Secret Letters von Akai-chan ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Hey, Tetsu... Ich weiß nicht genau, warum ich mich heute wieder hingesetzt habe und dir diese Zeilen schreibe - schließlich habe ich das letzte Mal behauptet, ich könne alles mit dir persönlich besprechen... Doch inzwischen gibt es da eine Sache, die ich auch dir nicht direkt anvertrauen kann - ganz einfach, weil es dich betrifft. Lass dir gesagt sein, dass ich im Moment nicht mehr wirklich weiß, wo mir der Kopf steht... Ich habe mich einfach spontan dazu entschlossen, dir wieder zu schreiben. Damals hat es mir doch auch geholfen, meine Gedanken etwas zu ordnen... Inzwischen sind anderthalb Jahre vergangen, seit wir uns kennen gelernt haben. Wie schnell die Zeit doch vergeht, ist schon erstaunlich, oder...? Und irgendwie auch erschreckend... Ich muss sagen, ich könnte wirklich nicht mehr ohne dich auskommen - du bist einfach mein bester und engster Freund geworden. Wie oft habe ich Rat bei dir gesucht, wie oft deine Hilfe und deinen Beistand gebraucht? Und ich habe sie immer bekommen... selbst in den kindischsten und unmöglichsten Situationen... Wir haben gerade Winter, einen der kältesten, die ich in meinem bisherigen - doch recht kurzen - Leben erlebt habe... Selbst in diesem Augenblick fallen große Flocken vom Himmel, eigentlich ein hübscher Anblick... Vor ein paar Tagen war Heiligabend, Weihnachten... Du hattest mir schon im Vorfeld ganz begeistert von diesem Mädchen erzählt, mit dem du dich treffen wolltest. Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich keine solche Verabredung hatte, doch um ehrlich zu sein, das störte mich gar nicht so sehr... Die meisten Mädchen, denen ich bisher begegnet bin, fallen eindeutig in die Sparte Zicke, hochnäsig bzw. arrogant oder dumm wie Brot... Also nicht, wofür ich so wirklich Interesse hätte... und wofür ich meiner Ansicht nach auch keines haben muss! Ich saß also am 24.12. allein zu Hause - meine Eltern waren ja der Meinung gewesen, unbedingt eine Reise zu zweit machen zu müssen - und ich hatte mir gerade Tee gekocht, als das Telefon klingelte. Kannst du dir mein Erstaunen vorstellen, als ich deine Stimme erkannt hatte? Und dann auch noch mit diesem Unterton, dieser traurigen und enttäuschten Stimmlage... Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmen konnte, und dass du dir nicht sicher warst, ob du mich überhaupt anrufen solltest. Doch das war kein Problem, wirklich nicht... Du erzähltest mir, dass du schon mehr als eine Stunde auf sie gewartet hattest und dir nun sicher warst, versetzt worden zu sein. Ich konnte es nicht fassen! Mein Eindruck des weiblichen Geschlechtes ist also doch nicht so sehr aus der Luft gegriffen - blöde Ziege! Entschuldige, aber... ich finde es einfach immer noch unverschämt! Wie kann man jemanden wie dich nur versetzen...!? Ich könnte mich schon wieder darüber aufregen... Aber das bringt weder mir noch dir etwas, nicht wahr...? Ich habe mich gleich auf den Weg in die Innenstadt gemacht und dich auch auf Anhieb gefunden. Wie ein Häufchen Elend sah ich dich auf dieser Bank sitzen, wie du den Kopf hängen gelassen und den Blumenstrauß in deiner Hand angestarrt hast. Für einen kurzen Augenblick hast du mich an einen kleinen Hund erinnert, den man getreten und ausgesetzt hat. Irgendwie hat es mir fast das Herz zerrissen... Ich ging also auf dich zu und sprach dich an. Als du mich angesehen hast, konnte ich deine Tränen eindeutig erkennen - und es tat gleich noch einen Zacken mehr weh! Doch ich ließ es mir nicht anmerken, denn ich wollte dich wieder aufheitern! Ich habe mich neben dich gesetzt und dich einfach umarmt, ohne irgend etwas zu sagen, und gleich hast du dich an mich geklammert. Ich weiß noch genau, wie du gezittert hast, als ich über deinen Rücken und durch dein Haar streichelte... Kurzerhand machte ich dir den Vorschlag, zu mir zu gehen. Ich hatte sturmfrei und ich wollte dir die unzähligen verliebten und turtelnden Pärchen, die mir schon auf dem Weg entgegen gekommen waren und die irgendwie überall zu sein schienen, antun. Du hast nur genickt und ich half dir schnell auf die Beine. So geknickt hatte ich dich noch nie erlebt, wirklich das hat mir mächtig Sorgen bereitet... Den ganzen Weg über hielt ich den Arm um deine Hüfte gelegt und wir gingen dicht nebeneinander, sagten jedoch nichts. Unterwegs wurden wir ein wenig eingeschneit, deshalb habe ich dir auch gleich, als wir angekommen waren, ein Handtuch geholt, damit du dir die Haare abtrocknen konntest. Ich selbst hatte eine Mütze auf, war bei mir also nicht so schlimm, ich hatte kein Schnee auf den Kopf bekommen. Ich habe mich allerdings doch dafür entschieden, dir die Haare noch trocken zu föhnen, ich wollte einfach kein Risiko eingehen... Ich bin sicher, eine Erkältung hättest du nicht auch noch gebraucht. Als ich fertig war, habe ich dich von hinten umarmt und konnte dich eine ganze Weile nicht mehr loslassen... Und ich weiß, du hast es genauso genossen wie ich... Kurz darauf habe ich dir 'gebeichtet', dass ich im Grunde ganz froh war, dass dieses Weib nicht aufgetaucht war. Du hast daraufhin gelächelt, dich zu mir umgedreht und mich ebenfalls umarmt. Wie du dann wieder in deinen üblichen Redefluss gekommen bist, finde ich immer noch süß! es hat mich so sehr gefreut, du schienst wieder ganz der Alte zu sein... wieder mein Tetsu zu sein. Mein Tetsu! Dass du mir die Blumen geschenkt hast, freut mich auch irgendwie immer noch, obwohl ich doch ganz genau weiß, dass sie eigentlich für sie gedacht waren... Doch das ist erst einmal egal, es waren meine Lieblingsblumen! Vielleicht hast du sie auch nur ganz zufällig ausgesucht, doch das soll mich nicht weiter stören... Ich denke, du warst mir einfach nur dankbar, dass ich für dich da war... Doch das war selbstverständlich, du hast mir auch schon so oft beigestanden... Wir haben schließlich einen - wie ich finde - recht netten Abend miteinander verbracht, die meiste Zeit haben wir uns zusammen in mein Bett gekuschelt, uns aneinander geschmiegt und geredet, gelacht und herumgealbert. Ab und zu kamen auch ernsthafte Themen zur Sprache... Aber ich habe mehr auf deine Hände geachtet, habe mich auf sie konzentriert, wie sie mir über Rücken, Nacken, Haare und eigentlich überall streichelten... Ach, Tet-chan... Soll ich dir was sagen? In diesem Moment war ich einfach rumum glücklich... Ich weiß nicht genau, woran das lag, doch es interessiert mich auch herzlich wenig. Ich habe nur angefangen, über einige Dinge nachzudenken... und nachzudenken... und nachzudenken... Und ich komme trotzdem zu keinem Ergebnis. Ich denke viel über mich nach, über dich, über uns... und darüber, was du mir nun schon seit so langer Zeit tatsächlich bedeutest... Weißt du, ich bekomme langsam so meine Zweifel, ob du wirklich nur mein bester Freund bist, vielleicht steckt ja auch noch mehr dahinter? Was meinst du...? Ich würde dich so gern fragen... Im Augenblick bin ich mal wieder ganz schön verwirrt... Es gibt da einen Gedanken, den ich gern zu verdrängen versuche. Liebe ich dich vielleicht sogar? Ist es Liebe...? Doch ich muss gestehen, dass ich auch ziemliche Angst davor habe, es wäre wirklich so. Ich war noch nie verliebt - was, wenn ich mich doch irre? Und selbst, wenn ich Recht behalten sollte, wie würdest du das sehen? Liebtest du mich auch? Oder fändest du es abstoßend - Ich gebe zu bedenken, dass wir beide Jungen sind... Nicht, dass mich das großartig stören würde, denn man verliebt sich in einen Menschen, nicht in ein Geschlecht. Trotzdem, ich weiß nicht, was du davon halten würdest... Und das macht mir Angst. Sag mir, was soll ich jetzt tun...? Wahrscheinlich wäre es das Beste, ich werde mir meiner Gefühle dir gegenüber klarer, denn ich will dich nicht als Freund verlieren. Bis dahin werde ich wohl so tun, als sei nichts. Sicher, das ist auch keine gute Lösung und auf Dauer wird sie nicht funktionieren, aber im Moment weiß ich mir einfach nicht anders zu helfen... Hoffen wir, dass ich dadurch nicht alles zerstöre. H.T. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)