Another Chance I von SerinaCorvus (A Marauder Tale) ================================================================================ Kapitel 109: Ich bin immer für dich da -------------------------------------- Disclaimer: Wieder nichts meins, auch wenn ich den Text umgeschrieben hab. Dennoch gehört diese Version Richard Marx. 109 Ich bin immer für dich da Remus trat als Erster aus dem Kamin und blickte sich schnell um. Alles war sauber und aufgeräumt, und selbst wenn er etwas vergessen hätte, wäre es jetzt zu spät, denn die grünen Flammen züngelten erneut auf, Dorcas war ebenfalls angekommen. Sie lächelte ihn an und versuchte, sich nicht all zu neugierig umzusehen, was ihr gründlich misslang. "Oh bei Merlin … Ist das etwa ein Blüthner?" Dorcas zeigte auf den weißen Flügel, der links von ihr vor einem Fenster stand und Remus nickte. "Ja. Mum war Konzertpianistin und hat, nachdem ich geboren wurde, als Musiklehrerin gearbeitet. Sie hat hier oft gesessen und gespielt, gerade an Weihnachten." Erinnerungen stiegen in Remus auf, wie er in seinem Schlafanzug auf dem Boden gesessen und ihr zugehört hatte. Dorcas ließ ihre Finger über das verzierte Holz gleiten. "Darf ich?" "Sicher. Mum hat es hier gelassen, als sie gegangen ist, aber ich fürchte es wird völlig verstimmt sein." Dorcas hob den Tastaturschutz an und stimmte ein Lied auf den weißen und schwarzen Tasten an. Remus hob eine Augenbraue und lächelte, als er die Melodie erkannte. "Pour Elise!" Dorcas lachte. "Richtig. Ich hab mit Sechs angefangen zu spielen, und das hier war das erste Stück, das ich lernen musste, ich werde es nie aus meinem Kopf bekommen! Zeigst du mir auch den Rest?" Sie nahm seine Hand und er führte sich durch das kleine Haus. Vom Wohnzimmer aus gelangten sie in einen kleinen Flur. Das Badezimmer lag neben dem Eingang rechts von ihnen und links gingen die Türen zu dem Schlaf- und Remus Kinderzimmer ab. Durch den Flur traten sie in die Küche und Remus blieb n der Tür stehen. Dorcas entdeckte die hölzerne Klappe im Boden. "Das ist es also, ja?" Er zögerte einen Moment, ehe er sie losließ und die Klappe aufzog. "Ja. Du ziehst diese Leiter einfach hoch und verriegelst die Klappe. Dann machst du, dass du wegkommst." Sie nickte hinter ihm. "Kein Problem." Remus drehte sich zu ihr um. "Du gehst auch wirklich, Dorcas! Ich will nicht, dass du es siehst, verstehst du?" Sie schlang lächelnd ihre Arme um seine Taille. "Ich habe dich schon so gesehen, Remus. Es erschrickt mich nicht!" Er schüttelte den Kopf. "Darum geht es nicht. Ich fürchte, du hast eine falsche Vorstellung davon, wie die Verwandlung vor sich geht. Es ist nicht wie bei Rina!" "Ich weiß, ich habe die Spuren in der Hütte gesehen. Schon vergessen?" "Wie könnte ich?" sagte er und nahm ihr Gesicht in seine Hände um sie zu küssen. Er zog sie an sich und zuckte plötzlich stöhnend zusammen. "Es geht bald los, richtig?" Dorcas sah zu ihrem Freund auf, der schwer atmete und Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er blickte aus dem Küchenfenster und nickte. "Die Sonne ist bereits untergegangen. Ich sollte mich langsam fertig machen." Er ging in sein altes Kinderzimmer und zog seine Sachen aus, die er ordentlich über einen Stuhl legte. Nur in eine Decke gewickelt stieg er die Leiter hinunter und Dorcas zog sie zu sich nach Oben. "Geh jetzt." sagte er gepresst und der Schmerz zwang ihn in die Knie. Er hatte zu lange gewartet, der Mond ging heute früh auf und jetzt stand er unmittelbar vor der Verwandlung. "Remus ich …" "GEH!" Er fiel vornüber auf alle Viere und zwang sich, nicht zu schreien. Nicht solange Dorcas da war und ihn hören konnte. Warum ging sie nicht endlich? Seine Gedanken rasten umher und dann ging der Mond über dem Haus auf und sein Licht fiel durch die silbernen Gitterstäbe des kleinen Fensters, und mit ihnen kam er. Dorcas kniete in der Küche und starrte durch die Luke im Fußboden. Sie wusste, sie hätte schon längst fort sein sollen, aber sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Remus fiel auf die Knie und sie sah, wie sich die Knochen unter seiner Haut verschoben. Dorcas hatte viel über Werwölfe gelesen und ihr war klar gewesen, dass die Verwandlung nicht leicht sein würde. Kein sanftes Übergleiten, wie sie es bei Serina gesehen hatte, das hier war das genaue Gegenteil. Sie hörte, wie etwas auseinander riss, und schlug sich die Hand vor den Mund. Tränen schossen in ihre Augen, als ihr klar wurde, was dieses Geräusch verursacht hatte. Kein Buch dieser Welt hatte sie auf das vorbereitet, was sich vor ihren Augen abspielte. Es war die Haut von Remus Rücken gewesen, die aufgerissen war und jetzt den Blick auf das silbergraue Fell des Werwolfes freigab. Die blonden Haare, die ihm immer leicht in die Augen fielen, verschwanden und sein Unterkiefer schob sich nach vorn, zu einer Wolfsschnauze. Ein leises Wimmern entfuhr ihr und der Wolf drehte sich ruckartig zu ihr um. Er schnappte und schlug mit seinen Pranken nach ihr, doch sie war außerhalb seiner Reichweite. Entsetzt schlug sie die Falltür zu und rutschte nach hinten gegen den Küchenschrank, die Augen starr auf die Falltür gerichtet. Ihr Herz raste. Langsam zog sie sich an dem Schrank hoch, der Wolf im Keller unter ihr tobte. Sie hörte sein Heulen und fürchte sich davor, wie er sich jetzt wohl zurichten würde. "Was hab ich nur getan?" dachte sie kopfschüttelnd und wich Schritt für Schritt ins Wohnzimmer zurück. "Das wird er mir nie verzeihen … Ich hatte es ihm doch …" Sie stieß gegen den Flügel und stütze sich auf den Tasten ab, um nicht zu fallen. Eine Reihe von unmelodischen Tönen erklang und der Wolf war für eine Sekunde ruhig, ehe er erneut zu heulen anfing. Dorcas sah zwischen der Falltür und dem Flügel hin und her und sie spielte die Tonleiter, was den Wolf wieder verstummen ließ. "Das gefällt dir also, ja?" Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie ließ sich auf der kleinen Bank vor dem Flügel nieder. "Also gut, aber nur weil du es bist." Sie erinnerte sich an ein anderes Stück, das sie immer gerne gespielt hatte und ihre Stimme hallte mit der Melodie durch das kleine Haus. "Couple apart day after day And I slowly go insane Your hear my voice, trough the door But it doesnt stop your pain If I see you next to never How can we say forever? Wherever you go, Whatever you do I will be right here waiting for you Whatever it takes, or how my heart breaks I will be right here waiting for you" Der Wolf war tatsächlich die ganze Zeit über ruhig gewesen. Der Text war ihr nicht mehr ganz in Erinnerung, aber die Worte formten sich neu und sie spielte einfach weiter "I took for granted, all the times That you changed yourself somehow Now I hear your screms, I taste your tears and I cant get near you now Oh, you cant see it, baby That got me going crazy Wherever you go, Whatever you do I will be right here waiting for you Whatever it takes, Or how my heart breaks I will be right here waiting for you" I wonder how you can survive This nightmare But in the end if Im with you Ill take your care" Sie ließ die Melodie langsam ausklingen und kurz danach hörte sie den Wolf unter sich wieder. Doch er klang nicht wütend, wie zu Anfang. Jetzt erschien sein Gejaule zögernd, fast zaghaft. Als wollte er sie nicht verschrecken. Dorcas seufzte. "Na, das kann ja eine lange Nacht werden!" Sie lockerte ihr Finger und spielte bis um Morgengrauen. --- --- --- Sirius kam aus seinem Zimmer und sah zu James Tür, die verschlossen war. Sein Freund hatte sich seit dem Streit am Vortag nicht mehr blicken lassen und Sirius wünschte, er könnte alles ungeschehen machen. Irgendwie gab er sich die Schuld an Emetts tot, vielleicht würde der Mann noch leben, wenn er niemals hier aufgetaucht wäre. Sirius seufzte. Er wüsste, dass diese Überlegung zu nichts führte. Clara kam ihm mit einem Stapel Bücher entgegen und er sah sie fragend an. "Ich hab eure Schulsachen aus der Winkelgasse geholt. Ich dachte, Jamie überlegt es sich noch einmal, wenn er erst …" Sie zuckte hilflos mit den Schultern und Sirius lächelte sie an. "Lass mich es versuchen, Mum. Vielleicht hab ich ja mehr Glück." Sie drückte ihm nickend die Bücher in die Hand. "Tu das Schätzchen. Ich werde mich mal um das Essen kümmern." Clara ging die Treppe wieder hinunter und Sirius betrat das Zimmer seines Freundes. "Hi Prongs." Sirius ging durch das Zimmer und legte die Bücher auf den Schreibtisch. James saß auf seinem Bett und folgte ihm mit seinen Augen. "Was ist das?" fragte er und Sirius lehnte sich gegen die Fensterbank. "Deine Bücher für Hogwarts. Mum hat sie besorgt." James schüttelte den Kopf. "Ich hab ihr doch gesagt, dass ich sie nicht brauche!" Sirius blickte sich in dem Zimmer um und entdeckte etwas auf dem Boden liegen. Er bückte sich danach und hob es auf. "Was ist … Wow, Dumbledore hat dich zum Schulsprecher ernannt? Wie kommst du denn zu dieser Ehre?" James zuckte mit den Schultern. "Was weiß denn ich. Kannst es gerne haben, wenn du willst. Ich brauch es nicht." Sirius lachte. "Nee lass mal lieber. Ich hab immerhin einen Ruf zu verlieren." James stand auf und stellte sich neben ihn. "Was wird das hier Padfoot? Versuchst du mich von meinem Vorhaben abzuhalten, indem du so tust, als wäre nie etwas geschehen?" "Das mach ich doch gar nicht!" "Dann ist ja gut." Die Zwei sahen sich einen Moment lang an. "Hör mal Prongs, ich kann verstehen das du noch Zeit brauchst um das alles zu verdauen aber ..:" "Halt … den … Mund!" James hatte ihn bei jedem Wort gegen die Brust getippt und starrte ihn finster an. "Er war mein Vater, nicht deiner! Du verstehst gar nichts!" Sirius atmete tief durch. "Du hast Recht, Prongs, das war er nicht. Wenn es nämlich meiner gewesen wäre, würde es mich einen Scheiss interessieren, ob er tot ist oder nicht! James drehte sich um. "Lass mich in Ruhe." "Klar, das willst du nicht hören! Da hast du aber Pech gehabt, denn ich gehe hier nicht weg!" James drehte sich um und packte seinen Freund am Kragen. "Du wirst hier verschwinden, Padfoot. Das hier ist jetzt mein Haus, und wenn du nicht hörst, dann lasse ich dich hier rauswerfen!" "Tu's doch!" sagte sein Freund provozierend und James schluckte. "Na los, werf mich raus. Mach mit mir dasselbe, was du mit Lily gemacht hast. Was du mit Mum machst! Jag mich doch zum Teufel, wenn du kannst! Denkst du, es wird einfacher, wenn wir alle weg sind?" James stieß ihn von sich und ließ sich auf das Bett sinken. "Ich hab dich durchschaut, Alter. Du dachtest wohl, ich wär zu blöd um es zu merken, was?" "Hab ich mich wohl geirrt!" murmelte James und Sirius grinste schief. "Ja hast du. Und soll ich dir sagen wieso?" Der Rumtreiber blickte zu ihm auf. "Warum?" "Weil du mein Bruder bist, Prongs. schon vergessen? Ich weiß genau, was in dir vorgeht! Ok, ich tu dir den Gefallen und geh jetzt. Aber vergiss das bitte nie, ja? Du bist nicht allein!" Sirius kam ins Wohnzimmer und Clara sah ihn fragend an. "Und? Glück gehabt?" Er schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich." Sie ließ sich seufzend in einen Sessel fallen. "Das hier kam gerade mit einer Eule." sagte sie und hielt Sirius einen Brief hin. "Er ist aus Hogwarts. Dumbledore gibt Jamie bis zum Abend des Zweiten Septembers Zeit, sich in der Schule blicken zu lassen. Danach wird er exmatrikuliert!" Sirius riss die Augen auf. "Der weiß schon Bescheid? Heiliger Merlin, und jetzt?" Clara zuckte ratlos mit den Schultern. "Ich weiß es nicht." Sirius nahm ihr den Brief ab und dachte nach. Ganz langsam machte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit und er lief zur Treppe. "Wo willst du hin?" Sirius drehte sich zu ihr um. "Morgen um Elf fährt der Zug und ich muss vorher noch woanders hin. Also werd ich schon mal schnell meinen Koffer packen. Keine Sorge Mum, ich weiß schon, wer Prongs zur Vernunft bringen kann!" Clara sah dem schwarzhaarigen Rumtreiber hinter her, wie er die Stufen hinauf eilte. "Hoffentlich hast du Recht, Schätzchen." sagte sie leise und ging wieder in die Küche. --- --- --- "Das war mehr als leichtsinnig!" War das Erste, dass Remus zu ihr sagte, nachdem er am nächsten Morgen die Leiter heraufkam. Dorcas strich ihm sanft über das Gesicht und lächelte. "Aber es hat doch geholfen, oder? Er hat dich nicht verletzt!" Remus setzte sich auf einen Stuhl. "Jedenfalls nicht so sehr wie sonst, wenn er da unten eingesperrt war." Sie musterte ihren Freund eingehend. Außer einigen Kratzern auf Bauch und Oberschenkeln schien er tatsächlich unverletzt zu sein. "Na bitte. Jetzt wissen wir wenigstens, wie wir ihn Zukunft ruhig stellen können." Remus schüttelte leicht den Kopf. "Dich kann wohl gar nichts erschüttern, oder? Ich würde schreiend weglaufen, wenn du dich vor meinen Augen in eine Bestie verwandeln würdest!" "Nein, das glaube ich nicht! Und warum sollte ich weglaufen? Du wirst mich so schnell nicht mehr los, Remus John Lupin, ich liebe dich nämlich!" Sie gab ihn einen sanften Kuss und strich ihm das Haar aus der Stirn. "Ich will mit dir zusammen sein. Nicht nur jetzt, sondern auch später, wenn wir mit der Schule fertig sind." Er blinzelte sie aus müden Augen an. "Du willst … Dorcas, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, aber willst du wirklich dein Leben mit mir in dieser Einsamkeit verbringen?" Sie setzte sich auf seinen Schoß und schlang die Arme um seinen Nacken. "Du wirst hier sein, richtig?" Er nickte. "Ich werde mir sicher nie eine Wohnung in der Stadt leisten können. Außerdem wäre das auch viel zu gefährlich." "Warum sollte ich also woanders sein wollen? Wir haben einen Kamin durch den wir überall hinkönnen, wo wir wollen. Und das wir keine Nachbarn haben, kann auch ein Vorteil sein!" Sie zwinkerte ihm zu, was ihn lächeln ließ, und stand auf. "Komm jetzt, du siehst Hundemüde aus und ich kann auch ein bisschen Schlaf vertragen." Er ließ sich von ihr ins Kinderzimmer führen, wo sie sich unter der Decke an ihn kuschelte. --- --- --- Serina saß im Wohnzimmer auf dem Sofa. Auf dem Tisch vor sich standen einige brennende Kerzen und es waren jede Menge Bücher und Zettel um sie herum verteilt. Einige waren die Briefe, die sie mit Lily seit der Trauerfeier ausgetauscht hatte. Lily war stinksauer und Serina konnte es ihrer Freundin nicht übel nehmen. Allerdings weigerte sich ihre Freundin zu verraten, was James genau gesagt hatte, doch Serina wusste, dass Lily es ihr erzählen würde, wenn sie soweit war. Serina saß mit einem großen Becher Kaffee über ein Buch gebeugt. Seit dem Angriff hatte sie hier jede Nacht verbracht und sich durch Moodys Bücher über Angriffs- und Verteidigungszauber und Nahkampftechniken gelesen. Sie wollte einige der Sachen ausprobieren, wenn sie wieder in Hogwarts war und machte sich fleißig Notizen. Nie wieder wollte sie sich so hilflos fühlen, wie an diesem Abend. Moody wusste nichts von den nächtlichen Aktivitäten seiner Tochter, er hätte es ihr mit Sicherheit sofort verboten. Er wusste aber auch nicht, dass sie über seine nächtlichen Besucherin bescheid wusste, das hätte ihm gewiss die Schamesröte ins Gesicht getrieben. Serina musste grinsen, die beiden waren einfach zu niedlich. Moody und Share waren so darauf bedacht, sich aus dem Weg zu gehen und sich natürlich zu verhalten, dass Serina sich des Öfteren auf die Lippen biss, um nicht laut loszulachen. Sobald die Beiden sich allerdings unbeobachtet fühlten warfen sie sich verliebte Blicke zu und Serina ging in letzter Zeit absichtlich laut durch das Haus, damit sie die Beiden nicht beim heimlichen Knutschen erwischte. In dem Kamin begann es zu knistern und grüne Flammen kündigten einen Besucher an. Serina griff instinktiv nach ihrem Zauberstab, als ein großer Mann mit Turban auf den Flammen trat. "Mister Nagreb!" sagte sie erstaunt und Razul begrüßte das Mädchen. "Hallo Serina, du bist ja schon wach. Äh, wie spät ist es hier? Ich komme mit diesen verdammten Zeitverschiebungen einfach nicht klar." "Es ist Vier Uhr früh!" "Und da bist du noch auf? Was machst du hier?" Er ließ seinen Blick über ihre Papiere gleiten, die sie eiligst zusammen raffte. "Hausaufgaben … Und Sie?" "Frohe Botschaften verbreiten!" Er zwinkerte ihr zu und ging zur Treppe. Serina sprang von dem Sofa auf und versperrte ihm den Weg ins Obergeschoss. "Sie können da nicht einfach hochgehen, Mister Nagreb!" sagte sie leise, aber bestimmt, und er sah sie überrascht an. "Und warum nicht?" "Na, die schlafen doch noch!" Razul musste ein lachen unterdrücken. "Das ist mir schon klar, Serina. Aber was ich zu sagen habe, kann wirklich nicht warten!" Sie breitete die Arme aus um ihn ja nicht durch zulassen. "Es sollte aber warten … Wirklich … Das wäre … echt besser, glauben Sie mir!" Razul verschränkte die Arme vor der Brust. "Dir ist doch klar, dass ich viel stärker als du bin und einfach gehen könnte, wenn ich wollte?" Sie kniff die Augen zusammen. "Sie haben ja keine Ahnung, wozu ich in der Lage bin! Sie sollten es lieber nicht riskieren." Der Ägypter schüttelte grinsend den Kopf. "Was ist bloß in dich gefahren, Serina? Warum willst du nicht … Oh … Willst du etwa sagen, dass …" Er zeigte die Treppe hoch. ""Meine Schwester? Und Alastor?" Serina nickte verlegen. "Sie starten doch jetzt keine Vendetta oder so was, Mister Nagreb?" Razul sah sie verwirrt an. "Vendetta? Sehe ich etwa aus wie ein Mafiosi?" Serina schüttelte den Kopf und er lachte leise. "Na, siehst du. Ok, wenn du mir einen Kaffee machst, darfst du mir in aller Ruhe erzählen, was hier eigentlich los ist." Sie gingen zurück ins Wohnzimmer und er setzte sich auf das Sofa, während Serina eine weitere Tasse aus der Küche holte, und dann neben ihm Platz nahm. "Also, das geht jetzt schon ein paar Wochen so. Die denken echt, ich wüsste von Nichts, aber ich bin doch nicht blöd! Da müsste ich schon debil, blind und taub sein!" Razul grinste. "Angefangen hat das, als Dad im Krankenhaus lag aber auch davor haben die sich immer diese Blicke zugeworfen." Sie sah Razul mit einem übertriebenen, schmachtenden Augenaufschlag an, wegen dem er sich fast an dem Kaffee verschluckte. "Ehrlich! So haben die sich angestarrt!" Der Mann schüttelte den Kopf, und war bemüht, nicht laut zu lachen. "Oh Hemsire, hat sie also doch noch ihren Prinzen bekommen!" "Ihren … WAS?" Razul nahm seinen Turban ab und fuhr sich durch das lange, blauschwarze Haar. "Als Share damals geflohen war und ich sie suchte, kam ich als Erstes hierher, weil ich mir ganz sicher war, dass sie sich hier verstecken würde." Serina sah ihn stirnrunzelnd an. "Wieso das?" "Serina, ich glaube, ich muss dir etwas über meine Schwester erzählen. Als sie noch ganz klein war, hat unsere Mutter ihr immer Geschichten vorgelesen. Von verwunschenen Königreichen, böse Stiefmüttern und Drachen. Von schlafenden Prinzessinnen und tapferen Prinzen, die zu ihrer Rettung eilten. In diesen Märchenbüchern waren auf immer bunte Bilder und der Prinz war immer ein großer, blonder Mann mit blauen Augen, der auf einem weißen Pferd daher ritt. Share sagte immer Wenn ich mal groß bin, dann heirate ich auch so einen Prinzen!" Serina kicherte. "Alastor und ich waren da schon lange Freunde und dann, eines Sommers, kam er mich in Ägypten besuchen. Share war fasziniert von dem Jungen, der wie in ihren Büchern aussah. Die Männer in meinem Land haben alle dunkle Haare und dein Vater fiel in Abu Ballas auf wie ein bunter Hund. Jedenfalls wich sie nicht mehr von seiner Seite, egal was wir anstellten. Alastor hat alle ihre Pupen verhext, doch das hat sie nicht interessiert. Ich selbst hab sie im Keller eingesperrt, und erst nach fünf Stunden hat Farrah, unser Kindermädchen, sie gefunden, aber sie hat uns nicht verraten. Sie hat ihn geliebt, wie nur ein kleines Mädchen es kam!" Serina hielt sich lachend die Hand vor den Mund. "Mein Dad als strahlender Prinz?" Razul grinste. "Das war er für sie, viele Jahre lang. Doch wir wurden Älter und zogen nach London und …" Er druckste etwas verlegen herum und sie schüttelte den Kopf. "Hey, ich bin Siebzehn! Das Moody kein Klosterschüler war ist mir klar!" Der Ägypter nickte. "Gut. Jedenfalls gingen wir unsere Wege und Share den ihren, aber sie hat nie aufgehört, an ihn zu denken. Ich glaube, sie hat immer gehofft, dass er eines Tages kommen und sie holen würde, doch das ist nie passiert. Als er dann meine Hilfe wegen dir brauchte, habe ich wirklich gezögert, sie darum zu bitten. Ich wusste, dass es eine alte Wunde bei ihr aufreißen würde, aber ich hatte keine Wahl. Als er ihr dann sagte, dass du seine Tochter bist, da haben ich ihren Schmerz fast spüren können." "Weil sie dachte, dass es zu dem Kind auch eine Mutter geben muss?" "Ja. Doch er erzählte ihr deine Geschichte und die Hoffnung flammte erneut in ihr auf. Als sie dann gezwungen war zu fliehen war mir sofort klar, dass sie hier sein musste. Jetzt hatte sie endlich einen Grund in seiner Nähe zu sein." Serina schüttelte den Kopf. "Ich glaubs ja nicht! Da ist sie endlich am Ziel ihrer Träume und die beiden müssten die glücklichsten Menschen der Welt sein, und dann machen sie so ein Geheimnis daraus!" Razul lachte. "Wahrscheinlich denken sie, du würdest es nicht verstehen. Du wärst noch zu klein für so was." Sie blickte ihn schief an. "Nur weil ich wie ein Kind aussehe, heißt das noch gar nichts!" "Das glaube ich dir gerne, Serina." Er stellte seine Tasse auf den Tisch und sah sie an. "Die beiden haben eine Lektion verdient, denkst du nicht?" "Klar! An was haben Sie gedacht, Mister Nagreb?" Er grinste. "Als Erstes, lass mal das Mister weg. So wie es aussieht, sind wir jetzt eine Familie." "Ok … Onkel Razul! Was schlägst du vor?" Die dunklen Augen des Mannes funkelten belustigt. "Ich hab da eine Idee, pass auf …" Er flüsterte ihr etwas ins Ohr und Serinas Grinsen wurde mit jeder Sekunde breiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)