Another Chance I von SerinaCorvus (A Marauder Tale) ================================================================================ Kapitel 97: Trauma ------------------ 97 Trauma Ganz langsam schlug sie die Augen auf. Was war passiert? Sie erinnerte sich an ihre Mutter, die sie gerufen hatte. Dann hatte es einen Knall gegeben, gefolgt von Schmerzen und Dunkelheit. Sie versuchte zu schlucken, was sich als schwierig erwies, denn etwas steckte in ihrem Mund. Ihre Augen suchten die Umgebung ab, und sie sah einen Monitor neben sich, der mehrere gezackte Linien anzeigte und Zahlen, die sich ständig aktualisierten. Immer wenn die eine Linie nach oben ging, gab es einen Piepton und sie wusste, was da neben ihr stand. Die war ein EKG-Gerät, der ihren Herz- und Pulsschlag kontrollierte. Daneben befand sich ein Zylinder, in dem sich ein Blasebalg auf und ab bewegte. In demselben Rhythmus wurde Luft in ihre Lungen gepresst. Sie nahm immer mehr Einzelheiten in sich auf. An den hellen Wänden hingen Clownsbilder und auf den Vorhängen vor den Fenstern erkannte sie bunte Luftballons. Frische Blumen standen auf einem Tisch und an ihrem Fußende saß ein riesiger Teddybär. Links und Rechts befanden sich Gitterstäbe an ihrem Bett, vermutlich, damit sie nicht heraus fiel. Sie schloss für einen Moment die Augen und wollte tief durchatmen, doch das ging nicht. Die Maschine atmete für sie und das machte sie wahnsinnig. Auf ihrem Nachttisch entdeckte sie den Klingelknopf und wollte ihre Hand danach ausstrecken. Zu ihrem Erstaunen musste sie allerdings feststellen, dass sie an den Gitterstäben mit breiten Lederriemen festgeschnallt war. Panik stieg in ihr auf und sie fing an wie wild an den Gurten zu zerren und zu rütteln. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, was die Maschine sofort registrierte und anzeigte. Plötzlich wurde die Tür zu ihrem Zimmer aufgerissen und gleißendes Licht fiel vom Flur auf ihr Bett. Eine Krankenschwester stürmte herein und starrte sie fassungslos an. "Heilige Mutter Gottes, das glaube ich ja nicht … Ruhig, so beruhige dich doch … Es ist alles gut!" Das Mädchen starrte die unbekannte Frau an und hörte tatsächlich auf. Die Krankenschwester hatte lange, rote Haare und strich ihr eine gelockte Strähne aus dem Gesicht. Grüne Augen lächelten sie an. "Bleib ganz ruhig liegen, ja. Ich geh nur schnell den Flur runter und hol den Arzt." Die Krankenschwester eilte aus dem Zimmer und man konnte ihre Stimme hören. "Agatha? Ich bin´s Betty … Ja, du hör mal, schick bitte sofort Doktor Brendan her … Ja, das ist ein Notfall … Was? Nein, die Kleine aus Zimmer 11 ist aufgewacht … Nein ich mache keine Scherze, Agatha! Schick den Doc her, sofort!" Die Schritte der Schwester kamen zurück und Betty betrat erneut das Krankenzimmer. "So, der Arzt ist gleich hier. Du warst verdammt lang weg, weißt du das?" Das Mädchen schüttelte mit dem Kopf. "Nein, woher sollst du das auch wissen, ich Dummerchen! Ich bin übrigens Betty und … Oh, Hallo Herr Doktor." In der Tür stand ein Mann mittleren Alters. Sein Gesicht sah merkwürdig aus, ledrige Haut, die von feinen Narben durchzogen war. Dr Brendan schaltete ein kleines Licht an und starrte sie aus stahlblauen Augen an. "WOW! ich bin … Ich weiß nicht, was ich sagen soll! Du bist … Nein, versuch nicht, zu sprechen. Wir mussten dich intubieren, weil sich plötzlich Wasser in deiner Lunge angesammelt hatte. Du wärst uns fast erstickt, aber wenn es dir wirklich besser geht, können wir das Gerät später entfernen. Blinzel einfach, wenn du mich verstehst. Einmal für ja und zweimal für nein, Ok?" Sie blickte ihn an und blinzelte einmal. "Sehr gut." sagte er und trat an das Fußende, wo er ihre Decke zurück schlug. "Versuch mal, deine Zehen zu bewegen … Ok … Spürst du das?" Er zwickte sie in den großen Zeh und sie blinzelte. Dann wiederholte er es an ihrem anderen Fuß. "Hier auch? Sehr gut!" Er deckte sie wieder zu. "Schwester Betty, würden Sie wohl bitte die Gurte lösen? Ich glaube, die brauchen wir nicht mehr, hab ich Recht, Sarah?" Betty beugte sich zu ihr und lächelte sie an. Endlich waren ihre Hände frei und sie rieb sich die Handgelenke. "Versuch mal, dich aufzusetzen, aber ganz langsam! Ich will nicht, dass du gleich einen Kreislaufzusammenbruch bekommst." Sie richtete sich mit Hilfe der Schwester auf und Dr Brendan legte ihr sein Stethoskop auf den Rücken. "Hmm … Deine Lungen sind völlig frei, keine Rasselgeräusche mehr." Er sah sie zufrieden an. "Betty, helfen Sie mir mal? Ich denke, wir können den Tubus jetzt entfernen." Die Krankenschwester löste vorsichtig das Pflaster, das um das Mundstück gewickelt war. "Wenn Dr Brendan gleich den Schlauch herauszieht, dann bleib ganz locker, Ok? Atme tief aus, das macht es einfacher." Das Mädchen blinzelte einmal und sie würgte, als der Schlauch ihre Kehle verließ. "Ok, ganz ruhig, Sarah. Langsam ein- und ausatmen … Geht es?" Sie nickte. "Ja." Ihre Stimme klang rau und schwach und ihr Hals tat weh. Dr Brendan untersuchte sie und eine Woge der Vertrautheit überkam das Mädchen. "Ich kenne Sie von irgendwo her." krächzte sie und er lächelte sie an. "Das ist ganz normal, Sarah. Nur weil du im Koma lagst heißt das nicht, dass du nichts mitbekommen hast. Ich bin dein Arzt seit du vor … seit du hier eingeliefert wurdest. Da ist es kein Wunder, das ich dir bekannt vorkomme." "Was ist passiert? Wie lange … bin ich schon hier?" "Ich denke nicht, dass du schon …" Dr Brendan wich ihrem Blick aus und auch Betty schien auf einmal mit etwas Anderem beschäftigt zu sein. "Wie lange, verdammt noch mal?" Sie wollte ihre Stimme erheben, was ihr jedoch einen Hustenanfall bescherte. Der Arzt strich ihr über den Rücken. "Also gut, ich denke, du bist alt genug. Du wurdest am 30 Mai 1971 mit einer Schusswunde in der Brust hier eingeliefert. Wir haben die Kugel entfernt und dich stabilisiert, aber du bist einfach nicht aufgewacht. Das ist jetzt fast fünf Jahre her." Sie starrte ihn fassungslos an. "Fünf … Fünf Jahre?" stammelte sie. "Was ist … mit meinem Dad? Meinen … Freunden?" "Deine Eltern wurden bereits informiert, Sarah. Sie sind schon auf dem Weg hierher. Wenn du irgendetwas brauchst, dann sag Schwester Betty bescheid oder drück einfach den Knopf. Auch falls dir schwindelig werden sollte, oder irgendwas nicht stimmt. Ich werde später noch einmal nach dir sehen." Er nickte der Krankenschwester kurz zu, ehe er das Zimmer verließ. Betty baute das Atemgerät ab und drehte sich zu ihr um. "Weißt du Sarah, niemand hat damit gerechnet, dass du je wieder aufwachst und …" "Warum nennen mich hier alle so?" unterbrach sie die Krankenschwester. "Was meinst du?" "Sarah. Warum nennen Sie mich so?" "Na, aber so heißt du doch!" Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Nein, ich … ich glaube nicht." Betty setzte sich neben sie und nahm ihr Krankenblatt zur Hand. "Siehst du, hier steht es, Sarah Meyers. Das ist deine Akte also auch dein Name!" Das Mädchen rieb sich den Nacken. "Das klingt aber nicht … wie mein Name." sagte sie. Das sprechen fiel ihr noch immer schwer. "Du hast ihn lange nicht benutzt, aber du wirst dich sicher schnell wieder daran gewöhnen, Sarah zu sein, vertrau mir." Sie zwinkerte Sarah aufmunternd zu und stand auf, um die Vorhänge zur Seite zu ziehen. Helles Sonnenlicht durchflutete den Raum und Sarah kniff die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden. Sie erblickte einen dunklen Schatten, der sich vor dem Fenster bewegte. Da draußen stand jemand und beobachtete sie. Sarah wollte genauer hinsehen, als sich zwei Arme um ihren Körper schlangen und sie fest drückten. Sie drehte ihren Kopf und sah in das Tränenverschmierte Gesicht ihrer Mutter, die auf ihrem Bett saß. "Sarah! Oh, mein Gott Sarah! Was bin ich froh, das du endlich aufgewacht bist! Jeden Tag hab ich hier gesessen und dafür gebetet." "Mum?" Dr Brendan kam lächelnd durch die Tür. "Sieh mal, Sarah. Hier ist noch jemand, der dich sehen will … Sie hat schon nach Ihnen gefragt, Mister Meyers!" Fred trat durch die Tür und sah sie lächelnd an. "Wirklich? Du hast nach MIR gefragt? Ich dachte immer … Nun, wir haben uns nie so wirklich verstanden, aber das wird sich jetzt alles ändern, Sarah." Sie schüttelte den Kopf. "Ich … ich hab ganz sicher … nicht nach ihm gefragt, Doc, wie … kommen Sie nur darauf?" Dr Brendan sah die Anwesenden entschuldigend an. "Es tut mir leid, als du nach deinem Dad gefragt hast, da dachte ich, Sie wären gemeint, Mister Meyers!" Fred sah verlegen zu Boden und Serina strich ihrer Tochter sanft übers Gesicht. "Sarah, Kleines, er hat sich solche Sorgen um dich gemacht. Vielleicht könnt ihr euren Streit nach all der Zeit begraben und …" "NEIN!" Sarah Stimme war ein schiefes Krächzen. "Das ist nicht mein Dad und nenn mich nicht immer Sarah! ich heiße … hieße … Mein Name ist … ist … Ich hab's vergessen!" schluchzte sie und fing an zu weinen. Serina nahm sie in den Arm und drückte sie wieder ganz fest an sich. "Ist schon gut, Kleines, jetzt wird alles wieder gut, du wirst sehen!" Dr Brendan trat näher an das Bett heran. "Es ist ganz normal, dass sie nach einem solchen Trauma etwas desorientiert ist. Was Sarah jetzt brauch ist Ruhe und vor allem all Ihre Liebe und viel Geduld." "Die bekommt sie, Doktor." sagte Fred. "Wir sind Ihnen wirklich dankbar, dass sie uns unsere Tochter wieder gebracht haben!" Er lächelte Sarah an, die zum Fenster starrte. Der dunkle Schatten war verschwunden. --- --- --- In Korridor vor der Krankenstation stand eine aufgebrachte Gruppe Gryffindors. "Verdammt noch mal, ich will jetzt sofort zu ihr!" schimpfte Sirius wütend und trat gegen die verschlossene Tür. Remus versuchte bereits seit einer Stunde seinen Freund zu beruhigen und James hatte ihm schon seinen Zauberstab abgenommen, mit dem er die Tür hatte sprengen wollen. "Madame Pomfrey wird uns sicher Bescheid sagen, wenn es Rina besser geht." redete er auf den schwarzhaarigen Rumtreiber ein und der funkelte ihn wütend an. Peter klopfte ihn wild auf die Schulter, als er ihren Schulleiter den Gang entlang kommen sah. "Professor!" Sirius eilte auf ihn zu. ""Bitte Professor, wie geht es ihr? Niemand sagt uns was und die alte Hexe da drin will mich nicht rein lassen!" Albus legte ihm die Hand auf die Schulter. "Bitte beruhigen Sie sich, Mister Black. Madame Pomfrey wird schon ihre Gründe haben, meinen Sie nicht?" Er klopfte sanft gegen die Tür und kurz darauf erschien die Heiler mit besorgter Mine. Sie blickte die Schüler der Reihe nach an. "Sie können alle in ihren Turm zurückgehen Miss Corvus schläft jetzt und ich werde nicht zulassen, dass sie jemand stört. Niemand, verstanden?" Sie warf Sirius einen ernsten Blick zu und seine Freunde zogen ihn den Gang entlang. "Du wirst dich doch nicht von ihr abhalten lassen, oder Padfoot?" fragte ihn Peter, als sie außer Hörweite waren und Sirius warf einen Blick zurück. "Ich weiß nicht. Vielleicht hat sie ja Recht und Rina muss einfach nur mal richtig ausschlafen. Aber wenn ich morgen immer noch nicht zu ihr darf, dann jag ich diese Tür in die Luft, mit meinem Stab, oder ohne!" James drückte seine Schulter. "Keine Sorge, Bruder. Dann helfe ich dir sogar dabei!" Madame Pomfrey sah die Jugendlichen um die Ecke biegen und seufzte. "Wie geht es Miss Corvus?" fragte Dumbledore und sie schüttelte den Kopf. "Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, Albus. Sie … sie schläft." Der Schulleiter hob eine Augenbraue. "Ist das nicht normal nach einem solchen Sturz?" Das Gesicht der Heilerin verfinsterte sich. "Nein Albus, das ist es nicht! Miss Corvus liegt im Koma!" --- --- --- Es war spät am Abend, als Alastor Moody Hogwarts betrat. Er hatte sich gerade um einen Überfall der Todesser in Leeds gekümmert, als ihn die Nachricht aus der Schule erreicht hatte und jetzt stand er am Bett seiner Tochter und blickte auf das schlafende Mädchen herab. "Was fehlt ihr denn?" fragte er mit zitternder Stimme und Madame Pomfrey seufzte. "Ich weiß es nicht, eigentlich geht es ihr gut! Sie hat sich bei dem Sturz das Bein gebrochen, aber das habe ich geheilt. Der Arm war gestaucht, aber sonst fehlte ihr nichts." "Warum wacht sie dann nicht auf?" Poppy schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht!" wiederholte sie. "Ich habe getan, was ich konnte. Wir sollten sie ins St. Mungos bringen, vielleicht können die ihr helfen." "Nein!" Der Auror sah sie entsetzt an. "Wenn die herausfinden, was sie ist, dann will ich nicht wissen, was sie mit ihr machen! Wir können sie dort nicht hin bringen!" Die Heiler kam um das Bett herum auf ihn zu. "Und was sollen dir Ihrer Meinung nach dann tun, Mister Moody?" Moody fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. "Mister Moody! Ihre Tochter könnte sterben oder für immer in diesem Zustand bleiben, wollen Sie …" Der Blick der Heiler fiel durch das Fenster auf den schwarzen See, der ruhig dalag. Sie sog scharf die Luft ein und eilte plötzlich aus der Krankenstation. Die beiden Männer sahen ihr verdutzt nach. Poppy kam auf den Korridor gestürzt und lief in eine Gruppe Erstklässler, die sie erschrocken ansahen. "Wer von euch ist in Gryffindor?" fragte sie barsch und ein blondes Mädchen meldete sich schüchtern. "Gut. Lauf in euren Turm und sag Remus Lupin, dass ich ihn umgehend hier sehen will. Auf der Stelle, klar?" Das Mädchen nickte und lief los. "Sehr gut, wenigstens eine die macht, was ich ihr sage!" schimpfte Poppy vor sich hin und ging wieder zurück. Der blonde Rumtreiber betrat kurz darauf ziemlich außer Atem die Krankenstation. Er war gelaufen, so schnell er konnte und war nur froh, dass Sirius nichts mitbekommen hatte. Der hatte sich nämlich mit James in die Küche verzogen, wo sie garantiert über die Butterbiervorräte herfielen. Er sah sich um, konnte Serina aber nirgends entdecken und nahm an, dass man sie in das Einzelzimmer verlegt hatte. "Wie geht es Rina?" fragte er und Madame Pomfrey sah ihn streng an. "Nicht sehr gut, Mister Lupin, aber ich hoffe, dass Sie uns weiterhelfen können!" Remus nickte. "Natürlich, wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann." "Sie und Miss Corvus waren doch vor ein paar Wochen hier, weil Ihnen merkwürdige Körperteile gewachsen waren, Sie erinnern sich?" Remus errötete, als er daran dachte. "Und ich gab Miss Corvus etwas zu trinken, dass sie natürlich getrunken hat, oder?" Remus verzog das Gesicht. "Nicht so richtig … Sie hat es in die Blumen gekippt, weil es gestunken hat." sagte er leise und die Heilerin lief puterrot an. "Das sollte auch nicht gut riechen, das sollte helfen! Wozu bin ich überhaupt hier, hä? Wenn hier sowieso jeder macht, was er will, dann kann ich auch getrost nach Hause fahren!" Albus klopfte ihr leicht auf die Schulter. "Beruhigen Sie sich Poppy, Sie machen dem Jungen ja Angst! Mister Lupin, ich denke, Sie können wider gehen. Sie haben uns sehr geholfen, schätze ich. Oh, und sorgen Sie doch dafür, dass Mister Black und Mister Potter nicht die ganze Küche plündern, ja?" Er zwinkerte dem Rumtreiber zu und Remus zerbrach sich nicht zum ersten Mal den Kopf darüber, woher der Schulleiter solche Sachen wusste, aber von anderen anscheinend keine Ahnung hatte. Moody wartete, bis die Tür hinter dem Jungen zufiel. "Sie hat also was?" Er sah die Heilerin ratlos an, die mit Albus vielsagende Blicke wechselte. "Sie war in den See gefallen?" fragte Dumbledore und Poppy nickte. "Ja ist sie. Sie ist da reingefallen und hat nicht auf mich gehört und jetzt hat sie einen Wurm in ihrem Kopf, denn ich nicht rausholen kann, solange sie in diesem Zustand ist!" Die Heilerin klang wütend und gleichzeitig verzweifelt und Moody musste tief durch atmen. "Alastor? Was sollen wir tun, wir können ihr hier nicht mehr helfen." Moody schloss für einen Moment die Augen und Albus beobachtete seinen Freund, der blass aussah. "Woran denkst du, Alastor?" "Ich … Ich würde gerne erst jemanden zu rate ziehen, der sich mit ihr besser auskennt als wir alle zusammen. Vielleicht weiß er eine Lösung … Ich hoffe es jedenfalls!" Albus nickte und Moody machte sich auf den Weg, um den Kamin im Schulleiterbüro zu benutzten. --- --- --- Sarah schlug die Augen und blinzelte zur Decke, langsam drehte sie ihren Kopf und sah sich um. Sie befand sich in einem hellen Zimmer mit rosafarbenen Tapeten und einem beigen, flauschigen Teppich und an den Wänden hingen einige Tierposter. Sie lag auf einem Bett mit silbernem Metallgestell und richtete sich vorsichtig auf. Dies war eindeutig nicht mehr das Krankenzimmer, in dem sie vor wenigen Augenblicken noch gesessen hatte. Sie stand auf, öffnete eine Tür und ging einen kleinen, schmalen Flur entlang. Sarah erkannte den Ort, an dem sie sich befand. Es war ihr Zuhause gewesen. Hier war sie mit Fred eingezogen, nachdem ihre Mutter gestorben war. Sie betrachtete die rothaarige Frau, die in der Küche stand. "Mum? Was machst du hier?" fragte sie und ihre Mutter drehte sich lächelnd um. "Kaffee kochen, Kleines. Wir haben Besuch." Sarah schüttelte den Kopf. "Das meine ich nicht … Was ich meine ist … Du müsstest doch eigentlich … Was mache ich hier?" Die Frau zeigte auf einen Stapel Tassen. "Mir helfen, hoffe ich." Sarah rieb sich den Nacken. "Nein … Wie komme ich hierher?" Im Gesicht ihrer Mutter war jetzt eine leichte Besorgnis zu erkennen. Sie zog ihre Tochter zu dem Küchentisch und drückte sie auf einen Stuhl. "Kleines, was ist los? Was bedrückt dich?" Sarah sah sie verzweifelt an. "Ich … Ich weiß nicht, was hier los ist. Ich verstehe es nicht. Eben noch lag ich in diesem Krankenhaus und jetzt bin ich auf einmal hier. Du kochst Kaffe obwohl du tot bist und Fred …" "Kleines, schht!" Tränen liefen ihr übers Gesicht und ihre Mutter nahm sie in den Arm. "Beruhige dich. Dr Brendan hat uns ja vorgewarnt, dass so etwas passieren könnte." Sarah wischte sich übers Gesicht. "Was meinst du, Mum?" Ihre seufzte. "Wie erkläre ich es dir am Besten? Dein Gehirn muss nach der langen Zeit erst wieder lernen, Dinge zu speichern. Sie werden praktisch gelöscht. Kleines, du bist vor zwei Monaten aufgewacht und seit einer Woche bist du wieder hier bei uns. Dr Brendan war sehr stolz auf deine Fortschritte!" Sarah zermarterte sich den Kopf, doch sie konnte sich nicht an diese Zeit erinnern. "Vertrau mir, Kleines, alles ist in Ordnung. Ok? Hilfst du mir jetzt mit dem Kuchen?" Sie zeigte auf den Tisch, wo ein riesiger Schokoladenkuchen stand. Sarah runzelte die Stirn. Hatte er schon dort gestanden, als sie sich hingesetzt hatte? "Kommst du?" Ihre Mutter stand bereits in der Tür mit einem Tablett und Sarah hörte auf, sich Gedanken darüber zu machen, wo der Kuchen herkam oder die letzten Wochen hin waren. Sie nahm den großen Teller und folgte ihrer Mutter ins Wohnzimmer, wo Fred mit dem Besucher saß. Der Mann war wesentlich älter als Fred. Er hatte weiße Haare und einen weißen Vollbart. Auf seiner Nase saß eine halbmondförmige Brille, durch die er sie freundlich ansah. "Oh, wie schon, ich liebe Zitronenkuchen!" Sarah starrte auf den Kuchen in ihren Händen und stellte ihn zitternd auf dem Couchtisch ab. "Werd ich verrückt?" dachte sie. "Ich hab doch … Es war doch Schokolade." Ihre Mutter schnitt den Kuchen an, als ob nichts gewesen wäre und verteilte ihn auf die Teller. "Ich bin … gleich wieder da." stammelte Sarah und flüchtete aus dem Raum. Im Flur lehnte sie sich gegen die Wand und schloss die Augen. "Es war ein Zitronenkuchen, Sarah, du hast dich in der Küche nur verguckt!" Sie atmete tief durch und öffnete die Augen. An der gegenüberliegenden Wand hing ein Spiegel und sie blickte ungläubig hinein, denn er zeigte nicht ihr Spiegelbild. Erst sah sie nur einen dunklen Schatten, der immer näher zu kommen schien. Er nahm deutliche Umrisse an und das Bild wurde immer klarer. Ein schwarzhaariger Junge mit dunklen Augen blickte ihr entgegen. "Du?" fragte er fassungslos und sie blinzelte ein paar Mal. "Sarah, wo bleibst du?" rief ihre Mutter aus dem Wohnzimmer und Sarah drehte sich in ihre Richtung. "Ich komme gleich!" rief sie zurück, doch als sie wieder in den Spiegel sah, war der Junge verschwunden. --- --- --- Razul Nagreb stieg aus dem Kamin in Dumbledores Büro. Er hatte sich sofort auf den Weg gemacht, als Moodys Hilferuf ihn erreicht hatte und durch die Fenster sah er gerade die Sonne aufgehen. "Du siehst schlecht aus, mein Freund!" begrüßte er den Auror mit seinem unverkennbaren Akzent und Moody umarmte ihn. "Ich freue mich auch, dich zu sehen, Razul." Albus bot dem Mann einen Stuhl an. "Setzten Sie sich, Razul. Glauben Sie, dass Sie ihr helfen können?" Der Ägypter setzte sich kopfschüttelnd. "Ich denke nicht, Professor, es tut mir leid. Ich beschäftige mich nur mit der Geschichte der Ursprünglichen und deren Kinder. Aber ich kenne jemanden, der für diese Aufgabe geeignet ist." Moody sah ihn fragend an. "Du willst einen Außenstehenden einweihen?" "Ich will nicht, mein Freund, ich habe es bereits getan. Zu mindest teilweise!" Der Auror sog scharf die Luft ein. "Hältst du das für Klug? Ich meine, können wir ihm trauen?" Er klang besorgt und Razul legte ihm die Hand auf die Schulter. "Mein Freund, ich würde ihr mein Leben anvertrauen!" Das Feuer in dem Kamin färbte sich erneut grün und eine junge Frau trat heraus. Ihre blauschwarzen Haare waren zu einem Zopf gebunden, der ihr auf den Rücken fiel. Ihre Haut hatte einen bronzefarbenen Teint und ihre großen, braunen Augen sahen sich in dem Büro neugierig um. Razul erhob sich aus seinem Stuhl und ging auf die Frau zu. "Share, ich bin froh, dass du so schnell kommen konntest!" Sie lächelte ihn an. "Wenn mein Bruder meine Hilfe braucht, dann bin ich da, das weißt du doch, Razul!" sagte sie mit demselben Akzent und drückte den Ägypter an sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)