Das Heulen des Wolfes von abgemeldet ================================================================================ Die Wirkliche Wahrheit ---------------------- Der Lord sah auf seinem Bett und starrte vor sich hin. Er merkte nicht, wie Luca rein kam. „Sie hätten uns helfen können, Vater“, meinte der kleine Emotionslos. „Ich weiß“, erwiderte er darauf hin, „doch was hätte ich tun sollen, hätte ich ihnen die Wahrheit gesagt, wären sie ins Dorf gerannt und mit Fackeln und Forken wieder gekommen.“ Der Sohn setzte sich neben seinen Vater aufs Bett. „Und jetzt ist eine geflohen um Hilfe zu holen, jetzt hast du das angerichtet, was du vermeiden wolltest. Es ist Vollmond, Vater, wir können nicht weg aus dem Schloss. Tagsüber schläft Onkel und du bist nachts auch weggesperrt.“ Lord Dragomir seufzte. „Ich weiß, aber was soll ich jetzt noch tun?“ Luca stand auf und stellte sich vor seinen Vater. „Sag ihnen die Wahrheit, dann können sie uns helfen. Die eine scheint sich auf dem Gebiet auszukennen!“ Der Lord nickte. „Nun gut, ich gebe den Wachen bescheid!“ Die Wachen wurden hinunter in den Kerker geschickt und die beiden Mädchen, die mittlerweile total verdreckt waren, wurden hochgebracht. Ein Suchtrupp war losgeschickt worden, welcher nun auch Ailée zurückbrachte die an der Burgmauer ein kleines bisschen zuviel Pause gemacht hatte. Die drei zeterten und fluchten wie kleine Rohrspetze, dachten sie doch, dass ihr letztes Stündchen geschlagen hatte. Sie hatten alle damit gerechnet das sie nun ihre Strafe erfahren würden (wobei für Kiana und Mariska schon Strafe genug war, dass sie in den Kerker gemusst hatten.) Sie wurden in die Bibliothek gebracht, wo auch schon der Lord mit seinem Sohn saß. Als er saß, wie grob die Mädchen behandeltet wurden, griff er ein. „Behandelt man so etwa junge Damen und Gäste?“, fragte er laut und erzürnt. Sofort ließen die Wachen los und verschwanden daraufhin. Die Mädchen wunderten sich, was hatte er jetzt wieder vor. „Verzeiht solch rüdes Benehmen und das ich euch hab einsperren lassen. Ich möchte euch meine Geschichte weiter erzählen, das was WIRKLICH nach unserer Flucht geschah“, begann er. Ailée unterbrach. „Dann waren die beiden Morde und die Flucht keine Lüge?“, wollte sie aufgeregt wissen. Traurig schüttelte Dragomir den Kopf. „Leider nein, ich wollte es wäre ungeschehen soviel leid hätte uns erspart bleiben können. Doch nun hört gut zu.“ Er wollte grade mit dem Sprechen beginnen als einer der Wachen hektisch und mit zerrissenen Kleidern hereingestürmt kam. Aufgeregt plapperte er los:" Er hat die Gitterstäbe einfach durchgebrochen. Einer meiner Kameraden ist Tod, ich konnte grade so fliehen. Jetzt ist er im Schloss unterwegs, und er flieht bestimmt auch nach draußen!!!! Was sollen wir nur tun???" Entsetzen stand dem Burgherrn auf einmal im Gesicht und jegliche Farbe war aus diesem gewichen. "Er.. er ist entflohen?", fragte er fassungslos. Die drei Mädchen starrten von der Wache zum Burgherren und wieder zurück. Wie aufs Stichwort war ein markerschütterndes Heulen zu hören was allen die Haare zu Berge stehen ließ. Und es schien gefährlich nah zu sein. „Wa… was war das?“, fragte Mariska schlotternd, sie klammerte schutzsuchend an Ailée. „Hörte sich an wie ein Wolf“, meinte nur Kiana. „Es war ein Wolf“, antwortete Luca, „doch kein gewöhnlicher! Es ist der Anführer der Werwölfe, meines Vaters Meister, der Schoßhund von Satan!“ Den drei Mädchen sahen geschockt zu Luca und dann zum Lord, welcher kreidebleich in seinem Stuhl saß und zu Boden starrte. „Willst du damit sagen, dass Satan wirklich existiert und IHR sein HUND habt? WIESO?“, schrie Ailée aufgebracht. „Sei nicht so laut!“, schallte ihr Luca entgegen, „JA, Satan existiert wirklich, er ist es auch gewesen, der uns zu dem gemacht hat, was wir jetzt sind, er hat uns verflucht! Zur Strafen nahmen wir seinen Hund gefangen, den Herren der Werwölfe, der einzige Werwolf, der sich auch bei Tageslicht dazu verwandeln kann! Schnell wir müssen uns verstecken er hat eine gute Nase und er liebt das Fleisch von Jungfrauen. Ein Biss und ihr werdet wie mein Vater, bei Vollmond zum Werwolf.“ Peinlich berührt saßen die drei Mädchen auf ihren Stühlen und Pfiffen vor sich hin. Sollten sie ihn sagen, dass keine mehr rein war? Wenn ja, hätte er das Recht dazu, sie anzuklagen und als Hübschlerinnen darzustellen, das wollte keine. Doch in diesem Moment war es ihnen egal denn jetzt ging es um ihr leben. "Wir sind aber keine Jungfrauen mehr", meinte Ailée kleinlaut. Der Burgherr sah die drei mit einer Spur Belustigung an: "Das habe ich mir bei euch fast gedacht... Ihr seid auch wirklich zu lecker... " Er grinste schelmisch, fasste sich dann aber auch wieder.“Wir sollten uns trotzdem verstecken. Am Besten folgt ihr mir ich kenne alle Geheimgänge hier im Schloss und werde euch sicher nichts zustoßen lassen." Gesagt getan öffnete sich eine Tür im Kamin und ein kleiner aber sehr enger Gang tat sich auf. Alle krochen hinein und hinter ihnen wurde die Tür wieder geschlossen. "Was passiert uns eigentlich wenn er uns beißt wir aber keine Jungfrauen mehr sind?" fragte Mariska leise als sie einen kurzen Moment in dem Gang verharrten, um zu lauschen wo sich der Wolf im Moment befand. „Nichts Bestimmtes. Wölfe mögen nur jungfräuliches Fleisch. Egal ob Jungfrau oder nicht ihr werdet zum Werwolf, ich bin es ja auch geworden, nachdem der Wolf mich erwischt hat. Doch später mehr dazu wir müssen erstmal jetzt uns verstecken“, meinte Lord Dragomir. Endlich erreichten sie das Ende des Ganges. Sie befanden sich in einer Art Gruft, in der ein schwarzer Sarg stand, Lord Dragomir deutete auf diesen. „Mein Bruder schläft da drin, in ca. einer Stunde müsste die Sonne untergehen, dann steht er auf.“ Die Mädchen schauten sich um. „Sind wir hier erstmal sicher?“, fragte Mariska. „Vorerst ja, doch wir sollten nicht allzu lange hier bleiben. Je öfter wir den Ort wechseln, desto schneller verschwindet er“, meinte Dragomir. „Dann kannst du uns ja jetzt alles erklären!“, forderte Kiana ihn auf. Dragomir seufzte, er setze sich auf den Sarg seines Bruder, daneben nahm Luca platz. „Wie schon gesagt, wir sind aus meiner Burg geflohen. Damals waren wir noch alle Menschen, Luca gerade mal ein Jahr alt. Wir ritten tagelang durch bis wir endlich die Grenze zu unserem Reich erreicht hatten. Dort trafen wir auch Händler, die auf den Weg in ein uns unbekanntes Dorf waren, wir schlossen uns an. Wir kamen in einer kleinen Stadt an, in der ein riesiges Schloss stand. Anfangs hatte es uns gewundert, warum ein so kleines Städtchen ein Schloss hatte, niemand wollte oder konnte uns die Frage beantworten. Wir nahmen uns drei ein Zimmer, und versuchten auf ehrliche Weise uns am Leben zu halten. Anfangs ging es ganz gut, ich war schon immer handwerklich begabt und fing so eine Lehre bei einem Tischler an. Mein Bruder ging zu einem Schmied und Luca wurde von einer Amme betreut, der wir erzählt hätten, er sei unser Bruder, und unsere Mutter sei nach seiner Geburt verstorben. So ging es fünf Jahre lang. Irgendwann bekam der Meister meines Bruder den Auftrag, für den Schlossherren ein Schwer zu schmieden. Als diese fertig war, wurde mein Bruder damit beauftrag es hin zubringen. Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl dabei, denn eigentlich bringt der Meister das Schwert selber immer zu wichtigen Personen, doch diesmal gab er es meinem Bruder. Und mein Gefühl täuschte sich nicht. Nicolaie kam nicht wieder. Sein Meister meinte er sei mit dem Schwert aus der Stadt geflohen und wollte so das Geld für dieses von mir holen. Doch ich glaubte nicht an diese Theorie mein Bruder war nicht so. Ich schnappte mir also Luca und das klein Pferd, welches wir besaßen und ritt zum Schloss, in der Hoffnung dort meinen Bruder zu finden. Als ich bei Schloss ankam, wollte ich am Liebsten gehen, es jagte mir Angst ein. Doch konnte ich nicht gehen, bevor ich nicht wusste ob mein Bruder Nicolaie hier zu finden sei. Ich hämmerte also an die Tür und mir wurde auch sofort geöffnet. Eine Wache, ganz in schwarz gekleidet, stand vor mir und verlangte mein Begehr. Ich erzählt ihn von meinem Bruder und seinen Auftrag das Schwert hier abzuliefern, und scheinbar wusste die Wache wovon ich sprach. Er ließ mich ein und geleitete mich und Luca zum Thronsaal. Dort war niemand und Luca und ich warteten eine halbe Stunde bis endlich jemand auftauchte.“ Dragomir hielt inne. Sein Herz begann schneller zu rasen wenn er an die Vergangenheit dachte. Die Mädchen sahen sich an. "Und was geschah dann?", fragte Mariska neugierig. Sie konnten es kaum noch erwarten näheres zu erfahren. Sie wollten die ganze Geschichte hören und hofften trotzdem noch lebend aus dem Schloss zu kommen. Dragomir seufzte erneut, schloss schmerzlich die Augen. „Luca und ich warteten also eine halbe Stunde bis endlich jemand kam, der Schlossherr uns seine Gemahlin. Mir blieb das Herz stehen, als ich sie sah. Er, mit langen schwarzroten Haaren und feuerroten Augen, sie mit schwarzen Locken, giftgrünen Augen und einer Haut, die so weiß wie Schnee war, beide nicht älter als 18. Ich war wie gebannt von den beiden. Ich brauchte gar nicht zu sprechen, denn sie wussten weshalb ich kam. ‚Ja dein Bruder ist hier’, sprach er mit einem schon recht gehässigen Ton. ‚Und wir haben schon auf dich gewartet’, meinte sie, mit einer so süßen und lieblichen Stimme. ‚Ich darf uns vorstellen’, sprach er, ‚Mein Name ist Graf Damian de Vil und das sei mein Eheweib Gräfin Maria Magdalena. Wir werden Euch zu Eurem Bruder bringen lassen.’ Und ehe wir uns versahen, waren Luca und ich ins Verließ gebracht worden. Ich protestierte und schrie, hatten wir doch nichts verbrochen, doch dann sah ich, wer in der neben Zelle lag. Es war Nicolaie. Er war ganz bleich, überall am Körper Biss- und Kratzwunden, und dünn war er, als hätte er lange nichts mehr zu essen gehabt. ‚Nicolaie was ist mit dir geschehen?’, versuchte ich ihn anzusprechen. ‚Dragomir? Bist du es’, fragte er zurück. Er hob seinen Kopf ein Stücken an und schaute auf mich und Luca. ‚Was macht ihr hier?’ ‚Wir haben dich gesucht? Warum bist du so zugerichtet, wer hat dir das angetan?’, wollte ich wissen. Ich war geschockt, mein Bruder war sonst immer so gesund und fröhlich, ihn so krank und blass zu sehen, machte mich auch krank. ‚Die Gräfin war es, hält sie mich doch als ihr Leibeigenen. Sie ist des Teufelsweib, schläft mit mir und beißt mich dann beim Akt und trinkt dann mein Blut. Ich kann nicht mehr, ich hab keine Kraft mehr.’ Geschockt hörte ich, was mein Bruder mir zu sagen hatte. Wenn er die Wahrheit sprach, und er lügt nie, dann mussten wir aus dem Schloss. Doch wie sollte ich das anstellen? Ich hatte angst, angst um Luca, angst um Nicolaie“, der Lord war den Tränen nahe, „so lange ist es nun her und doch nicht vergessen!“ „Sprecht weiter, Mylord!“, forderte Ailée auf, die sich schon ein Linnentuch zur Hand genommen hat, weil auch sie mit den Tränen kämpfte. „Ich konnte mir das, was Nicolaie mir erzählte nicht vorstellen, doch sollte ich es bald selber zu spüren bekommen. Die Gräfin rief mich und Nicolaie nachts abwechselnd zu sich ins Zimmer, schlief dort mit uns, trank unser Blut und ließ uns dann wieder in die Zelle bringen. Zu meinem Glück ließen sie Luca in Ruhe. Ich kann nicht mehr genau sagen, wie lange wir die Leibeigenen waren, doch irgendwann ließ man uns erneut zum Thronsaal bringen. Der Graf und die Gräfin warteten schon auf uns. ‚Wir machen euch ein Angebot’, meinte der Graf zu uns, ‚Wir werden euch in unseren Kreisen aufnehmen, euch besser behandeln, dafür aber werdet ihr für uns ohne wenn und aber dienen! Die Alternative wäre der schnelle Tot!’, der Graf lachte. Was blieb uns anderes übrig als den Packt mit dem Teufel einzugehen, wollten wir doch nicht den Tod und so willigten wir ein. Graf Damian, der Höllenfürst, brachte Nicolaie zu seiner Frau, die ja ein Vampir war, und mich zu seinem Hund. So kam es, das Nicolaie zum Vampir und ich zum Werwolf wurde. Meinen Sohn verschonte er, vorerst. Die Jahre vergingen, ich brachte dem Höllenfürst Menschenopfer, damit er ihnen die Seele rauben konnte und mein Bruder der Gräfin ihr täglich Blut, wovon er dann die Reste bekam. Anfangs fanden wir es noch lustig, ewige Jugend, Leben ohne Gesetze zu achten, doch änderte sich unsere Meinung als wir sahen, das Luca älter wurde und wir nicht. Mich beschlich die angst, dass Luca irgendwann fort von hier gehen würde und mich alleine ließ, dass er eine Familie gründen würde, wovon ich nichts mitbekam. Ich wollte mein altes Leben zurück, genau wie Nicolaie. Wir gingen zum Teufel um ihn unser Anliegen vorzutragen. Natürlich wollte er uns nicht gehen lassen, genau wie die Gräfin. Doch versuchten wir alles um ihn zum Bewegen uns frei zu lassen. Er schlug uns eine Packt vor. Er würde uns die Menschlichkeit zurückgeben, wenn wir es schaffen, die wahre Liebe zu finden. Gegen die Liebe sei der Teufel machtlos, deswegen schlug er es vor. Doch jede Frau, die wir heiraten würden, die nicht die einzig wahre Liebe ist, holt sich der Teufel. Wir willigten ein, dachten wir doch zu finden die wahre Liebe sei ein Kinderspiel. Als Pfand, das wir den Packt nicht vergessen würden, nahm sich der Teufel Lucas Seele, das ist der Grund, warum Luca auch nicht altert. Wir würden sie wieder kriegen, wenn der Packt vorbei, die wahre Liebe gefunden sei. Und so suchen wir nun, seit 237 Jahren die wahre Liebe, doch keiner hat sie bis jetzt gefunden“, Lord Dragomir endete mit seiner Erzählung. Die drei Mädchen heulten Rotz und Wasser als sie die Geschichte zu ende gehört hatten. Einerseits war sie sehr traurig, andererseits unwahrscheinlich romantisch. Selbst Kiana konnte nicht leugnen, dass die Geschichte sie berührte und so richtig wussten die drei auch nicht wie sie nun reagieren sollten. Sie sahen sich an und überlegten. War es möglich, dass die drei es schafften die Verfluchten von ihren Flüchen zu erlösen? Oder hatte der Teufel ihnen einen Streich gespielt? "Lord... Wie können wir euch helfen?" fragte Mariska und sah dabei zu den anderen. "Wir werden alles versuchen um euch zu helfen..." meinten die anderen beiden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)