Spiel der Liebe von Erdnuss91 ================================================================================ Kapitel 34: Aufstehen --------------------- Es macht mich total fertig, dass ich nicht für Uruha da sein kann. Kai hatte angeboten heute Nacht auf Uruha aufzupassen, damit ich einmal eine Nacht durchschlafen kann. Er hatte vor einer Stunde nur gemeint, dass ich absolut nicht gesund aussehe und so fühle ich mich auch. Mein Magen zwickt schon wieder und Kai hat mir vorsichtshalber einen Eimer neben die Couch gestellt. Ich hab vor einer halben Stunde die Schlaftabletten genommen und hoffe einfach einmal, dass sie schnell wirken werden. Wenigstens hat mir Kai versprochen mich zu wecken, falls er Uruha nicht beruhigt bekommen sollte. Die letzten paar Tage war Uruha ziemlich panisch die meiste Zeit und obwohl der Arzt die Dosis erhöht hat, kann sich Uruha einfach nicht beruhigen. Auch nachts wacht Uruha immer wieder schweißgebadet auf und es fällt mir manchmal wirklich schwer mich nicht von dieser Angst anstecken zu lassen. Es ist momentan wirklich nicht einfach. Laut meinem Arzt bin ich zwar auf den Weg der Besserung, aber dank dem ganzen Stress zieht sich das gesund werden unnötig in die Länge. Sie haben mir das Okay für die Konzerte gegeben und ich hoffe einfach einmal, dass ich auch danach wieder mehr machen darf und kann. Das ständige krank sein ist auf Dauer einfach viel zu anstrengend für mich. Nur am Rande registriere ich, dass die Magenschmerzen kaum noch wahr zu nehmen sind und die Wärmflasche langsam kalt wird. Ich bin so unfassbar müde. ~ Das nächste was ich bewusst wahr nehme sind die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht und die leise Musik im Hintergrund. Ich fühle mich so, als hätte ich Tage lang geschlafen. Und ich bin immer noch müde und fühle mich komplett ausgebrannt. Langsam schlage ich die Decke zurück, reibe mir über die Augen und stehe auf. Ich muss die Tabletten holen, ansonsten werde ich nie gesund. Gähnend schlurfe ich in die Küche und nehme meine Tabletten aus der Pillenbox und schlucke sie herunter. Kann ich nicht einfach weiter schlafen? Ich erschrecke mich fast zu Tode, als mich Ruki plötzlich anspricht: „Ist alles okay mit dir?“ Ich schüttele nur den Kopf und setze mich an den Tisch und lege meinen Kopf auf der Tischplatte ab. Warum nur bekomme ich ausgerechnet jetzt Kopfschmerzen? Ich sehe im Augenwinkel, wie Ruki aufsteht um sich neben mich zu hocken. Behutsam legt er eine Hand auf meine Schulter und fragt: „Magst du darüber reden? Oder soll ich dich lieber in Ruhe lassen?“ Ich schüttele nur den Kopf und schließe die Augen. Ich bin ein Versager auf ganzer Linie. Warum nur kann es mir nicht besser gehen? Warum nur fällt es mir so schwer mit der Situation momentan umzugehen? Ich bin ja nicht derjenige, der vergewaltigt wurden ist. Ich muss ja nicht mit den Wunden von dieser Vergewaltigung leben. Also warum nur fällt es mir so schwer für Uruha da zu sein? Nur am Rande merke ich, dass Ruki mir immer wieder über den Rücken streicht. Ob er genervt ist von mir? Ich habe doch kein Recht dazu traurig zu sein, oder? Seufzend öffne ich die Augen und stehe auf, gehe zur Arbeitsplatte und nehme noch eine Tablette zusätzlich ein. Ich hasse die Bedarfsmedikation einfach nur, da ich davon immer so müde werde. Aber ohne sie würde ich wahrscheinlich die heutige Probe nicht durchstehen können und ich will die anderen nicht schon wieder im Stich lassen. „Aoi? Du kannst ruhig den Tee trinken, den ich gemacht habe. Der ist nicht vergiftet“, bietet mir Ruki an. Etwas widerwillig trinke ich die Tasse Tee aus und gehe ins Wohnzimmer, um mich auf die Coach zu setzen. Warum nur sind die Bauchschmerzen jetzt schlimmer geworden? Es dauert einige Zeit bis Ruki mir nach kommt und sich mit einigem Abstand neben mich hinsetzt. Ich rutsche etwas zu ihm und lehne mich an ihn. Warum nur habe ich die Tablette genommen? „Ru-chan, haben wir noch Zeit? Stört es dich, wenn ich noch etwas schlafe?“, frage ich nuschelnd nach. Meine Zunge ist schwer wie Blei und mir fällt es auch immer schwerer die Augen offen zu halten. Es war wohl keine gute Idee die Schlaftabletten gestern und heute auch noch die Bedarfsmedikation zu nehmen. Ich bekomme kaum mit, dass mich Ruki anständig auf die Couch legt und meine Beine hochlegt. Ich fühle mich so, als wäre ich hinter einem Schleier. Alles fühlt sich soweit weg an. ~ Als ich es nächste Mal die Augen öffne sehe ich direkt in Rukis Augen. „Komm aufstehen Schlafmütze. Ich hab dir frische Kleidung auf den Tisch gelegt und noch eine Tasse Tee dazu gestellt. Ich glaub ewig können wir zwei uns nicht vor der Arbeit drücken“, meint Ruki schmunzelnd. Verschlafen reibe ich mir die Augen und setze mich auf. Schlaftrunken frage ich nach: „War ich lange weg? Es tut mir Leid, falls ich dir Angst gemacht habe. Aber ich glaub mir geht es jetzt auch wieder etwas besser.“ Er schüttelt nur den Kopf und antwortet: „Das waren nur zwei Stunden. Du hast mir keine Angst gemacht, dafür kenne ich dich schon zu lange. Es freut mich, dass es dir besser geht. Magst du jetzt etwas essen? Es reicht auch, wenn du nur den Shake trinkst.“ Ich nicke nur und meine: „Shake klingt gut. Es tut mir trotzdem Leid.“ Als Ruki den Raum verlässt ziehe ich meinen Schlafanzug aus und ziehe die Kleidung an, die er mir raus gelegt hat. Manchmal fühle ich mich schon schlecht, da ich die letzte Zeit nur noch im Trainingsanzug zur Probe gehe. Und oft einfach nur auf der Couch liege und schlafe. Wie lange kann die Band sich noch halten? Wann wird sie an Uruha und mir zu Grunde gehen? Ich weiß nicht wie lange ich das ganze noch ertragen kann. Als Ruki zurück in den Raum kommt guckt er mich total geschockt an. Erst jetzt realisiere ich die unzähligen Tränen, die über mein Gesicht laufen. Wann habe ich aufgehört über meine Probleme zu reden? Oder war ich schon immer so? Eher zögerlich stellt er den Shake auf dem Tisch ab und setzt sich neben mich, nimmt mich in den Arm. „Magst du mir jetzt sagen, was los ist?“, fragt er nach. Ich schüttele nur wieder den Kopf und wische mir das Gesicht an meinem Schlafanzug ab. Ich habe so gute Freunde gar nicht verdient, oder? Verzweifelt versuche ich meinen Atem zu beruhigen in dem ich immer wieder ganz tief ein- und ausatme. Ich habe Angst davor die anderen zu verlieren. Und durch diese Angst mach ich alles kaputt. Mit zitternder Stimme antworte ich: „Es ist nichts. Ich bin okay.“ Er schüttelt nur den Kopf und drückt mich näher an sich. „Es ist okay nicht okay zu sein, Aoi. Es ist auch okay Angst zu haben, Aoi. Ich habe auch Angst vor der Zukunft und ich habe auch Angst davor, dass Uruha an dem ganzen zu Grunde geht. Wir alle haben Angst davor. Wir gehen alle anders damit um und das ist auch gut so. Wenn dir die Tabletten helfen, dann nehme sie ruhig. Wenn dir der Schlaf hilft damit umzugehen, dann kannst du auch ruhig so lang schlafen wie du möchtest. Nur gebe uns nicht auf, nur weil du Angst vor der Zukunft hast. Es wird wahrscheinlich noch einige Zeit dauern, bis es irgendwann einmal wieder besser wird. Aber dieser Zeitpunkt wird kommen und an diese Hoffnung musst du dich klammern“, fordert mich Ruki auf. Ich schüttele nur den Kopf und lege meine Arm um ihn. Ob er Recht hat? Wird es wirklich wieder besser werden? Oder wird es noch schlimmer? Es fühlt sich wie Stunden an, wie wir so da sitzen und Ruki mir immer wieder beruhigende Worte ins Ohr flüstert. Als ich ihn loslasse fühle ich mich es erste Mal seit langem wieder gut. Und voller Hoffnung. Uruha kann einfach nicht an dem ganzen zu Grunde gehen! Vorsichtig klopft mir Ruki auf den Rücken und lässt mich los, nimmt den Shake vom Tisch und drückt ihn mir in die Hand. „Und jetzt machen wir uns für die Bandprobe fertig, ja? Wenn es dir hilft, dann teilen wir uns einfach die Arbeit mit Uruha auf, okay? Du musst dich nicht jeden Tag mit ihm herum quälen, wenn es dir eh schon nicht gut geht. Dafür sind wir doch schließlich befreundet“, weist Ruki mich abermals darauf hin. Es fällt jedoch unglaublich schwer diese Hilfe anzunehmen. Es ist mein Freund, also sollte ich mich doch auch um ihn kümmern! Etwas widerwillig trinke ich den Shake und den Tee langsam auf. Nur um es prompt zu bereuen. Meine Bauch schwellt langsam an und er tut auch unglaublich weh. Aber trotz allem stehe ich auf und gehe zur Tür um mir meine Schuhe anzuziehen und eine Jacke. Ruki macht es mir gleich und nimmt die Schlüssel von der Garderobe. Vorsichtshalber schnappe ich mir eine der kleinen Tüten und stecke sie in die Jackentasche. Wahrscheinlich wird mal wieder nichts passieren, aber ich will Ruki einfach keine Arbeit machen. Er hat es ja nur gut gemeint mit dem Shake und ich weiß selbst, dass mich das hungern nur noch kränker macht. Zusammen verlassen wir das Haus und gehen zu seinem Auto. Die Fahrt zum Proberaum verläuft ganz ruhig und wir geraten wenigstens in keinen Stau. Ruki ist erstaunlich ruhig und es scheint als habe ich ihm eben doch einen ganz schönen Schock eingejagt. Hat er etwa wirklich gedacht, dass ich nicht mehr aufwachen werde? Der Arzt meinte nur, dass ich mir bei der Medikamentenkombination keine Sorgen machen brauche und solange ich nur einmal am Tag was zusätzlich nehme, dann findet er es vollkommen in Ordnung. Im Proberaum selbst begrüßt mich nur Kai, da die anderen beiden scheinbar gar nicht da sind. Nachdem mich Kai kurz gemustert hat, kommt er direkt auf mich zu und schließt mich in den Arm. „Du siehst wieder etwas gesünder aus, Aoi. Geht es dir auch wieder besser? Komm setz dich erst einmal etwas hin, die anderen beiden kommen auch gleich wieder“, bittet er mich. Ich nicke nur als Antworte und setze mich auf die Couch. Man sieht wie dick mein Bauch gerade ist und es fühlt sich nach wie vor nicht gerade gut an. Aber es ist auszuhalten und das ist die Hauptsache. Ich bin total froh, als wir endlich mit der Probe beginnen und ich dafür sogar mit der Gitarre auf der Couch sitzen bleiben darf. Kai hat mir extra eine Wärmflasche gemacht, die auch gerade an meinem Rücken lehnt. Es ist wirklich toll, dass sie mich nicht zur Bettruhe zwingen. Ich will einfach nur noch dieses Jubiläumskonzert hinter mir haben und dazu gehört leider auch das Proben dafür! Während der Probe und den Pausen hält Uruha ziemlich Abstand von mir und ich frage mich warum? Ist er etwa sauer wegen letzter Nacht? Oder ist heute irgendetwas vorgefallen und er will mir nicht sagen was? Hatte er letzte Nacht wieder eine Panikattacke? Ganz unerwartet zieht Kai an meinem Ärmel und bittet mich mitzukommen. Er will scheinbar etwas aus dem Lagerraum im Keller holen gehen. Widerwillig stehe ich auf und werfe noch einen letzten besorgten Blick auf Uruha. Was zum Henker ist bloß mit ihm heute? Erst nachdem wir endlich im Keller sind rückt Kai mit der Sprache raus. Leise meint er: „Mach dir keine Sorgen wegen Uruha, er ist einfach nur schlecht drauf. Er geht uns allen ein wenig aus dem Weg, da du ihn mit allem eigentlich nahezu direkt auf die Palme bringen kannst heute. Es liegt nicht an dir, sondern wahrscheinlich an seinen Medikamenten. Aber mit dir ist wirklich alles okay? Oder hast du zusätzlich heute morgen noch etwas genommen? Du kommst mir ziemlich schlapp vor.“ „Ich hab heute Morgen noch etwas genommen, aber es hat nicht so wirklich etwas gebracht. Ruki hat dann etwas mit mir gesprochen und jetzt geht es wieder. Noch einmal Danke dafür, dass du dich gestern Abend so toll um mich gekümmert hattest“, bedanke ich mich lächelnd. Er lächelt nur zurück und holt etwas für sein Schlagzeug aus dem Lagerraum. „Heute machen wir auch nicht so lange, damit ihr zwei heute früh ins Bett könnt. Morgen ist der Manager bei der Probe dabei und dafür solltet ihr beide ausgeruht sein. Wenn ihr so wie heute spielt, dann ist es gut so. Nur mir ist es halt wirklich wichtig, dass ihr beide morgen halbwegs fit aussieht“, erklärt mir Kai. Uruha sieht doch heute ganz gut aus? Er sieht auf jeden Fall nicht mehr so panisch aus wie die letzten Tage. Und das ist doch schon genug, oder? Werden wir es wirklich schaffen bis zum Konzert durchzuhalten? Können wir wirklich da weiter machen, wo wir vor dem ganzen Theater aufgehört hatten? Oder ist der Zug schon längst abgefahren und zwar ohne uns? ---------------- Disclaimer: Keiner der Charaktere gehören mir und ich behaupte auch nicht, dass irgendetwas aus dieser Geschichte der Wahrheit entspricht. Ich verdiene hiermit kein Geld Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)