allein hattest. Du weißt, ich leiste dir in solchen Zeiten gern Gesellschaft, ich freue mich immer, wenn du mich zu dir einlädst. Das sollte auch diesmal eigentlich kein Problem darstellen, Bedenken hatte ich keine. Warum denn auch? Es gab überhaupt keinen Grund dafür - dachte ich wenigstens - denn ich bin doch gern mit dir zusammen! Sehr gern sogar... Allerdings war ich nicht im Geringsten auf das vorbereitet, was gestern Abend bzw. Nacht noch kommen sollte. Nein, ich war es wirklich nicht... Gleich nachdem ich dein Zimmer betreten und meine Sachen abgestellt hatte, hast du mich an die Wand gedrückt - nicht mit Gewalt, nein es war eher ganz sanft. Weh getan hast du mir damit nicht... Ich war nur im ersten Moment sehr erschrocken, verständlich, oder...? Auch, weil ich nicht genau wusste, was du vorhattest. Ich glaube sogar, mein Herz hat für ein oder zwei Schläge ausgesetzt.... Aber dennoch habe ich nichts unternommen, ich habe dir vertraut. Man vertraut seinen Freunden doch... Obwohl ich nicht genau hätte sagen können, was du tun würdest, ist mir sofort sehr viel wärmer geworden, als du mir so nah warst. Ja, mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich habe dich die ganze Zeit nur angesehen, aber nichts gesagt. Vielleicht habe ich auch geahnt, dass du mich küssen würdest. Wer weiß, vielleicht habe ich es mir sogar gewünscht... Wäre das der Fall, dann wäre der Wunsch auch in Erfüllung gegangen. Wahrscheinlich hat es nicht einmal fünf Sekunden gedauert, bis du mir noch näher gekommen warst und ich deine Lippen auf meinen spüren konnte. Ich hoffe, dir ist bewusst, dass du mir damit meinen ersten Kuss geklaut hast... Wobei, normalerweise hätte ich mich sicher darüber gefreut. Man wird doch gern von jemandem geküsst, den man liebt... Das heißt, ich habe mich schon gefreut, nur wird diese Freude nun leider überschattet. Der Kuss selbst war mir nicht unangenehm oder irgend etwas in dieser Richtung, nein! Es hat mir wirklich sehr gefallen, das müsstest du ja auch gemerkt haben... Ich meine... ich habe meine Augen dabei geschlossen, habe mich nicht gewehrt, sondern meine Hände auf deine Schulter und Brust gelegt und mich einfach fallen lassen. Ich habe mich darauf eingelassen und den Kuss mit vollem Herzen erwidert... Ich weiß auch gar nicht, wie ich ihn beschreiben soll, mir fehlen ganz einfach die Worte dafür. 'Großartig' oder 'wunderschön' wäre nicht angemessen, finde ich. Es war viel besser als 'wunderschön'! Es war... ja, einfach unbeschreiblich. Ich weiß nicht, wie lange wir dastanden, wie lange dieser Kuss dauerte... Aber komischerweise kam es mir wie eine Ewigkeit vor und gleichzeitig war es doch wieder viel zu schnell vorbei. Ich weiß nicht genau, was in mir vorging, mir fehlen ganz einfach die passenden Worte dafür. Einerseits war ich extrem nervös und aufgewühlt, aber andererseits auch ruhig und entspannt. Schon seltsam, oder...? Und das hast du erreicht, nur du. Nur du hättest dieses Chaos in mir auslösen können. Und du hast es getan. Irgendwann haben wir uns wir wieder voneinander gelöst - oder viel eher du dich von mir. Es war klar, dass wir beide sehr aufgeregt waren, ich konnte deinen Atem noch auf meine Wange spüren - Gänsehautfeeling pur... Doch du hast mich dann nur angesehen, gelächelt und nichts weiter dazu gesagt. Der Nachmittag verlief im Großen und Ganzen wie alle anderen auch - nur mit dem Unterschied, dass ich sehr viel über uns nachgegrübelt habe, und über eben diesen Vorfall. Dass du nichts weiter gesagt hat, hat mich irgendwie aufgeregt, aber auch verunsichert. Ich war mir nicht sicher, stand da für dich nun etwas besonderes dahinter oder wolltest du einfach mal nur was neues ausprobieren - so just for fun? Ich habe mich durch meine eigenen Gedanken immer weiter verwirrt. Auch das ist etwas, das ich eigentlich schon längst ändern wollte, es aber bisher nicht wirklich geschafft habe. Ich bin nun einmal der Typ Mensch, der sehr viel über etwas nachdenkt, wenn es ihn beschäftigt und das weißt du auch. Wieso also hast du mir Grund zum Nachdenken gegeben? Allerdings sollte ich fairerweise auch gestehen, dass es nicht der Kuss ist, über den ich inzwischen grüble. Nein, es ist die darauffolgende Nacht, die mir einfach keine Ruhe lassen will. Wie immer hatten wir uns zu dir ins Bett gelegt und uns eng aneinander gekuschelt. Wir haben schon lange entdeckt, dass wir beide sehr schmusebedürftig sind. Wie sonst auch habe ich mit dem Rücken zur Wandseite gelegen und dabei einen Arm um deine Hüfte gelegt. Dann hast du angefangen, meinen Nacken und Hals zu streicheln. Ich habe es sehr genossen, gerade der Nacken und der Rücken, über den du genauso mit deinen Fingern gefahren bist, sind meine beiden Schwachstellen was Streicheleinheiten betrifft. Ich habe mich richtig wohl gefühl, es war so schön... Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis du mich wieder geküsst hast. Wieder ließ ich es einfach geschehen... Dieses Mal habe ich meine Finger auch in deinem Nacken bewegt und dich gekrault. Ich wollte dir einfach etwas zurückgeben. Bald bist du mit deinen Küssen zu meinem Hals gewandert und hast gleichzeitig deine Hände unter mein Shirt geschoben, hast weiter gestreichelt. Leise habe ich dich dann angesprochen, dich gefragt, wieso du das tust. Irgendwie habe ich meine eigene Stimme noch ganz genau im Ohr, ebenso wie deine, als du mir eine Gegenfrage gestellt hast. Du fragtest, warum ich es denn zuließ... In diesem Moment wusste ich keine Antwort, also ließ ich dich einfach weiter machen. Wie gesagt, es war ja auch nicht so, dass ich nun unbedingt etwas dagegen hatte. Ich war nur immer noch unsicher, was dahinter steckte. Ich hatte keine Lust, mich so von dir berühren zu lassen, wenn es für dich eh nur eine Art Experiment oder was weiß ich sein sollte... Aber natürlich habe ich dir das nicht gesagt, ich habe dir auch nichts über meine Zweifel und meine Unsicherheit erzählt. Ich habe gar nichts gesagt, bis... Naja, bis ich das erste Mal kurz aufgestöhnt habe. Gott, war mir das peinlich! Nie hätte ich gedacht, ich könnte mal so die Beherrschung über mich verlieren! Sofort habe ich eine Hand vor den Mund geschlagen, damit mir das nicht noch einmal passiert. Bemerkt hattest du es trotzdem... Ich weiß nicht, vielleicht hatte dir gerade das den Anreiz gegeben, vielleicht hatte es dich selbst sicherer werden lassen - Ich weiß nicht, ob du auch unsicher warst oder nicht. Das Shirt hattest du mir ja bereits ausgezogen und immer wieder meinen Oberkörper geküsst. Auch hatte ich deine Zunge schon zu spüren bekommen, vielleicht war sie auch der Grund für den Stöhner, ich weiß es nicht mehr ganz genau. Aber dann... dann bist du noch weiter nach unten gewandert, bis mein Bauch schon fast zu Ende war. In diesem Augenblick habe ich dann doch das erste Mal einen leichten Anflug von Panik gehabt. Einen Anflug, der sehr schnell größer wurde... Ich bekam wieder Herzrasen und ich glaube, klar denken konnte ich schon längst nicht mehr. Nur dieser eine Gedanke stellte sich in den Vordergrund: Du würdest doch jetzt nicht...? Doch, du würdest... Und du hast es auch getan. Während deine Zunge noch mit meinen Bauchmuskeln spielte, hast du einer deiner Hände in meine Unterhose gesteckt und... Naja, ich glaube, du weißt selbst am besten, was du getan hast. Ich konnte es wirklich nicht fassen! Ich meine... du hast da eine Region bei mir berührt, wo ich mich nicht einmal selbst angefasst habe - zumindest nicht zu diesem Zweck. Ich lag nur auf diesem Bett und dachte panisch darüber nach: Scheiße, was mach ich jetzt? Zum einen war ich sicher neugierig, immerhin hatte ich sehr wohl gemerkt, dass es mich nicht gerade kalt ließ. Naja, du hast das sicher genauso gemerkt, also hast du einfach weiter gemacht. Und ich bekam weiter Angst, warum auch immer. Ich hatte noch keinerlei Erfahrungen im Küssen oder mit Sex, und da sollte ich einfach locker bleiben? Ich hab mir ja noch nicht mal selbst einen... Wobei, das wird dich sicher nicht interessieren. Irgendwie bin ich gerade sehr froh, dass du all diese Briefe hier nie zu Gesicht bekommen wirst. Zum anderen war da immer noch diese Frage, die du mir beantwortet hattest: Warum? Und ich beschloss in diesem Augenblick, so etwas wirklich nur zu zulassen, wenn du auch etwas für mich empfindest. Ich sprach dich also wieder an, bat dich damit aufzuhören. Aber du? Wahrscheinlich hast du dir etwas gedacht wie: Hah! Das hättest du wohl gern... Nein, du hast nicht aufgehört, so wie ich dich darum bat, du hast einfach weiter gemacht... Kannst du dir vorstellen, was passiert ist? Richtig, ich bekam NOCH mehr Angst... Angst, dass du vielleicht sogar noch einen Schritt weiter gehen wolltest - und das hätte ich wirklich nicht zugelassen! Also habe ich versucht, dich zurück zu drängen und unter dir hervor zu rutschen, doch wahrscheinlich war ich zu sehr darauf bedacht, dir dabei nicht weh zu tun, denn diese Aktion war nicht gerade von Erfolg gekrönt. Wieder bat ich dich, aufzuhören, diesmal lauter und ernsthafter - immer wieder... Ich habe ich schon angefleht, aber du...? Mensch, Tetsu, ich verstehe das einfach nicht... Wolltest du mich wirklich zwingen? Letztendlich habe ich mir dann doch einen größeren Ruck gegeben, habe dich mit einem kleinen - Ich weiß nicht, war der klein? - Schrei von mir gestoßen, mich dabei aufgesetzt und habe keuchend und mit den Tränen kämpfend an der Wand nach Halt gesucht. Natürlich musste ich mich erst einmal wieder beruhigen. Dennoch, den Kampf mit den Tränen habe ich verloren. Aus irgend einem Grund habe ich plötzlich geweint, ich habe wie ein kleines Kind geweint und dabei gezittert... Ich denke, in diesem Moment ist dir auch erst so richtig bewusst geworden, was passiert war. Plötzlich lag deine Hand auf meiner Schulter. Gut, ich bin zuerst zusammen gezuckt, was sicher auch verständlich ist, aber ich habe dich nicht noch einmal von mir stoßen können. Du hast dich bei mir entschuldigt, sehr oft sogar. Schon allein an deiner Stimme konnte ich sehen, dass es dir wirklich leid tat und dass du es bereut hast. Ich konnte einfach nicht anders, als mich wieder in deine Arme zu kuscheln, noch ein Stück weiter zu weinen und mich von dir trösten zu lassen. Dabei warst du doch erst der eigentliche Auslöser gewesen... Tja, nun sitze ich nicht einmal 24 Stunden später wieder in meinem Zimmer und weiß immer noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Die Nacht selbst verlief wieder ruhig, ich war ziemlich schnell eingeschlafen, denk ich, und du hast keine weiteren Annäherungsversuche mehr gemacht. Wie immer bin ich auch heute Morgen in deinen Armen wieder aufgewacht. Zuerst wusste ich gar nichts mehr vom Abend davor und habe mich wieder so wohl wie immer gefühlt. Aber dann kamen die Erinnerungen wieder... Ich wünschte gerade wirklich, ich könnte das einfach so vergessen, so als wäre es niemals geschehen. Aber ich weiß, dass das nicht möglich ist... Ich bin kein Computer, kein Datenträger, von dem man Informationen einfach so löschen kann. Du hast nicht versucht, mich aufzuhalten, als ich wieder nach Hause wollte. Ich denke, du konntest es ganz gut nachvollziehen, dass ich ein wenig vorsichtig geworden bin... Trotzdem, dein Blick, als ich das Haus verlassen habe, hat mir schon wieder das Herz herausgerissen. Gott, ich kann dich einfach nicht leiden sehen, es geht nicht! Es geht nicht... Wenn ich mir vorstelle, dass ich diesen Blick, dieses traurige und bittere Gesicht nun jeden Tag zu sehen bekomme, wenn wir uns in der Schule begegnen... Nein, das könnte ich garantiert nicht ertragen. Das will ich auch gar nicht ertragen müssen! Vielleicht... ist es ja besser, wenn ich wirklich so tue, als wäre das niemals passiert. So, als wäre alles noch in Ordnung... Schon allein der Gedanke, dass du jetzt wieder ganz allein bei dir zuhause sitzt, bringt mich fast um... Ich denke, ich werde, nachdem ich diesen Brief zu den anderen gelegt und wieder in das Versteck getan habe, wieder zu dir gehen. Ich kann und will dich einfach nicht allein lassen! Und... du bist mein bester Freund, immer noch... Man muss seinen Freunden auch vergeben können, jeder macht einmal Fehler. Jeder, ich bin sicher, ich habe dich auch schon das ein oder andere Mal verletzt, ohne dass ich es gewollt habe. Und ich weiß, du wolltest mir nicht weh tun. Ich weiß, dass es dir schrecklich leid tut und du dir große Vorwürfe machst. Und ich weiß, dass so etwas nie wieder vorkommen wird... Also werde ich es einfach 'vergessen'... H.T. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)