Die stummen Wirrungen des Gei von Aspis (oder die tragische Suche nach inneren Begierden) ================================================================================ Gutes ist Gut ------------- „Das Gefühl von Glück und Erfüllung ist ganz unabhängig vom wirklichen Erleben. Aber in welcher Sphäre liegt es dann? Und warum ist es manchmal in uns und manchmal unerreichbar? Die einzige Freude auf der Welt ist das Anfangen, Es ist schön zu Leben, denn Leben ist anfangen, immer, in jedem Augenblick.“ (Schiller - Zeitgeist: Glück und Erfüllung) Ich konnte mein Glück immer noch nicht ganz fassen als ich freudenstrahlend die Straße entlang ging. Die vergangen Tage glichen einem einzigen Traum, durch den ich schwebte. Ich genoss jede Sekunde meines Lebens, denn jede Sekunde war schön, wunderschön. Vergessen all mein Leid und meine früheren Strapazen. Aufgesogen vom unermesslichen Glück einer Liebe, einer unendlich tiefen Liebe, die keine Grenzen kennt und mein Leben versüßt. Nur noch wenige Minuten und ich bin dort! Er wird auch dort sein und auf mich warten! Wie er immer auf mich warten wird und ich immer auf ihn warten würde. Wie Seelenverwandte oder Zwillinge, die ihre Trennung nicht aushalten können und alles dafür tun würden, niemals voneinander getrennt zu sein. Wie er und ich. Als er mich in jener Nacht küsste schienen tausend Wonnen in mir zu explodieren. Jede Sinneszelle jubelte und schrie ihre Freude durch meinen Körper. Mein logischer Verstand zog sich zurück und mein Denken wurde gänzlich von reinen, allumfassenden Emotionen ausgefüllt. Mein altes Ich starb und mit ihm alles Negative und ein reines neues Wesen gebar wie ein Phönix aus seiner Asche. Ich war auf Wolke 7 und erahnte zum ersten mal in meinem Leben, was für ein Zustand damit wirklich gemeint ist. Irgendwann ging der Kuss zu anderem über und wir liebten uns leidenschaftlich die ganze Nacht hindurch. Erst auf dem Boden vor seinem Haus, später in seiner Wohnung. Jedes mal übertraf das vorhergehende und hob mich höher in den Himmel. Ich erbebte vor Lust, konnte mich vor Erregung kaum noch auf meinen Beinen halten und sah von Sinnlichkeit überwältige nur noch Schwärze. Kein Traum käme jemals an die Intensität dieser Nacht heran, so unbeschreiblich war sie. Innige Wärme und ein Zittern durchströmte meinen Körper als ich sie mir in Erinnerung rief. Allein der bloße Gedanke rief heftigere Emotionen in mir hervor, als ich früher überhaupt erlebt hatte. Auf diese Nacht sind noch viele weitere gefolgt, es kam mir so vor, als seien wir das innigste Paar der Welt. Unsere Liebe kannte keine Grenzen und wir wurde zu einer Person. Wir aßen zusammen, tranken zusammen, lachten zusammen, schliefen zusammen, lebten zusammen und machten alles weitere auch zusammen. Wir waren Wie Yin und Yan, ergänzten uns perfekt und waren nur gemeinsam vollständig. Als hätten wir unser gesamtes Leben auf den anderen gewartet und ihn schließlich gefunden. Wir hatten unser Schicksal gefunden! Ich sah ihn schon von weitem. Seine Haare flatterten im Wind. Sein strahlendes Lächeln brachte Licht und Freude in die Dämmerung des Tages. Er sah mich an, sah in mein Herz und brachte es zum pochen. Es schlug schneller und schneller und in gleichem Takt fing ich an zu beschleunigen, erst ging ich, dann lief ich und schließlich rannte ich ihm mit weit geöffneten Armen entgegen. Er lachte. Und ich lachte. Er öffnete seine Arme und empfing mich mit einer festen Umarmung, als ich ihn erreichte. Wie gut es doch tat, in seinen Armen zu liegen und sich halten zu lassen. Unsere Lippen fanden sich und wir küssten uns so leidenschaftlich, als wären Jahrzehnte vergangen, seit wir uns das letzte mal gesehen hatten und nicht bloß 2 Stunden. „Der Mensch kann aus sich heraus weder Gefühle noch Vorstellungen haben. Er muss alles erst empfangen, Schmerz und Lust, werden ihm wie sein ganzes Sein, von außen zu Teil.“ (Schiller - Zeitgeist: Freiheit) Diese Zeilen tauchten unerwartet in meinem Kopf auf als seine Küssen über mein Gesicht wanderten, erst meine Backen und dann meinen Hals liebkosten. Vor Wonne reckte ich meinen Kopf auf die andere Seite, um ihm möglichst viel Haut entgegen zu strecken. Eine Geste der Hingebung. Ich spürte wie seine Lippen die Beuge meines Halses absuchten und wie sie sich öffneten. Zwei spitze Eckzähne bohrten sich tief in meine Haut. Ich stöhnte auf, als sie meine Hauptschlagader erreichten und begannen, sie auszusaugen. Es war ein wunderschönes Gefühl, wie mein Lebenssaft pulsierend in seinen Mund floss. Ich bäumte mich vor Erregung auf und reckte meinen Kopf noch weiter, offenbarte noch mehr meinen verwundbaren Hals, um es ihm noch leichter zu machen. Er saugte immer fester und immer mehr Blut strömte aus mir heraus. Ich spürte, wie ich mit jedem Schlag meine Herzens schwächer wurde, wie sich mein Leben auf ihn übertrug. Ist nicht Selbstaufgabe die vollkommenste Form eines Liebesbeweises? Irgendwann verebbte der Blutstrom, wurde immer schwächer. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon so kraftlos, dass ich fast nichts mehr spürte außer der Gewissheit, meine Erlösung gefunden zu haben. Vollkommene Zufriedenheit breitete sich in mir aus und ich starb. „Ruhe, das höchste Glück auf Erden, kommt sehr oft nur durch Einsamkeit in das Herz.“ (Schiller - Zeitgeist: Ruhe) Diese Worte hallten noch in mir. Ich blinzelte, schüttelte verwirrt meinen Kopf und bog um die Ecke. Dort stand er! Lächelte mich an, winkte und kam mir fröhlich entgegen. Auch ich lächelte und beeilte mich, möglichst schnell bei ihm zu sein. „Den Zeitgeist lass getrost geschehen und die Erkenntnis in dir reifen. Du brauchst nicht mit der Zeit zu gehen. Nur solltest du sie begreifen.“ (Schiller - Zeitgeist: Zeitgeist) Ich war noch immer etwas verwirrt, als wir uns gemeinsam in ein Café setzten und einen Tee tranken. Aber was sind schon kurze Momente der Verwirrung verglichen mit dem erfüllenden Glück, seine große Liebe gefunden zu haben? „Die Liebe gleicht einem Fieber. Sie überfällt uns und schwindet ohne dass der Wille im geringsten beteiligt ist“ (Schiller - Zeitgeist: Körperbewegung) Langsam vergaß ich meine Verwirrung - oder verdrängte ich sie? - und widmete mich gänzlich der Gegenwart. Gemeinsamer Zeit mit ihm! Es wird ein schöner Abend werden, so wie bisher alle Abende mit ihm schön wurden. Denn ich liebe ihn und er liebt mich. Und das ist Grund genug. „Ein schöner Tag. Wenn er zu Ende geht, ist nichts mehr wie es war.“ (Schiller - Zeitgeist: das Ende) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)