I hope you can change me, little girl von Mona-Kaiba (Das Leben von Seto Kaiba (Trustshipping)) ================================================================================ Prolog: circumstances --------------------- Prolog: circumstances Schwer atmend lag er auf dem Rücken und blickte an die Zimmerdecke. Auch neben ihm war ein schweres und unregelmäßiges Atmen zu vernehmen, doch er wagte es nicht, sich zu ihr um zu drehen und sie an zu sehen, ein Blick in ihre blauen Augen könnte ihm schaden und so blickte er weiter starr an die Decke. Irgendetwas ganz tief in ihm wünschte sich, dass sie irgendetwas sagte, dass sie vielleicht darum bitten würde, sich an ihn Kuscheln zu dürfen, nur einen kleinen und bedeutungslosen Moment. Doch nichts dergleichen geschah. Schließlich drehte sie sich um und kehrte ihm somit den Rücken zu. Das war für ihn das eindeutige Zeichen, dass sie nicht vorhatte, noch irgendetwas zu sagen oder zu tun und irgendwie missfiel ihm dieser Gedanke. Auch wenn er nicht wusste wieso, aber es störte ihn, dass sie ihm schweigend den Rücken gekehrt hatte. Ob er sie gekränkt hatte? Ob sie wütend war, weil er so grob und rücksichtslos vorgegangen war? Hatte sie womöglich sogar schmerzen durch ihn? Doch warum interessierte ihn das überhaupt? Seufzend drehte er sich zu ihr um, nahm eine Strähne ihrer glatten und weichen schwarzen Haare zwischen seine Finger, um sie hindurch gleiten zu lassen. Dabei achtete er genau auf die Geräusche, die sie von sich gab, doch alles was zu hören war, war ihr – nun wieder – ruhiger Atem. Womöglich war sie sogar schon eingeschlafen. „Ishizu?“, fragte er leise, um sie nicht zu wecken, sollte sie wirklich schon schlafen. „Hm?“, kam es schwach von ihr als Antwort. Es klang so, als wäre sie bereits dabei in das Reich der Träume zu gleiten. „Kein Wort über heute Nacht!“, forderte er und seine Stimme war plötzlich eiskalt, „Zu niemandem, weder zu deinem Bruder noch zu meinem Bruder oder sonst irgendjemanden, haben wir uns verstanden?!“. Es sah sie schwach Nicken, „Aber nur, solange du dein Versprechen hältst.“. Er zuckte mit den Schultern, „Ich halte immer was ich sage, sei dessen unbesorgt, du hast das Geld Morgen Abend auf deinem Konto.“, erklärte er locker „Und danach, will ich nie wieder etwas von dir hören!“. Schließlich kehrte er ihr den Rücken zu und schloss mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck die Augen. Wie es Ishizu ging interessierte ihn nicht mehr. Auf einmal waren all die Gedanken um sie und wie sie über das dachte, was geschehen war, vergessen. „Kaiba?“, hörte er ihre schwache und leicht bebende Stimme. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er fast annehmen, dass sie weinte. „Was?“, kam es nur genervt von ihm. Die Müdigkeit hatte nun auch ihn übermannt – nur verständlich nach dieser anstrengenden Nacht – und so wollte auch er nun endlich in das Reich der Träume verschwinden, um dort seinen Triumph zu feiern. „Vergiss es!“, kam es nur von ihr und dann herrschte wieder Stille. Normalerweise würde sich Seto nicht mit so einer Antwort zufrieden geben, aber er war eingeschlafen, kaum das sie ihren Satz beendet hatte und es gab ja schließlich auch noch einen Morgen. ~*~ Es war noch recht Dunkel im Raum, als Ishizu erwachte. Mit dem innigsten Wunsch, die letzte Nacht nur geträumt zu haben - was schon daher äußerst unrealistisch war, weil sie noch immer leichte Schmerzen verspürte - drehte sie sich langsam und vorsichtig um und blickte in das Gesicht des CEO der Kaiba Corporation. Ganz friedlich sah er aus, fast wie ein Baby. Unschuldig und Süß, aber er war keines von beidem. Er war arrogant, kühl und verletzend und…leider war er verdammt gutaussehend und auf eine erstaunliche Art und Weise irgendwie charmant, außerdem wirkte er eine interessante Anziehungskraft auf Ishizu aus. Eine Weile beobachtete sie ihn noch beim Schlafen, sie wollte sich dieses Bild unbedingt einprägen. Denn an diesem Tag würde sie ihn zum letzten Mal sehen und damit müsste sie sich abfinden. Leise aufseufzend schlich sie sich schließlich aus dem Bett, schnappte sich ihre Sachen und verschwand ins Bad. Ishizu blickte in den Spiegel, ihre Augen waren rot und geschwollen und noch ein letztes Glitzern hatte darin gelegen. Oh ja, sie hatte geweint und wie sie geweint hatte… ganz leise und heimlich, damit Kaiba ihre Schwäche nicht bemerkte, aber sie hatte geweint. Nicht weil er ihr Seelische- und Körperliche Schmerzen zugefügt hatte, auch nicht, weil sie bereute was geschehen war, wie könnte sie? Nein, sie hatte geweint, weil er sie hinterher so grob zurück gewiesen hatte. Auch wenn es dumm war, einen Moment hatte sie sich dem zweifelhaften Wunsch hingegeben, dass ihm diese Nacht ebenso viel bedeutet hatte wie ihr, aber er hatte ihr deutlich klar gemacht, dass es nicht so ist, und ihr damit große Schmerzen zugefügt. Ein eiskalter und unangenehmer Schauer schlich sich über ihren Rücken, als sie an seine eiskalten Worte zurück dachte. Aber im Grunde hätte sie es besser wissen müssen, immerhin war diese Nacht nicht aus Liebe entstanden - zumindest nicht für ihn - sondern aus Habgier, ja, für Seto war es lediglich gewesen, um ein Verlangen zu stillen, was er schon seit langsam nach ihr zu haben schien. Auch Ishizu hatte nicht ganz uneigennützig gehandelt, dass musste sie zugeben. Aber, bei ihr war wenigstens Gefühl mit im Spiel. Doch dass sie ihn heimlich liebte, war nicht der eigentliche Grund. Seufzend huschte sie dann eiligst unter die Dusche und während sie sich wusch, hatte sie das Gefühl einen Schmutz von sich Waschen zu wollen, der gar nicht da war. Einen Schmutz den die letzte Nacht hinterlassen hatte. Schmutz, der den Rest ihres Lebens auf ihr haften würde, aber immerhin hatte sie damit wahrscheinlich Mariks Leben gerettet und das war es ihr wert gewesen. Und so hatte sie sich nach dem Duschen hastig angezogen, Kaiba – der noch immer ganz ruhig und fest schlief - noch einen Moment einen bedauernden Blick zugeworfen und sich anschließend aus dem Hotelzimmer geschlichen, auf das sie sich nie wiedersehen würden – weil er es so wollte… Aber Ishizu würde nie vergessen, wie alles begonnen hatte und in dieser einen gemeinsamen Nacht geendet hatte… Kapitel 1: payment ------------------ Vier lange Monate musste es wohl schon her gewesen seien, dass sie die erschreckende Nachricht erhalten hatte. Sie wusste, dass es ihrem Bruder in letzter Zeit nicht so gut ging, dass er häufig über Schmerzen und Atemnot klagte. Doch sie hatte angenommen, dass es lediglich eine Grippe war, die er - einmal wieder - nicht auskuriert hatte, doch sie hatte sich getäuscht... Irgendwann war er vor ihren Augen zusammen gebrochen, ganz plötzlich, ohne das er vorher gesagt hatte, dass es ihm nicht so gut ging und schon da hatte Ishizu das ungute Gefühl, dass es etwas viel schlimmeres war als nur eine simple Grippe. Der Arzt hatte dann alles bestätigt, „Ihr Bruder“, hatte er begonnen, mit einer ebenso kühlen und emotionslosen Stimme, wie Kaiba sie besaß, „hat eine schwere Herzkrankheit.“. „Aber dagegen kann man doch sicher etwas tun, oder?“, hatte Odion den Arzt gefragt, welcher jedoch nur, gespielt betroffen, den Kopf schüttelte. „Tut mir leid.“, hatte er gesagt und Ishizu war sich sicher, dass er es nicht so meinte, wie er es gesagt hatte, „Aber die Krankheit ist schon sehr weit fort geschritten, zu weit. Wir können nichts mehr tun außer ihm einige Medikamente gegen die Schmerzen zu geben.“. „Und es gibt wirklich keinen anderen Weg?“, hatte Odion erneut gefragt, man konnte ihm die Verzweiflung ansehen. Wie sehr er seinen ‚kleinen Bruder’ Marik doch liebte und wie sehr würde er leiden, wenn er wirklich sterben müsste. Ishizu hatte indes das Gleichgewicht verloren, taumelnd hatte sie es gerade noch geschafft einen Stuhl zu erreichen, auf den sie sich hatte fallen lassen können. Ihre rechte Hand lag auf ihrer linken Brust, wo ihr Herz gerade rekordverdächtig schnell schlug. Sie hatte sich gewünscht, dass das hier nur ein böser Traum war, der bald endete. Doch im Grunde hatte sie es besser gewusst. Ihr Gefühl hatte es ihr gesagt und ihrem Gefühl konnte sie immer trauen, auch wenn sie keine Visionen mehr hatte, ist sie dennoch auf ihre ganz eigene Art und Weise dazu in der Lage, in die Zukunft zu sehen. Doch die Zukunft, die sie an diesem Tag sah, machte ihr Angst. Sie sah, wie ihr geliebter kleiner Bruder starb. Wie sie und Odion an seinem Sterbebett zusammenbrachen und den Rest ihres Lebens in einsamer Trauer fristen würden... „Doch… einen Weg gibt es noch.“, hatte sie den Arzt plötzlich sagen gehört. Sofort war sie aufgesprungen, „Welchen?“, hatte sie gefragt. Der Arzt rückte sich seine Brille zurecht, „Ein Spenderherz könnte Ihren Bruder retten. Doch…auf der Spenderliste sind Hunderte von Menschen vor Ihrem Bruder und es gibt nur wenige Spender und… nun, Sie verstehen ja das ein Herz nur von einem toten Menschen gespendet werden kann. Was ich sagen will ist, dass Sie Jahre warten müssten und Ihr Bruder hat höchstens noch sechs Monate zu leben.“, die Ruhe und Emotionslosigkeit mit der der Arzt damals gesprochen hatte, machte Ishizu immer noch wütend. Sie hatte daraufhin viel Zeit im Internet verbracht. Sie hatte geforscht und geforscht. In der zweifelhaften Hoffnung noch einen Ausweg zu finden, doch es schien zwecklos. Auch die ausländischen Ärzte, mit denen sie telefoniert hatte, hatten ihr keine guten Nachrichten geben können und so begann Ishizu langsam aber sicher zu verzweifeln. Während Ishizu all ihre Kraft in die Nachforschungen steckte, verbrachte Odion die meiste Zeit mit Marik, der nach Hause kommen durfte, sich allerdings streng an die Vorschriften des Arztes halten musste. Es waren wohl drei Monate vergangen, bis Ishizu endlich fündig wurde. Eine äußerst suspekte Organisation versprach, für Bares innerhalb einer Woche ein Spenderorgan zu besorgen und sogar den Transport in das jeweilige Krankenhaus zu organisieren. Ishizu wusste, das diese Sache gewiss nicht legal war, womöglich wurden Leute Organe entnommen, die gar keine Spender waren oder schlimmer. Aber das war ihr im dem Moment völlig egal, wichtig war nur ihr geliebter kleiner Bruder. Und so rief sie dort an, schilderte ihr Anliegen genau und erhielt anschließend den Preis für das Spenderherz und die Zusage, dass man so schnell wie möglich für alles sorgen würde, wäre das Geld erst einmal auf das Konto der Organisation eingegangen. Die Ishtars waren nicht arm, sie hatten viele alte ägyptische Schätze in ihrem Besitz und der Verkauf an Städtische Museen hatte ihnen eine Menge Geld eingebracht. Genug Geld um sich ein schönes Anwesen leisten und auch sonst ohne irgendwelche Mängel leben zu können. Aber sie waren keine Millionäre. Und genau da lag schließlich das Problem, die Organisation forderte eine stattliche Summe von Eineinhalbmillionen Dollar. Raten- oder Kreditzahlung war nicht möglich. Und selbst wenn Ishizu und Odion alles verkaufen würden, was in ihrem Besitz war, so würden sie dennoch nicht an das nötige Geld kommen. Es war zum Verzweifeln. Da hatte sie endlich einen Weg gefunden, ihren Bruder zu retten und dann war es ihr vergönnt, diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen. Ironie des Schicksals, dass sie noch am selben Tag Besuch von Seto Kaiba bekommen hatte. Er war geschäftlich für einige Wochen - zusammen mit Mokuba und Roland - in Kairo und wollte diese Gelegenheit nutzen, um von Ishizu eine alte ägyptische Statue zu erwerben, welche die Gestalt des Weißen Drachen hatte. Dies war einer der Schätze, von denen sich Ishizu hatte nicht trennen können, eben weil sie dieser Schatz so sehr an Kaiba erinnerte. Und so spielte sie einen Moment mit dem Gedanken Eineinhalbmillionen Dollar für die Statue zu verlangen, doch das war viel zu viel, so viel war die Statue nicht wert und Ishizu war einfach zu ehrlich, um mit Kaiba unfair zu verhandeln. Nur 20.000 Dollar war die Drachenstatue wert und Kaiba hatte ihr sofort einen Scheck über eben jene Summe überreicht und war dann mit der Statue verschwunden. Wie lange sie gebraucht hatte, um einzusehen, dass Seto Kaiba ihre einzige Chance war, ihren kleinen Bruder zu retten, das wusste sie schon gar nicht mehr. Sie erinnerte sich nur noch daran, dass sie beide sich öfter begegnet waren. Sie waren sogar einmal zusammen Essen gegangen und bei diesem Essen hatte sie Kaiba geschildert, wie es um Marik stand - obwohl das unnötig war, denn Seto hatte es Marik durchaus angesehen, dass es ihm sehr schlecht ging und seine guten Kontakte hatten das übrige erledigt und so hatte Seto lange vor Ishizus Offenbarung gewusst, wie es um Marik stand – doch er war überhaupt nicht auf ihre Anspielungen wegen des Geldes eingegangen. Er hatte lediglich die Rechnung für sie mitbezahlt mit der bitteren Bemerkung ‚Ich zahle wohl besser für dich, jetzt wo du doch jeden Cent gebrauchen kannst.’ und dabei hatte er nicht einmal eine Miene verzogen. Ishizu hasste ihn dafür, dass er begriffen hatte, was sie wollte, aber keinen deut darauf eingegangen war. Zuerst hatte sie sich gedacht, dass sie lieber sterbe, als ihn um das Geld zu bitten. Doch dann ging es Marik plötzlich so schlecht, dass er wieder ins Krankenhaus musste und damit war Ishizus aufkeimende Wut einer schrecklichen Angst gewichen. Sie würde jede Demütigung auf sich nehmen, um an das Geld zu kommen. Und so marschierte sie zielstrebig in das Hotel von dem sie wusste, dass Kaiba es bewohnte und klopfte dann zaghaft an seiner Zimmertür. Als er endlich geöffnet hatte, kniete sie auf dem Boden, „Kaiba, ich weiß, dass du mir nicht helfen willst, aber ich weiß auch das du mir helfen kannst, also bitte, ich flehe dich an. Ich tue alles was du willst, nur bitte, gib mir das Geld, welches ich brauche um meinen Bruder zu retten.“, sie hatte gefleht, Tränen waren ihre Wangen hinunter gekullert und noch immer kniete sie auf den Boden des Hotelflures. „Ishizu, reiß dich zusammen!“, hatte er gefordert, sie grob am Arm gepackt und wieder auf die Beine gezogen. „Kaiba, ich schwöre dir, du bekommst alles was du willst, wenn du mir nur das Geld gibst, ich werde es dir auch zurück zahlen, ich…“, sie hatte gar nicht richtig registriert, dass Kaiba sie in sein Hotelzimmer gezogen und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Allerdings merke sie dann, wie sein Griff um ihren Oberarm – welchen er noch immer nicht los gelassen hatte – fester wurde, so dass er zu schmerzen begann. Er hatte sie fies angegrinst , als sie ihm mit weinerlichen Gesicht in die Augen blickte und er /// sich regelrecht ergötzte an dem – physischen und psychischen – Schmerz in ihren Augen. Schließlich lies er ihren Oberarm los, doch noch immer sagte er nichts, er wollte diesen Moment noch genießen, denn er hätte sich nie zu träumen gewagt, dass die stolze und manchmal sture Ishizu Ishtar sich so vor ihm erniedrigen würde. Ishizu hatte sehr wohl begriffen, warum er noch immer schwieg und warum dieses triumphierende Grinsen auf seinem Gesicht lag. Doch sollte sie damit Mariks Leben retten können, so war es die Sache wert. Dennoch versuchte sie, etwas von ihrer Haltung zurück zu bekommen. Sie stand wieder völlig aufrecht und machte ein wenigstens halbwegs gefasstes Gesicht, als sie fragte: „Hilfst du mir nun oder nicht?“. Kaiba verschränkte lässig die Arme vor der Brust, „Nun...“, setzte er an und ging zu einem kleinen Runden Tisch am Fenster, auf dem eine noch fast volle Weinflasche stand und daneben ein halbvolles Glas, „Ich muss sagen die Aussage, dass du alles tust und mir alles geben würdest, was ich will, reizt mich. Aber...“, er machte eine kleine taktische Pause, während er das Glas aufnahm und es genüsslich in seiner Hand hin und her schwenkte. Ishizu hatte Mühe gehabt ganz ruhig zu bleiben, während er schwieg. Noch hatte sie eine Chance das Geld von ihm zu bekommen ohne sich noch weiter erniedrigen zu müssen. Doch würde sie ihn erst einmal reizen oder gar nerven dann würde er – wenn er dann überhaupt noch darauf einging – wohl Dinge von ihr verlangen, die sie so erniedrigen oder kränken würden, dass sie nie wieder in den Spiegel sehen könnte. So hatte sie eine geschlagene Minute warten müssen, bis er schließlich – noch immer mit dem Weinglas in der Hand – auf sie zu gekommen war und kühl meinte: „Aber eigentlich kannst du mir nichts bieten, was ich nicht schon habe oder mir nicht selbst besorgen könnte, wenn ich es bräuchte.“, er hatte ein äußerst widerwärtiges Grinsen auf den Lippen, als er das sagte und Ishizu hatte das Gefühl in dem letzten Teil seines Satzes etwas Zweideutiges gehört zu haben. Sie schluckte, „Was also soll ich tun?“, fragte sie, doch er blickte sie nur mit leeren und abweisenden Augen an, „Kaiba, bitte. Ich brauche das Geld. Ich schwöre dir, ich zahle es dir auch so schnell wie möglich zurück.“, erneut war ein flehender Unterton in ihrer Stimme gewesen, welcher Kaiba zunehmend zu belustigen schien. Er lachte spottend auf, „Wie viel sagtest du noch brauchst du? Eine Million?“. „Eineinhalbmillionen.“, antwortete sie kleinlaut. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter, „Und du glaubst wirklich, dass du jemals in der Lage seien wirst, mir diesen betrag zurück zu zahlen? Selbst wenn du all deine Reichtümer verkaufen würdest, würde es nicht reichen und das weißt du ganz genau, sonst hättest du es nämlich bereits getan.“, stellte er belustigt fest, dann reichte er ihr das Weinglas und meinte: „Trink, du kannst es gebrauchen!“, dann kehrte er ihr den Rücken zu. Ishizu blicke das Weinglas zögernd an. Kaiba drehte sich zu ihr um und meinte: „Trink ruhig, ich habe noch nichts daraus getrunken.“, er hatte es ganz ruhig gesagt, als wäre das hier ein belangloses Treffen zweier alter Geschäftskollegen die über das Wetter plauderten. Ishizu blickte in das Glas hinein und ihr nasses Gesicht spiegelte sich in der roten Flüssigkeit wieder. Starr blickte sie es an, bis es sich veränderte, bis sie darin nicht mehr ihr Gesicht gesehen hatte, sondern wie sie weinend am Sterbebett ihres Bruders kniete. Sie war so erschrocken darüber gewesen, dass sie das Glas beinahe fallen gelassen hätte und aus Angst, noch weitere erschreckende Bilder zu sehen, leerte sie das Glas mit einem einzigen Zug aus, bevor sie es auf die nächstbeste Kommode stellte und sich erneut an Kaiba wand: „Wirst du mir nun helfen oder nicht?“. Er musterte sie. Er durchbohrte sie mit seinen Blicken. Grinsend hatte er sie einige stille Minuten einfach nur angesehen, bevor er endlich aussprach, worauf er von Anfang an aus gewesen war: „Ich helfe dir, aber im Gegenzug will ich dich.“, hatte er gesagt. Ishizu hatte die Augen ganz weit aufgerissen, „W-Was?“, hatte sie stotternd hervor gebracht und zuerst noch geglaubt, dass der Wein und ihre Fantasie ihr einen Streich spielten. „Nur für heute Nacht natürlich.“, sagte er locker und kam einige Schritte auf sie zu, „Es ist im Grunde ganz einfach, du musst nur diese eine Nacht mit mir verbringen und dafür bekommst du das Geld.“. Lange hatte Ishizu einfach nur dort in dem Hotelzimmer gestanden und mit sich gehadert. Nicht das sie ihn nicht ebenso begehrte wie er sie, aber… Doch sie fühlte sich im Moment einsam und schwach und nichts brauchte sie mehr – von dem Geld mal abgesehen – als ein paar starke Arme, die sie fest hielten. Aber sie war kein Mädchen für eine Nacht. Sie wollte aufrichtig geliebt werden. Doch hatte das in diesem Moment eine Rolle gespielt? – Wohl kaum. Sie hatte doch gar keine Wahl gehabt. Entweder sie tat es oder Marik würde sterben und das konnte – nein wollte – sie nicht zulassen. So hatte sie schließlich zugestimmt. Ängstlich und zögernd hatte sie sich ihm in dieser Nacht hingegeben. War geschmolzen unter der Leidenschaft seiner Küsse, hatte bald den Verstand verloren durch die Hitze, die seine Berührungen bei ihr ausgelöst hatten. Und doch wusste sie jetzt nicht mehr, ob es ihr nun gefallen hatte oder nicht. Denn trotz der Tatsache, dass er in dieser Nacht häufig erstaunlich zärtlich und leidenschaftlich war, war er auch oft grob und rücksichtslos gewesen. Er war in ihr Innerstes eingedrungen mit einer Härte, dass sie einen Moment das Gefühl hatte zu zerreißen. Er hatte eine ihrer Brustwarzen blutig gebissen und sie konnte sich noch erinnern, dass sie auch einige Male vor Schmerz geschrieen hatte und nicht vor Lust... Das war der Preis gewesen, die sie bereit gewesen war, zu zahlen. An dieser stelle noch einmal einen ganz lieben dank an meine Betaleserin MichiruKaiou. Sie hat es wirklich schwer mit mir und hat sich dennoch die Mühe gemacht meine Kurzbeschreibung und die Charakterbeschreibung von Seto und Ishizu zu überarbeiten. *dir einen Strauß mit deinen Lieblingsblumen überreich und mich vor dir verbeug* PS: Sie findet meinen Seto zu fies, ihr auch? Kapitel 2: secret help ---------------------- Ein Klingeln war es, was Seto Kaiba an diesem Morgen weckte. Seufzend hatte er nach dem Hörer des Telefons gegriffen und geplärrt: „Ich hoffe für Sie, dass es wichtig ist.“. Einen Moment lang war es auf der anderen Seite der Leitung still, bevor eine zögerliche und zaghafte Frauenstimme meinte: „Bitte verzeihen Sie Herr Kaiba. Aber man hat mir gesagt, Sie möchten um 8.00 Uhr geweckt werden.“. Er seufzte, „Richtig.“, und schon hatte er aufgelegt. Er richtete sich auf, blickte sich im Zimmer um und bemerkte, dass etwas – oder besser jemand – fehlte. Die Tatsache das Ishizus Sachen fehlten, ließen keinen Zweifel daran offen, dass sie seine Worte von letzter Nacht ernst genommen hatte und gegangen war, bevor er sie wiedersehen konnte. „Frauen...“, knurrte er leise und ließ sich wieder ins Kissen sinken. Warum nahmen sie immer das ernst, was nicht erst gemeint war und ignorierten das, was ernst gemeint war? Auch wenn er es nicht zugeben wollte, er hatte gehofft sie noch einmal zu sehen, bevor er Ägypten wieder verlassen würde, doch nun war sie weg und er konnte nicht zurück nehmen, was er gesagt hatte. Mit dem innigsten Wunsch, sie und die letzte Nacht einfach zu vergessen, sprang Kaiba eher minder motiviert aus dem Bett und verschwand im Bad, um seiner Morgentoilette nach zu gehen. Allerdings kreisten seine Gedanken weiterhin um Ishizu und die letzte Nacht. Seto war beeindruckt gewesen, dass musste er zugeben. Er hätte nicht erwartet, dass sie so weit gehen würde. Seto wusste das sie viel für Marik tun würde, aber auch er würde weit für Mokuba gehen, SO weit allerdings nicht. Eigentlich konnte sich Ishizu glücklich schätzen, dass sie bereits gegangen war, denn sonst hätte Seto ihr an den Kopf geworfen, was er vor ihrem Erscheinen letzte Nacht schon gewusst hatte. Auch wenn es wahrscheinlich war, dass sie es mittlerweile schon selbst heraus gefunden hatte. Nämlich das er ihr das Geld auch so überlassen hatte, vielleicht hätte er dafür ab und an mal eine kleine Schuldigkeit von ihr verlang, aber nichts Bewegendes oder so Erniedrigendes wie das, was sie letzte Nacht getan hatte. Natürlich hätte er ihr sagen können, das er es nicht wirklich ernst gemeint hatte als er sagte: „Ich will dich.“ – zumindest nicht so, wie sie es verstanden hatte. Doch als sie schließlich zustimmte, da war er so überrascht gewesen von ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit alles zu tun, um ihren Bruder zu retten, dass ihm anfangs die Worte gefehlt hatten und dann, beim Anblick von Ishizus so perfektem Körper, hatte er die Beherrschung verloren. Er hatte nicht widerstehen können, obwohl er zugeben musste, es hinterher ein wenig bereut zu haben, dass er sie so gedemütigt hatte. Doch was geschehen war, war geschehen und Seto war nicht der Mensch, der im Augenblick lebte. Schon gar nicht für Ishizu, dass wäre es doch nur gewesen, was sie wollte. Fertig angekleidet kam er schließlich aus dem Bad und zückte sofort sein Handy. Er wählte zielsicher eine Nummer und wartete darauf, dass jemand abnahm, was auch recht schnell geschah. „Roland, ich bin’s.“, er ging zum Fenster rüber und schaute hinaus auf die staubigen Straßen von Kairo, „Ich habe einen Auftrag für Sie und wie Sie wissen, haben wir nicht mehr viel Zeit, also erledigen Sie es schnell.“. „Jawohl.“, kam die knappe Antwort von Roland, der noch im Bett lag und soeben von Seto geweckt worden war – und er war dankbar dafür, dass dieser das nicht wusste. „Ich will das Sie ins Internet gehen und sich kundig machen über eine Organisation Namens…“, er musste kurz überlegen „Orgdo. Es heißt sie würden Kunden für Geld Organe besorgen, welche diese für eine Operation benötigen. Ich will, dass Sie alles über diese Organisation heraus finden, auch ob der Handel mit ihnen legal ist und wenn nicht, was dem Verbraucher droht, wenn die Polizei das Spitz kriegt.“. „Jawohl.“, antwortete Roland nur wieder, während er das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt hatte und verzweifelt versuchte in seine Hose zu hüpfen. „Ich erwarte Sie dann in einer Stunde in meinem Hotelzimmer.“, meinte Seto noch, bevor er das Gespräch beendete. Er steckte sein Handy in die Manteltasche, verließ sein Zimmer und ging in das Zimmer nebenan. Mit finsterem Blick schaute er auf die Szene, die sich ihm bot: sein 16jähriger Bruder lag oberkörperfrei auf seinem Bett und eine junge Ägypterin – Seto war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt schon 16 war – hatte es sich auf seinen Schoß bequem gemacht. Ihr Shirt lag irgendwo auf dem Boden neben dem von Mokuba. Erschrocken krallte sie sich selbiges und hielt es vor ihren entblößten Oberkörper, als sie Seto entdeckte. „Noch nie was von Anklopfen gehört?“, murrte Mokuba und klang dabei äußerst genervt. Seto reagierte allerdings nicht auf ihn, sondern musterte die junge Ägypterin von oben bis unten, welche verlegen zu Boden schaute und schließlich von Mokubas Schoß herunter stieg. „Was?!“, wollte Mokuba wissen. „Schick sie weg!“, forderte Seto nur. Er klang dabei erstaunlich locker. Allerdings wollte er eigentlich nur die Haltung bewahren, solange dieses junge Ding hier war, was sein Bruder angeschleppt hatte. Mokuba richtete sich prompt auf, „Aber...“, wollte er protestieren. Seto baute sich etwas auf, „Ich sagte schick sie weg!“, wiederholte er und klang nun doch nicht mehr ganz so locker wie zuvor. Scheinbar hatte die junge Ägypterin auch so verstanden. Hastig zog sie sich ihr Shirt über und sprang in ihre Schuhe, welche vor dem Bett standen und verließ dann eiligst das Hotelzimmer. Mokuba verschränkte wütend die Arme vor der Brust, „Super gemacht Seto. Ich hatte sie fast soweit.“. Seto rollte mit den Augen und schloss die Tür hinter sich, damit nicht jeder im Hotel mit anhören konnte, was sie besprachen. „Wie lange kennst du die Kleine?“, fragte er anschließend. Mokuba zuckte die Schultern, „Seit gestern Abend... vielleicht auch erst seit heute Morgen, weiß nicht mehr so genau.“, gab er an. Seto ließ die Schultern sinken, „Wie viele Mädchen hast du eigentlich schon flachgelegt, seit wir in Ägypten sind?“, fragte er genervt. Er hatte zwar einige von den jungen Damen gesehen, aber er war sich eben doch nicht sicher gewesen, ob das alle waren. Wieder zuckte Mokuba mit den Schultern, „Weiß nicht, sechs oder sieben.“, er sah zu seinem großen Bruder auf, „Na und? Was interessiert’s dich? Ich hab immer verhütet, also musst du dir keine Sorgen machen, dass eine von den Schnecken ein Balg von mir erwartet.“. Hätte Seto nicht Übung darin, gefasst zu wirken, auch wenn er noch so geschockt war, dann würden sich seine Augen jetzt weiten und sein Mund würde sich zu einer schmerzhaften Grimasse verziehen, wie Wheeler sie immer machte. War das wirklich sein geliebter kleiner Bruder? War das wirklich sein Moki, welcher ihm immer am Mantelzipfel hing und nie ohne ihn seien wollte? War das der kleine Mokuba, der selbst Mitleid mit Allister gehabt hatte, obwohl dieser so schreckliche Sachen gesagt hatte? Seto fragte sich, wann er verpasst hatte seinem Bruder wenigstens ein paar Manieren bei zu bringen bzw. dafür zu sorgen, dass die Manieren die er besaß erhalten blieben. „Außerdem...“, Mokuba lies sich rücklings wieder aufs Bett fallen, stützte sich mit den Ellenbogen ab und grinste Seto an, „weiß ich das du letzte Nacht auch Besuch hattest, ihr wart schließlich nicht zu überhören.“. „Du meinst wohl eher, als du heute Morgen zurück gekommen bist, hast du gesehen wie Ishizu mein Zimmer verlassen hat.“, das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ishizu war zwar recht spät bei Seto aufgetaucht, aber so spät nun auch wieder nicht. Als Mokuba nach Hause gekommen war – da war sich Seto sicher – hatte er bereits in den tiefsten seiner siegreichen Träume gelegen und Ishizu hatte wohl gerade sein Hotelzimmer verlassen. „Dreh es wie du es willst, Fakt ist doch, dass du auch nicht ganz untätig warst.“. „Das ist etwas anderes.“. „Wieso ist es bei dir immer etwas anderes, he?“, fragte Mokuba wütend und richtete sich wieder auf. Zorn funkelte in seinen Augen ebenso wie Verachtung. Von der innigen Liebe und Hochachtung die er einst für seinen Bruder empfand, schien nichts mehr übrig zu seien. „Weil ich erstens erwachsen bin, zweitens nicht mit jeder x-beliebigen Frau ins Bett gehe, die ich kaum drei Stunden kenne und drittens, weil ich mir dessen bewusst bin was ich tue, ganz im Gegensatz zu dir, wie mir scheint.“, konterte Seto erbost. Mit allem was er sagte, hatte er Recht. Mokuba wusste auch, dass er Recht hatte, aber das hatte für ihn keine Bedeutung. Er hatte sich abgenabelt von seinem Bruder und hierher war er auch nur mitgekommen, weil Seto ihn gezwungen hatte, damit er ihn besser im Auge haben konnte. Im Grunde war Mokuba heil froh, wenn sie heute Abend endlich nach Domino zurück fliegen würden. Auch wenn er der Meinung war, dass die Frauen hier hübscher waren – und scheinbar stimmte Seto ihm da sogar zu. In Domino aber hatte er seine Clique. Dort hatte er einen Namen und jede Frau lag ihm automatisch zu Füßen, während er sich hier echt anstrengen musste, dass ihn ein Mädchen überhaupt nur ansah. Er sprang auf und zog sich sein Shirt hastig über. „Mir ist echt schnurz egal was du denkst. Du bist nicht mein Vater, klar? Also hast du mir gar nichts zu sagen.“, wütend stampfte er an Seto vorbei zur Tür. „Aber ich bin dein Bruder und somit für dich verantwortlich und solange du dir deine Klamotten von meinem Geld kaufst, machst du gefälligst, was ich dir sage!“, plärrte Seto ihm nach, als Mokuba bereits im Hotelflur war. „Du kannst mich mal!“, kam die trotzige Antwort von Mokuba, ehe er in den Fahrstuhl einstig. Seto ließ genervt die Schultern sinken. So langsam fing er an, aufzugeben. Er hatte das Gefühl, dass seine Nerven auch ohne Mokubas Widerstand schon strapaziert genug waren und dass er sich im Moment – durch ihn – so hilflos fühlte, machte ihn nur noch gereizter und genervter, als er sowieso schon war. Gerade wollte er wieder in sein Hotelzimmer gehen, um dort noch etwas an seinem Laptop zu arbeiten, als sein Handy klingelte. Seufzend zückte er selbiges und nahm das Gespräch an, „Was gibt es?“, fragte er genervt. „Herr Kaiba ich bin es, Roland. Ich habe getan, was sie mir aufgetragen haben und ich bin sofort auf eine sehr interessante Seite gestoßen. Ich habe einige Dinge herausgefunden, die Sie interessieren dürften, ich habe sie Ihnen per Mail zugesandt.“, erklärte Roland, während er immer noch vor seinem Laptop saß und wie wild auf seiner Tastatur herum tippte. Seto hob die Brauen und stürmte in sein Zimmer, schmiss sich an den Laptop und erhielt sofort die Nachricht: „Sie haben Post.“. Seto seufzte und beschloss gedanklich diese dämliche Computerstimme auszuschalten, bevor er die Mail öffnete und den Anhang hastig überflog. „Herr Kaiba?“, zwar hatte Roland die Hintergrundgeräusche gehört, aber er wunderte sich doch, dass Seto kein Wort mehr sagte. „Hngh...“, seufzte Seto genervt auf, als er entdeckt hatte, was ihn am meisten interessierte „Roland? Sind Sie noch dran?“, fragte er dann hastig. „Ja, natürlich.“, in Gedanken hörte er sich sagen ‚Ich bin ja nicht Sie und lege immer einfach mitten im Gespräch auf.’. Doch natürlich behielt er diesen Gedanken für sich und wartete ab, bis sein Chef weiter sprach. „Hören Sie mir jetzt genau zu! Lassen Sie alles stehen und liegen und suchen Sie alle Krankenhäuser hier in der Nähe nach einer Familie ab, die einen Sohn haben, der im Koma liegt und dessen Maschinen heute abgestellt wurden oder werden. Aber suchen Sie nicht hier in Kairo!“, forderte Seto energisch. Roland sprang auf, „Sofort Herr Kaiba.“, meinte er mit angespannter Miene, „Aber... was soll ich tun, wenn ich jemanden gefunden habe, der für Sie in Frage kommt?“. „Sie herbringen natürlich, richten Sie ihnen Ihr Beileid aus und versichern Sie ihnen, dass ich ein lukratives Angebot für sie habe und Roland, beeilen Sie sich gefälligst.“, forderte Seto streng, während seine Fingerkuppen unruhig immer und immer wieder auf die Holzplatte des Sekretärs stießen. „Jawohl.“, kam noch die hastige Antwort, ehe Roland das Gespräch beendete. Seto blickte seufzend noch einmal auf das Dokument auf seinem Laptop und schüttelte nur mit dem Kopf, bevor er dann doch endlich begann das zu tun, was er eigentlich vor hatte. *~*~*~*~*~*~* Ishizu gähnte müde, als sich die Fahrstuhltür öffnete und ihr bereits ein gereizter Odion entgegen kam. „Wo bist du gewesen?“, fragte er sie wütend. Ishizu winkte ab, „Ich hatte was zu erledigen.“, meinte sie nur und ging zielstrebig an Odion vorbei in Richtung von Mariks Zimmer. Er folgte ihr, „Die ganze Nacht und den ganzen Morgen?“. Sie nickte schwach, erwiderte aber nichts. Sie würde den Teufel tun Odion zu erzählen, was sie getan hatte. Weder das mit Kaiba, noch was sie bis jetzt getan hatte. Ein wenig mulmig war ihr schon. Vor allem da sie das versprochene Geld bereits auf ihrem Konto hatte, als sie von Kaiba zurück gekommen war. Was eigentlich völlig unmöglich war, sie hatte diese Nacht nicht so viel geschlafen und daher hätte sie gewusst, wenn Kaiba mitten in der Nacht aufgestanden wäre und selbst wenn er direkt nach ihrem Gehen aufgestanden wäre, wäre es unmöglich gewesen, das Geld so schnell zu überweißen, selbst wenn man Seto Kaiba hieß. Ishizu wurde das ungute Gefühl nicht los, dass Kaiba ihr das Geld womöglich schon nach ihrem gemeinsamen Abendessen überwiesen hatte, er besaß ihre Kontonummer schließlich schon von einigen geschäftlichen Transaktionen, die sie für seinen Freizeitpark getätigt hatten. Obwohl ihr das jetzt ganz gelegen kam – immerhin drängte die Zeit – wurde ihr damit automatisch bewusst, dass sie sich letzte Nacht ganz umsonst erniedrigt hatte. Außerdem wurde ihr mehr und mehr bewusst, was für ein hinterhältiger Schuft Kaiba war, er hatte ihr das Geld lange überwiesen gehabt und kein Wort darüber gesagt, als sie auf knien vor ihm rum gerutscht war. Doch sie wollte nicht darüber nachdenken, was passiert war, und dass sie Kaiba plötzlich am liebsten den Hals umgedreht hätte. Denn sie hatte das Geld per Eilauftrag sofort auf das Konto eben jener Organisation überweisen lassen und vor einer halben Stunde war das Geld bei ihnen angekommen, so dass sie angerufen hatten und Ishizu darüber informierten, dass es der Zufall so wollte, dass sie einen geeigneten Spender hatten und die Operation womöglich heute schon stattfinden könnte. Das war alles, was Ishizu wollte und alles was sie, Marik und Odion im Moment brauchten. Kurz vor Mariks Zimmer kam ihnen der Arzt bereits entgegen gestürmt. „Ich habe gute Neuigkeiten für Sie.“, verkündete er, „Wir haben vor kurzem einen Anruf von einer benachbarten Klinik erhalten, ein anonymer Spender, der Sie und Ihren Bruder zu kennen scheint, möchte Ihnen das Herz seines im Koma liegenden Sohnes spenden, von welchem heute die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt werden.“. „Heißt das etwa, dass Marik wieder gesund wird?“, fragte Odion fassungslos. Der Arzt nickte, „Ich kann Ihnen nichts versprechen, so eine Operation ist voller Risiken und es könnte passieren, dass ihr Bruder das Spenderherz abstößt, aber sollte alles gut gehen, dann wird ihr Bruder in einigen Monaten wieder völlig gesund sein.“. „Und wann wird die Operation stattfinden?“, fragte Ishizu interessiert nach. „Schon in wenigen Stunden.“, versicherte der Arzt. Odion nickte dem Arzt einmal dankend zu und wendete sich dann an Ishizu, „Das muss ich gleich Marik sagen.“, meinte er und ging hastig in Mariks Krankenzimmer. Ishizu musste schmunzeln, sonst war Odion immer die Ruhe selbst, aber jetzt war er aufgekratzt und nervös, doch es verwunderte sie nicht, schließlich ging es hier um Marik. Der Arzt räusperte sich, „Verzeihen Sie Miss Ishtar.“, begann er mit ernster Miene, „Ich denke wir sollten Klartext reden.“. Ishizu sah ihn fragend an, „Wie meinen Sie das?“. „Seien Sie versichert, dass ich Sie und Ihre Gefühle verstehe, aber dennoch werde ich Sie bei der Polizei melden müssen.“, erläuterte der Arzt und irritierte Ishizu damit nur noch mehr. „Ich verstehe Sie nicht.“, war das Einzige, was sie hervor brachte. Sie wusste wirklich nicht, was gemeint war. Ihr würden zwar eine Menge Dinge einfallen für die sie sich selbst wahrscheinlich gerne verurteilen und eingesperrt hätte – allen voran natürlich die Sache mit Kaiba – aber nichts von diesen Dingen konnte der Arzt wissen. Zuerst glaubte sie auch, dass er vielleicht nur einen Spaß mit ihr machen würde, womöglich damit sie der Operation ihres Bruders etwas entspannter entgegen sah, aber der ernste Gesichtsausdruck des Arztes sagte ihr, dass sie sich täuschte. Der Arzt blickte sie prüfend an, „Wirklich nicht?“, fragte er ungläubig, „Nun, dann werde ich es Ihnen wohl einmal erklären müssen Miss Ishtar.“. „Ja, dass werden Sie wohl.“, stellte Ishizu grimmig fest. Was wollte dieser Mann eigentlich von ihr? „Sehen Sie, ich bin schon seit vielen Jahren in diesem Beruf und glauben Sie mir, ich habe schon eine Menge erlebt. Dinge, die Sie sich nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen vorstellen können.“, erklärte der Arzt eindringlich, „Auch solche schwer kranken Menschen wie ihren Bruder erlebe ich hier täglich und dementsprechend natürlich auch die verzweifelten Angehörigen, die dann zu illegalen Mitteln greifen, um ihr geliebtes Familienmitglied zu retten.“. Ishizu erstarrte. Jetzt wusste sie, worauf der Arzt hinaus wollte. Aber sie würde sich nichts anmerken lassen. Sie würde so tun, als wüsste sie von nichts. Man müsste ihr das erst einmal nachweisen. Sie hob den Kopf leicht an und fragte dann: „Und was hat das mit mir zutun Doktor?“. Der Arzt verzog eine beleidigte Miene, „Spielen Sie mir nichts vor! Ich weiß wie diese Organisation vorgeht. Es ist immer dasselbe. Eine anonyme Spende aus einem Krankenhaus in der Umgebung von einem Bekannten, dessen Sohn oder Tochter, je nach Geschlecht des Kranken, im Koma liegt und dessen lebenserhaltende Maschinen abgestellt werden. In neun von zehn Fällen kommt das nötige Organ von der Organisation Orgdo. Zwar konnte man die Organisation noch nie ausfindig machen, aber jene, die ihre Angebote annehmen, landen für zehn Jahre im Gefängnis. Ich hoffe, Sie sind sich also der Tragweite Ihrer Tat bewusst Miss Ishtar.“. Ishizu seufzte genervt auf, „Selbst wenn Sie Recht haben sollten, dann wäre es mir gleichgültig, wie es mit mir weiter geht, solange mein Bruder nur gesund wird und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.“. Wütend kehrte sie dem Arzt den Rücken zu und betrat nun endlich Mariks Zimmer. Sie ließ sich nichts anmerken von dem Schock, immerhin hatte sie nicht angenommen, dass man ihr so leicht auf die Schliche kommen würde oder dass sie wirklich zehn ganze Jahre dafür ins Gefängnis müsste. Aber sie würde die Strafe auf sich nehmen, wenn es sein musste. Das Wichtigste war, dass Marik wieder gesund werden würde. ~*~*~*~ „Ich werde Ihnen einen kleinen Vorschuss geben, welcher es Ihnen ermöglichen wird, Ihren Sohn so zu beerdigen, wie er es sich gewünscht hätte. Den Rest des Geldes bekommen Sie von mir, sobald ich die Versicherung dafür habe, dass alle Vorwürfe gegen Miss Ishtar fallen gelassen wurden...“, hörte Mokuba die Stimme seines Bruders, gerade als er in sein Hotelzimmer zurückkehren wollte. Stattdessen stellte er sich nun vor die Tür zum Zimmer seines Bruder und lauschte gespannt. In Setos Zimmer war ein junges Ehepaar zu Gast, welches Seto gegenüber auf der Couch Platz genommen hatte. Die Frau seufzte immer wieder schwer und schnaubte anschließend in ihr Taschentuch. Der Mann wirkte recht gefasst, hatte jedoch tränenrote Augen. Seto saß auf seinem Sessel, er wirkte nur minder betroffen als er dem Mann die Scheine überreichte. „Ich muss Ihnen das Geld selbstverständlich bar auszahlen, damit niemand auf dumme Gedanken kommt.“, erklärte Seto, während der Mann zögerlich nach dem Geld griff. „Wie kommen Ssie eigentlich darauf, dass die Polizei auf unsere Spur kommen wird?“, fragte der Mann interessiert, während er das Geld in seiner zitternden Hand betrachtete. Seto zuckte die Schultern, „Ich habe Mittel und Wege dafür zu sorgen, dass die Polizei früher oder später auf Sie kommen wird. Seien Sie unbesorgt, alles was Sie tun müssen ist ihre Rolle spielen und Miss Ishtar damit entlasten.“, er lehnte sich etwas zurück, während er sprach. „Finden Sie es nicht etwas geschmacklos, uns um einen solchen Gefallen zu bitten? Wo unser Sohn doch gerade erst verstorben ist?“, nun endlich hatte auch die Frau einmal etwas gesagt. Etwas vorwurfsvoll blickte sie Seto an. Auf Setos Lippen bildete sich ein kaum sichtbares, aber dennoch mitfühlendes Lächeln. „Ich versichere Ihnen, dass ich mir bewusst bin, wie unangenehm Ihnen diese Situation ist. Ich habe auch Verständnis für ihre Wut über mein Angebot. Aber ich hoffe doch, dass auch Sie etwas Verständnis für die Situation von Miss Ishtar haben. Außerdem entschädige ich Sie ja gebührend für die Unannehmlichkeiten, die ich Ihnen bereite.“, damit war diesbezüglich für Seto alles gesagt. „Diese Miss Ishtar muss Ihnen sehr viel bedeuten, wenn sie 100.000 Dollar opfern, nur damit wir eine Geschichte erzählen, die sie entlastet, bevor es überhaupt zu einer Verhandlung kommen kann.“, stellte der Mann fest. Seto verzog eine Miene. „Seien Sie versichert, dass diese Frau mir nichts bedeutet. Aber ich habe Verständnis für ihre Situation. Ich habe selbst einen kleinen Bruder und würde gewiss dasselbe tun. Außerdem habe ich ihr vor kurzem Unrecht getan und schulde ihr daher noch etwas.“, erklärte er ernst. Der Mann hob die Brauen, wenn die Situation nicht so ernst wäre, würde er jetzt wahrscheinlich lachen. Immerhin war dem jungen Herr Kaiba anzusehen, dass diese Antwort nicht ganz der Wahrheit entsprach. „100.000 Dollar? Nur weil sie ihr noch etwas schulden? Muss ja schlimm gewesen sein, das Unrecht, was Sie ihr angetan haben.“, stellte der Mann fest. Setos Blick wurde finster, „Ich bezahle Sie, damit Sie Ihre Rolle spielen und nicht, damit Sie unnötige Spekulationen anstellen. Wenn also alles geklärt ist, dann können Sie jetzt gehen.“, meinte er forsch. Der Mann nickte und erhob sich, seine Frau tat es ihm nach, „Wir werden unser Bestes geben. Auf Wiedersehen Herr Kaiba.“, meinte der Mann noch und verließ mit seiner Frau das Hotelzimmer. An der Tür begegneten sie kurz Mokuba, welcher ihnen nur einen fragwürdigen Blick zuwarf und dann in das Zimmer eintrat. „100.000 Glocken? Nur um Ishizus hübschen Hals aus der Schlinge zu ziehen?“, fragte er seinen Bruder grinsend, welcher ihn nicht bemerkt hatte und somit doch ein wenig erschrocken war, als er ihn hörte. Jedoch ließ er sich nichts anmerken, „Ich habe meine Gründe.“, entgegnete er nur. Mokuba lehnte sich lässig gegen die Wand, „Ja sicher.“, meinte er nur kopfschüttelnd „Fragt sich nur, ob auch wirklich alles so läuft wie geplant.“. „Das wird es.“, versicherte Seto, „Ich habe alle notwendigen Vorkehrungen getroffen. Die nötigen Spuren sind gelegt und ich habe auch dafür gesorgt, dass die Überweisung von dem Geld auf das Konto der Organisation nicht nachgewiesen werden kann und die beiden Herrschaften die eben hier waren, werden für mich den Rest erledigen.“, erklärte Seto sicher, ehe er sich mit fragendem Blick an seinen kleinen Bruder wandte, „Woher weißt du eigentlich davon?“. Mokuba zuckte die Schultern, „Roland hat ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert und den Rest habe ich eben gerade von dir und diesem Pärchen erfahren.“, gestand er grinsend. Seto schüttelte nur mit dem Kopf und erwiderte nichts. Trotz der Probleme, die er im Moment mit Mokuba hatte, wusste er, dass Ishizu es von ihm nicht erfahren würde und auch Roland würde – wie immer – tun was er gesagt hatte und somit schweigen. Dem jungen Pärchen, das eben erst ihren Sohn verloren hatte, vertraute er auch, immerhin erhielten sie eine beachtliche Stange Geld von ihm. Eine Weile war er noch in Gedanken. En wenig bedauerte er es, dass er Ishizu nicht wieder sehen würde. Aber es war wohl besser so. Schließlich schaffte es diese Frau ständig, ihn zu verwirren und zu manipulieren und dass schadete ihm, seinem Ruf und seinem Geschäft. Also wandte er sich schließlich an Mokuba, „Pack dein Zeug zusammen Mokuba. Wir fliegen in einer Stunde zurück nach Domino.“. Mokuba legte den Kopf schräg und blickte seinen Bruder fragend an, „Und Ishizu?“. „Was soll mit ihr sein?“, wollte Seto wissen, „Ich hab dir doch gerade gesagt, dass mein Plan gelingen wird und wie es ihrem Bruder geht, kann ich auch von Domino aus in Erfahrung bringen.“. „Du willst ihr nicht sagen, dass du sie vor dem Knast bewahrt hast, richtig?“, fragte Mokuba und hatte die Antwort eigentlich schon gewusst. „Du hast Recht, ich werde es ihr nicht sagen und auch niemandem sonst. Also geh jetzt endlich und pack dein Zeug zusammen!“, forderte Seto. *~*~*~* Nur wenige Stunden später hatten die Kaiba-Brüder Ägypten verlassen und zur selben Zeit bangten Ishizu und Odion um das Leben von Marik, der gerade operiert wurde. Während die Polizei schließlich auf den Namen des Jungen stieß, dessen Eltern heute bei Seto waren... Dieses mal einen lieben dank an IsisKaiba, welcher extra das Coverbild für mich gezeichnet hat *dir eine Schachtel Pralinen überreich*. Ich finde das bild toll. ^^ Kapitel 3: coincidence ---------------------- Es klopfte an der Tür zu Mariks Zimmer. „Komm rein Ishizu.“, rief er. Ishizu trat ein, in ihrer Hand ein Tablett, welches sie wortlos auf Mariks Nachtschrank abstellte, der bei dem Anblick des Essens auf dem Tablett allerdings eine Miene verzog. „Nun guck nicht schon wieder so!“, forderte Ishizu streng, als sie seinen Blick bemerkte und stemmte die Hände in die Hüften, „Du weißt, was der Arzt gesagt hat. Du sollst dich gesund ernähren.“. Marik hob die Brauen, „Jeah, gesund ernähren, aber nicht vergiften.“. Ishizu seufzte genervt auf, „Das ist kein Gift, das ist Haferschleim und in Europa gehört das zu den Grundnahrungsmitteln.“, stellte sie fest. „Ja, sicher. Aber die Europäer meinen auch, dass Schnecken eine Delikatesse sind. Was schließt du daraus liebe Schwester?“, erkundigte sich Marik grinsend. Ishizu schüttelte jedoch nur den Kopf und reichte ihrem Bruder die Schüssel. „Du wirst das aufessen“, stellte sie klar, „und zwar alles.“. Mit diesen Worten kehrte sie ihm den Rücken zu und verließ sein Zimmer, bevor er ihr widersprechen konnte. Gerade hatte sie das Zimmer verlassen, da kam ihr auch schon Odion entgegen. Innerlich seufzte sie auf. Es war nun schon zwei Monate her, das Marik operiert worden war. Trotz einiger Komplikationen während und auch nach der Operation sind die Ärzte zuversichtlich, dass er schon bald wieder völlig gesund sein wird, auch wenn er sich nun etwas gesünder ernähren und mehr bewegen müsste. Jedoch war Ishizu seitdem nicht mehr zur Ruhe gekommen. Dauernd wollte jemand etwas von ihr. Zum einen war da die Polizei, die ihr immer wieder lästige Fragen stellte, dann war da Odion, der wissen wollte, wo Ishizu das Geld für die Organspende her hatte und ob diese Organisation von der das Organ kommt wirklich die wäre, von der die Polizei spricht und dann war da ja auch noch Marik, der noch einige Zeit Bettruhe brauchte und daher von oben bis unten bedient werden musste. Für sich selbst hatte Ishizu gar keine Zeit mehr. Im Moment würde sie nichts lieber tun, als in ein Flugzeug steigen und auf eine einsame Insel fliegen. Nur mal für ein oder zwei Wochen, damit sie sich erholen konnte von all dem Stress und der Aufregung. Aber mal davon abgesehen das sie Marik nicht alleine lassen wollte, war da ja auch noch die Polizei, die ihr ein Ausreiseverbot gegeben hatte, bis ganz geklärt war, ob Ishizu nun vor Gericht gestellt würde oder nicht. „Was gibt es denn Odion?“, fragte sie den Älteren schließlich, als er vor ihr halt machte. „Die Polizei ist da, sie möchten mit dir sprechen. Sie sind unten im Wohnzimmer.“, erklärte Odion mit besorgter Miene. Ishizu nickte nur und ging nach unten ins Wohnzimmer. „Guten Morgen die Herren.“, begrüßte Ishizu die ungebetenen Gäste, „Wollen Sie vielleicht einen Kaffee oder einen Tee?“. Die beiden Polizisten saßen auf der Couch und blickten ihr entgegen. Einer der Polizisten erhob sich, „Nein danke Miss Ishtar. Wir haben es eilig.“, erklärte er. Ishizu nickte, „Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie locker. Eigentlich hatte sie Angst. Schon die letzten Male hatte man ihr gesagt, dass man eine heiße Spur verfolgen würde, die alles aufklären könnte. Aber sie würde sich nichts anmerken lassen. „Ich muss Sie um Verzeihung bitten Miss Ishtar.“, erklärte der Polizist reuig. „Ich verstehe nicht ganz.“, kam es irritiert von Ishizu. „Nun, wir haben endlich die Familie ausfindig machen können, dessen Sohn Ihrem Bruder das Herz spendete.“, der Polizist versuchte zwar sachlich zu bleiben, aber man sah ihm an, dass die Situation ihm sehr unangenehm war. Immerhin hatte er gleich zwei Familien belästigen müssen, die in einer schrecklichen Situation gewesen waren und dann musste er auch noch all diese Dinge wieder aufwühlen... Ishizu verlor für einen kurzen Moment das Gleichgeweicht und es gelang ihr gerade noch nach der Couchlehne zu greifen. „Bitte?“, fragte sie nach, nachdem der andere Polizist von der Couch aufgestanden war, um ihr den Platz frei zu machen und sie sich setzen konnte. „Wir haben gleich zu Beginn der Ermittlungen einige interessante Informationen erhalten, die uns vor kurzem endlich zu der Familie führten, die das Herz ihres Sohnes Ihrem Bruder gespendet haben. Sie sagten, dass ihr Sohn und Ihr Bruder sich wohl von früher kannten und sehr gemocht haben und als sie hörten, wie es um Ihren Bruder steht, da haben sie sich dazu entschlossen, ihm zu helfen. Sie sagten, sie hätten ihren Namen nicht gesagt, damit niemand auf die Idee kommen würde sie zu besuchen und ihnen zu danken. Immerhin hatten sie ja auch gerade erst ihren Sohn verloren.“, erklärte der Polizist einfühlsam, „Natürlich werden alle Beschuldigungen gegen Sie fallen gelassen Miss Ishtar.“. Ishizu war noch immer schwindlig, „Aber das ist völlig unmöglich...“, murmelte sie. „Wie bitte?“, fragte der Polizist nach. „Nennen Sie mir bitte den Namen der Familie!“, forderte Ishizu schließlich. Irgendetwas war hier faul. Ishizu hatte keinen Zweifel daran, dass etwas nicht stimmte. Sie wusste, dass das Organ von dieser Organisation kam – wo auch immer die es her hatten – und sie war sich sicher, dass niemand der mit dieser Organisation zutun hatte, das Risiko eingehen würde, der Polizei so etwas vorzulügen, zumal Marik keinen Kindheitsfreund haben kann, immerhin lebten sie fast seine ganze Kindheit unter der Erde. „Miss Ishtar, bei allem Respekt, aber die Familie bat darum anonym zu bleiben.“, erklärte der Polizist. „Bitte nennen Sie mir den Namen, dass ist doch das Mindeste, was Sie tun können, nachdem sie meiner Familie und mir so viele Unannehmlichkeiten bereitet haben, oder nicht?“, wenn Ishizu etwas von Kaiba gelernt hatte, dann das die Dinge immer genau so zu drehen, wie sie sie brauchte. Der Polizist senkte den Kopf, „Sie haben Recht, hier bitte. Da stehen Name und Adresse der Familie drauf.“, er überreichte Ishizu eine Karte, „Ich bitte nochmals um Verzeihung. Guten Tag.“, damit verabschiedete sich der Polizist und er, sowie sein Kollege, verließen das Haus. Odion, der die ganze Zeit im Türrahmen gestanden und zugehört hatte, seufzte erleichtert, „Siehst du Ishizu, ich habe dir doch gesagt, es wird alles gut.“. Ishizu sah ihn an, „Nichts ist gut.“, meinte sie leise und blickte auf die Karte. Der Name dieser Leute sagte ihr nichts, sie kannte zwar die Adresse, aber sie hatte nie gewusst, wer dort wohnt. Sie schaute wieder auf, „Odion, ich muss kurz weg. Achte bitte darauf, dass Marik isst.“, und schon war sie verschwunden. *~*~*~* Ishizu war eine Weile mit einem Taxi gefahren und nun stand sie vor dem hübschen kleinen Anwesen, das scheinbar der Familie gehörte, welche für sie gelogen hatte. Sie betrat das Anwesen und wollte bereits klingeln, als sie eine Stimme aus dem hinteren Teil des Gartens vernahm. So machte sie also kehrt, ging um das Haus herum und konnte gerade noch so stoppen - bevor man sie entdeckte – als sie einen Hubschrauber mit den Initialen ‚KC’ sah, welcher in dem Garten der Familie geparkt hatte. Sie sah einen Mann mittleren Alters in einem schwarzen Anzug, der einem jungen Mann einen silbernen Koffer überreichte. „Das restliche Geld ist in dem Koffer. Bitte denken Sie daran, niemandem zu sagen, von wem Sie das Geld haben und warum.“, forderte der Mann in dem Schwarzen Anzug. „Seto Kaiba ist Ihnen sehr verbunden für die Hilfe.“, mit diesen Worten machte der Mann im Anzug kehrt und stieg wieder in den Hubschrauber ein, welcher kurz darauf auch schon davon flog. Ishizu stand wie erstarrt da. Konnte es ein Zufall sein, dass ausgerechnet heute, wo man sie entlastetet hatte, ausgerechnet hier bei denen, die sie entlastet hatten, ein Hubschrauber der Kaiba Corporation landete und der Familie, welche für sie gelogen hatte, einen Koffer mit Geld überreicht wurde, von einen von Kaibas Angestellten? Nein, das war einfach zuviel Zufall für diesen einen winzigen Umstand. „Verzeihung, kann ich Ihnen helfen?“, die Frau des Hauses war soeben nach Hause zurück gekehrt und hatte die junge Unbekannte bei sich im Garten entdeckt. Ishizu drehte sich zu ihr um, „Ich bin Ishizu Ishtar.“, sagte sie und versuchte gefasst zu wirken. Die Frau zuckte leicht zusammen, als sie Ishizus Namen hörte. „Miss Ishtar...“, stammelte sie, „Es... ist mir eine Freude Sie kennen zu lernen. Wie kann ich Ihnen helfen?“. Scheinbar war die Frau in der Hoffnung, dass Ishizu nicht hier war, weil sie von der Lüge erfahren hatte, die sie gerettet hatte. „Ich möchte wissen, wieso sie gelogen haben, um mich zu retten und wieso sie Geld von Seto Kaiba erhalten?“, erklärte Ishizu deutlich. Die Frau schluckte. „Warum kommen Sie nicht mit rein und trinken mit mir zusammen einen Schluck Tee? Ich erzähle Ihnen dann alles.“. Ishizu nickte ihr zu und folgte der leicht nervösen Frau dann ins Haus. *~*~*~*~*~* Seto saß in seinem Büro und brütete über einem neuen Projekt. Es wurde endlich Zeit, dass er ein neues Turnier gab und warum sollte er nicht auch gleich eine neue Duelldisk erfinden, für die er dann während des Turniers werben könnte? „Ishizu ist also aus der Sache raus, hab ich das vorhin richtig verstanden?“, der Geist des Pharaos brezelte auf Kaibas Bürocouch und blickte Kaiba fragend an, dieser allerdings schien nicht bereit etwas zu erwidern. Stattdessen blätterte er in seinen Unterlagen und missachtete den Geist völlig. „Kaiba?“, fragte Atemu nach. „Kaiba, ich weiß das du mich hörst.“, fügte er dann noch hinzu. Aber immer noch kam keine Reaktion. Wie lange der Geist des Pharaos nun schon sein Unwesen in seinem Büro trieb, dass wusste Seto gar nicht mehr. Auch hatte er nie heraus gefunden, warum er das überhaupt tat. Er hatte ihn zwar des Öfteren gefragt, warum er nicht seine kleinen Kindergartenfreunde nerven ginge, aber darauf hatte er nie eine klare Antwort erhalten. Er versuchte sich des Öfteren daran, den Pharao einfach zu ignorieren. Eigentlich müsste es doch ganz simple sein, jemanden zu ignorieren, den niemand sah – außer man selbst – jedoch war der Pharao von Haus aus sehr hartnäckig und so wusste Kaiba eigentlich schon, dass dieser Monolog bald in einem Dialog enden würde. Atemu sprang von der Couch und ging nun auf Kaibas Schreibtisch zu, „Huhu!“, er fuchtelte wie wild vor dessen Gesicht rum. Seto sah wütend zu ihm auf, „Pharao, wenn ich mir nervige Gesellschaft wünsche, dann frage ich Wheeler, ob er nicht mit mir einen Kaffee trinken würde, okay? Also, lass mich in Ruhe weiter arbeiten!“, plärrte er ihn an. Doch an Atemu prallte das ab. „Wenn du mir nun sagst, was mit Ishizu ist, dann lasse ich dich in Ruhe.“, meinte er und lehnte sich gelassen gegen Setos Schreibtisch. Seto seufzte genervt, „Ishizu ist aus dem Schneider und ihr Bruder scheint auch auf den Weg der Besserung zu sein. Bist du nun zufrieden?“. Mittlerweile fing Seto an, an Flüche zu glauben, schlimmer aber war, er glaubte das er selbst verflucht war. Es gab keine andere Erklärung für all das Chaos, das ihn in der letzten Zeit verfolgte und so wartete er nur auf die folgende Antwort: „Nein ich bin nicht zufrieden.“, und stöhnte nur ein: „Ich wusste es...“. „Was stört dich denn noch?“, wollte Seto wissen. Naja, eigentlich wollte er es nicht wissen, aber der Pharao würde keine Ruhe geben, bis seine – noch nicht ausgesprochene Frage – beantwortet war. „Ich will wissen, wieso du ihr geholfen hast!“, war Atemus deutliche Antwort. „Zum letzten Mal Pharao: ich hatte meine Gründe, okay?“, kam die gereizte Antwort von Seto, welcher wieder dieses schmerzhafte Pulsieren in den Schläfen spürte, das er immer bekam, wenn er zu lange mit diesem Geist kommunizierte. Der Pharao grinste kopfschüttelnd, „Erzähl das deiner Oma!“. „Ich hab keine.“. „Dann erzähl das Roland.“. „Der weiß es schon.“, war es dumm, dass Seto sich im Moment äußerst lächerlich vorkam? „Kaiba...“, setzte Atemu schließlich an, ging um Setos Schreibtisch herum und setzte sich schließlich darauf – was Seto nur genervt seufzen ließ – ehe er die Beine übereinander schlug und meinte: „Mir kannst du es doch sagen, ich bin schließlich ein Geist und da nur du mich sehen oder hören kannst, kann ich auch nichts ausplaudern.“, erklärte er grinsend, „Sieh mich als dein... Seelenklempner.“. „Ich brauche keinen Hirnschaden-Doktor, klar soweit?“. „Du würdest dich besser fühlen, wenn du aussprechen würdest, was du für sie empfindest.“. „Ich empfinde gar nichts für sie.“. „Und vor allem könntest du dich dann endlich konzentrieren.“. „Ich kann mich sehr gut konzentrieren.“, Seto schrie nun schon fast und es war ihm völlig egal was seine Angestellten da draußen in den Fluren dachten, Hauptsache der Pharao hörte endlich auf Öl in die Wunde zu schütten. „Wenn du so konzentriert bist, wie du meinst,“, begann der Pharao triumphierend, „Wieso ist dieses Dokument...“, er schnappte sich das Blatt Papier, das vor Seto lag, „Noch immer total leer, obwohl du schon seit geschlagenen drei Stunden davor sitzt?“. Seto ballte die Hände zu Fäusten, „Du hast Recht, vielleicht habe ich wirklich Probleme mich zu Konzentrieren, aber das liegt nicht an ihr sondern an dir!“. Gerade da der Pharao etwas erwidern wollte, sprang die Tür zu Setos Büro auf und sofort entglitten Seto und Atemu alle Gesichtszüge, als sie die Person sahen. „Auch das noch...“, seufzten sie im Chor. „Seto-lein!“, eine junge Frau in Setos Alter und spazierte strahlend auf ihn zu. „Noriko...“, seufzte Seto, „Hab ich dir nicht schon ein duzend mal erklärt, dass du, wenn du dich schon nicht bei meiner Sekretärin anmeldest, wenigstens anklopfen sollst, bevor du rein kommst und nenn mich gefälligst nicht ‚Seto-lein’, da wird mir jedes Mal schlecht.“. Noriko lächelte ihn an, ging um seinen Schreibtisch herum und setzte dazu an, sich genau auf die Stelle seines Schreibtisches niederzulassen, auf der auch Atemu saß. „Nein, Noriko nicht!“, rief er ihr noch zu, aber da hatte sie sich bereits gesetzt. Sie war irgendwie mit dem Körper des Pharaos verschmolzen und gab somit ein äußerst lächerliches Bild ab. „Irgendwie unbequem...“, jammerte sie und sprang anschließend wieder runter. Atemu verzog eine irritierte Miene, die jeden anderen – nur eben nicht Seto – zum Lachen gebracht hätte, sagte aber nichts. „Was willst du hier?“, fragte Seto schließlich genervt und ließ sich in seinem Stuhl etwas zurück sinken. „Dich sehen, du warst immerhin für ganz lange Zeit in Ägypten und hast es nicht einmal für nötig gehalten, mich anzurufen, dass du wieder da bist.“, sie verzog einen bitteren Schmollmund, während sie das sagte, der wohl jeden anderen zum Schmelzen gebracht hätte, Seto aber bloß aufseufzen ließ. Willkommen in meinem Leben... Das war sie, seine eingebildete und strohdumme Verlobte Noriko Sakurada. Zwar war sie mit Schönheit gesegnet, dass war aber auch das Einzige und so spielte Seto bereits mit der Frage, wie er sie am schnellsten loswerden könnte, sobald er die Firma ihres alten Vaters übernommen hatte. Dies war nämlich der einzige Grund für die Verlobung. Herr Sakurada war der Besitzer und Leiter einer Computerfirma, hinter der Seto schon lange her war und da der alte Herr so langsam nicht mehr kann und seine einzige Tochter zu dumm ist, um die Firma zu leiten oder sie in eine Kosmetikfirma umstrukturieren würde , hatte Herr Sakurada Seto vorgeschlagen, die Firma zu übernehmen unter der Bedingung, dass er Noriko heiraten würde. Seto wusste nicht mehr so genau, ob er zugestimmt hatte, weil er so scharf auf die Firma war oder weil er einfach nur wollte, dass die Presse endlich einsah, dass er NICHT schwul war. Auf jeden Fall wusste er aber, dass er die Entscheidung bereute. Noriko war wohl das Schlimmste, was ihm passieren konnte. Er war dankbar, dass die Verlobung noch nicht offiziell war, denn so hatte er immer noch die Möglichkeit aus der Sache auszusteigen. Andererseits bedeutete die Ehe nichts für ihn. Es war nur ein wertloser Vertrag, der ihm eine Menge Rechte zusprechen würde und ihr... nun, dass sollte seine Sorge ja nicht sein. Fakt war: wenn er sie heiratete, bekam er endlich diese Firma und um Noriko konnte er sich anschließend immer noch kümmern. Außerdem wollte er diese Firma unbedingt haben und ihr Wert war einfach zu hoch, um sie zu kaufen ohne dabei das Risiko einzugehen, Pleite zu machen. So würde er sich also seinem Schicksal – Pardon – seiner Sturheit beugen müssen und diese abartige Person heiraten. „Mit wem hast du eigentlich gerade geredet?“, fragte Noriko schließlich interessiert. Seto blickte sie finster an, „Raus!“. „Aber...“. „RAUS!“. *~*~*~*~*~* In Kairo stieg gerade eine wütende Ägypterin in ein Flugzeug nach Domino, nicht ahnend, dass es so schnell kein zurück für sie geben würde. ~~~ An dieser Stelle, wieder einen lieben dank an meine Betaleserin und an die beiden besten Kommischreiber der Welt. PS: Ja, das Jack Sparrow Zitat war beabsichtigt. ^^ Kapitel 4: caged ---------------- Es war kurz vor Mitternacht, als Ishizu in Domino ankam. Es hatte zu regnen begonnen und Ishizu kam sich irgendwie dumm vor. Sie hatte von dem jungen Ehepaar erfahren, dass sie von Kaiba 100.000 Dollar versprochen bekommen hatten unter der Bedingung, dass sie der Polizei erzählen würden, sie wären jene anonyme Spender, die das Herz ihres Sohnes zu Gunsten von Ishizus Bruder gespendet hatten. Sie erzählten, dass Kaiba sie persönlich gesprochen hatte und dass sie ihm geholfen hatten, weil sie Mitleid mit ihr hatten und sie glaubten, dass es ihm sehr wichtig wäre, ihr zu helfen und nicht wegen des Geldes. Im Grunde war es Ishizu gleich, wieso diese Leute nun geholfen hatten. Alles was sie wissen wollte war: woher Kaiba all diese Informationen hatte. Wie konnte er wissen, wie die Organisation vorging? Außerdem interessierte es sie, wieso er sich ihretwegen die viele Mühe gemacht hatte. Immerhin war es sicher nicht einfach gewesen eine Familie zu finden, die das durchgemacht hatte und dennoch für eine unbekannte Frau lügen würde, zudem musste er ja auch etwas gedreht haben, damit die Polizei erst einmal auf die Spur dieser Familie kam. Die Mittel und Kontakte dazu hatte er, da war sich Ishizu sicher, aber sie begriff nicht ganz warum er das getan hatte. Zuerst war sie auch einfach nur wütend gewesen. Dass er sich ungebeten eingemischt und ihr davon nicht einmal etwas gesagt hatte. Deswegen war sie nach Hause gefahren, hatte nur ein paar Sachen zusammen gepackt und war ins nächstbeste Flugzeug nach Domino gestiegen, ohne wirklich darüber nach zu denken, was sie da tat. Nun war es aber zu spät, sie war hier und sie würde auch nicht wieder abreisen, bis sie nicht mit Kaiba gesprochen hatte. Obwohl sie sich noch nicht sicher war, ob sie ihm dankbar um den Hals fallen oder ihn stattdessen wütend in Grund und Boden stampfen sollte. Außerdem war es schon mitten in der Nacht. Es hätte keinen Sinn mehr gemacht jetzt noch bei ihm zu Hause aufzukreuzen und so bestellte sie sich ein Taxi und wollte in das nächstbeste Hotel fahren. Sie fuhr dabei auch an der KC vorbei, wo Ishizu erkannte, dass in einem der Büros noch Licht brannte und man musste kein Genie sein, um zu wissen, wessen Büro es war und welcher Idiot um diese Uhrzeit noch arbeitete. So befahl sie dem Fahrer anzuhalten, schnappte sich ihre Koffer, bezahlte das Taxi und marschierte geradewegs in die Firma. Es ging erstaunlich einfach. Die automatische Schiebetür öffnete sich und ließ sie rein. Derweil war sich Ishizu sicher, dass man um diese Urzeit nur noch mit einer bestimmten Zugangskarte in die Firma kommen würde. Niemand war zu sehen und Ishizu frage sich, ob Kaiba sogar zu geizig war, um Sicherheitspersonal einzustellen. Sie stellte ihre Koffer in einer dunklen Ecke ab und fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben in die Chefetage. *~*~*~* Seto saß an seinem Laptop und haute wie wild auf die Tasten. „Kann es sein, dass du irgendwie schlecht gelaunt bist?“, erkundigte sich der Pharao bei ihm, welcher auf der Couch saß und gelangweilt Löcher in die Luft starrte. Doch wie üblich erhielt er keine Antwort. „Oder hat dich etwa eine Muse geküsst?“, versuchte es der Pharao erneut, erhielt aber wieder keine Antwort. Es war wohl von beidem etwas. Seto war irgendwie auf einmal noch schlechter gelaunt als vorher, was auch daran liegen könnte, dass er vor kurzem von seiner Haushälterin Maja einen Anruf erhalten hatte, dass sein kleiner Bruder noch nicht nach Hause gekommen war, obwohl er den nächsten Tag wieder in die Schule musste. Eine Muse – auch wenn er daran nicht glaubte – hatte ihn wohl auch geküsst, denn auf einmal kamen ihm Wellen von Ideen, wie er seine Duelldisks verbessern könnte und die er sofort aufschreiben musste. Seto war gerade dabei die technischen Verbesserungen aufzuschreiben, als die Tür zu seinem Büro aufgerissen wurde und ihm eine vertraute Stimme entgegen plärrte: „Seto Kaiba, wie konntest du es wagen?!“. Völlig Perplex war der Pharao von der Couch aufgesprungen und starrte die junge Ägypterin mit offenem Mund an. Seto sah äußerst locker zu ihr auf – das junge Paar hatte Kontakt mit ihm aufgenommen und gesagt das Ishizu über alles Bescheid wüsste, daher hatte er irgendwie damit gerechnet, dass sie hier auftauchte – und meinte nur: „Ich dachte ich hätte mich neulich Nacht deutlich genug ausgedrückt, als ich sagte, dass ich dich nicht mehr sehen will, oder hast du da etwas falsch verstanden?“. Ishizu sah sich einen Moment in dem Raum um, als suche sie nach etwas. Sie war sich ganz sicher die Präsenz des Pharaos zu spüren. Doch das war ja nicht der Grund warum sie gekommen war, also wendete sie sich schließlich Seto zu – welcher gerade dabei war seinen Laptop herunter zu fahren – und fauchte ihn an: „Ich wäre nicht hier, wenn du dich nicht in meine Angelegenheiten eingemischt hättest.“. Ein emotionsloses ‚Aha’ kam von Seto als er seinen Laptop schloss und zielstrebig Richtung Tür marschierte. „Hey Kaiba,“, rief ihm der Pharao nach. „Was war das?“, fragte Ishizu irritiert. Seto winkte ab, „Nur mein Hausgeist.“, es verwunderte ihn nicht, dass Ishizu ihn hören konnte. „Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen, jetzt wo es spannend wird, du weißt doch, dass ich dein Büro nicht verlassen kann.“, jammerte der Pharao. „Ist das der Pharao?“, Ishizu war nun völlig perplex, während sie Kaiba aus dem Büro folgte. „So in der Art.“, meinte Seto nur, während er auf den Fahrstuhl zu marschierte, „Wie bist du eigentlich hier rein gekommen?“ fragte er dann irritiert. „Durch die Tür.“, entgegnete Ishizu, ihm noch immer folgend. Seto schüttelte genervt den Kopf, „Wird wohl Zeit, dass ich den Sicherheitsdienst feuere.“, seufzte er und drückte auf den Knopf des Fahrstuhls. „Wirst du wohl.“, stimmte Ishizu zu, als mit einem leisen „Bing“ die Fahrstuhltür auf ging und sie und Kaiba – mit einer merkwürdigen Ruhe und Gelassenheit – einstiegen. „Also, was genau willst du von mir Ishizu?“, erkundigte sich Seto schließlich, während er auch den Knopf für das Erdgeschoss drückte. „Das fragst du noch?!“, kam es gereizt von ihr. „Du hast dich in Dinge eingemischt, die dich überhaupt nichts angehen und hast es nicht einmal für nötig gehalten, mich darüber zu informieren!“, plärrte sie ihm atemlos entgegen. Seto verleierte die Augen. Gerade wollte er etwas sagen, als es einen heftigen Ruck gab und die beiden das Gleichgewicht verloren und zu Boden stürzten. „Verflucht!“, Seto war der Erste, der wieder auf den Beinen war. „Was war das?“, fragte Ishizu, während sie sich ebenfalls wieder aufrichtete. Seto seufzte genervt auf und blickte sie mit einem ‚das wird dir nicht gefallen’ Blick an. „Der Fahrstuhl ist stecken geblieben.“. „ER IST WAS?!“. „Klasse Ishizu, du hast so laut gebrüllt, da dürfte es glatt unnötig seien, den Notfallknopf zu drücken, denn die ganze Stadt dürfte dich gehört haben.“, kopfschüttelnd drückte er den roten Knopf und lehnte sich dann gegen die Fahrstuhlwand. „Und jetzt?“, wollte Ishizu wissen, während sie sich den Schmutz des Fahrstuhlbodens von ihrem Kleid klopfte. Seto zuckte gelassen die Schultern, „Das kommt ganz darauf an, wo das Sicherheitspersonal sich rumtreibt.“, erklärte er mit einer lässigen Handbewegung, dann warf er einen Blick auf seine Rolex, „Es kann allerdings eine Weile dauern, da die gerade ihren stündlichen Rundgang machen und dabei feststellen werden, dass die Eingangstür noch offen ist und es wird eine Weile dauern, bis diese Idioten den Mechanismus gefunden haben, der die Tür verriegelt, tja und dann... müssen sie erst einmal einen Notfalldienst rufen, der uns hier heraus holt, richte dich also auf ein paar Stunden in trauter Zweisamkeit ein.“, noch immer war er ganz ruhig und gelassen und irgendwie brachte das Ishizu auf die Palme. „Die letzten Stunden in trauter Zweisamkeit haben mir schon gereicht.“, meinte Ishizu und lehnte sich seufzend ebenfalls gegen die Fahrstuhlwand. Eine Weile war es erschreckend still im Fahrstuhl. Einzig Ishizus unregelmäßiges Atmen war zu hören. Sie wusste nicht wieso, aber sie hatte das Gefühl, dass irgendetwas ihr die Kehle zuschnüren würde. Es viel ihr schwer ruhig und gleichmäßig zu atmen. Außerdem war ihr plötzlich so heiß und sie fühlte sich schwummerig. Zudem klopfte ihr Herz wie wild gegen ihre Brust, sie wusste nicht, ob das an Kaiba lag – der sie im Moment keines Blickes würdigte – oder an der Situation. Sie musste sich irgendwie ablenken und so fragte sie: „Warum hast du mir geholfen?“. Erneut verleierte er die Augen. Seinen Blick hatte er noch immer starr gegen die geschlossene Fahrstuhltür gerichtet und es wirkte nicht so, als ob er vorhätte, daran etwas zu ändern, „Ist dir eigentlich klar, dass ich deinen Hals gerettet habe? Du wärst jetzt wahrscheinlich schon hinter schwedischen Gardinen, wenn ich die Dinge nicht so gedreht hätte, dass die Polizei dir nicht auf die Schliche kommt.“. „Das weiß ich.“, gab sie seufzend zu, während sie spürte, wie ihre Beine begannen nachzugeben. „Warum lässt du es dann nicht sein? Es ist doch absolut egal was ich warum getan habe, der Fakt ist, dass dein Bruder wieder gesund wird und du nicht im Knast gelandet bist, also gib endlich Ruhe und kehre dahin zurück wo du hingehörst.“, er hatte sich grob im Ton vergriffen. Er hatte sie angeschrien und gleichzeitig irgendwie verletzt geklungen. Beides war nicht seine Absicht gewesen. Aber es ärgerte ihn einfach. Warum konnte sie nicht akzeptieren, dass es so war wie es war und anstatt sich aufzuregen, lieber dankbar sein? Er war etwas irritiert, als Ishizu nichts erwiderte. Aus Sorge darum, dass sie weinen würde – es gab nicht viel was ihn schwach machte, aber das schon – wendete er nun doch seinen Blick auf sie und sah gerade noch so, wie sie ohnmächtig Richtung Boden stürzte. Er bekam sie gerade noch zu fassen, bevor sie unsanft auf dem harten Fahrstuhlboden aufgeprallt wäre. ~*~*~ Eine geschlagene Stunde waren sie nun schon in dem Fahrstuhl eingesperrt gewesen, als Ishizu endlich die Augen wieder öffnete. Ihr Kopf lag auf Kaibas Beinen und ihre Füße lagen auf etwas zusammen gerollten, so dass sie etwas höher lagen, was Ishizu schon bald als Kaibas Mantel identifizierte. „Wenn du dich damit an mir rächen wolltest, dann fand ich diesen Versuch ziemlich geschmacklos.“, verkündete Kaiba, als er bemerkte, dass Ishizu wach war. Sie wollte sich aufrichten, allerdings drehte sich noch immer alles um sie herum und so kam sie nicht all zu weit, bis sie zwei starke Arme wieder nach unten drückten. „Du bleibst besser noch eine Weile liegen.“, kam es von Seto, ehe er fragte: „Seit wann neigst du denn dazu in Ohnmacht zu fallen?“. „Weiß nicht.“, antwortete sie heiser und bemerkte erst jetzt, wie trocken sich ihr Mund und ihre Kehle anfühlten, „Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich nicht gerne eingesperrt bin und außerdem ist die Luft hier ziemlich mies...“. „Oder es liegt daran, dass du dich in den letzten zwei Monaten komplett übernommen hast.“, stellte er tonlos fest. Mit einem Ruck richtete sich Ishizu auf und bereute es bald wieder, denn in ihr kam eine Übelkeit auf, die sie kaum unterdrücken konnte. „Du spionierst mir nach.“, stellte sie entsetzt fest, als es ihr gelungen war zurückzuhalten, was kaum noch zurückzuhalten war. „So würde ich das nicht sehen.“, entgegnete Seto ihr gelassen und wieder war sein Blick auf die Fahrstuhltür gerichtet, „Ich wollte wissen, wie die Ermittlungen der Polizei laufen, um eingreifen zu können, wenn doch etwas ungeplantes passiert wäre und so war eben immer jemand in deiner Nähe.“, er seufzte auf, „Aber bilde dir ja nichts darauf ein. Das war eine einmalige Sache, das nächste Mal ziehe ich deinen Hals nicht aus der Schlinge.“. Sie zog die Beine fest an ihren Körper und blickte Seto von der Seite an, „Es wird kein nächstes Mal geben“, versicherte sie „Aber ich finde trotzdem, dass ich dir etwas schuldig bin. Immerhin hast du eine ganze Menge Geld dafür hergeben müssen.“. „Wir sind bereits quitt, Ishizu.“, stellte Seto trocken fest. „Nein, sind wir nicht, ich habe dir lediglich für das Geld von Mariks Operation... etwas gegeben. Nicht aber für deine Hilfe jetzt.“. „Dir ist echt nicht zu helfen.“ „Was meinst du?“, fragte Ishizu irritiert nach. „Du hattest das Geld lange auf deinem Konto, als du in dieser Nacht zu mir kamst, aber anstatt mir dafür die Hölle heiß zu machen, regst du dich darüber auf, dass ich dich vor dem Gefängnis bewahrt habe und als ich dir sage, dass ich keine Gegenleistung will, da bestehst du darauf, dennoch eine zu leisten. Ishizu verdammt, du hast einmal mit mir geschlafen und das reicht mir absolut aus, klar? Ich will weder dein Geld, noch sonst irgendetwas. Geht das endlich in deinen Kopf?!“, wieder hatte er sich leicht im Ton vergriffen. Aber dieses Mal erhielt er ein schwaches Nicken von Ishizu. „Herr Kaiba?“, endlich ertönte eine Stimme aus dem Lautsprecher. Seto seufzte erleichtert auf, „Wird ja auch Zeit, wo haben Sie so lange gesteckt?“. „Verzeihen Sie Herr Kaiba, es gab ein... uhm... technisches Problem mit dem Mechanismus der Eingangstür. Aber wir haben die nötigen Helfer bereits angerufen. Brauchen Sie sonst noch etwas?“, erkundigte sich der Mann vom Sicherheitsdienst. Seto blickte rüber zu Ishizu, die doch etwas blass wirkte und sich die Hand vor den Mund hielt. „Soll ich einen Arzt rufen lassen?“, fragte er sie. Doch sie schüttelte nur mit dem Kopf. „Nein,“, seufzte er schließlich, „Außer einen neuen Sicherheitsdienst brauchen wir nichts.“. „Wir?“. „Halten Sie die Klappe und überlegen Sie sich lieber eine gute Ausrede für Ihr Versagen heute!“, plärrte Seto und sofort war es still. ~*~*~*~ Es war etwa drei Uhr am Morgen, als Ishizu und Seto endlich in der Kaibavilla ankamen. „Merk dir eines Ishizu,“ setzte Seto an, als er die Haustür öffnete, „Iss nie etwas in einem Billigflieger.“. Sie sah ihn bloß schweigend an. Kaum hatten sie den Fahrstuhl verlassen, hatte sie sich übergeben müssen. Sie hatte nichts mehr im Magen und ihr war dennoch furchtbar übel und eines war klar: Es konnte nicht vom Flugzeugessen kommen, denn sie war viel zu wütend gewesen, um etwas zu Essen. Wahrscheinlich lag es wirklich daran, dass sie überarbeitet war. Sie hatte kaum geschlafen in den letzten Wochen, sie war nie dazu gekommen, richtig zu essen und sie hatte auch nie die Gelegenheit gehabt mal etwas zu tun wie entspannen oder ihren Hobbys nachzukommen. Aber sie nickte Artig. Sie hatte auch keinen Widerstand geleistet, als er beschlossen hatte, dass sie heute bei ihm übernachten würde. Dazu war sie zu müde und fühlte sich einfach zu schwach. „Seto, da bist du ja.“, eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren und großen braunen Augen, die in einen langen Morgenmantel gekleidet war, kam die große Treppe hinunter und blickte Kaiba erleichtert entgegen, „Du hattest doch gemeint, du würdest gegen Mitternacht zu Hause sein.“. Seto zuckte mit den Schultern, „Mir ist etwas dazwischen gekommen. Aber deswegen hättest du nicht aufbleiben müssen.“. Die Frau kam nun ganz auf sie beide zu, „Seto, das Telefon hat heute den ganzen Tag geklingelt.“, erklärte sie. „Ist Mokuba endlich da?“, fragte Seto relativ unberührt und half Ishizu aus ihrer Jacke. „Er ist vor zehn Minuten gekommen und in sein Zimmer verschwunden und als ich vor 5 Minuten nach ihm gesehen habe, hat er geschlafen wie ein Baby.“, erklärte die Frau, „Aber darum geht es nicht. Herr Yugi hat angerufen und Mr. Wheeler und einige andere Duellanten aus der ganzen Welt, die...“, Seto hob die Hand und die Frau schwieg sofort. „Maja, ich bin dir wirklich sehr dankbar, aber erzähl mir das Morgen früh noch mal, ich bin todmüde.“, erklärte Seto „Aber wir haben einen Gast heute Nacht, also mach Miss Ishtar bitte ein Gästezimmer fertig und dann solltest du auch schlafen gehen.“. Die junge Frau mit Namen Maja nickte, „Brauchst du sonst noch etwas?“, fragte sie. Doch Seto schüttelte nur den Kopf. „In Ordnung. Warten Sie hier noch einen Moment, Miss Ishtar, ich werde Ihnen Ihr Zimmer fertig machen.“, wendete sie sich dann an Ishizu, bevor sie hastig wieder nach oben stürmte. „Wer... war das?“, wendete sich Ishizu an Kaiba. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie störte es sie, dass zwischen Seto und Maja so viel spürbares Vertrauen herrschte und sogar etwas Zuneigung. Seto grinste ihr müde entgegen, „Neugierig?“. „Vielleicht.“. Er seufzte auf, „Ich bin müde. Also hörst du die Kurzversion dieser langen Geschichte. Sie hat schon für meinen Stiefvater gearbeitet, als Mokuba und ich von ihm adoptiert wurden, sie bezahlt mit dem Geld das Kunstinternat ihrer kleinen Schwester, wenn du mehr wissen willst, frag sie Morgen selber.“, mit diesen Worten kehrte er ihr den Rücken zu und verschwand nach oben. Kurz darauf tauchte auch Maja wieder auf und als Ishizu nach ihrer Beziehung zu Kaiba fragte, erklärte sie, dass sie sich lieben wie Geschwister. Daraufhin hat sie Ishizu in das Gästezimmer gebracht. Doch Ishizu glaubte nicht daran, dass sie diese Nacht ein Auge zu bekommen würde... Kapitel 5: Unconscious ---------------------- Es hatte begonnen zu stürmen. Von Zeit zu Zeit erhellten Blitze den Himmel und ein grelles Donnern war zu hören. Die Regentropfen prasselten gegen die Scheiben und der Wind pfiff durch jede offene Ritze. Seto lag in seinem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte Löcher an die Zimmerdecke. Er war zweifelsfrei ziemlich müde – was eigentlich recht selten vorkam – doch was er auch versucht hatte, es war ihm nicht gelungen Schlaf zu finden. Er musste dauernd an Ishizu denken. Daran, dass sie jetzt hier war, in irgendeinem der vielen Gästezimmer, irgendwo ganz in seiner Nähe. Er fragte sich, was sie wohl zum Schlafen anzog und wie sie darin aussah. Er fragte sich, ob es ihr mittlerweile eigentlich besser ging. Das Bild, wie sie ohnmächtig zu Boden stürzte, hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt, ebenso wie das angenehme Gefühl, sie im Arm zu halten. Gleichzeitig wurde er wütend, wenn er an sie dachte. Er war wütend. Wütend über ihren Stolz und ihre Sturheit – obgleich er wusste, dass er ihr da in nichts nachstand. Er war wütend, weil sie nicht wütend war, dass er sie zu dieser einen Nacht ‚gezwungen’ hatte, obwohl er ihr das Geld bereits freiwillig überlassen hatte. Er war wütend, weil sie stattdessen sauer auf ihn war darüber, dass er ihr geholfen hatte. Warum zum Teufel waren Frauen nur so kompliziert? Warum zum Teufel hatte er sich überhaupt auf dieses ganze Theater eingelassen? Warum war er nur nach Ägypten gegangen und hatte diese Statue erworben, die jetzt sowieso nur dumm in seinem Büro herum stand? Warum hatte er ihr nicht einfach gleich das Geld gegeben, als er von Mariks Krankheit erfahren hatte? Er seufzte bitter auf. Er mochte solche schwierigen Sachen nicht. Zwar liebte er Herausforderungen, aber... das war keine Herausforderung, das war eine Katastrophe, wie sie nicht einmal Wheeler hätte verursachen können und er war da auch noch ganz allein hinein geraten. Das hieß, dass er niemandem die Schuld dafür geben konnte – außer sich selbst – und das ärgerte ihn noch mehr... ~*~*~*~*~ Auch Ishizu lag noch wach. Sie wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere und fand dabei einfach keine Ruhe. Sie konnte sagen, dass es ihr gesundheitlich schon etwas besser ging. Aber sie konnte auch sagen, dass das nicht lange halten würde, wenn sie nicht bald einschlief. Die Schuld an dem Ganzen gab sie selbstverständlich Kaiba. Wäre er nicht in Ägypten gewesen, dann wäre alles viel leichter gewesen. Beinahe hätte Ishizu diesem Gedanken sogar geglaubt. Aber sie musste ehrlich mit sich sein: wäre Kaiba nicht gewesen, dann wäre Marik vermutlich bereits tot. Deswegen war sie Kaiba ja auch etwas schuldig. Andererseits hatte sie ihre Schuld ja neulich Nacht eigentlich beglichen und seine Hilfe dafür, dass sie nicht ins Gefängnis musste, musste sie ihm ja nichts schuldig sein, immerhin hatte sie ja nicht um Hilfe gebeten. Dennoch fühlte sie sich schuldig. Auch wenn Kaiba reich war, so hatte sie ihn jetzt insgesamt über eine halbe Millionen gekostet und keinen einzigen Cent zurück gezahlt. Er hatte ihr zwar heute deutlich gemacht, dass er nichts von ihr wollte – außer seine Ruhe – aber Ishizu wusste nicht, ob sie damit Leben konnte. Irgendwie empfand sie im Moment Sehnsucht nach ihm. Sie musste an jene Nacht zurück denken, in der sie – in mehrfacher Hinsicht – von ihm geschunden wurde. Ja, er hatte ihr weh getan und doch verspürte sie das Verlangen, sich ihm erneut hinzugeben. Sie wünschte sich seine warmen Hände auf ihrer Haut und seine sanften Lippen auf den ihren. Sie wünschte es sich, ihn berühren zu dürfen und sie wusste gleichzeitig, dass dieser Wunsch gefährlich war. Seufzend sprang sie aus dem Bett und verließ das Zimmer. Sie musste frische Luft schnappen gehen. Sie wusste, dass es draußen regnete und stürmte, aber sie brauchte jetzt ganz dringend eine Abkühlung. Gerade als sie ihr Zimmer verlassen hatte, sah sie auch, wie Kaiba seines verließ. Er trug nur eine Hose und sein prächtiger Oberkörper war frei, er sah sie verwundert an. „Warum schläfst du nicht?“, fragte er. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“, entgegnete sie ihm. „Ich hab noch was vergessen.“, meinte er eilig und kehrte ihr den Rücken. Sie machte ein paar große Schritte und stand plötzlich neben ihm, „Du willst doch nicht jetzt noch einmal zurück in die Firma fahren?“, fragte sie besorgt. „Wäre nicht das erste Mal.“, entgegnete er schulterzuckend und ging dann – in ihrer Begleitung – nach unten. „In der Aufmachung?“. Er seufzte nur kopfschüttelnd und ging dann zur Haustür, welche er öffnete, noch immer mit Ishizu im Schlepptau. „Du kannst doch in dieser Aufmachung unmöglich raus wollen.“, bemerkte Ishizu, die in ihrem langen Seidennachthemd fröstelte. Seto antwortete ihr nicht, sondern nahm zwei Finger in den Mund und pfiff. Ishizu blickte ihn völlig perplex an. Innerhalb von 20 Sekunden kam ein prächtiger Golden Retriever schwanzwedelnd angelaufen und machte anschließend vor der Tür sitz. „Seit wann hast du einen Hund?“, fragte Ishizu perplex. Seto grinste und deutete dem Hund mit der Hand, dass er rein kommen dürfte und so kam der Hund nach drinnen und legte sich auf den weichen Pelzteppich in der großen Eingangshalle. „Mokuba hat ihn mir – warum auch immer – vor etwa drei Jahren zum Geburtstag geschenkt. Und da ich ihm leider nichts abschlagen kann, bin ich seitdem der stolze Besitzer dieses Prachtburschen.“, meinte er schulterzuckend und zeigte auf den Hund. Ishizu starrte ihn eine Weile an, vielleicht bildete sie sich das ja nur ein aber... „Kann es sein, dass du extra noch einmal aufgestanden bist, nur um den Hund nicht die ganze Nacht bei diesem Dreckswetter in seiner Hütte schlafen zu lassen?“, fragte sie interessiert, während sie sich hinkniete und dem Hund über das nasse Fell strich. Er funkelte sie an, „Du irrst dich, mir ging nur sein Gebelle auf die Nerven.“. Ishizu grinste ihm entgegen, „Er hat nicht gebellt.“. Seto verschränkte genervt die Arme vor der Brust, „Im Gegensatz zu dir, wie ich annehme, hatte ich das Fenster offen, also habe ich ihn gehört und du nicht.“. Sie hob die Brauen, „Du hast bei diesem Sturm das Fenster offen?“. „Ishizu, warum gehst du nicht einfach wieder ins Bett?“. Sie grinste noch immer, wendete sich wieder dem Hund zu und fragte: „Und wie heißt du mein Hübscher, hm?“. Seto seufzte genervt auf, „Frag einfach nicht!“. „Zu Spät.“, verkündete Ishizu. „Ist das wichtig?“. „Natürlich... ich will ihn ja nicht immer mit ‚Hund’ ansprechen.“. Er blickte sie forschend an, „Wieso ‚immer’? Ich meine, du hast doch gesagt du willst morgen wieder abreisen, oder nicht?“. „Schon...“, sie stand auf und stellte sich Seto gegenüber, „Sag mir doch einfach wie er heißt und dann geb ich auch Ruhe.“. Er blickte sie zweifelnd an, dann zuckte er mit den Schultern und murmelte: „Joey.“. Ishizu hob die Brauen, „Wie bitte?“. „Ich denke, du hast schon verstanden.“, entgegnete er ihr nur. Sie gluckste kurz auf, „War das deine Idee?“ Seto schüttelte mit dem Kopf, „Als er noch ein Welpe war, war er so richtig schön trottelig. Er ist die Treppen runter gekullert, im Winter auf den gefrorenen Pfützen ausgerutscht und war nicht mal im Stande ein ordentliches Winseln hin zu bekommen und so hat Mokuba kurzerhand entschlossen, dass wir ihn Joey nennen, ich wurde dabei nicht gefragt.“, er hockte sich hin, wuschelte dem Hund einmal über den Kopf und machte sich dann wieder auf den Weg nach oben. Ishizu folgte ihm, „Weiß der echte Joey davon?“, fragte sie interessiert und grinste dabei. Er seufzte auf, „Ishizu, geh endlich wieder ins Bett und belästige mich nicht länger mit deinen nervigen Fragen!“, mit schnellen Schritten war er in sein Zimmer zurück gekehrt und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Ishizu sah ihm seufzend nach, bevor auch sie in ihr Zimmer und ihr Bett zurückkehrte. ~*~*~*~*~ Seto saß mit trüben Augen am Frühstückstich, als Mokuba hinunter getrottet kam und ein kaum verständliches „Morgen“, murmelte. Seto sah nicht einmal von seiner Zeitung auf, stattdessen griff er nach einem Kaffee und nahm einen kräftigen Schluck davon. Maja wuselte bereits am Geschirrspüler herum und als sie Mokuba hinunter kommen hörte, warf sie ihm ein freundliches „Morgen Schlafmütze.“ zu und hielt ihm auch direkt seine Lunchbox entgegen. Er sah sie mit müden Augen an, „Was soll ich damit?“, fragte er verschlafen. „Das ist dein Frühstück mein Lieber, das du unterwegs essen wirst, weil du sonst zu spät zur Schule kommst.“, erklärte Maja energisch. Mokuba riss die Augen auf, warf dann einen entsetzten Blick auf die Küchenuhr, die kurz vor Acht anzeigte. „Scheiße!“, fluchte er und krallte sich hastig seine Lunchbox, bevor er nach draußen stürmte, wo er – wie Seto und Maja wussten – seine Limousine entdecken würde, die ihn zur Schule brächte. Seto schüttelte nur seufzend den Kopf und legte die Zeitung beiseite, „Vielleicht sollte ich ihn auf ein Internat schicken.“. Maja zuckte die Schultern, „Wäre einsam hier, so ganz ohne ihn.“. Seto sah zu ihr auf, „Einsam ja, aber auch wesentlich ruhiger.“. Sie grinste nur kopfschüttelnd. „Wann wohl Miss Ishtar aufsteht?“, fragte sie dann. Seto schaute auf die Uhr. „Ist sonst eigentlich nicht ihre Art solange zu schlafen, vielleicht gehst du sie besser wecken.“, schlug er vor. Maja nickte und eilte nach oben. Vielleicht hätte Seto sie auch noch etwas schlafen lassen sollen. Aber da er annahm, dass sie so schnell wie möglich wieder zu ihrem Bruder zurück wollte, hielt er es für besser sie wecken zu lassen, auch wenn er wusste, dass sie gestern Nacht nicht viel Schlaf hatte. Er griff gerade nach der Kaffeekanne, um sich erneut einzuschenken, als er Maja entsetzt seinen Namen rufen hörte. Sofort sprang er auf und stürmte nach oben. Im Türrahmen zu Ishizus Zimmer blieb er schließlich stehen. „Das reicht jetzt.“, grummelte er genervt, als er das Szenario betrachtete, das sich ihm bot. Ishizu lag bewusstlos auf dem Boden, sie war bereits fertig angezogen und Seto nahm an, dass sie gerade zum Frühstücken hatte kommen wollen, als sie ohnmächtig wurde. Leise aufseufzend nahm er sie vorsichtig auf seine Arme und trug sie auf ihr Bett. „Maja?“, sprach er seine Haushälterin an. „Ja?“, die Angesprochene war kurz im Bad nebenan verschwunden und hatte einen feuchten Lappen geholt, den sie Ishizu nun auf die Stirn legte. „Ruf Dr. Joko an und mach einen Termin für heute aus, sag das ich die Rechnung übernehme und dann ruf Roland an, er soll mit der Limousine hierher kommen!“, forderte er, während er Ishizu vorsichtig wieder zudeckte. Maja nickte, „Sofort.“, und schon war sie weg. Seto blickte Ishizu noch eine Weile an. Ihr Gesicht und ihre Lippen waren leichenblass und sie atmete unregelmäßig. Er schüttelte seufzend mit dem Kopf, diese Frau hatte wirklich eine erstaunliche Art Rache an ihm zu nehmen. Gerade als er ihr den Rücken kehren wollte, öffnete sie die Augen. „Wo bin ich?“, fragte sie mit schwacher stimme. Seto drehte sich wieder zu ihr um, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie vorwurfsvoll an, „Bist du etwa auf den Kopf gefallen?“, erkundigte er sich in einem wütenden Ton. Sie sah ihn seufzend an, erwiderte aber nichts. Alles woran sie sich erinnern konnte war, dass sie gerade hinunter wollte, um etwas zu essen, als ihr plötzlich schwindlig und übel wurde und bevor sie sich irgendwo hatte hinsetzen können, war auch schon alles um sie herum schwarz geworden. Daraus folgend musste sie annehmen, dass sie noch immer in der Kaibavilla war und sich folglich wohl im Moment in jenem Gästezimmer befinden musste, welches man extra für sie fertig gemacht hatte. Dann kam Maja wieder ins Zimmer, „Der Arzt hat gesagt, er würde sich für sie Zeit nehmen. Sie soll einfach in die Praxis kommen.“, erklärte sie „Und Roland wird in fünf Minuten hier sein.“. „Gut.“, winkte Seto ab und wendete sich dann wieder Ishizu zu, „Pass auf.“, meinte er in einem strengen Ton, „Ich übernehme nicht die Verantwortung dafür, wenn dir während des Fluges irgendetwas zustößt.“. „Das verlange ich auch nicht.“, kam es verwundert von Ishizu, die nicht ganz wusste, worauf er hinaus wollte. „Aber mein Stolz verlangt das.“, erklärte er ihr sachlich, „Also werde ich dich nicht eher gehen lassen, bis dir mein Arzt bestätigt hat, dass du in der Verfassung dazu bist.“. „Was?“, Ishizu richtete sich auf, „Willst du mir damit sagen, dass ich deine Gefangene bin?“. Er hob die Brauen, „Jetzt übertreib es nicht!“, forderte er ernst, „Roland wird dich zu meinem Hausarzt fahren und dann wieder hierher zurück bringen. Sollte dir mein Hausarzt versichern, dass du zu einer solchen Reise fähig bist, werde ich dir gerne meinen Privatjet zur Verfügung stellen, damit du wieder nach Hause kommst. Wenn aber nicht, werde ich dafür sorgen, dass du hier bleibst, bis es dir besser geht.“. Seine Worte ließen offenbar keinen Widerspruch zu und so ließ sich Ishizu zurück ins Kissen sinken und seufzte bitter auf. Einen Moment hatte sie glauben wollen, dass er einen Scherz machte – auch wenn sie wusste, dass das nicht seine Art war – aber sein Gesicht machte ihr deutlich, dass er es bitterernst meinte. Sie glaubte sogar, etwas Sorge in seinen Augen erkennen zu können, aber sie war sich auch sicher, dass die Sorge nicht ihr galt, sondern seinem Ruf, welcher ja Schaden nehmen könnte, wenn jemand erführe, dass er sie krank in ein Flugzeug hatte steigen lassen. Er kehrte ihr den Rücken zu und wendete sich wieder an Maja, „Sorg dafür, dass sie liegen bleibt bis Roland da ist und bring ihr bitte ihr Frühstück nach oben.“, er warf kurz noch einmal einen Blick über seine Schulter auf Ishizu, ehe er meinte: „Ich würde etwas Gesundes vorschlagen.“, und mit diesen Worten verließ er den Raum. ~*~*~*~ Ishizu saß im Sprechzimmer des Arztes, welcher sie gründlich untersucht hatte. „Miss Ishtar.“ begann er vorsichtig und der Ton in dem er sprach, gab Ishizu allen Grund beunruhigt zu sein. „Ich habe schlechte Nachrichten für Sie...“, fuhr er fort. Kapitel 6: matters of fact -------------------------- Die Tür zur Kaibavilla ging auf und Seto Kaiba betrat das Haus. Maja kam ihm bereits entgegen gestürmt, „Du bist schon zuhause?“, fragte sie lächelnd. „Nicht für lange.“, erklärte er, „Roland hat mir nur gesagt, dass Ishizu vom Arzt zurück ist und ich wollte wissen, ob ich den Jet fertig machen lassen soll.“. Maja verzog eine Miene, „Seto… sie ist schon weg.“, meinte sie vorsichtig und überreichte ihm einen Briefumschlag, „Das hat sie mir für dich gegeben.“. Er hob überrascht die Brauen, „Was heißt ‚weg’?“. Maja schluckte, „Sie ist hierher gekommen, hat ihre Sachen gepackt, mir den Umschlag für dich gegeben und ist dann gegangen. Ich denke, sie will zum Flughafen und nach Hause fliegen.“. Seto schüttelte nur den Kopf, während er den Umschlag öffnete, „Sag ja nie wieder ICH sei stur.“, forderte er grinsend. Er nahm den Inhalt des Umschlages heraus und entdeckte zuerst einen weißen Zettel mit der scheinbar hastig gekritzelten Aufschrift: „Nur damit du Bescheid weißt.“. „Bescheid worüber?“, wunderte sich Seto und entdeckte nun doch ein weiteres Blatt, das dem Umschlag beigefügt war. Seine Augen weiteten sich entsetzt. „Seto?“, erkundigte sich Maja besorgt, „Alles in Ordnung?“. Seto schluckte heftig, „Wann ist sie gegangen?“. „Ähm... eh...“, stotterte Maja, „vor etwa 15 Minuten denke ich.“, kaum hatte sie zu Ende gesprochen, hatte er die Villa auch schon wieder verlassen. ~*~*~ Wie ein Verrückter raste er durch die Straßen von Domino. Seto überfuhr jede rote Ampel, die es ihm erlaubte, er missachtete so gut wie jede Geschwindigkeitsvorgabe und das Einzige, worauf er achtete, war, dass niemand durch seine Fahrweise zu Schaden kam. Er musste sie aufhalten, er wusste nicht wieso er es wusste, aber eines war klar: Ist sie erst einmal wieder in Ägypten, würde sie so schnell nicht wieder zurück kehren. Normalerweise würde er darauf pfeifen, ob sie je wieder zurück kam oder nicht. Sein Leben war ohne sie immer einfacher gewesen. Aber das, was er in dem Umschlag entdeckt hatte, veränderte natürlich alles. Es ging hier nicht mehr darum was sie wollten, es ging jetzt nur noch darum, was zutun war, um ihrer beider Ruf zu retten. Er hatte noch keine Ahnung, was er tun würde, wenn er sie gefunden hatte – außer sie zurück zu sich nach Hause zu bringen – aber das konnte er sich auch noch überlegen, wenn es soweit war. So drückte er also noch etwas mehr aufs Gas. ~*~*~ Da saß sie nun und wartete auf ihren Last Minute Billig Flieger, der selbstverständlich ausgerechnet heute Verspätung hatte. Angeblich wegen Nebel. Stumme Tränen kullerten ihre sonst so braunen und im Moment so blassen Wangen hinunter und niemand war da, um die Tränen fort zu wischen und sie in den Arm zu nehmen. Auch Zuhause würde es so jemanden nicht geben. Sie konnte es Odion nicht sagen, weil er sehr wütend werden würde, immerhin glaubte er ja an all ihre alten Traditionen und Gesetze. Auch Marik konnte sie es nicht sagen, er war noch Krank und schwach und würde sich darüber zu sehr aufregen. Zwar hatte Ishizu auch einige wenige Freunde in Ägypten, aber sie wusste, dass die meisten von ihnen nicht für gut halten würden, was sie getan hatte und was sie noch vor hatte zu tun. Sie hatte sich selbst in eine Zwickmühle manövriert und im Moment fühlte sie sich, als würde sie in ein tiefes und dunkles Loch stürzen und niemand war da um zu versuchen sie zu retten. Leise schluchzte sie in sich hinein. Der Arzt hatte ihr gesagt, dass er beim Abtasten ihres Bauches etwas entdeckt hatte. Er nahm an, es sein ein Tumor oder etwas Ähnliches und im Moment war Ishizu dem Wunsch verfallen, dass er damit richtig gelegen hätte. Er schickte sie zum Gynäkologen, da sich der besagte „Knoten“ in ihrem Unterleib befand, dort würde man sie genauer untersuchen und auch alles nötige in die Wege leiten können. Sie war also zum Gynäkologen gegangen und hatte sich allen Untersuchungen unterzogen, nur um /// darüber informiert zu werden, dass der Arzt sie umsonst beunruhigt hatte. Die Ärztin hatte gemeint, dass Ishizu sogar allen Grund zur Freude hatte, denn was der Arzt ertastet hatte, war nicht etwa ein kleiner Tumor, sondern ein Fötus, der in ihrem Inneren wächst. Sie war schwanger und ein Ultraschallbild war der sichtbare Beweis dafür gewesen. Sofort waren Ishizu tausend Gedanken durch den Kopf geschossen. Zuerst war ihr natürlich klar geworden, dass als Vater nur Kaiba in Frage kommen konnte. Dann malte sie sich einen kleinen Moment aus, wie er, sie und das Kind als eine glückliche Familie zusammen leben würden. Doch sie wusste, dass das total irrsinnig war. Eher würde Kaiba sie umbringen lassen, als mit ihr und dem Baby einen auf ‚heile Familie’ zu machen. Ihr war natürlich auch bald klar geworden, was man bei ihr zuhause über sie denken würde. Immerhin war sie 20 Jahre jung und nicht verheiratet, sie hatte ja nicht einmal einen festen Partner. Ihre Brüder würden sicher auch Ärger machen. Marik würde sich die Schuld für das ganze Desaster geben, weil sie es ja nur getan hatte, um das Geld für seine Operation zu bekommen. Odion würde sie womöglich auf ewig ignorieren oder ihr sogar die Tür weisen. Im Grunde war /// das Dümmste was sie tun konnte, nach Hause zurück zu kehren. Aber sie hatte ja keine Wahl, denn hier bleiben konnte sie auch nicht. „Ishizu.“, eine nur allzu vertraute Stimme riss sie aus den Gedanken. Am Liebsten wäre sie davon gelaufen. Einen Moment hatte sie wirklich mit sich gehadert aufzuspringen und davon zu laufen, aber das wäre sinnlos gewesen. Wo hätte sie den hinlaufen sollen? So blickte sie tapfer zu Seto auf, welcher langsam auf sie zu kam. Innerlich hoffte sie, er hatte den Umschlag noch nicht erhalten, in den sie das Ultraschallbild gelegt hatte. Ursprungs hatte sie ihm ja gar nichts von ihrer Schwangerschaft sagen wollen, doch ihr war klar, dass er das Recht hatte es zu erfahren, auch wenn sie wusste, was er darüber denken würde. Doch ihre Hoffnung löste sich in Luft auf, als Seto ihr das Ultraschallbild entgegen hielt und forderte: „Sag mir, dass das nur ein sehr schlechter Scherz ist!“. Sie senkte nur den Kopf und antwortete nicht. Er seufzte auf. Ihr Schweigen war Antwort genug für ihn. „Also ist es wahr...“, erkannte er. Sie nickte nur schwach. „Ich habe es nicht gewollt. Niemand würde ein Kind wollen, von so einem Bastard wie dir.“, murmelte sie leise aber laut genug, damit er es verstehen konnte. „Ach, auf einmal tut es dir Leid, was du getan hast, ja?“, fragte er wütend, doch auch er hielt seinen Ton gedämpft. Sie sah wütend zu ihm auf, „Es hat mir die ganze Zeit Leid getan. Es gab keine Minute, in der ich nicht bereute es getan zu haben, aber ich tat es für Marik.“. Er lachte spottend auf, „Und wie hast du dir gedacht, würde es jetzt weiter gehen?“, fragte er dann interessiert. „Ich werde nach Hause zurückkehren und tun, worum du mich schon vor zwei Monaten gebeten hast, ich werde dich für immer in Ruhe lassen.“, mit diesen Worten wollte sie ihm den Rücken kehren, doch er war schneller, er griff grob ihr Handgelenk und zog sie mit einem heftigen Ruck ein Stück näher zu sich hin. „Dafür ist es jetzt zu spät.“, knurrte er im Flüsterton, während sie ihn entsetzt ansah. „Was ist denn jetzt anders als vorher?“, fragte sie ängstlich und versuchte sich aus seinem festen Griff zu befreien. Er hob die Brauen, „Das fragst du noch?“, wollte er wissen, „Es ist einfach alles anders jetzt und darum kann ich dich auch nicht mehr zurück gehen lassen.“. Noch immer versuchte sie verzweifelt sich los zu reißen, „Du kannst mich hier nicht festhalten, Seto Kaiba.“. Er grinste ihr entgegen, „Da hast du dich aber getäuscht.“, und schon zog er sie mit sich durch die Menge von Menschen aus dem Flughafen hinaus in Richtung seines Autos. Noch immer wehrte sie sich mit Leibeskräften. Doch er hielt sie weiterhin eisern fest und ignorierte die Blicke der Passanten. „Was hättest du denn in Ägypten gemacht, hm Ishizu? Darauf gewartet, dass sie dich aus deiner Heimat vertreiben?“, fragte er interessiert nach, während er sie noch immer mit sich zog. „Und wie wäre es dann weiter gegangen?“. Sie schwieg, während er sie auf den Beifahrersitz seines Autos drängte und bewusst die Kindersicherung betätigte, bevor er die Tür schloss. Er setzte sich auf die Fahrerseite und schnallte sich an, dann blickte er zu ihr rüber. Die Haare hingen ihr ins Gesicht und bittere Tränen flossen über ihre Wangen. Schluchzend fragte sie: „Und was willst du jetzt tun? Was kannst du ändern?“. Er lehnte sich seufzend etwas zurück „Ich kann eine Menge tun Ishizu.“, meinte er und wirkte dabei etwas angespannt. „Es gibt im Grunde allerdings auch nur zwei Optionen, da ich mir bewusst bin, dass du die Erste gar nicht erst in Betracht ziehen wirst, komme ich besser gleich zu Plan B. Er wird dir nicht gefallen, aber da du Plan A ablehnst, ist das unsere einzige Option.“. Sie blickte ihn fragend an, „Wovon redest du nur?“. Er verschränkte die Arme vor der Brust, „Du kannst nicht nach Hause zurück kehren. Das weißt du und wenn jemand spitz bekommt, von wem dein Kind ist, dann ist mein Ruf und somit der Ruf meiner Firma ebenso im Eimer wie deiner.“, erklärte er sachlich. „So ist die einzige Möglichkeit, die uns beiden bleibt, die, dass wir beide so schnell wie möglich heiraten.“. Er hat das in einem so emotionslosen Ton gesagt, dass es Ishizu fröstelte. Schon alleine der Gedanke ihn zu heiraten, nur damit ihrer beider Ruf nicht zu sehr zu Schaden kommt, war lächerlich, dumm und verletzend für Ishizu. Sie würde nicht nur Heiraten, weil sie Schwanger war und schon gar nicht jenen Mann in den sie eigentlich verliebt war, von dem sie aber wusste, dass er ihre Gefühle niemals erwidern würde. Lieber würde sie nach Ägypten zurück kehren und sich von ihren eigenen Leuten ins Exil vertreiben lassen. „Was ist eigentlich Plan A?“, fragte sie schließlich interessiert nach. Er grinste in dem Wissen, ihre Reaktion schon sehr genau zu kennen, „Du nimmst eine Abtreibung vor.“. „Niemals.“. „Siehst du, ich habe es dir ja gesagt. Ich wusste, wie du reagieren würdest, also hab ich es gar nicht erst angesprochen, aber du musstest ja unbedingt fragen.“, noch immer grinste er. Ishizu sah ihn zweifelnd an, „Wie kannst du nur so cool und gelassen bleiben? Ist dir eigentlich klar, was dieses Kind für uns bedeutet?“. Er zuckte die Schultern, „Gewiss, es bedeutet eine Menge Ärger für uns.“. Sie senkte den Kopf und fragte ihn: „Ist das alles, was du in diesem Kind siehst? Einen Unfall der noch schlimme Folgen haben wird?“. Er seufzte genervt auf, „Nein, ich sehe in diesem Kind auch einen möglichen Firmenerben.“, entgegnete er ihr locker. Irgendwie konnte er sie ja verstehen. Ihre Zweifel und Ängste waren berechtigt und doch konnte er nicht akzeptieren, dass sie nicht verstand, dass es im Grunde keinen anderen Ausweg gab. „Ich brauche Zeit... um darüber nachzudenken.“, erklärte Ishizu schließlich. „Was gibt es denn groß darüber nach zu denken? Du hast doch sowieso keine Wahl.“, man hörte ihm an, dass er so langsam die Nerven verlor. „Ich werde dich nicht gehen lassen und außerdem ist eine Ehe mit mir nun bei weitem nicht das Schlimmste auf dieser Welt.“. „Ach, nein?“. „Nein. Immerhin bekommen du und das Kind meinen guten Namen und somit mein Geld und meinen Einfluss. Du kannst den Rest deines Lebens in meiner Villa leben und dir jeden Wunsch erfüllen, der dein Herz begehrt und dein Kind...“, führte er fort. „Unser Kind.“, verbesserte sie ihn wütend. „Kann dank meines Geldes und meiner Kontakte einmal die besten Schulen dieser Welt besuchen. Es wird ihm an nichts fehlen.“, sprach er weiter ohne sie zu beachten. Sie sah ihn traurig an, „Außer die Liebe seines Vaters.“. Er schüttelte mit dem Kopf, „Man kann nicht alles haben Ishizu. Macht und Geld verlangen auch ein paar Opfer.“. Würde sie nicht in diesem Auto festsitzen, dann wäre sie jetzt wütend aufgesprungen und einfach davongelaufen. „Ich will keine Macht und kein Geld. Ich will ehrliche Gefühle und etwas Zuneigung. Für mich und für das Kind und das können wir bei dir nicht haben.“, brüllte sie ihm entgegen. „Genau das ist es, was es war.“, stellte Seto schnaufend fest. „Was meinst du?“. „Das ist der Grund, warum ich dich gebeten habe, dich fern von mir und meinem Leben zu halten.“. „Ich verstehe nicht ganz.“. „Ich wollte, dass du mich in Ruhe lässt, weil ich wusste, dass du deine Gefühle für mich nicht unter Kontrolle hast.“, entgegnete er ihr in einem groben Ton. „Selbst wenn ich es noch so sehr wollte, Ishizu. Ich kann nicht lieben, nichts und niemanden und damit wirst du leben müssen.“, erklärte er energisch. Er startete endlich das Auto, „Ich fahr uns jetzt erst einmal nach Hause. Dort kannst du dich ausruhen und noch einmal in Ruhe über alles nachdenken.“. Seto konnte nicht mehr. Er war mit den Nerven und Kräften am Ende. Warum war es nur so schwer sie davon zu überzeugen, dass zu tun, was das Beste für sie und das Kind wäre? ~*~*~ Seto lag noch immer wach, obwohl es bereits weit nach Mitternacht war. Doch er fand einfach keinen Schlaf. Man erfuhr ja auch nicht jeden Tag, dass man Vater werden würde. Überhaupt wusste er noch nicht so wirklich, was er darüber denken sollte. Sollte er sich freuen? Sollte er sich ärgern? War vielleicht beides angebracht? Erneut hatte sein Leben eine komplizierte Wendung eingeschlagen. Er wusste, dass es keinen Weg zurück gab und ihm war auch klar, dass Ishizu das früher oder später ebenso erkennen würde. Vielleicht würde sie sich ja irgendwann an das Leben mit ihm gewöhnen können. Vielleicht würde sie eines Tages all die Vorzüge zu schätzen wissen, die ihr Leben haben würde, wenn sie erst einmal seine Frau war. Doch bis dahin, musste Seto einfach Geduld mit ihr haben. Immerhin wusste er, wie stur sie sein konnte, wenn sie wollte. Er war noch in tiefen Gedanken, als die Tür zu seinem Zimmer ganz vorsichtig und leise geöffnet wurde. Er richtete sich auf und blickte die junge Ägypterin an, die zögernd im Türrahmen stand und ihn flehend ansah. „Kann ich heute bei dir schlafen?“, fragte sie vorsichtig. Er nickte, „Wenn du das willst.“. Sie schloss leise die Tür und kroch dann zögerlich unter seine Decke. Sie sah ihn eine Weile an, „Kannst du damit leben, wenn ich mich gelegentlich an die kuschle?“, wollte sie wissen. Er zuckte belustigt mit den Schultern, „Ist das dein größtes Problem?“, fragte er, während er sich wieder richtig hinlegte und sie in seine Arme zog, welche sich ganz fest um ihren Körper schlangen. Sie nickte leicht, während sie ihren Kopf an seine Brust legte, „Wenn ich so leben muss, dann brauche ich deine starken Arme.“. Er lächelte leicht, „Wenn das alles ist,“, meinte er, „denke ich, dass sich das einrichten lässt.“. So glitten die beiden Arm in Arm in das Reich der Träume. Voller Unsicherheiten und Zukunftsängste aber dennoch irgendwie friedlich, denn der andere war ja da... ~~~ So, hier ist jetzt endlich das Vergessene Kapitel. Tut mir echt Leid. >.< Kapitel 7: preparation ---------------------- Morgens halb neun im Spielzeugladen der Mutos… Ein junger Mann in einem blauen Overall kommt in den Laden und hält vor der Theke an. „Guten Tag, sind Sie Herr und Frau Muto?“. Die beiden Angesprochenen, die hinter der Theke stehen nickten. „Ja, ich bin Yugi und das ist meine Frau Tea. Was können wir für Sie tun?“, erkundigte sich der junge Mann mit der Stachelfrisur und lächelte dabei Freundlich. Der Mann im Overall überreichte ihm einen Umschlag. „Ich bin vom Kurierservice. Das hier ist eine Eilnachricht. Bitte unterschreiben Sie hier.“, er hielt Yugi ein Gerät hin und einen Stift. Yugi kritzelte schnell seinen Namen darauf und dann war der Kurier auch schon wieder verschwunden. Yugi öffnete den Umschlag und holte eine Karte heraus, „Sieht aus wie eine Einladung...“, bemerkte er. Tea neben ihm stutzte, „Wer von unseren Freunden kann es sich leisten uns mit einer Karte einzuladen, die auch noch vom Eilkurier gebracht wird?“, fragte sie verwundert. „Also mir würde jetzt nur einer einfallen.“, erkannte er und öffnete die Karte... ~*~ Morgens um neun in der Wohnung von Taylor-Wheeler… Tristan schloss gerade die Tür. „Hey Serenity, wir haben Post vom Eilkurier, scheinbar aus Domino.“, rief er. Serenity kam aus der Küche und trocknete ihre feuchten Hände an ihrer Schürze ab, „Haben die alle kein Telefon in Domino?“, fragte sie verwundert, während Tristan den Umschlag öffnete. „Ach was. Vielleicht hat ja Joey im Lotto gewonnen und will damit angeben.“, grinste er. Als er allerdings die Karte in der Hand hielt, entglitten ihm alle Gesichtszüge, „Wow...“, war alles was er noch hervorbrachte. „Was denn? Tristan sag schon!“, forderte Serenity drängend. Er schluckte, „Ich glaube, dass solltest du dir selbst ansehen.“, meinte er und reichte Serenity die Karte... ~*~ Morgens, halb zehn im Appartement von Valentine-Wheeler… „Hey Joey, hat jemand von deinen Freunden im Lotto gewonnen?“, erkundigte sich Mai, während sie ins Wohnzimmer zurückkehrte. Joey, der auf der Couch saß und Fern sah, blickte auf, „Nicht das ich wüsste, wieso?“. „Na, weil der hier“, sie hielt den Umschlag hoch, „mit dem Eilkurier gebracht wurde.“. Auf Joeys Stirn bildeten sich Schweißperlen, „Hoffentlich nicht wieder ne Mahnung.“, schluckte er bitter. Mai seufzte, „Wenn du dir endlich einen anständigen Job suchen würdest, anstatt dir mit dem Duellieren das Geld zu verdienen, dann hätten wir diese Probleme nicht.“. Joey sprang auf, „Und wenn du dir von deinem sauer verdienten Geld nicht immer nur Klamotten und Make-up kaufen würdest, sondern stattdessen lieber mehr zum Haushalt beitragen würdest, dann hätten wir dieses Problem auch nicht.“. Sie stemmte die Hände in die Hüften, „Jetzt mach mal halblang Süßer. Ich bezahle immerhin die Miete.“. Joey winkte ab „Ja, ja...“. Kopfschüttelnd setzte Mai sich daran, den Umschlag zu öffnen. Ungeduldig sah Joey ihr dabei zu. „Ach, gib her!“, forderte er schließlich und riss ihr im selben Atemzug den Umschlag aus der Hand und zeriss ihn einfach, “Siehst du?! So geht es viel schneller.“, grinste er ihr entgegen. „Ich geb’s auf.“, seufzte Mai nur kopfschüttelnd und schmiss sich gelassen auf die Couch, während Joey die Karte öffnete und den Inhalt überflog. Er las ihn einmal, zweimal, dreimal und dann machte es endlich Klick. „WAS?!?!?!“ Mai sah erschrocken zu ihm auf, „Was ist den los?“, fragte sie verwundert. „Das ist... eine Einladung zu einer Hochzeit.“, gab Joey an. „Eine Hochzeit?“, fragte Mai und bekam Sternchen in den Augen, „Hat es Tristan etwa endlich fertig gebracht, um Serenitys Hand anzuhalten?“. Joey schüttelte den Kopf, „Nein, viel schlimmer…“. „Schlimmer?“, Mai verstand gar nichts mehr, so entriss sie Joey die Karte und las selbst, wer sie da eingeladen hatte. „Jetzt bin ich aber überrascht.“, brachte sie emotionslos hervor. „Überrascht? Nicht schockiert?“, Joey konnte es nicht fassen, „Du hältst da gerade eine Einladung von Seto Kaiba und Ishizu Ishtar in der Hand, zu ihrer Hochzeit, die schon in zwei Wochen ist.“. Mai zuckte die Schultern „Und? Gut, es überrascht mich, dass Kaiba heiratet, aber es überrascht mich viel mehr, dass er dich einlädt.“. Joey ließ die Schultern sinken, „Danke auch.“. Mai lehnte sich zurück, „Ishizu... ist das nicht die Schwester von diesem Marik?“. Joey ließ sich neben sie auf die Couch fallen, „Jupp, ist sie.“. „Und seit wann sind die beiden zusammen?“. „Keinen Schimmer. Ich meine, ich muss zugeben, dass sie und Kaiba schon immer eine ganz spezielle Art hatten miteinander umzugehen und ich weiß auch, dass Kaiba vor einiger Zeit für eine Weile in Ägypten war, aber dass die beiden ein Paar sind, ist mir absolut neu.“ „Joey, wir sind zur Hochzeit von Seto Kaiba eingeladen, ist dir das überhaupt bewusst? Das ist bestimmt die Hochzeit des Jahres, ist dir das eigentlich klar?“, erkundigte sich Mai aufgekratzt. „Ja, na und?“, kam es desinteressiert von Joey. „’Na und’?“, wiederholte Mai fassungslos. „Joey, wir müssen sofort Einkaufen gehen. Für so ein Ereignis haben wir nicht die passenden Klamotten.“. Joey schüttelte nur den Kopf und seufzte auf. Es wollte ihm nicht in den Kopf, warum Kaiba und Ishizu so plötzlich heirateten. Niemand hatte eine Ahnung, dass die beiden ein Paar waren. Zwar war Kaiba schon irgendwie der Typ, der so etwas bis zum letzten Moment geheim hielt, aber immerhin stand er in der Öffentlichkeit. Hätte die Presse nicht davon berichten müssen, wenn man ihn in der letzten Zeit schon des Öfteren mit Ishizu zusammen gesehen hätte? Dass Mai und er eine Einladung erhalten hatten, verwunderte ihn jedoch so gar nicht. Ishizu hatte sicher darauf bestanden, sie beide und natürlich auch Yugi und die anderen einzuladen. Vielleicht um sich erkenntlich zu zeigen, weil sie damals alle gemeinsam die dunkle Seite von Marik besiegt hatten. Vielleicht auch um sich zu entschuldigen, vor allem bei Mai, die so viel durchmachen musste wegen Mariks dunkler Seite. Auf jeden Fall war anzunehmen, dass sie früher oder später auch noch einen Anruf erhielten. Joey wusste nicht wieso, aber irgendwie wurde er das dumme Gefühl nicht los, dass da wesentlich mehr hinter dieser Hochzeit steckte... ~*~*~ „Auf keinen Fall.“, war Setos deutliche Bemerkung zu dem Kleid, welches Ishizu gerade trug. Ishizus Mundwinkel zogen sich nach unten, „Was hast du denn jetzt schon wieder zu meckern?“, fragte sie genervt. „Du heiratest einen Seto Kaiba, also möchtest du schon etwas anziehen, was etwas mehr Stil hat.“, erklärte er. Da saß er nun in einem bequemen Sessel mit einer Tasse Kaffe in der Hand in diesem Brautmodengeschäft und begutachtete die Hochzeitskleider, die Ishizu sich aussuchte. Das Personal war deutlich verwundert gewesen. Sie wussten nicht, dass Seto Kaiba verlobt war und dann schickte es sich auch eigentlich nicht, dass der Verlobte das Kleid aussuchte. Doch sie sagten nichts, sondern halfen Ishizu einfach nur bei der Auswahl und Anprobe ihrer Kleider. Sie seufzte genervt auf, „Darf ich dich fragen, wieso ich das hier eigentlich mache? Ich dachte, ich soll mir das Kleid meiner Träume maßanfertigen lassen?“, fragte sie, während sie verzweifelt versuchte den Rückenverschluss ihres Kleides zu öffnen. Kaiba stand auf und öffnete mühelos die Reisverschluss, was Ishizu leicht erschaudern ließ. „Das sollst du auch“, meinte er locker, „Aber erst einmal muss du ja wissen, was genau du willst.“, erklärte er, während er sich wieder hinsetzte und Ishizu in die Umkleidekabine zurück kehrte. „Ich weiß was ich will.“, murmelte sie genervt, während die Damen der Ladens ihr ein Neues Kleid brachten. Seto hatte sie zwar gehört, beschloss aber nicht darauf zu reagieren, „Außerdem haben wir nicht die Zeit dir zwei Kleider schneidern zu lassen, also müssen wir das Ersatzkleid wohl oder übel kaufen.“, stellte er fest und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Wozu brauche ich bitte ein Ersatzkleid?“, erkundigte sie sich, während die Frauen vom Geschäft ihr dabei halfen, sich in das nächste Kleid zu zwängen. „Warst du schon einmal auf einer Hochzeit Ishizu?“, erkundigte sich Seto neugierig. „Nein.“, kam die knappe Antwort. „Meistens passen die Hochzeitskleider am Hochzeitstag nicht mehr oder irgendetwas reißt oder du schüttest Kaffee darauf...“, begann Seto aufzuzählen. „Wieso sollte das Kleid nicht mehr passen? Glaubst du etwa, dass ich innerhalb der nächsten zwei Wochen zunehme?“, erkundigte sie sich, als sie mit den neuen Kleid aus der Kabine kam und sich skeptisch im Spiegel betrachtete. Er grinste, „Ishizu, du bist schwanger. Ich versichere dir, früher oder später wirst du zunehmen.“. Sie funkelte ihn wütend an, „Nun tu ja nicht so, als wäre ich ganz alleine schuld an diesem Umstand.“. „Sie sehen wundervoll aus in diesem Kleid.“, verkündete eine der Verkäuferinnen. Ishizu und Seto warfen sich einen skeptischen blick zu. „Vielleicht ist das etwas zu...“, setzte er an. „Übertrieben.“, beendete Ishizu seinen Satz kopfschüttelnd und verschwand dann wieder in die Kabine. „Wieso musste ich noch einmal Yugi und seine Kindergarten-Freunde einladen?“, erkundigte sich Seto schließlich, griff nach seinem Handy und verfolgte mit dem Internetzugang die Aktienkurse. „Weil du sie eigentlich magst,“, gab Ishizu an, „ Und weil ich mich verpflichtet fühle, sie dabei zu haben - immerhin haben sie Marik vor seiner bösen Seite gerettet - und zudem hatte ich gedacht, dass Yugi und Joey deine Trauzeugen sein könnten.“. Er sah auf, „Wie, bitte?“. „Du hast gesagt, dass ich was die Hochzeit betrifft fast alles entscheiden kann, und ich will, dass du genauso viele Trauzeugen hast wie ich Brautjungfern.“, erklärte sie und kam nun endlich wieder in ihren normalen Klamotten aus der Kabine. Seto sah seufzend zu ihr auf, „Aha.“, meinte er missmutig, „Und wie genau hast du dir das vorgestellt?“. Sie setzte sich auf den Sessel ihm gegenüber, „Nun ja, ich werde Tea, Serenity, Mai, Maja und eine Freundin aus Ägypten darum bitten, meine Brautjungfern zu werden.“, erklärte sie. „Kann es sein, dass du so versuchst, dich mit ihnen etwas enger anzufreunden, jetzt wo du für immer hier bleiben musst?“. „Wenigstens versuche ich es nicht mit Geld.“. „Und irgendwie ist es trotzdem Erpressung, oder nicht?“, er sah grinsend zu ihr auf. „Wie dem auch sei...“, meinte Ishizu und räusperte sich, „Ich hatte jedenfalls gedacht, dass du im Gegenzug Yugi, Joey, Mokuba und Roland als deine Trauzeugen nimmst.“. „Ishizu?“, kam es interessiert aus von Seto. „Ja?“, fragte sie verwundert nach. „Kannst du rechnen?“. „Was soll die Frage?“. „Das sind nur vier Trauzeugen und fünf Brautjungfern.“, stellte er fest. Sie zuckte die mit den Schultern, „Ich weiß, aber dir fällt sicher noch jemand ein.“. Er seufzte genervt auf, „Wieso tue ich mir das eigentlich an?“. „Das habe ich mich auch schon gefragt.“, entgegnete Ishizu ihm finster. „Du weißt wieso.“. „Ach, und du nicht?“. Seto erhob sich, „Vergessen wir das. Hier.“, er überreichte Ishizu seine Karte. „Du gehst jetzt zu dem Schneider deiner Wahl und sorgst dafür, dass dein Kleid rechtzeitig fertig ist und sag ihm, dass du schwanger bist, damit er das Kleid ein kleinwenig größer macht. Dann gehst du in die Stadt und kaufst dir endlich etwas Anständiges zum Anziehen, diese Kleider aus Ägypten sind schrecklich.“, damit kehrte er ihr den Rücken. „Und was machst du jetzt?“, erkundigte sie sich vorsichtig. „Ich hab noch eine Verabredung.“, gab er schlicht an und war dann auch schon weg. ~*~*~ Zwei Stunden später war Seto in seinem Büro wieder fleißig am arbeiten. Es störte ihn etwas, dass er so viel kostbare Zeit in dem Brautmodengeschäft verschwendet hatte, aber immerhin wusste er jetzt, was für ein Ersatzkleid er Ishizu kaufen würde und so konnte er sich endlich den wichtigeren Dingen seines Lebens zuwenden: Der Arbeit. „Wo bist du so lange gewesen?“, erkundigte sich der Pharao interessiert, während er in einigen von Setos Dokumenten herumschnüffelte. Seto sah nicht zu ihm auf, „Geht dich das etwas an?“. „Nein, es verwundert mich nur, dass du so lange weg warst, wenn du sonst deine Mittagspause tatsächlich einmal nutzt, dann gehst du meist nur zur Cafeteria und wieder zurück.“, erklärte der Pharao und betrachtete dabei skeptisch den Entwurf der neuen Duelldisks. „Ich hatte etwas wichtiges zu erledigen.“, entgegnete Seto ihm nur. Im nächsten Moment ging die Tür auf und eine junge Blondine in knapper Kleidung kam Po wackelnd in Setos Büro spaziert, in der einen Hand eine große Kaffeetasse, die sie Seto schweigend hinstellte und in der anderen eine Mappe mit Unterlagen, die sie Seto überreichte. „Miss Sakurada ist soeben angekommen, sie meinte, Sie hätten auf eine Besprechung mit ihr bestanden.“. Seto seufzte. „Ja Carol, das habe ich wohl... also lassen Sie, sie rein.“, erklärte er seiner Sekretärin, welche Schulter zuckend kehrt machte und wieder nach draußen ging. „Du hast sie wirklich darum gebeten, hierher zu kommen?“, erkundigte sich der Pharao ungläubig, als Carol das Büro endgültig verlassen hatte. Seto nickte, „Ja.“ „Und wieso?“. „Das wirst du gleich sehen.“. Erneut ging die Tür auf. Dieses Mal war es allerdings nicht Setos Sekretärin Carol, sondern Noriko Sakurada die eintritt. Sie sah ihn skeptisch an, „Du wolltest mit mir reden?“, fragte sie. Ihre Skepsis war begründet, Seto hatte noch nie darauf bestanden, sie zu sehen und wenn sie ihn dann dennoch besuchen kam, hatte er sie immer weg geschickt. Dass er darauf bestanden hatte, sie so schnell wie möglich zu sprechen, deutete sie, zurecht, als ein schlechtes Omen. Seto sah zu ihr auf, „Ja, ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen und ich werde nicht lange um den heißen Brei reden, sondern direkt auf den Punkt kommen Noriko.“, setzte Seto an. Noriko nickte, „Wie du meinst.“. „Ich werde mich nicht offiziell mit dir verloben.“, erklärte er deutlich. Doch scheinbar nicht deutlich genug, denn Noriko meinte: „Das eilt ja auch nicht.“ „Du hast mich missverstanden, ich werde mich überhaupt nicht mit dir verloben und solltest du der Meinung sein, dass wir bereits verlobt sind, so werde ich dir jetzt sagen, dass ich die Verlobung unverzüglich auflöse.“, entgegnete er ihr kühl. Auch wenn es ihm etwas Leid tat nun das Anrecht auf die Firma zu verlieren, welche er schon so lange besitzen wollte, so war es gleichzeitig auch eine enorme Erleichterung für ihn, dass er Noriko nicht heiraten musste. Trotz der Tatsache, dass Ishizu tausendmal sturer und komplizierter war als Noriko, war sie ihm dennoch tausendmal lieber. Nicht zuletzt, weil sie ihn nicht ‚Seto-lein’ nannte und auch wusste, wann sie zu schweigen hatte. „Aber wieso?“, Noriko konnte und wollte es nicht verstehen, „Du wolltest doch die Firma meines Vaters und...“. „Ja, eben! Da gibt es kein ‚und’, das Einzige, was ich wollte, war die Firma deines Vaters. Ich habe keinerlei Interesse an dir und da ich mich demnächst mit einer anderen Frau verloben werde, habe ich beschlossen, dass es auch noch andere gute Firmen gibt, die ich für einen niedrigeren Preis erwerben kann.“, meinte er nur. Eine Weile stand Noriko fassungslos da, dann aber fasste sie sich wieder, „Eines Tages wirst du diese Entscheidung bereuen Seto, aber dann wird es zu spät sein.“, und mit diesen Worten stürmte sie davon. „Ach, es ist wirklich schade um diese Firma...“, seufzte Seto und blickte dann in das Gesicht des Pharaos, welcher ihn fassungslos anstarrte. „Was?“, erkundigte sich Seto verwundert. „Das du dich mit jemanden anderen Verloben wirst, dass war doch nur ein Witz, oder?“, erkundigte sich dieser. „Du solltest mich besser kennen.“, stellte Seto grinsend fest. Atemu hob die Brauen „Das heißt, es ist dein Ernst?“. Seto nickte nur. „Und wer ist die Glückliche“, fragte der Pharao dann. Seto lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück und meinte nur: „Du kennst sie.“. Gerade als der Pharao in Gedanken anfing aufzuzählen, welche weibliche Person er kannte, die in Frage kommen würde, ging erneut die Bürotür auf. Carol kam /// herein und neben ihr stand Ishizu. Dem Pharao klappte die Kinnlade runter. „Ishizu...“, stammelte er fassungslos. Das er da nicht gleich drauf gekommen war… „Die junge Frau hier wünscht Sie zu sprechen.“, zischte Carol und deutete auf Ishizu. Seto seufzte, „Die junge Frau ist meine Verlobte, von daher lassen Sie sie einfach rein, wenn sie kommt, okay?“. Carol riss die Augen auf. Seine Verlobte? Das war absolut unmöglich. Sie war doch nur irgendeine Frau und sie war nicht einmal eine Japanerin. In dem Versuch, die Fassung zu bewahren, nickte sie jedoch nur und ging wieder. Seto sah Ishizu an, „Was hast du für einen Grund mich bei der Arbeit zu stören?“, fragte er interessiert. „Ich möchte nach Ägypten.“, begann Ishizu vorsichtig. Der Pharao hatte noch immer seine Fassung nicht zurück erlangt. Seto seufzte genervt auf, „Ich dachte, das hätten wir geklärt Ishizu, du kannst nicht zurück.“. Sie schüttelte den Kopf „Ich will doch auch nicht für immer zurück. Aber ich kann meinen Brüdern das mit der Hochzeit und dem Baby nicht am Telefon sagen.“, erklärte sie. „BABY?!“, fragte der Pharao entsetzt. „Später.“, winkte Seto ab und wandte sich dann wieder an Ishizu, „Du gehst nicht ohne mich nach Ägypten.“. „Vertraust du mir etwa nicht?“, kam die beleidigte Antwort von Ishizu. „Das hat nichts mit Vertrauen zutun.“, erklärte Seto ihr sachlich, „Ich gehe davon aus, dass in Kürze die Presse von unserer Verlobung erfahren wird, es wissen ja mittlerweile mehr als genug Leute Bescheid und ab dem Moment, wo die Presse Bescheid weiß, müssen wir sehr genau darauf achten, was wir tun. Wenn du also unbedingt nach Ägypten willst, dann nur in meiner Begleitung.“. Sie seufzte, „Und wann?“. „Ich habe heute noch ein paar Meetings, die Geschäftstermine von Morgen kann ich verschieben. Aber dann haben wir keine Zeit für Smalltalk, verstanden? Du gehst hin und erklärst deinen Brüdern die Lage, danach müssen wir wieder gehen.“. „Ich hoffe dir ist bewusst, dass das kein angenehmer Besuch wird?“, erkundigte sich Ishizu vorsichtig. Er zuckte mit den Schultern, „Ich bin so was gewöhnt. Du sollest dich allerdings zuvor etwas ausruhen.“, stellte er fest. Sie nickte ihm lächelnd zu, „Ist gut.“, mit diesen Worten kehrte sie ihm den Rücken zu und ging wieder. „Baby?“, fragte Atemu erneut. Seto seufzte und erzählte dem Pharao schließlich die ganze Geschichte. ~*~*~ Am nächsten Morgen reisten Seto und Ishizu nach Ägypten. Jedoch war es wirklich kein fröhlicher Besuch. Odion war enttäuscht von Ishizu und verkündete, nicht an der Hochzeit teilnehmen zu wollen und auch Marik war sichtlich schockiert, immerhin hatte sie dieses „Unglück“ nur getroffen, weil sie sein Leben Retten wollte. Dennoch versprach er der Hochzeit beizuwohnen und wünschte ihr, dass alles gut würde. So ging es Ishizu die folgenden Tage natürlich um einiges schlechter, doch immer wenn sie in Setos Armen einschlief, vergaß sie für eine Weile, dass sie traurig war und wie einsam sie sich noch immer fühlte. Danke an Michiru für ihre tolle Arbeit und an Isis die sich das letzte mal die mühe machen musste zwei Kommis zum selben Kappi ab zu geben. Ihr beiden seit echt toll. Kapitel 8: drunken soldiers --------------------------- Es war der vorletzte Abend vor der Hochzeit. Alle nötigen Vorbereitungen waren getroffen und sowohl Ishizu als auch Seto hatten endlich Frieden mit diesem Umstand geschlossen. Die Presse hatte die Nachricht von Seto Kaibas Verlobung mit einer – weitestgehend – unbekannten Ägypterin relativ locker aufgenommen. Zwar kam zwei Tage lang nichts anderes in den Nachrichten, aber niemand fragte sich, wie er die Beziehung so lange hatte geheim halten können oder wieso sie es mit der Hochzeit so eilig hatten. Alle von Ishizu gewünschten Brautjungfern, hatten zugesagt und sowohl Ishizus Freundin aus Ägypten, als auch Marik hatte Seto bereits einfliegen lassen. Auch das Problem mit den Trauzeugen hatte sich geklärt, da Setos Stellvertreter Sven Kotogo sich bereit erklärt hatte, die Nummer fünf im Bunde zu sein. So blieb nur noch eines zu tun: Der Junggesellenabschied. Seto hatte sich mit Händen und Füssen dagegen gewehrt, doch am Ende war es Yugi, Joey und Mokuba gelungen, Seto dazu zu überreden. Die Mädels verbrachten diesen Abend in der Kaibavilla mit albernen Spielen und einer Menge Frauengespräche. ~*~*~ Die hübsche Bar in Stadtmitte war voll bis oben hin. Auf der Bühne gaben „Matt und seine Rockband“ einige Songs zum Besten und an einem riesigen runden Tisch in einer etwas abgelegeneren Nische der Bar saßen sieben junge Männer, die im Moment noch minder motiviert schienen. „Also, ich schlage vor, wir bestellen uns erst einmal was.“, kam es grinsend von Joey, der zwischen Yugi und Tristan saß. Seto saß Yugi gegenüber und murmelte die ganze Zeit etwas vor sich hin, was verdächtig nach: „Wieso tu ich mir das nur an?“, klang. Mokuba, der links neben Seto saß, winkte einer jungen, hübschen Bedienung zu, welche auch sofort angestürmt kam. „Hallo Mokuba.“, grinste sie ihm entgegen. „Hi.“, kam es jedoch nur matt von Mokuba, „Wir würden gerne bestellen Tracy.“. Sie nickte und zückte sowohl Block als auch Stift, „Also, was kann ich den Herren bringen?“. „Wodka und zwar einen doppelten.”, kam es sofort von Seto. Sven, der rechts von Seto saß und sein Nachbar Henry Matsuda, welcher ebenfalls einer der leitenden Angestellten in Setos Firma war, bestellten dasselbe. Yugi, Joey und Tristan bestellten sich irgendwelche Mixgetränke. „Und was möchtest du Mokuba?“, erkundigte sich Tracy mit zuckersüßer Stimme. „Ich denke, ich nehme eine Cola, und bring uns bitte auch noch was zum Knabbern.“, entgegnete ihr Mokuba. Sie nickte lächelnd und verschwand an die Bar. „Nur eine Cola?“, fragte Henry verwundert, „Mokuba, wir sind hier um uns zu besaufen, außerdem weiß ich aus sicherer Quelle, dass du sonst auch immer zulangst, wenn es Alkohol gibt.“, zwinkerte er Mokuba zu. „Ja, aber ich musste Maja versprechen, dass ich heute nüchtern bleibe und auf euch aufpasse.“, seufzte Mokuba, „Ist ihr Geburtstagsgeschenk.“. „Na wenn du meinst.“, kam es schulterzuckend von Henry, der sich entspannt zurücklehnte. „Hey, warum haben wir eigentlich Marik nicht mitgenommen?“, wunderte sich Yugi. Seto stützte seinen Kopf mit einer Hand ab und entgegnete ihm: „Ishizu meinte, er ist noch nicht wieder richtig gesund. Man könnte sagen, sie hat ihm Hausarrest gegeben.“, kurz huschte ein Grinsen über seine Lippen. „Und wird er jetzt bei euch bleiben?“. „Nein, er geht nach der Hochzeit zurück nach Ägypten, er meinte, er könne Odion nicht im Stich lassen.“. „Hm.“, Yugi sah Seto besorgt an, „Hat sich das eigentlich mit ihm geklärt? Ich meine, er kommt doch zur Hochzeit, oder?“. Seto schüttelte nur den Kopf. Gewiss hatte er versucht gehabt, hinter Ishizus Rücken, noch einmal mit Odion zu reden und ihm klar zu machen, dass er unbedingt zur Hochzeit kommen musste, doch Odion war stur und hatte sich nicht einmal von Marik zum Gegenteil überreden lassen. Ishizu hatte sich seinetwegen sogar erst gegen die Hochzeit gesträubt, sie hatte gemeint, dass sie nicht heiraten wollte, wenn nicht ihre beiden Brüder dabei wären, doch am Ende hatte Seto sie zur Vernunft bringen können. Tracy kam mit einem vollen Tablett an den Tisch zurück und stellte jedem sein Glas hin. „Ruf mich einfach Mokuba, wenn ihr noch etwas brauchen solltet.“, zwinkerte sie dem Jüngsten der Runde zu. Tristan sah ihr nach, „Woher kennst du die Schnecke eigentlich Mokuba?“, fragte er. Tristan war mit Serenity extra zwei Tage eher nach Domino gekommen, um auch an der Jungessellenparty teilnehmen zu können. Mokuba grinste, „Sie ist... eine Bekannte.“, antwortete er, „Außerdem sorgt sie dafür, dass ich hier an Alkohol ran komme.“. Seto schüttelte mit dem Kopf, „Ich sollte diesen Laden verklagen.“, seufzte er genervt und griff nach seinem Glas, welches er in einem Zug leerte. ~*~*~ In der Kaibavilla, war alles etwas ruhiger. Die jungen Frauen saßen alle zusammen im Wohnzimmer und spielten dumme Spiele. „So, als nächstes spielen wir: ‚Was nervt uns am meisten an unserem Partner’.“, schlug Serenity grinsend vor. „Ich hab aber gar keinen Partner.“, stellte Maja fest, „Also setze ich wohl besser aus.“, Tea winkte ab, „Ach Unsinn, du und Sven, ihr seid doch auch so etwas wie ein Paar, das zählt also auch.“. „Gut, da wir das jetzt geklärt haben...“, Serenity sah sich in der Runde um, „Mai fängt an!“. Mai hatte ihre eine Hand lässig über die Couchlehne geworfen, während sie mit der anderen ein Weinglas hielt. „Es gibt ne Menge Dinge an Joey, die mich nerven, aber am Schlimmsten finde ich, dass er schnarcht.“, gab sie seufzend an. Serenity seufzte ebenfalls, „Ja, davon kann ich auch ein Lied singen.“. Raja, Ishizus Freundin aus Ägypten, grinste amüsiert, „Das Problem habe ich Gott sei dank nicht.“. „Tea, was nervt dich am meisten an Yugi?“, wendete sich Serenity schließlich an Tea, welche auf dem Boden vor dem Kaminfeuer saß. Sie schien einen Moment zu grübeln, „Ich glaube, dass es mich mittlerweile am meisten stört, dass er immer zuerst an Joey und den Rest seiner Freunde denkt. Ich komme immer zuletzt.“, seufzte sie bitter, „Ich glaube, er würde sogar Kaiba noch vor mir retten.“. Mai lachte auf, „Du bist selber schuld Tea. Was hältst du den Jungs auch jahrelang Vorträge von wegen Freundschaft ist das Wichtigste und so weiter?“. Tea zuckte die Schultern, „Du hast Recht, so im nachhinein...“. Raja blickte auf, „Also, nennt mich neugierig, aber ich würde schon gerne die nervigste Eigenschaft von Seto Kaiba wissen.“, meinte sie und grinste Ishizu an. Ishizu schluckte, „Wenn ich nur ein falsches Wort sage, habe ich Morgen seine Anwälte am Hals.“, es wirkte fast so, als meinte sie das wirklich ernst. Maja winkte ab, „So ein Unsinn, du bist bald seine Frau, er wird dich schon nicht verklagen und außerdem möchte ich gar nicht wissen, was die Jungs heute so alles über uns reden.“. Ein einstimmiges Nicken und anschließend blickten wieder alle erwartungsvoll zu Ishizu. Sie seufzte, „Gott... das wird eine sehr lange Liste.“, stellte sie fest... ~*~*~ „Sag mal...“, begann Joey lallend und fuchtelte wie wild mit dem Zeigefinger herum, bis er endlich auf Kaiba zeigte. „Warum heiraten du und Ishizu eigentlich so plötzlich?“. Seto, welcher ein halbvolles Glas Wodka in der Hand hielt, hob die Brauen und warf Joey einen ‚Geht dich das was an?’-Blick zu. „Jeah...“, lallte Yugi und schwankte dabei bedrohlich, „Warum das alles so plötzlich?“. Seto leerte sein Glas und lehnte sich dann entspannt in seinem Stuhl zurück. Alle außer Mokuba waren sturzbetrunken und sahen Seto jetzt erwartungsvoll an. Auch Mokuba musste zugeben, dass er neugierig war, immerhin hatte auch er nicht erfahren, was der Grund dafür war, dass die beiden so plötzlich heiraten wollten. Gespannt zündete er sich eine Zigarette an und wartete darauf, dass sein Bruder endlich Klartext sprach. „Ihr wollt das wirklich wissen?“, setzte Seto an und war merklich nicht weniger betrunken als die anderen. Er erhielt ein einstimmiges Nicken. „Also gut.“, er zuckte lasch mit den Schultern, „Sie ist schwanger.“, verkündete er dann leiernd. Mokuba viel augenblicklich die Zigarette aus dem Mund. Joey blickte Seto eine Weile an, „Soll ich dir jetzt mein Bei... Bei... Beifeid, nein Beikneid...“. „Beileid.“, verbesserte Yugi ihn grinsend. „Genau. Beileid verkünden oder dir gratulieren?“, endete Joey und blickte Seto fragend an. Irgendwie ging Mokuba gerade ein Licht auf, denn sofort begriff er, auf was das Gespräch hinauslaufen würde und dass er das unbedingt verhindern musste. „Em... Seto?“, setzte er an, doch sein Bruder überhörte ihn. „Wohl beides.“, stellte er stattdessen fest, „Ich meine... wer will schon so ein plärrendes und nervendes Balg haben? Aber mit Ishizu... fahre ich eigentlich ganz gut.“, er machte plötzlich ein ernstes Gesicht, was äußerst albern wirkte, da auch er leicht schwankte. „Eigentlich… ist das alles nur Mariks Schuld.“, fing er dann an. „Seto, wir sollten...“, begann Mokuba hastig, doch er wurde von Sven unterbrochen. „Wer ist Marik?“, fragte er irritiert. Tristan katschte auf einer Salzstange herum, wie als wäre es ein Grashalm und sagte dann: „Er ist Ishizus jüngerer Bruder. Er ist... sagen wir mal... manchmal etwas... dunkel.“. Joey verzog eine Miene, „Und was hat der Gute nun mit deinen Ishizu-bekommt-ein-Baby-Problem zutun?“. Yugi grinste: „Hat er euch etwa mit dem Millenniumsstab dazu gebracht?“. „Millenums... was?“, Henry verstand nur Bahnhof. Nicht verwunderlich immerhin hatten er und Sven ja keine Ahnung von all den Schattenspielen und Millenniumsgegenständen. „Lange Geschichte.“, winkte Tristan ab. „Also, nun sag schon!“, drängte Joey und blickte Seto erwartungsvoll an. „Naja... wisst ihr... alles fing damit an, dass Marik so krank wurde...“, begann Seto und gestikulierte dabei wild mit den Händen. „Seto?“, versuchte es Mokuba erneut. „Später Mokuba.“, winkte Seto ab und wandte sich dann wieder den anderen zu. „Ishizu brauchte das Geld für seine Operation und ich hab...“ „Hey, ich geb einen aus!“, brüllte Mokuba plötzlich in die Runde und winkte Tracy herbei, „Und dann muss uns Joey unbedingt erzählen, wie er es geschafft hat, all die Männer von Mai fern zu halten.“. Yugi blickte Joey von der Seite an, „Er hat Recht, wie machst du das?“. „Naja...“, setzte Joey kopfkratzend an. Tracy kam zu Mokuba und fragte: „Was darf es den sein?“. Mokuba schluckte seufzend, „Ich brauche dringend eine neue Cola und zwar mit sehr viel Zucker.“, seufzte er. „Der Rest bekommt noch ein Mixgetränk und ich will, dass du die Getränke so stark machst, dass sich keiner von denen Morgen an irgendetwas erinnert.“, flüsterte er ihr zu. „Aber dafür schuldest du mir was.“, zwinkerte sie ihm zu und verschwand an die Bar. ~*~*~ „Ich weiß was Mai sich wünscht.“, stellte Serenity grinsend fest. Mai blickte sie ungläubig an, „Ach wirklich?“. Serenity nickte. „Das ist aber keine Kunst.“, lachte Tea „Immerhin ist der Einzige, der es nicht begreift, der liebe Joey.“. Maja grinste und blickte dann besorgt zu Ishizu, „Alles in Ordnung? Du bist so schweigsam.“, stellte sie fest und prompt waren alle Augen auf Ishizu gerichtet. Ishizu winkte ab, „Alles klar, mir ist nur etwas schlecht.“. Mai hob die Brauen, „Also langsam machst du mir Sorgen Ishizu. Zuerst bestehst du darauf, keinen Wein zu trinken und dann wird dir übel... Kaiba wird dich doch nicht geschwängert haben, oder etwa doch?“. Raja, welche als Ishizus beste Freundin selbstverständlich Bescheid wusste, räusperte sich hastig, während der Rest der Bande nun schockierte Gesichter machte. Gerade da Ishizu ansetzte, etwas zu sagen, hörte sie plötzlich von draußen ein merkwürdiges Geräusch. Tea sprang auf, „Was ist das?“, fragte sie verwundert. Mai spitzte die Ohren. „Und wenn mein Lied deine Lippen verlässt.“, grölte eine Stimme, die nur zu sehr nach Joey klang. „Oh mein Gott...“, war alles was Mai dazu sagen konnte. „Es heißt aber ‚ein Lied’“, verbesserte ihn Seto. „Ist doch egal!“, winkte Joey ab. „Also!“, stimmte Yugi an und gemeinsam mit Seto, Joey, Tristan und Henry sang er: „Und wenn ein Lied deine Lippen verlässt.“. Tea wurde ganz bleich, während Ishizu völlig perplex am Fenster stand und das Szenario beobachtete. Joey, Seto und Yugi hatten sich, genau in der Reihenfolge, bei einander eingehakt und torkelten singend auf den Eingang zu. Mai trat neben Ishizu ans Fenster, „Also wenn dieses Bild kein Beweis dafür ist, dass sie absolut voll sind, dann weiß ich auch nicht.“, seufzte sie bitter. „Sagt mal“, begann Sven, welcher von Mokuba geschleppt wurde, „Heißt es nicht ‚meine Lippen verlässt’?“. Henry und Tristan, die scheinbar versuchten zu ihrem Gesang noch ein hübsches Tänzchen hinzulegen, grölten plötzlich: „Und wenn ein, mein Lied, meine, deine Lippen verlässt...“, während Yugi, Joey und Seto noch immer ihre Version des Liedes sangen. Serenity wurde schwindelig bei Tristans Anblick und Maja versuchte verzweifelt sich nicht anmerken zu lassen, wie wütend sie auf Seto und Sven war. Raja stand indes seufzend im Hintergrund. „Na los, gehen wir ihnen helfen...“, seufzte Mai schließlich genervt und machte sich auf den Weg zur Eingangstür. „Aber hey, eine gute Sache hat das Ganze ja.“. Serenity sah zu ihr auf, „Ach ja, und was?“, fragte sie, während sie, gefolgt von allen außer Raja, Mai hinterher trottete. Mai zwinkerte ihr zu, „Betrunkene Männer sagen immer die Wahrheit.“, entgegnete sie, als sie bereits die Tür öffnete. Noch immer bot sich ihnen dasselbe Bild, die Männer waren auch noch nicht viel weiter gekommen. Ishizu musste plötzlich lachen, „Das glaubt mir kein Mensch.“, erkannte sie, während sie beobachtete wie Joey, Seto und Yugi – noch immer eingehakt – auf sie zugetorkelt kamen. Wäre die Situation nicht so unerfreulich gewesen, hätten wahrscheinlich auch die anderen Mädels gelacht. Stattdessen straften sie die Männer lieber mit wütenden blickten. Mai war die Erste, die einen Schritt vortrat, die Hände in die Hüften stemmte und Joey mit einem solch wütenden Blick durchbohrte, dass er vor ihr immer kleiner zu werden schien, „Joey Wheeler.“, brüllte sie „Was bildest du dir eigentlich ein, dich so sinnlos zu besaufen?“. Joey hob den Zeigefinger, „Ich kann dir das erklären, meine Süße.“. Mokuba kam indes, noch immer Sven abstützend, bei Maja an. „Du hattest mir doch versprochen auf sie aufzupassen.“, schimpfte sie mit dem Jüngeren. Mokuba senkte den Kopf, „Tut mir leid, aber du weißt doch, wenn jemand trinken will, dann tut er es auch.“. Maja sah ihn überrascht an, „Du bist ja nüchtern.“, stellte sie verwundert fest. „Ja, und ich denke ich werde auch in Zukunft wieder nüchtern bleiben, denn...“, begann er, wurde aber von Sven unterbrochen, der grinsend sang: „Kein Alkohol ist auch keine Lösung.“. Mokuba seufzte, „Denn so was soll mir nicht passieren.“. Sven sah ernst zu Maja auf, welche ihn stützte, damit Mokuba sich um Henry kümmern konnte. „Maja...“, sagte er, „Ich war so ein verdammter Feigling. Ich wollte dir immer sagen, dass ich dich liebe und dass ich mit dir zusammen sein möchte.“. Maja wurde ganz rot um die Nase. „Ach, red doch keinen Unsinn.“, forderte sie dann streng und brachte ihn nach oben. Ishizu seufzte, „Ich schlage vor, ihr übernachtet heute hier.“. Mai nickte, „Wir haben wohl keine andere Wahl.“. Seto blickte auf, „Wheeler schläft nicht in meinem Haus, ein Joey reicht.“. „Was? Gibt es etwa noch einen Joey?“, erkundigte sich der echte Joey verwundert und blickte dann hinunter zu dem Hund Joey, welcher schon die ganze Zeit bellend neben ihm gestanden und ihn angeknurrt hatte. „Oh... hallo Hund.“. „Bring ihn einfach rein!“, forderte Ishizu an Mai gewandt, „Joey, du machst sitz.“, forderte sie dann, worauf der Hund sofort gehorchte. „Mai...“, setzte Joey an, welcher von ihr in die Villa geschoben wurde, „Ich will auch heiraten.“. „Ach ja?“, erkundigte sich Mai desinteressiert, während sie ihn die Treppen rauf drängte. „Dann mach mir doch einfach einen Antrag.“. „Jetzt?“, fragte Joey irritiert. Mai seufzte, „Nein, wenn du wieder nüchtern bist.“. „Ich bin nüchtern... na ja...fast nüchtern... oder... ein bisschen nüchtern...“, Joey seufzte, „Du hast Recht, ich bin gar nicht nüchtern.“. „Ich weiß, ich weiß.“, winkte Mai ab und hatte doch mehr Probleme damit, Joey in eines der Gästezimmer zu bringen, als sie dachte. „Und ich will auch ein Baby.“, stellte Joey dann fest und blieb – zu Mais Ärgernis - wie angewurzelt stehen. Er drehte sich zu ihr um, „Ich will auch, dass du ein Baby bekommst, wie Ishizu.“. Mai machte große Augen, „Wie Ishizu?“. „Ja.“, bestätige Joey. Mai schüttelte nur den Kopf, „Darüber reden wir Morgen Joey.“, meinte sie, als sie ihn nun endlich in eines der Gästezimmer drängte. „Serenity, willst du meine Frau werden?“, lallte Tristan, während Serenity ihn mühsam nach oben schleppte. „Halt die Klappe Tristan!“, forderte diese jedoch nur kopfschüttelnd. „Yugi, also ich bin echt entsetzt.“, schimpfte Tea mit ihrem Ehemann, während auch sie ihn nach oben zog. „Weißt du...“, schniefte Yugi, „Ich vermisse den Pharao ganz schrecklich...“. „Ja, ja. Ich weiß.“, winkte Tea nur ab. Mokuba hatte Henry derweil fast ganz oben. „Weißt du Mokuba. Ich mag dich.“, begann dieser grinsend. „Ach wirklich?“, erkundigte sich Mokuba kopfschüttelnd. „Ja.“, bestätigte Henry, während Mokuba ihn in eines der Gästezimmer schob, anschließend die Tür dazu schloss und schließlich müde nach unten rief: „Brauchst du Hilfe Ishizu?“. Diese schüttelte nur mit dem Kopf, während sie Seto endlich ins Haus zog und Joey ihnen schwanzwedelnd folgte. „Dann gute Nacht...“, gähnte Mokuba nur noch und verschwand in Richtung seines Zimmers. Ishizu wandte sich noch einmal dem Wohnzimmer und Raja zu: „Es tut mir wirklich Leid.“. Raja winkte jedoch nur grinsend ab, „Ach was. Schon gut.“, und mit einem ‚gute Nacht’ war auch sie nach oben verschwunden. Irgendwie schaffte es Ishizu, Seto nach oben zu bringen und ihn dazu zu bewegen, sich hinzulegen. Währendessen hatte er kein Wort gesagt. Ishizu hatte ihn dazu gebracht, wenigstens noch seine Schuhe und seinen Mantel auszuziehen und nun deckte sie ihn schließlich zu. „Wenn du wieder nüchtern bist, Seto Kaiba, kannst du was erleben, dass schwöre ich dir.“, knurrte sie wütend. Gerade wollte sie zum Lichtschalter gehen und das Licht ausschalten, da hörte sie plötzlich ein müdes: „Ishizu?“. Sie drehte sich um und blickte in Setos entzündete und verquollene Augen. „Ich freue mich auf unser Baby...“, mit diesen Worten schloss er die Augen und schlief auch sofort ein. Ishizu lächelte und hoffte gedanklich darauf, dass Mai damit Recht hatte, dass betrunkene Männer immer die Wahrheit sagten... Kapitel 9: hatred but love -------------------------- Ishizu kam gerade aus dem Bad, frisch geduscht hatte sie sich nur rasch ihre Unterwäsche angezogen und den Morgenmantel umgelegt. Seufzend blickte sie aus dem Fenster nach draußen in den Vorgarten, wo Roland und Setos Angestellter Konrad die Gäste in Empfang nahmen. Ishizu schwindelte es schon allein bei dem Gedanken, wie viele Gäste kommen würden. Ihr wurde übel, wenn sie sich fragte, wie viele von diesen Leute sie noch nie gesehen hatte, dann noch die Aufregung und das alles verstärkt durch ihre Schwangerschaft, machten es Ishizu nicht gerade einfach, sich auf den Beinen zu halten. Auch wenn sie in den letzten zwei Wochen, seit sie beschlossen hatten, dass eine schnelle Hochzeit wirklich der einzige Ausweg war, immer mal an Übelkeit und Schwindel gelitten hatte, so ging es ihr heute doch besonders schlecht. Wenn sie nicht wüsste, dass es ihr jedes Mal so gehen würde, würde sie darauf bestehen, die Hochzeit zu verschieben. Ishizu beobachtete noch einen kleinen Moment, wie immer mehr Gäste in die Villa strömten, bevor sie sich schließlich vom Fenster abwandte und vor den großen Spiegel stellte. Sie erschrak mächtig, als sie Setos Spiegelbild hinter sich entdeckte. Sie fuhr herum. Seto lehnte im Türrahmen und grinste ihr entgegen. „Wie lange bist du schon hier?“, fragte sie überrascht, während er die Tür hinter sich schloss und ein paar Schritte auf sie zutrat. „Eine Weile.“, gab er nur locker an und musterte sie von oben bis unten. Eigentlich sollte er ja zufrieden sein, immerhin konnte man nicht behaupten, dass Ishizu eine schlechte Partie war. Sie war hübsch und intelligent und – auch wenn sie nicht reich war – doch recht vermögend – wobei Seto wusste, dass sie es nicht wagen würde nur einen Cent von dem Konto zu nutzen, das ebenfalls Marik und Odion gehörte. Gelegentlich war sie auch stur und widerspenstig, aber gerade das reizte Seto ja so an ihr. Das sie es gelegentlich wagte, ihm die Stirn zu bieten oder ihn gar manipulieren zu wollen und ihn dennoch irgendwie der Chef sein ließ, der er nun einmal war und immer bleiben würde. Allerdings hatte er mittlerweile begriffen, dass dieses Fest hier wesentlich schöner und zwangloser sein könnte, stünde nicht die Sache mit dem Baby zwischen ihnen. Andererseits, ohne das Baby würde diese Feier hier nicht stattfinden. „Dir ist klar, dass es Unglück bringt, die Braut vor der Hochzeit zu sehen, oder?“, erkundigte sich Ishizu interessiert bei ihm. Er zuckte gelassen mit den Schultern, „Ach was, das ist doch alles nur Aberglaube.“. Sie schüttelte nur den Kopf, „Du wirst dich nie ändern.“, stellte sie fest. Er grinste, „Gewöhn dich daran.“. „Schon passiert.“, grinste sie zurück. „Mir fällt gerade ein...“, setzte Seto plötzlich an, als ihm wieder in den Sinn kam, warum er sich überhaupt noch einmal von seinen nervigen Trauzeugen weggeschlichen hatte, „Ich hab hier was für dich.“, er griff in seine linke Hosentasche und hielt Ishizu ein kleines Schmuckkästchen entgegen. Sie sah überrascht zu ihm auf, „Dir ist schon klar, dass es jetzt wirklich zu spät ist, für einen romantischen Heiratsantrag, oder?“, fragte sie ihn und wusste nicht, ob er es ihr gestatten würde, die Sache als amüsant zu empfinden. Er blickte sie mit einem ‚sehr Witzig’ blick an, „Ich habe nicht vor, um deine Hand anzuhalten, nicht zuletzt, weil das inoffiziell schon geschehen ist.“, stellte er klar. Ishizu hob die Brauen, „Du nennst ‚unsere einzige Möglichkeit unser beider Ruf zu retten, ist zu heiraten’, einen erst zu nehmenden Heiratsantrag?“. Er ließ genervt die Schultern sinken, „Der Fakt ist jedenfalls…“, fuhr er fort, ohne auf Ishizus Worte zu achten, „dass mir in der Hektik entgangen ist, dass du keinen Verlobungsring von mir bekommen hast.“, stellte er fest. Ishizu sah ihn verwundert an, „Und da kommst du ausgerechnet heute drauf?“. Er seufzte, „Ja, ich weiß. Es ist etwas spät, aber ich war im Stress okay?“, er drückte Ishizu die Schatulle in die Hand und forderte sie mit seinem eindringlichen Blick dazu auf, sie zu öffnen. Ishizu tat es und sofort gab sich ein silberner Diamantring Preis und zwar nicht irgendeiner. Ishizu hatte bei der Suche nach den passenden Eheringen genau diesen Ring entdeckt und sofort in ihr Herz geschlossen, aber sie hatte kein Wort darüber verloren gehabt. Sie sah wieder zu Seto auf, „Wie hast du...?“, fragte sie verwundert. Er nahm ihr die Schatulle samt Ring wieder ab und steckte ihr den Ring dann vorsichtig an den Finger, während die Schatulle einfach auf dem Boden landete. „Dein Blick hat Bände gesprochen Ishizu. Glaub mir.“, antwortete er nur. Sie sah ihn an und wusste einen Moment überhaupt nicht, was sie sagen sollte. Doch dann fasste sie sich wieder, „Seto, wenn du schon hier bist.“, begann sie vorsichtig, machte aber ein ernstes Gesicht dabei, „Dann sollte ich dir auch am besten noch ein paar Dinge sagen, die nicht in unsere Ehe gehören.“. Er hob die Brauen. Sie machte ein absolut ernstes Gesicht, aber sie wirkte unsicher wie ein kleines Kind am ersten Schultag. Das war ein eindeutiges Zeichen für Seto, dass es ihr sehr wichtig war auszusprechen, was immer ihr gerade durch den Kopf ging. So verschränkte er lässig die Arme vor der Brust und meinte: „Na dann schieß mal los.“. Sie schluckte, „Ich weiß nicht, ob dir das gefallen wird.“, auch wenn das nicht von ihr beabsichtigt war, so klang es doch irgendwie wie eine Warnung. Doch er zuckte nur mit den Schultern, „Ich lasse es dich wissen, wenn du zu weit gehst.“, auch das klang wie eine Warnung, aber irgendwie grinste er auch dabei. Ishizu war jetzt merklich verunsichert, aber sie wusste, dass sie das, was sie zu sagen hatte, nicht mehr sagen konnte – oder wollte – wenn sie verheiratet waren und sie wusste auch, dass sie es ihm sagen musste, denn sonst würde sie nie Ruhe finden. Sie schluckte, „Ich hasse dich.“. Auch wenn irgendetwas ganz tief in ihm gerade zusammengezuckt war, blieb er äußerlich ganz ruhig und gelassen. Ishizu jedoch zitterte am ganzen Körper, „Ich hasse dich dafür, dass du meine Einladung damals angenommen hast, weil wir uns dadurch begegnet sind. Ich hasse dich dafür, dass du es zugelassen hast, dass ich es bis ins Finale schaffte, weil dieses Chaos hier bereits von dem Moment an vorherbestimmt war, als wir uns im Duell gegenüber standen. Ich hasse dich, weil du es gewagt hast, in Ägypten mit meinen Gefühlen zu spielen und meine verzweifelte Situation für deine eigenen Zwecke auszunutzen.“, in ihren Augen sammelten sich Tränen. Seto stand noch immer ganz ruhig da. Sein Pokerface hielt ihren bitteren Worten tapfer stand und seine Abwehrhaltung schützte ihn davor, die Beherrschung zu verlieren. Noch immer blickte er ihr kühl entgegen, gerade so, als würden ihm ihre Worte so überhaupt gar nichts ausmachen und als würde er nur darauf warten, dass sie damit fortfuhr. Sie seufzte bitter auf und hatte dabei Mühe, die Tränen zurück zu halten, „Ich hasse dich dafür, dass du mir das Geld gegeben hast, dafür dass du mich vor dem Gefängnis bewahrt hast und vor allem dafür...“, sie sah ihm nun direkt in seine blauen Augen und sie glaubte ihn einen Moment zucken gesehen zu haben, als sich ihre Blicke trafen, „dass ich dich nicht hassen kann, weil ich dich liebe.“, nun flossen die Tränen doch. Setos Mauer hatte gerade einige bedeutende Risse erhalten und irgendetwas in ihm forderte ihn dazu auf, weg zu laufen. Weg zu laufen, weil er mit Gefühlen nicht umgehen konnte. Weg zu laufen, weil er wusste, dass er ihr nicht sagen konnte, was sie hören wollte. Weg zu laufen, weil seit über einem Jahrzehnt niemand mehr zu ihm gesagt hatte „Ich liebe dich.“. Doch er war nicht der Typ der weglief, er war der Typ, der sich den Herausforderungen und Gefahren stellte, egal wie groß und unüberwindbar sie auch schienen. Ishizu blickte ihn flehend an. Er musste irgendetwas tun, von ihr aus auch wortlos gehen, aber er durfte nicht wie angewurzelt dastehen und sie mit einer fast schon schockierten Miene ansehen. „Seto?“, brachte sie ängstlich hervor und bevor sie überhaupt hatte reagieren können, hatte er seine Lippen fest auf die ihren gepresst. Er spürte deutlich, wie sie sich einen Moment wehren wollte. Wie sie dazu ansetzte, ihn von sich zu schubsen, doch aus irgendeinem Grund tat sie es nicht. Ganz im Gegenteil, auf einmal erwiderte sie den Kuss. Sie öffnete sogar den Mund, um seiner Zunge Einlass zu gewähren und so verharrten sie einen Moment in diesem Zungenkuss, bevor sie sich voneinander lösten. Den kurzen Moment nutzen sie zum Luftschnappen und sich innerlich damit abzufinden, dass die Unterhaltung hiermit endgültig beendet war. Danach verfielen sie erneut in einen innigen Kuss. Ishizu legte ihre Hände in Setos Nacken, während seine Hände sich damit beschäftigten, die Knoten ihres Morgenmantel zu öffnen, nur um dieses störende Stück Stoff anschließend zu entfernen und sie sanft auf das Bett zu drängen... ~*~*~ Mai lief unruhig in dem Gästezimmer hin und her, welches sie dafür nutzen würden, Ishizu in die schönste Braut der Welt zu verwandeln – so lautete zumindest der offizielle Plan. Alles war fertig: das Kleid, was Ishizu sich hatte schneidern lassen, hing fein säuberlich an einem Kleiderbügel. Das Schmuckset, welches Seto extra für diesen Anlass gekauft hatte – von dem Ishizu noch nichts wusste – war bereits ausgiebig von allen Brautjungfern betrachtet worden und auch alles um Ishizu zu schminken und zu frisieren war bereit gewesen. Es fehlte nur noch eines. „Wo zum Teufel steckt sie denn? Es kann doch nicht so lange dauern noch einmal unter die Dusche zu springen, oder?“, erkundigte sich Mai leicht gereizt, während sie weiterhin im Zimmer herum tigerte. „Vielleicht sollten wir lieber mal nach ihr sehen? Sie sah so blass aus, was ist, wenn sie ohnmächtig geworden ist?“, fragte Serenity besorgt. Raja nickte, „Das wäre gut möglich, sie hat schon den ganzen Morgen über Übelkeit und Schwindel geklagt.“. Mai seufzte, „Na schön, ich schau mal nach ihr.“, gerade wollte sie die Tür öffnen, da wurde sie von draußen aufgerissen und ein – ebenfalls leicht gereizter – Joey stand im Türrahmen. Mai stemmte die Hände in die Hüften, „Was willst du denn hier?!“, fragte sie wütend, „Dies ist der Brautraum. Männer haben hier keinen Zutritt.“. Joey blickte sie genervt an. Seit er ihr gesagt hatte, dass er sich an absolut überhaupt nichts von dem Junggesellenabschied erinnern würde, war sie irgendwie sauer auf ihn und auch mit ihm reden tat sie nur noch, wenn es nötig war. Er hatte absolut keine Ahnung warum. Die anderen Jungs konnten es ihm nicht sagen, weil sie selbst alles vergessen hatten und die Mädchen hielten – wie immer – zusammen. Wenn er eine von ihnen fragte, dann bekam er immer nur irgendwelche dummen Sprüche zu hören. Von wegen er wäre selber Schuld und so weiter. Aber im Moment hatte er auch keine Zeit darüber nach zu denken. „Ich suche Kaiba.“, erklärte er, „Er ist vor Ewigkeiten verschwunden und ich dachte vielleicht wollte er Ishizu noch irgendetwas sagen. Nur deswegen bin ich hier.“, verkündete Joey. Dann sah er sich im Raum um, „Wo ist Ishizu eigentlich?“. Tea seufzte genervt auf, „Das wüssten wir auch gerne.“. Joey sah sie verwundert an, „Ist die etwa auch verschwunden?“. Serenity nickte, „Scheinbar schon.“. Raja schluckte, „Vielleicht war ihnen der ganze Trubel zuviel und jetzt sind sie auf dem Weg nach Las Vegas oder so...“, normalerweise würde sie Ishizu so etwas nicht zutrauen, aber sie hätte ihr auch nicht zugetraut, dass sie – nur um Marik zu retten – mit Kaiba schlafen würde. So gesehen musste man also mit allem Rechnen. Maja saß auf dem Gästebett und grübelte vor sich hin, „Ist ja schon ein merkwürdiger Zufall, dass die beiden zur selben Zeit verschwinden, oder?“. Joey nickte, „Ja, und ich hab schon überall gesucht, außer im Schlafzimmer.“. Tea verzog eine genervte Miene, „Aber Joey, da schaut man doch zuerst nach.“. Joey hob die Brauen, „Dann werde ich dich wohl mal aufklären müssen, Tea. Kaibas Schlafzimmer ist für alle tabu, die nicht eines schmerzhaften Todes sterben wollen, nicht einmal Mokuba darf da rein.“, erklärte er, „Also ist das auch gewiss das letzte Zimmer in dem ich suchen würde.“. Tea schüttelte nur den Kopf, „Du bist so ein Feigling.“. Joey seufzte bitter auf, „Schon gut, schon gut. Ich seh ja nach.“, meinte er und trottete los. Mai stand noch immer an der Tür. In ihrem Kopf schien es zu Arbeiten und plötzlich schrie sie, „JOEY, HALT LASS ES!“. Die Mädchen zuckten erschrocken zusammen und Joey blieb sofort stehen. „Wieso?“, fragte er verwundert. „Na weil... eh... em... es...“, stotterte sie und sah sich hilfesuchend im Raum um. „Kaiba will es halt nicht, also lass es. Die beiden tauchen schon wieder auf.“, winkte sie dann ab. Joey blickte erst sie ungläubig an und starrte dann auf die große hölzerne Wanduhr im Flur. „Mai, es ist ein Uhr, die Hochzeit ist für um zwei angesetzt. Wenn die beiden nicht bald auftauschen, dann wird das hier im Chaos enden.“, stellte er fest. Mai seufzte, „Das weiß ich auch, aber das ist wirklich nicht der günstigste Zeitpunkt für einen Besuch in Kaibas heiligem Schlafzimmer.“. Joey und die anderen blickten Mai noch immer völlig von der Rolle an. Sie seufzte genervt auf, „Mein Gott, ist es wirklich so schwer zu begreifen?“. Zu ihrem Bedauern erhielt sie ein einstimmiges Nicken. Aber zu ihrer Erleichterung kamen Ishizu und Seto gerade in diesem Moment den Gang entlang gelaufen. „KAIBA?! SAG MAL, WO HAST DU GESTECKT?!“, brüllte Joey ihm entgegen. Mai stellte sich neben ihn und stemmte die Hände in die Hüften, „Also wirklich, ihr habt anschließend noch mehr als genug Zeit für so etwas.“. „Für ‚so etwas’ ?“, erkundigte sich Joey verwundert. Mai seufzte erneut. War sie denn wirklich die Einzige, die eins und eins zusammenzählen konnte? Ishizu war merklich etwas Rot um die Nase geworden bei Mais Bemerkung. Seto jedoch blieb ganz gelassen. Kopfschüttelnd schnappte sich Mai Ishizus Arm und zog sie mit sich in das Gästezimmer, während sie irgendetwas murmelte was klang wie: „Ich hasse Druck.“, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Joey wandte sich an Seto, „Wo habt ihr beiden gesteckt?“. Seto blickte Joey ernst an, „Wheeler, ich muss dich mal was fragen.“, setzte er an. „Was denn?“, fragte Joey verwundert nach. „Hast du Mai eigentlich schon mal gefragt, warum sie sauer auf dich ist?“. „Nein, ich dachte, das hat irgendetwas damit zutun, was ich zum Junggesellenabschied gesagt oder getan habe.“ Seto hob die Brauen, „Ishizu hat gemeint, du hättest gesagt, dass du sie heiraten und ein Baby mit ihr haben willst.“. „Mit Ishizu?!“, fragte Joey entsetzt, „Kein wunder das Mai sauer ist.“. „Nein du Idiot! Mit Mai natürlich, sie ist sauer, weil du ihr so zu sagen versprochen hast, dass du ihr einen Heiratsantrag machst und nichts dergleichen passiert ist.“, brüllte Seto ihn an. Joey kratzte sich am Kopf, „Aber die Party ist doch nicht einmal zwei Tage her, was denkt sie denn, wo ich so schnell einen Verlobungsring auftreiben soll?“. Seto seufzte genervt auf, „Weißt du was? Vergiss es einfach.“. Gerade da Joey etwas sagen wollte, kam Roland plötzlich angerannt. „Herr Kaiba. Da sind Sie ja, ich habe Sie schon überall gesucht.“. Joey verschränkte die Arme, „Dann stellen Sie sich hinten an, ich war zuerst da.“. Seto ignorierte ihn und wandte sich Roland zu, „Roland, wenn es irgendwelche Probleme mit der Firma gibt, dann sagen Sie mir das erst, wenn die Trauung vorbei ist. Ishizu bringt mich nämlich um, wenn ich vorher noch mal in die Firma verschwinde.“. Joey blickte ihn von der Seite her an, „Sie bringt dich auch um, wenn du nach der Trauung noch mal in die Firma verschwindest.“. „Ja, aber dann kann ich es vielleicht irgendwie heimlich machen.“, winkte Seto ab. Roland schüttelte jedoch den Kopf, „Nein, es ist nichts mit der Firma. Es geht um den speziellen Gast, von dem Sie Mokuba gebeten haben, dass er ihn hierher bringen soll.“. Seto verzog eine Miene, „Er hat es nicht geschafft, richtig?“. „Oh doch, er hat.“, ertönte plötzlich eine tiefe Männerstimme, „Aber ich werde nur zur Trauung bleiben und danach gehe ich wieder.“, erklärte Odion, der plötzlich hinter Roland aufgetaucht war. Seto lächelte matt, „Ich denke, mehr will sie gar nicht.“. Odion blickte ihn herausfordernd an, „Und was willst du?“. Er blickte mit ernster Miene zu ihm auf, „Das Einzige, was ich will ist, das sie nicht jedes mal weinen muss, wenn sie an den heutigen Tag zurück denkt, nur weil ihr Bruder so stur ist.“. Odion nickte. „Wenn Sie mir dann bitte folgen wollen?“, wandte sich Roland an Odion und geleitete ihn zu den anderen Gästen. Joey stand mit offenem Mund da, „Wie hast du das denn gemacht?“, fragte er verwundert. Seto zuckte amüsiert mit den Schultern, „Tja, ich bin eben ein Genie.“, grinste er, „Und jetzt komm, sonst verpasse ich noch meine eigene Hochzeit.“, er ging drei Schritte vorwärts und blieb plötzlich stehen, „Ach, Wheeler?“. „Ja?“. „Wenn du Geld brauchst für den Verlobungsring, dann würde ich dir eventuell etwas leihen.“. „Danke, aber... woher kommt die Großzügigkeit?“, wunderte sich Joey. Seto zuckte mit den Schultern „Ich weiß auch nicht, vielleicht hab ich einfach nur gute Laune.“. An dieser Stelle, mal wieder einen ganz lieben dank an meine Betaleserin und natürlich auch an meine Kommischreiber. Kapitel 10: wedding ------------------- Die Trauung sollte in der großen Eingangshalle der Kaibavilla stattfinden, wo sich die meisten Gäste bereits auf ihre Plätze gesetzt hatten. Seto und seine Trauzeugen waren bereits mit allem fertig und so warteten sie auf den Treppen zum ersten Stock darauf das auch hier alles bereit war. „Und Kaiba? Bist du nervös?“, erkundigte sich Yugi interessiert. Seto zuckte gelassen die Schultern, „Wieso sollte ich?“. „Wie viele Leute sind das eigentlich?“, erkundigte sich Sven interessiert, der sich im Raum umgesehen hatte. Seto, der vor Sven stand, drehte sich zu ihm um, „So etwa 500...“. Joey hob die Brauen, „Man, Kaiba... für jemanden der so gut wie keine Freunde hat, ist das ganz schön viel.“. Yugi nickte, „Vor allem wenn man bedenkt, dass so gut wie gar keine Ägypter unter den Gästen sind.“. Mokuba hatte sich auf die Treppe gesetzt, während sich die anderen ans Treppengeländer gelehnt hatten. Er stützte seinen Kopf mit den Händen ab und blickte gelangweilt in die Menge, bis er plötzlich jemanden entdeckte mit dessen Erscheinen er nicht gerechnet hatte. „Seto?“, fragte er und deutete mit den Augen auf die unerwarteten Gäste, die soeben erst die Halle betreten hatten. Seto machte ein gelassenes Gesicht und ging persönlich zu den Gästen, um sie zu empfangen. „Herr Sakurada. Es freut mich, dass Sie kommen konnten.“. Herr Sakurada nickte Seto freundlich entgegen, „Es freut mich, dass Sie uns eingeladen haben.“. „Wir sind nach wie vor Kollegen und wie Sie bemerken werden, habe ich so ziemlich alle Geschäftsmänner aus unserem Bereich eingeladen und ich sehe keinen Grund bei Ihnen eine Ausnahme zu machen.“, erklärte Seto locker, ehe er sich an Noriko wandte, die ihren Vater begleitete. „Noriko.“, er nickte ihr nur kurz zu und wendete sich dann auch schon wieder an ihren Vater, „Ich hoffe, Sie werden sich auf der anschließenden Party amüsieren.“, damit verabschiedete er sich und ging zurück zu seinen Trauzeugen, während Herr Sakurada und Noriko von Roland zu ihren Plätzen geführt wurden. Mokuba blickte seinen großen Bruder ungläubig an, „Seto, sag mal, bist du noch ganz sauber?“. Seto funkelte ihn wütend an, „Was soll die Frage Mokuba?“. Mokuba deutete erneut mit den Augen auf Noriko und ihren Vater, „Du hast die beiden wirklich eingeladen?“. Seto nickte nur. „Dir ist klar, dass Noriko dir alles zunichte machen kann, oder?“, Mokuba konnte es nicht fassen. Seto jedoch blieb weiterhin ganz locker, „So lange ihr Vater auch da ist, wird sie sich zu benehmen wissen, also mach dir keine sorgen.“, versicherte er abwinkend. „Worum geht es den eigentlich?“, wunderte sich Joey. Sven seufzte, „Noriko war mit Seto verlobt, bevor er sich so ganz plötzlich dazu entschieden hat, Ishizu zu heiraten.“, erklärte er. Yugi schluckte, „Weiß Ishizu davon?“. Seto verzog eine Miene, „Jaein.“. „Eh...“, setzte Yugi an, „Was heißt den ‚jaein’?“. „Sie weiß, dass ich zuvor verlobt war, allerdings weiß sie nicht, dass ich die Verlobung erst vor zwei Wochen gelöst habe und sie weiß auch nicht, dass Noriko heute hier sein wird.“, erklärte Seto. Mokuba schluckte bitter, „Das wird ein Desaster.“. Seto winkte ab, „Glaub mir, ich habe alles im Griff.“. „Herr Kaiba, wir wären dann soweit.“, verkündete Roland hastig und machte kehrt. „Roland.“, hielt Seto ihn auf. Roland blieb sofort stehen, „Ja, Herr Kaiba?“. „Wo wollen Sie denn hin?“. „Na... zu den Gästen und...“, setzte Roland verwundert an. Mokuba grinste, „Roland, du bist Setos Trauzeuge, du kannst nicht zu den Gästen gehen.“. Roland grinste, „Ach ja. Richtig...hatte ich vergessen.“. Yugi, der als Einziger – von Roland abgesehen – diese Prozedur schon durchgestanden hatte, stellte sich neben Seto, „Dir ist klar, dass du da jetzt alleine durch musst, oder?“, fragte er ihn. Seto nickte schwach, „Danke Yugi, dass du so freundlich bist mich daran zu erinnern. Jetzt geht es mir doch gleich viel besser.“. Yugi musste grinsen, „Ich dachte, du bist nicht nervös?“, erkundigte er sich. Seto verzog eine Miene und entgegnete ihm nichts. Die kleine Kappelle, die nahe den Treppen stand, begann zu spielen und der Standesbeamte, der ganz vorne an einem Podium stand, nickte Seto zu. Seto kam nicht drum herum zu schlucken, als er sich, bemüht darum nicht zu schnelle Schritte zu machen, auf den weg zum Podium machte. Das hier war doch etwas anders, als wenn man sich vor einer Menge von Leuten duellierte. Alle starrten ihn an und er konnte die berechtigten Zweifel in den Augen der meisten erkennen. Natürlich stand die Frage weiterhin offen, warum Seto Kaiba so jemanden wie Ishizu Ishtar heiratete. Einige von ihnen ahnten es wahrscheinlich schon. Niemand von den Gästen konnte sich vorstellen, dass er aus Liebe heiraten würde und man konnte es ihnen eigentlich auch nicht verübeln. Als Seto endlich vorne am Podium angekommen war, kam er nicht drum herum, wenn auch ganz leise, erleichtert zu seufzen. Die Melodie, die von der Kapelle gespielt wurde, veränderte sich ein wenig und im allerletzten Moment traten die Brautjungfern neben den Trauzeugen, mit dem sie zum Altar schreiten sollten. „Wo habt ihr so lange gesteckt?“, murmelte Yugi seiner Partnerin Tea zu, als die beiden als Erstes auf den Altar zuschritten. Tea grinste verlegen, „Es gab ein paar Schwierigkeiten mit dem Kleid.“. Maja und Sven waren die nächsten. „Also eines muss man Ishizu lassen.“, bemerkte Sven, während er Maja in ihrem Kleid musterte, „Sie hat Geschmack.“. Maja grinste, „Wenn dir unsere Kleider schon gefallen, dann wird dich Ishizus Kleid umhauen.“. Dann Joey und Mai. „Mai...“, begann Joey zögernd. „Was?“, fragte Mai genervt, behielt aber ihr gespieltes Lächeln bei. „Es tut mir leid, was ich gesagt habe... also... nicht was ich gesagt habe, sondern nur, dass ich es vergessen habe und verspreche dir, ich werde noch wahr machen, was ich gesagt habe, nur... will ich das alles selbst bezahlen können, also wirst du dich noch eine Weile gedulden müssen.“. Sie sah ihn verwundert an und wäre beinahe dabei stehen geblieben, „Du erinnerst dich wieder daran?“, fragte sie ihn. Joey grinste verlegen, „Sagen wir, ich wurde daran erinnert.“. Mai zuckte kaum merklich mit den Schultern, „Also schön, Entschuldigung angenommen. Aber lass dir nicht zu viel Zeit.“. „Versprochen.“. Als nächstes kamen Mokuba und Serenity. „Ach, ich finde Hochzeiten immer so romantisch.“, träumte Serenity. Mokuba zuckte nur die Schultern, „Wenn sie aus Liebe Heiraten würden vielleicht schon.“. Serenity sah ihn verwundert von der Seite an, „Wie meinst du das?“. Er winkte hastig ab, „Ach, vergiss es einfach wieder.“. Als das letzte ‚Pärchen’ traten Roland und Raja nach vorne. Die beiden schwiegen den gesamten Weg zum Altar. Nun standen sie alle vorne. Die Männer rechts und die Frauen links, nur Ishizu fehlte noch. „Sag mal ehrlich.“, wendete sich Yugi flüsternd an Kaiba, „Warum heiratet ihr wirklich?“. Seto seufzte, „Das wirst du noch früh genug erfahren Yugi.“, flüsterte er nur zurück, als endlich die Melodie erklang, auf die alle gewartet hatten. Langsam und gemächlich schritt Ishizu die Treppen herunter. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie das tat, weil es sich eben so gehörte, oder weil sie den Moment der Wahrheit nur so lange wie möglich hinauszögern wollte. Auf den Weg die Treppen hinunter hatte Ishizu einen wunderbaren Überblick auf alle Gäste und auch den Altar. Alle Trauzeugen waren in einem schlichten blauen Anzug gekleidet. Seto selbst trug natürlich seinen weißen Anzug. Ishizu hatte es sich so gewünscht. Ihre Brautjungfern in den silbernen Kleidern mit den hochgesteckten Haaren machten einen besonders eleganten Eindruck. Ein erleichtertes Seufzen entglitt Ishizu, im Großen und Ganzen konnte sie sagen, dass keine der Entscheidungen, die sie – in Bezug auf die Hochzeit – getroffen hatte, irgendwie Setos Ruf schaden könnten. Alles schien zu passen, nichts wirkte zu schlicht oder gar billig. Mai würde wohl Recht behalten, dass dies die Hochzeit des Jahres war. Ishizu erspähte nun auch den Kameramann, der die Hochzeit filmen sollte und den Fotografen, beide waren gekleidet wie normale Gäste und fielen in der Menge nur dadurch auf, dass sie eben eine Kamera in den Händen hielten. Ishizu war endlich unten angekommen, als ihr jemand seinen Arm hinhielt und eine vertraute stimme fragte: „Gestattest du mir, dich zum Altar zu begleiten?“. Ishizu konnte ihr Glück gar nicht fassen, „Odion, was machst du denn hier? Ich dachte, du wolltest nicht kommen?“, fragte sie verwundert, aber auch erleichtert. Odion räusperte sich, während sich Ishizu mit dankbarem Blick bei ihm einhackte. „Da musst du dich bei deinem Zukünftigen bedanken, er hat einfach nicht locker gelassen.“. Ishizu hob die Brauen „Reden wir gerade über ein und denselben Seto Kaiba?“, fragte sie verwundert. Odion nickte grinsend, „Scheinbar schon.“, meinte er, bevor er sie nun den restlichen Weg zum Altar führte. Kurz vor dem Altar löste er sich von Ishizu, lächelte ihr noch einmal aufheiternd zu und setzte sich dann zu Marik in die erste Reihe. Ishizu ging die letzten zwei Schritte allein und machte neben Seto halt, der sie interessiert musterte. „Und dafür habe ich so viel Geld ausgegeben?“, fragte er und deutete mit den Augen auf Ishizus Kleid. Sie grinste ihm entgegen, „Ich wollte eben etwas schlichtes.“. Er schüttelte nur den Kopf, bevor sich die beiden dem Standesbeamten zuwandten. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, gerade dass sie so ein schlichtes Kleid gewählt hatte, gefiel ihm. Sie war so schon schön genug und brauchte nicht noch so viel kitschige Perlen und Rüschen am Kleid. Das Weiß brachte ihre braune Haut und ihre dunklen Haare noch richtig schön zur Geltung und das Schmuckset – bestehend aus einem Diadem, einer Kette, Ohrringen und einem Armband und das alles aus feinsten Diamanten - machte aus ihr eine Königin. So begann die Zeremonie... ~*~*~ Die Hochzeitsfeier nach der Trauung war nicht mehr so steif. Alle genossen die Party in vollen Zügen. Die Party selbst fand allerdings im Garten statt, wo man eine große Bühne aufgebaut hatte. Davor war eine große Tanzfläche und drum herum waren viele Tische mit Stühlen. Die Trauzeugen und Brautjungfern saßen an einem großen Tisch mit dem Brautpaar. „Es war doch klar, das Kaiba die Hand beim Schneiden der Torte oben hat.“, grinste Joey. Seto lehnte sich gelassen zurück, „Hast du wirklich etwas anderes erwartet?“, fragte er. Mai winkte ab, „Meiner Meinung nach sagt das sowieso nichts aus.“. Tea nickte zustimmend, „Eben, es ist doch nur eine Torte. Außerdem hab ich bei unserer Hochzeit auch die Hand unten gehabt und jetzt ratet mal, wer bei unserer Ehe die Hosen anhat?“. Yugi gluckste auf, „Na du sicher nicht.“. Ein allgemeines Gelächter brach aus und selbst Seto musste kurz schmunzeln. „Also ich weiß schon, wer bei Joeys Hochzeit die Hand nicht oben haben wird.“, feixte Mokuba. Joey seufzte, „Ja, ich fürchte da hast du leider Recht.“, dann sah er sich um, „Sag mal Kaiba?“, wandte er sich dann an Seto, „Ich dachte, Odion wollte nur bis nach der Trauung bleiben und dann gehen?“. Er deutete mit den Augen auf Odion, der an einem anderen Tisch mit Marik, Tristan und Duke saß und relativ amüsiert wirkte. Seto zuckte gelassen mit den Schultern, „Ist doch egal.“, winkte er dann ab. Ishizu blickte ihm dankbar entgegen, „Danke.“, flüsterte sie und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Wofür?“, erkundigte er sich verwundert. Sie lächelte, „Dass du dafür gesorgt hast, dass Odion kommt.“. „Ach was.“, meinte er emotionslos, „Ich wollte mir bloß nicht dein Gejammer anhören.“. Sie funkelte ihn wütend an, „Schönen dank auch.“. Er grinste sie an, „Bitte, gern geschehen.“. Joey stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab, „So ihr zwei und jetzt reden wir endlich mal Klartext.“, forderte er, an Seto und Ishizu gewannt, die verwundert zu ihm aufsahen. Yugi nickte zustimmend, „Genau, wir wollen jetzt endlich wissen, warum ihr beiden wirklich geheiratet habt.“. Mokuba seufzte genervt auf, „Wieso könnt ihr nicht einfach glauben, dass sie sich lieben?“, wollte er wissen. „Naja...“, begann Mai und rührte mit dem Strohhalm in ihrem Mixgetränk herum, „Kaiba ist einfach nicht der Typ für so eine spontane Hochzeitsfeier, es sei denn... es gäbe einen guten Grund dafür.“, erklärte sie und sah mit ernstem Blick zu den beiden auf, „Und auch Ishizu ist, nach meinem Erachten, eher die Romantikerin, die sich etwas mehr Zeit lassen würde.“. „Und daraus schließt ihr?“, fragte Seto interessiert. „Das ihr beiden uns etwas verheimlicht.“, entgegnete Yugi, „Und es muss etwas Bedeutendes sein, wenn ihr beiden es plötzlich so eilig habt.“. Ishizu seufzte, „Müssen wir das ausgerechnet heute ausdiskutieren?“. Mai schüttelte den Kopf, „Es gibt gar nichts mehr zu diskutieren, ich denke jedem hier am Tisch ist klar, was der Grund für diese Spontanhochzeit ist.“. Seto hob die Brauen, „Ach, ja wirklich?“. Mai nickte, „Aber das ist kein Grund so finster zu gucken, Kaiba. Wir werden es niemandem sagen, bevor ihr es nicht offiziell gemacht habt.“. Joey blickte sie fragend an und flüsterte ihr dann zu, „Worüber redest du hier eigentlich?“. Mai ließ genervt die Schultern sinken, „Soll das heißen, ich bin die Einzige, die weiß, was hier los ist?“, fragte sie in die Runde und erhielt ein einstimmiges Nicken. Scheinbar hatten alle nur darauf gewartet, dass Mai ihre Vermutung in verständliche Worte fasste und Kaiba sowie Ishizu die Theorie dann bestätigten, damit sie alle so tun können, als hätten sie es von Anfang an gewusst. Seto wirkte nun wieder etwas entspannter, „Genug jetzt davon.“, forderte er jedoch streng „Fragt euch doch lieber, wer der nächste ist, der unter die Haube kommt.“. Er mochte solche Spiele zwar eigentlich nicht, aber wenn es der Sache diente. Er wusste ja, dass es früher oder später jeder erfahren würde, aber sie mussten das nicht schon heute breit treten, außerdem war damit zu rechnen, dass einige der Gäste ihre Ohren gespitzt hatten und das Morgen alles groß in der Zeitung stehen würde, von daher war Vorsicht geboten. Gerade da Tea den Mund öffnen wollte, um zu verkünden, dass sie sich bereits sicher war, dass Mai und Joey die nächsten sein würden, trat plötzlich Henry auf die Bühne, nahm das Mikrofon in die Hand und räusperte sich. „Wertes Brautpaar, werte Hochzeitsgäste und Kollegen“, sprach er, „Mein reizender Chef hat mich damit beauftragt, für die musikalische Unterhaltung zu sorgen und ich habe natürlich weder Kosten noch Mühen gescheut, die beste Band überhaupt aufzutreiben.“. Sven seufzte bitter auf, „Und wenn er das sagt, dann müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen.“. „Und ich freue mich, Ihnen sagen zu dürfen, dass ich es geschafft habe, ‚Evanescence’ aufzutreiben.“, ein allgemeines Jubeln und Klatschen brach aus, als die Band die Bühne betrat. „Bevor sie jedoch damit beginnen, ihre Songs zu Ihrem Vergnügen zum Besten zu geben, habe ich sie gebeten, mit einer Ballade zu beginnen, damit unser Brautpaar, von dem ich weiß, dass es sich gerne davor gedrückt hätte, die Tanzfläche eröffnen kann.“. Sofort waren alle Blicke auf Seto und Ishizu gerichtet. Seto funkelte Henry wütend an, „Ich dachte, du magst deinen Job?“, rief er zur Bühne vor. „Ach, nun komm schon Kaiba. Ihr müsst nur eine Minute alleine Tanzen und dann werden die meisten anderen Tanzpaare zu euch stoßen.“, winkte Joey ab. Tea verschränkte dir Arme, „Außerdem gehört der Eröffnungstanz zu einer guten Hochzeit dazu.“. „Kommt nicht in Frage.“, währte sich Seto jedoch noch immer. „Tanzen! Tanzen! Tanzen! Tanzen!“, fingen die Gäste an zu rufen. „Komm schon Kaiba, es ist nur ein Tanz, mach deiner Braut und den Gästen die Freude.“, sprach Henry ins Mikro und setzte dabei einen Schmollmund auf. Seto warf einen zweifelhaften Seitenblick zu Ishizu, welche nur die Schultern zuckte und die Gäste noch immer ‚Tanzen! Tanzen! Tanzen!’ riefen. Er seufzte, „Na schön, aber nur ein Tanz und dafür kürze ich dir dein Gehalt.“, meinte er, nahm Ishizus Hand und führte sie auf die Tanzfläche. Henry grinste, „Also dann, einen großen Applaus für ‚Evanescence’ mit ihrer großartigen Ballade ‚Anywhere’ !“, rief er dann und machte auf der Bühne Platz. Ishizu grinste Seto entgegen, „Kneif mich mal!“, forderte sie dann, als die Musik zu spielen begann. Er legte seinen Lippen an ihr Ohr und flüsterte: „Heute Abend.“, bevor sie zu tanzen begannen. *** Dear my love, haven't you wanted to be with me And dear my love, haven't you longed to be free I can't keep pretending that I don't even know you And at sweet night, you are my own Take my hand We're leaving here tonight There's no need to tell anyone They'd only hold us down So by the mornings light We'll be half way to anywhere Where love is more than just your name I have dreamt of a place for you and I No one knows who we are there All I want is to give my life only to you I've dreamt so long I cannot dream anymore Let's run away, I'll take you there We're leaving here tonight There's no need to tell anyone They'd only hold us down So by the mornings light We'll be half way to anywhere Where no one needs a reason Forget this life Come with me Don't look back you're safe now Unlock your heart Drop your guard No one's left to stop you Forget this life Come with me Don't look back you're safe now Unlock your heart Drop your guard No one's left to stop you now We're leaving here tonight There's no need to tell anyone They'd only hold us down So by the mornings light We'll be half way to anywhere Where love is more than just your name *** Kapitel 11: revelations ----------------------- Einige haben mich darauf hingewiesen das sie doch noch gerne wissen wollen, wie die Hochzeitsnacht von Seto und Ishizu war. Also hab ich mal noch ein kleines Stück dazu geschrieben, dass euch zeigt, wie die Hochzeitsnacht der beiden wirklich war. ~~~ Es war bereits so spät, dass es sich eigentlich gar nicht mehr lohnte, noch ins Bett zu gehen, da in einigen wenigen Stunde bereits wieder der Wecker klingeln würde. Dennoch hatten sich die frisch Vermählten, mühselig ihrer steifen und beengenden Kleidung entledigt, welche nun einfach verquer irgendwo auf dem Schlafzimmerboden lag, und waren todmüde ins Bett gefallen. „Ich dachte du wolltest mich noch einmal kneifen.“, schmunzelte Ishizu gähnend, als Seto endlich die Kraft dazu gefunden hatte die Decke über ihre knapp bekleideten Körper zu ziehen. Dieser sah sie aus Müden Augen an. „Mach ich Morgen.“, meinte er nur, und kämpfte gegen das starke Gefühl der Müdigkeit an, welches ihn zwingen wollte seine Augen zu schließen. „Das bringt bestimmt Unglück, wenn wir keine Hochzeitsnacht haben“, erklärte Ishizu während sie sich ganz eng an Seto Kuschelte. „Sagen wir einfach, die haben wir vorverlegt.“, schmunzelte dieser, während er die Arme sanft um seine Frau legte. Eine weile war es still zwischen den beiden. Ishizu war schon am wegnicken, als sie Seto plötzlich noch einmal Ansprach. „Hat es dir gefallen?“, fragte er ganz plötzlich, wenn auch noch immer die Übermüdung in seiner Stimme mit schwang. „Es war wunderschön.“, war alles was Ishizu noch hervor brachte, bevor sie ins reich der Träume glitt. Seto belächelte ihren schlafenden Anblick, drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und war wenig später ebenfalls eingeschlafen... ~*~*~ Es war der Morgen nach der Hochzeit. Obwohl die Feier recht lange ging, waren Ishizu, Kaiba, Marik und Odion, welcher in der Kaibavilla übernachtet hatte, schon auf den Beinen. Die vier hatten sich auf Kaibas Privatem Landeplatz eingefunden, wo in kürze einer von seinen Privatjets, Ishizus Brüder wieder nach Ägypten bringen würde. Ishizus umarmte Marik noch einmal zum Abschied, „Pass auf dich auf!“, forderte sie mit Tränen in den Augen. Marik grinste ihr aufheiternd entgegen, „Nun mach doch nicht so ein Gesicht Ishizu! Es ist doch kein Abschied für immer. In einigen Monaten komme ich wieder. Ich will ja schließlich die Geburt meines Neffen nicht verpassen.“. Ishizu verzog eine Miene, „Warum glaubt ihr eigentlich alle, dass es ein Junge wird?“, fragte sie. Marik lachte auf, „Es ist immerhin Kaibas Kind, wäre ja eine Schande für ihn, wenn es ein Mädchen würde.“. Ishizu schüttelte darauf nur mit dem Kopf. Odion und Seto standen etwas abseits von den beiden. „Ich vertraue dir meine Schwester an Kaiba.“, begann Odion und machte dabei ein ernstes Gesicht, „Ich will, dass du sie gut behandelst.“. Seto machte ebenfalls ein ernstes Gesicht, „Sei versichert, dass es ihr an dem Nötigen nicht fehlen wird.“. Odion hob die Brauen, „Nur an dem Nötigen?“. Seto seufzte, „Ich habe deiner Schwester bereits erklärt, dass Macht und Reichtum auch Opfer verlangen.“. Odion schüttelte nur den Kopf, „Wir werden uns nicht wieder sehen Kaiba, aber ich werde dennoch ein Auge auf euch haben.“, versicherte er. Seto verschränkte die Arme vor der Brust, „Du bist sauer wegen dem, was passiert ist und das verstehe ich, aber das ist nicht die Schuld deiner Schwester, sondern meine, also lass deine Wut an mir aus, wenn es dir gut tut, aber nicht an ihr.“. Odion schüttelte nur mit dem Kopf, „Dazu gehören immer zwei.“. Setos ließ genervt die Schultern sinken, „Sturheit liegt bei euch in der Familie, nicht wahr?“, fragte er kopfschüttelnd, „Odion, hast du nicht wenigstens ein bisschen Verständnis für die Situation deiner Schwester? Marik lag im Sterben, sie war verzweifelt und müde, sie wusste doch gar nicht, was sie tat.“. „Ich werde darüber nicht diskutieren. Es ist wie es ist.“, stellte Odion nur fest, kehrte Seto dann den Rücken und ging zu Ishizu und Marik. Er verabschiedete sich noch von Ishizu und wünschte ihr alles Gute für die Zukunft, bevor er mit Marik in den Jet stieg, welcher kurz darauf auch schon abhob. Seto trat neben Ishizu. „Odion wird nicht zurück kommen, habe ich recht?“, fragte sie ihn seufzend. Er nickte „Aber du bist selbst daran schuld.“ „Ich finde es immer wieder berauschend, wie du die Schuld für das was geschehen ist alleine auf mich schiebst.“, kam es wütend aus ihr. Er zuckte gelassen mit den Schultern, „Das alles wäre nicht passiert, wenn nicht ein gewisser jemand plötzlich vor meinem Hotelzimmer gekniet und mich angefleht hätte ihr zu helfen.“. Sie funkelte ihn wütend an, „Du hattest mir bereits ohne mein Wissen geholfen. Aber du hast dennoch zugelassen, dass ich auf Knien vor der rumrutsche und mich dann dazu gebracht das zu tun, was uns überhaupt erst in diese Lage gebracht hat.“. Gelassen sah er sie an, „Etwas spät um das zu begreifen, oder?“. Sie schüttelte darauf nur wütend den Kopf. Seto blickte auf die Uhr, „Hattest du nicht einen Arzttermin?“, fragte er dann und machte sich auf, den Weg den Landeplatz zu verlassen. Ishizu folgte ihm, „Ja richtig. Soll ich dich später anrufen und dir sagen, was die Ärztin gesagt hat?“, fragte sie auf dem Weg zur Limousine. Seto schüttelte den Kopf, „Kein Bedarf.“ „Aber...“. „Ishizu,“, setzte er schließlich genervt an, „Das einzige Interesse, was ich an diesem Kind habe, ist: dass es mir nicht meinen Ruf versaut. Also lege ich auch keinen Wert darauf zu erfahren, was die Ärztin darüber gesagt hat, hast du verstanden?“, erkundigte er sich mit Nachdruck in der Stimme. Ishizu seufzte, wie hatte sie nur glauben können, dass sich irgendetwas verändert hatte. Es war ihm gleichgültig, dass sie ihn liebte. Es hatte für ihn keinerlei Wert, dass sie nun verheiratet waren. Selbst für das Kind empfand er nichts. Gestern, während der Hochzeit. Da ging es Ishizu noch gut. Wahrscheinlich sogar zu gut, denn immerhin war es doch dumm gewesen zu glauben, dass ihr Geständnis, der Kuss und alles was darauf folgte ihm irgendetwas bedeutet hätte. An der Limousine angekommen hielt Roland ihr freundlich die Tür auf, „Bitte, Mrs.Kaiba.“. Sie zuckte kurz zusammen, ehe sie einstieg. Es war irgendwie ein merkwürdiges Gefühl Mrs Kaiba genannt zu werden, weil der Name für sie so überhaupt nichts bedeutete. Früher, da hatte sie auch immer aufgehorcht, wenn der Name ‚Kaiba’ fiel, doch das lag daran, dass sie jedes Mal sofort an Seto denken musste und sich irgendwie darüber gefreut hatte, von ihm zu hören, doch nun war das anders, was hatte sie davon? Sie würde den ganzen jämmerlichen Rest ihres Lebens mit ihm verbringen müssen und schon bald würde sie nur noch genervt aufseufzen, wenn sie seinen Namen hörte. Schon bald, so fürchtete sie, würde sie den Namen verfluchen. Kaiba stieg nach ihr ein, doch die ganze Fahrt über, bis sie sie schließlich bei ihrem Arzt absetzten, hatte er kein Wort gesagt. ~*~*~ Seufzend kam Ishizu aus dem Gebäude in dem die Praxis ihrer Ärztin lag. In der Hand hielt sie erneut ein Ultraschallbild. Sie empfand es als unsinnig, weil sich in den zwei Wochen nicht wirklich viel getan hatte. Man konnte noch immer nicht sehr viel erkennen und so hätte Ishizu auch gut und gerne darauf verzichten können. Roland stand mit der Limousine vor dem Gebäude und wartete scheinbar auf sie. Doch sie wusste nicht, ob sie wirklich den Wunsch verspürte, nach Hause zurück zu kehren. Nach Hause... War die Kaibavilla jetzt eigentlich ihr zuhause? Sie konnte nicht behaupten, sich dort zuhause zu fühlen. Zwar hatte sie dort einiges an persönlichen Gegenständen unterbringen können, was es ihr hätte leichter machen sollen, sich dort heimisch zu fühlen, aber irgendwie war dem nicht so. Noch immer hatte sie das Gefühl nur hier zu sein, wegen einigen geschäftlichen Dingen, noch immer glaubte irgendetwas ganz tief in ihr daran, dass sie schon bald nach Ägypten zurück kehren würde, obgleich sie wusste, das Kaiba sie wahrscheinlich nicht einmal für einen Urlaub dorthin fliegen lassen würde. „Sieh an sieh an, gerade mal einen Tag verheiratet und schon Nachwuchs geplant?“, ertönte eine kühle aber schrille Frauenstimme. Reflexartig ließ Ishizu das Ultraschallbild, welches sie noch immer in der Hand gehalten hatte, in ihrer Tasche verschwinden, bevor sie aufschaute und eine junge rothaarige Frau entdeckte, die ihr irgendwie bekannt vorkam. „Kennen wir uns?“, fragte sie vorsichtig. „Oh je, oh je. Auch noch vergesslich.“, grinste die Rothaarige, „Mein Name ist Noriko Sakurada. Ich war gestern auf Ihrer Hochzeit.“, erklärte sie dann. „Naja, es waren gestern eine Menge Leute auf der Hochzeit, Sie werden sicher verstehen, dass ich mir nicht jedes einzelne Gesicht merken konnte.“, Ishizu versuchte freundlich zu sein, aber irgendwie war ihr Noriko auf Anhieb unsympathisch. Noriko hob den Kopf etwas an, als wolle sie deutlich machen, dass sie über Ishizu stand, bevor sie zu reden begann: „Mein Gesicht sollten Sie sich aber merken, Mrs Kaiba. Sehr genau sogar. Prägen Sie es sich besser gut ein. Denn jedes Mal wenn sie irgendetwas Schlechtes erleben sollten in den nächsten Wochen und Monaten, vielleicht sogar Jahren, werden Sie es mit meinem Namen und meinem Gesicht in Verbindung bringen.“. Ishizu hob die Brauen, „Wie, bitte?“. „Ich sollte Sie wohl besser etwas aufklären.“, erkannte Noriko und lächelte falsch, „Ich bin die einzige Tochter von Herrn Sakurada, er ist ein bedeutender Mann im Computerspiele Business. Unsere Firma ist auf der ganzen Welt bekannt.“. Ishizu seufzte genervt auf, „Nun, bis nach Ägypten scheint der Ruf Ihrer Firma dann aber doch nicht durch gedrungen zu sein, denn mir ist dieser Name völlig fremd.“. Norikos Blick wurde finster, „Seto Kaiba, Ihr Ehemann...“, setzte sie an. „Wie nett, dass Sie mich daran erinnern...“, meinte Ishizu kopfschüttelnd. Doch Noriko fuhr fort, als wäre nichts gewesen, „ist schon seit Jahren hinter der Firma meines Vaters her und er hätte sie auch kriegen können, er hätte mich nur heiraten müssen.“ „So, wirklich?“. „Ja, es war bereits alles arrangiert, zu gegebener Zeit hätten wir unsere Verlobung bekannt gegeben und sobald ich den Namen ‚Kaiba’ getragen hätte, hätte ihm auch automatisch die Firma meines Vaters gehört.“. Ishizu blickte Noriko kurz skeptisch an, „Ach, dann sind Sie Setos Pseudoverlobte?“. Noriko sah sie entgeistert an, „Bitte?“. Ishizu schüttelte nur mit dem Kopf, „Hören Sie, ich weiß absolut nicht, was ihr Problem ist und eigentlich interessiert es mich auch nicht, also würden Sie mich jetzt bitte entschuldigen?“, sie hatte genug gehört und wollte nun doch zur Limousine gehen, doch Noriko stellte sich ihr entschlossen in den Weg. Ishizu seufzte erneut, „Was ist denn noch?“. „Ich bin noch nicht fertig.“, verkündete Noriko mit ernster Miene. Ishizu ließ die Schultern sinken, „Also schön, aber machen Sie es kurz!“. „Ihretwegen hat Seto die Verlobung mit mir aufgelöst, ganz plötzlich und ich werde herausfinden wieso! Ich werde alles herausfinden, jedes kleine schmutzige Geheimnis aus Ihrer Vergangenheit und auch den Grund, warum Seto auf die Firma meines Vaters verzichtet hat, nur wegen Ihnen und ich werde es an die Öffentlichkeit bringen, ich werde dafür sorgen, dass Ihr Ruf in der Öffentlichkeit so weit sinkt, dass Seto gar keine andere Wahl hat, als sich von ihnen scheiden zu lassen.“, entfuhr es Noriko. Ishizu hob die Brauen, „Ist das eine Drohung?“. „Allerdings.“, bestätigte Noriko. Ishizu wollte gerade etwas erwidern, als Roland endlich eingriff, „Verzeihen Sie Miss Sakurada. Aber Herr Kaiba hat mich angewiesen dafür zu sorgen, dass Sie seiner Frau nicht zu nahe kommen, also würden sie bitte den Weg frei machen?!“. Noriko sah ihn entgeistert an, „Er hat was?“. Roland blickte herablassend zurück, „Ich denke, Sie haben mich schon verstanden.“, meinte er dann und sorgte dafür, dass Ishizu endlich in die Limousine einsteigen konnte. Ishizu seufzte erleichtert auf, als Roland endlich los fuhr. „Hat Seto Sie wirklich dazu angewiesen, diese Noriko von mir fern zu halten?“, erkundigte sie sich schließlich bei Roland. Dieser schüttelte den Kopf, „Nein, aber ich bin sicher es war in seinem Interesse, was ich getan hab.“, winkte er ab. Ishizu nickte dankbar. „Soll ich Sie nach Hause bringen?“. „Nein, ich denke ich sollte Herrn Kaiba noch einen kleinen Besuch in seiner Firma abstatten.“, beschloss Ishizu mit ernster Miene. Roland nickte, „Wie Sie wünschen.“ ~*~*~ Seto war in seinem Büro. Sven und Henry saßen, beide gähnend, auf der Bürocouch und blätterten in irgendwelchen Dokumenten herum, während Seto auf der Tastatur seines Computer herum hackte. Der Pharao stand hinter ihm und schaute ihm – wörtlich – über die Schulter. „Wenn du so weiter machst, hast du die Tastatur bald zu Brei verarbeitet.“, verkündete er seufzend. „Halt die Klappe!“, murmelte Seto ihm zu. Henry – welcher ebenso wie alle anderen Gäste bis zum frühen Morgen noch auf der Hochzeit geblieben war – sah mit müden Augen zu Seto auf, „Hast du was gesagt?“, fragte er. Seto seufzte, „Nein.“. Henry lehnte sich zurück, „Also ich denke, dass wir mit der offiziellen Bekanntgabe des Turniers nicht länger warten sollten, immerhin ist Kaiba gerade überall in den Medien präsent, dass könnte die Chance sein, das Turnier und somit auch die neue Duelldisks zu pushen.“, erklärte er. Henry schüttelte den Kopf, „Das ist schwachsinnig.“. „Wieso?“. „Weil es dann heißen würde, dass Kaiba sich zwar nicht die Zeit nimmt, mit seiner Frau in die Flitterwochen zu fliegen, aber ein neues Turnier gibt, das würde voll in die Hose gehen.“, erklärte Henry sachlich. Der Pharao lehnte sich gegen Setos Stuhl, „Wissen die beiden eigentlich, dass du die letzten Entwürfe für die Duelldisk verworfen hast und die Designer noch einmal ganz von vorne anfangen müssen?“, erkundigte er sich interessiert bei selbigen. Er schüttelte nur den Kopf und flüsterte ein, „Ist mir in der Hektik wohl entfallen.“. „Das ist doch lächerlich, nur weil Kaiba jetzt verheiratet ist...“, setzte Sven an. Henry erhob sich, „Das ist nicht lächerlich. Kaiba hat jetzt mehr Verantwortung und Verpflichtungen als zuvor und da die Hochzeitssache noch frisch ist, wird die Presse sich die nächsten drei Monate auf ihn stürzen, es wäre blanker Selbstmord, wenn er jetzt ein Turnier schmeißen würde, da würde doch sofort jeder Verdacht schöpfen, das mit dieser Heirat irgendetwas nicht gestimmt hat.“. „Aber es ist doch auch so.“, entgegnete Sven ihm seufzend, „Außerdem, was wollen wir denn sonst machen? Sollen wir Kaiba etwa für eine Woche mit Ishizu nach Hawaii schicken, damit wir das Turnier endlich starten können?“. Henry zuckte die Schultern, „Das wäre eine Möglichkeit.“. Erneut wandte sich der Pharao an Seto: „Warum unternimmst du nichts?“. Er sah ihn locker an, „Wieso sollte ich?“. Gerade als der Pharao etwas erwidern wollte, klingelte das Telefon, woraufhin Sven und Henry sofort verstummten. „Kaiba hier.“, meldete sich Seto seufzend. „Guten Tag Herr Kaiba, ich bin Doktor Yoko. Ich rufe an wegen Ihrer Frau.“. „Meiner Frau?“, fragte Seto verwundert, „Ach ja...“, es war verflucht gewöhnungsbedürftig, dass er auf einmal eine Frau hatte und so würde es wohl auch noch eine ganze Weile dauern, bis er sich daran gewöhnt hatte. „Was ist mit ihr?“, fragte er anschließend. „Sie hatten mich doch gebeten, Ihnen Bescheid zu geben, was bei der Untersuchung heraus gekommen ist.“, erklärte Doktor Yoko. Atemu hielt sein Ohr an den Hörer und hatte so alles mitbekommen, er sah Seto entsetzt an, „Du spionierst ihr nach?“. Seto deutete Henry und Sven mit den Händen, dass sie verschwinden sollten und die beiden kamen dem, wenn auch grummelnd, nach. „Ich spioniere niemandem nach.“, verteidigte sich Seto, als die beiden endlich weg waren, „Ich habe ein Recht zu erfahren, ob mit dem Kind alles in Ordnung ist.“. Atemu sah ihn schräg an, „Wieso fragst du dann nicht einfach Ishizu?“. Seto ließ die Schultern sinken, „Das würdest du sowieso nicht verstehen, also halt jetzt endlich die Klappe und lass mich telefonieren!“. Er wandte sich wieder an die Ärztin, „Also, ich bin ganz Ohr.“. Die Ärztin räusperte sich und es klang als würde sie in etwas herumblättern, Seto vermutete, dass es wohl Ishizus Akte war, „Nun, soweit ich das sagen kann, ist der Embryo hervorragend entwickelt und im Moment gibt es auch keine Anzeichen für irgendwelche Fehlbildungen oder Ähnliches... allerdings sollten sie sich immer noch dafür bereit halten, eine schlechte Nachricht zu erhalten. Immerhin ist ihre Frau erst in der zehnten Schwangerschaftswoche, da kann noch alles passieren, auch eine Fehlgeburt wäre noch möglich, was mich direkt zu dem nächsten kommen lässt.“, die Stimme der Ärztin war von Anfang an sehr ernst gewesen, was Setos sofort wissen ließ, dass keine ihrer Worte irgendwie Grund zur Erleichterung geben sollten. Seto seufzte, „Was ist noch?“. „Die Blutwerte ihrer Frau geben Grund zur Beunruhigung. Ich habe ihr ein paar Vitamin-Tabletten gegeben und ihr ein Eisenpräparat verschrieben, was die Mängel schnell beheben sollte. Allerdings produziert der Körper Ihrer Frau sehr viele Stresshormone. Das ist nicht nur schlecht für den allgemeinen Gesundheitszustand Ihrer Frau, sondern kann auch dem Baby schaden.“, erklärte die Ärztin deutlich, „Es könnte zu Behinderungen und Fehlbildungen kommen oder gar zu einem Abort.“. „Es war in letzter Zeit alles etwas stressig. Wir haben erst gestern geheiratet... ich bin sicher, das legt sich wieder.“, meinte Seto, während er verzweifelt versuchte, den Pharao davon abzubringen, mitzuhören. „Trotzdem. Sorgen Sie besser dafür, dass Ihre Frau sich ausruht.“. „War das dann alles?“. „Ja.“. „Gut, ich rechne damit, dass Sie mich das nächste Mal wieder anrufen.“, setzte Seto dann an. „Natürlich, dafür bezahlen Sie mich ja schließlich.“, meinte die Ärztin nur und legte dann auf. Atemu blickte Seto besorgt an, „Das klingt ja übel...“, erkannte er. Seto winkte ab, „Ach was, Ärzte dramatisieren immer alles etwas.“. „Na wenn du meinst.“, seufzte Atemu nur kopfschüttelnd. Im selben Moment öffnete sich die Tür zu Setos Büro und Ishizu trat ein. Seto sah genervt zu ihr auf, „Deinem Blick nach zu urteilen, habe ich irgendetwas getan, was dich verstimmt hat, liege ich da richtig?“. Ishizu stemmte die Hände in die Hüften, „Gut möglich...“. „Und was ist es dieses Mal?“, er kam sich vor, als wären sie schon seit 20 langen Jahren verheiratet und als hätte er schon zum 15. Mal den Hochzeitstag vergessen. „Nun, ich frage mich, warum du mir nicht gesagt hast, das deine Ex-Verlobte gestern bei unserer Hochzeit war und ich frage mich auch, wann genau du dich von ihr getrennt hast, denn so wie das heute klang, kann das noch nicht all zu lange her sein.“, erkannte sie aufgebracht. Seto ließ genervt den Kopf etwas sinken, „Du bist ihr also begegnet, ja?“. „Allerdings.“. „Und darf ich dich fragen, warum du dich so darüber aufregst? Ich habe die Verlobung sofort beendet, als wir entschieden haben, dass wir heiraten.“ „Du meinst, als du entschieden hast, dass wir heiraten.“, widersprach sie ihm wütend. „Ishizu, verrat mir was dich stört!“, forderte Seto. Er hatte heute keine Lust auf Ratespiele, nicht zuletzt, weil er selbst noch müde von gestern war. „Ich will wissen, wie viel zwischen dir und ihr war!“. Seto hob amüsiert die Brauen, „Du bist eifersüchtig.“, stellte er fest. „Das bin ich nicht.“, widersprach sie, „Ich will nur wissen, was ich mir von ihr anhören muss, wenn ich sie das nächste Mal treffe.“. „Gar nichts.“, entgegnete ihr Seto schroff, „Denn da war nichts. Sie hatte weder einen Verlobungsring an ihrem Finger, noch gab es einen Vertrag und das Einzige, was ich von ihr jemals berührt habe, ist ihre Hand und das auch nur, weil es sich in unserem Geschäft leider gehört, dass man seinem Gegenüber gelegentlich die Hand reicht und jetzt setz dich erst einmal hin, immerhin hat dir die Ärztin ja gesagt, das du dich ausruhen sollst.“. Sie riss die Augen auf, „Jetzt bin ich schon mit dir verheiratet und du spionierst mir immer noch nach.“, stellte sie entsetzt fest, „Weißt du ich würde am liebsten...“, begann sie doch weiter kam sie nicht, denn Kaiba hatte sich erhoben, war auf sie zu gekommen, hatte ihren Mund mit seinem versiegelt und sie anschließend fest gegen die Wand gedrückt. Als sich seine Lippen von ihr lösten, sah sie ihn zitternd an, „Wieso tust du das dauernd?“, fragte sie atemlos. Er grinste, „Weil ich deine Reaktion mag.“, erklärte er und näherte seine Lippen wieder den ihren. „Wovon sprichst du?“, fragte sie verwundert. „Zuerst einmal,“, begann er und legte die Hände um ihre Taille „Bist du dann für eine Weile still und dann...“, er näherte sich ihr um einige weitere Zentimeter und nun trennten ihre Lippen nur noch knappe zwei Millimeter, „Hast du danach erstaunlichweiße immer vergessen, dass du gerade noch sauer warst.“, endete er und presste seine Lippen dann erneut auf die ihren. Der Pharao verschränkte grinsend die Arme und räusperte sich dann, „Entschuldigt die Störung aber...“, begann er verlegen. Setos ließ von Ishizus Lippen ab und drehte sich genervt zu ihm um, „Weist du Pharao, jedes Mal, wenn ich anfange, mich an deine Anwesenheit zu gewöhnen, machst du dich wieder unbeliebt bei mir.“. Der Pharao grinste, „Ich hätte euch beide ja gerne alleine gelassen, aber du weißt doch, dass ich dein Büro nicht verlassen kann.“. Seto seufzte, „Richtig...“. „Was macht er eigentlich hier?“, erkundigte sich Ishizu verwundert, sie wusste zwar schon etwas länger von seiner Anwesenheit, aber sie hat nie daran gedacht mal genauer nach zu fragen. Seto seufzte, „Das erzähl ich dir unterwegs.“, meinte er nur und kehrte zu seinem Laptop zurück. „Unterwegs?“, fragte sie verwundert. Seto nickte, „Ich bring dich besser nach Hause und unterwegs kann ich direkt mal bei Herrn Sakurada halt machen und mit ihm über das Benehmen seiner Tochter plaudern.“, erklärte er und drängte sie aus dem Büro. Der Pharao blieb wie üblich allein zurück, doch er grinste. Seto brachte Ishizu nach Hause und wollte dann eigentlich noch mit den Sakuradas Reden, doch Ishizu wollte ihn nicht wieder gehen lassen und so hatte er keine andere Wahl, als die Sache auf den nächsten Tag zu verschieben. ~~~ Kapitel 12: Australian night ---------------------------- Ishizu stand auf dem Balkon und schaute in den sternenklaren Himmel Australiens. Alles war ruhig hier. Sie waren etwas weiter weg von der Stadt. Seto hatte ihnen hier ein hübsches Strandhaus in mitten einer Einöde gemietet, aber das war genau das, was Seto wollte. Ruhe und Frieden. Selbstverständlich waren dies nicht wirklich ihre Flitterwochen. Es war lediglich ein Wochenende, welches sie als eine Flitterwochenreise getarnt hatten, damit niemand auf dumme Gedanken kommen würde und natürlich damit Seto endlich sein neues Turnier starten konnte, welches er schon länger geplant hatte. Seufzend kehrte Ishizu ins Schlafzimmer zurück, wo Seto an dem Sekretär saß und an seinem Laptop arbeitete. Sie stemmte die Hände in die Hüften, „Weißt du was ich jetzt gerne sagen würde?“, fragte sie. Seto sah nicht sie zu ihr auf, „Nein, was?“, fragte er dennoch, klang allerdings nur minderinteressiert. „Manchmal glaube ich, du liebst deinen Laptop mehr als mich.“, antwortete sie in der Annahme er hätte ihr gar nicht richtig zugehört, doch zu ihrer Überraschung schaute er grinsend zu ihr auf und sie ahnte schon, was er jetzt erwidern würde. „Meistens ist das auch so.“, meinte er und wandte sich wieder dem Laptop zu. Sie stutzte, „Meistens?“. Er nickte, „Ja Darling, meistens.“, bestätigte er. Ishizu legte besorgt eine Hand an seine Stirn, „Hast du dir hier etwa etwas eingefangen?“, fragte sie, ehe er ihre Hand von seiner Stirn weg drückte. „Mach dich nicht lächerlich, wir sind erst seit drei Stunden hier und wir haben alle Impfungen hinter uns.“, erklärte er kopfschüttelnd. Sie legte den Kopf schräg, „Was meinst du mit ‚Meistens’?“. Er sah seufzend zu ihr auf, „Weißt du, es gibt Dinge, die kann nicht einmal mein Laptop tun.“, grinste er dann. Sie schüttelte schnaufend mit dem Kopf, „Was sollte ich auch anderes erwarten.“, die Frage was er meinte erübrigte sich. Er grinste nur darauf. „Seto?“. „Hm?“. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, „Warum verschwindest du mit deinem Schatz“, sie deutete auf den Laptop, „nicht nach unten?“. Seto blickte sie interessiert an, „Weißt du, dass es äußerst albern ist, auf einen Laptop eifersüchtig zu sein?“. Sie funkelte ihn wütend an, „Ich habe dir neulich schon gesagt, dass ich nicht eifersüchtig bin und schon gar nicht auf dieses etwas.“, erneut deutete sie auf den Laptop, dieses Mal allerdings mit einem abwertenden Blick. „Ich will einfach nur schlafen gehen und dein Rumgetippe würde mich stören.“, erklärte sie. Er erhob sich, „Na wenn du meinst.“, er schnappte sich seinen Laptop und schon war er nach unten verschwunden. Kopfschüttelnd begab sich Ishizu ins Bett. Sie wusste genau, dass Seto es heute Abend wohl nicht mehr ins Bett schaffen würde, immerhin hatte er hier – zum ersten Mal seit langem – eine Atmosphäre gefunden in der er wirklich ruhig arbeiten konnte. ~*~*~ Am nächsten Morgen saß Seto immer noch an seinem Laptop und alles was er außerdem noch brauchte war eine Tasse mit starkem schwarzen Kaffee. Wenn Ishizu nicht über sein zufriedenes Gesicht hätte schmunzeln müssen, hätte sie ihn wahrscheinlich wütend angeschrien. Stattdessen hatte sie sich lieber daran gemacht ihn – während er in Gedanken ganz tief in seiner Arbeit steckte – dazu zu bringen, dass er ihr seine Kreditkarte überließ, so dass sie den gesamten Vormittag damit verbringen konnte, in Sydney ganz groß Einkaufen zu gehen. Den Mittag verbrachte sie mit Telefonieren und Fernsehen. Beides ermüdete sie jedoch auf Dauer und so begann sie schließlich, Seto etwas auf die Nerven zu fallen. „Hörst du auch mal auf mit Arbeiten, Seto?“ „Kommt drauf an.“ „Worauf?“ „Ob ich die Lust verliere.“. „Wenn es danach ginge, dann würdest du ja nie mehr aus deinem Büro kommen.“. Sie ließ immer fünf Minuten vergehen, bevor sie ihn erneut überfiel und erwischte ihn somit fast immer in den Momenten, in denen er am Konzentriertesten war. „Was ist für dich eigentlich die Definition von Flitterwochen, Seto?“. „Für mich?“. „Ja.“. „Ruhe und Frieden, irgendwo ganz weit weg von Zuhause und der Firma, damit ich mal ein oder zwei Tage ganz in Ruhe arbeiten kann und damit du dich mal entspannst Ishizu. Wie es die Ärztin gesagt hat.“. „Wie ich darüber denke, interessiert dich nicht, oder?“. „Nein, kein bisschen.“. Dieses Spielchen spielte sie noch bis in den späten Nachmittag mit ihm und so wurde der Gute natürlich immer gereizter und reagierte auf ihre Bemerkungen natürlich auch dementsprechend schroff. Irgendwann wurde es Ishizu dann doch zu dumm. Sie hatte begriffen, dass er einfach keine Lust darauf hatte, einfach mal etwas Zeit mit ihr zu verbringen und warum sollte sie die Flitterwochen – welche sowieso schon fast wieder zu Ende waren, weil es ja nur ein ‚Flitterwochenende’ war – nicht dazu benutzen sich etwas zu entspannen? ~*~*~ Es dämmerte bereits, als Seto endlich von seinem Laptop aufsah und er bemerkte, dass es nun doch etwas zu ruhig war. Außerdem war er nun auch leicht müde von der vielen Arbeit und die Augen brannten ihm von dem dauernden Geschaue auf den Bildschirm. Zum ersten Mal, seit er die letzte Nacht zwei Stunden auf der Couch geschlafen hatte, schloss er den Laptop und folgte seinem Instinkt nach draußen zum Strand, der direkt an das Ferienhaus anschloss. Ishizu lag dort im Wasser auf einer Luftmatratze und bräunte ihre sowieso schon braune Haut. Es wirkte als würde sie schlafen. Seto war sich unsicher, ob es nicht ratsamer gewesen wäre sie zu wecken, andererseits hatte sie die Ruhe bitter nötig und so beschloss er, sie noch eine Weile in der untergehenden Sonne brutzeln zu lassen. Gerade als er ins Haus zurück kehren wollte, hörte er ihre stimme. „Du hast dich tatsächlich von deinem Laptop trennen können?“, fragte sie interessiert und schaute etwas auf. Er zuckte müde mit den Schultern, „Es war so ruhig und ich wollte nur mal nachschauen, ob du noch lebst.“. „Wie nett von dir.“, ihre Stimme triefte geradezu vor Sarkasmus. Er hob die Brauen, „Da siehst du mal wie ich zu dir bin.“. Sie sprang von der Matratze, „Oh bitte.“, sie machte ein paar schritte rückwärts, so dass ihr das Wasser nun bis zum Hals ging, „Ich könnte hier ertrinken und es wäre dir egal.“. Er verzog eine Miene, „Nun übertreib’s mal nicht! Ich bin vielleicht etwas desinteressiert, aber deswegen lasse ich dich nicht gleich ertrinken.“. Sie hob die Brauen, „Wollen wir es mal ausprobieren?“, erkundigte sie sich. Seine Mundwinkel zogen sich unweigerlich noch etwas weiter nach unten, „Nicht unbedingt.“. Sie grinste ihm entgegen, „Zu spät.“, und machte noch ein paar Schritte rückwärts, „Ich bin mal gespannt was du tust, wenn ich nicht wieder auftauche.“. „Ishizu, wag dich!“, rief er ihr noch zu, aber sie war schneller untergetaucht, als er gucken konnte. Genervt verschränkte er die Arme vor der Brust, „Ich werde mich nicht auf so ein dummes Spiel einlassen Ishizu.“, rief er. Obwohl er hätte wissen müssen, dass sie ihn unter Wasser nicht hören konnte. Eine Weile blieb er wirklich ganz locker und ruhig – oder versuchte zumindest so auszusehen – aber mit jeder Sekunde die verging und die sie nicht auftauchte, wurde er nervöser. Schließlich und endlich hatte er dann doch die Nase voll, es waren vielleicht 20 Sekunden vergangen, aber ihm war es eher wie zwei ewig lange Minuten vorgekommen und schließlich entledigte er sich nur schnell seiner Schuhe und hechtete anschließend ins Wasser, um Ishizu raus zu ziehen, welche keuchte und nach Luft schnappte, als Seto ihr Gesicht über Wasser gezogen hatte. „Du dämliche Kuh.“, brüllte er sie wütend an, „Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?“. „Du bist tatsächlich gekommen.“, stellte Ishizu noch immer keuchend fest. Er sah sie zweifelnd an, „Natürlich bin ich das, dachtest du etwa wirklich, dass ich dich hier verrecken lasse?“, er wusste nicht mehr wirklich, ob er einfach nur erleichtert sein sollte oder wütend oder ob es sich irgendwie regeln ließ, dass er beides war und das eine somit das andere minderte, damit er Ishizu nicht gleich den Hals umdrehte. Sie blickte ihn durchdringend an und entdeckte etwas in seinen Augen, womit sie absolut nicht gerechnet hatte, „Du hattest Angst.“, stellte sie fest, „Du hattest tatsächlich Angst um mich.“. Dass diese Feststellung sie so schockierte, ließ Seto daran zweifeln, dass sein Handeln richtig war, vielleicht hätte er einfach warten sollen, bis sie von selbst wieder auftauchte und sie dann mit Verachtung strafen sollen, anstatt sie nun fest zu halten als fürchtete er, wenn er sie los ließe, dann würde sie es noch einmal versuchen. „Bilde dir ja nichts ein, es hätte mich nur geärgert, wenn dir etwas zugestoßen wäre, jetzt wo ich so viel Geld für unsere Hochzeit rausgeschmissen habe.“, meinte er, wendete seinen Blick von ihr ab und ließ sie endlich los. Ishizu musterte ihn. Er wirkte verletzt. Als hätte sie ihm gerade etwas Schreckliches angetan. Er versuchte zwar es zu verbergen, aber sie konnte er nicht täuschen, Ishizu hatte in Setos Augen immer mehr gesehen, als nur den gefühlskalten und arroganten CEO der Kaiba Corporation. Sie hatte den kleinen Jungen in ihm gesehen, der um seine verlorenen Kindheit weinte, ebenso wie sie den gebrochenen alten Mann gesehen hatte, von dem er wusste, dass er einmal so werden würde. Sie hatte gesehen, dass tief in dem Seto Kaiba, der sie so gerne verletzte und demütigte, ein junger Mann steckte, der einsam war, der geliebt werden wollte und der Freunde brauchte, aber furchtbare Angst davor hatte, enttäuscht oder verletzt zu werden, so dass er eine unsichtbare Mauer um sich aufgebaut hatte, welche ihn schützen sollte. Indem er andere Menschen kränkte, enttäuschte und verletzte, so wie man ihn einst gekränkt, verletzt und enttäuscht hatte, hatte er geglaubt, die Menschen von sich fern halten zu können. Gerade als er ihr den Rücken zukehren und auf den trockenen Boden zurückkehren wollte, warf sie ihre Arme um seinen Bauch und drückte sich ganz fest an ihn, „Es tut mir Leid.“, murmelte sie, „Ich wollte dich nicht erschrecken oder ärgern. Ich wollte nur wissen, wie viel ich dir bedeute, es war dumm. Bitte verzeih mir.“. Er war erschrocken gewesen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn umarmen und sich sogar entschuldigen würde. Immerhin war sie fast ebenso stur wie er und er gab seine Fehler nie zu. Er zögerte noch einen Moment, bevor er sie schließlich auf seine Arme nahm und aus dem Wasser trug, um sie anschließend im trockenen Sand abzulegen und sich über sie zu stemmen. Sein Gesicht war nun genau über ihrem. Seine Blauen Augen blickten durchdringend in die ihren. Ganz vorsichtig legte er seine Lippen auf den ihren ab. Eine kleine Weile verharrte er so, er bewegte sich keinen Millimeter und auch Ishizu lag ganz still da. Sie konnte spüren wie er zögerte, wie er mit sich haderte, ob er seinen Gefühlen einfach nachgeben sollte. Sie wollte es ihm erleichtern, sie wollte ihm zeigen, dass er ihre Reaktion nicht zu fürchten brauchte, denn sie fühlte sich im Moment mehr zu ihm hingezogen als jemals zuvor. Mehr als vor drei Monaten in Ägypten und mehr als vor zwei Wochen kurz vor ihrer Hochzeit. Doch sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte ohne Gefahr zu laufen, dass er die Situation begriff und deswegen sofort das Weite suchen würde. Das hier war anders als die letzten beiden Male. Dieses Mal war es etwas Ernstes. Etwas, was nicht nur aus purer und blanker Sehnsucht geschah oder gar aus Habgier oder einfach nur um einem Streit aus dem Weg zu gehen. Sie hatte es in seinen Augen gesehen, er wollte nicht einfach nur mit ihr schlafen, er wollte sie lieben und auch wenn es für jeden anderen ein und dasselbe gewesen wäre, so wusste Ishizu, dass das für Seto Kaiba einen gewaltigen Unterschied machte und für sie auch. Langsam und vorsichtig fuhr sie mit ihrer Zunge über seine Lippen und erneut spürte sie sein Zögern, ehe er ihr Einlass gewährte. Das Verrückte war, das dieser Zungenkuss so völlig anders war als jeder andere zuvor. Er war nicht einfach leidenschaftlich und fordernd, er war sinnlich und irgendwie voller Gefühl. Dieser Kuss löste in Ishizu etwas aus, was sie nicht zu beschreiben vermochte und sie wünschte sich, dass Seto es auch spüren konnte, auch wenn er es wieder vergessen oder gar verdrängen würde, Hauptsache er spürte es einmal, dieses unbeschreibliche Gefühl, was einfach nur dann entstehen konnte, wenn die Liebenden sich wirklich liebten und einander begehrten, nicht um des Begehrens Willen, sondern um dem anderen die Liebe zu zeigen, die man für ihn empfand. Zum Zweck des Luftholens waren Ishizu und Seto irgendwann doch gezwungen, diesen Kuss zu lösen und somit waren sie auch gezwungen sich wieder anzusehen und Ishizu wusste, wenn er dem, was sie gleich sagen würde standhalten könnte, dann hatte sie diesen Kampf gewonnen, zumindest für diesen einen Abend. Sie erhob ganz langsam die Hand, als wolle sie ihn nicht verschrecken und strich eine Strähne hinter sein Ohr, die ihn ins Auge hing, dann ließ sie ihre Hand sanft über seine Wange gleiten, er ließ dies alles geschehen und unterbrach dabei keine Sekunde den intensiven Augenkontakt zwischen ihnen. Zögernd öffnete Ishizu den Mund, sie hatte Angst, dass er davonlaufen würde, wenn sie ihm dieses Mal direkt ins Gesicht sagte, was sie empfand. Doch sie musste es tun, jetzt oder nie mehr. Dieses Mal ging es nicht nur darum, den bösen Gefühlen Luft zu machen, bevor sie zu stark wurden, sondern mehr darum, eine Last von ihren Schultern zu nehmen, die ihr langsam zu schwer wurde und ihm somit vielleicht die Möglichkeit geben, mehr in ihr zu sehen, als nur die Frau, die er heiraten musste, weil er sie geschwängert hatte. „Ich liebe dich.“, ihre Worte waren nur ein Hauch. Ein hauch, der in dem Rauschen des Meeres unter zu gehen drohte, doch er hatte sie gehört, er hatte sie laut und deutlich gehört und sie hallten in seinen Ohren wieder wie ein Lied, welches man einmal gehört hatte und auch in 50 Jahren noch auswendig mitsingen konnte, selbst wenn man es jahrzehntelang nicht gehört hatte. Auch dieses Mal spürte er wieder den Drang weg zu laufen. Den Wunsch, sie verfluchen und fort schicken zu können, damit sie nicht mehr all diese Gefühle in ihn wach rufen konnte, die er nicht haben wollte und nicht haben durfte. Es hasste sie dafür, dass sie seine Mauer zum Bröckeln brachte, er hasste sie dafür, dass es ihr gelungen war, ein Schlupfloch in seiner Mauer zu finden, durch welches sie zu ihm hindurch dringen konnte und er hasste sie dafür, dass sie es nicht zuließ, dass er weglief, denn obwohl nichts an ihr den Eindruck erweckte, dass sie ihn aufhalten würde, wenn er jetzt wirklich floh, so hielt irgendetwas an ihr ihn eisern an Ort und Stelle. Mehr noch, ihre Lippen schienen die seinen magnetisch anzuziehen und schon bald hatte er ihren Mund mit dem Seinen versiegelt. Alles Weitere geschah wie in Trance. Ishizu und Seto wussten genau was sie taten und doch waren sie wie benebelt. Ein Rausch folgte dem nächsten. Jede Berührung und jeder Kuss lösten ein neues Glücksgefühl in ihnen aus. Auf einmal kam Seto das alles wie ein simples und doch schönes Spiel vor. Es war im Grunde wie Duellmonsters nur eben etwas anders. Sie beide kämpften miteinander und gewonnen hatte der, der den anderen zuerst um den Verstand gebracht hatte. Ihre Waffen waren keine Karten mit Monstern sondern ihre Hände, ihre Lippen und ihre Zunge und das Spielfeld war ihr Körper. Auch wenn es für jeden anderen albern klang, so war es für Seto die einfachste Möglichkeit mit all diesen neuen Gefühlen umzugehen, die ihn plötzlich durchströmten und ihn dazu zwangen Dinge mit Ishizu zu tun, die ihr noch nie zuvor mir ihr zu tun gewagt hatte und das ohne ihr dabei Schmerzen zuzufügen. Die beiden Male, die sie zuvor eins waren, waren nichtig im Vergleich mit dem, was in dieser Nacht geschah. Die Vereinigung glich einer sanften Erlösung ebenso wie einer feurigen Explosion. Alles kam plötzlich zusammen und es fühlte sich dieses Mal nicht nur einfach gut an, es fühlte sich zum ersten Mal auch richtig an und es machte sie beide glücklich. Auch wenn sie wussten, dass dieses Gefühl nachlassen würde, dass es womöglich ganz verschwinden würde, so war es zu finden, doch all die Anstrengung wert gewesen... ~*~*~ „Seto!?“. Ishizu erwachte erschrocken und sah sich ängstlich im Raum um. Der Raum war leer, niemand war hier. Sie war ganz alleine in dem dunklen und plötzlich so kalten Zimmer. Wenig später platzte die Tür zu ihrem Zimmer auf und ein besorgter Seto trat ein, „Ishizu, was ist denn los?“, fragte er. Sie fasste sich an die Stirn, „Ich weiß nicht... es... es war alles... so real... ich... ich weiß nicht mehr, ob ich geträumt habe oder... ob ich wach war, wie bin ich eigentlich hierher gekommen?“. Seto seufzte, natürlich war die Versuchung da gewesen, Ishizu einfach zu sagen, dass sie das alles nur geträumt hatte, damit hätte er einige Probleme weniger gehabt, doch ihre Augen, die ihn ängstlich anblickten, ließen ihn die Wahrheit sagen. „Ich hab dich vom Strand her gebracht.“, erklärte er, „Du warst völlig erschöpft und ich wollte, dass du dich ausruhst, erinnerst du dich? Du warst eingeschlafen, bevor ich überhaupt mir dir hier angekommen bin.“ Beim näheren Nachdenken fiel es Ishizu wieder ein. Sie konnte sich schwach daran erinnern, dass sie in Setos Armen lag und er sie in das Haus zurück getragen hatte nachdem sie sich im feuchten Sand geliebt hatten. Sie kam nicht drum herum erleichtert zu seufzen, es wäre furchtbar gewesen, wenn all das nur ein Traum gewesen wäre, auch wenn sie Seto ansah, dass er so tun würde, als hätte ihm das alles nichts bedeutet. Sie schlucke, „Seto?“. „Was?“, fragte er nur, während er ihr eines seiner Hemden reichte, damit sie es sich überziehen konnte, weil er natürlich bemerkt hatte, dass sie zitterte. „Bleib bitte hier.“, forderte sie, „Komm bitte ins Bett, ich möchte heute nicht noch einmal alleine einschlafen müssen.“. Er seufzte, „Na schön, ich geh nur noch schnell runter den Laptop ausmachen und du legst dich derweil wieder hin und deckst dich zu, sonst holst du dir noch was Schlimmes.“, mit diesen kühlen Worten verschwand er wieder aus dem Raum. Sie tat was er ihr gesagt hatte und nur wenig später kehrte er ins Schlafzimmer zurück, legte sich neben sie und zog sie in seine Arme, wo er sie wärmen konnte. Er wusste noch nicht wirklich, wie er mit dem umgehen sollte, was geschehen war oder wie er nun mit Ishizu umgehen sollte, er würde es schon noch herausfinden, bis dahin aber würde wieder alles so sein wie zuvor, als wäre nichts gewesen und er war sich schon fast sicher, dass Ishizu das wusste und damit leben konnte. ~~~ So hier habt ihr mein Lieblinsgkapitel. Ich hoffe es hat euch auch gefallen. Ich bedanke mich an dieser Stelle auch gleich mal bei den Kommisschreibern. *verbeug* Kapitel 13: extortion --------------------- Seitdem Ishizu und Kaiba aus den Flitterwochen zurück waren, waren bereits zwei Monate vergangen und unter Ishizus Kleidung hatte sich schon eine winzige Rundung gebildet, die sie allerdings gekonnt vor der Presse und den meisten Unwissenden versteckte. Seto hatte auch sofort nach ihrer Rückkehr das große Turnier veranstaltet und nebenbei Werbung für seine neue Duelldisc gemacht. Das Turnier selbst brachte ihm sowieso schon eine Unmenge an PR ein, wobei es nicht immer nur Gute war. Zuerst hatte man sich gewundert, das Ishizu nie an Setos Seite war, um ihn an zu feuern, wenn er ein Duell hatte und dann beschwerte man sich, dass er sie ‚zwang’, dem finalen Duell beizuwohnen, wo sie doch so müde und gestresst aussah. Doch Roland konnte beide Male das Schlimmste abwenden. Im Finale des Turnier standen sich, wie nicht anders zu erwarten war, Yugi und Kaiba gegenüber. Hingegen aller Erwartungen endete dieses Duell in einem Unentschieden und man sprach davon, dass die beiden sich den Titel des ‚Königs der Spiele’ von nun an teilen würden. Seto war von dieser Idee zwar nicht begeistert, aber Yugi hatte ihm deutlich gemacht, dass er vorerst keine Zeit für ein Rückspiel hätte. Ishizu hatte indes die Langeweile gepackt. Sie hatte sich das Leben als Frau von Seto Kaiba etwas spannender vorgestellt, doch nun saß sie fast den ganzen Tag nur zuhause rum. Sie beschloss, dass sich das ändern musste und sie ahnte nicht, dass sie auf Widerstand stoßen würde... „Das kommt nicht in Frage.“, brachte Seto deutlich hervor. Er saß gemeinsam mit Ishizu, Maja und Mokuba am Frühstückstisch, schlürfte seinen Kaffee und überflog dabei, so wie jeden Sonntagmorgen, die Aktienkurse. Ishizu verzog eine beleidigte Miene, „Was heißt hier bitte ‚das kommt nicht in Frage’? Ich habe dich nicht nach deiner Meinung gefragt, ich habe dich lediglich darüber informiert.“, erklärte sie aufgebracht. Man hatte ihr gesagt, dass das mit der Morgenübelkeit sich nach den ersten drei Monaten erledigen würde, aber bei Ishizu war eher das Gegenteil eingetroffen. Sie übergab sich jeden Morgen aufs Übelste und es gelang ihr einfach nicht zum Frühstück irgendetwas runter zu bekommen und so saß sie nun seit einer halben Stunde vor ihrem Frühstück und das Einzige, was sie getan hatte, war: einen winzigen Schluck von dem Orangensaft zu trinken und das auch nur, weil sie diesen ekelerregenden Geschmack aus dem Mund bekommen wollte. Seto blickte kurz von seiner Zeitung auf und sah sie finster an, „Ich habe dich auch nicht gefragt, ich habe es entschieden und damit sehe ich das Thema als beendet an.“, entgegnete er ihr genervt, bevor er sich wieder den Aktien widmete. Seine schlechte Laune war nicht zu übersehen. Er hasste den Sonntag. Kein Tag in der Woche – von etwaigen Geburtstagen und Weinachten mal abgesehen – war so schlimm wie der Sonntag. Er durfte an diesem Tag niemanden arbeiten lassen und er selbst hatte an diesem Tag auch nicht so viele Möglichkeiten, weil ja niemand da war, der seine Termine aufschreiben, ihm die neusten Berichte bringen oder ihm einen starken Kaffe kochen konnte. Außerdem wurmte es ihn noch immer, dass er sich den Titel des ‚Königs der Spiele’ mit Yugi teilen sollte. Ishizu trommelte mit ihren Fingernägeln auf dem Tisch herum, „Es ist mir egal, was du entscheidest, dass ist immer noch mein Leben und ich habe beschlossen, dass ich wieder arbeiten gehe.“, knurrte sie wütend. Er nahm einen kräftigen Schluck Kaffee, bevor er ihr antwortete, „Du vergisst anscheinend, dass du mit mir verheiratet bist, dass heißt für dich, dass ich sehr wohl das Recht habe, Entscheidungen über dein Leben zu treffen und außerdem sehe ich gar nicht ein, wieso ich dich arbeiten gehen lassen sollte, immerhin verdiene ich doch mehr als genug Geld.“. „Das hat doch nichts mit Geld zu tun.“, konterte sie aufgebracht. Maja und Mokuba, die sich gegenüber saßen, versuchten die beiden so gut es geht zu überhören. Jeder von ihnen hatte sich seine Meinung über diese Situation gebildet, aber sie würden den Teufel tun sich einzumischen. „Mit was dann?“, erkundigte sich Seto genervt, „Willst du mir etwa etwas beweisen?“. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, „Ich muss dir nichts beweisen, Seto.“, sie kam nicht drum herum zu bemerken, dass ihr diese Aufregung so überhaupt nicht gut tat, denn ihr wurde schwindelig, ihre Übelkeit kehrte plötzlich zurück und noch bevor sie fortfahren konnte, war ihr so schlecht, dass sie nur noch ins Bad stürmen konnte. „Das ist schon das vierte Mal heute.“, bemerkte Maja besorgt, „Ich gehe ihr wohl besser mal nach.“, sie erhob sich und folgte Ishizu hastig. Seto schnaufte erleichtert, vorerst war das Thema damit beendet und er hatte die Zeit, sich einen vernünftigen Schlachtplan zurecht zu legen. Er verstand ja irgendwie, dass sie sich langweilte und so weiter, aber wenn er daran dachte, was die Presse daraus machen würde, dann wurde ihm schlecht und außerdem würde sie in einigen Monaten das Baby zur Welt bringen und bis dahin sollte sie sich besser ausruhen. Dann konnten sie sich immer noch darüber streiten, ob er ihr nun erlauben würde zu arbeiten oder nicht. Mokuba zog eine Zigarette aus der Brusttasche seines Hemdes und ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche, „Was hast du eigentlich dagegen, dass Ishizu arbeiten will?“, fragte er interessiert, bevor er die Zigarette in den Mund steckte und das Feuer ansetzte. Seto funkelte ihn an, „Wenn du es wagst, dir die Zigarette wirklich anzuzünden, dann fliegst du hier raus.“, er meinte es ernst. Mokuba schluckte, „Nur weil ich eine rauchen will? Ich dachte, wir hatten das Thema mittlerweile erledigt?“. Seto verschränkte genervt die Arme vor der Brust, „Das haben wir auch. Mach deine Lungen ruhig Kaputt, wenn es dir spaß macht, aber nicht in meinem Haus.“. Mokuba grinste, „Angst um Ishizu und das Baby?“. „Das hat mit den beiden reichlich wenig zutun, Mokuba. Das hier ist mein Haus und es ist voller Nichtraucher und, ja du hast recht, einer Schwangeren und von daher warne ich dich jetzt das letzte Mal. Sollte ich dich jemals beim Rauchen im Haus oder auf unserem Grundstück erwischen, dann fliegst du raus.“, drohte Seto wütend, erhob sich und zischte an Mokuba vorbei nach draußen. Im Flur angekommen entdeckte er gerade so, wie Ishizu sich ihren Mantel überzog. „Wo willst du nun schon wieder hin?“, fragte er sie genervt. Sie sah ihn an, „Raus. Hast du was dagegen?“, fragte sie interessiert. „Wohin raus?“. „Bist du jetzt mein Babysitter? Warum setzt du nicht Roland auf mich an, so wie immer?“. „Der hat heute leider frei.“, entgegnete Seto ihr lasch. Sie ließ genervt die Schultern sinken, „Der Mann, dem das Museum gehört, in dem ich anfangen will, hat mich zu einem Gespräch eingeladen und ich werde dem jetzt nachkommen.“, erklärte sie ihm. Er seufzte, „Na schön, ich komme mit.“ Sie hob die Brauen, „Du tust was?“. „Ich denke, du hast schon verstanden.“, meinte Seto nur und schnappte sich ebenfalls seinen Mantel. „Aber wieso?“. „Weil ich erstens wissen will, wo du die nächsten Monate arbeiten willst und zweitens, weil dich ja jemand fahren muss.“. Sie schüttelte mit dem Kopf, „Du willst den Museumsbesitzer doch nur einschüchtern, damit er mich nicht einstellt und du deine Ruhe hast.“. Er öffnete die Tür, „Hältst du mich für so gemein?“. Sie nickte und ging nach draußen, „Allerdings.“. Er grinste, als er ihr folgte und murmelte: „Vielleicht hast du sogar Recht.“ ~*~*~ Der Mann, dem das Museum gehörte, hatte die beiden durch das gesamte Gebäude geführt und Ishizu erklärt, was sie denn so für Aufgaben hätte. Er hatte sich inzwischen all ihre Zeugnisse und Reverenzen angesehen und verkündete ihr, dass er sich freuen würde, wenn er mit ihr zusammenarbeiten könnte. „Würden Sie uns bitte für einen Moment entschuldigen?“, Seto schnappte sich Ishizus Arm und zog sie außer Hörweite des Museumsbesitzers. „Was ist denn?“, wollte sie genervt wissen. Er seufzte genervt auf, „Ich halte das immer noch für keine gute Idee.“. „Ich weiß, aber das ist mir eigentlich total egal. Es ist ein sehr interessantes Angebot und ich verdiene hier genügend Geld, um nicht mehr von dir abhängig zu sein.“, erklärte Ishizu im Flüsterton, damit der Besitzer sie nicht hören konnte. Seto verschränkte die Arme, „Also geht es doch nur ums Geld?“. Nun war sie es die seufzte. Warum war er nur so kompliziert? Natürlich ging es auch um das Geld, sie fühlte sich eben nicht wohl dabei, dass sie immer alles mit seinem Geld bezahlte. Sie wollte einfach auch ein eigenes Konto haben, auf dem sie Geld hatte, welches sie zum Haushalt beisteuern und für ihre privaten Einkäufe ausgeben konnte. War es denn so falsch von ihr, dass sie nicht immer nur von ihm abhängig sein wollte? Aber sie wusste was er dachte. Er glaubte, dass sie nur unabhängig von ihm sein wollte, um sich eines Tages von ihm los sagen und ihn – samt Kind – verlassen zu können. Dieser Gedanke war allerdings nicht nur dumm, sondern zeigte auch wieder die Seite an ihm, die Angst hatte, verletzt, enttäuscht und verlassen zu werden. „Hast du etwa Angst, dass ich dir weglaufe?“, fragte sie ihn. Er schüttelte den Kopf, „So ein Unsinn.“, wehrte er ab. Sie schnaufte auf, „Was ist es dann?“. Er zuckte die Schultern, „Im Grunde ist es mir doch egal. Aber hast du schon mal an das Baby gedacht?“. Sie ließ die Schultern sinken, „Das Baby?“. Er nickte. „Aber bis dahin sind es noch fast fünf Monate und... ich bin sicher, dass ich hier gelegentlich die Möglichkeit habe mich zu setzen und eine Verschnaufpause zu machen.“, versicherte sie und lächelte ihm aufheiternd zu. „Ich bin immer noch nicht überzeugt davon.“, knurrte er. „Seto...“, jammerte Ishizu seufzend. „Ich an deiner Stelle würde auf ihn hören.“, ertönte eine weibliche stimme, die beiden nur all zu bekannt war. Ishizu und Seto fuhren herum, „Noriko.“, kam es im Chor von ihnen beiden. Noriko winkte ihnen zu und trat ein paar Schritte heran „Das sind ja interessante Neuigkeiten. Es gibt Nachwuchs im Hause Kaiba und den gab es wohl auch schon vor der Hochzeit, immerhin ist die erst drei Monate her und das plus die fünf eben erwähnten Monate... sind für mich nur acht von mindestens neun.“, schlussfolgerte sie „Wenn das die Presse wüsste.“. „Willst du uns etwa drohen?“, erkundigte sich Seto genervt. „Ach was...“, sie zuckte die Schultern, „ich würde es nicht drohen nennen. Ich habe ja deiner Frau schon gesagt, dass in Zukunft alles Schlechte von mir kommt. Von daher...“, sie legte den Kopf schief, „Ihr habt doch nicht etwa Angst vor mir, oder doch?“. Seto ballte die Hände zu Fäusten, „Noriko, ich warne dich, wenn du nur ein Wort sagst...“. „Was dann?“, fragte Noriko und grinste noch immer, „Du kannst mir nicht drohen, Seto Kaiba. Du hast nichts gegen mich in der Hand. Ich hingegen weiß eine Menge Dinge über dich und deine Familie. Schlimme Dinge und ich bin bereit sie alle auszuplaudern.“. Als sie bemerkte, dass Seto ihr nichts entgegnen wollte – oder besser konnte – wendete sie sich, weiterhin grinsend, an Ishizu, „Ich denke wirklich, dass du nicht arbeiten solltest, du bist doch viel zu schwach dazu und außerdem wäre es doch dumm von dir. Immerhin kannst du Seto auf der Tasche hängen. Es ist doch viel schöner, dass Geld eines anderen auszugeben.“, sie zwinkerte den beiden zu und ging dann wieder ihrer Wege. Seto und Ishizu standen nur da und blickten sich besorgt an. „Was jetzt?“, wollte Ishizu wissen. Seto seufzte, „Jetzt gehst du erst einmal zu deinem neuem Chef und sagst ihm, dass du gerne für ihn arbeiten würdest, aber klär ihn über das Baby auf, ich will, dass er darauf Rücksicht nimmt.“. Ishizu sah ihn an, „Ich... aber dann weiß er es doch auch und ich dachte, du wolltest nicht das ich...“, jetzt verstand sie gar nichts mehr. „In Kürze wissen es sowieso alle.“, erklärte er, „Außerdem habe ich erkannt, dass du Recht hast, du solltest dein eigenes Geld verdienen dürfen und außerdem brauchst du dringend eine Beschäftigung. Also sag schon zu, bevor ich es mir anders überlege.“, forderte er sie schnaufend auf. Sie grinste ihm entgegen und gab ihm – zu seiner Überraschung – einen kurzen aber liebevollen Kuss, ehe sie zu dem Museumsdirektor zurückkehrte. ~*~*~ Es war abends. Ishizu saß mit Mokuba, seiner neuen Freundin, Maja und Sven im Wohnzimmer und wartete auf die VIP Nachrichten. Sie war sich unsicher, ob sie und Seto die richtige Entscheidung getroffen hatten, aber Setos Meinung nach war das der einzige Weg. Endlich waren die Schreckensnachrichten über etwaige Erdbeben in verschiedenen teilen Japans, Morde und andere Verbrechen vorbei und der Schwung der Kamera auf die junge blonde Amerikanerin, die immer die VIP Nachrichten moderierte, zeigte das jetzt der Moment der Wahrheit gekommen war. „Guten Abend.“, begrüßte die Amerikanerin ihre Zuschauer, „Vor wenigen Stunden erst wurde von Seto Kaibas Pressesprecher bestätigt, dass die Gerüchte um eine Schwangerschaft von Ishizu Kaiba, Seto Kaibas erst kürzlich angeheirateter Frau, wahr sind.“, sie setzte ein gespieltes Lächeln auf und fuhr fort, „Auch die Gerüchte darum, dass die Hochzeit allein wegen der Schwangerschaft stattfand, wurden teilweiße bestätigt. Der Pressesprecher erklärte, dass die werdenden Eltern bereits dabei waren die Hochzeit zu planen, die allerdings erst auf Anfang nächsten Jahres angesetzt war, als sie von der Schwangerschaft erfuhren und so disponierten sie kurzerhand um und verlegten die Hochzeit vor, um dem Kind eine gesicherte Zukunft als ein Kaiba zu geben. Des weiteren erhielten wir die Nachricht, dass Mrs. Kaiba bis zur Geburt des Kindes, die in etwa fünf Monaten sein wird, im Dominomuseum eine Stelle erhalten hat. Über weitere Gerüchte wollte sich die Familie Kaiba derzeit nicht äußern, allerdings versicherte uns der Pressesprecher, dass die gesamte Familie sich auf den Nachwuchs freue und dass es auch sonst allen gut ginge. Wir bleiben natürlich weiter für sie am Ball.“. Ishizu seufzte „Und jetzt?“. Sven zuckte die Schultern, „Jetzt müssen wir abwarten, wie die Fans und der Rest der Medien auf diese Informationen reagieren.“. Ishizu sah ihn besorgt an, „Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte?“. Sven wippte grübelnd mit seinem Kopf hin und her, „Ich weiß nicht, es gibt tausend und eine Möglichkeit unterzugehen. Es kann sein, dass alle sich auf die Schwangerschaft stürzen werden und lang und breit darüber diskutieren, wie es mit dem Kind weiter gehen wird, dass wäre gut für uns, denn dann würden sie die restlichen Gerüchte erst einmal beiseite legen. Wenn sie aber Nachforschungen anstellen und anfangen, darauf herum zu hacken, dass deine Religion es dir eigentlich verbietet, Sex vor der Ehe zu haben, dann könnte euch beide eine Menge Ärger erwarten.“. Ishizu sackte seufzend in ihrem Sessel zusammen. „Was meinen die eigentlich für andere Gerüchte?“, erkundigte sich Mokubas Freundin neugierig. Maja, die seit je her einen Groll gegen Mokubas Freundinnen hegte – wenn sie glaubte das sie Mokuba nicht gut taten – funkelte sie wütend an, „Zum Beispiel das, dass Mokubas neue Freundin eine Drogendealerin ist und er mit dem Geld seines Bruders Drogen für sie beschafft.“, entgegnete sie. „Wer ist denn deine neue Freundin?“, wunderte sich das Mädchen. Mokuba entgegnete ihr nichts. ~*~*~ Ishizu lag bereits im Bett und starrte gedankenversunken an die Zimmerdecke, als Seto sich neben sie legte. „Worüber denkst du nach?“, fragte er. Sie blickte ihn besorgt an, „Könntest du deswegen deine Firma verlieren?“. „Wegen was?“, erkundigte er sich verwundert, „Etwa wegen dem Baby?“. Sie nickte. Der Gedanke, dass Ishizu, wenn auch nur indirekt, Schuld sein könnte an dem Untergang von Setos Firma, machte ihr ziemlich zu schaffen. Gelegentlich wünschte sie sich schon einen kleinen Rückschlag für ihn, damit er auf dem Teppich blieb, aber das wäre furchtbar und sie konnte – und wollte – das nicht zulassen. Sie würde tun was immer nötig wäre, um seine Firma zu retten, denn sie wusste wie sehr er daran hing. Er schmunzelte, „Es braucht schon ein bisschen mehr, damit ich die Firma verliere als ein ungeborenes Baby und eine drogendealende Pseudoschwägerin.“, winkte er beruhigend ab „Also mach dir keine Sorgen, dass Einzige wirkliche Problem was wir haben, ist nach wie vor Noriko.“. „Ich dachte, du hast mit ihrem Vater geredet?“, erkundigte sich Ishizu interessiert. Er nickte, „Habe ich, nur meinte er, dass er irgendwie die Kontrolle über seine Tochter verliert und ich glaube ihm das sogar.“. „Wieso?“. „Weil sie total fanatisch ist. So kenne ich sie nicht. Ich meine, sie war schon immer merkwürdig und nervig und ich habe nie daran gezweifelt, dass sie einen Hang zum Intrigieren hat, aber das, was sie im Moment macht, ist total irre. Sie ist scheinbar wie besessen darauf, irgendetwas zu finden, was uns beide dazu bringt uns scheiden zu lassen.“, er stützte seine Hand mit dem Kopf ab und blickte schulterzuckend auf Ishizu runter. Sie legte den Kopf schief, „Vielleicht hat sie dich ja wirklich geliebt.“. Er hob die Brauen, „Vielleicht kann sie es auch einfach nur nicht vertragen zu verlieren.“. Sie grinste, „Da würde mir noch jemand einfallen.“. „Wahnsinnig witzig.“. „Seto?“. „Hm?“, erkundigte er sich müde. „Ich will dir etwas zeigen.“, meinte sie, nahm seine Hand und legte sich vorsichtig auf ihr kleines Bäuchlein, „Kannst du das spüren?“. Ein kleines und kaum sichtbares Lächeln bildete sich auf seinem Mund, „Es bewegt sich.“. Ishizu nickte lächelnd. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Es war der Moment, in dem einem zum ersten Mal so richtig klar wurde, was für eine wichtige Verantwortung man trug. Immerhin wuchs in ihr ein neues Leben heran. Zuerst empfand sie die vielen Arztbesuche als lästig, aber nun hatte sie erkannt, dass sie nötig waren und sie freute sich immer wieder darauf, ein neues Ultraschallbild zu sehen, denn mittlerweile konnte man bereits etwas erkennen. Man konnte auf jedem neuen Bild die Veränderungen sehen und vor allem konnte man sehen, dass das Baby gesund war und Ishizu hatte begriffen, dass nichts wichtiger war als das. Außerdem war sie sich mittlerweile auch sicher, dass Seto sich ebenso auf das Kind freute wie sie und dass ihm die Gesundheit des Kindes ebenso am Herzen lag. Er nahm vorsichtig die Hand von ihrem Brauch und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, „Und jetzt schalte das Baby aus und schlaf endlich.“, mit diesen Worten und einem breiten Grinsen kehrte er ihr den Rücken zu. Sie seufzte, „Du weißt genau, dass ich das Baby nicht ‚ausschalten’ kann.“. „Traurige Wahrheit.“, bestätigte er, gespielt deprimiert. „Seto?“. „Was denn noch?“. „Hast du schon mal über einen Namen nachgedacht?“. Er lachte spottend auf, „Ich muss nicht nachdenken, ich weiß bereits einen.“. Sie lehnte sich auf seine Schulter und sah ihn interessiert an, „Welchen?“. „Seto Junior natürlich.“, antwortete Seto schmunzelnd. Sie verzog eine Miene, „Und wenn es ein Mädchen wird?“. „Setoline? Was weiß denn ich... außerdem wird es sowieso ein Junge.“, gähnte er und schloss schließlich die Augen. Ishizu zuckte nur kopfschüttelnd mit den Schultern, kuschelte sich an ihn und schlief kurz darauf zufrieden ein. ~~~ Zuerst einmal, einen lieben Dank an alle meine Kommischreiber. Es tut echt gut, feedback zu bekommen. ^^ Als nächstes wurde ich von meiner Betaleserin gefragt ob Museen Sonntags überhaupt geöffnet haben. Also, da ich kein Fan von Museen bin, kenne ich auf diese Frage auch keine Antwort, aber ich gehe einfach mal davon aus, dass dieses Museum Sonntags auch geöffnet hat. Kapitel 14: prenature birth --------------------------- Wieder waren einige Wochen vergangen. Ishizu fühlte sich wohl auf ihrer Arbeit, auch wenn ihr die derzeitige Ausstellung von ägyptischen Artefakten etwas Heimweh bereitete. Außerdem genoss sie es zu sehen, wie Seto bald an die Decke ging, wenn sie mal länger arbeitete als Ursprungs geplant. Die Presse hatte die Nachricht von Ishizus Schwangerschaft mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einige hatten über die Zukunft des Kindes spekuliert, andere hatten sich darüber aufgeregt, dass Ishizu gegen ihre Erziehung verstoßen hatte und ganz andere interessierten sich mehr dafür, dass Mokuba in letzter Zeit eine neue Freundin nach der anderen hatte. Interessant zu beobachten waren auch die Reaktionen von jenen, die in engerer Verbindung mit Ishizu und Seto standen und dennoch nichts davon wussten. Mai meinte immer nur, dass sie es bereits geahnt hätte. Alle Jungs hatten irgendetwas gesagt von wegen: „Merkwürdig... aber irgendwie überrascht mich das gar nicht.“, Setos Angestellte waren alle überrascht und seine Kollegen gratulierten ihm... Seto saß mit Sven, Henry und einigen anderen leitenden Angestellten im Konferenzraum. Es wurde heiß diskutiert, welches Projekt ihr Nächstes sein würde. „Ich bin für ein neues virtuelles Spiel.“, begann einer, „Herr Kaiba hat einige wunderbare Ideen dazu.“. Ein anderer aber schüttelte den Kopf, „Das wäre dumm, das letzte virtuelle Spiel hat so gut wie niemand haben wollen, wir würden Minus machen.“. Wieder ein anderer wippte grübelnd mit dem Kopf hin und her, „Ich weiß nicht...“, begann er, „Zwar hatte das virtuelle Spiel auf dem Markt keinen Erfolg, aber wir haben das Doppelte von dem, was wir verloren hatten, durch die Umsetzung in Kaibaland gewonnen. Wenn wir das Spiel also ausschließlich für Kaibaland entwickeln, dann wird man uns den Park stürmen.“, endete er selbstsicher. Sven lehnte sich seufzend zurück, „Ich bin noch immer für die Idee von Miss Akechi. Sie ist schon seit Jahren dafür, dass wir uns einmal an ein Rollenspiel wagen und mit unseren derzeitigen Kenntnissen könnten wir sogar die Grafik des neusten Final Fantasy Spieles übertreffen.“. Henry nickte, „Ein Spiel, das wir nur für die neusten Konsolen raus bringen, und im Grunde lässt sich da die Story von Kaibas virtuellem Spiel mit einbringen.“. Seto, der sich zunehmend langweilte, war fast schon erleichtert, als sein Handy plötzlich zu klingeln begann, auch wenn sofort alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Dennoch nahm er das Gespräch mit einem ‚Machs kurz!’ entgegen. „Seto...“, setzte Mokuba vorsichtig an, „Ich bin’s.“. Seto seufzte, „Das weiß ich bereits, wenn das alles ist, dann lege ich wieder auf, ich bin nämlich gerade mitten in einem Meeting.“, erklärte er. Er hörte Mokuba ebenfalls seufzen, „Seto das ist ernst.“. „Was ist ernst?“, wollte Seto wissen. Mokuba schluckte, „Es ist wegen Ishizu.“. Seto hob amüsiert die Brauen, „Was denn, hat sie sich endlich überarbeitet und vom Arzt Bettruhe verschrieben bekommen?“. „Schlimmer.“, entgegnete Mokuba ernst. Seto schaute besorgt auf, „Mokuba, jetzt rede nicht um den heißen Brei, was ist mit ihr?“. Erneut musste Mokuba schlucken, „Sie hatte ein... Zusammentreffen mit Noriko, die beiden haben sich gestritten und Ishizu hat sich so aufgeregt, dass die Wehen eingesetzt haben und sie...“. Seto unterbrach ihn, „WAS?“. „Sie ist im Krankenhaus. Ich wollte dir nur Bescheid sagen.“, fuhr Mokuba kleinlaut fort. Seto beendete das Gespräch und ließ wie in Trance das Handy sinken. „Kaiba?“, fragte Sven besorgt, „Alles klar?“. Seto antwortete nicht, sondern stürmte nach draußen. „Kaiba! Auch wenn du der Chef bist, kannst du nicht einfach aus einer Konferenz verschwinden! Kaiba!?“, schrie Henry ihm nach. Sven sprang ebenfalls auf und folgte Seto hastig. Seto war schon fast am Fahrstuhl angekommen, als Sven sich ihm in den Weg stellte. „Sven, geh mir aus dem Weg, wenn dir dein Leben lieb ist!“, forderte Seto ernst. „Was ist los?“, wollte Sven wissen. „Das geht dich nichts an!“, entgegnete Seto ihm nur und schubste ihn weg, um sich in den Fahrstuhl zu begeben. ~*~*~ Seto brach unterwegs zum Krankenhaus jede nur erdenkliche Verkehrsregel und hatte dabei die ganze Zeit ein ungutes Gefühl. Ein Gefühl, auf welches er normalerweise nicht hören würde, aber es ging hier um Ishizu und er hatte begriffen, dass es manchmal ganz gut war, auf seine Gefühle zu hören, vor allem wenn es um sie ging. Er hatte seinen Porsche irgendwo, irgendwie geparkt und war dann ins Krankenhaus gestürmt, er hatte anscheinend einen äußerst Furcht einflößenden Eindruck auf die arme Krankenschwester am Empfang gemacht, denn diese hatte ihm zitternd und stotternd gesagt, wo er hin müsste. Er war in das Krankenzimmer geplatzt und hatte alle anwesenden Ärzte und Schwestern ignoriert. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Ishizu, die erleichtert seinen Namen gehaucht hatte, als sie ihn entdeckte. „Hey, was machst du denn?“, wollte er wissen, als er neben ihrem Bett stand und zwängte sich dabei ein Lächeln auf. Aber ihm war im Moment wirklich nicht zum Lächeln zumute. Ishizus Anblick versetzte ihm einen Stich in sein steinernes Herz und er hatte Mühe, die Fassung zu bewahren und nicht so aus zu sehen, wie er sich im Moment fühlte. Er musterte sie unauffällig. Sie zitterte, sie schwitzte, sie atmete schwer, ihr Gesicht war bleich und ihre Stimme war nur ein schwacher und kaum verständlicher Hauch. Um sie besser verstehen zu können, setzte er sich auf die Bettkante und sofort als sie ihm flehend ihre zitternde Hand hinhielt, nahm er sie in seine und drückte sie einmal ganz fest. Sie schluckte, ehe sie mit schwacher Stimme zu sprechen begann: „Es tut mir Leid.“. Er sah sie schockiert an, „Was tut dir Leid?“. „Wenn ich mich nicht so aufgeregt hätte dann...“, begann sie. Doch er stoppte sie, indem er sanft einen Finger auf ihre blassen Lippen legte, „Shhh! Ich will nichts davon hören, hast du verstanden. Ich weiß zwar nicht genau, was passiert ist, aber ich weiß, dass du keine Schuld hast und ich will so etwas auch nicht noch einmal hören.“, erklärte er ihr. Der Arzt, der Seto und Ishizu am nächsten stand, räusperte sich „Bitte verzeihen Sie, aber wir müssen ihre Frau jetzt in den Kreissaal bringen.“. Seto sah zu ihm auf, „Kreissaal?“. Der Arzt nickte, „Als der Krankenwagen kam war die Fruchtblasse ihrer Frau bereits geplatzt, wir konnten nichts mehr tun.“, erklärte er mitfühlend. Seto schluckte, „Was bedeutet das jetzt genau für meine Frau und das Baby?“, noch immer hatte er Ishizus zitternde Hand nicht los gelassen. Der Arzt deutete mit den Augen auf Ishizu, „Ich werde Ihnen das erklären, sobald man ihre Frau in den Kreissaal gebracht hat.“, meinte er vorsichtig. Tränen kullerten über Ishizus Wangen, „Ich werde unser Baby verlieren...“, schluchzte sie. Seto wendete sich ihr wieder zu, „Das wirst du nicht.“, versicherte er aufheiternd und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, „Hör auf zu weinen Ishizu, du brauchst deine Kräfte jetzt für etwas anderes!“. „Aber wenn unser Baby stirbt...“, setzte sie ängstlich an. Seto drückte ihre Hand etwas fester, „Hör mir zu!“, forderte er energisch, „Ishizu, sieh mir in die Augen und hör mir jetzt ganz genau zu!“. Sie schluckte und tat wie ihr geheißen. „Ich verspreche dir, unser Baby wird nicht sterben, okay? Alles wird gut.“, er drückte ihr erneut einen Kuss auf die Stirn, „Ich werde hier warten.“, flüsterte er noch und stand dann von der Bettkante auf, damit die Schwestern ihr Bett in den Kreissaal schieben konnten. Seto atmete tief ein und sah ihr nach, bis sie außer Sichtweite war, dann wandte er sich dem Arzt zu, „Und jetzt will ich die Wahrheit hören!“, forderte er. Der Arzt nickte, „Ich will ehrlich sein. Ich kann Ihnen nichts versprechen. Ihre Frau ist in einem äußerst schlechten Zustand und ihre Angst das Baby zu verlieren, macht es nicht besser, außerdem ist sie sehr schwach, vielleicht zu schwach um das Baby selbst zur Welt zu bringen und einen Kaiserschnitt, würde sie vermutlich nicht überleben.“, auch wenn es herzlos klang, so fühlte der Arzt doch mit Seto, der nun sichtbar Mühe hatte, seine Haltung zu bewahren und sich nichts von den Emotionen anmerken zu lassen, die ihn durchfluteten. „Und das Baby?“, fragte er schluckend, auch wenn es ihm albern vorkam, wenn Ishizu kaum Chancen hatte, was für Chancen konnte man diesem kleinen Etwas dann schon zurechnen? Der Arzt schnaufte „Ihre Frau ist Ende sechsten, Anfang siebten Monats. Das Baby wird nicht fähig sein, ohne Hilfsmittel zu überleben. Sollte es uns gelingen, das Kind lebend zur Welt zu bringen, dann werden wir es sofort in einen Brutkasten stecken und mit allen lebenserhaltenden Maßnahmen versorgen, die notwendig sind, ob das Baby allerdings überlebt, liegt dann nicht mehr in unseren Händen.“. Seto nickte, bevor er drohend zu dem Arzt aufsah, „Wenn meiner Frau oder dem Kind irgendetwas zustößt, dann werde ich dafür sorgen, dass dies hier Ihre letzte Tat als Arzt war, haben Sie das verstanden?“. Der Arzt nickte, „Ich tue mein Bestes.“, sagte er noch und verschwand dann. Seto blieb allein zurück. In seinem Kopf drehte sich alles. Die Gedanken und Gefühle überschlugen sich und Seto hatte weder die Möglichkeit sie zu zuordnen, noch sie zu verarbeiten. Alles was er tun konnte, war gegen die aufkommende Trauer und die damit zusammenhängenden Tränen anzukämpfen. Egal was auch passieren würde, er würde nicht weinen. Er war nicht der Typ, der weinte. Er war der Typ, der kämpfte und Rache nahm. Sollte Ishizu oder dem Baby irgendetwas zustoßen, so würde er dieses Krankenhaus und all seine Ärzte und Schwestern verklagen, bis sie keinen Cent mehr hätten und für Noriko würde es auch nicht viel besser aussehen. ~*~*~ Seto saß nun schon seit ewig langen drei Stunden im Flur des Krankenhauses und wartete. Bis jetzt hatte ihm noch niemand etwas sagen können und seine Geduld war mehr als nur erschöpft. Außerdem fühlte er sich gerade etwas alleingelassen. Er wünschte sich irgendjemanden an seiner Seite, an dem er seine Wut auslassen konnte oder der ihn wenigstens irgendwie ablenken würde, doch er wusste auch, dass niemand kommen würde. So war es halt, wenn man keine wirklichen Freunde hatte. In solchen Momenten, wo man einmal jemanden brauchte, war niemand da. Maja war zuhause, sie hatte es übernommen, Marik und Odion zu benachrichtigen, doch sie konnte leider nicht weg, denn ironischer Weise kamen heute die Maler, die das Kinderzimmer streichen würden und da musste selbstverständlich jemand zuhause sein, der sie in Empfang nahm und ihnen alles nochmals erklärte, wenn das überhaupt noch nötig war. Mokuba war, auf Setos Wunsch, in die Firma gegangen und sollte dafür sorgen, dass dort endlich alle anfangen, an diesem Rollenspiel zu arbeiten, damit es weiter ging. Mokuba wäre ja gekommen, aber Seto war im Moment nicht so gut auf ihn zu sprechen, weil viele der negativen Gerüchte vor allem durch ihn entstanden sind und er wollte seine Sorge und Wut nicht an ihm auslassen. Seufzend ließ er die schultern sinken. Was würde passieren, wenn Ishizu sterben und das Baby überleben würde? Wie würde er Ishizu je wieder beruhigen können, wenn sie überlebte und das Baby starb oder wie sollte es weitergehen, wenn er beide verlieren würde? Er schüttelte resigniert den Kopf. Er durfte nicht daran denken. Er hatte Ishizu gesagt, dass das Baby überleben würde und das würde es auch, ebenso wie Ishizu. Es musste einfach so sein. „Kaiba...“, eine vertraute Stimme drang plötzlich zu ihm durch und er sah auf. „Yugi?“, stellte Seto verwundert fest. Der Kleinere stand ihm gegenüber und blickte ihn mitfühlend an „Ich hab Mokuba getroffen, er hat mir erzählt was passiert ist und ich dachte, vielleicht brauchst du ja etwas Gesellschaft.“, Yugi lächelte ihm aufheiternd zu und setzte sich schließlich neben ihn, „Aber wenn du es willst, dann gehe ich auch wieder.“. Seto blickte ihn einen Moment schweigend an. Wäre es ein Zeichen von Schwäche, wenn er ihn bitten würde zu bleiben? Immerhin saß er hier neben seinem Langzeitrivalen. Doch Yugi war, vor allem wenn man an Ishizus Worte von damals dachte, nicht nur sein Rivale, sondern auch sein Freund. In den entscheidenden Momenten war Yugi immer da gewesen und hatte ihn, auch wenn Seto das nicht gerne zugab, unterstützt und häufig sogar gerettet. War es falsch, ihn zu bitten zu bleiben? Aber immerhin hatte er sich ja angeboten, also von daher... „Nein, bleib.“, Seto blickte auf die Uhr. Die Zeit schlich dahin, als würde sich der Minutenzeiger nur aller halbe Stunde ein kleines Stück bewegen und Seto bekam das ungute Gefühl, dass es einfach schon viel zu lange dauerte. Yugi musterte ihn besorgt, „Was haben die Ärzte gesagt?“, fragte er vorsichtig. Seto seufzte, „Sie haben gesagt, dass die Überlebenschancen für beide ziemlich schlecht stehen.“, er blickte auf, „Wenn das Baby überlebt, dann kommt es in so einen Kasten und wird an all diese Schläuche angeschlossen und selbst dann, meinte der Arzt, stehen die Chancen schlecht.“. Yugi saß etwas zweifelnd da. Er würde Seto gerne aufheiternd auf die Schulter klopfen oder etwas Nettes sagen, aber er wusste einfach nicht, ob das richtig wäre. Normalerweise würde Seto solche Gesten nicht schätzen, aber war das hier eine normale Situation? Konnte man das vergleichen mit den Kämpfen gegen Pegasus, Yami Marik, Dartz und Zorg? Konnte man das vergleichen mit den vielen Malen, die Mokuba entführt wurde oder in denen jemand Seto seine Firma weggenommen hatte? Er seufzte und fragte schließlich, „Soll ich dir einen Kaffee holen? Oder einen Tee?“. Seto schüttelte nur den Kopf. Yugi schnaufte, er wollte gerade ansetzen Seto zu fragen, ob er vielleicht etwas Essen oder einen Spaziergang machen will, als ein Arzt vor ihnen Halt machte. Seto sprang auf, „Und?“, man konnte fast sagen, dass er ängstlich klang. Der Arzt räusperte sich, „Nun...“. „Stammeln Sie hier nicht rum, sondern sagen sie mir gefälligst, wie es meiner Frau geht!“, forderte Seto aufgebracht. „Ihre Frau ist im Moment sehr schwach und sie hat einiges an Blut verloren, mehr als normal bei einer Geburt. Aber ihr Zustand ist weitgehend stabil und ich denke, dass ich sagen kann, dass sie außer Lebensgefahr ist.“, erklärte der Arzt zögernd. Ein erleichtertes Seufzen entrann sowohl Seto als auch Yugi. Doch nach wie vor machte der Arzt ein ernstes Gesicht. „Und das Baby?“, wollte Seto schließlich wissen. Der Arzt seufzte, „Ihre Tochter ist am Leben.“, erklärte er, „Wir haben sie in einen Brutkasten gelegt und an alle lebenserhaltenden Geräte angeschlossen, ihr Puls wird regelmäßig kontrolliert und es wird rund um die Uhr jemand bei ihr sein. Wollen Sie sie sehen?“. Seto schüttelte nur mit dem Kopf, „Ich will erst zu meiner Frau.“, sagte er nur. Er hatte nur halbwegs registriert, dass es ein Mädchen war und das war ihm im Moment auch ziemlich egal. Ishizu und sie waren am Leben, mehr wollte er nicht wissen. Auch Yugi, der ebenso wie alle anderen daran geglaubt hatte, dass es ein Junge würde, machte sich nicht viele Gedanken darüber, wichtig war erst einmal nur, dass beide am Leben waren. Der Arzt nickte Seto zu, „Folgen Sie mir, ich bringe Sie in das Zimmer Ihrer Frau.“. Seto nickte. „Ich werde hier warten.“, meinte Yugi und lächelte Seto erneut aufheiternd entgegen. Seto drehte sich noch einmal zu ihm um, „Du würdest mir einen Gefallen tun, wenn du Mokuba und Maja informierst. Hier.“, er warf ihm sein Handy zu, „Die Nummern sind eingespeichert.“. Yugi nickte nur und blickte Seto dann noch hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war. ~*~*~ In den fünf Minuten, die Seto nur hatte bei Ishizu bleiben dürfen, hatte sie bitter geweint. Sie hatte gesehen, wie man das Baby an all diese Gerätschafen angeschlossen hatte, sie hatte es nicht einmal in den Arm nehmen dürfen und sie gab sich selbst die Schuld für dieses Desaster, außerdem hatte sie Angst, dass das Baby sterben würde. Seto war völlig hilflos gewesen. Egal was er gesagt hatte, um Ishizu zu beruhigen, es hatte nicht funktioniert. Sie war überzeugt davon, dass sie schuld daran war, dass das Baby sterben würde. Auch das Baby selbst musste Seto sich notgedrungen noch einmal ansehen, doch er hatte nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen, weil er den Anblick von diesem kleinen und schwachen Wesen, das an all die vielen Schläuche angeschlossen war, nicht ertragen konnte. Als er zu Yugi zurückkehrte, saß dieser noch am selben Platz wie zuvor. Besorgt blickte er ihm entgegen, „Und?“. Seto winkte ab, „Ich will nur noch nach Hause.“. Yugi nickte, erhob sich und drückte Seto sein Handy in die Hand, „Ich hab alle erreicht. Maja hat gesagt, sie ruft bei Marik und Odion an.“, erklärte er vorsichtig. Seto nickte nur schwach. In Gedanken war er längst woanders. Er würde sofort dafür sorgen, dass ein Experte auf dem Gebiet für Frühgeburten aus Amerika hierher kommen und sich dem Baby annehmen würde. Anschließend würde er dafür sorgen, dass Ishizu so schnell wie möglich aus diesem Krankenhaus raus kam. Er würde sie zuhause versorgen lassen, denn ihm war wohler, wenn Ishizu in einer Umgebung war, die sie nicht ständig an das Baby erinnerte. Als letzten Schritt würde er heute noch bei den Sakuradas vorbei schauen und dafür sorgen, dass Noriko sich wünschte, ihm niemals begegnet zu sein... ~~~ Danke an meine Kommischreiber Xenia_Crow, babilon und littledivana. Es tut gut zu wissen, dass die Geschichte jemandem Gefällt. Kapitel 15: Nameless -------------------- Seto stand seit etwa 20 Minuten vor dem Glasfenster, welches ihm einen Einblick auf die Frühchenstation gewährte. Seine Tochter lag direkt vor dem Fenster in ihrem Brutkasten mit all den vielen Schläuchen und Kabeln. Seit einer geschlagenen Woche war sie nun schon hier und ihr Zustand hatte sich nicht verändert. Zwar ging es ihr nicht schlechter aber auch nicht besser. Auch Ishizu befand sich noch immer hier im Krankenhaus. Seto hatte sich ursprünglich schon vor vier Tagen mit nach Hause nehmen wollen, aber ein plötzlicher Kreislaufzusammenbruch hatte die Ärzte dazu veranlasst, sie noch ein paar Tage länger hier zu behalten. Seto hatte nicht zugelassen, dass sie das Baby zu Gesicht bekam. Er fürchtete, dass ihr Anblick Ishizu nur noch mehr schwächen würde und er wollte nicht beide verlieren. Man hatte ihm gesagt, das jede noch so kleine Erkältung ihrem Baby schaden würde und Seto bezweifelte, dass es an einem Ort wie diesem möglich war, auf Dauer ganz gesund zu bleiben. Ja, er hatte sich damit abgefunden, dass das Baby sterben würde und das war für ihn nur ein Grund mehr, Ishizu von dem Baby fern zu halten. „Sie ist hübsch.“. Seto zuckte zusammen. Er war so in Gedanken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie Yugi, Joey, Mokuba und Marik neben ihn getreten waren. „Hast du etwas anderes erwartet?“, erkundigte sich Mokuba grinsend bei Yugi, welcher darauf ebenfalls nur grinste. „Gott sei dank kommt sie nach meiner Schwester.“, seufzte Marik schief lächelnd. „Aber sie hat Kaibas Augen.“, bemerkte Yugi beim genaueren Hinsehen. Seto verschränkte die Arme vor der Brust, „Was zum Geier tut ihr hier?“. Mokuba zuckte mit den Schultern, „Marik und ich haben beschlossen, dass wir es uns nicht von dir verbieten lassen, unsere kleine Nichte zu sehen und unterwegs haben wir Joey, Yugi, Mai und Tea getroffen.“, erklärte er. Yugi blickte zu Seto auf, „Und? Gibt es schon irgendetwas neues?“. Seto schüttelte den Kopf, „Nein. Die Ärzte meinten, ob sie überlebt, hängt allein von ihrer Willenskraft ab.“. Joey lehnte sich gegen die Scheibe, „Na, dann musst du dir ja keine Sorgen machen.“, meinte er lächelnd. Seto und die anderen blickten ihr irritiert an. „Naja...“, Joey machte plötzlich ein ernstes Gesicht, „Sie ist doch eine Kaiba, oder nicht? Sie ist die Tochter von Ishizu und Seto. Zwei sture Köpfe, die immer ihren Willen bekommen und nicht einmal Angst vor dem allmächtigen Reich der Schatten haben. Ich bin sicher, dass ihre Tochter genauso stur und überlebenswillig ist, also müsst ihr euch keine Gedanken machen, dass sie nicht überlebt.“, er blickte Seto nun direkt in die Augen, „Sie schafft es.“. Seto ließ grinsend den Kopf sinken, „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage Wheeler. Aber ich hoffe du hast Recht.“. Joey nickte ihm zu, „Ja, ich auch Alter.“. Marik verzog eine grübelnde Miene, „Sag mal, Kaiba. Wie heißt die Kleine denn eigentlich?“. Seto sah ihn an, „Sie hat keinen Namen.“. Yugi schürzte die Lippen, „Nennen wir sie doch erst einmal ‚Baby Kaiba’.“, schlug er vor. Mokuba ließ die Schultern sinken, „’Baby Kaiba’?“, wiederholte er, „Klingt doof.“. Marik stemmte die Hände in die Hüften, „Dann lass dir doch etwas Besseres einfallen!“, forderte er eingeschnappt. Joey hob den Finger, „Ich hab ’ne Idee.“. „Oh mein Gott...“, seufzten die anderen wie aus einem Mund. Joey verzog eine beleidigte Miene, „Was soll das denn jetzt heißen?“. „Nun spuck es schon aus Wheeler! Dann haben wir wenigstens etwas zum Lachen.“, meinte Seto seufzend. „Da gibt es nichts zu lachen.“, beschwerte sich Joey, „Mein Vorschlag war der, dass du und Ishizu euch endlich einen Namen aussucht.“. Mokuba nickte zustimmend, „Das ist doch einmal ein guter Vorschlag.“. Marik verschränkte die Arme vor der Brust, „Aber sie wird ihr keinen Namen geben, wenn du ihr weiterhin verbietest, die Kleine zu sehen.“. Seto hob die Brauen, „Wieso ich? Die Ärzte meinten, es wäre nicht gut für sie.“. Mokuba grinste kopfschüttelnd, „Oh ja und ich glaub noch an den Weihnachtsmann.“. Marik grinste ebenfalls, „Kaiba, wir wissen, dass du die Ärzte bestochen hast, damit sie Ishizu erzählen, es wäre besser für sie, wenn sie das Baby nicht sähe.“. Joey seufzte amüsiert, „Du bist so durchschaubar Kaiba.“. ~*~*~ Ishizu lag in ihrem Bett. Der Arzt hatte sie gerade untersucht und kritzelte nun irgendetwas in ihre Akte. „Nun Mrs Kaiba. Ich denke, dass wir sie Morgen nach Hause lassen können. Aber dann müssen sie sich unbedingt schonen und ich will, dass sie sich in zwei Wochen noch einmal von ihrem Hausarzt untersuchen lassen.“, meinte der Arzt ohne wirklich von seiner Akte auf zu sehen. Ishizu nickte schwach, „Und darf ich dann endlich mein Baby sehen?“. Der Arzt sah nun doch auf. Er seufzte, „Mrs.Kaiba, ich weiß nicht, ob das so gut für sie wäre.“. Ishizu blickte ihn finster an, „Mein Mann hat dafür gesorgt, dass sie sagen, dass ich unser Baby nicht sehen darf, hab ich Recht?“. „Mrs Kaiba...“, begann der Arzt vorsichtig. Ishizu richtete sich auf, „Ich will zu meinem Baby!“. „Mrs Kaiba, bitte regen Sie sich nicht so auf! Wenn Sie erneut zusammenbrechen, dann muss ich sie noch eine Woche hier behalten und ihr Mann wird ihnen sicher nicht erlauben das Baby zu sehen.“. Ishizu ließ sich, bitter seufzend, zurücksinken. Also hatte sie Recht mit ihrer Vermutung. Seto hatte tatsächlich dafür gesorgt, dass sie das Baby nicht sehen durfte. Sie wäre deswegen gerne sauer auf ihn, aber das konnte sie nicht. Sie wusste, dass er es nur getan hatte, weil er sich Sorgen um ihren Gesundheitszustand machte. Außerdem wusste sie, dass es ihm auch so schon schlecht genug ging. Er versuchte es zu verbergen. Aber ihr Zustand und das mit dem Baby machte ihm zu schaffen. Marik und Mokuba hatten bei ihrem Besucht gestern bereits erzählt, dass Seto nicht mehr er selbst war. Er war oft in Gedanken und somit reichlich unkonzentriert. Er hatte sich in der letzten Woche kaum in der Firma blickten lassen und ließ das neue Projekt somit ziemlich schleifen. Ishizu wusste auch, wo er war, wenn er nicht in der Firma oder zuhause war. Er war bei dem Baby. Er verbrachte fast den gesamten Vormittag auf der Frühchenstation und dann kam er den Rest des Tages, bis die Besuchszeit vorbei war, zu ihr und tat so als wäre er bis eben noch in der Firma gewesen. Eine Schwester, die Ishizu immer erzählte, wie es dem Baby ging, hatte ihr gesagt, dass Seto immer vor der Frühchenstation stand und das Baby durch das Glas hindurch beobachtete. Ihr gegenüber behauptete er immer keine Ahnung zu haben wie es dem Baby ging. Der Arzt räusperte sich, „Ich lasse nun ihre Gäste rein.“, meinte er nur und kaum das er draußen war kamen Mai und Tea herein. „Hallo Ishizu, wie geht’s dir?“, fragte Mai sofort. Ishizu schenkte ihr ein schwaches Lächeln, „Ich hab mich schon besser gefühlt, aber auch schon schlechter.“. Tea zog zwei Stühle herbei, „Und wie geht es dem Baby?“, fragte sie. Ishizu zuckte die Schultern, „Die Schwester sagt, es geht ihr gut.“. Mai hob die Brauen, „Die Schwester? Hast du das Baby denn nicht gesehen?“, fragte sie und setzte sich auf einen der Stühle. Ishizu schüttelte mit dem Kopf, „Ich darf nicht.“. Tea setzte sich ebenfalls, „Anordnung des Arztes?“. „Nein, Anordnung meines Mannes.“, seufzte Ishizu. Mai verschränkte die Arme vor der Brust, „Kaiba verbietet dir das Baby zu sehen?“. Ishizu nickte. „So ein Idiot.“, schimpfte Tea mit missbilligender Miene. Doch Ishizu schüttelte mit dem Kopf, „Er macht sich nur Sorgen um mich, das ist alles.“. Mai sah sie ungläubig an, „Das ist nicht dein Ernst, oder? Er verbietet dir dein Baby zu sehen und du verteidigst ihn auch noch?“. Ishizu nickte, „Ja, das tue ich. Ich bin auch nicht sehr begeistert davon, aber ich vertraue Seto.“. Tea lehnte sich kopfschüttelnd zurück, „Ich geb’s auf.“, seufzte sie. „Na Gott sei dank, dann haben wir ja jetzt für eine Weile unsere Ruhe.“, Seto lehnte im Türrahmen um der Rest der Jungs stand hinter ihm. Tea funkelte ihn wütend an, „Sehr witzig Kaiba.“. Seto zuckte mit den Schultern und trat ein, „Das war mein Ernst.“. Mai drehte sich zu Joey um, „Und? Habt ihr das Baby gesehen?“. Joey nickte, „Aber ja. Sie ist wirklich knuffig. Aber ziemlich winzig und sie sieht aus wie Ishizu...“, Joey blickte kurz grübelnd an die Decke, „Ach was, kommt einfach mal mit, dann zeigen wir sie euch!“, grinste er dann. Yugi nickte zustimmend, „Ja genau, ich denke Kaiba und Ishizu haben etwas Wichtiges zu bereden, da würdet ihr sowieso nur stören. Also kommt!“. Etwas unzufrieden, weil sie doch gerade erst gekommen waren, verabschiedeten sich Tea und Mai von Ishizu und trotteten dann den Jungs hinterher nach draußen. Ishizu wartete, bis man sie nicht mehr hören konnte und wandte sich dann an Seto, „Ich will mein Baby sehen!“, forderte sie mit ernster Miene. Seto senkte den Kopf, „Ishizu... ich glaube nicht, dass du...“. Sie richtete sich auf, „Doch, ich kann. Es geht mir gut und ich möchte jetzt unser Baby sehen, bitte.“, etwas Flehendes lag in ihrer Stimme. Er seufzte, „Also schön...“. ~*~*~ Ishizu saß auf einem hübschen Schaukelstuhl auf der Frühchenstation. Eine Schwester wickelte das kleine Baby in eine weiche und wärmende Decke, darauf achtend das alle Kabel und Schläuche da blieben, wo sie hingehörten und legte das Baby dann vorsichtig auf Ishizus Brust. „Es ist gut für den Kreislauf und die Entwicklung des Babys, wenn es den Herzschlag der Mutter hört und die Wärme der Mutter spürt, dass erinnert es an den Mutterleib und beruhigt es.“, meinte die Schwester und lächelte Ishizu zu. Ishizu nickte ihr dankbar entgegen, bevor die Schwester die jungen Eltern mit dem Baby alleine ließ. Ishizu beobachtete das Baby eine Weile schweigend. Es lag ganz ruhig auf ihrer Brust und störte sich nicht an den vielen Kabeln und Schläuchen und auch nicht an dem Piepsen der vielen Geräte. Wenn sie dem Baby den Finger hin hielt, dann griff es sogar mit seinen kleinen und schwachen Händchen danach. Seto stand neben ihr und seufzte schwer. Dieses Anblick war schon fast herzzerreißend und das, wo er doch immer behauptete, er besäße gar kein Herz. Ishizu sah zu ihm auf, „Wir haben ein Problem.“, stellte sie fest. Er hob die Brauen, „Welches da wäre?“. Sie lächelte, „Die Kleine braucht einen Namen.“. Er zuckte die Schultern, „Wo liegt da das Problem?“. „Na, wir haben keinen.“, erklärte Ishizu. Seto beugte sich zu ihr runter und streichelte dem Baby über das kleine Köpfchen mit dem schwarzen strubbeligen Haar. „Dann mach einen Vorschlag!“. Sie überlegte kurz, „Wie wäre es mit Isis?“. Er schüttelte den Kopf, „Ziemlich einfallslos, oder?“. Sie verzog eine beleidigte Miene, „Das sagst ausgerechnet du. Der einzige Namen, der dir eingefallen ist, ist ‚Seto Junior’, also wenn das nicht auch einfallslos ist, dann weiß ich auch nicht.“. Er verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich will einen besonderen Namen für meine Tochter. Es soll ein mächtiger Name sein. Er soll eine Bedeutung haben. Jeder, der den Namen hört, sollte vor Ehrfurcht erzittern.“, erklärte er und Ishizu sah schon wieder den Anflug von Größenwahn in seinen Augen, den er von Zeit zu Zeit mal hatte. Sie seufzte, „Also erst einmal wird schon jeder bei dem Namen Kaiba erzittern und dann ist ‚Isis’ ja wohl ein mächtiger Name. Sie war immerhin eine ägyptische Göttin.“. Er grinste, „Der Name ist trotzdem einfallslos Ishizu.“. Sie schnaufte, „Schön, dann mach mir doch einen besseren Vorschlag!“, forderte sie. Eine Weile war es still und endlich ging Seto ein Licht auf, „Ich hab’s.“, verkündete er locker. Ishizu sah zu ihm auf, „Aber nicht Setoline, oder?“. Er schüttelte den Kopf, „Red keinen Unsinn. Der Name wäre nicht mächtig sondern mächtig bescheuert.“, winkte er ab, „Nein, ich habe einen Namen der mächtig ist, eine Bedeutung hat und den dennoch jeder kennt.“. Sie blickte ihn zweifelnd an, „Ich hoffe dir ist klar, dass unser Baby mit diesen Namen den ganzen Rest ihres Lebens leben muss.“, seufzte sie. Er nickte, „Das ist mir durchaus bewusst.“. Sie ließ die Schultern sinken, „Na schön, dann sag schon!“. Er grinste, „Cleopatra.”. Ishizu riss die Augen auf, „Sag das noch mal!“. „Wir nennen sie Cleopatra. Das bedeutet Königin von Ägypten. Treffender könnte es nicht sein.“, erklärte Seto locker. „Aber Cleopatra war nur eine Königin.“, stellte Ishizu protestierend fest. Er hob die Brauen, „Sie war wenigstens mächtig und unabhängig und Isis war nur eine Fruchtbarkeitsgöttin.“. „Naja...“. „Nicht ‚naja’, sie heißt Cleopatra und damit basta.“. Ishizu schüttelte nur den Kopf, „Wie du meinst. Aber ich hoffe dir ist bewusst, dass sie alle nur Cleo nennen werden und damit geht dann auch die Bedeutung des Namens verloren.“, stellte sie fest, während sie langsam mit dem Stuhl hin und zurück schaukelte. Er blickte sie finster an, „Jeder, der es wagt, den wunderhübschen Namen meiner Tochter zu verunstalten, wird es bitter bereuen.“. Sie lächelte, „Also schön... dann heißt du von nun an Cleopatra Isis Kaiba Ishtar.“. „Wer hat dir erlaubt, sie Isis zu nennen?“. „Wer hat es mir verboten?“. Seto seufzte, „Na schön, du hast gewonnen.“. Erneut war es still. Erst als die Schwester zurück kam und Cleopatra in ihren Brutkasten zurücklegte, wurde es wieder etwas lauter. Nicht zuletzt weil die Ärzte und Schwestern mehr als einmal nachfragten, ob sie sich ganz sicher seien, dass sie diesen Namen wirklich nehmen wollten. Ishizu und Seto kehrten schließlich in Ishizus Zimmer zurück. „Ich hole dich Morgen ab.“, meinte Seto nur knapp und kehrte ihr den Rücken zu. Denn die Besuchszeit war vorüber und es war Zeit für ihn zu gehen. „Seto?“, hielt Ishizu ihn plötzlich zurück. Er blieb sofort stehen und drehte sich zu ihr um, „Was ist?“. Sie ging auf ihn zu und küsste ihn sanft, bevor sie ihm ein leises „danke“ ins Ohr flüsterte. Er streichelte lächelnd über ihre Wange, drückte ihr dann einen Kuss auf die Stirn und meinte nur: „Ich hole dich dann Morgen.“, bevor er ihr Zimmer verließ. ~~~ Arg... das Kappi ist schrecklich... Kapitel 16: ill --------------- Eine weitere Woche war vergangen; da es dem Baby nicht schlechter ging – allerdings auch nicht viel besser – und Ishizu noch immer nicht ganz bei Kräften war – die Ärzte vermuteten, dass es wohl am Stress und den vielen schlaflosen Nächten lag – hatte Seto beschlossen, sie für ein oder zwei Wochen zur Erholung nach Ägypten zu Odion zu schicken – Marik war natürlich mit ihr gegangen. Ishizu hatte sich zuerst sehr dagegen gesträubt, denn sie wollte bei ihrem Baby bleiben, aber da alle meinten, dass sie im Moment sowieso nichts für das Baby tun könnte und es dem Baby auch nichts nütze, wenn es ihrer Mutter schlecht ging, hatte sie schließlich seufzend zugestimmt, für einige Tage zu ihren Brüdern nach Ägypten zurück zu kehren. Allerdings war ihr Aufenthalt in Kairo von kürzerer Dauer als erwartet. Da sie bereits drei Tage später, einen Anruf von Mokuba erhielt... ~*~*~ Ishizu stieg aus dem Taxi, bezahlte den Fahrer und hastete zur Eingangstür. Sie kramte in ihrer Tasche nach dem Haustürschlüssel, doch noch bevor sie ihn finden konnte, hatte ihr Roland bereits die Tür geöffnet. „Gott sei dank sind Sie da.“, seufzte er erleichtert. Ishizu trat hastig ein, „Geht es ihm besser?“. Roland schüttelte mit dem Kopf, „Er lässt niemanden zu sich. Nicht einmal Mokuba darf zu ihm. Wir dürfen auch keinen Arzt rufen und essen will er schon gar nicht.“. Ishizu hob die Brauen, „Stur wie ein Ochse.“, meine sie kopfschüttelnd, „Ich habe nichts anderes erwartet.“. Maja war neben die beiden getreten und hatte Ishizu freundlich zugelächelt. Sie nahm Ishizu den Mantel ab und hängte ihn an den Kleiderständer. „Danke.“, Ishizu seufzte, „Na mal sehen was ich tun kann.“, meinte sie und machte sich auf den Weg zum Schlafzimmer. Roland und Maja folgten ihr. „Er wird Sie sicher rausschmeißen.“, stellte er besorgt fest. „Das soll er sich wagen.“, kommentierte Ishizu trocken. „Soll ich dir irgendetwas bringen?“, wollte Maja wissen. Ishizu blieb schnaufend stehen „Ja, ich will zwei Tassen Kamillentee und eine heiße Hühnerbrühe wäre nicht schlecht.“. Maja nickte, „Sofort.“, und schon war sie weg. Roland blickte Ishizu zweifelnd an. Ishizu lächelte ihm aufheiternd zu, „Roland, ich weiß, was ich tue.“. Den Rest des Weges ging sie alleine. Vor der Schlafzimmertür blieb sie einen Moment zweifelnd stehen. Was wäre, wenn er sie doch hinauswerden würde? Doch sie verwarf den Gedanken schnell wieder und betrat vorsichtig das Zimmer. Seto lag im Bett und schlief. Leise schloss Ishizu die Tür hinter sich, ging dann zum Bett und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. Sie seufzte kopfschüttelnd, als sie sein verschwitztes Gesicht sah, „Dir geht es also gut, ja?“, flüsterte sie und presste vorsichtig ihre Lippen auf seine feuchte Stirn. Er glühte geradezu vor Fieber. Gestern noch hatten sie telefoniert. Zuerst hatte sie Mokuba am Apparat gehabt, der ihr sagte, dass es Seto nicht so gut ginge, als sie allerdings anschließend mit Seto sprach, versicherte er, dass es ihm bestens ginge und er einfach nur sehr viel Stress in der Firma hätte und er sie daher wahrscheinlich auch erst etwas später aus Ägypten wieder abholen lassen würde, weil er den Jet bräuchte, wie er gesagt hatte. Ishizu ließ von seiner Stirn ab. Es war ihm wohl gestern schon schlechter gegangen und er wusste, dass es schlimmer werden würde. Er wollte nicht, dass sie ihn so zu Gesicht bekam und daher hatte er gesagt, er würde sie erst später holen als geplant. Er hatte allerdings nicht mit seinem kleinen störrischen Bruder gerechnet, welcher heute Vormittag bei Ishizu angerufen hatte, nachdem er es aufgab, in Setos Zimmer gehen zu wollen, ja und Last-Minute-Flüge von Kairo nach Domino gab es immer. Allerdings konnte sie irgendwie verstehen, dass er sie nicht hier haben wollte, immerhin sollte sie sich ja erholen und nun hatte sie hier einen sturen, kranken Ehemann und im Krankenhaus eine kleine Tochter, die künstlich beatmet und ernährt werden musste. Doch Ishizu war lieber hier und pflegte ihren Mann und ihre Tochter, als sich in Ägypten aus zu ruhen – weil sie eh keine ruhige Minute hatte. Seto öffnete langsam die Augen, „Was machst du denn hier?“, murmelte er müde, als er Ishizu entdeckte. Ishizu grinste, „So begrüßt du also deine Frau, ja?“. Er verzog eine Miene, „Ich hab dir gesagt, dass ich viel zu tun habe und du erst später aus Ägypten zurück kommen sollst als geplant, was machst du also hier?“. Sie nickte und strich ihm sanft eine verirrte Strähne von seinem Pony aus dem Gesicht, „Ich sehe wie beschäftigt du bist.“, lächelte sie. Er seufzte und drehte ihr protestierend den Rücken zu, „Geh wieder nach Hause!“. Sie hob die Brauen, „Zuerst einmal: ich bin bereits zuhause und dann könnte dir das so passen, dass ich dich hier vor dich hin fiebern lasse. Nein, ich gehe nirgendwohin, Seto Kaiba.“. „Ich will nicht, dass du dich ansteckst.“, sagte er mit heiserer Stimme. Ishizu stand von der Bettkante auf und verschränkte seufzend die Arme vor der Brust, „Das werde ich schon nicht und egal was du sagst, ich werde auch nicht gehen. Also halt jetzt deine Klappe und spar dir die Luft!“. Er drehte sich zu Ishizu um und blickte sie völlig entgeistert an. Lag es an seinem Fieber oder hatte sie ihm gerade wirklich befohlen den Mund zu halten? Sie wirkte selbst etwas geschockt über das, was sie gesagt hatte, aber eines musste Seto ihr lassen, sie hatte es tatsächlich geschafft ihn zum schweigen zu bringen, denn im Moment hatte er nichts, was er erwidern könnte. Schweigend machte sich Ishizu auf den Weg zur Tür und wurde von einem Seto Kaiba gestoppt, der fragte: „Wo willst du hin?“, und es klang dabei so, als fühle er sich einsam und fürchtete, das sie ihn wieder alleine lassen würde. Was schon etwas merkwürdig war, in Anbetracht der Tatsache, dass er sie gerade noch rausschmeißen wollte. Sie lächelte ihm entgegen, „Mach dir keine sorgen Seto, ich bin gleich wieder da. Bleib einfach liegen.“, mit diesen Worten ging sie aus dem Zimmer. Sie war nur fünf Minuten weg. In dieser Zeit lag Seto einfach nur so da. Er fühlte sich schrecklich. Müde, schwach und Hilflos. Er war kaum in der Lage aufzustehen, um bis ins Bad zu kommen und er hasste es, wenn er auf andere angewiesen war. Als Ishizu ins Zimmer zurückkehrte, hatte sie eine Porzellanschüssel in der Hand, welche mit kaltem Wasser und Eiswürfeln gefühlt war, zwei Waschlappen schwammen darin. Sie stellte die Schüssel auf Setos Nachtschrank ab und setzte sich wieder auf die Bettkante. Sie nahm einen von den Lappen aus der Schüssel und legte ihn dann vorsichtig auf Setos Stirn, „Tut es gut?“, fragte sie, während sie nach dem anderen Lappen griff. Er entgegnete ihr nur ein mürrisches „Hm.“. Ishizu wischte mit dem zweiten Lappen vorsichtig über sein verschwitztes Gesicht und seinen Hals, „Was knurrst du denn so?“, wollte sie wissen. Er drehte den Kopf leicht zur Seite, so das der Lappen da blieb, wo er war, aber er Ishizu nicht mehr in die Augen schauen musste, „Du solltest nicht hier sein.“, murmelte er dann. Ishizu schüttelte den Kopf. Manchmal machte er sie wahnsinnig. Warum konnte er nicht einfach mal klein bei geben und die Dinge so akzeptieren, wie sie waren? So schlimm war es doch nun wirklich nicht, dass sie nun hier war und sich um ihn kümmerte, oder? Eigentlich sollte er ja dankbar sein, immerhin hätte sie auch Besseres zu tun, als sich um so einen kranken Sturkopf zu kümmern, wie er einer war. Sie könnte noch immer in Ägypten sein, wo sie sich die ganze Zeit den Kopf über ihn und das Baby zerbrechen würde. Sie könnte aber auch im Krankenhaus sein, bei dem Baby, doch für das Baby konnte sie im Moment nicht viel tun, das war ihr bewusst, und so war es im Grunde nur richtig, das sie hier war. Aber er hätte sich ruhig etwas dankbar zeigen können. „Falle ich dir etwa zur Last?“, erkundigte sie sich interessiert. Mit einem unerwarteten Ruck richtete er sich plötzlich auf, der Lappen, der auf seiner Stirn lag, landete auf seinem Schoss und Ishizu wich erschrocken zurück. Sie musste schlucken. Wie er sie ansah... es war beängstigend, er hatte seine Augen tief in den ihren vergraben und sie hatte das Gefühl, er würde ihr damit den Boden unter den Füßen wegreißen und ihren ganzen Körper zum Zittern bringen, gleichzeitig war sie wie gelähmt, eine Gefangene seines Blickes. Sie hatte diesen Blick schon des Öfteren zu spüren bekommen, doch noch nie war er so intensiv gewesen wie jetzt, noch nie zuvor hatte er sie so gelähmt wie in diesem Moment. „Dasselbe wollte ich dich gerade fragen.“, brachte Seto nach einer Weile hervor und legte sich wieder hin. Ishizu brauchte ein paar Momente, bis sich ihre Starre gelöst hatte und ebenso brauchte sie einen kleinen Augenblick, bis sie die Bedeutung seiner Worte verstand. Doch dann begann sie sanft zu lächeln. Sie schnappte sich den Lappen, der von Setos Stirn gefallen war, tat ihn einmal kurz in das kalte Wasser und legte ihn dann zurück auf seine Stirn. Anschließend drückte sie ihm einen kurzen aber sanften Kuss auf den Mund und meinte: „Du bist doch keine Last für mich.“. Sie nahm sich auch noch den anderen Lappen, tränkte ihn einmal in das Wasser und legte ihn anschließend auf seinen Hals. Er schloss seufzend seine Augen „Du hast aber eigentlich Besseres zu tun.“. Sie sah auf, „Das da wäre?“. Er öffnete ein Auge und blickte sie zweifelnd an, bevor er es wieder schloss und meinte: „Wie wäre es denn mit Cleopatra.“. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, „Also erst einmal wäre ich wirklich dafür, wenn wir sie Cleo nennen würden, ich meine, sie kann den Namen ja behalten, aber wir müssen ihn doch nicht immer aussprechen, oder?“. Er schüttelte den Kopf, „Darüber diskutieren wir, wenn ich wieder ganz bei Kräften bin.“, meinte er, „Und was wär das andere?“. „Cleo...“, setzte sie an und fing sich sofort einen finsteren Blick von Seto ein „Cleopatra ist wie du weißt noch im Krankenhaus und so lange du krank bist, kann ich sie dort nicht besuchen, du weißt schon, wegen der Übertragung von Bakterien und außerdem hat neulich jemand zu mir gesagt: ‚Es nützt dem Baby überhaupt nichts, wenn du sie besuchst obwohl es dir nicht gut geht’, und ich finde damit hatte dieser jemand absolut Recht. Solange du krank bist, würde ich im Krankenhaus keine ruhige Minute finden und das würde sich auf Cleo...“, dieses mal ignorierte sie seinen Blick, „übertragen und damit wäre ihr auch nicht geholfen.“. Er seufzte, „Und wer soll sie dann die nächsten Tage besuchen?“. Sie hob die Brauen, „Wer hätte sie den besucht, wenn ich nicht zurück gekommen wäre?“. Er verzog eine Miene, „Mokuba und der Kindergarten.“. Sie lächelte, „Dann ist ja für alles gesorgt.“. Seto blickte sie mit unzufriedener Miene an, „Ich will aber nicht das Wheeler sie besucht, er nennt sie immer ‚Leo’ und ich hasse das. Außerdem soll Dummheit ansteckend sein.“, grummelte er. Sie grinste, „So schlecht kann es dir ja gar nicht gehen, wenn du dich immer noch über Joey lustig machen kannst.“. Er erwiderte ihr grinsend „Darling, ich werde mich noch auf dem Sterbebett über Joey lustig machen können.“. Es klopfte und Seto ließ nur ein genervtes Stöhnen hören. Ishizu wandte sich der Tür zu, „Ja, bitte?“. Maja trat ein, auf ihren Händen trug sie ein Tablett, welches sie Ishizu mit einem knappen „Hier bitte.“, überreichte, bevor sie eiligst das Zimmer wieder verließ. Ishizu stellte das Tablett auf dem anderen Nachtschrank ab und blickte interessiert zu Seto, der kurz die Augen geöffnet hatte um zu sehen, was denn nun gerade gebracht worden war. Als er den Teller mit der Suppe gesehen hatte, hatte er nur die Augen verleiert und sie dann schnell wieder geschlossen. Obwohl er die Antwort bereits kannte, fragte er: „Was soll das werden?“. Ishizu stemmte die Hände in die Hüften, „Du isst das jetzt oder ich zwinge dich.“. Er ließ die Augen geschlossen, grinste aber, „Das will ich sehen.“. Sie funkelte ihr wütend an, „Reiz mich nicht, Seto Kaiba. Das könntest du schwer bereuen.“. Sein Grinsen wurde unweigerlich breiter, aber noch immer hielt er seine Augen geschlossen. „Nehmen wir mal an, ich weigere mich zu essen, was passiert dann?“, erkundigte er sich interessiert. Ishizu kletterte über das Bett zu ihm rüber, beugte sich mit dem Oberkörper über ihn – was ihn sofort dazu brachte die Augen zu öffnen – und grinste ihn an, „Dann füttere ich dich wie ein kleines Kind.“. Eine Weile blickte er sie wütend an, doch schließlich gab er seufzend nach, legte beide Lappen in die Schüssel, setzte sich auf, lies sich den Ishizu den Teller geben und begann murrend seine Suppe zu schlürfen. Ishizu grinste ihm triumphierend entgegen. „Freu dich ja nicht zu früh!“, warnte er sie nur kopfschüttelnd. Ishizu sprang, noch immer grinsend, vom Bett, „Ich muss noch mal weg.“, erklärte sie und machte sich auf den Weg zur Tür. Seto sah zu ihr auf, „Wie wär’s, wenn du gleich weg bleibst?“. Sie drehte sich zu ihm um und funkelte ihn wütend an, doch er blickte ihr nur kühl entgegen „Das bereust du noch, Seto Kaiba.“, warf sie ihm entgegen, ehe sie ging. Seto grinste, „Wir werden ja noch sehen, wer hier was bereut.“. ~*~*~ Als Ishizu zurück kehrte, war es bereits dunkel draußen. Das lag vielleicht auch daran, dass sie nach ihrem Besuch in einer Apotheke, doch noch einmal ins Krankenhaus gegangen war, um sich nach Cleopatra zu erkundigen, welcher es den Umständen entsprechend ging. Maja kam ihr entgegen und half ihr erneut aus der Jacke, „Was ist denn in dem Beutel?“, fragte sie und deutete auf den kleinen Beutel in Ishizus Hand. „Medizin.“, war Ishizus knappe Antwort. Maja hob die Brauen, „Für Seto?“, fragte sie. Ishizu nickte. „Ishizu, ich sag dir das nicht gerne, aber du wirst ihn nicht dazu bekommen, irgendetwas davon zu nehmen.“, erklärte Maja und verschränkte die Arme vor der Brust. Ishizu hob die Brauen, „Maja, glaub mir! Ich kriege ihn dazu und wenn ich die ganze Nacht brauchen sollte.“, erklärte sie sicher, „Sollte es allerdings wiedererwartend nicht ganz so lange dauern, dann wäre es nett, wenn du mir mein altes Gästezimmer fertig machen würdest.“. Maja blickte ihr verwundert entgegen, „Gästezimmer?“, fragte sie nach. Ishizu nickte, „Er hat Recht, ich muss mich nicht unbedingt bei ihm anstecken, also schadet es nicht, wenn ich die nächsten Nächte nicht neben ihm verbringe.“. Maja nickte verständnisvoll, „So gesehen hast du natürlich Recht.“. Ishizu lächelte ihr noch einmal entgegen und verschwand dann wieder ins Schlafzimmer. Seto schlief wieder und so verschwand Ishizu erst einmal ins Bad, um in seinem Medizinschrank die meisten der Medikamente abzustellen, bis auf ein kleines Fläschchen mit grüner Flüssigkeit, welches sie wieder mit zurück ins Schlafzimmer nahm. Sie beobachtete ihn eine Weile. Das war mal eine ganz andere Seite von ihm. Dass er krank und schwach war, dass er auf die Hilfe anderer angewiesen war – auch wenn er sie ablehnte – ihr gefiel diese Seite irgendwie. Sie wusste, dass sie sie nicht oft zu sehen bekommen würde, aber immerhin wusste sie jetzt auch, dass diese Seite da war. „Wie lange willst du da noch rumstehen und mich anstarren?“, erkundigte sich Seto kühl und öffnete die Augen. Ishizu schmunzelte nur, „Solange es mir passt.“. Er verdrehte kurz die Augen und richtete sich dann langsam auf, „Was genau soll das werden?“, fragte er dann und deutete mit den Augen auf die Flasche mit der Medizin in Ishizus Hand. Ishizu setzte sich erneut aufs Bett. Sie hielt ihm die Flasche so hin, dass er genau erkennen konnte, was es war und meinte dann streng: „Du nimmst das jetzt!“. „Vergiss es!“, entgegnete Seto ihr stur, „Und wenn du versuchen würdest, es mir wie einem Kind einzuflößen, ich nehme es trotzdem nicht.“. Ishizu seufzte bitter auf, seine Sturheit brachte sie manchmal echt auf die Palme. Doch dann begann sie zu grinsen, „Na Gott sei dank hatte ich sowieso vor, es dir wie einem Erwachsenen einzuflößen.“. Bevor Seto sie fragen konnte, was genau sie damit meinte, hatte sie bereits einen kleinen Schluck von dem Zeug genommen – es aber nicht herunter geschluckt – und ihre Lippen auf die seinen gepresst. Wie von Ishizu erwartet öffnete er Recht schnell seinen Mund, um ihrer Zunge Einlass zu gewähren und so war es für sie kein wirkliches Problem, ihm die Medizin auch mit unterzuschieben. Sie beendete den Kuss. Seto schluckte bitter und blickte ihr dann wütend entgegen, „Das war unfair.“, beschwerte er sich. Wieder grinste Ishizu nur, doch schon bald verging ihr das Grinsen, denn bevor sie überhaupt wusste, wie ihr geschah, hatte Seto sie auf seinen Schoss gezogen und sie in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt. Unverhofft kommt oft und in Ishizus Falle war da noch die Tatsache zu bedenken, dasa sie nicht oft in den Genuss kam, von Kaiba geküsst zu werden – zumindest nicht so leidenschaftlich wie in diesem Moment – und so fühlte sie sich absolut nicht im Stande diesem ‚Rachekuss’ zu entkommen – mal davon abgesehen, dass sie nicht den Wunsch dazu verspürte. Seto legte vorsichtig seine Hände um ihre Taille und zog sie mit sich zurück auf die weiche Matratze. Ishizu wurde schnell bewusst, dass die Sache doch etwas außer Kontrolle geriet und so gelang es ihr gerade noch, seine Hände zu stoppen – die sich bereits einen Weg unter ihre Bluse gesucht hatten – und den Kuss zu beenden, bevor auch sie die Beherrschung verlor. „Seto, du sollst dich ausruhen.“, mahnte sie ihn und richtete sich auf. Er blickte ihr mürrisch entgegen, war er doch schon so nah dran gewesen. Aber da kam dann wohl ihre sture Seite wieder zum Vorschein. „Du schläfst heute also nicht hier, hab ich Recht?“, fragte er und ahnte die Antwort schon. Sie schüttelte, fast bedauernd, mit dem Kopf „Nein, ich schlafe im Gästezimmer.“, meinte sie nur, „Das ist wohl das Beste für uns beide im Moment.“. Er verzog eine beleidigte Miene, „Fein, aber dann geh gefälligst von mir runter!“, in diesem Moment wirkte er trotzig wie ein kleines Kind, dem man den Lolly weggenommen hatte. Ishizu tat wie ihr geheißen, stieg von seinem Schoß und richtete ihre Sachen. „Brauchst du noch was?“, erkundigte sie sich dann und schmunzelte über seinen Schmollmund. „Ja.“ „Was?“. „Dich.“ Erneut musste Ishizu grinsen, „Ein andermal Seto.“, sie drückte Seto einen Kuss auf die Stirn und verließ dann das Schlafzimmer. ~*~*~ Eine geschlagene Woche musste sich Ishizu um den kranken Seto kümmern und sie beide fanden von Tag zu Tag mehr gefallen daran. Kaum das Seto wieder gesund war, erhielten sie einen Anruf vom Krankenhaus und die Nachricht, die sie erhielten, beunruhigte sie... ~~~ Meine liebe Betaleserin Michi, hat mich darauf hingewiesen, dass in diesem Kappi ständig alle mit dem Kopf schütteln, seht es mir bitte nach. PS: Über Kommis würde ich mich natürlich wieder sehr freuen. ^^ Kapitel 17: crash ----------------- Sicherlich bereits zum sechsten Mal seit sie los gefahren waren, ließ Ishizu ein betrübtes Seufzen hören. Abwesend starrte sie aus dem Fenster. So viel ging ihr durch den Kopf. Das Krankenhaus hatte sie angerufen und sie gebeten zu kommen. Es ginge um Cleopatra und es wäre dringend. Was genau allerdings los war, hatte man ihnen nicht gesagt. Was war also, wenn es der Kleinen schlechter ging? Womöglich hatte sie sich bei Seto angesteckt gehabt, als die Krankheit bei ihm noch nicht ausgebrochen war. Oder Mokuba hatte denselben Virus wie Seto und bei ihm war er nur nicht ausgebrochen und dafür hatte er ihn versehentlich auf Cleopatra übertragen. Seto, welcher am Steuer saß, beobachtete sie aus den Augenwinkeln heraus, „Du bist doch nicht wirklich sauer, weil ich dich nicht hab fahren lassen, oder?“, fragte er. Im Grunde war es Unsinn. Er wusste, was sie beunruhigte, aber er hoffte sie irgendwie ablenken zu können. Sie drehte sich wütend zu ihm um, „Es interessiert mich nicht, ob ich fahren darf oder nicht. Ich mache mir sorgen um unser Baby.“, fauchte sie ihn wütend an. Ishizu hatte noch vor der Geburt des Babys ihren Führerschein gemacht, allerdings was sie nie dazu gekommen zu fahren und das obwohl Seto ihr direkt ein eigenes Auto gekauft hatte. Sie hatte ihn zuvor gefragt, ob sie fahren dürfte und er hatte es strikt abgelehnt – Ishizu glaubte, dass er Angst davor hatte, mit ihr zu fahren – aber das war ihr im Moment absolut gleichgültig. Er ließ genervt die Schultern sinken, „Ishizu entspann dich! Wenn irgendetwas Schlimmes mit Cleopatra wäre, dann hätten sie uns das bereits am Telefon gesagt.“, das hoffte er zumindest, denn er konnte sich auch nicht erklären, warum die Ärzte sonst so dringend mit ihnen sprechen wollten. Sie blickte ihn ungläubig an, „Woher willst du das wissen?“. „Ich weiß es eben.“. „Sicher...“, bemerkte sie sarkastisch und wandte ihren Blick wieder aus dem Fenster. Sie würde noch wahnsinnig werden, wenn ihr nicht gleich jemand Glaubwürdiges sagte, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, da es nur im irgendwelche organisatorischen Sachen ging und nicht um Cleo selbst. Eine Weile war es dann still gewesen, bis Ishizu schließlich fragte: „Darf ich wenigstens zurück fahren?“. Sie musste sich irgendwie ablenken und außerdem war es nicht richtig gewesen, ihre Sorgen um das Baby in Wut umzuwandeln, die sie anschließend an Seto ausgelassen hatte. Er grinste, „Wenn du dann glücklich bist, hab ich nichts dagegen. Aber wenn du nur einen Kratzer in meinen Porsche machst, dann lass ich dich nie wieder ans Steuer.“. Er hatte es nur spaßig gemeint in der Hoffnung, sie würde etwas lockerer werden, aber erkannte schon an dem Ausdruck ihrer Augen, dass dieser Schuss nach hingen los ging. Sie verzog eine beleidigte Miene, „Wenn du mich hättest fahren lassen, wären wir mit meinem Alfa unterwegs und du müsstest dir keine sorgen um deinen geliebten Porsche machen.“. Seto sah, wie sie auf dem Sitz immer mehr zusammen sackte, sie war nur noch ein kleines Häufchen Elend, das verzweifelt versuchte, sich abzulenken, in Gedanken aber nach wie vor bei dem Baby war. Er schüttelte seufzend mit dem Kopf, „Du warst doch viel zu aufgebracht um zu fahren.“. Sie zuckte mit den Schultern und murmelte etwas, dass wie „Besserwisser“ klang. Allerdings überhörte Seto sie und versuchte auch den Rest der Fahrt nicht mehr auf ihr Gezappel und Geseufzte zu achten. Es war ja nicht so, dass er sich nicht auch Sorgen machte um seine Tochter, aber er wollte nicht immer gleich alles Schwarz sehen, es gab sicherlich eine vernünftige Erklärung dafür, dass die Ärzte so bald wie möglich mit ihnen hatten sprechen wollen und selbst wenn er eigentlich nicht daran glaubte, so musste er zumindest so tun, schon wegen Ishizu. Er musste sie ja nicht noch mehr beunruhigen, als sie es ohnehin schon war. ~*~*~ Auf der Säuglingsstation angekommen, kamen ihnen bereits die beiden behandelnden Ärzte entgegen. „Wie geht es meinen Baby?“, wollte Ishizu sofort wissen. Einer der Ärzte seufzte, „Ihr Zustand ist unverändert.“, erklärte er nur. Man sah ihm sofort an, das es dennoch etwas ernst zu nehmendes war, was er mit ihnen beiden besprechen wollte. Seto hob die Brauen, „Warum wollten sie uns dann so unbedingt sprechen?“. Der andere Arzt räusperte sich, „Es gibt etwas Dringendes zu besprechen, aber nicht hier auf dem Flur, bitte folgen Sie uns.“. Er führte sie in sein Sprechzimmer, wo sich Seto und Ishizu auf eine Couch setzten und die beiden Ärzte ihnen gegenüber auf die andere Couch. „Nun...“, begann der erste Arzt, „Ihre Tochter ist jetzt seit einem Monat bei uns. Woraus sich schließen lässt, dass ihre Frau nun im achten Schwangerschaftsmonat wäre. Grundsätzlich sind Frühgeburten in diesem Stadium relativ ungefährlich und meistens ist die Unterbringung in einem Brutkasten dann auch nur noch eine allgemeine Vorsichtsmassnahme. Die Babys, die in diesen Stadium geboren werden, sind meistens in der Lage, selbst zu atmen und ihr Saugreflex ist ausgebildet, so dass sie die Mütter stillen können und...“, führte der Arzt aus, ohne auch nur den geringsten Schluss daraus zu zulassen, worauf er eigentlich hinaus wollte. Seto unterbrach ihn gereizt, „Was soll das? Wie sie selbst wissen müssten, ist unsere Tochter bereits auf der Welt, womit es für uns völlig uninteressant ist, was gewesen wäre, wenn sie erst einen Monat später zur Welt gekommen wäre. Was soll also dieser sinnlose Vortag? Kommen Sie endlich auf den Punkt.“. Er hasste es, wenn man lange um den heißen Brei redete, nur um nicht auf den Kern der Sache kommen zu müssen und das hier war zweifelsfrei genau so eine Situation. Warum konnten diese Quacksalber nicht einfach sagen was sie wollten?! Der zweite Arzt blickte Seto ernst an. „Wir möchten Ihnen den Vorschlag unterbreiten, die lebenserhaltenden Geräte abschalten zu lassen.“, sagte er vorsichtig. Ishizu sprang auf, „Was?!“, fragte sie entgeistert, „Sie wollen unser Baby sterben lassen?“. Ihr Körper hatte abrupt angefangen zu zittern. Ihr Herzschlag hatte sich rasant beschleunigt und ihre Stimme war geprägt von der Atemnot, die sie plötzlich überkam. Seto ergriff ihre Hand und zog sie wieder zurück auf die Couch, hielt aber ihre Hand weiterhin fest und streichelte mit seinem Daumen sanft darüber. Als Ishizu wieder neben ihm saß und spürte, dass das Zittern ihrer Hand etwas nachließ, sah er zu den Ärzten auf und deutete ihnen mit seinem Blick, dass sie weiter sprechen sollten. „Gewiss wollen wir ihr Baby nicht sterben lassen, Mrs.Kaiba. Aber sehen Sie, wenn Ihr Baby jetzt nicht in der Lage ist zu überleben, auch ohne all diese Geräte, dann wird es das niemals sein, das würde heißen, dass ihre Tochter ihr ganzes Leben im Krankenhaus verbringen müsste.“, versuchte der erste Arzt vorsichtig zu erklären. Seto blickte dem Arzt finster entgegen. „Man kann solche Patienten auch gut Zuhause versorgen lassen, also reden Sie hier nicht von einem lebenslangen Krankenhausaufenthalt!“, forderte er mit mahnendem Unterton. Der erste Arzt räusperte sich, „Nun gut, dann versorgen Sie ihre Tochter also lebenslang Zuhause. Aber bitte begreifen Sie die Konsequenzen! Sie wird nie leben können, wie andere Kinder auch. Sie wird den Rest ihres Lebens an all diesen Geräten hängen. Sie wird vermutlich nie das Bett verlassen können.“. Ishizu schluckte, „Soll das heißen, dass wir den letzten Monat ganz umsonst um ihr Leben gefleht haben? Weil wir sie am Ende sowieso sterben lassen sollen?“, fragte sie und ihre Stimme war auf einmal ganz heiser. Der zweite Arzt schüttelte mitfühlend mit dem Kopf, „Es gibt eine geringe Chance, dass ihre Tochter auch ohne die Geräte überleben kann. Doch ob das so ist, können wir nur feststellen, wenn wir es versuchen.“. Ishizu sah ernst zu den beiden Ärzten auf, „Und was, wenn nicht? Dann lassen sie sie jämmerlich ersticken?“. Der erste Arzt seufzte leicht, „Wir bereiten ihrem traurigem Leben ein Ende, bevor sie es bemerken kann. Ich verspreche Ihnen, sie würde friedlich einschlafen.“. In Ishizu Augen sammelten sich Tränen, „Wissen Sie eigentlich, was Sie da von uns verlangen?“. Beide Ärzte nickten. Sie hatten nicht zum ersten Mal eine solche Situation. Es war gang und gebe auf der Frühchenstation. Jeden Tag hatten sie solche Eltern auf ihrer Couch sitzen, die um das Leben ihres Kindes flehten, obwohl sie wussten, dass es kein Leben war, was es sich zu leben lohnte. Seto drückte Ishizus Hand etwas fester und wandte sich dann mit ernster Miene an die Ärzte, „Wann würden sie es tun?“, wollte er wissen. Ishizu sah ihn geschockt an. Gerne hätte sie etwas gesagt, aber kein Ton entwich ihrer Kehle. Der erste Arzt antwortete. „Morgen Nachmittag, wenn Ihnen das Recht ist. Sie können zuvor noch einmal kommen mit all ihren Angehörigen und... sich verabschieden.“. Seto nickte, „Also gut.“. Noch immer blickte Ishizu ihn zweifelnd an. Doch der Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, welcher ihr das sprechen verbot, wollte einfach nicht verschwinden. Die beiden Ärzte erhoben sich und Seto tat es ihnen nach. Er verabschiedete sich jedoch nicht von ihnen, sondern zog Ishizu nur mit sich nach draußen. Eine Weile ließ sie sich schweigend von ihm mitziehen, bis sie vor dem Fenster zu dem Zimmer standen, wo ihre kleine Tochter lag. Dort blieb Ishizu schließlich wie angewurzelt stehen und befreite sich aus Setos festem Griff. Vorwurfsvoll blickte sie ihn an, „Du willst unser Baby sterben lassen.“. Ihr Körper zitterte nun noch mehr als zuvor. Ihre Stimme bebte und ihr Herz drohte sich zu überschlagen so wütend war sie. Wütend auf die Ärzte und wütend auf Seto. Dieser seufzte, drehte sich allerdings nicht zu ihr um, „Ich will ihr eine Chance geben, ein normales Leben zu führen, das ist alles.“. Was für Ishizu so unverständlich klang, war für Seto von dem Moment an klar gewesen, als die Ärzte ihnen erklärt hatten, was es für Cleopatra bedeuten würde, wenn sie ewig an diesen Geräten bliebe. Sie ballte wütend die Hände zu Fäusten, „Nein.“, brüllte sie, „Du willst sie sterben lassen. Weil es dir peinlich wäre, eine Tochter zu haben, die ihr Leben lang ans Bett gefesselt und von Maschinen abhängig ist.“, warf sie Seto vor. Sie wusste nicht, wie sie Seto mit diesen Vorwürfen verletzte, aber ihre eigene Wut und Trauer standen ihrem Verstand im Weg und jedes positive Gefühl war dem Hass gewichen, welchen sie auf einmal für Seto empfand und so übersah sie den Schmerz in seiner Stimme, als er ihr antwortete. „Du solltest dich einmal reden hören Ishizu.“, bemerkte er, „Du klammerst so an ihrem Leben, dass du vergisst, was das Wichtigste ist.“. „Das Wichtigste ist das Leben unserer Tochter.“. „Du täuschst dich. Das Wichtigste ist, so zu entscheiden, wie es das Beste für Cleopatra ist, und sie am Leben zu erhalten, wenn sie ihr ganzes restliches Leben nur im Bett und an all diesen Maschinen verbringen muss, ist sicher nicht das Beste für sie. Es mag vielleicht das Beste für uns sein aber nicht für sie.“, er drehte sich nun doch zu ihr um und blickte ihr ernst in die Augen. Er sah den Schmerz in ihren Augen. Er sah ihren Körper zittern. Er sah, wie ihr Gesicht an Farbe verlor und dennoch ließ sein Herz keine Gnade zu. Ishizu schluckte, „Aber... aber sie ist doch... sie ist doch unser Baby. Ich kann... ich kann sie doch nicht einfach sterben lassen.“, Tränen sammelten sich in ihren Augen. Seto kam auf sie zu, schlang seine Arme um ihren bebenden Körper und drückte sie ganz fest an sich. Er sagte kein Wort. Er hielt sie einfach nur ganz fest in seinen Armen. Er verstand sie, er verstand ihre Trauer und ihre Angst. Er verstand ihre Wut und auch die Vorwürfe, die sie ihm machte. Doch er würde bei seiner Entscheidung bleiben. Er wollte nur das Beste für seine Tochter und wenn es besser für sie war zu sterben, dann sollte es eben so sein. Ishizu hatte sich ganz fest an ihn geklammert. Bittere Tränen kullerten ihre Wangen hinunter und landeten auf seinem Pulli. Noch immer konnte und wollte sie seine Entscheidung nicht verstehen. Es ging hier immerhin nicht um einen alten und kranken Hund, für den es einfach besser war zu sterben, sondern um ein kleines und unschuldiges menschliches Wesen. Es ging um ein Baby. Ihr Baby. Wie konnte er sie einfach sterben lassen und wie konnte er es einfach entscheiden, ohne sie zu fragen? Doch unternehmen konnte Ishizu nichts. Sie fühlte sich nicht stark genug und sie wusste auch, dass Seto sich nicht mehr umstimmen lassen würde. ~*~*~ Den ganzen restlichen Tag hatten sie sich angeschwiegen. Sie hatten kein Wort verloren, als sie zum ersten Mal seit über einer Woche wieder ihr Baby im Arm hielten. Sie hatten keine Silbe gesprochen, als nun doch Seto nach Hause gefahren war. Während Seto Mokuba, Maja, Sven, Roland und Yugi die Nachrichten überbrachte, kümmerte sich Ishizu um ihre Brüder, Mai, Raja und Serenity. Alle waren geschockt von der Nachricht. Während jedoch die meisten Männer Kaibas Entscheidung nachvollziehen konnten, waren die Frauen stinksauer auf ihn. Dennoch sagten fast alle zu, dass sie kommen würden. Nur Sven, Maja, Raja und Ishizus Brüder würden nicht kommen. Sven, weil er Seto in einer wichtigen Konferenz vertreten musste. Maja war erkältet und wollte nicht riskieren das Baby an zu stecken, sollte es doch überleben – woran im Grunde keiner glaubte – und Ishizus Brüder sowie Raja, konnten so kurzfristig nicht mehr nach Japan kommen und eigentlich wollten sie sich diesen Traurigen Abschied auch ersparen. Ishizu ging an diesem Tag sehr früh zu Bett und das Einzige, was sie noch zu Seto sagte war ein kühles „Hm.“ als Antwort darauf, dass sie alleine ins Krankenhaus fahren müsste, weil er zuvor noch etwas in der Firma zutun hatte und daher nachkommen würde. Mokuba und Maja rätselten indes noch fast die ganze Nacht darüber, wie es wohl nach dem Tod des Babys weitergehen würde. Immerhin hatten Seto und Ishizu ja – soweit Mokuba und Maja das nachvollziehen konnten – nur des Babys wegen geheiratet. Bedeutete das also, dass sie sich scheiden lassen würden? Würde Ishizu nach Ägypten zurückkehren und nie mehr wieder kommen? Würde Seto sich wieder in seine Arbeit stürzen und verdrängen, was er alles verloren hatte? Schon der Gedanke daran bereitete den beiden Kopfschmerzen. Gab es denn keinen Ausweg? ~*~*~ Ishizu war alleine unterwegs zum Krankenhaus. Dort würde sie sie alle treffen. Man würde ihr mitleidige Blicke zuwerfen und ihr irgendetwas erzählen. Von wegen man verstehe sie und würde ihr helfen, wenn man könnte. Am meisten „freute“ sie sich auf die Ärzte, die ihr das Ganze erst eingebrockt hatten und heute die Maschinen ausmachen würden. Sie würden bedrückte Mienen aufsetzen und ihr hinterher ihr tiefstes Beileid bekunden. Doch von all diesen Mitleids- und Beileidsbekundungen würde sie ihre Tochter auch nicht zurückbekommen. Am Schlimmsten jedoch war Setos Rolle in diesem ganzen Theater. Er hatte die Entscheidung getroffen, die kein anderer hätte treffen wollen und somit war er indirekt Schuld am Tod von Cleo. Doch mittlerweile wusste Ishizu nicht mal mehr, ob sie wirklich noch wütend auf ihn war. Sie wusste nicht, ob sie die einzige Stütze abweisen konnte, die sie noch hatte. Immerhin war er derjenige gewesen, der sie in den Arm genommen hatte, als er letzte Nacht ins Bett gegangen war und sie weinend vorgefunden hatte. Nachdem sie ihn willentlich ignoriert und mit vorwurfsvollen Blicken gestraft hatte, hätte er sie auch einfach die ganze Nacht still vor sich hin heulen lassen können. Doch er hatte es nicht getan. Er hatte sie schweigend in seine Arme genommen und so lange gehalten, bis sie sich in den Schlaf geweint hatte. Er hatte seine Entscheidung nicht verteidigt, sich nicht entschuldigt und auch sonst nichts gesagt und doch hatte Ishizu spüren können, dass es ihm ebenso schlecht ging wie ihr, auch wenn er es ihr nicht hatte zeigen wollen. Also war ihr schöner Plan, Seto auf ewig zu hassen – einmal wieder – von ihm selbst zunichte gemacht worden. Doch das machte es Ishizu nicht wirklich einfacher. Sie würde heute ihr Baby verlieren. Sie hatte so viel ertragen und aufgegeben für dieses kleine Wesen und nun musste sie es wieder her geben. Ob sie wohl verflucht war? Ob es einen Gott gab, der sie strafen wollte, für all die Sünden die sie begangen hatte? Aber warum ließ er seine Wut auf sie dann an ihrer unschuldigen Tochter aus? Das war einfach nicht fair. In ihren Augen sammelten sich erneut Tränen und ihr Blick verschwamm mehr und mehr. Sie konnte kaum noch die Straße erkennen und da geschah es... ~*~*~ Seto wollte gerade in seinen Porsche steigen, als sein Handy klingelte. Genervt ging er ran, „Was?“, fragte er. Als ob der Tag nicht schon so schlimm genug gewesen wäre, klingelte heute dauernd sein Handy. Was war nur so schwer daran zu verstehen, dass er mit niemandem sprechen wollte? Das Schlimmste war ja, dass die Presse anscheinend Wind bekommen hatte von Cleopatras Zustand und eigentlich wollte er es Ishizu und sich ersparen, darüber ausgefragt zu werden, ob Cleopatra sehr leiden musste. Doch Setos Wut wich abrupt, als die Stimme am anderen Ende der Leitung ihm verkündete: „Ihre Frau hatte einen Autounfall.“. ~~~ Fortsetzung folgt... Kapitel 18: stay alive ---------------------- Eine gedämpfte Stimme drang zu ihr durch. Eine vertraute Stimme. Jemand sagte etwas das klang wie „behalten Sie das besser vorerst für sich, ich werde es Ihr zur gegebener Zeit sagen“. Sie hörte, wie sich eine Tür quietschend öffnete und kurz darauf mit einem dumpfen Aufprall wieder schloss, dann vernahm sie Schritte, die auf sie zu zukommen schienen. Erst jetzt registrierte sie den stechenden Schmerz, der sich in ihrem Kopf ausbreitete und schlimmer war als jeder Schmerz, den sie jemals zuvor empfunden hatte. Auch der Rest ihres Körpers fühlte sich irgendwie merkwürdig an. Sie fühlte hier und da einen kleinen Schmerz, ein Stechen oder ein Ziehen. Doch nichts war so schlimm wie die Kopfschmerzen. Sie spürte wie das, worauf auch immer sie im Moment lag, leicht vibrierte. Jemand hatte sich scheinbar darauf gesetzt und kurz darauf spürte sie, wie jemand sanft über ihr Gesicht strich. Langsam und vorsichtig öffnete sie die Augen. Zuerst war alles verschwommen, doch dann konnte sie alles ganz klar erkennen. Das Erste, was sie sah, waren ein Paar blaue Augen, die sie mit Vorwürfen zu überhäufen schienen. Ebenso sah sie darin Angst und Erleichterung zugleich. Eine gefährliche Mischung wenn man bedachte, wem sie da gerade in die Augen schaute. Doch kein Wort kam über seine Lippen. Seine Hand ruhte auf ihrer Wange und sie konnte spüren, dass sie leicht zitterte. Ishizu wandte ihre Augen von ihm ab und sah sich um. Sie war, schon wieder, ganz eindeutig im Krankenhaus. Sie lag wieder auf so einer durchgelegenen Matratze, die Bezüge waren rau und kratzten und durch die Fenster drang nur gedämpftes Licht. Genauso wie zur Geburt ihrer Tochter. Es dauerte nicht lange, bis ihrem schmerzenden Kopf die Erinnerung entwich, nach der sie gerade suchte. Sie war auf dem Weg ins Krankenhaus gewesen, als sich in ihren Augen plötzlich Tränen gesammelt hatten und sie dadurch kaum noch etwas erkennen konnte. Sie wusste noch, dass sie plötzlich ein anderes Auto auf ihres hatte zukommen sehen, sie hatte wohl versehentlich die Fahrbahn gewechselt und war in den Gegenverkehr geraten. Das Letzte, woran sie sich noch schwach erinnerte. war ein lauter knall und dann war alles schwarz. Sie blickte Seto wieder an. „Was machst du hier?“, fragte sie. Er hob die Brauen, „Was ich hier mache? Was soll die dämliche Frage?“. Sie richtete sich vorsichtig auf und er nahm seine Hand von ihrer Wange. „Du müsstest doch eigentlich bei unserem Baby sein.“, stellte sie fest und musste heftig gegen den aufkommenden Schwindel ankämpfen. Er verschränkte die Arme vor der Brust, „Nein, WIR“, betonte er, „müssten eigentlich bei unserem Baby sein.“, stellte er klar und stand von ihrem Bett auf, „Aber du hattest ja scheinbar andere Pläne.“, in seiner Stimme lag etwas, was Ishizu nicht zuordnen konnte. „Ich verstehe nicht ganz.“, begann sie irritiert, „Denkst du etwa, ich habe den Unfall absichtlich verursacht?“, sie blickte in seine Augen und erkannte endlich den Grund für den merkwürdigen Unterton in seiner Stimme, „Du denkst, ich wollte mir das Leben nehmen, hab ich Recht?“. „Was ich denke, spielt im Moment keine Rolle. Ich will wissen, was du denkst!“, erklärte er mit ernster Miene und blickte sie dabei durchdringend an. Wie genau es zu dem Unfall gekommen war, wurde zwar noch ermittelt, aber weder bei Ishizu noch bei dem anderen Beteiligten wurden irgendwelche Hinweise auf Alkohol oder Drogen gefunden – Seto hätte auch nicht wirklich daran geglaubt, dass Ishizu sich betrank oder Drogen nahm - was ihn doch annehmen lassen musste, dass dieser Unfall vorsätzlich herbeigeführt worden war und nach allem was war, würde er Ishizu durchaus zutrauen, dass sie sich das Leben nehmen wollte. Auch wenn er inständig hoffte, dass er mit dieser Vermutung falsch lag. Ishizu blickte zitternd zu ihm auf, „Wenn ich mir das Leben nehmen wollte, dann wäre ich sicher nicht so egoistisch und würde noch jemanden mitnehmen wollen. Wenn ich mich jemals umbringen will, dann würde ich das in der Badewanne oder dem Pool tun und nicht auf offener Straße, wo ich noch Hunderte andere mit in den Tod hätte ziehen können.“, sie wusste nicht, was sie mehr störte, die Tatsache, dass er ihr überhaupt einen Selbstmord zutraute oder dass er annahm, sie würde absichtlich andere mit in den Tod ziehen. „Das heißt, du hattest keine Ahnung, wer in dem Auto saß, in das du reingerast bist?“, fragte Seto plötzlich ernst. Ishizu schüttelte den Kopf, „Nein, ich habe doch nichts gesehen.“. Seto starrte sie verwundert an, „Was heißt das, du hast nichts gesehen?“, erkundigte er sich. Ishizu seufzte, „Ich hab im Auto geweint. Durch die Tränen ist mir die Sicht verschwommen, ich hab nichts mehr richtig erkennen können.“, sie hörte Seto erleichtert seufzen, doch sie konnte ihm ansehen, dass ihn nicht nur die Tatsache beruhigte, dass sie sich nicht das Leben nehmen wollte. „Seto, was ist mit der Person passiert, die in dem anderen Auto saß?“, fragte sie schließlich. Seto wich ihrem Blick hastig aus, „Du ziehst dich am besten wieder an. Wir sollten schon lange bei Cleopatra sein.“. Ishizu stand vorsichtig auf, „Seto, sag mir, was mit der Person von dem anderen Auto ist! Und warum hast du gefragt, ob ich gesehen habe, wer es war?“, wollte sie wissen. Er blickte sie ernst an, „Wenn dir schwindlig oder schlecht wird, dann musst du das sagen. Du hattest einen verdammt guten Schutzengel, denn außer einer Platzwunde am Kopf und ein paar blauen Flecken bist du vollkommen heil geblieben, aber sie wollten dich eigentlich zur Beobachtung hier behalten, wegen der Gefahr auf innere Blutungen oder eine Gehirnerschütterung. Ich habe ihnen gesagt, falls es dir schlechter geht, bringe ich dich sofort wieder her. Immerhin haben wir heute noch etwas Wichtiges zu erledigen.“, wich er ihrer Frage aus. „Seto, sieh mich an und sag mir, was mit der Person ist, die in dem anderen Auto saß!“, forderte Ishizu eindringlich. Dass er ihrer Frage auswich, deutete sie als ein schlechtes Zeichen und das machte ihr Angst, sie könnte sich nie verzeihen, wenn durch sie ein anderer Mensch ernsthaft zu Schaden gekommen wäre. Seto schluckte, „Die Frau hat ein paar Prellungen und Kratzer.“, log er schließlich und er dankte Gozaburo Kaiba dafür, dass er ihm beigebracht hatte, in jeder Situation sein Pokerface zu wahren, denn sonst hätte Ishizu seine Lüge sicher sofort durchschaut, „Sie wird dich wohl verklagen, aber ich denke, wenn ich sie mit ein paar Scheinen besteche, dürfte sich das Problem erledigt haben.“, winkte er ab. „Und jetzt zieh dich endlich an! Unser Baby wartet.“. Sie nickte zögernd. Aus irgendwelchen Gründen zweifelte sie an Setos Antwort. Zwar deutete nichts darauf hin, dass er gelogen hatte, aber dennoch kam ihr irgendetwas hier ziemlich spanisch vor. ~*~*~ Etwa zehn Minuten später tauchten Ishizu und Seto dann auch endlich auf der Frühchenstation auf. „Da seid ihr ja endlich, wo habt ihr so lange gesteckt?“, erkundigte sich Mokuba aufgebracht, welcher mit den anderen schon eine Weile auf die beiden wartete. Mai war die Erste, die das Pflaster auf Ishizus Stirn entdeckte, „Um Himmelswillen, was ist denn mir dir passiert?“, fragte sie besorgt. Ishizu winkte seufzend ab, „Ist nichts Schlimmes.“. Yugi blickte die beiden ernst an, „Sollen wir reingehen?“. Tea verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich denke, dass wir Seto und Ishizu noch ein paar Minuten alleine mit der Kleinen geben sollten.“. Die anderen nickten zustimmend. „Wir warten hier auf die Ärzte und kommen dann nach.“, erklärte Mokuba und klopfte seinem Bruder aufheiternd auf die Schulter, ehe dieser mit Ishizu zusammen den Flur verließ und das Zimmer betrat, in dem sich ihre Tochter befand. Die Schwester, die für Cleopatra verantwortlich war, begrüßte die beiden mit einem aufheiternden Lächeln und ließ sie dann mit der Kleinen alleine. Ishizu, die sich nicht traute, die Kleine aus dem Kasten zu nehmen, streichelte ihr sanft über das kleine Händchen, „Sieh sie dir an, Seto! Sie ist so klein und zerbrechlich. So lieb und unschuldig. Sie weiß gar nicht, was hier passiert. Sie weiß nicht, warum sie sterben muss.“, erneut sammelten sich bittere Tränen in Ishizus Augen, „Vielleicht denkt sie, dass wir sie nicht lieb haben oder...“, sie brach ab, als sie spürte, wie sich zwei starke Arme von hinten um ihren Körper schlangen. Seto gab Ishizu einen sanften Kuss auf die Stirn, „Sie weiß das wir sie lieben und sie weiß auch, dass es so besser für sie ist.“, flüsterte er ihr beruhigend zu. Ishizu nickte zögern, „Vielleicht hast du Recht.“. Die restlichen Minuten bis die Ärzte, die Schwester, Mokuba und die anderen eintraten, verbrachten die beiden schweigend damit, ihre kleine Tochter an zu sehen und zu streicheln. Auch wenn es ihr schwer fiel, so hatte Ishizu nun doch verstanden, dass Seto Recht hatte. Sie würden die Kleine ihr ganzes Leben lang leiden lassen und im Moment spürte sie wahrscheinlich noch nicht einmal wirklich, was mit ihr geschah. Sie würde friedlich einschlafen und nicht leiden müssen. Einer der Ärzte räusperte sich, „Herr und Frau Kaiba, würden Sie bitte noch einen Moment für mich aufbringen. Ich muss Ihnen noch etwas erklären und dann müssen Sie dieses Formular unterschreiben“, erklärte er und deutete den beiden, ihm zu einem kleinen Schreibtisch zu folgen. Die Krankenschwester seufzte, „Ich mache diesen Beruf jetzt seit über zehn Jahren, aber es ist jedes Mal aufs neue schlimm, wenn man so ein kleines Baby gehen lassen muss, vor allem wenn es so ein hübsches und liebes Baby ist.“, sie lächelte der Kleinen zu, bevor sie sich an den anderen Arzt wandte. Joey steckte seinen Kopf durch die offene Luke zum Brutkasten, „Na meine kleine Leo.“, er reichte ihr einen Finger, nach dem die kleine Griff. Er grinste ihr entgegen und dämpfte seinen Ton etwas, „Du kannst nicht einfach sterben, hast du gehört? Ich hab es deinem Papi versprochen. Außerdem...“, er blickte sich um. Alle waren beschäftigt. Ishizu, den Tränen näher als zuvor, und Kaiba standen noch immer bei dem einen Arzt. Die Schwester plauderte mit dem anderen Arzt und seine Freunde standen zwar nahe bei ihm, unterhielten sich allerdings intensiv darüber, wie es nach Cleos Tod wohl mit Kaiba und Ishizu weitergehen würde und so war sich Joey sicher, dass ihn keiner hörte. Also wandte er sich wieder Cleopatra zu, „Na gut, ich verrate dir jetzt ein Geheimnis. Aber PSSST! Wehe du verrätst es weiter.“, sein Grinsen wurde breiter und nun flüsterte er nur noch, „Mai und ich bekommen ein Baby und eigentlich hatte ich gehofft, dass ihr beiden Freunde werden würdet, dann könntet ihr oft zusammen spielen und deinen Papa damit in den Wahnsinn treiben. Was hältst du davon?“. Zu Joeys Überraschung gab die kleine ein glucksendes Geräusch von sich, „Ja, ich finde die Idee auch gut, aber damit es funktioniert, musst du überleben, hast du gehört? Also streng dich an!“. „Joey Wheeler, nimm sofort deinen Kopf aus dem Brutkasten, du erschreckst das arme Baby.“, brüllte Mai ihn an. Seufzend tat Joey wie ihm geheißen, zwinkerte der Kleinen allerdings noch einmal zu. Mokuba beobachtete die Kleine seufzend, „Ich wäre gerne dein Onkel gewesen. Dann hätte ich dich vor den großen Jungs in der Grundschule beschützt und jeden Jungen verprügelt, der dir das Herz gebrochen hätte. Aber dein Papa hat schon Recht, es ist besser so.“. Yugi trat etwas näher an den Brutkasten heran und streichelte der Kleinen einmal über ihr Köpfchen, „Also kleine Cleopatra, sollte es in diesem Leben nicht klappen, dann sehen wir uns im nächsten Leben wieder.“, grinste er. Die Ärzte, Seto, Ishizu und die Schwester kehrten kurz darauf zu ihnen zurück. Ishizu weinte bitterlich, als die vielen Schläuche und Kabel von Cleos kleinem und zierlichem Körper entfernt wurden. Anschließend gab man die Kleine in Ishizus Arme. Jede Sekunde, die verging, war wie eine unendliche Qual für die Anwesenden. Mai hatte sich an Joeys Arm geklammert und versuchte verzweifelt die Tränen zurück zu halten. Tea hatte sich in Yugis Arme geworfen und ihr Gesicht an seiner Brust verborgen. Mokuba stand ganz steif da und versuchte stark zu wirken. Ishizu weinte immer noch. Sie lehnte an Seto, welcher ihr sanft die Arme um ihre schlaffen Schultern gelegt hatte, während sie die Kleine sanft in ihren Armen hin und her wiegte. Die Schwester und die beiden Ärzte hatten betroffen ihre Blicke auf den Boden gerichtet. Es konnte eigentlich nicht sehr lange dauern, bis es vorbei war. Es kam vor, dass Eltern ihr Kind noch stundenlang im Arm hielten und einfach nicht hergeben wollten, aber länger als drei Minuten dürfte es eigentlich nicht dauern. Ishizu schuckelte ihre Tochter sanft hin und her und dabei spürte sie ihr kleines Herzchen schlagen, immer langsamer und langsamer. Sie spürte, wie sich ihr kleines Bäuchlein durch die Atmung hob und senkte und mit jedem Mal, dass diese Bewegung aussetzte, zuckte sie zusammen. Seto hatte sie mittlerweile ganz fest an sich gedrückt. Diese erdrückende Stille machte ihn wahnsinnig. Konnte es nicht endlich vorbei sein? ~*~*~ „KAIBA!!!“, schrie Joey ängstlich, während er in dessen Vorgarten um sein Leben rannte, „Nimm deinen Hund weg!“, Setos Golden Retriever, der anscheinend etwas gegen seinen Namensfetter hatte, jagte selbigen knurrend und bellend, aber Schwanz wedelnd, durch Kaibas Vorgarten. Seto, der gerade die Haustür öffnete, grinste fies, „Das musst du verstehen Wheeler, wenn er Artgenossen sieht, dann wird er immer etwas nervös. Vielleicht lässt er dich in Ruhe, wenn du dich winselnd auf den Boden legst und deinen Dackelblick aufsetzt.“. Joey fand diese Idee, seinem Blick nach zu urteilen, nicht so genial und so rannte er weiter in der Hoffnung, dass Hund Joey irgendwann nachgeben würde. Seto hatte kaum die Haustür geöffnet, da kam ihm auch schon Maja entgegen gestürmt und klammerte sich an seinen Mantel, „Und? Hat es lang gedauert?“, fragte sie. Seto hob die Brauen, „Viel zu lange...“, winkte er ab und löste ihre Hände von seinem Mantel, „Ich wäre bald eingeschlafen.“, er betrat nun ganz die Villa und die anderen folgten ihm - von Joey mal abgesehen, da dieser ja noch beschäftigt war – schweigend und Maja blickte ihnen verdutzt hinterher. „HILFE!!!“, schrie Joey und stürmte eiligst in die Villa, während Hund Joey, welcher nur mit Kaibas Erlaubnis die Villa betreten durfte, schnaufend davor stehen blieb. Kaiba schmiss sich seufzend auf seinen Lieblingssessel. Ishizu nahm auf seinem Schoss Platz und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. Die anderen machten es sich auf der Couch bequem. Joey kam als Letztes reingetrottet, „Ich hasse mein Leben.“, knurrte er und ließ sich neben Mai auf die Couch fallen. Maja folgte ihm eiligst und blickte alle Beteiligten mit einem großen Fragezeichen im Gesicht an. Doch die Anwesenden reagierten gar nicht auf sie. Mokuba blickte sich im Raum um, „Was haltet ihr von einer Flasche Champus?“, fragte er grinsend. Joey blickte ihn ungläubig an, „Nur eine?“. Mokuba ließ seufzend die Schultern sinken, „Na, vielleicht auch zwei oder drei.“, meinte er und machte sich auf den Weg in die Küche. Maja machte noch immer große Augen, „Ihr wollt euch doch nicht wirklich betrinken, oder?“. Yugi winkte ab, „Ach was, wer redet denn von Betrinken? Wir wollen Anstoßen.“, gab er grinsend an. Maja schüttelte den Kopf, „Ich verstehe euch nicht.“. Tea wandte sich an Kaiba, „Wann sie wohl nach Hause darf?“. Mai grübelte, „Normalerweise dürfen Frühchen erst zum errechneten Geburtstermin nach Hause.“, bemerkte sie. Joey verzog eine Miene, „Das ist ja doof. Dann darf sie ja erst im Januar nach Hause.“. Mokuba kehrte, mit zwei Flaschen Champus in der Hand, ins Wohnzimmer zurück, „Ach was, Seto wird schon dafür sorgen, dass sie vor Weinachten nach Hause kommt, oder nicht?“. Seto zuckte mit den Schultern, „Kommt drauf an, was Mama dazu sagt.“, er ergriff sanft Ishizus Kinn und brachte sie dazu, ihn an zu sehen, „Und? Was sagen wir dazu?“. Sie grinste, „Ich halte das für eine sehr gute Idee.“. Maja fiel die Kinnlade runter, „Soll das, soll das....“, stotterte sie, „Soll das etwa heißen, dass sie lebt und dass es ihr gut geht?“. Seto nickte, „Die Ärzte haben uns ganze 15 Minuten zappeln lassen, bis sie feststellten, dass Cleopatra für diese Umstände doch noch ziemlich lange lebt und die haben sie anschließend ganze drei Stunden untersucht, bis sie uns endgültig sagen konnten, dass sie außer Lebensgefahr ist und ohne all diese Maschinen und Schläuche überleben kann.“. Maja seufzte erleichtert auf, „Ach das hast du gemeint, als du gesagt hast, es hätte viel zu lange gedauert.“, stellte sie fest. Seto nickte, „Was hast du denn gedacht?“. Sie winkte ab, „Ach nichts! Ich hole uns mal ein paar Gläser.“, grinste sie dann und verschwand ebenfalls in die Küche. Mokuba grinste bis über beide Ohren, als er fragte: „Und wer soll nun der Pate sein?“. Alle blickten Seto und Ishizu interessiert an. Seto blickte zu Ishizu, welche ihm zunickte, dann seufzte er, „Nun, wir haben beschlossen, dass... ich glaube einfach nicht, dass ich das wirklich sage... Wheeler Cleos Patenonkel wird.“. Joey machte große Augen, deutete mit den Zeigefinger auf sich selbst und fragte verblüfft: „Ich?“. Seto nickte seufzend, „Du warst der Einzige, der wirklich daran geglaubt hat, dass sie überlebt und so hat Ishizu....“, er bekam von seiner Frau einen unsanften Stoß mit dem Ellenbogen in die Rippen und knurrte, „So haben WIR beschlossen, dass du ihr Pate wirst. Aber nur unter der Bedingung, dass du sie nie wieder Leo nennst!“, fügte er dann noch hinzu. Joey grinste, „Ich bin jetzt ihr Pate, also habe ich auch das Recht, ihr einen besonderen Spitznamen zu geben und für mich gibt es keinen besseren als Leo.“. Seto seufzte genervt auf, „Was hab ich nur getan?“, murmelte er, grinste aber dabei. Kapitel 19: irony ----------------- Seto kam die Treppen nach unten und marschierte eiligen Schrittes in die Küche. Er hatte verschlafen. Verdammt, er hatte noch nie in seinem Leben verschlafen. Aber warum hatten sie auch gestern Abend so viel getrunken? Warum hatte er Yugi und seinen Kindergarten überhaupt noch einmal mit zu sich nach Hause genommen? Als er die Küche betrat, entdeckte er Ishizu, die etwas betroffen am Tisch saß und ihren Blick starr in der Zeitung vergraben hatte. „Warum hast du mich nicht geweckt?“, fragte er und goss sich eiligst Kaffee in seine Tasse. Ishizu reagierte gar nicht. Überhaupt, irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit ihrem Gesichtsausdruck. Eigentlich müsste sie Strahlen vor Glück, immerhin hatten sie gestern erfahren, dass ihr Baby leben würde. „Ishizu?“, fragte Seto vorsichtig und trat ein paar Schritte an sie heran. Doch wieder reagierte sie nicht. Seto ließ die Schultern sinken, normalerweise war er es, der die Leute ignorierte und er mochte es gar nicht, wenn man ihm seine eigene bittere Medizin verabreichte. Er seufzte und lehnte sich gegen die Theke, „Also schön, was hab ich angestellt?“. Anders konnte er es sich nicht erklären. Es wüsste zwar jetzt auch nicht, was genau er angestellt haben könnte, aber es musste ja einen Grund dafür geben, dass Ishizu ihn ignorierte. Endlich sah sie zu ihm auf, „Du hast gelogen.“, es lag etwas irritierend Verletztes in ihrer Stimme und etwas Vorwurfsvolles in ihren Augen. Er hob die Brauen, „Wann? Gestern Abend?“, anders konnte er es sich nicht erklären. Es hatte immerhin zwei Flaschen Champus gegeben und da Ishizu und Mai ganz darauf verzichtet hatten und Tea und Maja nur ein kleines Glas hatten, war für die Männer viel übrig geblieben und der Champus hatte es echt in sich. Sie schüttelte betroffen mit dem Kopf und hielt ihm dann die Zeitung entgegen. Irritiert nahm er sie und auf der ersten Seite strahlten ihm gleich zwei Schlagzeilen entgegen, die das „Wort“ ‚Kaiba’ enthielten. Da sich die kleinere von beiden lediglich damit befasste, dass es Cleopatra soweit gut ging und man annahm, dass sie bald nach Hause dürfte, war anzunehmen, dass dieser Artikel nichts mit Ishizus betroffenem Gesichtsausdruck zutun hatte. Setos Blick fiel nun auf den ersten und größeren Artikel und sowohl das Bild, als auch die Überschrift des Artikels, machte es eigentlich unnötig, selbigen zu lesen, Seto wusste sofort, was Ishizu meinte. Er tat es dennoch. Dann legte er die Zeitung beiseite und setzte sich Ishizu gegenüber an den Tisch. „Ishizu... wir hatten gestern wirklich schon genug Stress. Ich wollte... dir das ersparen.“, versuchte er vorsichtig zu erklären. „Ich hätte es doch früher oder später sowieso erfahren, oder nicht?“, fragte sie mit ernster Miene. Er schnaufte, „Ich hätte es dir noch gesagt. Aber da war das mit dem Baby und... ich wollte warten, was der Bericht der Polizei ergibt und wie du gelesen hast...“ Sie unterbrach ihn forsch, „Ich habe gelesen, dass ich schuld bin am Tod eines Menschen. Aber nicht irgendeines Menschen, nein. Ironischerweise bin ich schuld am Tod von Noriko Sakurada.“. Er lehnte sich auf den Tisch, „Ishizu, du trägst keine Schuld an diesem Unfall! Du hast es doch gelesen, Noriko ist zu schnell gefahren und hat daher die Kontrolle über ihren Wagen verloren, der deswegen auf deiner Seite der Fahrbahn stand. Du hast das aber nicht gesehen.“, erklärte er mit Nachdruck in der Stimme. Sie sah auf, „Eben. Wenn ich es gesehen hätte dann... hätte ich vielleicht eher gebremst und dann wäre Noriko...“. Seto sprang auf und knallte seine Hände auf die Tischplatte „Jetzt mach aber mal halblang! Noriko stand nicht schon seit Stunden dort, sie hat plötzlich die Kontrolle verloren, egal ob du was gesehen hättest oder nicht, du wärst in dieses Auto rein gefahren, genauso wie jeder andere auch. Es war eben ein Unfall. So etwas passiert.“. Sie blickte ihn finster an, „Ich habe einen Menschen getötet.“, stellte sie bitter fest, „Wie kannst du da sagen: ‚Es war ein Unfall’ und ‚so etwas passiert eben’?“, verständnislos blickte sie ihn an, „Tut sie dir nicht Leid?“. Seto lehnte sich kopfschüttelnd zurück, „Nein, tut sie nicht.“, gab er ehrlich an. „Sie hätte beinahe unser Baby getötet, nur zur Erinnerung, und durch diesen Unfall hätte sie dich beinahe auch noch auf dem Gewissen gehabt. Nein Ishizu, ich habe absolut kein Mitleid mit ihr. Im Gegenteil, ich bin froh, dass sie endlich aus unserem Leben verschwunden ist und ich mir keine Sorgen mehr zu machen brauche, dass sie dir oder Cleopatra etwas antut.“. Ishizu schluckte. Es mochte ja sein, dass er irgendwo Recht hatte. Aber das machte es für sie nicht einfacher. Sie hatte immerhin einen Menschen auf dem Gewissen. Eine junge Frau, die ihr ganzes Leben noch vor sich gehabt hatte. Wie sollte sie jemals mit dieser Last leben können? Seto erhob sich wieder, nahm seine Tasse und leerte sie in einem Zug. Dann drückte er Ishizu einen Kuss auf die Wange, „Hör auf darüber nach zu denken!“, forderte er, „Du solltest lieber dafür sorgen, dass das Kinderzimmer vor Weinachten fertig wird und vergiss nicht, dass wir uns heute Nachmittag im Krankenhaus treffen, um mit dem Arzt alles Weitere zu besprechen!“, er strich ihr aufheiternd über die Schultern, „Ich werde jetzt zur Arbeit fahen, bis später.“, und schon war er aus Ishizus Blickfeld verschwunden. Ihrer Meinung nach nahm er das alles zu leicht. Aber er hatte ja Erfahrung darin, seine Probleme in Arbeit zu ertränken. Vielleicht sollte sie es ihm gleich tun? Immerhin würde es weder ihr noch Noriko etwas bringen, wenn sie hier rum saß und über etwas jammerte, was – zu ihrem Bedauern – nicht mehr zu ändern war. Seufzend erhob sie sich und machte sich auf nach oben. Sie hatte das Kinderzimmer noch nie zuvor betreten. Sie wusste nur, dass die Maler fertig waren und auch der Teppich bereits gelegt worden war. Doch sie hatte sich gefürchtet, dieses Zimmer zu betreten, bevor sie sich nicht sicher war, dass Cleo auch wirklich zu ihnen nach Hause kommen würde und anscheinend war es Seto ähnlich gegangen, denn auch er hatte das Zimmer noch nie von innen gesehen, zumindest nicht seit die Maler da waren. Etwas zögernd griff Ishizu nach der Klinke und öffnete die Tür zaghaft. Das Erste, was ihr entgegen strahlte, war der sandfarbige Teppich, der so weich war wie ein neues Mikrofaser Handtuch. Schon das überraschte sie etwas, da Seto doch fest mit einem Sohn gerechnet hatte, hatte sie angenommen, dass er das Zimmer komplett in Blau hatte einrichten wollen, dass der Teppich gelb war, ließ daran zweifeln. Ishizu trat nun ganz in das Zimmer und als sie an die Wand blickte, glaubte sie einen Moment, sie halluzinierte. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, dann hätte sie angenommen, es wäre eine simple Tapete, die sie da mit großen Augen anstarrte, aber das war von Hand gezeichnet und es raubte ihr den Atem. Der unterste Teil der Wand war „Sand“, die Farbe deckte sich fast perfekt mit dem Teppich. Auf diesem Sand standen Pyramiden, Ruinen und eine Sphinx auf jeder Seite des Zimmers. Der Rest der Wand war hellblau und sollte wohl den Himmel darstellen, denn hier und da waren weiße Punkte zu finden, die wie Wolken aussahen. Der Blickfang dieses beeindruckenden Wandgemäldes, welches wohl Ägypten darstellen sollte, war allerdings der Weiße Drache mit eiskaltem Blick, welcher auf der rechten und linken Wand des Zimmers thronte und fast so groß war wie die Wand selbst. Fast schon ängstlich schaute Ishizu schließlich rauf zur Decke, welche fast vollständig ausgefüllt war mit einem Gebilde, das scheinbar die Sonne darstellen sollte. „Gefällt’s dir?“. Ishizu zuckte zusammen, Seto war hinter ihr aufgetaucht und betrachtete selbst einen Moment ehrfürchtig die Wände. „Es ist wundervoll.“, gab sie zu, „Sag bloß, das war deine Idee?“. Er sah sie schräg an, „Natürlich war das meine Idee. Denkst du etwa, dass diese Trottel von Maler da von selbst drauf gekommen wären?“. Eigentlich war er bereits auf den Weg in die Firma gewesen, als ihm aufgefallen was, dass er noch etwas Wichtiges vergessen hatte und so war er noch einmal zurückgekehrt. Sie grinste, „Entschuldige.“. „Sven hat allerdings die Zeichnung gemacht, auch wenn er die ganze Zeit behauptet hat, ich sei größenwahnsinnig.“, meinte Seto schulterzuckend. „Ich bin etwas überrascht, Seto.“, begann Ishizu schließlich, „Du bist doch fest davon ausgegangen, dass es ein Junge wird, wieso hast du nicht einfach das ganze Zimmer dunkelblau streichen lassen? Dein Weißer hätte ja trotzdem Platz darauf gehabt, oder nicht?“. Er sah sich noch einmal im Raum um, „Ach weißt du, ich hab mir gedacht: ‚Stell dir vor du irrst dich und es wird doch ein Mädchen. Dann bist du schuld daran, dass sie ihr ganzes Leben lang mit kurzen Haaren und in Jungsklamotten rum rennt’ und das wollte ich dann doch vermeiden.“. Sie hob ungläubig die Brauen, „Das ist ein Scherz.“. Er ließ seufzend die Schultern sinken, „Natürlich ist das ein Scherz.“, kopfschüttelnd fuhr er fort, „Eigentlich ist das hier einfach nur etwas Symbolisches.“. „Inwiefern?“, hakte sie nach. „Unser Baby ist, wie du weißt, in Ägypten entstanden. Wir waren früher beide - aber vergiss ja, dass ich das gerade gesagt habe – Priester des Pharaos im Alten Ägypten und... egal wo sie geboren wurde, irgendwie ist ein Teil von ihr immer eine Ägypterin und das hier soll sie daran erinnern.“, erklärte er, dann ließ er lächelnd die Schultern sinken „Wenn sie älter ist, kann sie sich das Zimmer natürlich rosa streichen lassen, wenn sie will.“. Ishizu drehte sich zu ihm um und legte die Hände um seinen Hals, „Weißt du was?“, fragte sie und er hob interessiert die Brauen, während er seine Hände sanft um ihre Taille schlang, „Vor acht Monaten, da hätte ich darüber gelacht, wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich das einmal ernsthaft sagen würde aber: Ich bereue es nicht, was damals in Ägypten zwischen uns war, egal was es mich auch gekostet hat.“. Er grinste, „Das will ich auch hoffen, immerhin haben du und Cleo mich schon Einiges an Geld, Kraft und Nerven gekostet.“. Sie sah ihn mit ernster Miene an, „Bereust du es?“. Sein Gesicht näherte sich ihrem und kurz bevor sich ihre Lippen berührten, flüsterte er,„Nicht eine Sekunde.“, anschließend versiegelte er ihre Lippen mit seinen und sie beide gaben sich diesem leidenschaftlichen Kuss einfach hin. ~*~*~ Wesentlich später als geplant, betrat Seto endlich sein Büro und sofort strahlten ihm drei Männergesichter entgegen – oder zwei Männer und ein Geistergesicht – Seto verschränkte genervt die Arme vor der Brust, „Was zum Henker tut ihr hier?“, fragte er in die Runde. Sven seufzte, „Na wir wollten dir natürlich gratulieren, dass du so eine starke Tochter hast.“ Henry nickte zustimmend, „Eigentlich ist das ein Grund zum Feiern.“, stellte er fest, „Wie wäre es mit etwas Champus?“. Seto schüttelte mit dem Kopf, „Ich hab gestern Abend schon gefeiert und ich versichere euch, dass ich demnächst keinen Champus mehr anrühren werde. Also raus aus meinem Büro!“. Sven ließ genervt die Schultern sinken, „Kaiba... du bist echt ein Spielverderber.“, geknickt machte sich Sven auf, das Büro zu verlassen. Henry jedoch blieb da wo er war. Er lehnte gegen die Couch und blickte Seto interessiert an. Seto setzte sich auf seinen Chefsessel, „Hab ich mich undeutlich ausgedrückt?“. Henry schüttelte den Kopf, „Nein, ich bin hier um dich was zu fragen.“, erklärte er und wirkte etwas unsicher. Seto sah auf, „Privat oder geschäftlich?“. Henry schluckte, „Privat.“. Seto stellte kopfschüttelnd seinen Laptop an, „Verschwinde!“. „Aber Kaiba, es ist wirklich wichtig.“, erklärte Henry flehend. „Na schön, aber fass dich kurz. Ich hab nur drei Stunden und dann muss ich schon wieder ins Krankenhaus und da ich in den letzten vier Wochen so gut wie nichts zustande gebracht habe, wäre es recht günstig, wenn ich auch mal zum Arbeiten kommen würde.“, seufzte er. Henry nickte, „Also... die Sache ist die...“, begann er und seine Hände vergruben sich in seinen Hosentaschen, „Ich... bin schon seit ner Weile mit so einem Mädchen zusammen...“. „Oh mein Gott...“, Setos ließ sich seufzend in seinem Stuhl zurück sinken und rieb sich die Schläfen. Er kannte Henry seit einigen Jahren und er wusste, dass er ein Matcho war, der die Frauen reihenweise abschleppte, er war sogar noch schlimmer als Mokuba – und das mochte schon etwas heißen – und so war er selbstverständlich auch nicht sehr erpicht darauf, mehr darüber zu erfahren. Auch wenn Henry immer noch etwas verunsichert war, sprach er unbehelligt weiter, „Du weißt ja, ich habe immer gedacht, dass Frauen nur da sind, um sie zu benutzen. Ich habe mir da immer ein Beispiel an dir genommen.“. Seto sah zweifelnd zu ihm auf, „Ich hoffe du verstehst, dass ich das nicht als Kompliment sehe.“, meinte er, während der Pharao im Hintergrund begonnen hatte zu lachen. Henry winkte ab, „Schon klar.“, meinte er verständnisvoll, „Aber nun bist du verheiratet und Vater und augenscheinlich sogar glücklich damit. Das hat mich ja schon leicht verwirrt und als ich gestern deinen Freund Joey Wheeler...“ „Er ist nicht mein Freund!“, protestierte Seto. „… gesehen habe, wie er sich abgekämpft hat, nur damit er seiner Frau...“. „Sie sind nicht verheiratet!“. „… und seinem Kind...“. „Er hat kein Kind!“. „Ein schönes Leben bieten kann, da wurde mir klar, an diesem ganzen Frau und Kind Zeug muss doch etwas dran sein.“, stellte Henry fest. Seto sah gequält zu ihm auf, „Erst einmal,“, begann er genervt, „ist Wheeler nicht mein Freund, dann ist er nicht verheiratet und kein Vater und was meinst du eigentlich mit ‚abgekämpft’, was treibt der denn schon wieder? Hat er etwa angefangen mit Boxen?“, eine äußerst lächerliche Vorstellung, wie Seto fand. Der Pharao hatte die Ohren gespitzt. Henry verschränkte die Arme vor der Brust, „Du bist scheinbar nicht auf dem neusten Stand, Kaiba.“. Seto und der Pharao sahen ihn verwundert an, „Inwiefern?“, fragten sie, wie aus einem Mund – selbstverständlich hörte Henry nur die Stimme von Kaiba. „Naja...“, setzte Henry an und es wirkte so, als ließe er sich absichtlich mehr Zeit, „Joey Wheeler hat vor zwei Tagen geheiratet. War wohl eine standesamtliche Trauung ohne irgendwelche Freunde und Verwandte oder großes Tamtam… Ich weis es von meiner Mutter und die hat es von Wheerlers süßer kleiner Schwester, die geht doch immer in den Friseurladen meiner Mutter, und lässt sich dort die Haare schneiden“. Seto hob die Brauen, „Also wenn dieser Trottel schon heiratet, ohne es jemanden zu sagen, dann hätte er dafür doch wenigstens nach LasVegas verschwinden können. Das hätte wenigsten noch etwas Stil gehabt.“. Der Pharao im Hintergrund fing an zu jammern, „Das ist jetzt schon der dritte meiner Freunde, der ohne mich geheiratet hat...“, schniefte er. Seto seufzte genervt auf, „Er hat ohne irgendjemanden gefeiert, das heißt er hätte dich sowieso nicht eingeladen, also halt die Klappe.“, forderte er. Henry legte den Kopf schief, „Ich hab doch gar nichts gesagt.“. Seto winkte ab, „Nicht du!“, diese Antwort brachte ihm allerdings auch nur einen fragenden Blick ein „Vergiss es! Gibt es sonst noch etwas über Wheeler, was wir... ich meine was ICH wissen sollte?“, eigentlich interessierte ihn Joeys Leben recht wenig, aber er musste Henry ja irgendwie ablenken, zudem würde der Pharao keine Ruhe geben, bevor er nicht alles über Joey wusste und dann musste Seto zugeben, dass er doch etwas neugierig war, was Joey noch so alles angestellt hatte, von dem sie alle nichts wussten. Denn er war sich sicher, das auch Yugi und Tea keine Ahnung davon hatten, dass Joey und Mai nun verheiratet waren und die waren immerhin ihre besten Freunde. Henry nickte, „Jupp, seine Freundin – Pardon – Frau ist in anderen Umständen, was wohl auch der Hauptgrund dafür war, dass die beiden nur ganz einfach geheiratet haben, er meinte wohl, dass er das ganze Geld jetzt für das Baby sparen muss oder so.“. Seto lehnte sich grinsend zurück, „Ich wusste doch, dass ich irgend so etwas gehört hab, als er mit Cleo gesprochen hat.“. „He?“, schoss es zur selben Zeit aus Henry und dem Pharao. Seto winkte jedoch nur ab, „Sagen wir: Ich hatte meine Ohren gestern nicht immer da, wo sie sein sollten.“, er räusperte sich, „Sonst noch was?“. Henry nickte erneut, „Der Gute hat drei Jobs. Er arbeitet von früh um fünf bis zehn als Postbote, von Nachmittags um vier bis Abends um acht in einem Restaurant als Kellner und abschließend von abends um Elf bis früh um drei als Barkeeper in dieser Bar, wo wir deinen Jungessellenabschied gefeiert haben.“, erklärte er dann. Der Pharao blickte ihn mit offenem Mund an, „Und wann schläft er?“. Seto pfiff anerkennend, „Das ist nicht wenig.“, stellte er fest, „Aber worauf wolltest du eigentlich hinaus?“, da fiel ihm wieder ein, dass Henry ja eine Frage hatte. „Oh, ach so. Ich wollte wissen, ob es sich lohnt zu heiraten und eine Familie zu gründen!“, meinte er dann. Seto blickte ihn mit ernster Miene an, „Hast du Geld?“. Henry verzog eine Miene, „Du bezahlst mich doch.“. „Also ‚Ja’.“, nickte Seto, „Hast du Kraft?“. Henry wiegte seinen Kopf hin und her, „Ich denke schon...“. „Hast du Nerven?“, fragte Seto weiter. Henry nickte, „Immerhin arbeite ich schon seit drei langen und anstrengenden Jahren zusammen mit dir, Sven und Caroline. Von deiner bescheuerten Assistentin mal ganz abgesehen. Wenn das nicht beweist das ich Nerven habe, dann weiß ich auch nicht.“. Seto lehnte sich entspannt zurück, „Na dann schnapp dir das Mädchen, heirate sie und gründe eine Familie, wenn es dir Spaß macht und belästige mich nicht ständig mit deinen Fragen.“. Henry nickte, „Vielleicht hast du Recht.“, und mit einem zufriedenen Lächeln verschwand er endlich aus Setos Büro. Seto blickte seufzend auf die Uhr, „Und so schnell ist eine halbe Stunde mit Nichtigkeiten vertan und wer ist daran Schuld? Joey Wheeler.“. Atemu blickte Seto grübelnd an, „Ich glaube nicht, dass es gut für Joey ist, wenn er so viel arbeitet und so wenig schläft.“, stellte er fest. „Ach was, mit der Zeit gewöhnt man sich daran.“, winkte er ab. Atemu setzte seinen Dackelblick auf, „Kannst du ihm nicht helfen?“. Seto blickte ihn ungläubig an, „Ich glaube echt, dass heute bei euch allen ne Schraube locker ist. Außerdem scheinst du zu vergessen, dass wir offiziell keine Ahnung von Wheelers Situation haben und solange Joey nicht fragt, kann ich ihm auch nicht helfen.“. „Aber du würdest.“. „Das hab ich nicht gesagt.“, grinste Seto und wendete sich endlich seiner Arbeit zu. ~*~*~ Ishizu saß draußen im Vorgarten auf einer Bank, blickte in den klaren Sternenhimmel und streichelte nebenbei Joey, als Seto neben sie trat. „Weißt du eigentlich, wie viel Grad es sind?!“, fragte er, legte ihr eine Decke um die Schultern und setzte sich neben sie. Sie zuckte mit den Schultern, „Ich muss mich doch sowieso an die kalten Temperaturen hier gewöhnen.“. „Das muss aber nicht heißen, dass du dir gleich eine Lungenentzündung holst.“, bemerkte Seto und verschränkte die Arme vor der Brust. Ishizu grinste ihm entgegen, „Machst du dir etwa Sorgen um mich?“. Seto lehnte sich zurück, „Eigentlich mache ich mir nur Sorgen um mein Geld. Ich hab in den letzten fünf Wochen mehr Geld für Arztkosten ausgegeben als in meinem ganzen Leben.“. Ishizu belächelte seine Bemerkung nur und lehnte sich mit ihrem Kopf auf seine Schulter „Wir müssen da noch etwas klären.“, begann sie schließlich ernst. „Was denn?“, er legte einen Arm um sie und vergrub seine Lippen in ihren Haaren. „Du weißt doch, dass der Arzt uns erklärt hat, dass ihre Lunge und ihr Herz nicht ganz so gut funktionieren wie bei anderen Kindern.“. Er nickte, „Und?“. „Naja... mir wäre wohler, wenn ich wüsste, dass du ihr nicht die Firma vererben willst.“, sie sah besorgt zu ihm auf. Er seufzte, „Und wieso, wenn ich fragen darf?“. „Naja... deine Arbeit ist so belastend. Für dich natürlich nicht, ich weiß, aber... sieh mal... ich glaube einfach nicht, dass ihr schwaches Herz diesem ganzen Stress dauerhaft standhalten würde.“, erklärte sie dann. Er nickte, „Du hast Recht. Aber ich gehe nur unter einer Bedienung darauf ein.“. Sie blickte ihn fragend an, „Was für eine?“. „Tja...“, er begann zu grinsen, „Wir brauchen noch ein Baby und dieses mal einen gesunden Jungen wenn’s recht ist.“. Sie lachte auf, „Also zuerst einmal, ob es eine Junge wird oder nicht, liegt ganz allein an dir und dann hab ich absolut nichts gegen noch ein Baby. Aber erst später. Ich möchte erst einmal ganz viel Zeit mit Cleo verbringen.“, sie kuschelte sich an ihn. Er hob die Brauen, „Das ist dein Ernst, richtig?“. „Deiner nicht?“. „Doch, aber ich bin etwas überrascht, dass du so schnell darauf eingegangen bist.“, erklärte er. Sie lächelte nur darauf. ~~~ Kapitel 20: Happy Holidays? --------------------------- Es war Dezember und über Domino lag eine dicke Schneeschicht. In wenigen Tagen war Weinachten und so wurden noch die letzten Vorbereitungen getroffen. Joey radelte die Straße entlang in Richtung Kaibavilla. Er musste ganz schön strampeln, um überhaupt vorwärts zu kommen bei dem dicken Schnee. „Ich sollte mir wirklich ein Auto zulegen...“, seufzte er. Doch dazu brauchte er Geld, etwas, was er nicht hatte. Denn wenn dem so wäre, dann würde er nicht im tiefsten Winter durch die Straßen radeln, nur um irgendwelchen Idioten ihre Weihnachtskarten zu bringen. Als Joey auf die Bremse trat, weil er entdeckt hatte, dass er bereits vor Kaibas Villa angekommen war, geriet sein Rad ins Rutschen und prompt lag er, mit dem Gesicht zuerst, im dicken Schnee. Brummend stand er auf, klopfte sich den Schnee von seinem Overall und holte dann ein paar Briefe aus der Tasche, die auf seinem Gepäckträger befestigt war. Eigentlich ärgerte er sich darüber, dass er nicht eher damit angefangen hatte sich um einen ernsthaften Job zu bewerben oder wenigstens versucht hätte, eine anständige Ausbildung zu bekommen. Doch er hatte sich immer darauf verlassen, dass das Preisgeld, welches er bei Duellmonsters Turnieren gewann, ausreichte. Immerhin war Mai ja Model gewesen und verdiente recht gut. Doch nun musste er schmerzhaft erkennen, dass das Geld im Grunde kaum dafür reichte, dass sie beide überleben konnten, Geschweige denn dass sie ein Baby ernähren könnten. „Na, mal sehen...“, er sah sich die Adressen der Absender an „Ein Brief an Familie Seto Kaiba...“, er blickte verwundert auf „Familie Seto Kaiba?“, kopfschüttelnd las er weiter „Ah ja, von Yugi und Tea. Die wollen ihn und Ishizu bestimmt zu der Weihnachtsfeier einladen.“, er steckte den Brief in den Briefkasten und sah sich die nächsten an „Rechnung, Rechnung, Rechnung... das ist echt typisch, zu Weinachten wollen die einen immer noch mal richtig abzocken, aber Kaiba kann es sich ja leisten.“. Joey hasste es das zugeben zu müssen, aber im Moment beneidete er niemanden so sehr wie Kaiba. Der Mann hatte Geld im Überfluss und so musste er sich auch keine Sorgen darum machen, dass er seine junge Familie nicht ernähren könnte, ganz im Gegensatz zu ihm. „Joey?“, Maja kam aus dem Haus ans Tor gelaufen. „Oh, hallo Maja. Schön dich zu sehen.”, begrüßte Joey sie freundlich und steckte hastig die Briefe in den Briefkasten. „Was tust du hier?“. „Ich? Ach so, ich bin diese Woche für eure Straße zugeteilt. Aber sag das ja nicht Kaiba! Wenn der erfährt, dass ich seine Post angefasst habe, dann verbrennt er sie sicher gleich.“, grinste Joey. Maja nickte nur darauf. „Und wie geht es meiner kleinen Leo?“, erkundigte sich Joey schließlich zitternd. Sein Overall war nass geworden durch den Sturz und es war bitterkalt draußen. Joey fror ja so schon genug und nun war seine Kleidung auch noch nass. Derweil war er doch bereits erkältet und er konnte es sich nicht leisten krank zu werden. Maja winkte ab „Es geht ihr bestens, wo sie doch jetzt endlich zu Hause ist.“. Am Tag zuvor hatten sie die kleine aus dem Krankenhaus nach Hause geholt und Maja glaubte, dass sie Ishizu nie glücklicher gesehen hatte. „Ach, sie ist schon zu Hause?“, wunderte sich Joey. Er hatte gehört, dass die Ärzte sie frühestens Weinachten entlassen würden, aber wahrscheinlich hatte Kaiba wieder seine Beziehungen spielen lassen. Maja nickte „Aber ja und sie hält uns alle ganz schön auf Trapp.“, erklärte sie lächelnd. Joey nickte ihr grinsend zu und schwang sich dann wieder auf sein Fahrrad „Na dann, grüß sie mal schön von mir, ich muss weiter.“, er winkte Maja noch einmal zu und radelte los. Maja holte die Post aus dem Briefkasten und kehrte dann in die Villa zurück. Ishizu saß in der Küche auf einem Stuhl und gab Cleo gerade das Fläschchen. Sie hätte die Kleine gerne gestillt, aber das Antibiotika, welches sie nach ihrer Geburt erhalten hatte, hatte es ihr verboten, Milch für die Kleine abzupumpen, solange sie künstlich ernährt wurde, und nun hatte sie keine Milch mehr. Maja grinste „Du bist ja richtig ausgehungert meine Kleine. Haben sie dir im Krankenhaus etwa nicht genug zu Futtern gegeben?“, sie legte Ishizu die Briefe hin. Diese grinste nur „Sag mal Maja, wo wirst du Weinachten denn verbringen?“. Maja zuckte die Schultern „Ich hoffe, dass Sven es noch fertig bringt, mich irgendwann mal zu fragen, ob ich mit ihm feiern möchte. Wieso fragst du?“. Ishizu erwiderte ihr Schulterzucken „Ach, ich weiß nicht. Ich dachte... wo es doch Cleos erstes Weinachten ist, könnten wir vielleicht alle zusammen feiern, ich wollte auch Roland und seine Familie einladen und natürlich auch Sven.“. Maja verzog eine Miene „Weiß Seto davon?“. Sie ahnte die Antwort bereits. Ishizu schüttelte verwundert mit dem Kopf „Nein, ich hatte noch nicht die Möglichkeit mit ihm darüber zur reden.“. Seto war so mit seiner Arbeit beschäftigt, dass er sich kaum noch zu Hause blicken ließ. Wenn er zur Arbeit fuhr oder von der Arbeit zurückkam, lag Ishizu meistens schon in süßen Träumen. „Aha. Tja, also... mir fällt gerade ein, dass ich Mokubas Zimmer noch aufräumen muss“, und schwupp war Maja nach oben verschwunden. Sie wollte nicht diejenige sein, die Ishizu über das Weihnachtsfest bei den Kaibas aufklärte. ~*~*~ Mokuba ging mit einigen Mitgliedern seiner Band durch die verschneiten Straßen von Domino. „Ich hatte euch gebeten, die Sache auf sich beruhen zu lassen, warum könnt ihr nicht einfach mal tun, worum ich euch gebeten habe?“, fragte er genervt. Der Junge links neben ihm verzog eine beleidigte Miene „Wir wollten nur die Ehre unserer Band verteidigen.“. Mokuba schüttelte wütend mit dem Kopf „Ihr Wisst genau, dass diese Jungs nicht vor dem Gebrauch von Waffen zurück schrecken und ich habe keine Lust auf eine Schießerei oder Messerstecherei.“. Der Junge, der rechts neben Mokuba lief, blickte ihn ernst an „Was willst du tun?“. Mokuba überlegte einen Moment. „Ich will ein Treffen mit ihrem Anführer. Aber an einem neutralen Ort, am besten einem Café oder so und vermasselt es nicht wieder!“, forderte er energisch. Die beiden Jungs nickten und machten sich auf den Weg, während Mokuba seufzend ein Café betrat und sich zu einem blonden Mädchen an den Tisch setzte, welches wohl in seinem Alter war. Mokuba lächelte ihr gezwungen zu „Hallo Amy.“. Das Mädchen, Amy, erkämpfte sich ein schwaches Lächeln und nickte nur. Eine Kellnerin kam an den Tisch und nahm die Bestellung der beiden entgegen, anschließend wandte sich Mokuba an Amy „Du hast am Telefon gesagt, es gäbe etwas wichtiges, was du mir sagen willst, was ist es denn?“, fragte er interessiert. Amy hatte ihre Hände in den Schoß gelegt, sie wirkte verkrampft und blickte nur zögerlich zu Mokuba auf „Ich weiß, dass du im Moment Probleme mit dieser neuen Bande hast und ich will dich auch nicht lange belästigen. Es ist nur...“, ihre Hände krampften sich in ihren Rock. Mokuba sah sie fragend an „Es ist nur was?“. Er hatte im Moment wirklich keine Zeit für dumme Spiele und er war auch nicht erpicht auf ein Treffen mit seiner Ex-Freundin. Doch sie hatte ihn am Telefon angefleht zu kommen und so hatte er – wieder einmal – seufzend nachgegeben. Zitternd blickte sie ihm in die Augen „Ich bin schwanger.“. Mokuba blickte entgeistert zu ihr auf und beinahe hätte er gefragt: „Von mir?“, doch es gelang ihm gerade noch diese Frage herunter zu schlucken, denn sie war überflüssig. Amy war noch Jungfrau gewesen, als er mit ihr zusammen gekommen war und es gingen Gerüchte um, sie liebe ihn noch immer und Mokuba bezweifelte auch, dass sie sich so schnell wieder in eine neue Beziehung stürzen würde. „Bist du dir da sicher?“, fragte er schließlich. Sie nickte schwach „Ich habe sogar ein Ultraschallbild mit.“. Mokuba schluckte, als sie ihm das Bild reichte. Auch wenn er noch nicht all zu viel darauf erkennen konnte, war da doch deutlich ein kleines rundes Etwas zu erkennen und dank seiner Nichte wusste er, dass dieses kleine Etwas ein Fötus war. Augenblicklich wurde Mokuba klar, in was für einer ausweglosen Lage er sich befand und am meisten fürchtete er sich vor der Reaktion seines Bruders. Er hatte ihm immer gesagt, er sollte nicht so leichtfertig mit den Mädchen ins Bett gehen und er hatte es trotzdem getan und jetzt war passiert, was Seto ihm schon die ganze Zeit prophezeit hatte, er hatte eine von ihnen geschwängert. ~*~*~ „Kaiba? Schenkst du mir was zu Weinachten?“, erkundigte sich der Pharao interessiert bei Seto, welcher an seinem Schreibtisch saß und die Verkaufszahlen dieses Jahres mit denen vom letzten verglich. Seto hob die Brauen „Wie war das bitte?“, er glaubte an einen schlechten Scherz. „Schenkst du mir was zu Weinachten?“, wiederholte Atemu „Nur was Kleines.“. Seto schüttelte mit dem Kopf „Wieso sollte ich einem Quälgeist wie dir etwas schenken?“. „Ich bin kein Quälgeist, nur eine ruhelose Seele oder so etwas.“, protestierte der Pharao. Seto blickte ihn ungläubig an „Du quälst mich und du bist ein Geist, also bist du ein Quälgeist und das Einzige, was ich dir schenken würde, wäre eine Fahrkarte ohne Rückkehr ins Jenseits.“. Atemu seufzte bitter auf „Bitte, Kaiba. Ich verspreche dir auch, dass ich dich dann nicht mehr so oft quäle.“, er verzog einen bittenden Schmollmund. „Sehr großzügig.“, stellte Seto kopfschüttelnd fest „Und was soll es sein?“. Atemu sprang von der Couch auf, auf welcher er bis eben gesessen hatte. „Einen Game Boy!“, rief er aufgekratzt. Seto machte große Augen, hatte er sich gerade verhört? „Einen Game Boy?“, fragte er zur Sicherheit nach. Doch Atemu nickte eifrig, „Ganz genau. Einen Game Boy. Weißt du, es ist so langweilig hier, vor allem wenn du nicht da bist und wenn ich einen Game Boy hätte, dann wäre ich beschäftigt und dann würde ich dich auch nicht mehr so oft nerven.“, er blickte ihn flehend an. Seto seufzte erneut „Ich glaube Mokuba hat noch irgendwo so ein Ding, und ein paar Duzend Spiele dazu müssten auch noch bei ihm rumliegen. Aber wehe du lässt dich von jemanden erwischen!“. Der Pharao grinste „Bestimmt nicht.“. Kaum das Seto erwidern wollte, dass er seine Entscheidung jetzt schon bereute, ging die Tür auf und Ishizu kam, mit dem Baby auf dem Arm, ins Büro spaziert. Seto lehnte sich, genervt aufseufzend, in seinem Stuhl zurück „Hab ich dir nicht gesagt, dass du mich bei der Arbeit nicht stören sollst?“, fragte er Ishizu genervt. Sie lächelte ihm beschwichtigend entgegen „Ich wollte dich nur was fragen. Es dauert wirklich nicht lange.“. „Hat das nicht Zeit bis später?“, erkundigte sich Seto mit ernster Miene, während der Pharao das Baby begutachtete. „Wusstest du, dass sie deine Augen hat, Kaiba?“, fragte er interessiert. „Ja, ja.“, winkte Seto nur ab. Ishizu seufzte „Ich hätte dich ja später gefragt, aber wenn du nach Hause kommst, schlafe ich schon lange und die Party ist bereits morgen Abend.“. Seto sah zu ihr auf „Was für eine Party?“. Der Pharao zog indes ein paar Fratzen für das Baby und scheinbar konnte sie ihn sehen, denn sie gluckste zufrieden vor sich hin. Ishizu setzte sich auf die Couch „Wir haben eine Einladung von Yugi und Tea erhalten, sie geben Morgen Abend eine kleine Weihnachtsfeier. Sie wollen, dass wir auch kommen.“, erklärte sie. Seto verschränkte die Arme vor der Brust „Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber ich bin Morgen Abend bereits in Hongkong.“. Ishizu blickte ihr verwundert an „Was soll das heißen?“. Seto ließ die Schultern sinken, „Ich hatte eigentlich angenommen, dass es dir irgendjemand erklärt hätte.“. „Was erklärt?“, Ishizu verstand kein Wort. „Ich habe seit Jahren Weinachten nicht mehr zu Hause verbracht. Die Feiertage um Weinachten und Neujahr sind immer die beste Zeit, um Geschäfte abzuschließen und da ich kein Fan von Weinachten bin, kommt mir das ganz recht.“, erklärte Seto locker. Völlig entsetzt starrte Ishizu ihn an. Das konnte doch nicht sein ernst sein. „Und was ist mit Mokuba und Maja?“, fragte sie. Eigentlich hätte sie es ahnen müssen. Mokuba, Roland und Maja, sie alle hatten so eine merkwürdige Miene verzogen und rasch das Thema gewechselt, als Ishizu sie auf ihre Vorhaben für Weinachten angesprochen hatte und dass alleine hätte für sie ein Zeichen sein müssen, dass hier etwas nicht stimmte. „Mokuba hat Weinachten immer bei Roland und seiner Familie verbracht und Maja ist erwachsen, sie war immer bei ihrer Schwester in Hokkaido.“, antwortete Seto ihr und sah bereits den Anflug von Wut in ihren Augen. „Na schön, das war früher. Aber jetzt bist du verheiratet und Vater.“, stellte sie aufgebracht fest. „Und?“. „’Und’?“, wiederholte Ishizu ungläubig „Das ist Cleos erstes Weinachten. Ich wollte, dass wir alle zusammen feiern.“. „Schmink dir das ab, ich habe Weinachten und Neujahr seit meiner Übernahme der Kaiba Corporation nicht mehr zu Hause verbracht und ich werde jetzt nicht damit anfangen.“. Seto hatte Weinachten abgeschworen. Schon nach dem plötzlichen Verschwinden seiner Mutter war Weinachten für ihn einfach nicht mehr dasselbe gewesen. Es fehlte etwas ganz entscheidendes, etwas was niemand ersetzen konnte und nach dem Tod seines Vaters, der ebenso plötzlich und unerwartet gekommen war, war Weinachten endgültig für ihn gestorben. Das Jahr, das sie in dem Weisenhaus verbracht hatten, hatte er sich zu Weinachten in sein Zimmer zurückgezogen und hatte still und heimlich um all die Dinge geweint, die er verloren hatte. All die Jahre darauf hatten sie ein protziges Weinachten mit Gozaburo Kaiba gefeiert, das alles aber nicht, um Weinachten zu feiern sondern einfach nur damit Gozaburo mit all dem Geld angeben konnte, welches er in diesem Jahr eingenommen hatte. Er hatte Dinge gekauft, die keiner wollte und er hatte ein Festessen bereiten lassen, welches niemand essen konnte, doch Hauptsache es war protzig. Seto war froh, dass er diesen schrecklichen Weinachsfesten endlich entschwinden konnte, nachdem Gozaburo Kaiba verschwunden war und er die Firma übernommen hatte. Es tat ihm immer etwas Leid um Mokuba, welcher natürlich gerne mit seinem Bruder gefeiert hätte, aber er war zu Weinachten am liebsten ganz alleine in seine Arbeit vertieft. „Nicht einmal für unsere Tochter?“, fragte Ishizu und klang verzweifelt. Seto blickte sie ernst an „Nein, nicht einmal für Cleopatra.“. Ishizu erhob sich. Ein bitteres Lächeln huschte über ihre Lippen „Und ich dachte wirklich, dass du dich geändert hättest.“, meinte sie noch bevor sie eiligst aus dem Büro stürmte. Der Pharao ließ sich rücklings auf die Couch fallen „Findest du nicht, dass du etwas gemein zu ihr warst?“, fragte er vorsichtig. Seto zuckte die Schultern „Und wenn schon, es wird Zeit, dass sie begreift, dass ich nicht mein ganzes Leben umkremple, nur wegen ihr und Cleo.“. Atemu schüttelte den Kopf „Nur?“, fragte er verständnislos „Mein Gott Kaiba. Es ist doch kein Genickbruch, wenn du wenigstens über Weinachten noch Zuhause bleibst.“. Seto stützte sich mit dem Ellenbogen auf seinem Schreibtisch ab „Das verstehst du nicht Pharao. Der Punkt ist einfach, dass ich Weinachten hasse, dass hat nicht einmal etwas mit Ishizu oder Cleo zutun, ich will Weinachten einfach nur alleine sein und es ist besser, wenn sich Ishizu und Cleo daran gewöhnen.“, er wendete sich wieder seinen Unterlagen zu und dem Pharao war klar, dass das Gespräch hiermit beendet war. ~*~*~ Etwas früher als geplant kehrte Seto an diesem Tag nach Hause zurück. Er brachte Hund Joey mit rein, welcher es sich, wie immer, auf dem kuscheligen Teppich in der großen Eingangshalle bequem machte. Zielstrebig marschierte Seto in die Küche, wo Maja bereits auf ihn wartete. Sie strafte ihn mit wütenden und vorwurfsvollen Blicken. Seto ignorierte sie zuerst. Er goss sich eine große Tasse starken, schwarzen Kaffee ein und trank sie in einem Zug leer, dann setzte er sich zu Maja an den Tisch. „Okay, das Koffein wirkt etwa fünf Minuten, in dieser Zeit hast du mir hoffentlich erklärt, warum du sauer bist und was ich, deiner Meinung nach, dagegen tun kann, denn danach werde ich dir nicht mehr zuhören.“, begann er mit ernster Miene. Maja lehnte sich, die Arme verschränkend, zurück „Du bist echt ein herzloser Idiot, Seto Kaiba.“, stellte sie wütend fest. Seto hob die Brauen „Späte Einsicht.“, kommentierte er trocken. „Das ist nicht komisch.“, stellte Maja ernst fest. „Worum geht es eigentlich?“. „Ishizu.“ „Oh.“ „Es ist wirklich nicht zu fassen, Seto. Wie konntest du nur so gemein sein?“, erkundigte sich Maja erbost. „Huh? Ich glaub, ich hab etwas verpasst.“, entgegnete Seto ihr kopfschüttelnd „Seit wann ist es gemein, wenn man die Wahrheit sagt?“. Maja verleierte die Augen „Es geht darum, wie du es gesagt hast und darum, dass du nicht einmal versucht hast, Ishizu zu verstehen.“, erklärte sie eindringlich. Seto ließ die Schultern sinken „Maja, du weißt, dass ich Weinachten hasse, es hätte dir von Anfang an klar sein müssen, dass ich auch dieses Jahr nicht hier bleiben werde.“. „Du bist jetzt Ehemann und Vater, du kannst nicht mehr nur an dich denken. Willst du etwa, dass Cleo mal genauso verbittert wird wie du?“. „Wer ist hier verbittert?“. „Du! Du hast schlechte Erfahrungen mit Weinachten gemacht. Aber hast du dir mal überlegt, wie deine Weihnachtsfeindlichkeit überhaupt angefangen hat?“, erkundigte sich Maja. Seto schnaufte „Ich muss nicht überlegen, ich weiß, wie es angefangen hat.“. „Dann sollte dir doch eigentlich klar sein, dass es Cleo genauso ergehen wird wie dir, wenn du jedes Jahr zu Weinachten fehlst.“, Maja lehnte sich nach vorne und blickte Seto herausfordernd in die Augen. Sie war sich sicher, irgendwie war er zu knacken, sie wusste nur noch nicht wie. Aber eines war ihr klar, er wollte nicht, dass Cleo eine traurige Kindheit hatte und was wäre trauriger für ein Kind, als wenn der Vater Weinachten nie da war? Seto lehnte sich schnaufend zurück. Er wusste, dass Maja nur das Beste wollte für ihn, Ishizu und Cleo, aber dennoch sollte sie eigentlich wissen, wie er empfand und wieso und sie sollte es akzeptieren, ebenso wie Ishizu es akzeptieren sollte. Eben jene betrat gerade die Villa, sie hatte das Baby auf dem Arm. Sie war bei Mai und Joey zu Besuch gewesen und hatte Mai ein wenig ihr Leid geklagt. Als sie Seto in der Küche entdeckte, stürmte sie zielstrebig nach oben. Seto erhob sich seufzend und folgte ihr. Er fand sie in Cleos Kinderzimmer. Sie legte die Kleine gerade hin. „Ich hoffe dir ist klar, dass ich euch allen mit meiner schlechten Laune runter ziehen werde?“, erkundigte er sich. Ishizu drehte sich zu ihm um. Er lehnte im Türrahmen und hatte die Arme verschränkt. „Es geht hier nicht um dich, Seto. Sondern um unser Baby und ihr zuliebe könntest du wenigstens versuchen, etwas Gefallen an Weinachten zu finden.“, erklärte sie mit ernster Miene. Er seufzte „Ich schlage dir einen Kompromiss vor. Ich werde Morgen mit dir auf diese bescheuerte Feier gehen und ich werde bis zum 25. Dezember bleiben, aber dann wirst du mich ohne Widerrede fliegen lassen und ich will dann auch keine Anrufe, dass ich wieder zurück kommen soll, es sei denn es ist etwas Ernstzunehmendes passiert. Ist das klar?“. Sie nickte schwach „Wenn das die einzige Möglichkeit ist, dich Weinachten Zuhause zu halten, dann bitte.“. Sie war gewiss nicht zufrieden mit diesem Kompromiss, aber im Moment schien das der einzige Weg zu sein. Vielleicht würde sie ihn ja in den folgenden Jahren irgendwann einmal dazu bringen, die ganzen Feiertage über Zuhause zu bleiben. Seto schnaufte, als Ishizu, noch immer irgendwie wütend, an ihm vorbei das Zimmer verließ. Er hätte sie und das Baby ja mitnehmen können, aber dazu war Cleopatra einfach noch zu klein und zu schwach. Deswegen würde er sie beide hier lassen, dieses Jahr und nächstes Jahr und das übernächste wahrscheinlich auch noch. Aber dann würde er sie beide mitnehmen und Cleo die Welt zeigen. Hongkong, Sydney, New York, Moskau und Berlin. Die Hauptstädte der Welt. Sie alle würde er ihr zeigen. Wie sie zu Weinachten alle leuchteten und gleichzeitig würde er ihr die negativen Seiten von Weinachten zeigen. All die gestressten Menschen, all diejenigen, die ihrer Familie nichts bieten könnten, weil sie kein Geld hatten und auch jene, die glauben, dass sie glücklich waren, obwohl sie es nie gewesen waren. Ja, er würde ihr all die schlechten Seiten der Feiertage rund um Weinachten und Neujahr zeigen. Aber auch die Guten. Er würde ihr die vielen großen Tannenbäume zeigen, die in den Städten zu finden waren. Er würde ihr viele Nussknacker und Schneekugeln kaufen und irgendwann würde er vielleicht sogar Gefallen daran finden. Gefallen daran finden für sie. Seine kleine Tochter. Seto trat an das Bett seiner Tochter heran. Sie war bereits eingeschlafen. Ganz ruhig und friedlich schlief sie. Sie hatte keine Angst davor, verletzt oder enttäuscht zu werden. Sie fürchtete sich nicht vor Verlusten. Sie hatte noch keine schlimmen Erfahrungen gemacht, die ihre Art zu leben prägen würden. Sie war furchtlos. Sie hatte den Geist des Pharaos gesehen und über seine Fratzen gelacht. Sie ließ sich nicht von Teas greller Stimme erschrecken und auch nicht von den Fratzen, die Joey immer zog, wenn er sie sah – und dass obwohl selbst er sie beängstigend fand – auch als Hund Joey neulich zu bellen anfing, weil er glaubte, dass das Hausmädchen ihr wehtun wollte, hatte sie keine Angst. Sie war furchtlos. Sie war eine Kaiba und in ihren Adern floss das Blut einer stolzen Ägypterin. Sie war die einzige Person auf der Welt, für die er versuchen würde, alles zu ertragen, ganz gleich was es war. Er streichelte vorsichtig und sanft über ihr kleines Köpfchen „Ich hoffe, du kannst mich verändern, mein kleines Mädchen.“, er lächelte kurz und wendete sich dann der Tür zu. „Sie kann es, wenn du es zulässt.“, erklärte Ishizu, die scheinbar gelauscht hatte und nun beschwichtigt war. Seto blickte Ishizu ernst an, bevor er auf sie zu ging, sie in seine Arme zog und ihr einen zärtlichen Kuss gab. Eines Tages würde er hoffentlich auch ihr verständlich machen können, warum er so war wie er war und warum er sich niemals ganz ändern können würde. Doch bis dahin mussten sie beide einfach geduldig sein... Kapitel 21: confession ---------------------- Seto hatte ein Glas mit Rotwein in seiner Hand und schwenkte es gelangweilt hin und her. Sie waren im Wohnzimmer der Mutos. Yugi und Tea hatten sich scheinbar alle Mühe gegeben, das Zimmer festlich zu gestalten. Ein großer Weihnachtsbaum stand in der Mitte des Zimmers. Dunkelrote Kugeln schmückten den Baum ebenso wie eine strahlende, bunte Lichterkette und auf der Spitze des Baumes thronte ein kleiner goldener Stern. Seto glaubte, noch nie einen so hässlichen Baum gesehen zu haben. Die Wände waren verziert mit weihnachtlichen Girlanden und Papiersternen in verschiedenen Formen und Farben. Seto empfand das alles als kitschig, doch er hatte den Mund gehalten und all seine bösen Gedanken über diese Party nicht ausgesprochen. Er sah sich weiter in dem kleinen Raum um, aus dem scheinbar extra die Möbel entfernt wurden, damit etwas mehr Platz war. Irgendwo nahe der rettenden Tür stand ein kleiner Tisch auf dem ein paar Schüsseln mit Knabbereien standen ebenso wie eine größere Schüssel mit alkoholfreier Bohle und ein paar Flaschen Rotwein sowie die dazugehörigen Gläser. Mai und Ishizu standen an dem Tisch. Die blasse Mai knauserte die ganze Zeit, weil sie keinen Alkohol zu sich nehmen durfte – hatte aber niemanden gesagt wieso – und Ishizu meckerte die ganze Zeit darüber, dass Seto ihr verboten hatte, Cleo mit zu nehmen. An der Tür zu dem winzigen Balkon standen Yugi und Joey. Joey bekam ständig einen Hustenanfall nach dem anderen und jeder schlimmer als der vorherige. Neben der Tatsache, dass Seto dankbar war, Cleo zu Hause gelassen zu haben, empfand er schon fast Mitleid für Joey, weil dieser – auch wenn er es zu verbergen versuchte – scheinbar starke Schmerzen hatte beim Husten. Yugi klopfte ihm immer wieder auf den Rücken und hatten sein einzigartiges ‚alles ist einfach super toll’-Lächeln dabei aufgesetzt. Tea und Mokuba saßen auf der Couch unter dem Fenster und unterhielten sich so über dies und jenes. Mokuba machte schon seit dem vorhergehenden Tag ein äußerst bedrücktes Gesicht und dementsprechend besorgt sah ihn Tea auch an. Aber ihrer Miene nach zu urteilen, wollte er ihr offenbar einfach nicht sagen, was ihn bedrückte. Seto sah ihn ständig abwinken oder ein gefälschtes ‚mir geht es wirklich gut’-Grinsen aufsetzen. Aus der kleinen Musikanlage spielte schrecklich fröhliche Weihnachtsmusik und draußen rieselte leise der Schnee. Seto allerdings kam bald das Kotzen – Verzeihung – aber er fand es einfach nur furchtbar hier. Niemand war wirklich glücklich und auch niemand sah so aus, als hätte er wirklich Lust auf diese dämliche Feier, was auch der Grund dafür war, dass Seto sich etwas abseits gestellt hatte, und hätte er Ishizu nicht versprochen, dass sie wenigstens drei Stunden blieben, dann würde er jetzt – mit ihr oder ohne sie – in den Wagen steigen und nach Hause fahren. Doch im Allgemeinen hielt er seine Versprechen – vor allem an sie – und das nicht zuletzt, weil er wusste, wie fuchsteufelswild sie werden konnte wenn nicht. Also würde er weiterhin alleine neben dem hässlichen Tannenbaum stehen und sein Rotweinglas hin und her schwenken und ab und zu daran nippen. ~*~*~ Zum fünften Mal seit Ishizu hier war, spielte nun das Lied „Last Christmas“. Zuerst hatte sie ja gefallen daran gefunden, doch jetzt ging es ihr einfach nur noch auf die Nerven. Mittlerweile stand sie alleine da. Sie hatte es aufgegeben, Mai zu löchern. Mai hatte keines von den Geheimnissen Preis geben wollen – welche Seto Ishizu bereits offenbart hatte – und sie war sich sicher, dass Mai im Laufe des Abends noch allen die freudigen Nachrichten verkünden würde, wobei sie sich nicht sicher war, ob es wirklich für alle freudige Nachrichten wären. Auch sie warf nun einen kleinen Blick durch den Raum. Alle hatten die Plätze etwas verändert. Joey, der Ishizus Meinung nach nicht gesund aussah, hatte sich zu Mokuba auf die Couch gesetzt. Die beiden schwiegen sich an. Tea und Mai standen vor dem Tannenbaum und rieten kichernd, was wohl in den kleinen Geschenken war, die sie alle mitgebracht und gleich unter den Baum gelegt hatten. Yugi hatte sich zu Seto gesellt und versuchte – offenbar erfolglos – ihn in eine weihnachtliche Stimmung zu bringen. Niemand interessierte sich im Moment für Ishizu und das war ihr ganz recht, denn so konnte sie unbemerkt ihr Handy zücken. Früher hatte sie keine Notwendigkeit in solchen Geräten gesehen, doch seit sie mit Seto verheiratet war, wusste sie diese handlichen Dinger zu schätzen, gerade heute. Nur ungern hatte sie sich von Seto dazu überreden lassen, Cleo nicht mit zu nehmen. Im Grunde wusste Ishizu auch, dass es ihr bei Maja sehr gut ging und dennoch hatte sie immer und immer wieder das Gefühl, das etwas nicht stimmen würde und so wählte sie – bereits zum achten Mal an diesem Abend – Majas Handynummer. Es tutete. Viel zu oft wie Ishizu fand und gerade als Maja ein genervtes „Ja?“ hören ließ, nahm ihr jemand das Handy aus der Hand. Seto stand direkt hinter Ishizu und legte kopfschüttelnd das Handy ans Ohr. „Maja, ich bin es nur. Ich wollte dir raten, dein Handy auf lautlos zu stellen, denn Ishizu wird dich im Laufe dieses Abends sicher noch um die 20 mal anrufen.“, erklärte er und grinste Ishizu triumphierend entgegen, welche ihm tödliche Blicke zuwarf. „Ich will wissen, wie es Cleopatra geht!“, rief sie wütend und versuchte verzweifelt Seto das Handy aus der Hand zu reißen. Diesem gelang es jedoch geschickt sie mit einer Hand zu umfassen und so an sich zu drücken, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte, „Sind wir nicht schon etwas zu alt für solche Spiele?“, fragte er sie im Flüsterton. Prompt hörte Ishizu auf sich zu wehren, denn die versammelte Bande hatte ihr Augenmerk nun auf sie beide gerichtet. „Ja, ist gut. Bis später.“, sprach Seto anschließend wieder ins Handy und beendete das Gespräch. Er lockerte seinen Griff um Ishizu etwas, „Sie hat gesagt, dass Cleo schläft und zwar ganz ruhig und friedlich, also krieg dich endlich ein!“, forderte er dann und ließ das Handy in seiner Tasche verschwinden, ehe er sie ganz los ließ. „Hey, Seto, das ist mein Handy.“, protestierte sie. „Heute Abend nicht mehr, Darling.“, grinste er nur und kehrte zu dem schmunzelnden Yugi zurück. ~*~*~ Nach dem Auspacken der Geschenke ließen Mai und Joey endlich die Bombe platzen. Doch wie von Ishizu und Seto erwartet, waren Tea und Yugi ziemlich wütend, weil sie nicht zur Hochzeit eingeladen worden waren und so war die Stimmung später noch gedrückter als zuvor. Yugi, Mai, Tea und Joey hatten sich an den Tisch mit den Getränken gestellt und diskutierten weiterhin über die ganze Situation, dabei wurden sie einzig von Joeys Gehuste unterbrochen, welches er verzweifelt zu unterdrücken versuchte. Seto musste zugeben, dass er das Szenario irgendwie amüsant fand. Er hatte Yugi noch nie so ausrasten sehen und noch immer sprach er in einem wütenden und lauten Ton. Tea spielte die enttäuschte und verletzte Freundin, aber eigentlich – so glaubte es zumindest Seto – war sie nur sauer gewesen, weil sie sonst immer die Erste war, die das Neuste wusste, vor allem wenn es um Joey und Mai ging. Joey selbst versuchte seine Entscheidung zu verteidigen und gestikulierte dabei wie wild mit den Armen herum. Mai stand neben ihm und unterstützte ihn tatkräftig. Dies sah nach einem Duell aus, das wohl keiner gewinnen konnte. Aber Seto verspürte auch nicht den Wunsch, sich da ein zu mischen, um die Sache zu beenden. Lieber würde er dem Trubel noch etwas zusehen. Er und Mokuba saßen auf der Couch und Ishizu hatte es sich – einmal wieder – auf Setos Schosß bequem gemacht. Anfangs hatte Seto das immer etwas gestört, dass sie mitten am Tag und wenn Leute da waren, seine körperliche Nähe suchte, doch mittlerweile hatte er das ganz gut im Griff. Er setzte einfach sein Pokerface auf und tat so als würde es ihm weder gefallen noch stören, so verletzte er Ishizu nicht und es machte dennoch nicht den Eindruck, dass Seto Kaiba auf Schmusen stand. Zwischen den dreien war es eine Weile still, doch irgendwann unterbrach Mokuba schließlich diese, „Seto...“, setzte er vorsichtig an „Ich muss dir was sagen.“. Seto drehte seinen Kopf von dem Yugi VS Joey Spektakel ab und wendete sich Mokuba zu, „Was gibt’s denn? Willst du etwa nach Hause?“, fragte er. Doch Mokuba schüttelte den Kopf, „Nein, dass ist es nicht.“. Ishizu rutschte von Setos Schoß runter und setzte sich nun stattdessen neben ihn, auf die Dauer war es doch etwas unbequem, sie kuschelte sich allerdings etwas an ihn, als sie sich schließlich an Mokuba wandte. „Was ist denn dann? Du wirkst schon die ganze Zeit so nachdenklich. Ist irgendetwas passiert?“, erkundigte sie sich besorgt. Allen war es bereits aufgefallen. Mokuba war heute recht ruhig gewesen und auch sonst benahm er sich irgendwie merkwürdig. Ishizu hatte sich schon die ganze Zeit gefragt was los war, aber sie traute sich nicht zu fragen, weil sie nicht wusste, ob es etwas schlimmes war und sie wollte einen Wutausbruch von Seto gerne vermeiden. Seto selbst hatte sich nicht sonderlich über Mokubas Benehmen gewundert. Er hatte im letzten Jahr eine Menge Seiten an seinem kleinen Bruder kennen gelernt, von denen er nie geglaubt hatte, das sie existierten und er war eigentlich ganz froh, wenn es zur Abwechslung auch mal eine ruhige Seite war. Mokuba nickte und wandte seinen Blick von den beiden ab, „So könnte man es wohl sagen.“. Er schluckte. Es mochte nicht der richtige Zeitpunkt sein, aber er hatte das Gefühl, dass er es in diesem Moment sagen musste oder niemals und da letzteres aus mehreren einleuchtenden Gründen nicht möglich war, blieb ihm gar keine andere Wahl, als mit der Sprache raus zu rücken und zu hoffen, dass die vielen Anwesenden seinen Bruder etwas besänftigten. Seto hob die Brauen, „Was denn? Hast du wieder einen Mathetest verhauen?“. Er nahm das inzwischen ganz gelassen hin. Solange Mokuba versetzt wurde, konnte er damit leben. Außerdem hatte sich seine Laune gerade irgendwie gesteigert, warum sich also über Kleinigkeiten aufregen?! Doch was Mokuba ihm gleich sagen würde, war keine Kleinigkeit, „Nein.“, antwortete er kleinlaut. „Ich... habe... ein Mädchen... geschwängert...“, stotterte er. Seto schoss wie ein Blitz nach oben, „DU HAST WAS?!“, augenblicklich war es still im Raum und alle Blicke waren auf ihn gerichtet. „Seto, bitte...“, begann Ishizu und tätschelte ihm beruhigend den Arm. „Es tut mir leid. Ich wollte das nicht, es ist einfach passiert.“, versuchte Mokuba zu erklären. „Das ist mir klar, dass du das nicht wolltest.“, kommentierte Seto knurrend, „Hab ich dir nicht tausend Mal gesagt, dass, wenn du schon mit jeder erst besten in die Kiste hüpfen musst, du wenigstens verhüten sollst?“. Mokuba wurde immer kleiner auf der Couch, „Das hab ich ja.“. „Offenbar nicht!“, Setos Hände hatten sich zu Fäusten geballt und sie bebten vor Wut. Nun stand auch Mokuba auf, „Warum regst du dich eigentlich so auf?“, fragte er und war nun ebenfalls etwas wütend „Du hast kein Recht dazu! Du hast doch auch nicht verhütet!“, er deutete mit den Augen auf Ishizu. Seto hob drohend die Hand, „Vorsichtig Mokuba. Du bewegst dich auf sehr dünnem Eis.“. Man mochte vieles über Seto sagen können. Ja, er war wohl wirklich ein Eisklotz und ja, er war arrogant und tatsächlich ein klein wenig größenwahnsinnig und besessen von Macht war er auch, aber er war nicht wie sein Bruder. Niemals würde er mit jeder x-beliebigen Frau in die Kiste springen. Das hat er vor Ishizu nicht getan und das würde er auch nicht tun, wenn es ein ‚nach Ishizu’ geben würde. Ja, er hatte leichtfertig Ishizus Gefühle ausgenutzt in jener Nacht und ja, er hatte im Rausch seines eigenen Verlangens vergessen zu verhüten und er hatte dafür bezahlt. Er hatte sich den Konsequenten gestellt und hatte damit Leben gelernt. Doch Mokuba interessierte sich nicht für Konsequenzen. Das hatte er nie. Er hatte sich immer darauf verlassen, dass Seto ihn aus der Scheiße zog, doch dieses Mal konnte und würde er ihm nicht helfen. „Es ist doch aber die Wahrheit!“, schrie Mokuba ihm entgegen, „Du darfst so einen Fehler machen, aber ich...“. Seto unterbrach ihn forsch, „Ich bin erwachsen und das, was ich getan habe, kann man nicht vergleichen mit dem was du hier treibst und eines sage ich dir Mokuba. Ich werde dir dieses Mal nicht helfen. Sieh zu, wie du deine Freundin dazu bewegst, das Kind abzutreiben oder lebe mit den Konsequenzen.“. Mokuba blickte irritiert zu seinem großen Bruder auf, „Wie meinst du das?“, fragte er unsicher. „Genau so wie ich es gesagt habe.“, antwortete Seto, „Ich werde dich weder finanziell noch moralisch unterstützen. Ich werde dich und deine Freundin nicht bei uns wohnen lassen, wenn ihre Eltern sie rausgeschmissen haben und ich werde dich dieses Mal auch nicht vor der Presse verteidigen. Du musst lernen, alleine gerade zu stehen für den Mist, den du baust.“, deutlicher hätte er es nicht sagen können. „Oh mein Gott, Joey!“. Dieser Ausruf ließ die drei Kaibas augenblicklich zusammenzucken und herum fahren. Joey lag bewusstlos auf dem harten und kalten Boden. Seto seufzte, „Darauf hab ich nur gewartet.“. Ishizu wollte sich auf den Weg zu Joey und den anderen machen, als Seto sie an den Schultern packte und eisern zurück hielt. „Du bleibst hier!“, machte er ihr deutlich. „Aber...“, sie wollte widersprechen, doch Seto war schneller als sie. „Du bist diejenige von uns, die mehr Zeit mit Cleo verbringt und wenn Wheeler etwas Ansteckendes hat, dann darfst du nicht in seine Nähe. Cleo braucht ihre Mutter.“, er drückte ihr das Handy in die Hand, „Ruf den Notarzt und bleib wo du bist!“, forderte er eindringlich und ging dann zu den anderen, die im Kreis um Joey knieten. „Joey! Joey, kannst du mich hören?“, rief Mai immer wieder. Tea berührte vorsichtig seine Stirn, „Mein Gott, er glüht ja.“, stellte sie besorgt fest. Yugi schluckte, „Was machen wir jetzt?“. Seto kniete sich neben ihn. „Am Besten wir legen ihn auf die Couch, tun ihm etwas Kühles auf die Stirn und warten, bis der Notarzt kommt.“. Yugi blickte ihm ernst entgegen, „Das ist alles?“. Seto schüttelte genervt mit dem Kopf, „Wenn einer von euch Arzt ist und per Ferndiagnose feststellen kann, was ihm fehlt, dann könnt ihr ihm auch gerne irgendein Antibiotika einflößen.“, erklärte er aufgebracht. „Entschuldige. Du hast Recht.“, erkannte Yugi kleinlaut. Seto blickte zu Mai auf, „Es ist vielleicht etwas Ansteckendes, wenn du deinem Baby nicht schaden willst, würde ich ein wenig Abstand halten!“. Mai nickte zögerlich und trat einige Schritte zurück. ~*~*~ Der Notarzt war mit Blaulicht und Sirene in nur zehn Minuten da – was vermutlich daran lag, dass sie die Frau von Seto Kaiba am Telefon hatten – sie konnten allerdings noch nicht viel feststellen und so brachten sie Joey ins Krankenhaus. Yugi begleitete ihn und Tea bot Mai an, bei ihnen zu übernachten. Seto, Ishizu und Mokuba waren anschließend nach Hause gefahren. Es war kein Wort über ihre Lippen gekommen während der gesamten Heimfahrt. Zuhause hatte sich Mokuba sofort in sein Zimmer verkrochen und auch Ishizu war kurz nach ihrer Ankunft ins Bett gegangen. Nur Seto war wach geblieben. Er hatte sich in sein Arbeitszimmer begeben und bereitete alles für die Reise vor. Stunden später klingelte endlich das Telefon und gerade als Seto den Hörer wieder auf die Gabel gelegt hatte, trat Ishizu ein. Sie trug ein kurzes schwarzes Seidennachthemd und ihre Augen waren leicht trüb. Scheinbar hatte sie bereits geschlafen. Sie legte vorsichtig von hinten ihre Arme um Setos Hals, „War das Yugi?“, fragte sie. Seto nickte, „Hm.“. Ishizu verzog eine Miene. Dass man diesem Mann immer alles aus der Nase ziehen musste. „Und?“. „Wheeler hat sich scheinbar in den letzten Wochen etwas übernommen. Er hat zu wenig geschlafen, unregelmäßig und ungesund gegessen und das geht natürlich alles auf seine Abwehrkräfte. Er hatte offenbar schon vorher eine starke Erkältung, jetzt ist es eine Lungenentzündung.“, erklärte Seto und zog Ishizu sanft auf seinen Schoß. „Wie geht es Mai?“, fragte diese besorgt und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Seto zuckte die Schultern, „Nicht so gut. Sie wird die nächsten Tage bei Yugi bleiben, am besten du gehst sie Morgen mal besuchen.“. Ishizu nickte nur, bevor sie fragte: „Kommst du jetzt ins Bett?“. Doch Seto schüttelte mit dem Kopf, „Ich habe noch Einiges zutun, bevor ich abreise.“. Ishizu sprang von Setos Schoß und blickte ihn finster an, „Heißt das, du willst immer noch gehen?“, fragte sie wütend. Er hob die Brauen, „Natürlich. Es war nie die Rede davon, dass ich es mir anders überlege.“. „Aber Joey...“, setzte Ishizu an. „Was interessiert mich Wheeler?“, erkundigte sich Seto und lehnte sich genervt zurück. „Und selbst wenn er mich interessieren würde, könnte ich doch auch nichts an seinem Zustand ändern, oder? Außerdem hatten wir abgemacht, dass du mich ohne zu murren fliegen lässt, wenn ich bis zum 25. Dezember bleibe.“, seine Stimme war, ohne das er es gemerkt hatte, mit jedem Wort lauter geworden. „Und was ist mit Mokuba?“, Ishizu konnte und wollte Seto nicht über die Feiertage gehen lassen. Sie waren jetzt eine Familie und eine Familie verbrachte die Feiertage zusammen. Setos blick wurde finster, „Ich habe es doch vorhin schon gesagt, es interessiert mich nicht, wie er das jetzt geregelt bekommt. Er hat sich die Suppe eingebrockt und er muss sie auch wieder auslöffeln.“. Ishizu blickte ihn fassungslos an, „Aber er ist dein kleiner Bruder.“, stellte sie fest „Und dieses Mädchen wird dir deinen ersten Neffen oder deine erste Nichte schenken. Interessiert dich das denn gar nicht?“. Seto schüttelte den Kopf, „Es ist mir egal.“, entgegnete er ihr emotionslos. Gerade als Ishizu ihm etwas entgegnen wollte, ertönte ein ohrenbetäubender Schrei und kurz darauf, hörte man zwei Schüsse fallen... ~~~ Fortsetzung folgt Kapitel 22: a stupid lie ------------------------ Eine Woche nach Weinachten. Die Temperaturen waren in den letzten Tagen drastisch gestiegen und so hatte sich der Schnee in Regen verwandelt, welcher erbarmungslos auf die Leute hernieder prasselte. Duzende in Schwarz gekleidete Menschen standen weinend, schluchzend und schniefend an einem Grab. Der Sarg wurde gerade nach unten gelassen, ganz langsam und gemächlich. Seto war es, als würde man ihn damit quälen wollen. Jedes kleine Stück, das der Sarg tiefer ging, war wie ein Messerstich direkt in seine Brust. Doch er stand da wie ein stolzer Krieger. Sein Gesicht war zu einer emotionslosen Miene versteift. Eiskalt blickte er auf das Grab. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt, um sie am Zittern zu hindern. Nichts an seinem Äußeren – außer dem schwarzen Anzug – deutete darauf hin, dass er trauerte. Nicht einmal seinen Tränen gestatte er, sich zu zeigen. Nein, niemand durfte ihn weinen sehen. Er hatte seit seiner Kindheit nicht mehr geweint und er würde jetzt nicht wieder damit beginnen. Roland stand direkt neben ihm. Unter seiner Sonnenbrille kullerten kleine Tränen hervor. Doch er konnte sich nicht wirklich auf die Beerdigung und seine Trauer konzentrieren. Denn er musste immer und immer wieder ein Auge auf die Bodyguards werfen, die verzweifelt versuchten, die aufdringliche Presse zurück zu halten, welche zwar stumm war im Moment, aber Videos und Fotos machten. ‚Abartig’ war das Einzige, was ihm dazu einfiel. Konnte man sie nicht einmal hier in Frieden lassen? Reichten nicht schon all die vielen Fotos von dem Tatort mit den Leichen? Reichten nicht schon die 5000 verschiedenen Versionen, wie es überhaupt zu diesem Unglück gekommen war, die im Fernsehen ausgestrahlt wurden? Roland konnte und wollte die Presse nicht verstehen. Yugi und Tea standen zu Kaibas Linken. Teas Gesicht war von einem Schwall Tränen überflutet worden und sie brachte nichts anderes hervor als ein andauerndes Schluchzen und Schniefen. Yugi war betroffen. Er hielt Tea im Arm und bewunderte nebenbei Kaibas Standhaftigkeit. Er wusste, dass die kühle Maske nur gespielt war, aber er wusste nicht, wie Kaiba das schaffte, er wäre wahrscheinlich schon längst in Tränen zusammengebrochen an seiner Stelle. Maja und Sven standen hinter Seto. Maja war in Svens Arme Gesunken und weinte bittere Tränen über den Verlust, den sie gemacht hatte. Ihre Hände waren in Svens Anzug verkrampft und sie nahm kaum noch etwas war außer dem Regen, der sie mittlerweile durchweicht hatte. Svens Augen waren starr auf Seto gerichtet. Er konnte einfach nicht glauben, was er sah. Seto stand stocksteif da und zitterte nicht einmal. Er wusste nicht, ob er ihn dafür bewundern oder verurteilen sollte. Wie konnte er in so einer Situation nur so ruhig und emotionslos wirken? Hatte der Mann denn wirklich gar keine Gefühle? Der Sarg kam mit einem dumpfen Aufprall auf dem feuchten Boden an und Seto zuckte kurz – kaum merklich – zusammen. Doch sofort fing er sich wieder. Er sah noch einen Moment zu, wie die Menschen zu dem Loch gingen, um Blumen und Erde hinein zu werfen. Als hinter ihm eine Schneise frei war, machte er sich auf den Weg zu der Limousine, mit welcher er und Maja gekommen waren. Er hatte genug gesehen und gehört, alles was er wollte, war nach Hause zu fahren, um sich dort in seinem Büro einsperren zu können. Leider musste er erst an der Presse vorbei, um zur Limousine zu kommen. „Seto Kaiba, warum bleiben Sie nicht bis die Beerdigung vorbei ist?“ „Herr Kaiba, werden Sie auch zur Beerdigung von Amy Jagamy kommen?“ „Mr. Kaiba, ist es wahr, dass Amy Jagamy ein Kind von Ihrem Bruder erwartet hat?“ „Herr Kaiba, warum ist Ihre Frau nicht hier?“ Einige der Bodyguards schirmten Seto weitgehend von den Presseleuten ab, bis er in die Limousine eingestiegen war. Von dort aus beobachtete er durch die verdunkelten Scheiben hindurch, wie die Leute langsam das Grab verließen und in ihre Autos stürmten. Einige hielten noch kurz inne und plauderten mit den Leuten von der Presse. Irgendwann stiegen auch endlich Maja und Roland ein – welcher der Fahrer war. Es war eine ganze Weile still im Auto. Gelegentlich hörte man Roland leise seufzen und auch Maja kullerten noch immer einige Tränen über die Wangen. Irgendwann startete Roland schließlich den Wagen und endlich verließen sie diesen grauenvollen Friedhof. Es war erste Mal überhaupt, dass Seto hier gewesen war. Auf dem Friedhof von Domino. Sein Vater war hier ebenfalls beerdigt worden, aber er hatte sein Grab nie besucht. Er hatte die Vergangenheit vergessen wollen und war dem Domino Friedhof und dem Grab seines Vaters somit fern geblieben. Außerdem hatte er Friedhöfe noch nie leiden können. Dennoch ließ er seinen Blick noch einmal über den Ort schweifen. Fast alle Gäste, die hier gewesen waren, würden jetzt noch zu der Trauerfeier kommen, die bei ihm Zuhause stattfand, doch er selbst würde nicht daran teilnehmen. Die Limousine würde noch einen Abstecher zur Kaiba Corporation machen, wo er aussteigen und sich in seinem Büro verschanzen würde. Es war auf der Feier für alles gesorgt und so war er der Meinung, dass seine Anwesenheit nicht gebraucht wurde. „Warum hast du nichts ins Grab geworfen?“, fragte Maja plötzlich vorwurfsvoll. Seto schwieg, es gab nichts, was er diesem Grab beizutragen hatte und er hielt nichts davon, Erde und Blumen auf den Sarg zu schmeißen, das war für die meisten – nicht für ihn – ein Symbol dafür das sie Abschied genommen hatten und den Toten gehen lassen würden. Mal davon abgesehen, dass dieses tun für Seto bedeutungslos war, hatte er auch nicht wirklich vor, Abschied zu nehmen. „Du hast auch nichts gesagt, kein einziges Wort. Die Leute werden über dich reden.“, stellte Maja mit ernster Miene fest. Er zuckte die Schultern, „Und?“, es störte ihn wirklich nicht. „Glaubst du im Ernst, dass es mich im Moment interessiert, was andere denken?“, nicht zuletzt, weil es Seto auch so nie interessiert hatte. Maja seufzte, „Die Leute werden sagen, dass du ihn nicht geliebt hast.“, stellte sie bitter fest. Natürlich wusste sie, dass das keineswegs den Tatsachen entsprach. Aber so kam es rüber und so würde es die Presse auch drehen und Seto sollte das eigentlich wissen. Doch er war so beschäftigt damit, seine Trauer zu verbergen, dass er alles andere um sich herum verdrängte. Er schubste jeden beiseite. der ihm beistehen und Trost spenden wollte und Maja hatte das ungute Gefühl, dass das Schlimmste erst noch kommen würde. Er zuckte wieder nur die Schultern. Sollten die doch denken was immer sie wollten. Außerdem spielte es jetzt doch sowieso keine Rolle mehr, wie viel er ihm bedeutet hatte, denn er war tot... ~*~*~ Mai saß an Joeys Krankenbett. Sie hatte die Zeitung aufgeschlagen, weil Joey sie gebeten hatte, ihm etwas vor zu lesen – durch seine Medikamente sah er alles verschwommen und konnte daher nicht selbst lesen. Sie blickte zögerlich auf die erste Seite, welche sie dann hastig mit den Worten „Och, hier steht nichts Wichtiges“ umblätterte. Joey hob zweifelnd die Brauen, „Ich will es trotzdem wissen.“. „Sicher nicht, das... sind nur... irgendwelche Affären von unbekannten Politikern.“, log sie schluckend. Joey seufzte, „Mai, ich kann die Überschrift erkennen und da steht irgendetwas mit Kaiba.“, erklärte er. Mai grinste gespielt, „Ach wirklich?“, sie blätterte zurück und machte eine überraschtes Gesicht, „Tatsache. Ich habe Kiba gelesen.“, sie räusperte sich, „Aber... das ist wirklich nicht wichtig, willst du nicht lieber die Sportergebnisse hören?“, der letzte Funken Hoffnung ging mit Joeys eindeutigem Kopfschütteln unter. Erneut seufzte Mai, „Okay, aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“. Zögerlich begann sie die Überschrift zu lesen, „Doppelmord vor der Kaiba-Villa.“, sie sah zögernd zu Joey auf. „Mord? Vor der Villa? Es geht doch dem Baby gut, oder?“, fragte er besorgt und richtete sich unter starken Schmerzen etwas auf. Mai nickte schwach, „Ja, Cleo ist in Ordnung.“. Joey atmete erleichtert aus, „Okay, dann ließ weiter!“, forderte er dann. Erneut musste Mai schlucken, ihr Mund fühlte sich auf einmal schrecklich trocken an. Sie hatten Joey nichts davon erzählt, weil er sich nicht aufregen sollte. Schon die letzten drei Berichte hatten sie gekonnt vor ihm versteckt, doch dieses Mal musste man ihm wohl von der bitteren Wahrheit berichten. Ihre Hände zitterten leicht, als sie endlich fortfuhr, „Vor gut einer Woche ereignete sich vor der Kaiba-Villa ein schrecklicher Mord. Nun endlich sind alle Unklarheiten des Geschehens geklärt.“, Mai holte tief Luft, bevor sie weiter las, „Offenbar war die Bande mit Namen ‚Bad Boys’ , dessen Anführer Mokuba Kaiba war, in einen Streit geraten mit der Bande, die sich ‚Street Guys’ nennt. Diese Bande, bestehend aus jungen Männern im alter von 16 bis 20 Jahren, ist erst seit Kurzem in der Stadt und bekannt für den Gebrauch von Waffen. Offenbar hat der Bandenführer Mokuba Kaiba an jenem Abend vor der Kaiba-Villa aufgelauert. Woher er wusste, dass dieser das Haus noch einmal verlassen würde, ist allerdings nach wie vor ungeklärt. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass Mokuba Kaiba Besuch erwartete. Offenbar hat sich der junge Kaiba an jenem Abend mit seinem Bruder gestritten und wollte zusammen mit seiner schwangeren Freundin durchbrennen. Doch dazu sollte es nie kommen, denn der Anführer der ‚Street Guys’, Kevin Kondo, sprang überraschend aus dem Gebüsch und erschoss beide, noch bevor sie ihn überhaupt richtig registrieren konnten.“. Joey blickte sie mit ernster Miene an, „Er erschoss sie?“. Mai nickte nur schwach. „Aber, es geht ihnen doch gut, oder nicht? Ich meine, sie leben und... Kaiba hat ihnen verziehen, nicht war?“, Joey erkannte in Mais Augen, dass er sich irrte. Schnaufend las Mai weiter, „Die Mitglieder der Bande wurden mittlerweile gefasst und hinter Gittern gebracht. Ihnen droht jetzt eine lebenslange Haftstrafe. Für Amy kam jedoch jede Hilfe zu spät und auch Mokuba erlag kurz darauf seiner schweren Verletzung. Seine Beerdigung wird heute stattfinden. Die Familie Kaiba hat noch keine Stellung zu dem Vorfall genommen. Ihr Pressesprecher hat lediglich erklärt, dass die Familie in großer Trauer ist und nicht belästigt werden möchte.“, endete Mai schließlich. Faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf Joeys Nachtschrank. Joey starrte Mai fassungslos an, „Er ist... tot?“. Mai nickte wieder nur. „Und Kaiba?“ „Ishizu sagt, es bricht ihm das Herz, aber er zeigt es nicht. Er stürzt sich in seine Arbeit oder sperrt sich in seinem Zimmer ein. Er will niemanden sehen und mit niemanden reden.“, antwortete Mai mit bedauernder Stimme. Joey ließ sich seufzend zurück sinken, „Mann, da tut es einem echt Leid, all das Böse was man Kaiba immer gewünscht hat. Ich meine, hat er nicht schon genug durchgemacht?“. Mai nickte zustimmend, „Von der eigenen Mutter verlassen. Dann starb der Vater ganz plötzlich bei einem Autounfall. Anschließend ein schreckliches Jahr im Kinderheim und darauf folgend viele Jahre unter Gozaburo Kaibas Diktatur.“, sie schüttelte bedauernd den Kopf, „Dann die Frühgeburt und die Sorge um Ishizu und Cleopatra. Der ganze Ärger mit unserem lieben Mokuba und der tot von dieser Noriko...“. Joey verzog eine Miene, „Ob er sich jemals davon erholen wird?“. Mai zuckte die Schultern, „Ich hoffe es.“. ~*~*~ „Ich will dich nicht dabei haben.“. Seine Worte schallten in Ishizu Ohren, wieder und wieder und wieder. Was hatte sie falsch gemacht? Sie hatte ihm doch nur beistehen wollen. Immerhin hatte er gerade seinen geliebten kleinen Bruder verloren. Außerdem fand sie den Gedanken schrecklich, dass er da ganz alleine vor diesem Grab stehen musste, ohne dass ihm jemand Halt gab der wusste, wie sehr er wirklich unter dem Tod von Mokuba litt. Sie konnte sich noch genau an seinen Gesichtsausdruck erinnern, als er zurückkam. Er hatte sie zu Cleo ins Kinderzimmer geschickt gehabt an jenem Abend, nachdem die Schüsse gefallen waren, er hatte gesagt sie sollte sich in Cleos Zimmer einsperren und nicht aufmachen, ehe er nicht zurück war. Doch so lange hatte Ishizu nicht warten können, irgendwann hatte sie mit Cleo das Zimmer verlassen, da war Seto bestimmt schon eine ganze Stunde weg gewesen. Sie hatte die Sirenen gehört und das Blaulicht durch die Fenster strahlen sehen und dass Seto nicht zurück gekommen war, hatte ihr Angst gemacht. Doch sein Gesichtsausdruck, als er ihr entgegen kam, zurück von der Straße an dem er die Leichen der beiden entdeckt hatte, den würde sie nie vergessen. Es war, als hätte sie eine andere Person vor sich gehabt. Sie hatte noch nie so viel Schmerz und Trauer in seinem Gesicht gesehen. Sie hatte noch nie gesehen, dass er kurz vorm Weinen war. Doch als sie ihn in den Arm nehmen wollte, da hatte er sie von sich gestoßen, er wollte alleine sein, hatte er gesagt. Er hatte sich in irgendeinem Gästezimmer eingesperrt und war nicht wieder raus gekommen. Am nächsten Morgen war er sofort in seine Firma geflüchtet und so ging es jeden Tag weiter. Bis heute Morgen. Er war nur nach Hause gekommen, um sich um zu ziehen und als Ishizu ihm sagte, dass sie ihn begleiten würde, da hat er ihr ins Gesicht gesagt, dass er sie nicht bei der Beerdigung dabei haben wollte. Er hatte nicht gesagt warum, nur das es so war. Die klassische Musik, die ganze Zeit gespielt wurde, endete plötzlich und riss Ishizu aus ihren Gedanken. Die ganze Eingangshalle war voller Trauergäste, sie alle klatschten den beiden jungen Frauen zu, die einige Stückte zum Besten gegeben hatten. Ishizu hatte die beiden irgendwo schon einmal gesehen, aber sie wusste einfach nicht mehr wo. Roland trat auf die beiden zu, „Das waren Miss Michiru Kaiou und Miss Haruka Tenno an der Violine und am Klavier. Bitte noch einmal einen herzlichen Applaus!“, forderte er steif. Seit sie von der Beerdigung gekommen waren, verschwand er dauernd ins Bad. Wahrscheinlich um sich aus zu weinen. Wenn er zurückkehrte, machte er jedoch immer ein gefasstes Gesicht, auch wenn er recht steif wirkte. Noch einmal Applaudierten die Gäste, bevor sie sich wieder ihren bisherigen Tätigkeiten zuwandten. Ishizu erhob sich und beschloss ihrer Pflicht als Frau des Hauses nach zu kommen, bevor auch sie sich zurückzog. Sie kam auf die beiden Künstler zu und reichte ihnen freundlich die Hand „Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Mein Schwager hat ihre Musik sehr gemocht und das möchte schon etwas heißen, denn normalerweise steht er mehr auf Rock und Techno.“, sie erzwang sich ein Grinsen. Michiru lächelte ihr aufheiternd entgegen, „Ich weiß, sonst hätte Ihrem Mann ja sicher nicht so viel daran gelegen, dass wir heute kommen. Wo ist er überhaupt?“. Ishizu seufzte, „Er lässt sich entschuldigen, es geht ihm nicht so gut.“. Haruka nickte, „Verständlich.“ Ishizu räusperte sich, „Also, bitte. Bedienen Sie sich ruhig am Buffe.“, sie deutete auf die reich gedeckte Tafel und verabschiedete sich dann mit einer kleinen Verbeugung. Das war typisch für Seto, dass er sie hier alleine ließ mit all den vielen Gästen. Doch zum Glück hatte sie noch Maja und Roland, die die Sache ganz gut im Griff hatten und so konnte sie es sich leisten, sich in Cleos Zimmer zurück zu ziehen. Sie hatte Cleo auf ihren Arm genommen und sich mit ihr zusammen auf den Schaukelstuhl gesetzt. In ihr keimten Zweifel auf. Zweifel an sich selbst, Zweifel an Seto und vor allem aber Zweifel an ihrer Ehe. Dieses Gefühl existierte schon seit einer Weile, sie hatte es nur nicht zuordnen können. Doch jetzt ist es ganz klar und deutlich. Ishizu stellte sich vor allem eine Frage: War ihre Entscheidung damals richtig gewesen? War es gut, dass sie Setos Vorschlag zugestimmt hatte? Hätte es nicht auch noch andere Möglichkeiten gegeben als diese Heirat? Hätte sie nicht wenigstens versuchen können, nach Ägypten zurück zu kehren? Vielleicht wäre alles viel einfacher gewesen, wenn sie zuerst mit Odion und Marik gesprochen hätte. Vielleicht hätte sie dann ganz normal in Ägypten leben können. Gut, es gab religiöse Vorschriften in ihrer Heimat, aber sie lebten ja nicht mehr im Mittelalter. Sicherlich hätte es in Ägypten eine Möglichkeit gegeben, als alleinerziehende Mutter zu überleben. Sie hätte sich damit gewiss sehr viel Ärger erspart. Vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen. Immerhin wäre sie dann nie auf Noriko getroffen und so hätte es keine Frühgeburt gegeben und Noriko wäre nicht ums Leben gekommen, ja und selbst Mokuba und seine Freundin könnten jetzt noch leben, wenn sie sich damals nur anders entschieden hätte. Natürlich gab es auch schöne Momente mit Seto. Ja, es tat ihr gut, nachts in seinen Armen einzuschlafen und manchmal Morgens darin aufzuwachen. Oder auf seinem Schoß zu sitzen, den Kopf auf seine Schulter zu legen und mit ihm gemeinsam Cleo beim schlafen zu beobachten. Außerdem war Seto ein bemerkenswerter Küsser – soweit Ishizu das beurteilen konnte - und sein Aussehen war selbstverständlich ebenso wenig zu verachten wie das viele Geld auf seinem Konto. Doch das alles machte nicht Glücklich. Sie hatte ihm schon zweimal ihre Gefühle gestanden und sie suchte häufiger seine körperliche Nähe. Aber Seto hatte nur selten Zeit für sie und auch meistens keine Lust, sie mal in den Arm zu nehmen oder einfach so zu küssen. Auch dass er, und das bemerkte Ishizu erst jetzt, ihr noch nie gesagt hatte, was er für sie empfand, war nicht gerade fördernd für ihre Ehe. Ishizu hatte im Moment irgendwie das Gefühl ihm nur im Weg zu stehen und sie würde im Moment nichts lieber tun, als sich ihr Baby zu nehmen und zu ihren Brüdern in ihre Heimat zurück zu kehren. ~*~*~ Es war weit nach Mitternacht, als Seto nach Hause zurückkehrte. Maja hatte alle Spuren der Trauerfeier bereits beseitigt und im ganzen Haus war es ruhig, doch aus der Küche kam noch Licht. Vorsichtig betrat er den Raum und entdeckte eine gähnende Ishizu. „Was machst du denn hier?“, fragte er tonlos und machte sich auf den Weg zu seiner geliebten Kaffeemaschine. Ishizu sah zu ihm auf, „Ich wohne hier.“, stellte sie trocken fest. „Oh, wirklich?“, er klang gereizt. „Geh ins Bett!“. Ishizu schluckte, „Erst wenn du mir eine Frage beantwortet hast.“. Er drehte sich zu ihr um, „Was?“, erkundigte er sich in einem schroffen Ton. „Warum...“, setzte Ishizu zögernd an, „Warum hast du... mir... noch nie...“, sie blickte ihm fest in die Augen, „Warum hast du mir noch nie gesagt, dass du mich liebst?“. Er hob amüsiert die Brauen, „Ist das dein Ernst?“. Sie nickte, „Allerdings.“, auch wenn sie versuchte, ganz ruhig zu wirken, so fing ihr Körper doch an zu Zittern. „Ich habe dir bereits zweimal gesagt, dass ich dich liebe. Aber du hast so etwas noch nie zu mir gesagt und auch nicht zu Cleo.“. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Theke, „Willst du, dass ich lüge?“. Irgendetwas war mit ihm. In seinem Kopf brannten die Sicherungen durch und mit jedem Wort, das über ihre Lippen kam, wurde er wütender. Er wusste nicht einmal warum. Aber er verspürte eine wahnsinnige Lust, sie zu verletzen und zwar so richtig. Er würde sie gerne demütigen. Sie sollte vor ihm auf die Knie gehen wie vor einem Jahr in Ägypten. Ishizu blickte ihm irritiert entgegen, „Wie meinst du das?“, sie fürchtete sich vor seiner Antwort. Zurecht, wie sie gleich feststellen würde, „Ich kann dir keine Gefühle bekunden, die nicht da sind.“, entgegnete er ihr mit einer Eiseskälte in der Stimme, dass es Ishizu erzittern ließ. Sie schluckte, „Du willst mir sagen, dass...“, begann sie, doch sie wagte es nicht ihren Satz zu beenden. „Ich liebe dich nicht, ich habe dich nie geliebt und ich werde dich auch niemals lieben und dasselbe gilt für Cleopatra.“, er drehte ihr den Rücken zu. Es war eine Weile still, doch er glaubte ihren schnellen Atem hören zu können und das Rasen ihres Herzens und dann hörte er nur noch, wie die Küchentür aufgerissen und anschließend wieder zugeschlagen wurde. Seto ließ die Schultern sinken. „Toll Kaiba, bist du wirklich scharf darauf, auch noch das Letzte zu vertreiben, was du hast?“, fragte er sich selbst kopfschüttelnd. Er hörte eine Stimme. Ganz deutlich war in seinem Kopf eine Stimme, die ihn dazu drängte, ihr nach zu laufen. Doch er ignorierte sie. ~~~ *in Deckung geh* Kapitel 23: the bitter end -------------------------- „Kaiba?“. Stille. „Kaiba?!“ Immer noch Stille. „KAIBA!!!“. Seto blickte mit finsterer Miene zum Pharao auf, welcher ihn wiederum mit besorgter Miene musterte. Seto war, zu Atemus Überraschung, gestern Nacht hierher zurückgekehrt, obwohl er gerade erst nach Hause gefahren wahr. Der Pharao hatte in der Zwischenzeit sicherlich schon duzende Male versucht, aus ihm heraus zu bekommen, wieso er so schnell wiedergekehrt war, doch Seto hatte ihn beharrlich angeschwiegen. Auch jetzt sah Seto nicht so aus, als verspürte er den Wunsch, mit ihm zu plaudern. Atemu krallte sich die Zeitung, welche Carol vor einer Stunde herein gebracht hatte, und wedelte damit vor Setos Gesicht herum. „Also Kaiba, ganz ehrlich jetzt. Ich glaube, du hast in deinem Leben noch nie so viel Kritik bekommen.“, meinte der Pharao und schlug die erste Seite auf, „Lass mich aufzählen! Man wirft dir vor, dass du deinen Bruder nicht geliebt hast. Dass es dich kein bisschen traurig stimmt, dass er tot ist. Dass du den Rest deiner kleinen Familie im Stich lässt. Dass du dich scheiden lassen willst und dass du ein machtbesessener, gefühlskalter Mensch bist.“, er blickte mit ernster Miene zu ihm auf, „Letzteres wussten wir schon, aber was ist mit dem Rest?“. Seto blickte dem Pharao eine Weile seufzend entgegen. Er wirkte einen Moment so, als wollte er wirklich antworten. Doch dann senkte er den Kopf und richtete seinen Blick starr auf den Bildschirm seines Laptops. Er hasste die Presse, er würde sie alle verklagen. Einen nach dem anderen und am Ende würden sie alle vor ihm um Gnade winseln. Was ging diese Leute sein Privatleben an? Was ging es den Pharao an? Seto war schon wieder so wütend, er würde am liebsten irgendetwas zerstören. Zudem verspürte er große Lust, den Pharao ein zweites Mal zu töten. Atemu schnaufte. „Schön. Lass mich das analysieren.“, er grübelte einen Moment, „Ich weiß, dass du deinen kleinen Bruder über alles geliebt hast und mehr unter seinem Tod leidest, als die meisten es nur erahnen können. Also ist das schon mal gelogen und es geht dir am... du-weißt-schon vorbei.“, stellte er schulterzuckend fest, „Dass sie denken, du lässt den Rest deiner Familie im Stich, kann ich gut verstehen, immerhin hast du die letzte Woche fast nur hier verbracht und du hast Ishizu nicht angerufen und mir auch nicht antworten können, als ich dich gefragt habe, ob Cleopatra gewachsen ist. Allerdings verstehe ich, dass du etwas Abstand benötigst. Also ignorieren wir das einfach.“, er blickte nun mit ernster Miene zu Seto auf, „Aber was ist mit den Scheidungsgerüchten?“. Seto schluckte schwer, reagierte aber ansonsten nicht. Er starrte die ganze Zeit nur auf den Startbildschirm seines Laptops. Er wirkte etwas abwesend. Seine Gedanken schienen ganz weit weg. Doch er wurde in die Realität zurückgeholt, als jemand die Tür zu seinem Büro aufriss. „Kaiba, was hast du...“, Sven blieb wie angewurzelt stehen, als er die Zeitung in der Luft schweben sah. Als der Pharao registrierte, dass Sven ihn – oder besser die schwebende Zeitung – anstarrte, ließ er sie hastig fallen. „W-Was... was war das?“, fragte Sven völlig perplex. Seto öffnete den Mund, „Ähm....“, war jedoch alles was daraus kam. „Ist das, etwa eine neue Erfindung von dir?“, ein funken Hoffnung schimmerte in Svens zitternder Stimme wieder. „Ja.“, bestätigte Seto, „Aber sie ist noch in der Testphase, von daher...“. Sven nickte zweifelnd, „Ach so, okay. Also... zurück zum Thema!“. Seto ließ die Schultern sinken, „Wir haben kein Thema. Ich habe dich nicht in mein Büro gebeten und ich werde mit dir nicht über private Dinge reden, also verlass sofort diesen Raum oder ich lasse dich rauswerfen!“. Etwas eingeschüchtert trat Sven jedoch ein paar Schritte näher, „Hör mal, wir alle wissen, dass du im Moment viel durchmachst und wir alle versuchen dich zu verstehen, aber wenn dein Ruf noch weiter sinkt, dann wirkt sich das auch auf die Firma aus und somit auf uns alle. Deswegen frage ich dich: Was zur Hölle willst du gegen all die Lügen in der Zeitung tun?“. Seto schnaufte, „Sven, wenn du deinen Job behalten willst, dann würde ich dir dringend raten, sofort mein Büro zu verlassen!“, er meinte es ernst. „Aber...“, setzte Sven dennoch protestierend an. „RAUS!“, Seto hatte sich erhoben und mit seiner Hand auf die Tür gedeutet. Sven nickte zögernd und eilte aus dem Büro. Seto ließ sich auf seinen Stuhl zurück sinken und knallte seinen Kopf auf die harte Tischplatte. „Kaiba?“, erkundigte sich der Pharao besorgt. Seto seufzte. Wie konnte sein Leben nur so aus den Fugen geraten? Wie konnte er zulassen, dass dies alles passierte? Wieso hatte er es nicht aufgehalten? Dieses Chaos, das ihn überrollt hatte? Wieso hatte er seinen Bruder nicht beschützen können? Wieso hatte er Ishizu seine Gefühle nicht zeigen können? Wieso hatte er nie gelernt, das fest zu halten, was er liebte? War es das Schicksal von dem Ishizu immer gesprochen hatte? War es ihm bestimmt, sein ganzes Leben nur Leid und Trauer zu erfahren? Lag ein Fluch auf ihm? Oder hatte er wirklich ganz alleine Schuld an dieser Tragödie? Er hätte jetzt gerne jemanden, auf den er die Schuld schieben konnte. Vielleicht einen Sündenbock wie Wheeler. Aber das war einer der wenigen Momente in Setos leben, in denen er nicht Joey Wheeler, Gozaburo Kaiba, Maximilian Pegasus oder Yugi Muto die Schuld geben konnte an all den schlechten Dingen, die ihm widerfahren waren. Nein, dieses Mal trug nur er alleine Schuld daran. Doch das machte es nicht wirklich einfacher für ihn. Seto erhob sich schließlich wieder und marschierte zielstrebig auf die Tür zu. „Wo willst du hin?“, fragte Atemu nach. Er machte sich sorgen um Seto. Sein Zustand war kritisch und mehr als nur besorgniserregend. Denn, obgleich er auch jede Hilfe abwies, brauchte er sie jetzt mehr denn je. Er brauchte Freunde, die ihn unterstützten und aufbauten. Er brauchte die Nähe seiner Frau und seiner Tochter und wenn er die nicht sehr bald kriegen würde, dann sah Atemu schwarz für Setos Zukunft. Sehr schwarz. „Ich fahr nach Hause.“, entgegnete Seto, „Ich habe Lust mich zu betrinken.“, mit diesen Worten verließ er endgültig den Raum. ~*~*~ Es hatte ganz klare Vorteile ein kleines, schwaches und hilfloses Baby zu sein. Es hatte aber noch mehr Vorteile das kleine, schwache und hilflose Baby von Seto Kaiba zu sein. Cleopatra Isis Kaiba Ishtar alias Cleo oder auch Leo war ohne Frage ein zufriedenes Baby. Das Dumme an ihrem derzeitigen Dasein war nur, dass sie sich lediglich über das Schreien und Weinen bemerkbar machen konnte und dass sie sich in ein paar Jahren, an all das hier nicht mehr erinnern können würde. Sie würde ihrer Mama nie sagen können, dass ihr Vater sie in den letzten Tagen immer besuchen gekommen war. Immer dann, wenn Mama geschlafen hatte. Sie würde sich später nicht mehr daran erinnern können, dass ihr Papa sie in den Arm genommen und an sich gedrückt hatte. Dass sie das Einzige war, was ihm Halt geben konnte und dass sie die Einzige war, die er in einer schwierigen Zeit überhaupt an sich heran ließ. Sie hörte nur die vertraute Stimme, die ihr liebevoll zuflüsterte. Sie sah nur in das vertraute Gesicht mit den blauen Augen, die ihr so viel Vertrauen und Zuneigung offenbarten und das, obwohl sie den Wert dieser Gefühle noch nicht einmal erahnen konnte. Sie spürte nur die rauen Hände, die sie liebevoll streichelten und die kratzigen Lippen, die ihr manchmal zärtlich einen Kuss auf ihr kleines Köpfchen drückten. Cleo hatte keine Ahnung, dass ihr Papa traurig war und sich einsam fühlte. Sie wusste auch nicht, dass ihre bloße Anwesenheit ihm Kraft und Halt gab. Sie wusste nicht einmal, warum sie sich in den Armen dieses Mannes so wohl fühlte, dass sie darin beruhigt einschlief und sie würde sich wahrscheinlich niemals daran erinnern. Würde man sie heute ihrem Vater entreißen und sie zehn Jahre von ihm fern halten, so würde sie ihn nicht wieder erkennen, wenn sie ihm einmal auf der Straße begegnete, vielleicht hätte sie ein vertrautes Gefühl gehabt. Vielleicht hätte sie sich gefühlt, als hätte sie etwas Wichtiges vergessen. Doch sie würde sich nicht daran erinnern, was es war. Jetzt lag sie hier in ihrem Bettchen. Neben ihr lag ein Kuscheltier. Eine Miniaturausgabe des Weißen Drachen mit eiskaltem Blick. Ein Geschenk von ihrem Onkel Mokuba, an den sie sich niemals erinnern würde. Über ihr hing ein hübsches Mobile mit vielen kleinen und niedlichen Duellmonstern. Ein Geschenk von ihrem Patenonkel. Doch das wusste sie nicht. Es war einfach selbstverständlich, dass es da über ihr hing und kleine Kreise zog. Wenn Cleo ihr kleines Köpfchen zur Seite drehte, dann sah sie ihre aufgewühlte Mutter, die vor einem Koffer kniete und hastig ein paar Strampler da rein packte. Doch sie wusste natürlich nicht, was das für sie bedeuten würde... ~*~*~ „Was tust du da?“, Seto lehnte in der Schlafzimmertür und beobachtete skeptisch das Treiben in seinem Schlafzimmer. Ishizu hockte auf dem Bett. Neben ihr lag ein Stapel zusammengelegter Wäsche und vor ihr ein offener Koffer. Derselbe Koffer, mit dem sie nach Domino gekommen war. Sie blickte nicht zu ihm auf, als sie sagte: „Keine Sorge, ich nehme nur die Kleider mit, mit denen ich gekommen bin. Ich weiß zwar nicht, was du mit den anderen Sachen willst, aber ich werde nichts mitnehmen, was mit deinem Geld bezahlt wurde.“. Er hob die Brauen, „Wohin mitnehmen?“. Nun sah sie doch zu ihm auf, „Nach Ägypten.“. „Ist irgendwas mit Marik oder Odion?“, wollte Seto wissen. Ishizu schüttelte den Kopf, „Nein.“. „Du kannst doch nicht einfach Hals über Kopf in den Urlaub fliegen, ohne mir etwas zu sagen.“, er hatte die Bedeutung von dem, was sie gesagt hatte im Grunde verstanden, aber er wollte es sich nicht eingestehen. Sie seufzte genervt auf, „Ich will keinen Urlaub machen, Seto. Ich werde nach Hause zurückkehren und zwar für immer.“. Er schluckte, „Soll das heißen du...“, irgendetwas in ihm verbot ihm, den Satz zu beenden. „Ich will die Scheidung.“, sie hatte schnell gesprochen, so schnell wie nur möglich, denn sonst wäre es nicht über ihre Lippen gekommen. Er blickte sie fassungslos an, „Du willst mich einfach so verlassen, ja?“. Ishizu schüttelte mit dem Kopf, „Tut mir leid, aber... ich glaube nicht, dass ich so weiter machen kann.“. Er seufzte, „Ishizu, du hast gewusst, worauf du dich einlässt.“. „Nein, ich hab gedacht, dass sich irgendwann einmal etwas ändert. Aber du behandelst mich noch immer wie deinen Spielball. Ranholen und wegschubsen, immer und immer wieder. Ich kann einfach nicht mehr, Seto.“, sie legte hastig den Rest Kleidung in den Koffer, machte ihn zu, nahm ihn in die Hand, stieg vom Bett und drehte sich zum Gehen um. „Und was gedenkst du jetzt zu tun?“, fragte er sie, „Denkst du, dass du dich einfach von mir scheiden lassen und nach Ägypten zurückkehren kannst?“. Sie drehte sich noch einmal zu ihm um und stellte den Koffer ab. „Ich weiß, dass es nicht einfach wird. Vielleicht ist es sogar unmöglich, aber ich werde nicht damit leben, dass ich es nie versucht habe.“. Seto schluckte alle bösen Worte in seinem Mund runter, er wollte es nicht noch schlimmer machen, als es schon war, „Und Cleo?“, fragte er schließlich vorsichtig. Er hatte Angst vor der Antwort, die sie ihm geben würde. Er konnte nicht mehr viel ertragen. Wenn sie ihm auch noch Cleo nehmen würde, dann hatte sein Leben jeden erdenklichen Sinn verloren. Ishizu atmete tief durch, „Ich werde Cleo mit mir nach Ägypten nehmen.“. Er lachte spottend auf, „Wenn du denkst, dass ich dich einfach mit meiner Tochter gehen lasse, dann hast du dich getäuscht.“. „Sie ist UNSERE Tochter und ich werde sie mitnehmen, ob du willst oder nicht.“. „Ishizu, ich schwöre dir, wenn du das wagst, dann wirst du deines Lebens nicht wieder froh werden. Ich werde dir die Kleine wegnehmen und zwar für immer. Ich werde das alleinige Sorgerecht beantragen und du siehst sie niemals wieder.“, er gestikulierte drohend mit dem Finger vor ihr rum. „Du würdest sie mir wirklich wegnehmen?“, im Grunde war die Frage überflüssig, sie wusste es besser. Seto nickte, „Allerdings, ich würde genauso wenig zögern, wie du jetzt.“. „Ist es nicht unter deiner Würde, unsere Ehe auf diese Weise zu beenden?“. „Es ist unter meiner Würde gehen zu lassen, was mir gehört.“. „Siehst du! Genau das hab ich gemeint.“, ihre Stimme wurde immer lauter „Du behandelst uns wie deinen persönlichen Besitz. Wir sind aber menschliche Lebewesen, Seto. Wir haben Gefühle und egal was du tust oder sagst, ich werde nach Ägypten zurückkehren und Cleopatra wird mit mir kommen.“ „Aber nur über meine Leiche.“, platzte es wütend aus ihm heraus. „Seto, ich...“, setzte Ishizu wütend an, doch weiter kam sie nicht, denn Seto presste forsch seine Lippen auf die ihren, drückte sie mit den Händen fest gegen die Wand und kaum das Ishizu überhaupt reagieren konnte, war seine Zunge in ihren Mund eingedrungen. Sie wehrte sich. Sie schlug auf seinen Brustkorb ein, auf seinen Rücken, sie versuchte verzweifelt ihren Kopf irgendwie weg zu drehen oder sich sonst auf irgendeine Weise von ihm zu befreien, doch Seto wollte sie nicht gehen lassen. Er ließ ihre Hände los und schlang stattdessen seine Arme um ihren Körper und um so mehr sie sich wehrte, desto fester drückte er sie an sich. Als er sie so fest an sich drückte, dass sie das Gefühl hatte, jede Sekunde zu ersticken, gab sie den Kampf endlich auf. Sie sackte in seinen Armen zusammen und wäre sicherlich zu Boden gesunken, wenn Seto sie nicht festgehalten hätte. Irgendwann hatte er endlich von ihren Lippen abgelassen. Keuchend schnappten sie beide nach Luft. „Seto, bitte tu mir das nicht an!“, flehte sie. Vorsichtig nahm er sie auf seine Arme trug sie bis zum Bett, worauf er sie vorsichtig ablegte, ehe er sich über sie stemmte, „Ich kann dich nicht gehen lassen.“, erklärte er, ehe er seine Lippen erneut hart auf die ihren presste. Ishizu hasste ihn dafür, dass er in dieser Nacht so zärtlich zu ihr war. Sie hasste all die leidenschaftlichen Küsse, die er ihr aufzwang. Sie hasste jede der Berührungen, die bei ihr Gänsehaut auslösten. Sie hasste den Moment, in dem er ihren Widerstand endgültig brach und sie damit dazu brachte, seine Küsse zu erwidern und all die Laute zu offenbaren, die sie zuvor so verzweifelt vor ihm hatte verbergen wollen. Vielleicht hatte sie es von Anfang an so gewollt. Vielleicht wollte sie, dass er noch ein letztes Mal eins mit ihr war, nur um der guten Gefühle willen, die sie durchströmten, wenn er sie leidenschaftlich küsste oder zärtlich berührte. Doch auch diese Nacht war irgendwann vorbei und wenn der Morgen kam... ~*~*~ Als Seto am nächsten Morgen aufwachte, weil ihm die Sonne ins Gesicht blendete, musste er feststellen, dass Ishizu nicht mehr neben ihm lag und er musste auch nicht nach ihr suchen, um zu wissen, dass sie sich in der letzten Nacht ihr Baby geschnappt und fluchtartig die Kaibavilla verlassen hatte. Wenn alles funktioniert hatte, dann wahr sie wahrscheinlich sogar schon auf den Weg nach Ägypten. Seto fuhr sich durch die Haare. Er hatte es wohl wirklich nicht anders verdient. Seine letzten Worte waren nur ein Flüstern: „Ich liebe dich...“. ~~~ An dieser stelle wieder einmal Danke für die Kommentare. Dies hier ist das letzte Kapitel vor dem abschließenden Epilog, auf den ihr gespannt sein dürft. Ich hoffe, wir lesen uns im Epilog noch einmal! Epilog: „I love you“ -------------------- Epilog: „I love you“ Seto fuhr sich durch die Haare. Er hatte es wohl wirklich nicht anders verdient. Seine letzten Worte waren nur ein Flüstern: „Ich liebe dich...“. „Sag mir das ins Gesicht und ich bleibe.“. Seto zuckte augenblicklich zusammen und blickte dann geschockt auf. Ishizu lehnte im Türrahmen und blickte ihm mit ernster Miene entgegen. Sie schluckte, „Ich war... nur das Baby füttern.“. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sie hatte genau das vorgehabt, was Seto erwartet hatte. Sie war mitten in der Nacht aufgestanden, hatte das Baby fertig gemacht und wollte flüchten. Doch irgendetwas hatte sie davon abgehalten. Sie wollte nicht einfach so verschwinden. Sie wollte sich noch von ihren Freunden verabschieden und Seto sollte auch die Chance haben, seiner Tochter ‚auf Wiedersehen’ zu sagen und so war sie geblieben. Seto atmete tief durch, es hatte ihn noch nie glücklicher gemacht, sich geirrt zu haben. „Komm her!“, forderte er Ishizu schließlich auf. Zögerlich und auch etwas ängstlich setzte sie sich auf das Bett. Sie wollte sich nicht noch einmal von ihm verführen lassen. Sie wollte nicht mehr mit ihm schlafen, wenn er ihr nicht endlich sagte, was er für sie empfand. Sanft nahm Seto ihr Gesicht in seine Hände. Noch einmal holte er tief Luft, „Ishizu Ishtar“, er zog es vor, sie in diesem Moment bei ihrem Geburtsnamen zu nennen „du und Cleopatra, ihr seid das Beste, was mir je passiert ist. Ich habe euch eigentlich gar nicht verdient, denn ich bin ein gefühlskalter und egoistischer Idiot und du hättest allen Grund dazu, mich zu verlassen und Cleo mit dir zu nehmen.“, er zögerte einen Moment, bevor er fortfuhr „Aber ich bitte dich, es nicht zu tun. Ich will, dass ihr beide bei mir bleibt. Ich brauche euch, mehr als ihr es ahnen könnt und mehr, als ich es euch zeigen kann.“. Ishizus Gesicht befand sich noch immer zwischen seinen Händen und so liefen die Tränen nicht über ihre Wangen, sondern über seine Finger und er konnte er ihr Zittern ganz genau wahrnehmen. Vielleicht spürte er sogar ihren überschnellen Herzschlag und ihren unregelmäßigen Atem. Wahrscheinlich konnte er die Angst in ihren Augen lesen, ebenso wie die Hoffnung. Er schluckte, „Ishizu, ich möchte, dass du mir jetzt genau zuhörst und dir diese Worte sehr genau einprägst, denn ich fürchte, ich werde sie nie wieder über die Lippen kriegen.“, er war sich ja nicht einmal sicher, ob er sie jetzt über seine Lippen bekam. Ishizu nickte nur. Seto drückte ihr sanft einen Kuss auf die Lippen, bevor er sagte: „Ich liebe dich, Ishizu Ishtar. Ich liebe dich und ich liebe Cleopatra und ich kann und will euch nicht verlieren. Deswegen bitte ich dich, bei mir zu bleiben.“, er sah ihr ernst in die Augen. Ein Lächeln huschte über Ishizus Lippen, „War das so schwer?“. Er nickte, „Du hast keine Ahnung. Ich habe das seit über einem Jahrzehnt zu niemandem mehr gesagt. Nicht einmal zu Mokuba, was ich jetzt bereue.“. Ishizu nahm sanft seine Hände von ihren Wangen, lehnte sich etwas vor und küsste ihn innig. „Heißt das, du bleibst?“, fragte er, als ihre Lippen kurz voneinander abließen. Sie grinste, „Natürlich heißt es das.“, sagte sie nur und verwickelte ihn in einen erneuten Kuss. ~*~*~ 15 Jahre Später... ~*~*~ Uhrzeit: 20.00 Uhr Ort: ‚Red Eyes Dragon’ in Domino, Japan Bunte Lichter strahlten von allen Seiten auf die volle Tanzfläche. Doch niemand war am Tanzen. Alle standen in einem engen Kreis um ein Pärchen. Jeder von den Erwachsenen hatte ein Sektglas in der Hand, die Jüngeren hielten ein Glas Cola nach oben. „Auf Seto und Ishizu und darauf, dass sie es noch weitere 16 Jahre miteinander aushalten, ohne sich gegenseitig um zu bringen.“. „Joey!“, Mai warf ihren Mann einen mahnenden Blick zu. Joey grinste, „War doch nur Spaß.“, winkte er ab. „Also, auf Kaiba und Ishizu.“, wiederholte Yugi grinsend und alle prosteten den beiden zu. Seto seufzte bitter auf, „Wieso hab ich mich nur von dir dazu überreden lassen, ausgerechnet in Joeys Club zu feiern?“. Ishizu nahm einen Schluck aus ihrem Glas, „Ich musste dich nicht überreden.“, gab sie grinsend an, „Ich habe es einfach entschieden.“. Yugi blickte sich um, „Wo zum Teufel sind eigentlich unsere vier Pubertierenden Nervensägen?“. Tea blickte ihn finster von der Seite an, „Du sollst unseren Sohn nicht immer eine pubertierende Nervensäge nennen, Yugi.“. Joey grinste, „Naja, wenn ihr es schon bemerkt habt, dann kommen wir wohl am Besten zu unserer Überraschung des Tages.“, er sprang grinsend auf die dunkle Bühne. Ein kleiner Junge mit kurzen Braunen Haare trat neben Seto und zupfte an seinem Mantel „Du Papi? Was macht Onkel Joey da?“. Seto zuckte unwissend die Schultern, „Keine Ahnung Mokuba, aber ich denke, dass es nichts Gutes ist.“. Der Kleine nickte zustimmend, „Du hast Recht, wenn Onkel Joey etwas anfassen tut, dann kann das nur schief gehen.“. Seto streichelte dem kleinen über den Kopf, „Du bist mein Sohn.“, grinste er zufrieden. Ishizu schüttelte nur schmunzelnd mit dem Kopf. Joey schnappte sich das Mikro und klopfte ein paar Mal drauf, um die Funktion zu überprüfen. „Vati, pass besser auf! Nicht dass du wieder über das Kabel stolperst und dir ein Bein brichst, so wie das letzte Mal!“, rief ein kleines blondes Mädchen aus der ersten Reihe. Joey seufzte, „Danke für den Hinweis, Josephine.“. Ein allgemeines Gelächter brach aus. Die kleine Josephine sah fragend zu ihrer Mama auf, „Hab ich etwas Falsches gesagt?“. Mai grinste kopfschüttelnd, „Aber nein Schatz, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.“. Tristan und Serenity traten grinsend neben Ishizu und Seto. „Wo sind denn Marik und seine Frau geblieben?“, fragte Tristan interessiert. „Die konnten leider nicht kommen.“, erklärte Ishizu, „Aber sie haben uns heute Morgen kurz besucht.“. Serenity verzog eine Miene, „Das ist aber schade. Ich dachte wirklich, ihr könntet euch öfter sehen, wenn er jetzt schon in Japan wohnt.“. Seto winkte ab, „Ach was, wir sehen sie oft genug. Außerdem hat Marik schon Recht mit dem, was er gesagt hat, ein Hotel leitet sich nicht von alleine.“. Tristan nickte verständnisvoll, „Auch wieder wahr.“. „Wo habt ihr eigentlich eure Zwerge gelassen?“, erkundigte sich Ishizu schließlich schmunzelnd. Serenity winkte ab, „Wir haben sie Zuhause gelassen, meine Mutter kümmert sich um sie. Das wäre ihnen hier ja doch alles nur etwas zu laut geworden.“. „Stimmt.“, nickte Ishizu. Joey räusperte ins Mikro, „Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit.“, und prompt waren alle Augen auf ihn gerichtet, „Sie feiern hier und heute ihre Premiere. Doch schon bald wird es niemanden mehr geben, der sie nicht kennt. Hier sind KC und der Pharao mit ihrer Band.“, Joey drückte irgendeinen Knopf und plötzlich war die Bühne hell beleuchtet. Seto klappte der Mund auf, „Oh-mein-Gott.“. Joey grinste den Gästen entgegen, „Für alle, die sie nicht kennen, das sind: Cleopatra Kaiba am Mikrofon, Atemu Muto an Gitarre und Mikrofon, Maria Wheeler am Schlagzeug und Marik Ishtar Jr. am Keyboard. Ich bitte Sie alle um Applaus!“. Ein gedämpftes Klatschen war zu hören. Seto wendete sich, noch immer mit offenem Mund, an Ishizu, „Du lässt doch nicht wirklich zu, dass sie das tut?“. Ishizu gluckste auf, „Doch, genau das tue ich.“. Joey sprang von der Bühne und kehrte zu seiner Frau und seiner jüngeren Tochter zurück. Er ignorierte dabei gekonnt Mais mörderischen Blick. Cleo nahm das Mikro in die Hand, welches Joey zuvor in seine Halterung getan hatte. „Unser erster Song ist eine Ballade. Er heißt ‚the last thing on my mind’. Ich habe ihn selbst geschrieben und ich möchte ihn meinen Eltern widmen.“, sie nickte den anderen zu und die Band begann zu spielen. Atemu: Four o'clock in the morning My mind's filled with a thousand thoughts of you And how you left without a warning But looking back I'm sure you tried to talk it through Cleo: Now I see it clearly We're together but living separate lives Atemu: So wanna tell you I'm sorry Baby I can't find the words But if I could, then you know, yeah Atemu und Cleo: No I won't let you go, know what we can be I won't watch my life, crashing down on me Guess I had it all, right there before my eyes Girl, I'm sorry now, you were the last thing on my mind Cleo: You carried me like a river How far we've come still surprises me Atemu: And now I look in the mirror Cleo: Look in the mirror Atemu: Staring back as the man I used to… Atemu und Cleo: be With you How I long for you Atemu und Cleo: No I won't let you go, know what we can be I won't watch my life, crashing down on me Guess I had it all, right there before my eyes Girl, I'm sorry now, you were the last thing on my mind Cleo: You carried me like a river How far we've come still surprises me Atemu: And now I look in the mirror Cleo: Look in the mirror Atemu: Staring back as the man I used to… Atemu und Cleo: be With you How I long for you Atemu und Cleo: No I won't let you go, know what we can be I won't watch my life, crashing down on me Guess I had it all, right there before my eyes Girl, I'm sorry now, you were the last thing on my mind Atemu: Girl I'm sorry I was wrong Cleo: Could have been there? Should have been so strong? Atemu: So I'm sorry, wooh Atemu und Cleo: No I won't let you go, know what we can be I won't watch my life, crashing down on me Guess I had it all, right there before my eyes Girl, I'm sorry now, you were the last thing on my mind Atemu und Cleo: You were the last thing on my mind Alle begannen wie wild zu klatschen und zu pfeifen. Seto schlang sanft von hinten seine Arme um Ishizus Taille und legte seine Lippen an ihr Ohr, „Ich liebe dich.“, flüsterte er ihr zu. Sie lächelte sanft, „Ich dich auch.“, und mit einem Kuss besiegelten sie ihre Worte... ~~~ Das ist nun das Ende der Story. Ich danke allen, die meine Story mit ihren Kommentaren unterstützt haben und ich hoffe, dass ihr Spaß am Lesen hattet. Ein ganz großer Dank gilt natürlich auch meiner Michi, die zwar nicht immer Lust auf die Story hatte, sie aber trotzdem von Anfang bis Ende gebetat hat und der auch einige positiven Veränderungen in Sachen Schreibstil zu verdanken sind. Der verwendete Song ist übrigens von Ronan Keating und Leeann Rimes. PS: Ihr seit die Besten! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)