Lost Memories von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Autor: Daisuke_Andou (aka Mika) Fandom: Dir en grey Teile: oneshot Disclaimer: Diru nix meins T____T Kein Geld und eben nix. Warning: Nichts, was man nicht schon von mir gewohnt ist XD~ Aber diesmal mit mehr Zucker XDDD BRM: Stille vorwiegend und beim Abtippen Stonesour, beim Überarbeiten dann W&W live *.* Widmung: niemand, ich bin ego XD Nee, schon gut... Widmung an die Leutz, die ich dieses Jahr bei Diru kennen gelernt hab bzw. mit denen ich Zeit verbracht habe ^.^ (esp: Tot, Karasu, Matsu und waru ^-^) Entstehung: Ursprünglich ja für den Contest des KaoxDie-Zirkels. Aber keine Zeit es bis zur deadline fertig zu bekommen und bin dann mehr oder minder noch gezwungen worden es zu beenden – Danke Toddie x.x“““ Kommentar: Marketing eignet sich gut um FFs zu schreiben XD Auch wenn die Endnote dann dementsprechend aussah (und das trotz gelegentlichen Aufpassens x,x Und nein, es lag nicht an mir =___=) In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und Kommi für den Autor (edit: mich XD) zurücklassen *kizzus in Runde werf* Greetingz, Daisuke_Andou ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lost Memories Ich höre die hohen Stimmen der plappernden Kinder um mich herum, quietschend, aber hauptsächlich doch fröhlich. Im Moment nerven sie mich nur. Das einzige, was ich will, ist Ruhe, Stille, einfach die richtige Atmosphäre um nachzudenken, Trübsal zu blasen. Ich lehne meine Stirn gegen die kalte Glasscheibe des Busses, in dem ich mich schon 20 Minuten befinde. Heute nehme ich das Geräusch der Reifen auf der nassen Fahrbahn deutlicher wahr als sonst. Eigentlich achte ich für gewöhnlich nicht darauf. Eigentlich achte ich sonst nie auf solche Dinge. Aber heute ist auch nicht irgendein Tag, obwohl ich es mir wünschte, wünschte diese Erinnerung würde nie wiederkehren. Das Nasehochziehen des bereits ergrauten Mannes neben mir lässt mich leicht zusammenzucken und reißt mich sowohl aus meinen Gedanken wie auch aus meiner Starre. Fast paralysiert sehe ich ihn an, wie er in seiner Zeitschrift liest. Dann wende ich meinen Blick wieder ab, sehe in die trübe, triste Welt hinter der dreckigen Glasscheibe. Eigentlich bin ich derjenige, der sich ausgeschlossen fühlt. Ausgeschlossen und dennoch mittendrin in der Traurigkeit, die mir dieser Tag bringt. Meine Augen fixieren für den Bruchteil einer Sekunde eine einzeln fallende Schneeflocke, deren Anblick mich wie ein Stromstoß durchzuckt. //Nicht das auch noch.//, denke ich stumm bei mir. An solchen Tagen vertrage ich so etwas wie Schnee einfach nicht. Manchmal glaube ich er lässt mich nur noch melancholischer werden, zieht meine Laune nur in ein noch tieferes Schwarz und nährt meine Trauer. Zugleich beruhigt er mich aber. Faszinierte mich schon eh und je die Illusion einer weißen Welt, verborgen unter Schnee. In gewisser Weise ein warmes Gefühl der Geborgenheit und Ruhe, vielleicht auch Zufriedenheit. So ganz gegensätzlich der kalten Realität, der Kälte, welche die kleinen weißen Kristalle in den Straßen der Stadt verbreitet. Ich stehe von meinem Platz auf, zwänge mich an dem alten Mann vorbei und suche meinen Weg durch die herumstehenden Menschen. Ich greife mit meiner Hand nach einer der Halteschlaufen, als sich auch schon die Gravitationskraft auf meinen Körper bemerkbar macht und ich durch das Bremsen des Busses ins Schlingern gerate. Noch die Nachwirkungen davon spürend mache ich den ersten Schritt auf die sich nun öffnende Tür zu und steige aus. Sofort höre ich das Knirschen des Kieses unter meinen Turnschuhen, dazu noch die trockene Luft, die durch die weißen Pünktchen durchdrungen wird. Ich fühle mich so taub, nicht in der Lage etwas anderes wahr zu nehmen als die so gesehenen Nichtigkeiten um mich herum, die versuchen mich abzulenken. Erst da wird mir klar, dass ich all das will. Ablenkung um nicht an das denken zu müssen, was schmerzt, was mich nach all den Jahren immer noch verletzt. Dennoch trete ich nun schon zum fünften Mal in Folge den schweren Gang an. Innerlich fühle ich mich immer noch verloren, nicht in der Lage damit umzugehen, noch es irgendwie zu verarbeiten. Und noch viel schlimmer wird das erdrückende Gefühl, als ich das schwere Eisentor öffne, den Ort der ewigen Stille betrete. Ich habe das Gefühl, schlagartig wird es noch kälter um mich herum. Auch der leichte Schneefall nimmt nun zu und der laue Wind umweht meine Nase. Ich werfe einen Blick zurück, erschrecke mich dennoch als das aufwändig verzierte Tor wieder zufällt, noch leicht nachvibriert. Mein Blick wandert zum Boden und ich versuche zumindest mir äußerlich nichts von meiner inneren Zerrissenheit anmerken zu lassen. Ich habe keine andere Wahl, weil mich der innere Drang in meiner Brust nicht loslässt. Es ist eine Art Verpflichtung, einfach dieses Gefühl es jemanden schuldig zu sein. Schuldig zu sein, damit es nicht in Vergessenheit gerät, das der andere weiß, dass er einem immer noch wichtig ist. Wenn man darüber nachdenkt ist es eine nüchterne Sache: hingehen, kurz da sein und wieder gehen. Ich rede mir das jedes Jahr auf ein Neues ein, auch, dass es von Jahr zu Jahr besser wird, einfacher diesen Weg anzutreten. Schließlich werde ich so langsam erwachsen und Erwachsene weinen nicht. Nur schwache Menschen tun das und Kinder und ich bin keines von beiden. Auch das alles sind nur Dinge, die in meinem Kopf plausibel klingen. Doch kaum bin ich hier schnürt sich mir die Kehle zu und ich bin hilflos, hilflos gegenüber der Vergangenheit, gegenüber Ereignissen deren Wirkung bis zu meinem Jetzt sichtbar sind und deutlicher denn je ihren Einfluss auf mein Leben nehmen. Ich fühle mich im Angesicht des Todes und der Vergänglichkeit aller Dinge immer noch wie ein kleines, schutzloses Kind. Meine Füße tragen mich wie von selbst zu meinem Ziel und ich erstarre bei dem Anblick dieses einen Grabes. Eines unter vielen, eigentlich eines unter tausenden, die gleich aussehen. So makaber es auch klingt, aber lediglich der Name, der darauf prägt, haucht dem Ganzen Leben ein, erzählt eine eigene Geschichte des dort Ruhenden. Was für ein Gegensatz zu diesem eigentlich leblosen Ortes der Nichtigkeit des Lebens. Es ist deprimierend, wenn man sieht, was von einer ehemaligen Existenz übrig bleibt. Doch die Frage nach dem Sinn dahinter will ich mir gar nicht stellen. Viel zu oft habe ich mich dabei im Kreis gedreht und bin schließlich gefallen. Tief und noch tiefer in ein endlos schwarzes Loch ohne durch den Aufprall auf dem Boden erlöst zu werden. Verdrängung hilft eben doch gelegentlich. Nur eine Sache werde ich nie verdrängen können, genau so wenig, wie ich sie vergessen kann. ~flashback~ „Oh Mann... Schon wieder zu spät!“, sage ich abgehetzt und renne direkt durch eine Gasse, die mich schließlich aus der Stadt führt. Ich sprinte den kleinen Weg entlang, weiter zu dem Hügel, auf dem sich der Kinderspielplatz befindet. Weil alle in meinem Alter ja ach so cool sind und Spielplätze was für Kinder sind, ist es dort meist leer. Darum wurde dieser Platz ein Treffpunkt für Kaoru und mich. Dort sind wir meistens ungestört. Irgendwie wundert es mich schon, dass sie mich heute noch treffen will. Es ist zwar nicht allzu spät, aber die Wintersonne geht schon unter und dann wird es sehr schnell dunkel. Noch dazu bin ich leicht pissig, weil zu viel Schnee gefallen ist. Erst vor ein paar Stunden hat es aufgehört zu schneien. Und wie mir nun auch auf meinem Weg durch den zentimeterhohen Schnee einfällt muss ich auch noch Hausaufgaben machen. Aber für Kaou verschiebe ich das gern noch auf den späten Abend. Ich gehe davon aus, dass ich morgen früh wieder verpenne. So wie fast jeden Morgen. Ich blicke neben mich, sehe Kaorus Fußabdrücke im tiefen Schnee und mein Tempo verlangsamt sich. Abgehetzt bin ich eh schon und die letzten paar Meter kann ich auch in einem gesitteten Tempo zurücklegen. So komme ich an dem spärlich eingerichteten Spielplatz mit Kletterturm, Rutsche und 2 Schaukeln an und sehe mich suchend um. Von Kaoru nicht wirklich etwas zu sehen. Ich bleibe stehen, gehe an den Schaukeln vorbei und erblicke dann Kaorus Fußstapfen wieder. Das Beste ist, ihnen einfach zu folgen. Kaum habe ich diesen Gedanke gefasst tue ich es auch. Die Fußspuren führen mich etwas weiter abseits des Spielplatzes zu den vereinzelten, knorrigen Bäumen. Von Weitem meine ich Kaoru endlich erblickt zu haben. Freudig renne ich auf sie zu, begrüße sie freundlich, wie immer, mit einem „Hey, Kaoru! Was machst du denn hier?“. Als ich näher komme und immer noch keine Antwort bekomme, bleibe ich stutzend stehen, bemerke jetzt erst, dass die Person vor mir nicht auf dem Boden steht. Meine Augen weiten sich als ich sehe wie der Körper vor mir leicht hin und her schwingt. Hektisch wendet sich mein Blick nach oben in das leblose Gesicht, welches mir zugewandt ist. Mein Herz schlägt heftig und ich fühle mich erstarrt, nicht in der Lage zu atmen oder sonst irgendwas zu tun, was einen Lebenden ausmacht. Ihr Kopf hängt nach unten und der leblose Ausdruck in ihrem Gesicht brennt sich in mein Gedächtnis. Mein Blick wandert tiefer über ihren Körper, der einfach so da hängt. Wie oft habe ich das schon in schlechten Filmen gesehen. Aber das hier spielt sich gerade in meinem Leben ab. Ich spüre die heißen Tränen über meine Wangen laufen. Erst jetzt kann ich mich aus meiner Starre lösen. „Du darfst nicht tot sein!“, sage ich hysterisch. Total in Panik renne ich auf sie zu und versuche sie irgendwie von dem Baum zu lösen. Doch meine ersten Bemühungen bleiben erfolglos. Erst als ich den Knoten um ihren Hals löse fällt sie mir entgegen. Vorsichtig lege ich sie auf den Boden, fühle nach ihrem Puls und versuche einen noch so kleinen Atemzug wahr zu nehmen. Aber weder Puls noch Atmung kann ich ausmachen. Und als ich ihren Arm nochmals berühre bemerke ich wie hart sie ist. Ich sinke nur noch mehr in mich zusammen. „Nein.“, sage ich leise, ziehe sie an mich und erst jetzt suchen sich meine Tränen ungehindert ihren Weg. Mein Leben nahm schlagartig eine Schwarzfärbung an, die meine Seele in Trauer tauchte. „Warum“ ist die einzige Frage, die ich mir immer und immer wieder stelle. Erst endlos lange Minuten später finde ich den weißen Briefumschlag im Schnee, der so daliegt als wäre er einfach auf den Boden gefallen, würde darauf warten gefunden zu werden. Fast schon ehrfürchtig nehme ich den Umschlag, weiß genau, dass er von Kaoru sein muss. Meine Hose ist derweil schon vom Schnee durchnässt. Und noch immer zögere ich den Umschlag zu öffnen. Ich hasse Abschiedsbriefe und ich weiß genau, dass es einer ist. »Tut mir leid Daisuke. Bitte verzeih mir und sei nicht traurig. Pass auf dich auf. Kaoru« So lauten die Zeilen, die ich erst nach weiteren Horrorminuten lese. Doch das alles macht es nicht besser. Es tröstet mich nicht über den Verlust eines geliebten Menschen hinweg. Zwar halte ich mich noch für zu jung um zu wissen was so was wie Liebe ist, aber Kaoru war etwas Besonderes für mich. Eben jemand, der immer da war, der mich kannte und mich verstand. Und nun war sie weg. Das einzige, was bleibt, die Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit. Und schließlich der Anblick ihres leblosen Gesichts, der Kontrast, den ihr schwarzes, langes Haar auf dem Schneebedeckten Boden zurückließ. Alles umhüllt von der einsetzenden Dämmerung, die mich und mein Herz umhüllt. Mein Blick wandert zu dem Strick, der bewegt durch den seichten Luftzug bedrohlich und erlösend zugleich, hin und her schwingt. Für einen Moment spiele ich mit dem Gedanke hier und jetzt meinem Leben ein Ende zu setzen. Der Schmerz in meiner Brust drängt mich regelrecht dazu, aber als ich Kaoru ansehe verwerfe ich es wieder. Ich greife nur ihre Hand, halte sie fest und weiß, dass ich sie niemals vergessen werde und leben muss, damit es eben nicht passiert. Der Tod würde rein gar nichts ändern... ~flashback end~ Ich sinke wieder auf meine Knie, beiße mir auf meiner Unterlippe herum. Ich hasse Kaoru dafür. Dafür, dass sie mich allein gelassen hat. Mit zittriger Hand streiche ich den Schnee von der Gravur auf dem Grabstein. Selbst jetzt macht es mich noch traurig hierher zu kommen. Sind es die Fragen, die auf immer unbeantwortet bleiben, die mich quälen. Würde ich doch zu gern wissen, wie sie jetzt aussieht oder eher ausgesehen hätte. Was sie wohl noch so alles getan hätte. Ob wir immer noch so gut befreundet wären, vielleicht sogar ein Paar? Ich wünschte, ich könnte es erfahren. Könnte wissen, wie ein Leben mit ihr wäre. Meine Finger krallen sich in meine Oberschenkel und Tränen tropfen auf meinen Handrücken. Ich ziehe meine Nase hoch und beiße mir auf die Unterlippe um ein Schluchzen zu unterdrücken. Leben ist unfair. Meine Brust bebt als sich immer mehr gemeinsame Erinnerungen in meinem Kopf breit machen und die Sehnsucht, die in meiner Brust brennt, nur noch mehr entfacht. Doch urplötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich spüre etwas auf meiner Schulter und kaum drehe ich mich zu der Seite habe ich auch schon eine Blume im Gesicht. Erschrocken drehe ich mich wieder weg und wische mir über die Nase, da sie krabbelt. „Nicht weinen.“, höre ich dann die Worte gesprochen mit einer ziemlich hohen Kinderstimme. Dann klebt so etwas auch schon an mir und ich kippe leicht zur Seite, werde gedrückt. Total irritiert drehe ich nun also meinen Kopf wieder zur Seite und blinzele meine Tränen weg. Im Moment bin ich einfach nur irritiert wegen des Jungen, der sich gerade an meinen Hals geworfen hat und noch mehr irritiert mich die Person, die nun an uns beide herantritt. Zuerst sehe ich lediglich eine schwarze Jeans, komme nicht so wirklich dazu meinen Kopf zu heben und in das Gesicht der Person zu blicken. Doch das brauche ich auch gar nicht mehr. Die Person hockt sich bereits zu uns beiden herunter und sieht mich erst neugierig an, dann lächelt sie. Auf den ersten Blick konnte ich es nicht so wirklich einschätzen ob die Person weiblich oder männlich ist, doch ich tendiere eher für männlich, was sich auch bestätigt, als der Kerl seine Hand auf den Kopf des Kindes legt und durch die kurzen schwarzen Haare wuschelt. „Hiro, nicht doch, Kleiner.“, sagt er liebevoll und sieht mich dann wieder an. „Und entschuldigen sie die Unannehmlichkeiten. Er hat sie gesehen und ist dann auch schon hierher gelaufen.“, entschuldigte sich der Kerl und ich nicke ihm zu. Unbewusst habe ich meine Hand auf den Rücken des kleinen Jungen gelegt, streichle darüber. Eine beruhigende Wärme fließt von dem schmächtigen Körper in meinen Armen in mich. „Macht nichts.“, gebe ich lieb zurück und lege nun meine beiden Arme um den Jungen, der jetzt etwas lauter aufschluchzt. Kam es mir gerade nicht in den Sinn den Kleinen los zulassen. Ich bemerke den nachsichtigen Blick meines Gegenübers und sehe ihn interessiert an. Er verzieht leicht seine Lippen. „Er kann andere nicht weinen sehen.“, sagt er schließlich zu mir und ich sehe genau wie sein Blick zu dem Grab wandert, vor dem ich knie. Ich muss schlucken, doch der Kerl sagt nichts weiter dazu. Eher wirkt seine Reaktion ziemlich komisch. Und dann löst sich auch der Kleine aus meinen Armen. „Tut mir leid Kaokao. Ich wollte nicht weglaufen. Aber...“, brabbelt der Kleine dann auch schon los und sieht mich entschuldigend an, drückt mich dann gleich noch mal. Anscheinend stelle ich ihn zufrieden damit, dass ich nicht mehr weine. Aber konzentrieren auf mein eigentliches Vorhaben kann ich mich nun, da ich Gesellschaft bekommen habe, auch nicht mehr. „Ist okay.“, antworte ich nun an Stelle des Kerls vor mir, der nun auch wieder aufsteht. Ich sehe nach oben und versuche einen neutralen Eindruck zu erwecken, was an so einem Ort doch schwerer ist, als eigentlich erwartet. „Daisuke.“, sage ich und reiche dem Kerl meine Hand, der sie auch nimmt und kurz schüttelt. „So blöd es auch ist...“, beginnt er und seufzt. „Kaoru.“, sagt er ziemlich gefasst und beobachtet meine Reaktion genau. Irgendwie schmerzt es schon gerade jetzt diesen Namen zu hören, aber es gibt tausende mit diesem Name und er hat nichts mit ihr zu tun. Ich lächle leicht und nicke. „Schon okay.“, erwidere ich und stehe ebenfalls auf, den Kleinen immer noch in meinen Armen. „Und das ist Hiro.“, sagt er nickend und deutet auf den Kleinen. Ich lächele und wuschle dem Kind durch die Haare. Er sieht mich darauf hin ernst an, blickt dann zu seinem... Was auch immer... „Wir können ihn nicht allein lassen. Gehen wir Kakao trinken.“, sagt er ganz ernst und schmeißt sich dann wieder an meinen Hals. Ich bin verwundert, total verwirrt eigentlich. Doch, das trifft meine momentane Verfassung ganz gut. Verwirrt und überfordert zugleich mit dem Kind. Ich kenne die beiden nicht einmal... und nun soll ich Kakao mit ihnen trinken gehen. Okay, ich mag Kakao, aber... „Nur, wenn ich einen Kaffee bekomme und Daisuke nichts dagegen hat.“, erwidert Kaoru und lächelte mich leicht verlegen an. Ich muss nun auch unweigerlich grinsen. Irgendwie find ich die Art und Weise jemanden so danach zu fragen ja schon... ungewöhnlich und das vor allem an einem ungewöhnlichen Ort wie diesem. Ich sehe noch einmal zu Kaorus Grab, greife dann in meine Tasche und verstreue die Rosenblätter auf der mit Blumen gespickten leicht gefrorenen Erde. Kaoru liebte schließlich Rosen und das hat für meinen Geschmack mehr Stil und bringt meine Trauer besser zum Ausdruck als ein Strauß voller Rosen. Ich wende mich zu Kaoru, sehe ihn kurz an. „Okay, gehen wir...“, sage ich leise. Ohne mich noch einmal umzudrehen gehe ich mit meinen neuen Bekanntschaften zu dem schweren Eisentor und öffne es. Irgendwie fühle ich mich befreiter, wie von einer schweren Last befreit. Und mir bleibt nicht einmal Zeit um auf irgendwelche Nichtigkeiten zu achten, die sich um mich herum abspielen, da mich Kaoru geschickt in ein Gespräch verwickelt. Irgendwie begrüße ich diese willkommene Abwechslung. Aus etwas Alten kann eben doch etwas Neues entstehen, wie ich finde. Und so sehe ich diesen Tag nicht mehr in ein düsteres Schwarz gehüllt, viel mehr ist es ein sonniges Gelb, da mich meine neuen Bekanntschaften zum Lachen bringen und mich von den Geschehnissen meiner Vergangenheit ablenken. Und jetzt freue ich mich auch darüber, dass es schneit. Eigentlich mag ich Schnee, wenn ich ihn nicht mit den falschen Dingen in Verbindung bringe... ~leap in time~ Irgendwie ist es komisch. Alles hat sich so sehr verändert in letzter Zeit und das nur wegen einer zufälligen Begegnung, ein wenig Einmischen meines kleinen Bruders und schon hatte ich einen neuen Freund. Eigentlich wusste ich damals nicht, was ich davon halten sollte, als Hiro sich von meiner Hand löste und sich dann an diesen Kerl schmiss. Vielleicht war ich auch einfach zu sehr in meiner Welt gefangen. Schließlich hatten unsere Eltern Todestag und ich kann mich noch eher an sie erinnern als mein kleiner Bruder, habe dementsprechend mehr schmerzliche Erinnerungen, die ich mit mir herumtrage. Ich weiß, was es bedeutet allein zu sein und nicht mehr zu wissen was man auf der Welt soll. Nur wegen dem Kleinen habe ich mich gezwungen weiter zu machen, habe die 2 Jahre bei der Pflegefamilie ertragen ohne Ärger zu machen. Aber irgendwas hat einfach in meinem Leben gefehlt. Etwas, was es mit einem hellen Glanz füllt, mit etwas, was auch wieder Wärme in mein Herz dringen lässt. Und dann begegnete ich diesem Daisuke. Es war komisch ihn anzusehen und seine Augen waren wunderschön, wie sie unter dem dünnen Schleier von Tränenflüssigkeit glänzend zu mir aufsahen. Wirkte er verloren wie ein Welpe, der nach einem Herrchen suchte, doch im nächsten Moment war er wieder, selbst wenn es beschissen klingt, wie ein stolzer Schäferhund, dessen Beschützerinstinkt durch kam. War es herzallerliebst, wie er Hiro an sich gedrückt hielt und versuchte ihn zu trösten. Von da an wusste ich, dass er ein netter Kerl sein musste. Es war vielleicht anfänglich eine gewisse Affektivität aber schnell bemerkte ich, dass er die eingekehrte Routine, die mein bisheriges Leben beherrschte irgendwie durchbrach und mir Abwechslung bot, Unterhaltung. Und bald kehrte auch eine Art Vertrautheit ein und ich glaubte, dass Dai mich bestimmt auch sehr mochte. Und als ich eines Abends in meinem Bett lag dachte ich über uns nach. Wie wir uns kennen lernten und wie es sich weiter entwickelt hatte. Wir schlenderten zusammen durch die Stadt, redeten, oftmals auch über belanglose Sachen, vielmals aber über Dinge, die wir erlebt hatten, Erfahrungen oder auch über Probleme, die wir gerade hatten. So lernte ich ihn immer mehr kennen, erfuhr Sachen von denen ich glaubte, dass er diese sonst noch niemandem erzählt hatte. Ich konnte mich auch irren, aber darüber dachte ich nicht nach. Aber an diesem Abend wurde mir klar, dass einfach mehr war, was gefühlstechnisch von mir aus ging. Ich bin schon jahrelang dem eigenen Geschlecht nicht abgeneigt, aber so viel Erfahrung konnte ich auch nicht sammeln. Eigentlich bin ich in liebestechnischen Dingen mehr als nur verklemmt, aber ich weiß auch, dass man sich für manche Dinge eben einsetzen muss. Und genau das tat ich dann auch. Einerseits, weil ich meinem inneren Drang folge leistete und bei Dai sein wollte. Ihn sehen und gelegentlich anfassen und gleichzeitig wollte ich ihn auch glücklich machen und von all seinen Problemen ablenken, selbst wenn es nur für gewisse Momente der Fall war. -+-+-+-+-+-+-+- Dai blätterte eine Seite weiter in seinen Unterlagen und sah ziemlich nachdenklich in das Regal, strich dann ein paar Dinge an, schrieb eine kurze Bemerkung dazu auf. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. War es mal wieder faszinierend, wie konzentriert Dai doch arbeitete. Wie gewohnt schlich ich mich leise an, war mir sicher, dass er mich noch nicht bemerkt hatte. „Entschuldigung, können sie mir sagen, wo ich die neue CD von System of a down finde?“, frage ich nach, als wenn ich eine ganz normale Auskunft haben will. Dai denkt kurz nach, sieht aber nicht weiter von seiner Liste auf. „Independence. Einfach bei S. Die Abteilung befindet sich dort...“ Und genau in diesem Moment, als der Rotschopf eine ausschweifende Bewegung machen will um mir die Richtung anzudeuten sieht er mich mit diesem Ausdruck im Gesicht an, der mir sagt, dass ich ihn mal wieder verarscht habe. „Kao.“, stellt er nur fest und schmollt. „Hätte ich mir ja denken können. Außer dir fragt keiner nach so was.“, kommentierte er und dann lächelte er mich auch schon an. Ich kann nicht anders als dies zu erwidern. „Ach komm schon.“, meine ich und stupse ihn mit meinem Ellenbogen an. „Ich hab dir auch Mittagessen mitgebracht. Du hast ja gleich Mittagspause.“, will ich Dai wieder ein Wenig beschwichtigen und er sieht mich verlegen an. „Aber Kao, das musst du nicht machen.“, sagt er und sieht mich schüchtern, wie ein kleiner Junge, an. „Na und, ich mach es aber gern und ich war gerade in der Gegend und ich weiß doch genau, dass du dir wieder nichts zu Essen mitgenommen hast. Wie willste denn da mal nen bissel zunehmen?“, stichle ich leicht und kneife Dai in die Seite. Ist ja kaum was da zum kneifen und eigentlich war die Sache, dass ich in der Gegend war auch gelogen. Ich bin schließlich nur hier um Dai zu sehen. Ich könnte ihn den ganzen Tag zusehen und einfach nur die Zeit in seiner Nähe genießen. Ich weiß, ich bin bis über beide Ohren in ihn verknallt und stell mich so geschickt an, dass er auch wirklich rein gar nichts davon mitbekommt. Und ja, ich nehme ihn schon wieder in Schutz. Er ist einfach zu naiv und blauäugig um zu checken, dass ich mehr von ihm will. Wobei sich das mehr nicht einmal auf so was wie Sex bezieht. Ist es eher, dass ich ihn besitzen will, vor allem seine Seele. Ich will auch von ihm geliebt werden und die Gewissheit haben, dass er mehr in mir sieht als nur einen einfachen Freund. Ich will SEIN Freund sein mit Status wichtigster Mensch in seinem Leben. Aber ihm diese Message zu vermitteln stellt sich eben doch als ziemlich kompliziert heraus. Komplizierter als anfänglich angenommen, denn ich bringe ihn durch die einfachsten Gesten ja schon in Verlegenheit... -+-+-+-+-+-+-+- Dai hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und starrte die Decke an. Er machte einen Gedankenverlorenen Eindruck. Kaoru hatte sein Kinn auf seine Handfläche gestützt und warf dem Rotschopf einen kurzen Blick zu, beobachtete ihn dann aber. Irgendwie hatte er Dai in der kurzen Zeit, in der sie sich kannten schon ziemlich lieb gewonnen. Und hatte er immer wieder das Gefühl, dass sie sich schon länger kannten, dass zwischen ihnen einfach etwas war, was man als selbstverständlich, natürlich ansehen konnte. Eben diese Vertrautheit. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen und dann beugte er sich zu Dai, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Sein Mund dabei geschlossen. Zu mehr traute er sich einfach nicht. Und war es nicht einmal so lange, dass Dai es hätte erwidern können. Kichernd legte sich Kaoru wieder in seine Ausgangsposition und sah in Dais empörtes Gesicht. „Mann Kaoru... Du kannst mich hier doch nicht einfach abknutschen.“, sagte er völlig überfordert und vor allem konzeptlos. Kaoru amüsierte dies nur noch mehr. „Ich hab dich nicht abgeknutscht... Das war ein sanfter Kuss, mehr nicht.“, klärte er Dai dann auf. „Trotzdem... Das ist doch total...“- „Schwul?“, entgegnete Kaoru und Dai nickte heftig. „Na und...“, erwiderte er und sah sein Gegenüber besonnen an. „Das kannst du trotzdem nicht machen.“, sagte der Jüngere und zog zweifelnd über seine Worte eine Schnute. Währenddessen hatte er sich auch auf seine Unterarme gestützt, sah den auf dem Bauch Liegenden neben sich an. „Ich mag dich aber nun mal. Und in anderen Ländern macht man das eben so, wenn man jemanden mag. Mädchen zum Beispiel...“, erklärte Kaoru. „Ja, aber das sind Mädchen... Seh ich aus wie ein Mädchen?“, warf er die Frage auf, die Kao nur noch mehr zum Schmunzeln brachte. „Ja und... In anderen Ländern küssen sich auch Männer und umarmen sich und das alles. Und das heißt nicht, dass sie gleich schwul sind.“, meinte er noch und näherte sich Dai wieder. „Also Daidai... Magst du mich denn auch?“, fragte er nun gezielt und sah den Rotschopf in die Augen. Dieser blinzelte, drehte seinen Kopf verlegen zur Seite. „Mann Kao, ich bin schüchtern, wenn es um so was geht. Hör auf damit...“, bat er ihn, klang dabei leidend. „Ach Dai, du tust so, als hättest du noch nie engeren Kontakt mit jemandem gehabt.“, meinte Kaoru und zog die Luft ein. Er konnte nur seinen Kopf schütteln. „Na ja, das nicht, aber...“ Wollte Dai nicht unbedingt sagen, dass er sich all die Jahre so gut es ging vor menschlichen Kontakten gedrückt hatte. „Na also...“, sagte Kao und legte seine Hand an Dais Wange, strich über die weiche Haut. Schließlich fing er an mit vereinzelten Strähnchen zu spielen, was Dai das Blut ins Gesicht trieb. „Mann Kao... Das ist mir peinlich.“, sagte er wieder, drehte seinen Kopf weg. „Und ich mags nicht so angetatscht zu werden.“, fügte er hinzu, schob Kaorus Hand weg. Der Ältere seufzte wieder kellertief. „Ist doch nichts weiter dabei.“, redete er auf Dai ein. „Wirklich nicht. Also komm her...“, forderte er Dai mit einer viel sagenden Handbewegung auf ihn zu küssen. Doch Dai sah ihn nur skeptisch an indem er ihm einen Seitenblick zuwarf. Noch dazu zog er eine leichte Schnute. Man konnte ihm ansehen wie unschlüssig er war. „Und... Und wenn ich das mache bin ich wirklich nicht schwul?“, wollte er sich noch einmal vergewissern. Kaoru brach innerlich zusammen und grinste Dai an. War diese naive Unschuld, die dieser Kerl an sich hatte wirklich Zucker. „Nein, wenn du es machst bist du wirklich nicht schwul.“, versicherte er ihn. „Ich bin schließlich auch nicht schwul...“ //...nur verliebt...//, dachte er sich und beugte sich wieder zu Dai, schloss seine Augen. Der Rotschopf blinzelte, nickte sich selbst zu. Dann schloss er ebenfalls seine Augen und berührte hauchzart mit seinen Lippen die von Kaoru. -+-+-+-+-+-+-+- Wieder stoppt die CD im Player mit einem leisen Klacken und danach vernehme ich das leise Rauschen mit dem die CD zum Stillstand kommt. Nun ist sie schon zum 3. Mal durchgelaufen und ich kann noch immer nicht schlafen. Ich weiß nicht einmal, was mit mir los ist oder was genau mich von meinem wohl verdienten, erholsamen Schlaf abhält. Dabei war heute nichts Besonderes. Schule, danach wieder 4 Stunden Arbeit, schließlich beim Chinesen was zu Essen geholt damit ich ein bisschen Speck anlege, damit Kaoru mehr zum Kneifen... Kaoru... Da ist es schon wieder. Immer, wenn ich in letzter Zeit diesen Namen benutze, und das kommt nun wirklich häufig vor eben wegen IHM, dann ist es so ein anderes Gefühl. Es erinnert mich an einen dieser letzten Tage im September. Diese, an denen es noch einmal richtig warm ist, die Bäume sich aber schon herbstlich gefärbt haben und der laue Wind mit meinen Haaren spielt. Diese friedliche Atmosphäre, die keine grauen Gewitterwolken zulässt und selbst wenn es regnet, dann genieße ich das Prasseln der Regentropfen auf meiner Haut. So hat sich das Bild seit meiner Kindheit in meinem Kopf festgesetzt, geriet aber in Vergessenheit, wurde ersetzt durch klirrende Kälte und eine undurchdringliche Schneedecke, die alles begräbt, noch mehr nach unten in die schwarze noch kältere Tiefe drückt. Aber jetzt kehrt das alte Motiv immer mehr zurück und das alles nur dank Kaoru. Trotz meines bescheidenen Lebens und meiner alltäglichen kleineren und größeren Probleme bin ich glücklich jemanden gefunden zu haben, den ich vertrauen kann und in dessen Nähe ich mich wohl fühle. Ich lache jetzt mehr als in der Vergangenheit, bin auch besser drauf und rede mehr, wie auch meine Mam feststellen musste. Nur manchmal bringt Kaoru mich eben doch in Verlegenheit und ich bekomm Herzrasen und würde am liebsten mit einem lauten Puff verschwinden, mich vielleicht in Luft auflösen. Ich bin es eben nicht gewohnt, dass man mich so behandelt. Ich weiß nicht, ob es für ihn selbstverständliche Dinge sind oder ob er das alles absichtlich tut, weil er sich vielleicht was erhofft oder... ich weiß es nicht... Aber ich bin wirklich oftmals überglücklich über die noch so kleinsten Gesten von ihm. Ob er mich nun bei der Arbeit besucht, wenn er gerade in der Nähe ist oder mir die Haare kämmt um sie zu einem Zopf zusammen zu binden. Oder neulich hat er mir einfach so einen Lutscher gekauft weil ich meinte, dass ich seit ich klein war keinen mehr hatte. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er alles versucht um mich glücklich zu machen und um mich zum lachen zu bringen. Und wenn er es geschafft hat, dann grinst er mich auch immer an und scheint dem vollkommenen Glück wieder einen Schritt näher gekommen zu sein. Verstehe ihn mal einer. Am Wochenende hat er mich auch ganz spät abends angerufen und mich dann noch sehr viel später zu Hause abgeholt mit dem Kommentar er müsse mir unbedingt etwas zeigen. Das Ende vom Lied war, dass er mich mitten in der kalten Nacht zu einem Hochhaus schleppte und wir natürlich unbefugt das Dach betraten. Ich wusste ja nicht, was er vor hatte und ließ mich einfach überreden. Oben angekommen hatten wir eine ziemlich geile Sicht auf die gesamte Stadt, die so unwirklich erschien. Und schon war alles Widerstreben vergessen und ich war Kaoru dankbar dafür, dass er mir das gezeigt hatte. Überall diese kleinen Lichtpunkte in der dunklen, schwarzen Stadt, in der man nicht einmal mehr die Konturen der Häuser ausmachen konnte, und darüber die Sichel des Mondes. In dieser Nacht funkelten die Sterne besonders schön. Wir lagen eine ganze Weile nebeneinander auf einer Wolldecke und haben den Himmel beobachtet. Kaoru hat mir ein paar der Sternbilder gezeigt aber irgendwie fehlt mir so ein klein bisschen die Fantasie da so etwas wie einen Bär zu sehen. Trotzdem war es schön das alles mit Kaoru teilen zu können, mit ihm zu lachen und er ist eine hervorragende Wärmequelle. Immerhin fang ich schnell an zu frieren und so musste Kao herhalten um mich zu wärmen. Aber mit Kuscheln, auch wenn ich das nur sehr selten freiwillig mache oder überhaupt jemanden habe, der sich dazu anbietet, war alles nur noch einzigartiger. Dank Kaoru lerne ich Sachen kennen, die mir gefallen obwohl ich niemals auch nur einen Gedanke an deren Existenz verschwendet habe. Ich glaube langsam schließt sich die Lücke in meinem Herzen, die der Verlust aus meiner Kindheit hinterlassen hat und ich fühle mich wieder wie ein vollständiger Mensch... -+-+-+-+-+-+-+- Nervös tänzelte Dai von einem Fuß auf den anderen. Er redete sich ein, dass er nicht nervös war. Es musste einfach die Kälte sein. Genau, ihm war kalt und das ist ein Grund sich zu bewegen damit einem wieder warm wurde. So musste es sein und nicht anders. Doch kaum sah er Kaoru von Weitem, der sich durch die Menschenmengen um ihn herum kämpfte war die Kälte vergessen und er kam dem anderen ein paar Meter entgegen. „Daisuke, darf ich dir noch mal eindringlich ins Gedächtnis rufen...“, sagte Kaoru toternst, „dass ich Angst habe vor vielen Menschen auf engen Raum, auch umgangssprachlich bekannt als Menschenmassen.“, sagte er dann schon weinerlicher. Ertrug er es wirklich nicht. Tausende von Leuten, die sich orientierungslos in alle Richtungen bewegten, im Weg rum standen, Sachen fallen ließen, herumrennende Kinder, die am besten noch mit Essen kleckerten oder ihn gar voll schmierten und am Ende eben doch das Problem, dass man selbst dabei behindert wurde hier wieder weg zu kommen. Kaoru seufzte kellertief, krallte sich in Dais Mantel. Symbolisierte der Rotschopf für ihn gerade doch so etwas wie den letzten Strohhalm vor dem Ertrinken, wenn man es denn ganz drastisch ausdrücken wollte. Und Kaoru wollte und am meisten wollte er wieder hier weg. „Mensch, Kaoru... Weihnachtsmarkt ist nur einmal im Jahr und ich will mit dir wenigstens einmal drüber laufen.“, sagte Dai und wieder schlug er diesen bettelnden Ton an, dem der Ältere nicht gewachsen war. War es einfach Dais Mimik und Gestik und dann noch dieses „bitte, bitte, BITTE, Kaokao“, was er aus den Worten des Größeren filterte. Er hasste sich so sehr dafür. „Okay... Dir zu liebe.“, sagte er knirschend, verfestigte seinen Griff um Dais Arm auch gleich. Würde er ihn sicherlich nicht wieder loslassen ehe sie hier wieder raus waren. Auf Dais Lippen legte sich nur ein nachsichtiges Lächeln. Er wusste, dass Kao all das hier nicht mochte, aber er selbst stand da drauf. Mochte er Weihnachten allgemein und er liebte den Duft von Mandeln und all dem Süßkram auf dem Weihnachtsmarkt noch dazu, wenn seine Nase eigentlich schon halb am Abfrieren war und er dennoch glücklich an all den Ständen vorbeischlenderte, hier und da einen Blick auf all die bunten Sachen warf. Meistens kaufte er ja nichts oder halt nur Süßigkeiten, die er letztendlich dann doch eher verschenkte. Und das hatte er heute auch wieder im Sinn. So führte er Kaoru zu einem dieser Stände, an denen es Zuckerwatte gab und diese übel leckeren glasierten Früchte. Die liebte er ja auch so. Dennoch lenkte der Rotschopf seine Konzentration nun auf die Lebkuchenherzen. Ein Seitenblick zu Kaoru verriet ihm, dass dieser wohl nicht gerade sehr viel Interesse für all das hier aufbringen konnte. Aber Dai war das nur recht. So kaufte er unbemerkt von Kaoru ein großes Lebkuchenherz und eben seine glasierten Früchte, die er auch gleich in seine Tasche stopfte. Allerdings wusste er jetzt wirklich nicht mehr weiter. „Anou... Kaoru...“, begann er und hielt das Lebkuchenherz ziemlich fest in seinen Händen. Irgendwie verfluchte er seine Schüchternheit jetzt tierisch. „Hm, was ist?“, erwiderte der Ältere und sah sich schon wieder so irritiert von den ganzen Leuten, den lärmenden Leuten, um. „Na ja... Kaoru, ich glaube, du bedeutest mir da halt schon nen bisschen mehr und ich würd halt gern mit dir...“, brabbelte sich Dai einen ab. Dann sah er ziemlich unsicher wieder in Kaorus Gesicht, hatte eher irgendeinen beliebigen Stein auf dem Boden bei seinen Worten fixiert gehabt. Doch er wusste nun nicht, was ihm Kaorus fragender Blick und dann das Grinsen sagen sollte oder wie er es denn deuten konnte. „Sorry Dai!“, brüllte Kao. „Aber hab grad nichts verstanden. Zu laut hier!!!“, sagte Kaoru laut, hatte sich dabei auch weiter Dais Ohr genähert. Und mit diesen Worten brach in Dai förmlich gerade eine Welt zusammen. Da hatte er sich schon getraut und Kaoru gesagt, was er fühlte, zumindest ansatzweise und dann zerstörten diese tausend nervenden Menschen seinen Versuch eine ernste Beziehung aufzubauen. Er konnte es echt nicht fassen. Also anders... Kurzerhand krallte sich Dai Kaorus Hand und zog ihn hinter sich her durch die Unmengen von nervenden Menschen, die Dai jetzt so gar nicht gebrauchen konnte. Irgendwann kamen sie an einem ungestörteren Plätzchen gleich neben einem Papierkorb und zwischen 2 Verkaufsständen an denen Nudelgerichte und irgendwelche Backwaren verkauft wurden, an. Eigentlich wollte Dai sich ohrfeigen wegen so einer Location, aber dafür hatte er nun mal keine Zeit. Sein Herz raste und das nicht nur weil er so schnell gelaufen war und Kaoru regelrecht hinter sich herschleppen musste. Dai hängte Kaoru einfach das Lebkuchenherz um den Hals. Geistesgegenwärtig sah Kaoru an sich herunter, blickte auf den von seiner Sicht aus auf dem Kopf stehenden Schriftzug, konnte ihn aber gar nicht wirklich zu Ende lesen oder verarbeiten, was da geschah, schon hatte Dai seine Hände an seine Wangen gelegt und hob sein Gesicht leicht an, sodass er den Rotschopf aus seinen verwirrten Augen anblinzeln musste. „Ich liebe dich.“, brachte Dai gerade noch so heraus, ehe er unbeholfen seine Lippen auf die von Kaoru drückte. Der Ältere wusste jetzt wirklich nicht mehr, wie ihm geschah, blinzelte nur noch irritierter und starrte Dai immer noch an, auch als dieser sich schon wieder von ihm gelöst hatte und zur Seite sah. „Anou... Kao, tut mir leid, ich versteh, wenn du... Also wenn... wir nur...“, fing Dai dann auch gleich an zu reden und Kaoru musste einfach nur grinsen. Sanft legte er seinen Zeigefinger auf Dais Lippen, animierte ihn so seinen Blick wieder zu ihm zu wenden. „Dai, lass mir doch mal genug Zeit um zu reagieren.“, sagte er lächelnd. „Das ging mir grad alles viel zu schnell.“, gestand er und irritierte Dai damit, der irgendwas Unverständliches vor sich hin brabbelte, natürlich wieder in einem unmenschlichen Tempo. So etwas wie eine weitere Entschuldigung. Dies entlockte dem Älteren ein breites Grinsen. „Oh Mann, du bist so ein Idiot.“, sagte er und schlang einen Arm um Dais Nacken, zog ihn zu sich. „Ich liebe dich auch, Daidai. Und ja, ich will mit dir zusammen sein. So richtig.“, erklärte er Dai langsam und stellte sich dann auf die Zehenspitzen um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu geben. Erstaunlicherweise erwiderte der Rotschopf den Kuss auch gleich, hatte er ja jedes Wort von Kaoru verstehen können und dieser hatte ihm auch genügend Zeit gelassen. So grinste sich Dai einen ab, als sie den Kuss wieder lösten. „Und ich bin auch nicht schwul?“, stichelte der Größere. Kaoru musste lachen. „Nein, du bist jemand, der jemand anderen gerade ungemein glücklich gemacht hat. Wie sieht’s aus? Wir sind hier noch nicht fertig, oder?“, erwiderte Kao. Dai blinzelte. „Wie? Weiterknutschen?“, fragte Dai verwirrt. Das war ihm doch gerade ein klein wenig zu hoch. „Nein, Dai, der Weihnachtsmarkt wartet.“, gab Kaoru überglücklich lächelnd zurück und hakte sich bei dem Rothaarigen ein. Verliebt sah er zu Dai nach oben, zog ihn nun seinerseits hinter sich her. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)