I hope you can change me, little girl von Mona-Kaiba (Das Leben von Seto Kaiba (Trustshipping)) ================================================================================ Kapitel 23: the bitter end -------------------------- „Kaiba?“. Stille. „Kaiba?!“ Immer noch Stille. „KAIBA!!!“. Seto blickte mit finsterer Miene zum Pharao auf, welcher ihn wiederum mit besorgter Miene musterte. Seto war, zu Atemus Überraschung, gestern Nacht hierher zurückgekehrt, obwohl er gerade erst nach Hause gefahren wahr. Der Pharao hatte in der Zwischenzeit sicherlich schon duzende Male versucht, aus ihm heraus zu bekommen, wieso er so schnell wiedergekehrt war, doch Seto hatte ihn beharrlich angeschwiegen. Auch jetzt sah Seto nicht so aus, als verspürte er den Wunsch, mit ihm zu plaudern. Atemu krallte sich die Zeitung, welche Carol vor einer Stunde herein gebracht hatte, und wedelte damit vor Setos Gesicht herum. „Also Kaiba, ganz ehrlich jetzt. Ich glaube, du hast in deinem Leben noch nie so viel Kritik bekommen.“, meinte der Pharao und schlug die erste Seite auf, „Lass mich aufzählen! Man wirft dir vor, dass du deinen Bruder nicht geliebt hast. Dass es dich kein bisschen traurig stimmt, dass er tot ist. Dass du den Rest deiner kleinen Familie im Stich lässt. Dass du dich scheiden lassen willst und dass du ein machtbesessener, gefühlskalter Mensch bist.“, er blickte mit ernster Miene zu ihm auf, „Letzteres wussten wir schon, aber was ist mit dem Rest?“. Seto blickte dem Pharao eine Weile seufzend entgegen. Er wirkte einen Moment so, als wollte er wirklich antworten. Doch dann senkte er den Kopf und richtete seinen Blick starr auf den Bildschirm seines Laptops. Er hasste die Presse, er würde sie alle verklagen. Einen nach dem anderen und am Ende würden sie alle vor ihm um Gnade winseln. Was ging diese Leute sein Privatleben an? Was ging es den Pharao an? Seto war schon wieder so wütend, er würde am liebsten irgendetwas zerstören. Zudem verspürte er große Lust, den Pharao ein zweites Mal zu töten. Atemu schnaufte. „Schön. Lass mich das analysieren.“, er grübelte einen Moment, „Ich weiß, dass du deinen kleinen Bruder über alles geliebt hast und mehr unter seinem Tod leidest, als die meisten es nur erahnen können. Also ist das schon mal gelogen und es geht dir am... du-weißt-schon vorbei.“, stellte er schulterzuckend fest, „Dass sie denken, du lässt den Rest deiner Familie im Stich, kann ich gut verstehen, immerhin hast du die letzte Woche fast nur hier verbracht und du hast Ishizu nicht angerufen und mir auch nicht antworten können, als ich dich gefragt habe, ob Cleopatra gewachsen ist. Allerdings verstehe ich, dass du etwas Abstand benötigst. Also ignorieren wir das einfach.“, er blickte nun mit ernster Miene zu Seto auf, „Aber was ist mit den Scheidungsgerüchten?“. Seto schluckte schwer, reagierte aber ansonsten nicht. Er starrte die ganze Zeit nur auf den Startbildschirm seines Laptops. Er wirkte etwas abwesend. Seine Gedanken schienen ganz weit weg. Doch er wurde in die Realität zurückgeholt, als jemand die Tür zu seinem Büro aufriss. „Kaiba, was hast du...“, Sven blieb wie angewurzelt stehen, als er die Zeitung in der Luft schweben sah. Als der Pharao registrierte, dass Sven ihn – oder besser die schwebende Zeitung – anstarrte, ließ er sie hastig fallen. „W-Was... was war das?“, fragte Sven völlig perplex. Seto öffnete den Mund, „Ähm....“, war jedoch alles was daraus kam. „Ist das, etwa eine neue Erfindung von dir?“, ein funken Hoffnung schimmerte in Svens zitternder Stimme wieder. „Ja.“, bestätigte Seto, „Aber sie ist noch in der Testphase, von daher...“. Sven nickte zweifelnd, „Ach so, okay. Also... zurück zum Thema!“. Seto ließ die Schultern sinken, „Wir haben kein Thema. Ich habe dich nicht in mein Büro gebeten und ich werde mit dir nicht über private Dinge reden, also verlass sofort diesen Raum oder ich lasse dich rauswerfen!“. Etwas eingeschüchtert trat Sven jedoch ein paar Schritte näher, „Hör mal, wir alle wissen, dass du im Moment viel durchmachst und wir alle versuchen dich zu verstehen, aber wenn dein Ruf noch weiter sinkt, dann wirkt sich das auch auf die Firma aus und somit auf uns alle. Deswegen frage ich dich: Was zur Hölle willst du gegen all die Lügen in der Zeitung tun?“. Seto schnaufte, „Sven, wenn du deinen Job behalten willst, dann würde ich dir dringend raten, sofort mein Büro zu verlassen!“, er meinte es ernst. „Aber...“, setzte Sven dennoch protestierend an. „RAUS!“, Seto hatte sich erhoben und mit seiner Hand auf die Tür gedeutet. Sven nickte zögernd und eilte aus dem Büro. Seto ließ sich auf seinen Stuhl zurück sinken und knallte seinen Kopf auf die harte Tischplatte. „Kaiba?“, erkundigte sich der Pharao besorgt. Seto seufzte. Wie konnte sein Leben nur so aus den Fugen geraten? Wie konnte er zulassen, dass dies alles passierte? Wieso hatte er es nicht aufgehalten? Dieses Chaos, das ihn überrollt hatte? Wieso hatte er seinen Bruder nicht beschützen können? Wieso hatte er Ishizu seine Gefühle nicht zeigen können? Wieso hatte er nie gelernt, das fest zu halten, was er liebte? War es das Schicksal von dem Ishizu immer gesprochen hatte? War es ihm bestimmt, sein ganzes Leben nur Leid und Trauer zu erfahren? Lag ein Fluch auf ihm? Oder hatte er wirklich ganz alleine Schuld an dieser Tragödie? Er hätte jetzt gerne jemanden, auf den er die Schuld schieben konnte. Vielleicht einen Sündenbock wie Wheeler. Aber das war einer der wenigen Momente in Setos leben, in denen er nicht Joey Wheeler, Gozaburo Kaiba, Maximilian Pegasus oder Yugi Muto die Schuld geben konnte an all den schlechten Dingen, die ihm widerfahren waren. Nein, dieses Mal trug nur er alleine Schuld daran. Doch das machte es nicht wirklich einfacher für ihn. Seto erhob sich schließlich wieder und marschierte zielstrebig auf die Tür zu. „Wo willst du hin?“, fragte Atemu nach. Er machte sich sorgen um Seto. Sein Zustand war kritisch und mehr als nur besorgniserregend. Denn, obgleich er auch jede Hilfe abwies, brauchte er sie jetzt mehr denn je. Er brauchte Freunde, die ihn unterstützten und aufbauten. Er brauchte die Nähe seiner Frau und seiner Tochter und wenn er die nicht sehr bald kriegen würde, dann sah Atemu schwarz für Setos Zukunft. Sehr schwarz. „Ich fahr nach Hause.“, entgegnete Seto, „Ich habe Lust mich zu betrinken.“, mit diesen Worten verließ er endgültig den Raum. ~*~*~ Es hatte ganz klare Vorteile ein kleines, schwaches und hilfloses Baby zu sein. Es hatte aber noch mehr Vorteile das kleine, schwache und hilflose Baby von Seto Kaiba zu sein. Cleopatra Isis Kaiba Ishtar alias Cleo oder auch Leo war ohne Frage ein zufriedenes Baby. Das Dumme an ihrem derzeitigen Dasein war nur, dass sie sich lediglich über das Schreien und Weinen bemerkbar machen konnte und dass sie sich in ein paar Jahren, an all das hier nicht mehr erinnern können würde. Sie würde ihrer Mama nie sagen können, dass ihr Vater sie in den letzten Tagen immer besuchen gekommen war. Immer dann, wenn Mama geschlafen hatte. Sie würde sich später nicht mehr daran erinnern können, dass ihr Papa sie in den Arm genommen und an sich gedrückt hatte. Dass sie das Einzige war, was ihm Halt geben konnte und dass sie die Einzige war, die er in einer schwierigen Zeit überhaupt an sich heran ließ. Sie hörte nur die vertraute Stimme, die ihr liebevoll zuflüsterte. Sie sah nur in das vertraute Gesicht mit den blauen Augen, die ihr so viel Vertrauen und Zuneigung offenbarten und das, obwohl sie den Wert dieser Gefühle noch nicht einmal erahnen konnte. Sie spürte nur die rauen Hände, die sie liebevoll streichelten und die kratzigen Lippen, die ihr manchmal zärtlich einen Kuss auf ihr kleines Köpfchen drückten. Cleo hatte keine Ahnung, dass ihr Papa traurig war und sich einsam fühlte. Sie wusste auch nicht, dass ihre bloße Anwesenheit ihm Kraft und Halt gab. Sie wusste nicht einmal, warum sie sich in den Armen dieses Mannes so wohl fühlte, dass sie darin beruhigt einschlief und sie würde sich wahrscheinlich niemals daran erinnern. Würde man sie heute ihrem Vater entreißen und sie zehn Jahre von ihm fern halten, so würde sie ihn nicht wieder erkennen, wenn sie ihm einmal auf der Straße begegnete, vielleicht hätte sie ein vertrautes Gefühl gehabt. Vielleicht hätte sie sich gefühlt, als hätte sie etwas Wichtiges vergessen. Doch sie würde sich nicht daran erinnern, was es war. Jetzt lag sie hier in ihrem Bettchen. Neben ihr lag ein Kuscheltier. Eine Miniaturausgabe des Weißen Drachen mit eiskaltem Blick. Ein Geschenk von ihrem Onkel Mokuba, an den sie sich niemals erinnern würde. Über ihr hing ein hübsches Mobile mit vielen kleinen und niedlichen Duellmonstern. Ein Geschenk von ihrem Patenonkel. Doch das wusste sie nicht. Es war einfach selbstverständlich, dass es da über ihr hing und kleine Kreise zog. Wenn Cleo ihr kleines Köpfchen zur Seite drehte, dann sah sie ihre aufgewühlte Mutter, die vor einem Koffer kniete und hastig ein paar Strampler da rein packte. Doch sie wusste natürlich nicht, was das für sie bedeuten würde... ~*~*~ „Was tust du da?“, Seto lehnte in der Schlafzimmertür und beobachtete skeptisch das Treiben in seinem Schlafzimmer. Ishizu hockte auf dem Bett. Neben ihr lag ein Stapel zusammengelegter Wäsche und vor ihr ein offener Koffer. Derselbe Koffer, mit dem sie nach Domino gekommen war. Sie blickte nicht zu ihm auf, als sie sagte: „Keine Sorge, ich nehme nur die Kleider mit, mit denen ich gekommen bin. Ich weiß zwar nicht, was du mit den anderen Sachen willst, aber ich werde nichts mitnehmen, was mit deinem Geld bezahlt wurde.“. Er hob die Brauen, „Wohin mitnehmen?“. Nun sah sie doch zu ihm auf, „Nach Ägypten.“. „Ist irgendwas mit Marik oder Odion?“, wollte Seto wissen. Ishizu schüttelte den Kopf, „Nein.“. „Du kannst doch nicht einfach Hals über Kopf in den Urlaub fliegen, ohne mir etwas zu sagen.“, er hatte die Bedeutung von dem, was sie gesagt hatte im Grunde verstanden, aber er wollte es sich nicht eingestehen. Sie seufzte genervt auf, „Ich will keinen Urlaub machen, Seto. Ich werde nach Hause zurückkehren und zwar für immer.“. Er schluckte, „Soll das heißen du...“, irgendetwas in ihm verbot ihm, den Satz zu beenden. „Ich will die Scheidung.“, sie hatte schnell gesprochen, so schnell wie nur möglich, denn sonst wäre es nicht über ihre Lippen gekommen. Er blickte sie fassungslos an, „Du willst mich einfach so verlassen, ja?“. Ishizu schüttelte mit dem Kopf, „Tut mir leid, aber... ich glaube nicht, dass ich so weiter machen kann.“. Er seufzte, „Ishizu, du hast gewusst, worauf du dich einlässt.“. „Nein, ich hab gedacht, dass sich irgendwann einmal etwas ändert. Aber du behandelst mich noch immer wie deinen Spielball. Ranholen und wegschubsen, immer und immer wieder. Ich kann einfach nicht mehr, Seto.“, sie legte hastig den Rest Kleidung in den Koffer, machte ihn zu, nahm ihn in die Hand, stieg vom Bett und drehte sich zum Gehen um. „Und was gedenkst du jetzt zu tun?“, fragte er sie, „Denkst du, dass du dich einfach von mir scheiden lassen und nach Ägypten zurückkehren kannst?“. Sie drehte sich noch einmal zu ihm um und stellte den Koffer ab. „Ich weiß, dass es nicht einfach wird. Vielleicht ist es sogar unmöglich, aber ich werde nicht damit leben, dass ich es nie versucht habe.“. Seto schluckte alle bösen Worte in seinem Mund runter, er wollte es nicht noch schlimmer machen, als es schon war, „Und Cleo?“, fragte er schließlich vorsichtig. Er hatte Angst vor der Antwort, die sie ihm geben würde. Er konnte nicht mehr viel ertragen. Wenn sie ihm auch noch Cleo nehmen würde, dann hatte sein Leben jeden erdenklichen Sinn verloren. Ishizu atmete tief durch, „Ich werde Cleo mit mir nach Ägypten nehmen.“. Er lachte spottend auf, „Wenn du denkst, dass ich dich einfach mit meiner Tochter gehen lasse, dann hast du dich getäuscht.“. „Sie ist UNSERE Tochter und ich werde sie mitnehmen, ob du willst oder nicht.“. „Ishizu, ich schwöre dir, wenn du das wagst, dann wirst du deines Lebens nicht wieder froh werden. Ich werde dir die Kleine wegnehmen und zwar für immer. Ich werde das alleinige Sorgerecht beantragen und du siehst sie niemals wieder.“, er gestikulierte drohend mit dem Finger vor ihr rum. „Du würdest sie mir wirklich wegnehmen?“, im Grunde war die Frage überflüssig, sie wusste es besser. Seto nickte, „Allerdings, ich würde genauso wenig zögern, wie du jetzt.“. „Ist es nicht unter deiner Würde, unsere Ehe auf diese Weise zu beenden?“. „Es ist unter meiner Würde gehen zu lassen, was mir gehört.“. „Siehst du! Genau das hab ich gemeint.“, ihre Stimme wurde immer lauter „Du behandelst uns wie deinen persönlichen Besitz. Wir sind aber menschliche Lebewesen, Seto. Wir haben Gefühle und egal was du tust oder sagst, ich werde nach Ägypten zurückkehren und Cleopatra wird mit mir kommen.“ „Aber nur über meine Leiche.“, platzte es wütend aus ihm heraus. „Seto, ich...“, setzte Ishizu wütend an, doch weiter kam sie nicht, denn Seto presste forsch seine Lippen auf die ihren, drückte sie mit den Händen fest gegen die Wand und kaum das Ishizu überhaupt reagieren konnte, war seine Zunge in ihren Mund eingedrungen. Sie wehrte sich. Sie schlug auf seinen Brustkorb ein, auf seinen Rücken, sie versuchte verzweifelt ihren Kopf irgendwie weg zu drehen oder sich sonst auf irgendeine Weise von ihm zu befreien, doch Seto wollte sie nicht gehen lassen. Er ließ ihre Hände los und schlang stattdessen seine Arme um ihren Körper und um so mehr sie sich wehrte, desto fester drückte er sie an sich. Als er sie so fest an sich drückte, dass sie das Gefühl hatte, jede Sekunde zu ersticken, gab sie den Kampf endlich auf. Sie sackte in seinen Armen zusammen und wäre sicherlich zu Boden gesunken, wenn Seto sie nicht festgehalten hätte. Irgendwann hatte er endlich von ihren Lippen abgelassen. Keuchend schnappten sie beide nach Luft. „Seto, bitte tu mir das nicht an!“, flehte sie. Vorsichtig nahm er sie auf seine Arme trug sie bis zum Bett, worauf er sie vorsichtig ablegte, ehe er sich über sie stemmte, „Ich kann dich nicht gehen lassen.“, erklärte er, ehe er seine Lippen erneut hart auf die ihren presste. Ishizu hasste ihn dafür, dass er in dieser Nacht so zärtlich zu ihr war. Sie hasste all die leidenschaftlichen Küsse, die er ihr aufzwang. Sie hasste jede der Berührungen, die bei ihr Gänsehaut auslösten. Sie hasste den Moment, in dem er ihren Widerstand endgültig brach und sie damit dazu brachte, seine Küsse zu erwidern und all die Laute zu offenbaren, die sie zuvor so verzweifelt vor ihm hatte verbergen wollen. Vielleicht hatte sie es von Anfang an so gewollt. Vielleicht wollte sie, dass er noch ein letztes Mal eins mit ihr war, nur um der guten Gefühle willen, die sie durchströmten, wenn er sie leidenschaftlich küsste oder zärtlich berührte. Doch auch diese Nacht war irgendwann vorbei und wenn der Morgen kam... ~*~*~ Als Seto am nächsten Morgen aufwachte, weil ihm die Sonne ins Gesicht blendete, musste er feststellen, dass Ishizu nicht mehr neben ihm lag und er musste auch nicht nach ihr suchen, um zu wissen, dass sie sich in der letzten Nacht ihr Baby geschnappt und fluchtartig die Kaibavilla verlassen hatte. Wenn alles funktioniert hatte, dann wahr sie wahrscheinlich sogar schon auf den Weg nach Ägypten. Seto fuhr sich durch die Haare. Er hatte es wohl wirklich nicht anders verdient. Seine letzten Worte waren nur ein Flüstern: „Ich liebe dich...“. ~~~ An dieser stelle wieder einmal Danke für die Kommentare. Dies hier ist das letzte Kapitel vor dem abschließenden Epilog, auf den ihr gespannt sein dürft. Ich hoffe, wir lesen uns im Epilog noch einmal! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)