Another Chance I von SerinaCorvus (A Marauder Tale) ================================================================================ Kapitel 99: Schlaf, Kindlein, Schlaf ------------------------------------ 99 Schlaf, Kindlein, Schlaf Severus schloss die Tür zu seinem Schlafsaal hinter sich und setzte sich auf sein Bett. Die Räume der Slytherins beherbergten nur jeweils zwei Schüler und Augustus Rockwood, mit dem er sich dieses Zimmer teilte, war irgendwo mit Regulus unterwegs. Seine Gedanken kreisten umher. War es wirklich Serina gewesen, die er gesehen hatte? Wie sollte das möglich sein, wenn sie doch im Koma lag? Und seine größte Frage war, warum gerade er? Severus wusste auf keine dieser Fragen eine Antwort und doch konnte er an nichts anderes mehr denken. Er löschte das Licht und legte sich auf seine Decke. Der Schlafsaal lag jetzt völlig im Dunkeln, denn Fenster gab es in den Kerkerräumen nicht, die unter dem See lagen. Der Junge schloss die Augen und ganz allmählich schlief er ein. Severus sah ein kleines Häuschen, auf das er langsam zuflog. Es war aus groben Steinen gebaut und hatte ein dunkles Schieferdach, auf dem einige Wasserspeier saßen. "Sieht fast aus wie Hogwarts!" dachte er erstaunt, als er den See und die Peitschende Weide in der Ferne erblickte. Er schwebte um das Haus herum und schaute durch die Fenster. In der Küche stand eine rothaarige Frau, die gerade das Essen zubereitete und im Wohnzimmer hockte ein Mann vor einem Fernseher. Severus schwebte ein Stockwerk höher und hinter dem dritten Fenster sah er sie auf dem Fußboden sitzen. Sie war über ein Schachspiel gebeugt, hatte bis jetzt aber nur einen roten Bauern bewegt. Severus streckte seine Hand aus und wollte gegen die Scheibe klopfen, doch seine Hand glitt einfach durch das Glas hindurch und im nächsten Moment stand er in dem Zimmer. Das Mädchen drehte ihren Kopf und sah ihn an. "Hi. Hat meine Mum dich herein gelassen?" Severus starrte sie an, nickte dann aber schnell. Er wusste selber nicht, wie er seine Anwesenheit hier erklären sollte und wollte erstmal Abwarten, was passierte. "Was … Was machst du da?" fragte er. "Ich wollte spielen, aber das geht wohl nicht alleine." Severus betrachtete das Schachspiel genauer. Das Brett war in goldene und silberne Felder aufgeteilt und die Figuren waren Rot und Grün. Er hockte sich hin und machte einfach den nächsten Zug. Sie lächelte ihn an. "Wie heißt du?" wollte sie wissen und er runzelte die Stirn. "Das weißt du doch." Sie schüttelte den Kopf. "Ich heiße Severus." Sarah fing an zu kichern. "Oh man, deine Eltern waren echt gemein. Kenn ich dich von früher?" "Früher?" "Ja, vor meinem Unfall. Ich hab eine Menge vergessen aber die Ärzte meinen, das sei normal." Severus sah in ihre blauen Augen, die ihn schon so oft angesehen hatte. Sie hatten vor Schadenfreude gestrahlt, vor Hass gesprüht und ihn wütend angefunkelt, aber noch nie hatten sie so verletzbar und unschuldig geschaut, wie in diesem Moment. Er musste seinen Blick abwenden, den es war ihm unangenehm, dass sie ihn so ansah. "Ja, wir sind zusammen zur Schule gegangen. Und du weißt gar nichts mehr davon?" "Nein." sagte sie und griff in einen Karton, aus dem sie ein Puzzleteil zog, das Schachspiel war verschwunden. Vor ihnen lag ein Puzzle, das den vorderen Teil eines alten Schlosses mit vielen Türmen zeigte. Sie legte das Teil an seinen Platz und Severus riss die Augen auf. "Wo … Wo ist das Schachbrett hin?" fragte er verwirrt und sie lachte. "Du hast doch gewonnen, weißt du das schon nicht mehr?" Er schüttelte den Kopf. Ganz sicher hatte er nicht mehr als einen Zug gemacht. "Oh Himmel, und da denken die Leute, ich sei verrückt!" "Was … Was machst du hier?" fragte er und sie blickte ihn verständnislos an. "Wie meinst du das? Ich wohne hier!" Severus spürte, das ihn jemand an der Schulter berührte, doch als er sich umdrehte, war da niemand. "Sarah? Essen ist fertig!" Das Mädchen drehte sich zur Tür. "Ich komme gleich, Mum!" Severus packte sie an Arm und sah sie eindringlich an. "Du heißt nicht Sarah! Du bist …" Das Bild vor seinen Augen verblasste und er würde heftig durchgeschüttelt. Als er die Augen aufschlug fand er sich in seinem Schlafsaal wieder und Augustus grinste ihn an. "Mann Snape, nächstes Mal häng ein Schild an die Tür, wenn du ein Date mit Misses Right hast!" Der Junge schüttelte seine rechte Hand und Severus hörte Regulus im Hintergrund kichern. Er richtete sich langsam auf. "Ich war müde!" maulte er seinen Zimmergenossen an. "Du solltest dir echt mal eine Freundin zulegen, Snape, sonst wirst du noch mal ein verschrobener Einzelgänger, der kleinen Kindern Angst einjagt!" Regulus saß auf Augustus Bett und lachte. Severus schnaubte und strich seine Robe glatt. "Idioten." murmelte er leise, als er den Schlafsaal verließ. Er saß auf der kleinen Mauer vor den Gewächshäusern und ließ das eben Erlebte noch einmal Revue passieren. Links von sich sah er den schwarzen See und auf der rechten Seite stand die Peitschende Weide. Severus war sich sicher, dass es nicht sein Traum gewesen war, sondern ihrer. Sie hatte die Umgebung geschaffen und bestimmte den Verlauf ihres Traumes. Es war ihm ein Rätsel, das er lösen wollte, doch dafür musste er schlafen. In sein Zimmer konnte er nicht zurück, da würde er nur wieder gestört werden. Sein Blick wanderte zu den Gewächshäusern und ihm kam eine Idee. Severus öffnete die Tür zum Gewächshaus Nummer Drei, das verlassen dalag, und schlüpfte hinein. Die Pflanzen hier waren für die höheren Klassen gedacht, er sah die Beete der Alraunen, die leicht erzitterten, als er an ihnen vorbei ging. Erst hatte er geplant, sich ein Kraut zu nehmen, das ihm den Magen verdarb. Doch wenn Madame Pomfrey ihm ein Brechmittel gab, dann würde der Rest seines Vorhabens nicht mehr funktionieren, und er musste unbedingt auf die Krankenstation. Zum einen wollte er einen Blick auf das Gryffindormädchen werfen und zum anderen war dies der einzige Ort, wo die anderen ihn ungestört würden schlafen lassen. Außerdem war es nicht verkehrt dort zu sein, bei dem, was er vorhatte. Severus stand vor einer Palisade, an der Feuerefeu wuchs. An den dornigen Ranken hingen knallrote Blätter, die von rauchenden Pusteln überzogen waren. Severus bekam leichte Zweifel, was seinen Plan betraf. "Warum mach ich das hier überhaupt? Das wird höllisch wehtun und … Bei Salazar, es ist doch nur Corvus!" Doch der Slytherin wusste, das er es tun würde, egal um wenn es sich handelte. Gut, bei einigen gewissen Gryffindors würde er sicher einen Rückzieher machen, aber sie war ja gar nicht so schlimm, versuchte er sich selbst heraus zureden. Dabei war er schon längst seiner eigenen, größten Schwäche in die Falle gegangen, genau wie damals, als er auf Sirius Anraten durch die Peitschende Weide gegangen war. Severus verzog das Gesicht, manchmal verfluchte er sich selbst dafür. Er war ein verdammt neugieriger junger Mann und er wollte um jeden Preis wissen, was es mit diesen Träumen auf sich hatte. Er knöpfte seinen Ärmel auf und entblößte seinen Unterarm. Severus holte tief Luft, dann drückte er den Arm in den Feuerefeu. Die Pusteln platzten auf und entluden eine Hitze, die seine Haut auf der Stelle verbrannte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog er den Arm zurück und biss sich auf die Lippe. "Ich hoffe wirklich, dass es das wert ist, Corvus!" zischte er und drückte der Arm an seine Brust. Ganz vorsichtig zog er seinen Ärmel darüber und verdeckte ihn unter seiner Robe. Dann verließ er das Gewächshaus und machte sich auf den Weg ins Schloss zurück. Zuerst ging er in seinen Schlafsaal. Augustus und Regulus waren verschwunden und er holte seinen großen Koffer unter dem Bett hervor. Darin befand sich eine kleine Truhe, in der er viele gläserne Phiolen aufbewahrte. Sie waren nicht beschriftet, doch Severus wusste genau, was in welchen Fläschchen war. Er nahm eines, mit einer glasklaren Flüssigkeit und ließ es in seiner Robe verschwinden. Dann ging der Slytherin auf die Krankenstation. --- --- --- Madame Pomfrey sah den schwarzhaarigen Jungen vor sich fragend an, der seinen verbrannten Arm an sich presste. "Mister Snape, nun reißen Sie sich mal zusammen!" "Aua, Aua, aber es tut doch so weh, können Sie denn gar nichts tun?" Poppy verdrehte die Augen. Die Jugend von heute war so wehleidig geworden. Sie legte ihm einen Murtlabverband an und bugsierte ihn zu eines der freien Betten. "So, Mister Snape, Sie bleiben hier. Ihr Gejammer kann ich ja niemanden zumuten! Ich sorge dafür, dass man Ihnen das Essen herbringt und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mich noch um wichtigere Dinge kümmern." Sie verschwand in ihrem Büro und Severus sah sich um. Er war der Einzige hier und sein Blick fiel auf die Tür, die in das Einzelzimmer führte. Er stand von seinem Bett auf, ging leise darauf zu und öffnete die Tür. Das Licht fiel sanft durch die Vorhänge auf das Bett, in dem das Mädchen lag, das ihm seinen Schlaf, und seine letzten Nerven, raubte. Die Tür wurde ihm mit einem Ruck aus den Händen gerissen und zwei graue Augen starrten ihn an. "Du? Was willst du denn hier, Schniefelus?" Sirius stellte sich ihm in den Weg und versperrte so die Sicht auf seine Freundin. "Ich … Ich wollte …" Sirius schüttelte den Kopf. "Oh bei Merlin … Schniefelus ist ein Gaffer, wer hätte das gedacht!" "Das ist nicht wahr, Black!" protestierte der Slytherin, doch Sirius drehte ihm einfach den Rücken zu. "Mir auch egal, was du hier wolltest, Schniefelus, verschwinde einfach. Im Moment gibt es echt wichtigeres als dich!" Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl und hielt Serinas Hand, dem Jungen in der Tür schenkte er keine weitere Beachtung. Severus schloss die Tür leise und ging zu seinem Bett zurück. Er zog den Schlafanzug an, der darauf lag und schlüpfte unter die Decke. Sein Arm pochte, doch das registrierte er nicht. Er wühlte in den Taschen seiner Robe und zog die kleine Phiole heraus. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht als er daran dachte, wie sie diesen Trank gemeinsam gebraut hatten. Er war ebenfalls beteiligt gewesen, als sie zu Weihnachten ihre Körper getauscht hatten und Severus schüttelte den Kopf, als er sich erinnerte, das Sirius ihn fast geküsst hätte. Er warf noch einen letzten Blick auf die verschlossene Tür, hinter der das Mädchen lag. Nein, sein Entschluss stand fest, er wollte wissen, warum ausgerechnet er es war, der in ihren Träumen herumspazieren konnte. Was war es, das sie beide verband? Er löste den Korken der Phiole und kippte den Trank mit einem Mal hinunter. Augenblicklich fielen seine Augen zu und er sank auf sein Kissen. Die Phiole rutschte aus seiner Hand, fiel auf den Boden und rollte unter sein Bett, doch da schlief der Junge bereits. --- --- --- Share Nagreb saß in einem Sessel der Hogwarts Bibliothek, die Füße auf einen Tisch gelegt und ein dickes Buch auf den Knien. Sie beobachtete allerdings den Mann, der die Regalreihen entlang ging und immer wieder ein Buch heraus zog. "Du musst nicht hier bleiben, Al. Du hast doch bestimmt im Ministerium zu tun, oder?" Moody schnaubte. "Die können mich mal! Merlin, warum gibt es hier tausende Bücher, wenn in keinem was Gescheites drin steht?" Irma Pince warf ihm einen bösen Blick zu, traute sich aber nicht, den Auror auf seine Lautstärke aufmerksam zu machen. Share stand auf und ging zu ihm. "Weil die Yarim bei euch nur eine Legende sind und es diese Parasiten bei uns nicht gibt!" Er ließ sich von ihr zu einem Sessel führen und setzte sich. "Wie hat sie das nur geschafft?" fragte Share und Moody sah sie stirnrunzelnd an. "Was meinst du?" Sie lächelte. "Alastor Moody vernachlässigt seine Arbeit, so was wäre früher undenkbar gewesen! Als du Auror wurdest gab es für dich nichts Wichtigeres als deine Arbeit." Moody blickte überrascht auf. "Woher weißt du das? Wir haben uns doch nur einmal im Jahr gesehen, wenn ich euch in den Ferien besucht habe?" Share lachte leise. "Oh Al! Du hast mir damals das Herz gebrochen! Ich war bis über beide Ohren in dich verknallt und Razul musste mir immer alles über dich erzählen!" Der Auror schüttelte den Kopf. "Du lügst!" "Frag ihn!" "Klar, wenn er wieder da ist!" lachte Moody. Razul war bereits wieder nach Ägypten abgereist, wo seine Arbeit auf ihn wartete. "Deinetwegen habe ich englisch gelernt und wollte unbedingt nach Hogwarts." "Du … Du warst doch noch ein Kind! Als Du nach Hogwarts kamst, da war ich bereits mit meiner Ausbildung fertig!" sagte er entsetzt und sie zwinkerte ihm zu. "Du hast mir immer meine Puppen verhext, das war wie ein Heiratsantrag für mich!" Moody sah schockiert aus und fing dann an zu lachen. Es wirkte befreiend und tat irgendwie gut. Die Sorge um Serina fraß ihn innerlich auf und er war Share dankbar, dass sie ihn etwas ablenkte. Sie setzte sich auf den Tisch vor ihm und sah ihn an. "Erzähl mir etwas von deiner Arbeit. Razul sagte, ihr hättet hier mächtigen Ärger mit Schwarzmagiern?" Moody winkte ab. "Hör bloß auf. Diese verfluchten Todesser terrorisieren bald ganz England! Ich war gerade wegen einem ihrer Überfälle in Birmingham unterwegs und letzte Wochen haben sie in Bristol drei Familien getötet. Dieser Voldemort hat seine Leute überall und wir kommen nicht hinterher." Er schüttelte resigniert den Kopf. "Davon stand aber nichts in eurer Zeitung, das wäre mir aufgefallen." Moody lachte verbittert. "Wovon träumst du, Shari? Die drucken doch nur, was das Ministerium ihnen sagt! Ganz unter uns, die Überfälle werden immer Schlimmer und mir sind die Hände gebunden. Wenn das so weitergeht, dann … Albus? Was ist los?" Moody war aufgesprungen, als er den Schulleiter auf sich zukommen sah. Dumbledore legte ihn die Hand auf die Brust. "Leider nichts Neues, Alastor." Er setzte sich in den Sessel, und blickte zu dem Auror auf. "Aber mir kam da eine Idee, die ich gerne versuchen würde. Dazu brauche ich jedoch dein Einverständnis." Moody sah ihn fragend an. "Ich … würde gerne in Serinas Gedanken eindringen. Ich weiß, ich kann nichts ausrichten, aber dann wüssten wir wenigstens, wie es ihr geht, was in ihr vorgeht." "Kann ihr das Schaden?" fragte Moody und der Schulleiter schüttelte den Kopf. "Ich denke nicht. Sie wird nicht einmal merken, dass ich da bin." Alastor schloss für einen Moment die Augen ehe er zustimmte. Share griff nach seiner Hand und drückte sie leicht. Als er sie ansah lächelte sie ihm aufmunternd zu. --- --- --- Severus fand sich über der Wiese vor dem kleinen Haus wieder und schwebte diesmal gleich auf das Zimmer im ersten Stock zu. Er glitt durch die Scheibe und spürte den Boden unter seinen Füßen. Es war eigentlich ein typisches Mädchenzimmer, nicht, dass er schon viele von innen gesehen hätte, aber so stellte er es sich vor und er sah sich in dem Zimmer um. Das Schachspiel stand auf einem niedrigen Regal und jetzt bemerkte er, dass die roten Springer Löwen darstellen, die Grünen hingegen Schlangen. Das Puzzle lag fertig auf einem Tisch und er ließ seine langen Finger über die Abbildung Hogwarts gleiten. An den Wänden hingen ein paar Tierposter, die einen schwarzen Hund zeigten. Auf der Fensterbank entdeckte er einen gläsernen Hirsch, in dem sich das Sonnenlicht brach und eine Stoffratte lag auf dem Kopfkissen des Bettes. Severus durchquerte das Zimmer und blieb vor einem kleinen Fernseher stehen. Auf einem Videorekorder lagen zwei Hüllen, die er in die Hand nahm. "Der Wolfsmensch mit Claude Rains und Bela Lugosi … Dracula … schon wieder dieser Lugosi." Severus betrachtete die Bilder auf der Hülle. "Und so soll ich aussehen? Corvus … Du tickst doch nicht mehr richtig! Video 2000 … Was ist das überhaupt?" Ein Geräusch ließ ihn aufhorchen. Er legte die beiden Hüllen beiseite und verließ das Zimmer. Sarah stand am unteren Treppenabsatz, wo sie sich gerade ihre Schuhe anzog. Er stieg die Stufen herunter, die unter seinen Schritten knarrten und sie blickte zu ihm auf. "Oh. Hallo Severus. Ich dachte, du wärst schon nach Hause gegangen!" Er blieb eine Stufe über ihr stehen. "Das war ich auch … irgendwie. Ich musste nur etwas erledigen." Sie stand auf und lächelte ihn an. "Ich finde es schön, dass du wieder da bist. Ich krieg nicht oft besuch, weißt du? Ehrlich gesagt … du bist der Erste!" Ihre Stimme klang traurig. "Warum nicht?" wollte Severus wissen und sie seufzte. "Ich sagte dir doch schon, die Leute halten mich für verrückt! Ich hab die erste Zeit viel unsinniges Zeug geredet, und dann vergesse ich immer so viel. Manchmal fehlt mir die Erinnerung von ganzen Tagen oder Wochen. Da kommen die anderen wohl nicht mit klar." Severus sah auf das Mädchen herab, das einen Kopf kleiner war als er. "Sag's keinem weiter, aber ich denke nicht, dass du verrückt bist." Sie sah ihn erstaun an. "Glaubst du nicht?" Severus schüttelte den Kopf. "Nein, jedenfalls nicht sehr, und ich denke, ich kann dir helfen." "Wirklich?" Er nickte. "Ja, ich denke, darum bin ich hier." Sarah strahlte übers ganze Gesicht. "Das wäre großartig! Dann könnte ich ja wieder zur Schule gehen … Ich fühle mich hier manchmal recht einsam, weißt du? Hey, ich muss gleich zum Arzt, meinen üblichen Termin, aber warum kommst du nicht einfach mit?" Der Junge nickte. "Ok, kann ich machen." Sarah nahm einen Umhang, der im Flur hing, und zog ihn über. "Woher hast du den denn?" fragte Severus mit großen Augen und sie zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht. Den hat mein Dad mitgebracht. Ist von irgend so einer Designerfirma, keine Ahnung!" Severus runzelte die Stirn. Der Umhang war purpurfarben und er konnte ganz deutlich das Erkennungszeichen der Auroren auf ihrer Brust erkennen. "Kommst du?" Sie hielt ihm die Haustür auf und er folgte ihr nach draußen. Im nächsten Moment fand er sich im Eingangsbereich eines Krankenhauses wieder und sah sich verwirrt um. "Wie … Wie sind wir hierher gekommen?" fragte er und sie lachte. "Na, mit dem Bus natürlich, wie den sonst? Denkst du etwa, ich könnte fliegen? Hallo Betty." Sarah ging auf die rothaarige Krankenschwester zu, die bei ihr gewesen war, als sie hier aufgewacht war. Severus sah durch die Eingangstür hinaus und erblickte die zementierte Auffahrt und das Krankenhausgelände. Von dem kleinen Haus und dem See war nichts zu sehen. "Ich hab einen Freund mitgebracht, ich hoffe, das ist in Ordnung, Betty?" hörte er das Mädchen sagen und drehte sich um. "Lily Evans?" Er sah die Krankenschwester erstaunt an, die lächelnd den Kopf schüttelte. "Nein, ich heiße Betty. Du wirst mich sicher verwechseln. Doktor Brendan erwartet dich bereits, Sarah." Sie zeigte auf eine offene Tür, durch die das Mädchen ging, nachdem sie ihm einen sehr merkwürdigen Blick zugeworfen hatte. Severus folgte ihr, blieb aber wie angewurzelt im Türrahmen stehen. "Was hast du Severus?" fragte das Mädchen und er schüttelte nur den Kopf. Der Arzt sah in seinen Augen wie ihr Vater aus, er sagte aber lieber nichts. "Hallo, ich bin Dr Brendan. Es freut mich zu sehen, dass Sarah endlich einen Freund gefunden hat, aber würdest du wohl bitte draußen warten bis wir fertig sind?" Er schob den Slytherin sanft auf den Flur zurück und schloss die Tür vor seiner Nase. Severus starrte das Holz an und schüttelte den Kopf. Er drehte sich um und blickte sich in der Eingangshalle um. Draußen fuhr gerade ein Krankenwagen vor. Ein riesiger Mann stieg aus und öffnete die hintere Tür, wo er eine Krankenliege herauszog. Der Mann reichte fast bis zur Decke und hatte schwarze Haare und einen Vollbart, der ihn wild aussehen ließ. Severus warf einen Blick auf die Liege und sein Unterkiefer klappte herunter, darauf lag ein zerbrochener Besen. Er rieb sich über die Augen und als er wieder hinsah huschte gerade ein großer, schwarzer Hund an ihm vorbei. Es reichte Severus. Das hier war einfach zu verrückt, er musste dem endlich ein Ende bereiten. Er drehte sich um und wollte gerade in das Behandlungszimmer stürzen, als die Tür vor Innen geöffnet wurde. "Dann bis nächste Woche, Dr Brendan." sagte Sarah und rempelte ihn an. "Oh … Hast du etwa die ganze Zeit hier gestanden?" Severus sah sie verwirrt an. "Wieso ganze Zeit? Du bist da doch erst vor zwei Minuten rein gegangen!" "Quatsch, das war vor einer Stunde! Mann Sevi, vielleicht solltest du dir auch mal einen Termin geben lassen!" Er sah das Mädchen eisig an. "Nenn mich noch einmal so und ich lass dich … Professor?" Severus starrte auf die Scheibe in der Eingangstür und er hätte schwören können, das Gesicht seines Schulleiters darin gesehen zu haben. --- --- --- "Albus? Albus, alles Ok bei dir? Was hast du gesehen?" Moody sah seinen Freund besorgt an, der gerade mit Hilfe von Legilimentik in die Gedankenwelt seiner Tochter eingedrungen war. Der alte Zauberer atmete ein paar Mal tief durch. "Das war … beeindruckend! Sie hat … alles ist real, so als würde sie in einer ganz normalen Welt leben!" Moody ließ sich kraftlos auf einem Stuhl nieder. "Sie hat also keine Ahnung, dass sie träumt?" Der Auror klang verzweifelt. "Anscheinend nicht, aber ihr Unterbewusstsein hat verschieden Bilder heraufbeschworen, die sie an unsere Welt erinn…" Plötzlich eilte der Schulleiter aus dem kleinen Zimmer und blickte sich in der Krankenstation um. Er ging auf das belegte Bett zu, und die anderen folgten ihm. "Mister Snape? Mister Snape, wachen Sie auf." Er schüttelte den Jungen sanft an der Schulter, doch der Slytherin rührte sich nicht. "Was wollen sie den von dem?" fragte Sirius und Dumbledore drehte sich zu ihm um. "Nun, ich weiß, dass wird Ihnen nicht gefallen, Mister Black, aber ich habe Mister Snape in dem Traum ihrer Freundin gesehen." "WAS? Sie meinen, meine Rina träumt von Schniefelus?" Sirius starrte den schlafenden Jungen hasserfüllt an. "Erst dachte ich das auch, aber je länger ich darüber nachdenke … Er war es selbst! Er hat mich angesehen und sogar erkannt! Ich denke nicht, dass sie ihn träumt, er ist irgendwie bei ihr." "Wie das?" fragte Moody und Albus zuckte mit den Schultern. "Ich hab keine Ahnung. Miss Nagreb, Sie vielleicht?" Share schüttelte den Kopf. "Dafür müsste er schon ein sehr mächtiger Magier sein, oder es muss eine Verbindung zwischen den beiden geben, die so stark ist, dass …" "SO WAS HABEN DIE NICHT!" Sirius ballte seine Fäuste und man konnte sehen, wie er sich bemühte, nicht über den Slytherin herzufallen. Moody bückte sich und hob etwas vom Boden auf. "Was immer es ist, er schläft nicht, weil er krank ist ... Wermut und Affodill!" sagte er, nachdem er an der Phiole gerochen hatte, die unter dem Bett gelegen hatte. "Der Trank der lebenden Toten!" sagte Share und der Auror nickte. "Weckt ihn gefälligst auf!" rief Sirius ungehalten und Albus legte ihn beruhigend die Hand auf die Schulter. "Mister Black, wir wissen nicht, warum er dort ist und welche Auswirkungen das…" "Das ist mir doch egal! Ich will nicht, dass dieser Typ im Kopf meiner Freundin rumgeistert, reicht doch, das dieser Wurm da drin ist! Wer weiß, was der dort alles anstellt!" Alle warfen einen Blick auf den Jungen. "Ich kann deine Bedenken ja verstehen, Sirius. Aber vielleicht ist er der Schlüssel zu allem. Vielleicht kann er ihr helfen!" "Pah!" Sirius drehte dem Auror den Rücken zu. "Wir müssen vor allem herausfinden, in welcher Verbindung die beiden zu einander stehen. Das ist…" "In gar keiner, verstanden!" unterbrach der Rumtreiber Share. "Er kann sie nicht leiden, und sie ihn noch viel weniger!" "Bist du etwa eifersüchtig auf diesen Jungen hier?" fragte Share und Sirius lachte. "HA! Eifersüchtig? Ich? Auf Schniefelus? Das soll ja wohl ein Witz sein? Und warum auch? Nur weil sie ihn einmal geküsst hat? Das ist doch…" "SIE HAT WAS?" "Ups!" Sirius sah Moody erschrocken an und biss sich auf die Lippen, ehe er noch mehr ausplauderte. Share schüttelte den Kopf. "Nein, ein Kuss kann so was auch nicht bewirken. Dafür wäre eine tiefere, intensivere Beziehung …" "STOP! Meine Tochter hat keine intensiven Beziehungen, zu Niemanden! Und wenn doch, dann steck ich denjenigen nach Askaban! FÜR IMMER UND EWIG!" Der Kopf des Aurors war puterrot angelaufen und Sirius versteckte sich unauffällig hinter seinem Schulleiter, während Share versuchte, ihr Grinsen zu unterdrücken. "Ganz ruhig, Al!" Sie legte dem Auror eine Hand auf die Brust. "So etwas meinte ich nicht! Ich rede von einer spirituellen, einer geistigen Verbindung." "So was hat Schniefelus doch gar nicht!" murmelte der Rumtreiber hinter Dumbledores Rücken. "Der ist doch viel zu blöd um …" Sirius verstummte und die drei Erwachsenen drehten sich zu ihm um. "Sirius? Was hast du Junge? Ist dir was eingefallen?" Moody sah den Gryffindor an, der langsam nickte. "Ich glaube schon … Miss Nagreb, wenn zwei Menschen ihre Körper tauschen würden, nur für eine kurze Zeit, könnte das so eine Verbindung herstellen?" Die Ägypterin nickte. "Ja, so etwas geht nie spurlos an einem vorbei. Es bleibt immer ein Teil in dem anderen zurück. Es ist … wie ein unsichtbares Band, das diese Menschen miteinander verbindet. Warum fragst du?" Sirius kratze sich im Nacken. "Schöne Scheiße!" murmelte er und atmete tief durch. Dann erzählte er, was an Weihnachten vor zwei Jahren passiert war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)